Bianca Weekend Band 30

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DAS DOPPELTE GLÜCK von RITA HERRON

So gern die hübsche Modedesignerin Paige auch eine Familie hätte – sie ist überzeugt, dass sie nicht die Verantwortung für ein Kind übernehmen kann. Aber das sehen die beiden süßen Töchter des attraktiven Zeke völlig anders. Denn sie wissen mehr als Paige und Zeke …

KÜSS IHN, MAMI! von DIANA WHITNEY

Heimlich hat ihr Sohn nach seinem Vater gesucht! Zu Chessas maßlosem Erstaunen steht eines Tages Nick Purcell vor ihrer Tür – überglücklich, Bobbys Daddy zu sein! Nur dass Chessas Eltern sie damals zu einer Falschangabe auf Bobbys Geburtsurkunde gezwungen haben …

BLEIB BEI MIR, SHAYLA von CARA COLTER

„Bitte bring Nicky zu Turner McLeod!“ Wie könnte Shayla ihrer Nachbarin diesen Wunsch abschlagen? Also macht sie sich mit dem Dreijährigen auf den Weg nach Montana – zu dessen Single-Dad, wie Shayla annimmt. Doch bei Turner angekommen, erlebt sie eine süße Überraschung …


  • Erscheinungstag 15.02.2025
  • Bandnummer 30
  • ISBN / Artikelnummer 9783751531375
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Rita Herron

1. KAPITEL

„Das Haus nebenan ist todsicher verhext.“ Paige Watkins seufzte dramatisch in den Hörer. Natürlich wusste sie, dass ihre Worte verrückt klangen. Aber das war ihr egal – sie musste einfach mit jemandem sprechen.

„Was redest du da?“, fragte Amelia, Paiges beste Freundin. „Meinst du etwa, dass es dort spukt?“

„Nein, das wäre völlig in Ordnung“, erwiderte Paige verzweifelt. „Es ist wieder ein alleinstehender Mann eingezogen.“

„In Erics Haus?“

Paige zuckte zusammen. „Genau.“

„Oh, das ist ja wirklich schrecklich“, bemerkte Amelia ironisch. „Wahrscheinlich ist er genauso süß wie Eric.“

Paige verdrehte die Augen, als sie Amelias Armbänder klimpern hörte. Amelia sammelte Armbänder als Abschiedsgeschenk von ihren Exfreunden. Bis jetzt hatte sie drei silberne, zwei goldene und eines aus Jade. „Ich weiß nicht, ob er süß ist oder nicht. Und ich habe auch nicht vor, es herauszufinden.“

„Spinnst du, Paige?“, zischte Amelia. „Falls du ärztliche Hilfe brauchst, kann ich dich gerne in die Stadt fahren.“

„Ich brauche weder einen Arzt noch einen Psychiater.“ Paige lachte. „Aber mein neuer Nachbar hat Kinder, und ich werde mich nie wieder auf eine Affäre mit einem alleinerziehenden Vater einlassen – niemals wieder.“

Ihre Freundin lachte zustimmend. „Sieh mal, Paige, nur weil Eric zu seiner Exfrau zurückgegangen ist …“

„Zu seiner hinreißenden Exfrau mit dem Doppel-D-Körbchen.“

„Ja, richtig. Aber nur, weil er zu seiner hinreißenden Exfrau mit dem Doppel-D-Körbchen zurückgegangen ist, heißt das noch lange nicht, dass du dir alle Männer aus den Kopf schlagen musst.“

„Warum sollte ich zweimal den gleichen Fehler machen? Und außerdem habe ich immer noch nicht verkraftet, was damals mit dem kleinen Joey passiert ist.“

„Es war nicht deine Schuld, Paige. Kleine Kinder entwischen einem manchmal innerhalb von Sekunden.“

„Trotzdem, wenn das Auto Joey erwischt hätte …“ Ein Angstschauer jagte ihr über den Rücken. Paige versuchte, die Erinnerung abzuschütteln. „Ich möchte einfach nicht für Kinder verantwortlich sein. Und schon gar nicht für die von jemand anders. Der Gedanke ist mir unheimlich.“

Amelia atmete geräuschvoll aus. „Vergiss die Kinder und erzähl mir, ob er süß ist oder nicht!“

„Woher soll ich das wissen? Ich bin dem Mann bis jetzt aus dem Weg gegangen.“

„Du bist eine Schande für jede Frau“, erwiderte Amelia mit offensichtlichem Missfallen. Sie übertrieb ein wenig. „Wenn du ihn noch gar nicht getroffen hast, woher weißt du dann, dass er Single ist?“

„Mrs. Spivy von gegenüber.“ Paige musste lachen, als sie daran dachte, wie die redselige, aber gutherzige Frau ihr die brandheiße Nachricht überbracht hatte. „Sie ist unser Begrüßungskomitee für neue Nachbarn. Als er eingezogen ist, hat sie ihm einen Apfelkuchen überreicht.“

„Das ist doch eine gute Idee“, sagte Amelia. „Warum machst du nicht deine fantastische Mousse au Chocolat und bringst sie ihm? Du könntest sie mit einem Sahnehäubchen garnieren und noch eine kleine Kirsche obendrauf setzen.“

Paige hustete. „Ich werde mir den Weg in das Bett eines Mannes doch nicht mit Backkünsten bahnen.“

„Das klingt tatsächlich frauenfeindlich“, gab Amelia zu. „Okay, dann schneidere dir doch ein sexy Outfit, irgendetwas Kurzes. Du weißt schon, zeig einfach deine Beine.“

„Und das klingt nicht frauenfeindlich?“

Amelia lachte. „Na gut, eigentlich könntest du ihn auch mir überlassen, aber die Sache mit Derrick läuft wirklich ausgezeichnet …“

„Du magst ihn wirklich?“, fragte Paige. Sie war dankbar für den Themenwechsel.

„Er ist einfach wundervoll“, seufzte Amelia verträumt. „Ich bin überrascht, dass du ihn mir überlassen hast, anstatt ihn selbst zu behalten.“

„Wir sind schon seit der Grundschule miteinander befreundet“, meinte Paige. „Aber irgendwie hat es zwischen uns nicht gefunkt.“

„Umso besser“, erwiderte Amelia begeistert. „Ich glaube, er ist der Richtige für mich.“

„Du bist hoffnungslos romantisch, Amelia. Ich für meinen Teil denke, dass ich besser eine Zeitlang die Finger von den Männern lasse.“

„Komm schon, Paige. Es gibt auch gute Männer. Du darfst einfach nicht aufgeben.“

„Um mir wieder das Herz brechen zu lassen? Ich denke gar nicht daran.“

„Glaub mir, es lohnt sich.“

Paige lachte auf und schüttelte dann den Kopf. „Lass uns jetzt Schluss machen. Ich muss noch die Flugblätter verteilen. Ich habe Mrs. Spivy versprochen, dass ich mich um unsere Nachbarschaftshilfe kümmern werde.“

„Habt ihr immer noch Ärger mit den Einbrüchen und dem Vandalismus?“

„Ja. Aber vielleicht hilft gegenseitige Wachsamkeit.“

„Ein ausgezeichneter Vorwand, um dich mit deinem neuen Nachbarn zu treffen.“

Paige verdrehte die Augen. „Du bist hoffnungslos. Sicher ist er ein unverbesserlicher Casanova. Und seine Kinder sind unerträgliche Monster.“ Sie legte auf und schüttelte den Kopf über Amelias Gelächter. Dann griff sie nach den Flugblättern und eilte zur Tür. Dabei war es ihr durchaus ernst. Für die nächste Zeit waren Männer für sie tabu, und erst recht solche mit Kindern und Haustieren. Nie wieder liegen gebliebenes Kinderspielzeug auf dem Teppich. Nie wieder Streit ums Auto. Nie wieder quengelnde Kinder auf dem Rücksitz. Nie wieder als Ersatzmutti missbraucht werden. Sie hatte sich vorgenommen, auf den Ratschlag ihrer Mutter zu hören und sich um ihre beruflichen Pläne zu kümmern.

Zunächst wollte sie ihr Studium beenden und als Modedesignerin arbeiten. Dann wollte sie reisen und sich in der internationalen Modewelt einen Namen machen.

Während Paige die Flugblätter in die Briefkästen warf, betrachtete sie gedankenverloren die zarten Frühjahrspflänzchen, die die Nachbarn in ihren Gärten hegten und pflegten. Ungefähr dreißig Meilen nördlich von Atlanta genossen die Einwohner von Crabapple zwar noch alle Annehmlichkeiten der Stadt, aber hier draußen waren die Immobilien wesentlich preisgünstiger. Außerdem waren die grünen Bäume der Kleinstadt nicht zu verachten. Auf dem Weg in das Stadtzentrum, das aus nichts anderem als einer Kirche, einer Tankstelle, einer Grundschule und einer zweispurigen Schnellstraße bestand, gab es ein paar malerische Antiquitätenläden. In Crabapple kannte jeder jeden. Dennoch wurde der idyllische Ort in der letzten Zeit öfter von mysteriösen Einbrüchen und von Vandalismus heimgesucht, der die Einwohner des Städtchens nervös und gereizt machte.

Sie hatte die Flugblätter fast verteilt, als sie die Zwillinge mit den Pferdeschwänzen bemerkte. Angestrengt zogen sie einen hellroten Wagen hinter sich her und bemühten sich, ihren übergewichtigen Hund mit herunterhängenden Ohren spazieren zu führen. Oder vielleicht führte der Hund auch die Zwillinge spazieren. Das Kind mit der Leine in der Hand rief „Hüh, Henrietta“, aber der Hund gähnte nur gelangweilt und machte Anstalten, sich hinzulegen. Doch das Gör zog und zerrte so lange, bis der Hund sich widerwillig und mit hängendem Kopf mitschleppen ließ. Die Mädchen waren ungefähr vier oder fünf Jahre alt. Das eine trug eine gelbe Latzhose, das andere eine blaue.

Wo waren ihre Eltern?

Hör auf, befahl sie sich leise. Du bist nicht für sie verantwortlich. Gott sei Dank. Nach der Sache mit Joey …

Und überhaupt, abgesehen von den Einbrüchen und dem Vandalismus, lebte sie in einer ruhigen, friedlichen Nachbarschaft. Für die Verbrechen waren sicher Teenager verantwortlich.

Trotzdem hatten die Mädchen ihre Neugier geweckt. Sie drehte um und eilte auf sie zu. Die Mädchen hatten bei einem Telefonmasten angehalten. Das in der gelben Hose verhinderte krampfhaft, dass der Hund auf der Straße einem Vogel nachjagte, während das andere einen Hammer und ein Flugblatt aus dem Wagen hervorholte. Ungeschickt versuchte die Kleine, das Flugblatt an den Masten zu nageln.

Sie musste lachen, als das Kind mit dem Hammer daneben schlug und es gleich noch einmal versuchte. Der Hund jaulte. Das Mädchen kraulte ihm liebevoll die langen braunen Ohren, als ein plötzlicher Windstoß dem zweiten Mädchen das Blatt Papier aus der Hand riss.

„O nein, nicht!“, schrie die Kleine.

Ihre Schwester zeigte auf das Blatt, das durch die Luft segelte. „Halt fest!“

„Ich kriege es!“, rief Paige. Ihr mütterlicher Instinkt meldete sich automatisch, als sie das Blatt auf die Straße fliegen sah.

Die Mädchen blieben stehen und rissen vor Schreck die Augen auf. Der Hund bellte, stellte die Ohren auf und wollte dem Papier ebenfalls nachjagen. Immerhin, der Hund konnte also rennen.

„Kinder, lauft nicht auf die Straße“, warnte Paige.

Das Mädchen in Gelb zerrte an der Leine und stemmte sich gegen das Gewicht des Hundes. Ihre Schwester fasste sie an der Hüfte, um zu verhindern, dass sie auf die Straße gezogen wurde. Der Hund stöhnte und plumpste zu Boden, die Zwillinge stolperten übereinander und landeten schließlich auf dem Hund.

Paige schnappte sich das Papier und wollte lauthals auflachen, als sie zusah, wie die Kinder und der Hund ihre Gliedmaßen sortierten. Ihr Blick fiel auf das Flugblatt. Beim Anblick der Buchstaben, die mit ungelenker Kinderhand auf das Blatt gekritzelt waren, breitete sich ein Lächeln auf ihren Lippen aus. Aber dann blieb ihr vor Überraschung der Mund offen stehen.

FRAU UND MOMMI TRINGENT GESUCHT

sofort

Für liben Daddy & nitliche Zwilinge

Muss Tire mögen und prima Schoko Keckse baken

Zeke Blalock 555 – 1200

Paige musterte die Mädchen – rotblondes Haar, große grüne Augen und auf der Nase ein paar freche Sommersprossen – sie waren wirklich niedlich.

Aber warum inserierten sie für eine Mutter?

Sie gab ihnen das Flugblatt zurück. „Ich glaube, ihr habt etwas verloren.“

„Danke, aber das kannst du behalten“, antwortete das Mädchen in Gelb und lächelte sie hoffnungsvoll an.

Ihre Schwester runzelte die Stirn. „Natürlich nur, wenn du noch keine eigenen Mädchen hast.“

„Kannst du Schokokekse backen?“

„Nun, ja …“

„Hast du einen Daddy?“

Der Zwilling in Blau stupste seine Schwester in die Seite. „Du meinst einen Ehe… mann. Er ist unser Daddy.“

Paige unterdrückte ein Lachen. Die kleinen Mädchen meinten es offensichtlich ernst. Wusste ihr Daddy eigentlich, was sie hier anzettelten?

„Wie heißt ihr?“, fragte Paige. Sie bemerkte, dass dem Mädchen in Gelb ein Zahn fehlte. So konnte sie die beiden auseinander halten.

„Ich bin Augustine“, antwortete das Mädchen mit der Zahnlücke.

„Und ich bin Summer.“ Der Zwilling mit dem Handwagen zeigte auf sich selbst. „Unsere Mommy hat uns so genannt, weil wir im Sommer zur Welt gekommen sind.“

„Aber sie hat uns verlassen“, fügte Augustine traurig hinzu.

„Und wir sehen sie überhaupt nicht mehr“, meinte Summer. Ihre Unterlippe zitterte plötzlich. Paiges Magen krampfte sich zusammen. Sie sahen aus, als würden sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.

„Ich heiße Paige Watkins“, sagte Paige und wechselte schnell das Thema. Sie streichelte dem Hund den Kopf. „Einen großartigen Hund habt ihr hier.“ Sicher war es unverfänglich, über den Hund zu sprechen.

„Sie heißt Henrietta“, meinte Summer. Ihr Gesicht hellte sich auf.

„Ja, zuerst hieß sie Henry, aber dann haben wir herausgefunden, dass sie ein Mädchen ist.“

„Mädchen sehen anders aus als Jungens“, fügte Augustine hinzu.

„Weißt du, Jungens haben einen …“

„Ja, Liebling, ich kenne den Unterschied“, unterbrach Paige grinsend. Das Hunde-Thema war offensichtlich auch nicht ganz ungefährlich. „Ich habe euch zwei noch nie hier gesehen. Wo wohnt ihr denn?“

Die Mädchen sahen sich beide verunsichert an. Eines von ihnen zeigte in die Richtung von Paiges Haus. „Da drüben, glaube ich.“

„In einem braunen Haus.“

„Es hat eine Veranda.“

„Wir sind gerade erst eingezogen.“

Paige sah die Straße hinunter. Das einzige braune Haus in der Maple Street stand neben ihrem. Die beiden waren ihre neuen Nachbarn! Und es waren Monster – süße, liebenswerte kleine Monster.

„Hast du einen Daddy – ich meine, einen Mann?“, fragte Augustine.

Paige verspürte einen Stich in ihrem Herz. „Nein, Süße, ich habe keinen.“ Sie las das Flugblatt noch einmal durch. „Hat euer Daddy das hier gesehen?“

Die beiden Mädchen schüttelten heftig den Kopf. Summer beugte sich vor. „Wir wollen ihn doch überraschen“, flüsterte sie leise.

„Außerdem hat er geschlafen“, fügte sie hinzu.

„Ich verstehe“, sagte Paige gerührt. Was war das nur für ein Vater, der tagsüber schlief, während sich seine Kinder auf der Straße herumtrieben? Der ihnen außerdem das Gefühl vermittelte, dass er so dringend eine Frau brauchte, dass sie sogar an Telefonmasten inserierten!

Wahrscheinlich suchte er nur eine Köchin, eine Putzfrau und einen Babysitter. Vielleicht gehörte er auch zu der Sorte, die vor Frauen Angst hat. Aber wenn er die Mädchen oft allein ließ … wie dem auch sei, er musste für seine Kinder die Verantwortung übernehmen. Und was war mit der Mutter der Kinder? Sie war ihm offensichtlich davongelaufen! Wie konnte eine Mutter so etwas nur tun?

Paige biss die Zähne zusammen, als sie spürte, wie der Ärger in ihr hochkroch. „Ich bringe euch jetzt nach Hause.“

Die Mädchen wechselten Blicke. „Unser Daddy hat gesagt, dass wir nicht mit Fremden gehen dürfen“, wandte Summer ein.

Paige tätschelte ihr den Rücken. „Das ist richtig. Aber ich bin nicht wirklich fremd. Ich lebe in dem gelben Haus neben euch. Wir wohnen praktisch Tür an Tür.“

In den Augen der Mädchen blitzte der Schalk auf. Ganz offensichtlich überlegten sie, wie sie ihren Daddy und die neue Nachbarin zusammenbringen könnten. Paiges Magen zog sich zusammen. Eine böse Vorahnung nistete sich tief in ihrem Innern ein – das Haus war todsicher verhext. Sie wollte den Mädchen keine falschen Hoffnungen machen. Sie würde sie einfach nur nach Hause bringen. Sie würde kurz mit ihrem Vater sprechen müssen und hätte nichts mehr mit ihnen zu schaffen.

Zeke Blalock erschrak, als er aufwachte. Er hatte gar nicht einschlafen wollen, aber in all dem Umzugstrubel, zwischen den unausgepackten Kisten und dem kranken Retriever, den er die ganze Nacht hindurch versorgt hatte, war er völlig erschöpft. Die Stille im Haus erschreckte ihn. Er sprang vom Sofa auf und überlegte aufgeregt. Wo waren die Mädchen?

Hinten im Garten mit Henrietta – es ist ein umzäunter Garten in einer ruhigen und sicheren Gegend, darum bist du hierhergezogen – es geht ihnen gut, sagte er sich. Aber sein Herz klopfte trotzdem wild. Er würde sich erst beruhigen, wenn er die süßen, unschuldigen Gesichter seiner Töchter vor sich sah. Schlaftrunken hastete er durch das Haus, wich der dösenden Katze im letzten Moment aus und stolperte fast über einen Turm von Umzugskartons. Verdammt. Er musste endlich den Rest auspacken. Er stieß sich den Zeh, ignorierte den stechenden Schmerz und eilte zur Tür. Sein Puls raste, als er mit einem Blick den leeren Garten absuchte und schließlich die Pforte entdeckte, die langsam auf und zu schwang.

Sie waren weg! Hatte sie jemand entführt, während er auf dem Sofa lag und schlummerte? Sollte er die Polizei rufen?

Ihm war übel vor Angst um seine Kinder, als es plötzlich klingelte. Er schrie fast auf vor Schreck. Wer könnte das sein? Er kannte niemanden aus der Straße. Wahrscheinlich ein Versicherungsvertreter. Der Teufel wusste, dass er dafür jetzt ganz bestimmt keine Zeit hatte. Aber vielleicht war es auch die ältere Dame, Mrs. Spivy, mit einem neuen Kuchen. Vielleicht hatte sie ja seine Kinder gesehen!

Und wenn es die Polizei war, die seine Töchter gefunden hatte …

Beruhige dich, ermahnte er sich. Vielleicht spielen sie ja vor dem Haus.

Es klingelte wieder. Er raste zur Tür und kümmerte sich nicht darum, dass er barfuß war und das Hemd offen stand. Als er die Tür aufriss, erblickte er eine rothaarige Schönheit auf dem Treppenabsatz, die ihm einen bitterbösen Blick zuwarf. Wollte sie etwas verkaufen? Wenn ja, dann musste sie dringend an ihrem Auftritt arbeiten.

„Mr. …“

„Daddy!“

„Kinder!“, rief er. Erleichtert fiel er auf die Knie und schloss sie in seine Arme. „Wo seid ihr zwei denn gewesen? Ich habe euch doch gesagt, dass ihr hinten im Garten bleiben sollt.“ Er lehnte sich zurück, um die beiden genau anzusehen. Die finster blickende Frau auf seiner Veranda hatte er völlig vergessen. Den Mädchen schien nichts zu fehlen. Sie hörten sich gut an. Sie waren nicht entführt worden. „Ich habe mir große Sorgen gemacht“, sagte er mit fester Stimme.

„Es tut uns leid, Daddy“, sagte Summer.

„Ja, aber wir hatten zu tun“, wandte Augustine ein.

Zeke setzte sein strengstes väterliches Gesicht auf. „Ich will keine Entschuldigungen hören. Ihr habt es mir versprochen. Die Vereinbarung ist, dass ihr den Garten ohne mich nicht verlassen dürft. Habt ihr mich verstanden?“

Die Mädchen senkten den Kopf und betrachteten eingehend ihre bunten Schuhe. „Ja, Sir“, sagte Summer.

„Augustine?“

„Okay, Daddy.“

„Aber wir haben jemand gefunden.“ Summer zeigte auf die Frau. „Sie wohnt in dem gelben Haus.“

„Gleich neben uns“, fügte Augustine hinzu. „Sie hat uns nach Haus gebracht.“

Zeke sah die Frau an, die immer noch auf dem Treppenabsatz stand. Der finstere Blick war verschwunden, aber ihre hellen grünen Augen sahen immer noch beunruhigt aus.

„Danke, dass Sie sie zurückgebracht haben“, sagte er.

Augustine zog ihn am Ärmel. „Sie heißt Paige.“

„Das ist unser Daddy“, sagte Summer stolz. „Heute ist er schrecklich, aber nur, weil er auspacken muss und weil er die letzte Nacht nicht geschlafen hat, weil er ein Hundedoktor ist.“

„Ein Beterinär“, erklärte Augustine. „Daddy, du siehst ganz zerknittert aus.“

Zeke fuhr sich mit der Hand durch sein dunkelbraunes Haar und versuchte, die abstehenden Strähnen zu glätten. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er sich dringend rasieren musste. Sein Hemd stand offen und seine Jeans war voller Löcher. Außerdem hatte er höchstens zwei Stunden geschlafen. Sicher sah er aus wie ein streunendes Tier, das im Garten gebuddelt hatte.

Eilig knöpfte er sich das Hemd zu. Plötzlich wurde ihm die Spannung zwischen ihm und der rothaarigen Frau bewusst, die den Blick auf seine nackte Brust krampfhaft vermied.

Schließlich reichte er ihr die Hand. Vielleicht würde sie ihn jetzt ansehen. „Hi. Ich bin Zeke Blalock.“

„Hallo. Paige Watkins.“ Sie atmete tief ein. Ihr kurz geschnittenes T-Shirt straffte sich über den kleinen, festen Brüsten. Jetzt erst bemerkte er ihre verführerische Ausstrahlung. „Sei frei, sei du selbst“, prangte in großen roten Buchstaben vorne auf ihrem T-Shirt. Die schwarzen Shorts betonten ihre schmalen Hüften. Sie wischte sich ein paar Schweißperlen von der Stirn. War es die Hitze oder war sie nervös?

„Ich hoffe, dass meine Kinder sie nicht gestört haben“, sagte Zeke.

„Haben wir nicht, Daddy“, antwortete Augustine.

„Nein, sie waren brav“, erwiderte Paige. „Bis …“

Henrietta schlüpfte auf die Veranda und jaulte. „Hoffentlich hat mein Hund nicht das Blumenbeet in Ihrem Garten umgegraben.“

„O nein, nichts Derartiges.“ Paige griff nach dem Flugblatt, das im Handwagen lag.

„Wir gehen spielen“, sagte Summer.

„Ja“, ergänzte Augustine.

„Wartet, Kinder.“ Paige hielt sie zurück.

Oooh. Also hatten sie doch etwas angestellt. Er hatte auf Nachbarn gehofft, die Kinder gern hatten. Paige Watkins schien nicht unbedingt zu ihnen zu gehören. „Mrs. Watkins, falls die Kinder Sie belästigt haben sollten, dann tut es mir leid. Sie sind noch so …“

Sie gab ihm das Flugblatt. „Das haben die Kinder in der Nachbarschaft verteilt. Ich frage mich, ob Sie es gelesen haben.“

Die Mädchen haben Flugblätter gemacht? Zeke fasste es nicht. Schuldbewusst senkten die Mädchen den Blick und wollten sich unauffällig aus dem Staub machen. „Wir bringen Henrietta in den Garten“, sagte Augustine leise.

„Ja.“ Summer schob das Kinn nach vorn und vermied es, dem Blick ihres Vaters zu begegnen.

„Hier geblieben.“ Zeke hielt die Kinder zurück. Eingehend studierte er die Handschrift auf dem Blatt. Schließlich las er die hingekritzelten Worte. Und dann kroch plötzlich eine unerträgliche Hitze seinen Nacken hinauf und die Veranda drehte sich vor seinen Augen.

2. KAPITEL

„Ach, du lieber Gott!“ Zeke fuchtelte mit dem Papier vor seinen Töchtern herum.

Augustine kniff ihn in den Arm. „Daddy, das sagt man nicht.“

„Außer in der Kirche“, fügte Summer hinzu.

Zeke starrte entsetzt von einem unschuldigen grünen Augenpaar zum nächsten. Und dann begegnete er wieder Paiges Blick. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Auf der Stelle vergaß er den Streich seiner Töchter. Es traf ihn völlig unvorbereitet. Paige sah atemberaubend aus. Das Sonnenlicht glitzerte in ihrem roten Haar, und er verspürte den Impuls, die Hand auszustrecken und es zu berühren.

Summer zupfte ihn am Ärmel. „Daddy, Paige hat keinen Mann.“

„Und sie kann Schokokekse backen.“

„Daddy, sei nett.“ Augustine legte eine gewölbte Hand vor den Mund und stellte sich auf Zehenspitzen. „Und kämm dir die Haare. Du siehst aus wie ein alter Pudel.“

Zum ersten Mal seit dreißig Jahren spürte er, wie er errötete. Am liebsten würde er seine geliebten Töchter durchschütteln und sich dann in Henriettas Hundehütte verkriechen. Stattdessen deutete er auf das Flugblatt. „Ich … Ich wusste nichts davon.“

Paige zwinkerte mit ihren grünen Augen. „Genau das haben die Mädchen auch gesagt. Ich dachte, Sie würden es sich vielleicht ansehen wollen, bevor sie alle verteilt haben.“

„Verteilen?“ Aufs Neue traf Zeke das blanke Entsetzen. Wie viele genau hatten sie schon verteilt? Er wandte sich an die Zwillinge und versuchte verzweifelt, sich zu beherrschen. „Summer, Augustine, wo habt ihr diese Flugblätter verteilt?“

Summer nagte gedankenvoll an ihrer Unterlippe und trat von einem Fuß auf den anderen.

Augustine ergriff das Wort. „In den Briefkästen.“

„In der ganzen Straße“, fügte Summer hinzu.

„Und wie viele habt ihr verteilt?“, fragte er und betrachtete den kläglichen Rest, der noch im Wagen lag.

„Weiß nicht“, antwortete Augustine und wickelte ihren Pferdeschwanz um ihre Finger.

„Hundert“, erwiderte Summer.

„Oh, verdammt!“ Zekes Magen rebellierte.

„Daddy!“, kreischten die Mädchen.

Zeke presste die Hand auf sein rasendes Herz. Was mussten die Nachbarn denken?

„Du findest niemals eine neue Mommy für uns, wenn du immer fluchst“, flüsterte Augustine sorgenvoll.

Zeke biss die Zähne zusammen. Paige zog die Unterlippe zwischen die Zähne, um sich ein Lachen zu verkneifen.

„Kinder, wir müssen diese Flugblätter zurückholen“, bemerkte Zeke mit ersterbender Stimme.

„Aber warum, Daddy?“, fragte Augustine.

„Darum“, erwiderte Zeke fest. „Ich erkläre es euch später.“

„Oh.“ Augustine riss die Augen auf. „Werden wir wieder ein langes Gespräch haben?“

„Ja, das werden wir“, erwiderte Zeke lakonisch und wedelte mit dem unglückseligen Papier in der Luft herum. „Auf diese Art findet man keine Frau. Oder eine neue Mommy.“

„Aber wie denn sonst?“, fragte Summer niedergeschlagen, als sie bemerkte, dass ihre Idee keine Zustimmung fand.

Es schnürte Zeke die Kehle zu, als er die Verwirrung in ihrem kleinen Gesicht beobachtete. Er wusste, dass es für einen Vater nicht leicht war, seine Kinder allein zu erziehen, aber dies hier … auf diese Auseinandersetzung war er nicht vorbereitet. Und all das in Gegenwart der hübschen Paige Watkins. „Ich weiß nicht, aber wir werden später darüber sprechen.“ Er kniete sich vor sie hin. „Bringt jetzt Henrietta in den Garten, und dann werden wir einen kleinen Spaziergang machen, damit ihr mir die Häuser zeigen könnt, zu denen ihr die Flugblätter gebracht habt“, sagte er mit sanfter Stimme.

„Okay“, gaben die beiden Mädchen zurück. Sie zogen und zerrten an der Leine, bis der behäbige Hund gähnte, sein Hinterteil anhob und ihnen schließlich hinterhertrottete.

Zeke suchte nach einer Möglichkeit, sein beschädigtes Ansehen zu reparieren. „Ich … Herzlichen Dank, dass Sie die Mädchen nach Hause gebracht haben“, sagte er schließlich. „Kindererziehung ist schwieriger, als ich gedacht hatte.“

„Ich weiß“, sagte Paige mitfühlend.

Er sah sie an. „Sie haben Kinder?“ Er hatte keinen Ehering entdecken können. Außerdem hatten die Kinder gesagt, dass sie nicht verheiratet war. Das gelbe Haus nebenan schien geräumig genug für eine ganze Familie. Lebte sie dort allein? Vielleicht pflegte sie eine ganze Reihe von Männerbekanntschaften? Oder sie wohnte in einer Wohngemeinschaft. Vielleicht war sie geschieden und hatte eigene Kinder.

Paige schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keine Kinder. Aber es gibt viele Kinder in der Nachbarschaft.“

„Wirklich? Vielleicht können Sie mir da ein paar Tipps geben.“

Sie trat einen Schritt zurück und machte deutlich, dass sie jetzt gehen wollte. „Ich glaube nicht.“

Etwas in ihrer Stimme beunruhigte ihn. Aber er hatte jetzt nicht die Zeit, näher darüber nachzudenken.

Die Zwillinge schossen um die Ecke. „Henrietta ist im Garten“, sagte Augustine.

„Okay, dann lasst uns gehen.“ Zeke zeigte auf die Straße. Summer und Augustine liefen voran. Als er und Paige bei der Auffahrt zu ihrem Garten angekommen waren, blieb sie stehen.

„Es war nett, euch kennenzulernen, Kinder.“

„Kommst du nicht mit uns?“, fragte Summer.

„Nein, vielen Dank“, erwiderte Paige. „Ich muss noch Hausarbeiten machen.“

„Gehst du zur Schule?“, fragte Augustine.

„Wir gehen nächstes Jahr in die Schule“, sagte Summer.

Paige lachte. „Ich studiere noch“, antwortete sie. „Und danach möchte ich gern in Europa arbeiten.“

Ein Schatten huschte über Augustines Gesicht. „Unsere Mommy ist dort. Sie lebt in dieser großen Stadt mit dem Turm.“

„Aber sie kommt niemals zurück“, fügte Summer traurig hinzu.

Zekes Herz verkrampfte sich, als er sich an den Tag erinnerte, an dem Renee sie verlassen hatte. Die beiden Mädchen hatten stundenlang geweint.

„Das tut mir leid“, sagte Paige mit sanfter Stimme. Sie warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Er zuckte die Schultern und versuchte, seine Gefühle zu verbergen. Es hörte sich ganz danach an, als ob Paige hoch hinauswollte. Genau wie seine Exfrau. Nun, da würde er nicht mitmachen. Ganz egal, wie verführerisch und sexy die Frau war, ihr Anblick war nicht das Wichtigste. Falls er sich jemals wieder mit einer Frau einlassen würde, dann dürfte ihr die Karriere nicht wichtiger sein als er oder seine Töchter. Aber davon abgesehen konnte er diese verwickelten Frauengeschichten im Moment überhaupt nicht gebrauchen – er hatte mit seinen beiden Töchtern alle Hände voll zu tun.

Paige winkte ihm kurz zu. „Wir sehen uns später, Zeke.“

Zeke nickte. Ihre Blicke begegneten sich. Die Anziehungskraft zwischen ihnen spannte seinen Körper augenblicklich an. Süße Sinnlichkeit schimmerte in ihren grünen Augen. Sie zog die Unterlippe wieder zwischen die Zähne. Am liebsten hätte er ihre Lippen geküsst. Dann atmete sie tief aus und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihr knappes T-Shirt ließ ihre sanften Kurven hervortreten. Sie drehte sich um. Vergeblich versuchte er, nicht auf ihre langen Beine und auf ihren schönen Rücken zu starren, als sie auf ihr Haus zuging.

Paige setzte sich in den Schaukelstuhl auf der Veranda und ließ sich sanft hin- und herwiegen. Die süßen Mädchen hatten nichts anderes im Kopf, als ihren Vater zu verheiraten. Und sie wollte auf keinen Fall eine neue Familie. Als sie auf Zekes Veranda gestanden hatte, waren die schmerzlichen Erinnerungen an Eric und Joey wieder zurückgekehrt. Sie hatte immer noch den dreijährigen Jungen vor Augen, der mit seinem Dreirad zum Nachbargrundstück fuhr.

Aber Eric und Joey hatten sie verlassen, und sie ging jetzt ihren eigenen Weg. Zuerst hatte sie ihren verhassten Bürojob aufgegeben und sich einen neuen Job in einer Boutique gesucht. Jetzt kümmerte sie sich um ihr Studium. Und sie wollte sich nie wieder auf alleinerziehende Väter einlassen.

Sie lachte, als sie beobachtete, wie die Mädchen fröhlich auf dem Fußweg herumturnten, während ihr verzweifelter Vater die Flugblätter aus den Briefkästen der Nachbarn einsammelte. Der große und muskulöse Zeke Blalock sah nicht so aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Er kümmerte sich offensichtlich sehr um seine Töchter, das musste sie ihm hoch anrechnen. Und wenn sie seine körperliche Anziehungskraft einschätzen sollte – dann rangierte er ungefähr auf gleicher Höhe mit Tom Cruise und Tom Selleck.

Gut aussehend und groß, breitschultrig und muskulös – nur mit Mühe war es ihr gelungen, ihren Blick von seiner nackten Brust abzuwenden, bevor er sich das Hemd zuknöpfte. Seine schokoladenbraunen Augen entfachten eine Glut in ihrem Inneren. Sein fein geschnittenes Profil, seine großen rauen Hände und seine gebräunte Haut zeigten, dass er nicht nur in einer Klinik, sondern viel im Freien arbeitete. Und sein Hintern wirkte fest und muskulös, besonders in seiner engen Jeans. Schamlos beobachtete sie ihn, als er sich bückte, um die kleine graue Katze von Mrs. Blue zu streicheln.

Stopp! sagte sie sich. Lass die Finger von ihm. Er hat schon eine Familie und du bist keine Ersatzmutter. Deine eigene Mutter hat immer darüber geklagt, dass sie Hausfrau geblieben ist und sich um dich gekümmert hat.

Entschlossen eilte sie ins Haus. Sie hielt inne, als ihr einfiel, dass sie vergessen hatte, Zeke von der Einbruchserie, dem Vandalismus und dem Nachbarschaftstreffen zu erzählen. Sie würde später ein Flugblatt in seinen Briefkasten stecken.

Im Augenblick wollte sie an ihrem Entwurf für ein Abendkleid weiterarbeiten. Aber als sie die schwarze Seide berührte, seufzte sie tief auf. Unverhofft schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf – der schimmernde Stoff eignete sich perfekt als Bettüberwurf. Mit einem Bild von Zeke Blalock darauf … im Adamskostüm.

Zeke warf die Pizzaschachtel auf den Holztisch in der Küche. Mit dem Fuß stieß er Henrietta sanft vom Tisch weg. Er versuchte, den Mädchen seine Reaktionen auf ihr Flugblatt zu erklären, aber er wusste nicht, ob sie ihn verstanden.

„Aber Daddy, wenn wir nicht ins …“

„Inserieren“, ergänzte Zeke. „Nein, wir inserieren nicht für eine Mutter oder eine Frau.“ Er servierte Summer ein Stück Käsepizza und für Augustine ein Stück mit Peperoni. „Aber wie bekommen wir dann eine neue Mommy?“, fragte Augustine, sammelte die Peperoni von ihrer Pizza herunter, leckte sie ab und steckte sie dann in den Mund. „Und wie willst du eine Frau kriegen?“

„Liebling, ich will keine neue Frau. Ich bin mit euch beiden sehr glücklich.“ Er schüttelte den Kopf, als Henrietta ihm auf die Füße trat. „Nein, Henrietta, Pizza macht dich herzkrank.“ Er ignorierte Henriettas schmachtenden Blick und wandte sich wieder seinen Töchtern zu. „Ich weiß, dass ihr eure Mutter sehr vermisst. Aber wir haben schon darüber gesprochen. Ihr habt mich, ich habe euch, und wir sind eine Familie – wir alle zusammen.“

Augustine schob ihre Unterlippe nach vorn. „Aber du bist doch ein Junge“, sagte sie.

„Natürlich bin ich ein Junge“, erwiderte Zeke geduldig.

„Jungs können keine Mommy sein“, protestierte Summer.

Ihre Worte schnürten Zeke die Kehle zusammen. „Liebling, ich tue mein Bestes, um beides für euch zu sein. Vater und Mutter.“

„Aber Jungs können nicht zu unserem Müttertee in den Kindergarten kommen. Nur richtige Mommys!“

Zeke hatte das Gefühl, als ob ihm jemand eine Faust in den Magen rammte. Wie konnte er nur den Müttertag im Kindergarten vergessen?

Aber immerhin hatte er endlich den Kern des Problems entdeckt. „Wann ist das Teekränzchen?“, fragte er schließlich.

„Nächste Woche“, erwiderte Summer mit erstickter Stimme. „Freitag.“

„Genau. Alle bringen ihre Mommy mit.“

Wenn Renee jetzt hier wäre, er hätte sie würgen können.

„Ich habe eine Idee.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Eure Großmutter könnte euch begleiten. Ich bin sicher, sie würde sich freuen.“

Die Gesichter der Mädchen hellten sich auf.

„Ihr könnt es ihr selbst sagen.“ Zeke versuchte, begeistert zu klingen. „Vielleicht könnt ihr sogar bei ihr übernachten.“ Und du hast eine Nacht für dich, flüsterte seine innere Stimme. Könntest Paige anrufen. Dich verabreden. Dich mit einem Erwachsenen unterhalten, nicht mit einem Kind oder einem Hund.

Summers Augen strahlten. „Die ganze Nacht?“

„Ja. Wäre das nicht klasse?“

Augustine nickte. „Grammy lässt uns Kekse zum Frühstück essen.“

Richtig. Aber es wäre ja nur für einen Morgen. Und er konnte nicht zulassen, dass seine Töchter die Einzigen im Kindergarten waren, die keine Mutter vorzeigen konnten.

Er reichte ihnen das Telefon. „Hier, ruft sie an. Sie hat mich schon gefragt, wann ihr wieder einmal bei ihr übernachten wollt.“

Gemeinsam wählten die Kinder die Nummer. Als er die Stimme seiner Mutter durch den Hörer vernahm und die glücklichen Gesichter seiner Töchter beobachtete, wusste er, dass sie die Einladung angenommen hatte.

Das Problem wäre gelöst. Vorerst jedenfalls.

Die kreative Seite des Modedesigns und die Anfertigung der Entwürfe faszinierten Paige. Normalerweise begann sie ein Projekt, indem sie Skizzen anfertigte, den Stoff und die Accessoires aussuchte und die Kosten kalkulierte. In diesem Semester musste sie nur ein Kleidungsstück entwerfen, aber für den Abschluss musste es eine komplette Garderobe sein, die den Lebensalltag einer modernen, berufstätigen Frau berücksichtigte.

Ein paar Minuten später betrachtete sie ihren Entwurf, knüllte das Papier zusammen und warf es in den Papierkorb. Der Entwurf war völlig misslungen. Anstatt den Ausschnitt spitz zulaufen zu lassen, hatte sie ihn weit nach oben gezogen. Sie machte sich an eine neue Zeichnung, als das Telefon klingelte.

Vielleicht der hinreißende Mann von nebenan, der sich mit dir verabreden will, flüsterte eine verführerische Stimme ihr zu.

Sie griff nach dem Hörer, befahl sich, die Einladung abzulehnen, und seufzte enttäuscht auf, als sie Amelias Stimme vernahm. „Hallo, Amelia.“

„Hallo, Paige. Du musst nächste Woche zu meiner Party kommen!“

„Eine Party?“ Paige war überrascht. Sie dachte kurz nach, ob sie einen wichtigen Termin vergessen hatte. „Aus welchem Anlass?“, fragte sie, als ihr nichts einfiel.

„Ich werde heiraten!“, platzte Amelia lauthals heraus.

„Heiraten? Wann denn? Und wen?“

„Natürlich Derrick. Heute Nachmittag hat er mich gefragt!“, kreischte sie. „Nächsten Freitag feiern wir unsere Verlobung. Kommst du?“

„Um nichts in der Welt möchte ich das verpassen. Aber geht das nicht ein bisschen schnell, Amelia? Bist du dir wirklich sicher?“

Amelia lachte. „Bin ich. Er ist einfach mein Traummann.“

„Großartig.“ Paige freute sich sehr für Amelia.

„Ich wollte dich fragen, ob du meine Brautjungfer sein willst“, fuhr Amelia fort. „Stell dir vor, Derrick entführt mich nach Paris in die Flitterwochen. Ich kann es kaum erwarten. Paige, das Leben ist so wundervoll!“

„Ich wünsche euch beiden eine großartige Hochzeit. Und ich möchte unbedingt dein Hochzeitskleid entwerfen.“

„Danke, Paige, du bist süß“, sagte Amelia zärtlich. „Bis nächsten Freitag.“

Sie legte auf, bevor Paige ein schlüssiger Grund einfiel, die Einladung abzusagen. Außerdem wollte Paige nicht länger an Amelias Hochzeit zu denken. Sie stellte das Radio an und entschied sich, Waffeln zu backen. Süßigkeiten regten schließlich ihre Kreativität an.

Ein lautes Geräusch von draußen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Zekes Haus. Sie hatte Zeke immer noch nichts von dem geplanten Treffen mit den Nachbarn erzählt. Schließlich gehörte ein Begrüßungsmahl zu den guten Sitten unter neuen Nachbarn, und sie wollte ihm die Bekanntschaft mit südlicher Gastfreundschaft nicht länger vorenthalten.

„Waffeln! Lecker!“ Die beiden Mädchen langten in den Korb. Henrietta sprang an ihr hoch und warf sie fast um.

Zeke griff nach Henrietta, während Paige die Waffeln in die Luft streckte. „Mach Platz“, befahl Zeke.

Henrietta schnappte nach den Krümeln, die vom Korb auf den Boden fielen. Paige lachte lauthals auf. Erst stimmte Summer ein, dann ihre Schwester Augustine.

Für einen Moment verlor Zeke fast den Verstand. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Summer wieder gelacht. Sie hatte die Scheidung schwerer verkraftet als Augustine. Nachts wurde sie oft von Albträumen geplagt, und tagsüber saß sie traurig zu Hause herum. „Danke, Paige. Das sieht ja großartig aus“, sagte er und nahm sich eine Waffel.

Die Kinder knabberten an dem Gebäck und verstreuten Krümel auf dem Fußboden. Henrietta schleckte sie auf.

„Bringt Henrietta in den Garten“, sagte Zeke. „Und dann zieht ihr euch den Schlafanzug an und putzt die Zähne. Mit Zahnpasta! Ich komme gleich und sage euch Gute Nacht.“

Die Mädchen hüpften schnell nach draußen und ließen Zeke und Paige allein zurück. „Danke für die Waffeln“, meinte Zeke unsicher. „Meine Lieblingswaffeln.“

Ihre Blicke trafen sich. Paige senkte sofort den Blick. „Ich … Ich wollte Ihnen erzählen, dass es hier in der Nachbarschaft in letzter Zeit Fälle von Vandalismus gegeben hat.“

„Was?“ Zekes Puls schlug schneller. „Ich dachte, hier wäre es sicher. Deshalb bin ich hierhergezogen.“

„Eigentlich ja.“ Paige legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. „Wir glauben, dass es sich dabei um Jugendliche handelt. Sie brechen ein, spielen Videospiele und stellen das Haus auf den Kopf.“

„Hört sich nach echten Unruhestiftern an“, bemerkte Zeke.

„Mag sein“, erwiderte Paige und zog ihre Hand zurück. „Wir organisieren jedenfalls eine Nachbarschaftswache. Das erste Treffen ist nächste Woche bei mir zu Hause.“ Wie abwesend fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Ich hoffe, Sie werden dabei sein.“

„Ich versuche es. Das heißt, wenn ich nicht wieder in der Klinik aufgehalten werde.“

Paige nickte. „Ich habe Ihnen ein Flugblatt auf den Küchentisch gelegt.“

Er zuckte zusammen, als er an den Zustand der Küche dachte.

Paige lachte, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. „Es liegt neben der Pizzaschachtel.“

Er musste lachen. Sein Körper straffte sich, als er die unsichtbare Anziehungskraft zwischen ihnen verspürte. Ihr sanfter Erdbeergeruch eroberte seine Sinne und ließ ihn für einen Moment alle Gründe vergessen, die es ihm verboten, sie zu berühren. Ein Krümel hing auf ihrer Wange. Er streckte seine Hand aus und schob ihn vorsichtig mit den Fingerspitzen weg. Sie sah ihn überrascht an und machte große Augen, als er seine Fingerspitze genüsslich ableckte.

Paige war völlig verunsichert. Unwillkürlich teilten sich ihre Lippen, als ob sie ihn einladen wollte. Sie war ihm so nah, dass ihr warmer Atem sich mit seinem vermischte. Die sinnliche Spannung zwischen ihnen verdichtete sich mit jeder Sekunde, zog sie näher an ihn heran und ihn in ein Netz des Verlangens, das er schon lange nicht mehr verspürt hatte. Ein Jahr der Enthaltsamkeit weckte neue Begehrlichkeiten. Sex fehlte ihm weniger als die Zuneigung, der zärtliche Blick, den nur eine Frau einem Mann schenken konnte, die süße Befriedigung, die es bedeutete, wenn sie zärtlich seinen Namen flüsterte. Die Versuchung vernebelte ihm den Kopf, und die unschuldige Sinnlichkeit ihres Gesichtsausdrucks beeindruckte ihn zutiefst.

„Wir sind fertig!“, rief Augustine.

Die Stimmen seiner Kinder brachten ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. „Ich bin gleich zurück“, sagte er mit heiserer Stimme. Rühr dich nicht von der Stelle, fügte er in Gedanken dazu.

Er nahm zwei Treppenstufen auf einmal, scheuchte seine Töchter zurück ins Bett und sagte in Rekordzeit Gute Nacht. Dann zwang er sich, die Stufen langsam hinunterzusteigen. Er wollte nicht zu eifrig aussehen. Schließlich kannte er die Frau kaum. Er wusste noch nicht einmal, ob sie vielleicht einen Freund hatte.

Aber als er wieder das Wohnzimmer betrat, war Paige verschwunden.

3. KAPITEL

Paige versuchte, nicht auf das strahlende Lächeln von Zeke zu reagieren, als sie die Tür öffnete. Dann bemerkte sie seine dunkelgraue Hose und das braune Hemd. Und die Socken – einer beige, der andere braun. Der arme Mann, er brauchte jemanden, der ihm beim Anziehen half!

„Stimmt etwas nicht? Sie sehen so besorgt aus.“

„Nein“, erwiderte Paige und besann sich. „Kommen Sie herein. Sie sind heute Abend der Erste.“ Und sogar mit unpassenden Kleidern siehst du unglaublich sexy aus. Verdammt!

Zeke trat ein und ließ seinen Blick durch das Wohnzimmer schweifen. „Ein schönes Haus. Ein bisschen ordentlicher als meines.“

„Ich lebe allein. Das ist der Unterschied.“

„Ja, das stimmt.“ Er vergrub die Hände in den Taschen. „Das macht viel aus.“

Sie ignorierte die niedlichen Grübchen auf seinen Wangen und bot ihm etwas zu trinken an. Glücklicherweise klingelte es wieder. Paige lief zur Tür und öffnete. Gott sei Dank musste sie mit Zeke nicht mehr allein sein.

Nach ein paar Minuten waren die Nachbarn eingetroffen und unterhielten sich angeregt. Zeke lächelte freundlich, als Mrs. Spivy ihn mit den anderen bekannt machte. Eine schlanke, unscheinbare Frau mit kurzem braunem Haar saß links neben ihm, und Dannika, die große langbeinige Brünette, die erst seit Kurzem geschieden war, schob ihren Stuhl rechts von ihm dicht an ihn heran. Paige fing Zekes panischen Blick auf und hatte fast Mitleid mit ihm. Dann kam Derrick herein und zog sie an sich.

Sie schlang ihre Arme um ihn. „Ich freue mich so für dich und Amelia“, flüsterte sie. „Ich wusste, dass ihr beide perfekt zueinander passt.“

Derrick küsste sie auf die Wange. „Ich liebe dich, wie du weißt! Du bist einfach großartig, Paige.“

Paige lachte. Als sie Mrs. Spivys Stimme hörten, fuhren die beiden auseinander. „Könnt ihr zwei euer Liebesleben vielleicht auf später verschieben?“

Könnt ihr zwei euer Liebesleben vielleicht auf später verschieben?

Mrs. Spivys Worte hallten in Zekes Gedächtnis nach. Der Kerl, der Paige im Arm hielt, grinste nur. Er zog sie zu sich auf die Couch hinunter und schlang zärtlich einen Arm um sie. Zeke biss die Zähne zusammen. Der Kerl liebte sie – und das hatte er gerade vor der versammelten Nachbarschaft zugegeben.

„Lasst uns anfangen“, sagte Paige mit ihrer samtweichen Stimme. „Wir wissen alle, dass es in der letzten Zeit hier in der Gegend einige Einbrüche gegeben hat.“

Die Anwesenden nickten zustimmend. Aufmerksam betrachtete Zeke die Einrichtung von Paiges Haus. Ein bequemes Ledersofa, beige und rote Tischdeckchen, Holztische. Alles sauber und ordentlich. Paiges Stimme störte seine Gedanken auf.

„Die Polizei tut, was sie kann.“ Paige faltete die Hände. „Aber wir haben in unserer Nachbarschaft immer sehr eng zusammengelebt, und deshalb hat Mrs. Spivy vorgeschlagen, dass wir einen Wachdienst einrichten.“

„Ich kriege die Ketchupflecken immer noch nicht aus meinem weißen Sofa heraus“, sagte Myrtle Simmons seufzend.

„Mir haben sie das Auto gestohlen, sind damit herumgefahren, haben es dann zerstört und liegen lassen“, fügte Bert Collins hinzu.

„Einer von ihnen hat etwas Ungeheuerliches auf meinem Fußboden hinterlassen“, sagte June Bailey und fasste mit der Hand in ihr ordentlich frisiertes Haar.

„Die Polizei untersucht jeden einzelnen Vorfall. Aber als Bürger können wir selbst dem Verbrechen vorbeugen. Wir möchten schließlich, dass unsere Kinder in Sicherheit leben.“

Paige räusperte sich. „Wir sind eine große Nachbarschaft, und deshalb haben wir uns entschieden, uns aufzuteilen und regelmäßig Streife zu gehen. Derrick meinte, dass wir unseren Wachdienst öffentlich ankündigen sollten. Zur Abschreckung.“

Mrs. Spivy nickte zustimmend. „Ich habe eine Liste vorbereitet.“ Sie stand auf und verteilte das Papier. Zeke warf einen Blick darauf und sah sofort, dass er mit Paige eingeteilt worden war. Er fühlte sich, als ob er in der Lotterie gewonnen hätte.

„Als ich das Papier ausgearbeitet habe, habe ich die Haushalte mit ganztags arbeitenden Eltern berücksichtigt, dann die älteren Menschen, die zu Hause bleiben und diejenigen, die auf die Hilfe ihrer Nachbarn angewiesen sind.“ Die langbeinige Brünette neben ihm war mit Derrick eingeteilt worden. Gut.

„Ich bin der neue Tierarzt in der Stadt“, verkündete Zeke. „Wachhunde helfen, Einbrüche zu verhindern. Falls jemand einen Hund oder ein Haustier braucht, lassen Sie es mich wissen. Ich besorge Ihnen gern das passende Tier.“

„Eine großartige Idee“, flüsterte die Frau neben ihm. „Ich möchte einen dieser kleinen Terrier.“

„Ich werde sehen, was ich tun kann“, erwiderte er und vermied ihren Blick.

„Ich besitze ein Sicherheitsunternehmen“, fügte Derrick hinzu. „Ich würde mich freuen, wenn ich neue Sicherheitssysteme an Ihren Türen und Fenstern installieren dürfte. Wir können gern einen besonderen Preis vereinbaren.“

„Das wäre wunderbar.“ Mrs. Spivy presste die Hände auf seine Wangen und kicherte. „Wir fühlen uns viel sicherer, wenn du in der Nähe bist, mein Lieber.“

Zeke biss die Zähne zusammen. Er besorgte den Leuten Hunde und machte sie stubenrein, während Derrick Sicherheitssysteme installierte.

Eine Stunde später gingen die Leute auseinander. Paige unterhielt sich angeregt mit Derrick. Zeke fiel kein Grund ein, warum er länger bleiben sollte. Er würde den Babysitter ablösen, später mit Henrietta noch einen Spaziergang machen und sich dann schlafen legen.

„Henrietta, was machst du denn hier?“, rief Paige erstaunt, als sich der gewichtige Hund durch die Katzenklappe zwängte und auf ihrem Fußboden herumschnüffelte. „Es tut mir leid, ich habe heute Abend keine Schokokekse“, sagte Paige. Sie untersuchte die Katzenklappe und fragte sich, ob sie sie wegen der Einbrüche schließen sollte. Aber die Tür war ganz klein, nur ein Kind konnte hindurchkriechen.

Der Hund winselte. Paige stand von ihrem Hocker auf, schlang den schwarzen Seidenstoff um ihren Körper und ging zu ihr hinüber. Die Nachbarn waren alle gegangen. Sie hatte sich entschieden, mit einem neuen Entwurf zu beginnen, und gerade den Stoff über ihrer Schulter befestigt.

Henrietta machte es sich auf dem Fußboden bequem und sah sie traurig an. Mitleidig holte Paige einen übrig gebliebenen Keks aus der Dose und gab ihn ihr. Der Hund schnappte ihn glücklich auf und wischte mit seinem kurzen Schwanz den Fußboden.

„Komm schon, Henrietta. Ich wette, dass die Mädchen nach dir suchen.“ Paige öffnete die Hintertür und stolperte fast über Zeke.

„Sie ist hier“, sagte Paige. „Ich glaube, sie hat nach Keksen gesucht“, fügte sie hinzu.

Zeke schimpfte mit dem Hund. Viel zu spät erinnerte sich Paige daran, dass sie außer ihrem knappen Bikinihöschen nur einen Streifen schwarzer Seide im Turbanstil um ihren Körper geschlungen hatte. Verlangen flammte in Zekes Blick auf, als er ihren begehrenswerten Körper sah. Paige fühlte sich entblößt. Der Seidenstoff erschien ihr plötzlich durchsichtig wie Zellophan. Unter dem dünnen Stoff richteten sich ihre Brustknospen auf und schimmerten durch den Stoff wie Perlen. Ein leises Begehren meldete sich in ihrem Bauch. Ganz bestimmt wusste er, dass sie unter dem Stoff nackt war. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und zeigte wieder die niedlichen Grübchen auf seinen Wangen. Sie war hoffnungslos verloren.

Paige schreckte zurück. Panik stieg in ihr auf. Die Alarmglocken läuteten in ihrem Kopf und befahlen ihr die Flucht – vor einer unabwendbaren Gefahr.

„Schickes Outfit“, sagte Zeke mit breitem Grinsen.

Paige ignorierte das flaue Gefühl in ihrem Magen. „Es ist ein Projekt für meine Designklasse.“

„Hm.“ Zeke grinste unbeirrt und ließ seinen Blick auf ihrer nackten Schulter ruhen. „Ich finde, Sie haben eine Eins verdient. Vielleicht noch ein paar Zusatz …“

Paige zitterte, als sie das Begehren in seinen Augen aufleuchten sah, und fuhr mit ihren Händen an dem Seidenstoff hinunter. Ein Fehler. Das Material rutschte von der anderen Schulter herunter. Plötzlich fühlte sie sich nackt. „Es ist noch nicht ganz fertig“, meinte sie irritiert und machte einen Schritt ins Haus.

Henrietta musste bemerkt haben, dass sie nicht beachtet wurde. Sie schmiegte sich plötzlich an Paiges Knie und bettelte um einen weiteren Keks.

„Nein, Henrietta“, befahl Zeke.

Paige schob das Tier von sich. Henriettas Pfoten verfingen sich in dem Stoff. Zeke zog an dem Hund, aber Henrietta schnappte mit ihren Zähnen nach der Seide und zog, bis das Material riss und zu Boden fiel. Paige kreischte erneut. Henrietta rannte mit dem Stoff im Maul davon, als ob sie einen frischen Markknochen erbeutet hätte. Paige hob die Hände, um ihren nackten Körper zu bedecken.

„Henrietta, komm sofort zurück!“ Zeke starrte Paige an und zögerte. Sie biss sich auf die Unterlippe, als er auf ihr knappes Bikinihöschen und die nackten Brüste starrte. Er musste schlucken. Kleine Schweißperlen erschienen auf seiner Oberlippe. Wenn Paige sich nicht in Grund und Boden geschämt hätte, dann hätte sie Zekes bewundernden Blick in vollen Zügen genossen.

„Ich gehe rein“, gab Paige mit hochrotem Kopf zurück. Ihre Stimme versagte fast.

Zekes Herz klopfte wie wild, als er Henrietta durch den Garten scheuchte. Nicht nur, dass seine Kinder ihn gedemütigt hatten, jetzt brachte ihn auch noch dieser verdammte Hund in eine peinliche Lage.

Natürlich musste auch Paige die Sache äußerst peinlich sein.

Schon an der Art, wie sie sich bewegte, wusste er, dass sie eine schöne Figur hatte. Aber ihre festen Brüste hatten ihm den Atem geraubt. Ihre wohlgeformten Hüften und ihre schlanken Beine waren schlicht und einfach der Traum eines jeden Mannes. Erschöpft oder nicht, nachdem er Paige halb nackt gesehen hatte, würde er keinesfalls einschlafen können.

„Henrietta, gib mir den Stoff!“, befahl er.

Henrietta duckte sich, rannte an ihm vorbei und kroch in ihre Hundehütte.

Auf allen vieren kroch er zum Eingang der Hütte. „Hier, Henrietta. Hier, mein Hund. Gib mir den Stoff.“

Henrietta knurrte wieder und wollte ihre Beute keinesfalls hergeben. Plötzlich fiel ihm etwas ein. Er rannte ins Haus, griff nach einer alten Decke und lief zurück. Er ließ sich wieder auf die Knie fallen und stopfte die Decke in die Hütte. „Hier, eine schöne, warme, weiche Decke für Henrietta. Gib mir die andere.“

Einige Minuten später war es ihm gelungen, den Stoff gegen die Decke auszutauschen. Er war vollkommen ruiniert.

Als er wieder vor ihrem Haus stand, atmete er tief aus. Sie öffnete sofort, als ob sie hinter der Tür gestanden hätte, aber nur so weit, dass er ihr gerötetes Gesicht und ihren langen grünen Bademantel sehen konnte. Er musste beinahe lachen, aber die Erinnerung an ihre nackten Brüste stand ihm noch deutlich vor Augen. Ein Schauer der Erregung durchlief seinen Körper und brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht.

„Ich fürchte, dass Henrietta das Material ruiniert hat“, sagte er. „Ich werde es Ihnen ersetzen, wenn Sie mir sagen, wo ich den Stoff finden kann. Oder ich stelle Ihnen einen Scheck aus, der die Kosten deckt.“

Paige sah ihn an. „Nein, ich möchte kein Geld. Außerdem wird das Projekt morgen abgeschlossen.“

„Morgen?“ Er schob die Hände in die Taschen. „Möchten Sie, dass ich ihn für Sie wasche?“

Paige schüttelte den Kopf. „Nein, dieser Stoff ist nicht waschbar.“

„Paige, es tut mir leid. Soll ich ihn vielleicht in die Reinigung bringen?“

Sie tätschelte ihm mitleidig die Hand. Ihre Finger waren sanft und warm. Er kämpfte gegen den Impuls, ihre Hand mit seiner zärtlich zu umschließen. „Machen Sie sich keine Sorgen, Zeke. Ich habe noch ein wenig Stoff. Dann mache ich eben ein kurzes Kleid anstelle eines langen.“

Unsicher betrachtete sie das verdorbene Material. Er bewunderte sie, weil sie die Sache auf die leichte Schulter nahm. Sie sollte wütend auf ihn sein.

Er fühlte sich schuldig. „Nun, ich denke, ich sollte jetzt gehen.“

„Ich denke auch.“

„Viel Glück mit dem Projekt.“

„Danke schön.“

Er starrte sie an, als ihm ein Bild ihres nackten Körpers durch den Kopf schoss. „Sind Sie sicher, dass ich nichts weiter für Sie tun kann?“ Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Sie in den Stoff einzuwickeln, Sie wieder auszuwickeln und Sie dann überall zu berühren? lautete sein stummer Vorschlag.

„Ich bin sicher“, sagte Paige sanft. „Grüßen Sie Ihre Mädchen von mir.“

„O ja, richtig.“ Die Mädchen. Du liebe Güte, er hatte sie fast vergessen.

„Also, wir sehen uns.“

„Ja, wir sehen uns.“

„Gute Nacht, Paige.“

„Gute Nacht.“ Zeke ging langsam zu seinem Haus zurück. Seine Gedanken stürzten auf ihn ein. Er mochte Paige und fühlte sich unzweifelhaft von ihr angezogen. Aber er musste sich darauf konzentrieren, seine Töchter zu erziehen. Oder es würde eine Menge Ärger geben.

Paige verscheuchte die peinliche Erinnerung daran, dass sie praktisch nackt vor Zeke gestanden hatte. Sie versuchte, ihr Projekt zu retten. Unglücklicherweise musste sie zu jeder unmöglichen Gelegenheit an Zekes heißen Blick und an sein verführerisches Lächeln denken. Sie stach sich mindestens zwanzig Mal mit der Stecknadel und nähte sich mit der Nähmaschine fast in den Finger. Gegen drei Uhr morgens hatte sie ihr Kleid endlich fertiggestellt und lehnte sich zurück, um ihre Arbeit zu bewundern. Sie hatte ein halblanges Cocktailkleid geschneidert, das eine Schulter frei ließ. Der eng anliegende Rock war auf die schlanke Figur moderner Frauen zugeschnitten und lenkte den Blick auf ihre weiblichen Rundungen. Um vier Uhr morgens stolperte sie endlich ins Bett.

Zekes Bild geisterte durch ihre Träume, aber diesmal war er es, der sie auszog. Und diesmal brannte sie vor Verlangen und Leidenschaft. Und dann zog sie ihn aus und genoss jeden einzelnen Moment, bis seine wundervoll gebräunte Haut und seine prächtigen Muskeln entblößt waren.

Um fünf Uhr morgens wachte Paige aus ihren unruhigen Träumen auf. Die Laken waren völlig durcheinandergewühlt, und ihr Kopf schmerzte. Schockiert bei der Erinnerung an ihre lustvollen Träume, sprang sie aus dem Bett, zog sich rasch ihre Jogginghose über und lief zur Tür hinaus.

Als sie fünfundvierzig Minuten später zurückkehrte, hatte sie neue Energie getankt. Sie wollte kurz duschen, frühstücken und sich ihren Entwurf nochmals ansehen, bevor sie um neun Uhr zur Uni ging. Aber als sie ihre Küche betrat, saß dort der Unruhestifter – Henrietta.

„Beeilt euch, Kinder, wir müssen los.“ Zeke knöpfte sein weißes Hemd zu und steckte es in seine Hose.

„Aber ich kann meine Schuhe nicht finden“, sagte Augustine.

„Guck mal auf deine Füße.“ Zeke deutete auf ihre hellgelben Sandalen.

„Nein, nicht diese.“ Augustine verdrehte die Augen. „Sie passen nicht zu meinem blauen Kleid.“

„Ach ja, stimmt.“ Aber er sah nichts. Farbenblinde haben ihre Grenzen.

„Hier sind sie!“ Summer hielt ein anderes Paar Schuhe hoch.

„Bailey bringt auch seine Großmutter mit“, sagte Augustine. „Weil seine Mutter ein wichtiger Psych… Kopfdoktor ist.“

Zeke presste den Mund zusammen, um nicht vor Lachen loszuprusten. Er war dankbar, dass wenigstens ein anderes Kind eine Ersatzmutter zum Tee mitbrachte. Das Telefon klingelte. Summer und Augustine rannten hin und stritten sich, wer den Hörer abnehmen sollte. Nach kurzem Gerangel schlossen sie einen Kompromiss und hielten den Hörer zwischen sich. Innerhalb weniger Sekunden verdüsterten sich ihre Gesichter.

„Grammy kommt nicht zum Tee!“, jammerte Augustine. Summers Unterlippe zitterte. Dann brach sie in Tränen aus.

Sein Herz rutschte ihm in die Hose, als er zum Hörer griff. „Hallo, Mom. Ist alles in Ordnung?“

„Hör zu, Zeke, es tut mir leid, aber ich habe die Grippe.“ Die Stimme seiner Mutter klang schwach. „Sicher ist es in drei Tagen wieder vorbei, aber ich möchte die Mädchen auf keinen Fall anstecken.“

„O Mom, es tut mir leid, dass du krank bist. Sicher, Mom, ich verstehe. Ich hoffe, dass es dir bald besser geht.“

„Sag den Mädchen, dass ich es wiedergutmache. Sie können das nächste Wochenende bei mir verbringen.“

Zekes Stimme wurde sanfter. „Ist schon okay. Das passiert eben. Die Mädchen werden es verstehen.“ Er verzog das Gesicht und hoffte, dass er halbwegs überzeugend klang. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass sein...

Autor

Diana Whitney
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Cara Colter
<p>Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel. Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute...
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