Die heißen Küsse des Barbaren

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Schottland, 1559: Eigentlich hält Lady Helen alle Highlander für Barbaren - doch bei einem zügellosen Stelldichein mit James McKerrigan wird sie eines Besseren belehrt


  • Erscheinungstag 01.02.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733760168
  • Seitenanzahl 51
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Schottland 1559

Lady Helen! Wo seid Ihr? Ihr wisst, wir finden Euch sowieso …“

Lady Helen Frasier hatte den Saum ihres neuen weißen Brokatkleides mit einer Hand hochgerafft und lief immer schneller den Gartenpfad entlang. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen. Obwohl sie an diesem Tag eher in trübseliger Stimmung war, hatte sie großen Spaß daran, ihren Begleiterinnen zu entwischen. Sie würde alles tun, um nicht von ihnen gefunden zu werden.

Rasch huschte sie durch den schmalen Eingang des Irrgartens, und die hohen Wände der stachligen grünen Hecken umgaben sie schützend. Kein einziger Ton drang mehr zu ihr, weder die Stimmen ihrer Zofen noch das emsige Treiben der Bediensteten, die im Hause ihres Vaters das Festmahl vorbereiteten. Selbst das schwache Rauschen des Meeres jenseits der hohen Mauern des Gutshofes war nicht mehr zu vernehmen.

Sie hörte nur ihren eigenen Atem, wie sie beengt durch ihr steifes, besticktes Mieder nach Luft rang, und das Knirschen ihrer Slipper auf dem Kiesweg. Die dicken grauen Wolken, die am Himmel heraufzogen, kündigten Regen an und verhießen nichts Gutes für das abendliche Tanzfest im Garten ihres Vaters. Sicherlich würden sie seine Pläne zunichtemachen.

Helen war es egal, ob das elende Fest ruiniert wurde, das ganze Haus einstürzte und der Garten unter Wasser stand. Sie wünschte, dieser Abend würde nie stattfinden. Sie wünschte, sie könnte für immer in diesem Irrgarten bleiben.

Nach Atem ringend hielt sie an und presste ihre Hand auf das starre Mieder, dessen Perlenstickerei sich in ihre Handflächen grub. Der Wind war kälter geworden und blies schneidend durch das feine goldfarbene Gewebe der Ärmel über ihre nackten Schultern. Es war das schönste Kleid, das sie je getragen hatte. Normalerweise würde sie in diesem eleganten Gewand ausgelassene Feste feiern. Man hatte es extra aus Frankreich kommen lassen, ebenso wie den Lustgärtner und den Koch, der gerade in der Küche mühevoll die Speisen für das prächtige Bankett zubereitete.

Jetzt hasste sie das neue Kleid und hätte es sich am liebsten vom Leib gerissen.

Tief durchatmend schüttelte sie ihr dichtes kastanienbraunes Haar, das dabei von ihren Schultern glitt. Nun war sie allein; niemand konnte sie finden. In diesem Irrgarten war sie in ihrer eigenen Welt, in der sie nicht sagen oder tun musste, was man ihr befahl und was sie nicht wollte.

In dieser Traumwelt war sie nicht gezwungen, irgendeinen verfluchten McKerrigan zu heiraten.

Helen stützte ihre Hände auf die Knie und beugte sich vor, um gegen den plötzlichen Anflug von Übelkeit anzukämpfen. Der Brokatrock rutschte unter ihren Händen. Sie schloss ihre Augen ganz fest, doch die Erinnerung an das, was vor einigen Tagen geschehen war, wollte sie einfach nicht loslassen.

Noch einmal hörte sie die strenge Stimme ihres Vaters, der ihr verkündete, sie würde den Sohn der McKerrigans heiraten, die Erzfeinde ihrer Familie. Die kalte Panik, die bei diesem Gedanken in ihr hochgekrochen kam, hatte gedroht, sie zu ersticken. Als sie sich geweigert hatte, war das Gesicht ihres Vaters dunkelrot vor Zorn geworden.

„Niemand von uns möchte diese Verbindung, Mädchen!“, hatte er geschrien, als sie in Tränen ausgebrochen war. „Einen McKerrigan zu ehelichen, ist für uns Frasier ein Gräuel. Aber es ist der einzige Weg, unser Überleben zu sichern. Deshalb hör jetzt auf zu jammern!“

Dann hatte ihr Vater sie geohrfeigt und sie wäre beinahe hingefallen.

Solange sie denken konnte, hatte man ihr erzählt, die McKerrigans seien gottlose Barbaren, nichtsnutzige Viehdiebe und Mörder, die seit Jahrzehnten mit den Frasiers verfeindet waren. Dass sie nun einen von ihnen heiraten sollte, war für sie völlig unfassbar.

Alle ihre Mädchenträume von Tanzfesten und Maskenbällen, romantischer Liebe und glanzvoller Pracht erstarben angesichts einer trostlosen Zukunft mit einem groben McKerrigan. Ihr ganzes Leben lang war sie dem Willen ihres herzlosen Vaters ausgesetzt, fühlte sich einsam in ihrem eigenen Heim und von der ganzen Welt im Stich gelassen. Nun würde sie bald im Haus eines McKerrigan einsam sein. Wann durfte sie endlich sie selbst sein, ihr Leben so leben, wie sie es sich vorstellte?

Helen richtete sich wieder auf und schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter. Nun gut – wenn die McKerrigans darauf bestanden, sie in ihre Familie aufzunehmen, würde sie dafür sorgen, dass sie es bereuten. Sie würde die schlimmste Ehegattin der Welt sein. Und sie würde Wege finden, selbst über ihr Leben zu bestimmen, auch wenn sie aus dieser Familie nicht mehr fort konnte.

Ein schwacher Ruf außerhalb des Irrgartens riss sie aus ihren Gedanken. Schlagartig wurde ihr bewusst, wie wenig Zeit sie noch hatte. Mit jeder Minute rückte das Verlobungsfest näher. Wollte sie sich nicht den Zorn ihres Vaters zuziehen, musste sie bald zum Haus zurückkehren.

Aber noch nicht jetzt, oh Gott, bitte noch nicht!

Mit hochgerafften Röcken fing sie wieder an zu rennen. Sie sauste durch das Labyrinth, ohne wirklich zu wissen, wohin sie eigentlich lief. Nur schneller, immer schneller wollte sie werden und für immer verschwinden.

Nach einer weiteren Biegung wurde ihr Schwung jäh gebremst – sie prallte geradewegs gegen einen massiven, starken Körper.

Vor Schreck entfuhr Helen ein leiser Schrei, und sie taumelte rücklings auf den steinigen Boden zu. Dabei rutschten die feinen Samtslipper von ihren Füßen. Halb ohnmächtig versuchte sie, den Sturz aufzuhalten und sich an irgendetwas zu klammern, irgendwo Halt zu finden, griff jedoch immer wieder ins Leere.

Ein starker Arm umfasste sie und fing sie auf, bevor sie endgültig das Gleichgewicht verlor. Immer höher und höher wurde sie gehoben, bis ihr Kopf an einer muskulösen Brust lag.

Der muskulösen Brust eines Mannes. Ihr Herz raste durch die panische Angst, die sie bei ihrem Sturz ergriffen hatte, und jetzt, da sie erkannte, dass sie nicht allein im Irrgarten war, fühlte sie Schwindel in sich aufsteigen. Heftig wehrte sie sich gegen den festen Griff, teilte durch ihre wallenden Röcke Tritte aus, zappelte wild. Mit allen Mitteln versuchte sie sich aus der festen Umarmung zu befreien.

Als sie zu einem Schrei ansetzte, presste der Mann die langen Finger seiner kräftigen Hand auf ihren Mund, während sein anderer Arm ihre Taille weiterhin fest umklammert hielt.

„Kleines Biest!“, zischte er leise in ihr Ohr. Sein warmer Atem streifte ihre Wange und ließ sie erzittern. „Hör auf zu zappeln, und ich lasse dich herunter.“

Sie vernahm den breiten Akzent der schottischen Highlands, heiser und gepresst. Dies war kein Bediensteter ihres Vaters! War er ein Entführer, der auf eine reiche Belohnung hoffte? Ein Mörder und Frauenschänder, denn soviel sie wusste, waren das ja offenbar alle Highlander?

Sie wand sich immer stärker unter seinem eisernen Griff und versuchte, ihm in die Hand zu beißen.

„Go hifrean leat!“, fluchte er. Zum Teufel mit dir! Durch ihre Röcke hindurch konnte sie plötzlich einen Druck spüren, etwas Festes, Großes presste gegen ihren Leib.

A’dhia! Um Himmels willen! Der Schurke wurde durch ihre Rangelei erregt.

Augenblicklich rührte sich Helen nicht mehr. Sie war unfähig zu atmen oder sich zu bewegen und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Auf einmal konnte sie nur noch fühlen.

Der Mann war sehr hoch gewachsen, starke Muskeln durchzogen seine breiten Schultern. Mühelos hielt er sie mit einer Hand hoch über dem Boden, wobei sein gewaltiger Oberkörper sich im Rhythmus seines Atems bewegte. Sie spürte sein Herz ganz nah – es pochte ebenso heftig wie das ihre. Er roch wunderbar nach einer Mischung aus Seife, Leder und Seewasser, was ihre bisherigen Vorurteile vom Geruch eines barbarischen Highlanders Lügen strafte.

Plötzlich wandelte sich ihre Angst, vermischte sich mit ganz neuen, unbekannten Gefühlen. Sie fühlte eine Hitze in sich aufsteigen, denn sie war sich der Nähe seines Körpers voll bewusst, der sich mit jedem Zoll gegen den ihren drängte.

Zart spürte sie seine warmen Lippen auf ihrem Hals und hielt den Atem an. Unter seiner flüchtigen Liebkosung verflog das Gefühl der Einsamkeit, sie fühlte sich geborgen. Viel zu schnell war diese Berührung wieder vorbei, als er seinen Kopf hob.

Wieder meldete sich in Helen eine völlig neue Empfindung: Bittere Enttäuschung.

„Ich werde dir nicht wehtun, Kleines“, hauchte er ganz sanft, als würde er eine schreckhafte Stute beruhigen. „Ich bin für das Bankett hergekommen und habe nur einen ruhigen Ort gesucht, um alleine zu sein.“

Das war also der Grund – er gehörte zum Tross der McKerrigans, auch er war gekommen, um ihrer Erniedrigung beizuwohnen. Ihre Wangen glühten noch stärker – war es nicht schon lächerlich genug, dass er sie dabei ertappt hatte, wie sie wie eine wilde Göre im Irrgarten umherraste?

Durch ein energisches Nicken gab sie ihm zu verstehen, dass er seine Hand von ihrem Mund nehmen sollte, worauf er sie vorsichtig wegzog. Unglaublich sanft ließ er nun seine rauen Finger an ihrem Hals entlangwandern, über die nackte Haut ihres Dekolletées hinab zu ihrer Taille, die er wiederum fest umschloss.

Noch stärker als zuvor durchliefen sie diese schwindelerregenden Schauer. Alles um sie herum drehte sich, sie fühlte sich benommen. Während sie seine Schultern umklammerte, spürte sie die ganze Kraft seiner Muskeln unter ihren Händen.

„Ich wollte auch einen Augenblick allein sein“, flüsterte sie.

Autor

Amanda McCabe
Amanda McCabe schrieb ihren ersten romantischen Roman – ein gewaltiges Epos, in den Hauptrollen ihre Freunde – im Alter von sechzehn Jahren heimlich in den Mathematikstunden.
Seitdem hatte sie mit Algebra nicht mehr viel am Hut, aber ihre Werke waren nominiert für zahlreiche Auszeichnungen unter anderem den RITA Award.
Mit einer...
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