Wer bietet mehr?

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Junggesellen-Versteigerung! Die kesse Reporterin Dana angelt sich den Rancher Sean, um ihn ihren Tanten als "Verlobten" zu präsentieren. Sean, der das Sorgerecht für drei seiner Schwestern beantragt hat, fürchtet um seinen guten Ruf, verliebt sich aber trotzdem total in Dana. Aber spielt sie nicht nur mit ihm?


  • Erscheinungstag 28.02.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733755713
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Meine Damen, ich begrüße Sie herzlich zur sechsten Junggesellenauktion der Wünsch-dir-was-Stiftung.“ Der weibliche Disc-Jockey, der die Veranstaltung moderierte, wurde mit tosendem Applaus begrüßt.

Dana Shaw klatschte ebenfalls. Sie beobachtete erstaunt, wie einige Besucherinnen von ihren Plätzen aufsprangen und auf den Fingern pfiffen.

„Unglaublich“, murmelte sie. Dann beugte sie sich zu Elise Allen. „Hättest du das gedacht?“

Elise zuckte nur die Schultern.

Tatsächlich waren weder Dana noch Elise auf die ausgelassene und frivole Stimmung im Ballsaal des Red Lion-Hotels gefasst gewesen. Nach dem gemeinsamen Lunch bei Dana hatten sie sich spontan entschieden, hierher zu kommen. Die beiden Frauen kannten sich seit dem College. Jedes Jahr am Silvestertag trafen sie sich mittags zu einem feudalen Essen. Danach trennten sie sich, um in welcher Begleitung auch immer irgendwo zu feiern. In diesem Jahr allerdings hatten sie beide für den Abend weder Pläne gemacht noch Verabredungen getroffen.

Apropos Verabredungen.

„Mist“, fluchte Dana leise. Hoffentlich konnte sie, bevor die Auktion begann, noch schnell telefonieren. Sie kramte in ihrer voluminösen Schultertasche nach ihrem Handy.

„Was ist los?“, fragte Elise, als sie Danas plötzliche Unruhe bemerkte.

„Fred.“

„Fred?“ Elise sah ihre Freundin vorwurfsvoll an. „Du hast ihn doch nicht etwa in deiner Wohnung vergessen.“

Dana überlegte angestrengt. Fred Wallaby, ein schüchterner Mittvierziger, war unverhofft bei ihr aufgetaucht, kurz bevor Elise eingetroffen war. Eine ihrer Tanten hatte ihn als Blind Date für den Abend zu ihr geschickt. Als Dana ihm sagte, dass sie am Nachmittag Besuch bekommen würde, hatte er zaghaft erklärt, er werde warten. Also hatte sie ihn in ihr Arbeitszimmer geführt, ihm etwas zu essen hingestellt und ihm ihre Videosammlung empfohlen.

Sie seufzte. Fred war einer der vielen Kandidaten, die ihre Tanten ihr mit dem Wunsch schickten, dass sie sich in einen von ihnen verliebte. Die alten Damen begriffen einfach nicht, dass Dana zurzeit nicht nach einem Ehemann Ausschau hielt. Sie war mit ihrem Beruf verheiratet. Und so sollte es vorläufig auch bleiben. Wenn sie sich einsam fühlte oder ausgehen wollte, gab es genug Männer in ihrem Bekanntenkreis, die sie gern begleiteten. Es war vollkommen überflüssig, dass ihre Tanten jeden Tom, Dick oder Harry, über den sie auf der Straße stolperten, zu ihr schickten.

„Ist Fred nicht mit uns zusammen gegangen?“, lenkte Elise die Gedanken ihrer Freundin auf das aktuelle Problem zurück.

Dana zuckte die Achseln. „Zuletzt habe ich ihn vorm Fernseher gesehen. Er kaute Käsehappen und sah sich einen Doris Day-Film an. Bettgeflüster, glaube ich.“ Sie versuchte sich an die letzten hektischen Minuten in ihrer Wohnung zu erinnern. „Ich habe die Alarmanlage eingeschaltet“, murmelte sie. „Aber ich weiß wirklich nicht, ob er mit uns gemeinsam gegangen ist.“

Elise kicherte.

„Hör auf! Ich finde das gar nicht komisch.“ Dana schüttelte den Kopf. „Doch. Jetzt fällt es mir wieder ein. Er ist weg. Habe ich ihn nicht selbst noch irgendwie vor die Tür geschoben?“

In der Eile war alles drunter und drüber gegangen. Dana und Elise hatten etwas bedrückt beim Essen gesessen und um Dolores „Dottie“ Montgomery getrauert, die vor kurzem verstorben war. Während ihrer Jahre an der Universität von Utah hatten sie bei Dottie gewohnt und ihre Geheimnisse, ihre Erfolge und ihren Kummer mit dieser netten, warmherzigen Frau geteilt. Sie war ihnen nicht nur Zimmerwirtin, sondern auch Ersatzmutter gewesen. Es fiel ihnen schwer, sich mit ihrem Tod abzufinden.

Noch während des Essens brachte dann ein Kurier ein Päckchen. Es war von Dottie – Monate vor ihrem Tod datiert. Das Päckchen enthielt zwei pastellfarbene Umschläge und zwei Eintrittskarten für die Junggesellenauktion. Es war schon erstaunlich, dass Dottie sie in ihren letzten Willen eingeschlossen hatte. In den Umschlägen befanden sich je tausend Dollar, mit der Anmerkung, das Geld nur für etwas Ausgefallenes zu verwenden. Nicht für Reparaturen oder Rechnungen, sondern ausschließlich zum Vergnügen.

Dana war sofort klar, was die Eintrittskarten zu bedeuten hatten. Auf ihre Weise wollte die nette, alte Frau ihnen noch aus dem Grab Mut machen, das Leben zu genießen und es mit etwas Würze zu versehen, wie sie sich auszudrücken pflegte. Offenbar fand Dottie, dass es allmählich Zeit dafür wurde. Schließlich war Elise geschieden und Dana auf dem besten Wege, eine alte Jungfer zu werden.

Es war Dana, die schließlich Elise überredete. „Komm, wir gehen Shopping. Wir werfen uns in Schale und kaufen uns einen Mann!“

Damit hatte sie Elise überzeugt. Die beiden Freundinnen kannten sich lange genug, sodass Elise wusste, was hinter Danas Vorschlag steckte. Dana war die Verkupplungsversuche ihrer Tanten leid. Sie wollte auf deren Geburtstagsfeier, die noch in dieser Woche stattfand, eine eigene Begleitung präsentieren. Und zwar einen richtigen Mann. Groß, attraktiv, mit breiten Schultern. Umwerfend musste er sein, damit ihre Tanten auch wirklich einsahen, dass sie ihr keine netten Knaben mehr zu schicken brauchten.

Ihr schwebte ein Mann vor …

„Ladies. Es gibt Glatteis auf der I-15. Deshalb verspätet sich unser erster Junggeselle um ein paar Minuten. Aber ich denke, wir sollten ihn schon mal ankündigen. Sie kennen ihn alle. Es ist Sean O’Malley, Mr. Januar vom Monatskalender 2001!“

Die Moderatorin hielt einen Kalender hoch, auf dem ein umwerfend gut aussehender Mann abgebildet war. Selbst aus der Entfernung fielen seine leuchtend blauen Augen auf. Die Pfiffe und Beifallrufe erreichten einen neuen Höhepunkt.

„Anscheinend brauche ich Sie nicht zu erinnern, dass er das Land im Sturm erobert hat …“

Sean O’Malley.

Sean O’Malley?

Dana reckte den Kopf, um einen Blick auf das Hochglanzfoto zu erhaschen.

„Dieser Mann weiß, wie man Feuer entfacht und Kohle zum Glühen bringt!“, fuhr die Frau auf dem Podium fort.

Dana hörte nur mit halbem Ohr hin. Ihr Herz pochte, ihre Haut prickelte. Dass sie nicht die einzige Frau mit solchen Reaktionen im Saal war, wusste sie, aber bestimmt hatten die anderen Frauen ganz andere Gründe. Zugegeben, O’Malley sah extrem gut aus. Bei seinem Anblick bekam jede Frau ein Flattern im Bauch. Aber Dana fand ihn noch in anderer Hinsicht attraktiv. Er war der Mann, den sie schon seit Monaten interviewen wollte. Seit genau einem Jahr. Seit dem Moment, als sie im Schneideraum von Channel 9 sein Foto auf dem Schwarzen Brett gesehen hatte.

„Ist das nicht …“, begann Elise.

„Ja“, sagte Dana ungeduldig. Sie griff nach dem Bieterschild, das auf dem Tisch bereit lag. Als die Moderatorin seine Qualitäten für die kalten Winternächte anpries, begannen ihre Finger plötzlich zu zittern.

Er war ein phantastischer Mann. Der Traum jeder Frau. Deswegen bemühte sie sich seit einem Jahr um ein Interview mit ihm. O’Malley war quasi über Nacht zu einer Berühmtheit geworden. Allerdings wusste man nicht viel mehr über ihn, als dass er Mitglied der freiwilligen Feuerwehr von Cache Valley war, einer kleinen Gemeinde südwestlich von Logan. Wenn es Dana nun gelang, mehr über ihn herauszufinden, hätte sie für ihre Sendung „Utah People“ ein besonders heißes Thema an der Hand. Möglicherweise war es sogar „sexy“ genug, um überregionales Interesse zu erregen.

Sie beugte sich zu Elise. „Was steht im Katalog? Was bietet er an?“, fragte sie, ohne ihre Aufregung verbergen zu können.

Elise blätterte hastig in der Namensliste und las vor. „Eine Woche zur freien Verfügung …“ Sie grinste zu Dana hinüber, „… nach Wahl der Käuferin.“

Eine Woche. Dana biss sich vor Aufregung auf die Unterlippe. Das Schicksal meinte es diesmal gut mit ihr. Am kommenden Wochenende fand die große Party ihrer Tanten statt, mit einem Ball am Samstagabend als feierlichem Höhepunkt. Bis dahin hatte Dana sich zwar Urlaub genommen, aber sie konnte sich trotzdem mit einem Kamerateam im Seniorendorf ihrer Tanten treffen. Sie würde den wohltätigen Charakter der Auktion hervorheben – wie Sean O’Malley, einer der geheimnisvollsten Junggesellen der Nation, sich opfert, um bedürftigen Kindern zu helfen. Vielleicht ließ sich das Interview sogar in ihr nächstes Projekt zum Thema „Kreativ-Dating“ verbinden.

Ja. Ja!

Je länger sie über diese Idee nachdachte, desto besser gefiel sie ihr. Sieben ganze Tage. Sie würde ein ausführliches Interview bekommen. Massenweise Live-Material. Und ganz nebenbei bekam sie auch noch eine Begleitung für das große Ereignis, das ihre Tanten planten. Mit dieser Begleitung würde sie einen Volltreffer landen. Ihre Tanten würden es nicht mehr wagen, ihr irgendeinen Mann an die Haustür zu schicken.

„Ich will ihn haben“, erklärte sie entschlossen. „Er gehört mir.“

„Da hast du dir aber ein Stück Arbeit vorgenommen“, bemerkte Elise mit einem Blick auf die Frauen um sie herum, die sich alle gerade für diesen Junggesellen zu interessieren schienen.

„Das macht nichts. Hauptsache, ich habe einen attraktiven Begleiter für diesen verdammten Ball. Sonst stecken mich meine Tanten wieder mit einem Fünfzigjährigen zusammen, der bei seiner Mutter wohnt.“

„Es gibt noch andere Männer auf der Liste, die womöglich besser aussehen“, wandte Elise ein.

Dana schüttelte den Kopf. „Nein. Es muss O’Malley sein. Er ist ideal für die Party. Außerdem will ich ein Interview von ihm. Ich finde ihn perfekt. Geheimnisvoll. Verschlossen. Faszinierend. Ein Mann, der Interesse weckt und …“

„Fünfhundert Dollar!“, rief jemand am Nachbartisch.

Dana schaute wütend zu der blonden, jungen Frau hinüber, die das Gebot abgegeben hatte. Durch das Publikum ging ein Raunen, denn die Summe war, angesichts der Tatsache, dass dieser Junggeselle noch nicht einmal eingetroffen war, recht hoch gegriffen.

Die Blonde war keine andere als Jeanine Rush, seit Kurzem Reporterin beim Konkurrenzsender. Dana erkannte sie sofort.

„Für wen hält die sich?“, flüsterte Dana Elise zu, während sie ihre Konkurrentin scharf musterte. Sie vermutete, dass Jeanine an O’Malley aus denselben Gründen interessiert war wie sie selbst. Um nämlich ein Interview mit diesem Mann zu machen, der sich bisher der Presse gegenüber in geheimnisvolles Schweigen gehüllt hatte.

„Auf keinen Fall“, murmelte Dana. Sie hatte nicht vor, sich von einem platinblonden … Kind, das gerade vom College kam, ausstechen zu lassen.

Es war offensichtlich, dass Jeanine Dana ebenfalls erkannt hatte. Ihr selbstgefälliges Lächeln sagte alles. Sie lebte seit etwa einem Jahr in der Gegend und wusste natürlich, dass Dana Shaw Starreporterin bei Channel 9 war. Genauso wusste Dana, dass Jeanine als Wunderkind und Naturtalent in der Branche gehandelt wurde.

Dana straffte die Schultern. Adrenalin schoss in ihre Adern. Wenn es etwas gab, das sie begeisterte, dann war es Konkurrenz. Der Reiz der Jagd. Nur der Stärkste überlebt.

Im Saal war es still geworden. Alle Blicke richtete sich auf Jeanine und folgten dann automatisch deren Blick zu Dana. Das Tuscheln verriet, dass man beide erkannt hatte.

„Sechshundert“, sagte Dana laut und deutlich.

Jeanine zog eine der perfekt gezupften Augenbrauen hoch. „Sechshundertfünfzig.“

„Sieben.“

„Siebenhundertfünfzig.“

„Acht.“

Auf Danas schnelle Erwiderung reagierte Jeanine mit einem kurzen Zucken um die Mundwinkel, ihr Lächeln blieb aber selbstbewusst. „Achthundertfünfzig“, sagte sie, während sie sich mit einem Finger eine Haarsträhne hinter das Ohr klemmte. Diese Geste war so etwas wie ihr Markenzeichen, das sie bei jedem Auftritt präsentierte.

Dana war nicht beeindruckt. Nach ihrer Auffassung kokettierte Jeanine zu sehr mit ihrem Titel als Schönheitskönigin. Solche Erfolge halfen zwar eine Weile ebenso wie Jugend und freches Auftreten. Aber um sich im TV-Geschäft durchzusetzen, brauchte man mehr. Zum Beispiel eine gewisse Eleganz, wie Dana sie besaß. Und vor allen Dingen einen „guten Riecher“, den zu entwickeln es Jahre brauchte.

„Achthundertfünfundsiebzig.“

„Neunhundert“, konterte Jeanine mit einer kurzen Verzögerung.

Dies war der entscheidende Moment. Jetzt wusste Dana, dass sie gewinnen würde. Da konnte Jeanine noch so herausfordernd lächeln und sich siegessicher zurücklehnen, diese kleine Pause hatte sie verraten.

Dana beschloss, den Druck zu verstärken und quälte Jeanine mit einem wissenden Blick. „Zwölfhundert.“

Jeanines linkes Augenlid zuckte. Die Antwort kam diesmal noch langsamer. „Dreizehnfünfzig.“

Als Jeanine sich nun die Lippen leckte, wusste Dana instinktiv, dass ihre Konkurrentin das Limit erreicht, wenn nicht sogar überschritten hatte. Es war Zeit, zum entscheidenden Schlag auszuholen.

Zuerst legte sie das Bündel Hundert-Dollar-Noten auf den Tisch, das Dottie ihr vermacht hatte. Dann klappte sie ihre Brieftasche auf und breitete ihre Kreditkarten vor sich aus. Visa, MasterCard und American Express – alle in Gold. Sie blickte zu Jeanine hinüber und tippte mit den Fingerspitzen auf die Kreditkarten, um zu demonstrieren, dass sie unbegrenzte Ressourcen zur Verfügung hatte.

„Tausendfünfhundert Dollar“, sagte Dana. Sie blickte zur Moderatorin und zurück zu Jeanine.

„Ma’am?“, forderte die Moderatorin Jeanine zu einem Gebot auf.

Zum ersten Mal an diesem Abend hörte die hübsche Reporterin zu lächeln auf. Sie sah auf das Geld und die Kreditkarten. Nach einem kurzen Blick zu Dana schaute sie die Moderatorin an und schüttelte den Kopf.

„Verkauft! An Miss Dana Shaw von Channel 9“, verkündete die junge Frau auf dem Podium. „Eintausend und fünfhundert Dollar.“ Sie lachte und fügte noch hinzu: „Und der Mann ist noch nicht mal da.“

Er kam zu spät.

Der alte Pick-up war noch nicht ganz vor dem Red Lion Hotel zum Stehen gekommen, als Sean O’Malley nach dem Kleidersack griff, der hinter ihm auf dem Rücksitz lag.

„Besten Dank.“ Der Blick, mit dem er sich von seiner Schwester Carol verabschiedete, zeigte seine Gefühle ohne jede Beschönigung. An Carols Grinsen sah er, dass sie die Botschaft verstanden hatte.

„Du bist uns doch nicht mehr böse, dass wir dich zu dieser Auktion anmeldet haben, oder?“, fragte Carol.

„Doch.“

Es gelang ihr nicht, ein zerknirschtes Gesicht zu machen. „Also bitte, Sean, es ist doch für einen guten Zweck“, schmeichelte sie ihm. „Und du hast dich schon einmal für wohltätige Zwecke zur Verfügung gestellt. Als Mr. Januar für den Kalender.“

„Erinnere mich nicht daran“, erwiderte er, während er im Kleidersack nachschaute, ob er auch nichts vergessen hatte. „Das habe ich getan, um Geld zu sammeln. Aber ich werde noch ein Jahr danach von wildfremden Frauen angesprochen, die ein Autogramm von mir wollen.“

„Armes Baby“, sagte Carol mit gespieltem Mitleid. Sie fand die ganze Situation höchst amüsant. „Heute hast du bestimmt mehr Glück. Es wird dir Spaß machen.“

„Wie verrückt“, murmelte er. „Du und deine Schwester, ihr sucht doch nur eine Frau für mich.“ Als sie nicht widersprach, fügte er hinzu: „Ich hatte doch schon mal eine feste Beziehung.“

„Die Sache mit Liz ist zehn Jahre her, Sean. Findest du nicht, dass es Zeit wird, nach vorn zu schauen?“, fragte sie vorsichtig. Carol wusste, dass ihm dieses Thema nicht gefiel.

„Ich verabrede mich doch manchmal.“

Sie seufzte. „Amanda Campbell ist eine gute Freundin, mehr nicht. Das weißt du auch.“

„Und was ist daran verkehrt, mit einer Freundin auszugehen?“

„Nichts. Aber wir wissen doch alle, dass ihr euch nicht liebt. Und wir wünschen uns mehr für dich. Leidenschaft, Abenteuer, eine Romanze.“

„Du hast wieder diese Bücher gelesen.“

Sie kicherte. „Nein, lieber Bruder. Wir haben gesehen, wie du seit dem Unfall unserer Eltern acht Geschwister versorgst. Es wird Zeit, dass du eine eigene Familie gründest.“

„Aha. Sind wir wieder beim Thema.“ Er zog den Reißverschluss des Kleidersacks zu. „Wie kommst du auf die Idee, dass eine Frau, die sich eine Bekanntschaft ersteigern muss, die Richtige für mich ist?“

Sie zuckte die Achseln. „Auf jeden Fall ist es ein Anfang. Aber keine Sorge. Mary-Kate und ich sind uns da einig. Wir erwarten eine Verlobung frühestens in einem Monat.“

„Prima. Vielen Dank.“

Er stieg aus und warf die Tür ins Schloss.

„Ich bin um halb elf wieder da. Viel Spaß!“, rief sie ihm im Wegfahren zu.

Spaß?

Er würde in einem Saal voller Frauen wie ein Preisbulle bei einer Tiermesse präsentiert werden, und seine Schwester wünschte ihm viel Spaß. Es war sehr unwahrscheinlich, dass er den haben würde. Jedenfalls nicht so, wie sie sich das vorstellte. Sicher hatte sie recht, wenn sie meinte, dass ihm eine Beziehung gut tun würde. Das wusste er seit einiger Zeit selbst. Ebenso wusste er auch, dass Amanda nicht die Richtige für ihn war, dass es aber irgendwo eine Frau gab, für die er sein Junggesellendasein gern aufgeben würde. Allerdings glaubte er nicht, dass diese Frau heute Abend ihr schwer verdientes Geld für seine Bekanntschaft auf den Tisch legen würde.

Er hängte sich den Kleidersack über die Schulter und steuerte auf den Nebeneingang des Hotels zu.

Hier standen deutlich weniger Menschen als am Haupteingang, die aber keineswegs weniger festlich gekleidet waren. Glitzernde Kleider für den Silvesterball, wo man hinschaute. In seinen abgewetzten Stiefeln, den verwaschenen Jeans und dem alten Jackett kam er sich völlig fehl am Platz vor.

Er gehörte nicht hierher. Sean war ein Landmensch. Und er war stolz darauf. Er engagierte sich auch gern für wohltätige Zwecke. In der freiwilligen Feuerwehr, bei den Scouts oder als Sanitäter beim Rettungsdienst. Diese Arbeit mochte er, auch wenn er das seinen Schwestern gegenüber nicht zugab. Aber er stand nicht gern im Mittelpunkt. Es gefiel ihm nicht, wie ein Stück Vieh versteigert zu werden. Er war ein einfacher Mann, der fand, dass die Beziehung zu einer Frau in die Privatsphäre gehörte.

Im Stillen verfluchte er Carol und Mary-Kate. Wenn sie ihm dies schon antaten, hätten sie doch wenigstens etwas konkretere Vereinbarungen treffen können. Eine Woche zur freien Verfügung. Hätte man ihn gefragt, dann hätte er einen Nachmittag Reitunterricht auf der Ranch angeboten oder eine altmodische Schlittenfahrt. Aber doch nicht sieben Tage zur freien Verfügung!

Sean sah auf seine Uhr und fluchte noch einmal, als er feststellte, dass er sich um zwanzig Minuten verspätet hatte. Die Auktion hatte wahrscheinlich schon ohne ihn begonnen. So etwas störte ihn normalerweise nicht besonders, aber diesmal stand er als einer der ersten Junggesellen auf der Liste. Durch seine Verspätung zog er nun noch mehr Aufmerksamkeit auf sich.

Er seufzte und betete, dass dieser Abend schnell und möglichst reibungslos zu Ende gehen mochte.

Auf dem Weg ins Hotel fiel ihm eine Frau auf, die vor dem Eingang mit dem Rücken an der Betonwand lehnte. Ihr Mantel war offen. Sie hatte gerade die Antenne ihres Handys zusammengeschoben und sah Sean an. Aber nicht mit diesem neugierigen Ist-er-es-wirklich-Blick, sondern mit einer Art sinnlichen Bewunderung.

Sinnlich?

Wieso ihm gerade dieses Wort einfiel, wusste er nicht, aber nachdem es einmal aufgetaucht war, ließ es sich nicht mehr verscheuchen. Zumal sie ihn nun von Kopf bis Fuß musterte und ihre Mundwinkel ein zartes Lächeln andeuteten.

„An Ihrer Stelle würde ich da nicht reingehen.“

Sie hatte eine ungewöhnliche Stimme. Dunkel, rauchig, wie milder Whisky.

„Wie bitte?“ Er wusste selbst nicht, warum er kurz vor der Tür stehen blieb. Es passte gar nicht zu ihm, denn es bedeutete, dass er sich noch mehr verspätete. Vielleicht reagierte er auf diese Frau, weil sie ihm irgendwie bekannt vorkam, als hätte er sie schon einmal gesehen. Vielleicht war es aber auch das Gefühl von Größe und Stärke, das er neben ihr empfand. Das Gefühl von Männlichkeit.

Sie blieb entspannt gegen die Wand gelehnt stehen und trank einen Schluck aus einer Plastikflasche. Evian. Auch so etwas, das er niemals verstehen würde. Wie konnte man eins fünfzig für ein paar Tropfen Wasser bezahlen, das nicht halb so gut schmeckte wie sein Wasser zu Hause?

„Da drinnen ist es wie im Tollhaus“, sagte die Frau schließlich mit einer Kopfbewegung, die ihr das perfekt geschnittene Haar ums Kinn streichen ließ. In dem grellen Licht konnte er die Haarfarbe nicht genau erkennen. Er vermutete, es war braun. Vielleicht mit einem Hauch Rot. Ihre Augen jedenfalls waren blau. Strahlend blau.

Sean trat einen Schritt näher. „Wissen Sie, ob die Auktion …“

„Angefangen hat?“ Sie nickte. Wieder trank sie einen Schluck Wasser. „Vor zwanzig Minuten.“

Er hätte sich gern länger mit dieser Frau unterhalten, obwohl er ahnte, dass es gefährlich werden könnte. Er hatte ein Gefühl, als spielte er mit dem Feuer. Eine falsche Bewegung, und er verbrannte sich.

„Nun … danke für die Auskunft“, sagte er, als er merkte, dass die Pause sich gefährlich lange hinzog.

Er hatte gerade zwei Schritte getan, als sie ihn erneut ansprach. „Wie ich schon sagte, Sie sollten nicht dort hineingehen.“

Sean blickte über die Schulter zurück. In diesem Moment streckte sie sich, sodass ihr Mantel aufsprang. Er sah, dass sie ein rostrotes Kleid aus Spitze trug. Irgendein Stretch-Stoff, der hauteng anlag und ihre perfekte Figur betonte. Volle Brüste, eine schmale Taille, weiche geschwungene Hüften. Das Kleid war kurz und verhüllte nur wenig von ihren langen, schlanken Beinen.

Diese Frau übte eine erstaunliche Anziehungskraft auf ihn aus. Allein ihr Anblick erregte ihn. So etwas war ihm seit Jahren nicht mehr passiert. Zuletzt vielleicht mit zwanzig, als er auf der Suche nach hübschen Mädchen durch die Tanzsäle gezogen war.

Damals hatte er Liz kennen gelernt. Sie waren einander buchstäblich verfallen und sofort zusammengezogen. Die Geschichte hielt keine drei Monate.

„Die Frauen da drinnen sind außer Rand und Band“, fuhr sie fort. „Ehrlich gesagt, schäme ich mich fast, dass ich demselben Geschlecht angehöre. Die Pfiffe und das Kreischen. Man könnte meinen, man wäre bei einer Stripper-Show und nicht bei einer Wohltätigkeitsauktion.“

Sean wurde abwechselnd heiß und kalt, als er sich vorstellte, einen Laufsteg entlangzugehen, der von hysterischen Frauen gesäumt war. Diesen Stress würde er sich gern ersparen.

Zumal er ohnehin lieber hier blieb.

„Außerdem“, sagte die Frau, während sie näherkam und er nun den Duft ihres Parfüms wahrnahm, „gibt es für Sie keinen Grund hineinzugehen, Sean.“

Sean?

Er blickte ihr in die Augen. So blaue Augen hatte er noch nie gesehen.

Sie lächelte. Ein kurzes, freches Lächeln, so sinnlich, dass es ihn erregte.

„Hallo Sean.“ Sie streckte ihm die Hand mit den dunkelrot lackierten Fingernägeln entgegen. „Ich bin Dana Shaw. Ihr Date.“

Die frostige Winterluft um sie herum vibrierte eine Weile, bevor er etwas erwidern konnte. „Verzeihung?“

„Ich habe Sie ersteigert.“

„Aber ich war doch gar nicht …“

„Sie waren nicht da. Ich weiß.“

Dana pflückte ihm ein Rest Stroh vom Kragen. Es war eine unglaublich intime Geste und dennoch so selbstverständlich ausgeführt, dass er sich fragte, ob ihr überhaupt bewusst war, dass sie ihn berührt hatte.

„Die Tatsache, dass Sie der erste Junggeselle auf dem Programm waren, hat das Publikum in fieberhafte Aufregung versetzt. Besonders als das Foto aus dem Kalender gezeigt wurde. Es ist ziemlich … sexy.“

Wieder wurde ihm heiß und kalt.

„Sagen Sie, war das wirklich Schweiß auf Ihrer Haut? Oder hat man Sie mit Öl eingerieben und anschließend nassgespritzt?“

„Öl.“ Er bekam kaum ein Wort heraus.

„Dachte ich mir.“ Wieder pflückte sie Strohreste von seinem Jackett. Diesmal von der Schulter. „Die Moderatorin der Veranstaltung hat einen netten Sinn für Humor. Als sie die Reaktion des Publikums sah, erzählte sie sofort von Ihren Erfahrungen mit Feuer. Dass Sie in der Lage sind, eine zarte Glut so lange zu schüren, bis die Flammen zu züngeln beginnen. Sie erzählte auch, dass Sie wissen, wie so ein Feuer zu löschen ist. Oder wie man die Hitze so kontrolliert, dass sie bis tief in die Nacht andauert. Damit brachte sie die Menge richtig in Stimmung. Aber ich fürchte, das Ganze erreichte seinen vorzeitigen Höhepunkt, als ich mein Gebot abgab.“

Sean hatte das dringende Bedürfnis, sich zu räuspern. Oberflächlich betrachtet, war ihre Geschichte völlig harmlos. Trotzdem klopfte sein Herz, als hätte sie ihn bewusst provoziert. Vielleicht hatte sie das auch. Warum eigentlich nicht?

„Was haben Sie denn geboten, dass die Menge sich beruhigt hat?“

Sie schenkte ihm ein unschuldiges Lächeln, antwortete aber nicht. Stattdessen zog sie einen Stift und eine weiße Karte aus ihrer Manteltasche.

„Sie haben sich für eine Woche zur Verfügung gestellt.“

Autor

Lisa Bingham
Mehr erfahren