Verlangen nach dem Boss

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Er drehte sich zu ihr um. Sie zitterte angesichts der lodernden Begierde in seinen Augen. Nur einmal verrückt sein, keine Grenzen kennen, sich in den Armen eines Mannes verlieren. Sally zögert nicht lang, als der gut aussehende Kirk Tanner sie nach einem ausgelassenen Abend mit in sein Bett nehmen will. Zwar kennt sie ihn kaum, doch seine Blicke versprechen ihr pure Lust. Am nächsten Morgen schleicht sie sich aus seiner Wohnung und seinem Leben. Nicht ahnend, dass sie ihn bald wiedersehen wird: Der Millionär ist ihr neuer Boss! Und nicht nur das - die Stunden der Ekstase mit ihm haben ungeahnte Folgen …


  • Erscheinungstag 22.01.2019
  • Bandnummer 2065
  • ISBN / Artikelnummer 9783733724764
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Kirk saß im gedämpften Licht der Bar, als das Aufblitzen hellblonder Haare in der Nähe des Eingangs seine Aufmerksamkeit erregte. Eine Frau kam durch die Tür, dicht gefolgt von einem hochgewachsenen, gut gebauten Mann. Sie drehte sich um und sagte etwas zu ihm. Es sah zuerst so aus, als würde er widersprechen, doch dann nickte er schließlich und verschwand nach draußen. Interessant, dachte Kirk. Der Typ war eindeutig ein Angestellter, vielleicht ein Bodyguard, der offensichtlich von ihr weggeschickt wurde.

Kirk trank einen Schluck Bier und beobachtete, wie die Frau den Raum durchquerte. Sie schien jemanden zu suchen und bewegte sich dabei mit unbewusster Sinnlichkeit. In der eng geschnittenen Hose und der locker fallenden Tunika wirkte sie so, als wollte sie ihren kurvigen und zugleich schlanken Körper verstecken. Doch das, was er sah, hatte bereits sein Interesse geweckt. Die meisten Frauen hassten es, wenn sie wohlgerundete Hüften und einen ausgeprägten Po hatten. Angesichts der Art, wie sie sich kleidete, schien auch sie kein Fan davon zu sein. Aber er war es. Um genau zu sein, er mochte ihre Konturen sehr.

Wen suchte sie? Ihren Freund wahrscheinlich, dachte er und verspürte einen kleinen Stich der Eifersucht, während seine Augen sie von Kopf bis Fuß musterten. Müde und auf der Suche nach besserer Gesellschaft als Personalakten und Finanzprognosen war er heute Abend hierhergekommen. Wie es nun aussah, hatte sich das gelohnt. Er war augenblicklich hellwach, als sein Blick über den Körper der fremden Blondine glitt.

In diesem Moment sah sie die Person, nach der sie gesucht hatte. Ihre Züge erhellten sich, sie hob grüßend die Hand und ging direkt auf ihr Ziel zu. Kirk entspannte sich, als er das Paar erblickte, das sie freundschaftlich begrüßte. Also doch kein Freund, dachte er und lächelte innerlich, während er noch einen Schluck von seinem Craft-Bier nahm.

Der Mann reichte ihr einen Martini, den er offensichtlich schon zuvor für sie bestellt hatte. Sie schien demnach eine zuverlässige und pünktliche Person zu sein. Leider waren das nicht unbedingt Charaktereigenschaften eines Menschen, der sich auf kurze, heftige Affären einließ, was Kirks momentanem Interesse entsprochen hätte. Ihm entfuhr ein leiser Seufzer. Er hatte seine Lebensplanung fest vor Augen. Im Moment war seine Firma gerade im Begriff, mit ‚Harrison Information Technology‘ hier in Bellevue zu fusionieren. Das würde die Dinge zwar beschleunigen, aber eine feste Beziehung stand für ihn trotzdem in nächster Zeit nicht an. Sobald er dafür bereit war, würde er dieses Projekt genauso angehen wie seine Arbeit – mit viel Recherche und der Absicht, es gleich beim ersten Mal richtig zu machen. Denn Kirk Tanner machte keine Fehler – und er suchte ganz bestimmt nicht nach Liebe.

Er wandte seinen Blick von der Frau ab, doch etwas an ihr ließ ihn nicht los. Irgendetwas Vertrautes, das er nicht genau benennen konnte. Erneut sah er zu ihr hinüber und studierte sie genauer. Er ertappte sich bei dem Wunsch, über ihr goldblondes Haar zu streichen.

Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, wandte sie sich in diesem Moment zu ihm um und sah ihn kurz an, bevor sie sich wieder ihren Freunden zuwandte. Und ja, ganz klar, ihr Gesicht kam ihm bekannt vor. Er war sich zwar nicht sicher, ob er sie schon einmal persönlich gesehen hatte, aber vielleicht ein Foto von ihr.

Angestrengt dachte Kirk nach, und dann hatte er es. Natürlich, es war Sally Harrison, die einzige Tochter von Orson Harrison, dem CEO von ‚Harrison Information Technology‘. Genau die Firma, mit der sein Unternehmen morgen Nachmittag um fünfzehn Uhr fusionieren würde. Die Vorstellung, mit Sally Harrison zu fusionieren, war mehr als verlockend, obwohl ihm natürlich klar war, dass er die Finger von ihr lassen sollte.

Was wusste er über sie? Seit dem Abitur hatte sie in jeder Abteilung der HIT-Zentrale ein Praktikum absolviert. Wahrscheinlich kannte sie die Abläufe innerhalb der Firma besser als ihr Vater. Außerdem hatte sie in Sozial- und Ingenieurwissenschaften promoviert. Und trotz allem hatte sie, die Tochter des Firmeneigentümers, es bisher nur bis ins mittlere Management geschafft.

Gab es etwas, das in ihrer Personalakte nicht erwähnt worden war, das sie für eine Position im höheren Management disqualifizierte? Und ganz wichtig: Fühlte sie sich gekränkt, weil sie nicht aufsteigen konnte? In letzter Zeit hatte es eine undichte Stelle in der Firma gegeben, die wichtige Informationen an die Konkurrenzfirma ‚DuBecTec‘ weitergegeben hatte. Orson vermutete, dass das Konkurrenzunternehmen Material für eine feindliche Übernahme sammelte. Er hatte Kirk gebeten, alle Mitarbeiter seiner Firma gründlich unter die Lupe zu nehmen, inklusive seiner attraktiven Tochter.

Kirk nahm erneut einen Schluck von seinem Bier und sah zu ihr hinüber. Bis jetzt hatte sie ihren Drink kaum angerührt, doch jetzt griff sie nach dem Zahnstocher mit der Cocktailkirsche, schloss ihre Lippen darum und ließ sie in ihrem Mund verschwinden. Voller Verlangen stand sein gesamter Körper plötzlich unter Spannung, sodass er fast laut aufgestöhnt hätte.

Sally Harrison ist in der Tat eine faszinierende Zielperson, dachte er, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. Und bevor er heute Abend die Bar verließ, würde er bestimmt einen Weg finden, um sie besser kennenzulernen

Firmenfusion. Zum Besten aller.

Auch wenn Sally nach außen hin so tat, als würde sie ihren Freunden zuhören, die ihr gerade begeistert von ihren Flitterwochen erzählten, konnte sie in Wahrheit über nichts anderes nachdenken als über die schockierende Ankündigung ihres Vaters heute beim Abendessen. Eigentlich konnte sie es immer noch nicht glauben. Und dass er ihr nichts von diesem Vorhaben erzählt hatte, das er mit Sicherheit seit Langem plante, wurmte sie am allermeisten.

Es war eine brutale Erinnerung daran, dass sie bestimmt Teil seiner Überlegungen gewesen wäre, wenn sie gleichberechtigt an seiner Seite gestanden hätte, statt sich hinter ihm zu verstecken. Und nicht nur das – wenn sie die Person wäre, die sie sein wollte, nämlich selbstbewusst und charismatisch statt schüchtern und introvertiert, dann wäre diese ganze Fusion wahrscheinlich gar nicht nötig gewesen.

Ihr ganzer Körper bebte unter dem Gefühl, versagt zu haben. Vom Verstand her wusste sie natürlich, dass ihr Vater sich auf ein solches Unterfangen gar nicht erst einlassen würde, wenn es nicht das Beste für die Firma wäre. Aber bis jetzt war ‚HIT‘ immer ein Familienbetrieb gewesen, und, verdammt noch mal, schließlich war sie seine Familie.

Natürlich hatte sie ihn auch gefragt, warum er ihr seine Pläne erst jetzt offenbart hatte.

„Ach, mach dir deswegen keine Sorgen“, hatte er nur wegwerfend erwidert.

Doch natürlich machte Sally sich Sorgen. Wie zum Beispiel … warum wollte er speziell mit dieser Firma zusammengehen? Was brachte ihnen das über ihre eigenen Ressourcen hinaus? Wer war dieser Mann, der morgen zum Vizepräsidenten des neuen Unternehmens ernannt werden würde? Und warum wollte ihr Vater, dass sie bei der morgigen Skype-Konferenz anwesend war, in der er den Angestellten beider Firmen das Ergebnis der Verhandlungen verkünden und ihnen das neue Unternehmen ‚Harrison Tanner Tech‘ vorstellen würde?

Allein wenn sie daran dachte, bekam Sally schon Magenschmerzen. Denn sie hasste es nicht nur, in der Öffentlichkeit zu stehen … wie sollte sie ihren Kollegen danach noch in die Augen blicken? Würden sie ihr glauben, wenn sie ihnen sagen würde, dass sie keine Ahnung von der geplanten Fusion gehabt hatte? Und wäre das nicht noch viel schlimmer? Bei diesem Gedanken zog sich ihr Magen schmerzhaft zusammen.

Ihr Vater hatte Sally immer gesagt, dass er deshalb so hart arbeiten würde, damit sie es nicht tun musste. Dass er hart arbeitete, daran konnte kein Zweifel bestehen, wie man an seinem angeschlagenen Gesundheitszustand und der grauen Gesichtsfarbe erkennen konnte. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass sie sich nicht genug in die Firma eingebracht hatte. Dass sie ihm nicht die Unterstützung gewähren konnte, die er verdient hatte und vielleicht auch brauchte. Nicht, dass er sie je darum gebeten hätte. Er hatte sie seit jeher beschützt und tat es immer noch, wie sie beschämt zugeben musste.

Dabei wollte sie sich wirklich mit aller Kraft einsetzen und entwickelte immer jede Menge eigene Ideen für die Projekte. Aber ihre Phobie, in der Öffentlichkeit zu sprechen, behinderte sie, und deshalb waren viele ihrer Kollegen bereits an ihr vorbeigezogen. Sie waren befördert worden, während sie im mittleren Management stecken geblieben war.

Diese lähmende Angst war erstmals nach dem Tod ihrer Mutter aufgetreten, und auch viele Jahre der Therapie schienen daran nichts ändern zu können. Ihr Vater, dem das natürlich nicht verborgen geblieben war, hatte sie stets beruhigt und ihr versichert, dass sie einfach nur ein Spätzünder wäre und dass sich diese Angst bestimmt mit der Zeit legen würde. Aber inzwischen war sie achtundzwanzig und noch genauso unsicher wie früher. Bis jetzt hatte sie immer gedacht, ihr Vater würde an sie glauben. Ihr war bis zum heutigen Tag nicht klar gewesen, dass er sie aufgegeben hatte.

Noch immer ging ihr der Schock seiner Ankündigung durch und durch. Das war das Menetekel an der Wand: Er hatte sie bei dieser wichtigen Entscheidung im Dunkeln gelassen. Und im Dunkeln würde sie auch bleiben, bis sie irgendetwas dagegen tat. Sie konnte diese ganzen Entschuldigungen nicht länger vorbringen. Inzwischen war sie erwachsen, und es wurde Zeit, dass sie ihr Potenzial erfüllte. Denn wenn nicht, würde man sie für den Rest ihres Lebens übersehen. Das wollte Sally auf keinen Fall. Nein, es musste sich etwas ändern. Sie musste sich ändern. Und zwar sofort.

Gilda und Ron redeten und lachten weiter, tauschten gemeinsame Erinnerungen aus, berührten sich, so wie es Paare nun einmal taten. Das war zwar rührend, verstärkte aber ihr Gefühl, ausgeschlossen zu sein. In ihrem Privatleben und im Beruf schienen alle anderen vorwärtszukommen, während sie um jeden Schritt kämpfen musste. Dabei freute sie sich für ihre Freunde, das stand außer Frage. Aber sie selbst tat sich einfach nur leid.

Als die beiden aufbrechen wollten, machte sie keine Einwände. Stattdessen winkte sie ihnen zum Abschied noch einmal lächelnd zu und widmete sich dann wieder ihrem Drink, den sie kaum angerührt hatte.

Sie sollte nach Hause und früh ins Bett gehen, um sich für den morgigen Tag vorzubereiten. Sollte sie? Ihr Leben lang hatte Sally immer getan, was sie tun sollte, besonders, um den anderen zu gefallen. Warum konnte sie nicht endlich einmal mutig sein und sich neuen Herausforderungen stellen?

„Ma’am? Der Gentleman dort drüben hat mich gebeten, Ihnen das hier zu bringen.“

Eine Kellnerin stellte einen weiteren Martini auf das Tischchen vor ihr. Sally sah sie überrascht an.

„Gentleman?“

„Dort drüben.“ Sie machte eine Geste. „Möchten Sie, dass ich ihn wieder mitnehme?“

Wollte sie das? Die kleine ängstliche Maus in ihr zitterte und hätte am liebsten Ja gesagt. Aber war es nicht das, was sie normalerweise getan hätte? Und hatte sie sich nicht gerade vorgenommen, etwas mutiger zu sein? Neue Leute kennenzulernen? Mit jemandem zu flirten?

Sally drehte sich um und betrachtete den Mann, der ihr den Drink spendiert hatte. Er war ihr vorhin schon aufgefallen, sie hatte ihn jedoch gleich wieder vergessen, da er eindeutig zu einer anderen Liga gehörte. Er wirkte unglaublich selbstbewusst in seinem dunklen maßgeschneiderten Anzug und dem taillierten Hemd, dessen oberster Knopf offen stand. Jede ihrer Zellen wurde plötzlich hellwach, als ihre Blicke sich trafen. Er nickte ihr zu, hob sein Bierglas und lächelte sie an. Es verschlug ihr den Atem.

Sei mutig, flüsterte ihre innere Stimme ihr zu, und sie wandte sich wieder der Kellnerin zu.

„Nein, lassen Sie ihn hier. Und sagen Sie dem Gentleman vielen Dank von mir.“

„Oh, das können Sie selbst tun. Er ist auf dem Weg hierher.“

Auf dem Weg hierher? Jetzt wäre sie doch am liebsten geflohen. Doch es war zu spät.

„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte der Fremde höflich und legte seine Hand auf die Sitzfläche des Barhockers, auf dem Gilda vorher gesessen hatte.

„Äh, ja, natürlich.“ Sallys Puls fing an zu flattern, aber ihre Stimme blieb ruhig. Sie griff nach ihrem Glas und stieß mit ihm an. „Danke für den Drink!“

„Gern geschehen. Heutzutage sieht man ja gar nicht mehr so viele Leute, die Martini trinken. Ist das ein altmodischer Drink für ein altmodisches Mädchen?“

Seine Stimme war tief und voll und fühlte sich an wie Samt auf nackter Haut. Und das war nicht das einzig Umwerfende an ihm. Er hatte breite Schultern und einen muskulösen, durchtrainierten Oberkörper. Seine Züge waren klassisch, mit einer geraden Nase, und seine Augen – welche Farbe sie auch immer haben mochten, hell, aber was genau war in dem schummrigen Licht nur schwer zu erkennen – sahen sie direkt an. Seine Lippen waren leicht geschwungen, und er wirkte ein wenig amüsiert.

Da sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte, sah sie auf ihren Drink und murmelte: „So was in der Richtung.“

Sie blickte gerade rechtzeitig wieder hoch, um sein Lächeln mitzubekommen. Es durchzuckte sie wie ein elektrischer Schlag. Wow! So viel erotische Anziehungskraft sollte eigentlich verboten sein.

„Ich bin Kirk, und wer sind Sie?“ Er streckte ihr die Hand entgegen und sah sie fragend an.

Sallys Inneres löste sich auf. Sie merkte, dass sie es satthatte, immer das brave Mädchen zu sein. Ausnahmsweise würde sie einmal genau das tun, wonach ihr war, zur Hölle mit den Konsequenzen!

Sie nahm seine Hand und schüttelte sie. „Ich bin Sally, und die nächste Runde geht auf mich!“

„Freut mich, Sie kennenzulernen. Aber ich muss Sie warnen – normalerweise lasse ich mir von Frauen keinen Drink ausgeben.“

Das schüchterte sie gleich etwas ein, doch es gelang ihr, ein gezwungenes Lächeln aufzusetzen.

„Ach, wirklich? Und warum ist das so, wenn ich fragen darf?“

„Weil ich auch altmodisch bin.“

Sie unterdrückte nur mit Mühe ein leichtes Stöhnen. Denn schließlich war ihr Vater ebenfalls ziemlich altmodisch, und das Letzte, was sie brauchte, waren zwei Männer von dieser Sorte.

„Aber“, setzte er hinzu und lächelte immer noch, „in Ihrem Fall bin ich bereit, eine Ausnahme zu machen.“

Überrascht blinzelte sie. „In meinem Fall? Warum denn?“

„Weil ich nicht glaube, dass Sie mir einen Drink ausgeben wollen, um sich meines Körpers zu bemächtigen.“

Sie konnte nicht anders und musste laut loslachen. Es kam direkt aus ihrem Bauch.

„Passiert das oft?“

„Hin und wieder“, gab er zu.

„Vertrauen Sie mir, bei mir sind Sie sicher.“

„Wirklich?“

Bildete sie sich das nur ein, oder klang er wirklich ein bisschen enttäuscht?

„Nun, vielleicht sollten wir das abwarten“, erwiderte sie, lächelte ebenfalls und griff nach ihrem Glas.

2. KAPITEL

Wie konnte es nur von ein paar Drinks und ein bisschen Tanzen so weit kommen, fragte Sally sich, als sie Kirks Apartment betrat. Er warf sein Jackett über die Lehne eines beigen Sofas. Sie bekam nur einen vagen Eindruck von seiner Wohnung, doch sie schien ziemlich austauschbar zu sein, als wäre er kaum hier. Das Einzige, was darauf hindeutete, dass hier jemand wohnte, war der Esstisch, auf dem sich Archivkisten und Akten stapelten.

Das war alles, was ihr auffiel, bis er die Hand um ihren Nacken legte, ihre Haare hochhob und sie genau dort küsste. Sie zitterte bei seiner Berührung. Er ließ ihr Haar wieder herunterfallen, griff nach ihrer Hand und führte sie zu seinem Schlafzimmer. Dort drehte er sich zu ihr um, und sie sah das nackte Begehren in seinen Augen.

Sei mutig, erinnerte sich Sally. Du wolltest das hier. Übernimm die Regie. Nimm dir, was du willst.

Sie griff nach seiner Krawatte, löste den Knoten und ließ sie zu Boden fallen. Dann nahm sie sich die Knöpfe seines Hemds vor und war überrascht, dazu überhaupt noch in der Lage zu sein, denn ihr ganzer Körper zitterte vor Verlangen nach diesem Mann. Ein Teil von ihr drängte sie dazu, es sich noch einmal zu überlegen, aber sie verbannte diese Stimme energisch in den letzten Winkel ihres Bewusstseins. Das hier war das, was sie wollte, und sie würde es sich endlich nehmen.

Kirk blieb allerdings auch nicht passiv. Er streichelte sie durch den dünnen Stoff ihrer Tunika hindurch, was sich unglaublich erotisch anfühlte. Sie seufzte laut auf, als sie ihm das Hemd abstreifte und über seinen muskulösen Oberkörper strich. Als sie miteinander getanzt hatten, hatte sie gemerkt, wie gut er in Form war. Aber erst jetzt sah sie, wie außergewöhnlich straff sein Körper war. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte sie sich unbehaglich, weil sie sich ihrer eigenen Defizite sehr bewusst war. Sie hatte kleine Brüste, breite Hüften und einen ausgeprägten Po. Doch dann beugte Kirk den Kopf zu ihr hinunter und küsste sie hingebungsvoll in die Halsbeuge. Unter seinem heißen Atem und mit seinen Lippen auf ihrer Haut konnte Sally keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Seine Hände schienen überall zu sein, und sie bekam nur vage mit, wie er den Reißverschluss ihrer Tunika herunterzog und sie ihr abstreifte. Dasselbe tat er mit ihrer Hose, und erneut wurde sie von Schüchternheit erfasst, als er ihr danach ihren hübschen Spitzen-BH und ihren eher praktischen Hüftslip abnahm.

Nur mit Mühe unterdrückte sie ein nervöses Kichern. „Bitte entschuldige. Damit habe ich nicht gerechnet, als ich mich heute Abend umgezogen habe.“

„Du musst dich nicht entschuldigen“, gab er zurück. „Du bist wunderschön. Perfekt. Und nur damit du es weißt – ich finde weiße Baumwollslips total sexy.“

Sie sah ihn an – als ob sie überprüfen wollte, ob er es ernst meinte oder es nur sagte, weil er glaubte, dass sie es hören wollte. Aber die Aufrichtigkeit, die sich auf seinem Gesicht widerspiegelte, gab ihr einen Kick. Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen, zog es zu sich herab und küsste ihn hingebungsvoll. Denn mit nur wenigen Worten hatte er ihr das Gefühl gegeben, wertgeschätzt zu werden.

Sie konnte nicht genau sagen, wann er ihren BH geöffnet hatte, doch ihr würde immer in Erinnerung bleiben, wie er das erste Mal ihre Brüste umfasste. Seine Berührung war ehrfürchtig und doch entschieden. Sanft und herausfordernd zugleich spielten seine Finger mit ihren Brustwarzen. Sally bog den Rücken zurück und drückte gegen seine Handflächen, gierig darauf, mehr zu spüren. Sie war zwar keine Jungfrau mehr, aber noch nie hatte ihr Körper auf diese Weise reagiert. Sie verlor sich völlig in dem Gefühl der Vorfreude auf das, was er als Nächstes tun würde.

Als er sich hinunterbeugte und eine Brustspitze in den Mund nahm, gab sie ein Wimmern von sich. Ihre Beine schienen zu versagen, und in ihrem weiblichen Zentrum pulsierte eine unglaubliche Lust, die schon fast schmerzhaft war.

„Perfekt“, flüsterte er an ihrer Brust und schickte einen Schauer des Verlangens durch ihren Körper.

Einen Augenblick später umfasste Kirk ihre Hüften und zog ihr den Slip darüber. Sie stieg aus ihm heraus und schämte sich zum ersten Mal in ihrem erwachsenen Leben nicht dafür, nackt zu sein.

„Ich habe den Eindruck, ich bin hier im Nachteil“, sagte sie mit einem provozierenden Lächeln.

„Oh, ich bin absolut für gleiche Rechte.“ Er erwiderte ihr Lächeln und zeigte auf seinen Gürtel.

Sie wusste nicht, wie er es schaffte, aber irgendwie fand sie es unglaublich sexy, wie er sich seiner Schuhe, seiner Socken, seiner Hose und seiner Boxershorts entledigte. Vielleicht hing es auch nur damit zusammen, dass sie sich so sehr darauf freute, ihn ebenfalls nackt zu sehen. Und die Möglichkeit zu haben, jede seiner Muskeln zu berühren und über seine Haut zu streichen.

Prompt bekam er eine Gänsehaut, als sie mit dem Finger langsam den Weg von seiner Brust zu seinem Unterleib nachzeichnete. Seine Erektion war groß und ragte stolz und ohne Scham in den Raum.

„Daran bist du schuld“, sagte er, während sie seine Männlichkeit betrachtete.

Erneut gab er ihr das Gefühl, als wäre sie die Stärkere. Diejenige, die Autorität und Kontrolle besaß. Ohne weiter nachzudenken, umschloss sie mit der Hand sein Glied und begann, ihn langsam zu streicheln. Sie staunte über den Kontrast von seidenweicher Haut und der stählernen Härte darunter.

Irgendwie schafften sie es bis zum Bett. Auch das geschah auf eine sehr elegante Weise und hatte nichts mit den Verrenkungen zu tun, wie sie es sonst in solchen Situationen kannte. Noch nie zuvor hatte Sally einen solchen Gleichklang zweier Körper erlebt. Seinen Körper zu erforschen, seine Reaktionen auf ihre Zärtlichkeiten zu beobachten, wurde zur natürlichsten Sache der Welt. Nachdem sie es vorher kaum noch hatte erwarten können, nahm sie sich jetzt viel Zeit. Und auch Kirk schien nichts dagegen zu haben, ihr die Führung und das Tempo zu überlassen. Er ließ es zu, dass sie ihn an den Rand des Wahnsinns trieb, um ihn dann langsam wieder zurückzubringen.

Dann war er an der Reihe. Mit sicheren Bewegungen ließ er seine Hände über ihren Körper gleiten. Seine Finger erkundeten und spielten mit ihren empfindlichen Stellen, bis Sally am ganzen Körper vor Erregung zu zittern begann. Sie bettelte um Erlösung und wünschte sich gleichzeitig, dass er diese süße Folter ewig fortführen würde. Und die ganze Zeit über flüsterte er ihr zu, wie wunderschön und perfekt sie war. Sie fühlte sich auf eine Weise bestärkt wie noch nie zuvor.

Und als er sich dann – nachdem er sich ein Kondom übergestülpt hatte – mit ihr vereinte, hätte es nicht perfekter sein können. Ihre Hüften drängten sich ihm entgegen, und als er sie dann ganz erfüllte, wusste sie, dass sie noch nie etwas so Wunderbares erlebt hatte. Sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass es etwas noch Schöneres geben konnte. Der heutige Abend war ein Geschenk. Etwas, das sie genießen sollte, vor allem das Gefühl, sich so sehr von ihm begehrt zu fühlen.

„Beweg dich nicht“, stieß er hervor, als sie begann, ihre inneren Muskeln um ihn zu schließen.

„Was meinst du? Etwa so?“ Sie schloss sie noch fester und senkte ihre Hüften, sodass er noch etwas tiefer in sie eindringen konnte.

„Nein, genau so eben nicht.“

Doch sie tat es erneut und genoss die Macht, die seine Worte ihr verliehen hatten. Genau wie jede einzelne Empfindung, die in kleinen Wellen durch ihren Körper ging. Kirk stöhnte laut auf und zog sich leicht zurück. Dann versenkte er sich noch tiefer in sie, und diesmal war es Sally, die sich stöhnend ergab. Sie krallte die Finger in seine Schultern und passte sich seinem Rhythmus an, wobei sie merkte, dass die Spannung in ihr immer mehr anstieg. Irgendwann verlor sie dann völlig das Gefühl für Raum und Zeit, und als sie schließlich den Höhepunkt erreichte, ließ sie auf eine erschütternde Art und Weise los, die so atemberaubend war, dass sie wusste, ihr Leben würde nie wieder so sein wie vorher.

Als sie zitternd im Nachbeben auf dem Bett lag, nach diesem Orgasmus, der sie an den Rand der Galaxis gebracht hatte, bedauerte sie plötzlich, dass dies hier nur ein One-Night-Stand war. Eine Frau könnte sich leicht an diese Art von Liebemachen gewöhnen. Natürlich nicht eine Frau wie sie, wie sie sich gleich ermahnte. Schließlich hatte sie eine Karriere, die ihr wichtiger war als alles andere. Eine Beziehung würde sie nur von ihren Zielen ablenken. Nein, sie musste dieses Rendezvous für das nehmen, was es war – eine großartige Ablenkung –, und sich bei diesem wunderbaren Mann für den schönen Abend bedanken, bevor sie sich anziehen und wieder nach Hause fahren würde.

Doch irgendwie schaffte sie es nicht, sich von ihm zu lösen und sich der Wärme seiner Umarmung zu entziehen und die Verbindung ihrer beiden Körper zu unterbrechen. Kirk flüsterte ihr irgendetwas ins Ohr und rollte sich auf die Seite, wobei er sie mit sich zog, bis sie halb auf ihm lag. Er ist wirklich ein Prachtexemplar, dachte sie, als sie seinen Oberkörper studierte. Sie konnte ihr Glück kaum fassen. Den Kopf auf seine Brust gebettet lauschte sie seinem Herzschlag, der immer ruhiger wurde. Auch Kirks Atem veränderte sich, und er hörte auf, mit ihrem Haar zu spielen.

Kirk war eingeschlafen. Noch fünf Minuten, dann würde sie gehen müssen. Sanft wand Sally sich aus seinen Armen und ging auf Zehenspitzen durchs Zimmer, wobei sie ihre Sachen aufsammelte. Sie eilte ins Bad, um sich frisch zu machen, dann würde sie verschwinden. Auf gar keinen Fall wollte sie im kalten Morgenlicht neben ihm aufwachen oder ein peinliches Frühstück über sich ergehen lassen.

Sie verließ das Apartment und zog ihr Handy aus ihrer Tasche, um ein Taxi zu rufen. In dem Moment klingelte es. Sie erkannte den Namen auf dem Display sofort. Marilyn war seit vielen Jahren die persönliche Assistentin ihres Vaters und war nach dem Tod ihrer Mutter für sie eine Ersatzmutter geworden. Aber warum, zum Teufel, rief sie so spät an? Es war nach Mitternacht.

„Hallo?“, erwiderte Sally, als sich die Türen des Lifts zur Lobby hin öffneten.

„Wo bist du?“, fragte Marilyn scharf. „Ich versuche seit zwei Stunden, dich zu erreichen.“

In ihrer Stimme lag ein Ton, den Sally noch nie zuvor gehört hatte. Es musste Angst sein. Ihr Magen zog sich zusammen.

„Was ist denn los?“

„Es geht um deinen Vater. Er ist heute Abend noch einmal ins Büro gefahren, und die Sicherheitsleute haben ihn auf ihrer Runde auf dem Boden liegend gefunden. Er hatte einen Herzanfall und ist jetzt auf dem Weg ins Krankenhaus. Es sieht schlecht aus, Sally, wirklich schlecht.“

Sie stöhnte verstört auf und versuchte sich die Adresse des Krankenhauses zu merken.

Autor

Yvonne Lindsay

Die in Neuseeland geborene Schriftstellerin hat sich schon immer für das geschriebene Wort begeistert. Schon als Dreizehnjährige war sie eine echte Leseratte und blätterte zum ersten Mal fasziniert die Seiten eines Liebesromans um, den ihr eine ältere Nachbarin ausgeliehen hatte. Romantische Geschichten inspirierten Yvonne so sehr, dass sie bereits mit...

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