Und plötzlich ist die Liebe da

– oder –

 

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Als Ruth in ihren Heimatort zurückkehrt, erlebt sie eine Überraschung: Andrew McWilliam ist der neue Tierarzt! Früher waren sie beste Freunde, heute jedoch weckt Andrew ganz andere Gefühle in ihr. Aber nach einer Enttäuschung scheint er nicht mehr an die Liebe zu glauben …


  • Erscheinungstag 14.08.2019
  • Bandnummer 1
  • ISBN / Artikelnummer 9783733749941
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Endlich war er zu Hause.

Mac saß noch einen Augenblick im Wagen vor dem Tor, während der Motor lief, um sich zu entspannen. Es war eine lange Fahrt gewesen, aber jetzt war sie vorbei. Alles war vorbei.

Nun war er zu Hause. Es war schon spät, als die vertraute Silhouette des langen, niedrigen Farmhauses mit den Scheunen und den Ställen auftauchte.

Das Innere des Hauses war bis auf die Küche dunkel – Macs Lieblingsraum, wo immer schon Lachen und Gespräche gewesen waren, der Platz, wo er als Kind die Lämmchen gefüttert, seine Mutter die ganze Familie beköstigt hatte und jedermann willkommen war. Das Licht warf einen goldenen Willkommenslichtstrahl auf die mit Kies bedeckte Einfahrt, während Mac beobachtete, wie seine Mutter in der Küche herumhantierte.

Es war nichts Ungewöhnliches. Für Mac lag darin eine Normalität, die ihn beruhigte. Und Ruhe war das, was er im Moment am meisten brauchte, denn er fühlte sich unwohl und nervös. Natürlich hatte er die Mahlzeit verpasst, aber das war egal. Es gab immer reichlich zu essen, und so hungrig war er nicht – er freute sich einfach nur, wieder zu Hause zu sein.

Er stieg aus dem Wagen, öffnete das Tor und fuhr auf das Grundstück. Als die Reifen auf dem Kies knirschten, begannen im Haus die Hunde zu bellen. Plötzlich ging das Licht in der Diele an, die Eingangstür wurde geöffnet, und Macs Vater stand auf der Schwelle. Er blinzelte in das helle Licht auf der Veranda.

„Andrew? Bist du es?“

Mac stellte den Motor ab und stieg aus dem Wagen. „Hi.“

Er hörte das Geräusch des Kieses unter den Schritten seines Vaters, als er auf ihn zukam. „Du bist ja früh zurück – wir haben dich nicht vor dem Wochenende erwartet. Was für eine schöne Überraschung.“

„Sie haben mich nicht gebraucht, da dachte ich, ich könnte auch genauso gut abfahren.“ Mac merkte, wie sparsam er mit den Tatsachen umging. „Es muss wohl Mums gute Küche sein.“

„Wahrscheinlich.“ Sein Vater umarmte ihn. „Schön, dich zu sehen.“ Er trat zurück und betrachtete seinen Sohn. „Du siehst müde aus.“

„Es ist auch eine lange Fahrt von Cumbria nach Suffolk“, sagte Mac und ging, um das Tor zu schließen und dem forschenden Blick seines Vaters zu entkommen.

„Ich weiß, aber … es ist nicht die Müdigkeit. Du siehst so abgespannt aus … eher unglücklich.“

Mac zuckte die Achseln und holte seine Reisetasche aus dem Wagen. „Mir geht es gut“, sagte er. „Ich brauche nur etwas Schlaf.“

Oje! Er wollte, es wäre so einfach, was aber nicht der Fall war. Ganz abgesehen von den Ereignissen des heutigen Tages war eine Ruhelosigkeit, eine tiefe Unzufriedenheit in ihm. Er hatte sich noch nicht an den letzten Job gewöhnt, und an sein Privatleben dachte er derzeit besser nicht.

Er war für eine paar Tage nach Hause gekommen, um sich um die Tierarztpraxis seines Vaters zu kümmern, während seine Eltern eine wohlverdiente Pause machten. Mac wollte hier seine Wunden lecken. Er brauchte Zeit, um über seine Zukunft nachzudenken und den nächsten und zweifelsohne verheerenden Schritt zu planen.

Aber nicht jetzt. Nun kam seine Mutter mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Sie schimpfte mit ihm, weil er nicht angerufen hatte, damit sie für ihn hätte kochen können. Dann zog sie ihren Sohn an sich und umarmte ihn, sodass Mac im Nu alle Sorgen vergaß. Er ließ sich von seinen Eltern in die Wärme und Sicherheit des Hauses führen.

Die Hunde sprangen um ihn herum, stießen an seine Hand, um Macs Aufmerksamkeit zu erregen. Sie waren zu gut erzogen, um hochzuspringen, aber nicht so gut, als dass sie nicht um Zuneigung buhlten. Nachdem Mac sich an den Küchentisch gesetzt hatte, legten die Hunde ihre Köpfe auf seine Knie, und er kraulte ihre Ohren. „Es ist so gut, zu Hause zu sein“, meinte er lächelnd, während die Hunde mit den Schwänzen wedelten, als wollten sie ihm zustimmen.

Die Eltern sahen sich an. Ihre Blicke sprachen Bände, aber Mac war zu müde, um das zu bemerken. Stattdessen schloss er die Augen und ließ ganz einfach die vertrauten Gerüche und Klänge auf sich wirken.

„Hast du schon gegessen?“, unterbrach seine Mutter das Schweigen. „Es ist noch etwas von der Kasserolle da; ich kann sie dir aufwärmen.“

„Klingt ganz gut“, meinte Mac. „Ich gehe nur kurz meine Hände waschen. Ich bin direkt nach der Operation losgefahren.“ Nachdem er Krista und seinen Nachfolger getroffen hatte …

„Du bringst dich noch einmal um, wenn du dich immer so anstrengst“, wies die Mutter Mac zurecht, nachdem ihrem besorgten Blick die Ringe unter seinen Augen nicht entgangen waren.

Mac fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Ich muss mich nur gerade frisch machen. Zwanzig Minuten.“ Dann ging er nach oben in sein altes Zimmer, warf die Reisetasche auf das Bett und holte sein Waschzeug heraus.

Er zog sich aus, duschte und rasierte sich. Jetzt war es besser, und seine Mutter würde ihn für einen Moment in Ruhe lassen. Danach zog er sich frische Kleidung an, Jeans und ein bequemes Hemd, darüber ein dickes Sweatshirt. Dann ging er wieder hinunter in die Küche, wo seine Mutter gerade einen Teller mit dampfendem Fleisch auf den Tisch stellte.

„Iss“, sagte sie. Und Mac versuchte gar nicht erst zu widersprechen. Mit einem Mal hatte er einen Bärenhunger.

Sie sagten nichts, sondern saßen still beisammen, bis Mac aufgegessen hatte. Als er den leeren Teller von sich schob, stellte seine Mutter eine Tasse Kaffee auf den Tisch. „Besser?“, fragte sie.

„Sehr viel besser. Danke.“ Er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich. Seufzend lehnte sie sich gegen ihn und erwiderte die Umarmung.

„Es ist gut, dass du wieder hier bist. Wir haben dich so vermisst.“

„Ich habe euch auch vermisst. Wie steht’s bei euch? Gibt es etwas Bestimmtes?“

Als das Telefon plötzlich läutete, lachte Macs Vater. „Ja … man ruft mich an.“ Er stand auf, griff nach dem Hörer und machte sich Notizen. „Gut. Ich bin gleich bei Ihnen. Machen Sie bitte schon etwas Wasser warm für das Paraffin.“

Er legte auf. „Ein Pferd mit einer Kolik. Das kann Stunden dauern. Jenny, kannst du mich auf dem Handy anrufen, wenn mich noch jemand braucht?“

„Ich kann doch die Anrufe entgegennehmen, bis du zurück bist“, meinte Mac.

„Mal sehen“, antwortete der Vater. „Du brauchst jetzt Ruhe.“

„Nicht so dringend. Morgen ist auch noch ein Tag …“

Wieder ging das Telefon, und der Vater nahm den Hörer auf. „McWilliam.“ Er zog die Augenbrauen zusammen und warf seinem Sohn einen Blick zu. „Gut. Es wird gleich jemand bei Ihnen sein. Lassen Sie bitte draußen am Haus ein Licht an.“

Er legte auf. „Einer von Mrs. Blewitts Hunden ist zusammengebrochen, als er eine Katze gejagt hat. Kann ein Herzproblem sein. Kannst du mir einen Gefallen tun und nachsehen?“

Mac stand auf, froh darüber, den forschenden Blicken seiner Mutter zu entkommen. „Sicher. Ich mag die alte Mrs. Blewitt. Ich gehe mir ihren Hund anschauen. Mit Sicherheit hat er Übergewicht.“

„Wahrscheinlich. Du kennst ja den Weg, oder? Clematis Cottage?“

Mac nickte, und schon war sein Vater verschwunden. Mac gab seiner Mutter einen Abschiedskuss, zog seinen Mantel an und ging mit einem Seufzer der Erleichterung nach draußen. Immer konnte er der Wahrheit nicht entfliehen, aber zumindest heute Abend würde er noch einmal seine Gedanken sammeln können …

Er erinnerte sich noch an das Häuschen von Mrs. Blewitt. Es lag an einer kleinen Straße im Dorf, etwas abseits von den anderen, leicht baufällig, aber sehr malerisch. Mac erinnerte sich auch an die vielen übergewichtigen Katzen, die im Laufe der Jahre in die Praxis gebracht wurden und alle aus lauter Liebe zu Tode gefüttert worden waren.

Sie wird es nie lernen, dachte Mac.

Er fuhr durch die Straßen des Dorfes. Alles war so bekannt, so verlässlich – er war daheim. Dies war genau das, was er jetzt brauchte.

Er parkte vor dem Häuschen, holte seine Tasche vom Rücksitz und öffnete das Tor. Sofort hob ein ganzer Chor mit wildem und heiserem Gebell an. Mac hatte die Hand auf dem Türklopfer, als die Tür schon aufging und eine Frau ihn ansah – eine junge, schöne Frau mit einem Lächeln auf den Lippen und mit Augen, die den Himmel entzünden konnten. Augen, die Mac sehr bekannt vorkamen.

Langsam ließ Mac seine Hand sinken. „Ruth?“

Eine Sekunde lang starrten sich die beiden an, dann wurde das Lächeln der jungen Frau noch breiter. „Mac?“

Der Anblick ihres strahlenden Gesichts fuhr ihm durch den Körper. „Ich kann kaum glauben, dass du es bist!“ Er stellte seine Tasche ab und nahm die Frau in seine Arme. „Es ist so gut, dich zu sehen.“

Ruth Walker, dachte er und war glücklich. Nach Hause zu kommen, wurde immer schöner …

Er ist nicht größer, aber kräftiger geworden, dachte sie. Seine Arme waren muskulöser und die Schultern breiter. Jetzt war er ein Mann und nicht mehr der schlaksige Junge, mit dem sie aufgewachsen war. Und sein Lächeln wärmte Ruth das Herz – wie immer schon.

Sie zog Mac ins Haus. „Ich hätte es ahnen müssen – dein Vater hörte sich am Telefon etwas unbestimmt an. Aber du solltest ja eigentlich noch nicht zu Hause sein!“

„Ich hatte keine Ahnung, dass du hier bist. Ich nehme an, du bist im Dienst. Ist Mrs. Blewitt krank?“

„Ach, weißt du es nicht, Mac? Sie ist schon vor Monaten gestorben. Jetzt wohne ich hier.“

„Aber … mein Vater sagte etwas von ihren Hunden …“

„Es ist ziemlich kompliziert. Komm herein. Toby ist in der Küche. Er geht ständig im Kreis herum und hält seinen Kopf merkwürdig abgewinkelt. Und er ist fett; du brauchst gar nichts zu sagen. Ich habe ihn schon auf Diät gesetzt, aber offensichtlich kann er auch von Luft leben, oder er holt sich sein Fressen irgendwo anders.“

Ruth führte Mac in die Küche und kniete am Herd nieder, wo der Korb des Hundes stand.

Ruth stieß Toby sanft an der Schulter. „Hier, Toby, Mac ist zu Besuch gekommen. Sag Hallo.“

Der Hund hob seine Schnauze, während er mit dem Schwanz wedelte.

„Armer Kerl. Was hat er denn?“, fragte Mac, ließ sich neben Ruth nieder und hielt dem Hund die Hand hin, damit er daran schnüffeln konnte.

Als Ruth und Marcs Hüften einander berührten, hatte sie sofort das Gefühl, jeden Zoll seines gut gebauten, muskulösen Körpers zu spüren. Sie stand auf und zog sich zurück. Wie mechanisch füllte sie den Wasserkessel. „Kaffee?“ Ihre Stimme klang angespannt.

„Danke“, meinte Mac und streichelte den Hund. „Wie lange ist er schon so? Mein Vater sprach davon, dass er eine Katze gejagt hätte.“

„Hat er auch. Erst ging es ihm noch gut, in der nächsten Minute dann gab es ein Geräusch, und er war ohnmächtig.“

Sie beobachtete, wie er dem Hund Herz und Lunge abhörte und danach seine Augen untersuchte. Nie waren Macs Schultern so breit gewesen …

„Du sagtest, du hättest ein Geräusch gehört?“

„Ja. Wieso?“

„Ich frage mich, ob er sich vielleicht den Kopf gestoßen hat. War irgendetwas in der Nähe? Ein Stuhlbein? Er hat grauen Star – vielleicht hat er das Hindernis nicht gesehen, und er scheint eine kleine Beule am Kopf zu haben.“

„Kann sein. Er sieht nicht gut. Er ist da drüben beim Klapptisch hingefallen. Vielleicht ist er ja dagegengelaufen.“

„Lässt er es zu, dass ich ihn aufhebe?“

„Oh ja. Er lässt jeden an sich heran. Er ist ganz sanft.“

Ruth sah, wie Mac den dicken kleinen Hund aus dem Körbchen hob und ihn auf die Füße stellte. Einen Moment schwankte das Tier, bis es dann aber sicher auf allen vieren stand.

„Kannst du ihn rufen? Ich will sehen, wie er geht.“

Ruth kauerte sich nieder. „Toby? Komm her.“ Der Hund kam zu ihr, mit scharfem Rechtsdrall. Immer noch hielt er den Kopf abgewinkelt, und Ruth sah, dass er desorientiert war.

„Guter Kerl“, meinte Ruth, ging zu Toby und streichelte ihn. „Hat er eine Gehirnerschütterung?“

„Ich glaube ja. Zum Glück dauert so etwas nicht sehr lange, aber du solltest ihn beobachten. Ich denke nicht, dass er in die Praxis muss. Du kannst hier besser auf ihn aufpassen. Aber wenn er morgen immer noch so übel dran ist, solltest du ihn vorbeibringen.“

„Ich habe morgen frei – ich kann den ganzen Tag bei ihm bleiben.“

Mac legte den Hund zurück ins Körbchen und streichelte ihn. „Gut. Er braucht jetzt Ruhe. Und gib ihm ein paar Stunden nichts zu fressen. Was bekommt er normalerweise?“

„Das Gleiche wie die anderen – eine Diätmischung und Dosenfutter mit Fleisch. Ich habe ihre Mahlzeiten drastisch reduziert, als ich sie geerbt habe, aber es dauert ewig, bis er sein Gewicht verliert.“

Mac hob den Kopf, und Ruth konnte seine strahlenden blauen Augen in der düsteren Küche sehen.

„Geerbt?“, fragte er.

„Es ist eine lange Geschichte. Wie willst du deinen Kaffee?“

„Mit Milch, ohne Zucker und nicht zu stark. Ich würde gerne noch etwas bleiben und den Hund beobachten. Ist das okay?“

„Na klar. Glaubst du, er muss behandelt werden?“, fragte Ruth. „Eine Ultraschalluntersuchung? Das Geld dafür hätte ich.“

„Wir werden sehen, aber ich würde ihn ungern nach Cambridge schicken, um ihn zu operieren. Er ist schon alt und hat vielleicht einen Herzklappenfehler – das kommt bei Yorkshireterriern häufiger vor. Ich glaube, ich habe ein leichtes Rauschen gehört, aber weil der Ofen auch Geräusche macht, kann ich das schwer sagen. Wir röntgen ihn und machen ein EKG. Und du musst wohl einfach akzeptieren, dass er schon recht alt ist, Ruth.“

Er sprach mit sanfter Stimme, aber seine Worte waren unmissverständlich. „Er wird blind und hat Übergewicht, sodass eine Narkose in jedem Fall riskant ist, falls er einen Tumor hat, auch wenn man ihn operieren könnte. Im Moment bin ich aber fast sicher, dass es nur eine Gehirnerschütterung ist. Wenn ich aber damit unrecht haben sollte, möchte ich lieber den Dingen ihren Lauf lassen.“

Ruth nickte. Mac hatte recht. Nur weil Geld genug da war, hieß das noch lange nicht, dass die Tiere um jeden Preis am Leben erhalten werden mussten. Und falls es wirklich ein Tumor sein sollte, war es besser für das Tier, auf ihrem Schoß oder am Ofen zusammengerollt zu sterben. Wenn er doch nur dünner werden würde …

„Er hat doch keine Schmerzen, oder?“

„Nein. Er wird dich bloß hassen, wenn du ihm die Essensration kürzt. Er braucht eine ganz spezielle kalorienarme Diät, aber die ist teuer.“

„Das sollte kein Problem sein, denn dafür ist das Geld gedacht.“

Verwirrt blickte Mac sie an.

„Mrs. Blewitt hat mir ihr Häuschen und etwas Geld hinterlassen“, erklärte Ruth, „damit ich mich um die Tiere kümmere, solange sie noch leben.“

„Nicht schlecht. Ich wette, ihre Verwandten waren begeistert davon.“

„Das kann ich leider nicht behaupten. Ihr Cousin zweiten Grades war der nächste Verwandte, und er drohte mir mit dem Gericht, aber es war alles rechtlich abgesichert. Sie hat entsprechend vorgesorgt und dem Anwalt gesagt, dass ihr Cousin zu Lebzeiten nicht im Geringsten an ihr Interesse gezeigt hätte, und ihre Tiere würden ihr Heim brauchen und wären wichtiger als der Cousin. Ich habe ihr versprochen, mich nach ihrem Tod um ihre Hunde zu kümmern. Also habe ich gar keine Wahl.“

„Kommst du mit den Tieren klar?“

„Ja, ich denke schon, aber es sind doch recht viele.“

„Wie viele denn?“

„Drei Hunde – Toby und seine Schwester Twinkle und ein Cairn-Terrier, der Dougal heißt und wie ein Wischmopp aussieht. Dann noch sieben Katzen. Ach, und der Wellensittich.“

„Sieben Katzen und ein Sittich? Oha!“

„Ich fürchte schon, dass ich einmal hierher komme und einen Haufen Federn vorfinde. Aber er unterhält die Katzen, und die Katzen unterhalten die Hunde. Komm her und setz dich – das Feuer ist an. Es zieht leider nicht besonders. Ich muss den Kamin fegen lassen.“

Mac folgte Ruth durch das Wohnzimmer. Als er sich unter der niedrigen Tür bückte, erschien ihr der Raum noch kleiner. Ruth warf einen weiteren Holzscheit ins Feuer und schimpfte mit Twinkle und Dougal, weil sie Mac ansprangen.

„Verscheuch die Katze vom Sessel und setz dich, wenn dir die Haare nichts ausmachen. Dougal, lass das!“

„Berufsrisiko.“ Er nahm die Katze hoch, setzte sich, legte das Tier auf seinen Schoß und machte auch noch Platz für Dougal. „Du hast also das Haus geerbt und noch Geld dazu, damit du dich um die Tiere kümmern kannst.“

„Stimmt. Es ist nur schwer, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sollte ich das tun, was Mrs. Blewitt auch getan hätte, oder lieber das, was für die Tiere gut ist? Ich weiß nicht, ob das immer dasselbe ist.“

„Ein schwere Frage. Ich glaube, du solltest lieber das tun, was für die Tiere gut ist. Dein Gewissen muss dabei rein sein.“

„Freut mich, dass du das sagst. Ich denke genauso, aber ich weiß, dass ich mich schuldig fühlen werde, wenn ich für einen von ihnen die letzte Entscheidung fällen muss. Zum Glück müssen wir dies nicht in unseren Familien tun!“

Mac streichelte das rötliche Fell der Katze. „Und was passiert, wenn sie alle an Altersschwäche gestorben sind? Geht das Haus dann an die Wohlfahrt, an den Cousin, oder gehört es dir?“

„Es gehört mir.“ Ruth hatte es sich im anderen Sessel bequem gemacht, Twinkle lag auf ihrem Schoß. „Obwohl ich sagen muss, dass es wie ein geschenkter Gaul ist. Es muss neue Elektroleitungen bekommen, es gibt keine Zentralheizung, und die Fenster sind undicht. Es würde mich ein Vermögen kosten, das ich nicht habe, um alles in Ordnung zu bringen. Nächste Woche sollen die elektrischen Leitungen repariert werden. Deshalb habe ich morgen frei, weil die Handwerker kommen, mit denen ich besprechen werde, was getan werden muss. Dann kann ich wenigstens heizen, ohne dass die Sicherungen durchbrennen.“

„Das ist ja eine großartige Erbschaft.“

„Genau. Und jetzt genug von mir. Sag mir, was du machst. Dein Vater meinte, du würdest zu Weihnachten ein paar Tage nach Hause kommen, aber nun bist du schon so früh hier.“

„Ich wollte ein wenig ausspannen.“

„Das ist gut, aber kannst du es dir erlauben, so lange von deiner Arbeit wegzubleiben?“

Eine ganze Weile sagte Mac nichts, sondern kraulte die Katze am Ohr. Die Stille wurde nur durch das Zischen der Holzscheite im Feuer und das zufriedene Schnurren der Katze unterbrochen. Als Mac weiterhin schwieg, fragte sich Ruth, ob sie verbotenes Terrain betreten hätte. Als er endlich den Kopf hob und sie anschaute, wusste sie, dass sie es getan hatte.

„Ich bin damit fertig“, sagte er einfach, und Ruth spürte, dass er nicht nur über den Beruf sprach. „Es lief einfach nicht. Mein Privatleben war eine Katastrophe, mein Job unbefriedigend – es war Zeit abzuhauen.“

Nun war Ruths Neugier angestachelt, aber Mac lud nicht zu weiteren Fragen ein. In seinen Augen stand eine Niederlage geschrieben, die Ruths sanftes Herz verwirrte, sodass sie ihn am liebsten angefasst hätte.

„Wer war sie?“, fragte sie.

Zum Glück tat Mac nicht so, als würde er nichts verstehen. „Eine von meinen Kolleginnen, eine Tierärztin. Sie war älter als ich, um die zweiunddreißig. Sie hängte sich an mich, als ich ankam, und nach ein paar Wochen hatten wir eine Affäre. Es war alles andere als glücklich. Wir haben viel gestritten, ließen es dann bleiben, und alles war wieder in Ordnung, bis zum nächsten Mal. Es war sehr anstrengend.“

„Warst du verlobt?“

„Nein. Wir haben nicht über die Zukunft geredet – wir waren ja nicht sicher, ob wir überhaupt eine haben würden, und ich glaube auch, dass keiner von uns an einer ständigen Beziehung interessiert war. Ungefähr zwei Jahre lang waren wir in einer Beziehung mit vielem Hin und Her. Wir haben nicht einmal zusammengewohnt – nicht offiziell. Nicht richtig. Es war ziemlich unbestimmt.“

„Was ist denn passiert? Was hat sich geändert?“

„Es ging einfach nicht mehr. Nichts ging mehr. Ich mochte den Job nicht – ich fand, ich hatte nicht genug Verantwortung. Mein Vorgesetzter hat alle Operationen selber gemacht. Ich hätte längst dort aufhören sollen.“

„Und die Frau?“

„Krista? Ich sah für uns kein gemeinsames Ziel, keine Zukunft, also habe ich ihr gesagt, es wäre vorbei. Ich kündigte, und sie haben mit meinem Nachfolger gesprochen. Er hat am Montag angefangen – die Idee war, dass ich ihn ein paar Tage lang einarbeite.“

Macs Stimme klang gepresst, während Ruth sah, wie seine Gesichtsmuskeln arbeiteten. Sie spürte, dass er am liebsten nicht mehr weiterreden wollte. „Was ist passiert, Mac?“

„Ich habe an diesem Mittag operiert“, sagte er. „Dann waren wir fertig, und alle gingen zum nächsten Pub, weil eine der Schwestern Geburtstag hatte. Ich bin noch geblieben und habe danach aufgeräumt, als ich Geräusche in einem der Sprechzimmer hörte. Ich schaute nach – und da waren die beiden …“

„Zusammen? Ich meine – richtig …?“

„Ja. Richtig zusammen. Sie waren so miteinander beschäftigt, dass sie mich nicht einmal gehört haben, bis ich die Tür hinter mir zugeschlagen habe. Krista lief hinter mir her, entschuldigte sich, aber ich wollte einfach nur noch fort. Ich sagte den beiden, dass er wohl keine Hilfe mehr von mir brauchte, er schien seine Rolle als mein Nachfolger sehr ernst zu nehmen. Aber ich fand, er hätte eigentlich noch warten können, bis ich fort bin“, fügte Mac bitter hinzu.

Autor

Caroline Anderson

Caroline Anderson ist eine bekannte britische Autorin, die über 80 Romane bei Mills & Boon veröffentlicht hat. Ihre Vorliebe dabei sind Arztromane. Ihr Geburtsdatum ist unbekannt und sie lebte die meiste Zeit ihres Lebens in Suffolk, England.

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