Verliebt in einen Millionär

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Diesen Mann schickt der Himmel! Stacey hat ihr gesamtes Vermögen verloren, sie steht vor dem Nichts und weiß nicht mehr ein noch aus. Doch als die dem gut aussehenden Öl-Millionär Oren McClain von ihrer Notlage berichtet, schlägt er spontan eine Vernunftheirat als Lösung vor. Soll Stacey dieses Angebot wirklich annehmen?


  • Erscheinungstag 07.06.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733776497
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Die Lady war bankrott.

Sie war genauso kostspielig und elegant angezogen wie einige Monate zuvor und hatte an diesem Abend ein enges stahlblaues Designermodell aus Seide an, das ihr blondes Haar und ihre zierliche Figur bestens zur Geltung brachte. Ja, die Lady sah noch immer wie eine Millionärin aus – doch sie hatte nur noch wenige tausend Dollar auf dem Konto.

Er, Oren McClain, würde das ändern.

Schon mehrmals hatte er sich auf scheinbar hoffnungslose Projekte eingelassen. Meistens hatte er heruntergewirtschaftete Farmen übernommen oder Pferde gekauft, die von ihren vorherigen Besitzern falsch trainiert, ja sogar misshandelt worden waren. Er besaß ein gewisses Talent, verborgene Fähigkeiten zu erkennen – auch bei vermeintlichen Versagern. Eine Farm konnte mittels effizientem Management Gewinn abwerfen, ein Pferd sich mit dem richtigen Training als Gewinner erweisen. Man musste nur die Qualitäten erkennen und sie zum Vorschein bringen.

Die schlanke blonde junge Frau am anderen Ende des Raums besaß einige der Eigenschaften, die stets sein Augenmerk erregten. Während er sie betrachtete, spürte er, wie verzweifelt sie war, obwohl sie es zu verbergen versuchte.

Der ausdruckslose Blick ihrer schönen blauen Augen verriet ihm, dass sie unter Schock stand und wie benommen war. Die anderen Gästen in dem überfüllten Penthouse waren zu sehr mit sich beschäftigt, um etwas davon zu bemerken. Ihnen schien auch nicht aufzufallen, dass sie sich immer wieder ein frisch gefülltes Weinglas bringen ließ und zu viel trank. Vermutlich wollte sie ihre Umgebung sozusagen ausblenden – den Anblick und das Geschwätz der langweiligen Angeber und faden Angehörigen der New Yorker Schickeria, die sich auf dieser Party eingefunden hatten.

Sie stand, im übertragenen Sinn, mit dem Rücken zur Wand und wollte es vermutlich nicht wahrhaben. Bald würde sie es jedoch merken. Notfalls würde er es ihr in aller Deutlichkeit vor Augen führen.

Ihr Blick verriet außerdem, dass sie intelligent war, zugleich wirkte er völlig desinteressiert. Kein Wunder bei einer Frau, die von ihrem schalen, ziellosen Leben tödlich gelangweilt sein musste – einem Leben, in dem es nur auf den äußeren Schein ankam und innere Werte nichts bedeuteten. Einem Leben, das keine Herausforderungen bereithielt, sondern in dem jede Hürde mittels Ansehen, Aussehen und einem charmanten Lächeln genommen werden konnte. Oder großzügig bemessenen Trinkgeldern.

Mit diesem privilegierten und leichten, aber nutzlosen Leben würde es für die blonde Schönheit demnächst vorbei sein, und anscheinend trauerte sie ihm jetzt schon nach.

Oren war einer der wenigen Gäste auf dieser öden Party, der wusste, dass für Stacey Amhearst die Tage gezählt waren, in denen sie sich nicht nur zu den Schönen, sondern auch den Reichen zählen durfte.

In den vergangenen Monaten hatte er viel über sie herausgefunden. Sie hatte ihr gesamtes Vermögen verloren. Ihr großes Apartment mitsamt dem kostspieligen Schnickschnack würde sie in wenigen Tagen verlassen müssen und sozusagen auf der Straße stehen. Sobald die reichen Snobs, die sie jetzt noch hofierten, davon erfuhren, würde Stacey Amhearsts gesellschaftlicher Abstieg beginnen.

Niemand mehr würde sie einladen, ihre Anrufe würden nicht mehr angenommen und ihre Briefe nicht mehr beantwortet werden. Man würde Butler und Hausmädchen anweisen, ihr nicht mehr die Tür zu öffnen oder höfliche Ausflüchte zu benutzen, um sie nicht vorzulassen. Hinter vorgehaltener Hand würden die Klatschbasen tuscheln, gedämpft und scheinbar entsetzt, dabei voller Schadenfreude und zugleich Furcht, ihnen könne Ähnliches passieren.

Die meisten würden sie bald vergessen und wie bisher weiterleben. Noch immer war die abergläubische Angst nicht ausgerottet, dass Unglück ansteckend sei. Und wer wollte schon ein Schicksal wie ihres erleiden: das Pech, dem falschen Menschen zu vertrauen, deswegen sein Geld zu verlieren und von der Gesellschaft verstoßen zu werden?

Einige der Männer, sowohl ungebundene als auch solche, die es mit der ehelichen Treue nicht genau nahmen, würden vermutlich an Stacey herantreten und ihr gewisse Arrangements anbieten, ehrenhafte und auch andere, doch sie würden keinen Erfolg haben. Dafür würde er, Oren McClain, schon sorgen!

Er war diesmal nicht aus geschäftlichen Gründen nach New York gekommen wie einige Monate zuvor. Nein, er hatte bereits vor einigen Wochen von Stacey Amhearsts Schwierigkeiten erfahren, sich vorerst jedoch noch zurückgehalten. Es war wie beim Kauf eines Pferds: Er hatte gewartet, dass die verwöhnte, hochgezüchtete Stute einige weitere Rennen verlor und zum Verkauf angeboten wurde, bei dem er sie sozusagen für ein Butterbrot erwerben konnte.

Stacey hatte ihn auf den ersten Blick begeistert. Sie hatte sein Verlangen geweckt, so unbezähmbares Verlangen, dass er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Den sie kalt lächelnd abwies! Sie nahm ihn, Oren McClain, nicht ernst, sondern dachte, er sei nur ein ungehobelter Texaner … und blind vor Begehren. Dass er seiner Ehefrau viel zu bieten hatte, hatte sie nicht glauben wollen.

Nun würde sie seinen Antrag vielleicht in anderem Licht betrachten. Ab der kommenden Woche würde sie einen Zufluchtsort brauchen. Warum nicht seine Ranch in Texas? Als Asyl für eine Frau, die mittellos und deswegen gesellschaftlich geächtet war, eignete sein Besitz sich so gut wie jeder andere Ort.

Und wenn ich Stacey erst nach Texas geholt und ihr gezeigt habe, wie man ein nützliches und befriedigendes Leben führt, lernt sie vielleicht, meine Lebensweise zu schätzen – und mich zu lieben, dachte Oren hoffnungsvoll.

Sie hatte das bisher letzte Glas Wein zur Hälfte geleert und sah sich nach dem Kellner um, um ihm unauffällig zu signalisieren, er solle ihr ein frisches bringen.

Es war an der Zeit, zu ihr zu gehen.

Als Abschiedsparty war es ein Reinfall.

Vielleicht, weil die wenigsten Gäste wussten, dass es eine Abschiedsparty war. Sie, Stacey Amhearst, wusste es.

Ich hätte genauso gut zu Hause bleiben können, sagte sie sich. Nein, dort wäre es zu deprimierend gewesen! Sie konnte sich nicht länger vormachen, dass ihre Köchin nur einen freien Abend hatte oder der Butler seine kranke Mutter besuchte. Die beiden hatte sie entlassen müssen, das war die traurige Wahrheit. Und deshalb war sie hierher gekommen, um Trost und ein Abendessen zu finden.

Essen gab es in Hülle und Fülle, Trost hingegen nur wenig. Was hatte sie denn erwartet? Dass ihre Freunde – die von Ansehen und gesellschaftlichem Rang wie besessen waren – sich mitleidig um sie scharen und ihr anbieten würden, mit einer Benefizveranstaltung Geld für sie aufzutreiben? Nein, sie würde sich eher vor eine Luxuslimousine werfen und sich überfahren lassen, als irgendwem – außer ihren engsten Freunden – zu gestehen, welches schlimme Schicksal sie ereilt hatte. Am kommenden Donnerstag, wenn ihr Mietvertrag ablief, würde es ohnehin allgemein bekannt werden.

Was war besser: Irgendwo in beengten Verhältnissen zu leben, oder alle glauben zu lassen, sie wäre reich gestorben? Allerdings würde ihre finanzielle Lage irgendwann ohnehin ans Licht kommen, und von daher konnte sie sich Selbstmord zur Rettung ihres Ansehens ersparen!

Irgendwie hatte sie insgeheim gehofft, an diesem Abend einem wohlhabenden Mann zu begegnen, der von ihr so begeistert war, dass er sofort mit ihr nach Las Vegas flog und sie ohne große Formalitäten heiratete.

Allerdings wurde in ihren Kreisen erwartet, dass eine junge Frau wie sie in großem Stil heiratete. Zumindest, wenn es die erste Hochzeit war.

Außerdem sah sie auf der Party keinen einzigen ungebundenen Mann, den sie als möglichen Kandidaten akzeptiert hätte. Nein, es würde es keinen kurzen Ausflug nach Las Vegas geben.

Es gab überhaupt keine Rettung für sie. Sie war zu niedergeschlagen, um sich etwas auszudenken, was ihr jetzt noch helfen konnte. Heute Abend wollte sie nur eins: sich noch einmal an Delikatessen satt essen und ihren Kummer in ausgezeichnetem Wein ertränken.

Normalerweise machte sie sich überhaupt nichts aus Alkohol. Trank nur ganz selten welchen und niemals zu viel. Außer an diesem Abend. Auf ihrer Abschiedsparty. Bei der letzten Einladung, die sie erhalten hatte. Demnächst würde sie kein Geld mehr haben. Nichts mehr bedeuten. Und niemandem mehr willkommen sein.

Und plötzlich entdeckte sie ihn.

Zuerst dachte sie, der auffallend große, auffallend attraktive und auffallend maskuline Mann, der am anderen Ende des Raums stand, wäre ein Trugbild. Bestimmt hatten ihre Ängste und ihr Kummer – ganz zu schweigen von mehreren Gläsern Wein – ihre Fantasie aus dem Gleis gebracht! Als ob sie nicht schon genug zu ertragen hätte, wurde sie nun zu allem Übel auch noch von einem Phantom heimgesucht.

Sie dachte nur ungern an ihn, weil die Erinnerungen zu quälend waren. Nicht dass er ihr etwas angetan hätte … aber sie hatte ihn schlecht behandelt. Nein, nett war sie wirklich nicht zu ihm gewesen. Weil er sie aus dem inneren Gleichgewicht gebracht hatte. Weil sie sich von seiner überwältigend männlichen Art bedroht gefühlt hatte. Von den Empfindungen, die er in ihr weckte. Ich war gezwungen, mich vor ihm zu retten, rechtfertigte Stacey sich im Stillen.

Beinah augenblicklich hatte es ihr Leid getan, ihn so kühl abgewiesen zu haben. Die Schuldgefühle hatte sie zu beschwichtigen versucht, indem sie sich sagte, er sei zu ehrlich, geradlinig und zu … zu bodenständig für sie. Er würde bald erkennen, dass ein oberflächliches, unfähiges Geschöpf wie sie nicht die Richtige für ihn war. Sie wollte in seinen Augen lieber als arrogante Zicke dastehen denn als Versagerin.

Er besaß eine Ranch in irgendeinem verlassenen und staubigen Winkel von Texas, wo sie erstens nutzlos gewesen wäre und sich zweitens zu Tode gelangweilt hätte. Nein, sie beide hatten wirklich nichts gemeinsam. Das Einzige, was sie verband, war die Faszination, die sie aufeinander ausübten. Eine erschreckende Faszination. Brisant und gefährlich wie ein Spiel mit dem Feuer.

Ihre Freunde ahnten nicht, dass sie, Stacey, in Liebesdingen nicht so erfahren war, wie sie annahmen. Genauer gesagt: Sie war völlig unerfahren und mit vierundzwanzig Jahren noch Jungfrau. Bisher war sie damit zufrieden gewesen, auf den Mann ihrer Träume und die Hochzeitsnacht zu warten. Über diese altmodische Einstellung hätten die meisten ihrer Freunde hellauf gelacht.

Dann war sie dem „Cowboy“ begegnet, wie sie ihn im Stillen nannte, und er hatte sie so überwältigt, dass es sie entsetzte. Niemandem hatte sie gestanden, was sie für ihn empfand, denn man hätte sie nur geneckt. Zum einen, weil er ein ungehobelter Macho aus Texas war, zum anderen, weil sie in Panik geriet wegen der Empfindungen, die er in ihr weckte.

Habe ich ihn nicht hier bei Buffy zum ersten Mal gesehen? überlegte Stacey. Es war jedenfalls schon Monate her, und sie hatte die Erinnerungen an ihn bewusst verdrängt. Deshalb überraschte es sie, ausgerechnet jetzt an ihn zu denken. Er war damals von einem der anderen Gäste mitgebracht worden, von wem, das wusste sie nicht mehr, weil sie nur noch Augen für den beeindruckenden Texaner gehabt hatte, sobald sie ihm vorgestellt worden war. Niemanden sonst hatte sie danach noch wirklich wahrgenommen.

Nun kam das Phantom auf sie zu! Es trug einen eleganten schwarzen Smoking, und bei seinem Anblick pochte ihr Herz plötzlich schneller, zum ersten Mal seit langem vor Erregung statt vor Furcht.

McClain – ja, sie erinnerte sich noch an seinen Namen – war umwerfend attraktiv, obwohl er nicht im üblichen Sinn gut aussah. Er besaß jedoch eine überwältigend maskuline Ausstrahlung, von der andere Männer nur träumen konnten.

Es war ganz angenehm, dieses Traumgebilde vor Augen zu haben. Es konnte ihr nichts antun, weil sie ja wusste, dass sie es sich nur einbildete. Sie hob das Glas an die Lippen, um einen Schluck zu trinken.

Und dann blieb das Phantom vor ihr stehen und nahm ihr das Glas aus den Fingern, um es auf das Tablett des Kellners zu stellen, der gerade mit frisch gefüllten Gläsern vorbeiging. Es legte ihr die warme Hand an die Taille, und ein Stromstoß schien sie zu durchzucken.

Ich träume ja gar nicht, erkannte Stacey verwundert. Der Cowboy war tatsächlich da!

Noch genauso groß, schlank und zugleich muskulös. Noch immer nicht gut aussehend im klassischen Sinn. Sein markantes, sonnengebräuntes Gesicht und das pechschwarze, etwas zu lange Haar ließen vermuten, dass er von Indianern abstammte. Seine Augen waren sehr dunkel und funkelten wie geschliffener Obsidian, seine Stimme klang tief und sexy.

„Ich habe sehnsüchtig darauf gewartet, mit Ihnen tanzen zu dürfen, meine Liebe.“

Stacey hatte das Gefühl, der Raum würde sich um sie drehen. McClain wartete nicht ab, ob sie zustimmte, mit ihm zu tanzen. Nein, er nahm sie an der Hand und führte sie zu einem Platz nahe der Tür, wo kein Gedränge herrschte. Dass niemand sonst zu der leisen Musik des Pianisten tanzte, schien ihm nichts auszumachen.

Plötzlich kam es ihr vor, als wären sie und McClain die einzigen Menschen auf der Welt, ja, im ganzen Universum. Bei dem Gedanken wurde ihr seltsam schwindlig. War sie beschwipst? Oder hatte sie wegen der Aufregungen und des seelischen Drucks der letzten Zeit den Verstand verloren?

Unter den Fingern spürte sie McClains warmen, muskulösen Körper, und ihr wurden die Knie weich. Er hatte ihr die Hände auf die Hüften gelegt und presste sie an sich, was sie erregend fand.

„Wie sind Sie hierher gekommen?“, fragte Stacey, noch immer nicht ganz sicher, ob er tatsächlich da war. Ihr Verstand schien nicht richtig zu funktionieren, doch plötzlich fiel ihr der Vorname des „Cowboys“ wieder ein: Oren. Typisch für jemanden aus dem Süden, passend für einen Cowboy – und hoffnungslos altmodisch.

McClain lächelte verhalten. „Auf die übliche Art: mit meinem Pick-up, meiner Cessna, einer Linienmaschine, einem Taxi, einem weiteren Flugzeug und noch einem Taxi.“

„Ich meinte, wie Sie auf die Party gekommen sind“, sagte sie wie benommen.

Zuvorkommend beantwortete er auch diese Frage. „Wie beim ersten Mal: als Gast eines Gasts.“

Unvermittelt dachte sie an die Möglichkeit, von ihm noch eine zweite Chance gewährt zu bekommen, und hätte beinah überhört, was er als Nächstes sagte. Vor allem, weil sie zu ihm aufblickte und ihr dabei noch schwindliger wurde.

„Ich bin nach New York gekommen, um Sie zu sehen, Stacey.“

Das klang ihr zuerst wie Musik in den Ohren, doch dann wurde die Musik sozusagen misstönend. Was wäre gewesen, wenn ich seinen Heiratsantrag damals angenommen hätte? fragte Stacey sich. Sie konnte nicht mehr klar genug denken, um sich alle Schrecken und Katastrophen ins Gedächtnis zu rufen, die ihr erspart geblieben wären, doch sie wusste eins: Wenn sie McClain geheiratet hätte, hätte der Verlust ihres Vermögens sie nicht in Schande gestürzt. Und wenigstens wäre sie dann nicht in wenigen Tagen ohne ein Zuhause.

„Warum wollen Sie mich sehen?“, hakte sie nach. Es klang bedrückt, denn plötzlich gingen ihr Fragen durch den Kopf, die ebenfalls mit „warum“ anfingen. Warum hatte sie ihn nicht geheiratet? Warum war sie eine solche Närrin gewesen?

„Ich möchte wissen, wie es Ihnen geht … und ob Sie inzwischen vielleicht Ihre Meinung geändert haben“, antwortete McClain.

Ihr Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, und ihr Kopf fühlte sich plötzlich an, als wäre er aus Blei. Sie senkte den Blick und biss sich auf die Lippe, um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten.

„Ich dachte mir, ich bleibe einige Tage hier“, fügte McClain so ungerührt hinzu, als hätte er ihre Reaktion nicht bemerkt. „Ich möchte mit Ihnen ausgehen und herausfinden, wie Sie jetzt über meinen Antrag denken. Außer, die Antwort ist von vornherein noch immer Nein.“

Nun fiel ihr auf, dass sie ihm beide Hände auf die Brust gelegt hatte, und obwohl sie nicht mehr tanzten, schien sich der Raum weiter um sie zu drehen.

„Ich denke … mir ist nicht gut“, war alles, was Stacey sagen konnte. Ihr fiel einfach nichts anderes ein. Zum einen, weil es stimmte, denn ihr war tatsächlich elend. Zum anderen war ihr bewusst, dass sie eigentlich jetzt schon Nein zu seinem Vorschlag sagen sollte. Dass sie es sich nicht anders überlegt habe. Dass sie noch immer nicht geeignet war, sein Leben mit ihm zu teilen.

Es wäre besser, McClain jetzt gleich ein zweites Mal zu enttäuschen, statt es später zu tun. Doch sie hatte sich so lange verzweifelt nach einer Erlösung aus ihrer Lage gesehnt oder wenigstens nach einem Aufschub, dass sie ihren möglichen Retter nicht sofort in die Flucht schlagen wollte.

Obwohl sie wegen des vielen Weins nicht mehr klar denken konnte, bekam sie Schuldgefühle und war sich sicher, dass diese später noch stärker werden würden. Sie würde jedoch beinah allem zustimmen, um der gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen, die ihr drohte.

McClain hatte ihr damals gesagt, er sei reich. Er besaß eine große Ranch, dazu einige Ölquellen, hatte genug Geld, um ihr teuren Schmuck und „tolle Klamotten“ zu kaufen …

Ja, er hatte, wie ihr lebhaft einfiel, tatsächlich den Ausdruck „Klamotten“ verwendet. Damals hatte sie es rührend naiv gefunden, und bei der Erinnerung war sie nun wieder ganz gerührt und hätte am liebsten geweint. McClain war ein einfacher, geradliniger Mann ohne Arglist, und er wollte ihr schenken, was ihr Herz begehrte. Um sie glücklich zu machen. Und um sie zu bewegen, ihn zu heiraten.

Schmuck und tolle Klamotten … als wäre es das Beste für eine Frau, die er wie eine Königin verehrte, weil sie gesellschaftlich so weit über ihm stand. Er würde nie verstehen, dass eine snobistische Angeberin wie sie niemals „Klamotten“ trug. Oder einen Cowboy heiraten würde.

Er hatte sie, wie sie sich genau erinnerte, zuvorkommend und ehrerbietig behandelt – als wäre sie es wert, respektiert und verwöhnt zu werden. Sie hatte es damals nicht verdient und verdiente es jetzt noch weniger. Er war zu gutherzig und aufrichtig für sie, zu nett und ungekünstelt. Zu ehrenhaft, als dass er es verdient hätte, mit einer nutzlosen Närrin wie ihr gestraft zu werden.

Obwohl der Gedanke verführerisch, äußerst verführerisch war, sich von McClain aus der Misere helfen zu lassen. Ja, sie könnte ihn glauben lassen, sie würde seinen Antrag annehmen … Nein, so tief war sie doch noch nicht gesunken! Sie durfte einen Mann wie ihn nicht ausnutzen, um ihre Haut zu retten. Wenn sie das täte, wäre sie wirklich das Letzte vom Letzten. Vor allem, da sie ihm jetzt noch weniger bieten konnte als damals.

„Ach, McClain, es tut mir so … so …“ Sie brach ab, denn der Raum schien plötzlich zu kippen. „Mir … ist nicht gut“, flüsterte Stacey stockend.

McClain hörte sie offensichtlich trotzdem, denn er umfasste sie und führte sie aus dem Zimmer. Sie lehnte sich an ihn, weil ihr die Knie weich geworden waren, und war dankbar, weil er sie festhielt. Die anderen Gäste schienen nichts gemerkt zu haben.

In der ruhigen Diele blieben sie stehen. „Müssen Sie sich übergeben?“, erkundigte McClain sich unverblümt.

Stacey überlegte einige Momente, bevor sie verneinte. Inzwischen hatte er sie in den privaten Lift weitergeführt, und als sich dessen Türen schlossen, nahm er sie wieder in die Arme. Froh darüber, schmiegte sie sich an ihn.

„Schaffen Sie es, allein zu gehen, oder soll ich Sie tragen, Stacey?“

Sie presste die Wange an seine Brust, und die Lider wurden ihr plötzlich schwer. Nur wie nebenbei merkte sie, dass der Lift anhielt und McClain ihr nun den Arm um die Taille legte und sie stützte. Beinah hätte sie sich einbilden können, aus eigener Kraft weiterzukommen.

Sie war gar nicht so schlimm betrunken! Ihr war nur schwindlig, sie war müde und benommen. Trotzdem wollte sie nicht getragen werden. Nein, sie wollte nicht, dass jemand sah, wie sie, Stacey Amhearst, von ihrer letzten Party weggetragen wurde, weil sie zu viel Wein konsumiert hatte! Es war schlimm genug, dass in wenigen Tagen jeder wissen würde, dass sie jetzt mittellos dastand.

Wenigstens würde es in den Augen ihrer Bekannten ein Plus bedeuten, dass sie die Party mit einem großen, attraktiven Fremden verließ – zumindest, bis sie herausfanden, woher er stammte und womit er seinen Lebensunterhalt bestritt.

Die milde Nachtluft half ihr, einen klareren Kopf zu bekommen. McClain führte sie die Reihe der bereitstehenden Taxis entlang, und mit jedem Schritt fühlte sie sich wieder etwas sicherer auf den Beinen. Als sie zum vordersten Wagen gelangten, führte McClain sie jedoch weiter.

Hatte er eine Limousine gemietet? Stacey blickte nach vorn, um festzustellen, ob dort eine stand, aber es waren keine der überlangen Luxuskarossen am Bordstein geparkt. Verwirrt wurde sie langsamer.

„Wohin gehen wir?“

„Ein kleiner Spaziergang wird Ihnen gut tun“, erwiderte McClain.

Bestürzt sah sie zu ihm auf. „Bis zu mir ist es sechs Blocks weit! Und es muss schon nach Mitternacht sein.“

„Ja und? Es ist eine schöne Nacht.“

Seine Naivität schockierte sie. „Wir könnten überfallen werden.“

Nun lächelte er herablassend. Typisch für einen Macho wie ihn, die Gefahren der Großstadt gering zu schätzen! Vielleicht hatte er jedoch Recht: Er war groß und kräftig, und obwohl er einen eleganten Smoking trug, sah man ihm an, dass er ein zäher Bursche war. Das würde einen Straßenräuber bestimmt abschrecken. Es gab leichtere Opfer.

„Es sind beinah zwei Kilometer bis zu meiner Wohnung“, wiederholte Stacey und errötete beschämt, als sie merkte, wie kläglich es geklungen hatte. Als wäre es eine Zumutung für sie, auch nur wenige Schritte zu gehen!

Bei jedem anderen hätte sie sich nichts dabei gedacht, aber Oren McClain war fit und an körperliche Arbeit gewöhnt. Für ihn waren zwei Kilometer wahrscheinlich nicht einmal eine Aufwärmübung.

„Der Spaziergang hilft Ihrem Körper, den Alkohol abzubauen“, meinte er kurz angebunden.

„Wahrscheinlich haben Sie Recht“, gab Stacey zu und erlaubte ihm, ihr wieder den Arm um die Taille zu legen. Nach kurzem Zögern umfasste sie seine Mitte, und sie gingen weiter. Hoffentlich wirkte der Wein noch so betäubend, dass sie es nicht zu sehr spürte, kilometerweit in hochhackigen Schuhen auf Asphalt zu gehen!

Nach einem halben Kilometer war ihr Kopf noch ein bisschen klarer geworden, aber ihr taten die Füße schon so weh, dass sie ihren Stolz zu opfern bereit gewesen wäre und am liebsten ein Taxi genommen hätte. Da sie jedoch einen guten Eindruck machen wollte, verzichtete sie darauf, sich zu beklagen. Oder darum zu betteln, ihr ein Taxi zu besorgen.

Als sie schließlich bei ihrem Apartmenthaus ankamen und im Lift nach oben fuhren, war ihr Kopf wieder völlig klar. Sie schwor sich, nie wieder zu versuchen, sich vor Problemen in Alkohol zu flüchten. Das Trinken hatte alles nur schlimmer gemacht, und womöglich würde die Situation nun noch katastrophaler werden.

Ihre Vermutung stellte sich als richtig heraus, sobald sie zu ihrer Wohnung kamen und sie, Stacey, McClain vor der Tür verabschieden wollte.

„Ich würde Sie gern nach drinnen begleiten und mich versichern, dass mit Ihnen jetzt alles in Ordnung ist, Stacey.“

Er klang aufrichtig. Bestimmt hatte er nichts anderes im Sinn, aber sie war sich nicht völlig sicher. Bisher war er ihr immer absolut vertrauenswürdig erschienen, doch Menschen waren oft nicht so, wie man nach kurzer Bekanntschaft dachte.

Außerdem machte er sich vielleicht falsche Hoffnungen, wenn sie ihn ins Apartment bat, und das wäre ihm gegenüber nicht fair. Sie nahm keineswegs an, dass jeder Mann, der ihr begegnete, sich sofort heftig in sie verliebte. McClain hatte allerdings behauptet, er sei nach New York gekommen, um festzustellen, ob sie vielleicht ihre Meinung geändert habe. Und das bewies, dass er mehr als nur ein bisschen von ihr angetan war.

Es gab noch einen Grund, ihn sozusagen vor der Tür abzufertigen: Sie, Stacey, wollte nicht in Versuchung geraten, ihn als Retter in der Not zu betrachten. Es wäre falsch, ihn auszunutzen, aber sie war sich nicht sicher, wie lange sie noch so anständig denken konnte, wenn sie jetzt einige Zeit mit ihm verbringen würde. Und sie reagierte zudem zu stark auf seine maskuline Ausstrahlung, ja, ihre Haut prickelte noch immer erregend, nur weil er sie auf dem Heimweg gestützt hatte.

„Es geht mir wieder gut“, versicherte Stacey ihm schließlich. „Wirklich! Ich bin nur müde und … es ist mir peinlich, mich so zum Narren gemacht zu haben.“

McClain lächelte verhalten. „Das haben Sie nicht, Stacey! Sie sind noch immer eine Lady, nur heute eben eine ziemlich durstige.“

Das hatte er nett gesagt! Er klang, als würde er finden, dass sie sich zu hart verurteilte. „Danke“, erwiderte sie leise. „Gute Nacht.“

„Sie brauchen bestimmt das hier“, meinte er und hielt ihr die Handtasche hin, die er früher in seine Obhut genommen hatte.

Schweigend holte sie den Schlüssel heraus und schloss die Tür auf.

Als McClain an ihr vorbeigriff und die Tür aufstieß, schien ein Stromstoß sie, Stacey, zu durchzucken.

„Ich würde Sie morgen gern treffen“, sagte McClain. „Und Sie zum Essen einladen.“

Autor

Susan Fox
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