Wüstenbraut wider Willen

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"Hallo, Prinzessin!" Schon seine Stimme lässt tausend Schmetterlinge in Laras Bauch flattern. Doch dann erfährt sie fassungslos, was Scheich Adel von ihr verlangt: Sie soll ihn in sein Königreich begleiten. Als seine Braut!


  • Erscheinungstag 12.07.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733788353
  • Seitenanzahl 128
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Hallo, Prinzessin.“

Die dunkle, tiefe Stimme fuhr Lara Canon bis ins Mark. Irgendwie kam ihr diese Stimme bekannt vor. Spontan drehte sie sich um, suchte nach dem Mann, dem die Stimme gehörte, und ahnte gleichzeitig, wen sie erblicken würde. Reglos stand sie bei ihrem Wagen auf dem Parkplatz des Supermarkts in der ruhigen Nachbarschaft in Denver, Colorado.

Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lösen, so als hätte er ihn magnetisch angezogen. Prompt begann ihr Herz laut zu pochen und ihre Haut zu prickeln.

Er war noch beeindruckender als seine Stimme. Groß und kräftig gebaut wie ein Krieger, mit pechschwarzem Haar und dunkelgrauen Augen. Sie wusste, dass seine Lässigkeit täuschte, als sie den harten Zug um seinen Mund erkannte. Er war hellwach, praktisch zum Sprung bereit, trug ein schwarzes Hemd, das sich über seine breiten Schultern spannte, und eine Hose von der gleichen Farbe, die die schmale Hüfte und die muskulösen Schenkel betonte. Er war schön, wie ein wilder Sturm schön sein konnte, und Lara stellte fest, dass sie die Luft anhielt.

Er war der faszinierendste Mann, den sie je gesehen hatte. Mehr noch … sie kannte diesen Mann. Nur war sie davon ausgegangen, dass sie ihn nie wieder sehen würde. Ihr Puls beschleunigte sich.

„Ich hatte auch nicht erwartet, dass du jemals zu deinem Vater zurückkehren würdest“, sagte er. Seine sturmgrauen Augen schienen bis in ihr Innerstes zu blicken, versetzten sie zurück in eine Vergangenheit, mit der sie nichts mehr zu tun haben wollte. Die Einkaufstüte in ihrem Arm begann zu rutschen, als Panik ihre Finger taub werden ließ.

Zwei Dinge wurden Lara bewusst, als sie die braune Papiertüte auffing, bevor diese zu Boden fallen konnte. Erstens: Er sprach nicht in Englisch, ihrer vertrauten Sprache. Zweitens: Sie konnte diese Sprache dennoch verstehen.

Natürlich dachte sie sofort an Alakkul zurück. Das kleine Reich ihres herrischen Vaters im Ural an der innereurasischen Grenze, halb auf dem asiatischen Kontinent, halb auf ehemals sowjetischem Gebiet, in dem dessen Familie seit Generationen mit eiserner Faust und maßloser Überschätzung der eigenen Bedeutung herrschte.

Das Land, aus dem ihre Mutter und sie geflohen waren, als sie sechzehn Jahre alt gewesen war. Das Land, zu dem sie seither keinerlei Verbindung mehr hatte. Und das Land, in dem sie diesen Mann zuletzt gesehen hatte. Damals war er kaum mehr als ein Junge gewesen, lange nicht so beeindruckend, lange nicht so einschüchternd … und trotzdem hatte er ihr das unerfahrene Teenagerherz gebrochen.

Ihr Magen zog sich zusammen. Sie sagte sich, dass es die Panik sei und nicht die altvertraute Sehnsucht, die sie als Mädchen fest im Griff gehabt hatte. Schließlich standen sie an einem sonnigen Juniabend auf einem geschäftigen Parkplatz, waren weit genug voneinander entfernt, sodass er sie nicht einfach packen konnte, und überhaupt … sie war inzwischen achtundzwanzig Jahre alt. Ihr Vater würde wohl kaum noch versuchen, das Sorgerecht für sie zu erkämpfen, oder? Es gab keinen Grund, seine Anwesenheit zu fürchten, allerdings auch keinen, weshalb sie eine gemeinsame Vergangenheit zugeben müsste.

„Tut mir leid“, sagte sie in Englisch und zuckte mit den Schultern, um höfliches Desinteresse auszudrücken und dass sie ihn nicht verstand. „Kann ich Ihnen helfen?“

Er lächelte, was eine viel aufreibendere Wirkung hatte als seine Stimme oder sein faszinierendes Aussehen. Seine grauen Augen leuchteten warm, etwas wie Verständnis blitzte in ihnen auf. Es verwirrte Lara, als plötzlich kleine Flammen über ihre Haut leckten und sie an Dinge erinnerten, die sie nicht zu benennen wagte.

„Du bist die Einzige, die mir helfen kann“, sagte er in perfektem Englisch mit einem faszinierend exotischen Akzent. „Du musst mich heiraten, so wie du es vor zwölf Jahren versprochen hast.“

Sie lachte. Natürlich, was hätte sie sonst tun sollen? Sie lachte, auch wenn Erinnerungen von kristallklaren Seen, schneegekrönten Bergkuppen und einem imposanten Schloss, eingebettet in rauen Fels, auf sie einstürzten. Und das Bild eines jungen Mannes, der sie mit glühenden dunkelgrauen Augen ansah, während alte Priester in weißen Roben archaische Worte murmelten.

Wie lange schon redete sie sich ein, dass das alles nur ein Traum gewesen war? Doch der Mann, der jetzt vor ihr stand, war definitiv real. Schlimmer noch, ihr Körper erkannte ihn wieder und reagierte genau wie damals. Lange Jahre hatte sie sich zu überzeugen versucht, dass das Feuer nichts als die Schwärmerei eines jungen Mädchens gewesen sein konnte. Dass die Fantasie sie narrte, übertrieb, ausschmückte …

„Danke für den Antrag, aber ich habe es mir zum Prinzip gemacht, grundsätzlich keine fremden Männer zu heiraten, die mich auf Parkplätzen ansprechen.“

„Ich bin Adel Qaderi. Ich bin kein Fremder, sondern dein Bräutigam – wie du genau weißt.“

„Sie müssen entschuldigen, aber ich muss jetzt los. Ich habe noch viel zu erledigen …“

„Und du bist die Kronprinzessin von Alakkul“, fuhr er unbeirrt fort, „das einzige Kind des großen Königs Azat. Möge er in Frieden ruhen.“

„In Frieden ruhen?“ Jäh wurde sie bleich. Konnte das stimmen? Ihr Vater war das Monster unter ihrem Bett, der Albtraum, der sie anfallen wollte, sobald sie die Augen schloss. Hatte ihre Mutter ihr das nicht immer wieder bestätigt? „Er … er ist tot?“

„Zumindest verleugnest du deinen Vater nicht.“ Adel trat einen Schritt näher, doch verharrte abrupt, als müsse er sich von etwas zurückhalten. Dennoch fühlte Lara, dass er um seinen König trauerte, wie sie es um ihren Vater niemals können würde. „Vielleicht können wir das Versteckspiel jetzt lassen?“

„Du sprichst mich wie ein Straßenräuber auf einem Parkplatz an“, zischte sie wütend, unwillig, sich dem zu stellen, was er ihr soeben eröffnet hatte. „Was erwartest du da?“

„Ich habe bewusst einen öffentlichen Ort gewählt, ich dachte, dass du dich dann sicherer fühlst. Schließlich hast du den Großteil deines Lebens damit verbracht, vor allem, was mit deiner Heimat zu tun hat, wegzurennen.“

Lara wünschte, das Hämmern hinter ihren Schläfen würde sich legen. Wie sollte sie sich verhalten? Was sollte sie empfinden? Seit zwölf Jahren hatte sie nichts mehr mit ihrem Vater zu tun. Hätte man sie noch vor fünf Minuten gefragt, hätte sie überzeugt geantwortet, dass sie den Mann hasste.

Das hieß nicht, dass sie ihm den Tod gewünscht hatte.

„Ich muss es meiner Mutter sagen.“ Wie würde ihre zerbrechliche Mutter mit der Neigung zur Hysterie diese Nachricht auffassen? Was würde von nun an Marlenas Leben einen Sinn geben, wenn kein König Azat mehr existierte, den sie hassen und fürchten konnte, dem sie die Schuld für alles Übel der Welt zuschieben konnte?

„Deine Mutter wird in diesem Moment bereits unterrichtet“, erwiderte Adel kühl. „Du wirst mit mir vorliebnehmen müssen, Prinzessin. Ich fürchte, dir bleibt nicht einmal die angebrachte Trauerzeit.“ Hörte sie da Spott in seiner Stimme? Oder gaukelte das Schuldgefühl ihr das nur vor? „Wir werden sofort heiraten müssen.“

„Du kannst nicht bei Verstand sein“, brachte sie heraus, als ihre aufgewühlten Emotionen sich ein wenig beruhigt hatten. Als sie ihre Augen endlich von seinem Körper losreißen konnte. „Du glaubst doch nicht wirklich, ich würde dich heiraten!“

Wieder lächelte Adel, doch dieses Mal lag weder Wärme noch Verständnis darin. „Mir ist klar, dass es ein Schock für dich ist, aber ich will offen sein. Mehr als zwei Möglichkeiten bleiben dir nicht, und so unangenehm sie beide für dich sein mögen, wirst du dich für eine von ihnen entscheiden müssen.“

„Dein vorgetäuschtes Mitgefühl ist lediglich beleidigend.“ Lara krallte die Finger in die Papiertüte. Am liebsten hätte sie ihm ihre Einkäufe an den Kopf geschleudert und wäre davongerannt. Nur die Vermutung, dass er genau das von ihr erwartete, hielt sie davon ab.

„Es ist nicht vorgetäuscht“, behauptete er. Sein Blick hielt ihren gefangen. „Mir wäre es lieber gewesen, ich hätte dich nicht auf diese Weise konfrontieren müssen. Ich bedaure es, aber das ändert nichts daran, dass es notwendig ist.“

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“ Sie merkte, wie ihr Temperament zu brodeln begann. Ärger war ihr auch viel lieber als dieser Strudel von wirren Gefühlen. „Und weißt du, was viel wichtiger ist? Dass mir das Land meines Vaters völlig egal ist.“

„Und doch wirst du dir anhören, was ich zu sagen habe.“ Er klang so selbstsicher, so absolut überzeugt. Sie konnte ihn nur anstarren … und gehorchen. „Auch das tut mir leid, doch so ist es eben.“

Etwas in der Art, wie er sie ansah, rieb sie auf. Als könnte er die Wahrheiten erahnen, die sie tief in sich verborgen hielt. Die alten Träume … von einem Leben, einer Familie, von Dingen, die für andere Mädchen ihres Alters damals selbstverständlich gewesen waren, während sie in Marlenas Schlepptau das Chaos aufräumen musste, das ihre Mutter überall zurückließ. Ihre Gefühle für ihn, damals vor all den Jahren … die Dinge, die sie sich ausgemalt hatte, die sie tun würden, wenn sie zusammen waren …

Blinzelnd nahm sie sich zusammen. „Nämlich?“ Ihre Stimme klang heiser und rau, während sie versuchte, die Emotionen unter Kontrolle zu bekommen. „Was sollte ich mir deiner Meinung nach anhören?“

„Du musst eine Entscheidung treffen“, sagte er.

Das Schlimmste daran war, dass dieses Mal tatsächlich Verständnis in seiner Stimme lag, genau wie in seinem Blick. Als wüsste er, was in ihr vorging. Dennoch machte er weiter. Natürlich, er war Alakkulier. Und genau wie ihr Vater dachte er nur an sich selbst.

„Ich werde jetzt in meinen Wagen steigen und diese lächerliche Unterhaltung vergessen – das ist die einzige Entscheidung, die ich treffe“, betonte sie überdeutlich. „Wenn du also nicht möchtest, dass ich dich überfahre, solltest du aus dem Weg gehen.“

„Du hast nicht nur das Versprechen geleistet, mich zu heiraten“, fuhr er ruhig in diesem überzeugten Ton fort, „sondern du bist einen bindenden Vertrag eingegangen.“

„Ich war noch ein Teenager“, gab sie zurück. „Kein Gericht der Welt wird darauf bestehen, dass ich einen solchen Vertrag einhalte. Das ist ja absurd. Wir leben schließlich nicht mehr in der Steinzeit!“

„Du überschätzt den Fortschritt, den die Gerichtshöfe der Welt deiner Meinung nach gemacht haben sollen.“ Fast blitzte so etwas wie Humor in seinen Augen auf. Lara ignorierte es, das hätte ihn zu menschlich gemacht. „Dein Vater hat den Vertrag unterschrieben, als du jung warst, so wie es Brauch ist. Als du volljährig wurdest, hast du die Vereinbarung nicht angefochten. Und nach dem Gesetz in Alakkul bedeutet das, dass du die Bedingungen des Vertrags akzeptiert hast.“

„Ich werde dich nicht heiraten.“ Sie reckte die Schultern und schob das Kinn vor. „Eher sterbe ich.“

„Ein solch drastischer Schritt wird sicher nicht nötig sein.“ Seine Lippen verzogen sich, so als fände er die ganze Sache amüsant. „Du kannst den Vertrag brechen – wenn du bereit bist, den Preis zu zahlen.“

„Lass mich raten.“ Sie warf ihre Locken zurück und sagte sich, dass das Pochen in ihrem Innern von Ärger herrührte. „Meine Ehre ist dahin? Der Name meiner Familie auf immer in den Schmutz gezogen? So denkt ihr doch, nicht wahr?“

„Ich nehme an, mit ‚ihr‘ meinst du dein Volk?“

„Ich lebe mit der Schande.“ Dass Scham in ihr aufwallte, gestand sie sich nicht ein. Ebenso wie sie sich den Wunsch nicht eingestand, dass sie die Hand ausstrecken und ihn berühren wollte. „Ohne Probleme sogar.“

„Wie du möchtest.“

Seine absolute Ruhe brachte sie auf. Er machte sich über sie lustig. Sie wollte ihm die Maske abreißen, die er aufgesetzt hatte, wollte sehen, was hinter der Fassade lag. Sie wollte ihn berühren …

Sie wusste nicht, woher dieser Drang kam. Die Umgebung verblasste plötzlich, der blaue Himmel und die leichte Brise, die von den Rocky Mountains herüberwehte, existierten nicht länger. Es gab nur noch diesen faszinierenden Mann, diesen gefährlichen Krieger, zu dem der Junge, den sie einst gekannt hatte, geworden war. Sie fühlte sich unwiderstehlich zu ihm hingezogen, als hätte er sie mit seinem sinnlichen Mund und seinem ruhigen Blick mit einem Bann belegt, dem sie sich nicht entziehen konnte, ganz gleich, ob sie mit ihm zu tun haben wollte oder nicht.

Autor

Caitlin Crews
Caitlin Crews wuchs in der Nähe von New York auf. Seit sie mit 12 Jahren ihren ersten Liebesroman las, ist sie dem Genre mit Haut und Haaren verfallen und von den Helden absolut hingerissen. Ihren Lieblingsfilm „Stolz und Vorurteil“ mit Keira Knightly hat sie sich mindestens achtmal im Kino angeschaut....
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