Baccara Exklusiv Band 232

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  • Erscheinungstag 05.05.2023
  • Bandnummer 232
  • ISBN / Artikelnummer 9783751516471
  • Seitenanzahl 512
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Kristi Gold, Maisey Yates, Joss Wood

BACCARA EXKLUSIV BAND 232

1. KAPITEL

Nasira Edwards saß in einem bequemen Korbstuhl auf der großen Terrasse der Wild Aces Ranch. Der Blick von dem stattlichen Ranchhaus aus über die saftigen Weideflächen war spektakulär. Ihr Bruder Rafiq hatte die Ranch für seine Verlobte Violet McCallum gekauft, und Nasira genoss jetzt Anfang Mai die warme Brise. In London konnte es zu dieser Jahreszeit noch recht ungemütlich sein.

Ursprünglich war sie nach Royal gekommen, um ihren Bruder von einem unfairen Rachefeldzug abzuhalten. Das kleine texanische Städtchen hatte außer dem legendären TCC, dem Texas Cattleman’s Club, nicht allzu viel Bemerkenswertes zu bieten, war ihr aber schon nach wenigen Wochen irgendwie ans Herz gewachsen. Glücklicherweise hatte sie Rafiq davon überzeugen können, dass er kein Recht hatte, sich an Violets Bruder Mac zu rächen, für einen Fehler, den allein sie zu verantworten hatte, und das vor mehr als zehn Jahren.

Aber das war nicht der einzige Grund, weshalb sie fast überstürzt aus London geflohen war. Sie hatte sich nach Ruhe und Frieden gesehnt, aber noch hatte sie beides nicht gefunden. In Erinnerungen versunken zog sie ein schmales silbernes Armband aus der Tasche. Das hatte Sebastian ihr geschenkt, als der Arzt ihr bestätigt hatte, dass sie schwanger war. Da ihr Mann eigentlich nicht daran interessiert war, Vater zu werden, hatte das Geschenk sie damals überrascht. Aber sie hatte es als Beweis genommen, dass er sich mit ihr auf das Kind freute.

Bis sie eine Fehlgeburt erlitten hatte und alle Hoffnungen auf eine Zukunft als glückliche Familie zerbrachen. Sie war am Boden zerstört gewesen, so sehr hatte sie bereits an diesem winzigen Wesen gehangen. Auch heute noch schmerzte der Verlust, umso mehr, als auch Sebastian sich in dem letzten halben Jahr von ihr abgewandt hatte. Seine kühle Zurückhaltung, wenn sie zusammen waren, hatte sie nicht mehr ausgehalten. Und so hoffte sie, dass der Abstand ihr half, sich über ihre Zukunft klar zu werden.

Als sich hinter ihr die Terrassentür öffnete, nahm sie an, ihr Bruder Rafiq wolle ihr Gesellschaft leisten. Aber es war Mac McCallum.

„Geht’s dir gut?“, fragte er lächelnd.

„Ja, danke. Ich bewundere den Sonnenuntergang.“

„Soso, aber die alte Sonne ist doch schon vor einer ganzen Weile verschwunden. Wie auch immer, meine Schwester schickt mich. Das Essen ist gleich fertig.“

Essen … Sie hatte wenig Appetit in der letzten Zeit. „Das ist sehr lieb, aber ich habe keinen Hunger.“

„Wie du meinst. Aber wenn du so weitermachst, wirst du vom nächsten starken Windstoß einfach umgepustet.“

Sie lächelte kurz und stand auf. „Dann sollte ich vielleicht doch eine Kleinigkeit essen. Bleibst du zum Dinner?“

„Nein, heute nicht. Ich habe noch eine Verabredung mit Andrea.“

Aha … Nasira hatte den Eindruck, dass Macs Interesse an der jungen Frau kein rein geschäftliches war. Was er aber noch nicht einmal sich selbst eingestand, wie seine Schwester Violet meinte. „Beruflich oder zum Vergnügen?“

„Beruflich natürlich.“

„Noch so spät?“

„Das ist bei einem Unternehmen wie McCallum Energy leider nicht zu vermeiden.“

„Ganz sicher nicht.“ Nasira machte ein paar Schritte in Richtung Terrassentür, blieb dann aber stehen und sah Mac ernst an. „Ich möchte mich noch einmal von ganzem Herzen für das entschuldigen, was ich dir damals angetan habe. Es hat mir die ganzen Jahre schwer auf der Seele gelegen, und das mit Recht.“

Mac zuckte kurz mit den Schultern. „Was soll’s! Wir waren beide noch sehr jung. Du hast das Ganze doch nur inszeniert, weil du diesen alten Kerl nicht heiraten wolltest, dem du versprochen warst.“

Ja, ein Mann, den ihr strenger Vater damals für sie ausgesucht hatte, wie es in ihrer arabischen Heimat üblich war. Sie hatte gedacht, der Besuch bei ihrem Bruder in Kalifornien könnte ihr helfen, aus der arrangierten Ehe herauszukommen. Aber ihr Plan hatte schreckliche Folgen gehabt. Rafe hatte sich an Mac rächen wollen.

„Ich hätte dich nie benutzen dürfen, um mein Ziel zu erreichen“, sagte sie Mac. „Mich in dein Bett zu legen, damit mein Vater mich da erwischte, war unmöglich. Und der arme Rafe, der dann von meinem Vater grausam bestraft wurde, weil er nicht besser auf mich aufgepasst hatte! Kein Wunder, dass er nur davon geträumt hat, Rache zu nehmen. Ich mag gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn ich jetzt nicht rechtzeitig nach Royal gekommen wäre.“

„Aber nun hat sich doch alles aufgeklärt“, meinte Mac beruhigend. „Rafe hat seinen Racheplan aufgegeben. Er will meine Schwester heiraten, und wir sind bald eine große glückliche Familie.“

„Ja, darüber bin ich sehr froh. Auch dass Rafe mir vergeben hat, trotz all dem, was er meinetwegen erdulden musste. Aber ich muss wissen, ob auch du mir verzeihen kannst. Obwohl ich verstehen würde, wenn nicht.“

„Selbstverständlich verzeihe ich dir, Nasira. Das ist doch alles ewig her. Und Rafe weiß jetzt, dass ich nie mit dir geschlafen habe. Alles ist in Ordnung, mach dir keine Sorgen.“

Erleichtert sah sie ihn an. „Danke.“ Aber Sorgen machte sie sich trotzdem, wenn auch nicht um die McCallums und die alten Geschichten von damals, sondern um ihre eigene Ehe.

„Aber gern.“ Doch dann blickte Mac sie nachdenklich an. „Darf ich dich mal was fragen?“

„Nur zu.“

„Eigentlich geht es mich ja nichts an. Aber ich wundere mich, warum dein Mann dich so ganz allein diese Reise hat machen lassen. Was hat er sich dabei gedacht?“

Sie seufzte leise. „Ach, weißt du, das ist alles ziemlich kompliziert. Sebastian ist kompliziert. Selbst nach zehn Jahren Ehe denke ich manchmal, ich kenne den Mann überhaupt nicht.“

Mac nickte nachdenklich. „Wenn ein Mann den Wert seiner Frau nicht schätzt, und anders kann ich mir sein Verhalten nicht erklären, dann ist irgendetwas nicht in Ordnung. Ich hoffe nur, dass er bald erkennt, was er an dir hat.“

Leider ist Sebastian nicht der Typ Mann, der um seine Frau kämpft, dachte Nasira traurig. Die Hoffnung hatte sie längst aufgegeben. „Danke, Mac, es ist sehr lieb, dass du dir um mich Gedanken machst.“

„Ist doch selbstverständlich, schließlich kennen wir uns schon lange. Dann werde ich mich wohl jetzt wieder zur Double M Ranch aufmachen. Doch bevor ich gehe, noch eins.“ Er sah sie ernst an. „Ich weiß, ein großer Bruder genügt dir. Aber wenn du mal Hilfe brauchst, in welcher Form auch immer, kannst du auf mich zählen.“

Wie nett von ihm. So einfühlsam war ihr eigener Mann schon lange nicht mehr gewesen. „Ich danke dir.“

„Halt die Ohren steif, und lass dich nicht unterkriegen. Du verdienst das Allerbeste.“ Freundschaftlich legte er ihr den Arm um die Schultern und zog sie kurz an sich.

„Gut zu wissen.“ Sie lächelte ihn traurig an. Noch vor sechs Monaten hatte sie geglaubt, die glücklichste Frau der Welt zu sein. „Nur dass kein falscher Eindruck entsteht, Sebastian ist nicht gemein oder grausam zu mir. Er ist nur immer sehr beherrscht und distanziert. Schon oft habe ich mir gewünscht, er würde mal aus sich herausgehen und seine Gefühle zeigen. Aber ich muss wohl akzeptieren, dass das nie gesche…“

„Nimm die Pfoten von meiner Frau!“

Und bevor Nasira wusste, was los war, stürzte Sebastian auf die Terrasse und gab Mac einen Kinnhaken, dass der gegen die Terrassenmauer flog.

„Was, zum Teufel, soll das bedeuten?“ Mac hob die Fäuste, doch bevor er den Schlag zurückgeben konnte, schob sich Nasira rasch zwischen die beiden Männer.

„Hört sofort auf!“ Sie sah Sebastian wütend an. „Was soll das denn?“

Er warf Mac einen drohenden Blick zu. „Ich dulde nicht, dass jemand meine Frau begrapscht.“

So hatte sie Sebastian noch nie erlebt, und obwohl Nasira Gewalt von ganzem Herzen ablehnte, tat ihr seine spontane Reaktion irgendwie gut. „Um Himmels willen, Mac ist doch nur ein guter Freund, und er hat mich auch nicht begrapscht, wie du es nennst.“

Mac rieb sich das Kinn. „Wenn ich nicht so viel von Ihrer Frau und ihrem Bruder hielte, würde ich unsere Unterhaltung gern im Garten weiterführen.“

„Nichts dagegen!“ Sebastian ballte wieder die Fäuste.

Nasira stellte sich dicht vor ihn hin. „Hör sofort auf mit diesem Unsinn, Sebastian.“ Dann drehte sie sich zu Mac um. „Entschuldige, ich weiß auch nicht, was in meinen Mann gefahren ist. Normalerweise reagiert er nicht so unbeherrscht. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich gern ein paar Worte mit ihm allein reden.“

„Selbstverständlich.“ Bevor Mac ins Haus trat, warf er Sebastian noch einen mörderischen Blick zu. „Ich lasse Sie jetzt in Ruhe, Edwards, aber nur weil Sie Nasiras Mann sind. Doch ich warne Sie, versuchen Sie so etwas nicht noch mal.“

Sebastian richtete seine Krawatte und gab den Blick zurück. „Wenn ich Sie noch einmal dabei erwische, dass Sie Nasira anfassen, kann ich für nichts garantieren.“

„Wenn Sie sich mehr um Ihre Frau kümmern würden, hätten Sie von mir nichts zu befürchten.“ Damit verschwand Mac im Haus.

Nasira wandte sich Sebastian zu. „Was hast du dir bloß dabei gedacht? Warum bist du überhaupt hier?“

Er ließ die Hände sinken. „Ich habe gar nichts gedacht, sondern nur reagiert, als ich sah, dass dieser Mann dich anfasste. Ein Mann, den du von früher kennst. Und gekommen bin ich, um dich wieder nach London zurückzuholen.“

„Aber ich habe nie etwas mit Mac gehabt! Er hat mir damals nur geholfen, meinem Vater etwas vorzumachen. Was auch klappte, denn Vater glaubte, Mac hätte mit mir geschlafen.“

„Für mich sah es so aus, als wollte er das gerade nachholen.“

Empört sah sie ihn an. „Du hast wirklich eine blühende Fantasie! Und eins musst du dir merken, Sebastian: Ich bin nicht dein Eigentum. Ich entscheide selbst, wann ich zurückkomme. Falls ich zurückkomme.“

„Aber du bist meine Frau. Du gehörst an meine Seite.“

Immerhin hatte er nicht gesagt: Du gehörst mir. Aber das war auch kein Trost. „Ich bin nach Texas geflogen, um Abstand zu gewinnen und mir über manches klar zu werden. Und ich bleibe so lange, wie ich will. Vielleicht ist es besser, wenn du mit dem nächsten Flugzeug wieder zurückfliegst. Du hörst dann von mir.“

„Ich bleibe hier, bis wir die Sache geklärt haben.“

Er stellte sich stur, was Nasira ärgerte. Und trotzdem liebte sie ihn, da machte sie sich nichts vor. Wenn er blieb, würde sie sehr schnell umzustimmen sein, auch das war ihr klar. Sie waren sich so lange nicht mehr nah gewesen, genauer gesagt, sie hatten keinen Sex mehr gehabt. Auch wenn sie Streit hatten, miteinander zu schlafen hatte sie noch immer wieder zusammengebracht. Aber sich ihr zu entziehen, war Sebastians Entscheidung gewesen, nicht ihre.

„Auf jeden Fall bleibe ich bis Ende des Monats hier“, erklärte Nasira. „Ich will bei Rafes Hochzeit dabei sein.“

„Wie du willst. Ich warte.“

Womit konnte sie ihn nur davon abbringen? „Willst du deine Reederei wirklich so lange allein lassen? Du hast doch Verpflichtungen deinem Unternehmen gegenüber.“

„Mir gehört der Laden. Ich kann tun und lassen, was ich will.“

Frustriert presste sie kurz die Lippen zusammen. „Du hast wohl auf alles eine Antwort.“

Er lächelte nur und hob die Augenbrauen. Oh, wie genau kannte sie dieses Lächeln. Das gleiche Lächeln, das er ihr damals zugeworfen hatte, in dem pompösen Ballsaal …

Ein Lächeln, das sie sofort spüren ließ, was er wollte … Mit ihr allein sein.

„Hast du schon gegessen?“

„Nein. Aber Violet wartet mit dem Dinner auf mich.“

„Bestimmt hat sie Verständnis dafür, dass du lieber mit deinem Mann essen willst. Wir könnten dann auch unsere Diskussion fortsetzen.“

Während Nasira noch nach einer Ausrede suchte, wurde die Terrassentür aufgestoßen, und Rafe kam heraus, ihr attraktiver, überbeschützender Bruder. Er zog unwillig die Augenbrauen zusammen, als er Sebastian entdeckte.

„Ich sehe, du bist meinem Rat nicht gefolgt und in London geblieben.“

Auch Sebastian war offensichtlich nicht erfreut, Rafe zu begegnen. „Und ich habe dir vor zwei Tagen am Telefon gesagt, dass ich deinen Rat nicht brauche und meine Entscheidungen allein treffe.“

Nasira sah ungläubig zwischen den beiden Männern hin und her. „Warum hast du mir denn nicht gesagt, dass du mit Sebastian gesprochen hast, Rafe?“

„Warum sollte ich? Du hast doch immer wieder betont, dass du ihn nicht sehen willst.“

„Und er hat mir nicht erlaubt, mit dir zu sprechen“, warf Sebastian ein. „Vorher hatte ich oft dein Handy angerufen, aber du bist nie rangegangen.“

Oh, wie sie es hasste, wenn Männer sie behandelten, als könne sie nicht bis drei zählen! „Du hattest kein Recht, mir die Entscheidung abzunehmen, Rafe.“

„Das alles spielt jetzt keine Rolle mehr“, schaltete sich Sebastian wieder ein. „Ich bin hier und fest entschlossen, das Beste daraus zu machen.“

Wenn sie bloß wüsste, was er vorhatte … Vielleicht klärte sich die Sache, wenn sie mit ihm zum Dinner ging. Nasira sah Rafe kühl an. „Ich gehe jetzt mit Sebastian essen und bin wahrscheinlich etwa eine Stunde weg.“

„Hältst du das für vernünftig?“ Rafe sah sie besorgt an.

„Es ist uns, verdammt noch mal, egal, was du davon …“, polterte Sebastian los, doch Nasira unterbrach ihn.

„Ich kann für mich selbst sprechen.“ Sie blickte ihren Bruder ruhig an. „Du hast keine Verantwortung mehr für mich, Rafe. Ich kann allein für mich sorgen. Sag bitte Violet, dass ich ihr für die Einladung danke. Und wir sollten jetzt gehen, Sebastian, bevor ich meine Meinung ändere.“

Sie gingen um das Haus herum, und als sie keine Limousine sah, blickte sie Sebastian fragend an. „Wo ist denn dein Wagen?“

Verlegen lächelnd wies er mit dem Kopf auf einen großen schwarzen Pick-up, der am Ende der Einfahrt stand. „Das war alles, was sie am Flughafen hatten.“

„Du liebe Zeit!“, rief sie lachend aus. „Kannst du denn damit umgehen?“

„Aber selbstverständlich!“ Sebastian wirkte beleidigt. „Ich bin doch auch hierhergekommen, oder etwa nicht?“

„Ja, natürlich.“ Zögernd näherte sie sich dem glänzenden Ungetüm.

Sebastian ging vor, öffnete die Beifahrertür und streckte die Hand aus. „Stehe zu Diensten, Madam.“

„Nicht nötig. Ich komme da schon allein hoch.“

„Ich wollte doch nur höflich sein, Sira.“

Sira … Verblüfft sah sie ihn an. „Weißt du, wie lange du mich nicht mehr Sira genannt hast?“

Er zwinkerte ihr zu. „Wahrscheinlich zu lange.“

Sie erkannte ihren Mann nicht wieder. Wieso war er auf einmal so charmant? Nach der Fehlgeburt war er abends immer sehr lange im Büro geblieben, und sie hatte ihn selten zu sehen bekommen. Vielleicht hatte er sich geändert? Abwarten, dachte sie. Aber so lange würde sie gebremst optimistisch bleiben.

Als sie im Royal Diner saßen, musste Sebastian seine Frau immer wieder ansehen. Wie schön sie war, wenn auch sehr kühl, was er nicht anders erwartet hatte. Das weiße leichte Kleid umschloss ihre aufregende Figur und bildete einen wunderbaren Kontrast zu ihrem langen schwarzen Haar, das ihr weich über die schmalen Schultern fiel. Wie oft hatte er sich nach ihrer Abreise schlaflos im Bett gewälzt und sich nach ihr gesehnt.

Nach dem Verlust des Kindes hatte er sich meist von ihr ferngehalten, und zwar aus Angst. Aber nicht aus Angst vor ihr, sondern aus Angst, sie zu verlieren. Doch genau das hatte dazu geführt, dass sie ihm entglitt.

Das durfte nicht sein. Entschlossen griff er nach der in Plastik eingeschweißten Speisekarte und überflog das Angebot. Stirnrunzelnd wandte er sich dann an Nasira. „Kannst du mir etwas empfehlen, Sira? Den doppelten Cheeseburger vielleicht? Oder die fettigen Nuggets?“

Sie lachte. „Ich weiß, du bist anderes gewohnt. Aber ich mag dieses typisch amerikanische Essen.“

„Vielleicht ein bisschen zu typisch. Bei dem Essen kann man ja nur einen Herzinfarkt kriegen.“

„Aber es gibt auch Salate, und die gegrillte Hühnerbrust soll sehr gut sein.“

„Okay.“ Er legte die Speisekarte beiseite. „Dann werde ich mich mit dem eingeschränkten Angebot abfinden.“

„Und was möchtest du?“

Dich küssen … „Ich werde das Steak versuchen. Und du?“

Sie legte sich die rot-weiß karierte Serviette auf den Schoß. „Ich nehme einen Salat.“

„Willst du nicht etwas Herzhafteres essen? Du bist zu dünn.“

„Ich wiege genauso viel wie vor meiner Abreise aus London.“

„Ich mache mir nur Sorgen um dich, Sira.“

„So? Davon habe ich die letzten sechs Monate aber nichts gemerkt.“

Zu Sebastians Erleichterung kam jetzt die Kellnerin und fragte nach ihren Wünschen. Dieser Diner war nun wirklich nicht der richtige Ort für ein so ernstes Thema.

„Hallo, ich bin Darla. Was kann ich euch beiden Hübschen denn zu trinken bringen? Vielleicht unseren süßen Tee?“

Süßen Tee? Sebastian sah Nasira fragend an. „Ich trinke meinen Tee nur mit Sahne.“

„Sie meint Eistee, der ist immer schon gesüßt“, erklärte Nasira lächelnd und sagte zu Darla: „Ja, bringen Sie mir ein Glas Eistee mit Zitrone.“

„Und mir ein Ale.“

„Gingerale?“

Verdammt noch mal … „Nein, Bier.“

„Bier?“ Nasira schüttelte den Kopf. „Ich kann den Pick-up nicht fahren, Sebastian. Vielleicht solltest du lieber keinen Alkohol trinken.“

Stimmt. „Dann nur ein Wasser.“

„Mit Zitrone?“

„Ja, wenn das meiner Frau recht ist.“

„Ach, Sebastian!“ Nasira runzelte kurz die Stirn. „Und bringen Sie mir bitte Ihren gemischten Salat.“

„Mit gegrilltem Huhn“, fügte er schnell hinzu. „Und ich möchte das Steak. Aber durchgebraten.“

Darla riss die Augen auf. „Durchgebraten?“

„Genau.“

Die Kellnerin notierte beides auf ihrem Block und sammelte die Speisekarten ein. „Sie sind wohl nicht von hier?“

Sebastian sah sie lächelnd an. „Wie kommen Sie denn darauf?“

„Die Männer hier essen das Fleisch kaum angewärmt.“ Kopfschüttelnd entfernte sich Darla.

Nasira warf ihm einen wütenden Blick zu. „Warum bestehst du nur immer darauf?“, zischte sie.

„Worauf?“, tat er naiv.

„Für mich das Essen zu bestellen. Ich bin durchaus in der Lage zu entscheiden, was und wie viel ich esse.“

„Aber ich habe doch immer für dich bestellt, Sira.“

„Ich weiß, und das war mir nie recht.“

„Und das sagst du mir jetzt nach zehn Jahren Ehe?“

„Ich fand es einfacher, nachzugeben und daraus keine große Sache zu machen.“

„Das ist doch keine große Sache. Ich bin nicht dein Vater, Nasira. Wenn du etwas möchtest, brauchst du es nur zu sagen.“

Sie sah ihn ein paar Sekunden schweigend an. „Ich möchte ein Kind“, sagte sie leise.

Genau das, so fürchtete er, konnte er ihr nicht geben. „Das geht nicht.“

„Warum nicht?“

„Die Fehlgeburt hat dir schwer zugesetzt. Der Arzt hat gesagt …“

„Dass ich durchaus wieder schwanger werden und das Kind austragen kann. Mein Risiko ist nicht größer als das jeder Frau, die eine Fehlgeburt hatte.“

Das hatte seine Mutter wahrscheinlich auch geglaubt … Aber das würde er Nasira nicht verraten. Er sah sich kurz um. „Ich finde nicht, dass wir das Thema hier weiter vertiefen sollten.“

Sie lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie du meinst. Aber bevor wir in diesem Punkt nicht zu einer Einigung gekommen sind, fliege ich nicht mit dir nach London zurück.“

Sie setzte ihn unter Druck? Das war in den ganzen zehn Jahren Ehe noch nie passiert. Doch er ließ sich nichts anmerken. „Darüber können wir uns später unterhalten.“

Die Kellnerin kam mit den Getränken, und schweigend warteten sie auf ihr Essen. Auch das kam bald, und Sebastian war überrascht, dass es durchaus genießbar war. Während des Essens beobachtete er die anderen Gäste und natürlich auch Nasira, die lustlos auf ihrem Teller herumstocherte.

„Wie ist dein Salat?“, fragte er schließlich.

„Ganz gut.“

Das konnte ja heiter werden. Ob sie auch in den nächsten Tagen so einsilbig reagieren würde, wenn er versuchte, sie zur Rückkehr zu bewegen? Würde sie all seine Bemühungen abschmettern, oder würden sie ihr schönes Leben von früher wieder aufnehmen? Wie sehr sehnte er sich nach den alten Zeiten. Wie sehr sehnte er sich nach ihr. Aber erst einmal musste er ihr Vertrauen wiedergewinnen, das er so leichtsinnig verspielt hatte.

Dann musste er sie davon überzeugen, dass sie zusammengehörten, ob mit oder ohne Kind. Aber wie? Eigentlich kannte er nur eine Methode, die bisher immer gewirkt hatte. Danach war sie wie Wachs in seinen Händen …

„Was hast du vor, Sebastian?“

„Ich versuche, einen Platz zu finden, wo wir ungestört reden können.“

Den hast du wohl gerade gefunden, ging es Nasira durch den Kopf, als Sebastian von der Straße ab und in einen kleinen Pfad einbog, der unter einem großen Baum endete.

Er stieg aus und öffnete die Beifahrertür. „Komm, steig auch aus.“

Sie blieb sitzen. „Ich denke nicht daran, hier im Dunkeln herumzustolpern.“

„Ich auch nicht. Na los, wir setzen uns hinten auf die Ladefläche.“

Was hatte er vor? „Wir können doch genauso gut vorn sitzen bleiben.“

„Aber die Nacht ist so schön und der Sternenhimmel so klar.“

Sie wollte etwas erwidern, doch bevor sie noch wusste, was, hatte er sie um die Taille gefasst und hob sie aus dem Wagen. „Was ist denn los mit dir?“, fuhr sie ihn an. „Erst willst du dich mit Mac prügeln, und jetzt benimmst du dich wie ein Neandertaler, der die Frau in seine Höhle zerrt.“

„Das passt durchaus zu mir“, sagte er lächelnd. „Ich habe diese Seite meines Charakters nur immer vor dir verborgen.“

Sie lachte trocken auf. „Du willst mir doch nicht weismachen, dass du eigentlich ein harter Kerl bist? In all der Zeit, die ich dich kenne, hast du kaum je die Stimme gehoben, geschweige denn dich geschlagen.“

Er grinste. „Du würdest dich wundern, wenn du mich in meinen jungen Jahren kennengelernt hättest. Aus drei Internaten hat man mich rausgeworfen. Erst in dem vierten habe ich dann meinen Abschluss gemacht.“

War er etwa stolz darauf? „Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Und ich finde es ziemlich schlimm.“

Er trat einen Schritt vor und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Findest du es wirklich nur schlimm oder nicht auch ein bisschen beeindruckend?“

Beeindruckt war sie eher nicht, aber überrascht und irgendwie erregt hatte dieser andere Sebastian sie schon. Doch das würde sie nie zugeben. „Weder noch. Es macht mir nur wieder klar, wie unberechenbar Männer doch sind.“

„So? Dann wollen wir uns irgendwo hinsetzen, wo wir dieses Thema in aller Ruhe besprechen können.“

„Einverstanden.“ Solange sie einen gewissen Abstand wahrte, würde sein sinnlicher Charme ihr nichts anhaben können. Falls er wirklich vorhatte, sie zu verführen. Was sie sich allerdings nicht vorstellen konnte, wenn sie daran dachte, wie lange er sie nicht mehr berührt hatte. „Aber ich möchte nur kurz bleiben. Ich bin ziemlich erschöpft nach all der Aufregung.“

„Das kann ich verstehen.“ Er nahm sie bei der Hand und ging mit ihr um den Wagen herum. „Wenn ich nur wüsste, wie sich diese verdammte Klappe öffnen lässt.“

Bevor er den Verschluss genauer untersuchen konnte, hatte Nasira den entsprechenden Riegel gezogen und ließ die Klappe herunter. „Nichts einfacher als das.“

„Donnerwetter“, staunte er. „Wo hast du das denn gelernt?“

„Ich habe Rafiq dabei zugesehen.“

„Du bist wirklich eine bemerkenswerte Frau.“ Zärtlich strich er ihr über das lange schwarze Haar.

„Warum? Weil ich die Heckklappe eines Pick-ups öffnen kann?“

„Nein. Weil du so genau beobachtest und außerdem so wunderschön bist.“

Selbstverständlich freute sie sich über das Kompliment. Wobei ihr allerdings auffiel, wie selten er ihre praktischen Fähigkeiten lobte. „Danke. Aber lass uns die Sache hinter uns bringen, damit ich ins Bett kann.“

Ohne Vorwarnung hob er sie hoch und setzte sie auf die Ladefläche. Dabei hatte sich natürlich ihr Kleid verschoben, und während sie es wieder herunterzog, war er hochgeklettert und setzte sich dicht hinter sie, sodass sie seine langen Beine an ihren spürte und seinen muskulösen Körper warm an ihrem Rücken.

„Gut so?“, fragte er und legte ihr von hinten die Arme um die Taille.

Nicht wirklich … sie sollte den Körperkontakt nicht genießen. „Nein“, sagte sie. „Es ist nicht gut. Ich kann mich mit dir nicht vernünftig unterhalten, wenn ich dein Gesicht nicht sehe.“

„Das brauchst du nicht. Hör mir nur zu.“

Seine Stimme … Diese tiefe weiche Schlafzimmerstimme, die sie so oft verführt hatte. Auch wenn sie Probleme miteinander hatten, seine Stimme hatte sie immer alles vergessen lassen …

Allerdings hatte sie ihn auch verführt – wie in der Nacht, als sie schwanger wurde. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie die Pille abgesetzt hatte, und es ihm erst gestanden, als sie die ärztliche Bestätigung erhielt. Eigentlich hatte er ihr diese Täuschung verziehen, den Eindruck hatte sie zumindest gehabt. Aber vielleicht war das nie der Fall gewesen?

Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich an ihn lehnte, und sie schloss kurz die Augen. Es war falsch, ganz falsch, ihrer Sehnsucht nachzugeben. In Situationen wie diesen hatte sie ihm nichts entgegenzusetzen. Vor allem, wenn er ihr wie jetzt das Haar im Nacken zur Seite strich und sie zärtlich liebkoste.

„Lass, Sebastian …“, flüsterte sie und wusste selbst, wie wenig überzeugend das klang. „Wir sollten nicht …“

„Erinnerst du dich noch an die Nacht in der Kutsche?“

Wieder diese dunkle Samtstimme. „Ja, ich erinnere mich.“ Wie hätte sie jene Nacht vergessen können! Die Nacht nach der Hochzeit. Er hatte eine Kutschfahrt arrangiert. Unter der Decke war es zu sehr eindeutigen Berührungen gekommen. Und die Stunden später im Hotel hatten sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt. Damals hatte sie ihre Jungfräulichkeit verloren – und ihr Herz.

Er strich ihr über den Hals und schob ihr die Hand in den Ausschnitt. Sie keuchte auf, als er ihre Brust umfasste und kaum hörbar sagte: „Du hast damals gezittert, genau wie jetzt …“

Er strich mit dem Daumen über ihre harte Brustspitze …

„Ich … ich war irgendwie nervös.“

„Du warst heiß und erregt. Wie vermutlich jetzt auch?“ Mit seiner freien Hand schob er ihr die Knie auseinander. „Heb dein Kleid hoch. Bis zur Taille.“

Das war keine Bitte, das war ein Befehl – und leider sehr erotisch. „Warum?“

„Damit du sehen kannst, was ich mit dir mache.“

Oh, ja … Aber durfte sie so schnell nachgeben? „Das … das löst nicht unsere Probleme, Sebastian.“

„Da bin ich anderer Meinung“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Wir begehren einander. Wir sehnen uns nacheinander, wie wir uns immer nacheinander gesehnt haben.“

Ihr Atem kam schneller, aber immer noch versuchte sie, sich gegen seine Verführungskunst zu wehren. „Davon habe ich in den letzten Monaten nichts gemerkt.“

Mit geöffneten Lippen strich er ihr über die Wange. „Ich weiß, und das will ich unbedingt wiedergutmachen.“ Er zog sie fester an sich heran. „Hör auf zu grübeln, Sira“, flüsterte er rau. „Genieße die Lust, die nur wir uns schenken können.“

„Aber …“

„Kein Aber.“ Er küsste sie sanft, aber intensiv. „Ich möchte dich lieben. Jetzt. Sofort.“

Sie sollte sich wehren, sollte protestieren. Und doch hatte es sie berührt, wie er meinte, ihre Ehre verteidigen zu müssen. Dass er Mac aus Eifersucht zusammenschlagen wollte, hatte sie irgendwie erregt, denn so hatte sie ihren immer beherrschten Mann noch nie gesehen. Und so konnte sie auch jetzt nur nachgeben. Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter und schob ihr Kleid hoch.

„Zieh deinen Slip herunter …“

Ohne Widerrede hob sie die Hüften und zerrte ihren Slip auf die Oberschenkel herunter. Warum auch nicht? Dies war kein Fremder, er war ihr Ehemann, und er hatte sie schon so lange nicht mehr berührt. Sie hob den Kopf und sah ihm zu, wie er über die empfindlichen Innenseiten ihrer Schenkel strich, wie er sie zärtlich und erregend zugleich liebkoste. Wie er sie erst mit einem Finger, dann mit zwei Fingern streichelte und reizte, dort, wo sie heiß und feucht war.

Nasira hielt den Atem an. Oh, er wusste genau, wie er sie erregen musste, sodass sie nicht mehr denken konnte. Nur noch fühlen …

Keuchend drückte sie den Kopf wieder gegen seine Schulter, schloss die Augen und presste sich gegen diese Hand, die ihre Lust steigerte und steigerte, bis sie glaubte, es nicht mehr aushalten zu können. Sosehr sie sich auch bemühte, ihren Höhepunkt zurückzuhalten, sie konnte es nicht. Zu genau wusste er, wo und wie er sie berühren musste.

„Sebastian …“ Sie bäumte sich auf und ließ sich dann wieder gegen ihn sinken, unfähig länger zu verbergen, wie sehr sie sich nach diesem Moment gesehnt hatte. Bemüht, wieder zu Atem zu kommen, bemerkte sie kaum, wie er zuerst hochkam und sich dann neben sie auf die Ladefläche legte. Erst als sie hörte, wie er seinen Reißverschluss aufzog, öffnete sie die Augen und sah, wie er sich Hose und Boxershorts über die Hüften schob – und wie er erregt war!

„Ich begehre dich so, Liebste“, stieß er rau hervor. „Komm her.“

Oh, sie wollte ihn auch, so sehr, aber …

„Hier auf der Ladefläche? Das ist nicht sehr bequem, oder?“

Er grinste. „Wieso? Da gibt es doch viele Möglichkeiten – vielleicht für einen kleinen Ritt.“

Meinte er etwa …? Bei der Vorstellung, sich auf ihn zu setzen, direkt auf seine harte Erregung, wurde Nasira heiß. Wie konnte Sebastian sie mit seinen Berührungen und seinen Worten nur so in Flammen setzen? Aber sie konnte ihm nicht mehr widerstehen: Sie sprang auf, zog sich das Kleid über den Kopf und den Slip herunter. Dann flog der BH auf die Ladefläche, und sie stand vor ihm, nackt und zu allem bereit.

Sie merkte, dass sie erwartungsvoll lächelte, als sie sich über ihn kniete. Als sie ihm die Hände auf die Schultern legte und sich gezielt auf ihn sinken lassen wollte, packte er sie bei den Hüften und hielt sie fest.

„Warte.“

Verwirrt sah sie ihn an. „Aber warum?“

„Verhütung …“, stieß er hervor.

Natürlich war das sein erster Gedanke! Und sie hätte auch daran denken sollen. Sie hätte vernünftiger sein sollen. Denn zwischen ihnen war noch nichts geklärt. Also kletterte sie von ihm herunter und bedeckte die Brüste mit den Armen. „Ich habe nicht wieder mit der Pille angefangen. Es gab ja keinen Grund.“

Verärgert sah er sie an, als er aufstand und sich anzog. „Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?“

Auch sie war jetzt frustriert. „Falls du damit andeuten willst, dass ich die ganze Sache geplant habe, um schwanger zu werden, muss ich dich enttäuschen. Schließlich warst du es, der hierhergefahren ist. Mit einer ganz bestimmten Absicht.“

Er stöhnte leise, als er den Reißverschluss seiner Hose zuzog. „Entschuldige, du hast recht. Aber du darfst mir meine Vorsicht nicht übel nehmen. Dafür haben wir in der Vergangenheit zu viel durchgemacht.“

„Wir? Ich! Dir war es doch egal.“ Wütend griff sie nach ihren Sachen. „Das hier war ein Riesenfehler!“ Sie zog sich das Kleid über den Kopf, ohne sich mit der Unterwäsche aufzuhalten.

Er lachte kurz und trocken auf. „Ich hatte aber den Eindruck, dass du es durchaus genossen hast.“

„Ich bin eben auch nur eine Frau und nicht immun gegen deinen Charme. Aber eins schwöre ich dir: So etwas wird nicht wieder vorkommen, es sei denn, wir lösen unsere Probleme. Und da gibt es so einige. Zum Beispiel dein mangelndes Vertrauen zu mir und deine Weigerung, wieder ein Kind zu haben.“

Gelassen knöpfte er sein Hemd zu. „Na gut. Wir haben ja einen Monat Zeit, um unsere Differenzen zu begraben und zu einem Kompromiss zu kommen.“

Falls das überhaupt möglich war, und da war sich Nasira absolut nicht sicher. „Ich muss jetzt nach Wild Aces zurück. Und du, wo hast du dich einquartiert?“

Verlegen rieb er sich den Nacken. „Wenn ich ehrlich bin, noch nirgendwo. Ich habe es zwar in den örtlichen Hotels versucht, aber die sind vollkommen ausgebucht. Wegen irgendeines Rodeos oder so.“

Das konnte ja wohl nicht wahr sein! „Dann hast du dich nicht darum gekümmert, bevor du ins Flugzeug gestiegen bist?“

„Nein, es war eine ganz spontane Idee.“

Und eine vollkommen verrückte dazu … „Auf keinen Fall kannst du bei mir im Zimmer schlafen. Mein Bruder weiß sehr genau, dass wir Probleme haben. Und es ist schließlich sein Haus. Außerdem möchte ich nicht mit dir in einem Bett schlafen. Nicht, bevor wir nicht wissen, wie es mit uns weitergeht.“

„Das muss ich wohl akzeptieren. Also nehme ich, was Rafe für mich übrig hat.“

„Genau das ist das Problem. Ich nutze das einzige Gästezimmer, das momentan zur Verfügung steht. Das Haus wird umgebaut, und viele Räume können nicht genutzt werden.“

Sebastian lächelte gequält und zuckte mit den Schultern. „Dann werde ich wohl im Pick-up übernachten müssen.“

„Nun rede doch keinen Unsinn!“ Sie atmete tief durch. „Also gut. Dann schläfst du eben bei mir im Zimmer. Aber nur, solange du nichts erwartest und morgen in aller Frühe wieder verschwindest. Ich möchte nicht, dass Rafe dich sieht und glaubt, dass wir wieder zusammen … Na, du weißt schon.“

„Was ist dabei? Er lebt doch selbst schon mit seiner Liebsten zusammen, und sie sind noch nicht einmal verheiratet.“

„Sie ist übrigens schwanger.“ Gespannt auf seine Reaktion, warf Nasira Sebastian einen scharfen Blick zu.

„Tatsächlich?“ Das klang eher gleichgültig. „Das hätte ich dem alten Knaben gar nicht zugetraut.“

„Doch, Rafiq wird Vater. Und er kümmert sich sehr gut um Violet. Aber auch um mich. Ich fürchte, du hast bei ihm momentan nicht gerade einen Stein im Brett. Er geht davon aus, dass du mich schlecht behandelt hast.“

„Und du hast dich wahrscheinlich nicht darum bemüht, ihn von diesem Gedanken abzubringen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ob es dir nun passt oder nicht, in den letzten Monaten warst du wirklich nicht nett zu mir, und ich war oft sehr unglücklich.“

Sebastian blickte zu Boden und seufzte leise. „Deshalb bin ich ja auch gekommen. Um das wiedergutzumachen.“ Er hob den Kopf und blickte Nasira treuherzig an. „Aber davon abgesehen verspreche ich, auf meiner Bettseite zu bleiben, bis du es dir anders überlegst.“

Dabei zwinkerte er ihr zu, und ihr war klar, dass das gemeinsame Bett keine gute Idee war. „Ich mache dir auf dem Teppich dein Lager zurecht.“

Er grinste frech und hatte noch den Nerv, ihr die Hand zu küssen. „Wie auch immer Sie wollen, Mylady.“

Es war zum Verrücktwerden. Weshalb hatte er nur eine solche Wirkung auf sie? Nasira wollte sich nicht zu ihm hingezogen fühlen, sie wollte sich nicht nach ihm sehnen. Und doch war es so. Schnell entzog sie ihm die Hand. „Es ist schon spät. Und bitte sei leise, wenn wir ins Haus kommen. Sie schlafen sicher schon alle.“

2. KAPITEL

„Was will er denn hier?“

Sebastian hatte kaum die Eingangshalle betreten, als sein Schwager sich ihm in den Weg stellte.

„Ich bringe meine Frau auf ihr Zimmer.“

Verlegen sah Nasira ihren Bruder an. „Sebastian hat in der Stadt kein Zimmer bekommen. Aber er hat versprochen, dass er das Haus morgen in aller Frühe verlässt.“

Rafiq wies auf die Couchgarnitur. „Er kann auf dem Sofa schlafen.“

Wütend über diese Zumutung ließ Sebastian seine Reisetaschen auf den Boden fallen. „Das verdammte Sofa ist viel zu kurz für mich! Außerdem möchte ich dich daran erinnern, dass ich immer noch mit deiner Schwester verheiratet bin und jedes Recht habe, mit ihr in einem Zimmer zu schlafen. Warte ab, bis du verheiratet bist. Dann wirst du feststellen, dass es in jeder Ehe kriseln kann.“

Rafiq trat an den Fuß der Treppe. „Sie will aber nicht, dass du mit in ihr Zimmer kommst.“

„Das stimmt nicht, Rafe“, sagte Nasira leise. „Ich habe es ihm ausdrücklich erlaubt. Wenn auch nur für diese Nacht. Und jetzt entschuldige uns bitte. Wir sind beide erschöpft. Heute Abend war so einiges los.“

„Das kann man wohl sagen …“ Sebastian zwinkerte seiner Frau zu, obwohl er wusste, dass sie sich darüber ärgern würde.

„Okay.“ Rafiq sah ihn scharf an. „Wenn ich morgen früh aufstehe, musst du das Haus verlassen haben.“

Sebastian salutierte lächelnd. „Wird gemacht, Sir.“

Nasira stieg langsam die Stufen hoch. Auf dem Treppenabsatz blieb sie stehen. „Kommst du?“

„Ja, gleich.“ Vielleicht sollte er lieber versuchen, mit Rafiq gut auszukommen. „Ich möchte noch kurz etwas mit deinem Bruder besprechen.“

Nasira zog die feinen dunklen Augenbrauen zusammen. „Wenn du meinst. Aber bitte benehmt euch.“

Er sah sie von unten her an. „Versprochen.“

„Und du, Rafe?“

„Ich kann mich beherrschen.“

„Gut. Ich verlasse mich darauf.“ Nasira winkte kurz, lief die restlichen Stufen hinauf und verschwand in ihrem Zimmer.

Sebastian konnte eine Stärkung vertragen, und so stellte er die kleinere der beiden Taschen auf das Sofa und zog den Reißverschluss auf. Leider hatte der Spirituosenladen der Stadt nur eine billige Sorte Scotch am Lager gehabt. Aber besser als nichts. „Möchtest du auch einen?“ Er hielt die Flasche hoch.

„Nein.“

„Würdest du dann so freundlich sein, mir ein Glas zu holen? Ich trinke ungern aus der Flasche.“

Schweigend stand Rafiq auf und verließ den Raum, kehrte dann mit einem kunstvoll geschliffenen Whiskyglas zurück, stellte es auf den weißen Couchtisch und ließ sich in einen Sessel fallen.

Sebastian setzte sich auf das Sofa, goss sich ein und trank. Beinahe hätte er sich verschluckt, der scharfe Scotch brannte ihm in der Kehle. Vielleicht war es sowieso keine gute Idee, jetzt Alkohol zu trinken. Schließlich war er gerade erst vor ein paar Stunden aus London gelandet, und der Jetlag schlug sicher bald zu.

„Wo ist denn deine hübsche Verlobte?“, begann er, als Rafiq ihn schweigend musterte.

„Sie schläft“, sagte Rafiq knapp. „Seit sie schwanger ist, ist sie immer müde.“

Das konnte Sebastian sich gut vorstellen. Auch Nasira war immer müde gewesen während ihrer Schwangerschaft, die leider nicht sehr lange gedauert hatte. Wie unglücklich sie gewesen war, als sie das Kind verlor …

„Und dabei hat deine Braut doch sicher viel mit den Vorbereitungen für die Hochzeit zu tun“, sagte er. „Wie weit seid ihr denn da?“

Rafiq schlug die Beine übereinander. „Keine Ahnung. Ich überlasse das ganz den Frauen. Ich will nachher nur wissen, wo ich wann sein muss.“

Na, so einfach wirst du nicht davonkommen … In dem Punkt hatte Sebastian ernsthafte Zweifel, aber er behielt sie für sich. „Das ist wahrscheinlich das Beste.“

Rafiq beugte sich vor, stützte sich auf den Knien ab und sah Sebastian lauernd an. „Aber du hast mich doch nicht hier festgehalten, um dich mit mir über Hochzeitsvorbereitungen zu unterhalten.“

Sebastian trank aus und schenkte sich noch einmal ein. „Nein. Ich möchte dir erklären, welche Absichten ich in Bezug auf deine Schwester habe. Hat sie überhaupt von mir gesprochen?“

„Sie hat erwähnt, dass eure Ehe kaputt ist. Und als Grund gab sie an, du hättest sie sehr vernachlässigt.“

Das stimmte leider, so bitter es auch war. „Ich habe dabei nur an ihr Wohlbefinden gedacht. Nach der Fehlgeburt habe ich mich absichtlich zurückgehalten. Das war offenbar ein Fehler. Und dass ich sie ohne Vorwarnung hier überfallen habe, war wahrscheinlich auch keine brillante Idee.“

„Allerdings nicht. Und es gibt noch ein weiteres Problem, das sich nicht so leicht lösen lässt – die Wohnsituation.“

Sebastian warf Rafiq einen prüfenden Blick zu. Sein Schwager schien ihm der Typ Mann zu sein, der sich geschmeichelt fühlte, wenn er um Rat gefragt wurde. „Offenbar kennst du dich mit Frauen gut aus“, begann er darum. „Hast du irgendeinen Tipp für mich, wie ich Nasira zurückgewinnen kann?“

Das machte wenig Eindruck auf Rafiq. „Vielleicht solltest du nach London zurückkehren und ihr die Entscheidung überlassen, ob sie die Ehe fortführen möchte oder nicht.“

Das war nicht die Antwort, auf die Sebastian gehofft hatte. „Aber Rafe, wir haben doch schon zehn Jahre in diese Ehe investiert, da …“

„Eine Vernunftehe, keine Liebesheirat“, warf Rafiq ein.

„Dennoch, ich habe deine Schwester sehr, sehr gern. Und ich denke nicht daran, ohne Kampf das aufzugeben, was wir in den zehn Jahren miteinander geteilt haben. Aber ich brauche Hilfe, um sie zurückzugewinnen. Und du als ihr Bruder kennst sie am besten und könntest mich am ehesten unterstützen.“

Rafiq schwieg, zu lange, wie Sebastian fand. Doch dann richtete er sich auf und sah ihn ernst an. „Du musst ihr deine Zuneigung immer wieder beweisen.“

„Aber wie denn? Mit Blumen und Schmuck?“

Rafiq schüttelte mitleidig lächelnd den Kopf. „Nicht nur mit materiellen Dingen. Aber sexuell solltest du sie erst einmal in Ruhe lassen.“

Was soll ich denn dann tun? „Ich fürchte, ich weiß nicht, was du meinst.“

„Ich denke mehr an liebevolle Gesten, die den meisten Männern fremd sind. Du könntest ihr das Frühstück ans Bett bringen, sie massieren, ihr das Haar waschen. Na, so was eben.“

Schön und gut, aber wo? „Ich verstehe, was du meinst. Aber das ist wohl kaum möglich, wenn sie hier ist und ich in einem Hotel wohne.“

„Ich bin nicht daran interessiert, Zeuge zu sein, wie du dich um sie bemühst.“ Rafiq stand auf. „Aber vielleicht kann ich dir trotzdem helfen.“

Auch Sebastian stand auf und stürzte im Stehen noch den zweiten Drink herunter. Verdammt, das hätte er lieber nicht tun sollen, denn er schwankte und konnte sich kaum aufrecht halten. „Und wie?“

„Freunde von einem Freund von mir verreisen für zwei Monate. Ich bin sicher, dass sie dir auf meinen Wunsch hin ihr Haus für die Zeit überlassen. Ich rufe sie gleich morgen an. Wenn es klappt, musst du nur noch Nasira dazu bringen, mit dir dort zu wohnen.“

„Das werde ich schaffen. Da bin ich ziemlich optimistisch.“

„Und wenn nicht, fliegst du dann nach London zurück?“

„Das werde ich wohl müssen.“

„Gut. Ich werde mich jetzt zurückziehen. Sobald ich die Zusage habe, sage ich dir Bescheid.“

„Danke, Rafe. Sehr nett von dir, dass du dich so für mich einsetzt.“

Rafiq sah ihn kühl an. „Das tue ich nicht für dich, sondern für Nasira. Ihr Glück ist sehr wichtig für mich. Ich kann und werde nicht zulassen, dass ihre Wünsche nicht respektiert werden. Vergiss das nie.“

Bevor Sebastian noch etwas sagen konnte, hatte Rafiq sich umgedreht und war mit schnellen Schritten die Treppe hinaufgelaufen. So ließ Sebastian sich auf das Sofa fallen und rieb sich mit beiden Händen die Augen. Er war todmüde, und wenn er nicht gleich aufstand, würde er zusammengekrümmt auf diesem unbequemen Sofa einschlafen.

Also raffte er sich auf. Vor Nasiras Tür blieb er stehen und klopfte. Keine Antwort. Dann fiel ihm auf, dass irgendwo Wasser lief. Sie duschte? Also ließ er sie entweder in Ruhe und quälte sich doch auf das Sofa. Oder er zeigte ihr seine Zuneigung – in der Dusche! Keine Frage, Möglichkeit zwei war sehr viel verlockender. Aber er musste behutsam vorgehen, das war ihm klar.

Er zog sich das Hemd aus und setzte sich dann auf die Bettkante, um die Schnürsenkel aufzumachen. Schuhe und Strümpfe ließ er achtlos auf dem Boden liegen und stand auf, um sich die Hose und die Boxershorts auszuziehen. Leider war nur zu deutlich, wie sehr Nasira unter der Dusche ihn lockte, dabei wusste er doch, dass er sein Verlangen unbedingt unterdrücken musste.

„Reg dich ab“, murmelte er vor sich hin, nahm die Schultern zurück und atmete ein paar Mal tief durch. Viel stand auf dem Spiel. Dies konnte der erste Schritt sein, um Nasira zu beweisen, dass er der liebende und zärtliche Ehemann war, den sie sich wünschte.

Nasira sehnte sich nach einer Dusche und ihrem Bett. Natürlich wollte sie auch wissen, was Sebastian mit ihrem Bruder besprach. Aber das hatte Zeit bis morgen.

Sie drehte die Dusche auf, schloss die Augen und ließ das Wasser auf sich herunterprasseln. Wenn dadurch doch nur all die Erinnerungen weggespült werden könnten, die sie nach dem intimen Beisammensein mit Sebastian auf der Ladefläche des Pick-ups nicht losließen. Aber das war leider nicht der Fall, denn zu leicht hatte er all die Gefühle in ihr ausgelöst, die sie so lange vermisst hatte. Seiner leisen Stimme und seinen Berührungen konnte sie einfach nicht widerstehen.

Frustriert, weil sie sich von den Bildern nicht lösen konnte, stellte sie das Wasser ab. Es musste doch möglich sein, sich einen Plan zurechtzulegen, bevor sie ihm wieder gegenübertrat. Denn in seiner Gegenwart konnte sie einfach nicht klar denken.

Zu spät. In diesem Augenblick öffnete sich die Glastür, Sebastian trat in die Dusche und stellte sich dicht hinter sie, als sei es das Selbstverständlichste von der Welt.

Kurz war sie wie erstarrt. Aber als er um sie herum nach der Shampooflasche griff, wandte sie sich ihm zu, diesem unglaublich attraktiven sexy Mann. Der Atem stockte ihr, dann flüsterte sie: „Hast du etwa vor, mir die Haare zu waschen?“

„Ja, wenn du nichts dagegen hast.“ Er schnupperte kurz an der Flasche, dann drückte er sich Shampoo in die Hand. „Hm, das riecht gut. Lavendel, oder? Bitte dreh dich um.“

Nasira presste die Lippen zusammen. Nein, sie durfte nicht nachgeben. Nichts war geklärt, und sie wusste immer noch nicht, weshalb er ihr in den letzten sechs Monaten aus dem Weg gegangen war, ja, sie geradezu lieblos behandelt hatte.

„Vielleicht ist es besser, wenn du dich umdrehst und die Dusche wieder verlässt“, stieß sie hervor, merkte aber selbst, dass das nicht besonders entschlossen klang.

„Erst will ich dir die Haare waschen.“

„Warum das denn?“ Roch er ein wenig nach Alkohol, oder bildete sie sich das nur ein? „Du bist ja betrunken.“

„Nein, höchstens trunken von deiner Schönheit …“

Das war eindeutig der Alkohol. „Du riechst nach Scotch.“

„Vielleicht hatte ich einen oder zwei Drinks.“

„Ziemlich unvernünftig bei deinem Jetlag.“

„Aber ich bin vollkommen dazu in der Lage, dir die Haare zu waschen. Ich möchte es gern. Und dir wird es gefallen, das verspreche ich dir.“

Ganz sicher, dachte sie. Aber wer, um Himmels willen, hatte ihren steifen und beherrschten Ehemann gekidnappt und gegen diesen charmanten, lockeren Sebastian ausgetauscht? „Na gut, wenn du unbedingt willst. Aber nur, wenn du versprichst, hinterher gleich zu verschwinden.“

„Versprochen.“

Nasira drehte sich wieder zu der gekachelten Wand um und versuchte, gleichgültig zu wirken. Doch als er ihr sanft und kräftig zugleich die Kopfhaut massierte, schloss sie die Augen und gab sich ganz diesem Gefühl hin. „Hm, das ist herrlich …“, murmelte sie.

Sebastian strich ihr kurz mit den Lippen über die Wange. „Es sollte immer so sein. Ich gebe zu, dass ich meine Pflichten sehr lange vernachlässigt habe und alles andere als ein liebevoller Ehemann gewesen bin.“

Das hatte sie auch nie erwartet, denn ihre Ehe … Aber dann konnte sie nicht mehr klar denken, denn Sebastian schäumte nicht nur ihr Haar, sondern auch ihre Schultern ein – und umfasste jetzt ihre Brüste …

Leise stöhnend lehnte sie den Kopf gegen seinen starken Oberkörper und konnte kaum glauben, dass er wieder da war, ihr Mann aus den ersten neuneinhalb Jahren ihrer Ehe.

„Du bist herrlich“, stieß er leise hervor, drückte sich gegen ihren Po und ließ sie spüren, wie sehr er sie begehrte.

„Und du bist ein charakterloser Verführer.“

„Das bin nicht ich. Das ist Henry. Er lässt sich nicht kontrollieren.“

Sie lachte leise. „Ich werde nie verstehen, warum du dein bestes Stück nach deinem Rennpferd benennst.“

„Wieso? Das ist doch sehr logisch. Henry ist schließlich ein prachtvoller Hengst.“

Sie stieß ihm in die Rippen. „Soso. Aber da du fertig mit der Haarwäsche bist, solltest du jetzt verschwinden. Spülen kann ich es selbst.“

Sie trat wieder unter die Dusche, stellte das Wasser an und wusste sofort, dass es ein Fehler gewesen war. Denn während sie sich mit ihrem langen Haar beschäftigte, nutzte er die Gelegenheit, ihren Körper zu liebkosen. Ein paar Sekunden lang ließ sie es zu – und genoss es, dann drehte sie sich zu ihm um. „Du hast doch versprochen zu gehen, wenn du fertig bist.“

Er griff nach dem weichen Waschlappen, der auf dem gekachelten Absatz lag, und drückte Duschgel darauf. „Ich bin aber noch nicht fertig.“

Und dann wusch er sie von Kopf bis Fuß! Nasira stand einfach da und bewegte sich nicht, während er ihre Schultern, Arme, ihre Brüste mit den harten Brustwarzen und ihren Bauch mit leichten kreisenden Bewegungen einseifte. Dann hielt er kurz inne und sah sie mit seinen blauen Augen an, die ein wenig dunkler zu werden schienen, als er ihre Oberschenkel berührte, sie mit dem weichen Waschlappen leicht auseinanderschob und die Hand höher wandern ließ …

Nasira stockte der Atem, aber da zog er seine Hand schon wieder weg.

Er ließ den Waschlappen fallen und grinste. „So, das wär’s. Absolut sauber.“

„Warum tust du das, Sebastian?“

„Wieso? Ich möchte nur, dass du dich entspannst. Ich bin sicher, dass du jetzt viel besser schlafen kannst.“

Von wegen! Sie begehrte ihn wie verrückt. „Ich weiß, was du vorhast“, stieß sie leise hervor.

„So? Keine Ahnung, worauf du anspielst.“

„Oh doch, das weißt du genau. Aber auch wenn du vierundzwanzig Stunden lang versuchst, mich zu verführen, ändert das nichts an unseren Problemen.“

„Ich wollte doch nur rücksichtsvoll sein.“ Er griff nach dem Duschgel und seifte sich ein. „Dich vierundzwanzig Stunden lang zu verführen hört sich allerdings gut an.“ Er lächelte kurz. „Vielleicht sollten wir das mal ausprobieren.“

„Ich gehe jetzt ins Bett“, sagte sie hastig und spülte sich den restlichen Schaum ab.

„Ich komme auch gleich.“

„Gut. Ich mache dir ein gemütliches Lager auf dem Teppich zurecht.“

„Oh, danke. Ich fühle mich geehrt, wie dein Lieblingshund behandelt zu werden.“

Während sie die Tür der Dusche aufschob, warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu. „Du warst doch mit dieser Regelung einverstanden.“

Er schmunzelte. „Spielverderberin.“

Typisch Sebastian! Verärgert schlug Nasira die Duschtür zu und wickelte sich in ein großes Handtuch. Er wollte einfach nicht wahrhaben, wie ernst ihre Probleme waren, und machte sich darüber lustig. Sie putzte sich die Zähne, verließ das Bad und drückte die Tür fest zu.

Normalerweise ging sie nackt ins Bett. Aber mit Sebastian im Haus und sogar in ihrem Zimmer sollte sie sich lieber etwas anziehen. Wobei das kurze blaue Seidennachthemd, das sie sich überwarf, natürlich auch kein Schutz war, wenn er wirklich zu ihr ins Bett kam …

Apropos Schutz. Ohne irgendeine Art von Verhütung würde er sowieso nichts anfangen. Das hatte er ja sehr klargemacht. Also konnte sie gnädig sein und ihn in dem breiten Bett schlafen lassen. Falls er das wollte.

Oder vielleicht lieber nicht? Doch weiter kam sie nicht, denn jetzt öffnete sich die Tür, und Sebastian kam ins Schlafzimmer. Ein schmales Handtuch hing ihm tief auf den Hüften, und Nasira wurde der Mund trocken. Auch nach den vielen gemeinsamen Jahren, in denen sie ihn oft nackt gesehen hatte, so wie auch eben in der Dusche, war sie immer wieder überwältigt von seiner klassisch schönen Figur. Sie kannte jeden Quadratzentimeter seines Körpers und hatte doch nie genug davon bekommen können, ihn zu streicheln und zu erregen. Inzwischen wusste sie genau, wie sie ihn berühren und wo sie ihn küssen musste. Und sie genoss es, diese Macht über ihn zu spüren.

Wie sehr sehnte sie sich danach, ihn …

„Sira, ist alles in Ordnung?“

Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie ihn mehrere Sekunden lang angestarrt hatte. Schnell schloss sie die Augen und ließ sich aufs Bett fallen. „Ja, natürlich. Ich bin nur müde.“

„Ich auch.“ Er trat ans Bett. „So müde, dass ich auf dem Fußboden einschlafen könnte. Ach so, ich vergaß. Das ist ja auch der Plan.“

Nasira schlug die Decke auf der anderen Bettseite auf. „Ich habe es mir anders überlegt. Du darfst im Bett schlafen, aber nur, wenn du Abstand hältst.“

Mit einem Augenzwinkern verbeugte er sich. „Sehr großzügig, Mylady. Und ich werde mich wie der perfekte Gentleman benehmen. Versprochen.“

Wirklich? „Ich verlasse mich darauf.“

Während Nasira die Decke über sich zog, warf Sebastian das Handtuch beiseite und setzte sich auf seine Bettseite. „Willst du dir nicht etwas anziehen?“, fragte sie schnell.

„Aber Darling, du weißt doch, dass ich lieber nackt schlafe. Genau wie du.“

„Das schon. Aber wir sind Gäste hier in diesem Haus.“

„Na und?“ Er streckte sich lang aus und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Ich bezweifle, dass Rafe oder Violet überprüfen werden, ob wir auch korrekt für die Nacht angezogen sind.“

„Wo du Rafe erwähnst, was habt ihr eigentlich besprochen?“

Er starrte an die Decke. „Wie schwierig es ist, Frauen zu verstehen. Und dass Männer oft ahnungslos sind.“

„Nein, im Ernst.“

„Das ist mein Ernst.“

„Dann erklär mir bitte, was du damit meinst.“

„Manchmal sagen Frauen etwas, handeln dann aber ganz anders. Männer dagegen sind immer sehr direkt. Frauen gehen gern shoppen, während Männer sich für Sport interessieren. Frauen wollen über Gefühle sprechen, ein Albtraum für Männer, die lieber auf so langweilige Themen wie das Wetter ausweichen.“

„Dein letztes Beispiel stimmt“, sagte sie leise.

„Vielleicht ist das so, weil wir Männer keine tiefen Gefühle haben.“

„Oder sie nicht zeigen oder mit ihrer Frau teilen wollen. Aber das Gespräch sollten wir vielleicht lieber ein andermal fortsetzen. Ich bin müde.“ Nasira drehte Sebastian den Rücken zu und knipste ihre Nachttischlampe aus. „Gute Nacht.“

„Schlaf gut, Sira.“

Leichter gesagt als getan. Mindestens eine Stunde lang warf sie sich von einer Seite auf die andere. Leider war ihr nur zu deutlich bewusst, dass der Mann neben ihr nackt war. Er schien tief zu schlafen, zumindest atmete er sehr regelmäßig. Dann allmählich wurden auch ihr die Augen schwer, und sie fiel in einen leichten Schlaf.

Natürlich träumte sie von Sebastian. Wie er ihre Brüste streichelte, die Hand dann zwischen ihre Schenkel wandern ließ, wie er sie liebkoste und reizte und sie darauf einen heftigen Orgasmus hatte. Nasira zitterte vor Erregung, als Sebastian sich über sie beugte, ihr plötzlich ganz nah war, Haut an Haut, und dann in sie eindrang. Sinnlich, fast zärtlich begann er, sich zu bewegen.

„Nasira“, flüsterte er und strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht.

Da erst wurde ihr bewusst, dass das kein Traum war! „Sebastian“, stieß sie halblaut hervor. „Stopp, hör auf!“

Doch er hörte sie nicht, wurde schneller, stöhnte auf – und dann sank er mit einem Seufzer auf sie. Es war zu spät.

Nach wenigen Sekunden rollte er sich auf den Rücken und blieb schwer atmend neben ihr liegen. Ob ihm bewusst war, was da eben geschehen war?

Offenbar ja. Denn er stöhnte plötzlich auf und wandte sich ihr zu. „Verdammt, was haben wir getan?“

Sie knipste die Nachttischlampe wieder an. „Wir haben eben Sex gehabt, ohne zu verhüten.“

Er sah sie düster an. „Sieht ganz so aus.“

„Wenn du Sorgen wegen einer möglichen Schwangerschaft hast, kann ich dich beruhigen. Bevor ich das letzte Mal schwanger wurde, hatte ich schon ein Jahr lang die Pille nicht genommen. Ich scheine nicht leicht zu empfangen. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass es beim ersten Mal geklappt hat.“

„Unwahrscheinlich vielleicht, aber nicht unmöglich.“

„Wäre es denn so schlimm?“

Er schlug ein paar Mal sein Kissen zurecht, dann rutschte er auf seine Seite und drehte ihr den Rücken zu. „Das sollten wir morgen besprechen.“

„Aber nicht zu lange aufschieben. Gute Nacht, Sebastian.“

„Gute Nacht, Sira.“

Sie starrte noch lange an die Decke. Zwar hatte sie gerade Sex mit ihrem Mann gehabt, aber sie fühlte sich trotzdem allein und zurückgestoßen. Wenn er sich ihr doch nur gefühlsmäßig öffnen würde. Wenn er sagen würde, was er empfand, was ihn beunruhigte oder vielleicht auch glücklich machte. Aber sie rannte nur gegen eine Wand.

Leise seufzend drehte sie sich auf die andere Seite. Morgen würde sie sich endgültig entscheiden, ob sie den Kampf weiter auf sich nehmen wollte.

3. KAPITEL

Als Nasira erwachte, war das Bett neben ihr leer. Sie konnte nur raten, was in Sebastian vorging. Vielleicht war er ja schon zurück auf dem Weg nach London.

Doch als sie die Treppe hinunterging, hörte sie aus der Küche zwei männliche Stimmen. Sebastian und Rafe saßen am Küchentresen, jeder hatte einen Kaffeebecher vor sich stehen. Als sie eintrat, sprangen beide auf, als hätte man sie bei einem Streich ertappt.

„Guten Morgen.“ Sebastian küsste sie auf die Wange. „Hast du gut geschlafen?“

Etwas verwirrt sah sie ihn an. Hatte er vergessen, was gestern Nacht geschehen war? „Ja, den Umständen entsprechend gut.“

„Wunderbar. Denn wir haben heute allerlei vor, dank Rafe.“

„So?“ Nasira warf ihrem Bruder einen fragenden Blick zu.

„Das kann Sebastian dir erklären. Ich muss mit Violet zu der Catering-Firma. Bis später!“

Nasira war verblüfft. „Rafe kümmert sich um die Hochzeitsvorbereitungen? Das ist ja was ganz Neues.“

„Mich beeindruckt es eher“, meinte Sebastian. „Aber nun zu uns. Ich hatte Rafe gebeten, sich umzuhören, wo wir unterkommen könnten. Und er scheint das ideale Haus für uns gefunden zu haben.“

„Für uns?“

„Ja. Aber bitte setz dich, damit wir alles in Ruhe besprechen können. Möchtest du einen Kaffee?“

„Nein, lieber Orangensaft.“

„Mir war klar, dass du London verlassen hast, um mir aus dem Weg zu gehen. Oder vielleicht auch unseren Problemen“, begann er, während er den Saft aus dem Kühlschrank holte und ihr ein Glas eingoss. „Aber ich bin fest entschlossen, an unserer Ehe festzuhalten und alles zu tun, was dazu nötig ist.“

Ich auch. Obwohl ihr klar war, dass sie das Thema Kinder, um das es im Wesentlichen ging, wohl kaum diskutieren würden. Oder vielleicht doch? „Und du meinst, dass wir deshalb unter einem Dach leben müssen?“

„Ja. Rafe hat einen Mann gefunden, der uns sein Haus zur Verfügung stellen will, während er mit seiner Familie in Urlaub ist.“

„Und wer ist das?“

„Er heißt Darin Shakir. Ursprünglich kommt er wohl aus einem der Länder, die an dein Heimatland angrenzen.“

Den Namen Shakir hatte Nasira schon gehört. Mac hatte ihn erwähnt. „Ich kenne ihn, wenn auch nicht persönlich. Aber seinen Ruf.“

„So?“ Sebastian runzelte die Stirn. „Was hat er denn für einen Ruf?“

„Er hat vor ein paar Jahren einen Mann getötet.“

„Was? Der Kerl ist ein Mörder?“

Sebastian sah Nasira so schockiert an, dass sie lächeln musste. „Das kann man vielleicht so nicht sagen. Soviel ich gehört habe, hat er den Mann erschossen, der seine Liebste gefangen hielt. Und er hat ihr damit das Leben gerettet. Ich lehne Gewalt zwar grundsätzlich ab, aber diese Geschichte finde ich irgendwie romantisch.“

„Dennoch, mit jemandem zu tun zu haben, der einen Menschen getötet hat, gefällt mir gar nicht. Vielleicht sollten wir uns nach etwas anderem umsehen.“

„Das ist doch alles ewig her, Sebastian. Inzwischen hat Darin Shakir einen sehr guten Ruf. Er hat übrigens die Frau geheiratet, die er gerettet hat. Sie haben auch ein paar Kinder.“

„Du siehst also kein Problem darin...

Autor

Kristi Gold
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