Die Rückkehr des griechischen Tycoons

– oder –

Im Abonnement bestellen
 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Wenn Billie in die Augen ihres kleinen Sohnes schaut, muss sie an Giorgios denken. Der griechische Tycoon, der ihr das Herz brach, als er eine andere heiratete! Schluss, aus, vorbei - bis Giorgios überraschend vor ihrer Tür steht, so überwältigend wie damals. Und geschieden …


  • Erscheinungstag 16.08.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733737559
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Der griechische Milliardär Giorgios Letsos veranstaltete in seinem Stadthaus in London die Party des Jahres. Doch statt sich unter die Gäste zu mischen, beantwortete er seine E-Mails, um vor den Frauen zu fliehen, die ihn verfolgten, seit er seine Scheidung bekanntgegeben hatte.

„Ich habe gehört, dass er sie abserviert hat, weil sie Drogen genommen hat“, sagte eine Frauenstimme vor der Tür der Bibliothek. Ein Hausmädchen hatte ihm einen Drink gebracht und vergessen, diese zu schließen.

„Und ich habe gehört, dass er sie mitten in der Nacht mit Sack und Pack vor der Tür ihres Vaters abgesetzt hat“, sagte eine andere Frau.

Ich habe gehört“, ließ sich eine dritte Frau vernehmen, „dass sie wegen des Ehevertrags keinen Penny bekommen hat.“

Dass die ganzen Gerüchte seine Gäste bei Laune hielten, amüsierte Gio. Als sein Mobiltelefon klingelte, nahm er den Anruf an.

„Mr Letsos? Hier ist Joe Henley von Henley Investigations …“

„Ja?“, meinte Gio geistesabwesend, die Aufmerksamkeit immer noch auf den Laptop gerichtet, weil er glaubte, es würde sich um den üblichen vierteljährlichen Bericht handeln.

„Wir haben sie gefunden … zumindest bin ich mir diesmal zu neunzig Prozent sicher“, fügte der Mann mittleren Alters vorsichtig hinzu, nachdem er sich bereits einmal getäuscht hatte und Gio durch die Stadt gerast war, nur um dann auf eine Fremde zu treffen. „Ich habe ein Foto geschossen und es Ihnen per Mail geschickt. Vielleicht sehen Sie es sich an, bevor wir weitermachen.“

Wir haben sie gefunden … Gio sprang auf und straffte sich, während er erneut sein Postfach öffnete. Seine dunklen Augen funkelten, als er besagte Nachricht fand und auf den Anhang klickte.

Obwohl es sich um kein besonders gutes Foto handelte, erkannte er die zierliche und doch kurvenreiche Gestalt in dem geblümten Regenmantel sofort. Er verspürte ein erregendes Prickeln und zugleich eine tiefe Befriedigung.

„Dafür werde ich Sie großzügig entlohnen“, sagte er leise, während er starr das Foto betrachtete, als könnte es sich jeden Moment in Luft auflösen. So, wie sie es getan hatte. Sie hatte ihre Spuren so gut verwischt, dass er schon geglaubt hatte, er würde sie niemals finden.

„Wo ist sie?“, hakte er nach.

„Ich habe die Adresse, Mr Letsos, aber ich kann Ihnen noch keine Hintergrundinformationen liefern“, erwiderte Joe Henley. „Wenn Sie mir ein paar Tage geben …“

„Ich will nur ihre Adresse“, fiel Gio ihm ungeduldig ins Wort.

Und dann lächelte er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder. Endlich hatte er sie gefunden. Das bedeutete natürlich nicht automatisch, dass er ihr verzeihen würde. Er presste die sinnlichen Lippen auf eine Art und Weise zusammen, die seine leitenden Mitarbeiter hätte zusammenzucken lassen, denn er war ein harter, allseits gefürchteter Geschäftsmann. Aber da war sie, seine Billie, wie immer in geblümten Sachen, das herzförmige, zarte Gesicht von dunkelblonden Locken umgeben, die großen grünen Augen ungewöhnlich ernst.

„Du bist kein guter Gastgeber“, ließ sich im nächsten Moment eine Männerstimme von der Tür her vernehmen. Leandros Conistis, anders als Gio klein und blond, war sein bester Freund aus Schultagen und kam wie er aus einer wohlhabenden, privilegierten griechischen Familie. Auch seine Eltern hatten keine glückliche Ehe geführt und ihn nicht zuletzt deswegen auf ein exklusives Internat in England geschickt.

Gio klappte seinen Laptop zu und betrachtete seinen alten Freund. „Wundert dich das? Meine Partys sind doch immer gut besucht“, fügte er hinzu, wohl wissend, dass sein Reichtum wie ein Magnet auf andere wirkte.

„Ich wusste gar nicht, dass du eine Scheidungsparty gibst.“

„Es ist keine Scheidungsparty. Das wäre geschmacklos.“

„Mir kannst du nichts vormachen“, warnte Leandros ihn.

Gios markante Züge waren ausdruckslos. „Calisto und ich haben uns einvernehmlich scheiden lassen …“

„Und jetzt bist du wieder auf dem Markt, und die Piranhas ziehen ihre Kreise.“

„Ich werde nie wieder heiraten“, verkündete Gio grimmig.

„Nie wieder ist eine lange Zeit …“

„Das meine ich ernst.“

Sein Freund schwieg und versuchte dann, die Atmosphäre mit einem alten Witz aufzulockern. „Wenigstens wusste Calisto, dass Canaletto nicht der Name eines Rennpferds ist!“

Für einen Moment erstarrte Gio, denn der Witz hatte sich schon vor einer ganzen Weile abgenutzt.

„Ich meine …“ Leandros grinste immer noch. „… ich kann dir nicht verdenken, dass du die hast fallen lassen!“

Gio schwieg. Selbst seinem ältesten Freund offenbarte er nicht sein Innerstes. Er hatte Billie gar nicht fallen lassen, sondern sie nur nicht mehr mit in die Öffentlichkeit genommen.

Billie stand in der Garage und sichtete die Kleidungsstücke und den Modeschmuck, die sie in dieser Woche erstanden hatte, um sie in ihrem Secondhandgeschäft zu verkaufen. Auf den ersten Haufen tat sie die Sachen, die nur gewaschen werden mussten, auf den zweiten die, die gereinigt oder auch repariert werden mussten, auf den dritten die, die in die Altkleidersammlung gehörten. Dabei sprach sie ununterbrochen mit ihrem Sohn. „Du bist das süßeste Baby der Welt“, versicherte sie Theo, der lächelnd in seinem Hochstuhl saß, fröhlich strampelte und seinen Vormittagssnack aß.

Seufzend richtete sie sich auf, weil ihr der Rücken wehtat, und dachte erleichtert daran, dass sie nach der Geburt schon einige Pfund verloren hatte. Natürlich nahmen fast alle Frauen während der Schwangerschaft zu, doch sie hatte schon immer sehr auf ihr Gewicht achten müssen und wusste daher, wie schwer es war abzunehmen. Und da sie nur knapp einen Meter sechzig maß und üppige Rundungen hatte, fühlte sie sich schon mit wenigen überflüssigen Pfunden sehr unwohl in ihrer Haut.

„Kaffee?“, rief Dee, ihre Cousine und Mitbewohnerin, im nächsten Moment aus der Hintertür.

„Gern“, erwiderte Billie lächelnd.

Zum Glück hatte sie sich nicht eine Minute einsam gefühlt, seit sie ihre Freundschaft mit Dee wiederentdeckt hatte. Allerdings waren sie sich nur durch einen Zufall begegnet. Sie war im vierten Monat schwanger gewesen, als sie zur Beisetzung ihrer Tante, Dees Mutter, nach Yorkshire fuhr und dort mit Dee ins Gespräch kam. Obwohl diese einige Jahre älter war als sie, waren sie zusammen zur Grundschule gegangen. Dee hatte damals ein blaues Auge und zahlreiche Blutergüsse gehabt und mit ihren Zwillingen im Frauenhaus gewohnt, weil sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen war. Jade und Davis waren inzwischen fünf und gingen in die Vorschule. In der Kleinstadt, in der Billie ein Reihenhaus gekauft hatte, hatten sie alle einen neuen Anfang gemacht.

Und das Leben ist schön, sagte Billie sich energisch, die Kaffeetasse in der Hand, während Dee sich darüber beklagte, dass Jade zu viel Hausaufgaben machen musste. Dieses Leben ist ganz normal und ruhig, überlegte Billie weiter, während im Hintergrund die Waschmaschine lief und die Kinder nebenan saßen und fernsahen. Es hatte zwar keine Höhen, aber auch keine Tiefen.

Niemals würde sie jene Wochen vergessen, in denen sie am absoluten Tiefpunkt angelangt war. Sie war in Depressionen verfallen und hatte keinen Ausweg mehr gewusst. Doch letztendlich hatte es dieser beängstigenden Entwicklung bedurft, damit sie irgendwann Licht am Ende des Tunnels sah und wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken konnte. Strahlend betrachtete sie Theo.

„Es ist nicht gut, ein Baby so zu lieben“, warnte ihre Cousine sie stirnrunzelnd. „Kinder werden groß und gehen irgendwann aus dem Haus. Theo ist wirklich ein süßes Baby, Billie, aber du kannst nicht dein ganzes Leben nach ihm ausrichten. Du brauchst einen Mann …“

„Ich brauche einen Mann wie ein Fisch ein Fahrrad“, konterte Billie, denn ihre einzige richtige Beziehung bisher hatte sie für immer kuriert. „Und das sagt die Richtige.“

Dee, eine große, sehr schlanke Blondine mit grauen Augen, schnitt eine Grimasse. „Ich bin mit dem Thema durch.“

„Genau“, bestätigte Billie.

„Aber ich habe nicht so viele Chancen wie du“, wandte Dee ein. „An deiner Stelle würde ich jeden Abend mit einem anderen Mann ausgehen!“

Theo umfasste Billies Beine und versuchte aufzustehen. Wenn man bedachte, dass er wegen einer Fehlstellung der Hüften monatelang eine Gipsschiene hatte tragen müssen, entwickelte er sich sehr schnell. Flüchtig erinnerte er sie stark an seinen Vater, und das gefiel ihr überhaupt nicht, weil sie nicht an die Vergangenheit und die Fehler, die sie begangen hatte, denken wollte. Sie hatte eine harte Lektion gelernt und sich gezwungen weiterzumachen.

Frustriert betrachtete Dee ihre Cousine. Billie Smith übte eine enorme Anziehungskraft auf Männer aus. Schlank und dennoch mit Kurven an den richtigen Stellen, langen dunkelblonden Locken und einem außergewöhnlich hübschen Gesicht, strahlte Billie die natürliche Wärme und den ebensolchen Sex-Appeal aus, die auf Männer unwiderstehlich wirkten. Sie wurde überall angesprochen – im Supermarkt, auf Parkplätzen oder auf der Straße. Wäre Billie nicht so bescheiden und liebenswert gewesen, wäre sie sicher von Neid zerfressen gewesen, wie Dee glaubte. Um ihre unglückliche längere Affäre mit dem ebenso rücksichtslosen wie egoistischen Mistkerl, der ihr das Herz gebrochen hatte, hätte sie sie allerdings niemals beneidet, wie Dee sich schuldbewusst klarmachte. Genau wie sie hatte Billie einen hohen Preis dafür bezahlt, dass sie sich in den falschen Mann verliebt hatte.

Ein lautes Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken.

„Ich gehe“, verkündete Billie, weil Dee gerade bügelte.

Davis kam aus dem Wohnzimmer gestürmt und fiel dabei fast über Theo, der nun hinter seiner Mutter her krabbelte. „Da draußen steht ein riesiges Auto!“, rief er aufgeregt.

Billie nahm an, dass es sich um einen Lieferwagen handelte. Sie schloss auf und wich dann einen Schritt zurück, verblüfft und in Panik zugleich.

„Du bist wirklich schwer zu finden“, sagte Gio leise.

Sie war wie gelähmt. „Was … machst du hier? Warum hast du mich ausfindig gemacht?“

Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete Gio Billie. Vierundzwanzig Sommersprossen zierten ihre Nase und ihre Wangen – er hatte sie einmal gezählt. Ihre klaren grünen Augen, die zarten Züge und die sinnlichen Lippen sahen noch genauso aus wie damals, wie er erleichtert feststellte. Sie trug ein verwaschenes blaues T-Shirt, unter dem sich ihre vollen Brüste abzeichneten. Zu seinem Leidwesen stellte er fest, dass heißes Verlangen in ihm aufflammte – zum ersten Mal seit langer Zeit.

Dann überwog allerdings seine Erleichterung, weil es viel zu lange her war, seit er das letzte Mal so auf eine Frau reagiert hatte. Er hatte sogar schon gefürchtet, seine Ehe hätte ihn auf seltsame Art und Weise seiner Männlichkeit beraubt. Doch er hatte auch noch nie eine Frau so begehrt wie Billie. Einmal war er sogar für eine Nacht nach New York geflogen, weil er es nicht geschafft hätte, noch eine Woche ohne sie zu überstehen.

Billie war so entsetzt über Gios unerwartetes Auftauchen, dass sie sich nicht von der Stelle rühren konnte. Starr betrachtete sie ihn, den Mann, den sie einmal geliebt und von dem sie geglaubt hatte, sie würde ihn niemals wiedersehen. Ihr Herz begann, schmerzhaft zu pochen. Sie atmete tief ein und zuckte zusammen, als Theo sie in die Wirklichkeit zurückholte, indem er die Finger in ihre Jeans krallte, um sich an ihr hochzuziehen.

„Wer ist da, Billie?“, fragte Dee von der Küchentür her. „Ist etwas?“

„Nein, nichts“, brachte Billie heraus, bevor sie sich abrupt bückte, um Theo hochzuheben. Dabei fiel ihr Blick auf Dees Kinder, die Gio fasziniert betrachteten. „Dee … kannst du die Kinder nehmen?“

Billie musste sich zwingen, ihre Aufmerksamkeit wieder auf Gio zu richten, während Dee ihr Theo abnahm und ihre Kinder in die Küche scheuchte. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, herrschte im Flur eine beklemmende Stille.

„Ich habe dich gefragt, warum du hier bist und warum du mich überhaupt ausfindig gemacht hast“, erinnerte Billie ihren unwillkommenen Besucher.

„Soll diese längst überfällige Begegnung wirklich zwischen Tür und Angel stattfinden?“, erkundigte Gio sich trügerisch sanft. Wie immer bestimmte er, und das verunsicherte und verärgerte sie gleichermaßen.

„Ja, warum nicht?“, flüsterte sie hilflos, während sie sich verzweifelt bemühte, den Blick von ihm abzuwenden. Wie oft hatte sie die Finger durch sein dichtes schwarzes Haar gleiten lassen! Sie hatte ihn geliebt, hatte alles an ihm geliebt, sogar seine Unzulänglichkeiten. „Ich schulde dir gar nichts!“

Gio presste die Lippen zusammen. Und das aus dem Mund einer Frau, die früher alles getan hatte, um ihm zu gefallen. „Du bist unhöflich“, erklärte er eisig.

Krampfhaft umklammerte Billie die Tür. Gio war so kühl, selbst wenn er andere schikanierte, was ihm offenbar im Blut lag. Er hatte es immer viel zu gut gehabt, obwohl ihm das natürlich nie klar gewesen war. Alle schmeichelten ihm und buhlten um seine Anerkennung. Und früher war sie genauso gewesen, wie sie sich traurig eingestehen musste. Sie hatte sich nie gegen ihn behauptet und ihm nie gesagt, wie sie wirklich empfand, weil sie immer viel zu große Angst davor gehabt hatte, ihn zu verlieren. Es war unglaublich naiv von ihr gewesen, nicht zu sehen, dass ein Mann wie Gio sie verlassen würde und nicht umgekehrt.

Geistesabwesend registrierte Billie, dass ihre Nachbarin sie neugierig über den Zaun hinweg betrachtete und vermutlich einiges mithörte. Verlegen trat sie von der Tür zurück. „Komm lieber rein.“

Gio betrat das winzige Wohnzimmer und achtete dabei darauf, nicht auf die Spielsachen zu treten, die überall herumlagen. Schnell schaltete Billie den Fernseher aus, in dem noch ein Zeichentrickfilm lief. Gio war so groß und muskulös, sie hatte ganz vergessen, dass er jeden Raum beherrschte.

„Du sagtest, ich wäre unhöflich“, meinte sie ausdruckslos, während sie die Tür hinter ihnen schloss.

Sie kehrte ihm so lange wie möglich den Rücken zu, um sich so seiner überwältigenden Ausstrahlung zu entziehen. Selbst jetzt verspürte sie wieder jenes erregende Prickeln und jene erwartungsvolle Vorfreude, die sie damals alle Zweifel hatten vergessen lassen. Gio war so attraktiv, dass es wehtat, ihn zu betrachten. Vor ihrem geistigen Auge sah sie seine geraden schwarzen Brauen, die fantastischen dunkelbraunen Augen, die markante Nase, die hohen Wangenknochen, den dunklen Teint und die sinnlichen Lippen, die ihr so viele Sinnesfreuden verschafft hatten.

„Das warst du auch“, bestätigte er.

„Und das zu Recht. Vor zwei Jahren hast du eine andere geheiratet“, erinnerte sie ihn, wütend, weil es sie immer noch schmerzte, die Worte auszusprechen. Sie war nur fürs Bett gut genug gewesen. „Wir haben nichts mehr miteinander zu tun!“

„Ich bin geschieden“, sagte Gio mit einem scharfen Unterton, weil nichts so lief, wie er erwartet hatte. Sie hatte es noch nie gewagt, sein Verhalten infrage zu stellen. Diese neue Billie überraschte ihn.

„Und warum sollte mich das interessieren?“, konterte Billie. „Damals hast du gesagt, deine Heirat würde mich nichts angehen.“

„Aber dann hast du sie als Vorwand benutzt, um mich zu verlassen.“

„Dafür brauchte ich keinen Vorwand!“ Genau wie früher wunderte sie sich über seine egoistische Sichtweise. „In dem Moment, als du geheiratet hast, war es aus zwischen uns. Ich habe auch nie etwas anderes behauptet …“

„Du warst meine Geliebte!“

Das Blut stieg ihr ins Gesicht, als hätte er sie geschlagen. „Für dich vielleicht. Ich war mit dir zusammen, weil ich mich in dich verliebt hatte, nicht wegen des Schmucks, der Klamotten und des schicken Apartments“, erklärte sie, die Hände zu Fäusten geballt.

„Aber es gab keinen Grund für dich zu gehen. Meine Braut hatte nichts dagegen, dass ich eine Geliebte habe“, sagte Gio zunehmend ungeduldiger.

Meine Braut. Selbst diese Worte versetzten ihr immer noch einen Stich. Tränen brannten ihr in die Augen, und Billie hasste sich, aber noch mehr hasste sie ihn. Wie hatte sie sich nur je in ihn verlieben können? Und aus welchem Grund hatte er sie ausfindig gemacht?

„In meiner Welt heiraten Männer nicht eine Frau und gehen weiter mit einer anderen ins Bett“, verkündete Billie, krampfhaft bemüht, ihren Zorn und ihren Schmerz zu unterdrücken. „Und dass du eine geheiratet hast, der es egal war, mit wem du schläfst, deprimiert mich einfach nur.“

„Aber jetzt bin ich frei“, erinnerte Gio sie, während er sich fragte, warum Billie sich so verändert hatte, dass sie gleich mit ihm zu streiten begonnen hatte.

„Ich möchte nicht unhöflich sein, aber geh jetzt bitte“, sagte sie mit bebender Stimme.

„Du hörst mir gar nicht zu. Was, zum Teufel, ist bloß los mit dir?“, hakte er nach.

„Es interessiert mich nicht. Wir haben uns vor langer Zeit getrennt!“

„Das haben wir nicht. Du bist einfach gegangen – verschwunden“, entgegnete er vorwurfsvoll.

„Gio … Du hast mir gesagt, ich müsste mir über einiges klar werden, nachdem du verkündet hattest, dass du heiratest. Und genau das habe ich getan“, erwiderte sie scharf. „Und das bedeutet, dass ich kein Wort mehr von dir hören will.“

„So kenne ich dich ja gar nicht.“

„Kein Wunder. Es ist zwei Jahre her, dass wir zusammen waren, und ich habe mich verändert“, verkündete sie stolz.

„Vielleicht könntest du mir in die Augen sehen, wenn du mit mir redest“, sagte Gio scharf.

Billie errötete wieder. Als sie sich umdrehte, begegnete sie dem Blick seiner dunklen Augen, die von ebensolchen Wimpern gesäumt waren. Als sie das erste Mal in diese Augen sah, war Gio krank gewesen und hatte hohes Fieber gehabt. Mühsam schluckte sie. „Ich bin nicht mehr dieselbe …“

„Das glaube ich nicht, moli mou.“ Ruhig erwiderte Gio ihren Blick und kostete das erotische Knistern aus. Nichts hatte sich verändert, zumindest nicht was die Chemie zwischen ihnen betraf. „Ich will dich zurück.“

Vor Schreck stockte ihr der Atem, doch dann wurde ihr klar, dass seine Worte einen Sinn ergaben. Seine Ehe war sehr schnell vorüber gewesen, und Billie wusste, dass Gio Veränderungen in seinem Privatleben hasste. Sich mit seiner ehemaligen Geliebten zu versöhnen erschien ihm deshalb offenbar die beste und bequemste Lösung. „Auf keinen Fall“, brachte sie hervor.

„Ich will dich immer noch, und du begehrst mich auch noch …“

„Ich habe mir hier ein neues Leben aufgebaut. Das kann ich nicht einfach aufgeben“, erwiderte Billie leise und fragte sich, warum sie sich überhaupt rechtfertigte. „Du und ich … Es hat nicht funktioniert …“

„Es hat sogar hervorragend funktioniert“, widersprach er.

„Und deine Ehe nicht?“, hörte sie sich fragen.

Plötzlich wirkten seine Züge abweisend, ein Zeichen dafür, dass sie eine Grenze überschritten hatte. Das kannte sie von früher. „Da ich geschieden bin, offenbar nicht“, antwortete er gewandt. „Aber mit uns beiden schon“, fuhr er rau fort und nahm ihre Hände, ehe sie reagieren konnte.

Plötzlich brach ihr der Schweiß aus. „Ich war nicht glücklich …“

„Du warst immer glücklich“, entgegnete er.

Vergeblich versuchte sie, ihm ihre Hände zu entziehen. „Nein“, bekräftigte sie und erschauerte, als ihr sein Duft in die Nase stieg – frisch, maskulin, mit einer Note von Zitrus und etwas, das ihm ganz eigen und ihr immer noch vertraut war. „Lass mich bitte los, Gio. Hierher zu kommen war reine Zeitverschwendung.“

Im nächsten Moment presste er die Lippen auf ihre und küsste sie mit einem Verlangen, das sie niemals vergessen hatte. Heiße Erregung loderte in ihr auf und setzte sie in Flammen. Das erotische Spiel seiner Zunge verzehrte sie und weckte den verrückten Wunsch in ihr, sich an ihn zu schmiegen. Heiße Wellen durchfluteten ihren Schoß, und ihre Knospen richteten sich auf. Sie wollte … Und dann kehrte Billie unvermittelt in die Wirklichkeit zurück, als Theo in der Küche zu weinen begann.

Nachdem sie sich von Gio gelöst hatte, sah sie ihm in die Augen und sagte, was sie sagen musste. „Bitte geh, Gio …“

Billie stand am Fenster und beobachtete, wie Gio draußen in seine lange schwarze Limousine stieg. Ohne es überhaupt zu versuchen, hatte er ihr gezeigt, dass sie noch lange nicht über das Ganze hinweg war. Ihn damals zu verlassen hatte sie fast umgebracht, und in ihrem tiefsten Inneren sehnte sie sich danach, ihn wieder zurückzunehmen. Doch sie wusste, dass es sinnlos war, denn Gio wäre außer sich, wenn er erfuhr, dass Theo sein Sohn war.

Als sie von der ungeplanten Schwangerschaft erfuhr, hatte sie sich entschieden, das Kind allein großzuziehen, denn sein Vater hatte sie immer nur wegen ihres Körpers begehrt und hätte es abgelehnt. Sie war erst wenige Wochen mit ihm zusammen gewesen, als er ihr gesagt hatte, falls sie je schwanger werden sollte, wäre es eine Katastrophe für ihn und würde ihre Beziehung zerstören. Außerdem hatte sie sich eingeredet, dass Theo auch ohne Vater glücklich wäre, weil sie ihm so viel Liebe geben konnte.

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
Mehr erfahren