Versuchung pur

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Sex mit einem völlig Fremden! Dass ausgerechnet das Brooke passiert - unglaublich. Alles verläuft sonst bei ihr genau nach Plan. Doch als der faszinierend erotische Rancher Caleb Lander in einer Bar neben ihr sitzt, spielen ihre Hormone verrückt. Zu romantischen Klängen tanzen sie stundenlang Wange an Wange. Die Welt scheint nicht mehr zu existieren - in einem Motelzimmer geben sie sich ihren lustvollen Gefühlen hin - Brooke hat noch nie so einzigartigen Sex erlebt. Als sie am nächsten Morgen erwacht, ist ihr alles nur noch unglaublich peinlich. Hastig verabschiedet sie sich von Caleb - noch auf dem Weg hinaus zerreißt sie seine Visitenkarte. Niemals will sie ihn wiedersehen ...


  • Erscheinungstag 13.07.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733747541
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Brooke Blake nippte an ihrem Bier und verzog das Gesicht. Anscheinend musste man sich an diesen leicht bitteren Geschmack erst gewöhnen. Aber sie war entschlossen, alles auszuprobieren, was ihr der neue Bundesstaat zu bieten hatte – einschließlich des hiesigen Flaschenbiers.

Sie blickte auf ihre Uhr und gab sich genau zehn Minuten, um über die Widersprüche in ihrem Leben nachzugrübeln. Beruflich war ihr Erfolg als Bestseller-Autorin von Büchern, die Hilfe in allen Lebenslagen versprachen, ungebrochen, aber ihre Glaubwürdigkeit stand auf dem Spiel, weil sie privat ihr allerwichtigstes Ziel bisher nicht erreicht hatte.

Trotz sorgfältiger Planung war es ihr nicht gelungen, bis zu ihrem fünfunddreißigsten Geburtstag eine Familie zu gründen. Was hatte sie in den letzten fünf Jahren falsch gemacht? Sie nahm ihren Terminplaner aus ihrer Handtasche, die sie auf dem Hocker neben sich gestellt hatte, und blätterte darin herum.

Die Tür zur Bar wurde geöffnet. Brooke sah hoch und beobachtete in dem Spiegel über dem Tresen, wie ein Cowboy hereinkam. Ehe sich die Tür hinter ihm schloss, erhaschte sie noch einen Blick auf seine Silhouette mit den schlanken Hüften und die breiten Schultern, die sich gegen die tief stehende Nachmittagssonne deutlich abhoben. Nett, aber leider nicht ihr Typ. Er war ein Cowboy wie aus dem Bilderbuch.

Mit geschmeidigen Bewegungen durchquerte er den Raum. Seine Ausstrahlung war die eines Mannes, der es gewohnt war, den Ton anzugeben. Diesen Typ Mann kannte sie nur allzu gut und wusste, dass er sich meistens von erfolgreichen Frauen bedroht fühlte.

Von Frauen wie ihr.

Er blieb hinter ihr am Tresen stehen und fing ihren Blick im Spiegel auf. Hoffentlich hatte er ihre Musterung jetzt nicht als Einladung aufgefasst. Langsam wandte sie sich zu ihm um, und ihre sonstige Reserviertheit war mit einem Schlag vergessen.

Seine Gesichtszüge waren zu markant, um ihn nur als „nett“ zu bezeichnen. Dunkle Bartstoppeln bedeckten ein energisches Kinn mit einem unglaublich sexy Grübchen. In seinem langärmeligen karierten Hemd, das am Hals gerade so weit offen stand, dass es ein paar dunkle Brusthärchen enthüllte, und einer Jeans, die seine Hüften wie eine zweite Haut umschmiegte, hätte er geradewegs einem Kalender für Frauen entstiegen sein können, die eine Schwäche für Cowboys hatten.

Sie war kein Fan von Cowboys. Sie bevorzugte Akademiker.

Er ließ den Blick über sie gleiten, wobei sie ein unliebsames Prickeln verspürte.

Der Fremde nahm seinen Hut ab, und dichtes braunes Haar kam zum Vorschein. „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“

Er hatte eine verführerisch tiefe Stimme, und seine vollen, sinnlichen Lippen waren wie geschaffen dafür, einer Frau süße Liebesworte ins Ohr zu flüstern. Aber nicht ihr. Sie mochte weltgewandte, kultivierte Männer. Dennoch fragte sie sich, wie es wohl sein mochte, mit einem Mann wie diesem Cowboy zu schlafen. Sie bezweifelte, dass es die schweigende, routinemäßige Vereinigung wäre, die sie gewöhnt war. Dieser Mann würde bestimmt rauer sein. Geräuschvoller. Abenteuerlicher.

Sie verdrängte ihre unangemessenen, aber erregenden Spekulationen. Weil sie so damit beschäftigt gewesen war, über ihre verfehlten Ziele nachzudenken, hatte sie gar nicht bemerkt, wie voll es inzwischen in der Bar geworden war. Der Hocker neben ihr war der einzige noch freie Platz.

Sie nahm ihre Handtasche herunter und hängte sie über ihre Rückenlehne. „Nein, natürlich nicht.“

„Danke.“ Als er sich setzte, streifte er mit dem Knie ihren Schenkel. Noch während sie überlegte, ob er das absichtlich getan hatte, entschuldigte er sich.

Weil ihr plötzlich der Mund ganz trocken geworden war, nahm sie schnell einen Schluck aus ihrer Bierflasche. Sie schüttelte sich. Nein, an Bier würde sie wohl nie Geschmack finden.

Bei Cowboys war sie sich da nicht so sicher. Wenn alle hier in Texas so gut aussahen, wie dieser, würde sie wahrscheinlich keine Schwierigkeiten haben, den richtigen Mann zu finden, der sich mit ihr auf ihrer neu erworbenen Ranch niederließ. Sie würde jedoch einen weniger ungehobelten Cowboy vorziehen. Oder war ein kultivierter Cowboy ein Widerspruch in sich?

Sie nahm jetzt einen Stift aus ihrer Handtasche und schrieb in ihren Planer: Versagen ist ein vorübergehender Zustand. Und erleichtert fügte sie hinzu: Jedes Ziel ist erreichbar, wenn es richtig angesteuert wird. Wo also war sie von ihrem Kurs auf ihr Ziel, einen Ehemann zu finden, abgekommen?

Bisher hatten die Männer in ihrem Leben ihr entweder übel genommen, dass sie ihrer Karriere zu viel Zeit widmete, oder sie hatten von ihrem Erfolg profitieren wollen.

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie der Fremde dem Barkeeper ein Zeichen gab, ehe er sie eingehend musterte. „Ich hätte Sie eigentlich für eine Weintrinkerin gehalten.“

Ohne ihn anzusehen, nahm sie noch einen Schluck Bier. Sie fand es immer scheußlicher. „Da liegen Sie ganz richtig, aber wenn man in Rom ist …“

Der Barkeeper erschien. „Was kann ich Ihnen bringen?“

„Tequila. Pur“, erwiderte der Cowboy. „Am besten gleich einen doppelten. Haben Sie vielleicht einen Weißwein für die Lady?“

„Sicher. Kommt sofort.“

Der Fremde sollte bloß nicht annehmen, sie sei hier, um einen Mann kennenzulernen. Das würde warten müssen, bis sie hierher gezogen war. Und dann würde sie nach Mr. Right Ausschau halten, nicht nach Mr. July aus einem Cowboy-Kalender. Unvermittelt stellte sie ihn sich splitternackt vor, und sie wäre fast von ihrem Barhocker gefallen.

Sie verlagerte ihre Sitzposition, und wieder stießen ihre Beine gegeneinander. Dieses Mal war es ihre Schuld. „Verzeihung. Sie brauchen mir keinen Drink auszugeben.“

„Doch, weil ich nicht mit ansehen kann, wie Sie jedes Mal das Gesicht verziehen. Man könnte meinen, Sie tränken Hustensaft.“

Zu ihrer Überraschung spürte sie, wie sie rot wurde. „Aus Bier habe ich mir noch nie viel gemacht.“

„Im Ernst?“ Er klang amüsiert. Verstohlen betrachtete sie seine großen gebräunten Hände. Auf den Handrücken hatte er viele kleine Narben, aber seine Nägel waren gepflegt. „Aus was machen Sie sich denn etwas – außer aus Notizen?“

Brooke klappte ihren Planer zu und steckte ihn in ihre Handtasche. Es ging niemanden etwas an, dass sie ihr Ziel, eine eigene Familie zu gründen, ganz allein in Angriff nahm. Einem Fremden würde sie bestimmt nicht erzählen, dass sie morgen einen Termin für eine künstliche Befruchtung hatte.

Sie verspürte ein unangenehmes Ziehen in der Magengrube. Sie hatte alles durchdacht, das Für und Wider abgewogen und den geeignetsten Spender ausgewählt. Er war blond wie sie selbst und kam ebenfalls aus einer Akademikerfamilie. Er war sorgfältig überprüft worden, hatte keine erkennbaren Krankheiten und war genetisch die ideale Wahl.

Höflich lächelnd versuchte sie, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. „Ich mache mir zum Beispiel sehr viel aus meiner Arbeit. Aber lassen Sie uns nicht über mich reden. Sie haben sich einen doppelten Tequila bestellt. Scheint so, als hätten Sie einen harten Tag gehabt.“

„Wie man’s nimmt.“ Er legte einen Geldschein auf den Tresen. „Gestorben ist jedenfalls niemand.“

Sein trockener Humor brachte sie zum Schmunzeln. „Das ist doch schon mal positiv. Irgendein dauerhafter Schaden?“

„Wahrscheinlich nicht.“

Der Barkeeper kam mit den Getränken, und Brooke zückte ihr Portemonnaie.

„Nein, der geht auf mich.

„Danke, aber ich …“

„Kein Aber. Ich spendiere Ihnen doch nur ein Glas Wein. Auf mehr bin ich nicht aus.“

Seine Offenheit verblüffte sie. „Ich auch nicht.“

„Dann sollten Sie nicht so angezogen hierher kommen.“

„Was stimmt denn nicht mit meinem Kostüm?“ Es war aus lavendelfarbener Seide und hatte sie ein kleines Vermögen gekostet. Sie liebte es. Der kurze Rock betonte ihre Beine und die Jacke, die nur von einem Gürtel zusammengehalten wurde, unterstrich ihre Taille. Sie hatte es gekauft, als ihr erstes Buch auf die Bestsellerliste der New York Times kam. Dieses Kostüm brachte ihr Glück, und sie trug es nur zu besonderen Anlässen. Wie heute. Sie hatte eine idyllische kleine Ranch fünfzig Meilen südlich von Tilden, Texas, ersteigert.

Die Ranch war ganz so, wie sie es erträumt hatte, doch es würde mehr als nur ihr Zuhause sein. Sie beabsichtigte, aus der ehemaligen Ferienranch ein Erholungszentrum zu machen, wo sie dann ihre Motivationsseminare abhalten konnte, ohne dafür ständig auf Reisen gehen zu müssen. Im Moment mochte die Ranch für diesen Zweck etwas zu rustikal sein, aber sie würde sie schon nach ihren Vorstellungen umgestalten.

Der Cowboy neben ihr nippte an seinem Tequila. „Außer dass Sie zum Anbeißen aussehen, sehen Sie auch nach Geld aus. Diese Bar befindet sich in der Nähe des Gerichts, so dass auch der eine oder andere Straftäter hierher kommt. Da sollten Sie Ihre Handtasche lieber auf dem Schoß behalten.“

Irritiert schaute sie sich um. Einige Gäste sahen wirklich nicht sehr vertrauenswürdig aus. Sie hatte vorher nicht darauf geachtet, weil sie nur einen Platz hatte finden wollen, um ihre Notariatsurkunde zu studieren. Zum ersten Mal in ihrem Leben besaß sie Land. Sie nahm ihre Handtasche von der Rückenlehne und legte sie sich auf den Schoß. Allein zu wissen, dass die Urkunde sich darin befand, erfüllte sie mit Genugtuung. Wenigstens dieses Ziel hatte sie erreicht.

„Und Sie werden ja vielleicht nicht jeden Mann, der durch die Tür kommt, derart gründlich mustern wie mich.“

Brooke errötete. „Das habe ich nicht getan.“

„Welche Farbe haben denn meine Stiefel?“

„Braun …“ Sie wurde noch verlegener. „Meine Güte, die meisten Männer hier tragen braune Stiefel.“

Er lächelte, und seine dunklen Augen blitzten amüsiert. „Aha, voll erwischt.“

Sie biss sich auf die Lippe, um sein Lächeln nicht zu erwidern. „Das war nicht nett.“

„Wenigstens haben Sie aufgehört, mit betrübter Miene in Ihr Notizbuch zu starren. Aber im Ernst, Sie sollten besser auf Ihre Sachen achten und nicht allein hierher kommen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie gehen wollen. Ich begleite Sie dann hinaus.“

Warum sollte ein Fremder so etwas tun? Egal, sie würde den galanten Cowboy beim Wort nehmen. „Danke. Ich möchte meinen Geburtstag bestimmt nicht auf dem Polizeirevier mit dem Beantworten von Fragen verbringen.“

„Geburtstag?“

Sie nickte. „Ich habe ein weiteres Jahr Erfahrung auf dem Buckel.“

„Sehen Sie das wirklich so?“

Brooke probierte ihren Wein und verzog auch dieses Mal das Gesicht. „Positives Denken ist sehr wichtig, um gesund zu bleiben und erfolgreich zu sein.“

Er schaute skeptisch drein. „Das zu glauben hilft Ihnen?“

„Natürlich. Man kann im Leben nur das bekommen, was man auch zu verdienen glaubt.“

Er nippte an seinem Drink. „Sie hören sich an wie ein Selbsthilfebuch.“

Kein Wunder, sie hatte eben aus Kapitel dreizehn ihres ersten Buches zitiert. „Sie halten nichts von solchen Prognosen?“

Er schüttelte den Kopf. „Wenn alle Leute bekämen, was sie verdienten, dann wäre die Welt wahrscheinlich in Ordnung. Ich nehme an, der Wein schmeckt nicht viel besser als das Bier, oder?“

„Es ist nicht gerade ein kalifornischer Spitzenwein.“

„Sweetheart, wir sind hier sehr weit weg von Kalifornien.“

Ehe Brooke antworten konnte, brach hinten in der Bar ein Streit aus. Wie in einem schlechten Film schlug ein Mann einem anderen einen Stuhl über den Kopf. Andere sprangen auf, um mitzumachen.

Ihr Cowboy fluchte leise. „Der Platz um die Ecke wäre angenehmer für Sie.“

„Ich glaube kaum …“ Sie unterbrach sich, als eine Bierflasche in ihre Richtung geflogen kam. Im nächsten Moment hatte der Cowboy sie von ihrem Hocker praktisch auf seinen Schoß gezogen. Sie fand sich mit dem Kopf an seine warme Brust gepresst wieder, seine raue Hand lag schützend vor ihrem Gesicht. Und ihre Hand lag auf einer Stelle … na ja, wo sie eigentlich nicht hingehörte. Hastig zog Brooke sie zurück, aber die unerwartete Intimität sandte ein süßes Prickeln durch ihren Körper.

Weil die Schlägerei mittlerweile in vollem Gange war, sprang ihr Cowboy auf die Füße und stellte sich vor sie hin, um sie vom Chaos ringsum abzuschirmen. Schnell hob er ihre Handtasche, die ihr entglitten war, auf und reichte sie ihr. „Kommen Sie, gehen wir.“

Gerade wollte sie ihm sagen, dass sie selbst entscheiden würde, wann sie ging, da flog ein Stuhl durch die Luft und landete knapp einen Meter neben ihr. Ein Bein brach ab und schoss auf sie zu, aber der Cowboy stoppte es mit dem Fuß, ehe es sie hätte treffen können.

„Gehen wir“, wiederholte er, packte sie am Ellbogen und zog sie zur Tür. Erst draußen auf dem Gehsteig ließ es sie los. „Wo steht Ihr Wagen?“

Brooke hängte sich ihre Tasche über die Schulter und fragte sich, warum sie sich nicht einfach von ihm verabschiedete. „Vor dem Gericht, aber …“

„Darf ich Ihnen noch einen Drink ausgeben, ehe Sie losfahren?“

Sie hätte sein Verhalten nicht galant oder liebenswürdig finden sollen, aber sie tat es. Noch bei keinem Mann war sie sich so beschützt vorgekommen. Ein eigenartiges Gefühl, das sie näher erforschen wollte.

„Gern. Aber lassen Sie uns doch lieber zu Abend essen. Ich lade Sie auch ein.“

Er blinzelte irritiert. Seine Wimpern waren dunkel und für einen Mann ungewöhnlich lang. „Was macht Sie so sicher, dass ich kein Krimineller bin, der gerade vom Gericht kommt?

Sie verstand sich sehr gut darauf, Leute einzuschätzen. „Sie haben ein ehrliches Gesicht.“

Er lachte. „Haben Sie noch nie davon gehört, dass man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen kann?“

Sich mit Menschen zu befassen war ihr Beruf. Irgendwo in ihren Notizen für ihr nächstes Buch stand: Niemand kommt zum falschen Zeitpunkt in dein Leben. Sie musste unbedingt ergründen, warum er gerade jetzt aufgetaucht war und was dieser einfache Mann an sich hatte, dass sie sich für ihn interessierte.

„Ich riskiere es trotzdem, wenn Sie es auch riskieren. Können Sie ein Restaurant empfehlen, in dem es gutes Barbecue à la Texas gibt?“

„Könnte ich schon, aber ich habe mich noch nie von einer Frau zum Essen einladen lassen.“

„Ich bin Ihnen etwas schuldig. Die Flasche vorhin hätte mich beinahe getroffen, und der Stuhl kam mir auch ziemlich nah. Betrachten Sie es als Gelegenheit, eine neue Erfahrung zu machen.“

„Sie klingen schon wieder wie ein Selbsthilfebuch.“

Sie würde ihm nicht sagen, warum. „Es ist nun mal meine Art.“

„Die Einladung gilt aber nur für das Dinner, damit das klar ist.“ Selbst in der hereinbrechenden Dämmerung entging ihr nicht, wie verlegen er war.

Die Erregung, die sie bei seiner Andeutung durchzuckte, schockierte Brooke. Wie wäre es wohl, die Liebesdienste eines Mannes zu erkaufen? Sie verdrängte diesen Gedanken sofort, denn so eine Frau war sie nicht. Nein, meldete sich ihr Gewissen, du bist eine Frau, die das Sperma eines Fremden kauft und sich in einer sterilen Prozedur in einer Klinik damit befruchten lässt.

Sie machte doch keinen Fehler, oder? Natürlich nicht, sie hatte alles gründlich durchdacht. Sie war nicht nur bereit, Mutter zu werden, ihr blieb auch nur noch sehr wenig Zeit dazu. Ihre eigene Mutter war mit vierzig schon in die Wechseljahre gekommen und hatte sich mit fünfundvierzig einer Totaloperation unterziehen müssen. Wenn sie ein Baby wollte, dann jetzt. Sie konnte nicht noch mehr Zeit damit vergeuden, auf Mr. Right zu warten.

Wieder verspürte sie dieses Ziehen in der Magengegend. Aber es war zu spät für Zweifel und zu spät, um den morgigen Termin abzusagen. Vielleicht sollte sie eine Magentablette nehmen. Sie hatte schon eine ganze Schachtel davon geschluckt, seit sie sich für eine künstliche Befruchtung entschieden hatte.

„Bitte, begleiten Sie mich. Ich bin es leid, mir selbst Gesellschaft zu leisten.“ Besonders heute Abend wollte sie nicht mit ihren Gedanken allein sein. Ihren Zweifeln. Ihren Ängsten.

Er rieb sich nachdenklich das Kinn. Sein Zögern war wenig schmeichelhaft für sie.

„Ich verspreche Ihnen, nicht gleich bei der Vorspeise über Sie herzufallen“, fügte sie lächelnd hinzu.

„Na gut. Das beste Barbecue-Restaurant liegt zwei Meilen nördlich der Stadt. Sie können mit mir fahren oder mir in Ihrem Wagen folgen.“

Auch wenn sie so verrückt war, einen Fremden zum Essen einzuladen, in seinen Wagen steigen würde sie keinesfalls. Zudem lag das Restaurant in der gleichen Richtung wie ihr Motel. „Ich folge Ihnen.“

Er streckte ihr die Hand hin. „Ich heiße Caleb.“

Sie war so daran gewöhnt, von ihren öffentlichen Auftritten her gleich erkannt zu werden, dass es ihr nie eingefallen wäre, sich vorzustellen. Nicht einmal mitten in Texas. „Brooke.“

Kein Anzeichen von Erkennen, aber Cowboys lasen wohl nicht Bücher, um eigene Ziele zu verwirklichen. Während des kurzen Händeschüttelns fiel ihr auf, wie behutsam er mit ihr umging und dass er nicht seine Männlichkeit demonstrierte, indem er ihre Hand fast zerquetschte, so wie manche Männer es taten. Er wurde ihr immer sympathischer.

Die Ironie des Schicksals, sich zu einem Mann hingezogen zu fühlen, der absolut nicht zu ihr passte, verunsicherte sie.

Vielleicht würde sie morgen von Caleb träumen, während der Arzt sie behandelte.

Auf dem Weg zum Parkplatz bewunderte sie nicht nur seinen Gang, sondern auch sein scharf geschnittenes Profil, das sich gegen das fahle Licht der Straßenlaternen abhob. Unvermittelt wandte er sich ihr zu und ertappte sie dabei, wie sie ihn musterte. „Bleiben Sie lange in der Stadt?“

„Nein. Ich bin nur auf der Durchreise. Morgen fliege ich nach … Dallas.“ Sie verspürte erneut ein Ziehen im Magen. „Und Sie?“

„Ich hatte geschäftlich hier zu tun, aber der Deal ist geplatzt.“

„Das tut mir leid. Vielleicht könnten Sie ja die Dinge überprüfen und nach anderen Gesichtspunkten erneut in Angriff nehmen.“ Sie fing seinen amüsierten Seitenblick auf. „Klinge ich wieder wie ein Lebenshilfebuch?“

„Ja.“

Als plötzlich ein Auto viel zu schnell an ihnen vorbeifuhr, packte er sie am Arm und zog sie vom Straßenrand zurück. Wieder eine beschützende Geste, die ihr gefiel. „Sie sind ein richtiger Ritter, wissen Sie das?“

„Bin ich nicht, Ma’am. Sie haben mich zum Abendessen eingeladen, und das lass ich mir doch nicht entgehen, nur weil Sie überfahren werden.“

Unwillkürlich musste Brooke lachen, doch beim Anblick ihres gemieteten kleinen roten Sportwagens wurde sie wieder ernst. Wenn die Befruchtung Erfolg hatte, waren ihre Tage als Single gezählt und sie würde sich bald einen Familienwagen kaufen müssen.

„Haben Sie Bedenken?“

Seine tiefe Stimme riss sie aus dem Grübeln. „Natürlich nicht. Ich weiß genau, was ich tue.“

Als er die Stirn runzelte, wurde sie verlegen. Er hatte das Dinner gemeint, nicht ihre Entscheidung, von einem anonymen Spender mit perfekten Daten schwanger zu werden. Hastig überspielte sie ihren Fauxpas, indem sie sagte: „Ich möchte unbedingt ein texanisches Barbecue probieren.“

„Dann folgen Sie mir.“

Mit diesen Worten lief er zu einem silberfarbenen Pick-up, und Brooke konnte nicht umhin, seinen knackigen Po zu bewunderte. Was war heute Abend nur los mit ihr? Es musste an ihrem bevorstehenden Eisprung liegen. Es ging nicht an, dass sie daran dachte, mit diesem Cowboy über die Stränge zu schlagen.

Oder doch? Natürlich nicht. Sie würde nie etwas derart Verrücktes tun. Sie war nicht der Typ, der sich auf ein Wagnis einließ, selbst wenn es sie von der sterilen Prozedur, die ihr morgen Nachmittag bevorstand, ablenken würde.

Sie nahm eine Magentablette aus ihrer Handtasche.

2. KAPITEL

Caleb sah erneut in den Rückspiegel. Das kleine rote Auto fuhr noch immer hinter ihm her.

Wie lange würde es dauern, bis Brooke – falls sie wirklich so hieß – sich besann und einen Rückzieher machte? Frauen wie sie vergeudeten keine Zeit mit Männern wie ihm. Alles an ihr zeugte von Kultur, Klasse und Bildung. Er konnte da absolut nicht mithalten. Seine Exfrau hatte ihm das deutlich genug gesagt, und er bezweifelte, dass sich in den zehn Jahren, seit Amanda weg war, etwas daran geändert hätte.

Er war kein Mann, der Frauen in einer Bar auflas, aber Brooke hatte ihn wenigstens davon abgehalten, sich sinnlos zu betrinken.

Am Nachmittag war er zum Gericht gekommen in der Hoffnung, dass sein Mitbewerber, der ein höheres Gebot für die andere Hälfte der Crooked Creek Ranch abgegeben hatte, bis zum Ablauf der Frist um siebzehn Uhr nicht mit dem Geld erscheinen würde. Da er die zweithöchste Summe geboten hatte, hätte er dann den Zuschlag bekommen, und seine Schuld gegenüber seiner Familie wäre endlich abgetragen. Er hatte den neuen Besitzer nur um Minuten verfehlt. Die Übertragung war ordnungsgemäß erfolgt und seine Chance, das Land seiner Familie zurückzubekommen, war vertan.

Als Caleb vor dem Restaurant, in dem es das beste Barbecue weit und breit gab, aus seinem Pick-up stieg, sagte ihm die Vernunft, dass er sich besser auf die einstündige Rückfahrt nach Hause gemacht hätte. Doch jetzt war es zu spät, denn Brooke parkte schon neben ihm. Er ging um ihren Sportwagen herum, um ihr beim Aussteigen zu helfen. Beim Anblick ihrer Beine wurde ihm der Mund trocken. Sie trug keine Strümpfe. Am liebsten hätte er ihre Waden berührt, um festzustellen, ob sich ihre Haut so seidig anfühlte, wie sie aussah. Er ergriff ihre Hand. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie dunkelrosa lackierte Fingernägel hatte, und das alarmierte ihn. Seine Exfrau hatte sich auch die Nägel lackiert, allerdings feuerrot.

Brooke lächelte ihn an. Sie war groß und schlank, aber mit Kurven an den richtigen Stellen. Ihre Augen waren grün, ihr blondes Haar reichte ihr gerade bis zum Kinn. Ihr Gesicht war so apart wie das eines Models.

Wahrscheinlich lag es am schmeichelnden Mondlicht, dass er sie so schön fand – und der Tatsache, dass er seit Ewigkeiten keinen Sex mehr gehabt hatte. Er hatte auf die harte Tour gelernt, sich nicht mit Frauen aus der Gegend einzulassen, und für weitere Abstecher von der Crooked Creek Ranch fehlten ihm sowohl die Zeit als auch das Geld.

Nervös fuhr er mit einem Finger unter seinen Hemdkragen, weil eine plötzliche Erregung ihn überkam.

„Was für ein idyllisches Plätzchen.“ Brooke lächelte.

Sofort fielen ihm viel bessere Möglichkeiten ein, um ein paar Stunden mit einer schönen Frau zu verbringen, als in einem überfüllten Restaurant zu sitzen.

Aber sie hatte ihn nun einmal zum Essen eingeladen, weil sie an ihrem Geburtstag nicht allein sein wollte. Ende der Story. Falls sie noch eine ganz andere Einladung im Sinn hatte, dann hieß das ja nicht, dass er auch die annehmen würde. Himmel, er war achtunddreißig, nicht achtzehn. Solange er sie nicht berührte, würde er sich ja wohl beherrschen können.

Als er Musik im Restaurant spielen hörte, blieb er so abrupt stehen, dass Brooke, die hinter ihm herging, mit ihm zusammenstieß. Für den Bruchteil einer Sekunde waren ihre weichen Brüste gegen seinen Rücken gepresst. Es durchzuckte ihn, als hätte er einen elektrischen Schlag bekommen.

„Verzeihung. Stimmt etwas nicht?“

Er hatte vergessen, dass hier donnerstags und freitags Live-Bands auftraten. Das Licht würde gedimmt sein und auf den Tischen Kerzen brennen. Eine romantische Atmosphäre hatte ihm gerade noch gefehlt.

„Heute Abend spielt eine Band. Es wird ziemlich laut sein. Vielleicht versuchen wir es woanders.“

Brooke schien jedoch begeistert. Verdammt! Als Nächstes würde sie tanzen wollen. „Die Band hört sich gut an.“

Ehe er es sich versah, befanden sie sich im Restaurant und wurden von einer Bedienung an einen kleinen Tisch gleich neben der Tanzfläche geführt.

Caleb wurde es flau im Magen. Er sollte auf der Stelle in die Bar zurückkehren, sich betrinken und morgen erst nach Hause fahren, so wie er es vorgehabt hatte.

Auf keinen Fall sollte er einen Abend mit einer Frau verbringen, die einen Fünfjahresplan hatte. Das hatte er in ihrem Planer gelesen, bevor sie es zuklappte.

Als er bemerkte, wie Brooke gebannt die tanzenden Paare beobachtete, wusste er, was sie sagen würde, noch ehe sie den Mund aufmachte.

„Ich wünschte, ich könnte auch so tanzen.“

Er winkte ab. „Twostepp kann doch jeder.“

„Ich nicht. Würden Sie es mir beibringen, Caleb?“

Verflixt, da hatte er die Bescherung. Aber es war ihr Geburtstag. Wie konnte er da ablehnen? „Vielleicht nach dem Essen.“

Gleich, nachdem sie bestellt hatten, legte die Band eine Pause ein. Wenn er Glück hatte, würde schnell serviert werden und die Band blieb lange weg.

„Und was machen Sie so, Caleb?“, fragte Brooke.

„Ich arbeite auf einer Ranch.“ Er hatte keine Lust, das näher zu erläutern. Nicht, weil er seine Arbeit nicht liebte, sondern weil es die meisten Frauen langweilte, wenn er über das Leben auf einer Ranch sprach. „Und Sie?“

„Ich schreibe.“

„Was denn? Zeitungsartikel, Reiseberichte, Liebesromane?“

„Ratgeber.“

Caleb nickte. „Das erklärt es.“

„Erklärt was?“

„All die kleinen Weisheiten, die Sie da von sich geben. Und wem helfen Sie hier im Bezirk McMullen?“

„Mir selbst.“

Autor

Emilie Rose
<p>Ihre Liebe zu romantischen Geschichten hat Emilie bereits im Alter von zwölf Jahren entdeckt. Zu der Zeit las sie einen Liebesroman nach dem anderen, sodass ihre Mutter die Bücher bald unter den Sofakissen versteckte, sobald Emilie ins Wohnzimmer kam. Dabei verbrachte sie damals viel Zeit in der freien Natur, wenn...
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