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"Hi. Ich bin Ihr Blind Date." Die raue Stimme der Frau geht Steve unter die Haut. Was, wenn sie etwas flüstern würde wie "Ich will dich"? Nur eins ist seltsam: Sein Date sollte blond sein - wieso ist die Frau, der er die ganze Valentinsnacht zuhören könnte, dann brünett?


  • Erscheinungstag 06.02.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733745783
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Sarah Holts Job mochte nicht der aufregendste der Welt sein, aber er konnte durchaus spannend sein. Und sexy. Wie jetzt zum Beispiel.

Sie hatte gerade persönliche Details über das Sexleben eines anderen Menschen gehört, und schon bald würde sie dieses Wissen einem wohlhabenden, einflussreichen Mann mitteilen. Sie würden private, sehr intime Dinge diskutieren. Man würde über Wärmeentwicklung und seltsame Gefühle in sehr persönlichen Körperteilen reden. Das Wort Geschlechtsverkehr würde wahrscheinlich in diesem Gespräch auftauchen und die Bezeichnung Vagina auf jeden Fall.

Sexy Sachen eben.

Wenn man davon absah, dass der Mann, mit dem sie gesprochen hatte, sechzig Jahre alt und verheiratet war, dass die Hitze durch Fieber hervorgerufen und die seltsamen Gefühle ein Jucken waren. Oh, hinzu kam natürlich, dass der Geschlechtsverkehr außerehelich stattgefunden hatte, und diese Frau jetzt Probleme der oben beschriebenen Art hatte.

Ja, das war alles superspannend. Oder auch nicht. Aber es war nun einmal das, was an einem normalen Arbeitstag vorkam, wenn man Telefonate für eine Serviceagentur annahm, die darauf spezialisiert war, Anrufe für Ärzte nach Praxisschluss anzunehmen.

Ihre Geschäftspartnerin, Mindy, war im Büro und kümmerte sich um den Papierkram. Sarah, die beim Auslosen mit einem Münzwurf verloren hatte, saß mit anderen Mitarbeitern im Callcenter und musste vierzig Anrufe pro Stunde annehmen. Deshalb hatte sie auch gerade das Vergnügen gehabt, dass jemand über so intime Dinge wie Jucken und Fremdgehen sprach, als ob man durch diese persönlichen Details den Arzt eher dazu bewegen könnte zurückzurufen.

„Sie werden also dafür sorgen, dass Dr. Emerson mich zurückruft?“, fragte die nächste Anruferin, die die Nummer ihres Arztes an diesem geschäftigen Samstag gewählt hatte. „Montag ist Valentinstag. Ich möchte fit sein, weil ich ein Date habe.“

Bevor die Anruferin die Beschreibung ihrer Symptome beendete, hatte sich Sarah die Instruktionen von Dr. Emerson angeschaut, damit sie wusste, wie er nach Praxisschluss kontaktiert werden möchte. Wie üblich wollte er angepiept werden, damit er den Auftragsdienst anrufen und alle Details erfahren konnte. Ein Gespräch war ihm lieber als eine Textnachricht.

„Ich werde seinen Pager anpiepen und ihm Ihren Fall schildern.“

„Er wird also sofort zurückrufen?“ Die Frau blieb hartnäckig.

Sarah wusste, dass sie nichts versprechen konnte. „Ich werde ihn anpiepen“, wiederholte sie.

Sie legte auf, benachrichtige den Doktor und schaute auf die Leitung, die für den Arzt freigehalten wurde. Jeder Mitarbeiter hatte Zugang dazu, aber nur die Erfahrenen durften Gespräche für Dr. Emerson annehmen. Sie war in dieser Schicht die erfahrenste Mitarbeiterin und würde also mit Dr. Emerson über seine ungeduldige Patientin reden müssen.

Während Sarah darauf wartete, dass der Arzt sich meldete – sicher vom Golfplatz, die zweite Heimat jedes Arztes in Florida –, versuchte sie ihre Laune zu verbessern, indem sie sich bewusst machte, dass es gut war, wenn so viele Anrufe hereinkamen. Schließlich war das ein Zeichen dafür, dass das Geschäft boomte.

In den letzten Wochen hatten Mindy und sie eine 60-Stunden-Woche, aber beide waren fest entschlossen, diese Firma zum Erfolg zu führen. Seit sie in der zweiten Klasse beste Freundinnen geworden waren, weil Mindy den Rucksack von Sarah vor dem Klassenrüpel gerettet hatte, waren die beiden ein gutes Team.

Mindy war immer die taffe, draufgängerische und beherzte Retterin gewesen, während Sarah der ruhige, vernünftigere Gegenpol war, der ihre Freundin davon abhielt, etwas Dummes zu tun. Miteinander eine Firma zu gründen war ihnen da logisch erschienen. Mindy sorgte für den kreativen Teil, und Sarah besaß den Geschäftssinn. Und bereits nach zwei Jahren konnte ihr Auftragsdienst Call Anytime einen beachtlichen Erfolg aufweisen.

Natürlich hatte dieser Geschäftserfolg seinen Preis gefordert. Sie hatten praktisch kein Privatleben mehr, und vor allem Sarahs Liebesleben war eine Negativspirale.

Sei ehrlich … eigentlich hattest du vorher ja auch keines.

„Anruf auf der Arztleitung“, unterbrach jemand ihre Überlegungen.

Wie erwartet war es Dr. Emerson, der ihr zuhörte, ein wenig flirtete und dann auflegte. Sie wollte die Arbeit gerade anderen überlassen und in die Pause gehen, als sie auf ihrem Bildschirm einen neuen Anruf hereinkommen sah.

„Jemand ruft Dr. Steve an“, flüsterte sie. Es passte, dass Steve Wilshire ein Kardiologe war. Allein seinen Namen auf dem Monitor aufleuchten zu sehen ließ ihr das Herz schneller schlagen.

Genau wie Dr. Emerson empfing Dr. Steve gern seine Nachrichten per Telefon, also musste man ihn anpiepen, und jemand in diesem Callcenter müsste mit ihm reden.

Ihr Herz begann noch schneller zu schlagen.

Dr. Steve hatte eine großartige Stimme, tief und beruhigend, maskulin und sexy. Er hatte bei ihrem ersten Gespräch einen gewaltigen Eindruck bei ihr gemacht. Ganz im Gegenteil zu vielen anderen Ärzten war er unglaublich freundlich und entspannt, wenn er anrief. Niemals unangemessen, niemals grob oder kurzangebunden. Er war einfach ein Gentleman. Jemand, der sich wirklich um seine Patienten kümmerte.

Seit dem ersten Anruf hatte sie sich gewünscht, ihn einmal persönlich kennenzulernen. Etwas, dass sie noch nie zuvor bei einem Kunden gedacht hatte. Und dann hatte eine teuflische Neugierde sie dazu bewogen, im Internet nach ihm zu suchen.

Das war ein großer Fehler gewesen. Sein Foto auf der Website zeigte, dass er ein überdurchschnittlich gut aussehender und sympathisch wirkender Mann war. Ihre Schwärmerei für diesen Mann wurde noch heftiger, was dazu führte, dass sie, wenn er anrief, immer ein wenig gehemmt war. Aber da er so gelassen war und sie ihn ja gar nicht kannte, hatte sie sich immer wieder entspannt und die Gespräche genossen. Ein Highlight in einer Reihe von langweiligen Tagen.

Ihre Gefühle waren unschuldig und harmlos. Sie hatte sich nie anmerken lassen, dass sie heimlich für ihn schwärmte, oder dass sie davon träumte, eines Tages von ihm zum Abendessen eingeladen zu werden, damit sie sich kennenlernen konnten.

Ihre Beziehung bestand nur in ihren Tagträumen, die aus Einsamkeit heraus geboren waren, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie deshalb für sie unwichtig war. Obwohl sie wusste, dass Dr. Steve immer ein Traum bleiben würde, gab es etwas, was die Gespräche mit ihm von anderen unterschied. Sie ließ ihn ihr wahres Selbst hören.

Sie war als Kind an Speiseröhrenkrebs erkrankt, der glücklicherweise besiegt werden konnte, aber ihre Stimmbänder waren dabei in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Resultat war eine ungewöhnliche Stimme. Eine Stimme, die die meisten Menschen so sexy fanden, dass man ihr oft den Rat gab, doch ihr Geld mit Telefonsex zu verdienen. Sarah hatte das sehr gestört, aber es war gerade ihre Stimme gewesen, die Mindy und sie auf die Idee kommen ließen, einen Auftragsdienst aufzubauen. Ihre Stimme war sanft, aber leicht rau und kehlig, als ob sie mit einem guten alten Whiskey gegurgelt hätte, und sie war tröstlich, sodass sie beruhigend auf die Patienten wirken konnte.

Doch wenn sie mit Steve Wilshire sprach, fiel vor lauter Aufregung das Beruhigende weg, und sie hatte wahrscheinlich genau die sexy Stimme, mit der man sie immer aufgezogen hatte. Am Telefon wirkte sie selbstbewusst, als ob sie jederzeit mit einem Mann wie Steve ausgehen könnte, aber die Wirklichkeit sah anders aus. Durch ihre schwere Krankheit in der Kindheit war sie so von ihren Eltern beschützt und dadurch auch eingeengt worden, dass sie auf Männer eher zurückhaltend reagierte. Mittlerweile war sie fünfundzwanzig und kaum über den Status einer Jungfrau hinausgekommen. Wie traurig war das?

Es klingelte bereits viermal. Zu lange. Offensichtlich waren alle Telefonistinnen beschäftigt. Sie konnte nicht länger widerstehen und drückte auf den Knopf. „Dr. Wilshires Antwortservice?“

„Hallo“, erwiderte eine Frau – mit einer etwas naiven, nichtssagenden Stimme. „Ich habe ein Problem. Ich meine, es ist nichts Medizinisches … sondern persönlich.“

Enttäuschung stieg in Sarah auf. „Es werden hier nur medizinische Notfälle angenommen. In allen anderen Fällen bittet der Doktor doch Montag früh anzurufen.“

„Aber vielleicht wäre es gut, wenn er wüsste, dass ich unser Blind Date heute nicht wahrnehmen kann.“

Ein Blind Date? Dieser unglaublich gut aussehende Arzt ließ sich zwei Tage vor dem Valentinstag auf ein Blind Date ein? Da stimmte doch etwas nicht. Und wie kam eine Frau dazu, am Wochenende einen Auftragsdienst für Notfälle anzurufen?

„Aber Sie könnten ihm ja die Nachricht erst am Montag übermitteln, dann weiß er wenigstens, warum ich nicht erschienen bin“, meinte die Frau unbeeindruckt.

„Ich nehme die Nachricht auf“, erwiderte Sarah kurz angebunden.

„Okay, wissen Sie, ich habe gestern Abend einen Mann kennengelernt.“ Die Stimme der Frau wurde unangenehm kreischend. „Er ist Rodeo-Clown und nimmt mich mit nach Texas!“

Hauptgewinn … aus der Hölle.

„Okay.“

„Dem Doktor wird das egal sein“, sagte sie unbekümmert. „Wir haben uns noch nie gesehen. Ein Freund eines Freundes hat dieses Treffen arrangiert.“

Was für ein Freund war das denn? Es hörte sich so an, als ob Dr. Steve dringend einen neuen brauchte.

Sarah nahm die Nachricht auf und seufzte, als die Frau ihren Namen nannte. Bambi. Perfekt. Ein Betthäschenname wie Bambi war ganz bestimmt nie in ihren Tagträumen von Steve Wilshire aufgetaucht.

Sarah gelang es, die Frau einigermaßen höflich zu verabschieden und piepte dann den Doktor an. Allerdings wollte sie ihm nicht selbst die Nachricht überbringen. Er könnte merken, dass sie persönlichen Anteil nahm. Was sie definitiv tat. Wundervollen, attraktiven Männern wie Dr. Steve sollte man keine Dates absagen. Das war ein ungeschriebenes Naturgesetz.

Sie nahm ihr Headset ab und schaute zur Telefonistin, die neben ihr saß, hinüber. „Ich mache eine kurze Pause“, teilte sie mit und ging dann in das Büro hinüber, das sie mit Mindy teilte.

Mindy, die ihre Freundin besser als jeden anderen Menschen kannte, spürte gleich, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los?“, fragte sie mit besorgt gerunzelter Stirn.

„Irgendeine schwachsinnige Knalltüte hätte heute Abend ein Blind Date mit Dr. Steve, und sie hat es jetzt, zwei Stunden vorher, abgesagt.“

Mindy rollte mit den Augen. „Wahrscheinlich hat sie keine Ahnung, wie er aussieht.“

Das stimmte. Die Frau hatte es selbst bestätigt. „Ja, sie sagt selbst, dass sie sich noch nie gesehen hätten.“

„Tja, ihr Pech.“ Auf Mindys Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, das der Grinsekatze Konkurrenz machte. „Wenn ich gewusst hätte, dass dieser Mann noch auf dem freien Markt ist, hätte ich dich schon längst dazu gebracht, ihn zu einem Treffen zu überreden.“

Sarah fühlte sich ertappt, und eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Sie hatte noch nie etwas von ihren geheimen Fantasien verraten.

„Glaubst du etwa, ich hätte nicht bemerkt, dass du eine Schwäche für diesen Mann hast?“

„Oh nein“, stöhnte Sarah.

„Du kannst nichts vor mir verbergen, Kleines. Schon gar nicht, wenn es um Männer und Anziehungskraft geht.“

Das war nicht übertrieben. Mindy besaß große Erfahrung, wenn es um das andere Geschlecht und Anziehung ging. Natürlich fühlte sie sich zu Dr. Steve auch körperlich hingezogen, aber ihr Empfinden ging weit über das rein Sexuelle hinaus. Sie fand ihn begehrenswert, aber sie mochte ihn auch. Sehr sogar. Wahrscheinlich viel zu sehr.

Vielleicht glorifizierte sie ihn auch einfach ungerechtfertigterweise. Vielleicht hatte sie ihn zum Prince Charming ihrer Träume gemacht. Allerdings wurde in ihren Träumen ihr Prinz nicht von einem Rodeo-Clown ausgestochen.

„So, also ein Blind Date“, sinnierte Mindy. „Du bist ganz sicher, dass die beiden sich noch nie gesehen haben?“

„Ja, das bin. Warum?“, fragte Sarah.

Bevor Mindy noch antworten konnte, klingelte eine der Ärzteleitungen. Zu Sarahs Überraschung nahm Mindy ab. „Ärzteleitung“, sagte sie, den Blick auf Sarah gerichtet.

Sarah beobachtete Mindy und spannte sich unwillkürlich an. Was führte Mindy im Schilde?

„Ja, wir haben Sie angepiept, Dr. Wilshire“, erklärte ihre Freundin. „Aber es war kein Notfall, sondern nur die Frau, mit der Sie heute Abend ausgehen wollen.“

Sarah schloss die Augen und stellte sich den weiteren Teil der Unterhaltung vor. So? Ach, das macht nichts, eigentlich wollte ich sie gar nicht treffen, wo ist dieser Engel mit der sexy Stimme, der sonst immer mit mir redet?

„Sie hat vergessen, wo Sie sich mit ihr treffen wollen.“

Sarah riss die Augen auf und formte mit den Lippen die Worte: „Was tust du da?“

Autor

Leslie Kelly
Leslie Kelly ist als Romance-Autorin bekannt für ihre zauberhaften Charaktere, die geistreichen Dialoge und ihren frechen Humor. Das hat ihr 2006 den Romantic Times Award und weitere Award-Nominierungen eingebracht. Seit Erscheinen ihres ersten Buches 1999 hat sie mehr als dreißig sexy-freche Liebesgeschichten für Harlequin geschrieben.

Leslie lebt mit ihrem persönlichen...
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