Zu heiß brennt das Verlangen

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Eigentlich hat Lynn in den Armen ihres Schwagers Sawyer nur Trost gesucht. Doch von brennendem Begehren überwältigt, findet sie sich plötzlich in einem überaus sinnlichen Liebesspiel wieder. Als sich herausstellt, dass sie ein Kind unter dem Herzen trägt, macht Sawyer ihr spontan einen Heiratsantrag. An seiner Seite fasst Lynn nach langer Zeit wieder Vertrauen in die Liebe. Bis zu dem Tag, an dem die Schatten der Vergangenheit das Glück der beiden zu zerstören drohen …


  • Erscheinungstag 05.09.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733719333
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Ihr Mann. Sie hatte ihn geliebt. Sie hatte ihn gehasst. Und jetzt war er tot. Schuldgefühle und Schmerz erfüllten Lynn Riggan. Sie hatte ihre Ehe beenden wollen, aber nicht auf diese Weise. Ganz sicher nicht auf diese Weise.

Sie dachte nur noch daran, sich endlich die drückenden Schuhe und das enge Kleid auszuziehen, als sie die Tür hinter dem letzten Besucher schloss und erschöpft dagegen sank. Gott, wie sehr sie dieses Kleid hasste, aber es war das einzige schwarze Kleid, dessen Ausschnitt nicht zu tief war für eine Beerdigung, und außerdem hatte Brett es gemocht. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie sich heute das letzte Mal angezogen hatte, um andere Menschen zu beeindrucken.

„Bist du okay?“ Die tiefe Stimme ihres Schwagers ließ sie zusammenzucken.

Lynn biss die Zähne zusammen, schluckte mühsam und machte die Augen auf. Sie richtete sich auf, verschränkte die Hände und zwang sich zu einem Lächeln, auch wenn ihr gar nicht danach war. Ihre Lippen zitterten, und sie wusste, dass sie Sawyer nichts vormachen konnte, als er besorgt die Stirn runzelte.

Er ging über den kühlen Marmorfußboden und blieb vor ihr stehen. „Lynn?“

„Ich dachte, du wärst schon gegangen.“ Sie wollte nicht, dass er sie in einem solchen Zustand sah, so schwach und hilflos. Eine ganze Welt war um sie herum zusammengebrochen, und sie besaß nicht die Kraft, sich vorzumachen, dass alles wieder in Ordnung kommen würde – nicht einmal Sawyer zuliebe.

„Ich war nur einen Moment draußen.“ Der Verlust seines jüngeren Bruders hatte ihn schwer getroffen. Trauer erfüllte seine kobaltblauen Augen und betonte die Fältchen um seine Augen. Ein Muskel an seinem festen Kinn zuckte. Sein männliches, attraktives Gesicht wirkte abgespannt und war blass, und das glänzende dunkle Haar sah aus, als hätten die Frühlingsbrise oder rastlose Finger es zerzaust. Die angespannten Schultern unter dem dunklen Anzug ließen erkennen, wie viel Kraft es ihn kostete, die Nerven zu behalten.

„Du solltest jetzt nach Hause gehen und dich ausruhen, Sawyer. Bitte geh, bevor ich zusammenbreche.“

„Ja, wahrscheinlich. Aber ich fühle mich so verdammt … leer.“ Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und zerzauste es damit nur noch mehr. Mit der Locke, die ihm in die Stirn gefallen war, sah er jetzt eher wie ein Junge aus, aber nicht wie der zweiunddreißig Jahre alte Besitzer einer Computersoftwarefirma. „Ich warte immer noch darauf, dass Brett jeden Augenblick durch die Tür kommt, uns auslacht und ruft: ‚Reingelegt!‘“

Ja, Brett liebte kleine, grausame Scherze. Und dafür war Lynn oft seine Zielscheibe gewesen. Sein schlimmster Scherz war der finanzielle Schlamassel, den er ihr hinterlassen hatte. Aber selbst er hätte nicht diesen katastrophalen Autounfall vortäuschen können, der ihn das Leben gekostet hatte.

Sawyers Blick ruhte eindringlich auf ihr. „Wirst du denn zurechtkommen, ganz allein?“

Allein. Schon jetzt schienen die Wände dieses Mausoleums sich um sie zu schließen. Im Augenblick brauchte sie eine Umarmung mehr alles andere, aber sie hatte schon vor Langem gelernt, ohne diesen schlichten Trost klarzukommen. Sie biss sich auf die Unterlippe, schlang die Arme um ihre Taille und wich seinem forschenden Blick aus. „Ja, sicher.“

Ihre Augen brannten, weil sie so lange nicht geschlafen hatte, und alle Muskeln taten ihr weh vom ewigen Auf und Ab gestern Nacht. Sie wünschte, sie hätte nie den Schlüssel in der Plastiktüte mit Bretts persönlichen Dingen gefunden, die das Krankenhauspersonal ihr gegeben hatte. Wenn sie nicht den Schlüssel gefunden hätte, hätte sie auch den Safe nicht geöffnet. Und wenn sie den Safe nicht geöffnet hätte … Sie holte zitternd Luft und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an.

Was sollte sie nur tun?

Sie hatte nach einer Lebensversicherung gesucht, um die Beerdigung bezahlen zu können, aber sie hatte nur Auszüge leerer Bankkonten gefunden, und ein Tagebuch, in dem ihr Mann geschrieben hatte, dass er sie nie geliebt hatte, dass sie im Bett die reine Niete war und dass er sich Befriedigung bei einer anderen Frau geholt hatte. Und er hatte ihre Fehler in qualvoller Länge ausgebreitet.

„Lynn?“ Sawyer hob ihr Kinn leicht an. „Möchtest du, dass ich heute Nacht bleibe? Ich könnte im Gästezimmer schlafen.“

Nein, das konnte er nicht. Sie war selbst schon vor Monaten ins Gästezimmer umgezogen, und wenn er ihre Sachen darin sah, würde er wissen, dass im Haus der Riggans nicht alles so harmonisch war, wie es schien. Sie wollte ihm nicht verraten, dass sie und Brett seit Monaten zerstritten waren, weil sie geahnt hatte, dass es eine andere Frau gab. Lynn hatte sogar einen Anwalt konsultiert, aber Brett hatte ihre Probleme mit seiner anstrengenden Arbeit abzutun versucht und sie um eine neue Chance gebeten. Gegen besseres Wissen hatte Lynn sich davon überzeugen lassen, dass ein Baby sie einander wieder näher bringen würde, und sie hatten ein letztes Mal miteinander geschlafen – nur ein paar Augenblicke, bevor sie einen Beweis für seine Untreue gefunden und ihn aus dem Haus geworfen hatte. Keine Stunde später war er bei dem Autounfall ums Leben gekommen.

„Nein, es geht mir gut.“ Ihre Stimme brach beim letzten Wort, und es durchlief sie ein Zittern. Sie hatte kein Geld, keinen Job und keine Möglichkeit, dieses luxuriöse Haus abzubezahlen, das Brett unbedingt hatte haben wollen. Die Haus- und Autoraten waren fällig, und Lynn hatte keine Ahnung, woher sie das Geld nehmen sollte. Und als wäre das nicht genug …

Sie drückte eine Hand auf den Bauch und betete insgeheim, dass die Nacht mit ihrem Mann keine Folgen haben würde. Sie liebte Kinder, und sie hatte sich schon immer eine große Familie gewünscht, aber sie wusste im Augenblick nicht einmal, wie sie sich um sich selbst kümmern sollte, geschweige denn um ein Baby.

Sawyer nahm sie in die Arme. Nach einem kurzen Moment lehnte Lynn den Kopf an seine Schulter und erlaubte sich ein wenig Schwäche, um die Wärme seiner starken Arme zu genießen. Ein Schluchzen entfuhr ihrer Kehle, aber Lynn presste die Lippen aufeinander und atmete durch. Sie war kein Feigling. Sie würde ihre Schwierigkeiten schon irgendwie bewältigen.

„Schon gut“, murmelte er an ihrer Schläfe. Sein Atem berührte ihre Haut, und er strich ihr besänftigend über den Rücken. Lynn atmete tief den männlichen Duft seines Aftershave ein und reagierte auf eine völlig unzulässige Weise. Entsetzt versuchte sie sich von ihm zu lösen, aber er ließ sie nicht los. Sie fühlte, wie er erzitterte, und dann wurde es feucht an ihrem Hals. Sawyer weinte.

Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt, und ihr Herz zog sich voller Mitleid zusammen. Sawyer hatte bei der Identifizierung von Bretts Leiche neben ihr gestanden, und er hatte sie auch bei den Vorbereitungen für die Beerdigung keinen Augenblick allein gelassen. Dass er die ganze Zeit seinen Schmerz verborgen hatte und so stark gewesen war, machte seinen Zusammenbruch jetzt noch viel herzzerreißender. Lynn konzentrierte sich auf seinen Schmerz, um ihren eigenen zu vergessen. Ihre Gefühle waren ein Durcheinander aus Enttäuschung, Scham, Wut und Schuldbewusstsein.

„Alles wird wieder gut.“ Sie wiederholte die bedeutungslosen Worte, wie schon unzählige Male in den vergangenen drei Tagen. „Wir werden es durchstehen, Sawyer. Wir machen einfach weiter.“

Sie wollte ihm den Trost geben, den sie selbst so sehr brauchte, und so schlang sie die Arme um seine Taille, schmiegte sich an ihn und klopfte ihm beschwichtigend auf den Rücken. Gleichzeitig flüsterte sie ihm irgendeinen beruhigenden Unsinn ins Ohr, aber nichts, was sie sagte oder tat, konnte die Wirklichkeit verändern. Sie konnte Brett nicht zurückbringen.

Sawyer drückte sie noch fester an sich. Er senkte den Kopf und vergrub das Gesicht an ihrem Hals. Lynn erschauerte. Sie versuchte, es zu ignorieren, aber es war Jahre her, seit jemand sie zärtlich im Arm gehalten hatte, und sie war durch das gefühllose Verhalten ihres Mannes innerlich erstarrt. Es war nicht Sawyers Schuld, dass ihr Körper seine tröstende Geste missverstand.

Sein Atem kam unregelmäßig und heftig, als müsste Sawyer sich anstrengen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Er lockerte den Griff um sie, richtete sich auf und lehnte sich leicht zurück, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und zog eine Grimasse. „Entschuldige.“

„Schon gut.“ Es traf sie zutiefst, diesen starken Mann zusammenbrechen zu sehen. Impulsiv stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, und er drehte plötzlich den Kopf. Ihre Wangen und Nasen berührten sich, und Lynns Puls fing an zu rasen. Sie atmete tief ein und wich zurück. Die Aufschläge seines Anzugs strichen über den dünnen Stoff ihres engen Kleids, und ihre Brüste prickelten. Lynn war entsetzt. Wie konnte sie nur so auf Sawyer reagieren und nicht auf ihren Mann?

Bretts letzte verdammende Worte wollten ihr nicht aus dem Kopf gehen: frigides Miststück. Sie war nicht frigid gewesen, bevor er ihr wehgetan hatte und sich einfach egoistisch nahm, was er wollte, ohne sich um ihre Bedürfnisse zu kümmern. Danach war etwas in ihr gestorben, jedes Mal wenn er sie berührte. Lynn hatte begonnen, die intime Seite ihrer Ehe zu fürchten, weil es ihr Versagen als Frau zeigte.

„Ich möchte vergessen.“ Sawyers verzweifeltes Flüstern brach ihr das Herz und ließ die Mauern zerbröckeln, die sie um ihre verletzten Gefühle aufgebaut hatte.

„Ich weiß. Ich auch.“ Sie fuhr ihm zärtlich mit der Hand über die von seinen Bartstoppeln rauen Wangen und erschauerte.

Nur wenige Zentimeter trennten ihre Lippen. Ihr Atem vermischte sich. Der Schmerz in Sawyers Augen verwandelte sich langsam in Erstaunen und dann etwas anderes – etwas, das Lynn bis ins Innerste erwärmte, ihr angst machte und ihr Herz hämmern ließ, aber sie konnte den Blick nicht von ihm nehmen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und suchte vergebens nach Worten, die diesen seltsamen, verbotenen Augenblick beenden könnten.

Sawyer schloss die Augen. Bevor Lynn zurückweichen konnte, hatte er ihre Arme gepackt und sie wild auf den Mund geküsst. Erst erstarrte sie vor Schreck, aber was sie dann noch mehr schockierte als der unerwartete Kuss war ihre Reaktion darauf. Eine Welle berauschender Leidenschaft durchfuhr sie und erinnerte sie an jene Nacht, als sie und Sawyer das letzte Mal miteinander ausgegangen waren, als Lynn noch geglaubt hatte, dass sie in ihm endlich den Richtigen gefunden hatte. Damals hatte er ihr noch nicht das Herz gebrochen, damals war Brett noch nicht in ihrem Leben, und damals hatte sie sich noch schön und begehrenswert gefühlt, statt hässlich und uninteressant, und sie hatte noch hoffnungsvoll in die Zukunft geschaut.

Sawyer hob den Kopf, und sie sahen sich für einen langen Augenblick an. Mit leicht zitternder Hand strich er ihr eine Locke aus der Stirn und berührte ihre Wange. Langsam fuhr er mit dem Daumen über ihre Unterlippe, und Lynn stockte der Atem. Noch langsamer, als wollte er ihr Zeit geben zu protestieren, wenn sie wollte, beugte er sich wieder vor und verteilte kleine Küsse auf ihrer Stirn und ihren Wangen.

Hör auf mit dem Wahnsinn, dachte sie. Aber ihr Körper war so lange wie betäubt gewesen, dass Sawyers Berührung ihn wie aus einem tiefen Schlaf erweckte, der vier lange Jahre gedauert hatte. Eine wundervolle Glut erfüllte sie und schmolz das Eis um ihr Herz, das ihr Mann mit seinen beißenden Bemerkungen hinterlassen hatte.

Sawyer küsste sie auf den Mund, dieses Mal sanfter und länger, bevor er wieder den Kopf hob. Sein Atem strich warm und süß über ihre Haut wie eine verführerische Brise, und dann küsste er sie wieder voller Ungeduld.

Lynn rauschte das Blut in den Ohren, und ihr Atem wurde vor Aufregung unregelmäßig. Ihre Zungen fanden sich in einem langen Kuss. In ihrer Ehe hatte sie sich mit Bretts erstickenden, rücksichtslosen Küssen abgefunden, aber sie wusste nicht, wie sie mit Sawyers sanfter Überredungskunst umgehen sollte. Alles an ihm brachte ihren Körper zum Prickeln, vor ihm wich sie nicht voller Abscheu zurück. Sie erwiderte vorsichtig seinen Kuss, und sein Griff wurde fester, aber Sawyers Umarmung war nicht schmerzhaft. Lynn würde keine blauen Flecken davontragen, wenn dieser Kuss vorbei war. Und das musste er bald. Jetzt sofort. Aber Lynn fand nicht die Kraft, sich von Sawyer zu lösen.

Er streichelte die Seiten ihrer Brüste und ihre Taille und ließ die Hände dann auf ihren Hüften ruhen. Lynns Körper war in Aufruhr, alles um sie schien sich zu drehen.

„Sag mir, dass ich aufhören soll“, flüsterte er wieder an ihren Lippen, aber seine Hände sprachen eine ganz andere Sprache, denn gleichzeitig zog er ihre Hüften dichter an sich.

Die Hitze seines Körpers drang durch den Stoff ihres Kleides, wo er sie von den Schultern bis zu den Knien berührte. Fast schockiert spürte Lynn seine festen Muskeln und seine spürbar wachsende Erregung an ihrem Bauch. Aber gleichzeitig war sie noch nie so erregt gewesen. Sie hätte ihn nicht von sich stoßen können, selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte, und ohne seine stützenden Arme würden ihre zitternden Knie ganz sicher nachgeben. Sie packte Halt suchend nach ihm, warf den Kopf zurück und rang nach Atem.

Kaum hatte sie Luft geholt, da küsste Sawyer sie schon wieder mit unbändigem Verlangen, das ihr eigentlich Angst hätte einjagen müssen. Stattdessen schürte es ihre eigene Leidenschaft nur noch mehr. Mit den Händen streichelte er die Unterseite ihrer Brüste, und Lynn stöhnte leise auf, als er sie verlangend bedeckte und die empfindlichen Brustspitzen mit dem Daumen neckte. Er schob mit einem muskulösen Schenkel ihre Beine auseinander, so weit es das enge Kleid zuließ, und sie spürte ihn an ihrer empfindsamsten Stelle.

Lynns Bauch zog sich zusammen vor Lust – eine Lust, die sie seit Jahren nicht mehr gefühlt hatte. Ihre Knie zitterten. Was tat sie hier nur? War sie verrückt geworden? Sie brachte es nicht fertig, eine Antwort zu geben. Mit ungeduldigen Fingern schob sie sein Jackett beiseite und legte die Hände auf den dünnen Baumwollstoff seines Hemds. Sein Herz klopfte unter ihrer Handfläche, genauso schnell und genauso unregelmäßig wie ihr eigenes.

Schnell schlüpfte er aus seinem Jackett, warf es auf den Boden und griff wieder nach Lynn. Ihre Blicke trafen sich und ließen sich nicht wieder los. Die heiße Leidenschaft in seinen Augen ließ Lynn erzittern. Überall.

Geschickt befreite er sie von den vielen Haarnadeln, mit denen sie ihr Haar aufgesteckt hatte, sodass es ihr auf die Schultern fiel. Sawyer sog heftig den Atem ein. „Lynn.“ Seine raue Stimme klang flehend, aber Lynn wusste nicht, worum er flehte. Andererseits war das auch egal, weil ihre Stimme sie – genauso wie offenbar ihre Vernunft – im Stich ließ. Sie wusste nur noch, dass Sawyer sie begehrte, und nichts anderes schien im Augenblick von Bedeutung zu sein.

Sawyer schlüpfte mit den Händen unter den Saum ihres Kleids, und Lynn hielt den Atem an. Seine Finger brannten heiß auf den Rückseiten ihrer Schenkel und dann auf dem dünnen Seidenstoff ihres Slips. Sawyer drückte die sanfte Rundung ihres Pos, und gleich darauf spürte sie kühle Luft an ihrer Haut, als Sawyer kurz entschlossen ihren Rock hochschob und den Slip herunterzog. Lynn ließ den Kopf nach hinten sinken und stöhnte leise auf.

Sawyer küsste ihren Hals, ihr Kinn, ihre Ohren. Er drängte sie nach hinten, bis sie mit den Fersen gegen die erste Treppenstufe stieß, und brachte sie dazu, sich zu setzen. Der raue Teppichläufer rieb unsanft an ihrer zarten Haut. Sawyer befreite sie endgültig von ihrem Slip, kniete sich zwischen ihre Beine und griff nach seinem Gürtel. Lynns Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie vergrub die Finger im Teppich und versuchte, sich zu beruhigen.

Ganz kurz nur machte sie sich klar, was geschehen würde, wenn sie diesem Wahnsinn nicht sofort ein Ende machte. Sie musste ihn aufhalten, aber ihr ganzer Körper brannte vor Verlangen nach ihm, und zum ersten Mal seit vielen Jahren pochte das Zentrum ihrer Weiblichkeit mit solcher Sehnsucht. Sie fühlte sich endlich wieder wie eine Frau und nicht wie ein Stück Holz. Wie hätte sie ihn da wohl aufhalten können?

Statt Sawyer von sich zu stoßen, streckte sie die Arme nach ihm aus und half ihm, die Hose über seine schmalen Hüften nach unten zu ziehen. Dann packte sie den Saum seines Hemds und berührte die nackte Haut darunter. Seine Hitze schien ihre Hände zu verbrennen. Ihr Puls schlug immer schneller, und sie war atemlos vor Erregung.

Sawyer legte die Hände auf ihre Schenkel und öffnete sie noch weiter, schob Lynn auf die Treppe zurück und küsste sie mit einer Wildheit, die sie berauschte. Als er vorsichtig in sie drang, schrie Lynn leise auf, aber das Gefühl war vollkommen.

Es tut gar nicht weh, dachte sie erstaunt, und gab sich dann der Erregung hin. Sawyer drang weiter vor, streichelte sie und küsste sie ununterbrochen, bis Lynn das Gefühl hatte, in rasender Geschwindigkeit einen Gipfel hinaufgehetzt zu werden, und in nie gekannter Lust aufschrie.

Sie grub unwillkürlich die Fingernägel in die festen Muskeln seines Pos, als sich ihr Körper um ihn zusammenzog. Sie spürte seinen Mund an ihrem Hals, und dann stöhnte auch er ihren Namen.

Sawyer beschleunigte seinen Rhythmus. Lynn schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest, während die heiße Welle der Leidenschaft sie mit sich riss. Schwer atmend entspannte sie sich dann, und ihre Schenkel öffneten sich unwillkürlich noch weiter. Beide Hände an ihren Wangen vertiefte er auch seinen Kuss, als wäre er am Verdursten und sie seine einzige Überlebenschance. Lynn spürte, wie sie schon wieder auf ihn zu reagieren begann. Sie hob sich ihm entgegen, um ihn noch intensiver zu spüren. Sawyers großer Körper erzitterte heftig, und auch Lynn erreichte einen weiteren Höhepunkt der Lust.

Schließlich sank Sawyer schwer atmend auf sie, sodass sie zwischen der Hitze seines Körpers und der harten Treppe gefangen war. Beide atmeten schwer und vernehmlich. Lynn drückte den Mund auf seinen Hals und genoss den salzigen Geschmack seiner Haut, während sie noch wie auf einer Wolke dahinschwebte.

Sie legte eine Hand auf Sawyers wild klopfendes Herz und versuchte, wieder klarer zu denken. Was war gerade geschehen? Und warum ausgerechnet mit Sawyer? Jede Faser ihres Körpers war lebendig wie noch nie. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, und die Betäubung ihrer Sinne, die sie so viele Jahre hatte ertragen müssen, war wie weggeblasen. Bretts Art, sie zu lieben – wenn man es so nennen konnte – hatte sie nie so mitreißen können wie die fast verzweifelte Vereinigung gerade eben mit Sawyer. Selbst inmitten dieser Raserei hatte Sawyer darauf geachtet, dass auch sie auf ihre Kosten kam. Aber noch im Nebel der Lust tauchten auch die ersten Gefühle der Reue auf.

Lieber Himmel, was hatte sie nur getan?

Sawyer war schweißbedeckt, das Hemd klebte ihm am Rücken. Sein Herz klopfte, und er rang nach Atem.

Lynn schob ihn von sich. Die Mischung aus Panik und Bedauern in ihren himmelblauen Augen traf ihn wie ein Schlag, und dann sah sie ihren Ehering an, schloss die Augen und senkte den Kopf.

Was hatte er getan? Wie hatte er sich der trauernden Witwe seines Bruders aufdrängen können? Plötzlich wieder stocknüchtern, kam er stolpernd auf die Füße, aber seine Beine drohten unter ihm nachzugeben. Voller Scham über seine Unbeherrschtheit, zog er seine Hose hoch und steckte das Hemd hinein. In seiner Hast hätte er sich fast mit dem Reißverschluss verletzt. Er fluchte leise, und Lynn zuckte zusammen und biss sich auf die Unterlippe.

„Es tut mir so Leid, Lynn. Das hätte nicht geschehen dürfen.“ Seine Stimme klang belegt, aber er war überrascht, dass er überhaupt ein Wort über die Lippen bekam, so sehr schnürte es ihm die Kehle zu vor Scham.

Lynn vermied es, ihn direkt anzusehen, kam mit Mühe hoch und strich den Rock ihres Kleids über ihren langen Beinen glatt. Mit zitternden Fingern fuhr sie sich durch das lange blonde Haar.

Sawyer ballte die Hände zu Fäusten und musste sich mit aller Kraft zurückhalten, um ihr nicht dabei zu helfen, ihr seidiges Haar zu bändigen. Dann folgte er ihrem entsetzten Blick zu dem schwarzen Seidenslip, der auf dem weißen Marmorboden vor der Haustür lag. Er hätte sich am liebsten selbst verprügelt. Er hatte vollkommen die Kontrolle über sich verloren, Lynn einfach das Kleid hochgeschoben und sie genommen wie ein unerfahrener, hormongeplagter Erstsemestler.

Du hirnverbrannter Idiot, Blödmann, Hornochse. Was hast du dir nur dabei gedacht?

„Es ist schon gut, Sawyer. Es geht uns beiden so schlecht, und wir wollten – wir mussten unbedingt etwas tun, um wenigstens für ein paar Momente vergessen zu können. Es wird nicht wieder passieren.“ Doch die Anspannung in ihrer Stimme und ihre blassen Wangen passten gar nicht zu ihren lässigen Worten.

„Du willst vergessen, was passiert ist?“ Das war unmöglich. Wie sollte er ihre unglaublich zarte Haut vergessen, die Süße ihrer Lippen und die wundervolle Hitze, die ihn umschlossen hatte?

„Ja, bitte.“ Das kaum hörbare Flehen traf ihn wie ein Schlag.

„Wenn du nicht die Pille nimmst, liegt es vielleicht gar nicht in unserer Hand, zu vergessen. Ich habe kein Kondom benutzt. Entschuldige. Ich war noch nie so unvorsichtig, wenn dir das ein Trost sein kann.“

Sie schloss die Augen und schluckte mühsam. Das dünne schwarze Kleid schmiegte sich so eng an sie, dass jede verführerische Rundung zu erkennen war und Sawyer auch das Heben und Senken ihrer Brust nicht entgehen konnte.

Reiß dich zusammen, Riggan. Sie ist die Frau deines Bruders. „Lynn, nimmst du irgendwelche Verhütungsmittel?“

Sie presste kurz die Lippen aufeinander, bevor sie mit zitternder Stimme antwortete. „Ich bin müde. Möchtest du mich bitte entschuldigen?“

Sein Magen zog sich nervös zusammen, und plötzlich stand ihm Schweiß auf der Stirn. „Lynn?“

Sie seufzte leise. „Ich kann dir nicht sagen, was du hören willst. Ich nehme keine Verhütungsmittel, und das Timing … ist auch nicht das beste.“

Er erstarrte und packte sie dann bei den Armen. „Was willst du damit sagen? Dass du schwanger sein könntest? Wie kannst du dir da so sicher sein?“

Jede Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, sodass die tiefen Schatten unter den Augen nur noch dunkler wirkten. Sie zitterte leicht, und der Wunsch, sie in die Arme zu nehmen, war fast unwiderstehlich. Aber er durfte sich nicht gehen lassen. Sein Versuch, sie zu trösten und sich von ihr trösten zu lassen, hatte ihn überhaupt erst in diese verrückte Situation gebracht. Er war viel zu weit gegangen. Widerwillig ließ er sie los, steckte die Hände in die Hosentaschen und trat zurück.

Lynn legte eine Hand schützend an ihre Kehle und die andere unbewusst über ihren flachen Bauch, wo er und sie womöglich gerade ein Kind gezeugt hatten. Er fand keine Worte für die Gefühle, die ihn in diesem Moment überwältigten, und musste mit aller Gewalt an sich halten, um nicht seine Hand auf ihre zu legen.

„Brett und ich wollten versuchen, ein Kind zu bekommen, und wir …“ Sie senkte den Blick, und ihre Wangen wurden rot. „Der Tag, an dem er verunglückte, war der erste Tag meiner fruchtbaren Tage.“

Sawyer wurde blass. Konnte es eigentlich noch schlimmer kommen? Er hatte seinen jüngeren Bruder beerdigt, die Witwe seines Bruders geliebt und sie womöglich sogar geschwängert. Dabei hatte er doch nur versucht, sie zu beschützen, nicht zu verletzen. Und erst dann verstand er, was sie gerade gesagt hatte. Sie und Brett hatten versucht, ein Baby zu bekommen, und vielleicht war es ihnen ja auch schon gelungen. Sawyer klammerte sich an den Gedanken wie an eine Rettungsleine.

Er würde vielleicht Onkel werden.

Oder Vater. Er schluckte mühsam und atmete tief ein. Das eine wäre ein Segen, das andere ein Fluch. Und obwohl er sich hätte schämen sollen, gefiel ihm der Gedanke, dass Lynn sein Kind bekommen könnte. Entschlossen verdrängte er jede weitere Überlegung. Er würde später darüber nachdenken, wenn er sich wieder gefasst hatte.

Er wäre besser verschwunden, bevor er alles nur noch schlimmer machte. Aber noch musste er sich Gewissheit darüber verschaffen, dass Brett für Lynn vorgesorgt hatte. „Ich bin überhaupt nur geblieben, weil ich wissen muss, ob Bretts Lebensversicherung ausreichen wird, um dich …“ Er schluckte wieder nervös. „… und ein Kind zu ernähren.“

Ihr Schweigen zog sich so in die Länge, dass er schon fürchtete, sie wollte ihm nicht antworten, aber dann sah sie ihn an. Sie machte einen so zerbrechlichen Eindruck. Sawyer wünschte sich, er könnte ihr irgendwie helfen, damit die Verzweiflung in ihrem Blick für immer verschwand.

„Brett hat die Versicherungspolice nicht verlängert.“

Sawyer schloss kurz die Augen. Sein Bruder hatte sich nie gerne um Dinge gekümmert, die er für trivial hielt. „Und was nun?“

Sie verlagerte das Gewicht unruhig von einem Bein aufs andere, was Sawyer daran erinnerte, dass sie unter ihrem Kleid immer noch nackt war. Verdammt. Hastig brachte er seine Gedanken wieder auf ungefährlichere Wege zurück.

Sie hob unbewusst das Kinn. „Ich möchte jetzt lieber nicht darüber reden, Sawyer.“

Er ballte hilflos die Hände zusammen. „Ich möchte nicht gefühllos sein. Ich weiß, dass du müde bist und es ein anstrengender Tag war. Zum Teil bin ich auch schuld daran, aber ich gehe nicht, bevor ich nicht weiß, dass du genügend Geld hast, um deine unmittelbaren Ausgaben decken zu können.“

„Das ist nicht dein Problem. Wenn es sein muss, suche ich mir einen Job.“

„Was für einen Job?“

„Ich weiß nicht. Ich könnte ja wieder als Kellnerin arbeiten.“

Lynn hatte in einem Coffeeshop in Chapel Hill gearbeitet, als er sie vor viereinhalb Jahren kennengelernt hatte. Sie hatte ihn mit ihrem sonnigen Lächeln, den himmelblauen Augen und dem wunderschönen blonden Haar verzaubert, und ihr widersprüchlicher Charakter hatte ihn fasziniert. Ihre Arbeitskleidung bestand damals aus einer gestärkten weißen Bluse, die an eine prüde Schullehrerin erinnerte, und einem kurzen schwarzen Rock, der lange, aufregende Beine enthüllte. Lynn war schüchtern gewesen, bis er sie besser kennenlernte, und dann hatte die mutige, ehrgeizige Seite ihres Charakters ihn völlig für sie eingenommen. Lynn hatte große Träume – das hatten sie beide gemeinsam.

Monatelang war er sich nicht sicher gewesen, ob er sie um ein Date bitten sollte, weil sie zu jung für ihn war, aber am Ende hatte er nicht widerstehen können. Sie waren nur ein paar Mal miteinander ausgegangen, und dann hatte er den zweitgrößten Fehler seines Lebens begangen. Er hatte sie seinem Bruder vorgestellt. Dann folgte eine längere Geschäftsreise, und als er zurückkam, waren sie und Brett verheiratet.

Lass die Vergangenheit endlich ruhen, Riggan. Du kannst sie sowieso nicht ändern. Lynn hat Brett gewählt. „Du würdest aber nicht viel verdienen, und du bist mehr wert als das, Lynn.“

„Sawyer, ich besitze nur einen Highschoolabschluss, ich bin für nichts Besseres qualifiziert.“

„Du hättest studieren sollen.“

Lynn wandte den Blick ab. „Brett wollte, dass ich zu Hause bleibe.“

Das hatte Brett ihm anders erklärt. „Bist du mit deinem Steuerberater schon alle Papiere durchgegangen?“

„Brett hat unsere Bücher geführt.“

Sein Magen zog sich nervös zusammen. Brett war ein Genie im Marketingbereich, aber Zahlen waren noch nie seine Stärke gewesen. „Wann triffst du dich mit dem Anwalt wegen des Testaments? Du musst wissen, ob du genug Geld hast, um das Haus und das Auto behalten zu können.“

Autor

Emilie Rose
<p>Ihre Liebe zu romantischen Geschichten hat Emilie bereits im Alter von zwölf Jahren entdeckt. Zu der Zeit las sie einen Liebesroman nach dem anderen, sodass ihre Mutter die Bücher bald unter den Sofakissen versteckte, sobald Emilie ins Wohnzimmer kam. Dabei verbrachte sie damals viel Zeit in der freien Natur, wenn...
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