Collection Baccara Band 287

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DIE EISPRINZESSIN UND DER PLAYBOY von DENOSKY, KATHIE
Brad Connellys Jagdinstinkt ist geweckt, als die faszinierende Elena ihn kühl zurückweist. Unter einem Vorwand lockt er sie in sein romantisches Haus am See. Gelingt es ihm, bei Kerzenschein das Herz seiner Eisprinzessin zum Schmelzen zu bringen?

WILD UND HEMMUNGSLOS von CLEARY, ANNA
In Sydney sucht die hübsche Sophie ihren leiblichen Vater - und findet stattdessen eine leidenschaftliche Affäre. Hemmungslos genießt sie die Freuden der Liebe in den Armen des attraktiven Connor. Was sie nicht ahnt: Ihre Begegnung war kein Zufall …

LIEBESZAUBER IN KALIFORNIEN von LEONARD, TINA
Hat Esmeralda ihn mit ihrem sexy Lächeln etwa verzaubert? Seit der überzeugte Junggeselle Last Jefferson der schönen Magierin am Strand von Kalifornien begegnet ist, verspürt er nicht nur heiße Leidenschaft. Zum ersten Mal im Leben will er mehr


  • Erscheinungstag 09.03.2010
  • Bandnummer 0287
  • ISBN / Artikelnummer 9783862956258
  • Seitenanzahl 384
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Tina Leonhard, Anna Cleary, Kathie DeNosky

COLLECTION BACCARA, BAND 287

TINA LEONHARD

Liebeszauber in Kalifornien

Am Strand von Kalifornien wird Esmeralda von der Liebe überrascht – mit seinem umwerfenden Lächeln ist Last Jefferson einfach unwiderstehlich. Spontan folgt sie ihm nach Texas auf seine Ranch. Doch kaum glaubt sie, dort ein neues Zuhause gefunden zu haben, muss sie sich fragen: Will ihr sexy Traummann überhaupt mehr als eine heiße Affäre?

ANNA CLEARY

Wild und hemmungslos

Ob Sophie wirklich ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann hat? Bei seinen verdeckten Ermittlungen wird der attraktive Connor plötzlich von ungeahnten Gefühlen erfüllt. Noch nie war er so eifersüchtig. Aber er hat sich auch noch nie so leidenschaftlich verliebt – und das ausgerechnet in seine überaus sinnliche Verdächtige …

KATHIE DENOSKY

Die Eisprinzessin und der Playboy

Elena spürt ein erregendes Prickeln, als der gut aussehende Playboy Brett Connelly ihr tief in die Augen blickt. Aber so leicht will sie sich von seinem aufregend männlichen Charme nicht verführen lassen – zu sehr erinnert Bretts dominante Art sie an ihren Ex. Auch wenn er sie so elektrisierend berührt wie noch kein Mann zuvor …

PROLOG

Meine lieben Söhne,

Ihr wachst zu prächtigen jungen Männern heran, und Eure Mutter wäre stolz auf Euch. Ich bin es jedenfalls. Vergesst nicht, was ich Euch beigebracht habe. Ich hoffe, Ihr könnt mir mein Verhalten verzeihen, aber wenn ich noch länger auf der Ranch bleibe, wo ich Eure Mutter jeden Tag sehe und höre, werde ich an gebrochenem Herzen sterben.

Ich liebe Euch.

Maverick Jefferson

Last Jefferson war durch die Hölle gegangen.

Er hatte keine Angst vor körperlichem Schmerz, doch genau wie seine Brüder ging er emotionalen Schmerzen lieber aus dem Weg. Angeblich wollten die Männer der Malfunction Junction Ranch sich nicht festlegen, doch in Wirklichkeit waren sie einfach nur schrecklich konfliktscheu. Lieber kein Risiko eingehen.

Nach diesem Motto lebte Last genauso kompromisslos wie seine Brüder. Als jüngster von zwölf Brüdern hatte er viel erlebt, beobachtet und seine Lehren daraus gezogen. Inzwischen hatte er es zur Meisterschaft darin gebracht, vor Problemen davonzulaufen. Dabei liebte er seine Tochter Annette und seine Brüder. Er dachte gern an seine Kindheit und Jugend zurück. Und er hatte eine Schwäche für die Mutter seiner Tochter.

Manchmal jedoch, dachte er angesichts des California Ground Ways weit unter ihm, muss man die Vergangenheit einfach abschütteln, indem man einen großen Sprung in die Zukunft wagt.

Er hielt die Luft an, wie sonst immer bei einem Rodeo. Diesmal jedoch trug ihn kein wilder Stier in die Arena. Stattdessen lief er los, bis er den Boden unter den Füßen verlor und ihn nur noch das Segel eines Drachenfliegers daran hinderte, den Erdboden für immer zu verlassen.

1. KAPITEL

Ohne die ausgesprochen attraktive Frau am Fuß des California Cliffs hätte Last Jefferson sich wahrscheinlich nicht bei der Landung mit dem Drachenflieger verschätzt und wäre auch nicht im Meer statt auf dem Strand gelandet.

Wie seine elf Brüder hatte auch Last eine Schwäche für weibliche Rundungen. Und diese hier waren das unfreiwillige Bad auf jeden Fall wert.

Doch dann entdeckte er den kleinen Jungen und das Mädchen.

Hätte er schon von oben gesehen, dass die schöne Frau von zwei Kindern begleitet wurde, wäre er wahrscheinlich auf dem Trockenen gelandet. Aber dummerweise hatte er nur Augen für ihre Kurven und ihr verführerisches Dekolleté gehabt.

Wenigstens war das Wasser einigermaßen warm. Last verzog das Gesicht und nahm den Helm ab.

„Ist alles okay?“, fragte der Junge. „Es hat ganz schön geplatscht, als Sie ins Wasser gefallen sind.“

„Und wie!“, bestätigte seine Schwester. „Bestimmt haben die Seelöwen auf den Felsen das auch gehört.“

Last hievte sich aus dem Wasser und untersuchte das Segel. „Ihr zwei seid genauso frech wie meine Nichte und mein Neffe zu Hause“, stellte er tadelnd fest. „Lauft zu eurer Mutter zurück. Mir geht es gut.“ Und klugschwätzende Kinder kann ich gerade überhaupt nicht gebrauchen!

Genauso wenig wie eine Frau. Er hatte schon mehr als genug Ärger mit dem weiblichen Geschlecht gehabt. Die Bruchlandung hätte er sich sparen sollen. Schließlich war er zum Nachdenken nach Kalifornien gekommen und wusste schon aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass One-Night-Stands nicht gerade die richtigen Methoden waren, um den Kopf freizubekommen.

Seine kleine Tochter war der lebende Beweis.

Die attraktive Brünette holte gerade ihre Kinder ein. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie.

Last verschlug es bei ihrem Anblick den Atem. „Ja. Danke.“ Sie war wunderschön!

Vielleicht war sie ja ein Model. In Kalifornien gab es schließlich haufenweise Models und Schauspielerinnen.

„Brauchen Sie Hilfe?“, fragte sie.

„Am meisten helfen Sie mir, wenn Sie mir aus dem Weg gehen“, erwiderte er barsch, auch wenn ihm der Anblick ihrer sonnengebräunten Taille über dem schwarzen Sarong ausgesprochen gut gefiel. Unter dem Stoff zeichneten sich lange schlanke Beine ab. „Ich kann keine Gesellschaft gebrauchen.“

„Wir auch nicht“, sagte der Junge. „Meine Mutter ist übrigens Magierin.“

Na toll! Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Eine Meisterin in der Kunst des Verschwindenlassens.

Die Mitglieder des Jefferson-Clans verschwanden öfter mal, von ihrem als vermisst geltenden Vater Maverick bis hin zum ältesten Bruder Mason, der immer dann davonlief, wenn er mit seinen Gefühlen für eine gewisse Frau nicht klarkam. Zurzeit nahm Last sich eine Auszeit, denn sein Bruder Crockett hatte kürzlich geheiratet – ausgerechnet Lasts ehemaligen One-Night-Stand, die Mutter seiner Tochter Annette. Last hatte es für das Beste gehalten, die neue Familie eine Zeit lang in Ruhe zu lassen.

Auch hier wollte er sich so schnell wie möglich davonmachen – ganz egal wie hübsch diese junge Frau war. „Macht’s gut“, sagte er und zog seinen Drachenflieger über den Strand.

„Hey!“, rief der Junge und lief hinter ihm her. „Meine Mutter kann eine Münze aus Ihrem Ohr ziehen!“

Last wollte nicht unhöflich werden. „Wenn du mir versprichst, schnell zu verschwinden, ziehe ich eine Zehndollarnote aus deinem Ohr.“

„Echt?“ Der Junge strahlte.

Das Mädchen sah Last zweifelnd an.

„Klar!“ Last nahm zehn Dollar aus der Tasche seines Schwimmanzugs, faltete sie zusammen und reichte sie dem Jungen.

„Das kam ja gar nicht aus meinem Ohr!“

„Aber es sind zehn Dollar. Und jetzt hau ab!“

„Was fällt Ihnen ein?“ Die dunkelhaarige Schöne nahm ihrem Sohn das Geld weg und gab es Last wutschnaubend zurück.

Na schön, er hatte sich wirklich schäbig verhalten. Er öffnete den Mund, um sich zu entschuldigen, doch sie war schon herumgewirbelt und zog ihre Kinder mit sich fort.

Mist! Obwohl er gewollt hatte, dass sie verschwanden, bekam er ein schlechtes Gewissen. Es war ihm unangenehm, ihre Gefühle verletzt zu haben.

Er legte das Segel ab und lief hinter der Frau her, wobei er feststellte, dass sie von hinten genauso attraktiv aussah wie von vorne.

Sofort musste er an Sex in Löffelchen-Position denken.

Nimm dich zusammen!, ermahnte er sich selbst. Entschlossen wandte er den Blick von dem schwingenden schwarzen Sarong ab. „Entschuldigen Sie bitte!“

Die Brünette ignorierte ihn.

Last lief um sie herum und hob flehend die Hände. „Hören Sie doch, es tut mir wirklich leid!“

„Was für eine jämmerliche Entschuldigung!“, fauchte sie und marschierte an ihm vorbei.

Unbeirrt drängelte er sich an ihr vorbei. „Mein Name ist Last Jefferson. Ich komme aus Texas.“

Der Junge machte große Augen. „Das ist ja ein komischer Name“, sagte er. „Genauso seltsam wie der Künstlername meiner Mutter.“

Last trottete hinter ihm her. Offenbar war der Kleine am empfänglichsten für seine Entschuldigung. „Wie lautet der denn?“

„Poppy Peabody.“

Poppy Peabody?

„Die heißeste Magierin aller Zeiten“, ergänzte das kleine Mädchen stolz.

Poppy verzog das Gesicht und steigerte ihr Tempo.

„Heiß“ war sie allerdings, auch wenn sie Last noch immer die kalte Schulter zeigte. Er lief weiter neben dem Jungen her. „Und wie ist dein Name?“, fragte er den Kleinen.

„Curtis. Meine Schwester heißt Amelia.“

„Hübsche Namen.“

„Danke. Ist Last dein Künstlername?“

„Nein.“ Last wünschte, Poppy würde endlich langsamer gehen. Ihre Beine waren fast so lang wie seine und Power-Walken im Sand offenbar besser gewohnt. „Last ist mein richtiger Name. Und wie heißt deine Mutter in Wirklichkeit?“

„Eigentlich ist sie gar nicht meine Mutter“, vertraute Curtis ihm an. „Sie ist unsere Tante.“

Aha! Hm. Last atmete unhörbar auf. Was für eine gute Neuigkeit. „Und? Ihr Name?“

Endlich blieb Poppy stehen. „Esmeralda Hastings“, sagte sie unwirsch. „Ich ziehe Tante Poppy gegenüber Tante Esmeralda vor, und Poppy im Allgemeinen.“

Last blinzelte. „Kann ich nachvollziehen, obwohl Esme auch ganz schön klingt. Weniger dramatisch als Esmeralda.“

„Poppy und Last“, murmelte Amelia und runzelte die Stirn.

„Das passt nicht zusammen. Sie sind nicht der Richtige.“

„Amelia!“, ermahnte Poppy ihre Nichte. „Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen“, erklärte sie errötend. „Die Kinder werden zu Hause unterrichtet und sind etwas altklug.“

„Ich wurde auch die meiste Zeit zu Hause unterrichtet“, sagte Last. „Meine Brüder und ich sind zwar ein paar Jahre lang auf eine öffentliche Schule gegangen, aber mehr wegen der sozialen Erfahrung.“ Da sie ihm endlich zuhörte, wagte er einen weiteren Vorstoß. „Geben Sie mir noch eine Chance?“, fragte er lächelnd.

„Ich weiß nicht“, sagte sie widerstrebend. „Eigentlich habe ich den Kindern verboten, mit Fremden zu sprechen. Und Geld von Unbekannten anzunehmen ist äußerst unangebracht.“

„Sie sprechen wie Mary Poppins“, sagte Last. „So korrekt. Sind Sie Britin?“

„Mary Poppins konnte mit dem Schirm fliegen“, unterbrach Amelia, „und Mr. Last mit einem Drachenflieger, wenn auch nicht besonders gut“, fügte sie nachdenklich hinzu. „Er und Tante Poppy haben also doch etwas gemeinsam.“

„Ich fand, Mr. Jefferson flog recht gut, bis auf die Landung“, sagte Curtis. „Sie haben bestimmt eine Menge gemeinsam.“

„Wow“, sagte Last. „Die beiden wollen Sie wohl verkuppeln!“

„Poppy lächelte traurig. „Meine Schwester ist vor einem Jahr gestorben, und die Kinder möchten mich gern verheiraten, damit sie eine wieder eine richtige Familie haben.“

„Haben die zwei keinen Vater?“, fragte Last.

Poppy schüttelte den Kopf. „Niemand weiß, wo er steckt.“

„Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor“, sagte Last seufzend.

„Wie bitte?“

Last hatte seinen Vater schon seit Jahren nicht mehr gesehen, obwohl sein Bruder Mason nach ihm forschte. Aber er wollte nicht darüber reden, schon gar nicht mit einer Frau, die so hübsch wie diese Poppy oder Esmeralda war. „Lassen Sie uns doch etwas essen gehen“, schlug er stattdessen vor. „Ich möchte mehr über ‚die heißeste Magierin unserer Zeit‘ erfahren.“

Poppy errötete. „Die Kinder hören das jeden Abend vom Ansager. Beachten Sie sie einfach nicht.“

„Wie sollte ich nicht?“ Er lächelte den Kindern zu. „Es stimmt schließlich – zumindest, was das ‚heiß‘ angeht. An Zauberei und Magie glaube ich allerdings nicht.“

Die Kinder schrien erschrocken auf.

Poppy sah entsetzt aus.

„Und wie konnte Mary Poppins dann fliegen?“, fragte Amelia.

„Mithilfe von Seilen und Flaschenzügen.“

Alle drei starrten ihn an. Muss wohl daran liegen, dass sie Briten sind, dachte Last.

„Und warum leuchten Glühwürmchen? Warum laufen Babyschildkröten ins Meer, ohne überhaupt zu wissen, was das Meer ist?“, fragte Curtis.

„Instinkt“, sagte Last. Sein eigener Instinkt riet ihm gerade, die Flucht zu ergreifen.

Poppy richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf, wobei sich ihre Brüste hoben. Sie hatte eine wundervolle, gebräunte Haut.

„Magie ist das Wichtigste überhaupt“, sagte Poppy. „Sie bewegt die Welt, steigert die Sinne und schenkt uns die schönsten Momente.“

„Unsinn! Meine schönsten Momente habe ich bei einem kalten Bier, und daran ist nichts magisch, höchstens die Geschwindigkeit, mit der ich es verschwinden lassen kann.“ Er grinste, entzückt über seinen eigenen Witz.

„Mr. Jefferson!“, sagte Poppy vorwurfsvoll.

Oje, da hatte er schon wieder etwas falsch gemacht. „Tut mir echt leid.“ Er lächelte schief. „Weder ich noch meine elf Brüder taugen als Vorbilder.“

Poppy rümpfte die Nase. „Kann ich mir vorstellen. Waren Sie jemals ein Kind, Mr. Jefferson?“

„Die meiste Zeit meines Erwachsenendaseins“, sagte er fröhlich. „Obwohl meine kleine Tochter mich mit Sicherheit reifer gemacht hat.“

„Das bezweifle ich“, sagte Poppy. „Leider müssen wir Ihre Einladungablehnen. Wir wollen uns noch auf die Vorstellung heute Abend vorbereiten.“

Last wurde bewusst, dass er Poppy vielleicht nie wiedersehen würde. Plötzlich bekam er Lust, sich die Show anzusehen. Dagegen war schließlich nichts einzuwenden, oder? „Wo treten Sie denn auf?“

„Auf Wiedersehen!“, sagte Poppy kurz angebunden und marschierte davon.

„Verdammt“, sagte er. „Mein Charme ist offensichtlich stark eingerostet.“

Sie hatte ihn abblitzen lassen. Dennoch ging er ihr nach.

Poppy wünschte, ihre Schützlinge wären ein bisschen weniger offensiv auf Vatersuche. Es hatte sowieso keinen Zweck. Eine feste Beziehung kam bei ihrem Lebensstil nicht in Betracht. Außerdem machten sich die Kinder völlig falsche Vorstellungen; eine Ehe war schließlich nicht nur von glitzernder Magie erfüllt.

Beziehungen waren harte Arbeit, und Poppy hatte schon genug mit den Kindern zu tun. Auch ohne Mann waren ihr Leben und das der zehnjährigen Amelia und des achtjährigen Curtis turbulent. Noch vor fünf Monaten war sie wie eine Zigeunerin herumgereist und hatte sich nur um ihre Auftritte kümmern müssen. Das unstete Leben beim Zirkus hatte ihr Spaß gemacht. Doch mit den Kindern musste sie sesshaft werden, was auch ohne die Ablenkung durch einen Mann schon schwierig genug war.

Die Kinder verstanden das nicht. Amelia und Curtis wünschten sich eine Familie, und Poppy wäre es in ihrer Lage vermutlich genauso gegangen. Aber selbst wenn sie sich entschließen sollte, irgendwann einmal zu heiraten, fiel der Richtige schließlich nicht einfach vom Himmel. Auf der Suche nach ihm musste man viele Frösche küssen.

Und sie hatte eine Aversion gegen Frösche.

„Hört endlich damit auf, nach einem Mann für mich zu suchen“, sagte sie zu Amelia und Curtis. „Wir drei sind eine glückliche Familie. Wir kommen doch gut allein zurecht, oder?“

Die Kinder nickten unschlüssig.

„Der Richter hat gesagt, wir wären in einer Familie mit zwei Elternteilen besser aufgehoben“, erinnerte sie Amelia. „Er meinte, er will unsere Fortschritte in einem Monat noch einmal überprüfen.“

„Ihm gefällt nicht, dass wir mit dir und dem Zirkus herumreisen“, sagte Curtis. „Er hat gesagt, das sind keine geordneten Verhältnisse.“

„Das stimmt“, räumte Poppy ein.

Dem Richter hatten ihr Künstlername und ihr unsteter Lebensstil in der Tat nicht gefallen. Er hatte stattdessen vorgeschlagen, die Kinder bei Poppys Eltern aufwachsen zu lassen, die er persönlich kannte. Seiner Meinung nach konnten sie Curtis und Amelia mehr Geborgenheit geben, auch wenn sie eigentlich schon zu alt für die Erziehung zweier lebhafter Kinder waren.

Wenn sie sich irgendwo dauerhaft niederlassen konnte, wäre das für alle die beste Lösung. „Wir werden schon einen Weg finden“, sagte sie nachdenklich. „Vielleicht wäre eine Heirat auch keine schlechte Idee. Aber nicht mit diesem Mann!“, fügte sie angesichts der hoffnungsfrohen Gesichter der Kinder hastig hinzu. „Er ist nicht der Richtige für mich.“

Sie akzeptierten ihr Argument ohne Widerrede.

„Wir möchten wirklich gern bei dir bleiben, Tante Poppy“, sagte Amelia.

„Vielleicht sollte ich das Zaubern aufgeben und Lehrerin werden. Das würde den Richter bestimmt beeindrucken.“

Möglicherweise war das die Lösung des Problems! Ihr großes Manko war das Fehlen eines stabilen Umfeldes. Das vorläufige Sorgerecht hatte sie nur bekommen, weil sie es als Einzige nach dem Tod ihrer Schwester beantragt hatte. Eigentlich fand sie, dass ihre Familienangelegenheiten niemanden etwas angingen, aber sie hatte sich an das Gericht wenden müssen, um die Kinder adoptieren zu können.

Und dann hatte der Richter erklärt, er würde die Sicherheit ihres Elternhauses dem Zirkusleben vorziehen. Außerdem wollte er abwarten, ob der Vater von Curtis und Amelia nicht doch wieder auftauchte.

„Dieser alte Esel!“, sagte Poppy wütend. „Was weiß er schon von mir? Seit zehn Jahren arbeite ich ohne Unterbrechung. Ich habe einen Magister in Englisch und im Nebenfach Wirtschaft studiert. Ein Universitätsabschluss und ein fester Job sollten als Referenz eigentlich ausreichen!“

„Es liegt an der Zauberei“, sagte Curtis. „Ich glaube, das hat ihn gestört.“

Auf jeden Fall hatte Mr. Jefferson an ihrem Beruf Anstoß genommen. Er war ja buchstäblich vor ihr zurückgewichen! Als Lehrerin hätte sie solche Probleme garantiert nicht gehabt.

„Entschuldigung“, machte Last sich plötzlich bemerkbar. Mit seinem nackten Oberkörper sah er unverschämt gut aus. „Ich habe zufällig mit angehört … vielleicht kann ich Ihnen helfen.“

„Nein danke, nicht nötig“, antwortete Poppy, die die Verkupplungsaktion der Kinder nicht vergessen hatte. „Sie sind mir viel zu ähnlich. Rastlos und immer auf Achse.“

„Bin ich nicht“, sagte Last fröhlich. „Aber ich gebe zu, dass ich manchmal ungehobelt und unreif bin. Außerdem entspreche ich absolut dem gängigen Klischee eines Junggesellen.“

„Welchem Klischee?“, wollte Poppy wissen.

„Ich bin von Frauen enttäuscht worden und misstraue ihnen grundsätzlich. Meine letzte Freundin hat mich verklagt. Inzwischen verstehen wir uns wieder gut, aber ich bleibe lieber wachsam. Damit ich nicht vergesse, was die Frauen den Männern antun können. Eine Art Souvenir.“

Poppy musste lachen. „Machen Sie es gut, Mr. Misstrauisch und Wachsam. Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie uns helfen wollen, aber schließlich kennen wir Sie gar nicht!“

„Sie haben gerade über das Heiraten gesprochen“, sagte er und nickte in Richtung der Kinder. „Ich selbst stehe dafür natürlich nicht zur Verfügung.“

„Davon war auch nie die Rede!“

„Leider kann ich Sie nicht verkuppeln. Von meinem ältesten Bruder Mason einmal abgesehen ist keiner meiner Brüder mehr Single.“

„Das ist gar nicht nötig!“, erwiderte Poppy scharf.

„Aber Sie stecken offensichtlich in der Klemme“, fuhr Last fort, „und ich habe immer schon gern den Retter gespielt.“

Poppy schnaubte vor Wut. „Ich brauche keinen Retter!“

Er zwinkerte ihr zu. „Ihr Leben ist wirklich zu unstet, Ma’am, und Ihre Zukunft vom Richter bedroht. Ich bin bereit, Ihnen aus der Patsche zu helfen!“

„Und was schlagen Sie als Lösung vor?“, fragte Poppy.

„Sie könnten auf meiner Ranch in Texas leben“, antwortete Last. „Die Mutter meines Kindes ist dort aus ihrem Haus ausgezogen und lebt inzwischen in der Stadt mit meinem Bruder Crockett zusammen. Das Haus wäre ideal für eine Familie. Denken Sie ernsthaft darüber nach“, sagte er. „Eine Ranch in Texas, ein Job in der Stadt – der Inbegriff von Stabilität.“

Curtis und Amelia strahlten.

„Es bietet natürlich nicht so viel Sicherheit wie die Ehe. Aber dank der Überredungskünste seiner Freundin und liebsten Feindin Mimi wird mein Bruder Mason sich wahrscheinlich demnächst für das Amt des Sheriffs bewerben. Und abgesehen von meinen Brüdern Bandera und Calhoun und ihren Familien gibt es auf der Ranch nur Pferde, Kühe und Schafe.“

Poppy musste zugeben, dass das verführerisch klang.

„Niemand hätte etwas dagegen, wenn Sie dort leben. Calhouns Frau Olivia ist früher übrigens selbst mit einer Pferdenummer beim Rodeo aufgetreten. Das ist doch sicher ganz Ihre Welt.“

Poppy zögerte. Sie war sich schon lange nicht mehr sicher, was „ihre Welt“ war. Nur eines wusste sie: dass die Kinder ihr Leben verändert hatten.

„Warum sind Sie eigentlich Magierin geworden?“, fragte er.

„Ich habe meine Magisterarbeit über den Glauben an Magie und das Glück geschrieben“, erklärte sie. „Später wollte ich dann meine Theorien mit Fakten untermauern.“

„Sie sind also wegen Ihrer Magisterarbeit zum Zirkus gegangen?“

Poppy sah Last an und dachte, dass er genau der Typ von Mann war, der eine Frau an das Glück glauben lassen konnte. Er war groß und muskulös, und seine Haut glitzerte vom Bad im Meer. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. „Ich arbeite jetzt an einer Dissertation darüber. Dafür brauche ich noch mehr Beweise, dass es mir gelingt, die Menschen von meinem Können zu überzeugen.“ Sie musste lächeln. „Anscheinend gehören Sie zu den Zweiflern.“

„Ich bin eben von Natur aus nüchtern veranlagt. Ich glaube nicht an etwas, was ich nicht mit dem Lasso einfangen oder reiten kann.“

Poppy nickte. „Ich verstehe. Das geht vielen Menschen so.“

„Aber ich bin jederzeit zu einem Abenteuer bereit“, fügte er herausfordernd grinsend hinzu. „Und genau das biete ich Ihnen, Frau Doktor.“

Sie sah in seine dunklen Augen. „Ich kenne Sie doch gar nicht!“

Last lächelte. „Aber Sie spüren doch den Zauber, Esme?“

Poppy bekam eine Gänsehaut. „Kinder, wir müssen aufbrechen. Die Sonne geht unter, und gleich wird es kalt. Auf Wiedersehen, Mr. Jefferson. Viel Glück bei Ihren Abenteuern.“

Sie entkam mit klopfendem Herzen. Oh ja, sie hatte den Zauber tatsächlich gespürt!

Eine Erfahrung, die sie keinesfalls wiederholen wollte.

2. KAPITEL

„Es ist nicht schlimm, eine Hochstaplerin zu sein“, murmelte Poppy vor sich hin, als sie und die Kinder die Treppe zum Parkplatz hochstiegen.

Genauso wenig wie Last Jefferson glaubte sie an echte Magie. Sie vertraute nur ihren eigenen Zirkustricks, die sie in einem sexy Bikini, Paillettenrock und Netzstrümpfen vorführte.

Aber das durften die Kinder nicht wissen. Sie liebten Märchen, glaubten an Prinzessinnen, Luftschlösser und daran, dass man alles bekommen konnte, wenn man es sich nur genug wünschte.

„Vielleicht habe ich ja unrecht“, sagte sie, „aber wenigstens seid ihr fantasievoll und kreativ. Dazu sind Mythen, Märchen und Legenden schließlich da.“

Curtis und Amelia sahen vertrauensvoll zu ihr auf. Poppy gönnte ihnen ihre Kinderfreuden von Herzen.

Dieser dämliche Cowboy! Seinetwegen kam sie nun ins Grübeln. Und Esme hatte er sie genannt! Was für ein blöder Name!

„Ich bin überzeugt, dass Mr. Jefferson uns gerade eben nur ein großes Cowboy-Märchen aufgetischt hat“, sagte sie. „Wahrscheinlich lebt er gar nicht auf einer Ranch. Warum sollte ein echter Cowboy von einem Kliff springen wollen?“

Amelia riss ihre Augen auf. „Vielleicht aus demselben Grund, weshalb jemand auf dem Mond spazieren gehen will?“

Poppy schüttelte den Kopf. „Ich glaube, der Kerl wollte uns nur aufziehen. Vergessen wir ihn einfach.“

„Ich habe noch nie einen echten Cowboy getroffen“, sagte Curtis. „Mr. Last hat bestimmt einen Colt.“

Poppy überquerte die Straße. „Das Leben ist doch kein Wildwestfilm!“

„Aber John Wayne …“

„Hör schon auf“, sagte Amelia ungeduldig. „Keine Diskussionen mehr über das Genie John Wayne, Curtis.“

Poppy blieb an der gegenüberliegenden Straßenecke stehen und sah ihre Nichte und ihren Neffen an. „Vielleicht ist es an der Zeit, dass ihr zwei in die Schule kommt.“

„Warum?“, fragte Curtis.

Amelia schwieg.

„Darum. Ihr lebt manchmal wirklich zu sehr in einer Scheinwelt. Möglicherweise hat der Richter sogar recht.“

„Du hast gesagt, dass er ein alter Esel ist!“, erinnerte sie Curtis.

Poppy seufzte und verwünschte insgeheim ihr loses Mundwerk. „Stimmt. Trotzdem wäre es nicht schlecht, wenn ihr in geordneten Verhältnissen leben würdet.“

„Warum?“, fragte Amelia. „Du hast gesagt, Sicherheit ist nur etwas für Leute, die Angst vor Abenteuern haben. Und dass das Glück nicht für Leute geschaffen ist, die keine Risiken eingehen.“

„Richtig, aber jetzt habe ich eine neue Theorie: Kinder, denen man rechtzeitig den Ernst des Lebens beibringt, springen später nicht von Klippen.“

Die Kinder bekamen große Augen.

Poppy zuckte die Achseln. „Das wäre vielleicht zu bedenken. Und ich muss in erster Linie euer Wohlergehen im Blick haben.“ Sie nahm ihre Hände. „Seht mal, Kinder, ich habe noch keinerlei Erfahrungen als Mutter. Ich weiß nicht, was ich tun muss. Also wäre es doch immerhin denkbar, dass der Richter mit seinen Bedanken nicht vollkommen falschliegt.“ Und so toll war es doch schließlich auch nicht, unter dem Zirkuszelt oder auf der Bühne zu leben, oder?

Vielleicht sollte sie ihr Forschungsprojekt an den Nagel hängen. Sie hatte schließlich schon genug Menschen von ihren Zauberkünsten überzeugt und wusste inzwischen, dass sie die Gabe besaß, sie für eine Weile von ihren Sorgen abzulenken. Das war die einzige Magie, an die sie wirklich glaubte. „Wer weiß, möglicherweise hätte sich auch eure Mutter ein anderes Leben für euch gewünscht.“

„Entschuldigen Sie bitte die Störung. Es ist auch wirklich das allerletzte Mal, ich schwöre es!“, ertönte eine Stimme hinter ihr.

Der Cowboy war ihr und den Kindern gefolgt. Noch immer mit nacktem Oberkörper. Sein Anblick verschlug ihr den Atem. Er war zwar aufdringlich, aber er sah verdammt gut aus.

„Ich muss etwas klarstellen“, sagte Last. „Nur für den Fall, dass Sie sich doch noch entschließen sollten, mein Angebot anzunehmen.“

„Das kommt überhaupt nicht infrage!“

„Ich werde nämlich nicht auf der Ranch sein, zumindest für eine Weile.“

Poppy starrte ihn an.

„Falls ich der Grund dafür bin, dass Sie den Trip nach Texas nicht in Erwägung ziehen, meine ich.“

„Ich glaube kaum, dass der Richter begeistert wäre, wenn wir mit Sack und Pack den Staat verlassen. Außerdem brauchen mich meine Eltern.“

Last nickte. „Verständlich. Aber die Ranch gehört zu einer Stadt, in der sehr liebenswerte Menschen wohnen. Vielleicht ändert das ja Ihre Meinung. Sie heißt Jefferson Ranch in Union Junction, Texas, besser bekannt als Malfunction Junction.“

Die Kinder lächelten. Poppy nicht. „Wie jetzt? Die Ranch, nicht die Stadt, ist also besser unter dem Namen Malfunction Junction bekannt?“

„Der Spitzname bezieht sich auf meine Familie“, sagte Last ruhig. Seine Stimme jagte Poppy einen Schauer über den Rücken. „Das ist der Fluch unserer Existenz. Wir sind eine Sippe, in der viel passiert und wenig funktioniert, auch wenn wir das nicht gern zugeben.“

Er ist offenbar ein bisschen verrückt und ein Draufgänger, dachte sie. Auf jeden Fall war er ein Mensch, den sie in ihrem Leben nicht gebrauchen konnte. „Wir sind spät dran“, erklärte sie dem Cowboy. „Ich sage nicht Auf Wiedersehen, denn ich hoffe, dass wir uns nicht noch einmal begegnen.“

Er wirkte verletzt.

Sie schüttelte den Kopf, drehte sich um und ging weiter. Die Kinder blickten Last hinterher.

„Er sieht traurig aus“, stellte Amelia fest. „Armer Cowboy!“

Poppy seufzte.

„Warum kannst du ihn nicht leiden, Tante Poppy?“, fragte Curtis.

„Ich bin nur vorsichtig!“ Und zwar vor Draufgängern, die eine Frau zu Dummheiten verleiten konnten … Bett geschichten.

Last war ein sehr attraktiver Mann. Es brauchte keine Magie, um ihn noch begehrenswerter zu machen, als er ohnehin schon war.

„Malfunction Junction klingt lustig“, sagte Amelia.

„Wir können nicht noch einen weiteren Zirkus in unserem Leben gebrauchen“, sagte Poppy bestimmt. „Und genau danach klingt das.“ Nach einer Weile fragte sie leise: „Folgt er uns immer noch?“

„Nein“, sagte Curtis. „Er hat sich umgedreht und ist weggegangen.“

„Vorher hat er uns noch zugewinkt“, sagte Amelia. „Du hast doch gesagt, dass wir nicht mit Fremden reden sollen!“

„Genau“, sagte Poppy. „Und jetzt versteht ihr bestimmt auch, warum.“

Die Kinder schwiegen.

„Na ja“, sagte Curtis schließlich. „Wenigstens habe ich endlich einen richtigen John Wayne getroffen.“

„Das wissen wir doch gar nicht“, erklärte Poppy. „Er hat weder einen Cowboyhut noch Stiefel getragen.“

„Ein echter Cowboy braucht keinen Hut zu tragen“, erwiderte Curtis.

„Als der Löwenbändiger dir angeboten hat, dich zu heiraten, hast du gesagt, er sei zu wild“, sagte Amelia. „Als der Zirkusdirektor gefragt hat, hast du gesagt, dass sein Hut so verdächtig groß ist und du nicht wüsstest, was sich darunter verbirgt. Der Cowboy hat uns nur seine Ranch angeboten, und er wird noch nicht einmal dort sein. Das bedeutet doch, dass wir ihm trauen können, oder?“

„Ich habe keine Ahnung“, sagte Poppy bestimmt. „Und ich habe euch viel zu lieb, um das herauszufinden.“

„Magst du eigentlich überhaupt irgendeinen Mann, Tante Poppy?“, fragte Curtis.

„Ja, ich mag dich. Und jetzt lasst uns den Cowboy vergessen, Kinder, und uns auf die heutige Vorstellung konzentrieren.“

Poppy verstand, warum Last Amelia und Curtis nicht aus dem Kopf ging. Er war ein Abenteurer, mutig und trotzdem verletzlich – für zwei kleine Kinder mit Sehnsucht nach einem Märchenhelden ein sehr anziehender Typ.

Für sie selbst leider auch.

Last Jefferson wusste, wann er die Waffen strecken musste. Nein bedeutete nein.

Schade. Die Kinder waren wirklich liebenswert. Pfeifend machte er sich auf den Rückweg und überlegte kurz, einen weiteren Versuch mit dem Drachenflieger zu starten.

Er konnte aber auch zu der Zirkusvorstellung gehen, von der die Kinder gesprochen hatten. Schließlich war es sein gutes Recht, eine Eintrittskarte zu kaufen. Poppy musste ja nichts davon erfahren. Er hätte nichts dagegen, sich diesen magischen Hokuspokus einmal anzusehen.

Auf der anderen Seite jedoch fragte er sich, warum ihn das überhaupt interessierte. Immerhin hatte er sich schon einmal gewaltigen Ärger eingebrockt, als er eine Flasche mit angeblichem Zaubertrank leerte.

Eine schlechte Erfahrung reichte. Er brauchte keine Frau in seinem Leben, ganz egal, wie anziehend sie war. Und auch für seine Tochter wäre eine weitere Bezugsperson zu viel des Guten; ihre neue Familie mit Crockett und Valentine war für sie schon Herausforderung genug.

Er sollte mit seinem Verstand denken und nicht seinem Herzen folgen – und schon gar nicht seiner Libido. Obwohl der Gedanke äußerst verlockend war, Esmes kühles, schnippisches „Mr. Jefferson“ in ein keuchendes, dankbares „Oh Mr. Jefferson“ umzuwandeln.

Doch diese Fantasie konnte er sich nicht leisten.

„Noch ein Versuch?“, fragte der Drachenflieger-Verleiher.

„Besser nicht“, sagte Last. „Trotzdem, danke für das Angebot.“

Er zog sich an und ging zu seinem Truck zurück.

Zwei Wochen die Scenic Route in Nordkalifornien entlangzufahren und anschließend zum Bungee Jumping nach Afrika zu reisen schien ihm bei seiner Abreise eine ausgezeichnete Idee zu sein. Der Trip war die ideale Gelegenheit gewesen, seinem Bruder und dessen neuer Frau etwas Familienzeit zu gönnen.

Niemand wusste, wie sehr der Gedanke an die neue kleine Familie Last zu schaffen machte, auch wenn er Crockett liebte. Am liebsten wäre er Annettes einziger Vater geblieben, auch wenn ihm bewusst war, dass das unmöglich war. Unglücklich verzog er das Gesicht. Nach einigen Meilen sah er plötzlich ein riesiges, leuchtend rotes Zelt. Das musste Esmes Zirkus sein!

Er fühlte sich wie magisch davon angezogen.

So parkte er seinen Truck und kaufte eine Eintrittskarte. Verstohlen betrat er das große Zelt und stellte fest, dass sich sein Sitzplatz hoch oben befand, außer Sichtweite von Poppy und den Kindern. Daneben saß ein harmlos wirkender älterer Herr, was Last nur recht war.

Auf dem Kontrollabschnitt seines Tickets sah er, dass er noch eine Stunde warten musste. Gelangweilt begann er einzudösen.

„Die heißeste Magierin unseres Planeten!“, vernahm Last plötzlich den Ruf des Ansagers und setzte sich aufrecht hin. „Poppy Peabody!“

Lasts Kinnlade klappte herunter. Sie ritt auf einem weißen Pony in die Arena. In ihrem Bikini-Kostüm und der paillettenbesetzten Kopfbedeckung sah sie einfach atemberaubend sexy aus!

Kein Wunder, dass der Richter Mühe hatte, in Poppy die geeignete Bezugsperson für die Kinder zu sehen. Last musste unwillkürlich lächeln. Auch der Mann neben ihm hatte anscheinend fast einen Herzinfarkt.

Last wurde geradezu erregt. Er musste zugeben, dass Esme ihn stärker anzog als jede andere Frau zuvor in seinem Leben – sie allein war den Eintrittspreis schon wert.

Er sah zwei Flickflack-schlagende Kinder und erkannte in ihnen Amelia und Curtis. Auf einer kleinen Bühne stieg Curtis in eine Kiste. Esme klappte den Deckel zu und begann zu sägen.

Last bekam Herzklopfen. Der Richter hatte recht gehabt. Die Kinder waren jung, beeinflussbar und vermutlich leicht zu ängstigen.

Erregt beugte er sich vor, obwohl er tief in seinem Innern wusste, dass Esme ihnen niemals wehtun würde. Die drei hatten den Trick vermutlich schon einige Hundert Male vorgeführt. Trotzdem war er erleichtert, als Curtis unverletzt wieder auftauchte.

Doch dann wurde Amelia mithilfe eines Flaschenzugs wie mit Zauberflügeln zur Decke gehoben.

Last blieb fast das Herz stehen.

Esme erschien in der Mitte der Bühne und befahl Amelia zu fliegen.

Und sie flog, fast bis zu Lasts Sitz. Vielleicht hatte sie ihn erkannt! Es hatte fast so ausgesehen, als wären ihre Blicke sich begegnet.

Danach rief Esme zum Entsetzen des Publikums „Verschwinde!“, und Amelia verschwand!

Last verrenkte seinen Hals, um nach ihr Ausschau zu halten, doch sie war fort. Einfach so!

Er wurde wütend.

Poppy Peabody hatte einen Magie-Gläubigen aus ihm gemacht. Sein Kragen war schweißdurchnässt.

Kurz darauf entdeckte Last Curtis und Amelia neben ihrer Tante, und es ging ihm schlagartig besser. Das Publikum applaudierte begeistert. Gleichzeitig ärgerte er sich, dass er auf die billigen Tricks einer Frau in einem spektakulären Kostüm hereingefallen war. Wütend stapfte er die Treppe herunter. Er war entschlossen, von hier zu verschwinden und sofort weiterzufahren.

Doch ein Mann mit einem sehr großen Hut hielt ihn an.

„Sind Sie der Cowboy?“, fragte er.

„Ich glaube, schon.“

„Sie müssen mitkommen.“

„Warum?“

„Poppy möchte Sie sprechen“, beharrte der Mann im Zirkusdirektor-Kostüm.

„Poppy?“ Die heißeste Magierin des Planeten – oder Kaliforniens – hatte nach ihm gefragt? Last blinzelte. „In Ordnung, Fremder. Gehen Sie nur voraus. Ich folge Ihnen.“

Er fand sich schließlich in einer Garderobe wieder, wo er Esme in Gegenwart ihrer Schützlinge, des Löwenbändigers, eines Mannes im Gorillakostüm und des Zirkusdirektors vorfand.

„Mr. Jefferson!“, riefen Curtis und Amelia.

„Siehst du, ich habe ihn wirklich erkannt, Tante Poppy“, sagte Amelia.

Last verschränkte die Arme vor der Brust. „Hübsche Vorstellung“, sagte er, wobei er eigentlich eher an das Kostüm dachte. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, näher darauf einzugehen. Die Atmosphäre in dem Raum war viel zu Testosteron-geschwängert.

„Danke.“ Poppy drehte sich zu ihren Freunden um. „Ich möchte euch allen für eure Heiratsanträge danken. Aber ich habe mich für diesen Mann hier entschieden. Er will mich mit auf seine Ranch nehmen.“

Last stand wie angewurzelt da und wagte nicht einmal zu blinzeln. Was hatte Poppy da gerade eben gesagt? Er konnte sie unmöglich heiraten! Schließlich führte er ein mindestens genauso unstetes Leben wie sie. Zusammen wären sie ein Pulverfass!

Der Zirkusdirektor nickte. „Kommen Sie mit“, sagte er zu Last.

„Ich ziehe es vor, hier stehen zu bleiben“, antwortete Last.

Der Herr schien etwas dagegen zu haben.

Last zuckte daher mit der Schulter und folgte ihm. „Schicke Klamotten“, sagte er.

Der Direktor warf ihm einen warnenden Blick zu. „Sie sollten sich besser benehmen!“

Curtis und Amelia sahen Last so flehentlich an, dass er gehorchte.

„Willkommen in unserer Familie“, sagte der Zirkusdirektor und öffnete einen Vorhang zum Inneren des Zirkus.

Das Treiben dort war viel geschäftiger und bunter als jedes bisher erlebte Rodeo. „Wow! Das ist ja Wahnsinn!“

Der Zirkusdirektor nickte. „Sie wollen also unsere Poppy nach Texas entführen?“

„Nun …“

Amelia und Curtis nickten verzweifelt.

„Der Richter saß genau neben Ihnen, Mr. Last“, erklärte Curtis. „Er war ganz schön sauer.“

Offensichtlich war jetzt Lasts Einsatz als Retter in der Not gefragt. Erstaunlicherweise machte ihm das nichts aus. „Richtig“, beantwortete er die Frage des Direktors. „Ich werde Esme – ich meine Poppy – und die Kinder mit nach Texas nehmen.“

Mit einer theatralischen Geste stellte der Zirkusdirektor Last den Leuten im Zirkus vor. „Das hier ist Poppys künftiger Ehemann“, verkündete er.

Alles applaudierte.

Last spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Eigentlich hatte er nur ein Haus auf der Ranch angeboten, keinen Ring!

Mason waren schon die Sicherungen durchgebrannt, als die schwangere Valentine damals aufgetaucht war. Wenn Last nun mit einer ganzen Familie im Schlepptau ankäme, würde Mason ihn umbringen!

„Das Ganze ist mir wirklich sehr peinlich“, erklärte Poppy, als alle drei schließlich in seinem Truck saßen. „Tut mir leid!“

Last schwieg gereizt.

„Last?“

„Ohne Bühnen-Make-up gefallen Sie mir besser“, sagte er. „Aber das Kostüm finde ich klasse!“

Esme blinzelte.

Last richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße.

„Sie können uns einfach bei der Ranch absetzen“, sagte Poppy. Sie fühlte sich ganz elend bei dem Gedanken daran, wie sie ihn ausgenutzt hatte. Aber der Richter war unnachgiebig gewesen. Sie hatte keine andere Wahl gehabt. „Ich erwarte übrigens nicht wirklich, dass Sie mich heiraten.“

„Das will ich auch hoffen“, sagte Last. „Ich werde nämlich niemals heiraten.“

„Geht mir genauso. Aber die Situation im Zirkus vorhin ließ mir keine andere Wahl. Der Richter war stinksauer, und wir mussten uns etwas ausdenken. Ihre Anwesenheit war unsere Rettung.“

Last seufzte. „Inwiefern?“

„Die Zirkusleute haben dem Richter erzählt, dass wir nach unserer Hochzeitsreise auf Ihre Ranch nach Texas ziehen würden.“

„Ich verstehe. Ist er darauf hereingefallen?“

Sie zuckte die Achseln. „Zumindest hat er uns noch etwas Zeit gegeben. Wir müssen in spätestens einem Monat zurückkehren, damit er sich vom Wohlergehen der Kinder überzeugen kann. Erst dann überträgt er mir das endgültige Sorgerecht.“

Esme und ihre Kinder taten Last leid. Ein Sorgerechtsstreit war eine schwierige Angelegenheit – das wusste er aus eigener Erfahrung. Er würde daher auch nicht versprechen, dass alles gut gehen würde, denn das war möglicherweise nicht der Fall.

„Die Ranch wird Ihnen bestimmt gefallen“, sagte er. „Die Menschen in der Gegend sind wirklich sehr liebenswert. Sie würden dort gut hinpassen. Die Kinder können zur Schule gehen und …“

Von hinten ertönten Jubelschreie.

Esme drehte sich zu den Kindern um. „Was ist denn mit euch los?“

„Schule macht bestimmt großen Spaß!“, sagte Amelia.

„Genau“, bekräftigte Curtis. „Außerdem will ich ein Cowboy werden, wie Mr. Last!“

Last seufzte. „Ich werde noch eine Menge Ärger mit eurer Tante kriegen.“ Er runzelte die Stirn und sagte: „Jetzt, wo Sie nicht mehr beim Zirkus arbeiten, kann ich Sie doch Esme statt Poppy nennen.“

Sie blinzelte. „Ich habe mich nie an den Namen Esmeralda gewöhnen können. Deswegen wurde ich in der Schule gehänselt, und als der Zirkusdirektor mich Poppy Peabody taufte, war ich wirklich erleichtert.“

„Das kenne ich“, sagte Last. „Stellen Sie sich vor, Sie heißen Last. Und das als letzter in einer Reihe von Brüdern. Schon allein die Spitznamen! Ich habe einen Haufen Kinder verprügelt, als ich klein war.“

„Ich nicht“, antwortete Esme. „Ich habe sie einfach ignoriert. ‚Esmeralda smells‘ habe ich am häufigsten zu hören gekriegt.“

„Ist das gemein! Dabei riechen Sie sehr gut.“

Poppy sah Last misstrauisch an. „Danke. Aber wann waren Sie mir eigentlich nahe genug, um das beurteilen zu können?“

„Ich kann es eben.“ Er nickte. „Frauen riechen nach allem Möglichen, und ich liebe sie alle.“

Sie starrte ihn ungläubig an.

„Entschuldigung.“ Es sah allerdings nicht so aus, als täte ihm seine Äußerung leid. „So bin ich eben.“

Poppy betrachtete den allzu sehr zu Scherzen aufgelegten Cowboy aus schmalen Augen. „Ich habe das Gefühl, dass Sie auf der Ranch bisher nicht richtig ausgelastet waren“, sagte sie. „Sie sind viel zu entspannt.“

„Die meiste Arbeit hatte Mason“, gab Last gut gelaunt zu. „Ich war immer der Kleine mit der rosaroten Brille. Meine Brüder hatten alle ihre Probleme. Tex zum Beispiel ist früher bei jeder Kleinigkeit ausgerastet.“

„Wie unangenehm.“

„Das war es wirklich. Er drehte durch, wenn die Dinge nicht so liefen, wie er sich das vorstellte. Aber jeder Mensch hat seine Macken. Wahrscheinlich sogar Sie.“

Poppy sah aus dem Fenster.

„Sie können sich mir anvertrauen, wenn Sie wollen. Ich höre zu.“

Sie warf einen Blick über die Schulter. Amelia und Curtis waren mit aneinandergelehnten Köpfen eingeschlafen.

„Ich wollte mich niemals binden“, sagte sie ruhig. „Anders als alle anderen Mädchen habe ich nie vom Traumprinzen geträumt. Ich war lieber bei meinen Großeltern und schaute ihnen Tricks beim Kartenspiel ab. Fingerfertigkeit. Ich habe sogar Bauchreden gelernt.“

„Toll“, sagte Last. „Eine Frau, die noch mehr Freiräume braucht als ich. Es kommt mir so vor, als sähe ich mein Spiegelbild, nur noch Furcht einflößender, denn Sie sind unglaublich sexy.“

„Wirklich?“

Er nickte. „Und ob. Deshalb werde ich auch weiterreisen, sobald ich Sie auf der Ranch abgesetzt habe. Mir ist schon einmal eine leidenschaftliche Nacht zum Verhängnis geworden. Ich habe nicht vor, diese Erfahrung zu wiederholen.“

„Haben Sie sie geliebt?“

„Valentine und ich können uns kaum noch an unsere gemeinsame Nacht erinnern“, gab Last zu. „Aber die Folgen waren katastrophal, von dem Kater einmal ganz abgesehen. Trotzdem, meine kleine Tochter ist ein richtiger Schatz. Sie wird die Männer um den kleinen Finger wickeln, wenn sie erst einmal groß ist. Gott sei Dank sieht sie wie ihre Mutter aus, nur mit dunkleren Haaren und Augen.“

Er sah sie an. „So ähnlich wie Sie.“

Poppy lief ein Schauer über den Rücken, als würde sie gerade Opfer eines perfekt ausgeführten Zaubertricks.

„Natürlich würde ich nur zu gern mit Ihnen schlafen“, gab er zu, und seine Augen mit funkelten verschmitzt. „Aber ich kann es mir einfach nicht leisten, den gleichen Fehler noch einmal zu machen.“

„Sind Sie wirklich ein solcher Feigling?“

„Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass ich allen Junggesellenklischees entspreche“, sagte er augenzwinkernd. „Der ultimative unzähmbare Bad Boy. Aber ich bin überzeugt, dass es Ihnen gefallen würde. Ein unvergessliches Erlebnis für uns beide.“

Der Schauer verwandelte sich in ein warnendes Zittern. In ihrer Lage war es ausgeschlossen, sich verführen zu lassen. Auch nicht von einem solchen Meister der Verführung wie diesem Cowboy, der zweifellos nicht mit seinen Fähigkeiten übertrieb. „Vielleicht hätte ich doch den Löwenbändiger heiraten sollen“, murmelte sie.

„Warum haben Sie es nicht getan?“

„Es hat mir das Angebot aus Freundschaft gemacht. Das wollte ich nicht, nicht einmal den Kindern zuliebe. Es wäre ihm gegenüber nicht fair gewesen.“

„Und der Zirkusdirektor? Er macht doch einen sehr väterlichen Eindruck.“

Sie nickte. „Er ist wirklich fürsorglich. Aber es wäre keine gute Idee gewesen, beim Zirkus zu bleiben. Der Richter wäre ausgeflippt. Es wurde Zeit für mich zu gehen.“

„Und schon kam mein Einsatz!“, sagte Last und bog vom Highway in eine Seitenstraße. „Ich würde gern noch ein letztes Mal am Strand entlangfahren, bevor wir in geordnete Verhältnisse zurückkehren.“ Er seufzte schwer. „Ich muss Sie warnen, unsere Familie ist ziemlich abergläubisch. Wenn ich auch nur für eine Sekunde fürchten muss, dass Sie den Familienfluch über mich bringen, werde ich Sie ohne mit der Wimper zu zucken in die Stadt zu den Friseurinnen von Union Junction umquartieren. Die Frauen würden Ihnen gefallen“, sagte er. „Sie würden Ihre Kinder mit Liebe ersticken. Und die Kinder wären näher an der Schule.“

„Von welchem Fluch reden Sie?“, fragte Poppy. „So etwas ist doch Unsinn.“

„Gut, dass Sie so denken“, sagte Last befriedigt. „Unser Familienfluch hat mit der Liebe zu tun und traf bisher jeden meiner Brüder. Immer wenn einer von ihnen seiner wahren Liebe begegnete, wurde er verletzt.“

„Das ist ja total verrückt!“, antwortete Poppy. „In was bin ich da nur hineingeraten?“ Sie warf einen Blick auf die schlafenden Kinder.

„Es wird bestimmt alles gut gehen“, sagte Last. Er sah durch die Windschutzscheibe. „Was zum Teufel ist das da vorne neben der Straße?“

„Ein Hund vielleicht?“ Poppy sah genauer hin. „Nein, ein Seelöwe!“

„Unsinn“, sagte Last. „Seelöwen sind viel zu dick, um so weit zu kommen.“ Sie waren nah genug am Meer, um die Wellen zu erkennen, doch für einen Seelöwen war die Straße Lasts Meinung nach viel zu weit entfernt. Er bremste. „Ich werde einmal nachsehen!“

Poppy beobachtete besorgt, wie Last auf das Tier zuging. Zu ihrer Überraschung griff er nach dem Seelöwen und versuchte, ihn zum Meer zurückzubewegen. Es sah ganz so aus, als hätte er damit Erfolg, aber plötzlich setzte sich das Tier zur Wehr. Flossen und Arme flogen.

Besorgt drückte Poppy auf die Hupe, und der Seelöwe erschrak und zog sich schwerfällig in Richtung Meer zurück.

Last blieb einen Moment liegen, bevor er sich aufraffte und zum Fahrersitz zurückschleppte. „Genau wie beim Rodeo“, sagte er. „Ich werde immer abgeworfen.“

„Ist alles in Ordnung?“, fragte Poppy. „Das sah ja richtig gefährlich aus!“

„Es geht mir gut. Himmel, das war ja viel schwieriger, als einen Bullen in den Pferch zu treiben. Das Biest hat mich fast umgebracht!“

„Es war ja auch ein Bulle!“, antwortete Poppy. „Einen junger Seelöwenbulle, der gestrandet und verwirrt war!“

„Und verdammt undankbar!“ Last untersuchte sein zerrissenes Hemd. „Er hielt wohl nicht viel von meinem Rettungsversuch.“

„Es sah ja auch nicht danach aus, als wollten Sie ihn retten. Der Seelöwe wollte Sie töten! Was haben Sie sich nur dabei gedacht, ein wildes Tier anzufassen?“

Er stöhnte. „Ich fasse ständig alle möglichen wilden Tiere an, und einige davon wiegen mehrere Tonnen und haben eindrucksvolle Hörner und scharfe Hufe. Ich hatte ja keine Ahnung, dass das hier schwieriger sein würde, als einen wilden Stier zu bezwingen. Das Tier sah aus wie ein Haufen mitleiderregender Speck.“

„Sie riechen nach Seelöwe“, sagte Poppy. „Seien Sie froh, dass Sie noch am Leben sind!“

„Ich bin verletzt“, jammerte Last. „Vielleicht brauche ich einen Arzt.“

„Rutschen Sie rüber. Ich fahre Sie ins Krankenhaus.“ Poppy schob Last zur Seite und schüttelte den Kopf. „Hoffentlich zählt das hier nicht.“

Er sah sie schmerzverzerrt an. „Wie bitte?“

„Na, das könnte doch der Familienfluch gewesen sein.“

Last setzte sich auf und starrte Poppy an. „Oh nein“, sagte er wütend. „Oh nein, nein, nein! Sie können nicht die Richtige sein!“

3. KAPITEL

Last hatte ja gleich gewusst, dass diese Frau und ihre Kinder ihm nichts als Ärger einbringen würden. Ihm graute vor der Konfrontation mit Mason, der ihm seit seiner ungewollten Vaterschaft ohnehin ständig vorwarf, kein Kondom benutzt zu haben. Wenn er jetzt zwei weitere Kinder mit nach Hause brachte, würde das die Stimmung zwischen ihnen nicht gerade verbessern.

Starr vor Schmerz starrte er Poppy an. Es konnte einfach nicht sein!

„Unsinn. Mir geht es gut.“ Mühsam richtete er sich auf. „Ich brauche nur ein Aspirin, dann bin ich wieder so gut wie neugeboren. Aber ich möchte, dass Sie das Steuer übernehmen.“

„Wie bitte?“

Last holte mühsam Luft. Der Seelöwe hatte ihm einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Er hatte sich durch sein harmloses Äußeres täuschen lassen. Das Tier war genauso wild gewesen wie die Rinder auf der Ranch, ja, sogar wie Mason. Vielleicht hatte es ihm sogar eine Rippe gebrochen.

„Sie fahren“, wiederholte Last und ging zur Beifahrerseite. „Sie haben die Ehre, als erste Frau am Steuer meines Trucks zu sitzen.“

Poppy schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall. Ich will weder etwas mit Ihnen noch mit dem Truck zu tun haben!“

„Jetzt ist aber Schluss. Sie nehmen jetzt Ihren hübschen kleinen Po von meinem Platz, damit ich mich endlich hinsetzen kann!“

„Also sind Sie doch verletzt!“

„Bin ich nicht“, sagte er mit zusammengepressten Zähnen.

„Sind Sie doch!“

„Das kann ich besser beurteilen!“ Vor seinen Augen sah Last Sterne von der Größe des Halleyschen Kometen. Erschöpft ließ er sich in den frei gewordenen Sitz fallen. „Nun fahren Sie doch endlich!“

Poppy räusperte sich. „Last?“

„Ja?“

„Ich muss vorher bei meinen Eltern vorbeifahren. Außerdem sind unsere Koffer noch nicht gepackt. Und ich würde wahnsinnig gern mein Kostüm loswerden.“

Die Galaxie drohte ihn zu überwältigen. „Tun Sie, was Sie tun müssen“, stöhnte er. „Aber bitte erzählen Sie niemanden von meinem Zusammenstoß mit dem Seelöwen.“

„Versprochen, das bleibt unser Geheimnis!“ Poppy startete den Motor und fuhr in Richtung Highway zurück. „Soll ich nicht doch noch beim Krankenhaus vorbeifahren?“

„Ich bin nicht verletzt, verdammt! Wahrscheinlich habe ich mich nur beim Drachenfliegen verspannt.“

Sie lachte wissend, was Last sehr irritierte. „Aber sicher doch!“

Last hielt die Augen während der Fahrt geschlossen und stellte fest, dass Esme eine ausgezeichnete Fahrerin war. Na schön, sie durfte die ganze Strecke zur Ranch fahren. Zu Hause würde er bestimmt auch etwas für seine Brust finden. Schließlich war er bei Rodeos schon stärker verletzt worden und hatte es trotzdem immer zurück zur Ranch geschafft. Das würde ihm auch diesmal gelingen.

Allerdings war da noch das Problem mit Mason. Die Konfrontation mit seinem Bruder würde bestimmt so schmerzhaft werden, dass es ihn in die nächste Galaxie katapultieren würde. Mühsam öffnete er ein Auge und beobachtete Esme beim Fahren. Sie war unglaublich hübsch! So exotisch. Und ein richtiger Familienmensch. Last wusste solche Frauen zu schätzen. Dass sie ein bisschen hochmütig war, verlieh ihr nur noch mehr Reiz.

Sein Blick glitt von ihrem Oberkörper zu ihren Hüften. Zu gern hätte er ihre nackte Taille berührt. Schade, dass Esme überhaupt nicht zu ihm passte.

Auch Valentine hatte nicht zu ihm gepasst, obwohl sie die Mutter seiner Tochter war. Esme konnte einfach nicht die Richtige für ihn sein! Mit den zwei Kindern und ihrem unsteten Lebenswandel war sie das Schlimmste, was einem Mann passieren konnte, wenn er sich nicht vorsah.

„Warum starren Sie mich so an?“, fragte Esme. „Mit dem einen Auge sehen Sie aus wie Popeye!“

„Sie meinen wohl, wie ein Pirat“, protestierte Last.

„Eines Ihrer Augen ist geschwollen. Popeye passt besser. Sie haben bestimmt eine Gehirnerschütterung.“

„Niemals! Sie kränken mich.“ Murmelte sie wirklich gerade „So ein Spinner!“ vor sich hin, oder hatte er sich verhört? Großzügig sah Last darüber hinweg. „Warum glaubt der Richter eigentlich, dass Ihre Eltern die Kinder besser aufziehen können als Sie?“, fragte er.

Esme seufzte. „Meine Eltern können den Kleinen eine ordentliche Schule und ein festes Zuhause bieten, alles, was Kinder eben so brauchen. Darin hat er auch recht. Aber er sieht nicht, dass meine Eltern nicht mehr allein klarkommen. Ich kümmere mich schon eine ganze Weile um sie. Sie haben den Schicksalsschlag nicht verkraftet, ihre Tochter, also meine Schwester, zu verlieren.“

Last musste an seinen Vater denken. Maverick war niemals über den Verlust seiner Frau hinweggekommen. Auch wenn Last darunter litt, dass er seine Kinder verlassen hatte, war er doch dankbar dafür, dass sein Vater von der Ranch verschwunden war, bevor er an seiner Trauer zerbrach. Last sah ihn noch immer vor sich, eine gebeugte Gestalt, nur ein Schatten seiner selbst. Er schüttelte den Kopf. „Die Ranch ist ein wundervoller Ort. Sie machen bestimmt das Richtige.“

„Bestimmt. Danke übrigens, dass Sie uns mitnehmen“, sagte Esme.

Last stöhnte und versuchte den Gedanken an Mason zu verdrängen. „Bitte sprechen Sie nicht darüber.“ Er musste an die Kinder auf der Rückbank denken. „Ich finde es ohnehin fragwürdig, dass die Kinder bei Ihrer Nummer mitgewirkt haben“, gab er zu bedenken.

Esme sah ihn herausfordernd an. „Was ist daran verkehrt?“

„Keine Ahnung. Es hat mir Angst gemacht, als Sie Curtis durchgesägt haben.“

Esme bremste und sah ihn an. „Sind Sie wirklich sicher, dass alles mit Ihnen in Ordnung ist?“

„Klar“, entgegnete er. „Aber auch Amelias Auftritt gefiel mir nicht. Das war doch viel zu hoch für ein kleines Mädchen. Sie hätte abstürzen können.“

„Dafür gibt es Sicherheitsnetze.“

„Das ist mir schon klar. Ich fand es trotzdem beängstigend.“

Esme blinzelte. „Sie hören sich schon an wie der Richter.“

Last hob die Hand. „Bloß nicht. Die Zirkusnummer hat mir eben zu schaffen gemacht.“

„Vielleicht glauben Sie ja doch an Zauberei“, mutmaßte Esme.

„Unsinn!“

„Und worin liegt der Unterschied zwischen meiner Nummer und Ihrem Aberglauben?“

„Der Fluch ist eine Tatsache“, beharrte er, „und Sie arbeiten bloß mit optischen Illusionen.“

Esme lachte schallend und hielt vor einem kleinen Bungalow. „Wir sind da“, sagte sie. „Soll ich Ihnen aus dem Truck helfen?“

„Nicht nötig.“ Gekränkt kroch Last vom Beifahrersitz.

„Kommen Sie rein“, sagte Esme und stützte ihn. „Meine Eltern machen Ihnen gleich eine Tasse Tee.“

Im Haus roch es nach Zimt, genauso wie in Valentines Backstube. Plötzlich hatte Last Sehnsucht nach seinem Zuhause und seiner kleinen Tochter. Was hatte ihn bloß hierher verschlagen?

„Hallo!“, begrüßte ihn eine liebenswert wirkende ältere Frau. „Sind Sie verletzt?“

„Kann schon sein, Ma’am. Aber Ihre Tochter hatte damit ganz bestimmt nichts zu tun!“

Sie lächelte. „Das kann ich mir auch gar nicht vorstellen. Kommen Sie rein. Sie können sich neben Chester legen.“

Chester war ein großer gelber Hund, der auf dem Sofa schlief. Ihm gegenüber saß ein älterer Herr in einem Lehnstuhl und streckte Last zum Gruß seine Hand hin.

„Ignorieren Sie Chester doch einfach“, sagte er. „Er ist ganz harmlos.“

Last wäre es im Moment sogar egal gewesen, wenn ein Schwein auf dem Sofa gelegen hätte. Er ließ sich darauf sinken und lehnte den Kopf zurück.

„Wo hast du den Mann denn aufgegabelt, meine Liebe?“, fragte die Mutter die Tochter. „Hat er etwa voreilig die Rolle des Löwenbändigers übernommen?“

„Nicht ganz“, antwortete Esme. „Ich hole eben die Kinder aus dem Truck und bringe sie ins Bett. Wir werden wohl hier übernachten müssen, Mom.“

Last wurde vom Schlaf überwältigt. Widerstand war zwecklos. Er war in einen Höllen-Zirkus geraten, und das ganz ohne Sicherheitsnetz.

Ratlos blickte Esme auf Last hinunter. Was sollte sie bloß mit ihm anfangen? Ihre Eltern waren schlafen gegangen, und auch die Kinder lagen im Bett. Chester war inzwischen vor dem um sich schlagenden Cowboy geflüchtet und hatte ihm das Sofa überlassen.

Esme verschränkte die Arme vor der Brust. Warum hatte Last sich eigentlich so sehr gegen ihren Vorschlag gewehrt, zum Arzt zu gehen? Er brauchte bestimmt einen.

Sie bückte sich und streichelte seine Stirn. „Das kommt davon, wenn man die ganze Welt retten will, du Idiot!“

Last rührte sich nicht.

Esme betrachtete sein Gesicht und war froh, dass er sie jetzt nicht mit seinen Blicken verunsichern konnte. „Vielleicht sucht dich ja die Polizei“, sagte sie und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. „Was dich noch gefährlicher für mich machen würde als ohnehin schon.“

Eine Hand packte ihr Handgelenk. „Stimmt nicht“, widersprach Last. „Ich bin ein gesetzestreuer, anständiger Mann, und du solltest mir dankbar sein.“

Erschrocken merkte sie, dass Last sie zu sich aufs Sofa zog.

„Mal sehen, wer hier gefährlich für wen ist.“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie zärtlich.

Fasziniert überließ sie sich seinen erfahrenen Lippen.

Er ließ seine Hände zu ihrem Po wandern und zog sie eng an sich. „Jetzt steht fest, dass du gefährlich für mich bist“, sagte er. „Kein Zweifel.“

„Du bist ja noch schlimmer, als ich dachte“, entgegnete sie und erwiderte seine Küsse. Jede Frau sollte so geküsst werden, mindestens einmal die Woche! Es war die reinste Magie.

„Deine Küsse sind besser als Aspirin.“ Last drehte sie herum, sodass sie unter ihm lag. „Jetzt geht es mir schon viel besser.“

Auch Esme fühlte sich lebendiger als je zuvor. Sie umarmte ihn zärtlich und spürte sein Verlangen. Sie fand es aufregend, dass dieser Mann sie begehrte.

„Wir passen nicht zusammen“, erinnerte er sie.

„Ich weiß.“

„Aber es gefällt mir.“

„Mir auch.“ Sie konnte es kaum erwarten, ihn auszuziehen und seinen ganzen Körper zu erkunden.

„Eigentlich sollte ich meine Lektion inzwischen gelernt haben.“

„Pah“, sagte Poppy. „Ich höre dir gar nicht zu.“

„Dein Problem.“ Er schob eine Hand unter ihr Oberteil und liebkoste ihren Bauch. „Ich finde deine Aufsässigkeit irritierend. Und irgendwie stimulierend.“

„Ich finde deine Großspurigkeit nervtötend. Und irgendwie anziehend.“

„Sind wir nicht ein tolles Paar?“ Langsam erkundete seine Hand ihren Rücken.

Poppy stöhnte vor Vergnügen auf – doch dann setzte ihr gesunder Menschenverstand ein. „Genau genommen weiß ich gar nicht, ob du überhaupt der Mann bist, für den du dich ausgibst. Ich sollte besser doch bei meinen Eltern bleiben.“

„Vielleicht“, stimmte Last zu. „Aber dieses Haus ist zu klein für zwei heranwachsende Kinder. Deine Eltern scheinen sicher auch nicht gerade wild darauf zu sein, zwei Enkelkinder und eine Tochter aufzunehmen, die schon lange das Nest verlassen haben sollte.“ Er schnalzte mit der Zunge. „Du würdest ihnen zur Last fallen.“

„Quatsch! Ich trage zum Lebensunterhalt meiner Eltern bei. Ich bin keine Last für sie.“

„Du bist ja so verantwortungsbewusst.“ Last küsste ihren Hals und streichelte sie zärtlich. „Aber das musst du dem Richter erst noch beweisen.“

„Jetzt kommt dein Part.“

„Und was kriege ich als Belohnung?“

„Nichts“, sagte sie. „Du bist doch ein Held. Der Erretter kleiner, gestrandeter Lebewesen.“

Last zog sich an sie, und sie spürte erneut sein Verlangen. „Ich nehme dich nur wegen deiner Kinder mit. Ich mochte Kinder schon immer.“

„Du hast doch selbst eines.“

„Ja“, sagte er leise, „aber meine Tochter kam unerwartet. Für dich und deine Kinder habe ich mich bewusst entschieden.“

Ihr Atem stockte. „Warum?“

„Ich stehe eben auf kleine, gestrandete Lebewesen“, sagte er und knabberte an ihren Lippen. „Sie sind so süß und hilflos.“

„Ich bin nicht hilflos. Nur unter ganz besonderen Umständen.“

„Aber du brauchst mich doch.“

„Du bist ein Chauvi.“ Sie stand auf. „Aber du küsst gut. Ich könnte mich beinahe in dich verlieben.“

Er lachte leise. „Nur beinahe?“

Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Genau. Du bist mir nämlich zu eingebildet. Aber morgen früh werde ich darüber hinwegsehen, dass du ein opportunistischer Macho bist, und dich nach Hause fahren.“

„Wirklich?“ Er betrachtete sie verlangend.

„In deinem Zustand kannst du jedenfalls nicht allein nach Texas fahren. Wo wir gerade über deinen Zustand sprechen: Ich glaube, dass du deine Leidenschaft nur als Vorwand benutzt, um dich von deinen Schmerzen abzulenken. Du kannst mir nichts vormachen.“

„Du willst mir also einen Gefallen erweisen?“

„Ganz richtig“, sagte sie steif.

„Okay, Ma’am.“

Er setzte seinen Cowboyhut auf und grinste frech.

Seine selbstgefällige Art ging ihr allmählich auf die Nerven. Genau wie seine erotische Anziehungskraft. Wütend marschierte Poppy aus dem Zimmer. In ihrem Inneren tobte ein einziges Chaos. Sie wusste gar nicht, wo sie anfangen sollte, sich über ihre Gefühle im Klaren zu werden.

Doch eines wusste sie genau: dass sie zuerst an die Kinder denken musste, nicht an ihr Herz. Curtis und Amelia befanden sich in einer schwierigen Situation. Wenn Poppy den Richter nicht davon überzeugen konnte, dass sie in der Lage war, für die beiden zu sorgen, würde er sie zu ihren Eltern schicken, die schon alt und den Kids nicht mehr gewachsen waren. Was würde aus den Kindern werden, wenn ihren Eltern etwas zustieße?

Außerdem hatte sie kein Interesse an einem Mann, der keinen Wunsch nach einer eigenen Familie verspürte. Lasts Familienbeziehungen waren ohnehin schon kompliziert genug, und er hatte offensichtlich Angst davor, weitere Bindungen einzugehen.

Poppy konnte seine Gefühle sogar verstehen. Vor dem Tod ihrer Schwester Beryl hatte sie ebenfalls nur an sich gedacht, was ihr inzwischen total egozentrisch vorkam. Sie bereute, nicht häufiger für ihre Schwester da gewesen zu sein, als sie noch am Leben war. Aber nachdem Beryls Mann sie verlassen hatte, hatte Poppy den Eindruck gehabt, dass es ihrer Schwester besser ging. Beryls Mann war unfähig gewesen, bei einem Job zu bleiben und ein geregeltes Familienleben zu führen. Die Kinder hatten furchtbare Szenen zwischen ihren Eltern erleben müssen. Gott sei Dank hatte sich ihr Vater in den letzten drei Jahren nicht mehr blicken lassen.

Poppy schüttelte den Kopf. Amelia und Curtis waren wundervolle Kinder. Sie verdienten es, an erster Stelle zu stehen. Sie sollten so aufwachsen, wie Beryl es sich für sie gewünscht hätte. Ihnen zuliebe würde Poppy ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen.

Außerdem hatte Last selbst gesagt, dass sie und er nicht zusammenpassten.

Sie würde mit ihm zu der Ranch fahren, die er Malfunction Junction nannte, und dann feststellen, ob sie und die Kinder dort leben konnten.

Falls ja, würde sie sich als Lehrerin an einer der Schulen in der Umgebung bewerben, was ihre Position nur verbessern würde.

Es würde keine Küsse mehr geben.

Sie hätte Last ohnehin niemals küssen dürfen.

Er war ein Einzelgänger, wenn auch ein sehr anziehender, wessen er sich zweifellos bewusst war. Ein Junggeselle durch und durch. Soll er doch!, dachte sie verächtlich. Sie kroch unter die Decke und streckte sich wohlig aus.

„Entschulde bitte.“

Esme stieß einen leisen Schreckensschrei aus.

Last stand in der Tür.

„Was willst du?“, fragte sie und zog die Bettdecke bis zum Kinn.

Er grinste. „Du bist ganz schön zimperlich!“

Sie hob hochmütig den Kopf. „Na und?“

„Ich wollte nur noch einmal klarstellen, dass ich dich auf keinen Fall heiraten werde.“

Poppy sprang aus dem Bett und zog sich einen Morgenmantel über.

„Das Zirkuskostüm hat mir besser gefallen.“

„Körperlich bist du offenbar doch nicht so verletzt, wie ich dachte. Aber du leidest eindeutig unter einem krankhaft aufgeblasenen Ego“, sagte sie. „Du hast mir doch schon längst mitgeteilt, dass du nichts von der Ehe hältst. Nichts könnte mir gleichgültiger sein!“

Er nickte, plötzlich ernst geworden. Seine Augen waren dunkel. „Ich hätte dich nicht küssen sollen“, sagte er. „Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen und dir zu versprechen, dass das nicht wieder vorkommen wird.“

Na toll. Der Mann hatte offensichtlich ein noch schlechteres Gewissen als sie – und noch dazu die Willensstärke, sich dementsprechend zu verhalten. „Gut“, sagte sie. „Das bricht mir nicht gerade das Herz. Aber trotzdem danke für deine Rücksichtnahme.“

Er nickte und ging aus der Tür.

„Idiot!“, murmelte sie.

„Das habe ich gehört“, sagte er und streckte den Kopf wieder herein. „Weiß deine Mutter eigentlich, dass du so unflätige Ausdrücke benutzt?“

Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu und ging ins Bett zurück. Last küsste traumhaft. Aber er war definitiv nicht der richtige Mann für ihre kleine Familie.

„So ein Vollidiot!“, murmelte sie ins Kissen. Diesmal hatte Last sie wenigstens nicht gehört.

4. KAPITEL

Vier Tage später ging es Last besser. Er hatte einige Tage im Truck mit zwei Kindern und einer sehr schweigsamen Frau überstanden. Seine körperlichen Schmerzen waren fast verschwunden, doch er hatte deutliche und irritierende Nebenwirkungen verspürt: seelische Schmerzen.

Esmes Schweigen machte ihm mehr zu schaffen, als ihm lieb war.

Er hätte gern einmal wieder ihr Lachen gehört, aber fern von ihrer natürlichen Umgebung – und allein mit ihm – war ihr offenbar nicht zum Lachen zumute.

Autor

Kathie De Nosky
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