Das heiße Herz der Irin

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"Ich lehre dich den Umgang mit dem Schwert, wenn du mir dafür deine Gesellschaft schenkst!" Soll Brianna auf den Vorschlag des Spaniers Arturo eingehen? Seine Blicke versprechen mehr als Freundschaft: heiße Umarmungen in kalten Nächten …


  • Erscheinungstag 28.07.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783745753219
  • Seitenanzahl 74
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Irland, 1192

K alter Wind fegte über Éireann hinweg und zwang Brianna MacEgan ins Innere ihrer Rundhütte. Das Feuer war ausgegangen, doch ein neues zu entfachen hatte sie sich noch nicht entschließen können. Zu sehr entsprach die Kälte im Raum der Kälte in ihrem Herzen, auch wenn sie immer noch in der Erwartung lebte, dass Murtagh jeden Moment hereingestürmt kam und sich einen Kuss stahl.

Aber Murtagh würde nicht mehr kommen. Er war bei einem Überfall getötet worden. Von einem Lochlannach – Krieger aus Gall Tír.

In ihren Albträumen sah sie Murtaghs schreckensstarres Gesicht, als der Speer ihm das Leben nahm, hörte den entsetzten Schrei, der sich ihren Lippen entrang, als sie zu ihm gelaufen war, ungeachtet der Gefahr. Nie würde sie die kalten Augen des Wikingers vergessen, der Murtagh umgebracht und ihre Welt im Bruchteil eines Moments in Trümmer gelegt hatte.

Mit Murtagh war auch ein Teil von ihr gestorben. Schlimmer noch, sie hatte kein Kind empfangen in ihrer Ehe. Es gab keinen Sohn mit Murtaghs Augen, keine Tochter mit seinem Lächeln. Die Leere in ihr, die Sehnsucht nach einem Kind, war quälend, aber dass ein anderer Mann an seine Stelle trat, konnte sie sich nicht vorstellen.

Die Wände schienen näher zu kommen und sie zu erdrücken, genau wie der Kummer. Ihr Vater hatte gewollt, dass sie nach Rionallís zurückkehrte, wo sie aufgewachsen war, doch sie sah sich nicht in der Lage, Laochre zu verlassen. Der schönste Teil ihres Lebens hatte sich hier abgespielt, in diesem Haus. Wenn sie sich darin aufhielt, spürte sie Murtaghs Gegenwart, seinen Geist. Sie wusste, dass es Zeit wurde, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, aber sie war noch nicht bereit dazu.

Es klopfte an der Tür, und gleich darauf stürmte ihre Cousine Rhiannon in den Raum. Das lange braune Haar fiel ihr offen den Rücken hinunter bis auf die Hüften, doch ein Teil davon war zu einem Zopf geflochten und wie ein Kranz um ihren Kopf gewunden. „Ich suche dich schon überall. Die Späher haben einen Trupp Reiter gesichtet, die sich der Burg nähern. Einer von ihnen ist Liam … und er hat eine Frau bei sich.“

„Er kommt vom Kreuzzug zurück?“ Brianna stand auf und rieb sich die eiskalten Arme. Ihr Cousin war ins Heilige Land aufgebrochen, obwohl sein Vater es verboten hatte. Als der davon erfahren hatte, war er außer sich gewesen. Dennoch hatte er seinem Sohn erlaubt, bei den Kreuzrittern zu bleiben, vorausgesetzt, Liam stellte sich in den Dienst von König Richard Löwenherz. „Was denkst du, warum bringt er eine Frau mit?“

Rhiannon hob die Schultern. „Womöglich will er sie heiraten. Sie haben Fuhrwerke dabei und fremde Reiter.“ Ihre Stimme klang aufgeregt bei der Aussicht auf Besucher. „Vielleicht ist einer unter ihnen, der gut aussieht, und ich finde endlich einen Mann.“

Der scherzhafte Ton konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rhiannon einen inbrünstigen Wunsch aussprach. Ihr Vater erachtete keinen Bewerber für gut genug, wenn es um seine Tochter ging. Er schäumte vor Wut, wenn die jungen Männer ihres Clans sie nur ansahen, und inzwischen getraute sich keiner mehr, ihr den Hof zu machen.

„Und wenn tatsächlich einer dabei ist, der dir gefällt?“

Rhiannon lächelte verschwörerisch. „Dann sage ich meinem Vater nichts davon, darauf kannst du Gift nehmen.“ Sie rieb sich die Schultern gegen die Kälte. „Komm, lass uns Liam begrüßen.“

„Geh ruhig vor“, drängte Brianna sanft. „Ich komme dann nach.“ Wenn Liam tatsächlich heiratete, würden tagelange Festlichkeiten veranstaltet werden. Schon die Vorstellung, fröhlich zu feiern, rief ein sonderbares Gefühl in ihr hervor. Wie bei etwas Fremdem, Unvertrautem. Etwas längst Vergessenem.

Ihre Cousine machte ein vorwurfsvolles Gesicht. „Seit Wochen vergräbst du dich in deiner Hütte. Ich weiß genau, wenn ich jetzt gehe, kommst du nicht nach.“

„Es tut mir leid.“ Brianna meinte es ernst, doch das Gefühl der Verlassenheit war so allumfassend, dass es sie regelrecht lähmte. „Der Tag heute … war schwierig für mich.“

„Ich warte draußen auf dich“, warnte Rhiannon. „Und du willst sicher nicht, dass deine beste Freundin erfriert, oder?“

Unter dem neckenden Ton klang echte Sorge durch. Rhiannon versuchte ihr zu helfen, sie von ihrem Kummer abzulenken. Brianna griff nach dem Umhang ihres Mannes und legte ihn sich um die Schultern. Er war ihr viel zu groß, aber wenigstens konnte sie sich in etwas hineinschmiegen, das Murtagh gehört hatte. „In Ordnung, ich begleite dich.“ Als sie die Tür hinter sich zuzog, fiel ihr Blick auf den Speer, der an der Wand lehnte. Die geschärfte Spitze schimmerte im Winterlicht, jederzeit bereit, sich ins Fleisch eines Gegners zu bohren, und wieder war Brianna zerrissen zwischen dem Wunsch, die Waffe zu zerstören, die Murtagh das Leben gekostet hatte, und ihrem Verlangen nach Rache.

Er hatte fünfzehn Jahre davon geträumt: zu fremden Küsten zu segeln und seinen Fuß auf unbekanntes Land zu setzen. Arturo de Manzano warf einen flüchtigen Blick zurück auf das Schiff, das ihn von Spanien hierher gebracht hatte, dann trieb er sein Pferd an. Seit er denken konnte, wollte er Abenteuer erleben, und er würde jeden einzelnen Moment seines Aufenthaltes auf dieser fremden Insel genießen, selbst wenn es, wie jetzt, eisig kalt war und zu regnen begann.

Er ritt hinter seiner Schwester Adriana und ihrem zukünftigen Gatten Liam MacEgan her. MacEgan behauptete, ein irischer Prinz zu sein, doch Arturo würde seine Erlaubnis zu der Heirat nicht geben, ehe er sich nicht vergewissert hatte, dass der Mann tatsächlich von Adel war. Sie hatten das gleiche Alter, doch Liam wirkte um Jahre älter. Er sprach nicht über die Schrecken des Kreuzzugs, genauso wenig wie Adriana. Beide schienen erleichtert, dass sie sich in befriedeten Landstrichen aufhielten, weit fort von den feindlichen Sarazenen.

Am Liegeplatz des Schiffes brachten die Knechte die Truhen mit der Aussteuer seiner Schwester an Land. Adriana wich nicht von Liams Seite. Sie hatte den Blick fest auf ihren Verlobten gerichtet, so, als zöge sie Kraft aus seiner Nähe. Vor Schlaflosigkeit waren ihre Augen umschattet, doch was Arturo viel mehr Sorge machte, war, dass ihre Miene keinerlei Freude widerspiegelte. Als Braut hätte sie lächeln und glücklich sein sollen, aufgeregt bei der Aussicht auf den nahenden Hochzeitstag. Aber Adriana wirkte bedrückt.

Eine Minute später lenkte Arturo sein Pferd an ihre andere Seite. „Du siehst müde aus.“

„Es war eine lange Reise“, erwiderte sie. „Ich bin froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Genau wie Liam.“

Liam verzog das Gesicht und atmete tief durch. „Wäre mir vorher gesagt worden, wie viele Monate ich auf See verbringen würde, hätte ich mich dem Kreuzzug wahrscheinlich nicht angeschlossen.“ Er griff nach Adrianas Hand. „Aber dann wäre ich dir nicht begegnet.“

Sie brachte ein Lächeln zuwege, doch Arturo spürte die Leere darin. Er musterte seine Schwester besorgt. Der Kreuzzug hatte sie verändert. Düstere Erinnerungen quälten sie, das konnte er förmlich sehen, auch wenn sie es nicht zugab. Auf seine diesbezüglichen Fragen zuckte sie mit den Schultern, behauptete, sie habe viel Schreckliches erlebt. Aber Arturo vermutete, dass mehr dahintersteckte. „Du hättest Spanien nie verlassen dürfen.“

„Die Königin brauchte eine Kammerfrau, die sie beschützen konnte“, erwiderte Adriana. „Es war eine Ehre, dass sie mich dafür wählte.“ Sie warf Arturo einen Seitenblick zu. „Und meine Brüder taten gut daran, mich in den Fertigkeiten des Kampfes zu unterweisen.“

„Ein Schlachtfeld ist kein Ort für eine Frau“, beharrte Arturo.

„Deshalb sind wir zurückgekehrt.“ Adriana schoss ihm einen warnenden Blick zu. Sie wollte das Thema beenden.

„Adriana hat mehr Mut als alle Frauen, die ich kenne“, sagte Liam zärtlich. Mit einem schiefen Lächeln setzte er hinzu: „Sie wird ihn brauchen, wenn sie die Begegnung mit meiner Familie überleben will.“

Arturo war sich nicht sicher, was MacEgan damit sagen wollte. „Wissen deine Leute, dass du heiraten willst?“

Liam schüttelte den Kopf. „Es soll eine Überraschung werden.“

Adriana maß ihren Zukünftigen mit einem skeptischen Blick. „Und wenn dein Vater während deiner Abwesenheit schon eine Frau für dich ausgesucht hat?“

Liam drückte ihr die Hand. „Du bist die Frau, die ich heiraten will. Und ich habe keinerlei Zweifel, dass sie dich in ihr Herz schließen werden.“

Adriana versuchte zu lächeln, doch in ihren dunklen Augen lauerte Angst. Arturo ließ sein Pferd zurückfallen und beobachtete, wie das Paar auf die Burg zuritt. Adriana hatte stets zu ihm gestanden, die Gier und die Treulosigkeit all der potenziellen Bräute, die ihre Mutter ihm präsentiert hatte, aufgedeckt. Und ihm dann Cristina vorgestellt, seine langjährige Frau, die vor drei Sommern gestorben war.

Die Einsamkeit machte ihm zu schaffen. Dass er auf Reisen ging, hatte nicht nur den Grund, Orte und Menschen kennenzulernen, deren Kultur sich von seiner unterschied. Wenn er unterwegs war, spürte er die Leere in seinem Leben nicht, seine Sehnsucht nach der Umarmung eines Kindes und der Gesellschaft einer Frau. Es war Zeit, dass er eine neue Gefährtin fand, vielleicht hier in Irland.

Er sah die Liebe in Adrianas Augen, wenn sie Liam anblickte, trotz ihrer Angst. Die beiden würden glücklich werden miteinander, sobald seine Schwester sich in ihrer neuen Heimat eingewöhnt hatte. Er beneidete sie.

Sie näherten sich Laochre, und erst jetzt fiel Arturo auf, wie kalt es war im Vergleich zu Spanien. Er war an den Anblick sonnengegerbter Hochebenen gewöhnt, dieses Land dagegen hatte die grünsten Hügel, die man sich vorstellen konnte. Die weitläufige Festungsanlage vor ihnen war von einer hohen Mauer umgeben und an Größe und Pracht der Burg seines Vaters vollkommen gleichrangig. Es würde eine Ehe zwischen Ebenbürtigen sein. Die Erkenntnis beruhigte Arturo. Er zügelte sein Pferd und winkte einen der Knechte herbei.

„Don Arturo?“ Der Diener verbeugte sich.

„Schick Nachricht an den Vizconde de Manzano, dass er und meine Mutter die Reise antreten sollen.“ Er hatte sichergehen wollen, dass MacEgans Angaben der Wahrheit entsprachen, ehe die Eltern sich auf den Weg machten. Sie durften bei der Hochzeit ihrer Tochter natürlich nicht fehlen, und Adriana würde froh sein über ihre Anwesenheit.

Der Bedienstete eilte davon, und Arturo stieß dem Pferd die Absätze in die Flanken, um seine Schwester und ihren Verlobten einzuholen. Die beiden ritten durch das Tor in den Burghof, und sofort versammelte sich eine Traube Menschen um sie.

Adriana erbleichte angstvoll, und Arturo beeilte sich, an ihre Seite zu kommen. „Nicht ohnmächtig werden, Adriana“, sagte er leise auf Spanisch.

„Es sind so viele“, erwiderte sie. „Und sie reden über mich.“

Sí. Wahrscheinlich, weil sie bezaubert sind von deinem Anblick.“

„Lass mich nicht allein“, flehte sie inständig. Liam sprach in einer fremden Mundart mit den Leuten und murmelte zwischendurch Übersetzungen für sie in normannischer Sprache.

„Werde ich dich festhalten müssen, damit du nicht versuchst zu fliehen?“, fragte Arturo scherzend. Seine Schwester fühlte sich verloren unter all den Fremden, das konnte er sehen. Er lächelte ihr aufmunternd zu und blieb bei ihr. Während Liam von seinen Freunden und seiner Familie begrüßt und umarmt wurde, bekam Adrianas Lächeln etwas Starres, Angespanntes.

Arturo ließ seinen Blick über die Menge schweifen, unterzog jeden der Anwesenden einer sorgfältigen Musterung, bis seine Aufmerksamkeit von einer einzelnen, abseits stehenden Frau angezogen wurde. Sie trug ein schmuckloses lehmfarbenes Gewand und einen dunkleren Umhang, der ihr Haar verbarg. Aber selbst der unförmige Überwurf konnte ihre zerbrechliche Schönheit nicht verbergen. Als sie zu Liam hinsah, entdeckte Arturo einen zuneigungsvollen Ausdruck, der über ihre Züge huschte, der indes umgehend wieder von tiefem Kummer abgelöst wurde.

Irgendetwas ließ die Frau anscheinend zögern, Liam zu begrüßen. Doch dann trat ein junges Mädchen zu ihr, nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich zu den Neuankömmlingen. Die Frau mit dem Umhang begrüßte Liam ruhig in Gälisch, hatte es jedoch eilig, wieder von den anderen wegzukommen.

Arturo ließ sich aus dem Sattel gleiten und übergab sein Pferd dem Stallmeister. Als er anschließend zu Liam trat, fragte er: „Wer war diese Frau?“

„Eine Cousine von mir“, erwiderte der Ire. „Sie heißt Brianna. Und sie ist verheiratet, mein Freund“, setzte er warnend hinzu.

„Verwitwet.“ Das Mädchen, das Liam in normannischer Sprache korrigiert hatte, umarmte ihn und fügte hinzu: „Briannas Mann wurde getötet, als du fort warst.“

Das erklärte den Kummer. Arturo wusste aus eigener Erfahrung, was es hieß, die Tage hinter sich zu bringen, die sich einsam vor einem erstreckten, und so zu tun, als existiere der Schmerz nicht. Selbst jetzt noch, nach drei Jahren, gab es Momente, in denen er gern mit Cristina gesprochen und ihr schönes Lachen gehört hätte. Er konnte Liams Cousine gut verstehen.

Die Menschenansammlung teilte sich, als der König und die Königin sich näherten. Mit Tränen der Freude in den Augen eilte Königin Isabel auf ihren Sohn zu und umfasste seine Wangen mit beiden Händen. „Dank allen Heiligen, du bist unversehrt zurück.“ Sie umarmte ihn fest und schalt ihn: „Weißt du eigentlich, wie sehr ich in Sorge war um dich? Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass dir nichts zugestoßen ist.“

„Du erdrückst ihn, Isabel.“ Der König zog sie sanft von Liam fort. Dann umarmte auch er seinen Sohn, ehe er sich zu Adriana umwandte. „Ich bin Patrick MacEgan, der König von Laochre.“

Adriana knickste, und Liam nahm ihre Hand. „Vater, dies ist Adriana de Manzano, die Frau, die ich heiraten werde. Und dies ist ihr Bruder Arturo de Manzano.“

Bei der Erwähnung der Hochzeit breitete sich ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht der Königin aus, und sie zog die Braut ihres Sohnes in ihre Arme. „Ich heiße dich willkommen, meine Tochter.“ Dann begann sie in einer solchen Geschwindigkeit auf Adriana einzureden, dass Arturo sich fragte, ob seine Schwester überhaupt ein Wort verstand. Als Isabel vorschlug, Adriana zu ihren Gemächern zu bringen, wusste Arturo sie in guter Obhut.

Es war offenkundig, dass der König seinen Sohn erst einmal unter vier Augen sprechen wollte, daher bot Arturo an, das Abladen der Truhen zu beaufsichtigen. Als er die Fuhrwerke in den Innenhof dirigierte, entdeckte er dort die Frau mit dem Umhang.

Sie hielt auch jetzt Abstand zu den anderen, und als der Nieselregen in Schnee überging, zog sie den Umhang fester um sich. Auf einmal hob sie den Blick und sah, dass er sie beobachtete. Sie straffte sich und kam auf ihn zu, sprach ihn auf Irisch an und wechselte ins Normannische, als er den Kopf schüttelte.

„Warum starrt Ihr mich an?“

Ihre direkte Art überrumpelte ihn. „Was glaubt Ihr, warum ein Mann eine Frau anstarrt?“, gab er schroffer zurück als beabsichtigt.

Sie reckte das Kinn und sah ihm furchtlos in die Augen. „Sucht Euch eine andere Frau für Eure Aufmerksamkeiten. Ich bin die Falsche für Euch.“

Ein Windstoß fuhr ihr unter die Kapuze und wehte sie ihr vom Kopf. Ihr Haar war beinahe so schwarz wie seins und hob sich auffällig von ihrer hellen Haut und ihren grünen Augen ab. Ihr Aussehen war fremdartig und auf eine Weise schön, wie er es noch nie gesehen hatte.

„Uns verbindet mehr, als Ihr ahnt.“ Arturo zog ihr die Kapuze wieder über das Haar, das bereits bestäubt war von Schnee. Er meinte ihren Verlust, doch sie blieb reglos, bis er seine Hand weggenommen hatte.

„Richtet Eure Blicke auf jemand anders“, murmelte sie müde. Er hörte die Trauer in ihren Worten. Wenn sie ihren Gatten verloren hatte, konnte ihr das Interesse eines Mannes nur unerwünscht sein.

„Ich weiß um Euren Schmerz“, sagte er sanft. „Der Kummer hört nie auf. Aber mit der Zeit wird er milder.“

Er machte eine knappe Verbeugung in ihre Richtung und ging davon. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sie ihm hinterhersah.

Brianna brannten die Wangen, als Rhiannon zu ihr trat. „Warum hast du dem Spanier gesagt, dass ich Witwe bin?“, fragte sie vorwurfsvoll.

Verwirrt riss Rhiannon die Augen auf. „Aber du bist doch Witwe! Was ist los? Hat er dich belästigt?“

Brianna schwieg. Nein, er hatte sie nicht belästigt. Aber sein unverhohlenes Interesse an ihr brachte etwas in ihrer Magengrube zum Flattern. Er überragte Liam, seine Augen waren ebenso dunkel wie sein Haar, und seine Haut hatte die bronzene Tönung, die man bekam, wenn man viel Zeit in der heißen Sonne verbrachte. Sein kräftiger Körperbau war der eines Kriegers.

Die Hitze in ihren Wangen verstärkte sich, als sie sich erinnerte, wie er ihr die Kapuze über das Haar gezogen hatte. Das Interesse in seinen Augen war ihr nicht entgangen, doch es waren seine Worte gewesen, die sie erschüttert hatten.

Ich weiß um deinen Schmerz.

Er wusste darum? Warum sprach er dann mit ihr, als wollte er sie näher kennenlernen?

Ihre Cousine sah beschämt zu Boden, und Brianna erkannte, dass sie übertrieben reagiert hatte. Sie atmete tief durch und entschuldigte sich. „Verzeih meine Gereiztheit. Du hast nichts falsch gemacht.“ Sie nahm Rhiannons Hand und versuchte ein Lächeln. „Er sollte seine Blicke auf dich richten, wenn er eine Frau sucht.“

„Du bist es, die seine Aufmerksamkeit erregt hat“, betonte die Cousine. „Mich nimmt er gar nicht wahr.“

Autor

Michelle Willingham

Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde.
Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat...

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