Die Welt durch deine Augen

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Liebe muss man nicht sehen, man muss sie spüren

Enyas größter Traum ist es, Schriftstellerin zu werden, doch die Realität sieht ganz anders aus. Sie kassiert nur Absagen von Verlagen, hält sich als Kellnerin mühsam über Wasser und fühlt sich von ihrem Freund Carlo unverstanden. Bis plötzlich Janosch vor ihr steht. Ein Blick in seine unergründlich blauen Augen, und für Enya eröffnet sich eine vollkommen neue Welt. An seiner Seite erscheint ihr das Leben leicht und alle Hürden mühelos überwindbar. Was Enya nicht weiß: Janosch verbirgt ein Geheimnis - vor ihr und der ganzen Welt …


  • Erscheinungstag 09.07.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783745750171
  • Seitenanzahl 304
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Für Nena.

Weil es dieses Buch ohne dich nicht gäbe.

»Nicht sehen trennt von den Dingen –

Nicht hören trennt von den Menschen.«

Immanuel Kant

Tintenblut

Von: LEKTORAT

Betreff: AW: Manuskripteinreichung

An: Enya Unterberger


Sehr geehrte Frau Unterberger,

haben Sie vielen Dank für Ihr nettes Manuskriptangebot, das für eine Verlagsveröffentlichung in unserem Hause leider nicht infrage kommt.

Wir können Ihnen daher nur an anderer Stelle mehr Glück wünschen.

Heike Engel

Lektorat Belletristik

Nett?

Ernsthaft, nett?!

Zischend zieht der Drucker ein neues Blatt Papier ein und spuckt es einen Augenblick später wieder aus. Absage Nummer zwölf.

Nettes Manuskriptangebot …

Der Locher stanzt erbarmungslos durchs noch warme Papier, der Metallbügel quietscht, als ich das Blatt im Ordner abhefte. Es ist mein Wenn-ich-erst-mal-Bestsellerautorin-bin-werde-ich-diese-Absagen-herumzeigen-wie-J.K.Rowling-Ordner. Er ist der zugleich motivierendste und niederschmetterndste Bestandteil meines Lebens.

»Wieder nichts?«

Carlo blinzelt mich über den Rand seines Laptops hinweg an. Er wartet mein Nicken kaum ab, sein Blick zuckt schon wieder zurück auf den Bildschirm. Lautlos huschen seine Finger übers Trackpad des MacBooks. Seit dem Vormittag ist er mit dem Schnitt des neuen Musikvideos beschäftigt, das er und die Jungs vom Label letztes Wochenende hier in Wien gedreht haben.

»Breuer & Sohn hat auch abgesagt.« Obwohl ich es nicht will, klingt meine Stimme belegt. Schließlich hatte ich längst damit gerechnet. Mir doch nicht ernsthaft Hoffnungen gemacht, bei einem so großen Verlagshaus zu landen. Okay, vielleicht habe ich es doch. Mein Gehirn tut eben manchmal dumme Dinge.

Einen Moment lang starre ich auf die ausgedruckte Seite.

Es ist nur eine Absage.

Eine Chance vertan, neunundneunzig andere noch offen.

Und trotzdem tut sie weh. Meine Augen beginnen gemein zu brennen. Am liebsten würde ich heulen.

Ich zwinge mich, die Tränen wegzublinzeln, als Carlo erneut den Kopf hebt. Sein gedehntes Seufzen erfüllt das Wohnzimmer, es klingt beinahe vorwurfsvoll. Dann klappt er seinen Laptop endlich zu.

»Ach Baby …« Sein Blick findet meinen, hält ihn fest, und ich schaue in dieses dunkle Braun, das ich in- und auswendig kenne. Und werde wütend. Das blöde Mitleid in seiner Stimme kann er sich sparen.

Carlo hat leicht reden. Ihm ist es gelungen, seine größte Leidenschaft zum Beruf zu machen. Jetzt ist er mit der Musik so erfolgreich, dass wir inzwischen beide bequem davon leben können. Er finanziert mich mit. Mich und meine erfolglosen Versuche, in der Autorenwelt Fuß zu fassen. In den schlimmsten Momenten bin ich davon überzeugt, er wartet insgeheim darauf, dass mir die nächste Absage endlich die Augen öffnet.

»Das ist doch nicht fair. Mensch …« Schon jetzt zittert meine Stimme vor unterdrückten Tränen. Gott, ich bin wirklich völlig erbärmlich. »Was, wenn mein Manuskript tatsächlich nicht gut genug ist?«

»Quatsch.« Carlos markante Stimme klingt entschieden, doch wie immer schwingt etwas in ihr mit, das mich ihm die Worte nicht ganz abnehmen lässt. Er meint sie nicht wirklich, er sagt sie nur so dahin. Ohne weiter darüber nachzudenken, es ist ein Reflex, den ich bei ihm auslöse, seit er mich kennt. Er fühlt sich verpflichtet. Sein schlechtes Gewissen zwingt ihn, diese Dinge zu mir zu sagen. »Du schreibst viel besser als alle anderen, Enya.«

Wow. Was für eine Aussage.

»Und warum will dann kein Verlag mein dummes Manuskript?« Verärgert über mich selbst wische ich mir die Tränen weg. Ich will nicht heulen, will nicht so erbärmlich auf der Couch sitzen und mich bemitleiden lassen. Und gleichzeitig will ich es doch. Carlo zieht mich enger an sich, und obwohl ich ihn am liebsten wegstoßen würde, lasse ich es zu. Ich sinke an seine Brust und schließe für einen Moment die Augen. Wie leicht wäre es, jetzt einfach richtig loszuheulen. Aber es würde doch nichts ändern. Die blöde Frau aus dem Verlag wird sowieso nie erfahren, wie ihre seichten Worte täglich Dutzende Autorenträume platzen lassen. Wie Seifenblasen. Genauso hohl und leer müssen sie für sie aussehen. Doch sie enthalten Welten, sorgfältig ausgedacht, mit Herzblut, Schweiß und Tränen aufgebaut. So ein Manuskript ist mehr als eine simple Aneinanderreihung beliebiger Worte. Zumindest meines ist es. Auch wenn das keiner sieht.

»Das haben wir doch schon tausendmal besprochen.« Carlo streichelt mitfühlend über meine Schulter. »Der Markt ist übersättigt, es gibt einfach zu viele gute Manuskripte. Eine Absage hat nichts mit der Qualität deines Textes zu tun. Vielleicht haben sie vor zwei Tagen erst ein ähnliches Buchprojekt ins Programm aufgenommen und konnten deshalb nicht zusagen. So ist diese Branche eben. Du weißt doch, wie lange es bei mir gedauert hat, bis ich endlich ein Plattenlabel gefunden hatte, das …«

»Ja, aber du hast ein Plattenlabel!«, entfährt es mir. Eigentlich will ich ihn nicht anschreien. Carlo kann nichts dafür, dass er den Erfolg hat, der mir schon so lange verwehrt bleibt. Er hat genauso hart gekämpft, und er lässt es nicht raushängen, niemals. Im Gegenteil. Wie er immer versucht, seinen Erfolg vor mir kleinzureden, nur um mich nicht zu verletzen, nur um ja nicht anzugeben. Als wäre ich ein sterbenskrankes Kind, vor dem man keinen Spaß haben darf. Es macht mich nur noch wütender.

»Vielleicht braucht es einfach noch ein bisschen Zeit.«

»Wie viel denn noch?!« Aufgebracht winde ich mich aus seinen Armen. Ich habe keine Zeit mehr, um darauf zu vertrauen, dass es irgendwann schon noch klappt.

Zwei Jahre hatte ich mir nach dem Bachelor in Linguistik und Englischer Literaturwissenschaft gegeben, um meine größte Leidenschaft endlich zum Beruf zu machen. Nach sechs Semestern eines Studiums, das mich keinen Tag lang wirklich interessiert hat, war es der einzige Traum, den ich noch hatte. Ich wollte vom Schreiben leben. Wollte … Will! Will Geschichten erzählen, fremde Welten erschaffen, mein eigener Boss sein. Mich tagsüber in unerträglich schöne Wiener Kaffeehäuser setzen und in Gedanken dem Alltag entfliehen. Ich hatte den ultimativen Plan. Doch bislang ist er nicht aufgegangen.

Kaum einen Cent habe ich seither mit dem Schreiben verdient. Die zwei E-Books, die ich veröffentlicht habe, bringen Erträge im zweistelligen Bereich und nichts als die bittere Erkenntnis, dass es längst nicht mehr genügt, irgendwo veröffentlicht zu haben. Es ist so frustrierend, nicht gesehen zu werden. Stattdessen tagein, tagaus in diesem Café im siebten Bezirk kellnern zu müssen, um wenigstens meinen Anteil an der Miete beisteuern zu können. Ich dachte, es wäre nur eine Übergangslösung. Inzwischen ist es der traurige Alltag.

Himmel, es klingt eingebildet, aber ich weiß, dass ich schreiben kann. Schließlich habe ich mein Leben lang nichts anderes getan. Doch auch nach Monaten der Überarbeitung, der ausgefeiltesten Exposés und durchdachtesten Bewerbungsschreiben hat noch immer kein Verlag angebissen. Verhandlungen mit zwei Lektorinnen fanden statt, eine von ihnen sogar aus einem großen Haus mit Sitz in Deutschland. Ich habe Exposés und Leseproben geschickt, zusammen mit meinen größten Hoffnungen. Und wochenlang nichts gehört. Wenn sie sich ernsthaft interessieren, melden sie sich eigentlich sofort, hatte Luca gemeint. Mein ehemaliger Kommilitone und inzwischen auch Agent. Ohne ihn hätte ich vielleicht längst alles hingeschmissen – und vermutlich nie den Vertrag mit einer der bekanntesten Wiener Literaturagenturen ergattern können. Es ärgert mich selbst, doch offensichtlich ist in dieser seltsamen Branche einzig und allein mit Vitamin B voranzukommen. Und trotz Lucas Bemühungen, die großen Häuser zu pitchen, kam letztendlich nie ein Deal zustande. Verlockend, aber für unser Programm leider zu tragend und tief … Nicht wettbewerbsfähig … würde auf dem Markt derzeit nicht überleben. So oder ähnlich lauteten die Absagen. Eines habe ich inzwischen verstanden: Ein Buch zu schreiben, ist nicht die eigentliche Arbeit, sondern der spaßige Teil, während dem man sich in die Geschichte verliebt und von seinen Protagonisten entführen lässt. Nicht wirklich weiß, wohin die Reise geht, doch sich längst sicher ist, dass es fantastisch wird. Noch voller Hoffnung ist, es könnte endlich die Geschichte sein, die einem die Türen nicht nur öffnet, nein, sondern sie eintritt, mit voller Wucht, sodass man plötzlich dort steht, wo man sich immer hingeträumt hat. Die Arbeit ist dann die Verlagssuche, das Klinkenputzen, Hoffen, Bangen und Enttäuschungen wegstecken. Ein Vertrag mit einer Literaturagentur läuft in der Regel ein Jahr. Zwölf Monate, in denen der Agent alles dafür tut, ein Manuskript zu vermitteln. Gelingt das nicht, sieht es düster aus. Unterzeichnet habe ich meinen Vertrag letzten Oktober. Noch drei Monate, ehe sie ihn auflösen und mich endlich zurück auf die Straße setzen können.

Zwölf Wochen.

84 Tage.

84 unfassbar lächerliche Tage.

»Und wenn du vielleicht doch mal in eine andere Richtung denkst? Was … Normaleres probierst?« Carlo könnte seine Worte noch so vorsichtig formulieren, sie treffen mich trotzdem wie ein Peitschenhieb. So viele Gedanken, die er niemals aussprechen wird, stecken in ihnen. Wann ich endlich von meinem pseudo-philosophischen Melancholie-Trip runterkomme. Manchmal frage ich mich, ob Carlo wirklich so blind ist oder meine Kunst einfach nicht erkennen will. Vielleicht kann er es auch einfach nicht.

Literatur ist etwas anderes als der lässig-simple Straßenslang, in dem er seine Songtexte schreibt. Ohne viel Schnickschnack und vor allem ohne die tiefen Gefühle, die mein Schreiben ausmachen.

Vielleicht sollte ich auch inhaltslose Popsongs schreiben und mich nicht darüber wundern, dass die Leute sich damit besser identifizieren können als mit Literatur. Bloß nicht nachdenken oder gar hinterfragen. Hübsch verpackte, radiotaugliche Klänge und leere Worthülsen. Das kann Carlo, wirklich gut sogar. Sogar seine Meinung verpackt er mir gegenüber nett. Dabei will ich doch nur von meinem Freund als Künstlerin ernst genommen werden. Ihm müssen meine Manuskripte überhaupt nicht gefallen. Doch anscheinend ist selbst das zu viel verlangt.

Unzählige Male habe ich seine Songs gehört, habe Carlo zu jedem seiner Konzerte begleitet, backstage vor den Auftritten Händchen gehalten und ihn nach den Aftershows nach Hause gebracht, wenn er, betrunken vor Wahn und Euphorie, kaum noch aufrecht gehen konnte. Seit sein erstes Studioalbum in Österreich, Deutschland und der Schweiz von Null auf Eins geschossen ist, fließt die pure Ekstase durch seine Venen. In den seltenen Momenten, die wir wie heute zu Hause auf der Couch verbringen, zwingt sich mir immer öfter der Gedanke auf, ob es wirklich das ist, was ich mir für unsere Beziehung gewünscht habe. Ihm zuzusehen, wie er immer höher steigt, während ich hier unten Seite für Seite schreibe und mir neue Handlungen ausdenke.

»Was ist denn in deinen Augen was Normales?«, entgegne ich und muss mich zwingen, die Ruhe zu bewahren.

»Keine Ahnung, du bist die Autorin. Was Kommerzielleres eben.«

»Ich schreibe aber nicht, um kommerziell zu sein!« Ich schnaube. »Und überhaupt … Du hast meinen Roman ja nicht einmal gelesen.«

»Ich habe dich so oft gefragt, ob du ihn mir vorliest, aber du willst ja nie.«

»Weil ich darauf verzichten kann, von dir ausgelacht zu werden.«

Der Abend droht im Streit zu enden, doch es ist mir egal. Zu viele Emotionen haben sich in den letzten Wochen angestaut. Zu viele ungesagte Worte, die von innen gegen meine Lippen drängen wie ein wildes Tier in Gefangenschaft.

»Das war ein einziges Mal!« Das schlechte Gewissen ist ihm anzuhören. »Ich habe danach nie wieder gelacht.«

»Stimmt, stattdessen bist du ja auch eingeschlafen.«

»Okay, Nachricht ist angekommen. Jetzt komm mal wieder runter, Baby. Ich habe dir schon hundertmal gesagt, wie leid mir das …«

Oh, ich kann es nicht mehr hören!

»Dein Baby kannst du dir sonst wohin stecken.«

»Enya …«

»Lass mich einfach in Ruhe.«

Ich versuche mich von der Couch hochzustemmen, aber er legt seine Hand fest um meine Taille. Das Verlangen, ihn anzuschreien, nimmt überhand, mich loszureißen und allein im Bad zu verbarrikadieren, so wie es sich für eine gelegentlich furchtbar launische junge Frau nun mal gehört. Doch ich mache den Fehler, in Carlos Augen zu sehen, und plötzlich stürzt alles auf mich ein. Mich einzuschließen und allein zu heulen, wirkt plötzlich nicht mehr halb so verlockend. Der Mensch ist ein soziales Wesen und sehnt sich nach Anerkennung und Wärme. Auch wenn er hinterher noch viel stärker friert. Er lernt wohl nie dazu.

Carlo sieht mich weiter an. »Du hattest einen miesen Tag, aber du meinst das jetzt nicht so.«

Ein Dutzend mögliche Antworten liegen mir auf der Zunge. Erzähl mir nicht, was ich meine und was nicht. Du hast doch keine Ahnung, wie es sich anfühlt, was das mit dir macht!

Doch keine von ihnen findet ihren Weg über meine Lippen. Stattdessen weicht die Anspannung aus meinen Muskeln, und ich falle zurück auf die Couch. Carlo streicht mir über die Schläfe, dann küsst er mich. Die Tränen brennen weiter in meinen Augen.

»Ich will doch nur, dass endlich auch mal was klappt.«

»Ich weiß doch, Enya.« Carlo schaut mich wieder an. Diese aufmerksamen Augen sehen bis in mein Innerstes. Ich blicke in das tiefe Haselnussbraun und erinnere mich wieder, in wen ich mich damals verliebt habe. »Das wird es auch, ich verspreche es dir. Lass die Zeit für dich arbeiten, und konzentrier dich auf das, was du liebst. Und wenn es gar nicht klappt, dann gibt es immer noch andere Möglichkeiten.«

Ich ringe mir ein Nicken ab. Eins, mit dem ich mich selbst belüge. Andere Möglichkeiten … Es gibt schon längst keine andere Möglichkeit mehr. Aber Carlo versteht das einfach nicht. Er sieht nur mich und die makellose weiße Haut. Die bläulich schimmernden Venen, aber er weiß nicht, dass in ihnen schon lang kein Blut mehr fließt. Sondern Tinte.

Tigerenten Club

Wer an Wien denkt, hat automatisch große, prächtige Kaffeehäuser vor Augen. Hohe Decken, restaurierten Stuck und kultivierte Kundschaft. Frauen in Pelzmänteln, saftige Sachertorte und Wiener Melange.

Ich gebe es ja zu. In meiner Vorstellung sah das genauso aus, als mir der Job im Sellerie angeboten wurde. Ich dachte an schicke Kellnerschürzen und das üppige Trinkgeld spendabler Touristen. Wie dumm ich war. Und wie desillusioniert, als ich das altmodische Café mit dem dunklen Holzmobiliar zum ersten Mal betreten habe. Keine großen Fenster, keine tollen Torten. Dafür eine Bar und Spätschichten bis 24 Uhr.

Wenigstens authentisch, lautete das Urteil meiner besten Freundin Anouk. Wenigstens nicht weit weg vom Studio, fand Carlo.

Und mit der Zeit habe ich das Café lieb gewonnen, denn unscheinbar ist es nur auf den ersten Blick. Gemütliche Sitzecken, viele Pflanzen und liebevolle Dekoration. Im Sommer hat das Sellerie sogar einen hübschen kleinen Außenbereich. Hier trifft sich das echte Wien, fernab der überteuerten Kaffeehäuser, die sich vor Touristenströmen kaum retten können. Der ruhigere Betrieb kommt mir entgegen. Zwar haben wir immer viele Kunden, doch meist bleiben sie lang, wollen nicht alle paar Minuten neu bedient werden, und mit dem Trinkgeld sind sie in der Regel auch nicht gerade zurückhaltend. So bleibt für mich genügend Zeit, um verträumt hinter der Theke zu lehnen, die Zapfhähne anzustarren und in Gedanken ganz woanders zu sein. Links Soda, rechts die Biersorten. Schwechater Wiener Lager, Starobrno und dunkles Malzbier.

Fast so dunkel wie Elliotts Augen, wenn er Lynn mit diesem Blick ansah.

Ich dachte wirklich, ich kenne unsere Richtung, aber du warst mehr Nadel als Kompass und ich das Fähnchen im Wind. Ich hab gezittert, hektisch im Sturm, die ganze Zeit war mir kalt. Was soll ich schon sagen, ich hab geglaubt, es sei klug, als ich dich in mein Herz gelassen habe, aber jetzt kommen wir beide nicht mehr raus, und hier drinnen ist es verdammt eng.

Happy Ends, die gibt es nur im Film und vielleicht für die naiven Leute, und naiv war ich zwar, aber da hattest du das Ende vermutlich längst für uns entschieden. Dass ich gern ein Wörtchen mitgeredet hätte, war dir egal. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, damit es erträglicher wird, denn die Ärztin sagt, der Mensch sucht nach Erklärungen für Dinge, die seine Vorstellungskraft übersteigen. Meine Erklärung warst du, aber ich nicht deine. Du konntest keine finden, obwohl ich direkt vor dir stand, dich anflehte, endlich Hilfe zu suchen, aber du wolltest keine. Du hast immer gesagt, du willst nur mich, und ich fand das schön, dabei wusste ich, es war nicht wahr. Du wolltest nur Ruhe und dass es aufhört wehzutun.

Ich dachte, Liebe besiegt alles, aber deine Wunden waren zu tief, und ich hatte nur runde Pflaster mit Dinosauriern, nicht die Metallklammern, die du gebraucht hättest, um dein Fleisch zu verschließen. Du hast dich zerstört und mich gleich mit. Unsere Hände haben ineinander gepasst, als wären sie einzeln ganz ohne Funktion. Wenn ich auf meine Ballen schaue, muss ich daran denken, wie du den Edding vom Schreibtisch genommen und mir die zwei Buchstaben in die Hand geschrieben hast. So als könnte ich nicht lesen und hätte erst verstanden, was du mir sagen wolltest, als du sie mir auf die Haut gezeichnet hast. OK, zwei Großbuchstaben, sie standen da wie ein Signal. Dein Hilferuf, stumm und doch so laut, dass ich ihn nicht hören wollte, denn OK warst du schon lang nicht mehr. Genauso wenig wie heute ich.

»Ähm, Enya?«

»Hm?!«

Ertappt fahre ich hoch und starre in Lucas belustigt zwinkernde Augen. Meine Güte. Wie lange steht er da schon? Hektisch schiebe ich die vollgeschmierten Papierservietten zur Seite. Nicht dass irgendjemand meine Schrift lesen könnte – an manchen Tagen erkenne ich sie ja selbst kaum noch –, doch hier liegen all meine Gedanken zwischen uns auf dem Tresen, und das fühlt sich falsch an.

»Lass dich nicht stören, Schneewittchen, aber können wir bestellen?«

»Klar, sorry!«

Ist das Glöckchen kaputt? Mein Blick zuckt zur Tür, die gerade von einem weiteren Gast geöffnet wird. Ein helles Klingeln ertönt. Wie konnte ich das eben überhören?!

»Was darf’s sein, Luca?«

»Wir hätten gern je einen Espresso, bitte.«

Langsam dämmert es mir, warum er in der Mehrzahl spricht. Neben Luca steht ein weiteres Exemplar der männlichen Spezies. Und sein Anblick raubt mir für einen Sekundenbruchteil den Atem.

Oh Gott. Schnell wende ich den Blick ab, um nur kurz darauf erneut in seine Richtung zu starren. Ich dachte immer, ich mag keine blauen Augen. Aber das … Das lässt mich meine Meinung erstaunlich schnell revidieren.

»Kommt sofort.«

»Danke«, sagt der Fremde. Ich nicke mechanisch. Seine Stimme … Sie trifft etwas ganz tief in mir, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es überhaupt besitze.

»Sicher, setzt euch doch.« Mit zittrigen Knien drehe ich mich zur Kaffeemaschine. Hochkonzentriert halte ich den Siebträger unter die elektrische Kaffeemühle und versuche meine Schnappatmung unter Kontrolle zu bringen.

Beschäftigt wirken. Lässig. Sonst kann ich das doch auch. Herrgott noch mal. Meine Hände spulen die Abläufe längst vollkommen automatisiert ab. Mit ordentlich Lärm schraube ich den Siebträger zurück in die Maschine. Mir egal, dass ich völlig sozial inkompetent wirken muss und ihnen lieber den Rücken zeige, als Smalltalk mit meinen Gästen zu halten, so wie es sich für eine gute Barista eigentlich gehört. Die Kaffeemaschine beginnt laut zu brummen und den betörenden Duft frisch gemahlener Bohnen im ganzen Café zu verbreiten. Unauffällig atme ich aus und bilde mir ein, ein wenig ruhiger zu werden. An dieses Bild von einem Mann in meinem Rücken versuche ich gar nicht erst zu denken. Ich habe keine Ahnung, wer er ist. Ein Kollege von Luca? Ein Freund? Warum kenne ich ihn nicht? Und warum wühlt mich ein einziger Blick in diese Augen derart auf?

Die kleinen Tassen klappern, als ich sie mit Schwung auf das Gitter stelle. Mir gehen die Handgriffe aus. Ich könnte mich jetzt wieder umdrehen. Vermutlich sollte ich, um nicht seltsam zu wirken.

»So still heute, Schneewittchen?« Als hätte Luca auf seinen Einsatz gewartet, grinst er mich an, während ich mich betont lässig zu den beiden wende. Ich bereue es sofort.

Es ist ein pures Dunkelblau. Eine Farbe, die mich ans Meer erinnert. An Freiheit und Unendlichkeit. Die Augen des Fremden stehen im Kontrast zu seinem hellbraunen Haar. Gerade Nase, markante Wangenknochen. Er ist viel zu attraktiv. Und das Problem: Er weiß es. Ich bin mir sicher.

»Wollte dich und deine Begleitung nicht stören.« Gott, ich wusste nicht, wie verklemmt ich klingen kann. Luca lacht laut auf. Der Typ nicht. Ein belustigtes Grinsen zuckt um seine unerträglich schönen Lippen. Ich starre auf diesen Mund, und Bilder suchen mich heim. Wie wir uns küssen, wie er in meine Haare greift, meinen Kopf nach hinten zieht, gegen die Wand drückt. Ich kann es hören, schmecken, spüren. Bekomme eine Gänsehaut und plötzlich Angst, er könnte meine Gedanken lesen. Er grinst noch immer. Spätestens jetzt bin ich knallrot. Und wie immer passiert Folgendes: Meine Unsicherheit schlägt in hilflose Wut um. Lacht er mich gerade ernsthaft aus? Für wen hält er sich?

Dann teilen sich seine vollkommenen Lippen. »Statt sie zu verunsichern, könntest du uns auch mal vorstellen, Luca.«

Himmel, seine Stimme. Ich verstecke die Arme hinterm Rücken. Er muss die dumme Gänsehaut nicht sehen, die sie ausgelöst hat. Ich habe diese Stimme schon mal irgendwo gehört, zumindest bildet sich das der mickrige Rest meines Verstandes ein. Muss man diesen Mann kennen? Möglichst unauffällig starre ich ihn weiter an. Vielleicht ist er auch Musiker, ein Kollege von Carlo? Ich verliere noch völlig den Verstand.

»Ich war bereits dabei.« Luca boxt ihm gegen den wohlgeformten, aber nicht übertrieben muskulösen Oberarm.

»Das ist Janosch.« Lucas unbefangene Stimme zerreißt das Knistern. Beinahe bin ich ihm dankbar. Doch meine Emotionen brodeln unbeeindruckt weiter. Nur mit viel Selbstbeherrschung schaffe ich so etwas Ähnliches wie ein Lächeln. »Janosch, Enya – Enya, Janosch.«

Was für ein Name …

»Hi, Janosch.« Meine Stimme klingt erstaunlich fest, als ich ihm die Hand hinstrecke. Innerlich gebe ich mir ein High-Five. Ich bin keines dieser Mädchen, das beim Anblick eines ausnahmsweise gut geglückten Exemplars der männlichen Spezies nur noch in berauscht hauchenden Lauten kommunizieren kann.

Einen kurzen Moment lang scheint er zu zögern. Aus den Augenwinkeln meine ich zu erkennen, dass Luca ihn hinterm Tresen anstößt. Vielleicht täusche ich mich aber auch.

Janosch greift nach meiner Hand, und als seine Haut auf meine trifft, explodiert ein kleines Feuerwerk. Zumindest in meinem Kopf. »Interessanten Namen hast du da.« Moment. Habe ich das gerade wirklich gesagt?

Sein Grinsen lässt daran keinen Zweifel.

»Ich weiß, danke. Den Spruch über den Tigerenten Club kannst du dir allerdings sparen.«

Das schelmische Lächeln um seine Augen nimmt seinen Worten die Schärfe. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob er es wirklich so lustig fand. Irgendwas in seiner Mimik lässt ihn überheblich wirken. Er hat es nicht mal nötig, mich richtig anzusehen. Vielleicht wirkt er aber auch einfach immer so arrogant. Ich zwinge mich zu einem Lächeln.

»Schön, dich kennenzulernen, Enya.«

Ich sollte seine Hand loslassen. Ich halte sie schon viel zu lang. Aber ich kann nicht. Ich bilde mir ein, seinen Herzschlag an den Fingerkuppen zu spüren. Geht das überhaupt?

Irgendeine höhere Macht lässt mich an den Espresso denken. Ein Glück. Taumelnd vor lauter Emotionen drehe ich mich wieder um. Meine Hände arbeiten wie von selbst. Zwei Röhrchen Zucker, ein Karamellkeks. Kleiner Löffel und ein winziges Glas Wasser. Dabei noch atmen, während ich alles auf zwei ovalen Tabletts anrichte. Meine Gedanken rasen und bewegen sich trotzdem nicht von der Stelle.

Janosch …

»Geht aufs Haus«, höre ich mich sagen, aber Luca schiebt mir bereits einen Schein über den Tresen zu. Ich sollte widersprechen. Luca ist Stammkunde. Aber der Gast hinter den beiden linst bereits argwöhnisch in meine Richtung. Ich unterdrücke ein Augenrollen. Idiot. Ich ahne bereits, bei wem mir der Milchschaum gleich so richtig misslingen wird.

»Und stimmt so.« Lucas Blick duldet keine Widerworte.

»Danke.« Meine Stimme klingt fremd. Ich will endlich wissen, wer dieser Janosch ist. Ich könnte einfach fragen, doch es erscheint mir dreist. Im Grunde geht mich das nichts an.

»Trinkst du noch einen Kaffee mit uns?«, fragt Luca. Ich bin bereits versucht zu nicken, doch mein Herz hält davon nicht viel. Es rast in meiner Brust. Vermutlich liegt das an den drei Tassen Cappuccino, die ich mir im Laufe meiner Schicht bereits genehmigt habe.

»Ich mache mir einen Tee«, erkläre ich also. Gegen die Nachwirkungen meiner gestrigen Schreibnacht hat noch mehr Koffein jetzt auch keinen Zweck mehr. Als ich den Laptop endlich zugeklappt habe, war es schon nach zwei. Die Session war so gut, dass Elliott nicht allzu viel davon gehalten hat, schon eher schlafen zu gehen. Eine halbe Ewigkeit lag ich anschließend wach, den Kopf voll Sätze, die sich in dieser seltsamen Zwischenwelt von Schlaf und noch Wachsein verlieren würden. So ist das immer. Beim Duschen oder Einschlafen kommen sie und überfallen mich aus dem Hinterhalt, die unerklärlich guten Sätze und fantastischen Ideen. Werde ich sie mir bis morgen merken? Oder lieber doch noch mal nach dem Handy greifen? Carlo hat schon geschlafen und ist glücklicherweise auch nicht aufgewacht, als ich es schließlich getan habe. Heute Morgen haben mich die Augenringe beim Blick in den Spiegel daran erinnert. Und mein brummender Kopf, fast so als hätte ich einen Kater. Einen Schreibkater, berauscht von all den unheimlichen Sätzen, von denen ich mich frage, wer sie überhaupt geschrieben hat. Ich konnte kaum noch schnell genug tippen, so als hätte irgendetwas Übernatürliches Besitz von mir ergriffen. Als hätten Lynn und Elliott beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Für diese Momente lebe ich. Das ist Schreiben.

»Ihr habt neue Tassen?«

Er kann ja tatsächlich noch reden. Und seine Frage bringt mich aus dem Konzept. Misstrauisch starre ich Janosch an. Er dreht die kleine Espressotasse zwischen den Fingern. Meint er das ernst? Der Unterschied ist minimal. Ich hätte ihn wohl selbst kaum bemerkt, wenn mein Kollege Hannes mich nicht unnötigerweise darauf aufmerksam gemacht hätte. Die neuen Tassen sind etwas kantiger, etwas weißer. Woher kennt er unsere Tassen so gut? Schließlich habe ich ihn hier noch nie gesehen.

»Ja, seit letzter Woche«, antworte ich zögerlich. Janosch nickt bestätigend, so als wäre er sich nicht ganz sicher gewesen. »Verrückt, dass du das bemerkt hast.«

»Wohl eher verrückt, dass du Zeit hast, dich mit so etwas zu beschäftigen.« Luca lacht als Einziger von uns.

»Du warst schon öfter hier?«, frage ich, ohne nachzudenken.

»Nur ein paar Mal.« Janosch macht eine wegwerfende Handbewegung, und ich runzele die Stirn.

»Ich hab dich hier noch nie gesehen.«

»Tja …« Janosch zögert einen Moment. »Ich dich auch nicht.« Fast so, als wollte er noch etwas sagen, hängt sein Satz zwischen uns in der Luft.

»In den letzten Wochen habe ich weniger Schichten hier übernommen als gewöhnlich«, sage ich. Weil ich mehr Zeit fürs Schreiben brauchte. Aber das behalte ich für mich. »Woher kennt ihr euch?«

Ein genervtes Ausatmen ertönt. Der Kunde hinter Janosch und Luca zieht eine genervte Miene. Nur schwer kann ich mich davon abhalten, es ihm gleichzutun. Ich nicke schnell. »Sofort!«

»Dalli, dalli, gemma, Oida!«, brummelt er in schönstem Wiener Schmäh, und Janosch unterdrückt ein Lachen. Unsere Blicke finden sich für den Bruchteil einer Sekunde. Er sieht mich an, und ich habe das Gefühl, er sieht mich so, wie mich noch nie jemand gesehen hat. Ich fühle mich erkannt. Durch und durch wahrgenommen.

Ich bediene den unhöflichen Kunden und stelle erleichtert fest, dass Luca und Janosch mit den unbequemen Hockern am Tresen vorliebnehmen, anstatt sich an einen der weiter entfernten Tische zu setzen. Normalerweise nervt es mich, wenn die Gäste sich hier direkt vor mir breitmachen, so als wollten sie kontrollieren, was ich hinter der Theke treibe. Ob ich brav abspüle oder sauber mache, eben das, wofür ich bezahlt werde, und nicht Wörter auf Servietten oder in mein Notizbuch kritzele, als wäre ich eine Besessene.

»Janosch und ich sind seit Schulzeiten befreundet«, fährt Luca endlich fort, als der Griesgram samt Cappuccino abgezogen ist. »Gerade ist ein Zimmer in meiner WG frei geworden, und Janosch hatte sowieso nach etwas Neuem gesucht.«

Sie wohnen zusammen … »Wie praktisch.« Janosch scheint die Doppeldeutigkeit meiner Aussage sofort zu verstehen. Sein Grinsen trifft mich wie ein Peitschenhieb. Ich merke, wie mir erneut die Hitze in die Wangen steigt, und spreche schnell weiter. »Und was machst du so?«

»Ich arbeite beim Fernsehen und Film, mache Anmoderationen, spreche Beiträge. Nichts Besonderes.«

»Deshalb kommt mir deine Stimme so bekannt vor«, entfährt es mir. Janosch grinst breiter. »Für welchen Sender arbeitest du?«

»Ich bin Freiberufler. Das kommt also ganz darauf an, wer mich haben möchte.« Obwohl ich gerne mehr erfahren würde, scheint das Thema an dieser Stelle für ihn beendet zu sein. »Und du?«

»Ich habe Literaturwissenschaften studiert. Gerade jobbe ich ein bisschen und schaue, was das Leben noch für mich bereithält.«

Um diesen Satz so leicht klingen zu lassen, waren viele Versuche nötig. Das ist für mich die eleganteste Lösung, um auszudrücken, dass ich gelinde gesagt keinen Plan habe. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und habe keine Perspektive. Und das muss um Himmels willen nicht das Erste sein, was Fremde von mir erfahren.

»Enya schreibt Bücher«, wirft Luca ein und zerstört alles. Sonst tut er das nie. Sonst respektiert er das ungeschriebene Gesetz, dass das Schreiben vor Wildfremden nicht herausposaunt wird wie ein x-beliebiges Hobby. Am liebsten würde ich ihn hauen.

»Wow.« Janosch stutzt. »Du auch?«

Er weiß, dass Luca ebenfalls schreibt, natürlich weiß er das. Sie wohnen zusammen. Aber was er nicht weiß, ist, dass es einen winzigen Unterschied zwischen uns gibt. Für Luca ist die Literatur ein Brotjob. Nach einem Volontariat bei einer großen Zeitung wurde ihm sofort ein Redakteursposten angeboten. Und doch hat er sich für die Buchbranche und die Arbeit in der Literaturagentur entschieden, wo er eine vielversprechende Karriere vor sich hat. Luca hat sich damit Türen geöffnet, während ich mich selbst über Jahre eingeschlossen habe, beim Versuch, Literatur zu produzieren, anstatt nur mit ihr zu arbeiten. Es war mein Glück, dass er sie mir im letzten Augenblick noch einen Spaltbreit aufgehalten hat. Ohne ihn wäre ich ein Niemand. So bin ich immerhin ein Niemand mit verstaubten Akten in einem Agenturbüro, das einer riesigen Bibliothek gleicht.

»Was schreibst du denn?«

Oh, bitte frag einfach nicht. Wieso nur löst es immer diesen Fragereflex bei Menschen aus, gewürzt mit einer wohlwollenden Prise Skepsis und sanfter Verurteilung?

»Ach … Liebesromane, das Standardprogramm«, spule ich mein Sprüchlein ab. Es ist ebenso antrainiert wie die Beschönigung meiner aktuellen Situation. Normalerweise genügt es den Leuten. Es erfüllt die Klischees in ihren Köpfen, sie mustern mich noch einmal eingehend und stellen sich vor, wie ich allein mit meinem Laptop in einem ledernen Ohrensessel sitze. Eine Tasse Earl Grey dampft vor sich hin, auf meinem Schoß eine Katze, auf der Nase eine randlose Brille.

Janosch genügt es nicht. Ich sehe es sofort, daran, wie er sich mir auf einmal zuwendet. Er ist der Typ, der mehr wissen will. Und anschließend laut lacht, wenn ich mich traue und erzähle, worüber ich wirklich schreibe.

»Nur ein bisschen tiefgründiger und poetischer als das Standardprogramm

»Luca!« Meine Stimme klingt unnatürlich schrill. In diesen Sekunden hasse ich ihn wirklich.

»Ach.« Janosch mustert mich, und plötzlich kann ich ihn nicht mehr einschätzen. Ich presse die Backenzähne aufeinander und stelle mich auf die üblichen Sprüche ein: über das Leid der Welt, oder was? Hast du denn schon veröffentlicht? Und lohnt es sich finanziell?

Doch keine meiner Befürchtungen bewahrheitet sich.

»Finde ich ziemlich cool.« Als würde er von so etwas tagtäglich hören, nimmt Janosch in aller Seelenruhe einen weiteren Schluck von seinem Espresso. Zeit genug für mich, Luca warnend anzublitzen. Er tut so, als hätte er es nicht bemerkt. Idiot.

»Liest du mir mal was vor?«

Ich fahre herum. »Ich soll was?!«

Soll das eine billige Anmache sein? Wenn ja, ist sie verdammt schlecht. Und dreist. Janosch gehen meine Texte definitiv nichts an. Aus blauen Augen blitzt er mich aufmerksam an. Doch ich erkenne keinen Schalk in ihnen. Entweder ist er ein verdammt guter Schauspieler, oder er findet es wirklich interessant, dass ich schreibe.

»Ich hab ’nen Freund.«

Stille. Empfindliche Stille.

Das hab ich jetzt nicht wirklich gesagt?!

Luca unterdrückt ein Lachen. Okay, ich habe es gesagt. Himmel, bitte lass sich die Erde auftun!

»Der Gute kann sich glücklich schätzen.« Janosch grinst, dann stellt er die leere Espressotasse zurück auf den Unterteller und schiebt sie mir über den Tresen hinweg zu. »Und du kannst mir ja beim nächsten Mal erzählen, worum es in deinen Büchern geht. Vorausgesetzt natürlich, dein Freund erlaubt es.«

Hat er gerade gezwinkert? Ich weiß nicht, ob ich es abstoßend oder heiß finden soll. Das Kribbeln in meinem Magen hat sich längst für eine Option entschieden.

»Luca, ich muss zu meinem Termin.« Janosch schlägt mit meinem Freund ein, und ich versuche krampfhaft nicht rot anzulaufen, während sich die beiden verabschieden. Ich bin so unfähig, normale Konversation zu betreiben.

»Enya.« Er wendet sich mir zu. Ich blicke geradewegs in diese blauen Augen und sehe einen Ozean ohne Horizont. Ich schlucke. Janosch hält mir die Hand hin. »Es war mir ein Fest.«

Dieser Kerl schafft es, selbst den trivialsten Satz verboten klingen zu lassen.

»Und mir erst.« Endlich ist sie zurück, die sarkastische Leg-dich-nicht-mit-mir-an-Enya, der ich zu verdanken habe, dass die Leute glauben, ich besäße so etwas wie Selbstbewusstsein. Sie sind wirklich leicht zu täuschen. Zumindest die meisten. Janosch gehört nicht zu ihnen. Sein Mundwinkel zuckt, seine Hand berührt meine. Es knistert, in mir beginnt es zu brodeln.

Und dann ist er weg.

Pingpong-Match

Am Anfang war es schier unerträglich, in der Öffentlichkeit zu schreiben. Fernab meiner gemütlichen kleinen Höhle, in der ich so lang ich will wie besessen auf mein Dokument starren kann, ohne befürchten zu müssen, von fremden Menschen für gestört erklärt zu werden. Manchmal ertappe ich mich immer noch dabei, wie ich völlig paranoid nach links und rechts blicke, wenn ich einen Satz zum siebzehnten Mal umstelle, nur um ihn kurz darauf ganz zu löschen.

Hinterher liest es sich so leicht, dabei ist jedes Wort kalkuliert. Bedacht gewählt aus einer Armee gleicher Bedeutungen. Mein Gehirn hört auf zu funktionieren, sobald ich dabei beobachtet werde.

Mit der Zeit habe ich also eine Strategie entwickelt. In geschlossenen Räumen sitze ich immer mit dem Rücken zur Wand. Sollte das nicht möglich sein, dann wenigstens so, dass hinter mir niemand mehr Platz findet. Das Display des Laptops, ich habe ihn Hubert getauft, ist auf die niedrigste Helligkeit gestellt, das Word-Dokument so klein, dass ich die Sätze gerade noch ohne Anstrengung lesen kann. In einem Browser-Tab habe ich immer Pinterest oder eine andere unverfängliche Seite geöffnet, nur für den Fall, dass doch jemand unbemerkt näher kommen sollte.

Die letzten Takte Nevermind von Dennis Lloyd dröhnen in meinen Gedanken. Beim Schreiben höre ich meist Musik, mit Kopfhörern auf den Ohren tauche ich an jedem Ort dieser Welt in mein geheimes Paralleluniversum ab.

Die Schicht von 8 bis 16 Uhr war heute leider nicht ganz so entspannt wie sonst. Man merkt sofort, wenn Wochenende ist und die Leute nichts zu tun haben. Ständig kamen neue Gäste, haben mich mit albernen Wünschen beschäftigt und den letzten Nerv gekostet. So blieb überhaupt keine Zeit, mir ständig Notizen zu machen oder die Gedanken in meinem Kopf zu einem vernünftigen Ende zu spinnen. Seit einer halben Stunde habe ich Feierabend, aber ich bin immer noch hier. Hinter der Theke hat Hannes übernommen, ich sitze an meinem Lieblingstisch in der Ecke und versuche zu schreiben. Nur noch eine halbe Stunde, ehe ich mich auf den Heimweg und für den Abend fertig machen will. Carlo spielt heute im Gasometer. Er und die Jungs sind schon dort, um zu proben.

Auf diesem Konzert von Prinz Pi waren tausend Menschen und trotzdem nur wir zwei. Wir hätten es gar nicht sein dürfen, waren abgehauen für zwei Stunden in eine Masse aus warmen, feuchten Körpern, die sich im Dunklen um uns wiegte wie das Meer. Wie eine Welle floss die Musik von ihren Körpern in unsere. Von meinem in deinen, und du warst richtig glücklich. Das warst du doch, oder?

Denn ich war es, als du mich geküsst hast, und wenn ich es mir heute so überlege, war es vielleicht noch eines deiner stummen Zeichen, während Friedrich da vorne hinterm Mikro stand, von Laura gesungen hat und deine Lippen auf meinen lagen. Bestimmt hundert Mal hab ich später versucht, den Song wieder anzuhören, doch ich konnte es nicht. Konnte nicht weinen, nicht schreien. Konnte mich nur fragen, ob du mich wohl auch hörst, da, wo du bist. Jetzt ohne mich.

Mein Herz pocht, meine Finger sind feucht. Ich habe es schon lang nicht mehr so gefühlt.

Hastig schlucke ich, lasse den Blick für den Bruchteil einer Sekunde prüfend über Huberts Bildschirmrand hinweg wandern. Und erstarre.

Das darf nicht wahr sein. Mit einer hektischen Bewegung reiße ich mir die Kopfhörer aus dem Ohr. Prinz Pis Stimme bricht jäh ab.

»Die hat schon frei, aber schau, da hinten hat sie sich versteckt«, sagt Hannes in genau diesem Moment und deutet in meine Richtung. Janosch dreht sich um, und ich verspüre das dringende Bedürfnis, mich hinter meinem Laptop zu verstecken. Was will er denn jetzt?

»Hey!«, bringe ich heraus, als mein Versteck erst offensichtlich und dann lächerlich wird.

Janosch lächelt, beinahe erleichtert, und kommt dann auf mich zu. Auf halber Strecke streift er mit der Hüfte einen Stuhl. Quietschend scharren die Stuhlbeine übers Parkett, und er versucht das Missgeschick zu überspielen.

Ich muss grinsen. Ist er etwa nervös? Belustigt schiebe ich ihm einen freien Stuhl meines Tisches entgegen. Er klammert sich an ihn wie an einen Rettungsanker.

»Na?«

Gott, jetzt, wo er so nah ist, erinnere ich mich erst wieder daran, wie blau seine Augen sind.

»Trotz Feierabend noch hier?«, fragt er.

»Eine Autorin hat nie Feierabend«, korrigiere ich. Meine Güte, wie geschwollen … Doch Janosch grinst. Ich sollte lieber noch etwas Normales zum Gespräch beitragen. »Willst du nichts bestellen?«

»Nein, ich hab nur gehofft, dich zu treffen.« Wow. Warum lange um den heißen Brei herumreden, wenn es auch direkt geht? »Du wolltest mir doch noch vorlesen.«

Meine Augenbrauen rutschen in die Höhe. »Ach, wollte ich das?«

Es fällt mir schwer, seinem Blick standzuhalten. Obwohl ich sitze, werden meine Knie plötzlich weich. Es gefällt mir nicht, wie mein Körper auf Janosch reagiert.

Er lacht. »Zumindest ich wollte es.«

»Eben.« Obwohl er keine Anstalten macht, auf Huberts Bildschirm zu linsen, klappe ich ihn energisch zu. Sicher ist sicher. So komme ich schon nicht in Versuchung, etwas zu tun, das ich lieber bleiben lassen sollte. Ich kenne diesen Typen nicht einmal. Als würde ich einfach so einem Wildfremden vorlesen …

Einen kurzen Moment lang zögere ich. Vielleicht wäre es aber genau deshalb nicht die allerdümmste Idee. Ich kenne Janosch kaum. Eigentlich gar nicht. Theoretisch muss mir vor ihm nichts peinlich sein.

»Oder finde ich deine Bücher im Buchladen, als Hörbuch vielleicht?«

»Schön wär’s«, entfährt es mir. Ich wusste gar nicht, wie verbittert ich klingen kann. Janosch offensichtlich auch nicht.

»Oh, schlechtes Thema?«, vermutet er, und ich zucke mit den Schultern.

»Was heißt schon schlecht, es ist eben die bittere Realität.«

»Es ist schwierig, einen Verlag zu finden, oder?«

Fast hätte ich laut gelacht. Doch ich verkneife es mir gerade noch. »Schwierig ist nett ausgedrückt«, entgegne ich. »Es läuft eben wie in allen künstlerischen Branchen. Die Konkurrenz ist groß, der Markt eigentlich längst übersättigt. Dass jemand angelaufen kommt und deine Texte veröffentlichen will, weil er sie so toll findet, ist die seltene Ausnahme.«

»Vielleicht bist du diese Ausnahme.«

»Vielleicht bin ich aber auch ein hoffnungsloser Fall.«

»Das denke ich nicht.« Janosch stützt die Ellbogen vor mir auf dem Tisch ab. »Ansonsten wärst du doch wohl kaum in einer so hochkarätigen Agentur.«

»Ohne Luca wäre ich wohl kaum in einer so hochkarätigen Agentur«, verbessere ich. »Und eine Agentur ist leider kein Garant dafür, dass die Verlagsverträge in den Briefkasten flattern.«

»Hmm.« Janosch zögert, und einen Moment lang bin ich mir sicher, gleich eine ebenso beliebige wie einfallslos aufmunternde Antwort zu bekommen. »Um zu beurteilen, ob das alles Idioten sind, müsste ich deinen Text natürlich erst mal kennen …«, beginnt er und entlockt mir tatsächlich ein Lachen.

Immerhin ist er nicht auf den Kopf gefallen. Auf den Mund offenbar auch nicht.

»Na gut.« Ich bin zwar noch immer nicht ganz überzeugt, doch das Bauchgefühl stimmt. »Aber nicht hier.«

Ich schiebe Hubert und das Notizbuch in die Tasche. Nicht im Traum würde ich hier laut aus meinem Roman vorlesen, wohl wissend, dass Hannes hinterm Tresen seine Ohren spitzt, um mich während der nächsten Schicht damit aufzuziehen.

»Ich frage mich sowieso, warum du bei diesem herrlichen Wetter hier drin sitzt.« Janosch schiebt den Stuhl zurück.

»Autoren sind tageslichtscheue Wesen.«

»Ach ja, natürlich.«

Eine wichtige Voraussetzung ist zumindest schon einmal erfüllt: Er versteht meinen Humor und steigt ganz darauf ein.

»Du siehst doch, wie blass ich bin.« Ich deute an mir herab, nachdem ich die Tasche geschultert habe. Doch sein Blick folgt meiner Bewegung nicht. Er schaut mir weiter direkt ins Gesicht.

»Das ist mir, um ehrlich zu sein, nicht einmal aufgefallen.«

»Ach, komm schon. Warum sonst sollte Luca mich Schneewittchen nennen?«

»Wer weiß, vielleicht umgibst du dich gern mit Zwergen?«

»So groß bin ich auch wieder nicht.«

»Vielleicht nicht äußerlich.«

Okay.

Ich muss mich beherrschen, ihn nicht anzustarren. Habe ich zu viele philosophische Texte geschrieben, oder war seine Antwort gerade wirklich ziemlich tiefgründig? In jedem Fall überfordert sie mich, und daher gehe ich in meiner Hilflosigkeit nicht weiter darauf ein.

Ich bewege mich Richtung Ausgang. Hannes, der mir ein vielsagendes »Viel Spaß« hinterherruft, ignoriere ich gekonnt. Janosch grinst, als wir durch die Tür ins Freie treten.

»Ist der immer so drauf?«

»Wenn keine Gäste dabei sind, ist er sogar noch viel schlimmer.«

»Dein Freund ist sicher sehr begeistert von diesem Arbeitskollegen.«

Ich habe Janosch halb den Rücken zugedreht und schließe für einen Atemzug die Augen. Es war klar, dass das kommen musste. Insgeheim hatte ich gehofft, er könnte diese Information in der Zwischenzeit verdrängt haben. Natürlich hat er es nicht. Gott, ist das alles peinlich.

»Janosch, hör zu …« Ich drehe mich zu ihm, und die Luft knistert elektrisiert, als ich zum ersten Mal seinen Namen ausspreche. Er klingt plötzlich ganz anders. Noch schöner, falls das überhaupt möglich ist. »Es war unnötig, dir das direkt unter die Nase zu reiben. Ich war überfordert.« Von dir. »Und ich kann nicht damit umgehen, wenn Luca einfach irgendjemandem von meinem Manuskript erzählt.«

»Ist das als dein Agent nicht seine Aufgabe?«

»Bist du ein Verleger?«, entgegne ich und klinge anklagend.

Janosch lacht. »Punkt für dich. Und ich kann das verstehen«, fährt er fort. »Aber ich bin ja zum Glück nicht irgendjemand

Ich lache kopfschüttelnd. »Eins zu eins«, gestehe ich.

»Du bist zwar nicht der aufdringlichste Kerl, den ich in den letzten Monaten kennengelernt habe, aber du verpackst es am charmantesten.«

»Also …« Er neigt den Kopf etwas zur Seite. »Du hast die Qual der Wahl. Wo willst du mir vorlesen?«

Wollen? Eigentlich nirgends. Und gar nicht. Was tue ich hier eigentlich?

Janosch wartet geduldig. Mein Blick wandert die Straße hinab. Tiefe Schluchten zwischen den für den siebten Bezirk typischen aufwändig restaurierten Fassaden der Gründerzeithäuser liegen vor uns. Nur wenige Stunden am Tag schafft es die Sonne bis ganz auf den Asphalt hinunter. An schwülen Sommertagen wie diesem gibt es nichts Angenehmeres.

»Lass uns in den Burggarten gehen«, schlage ich vor.

»Wohin auch immer du willst, Schneewittchen.«

»Nenn mich nicht so.«

»Das darf nur Luca?«

»Richtig.«

»Gut, Bambi«, meint er stattdessen, und ich starre ihn an.

»Bambi?! Dein Ernst?«

»Ich finde es passend.«

»Du hast sie nicht mehr alle.«

»Dann sind wir ja schon zwei.«

Mir entfährt ein fassungsloses Schnauben. »Du bist ziemlich frech, weißt du das eigentlich?«

»Wenigstens bin ich authentisch.«

Jeder Satz von ihm trifft den Nagel auf den Kopf. Schon lange bin ich niemandem mehr begegnet, der solch ein Gespür für Sprache und Kommunikation besaß. Unser Gespräch ist wie ein Pingpong-Match. Leicht und sehr schnell. Vom Zuhören wird mir schwindelig.

»Das muss man dir lassen.«

»Lass uns hier lang, das geht schneller.« Janosch deutet in eine Richtung, die ich mit meinem mangelnden Orientierungssinn niemals gewählt hätte.

»Wenn du meinst.« Mir bleibt nichts anderes übrig, als einzuwilligen. »Du kennst dich wohl besser aus als ich.«

»Ich bin in Wien geboren und habe mein ganzes Leben hier verbracht«, sagt er.

Darauf hätte ich auch von selbst kommen können. Schließlich ist er mit Luca zur Schule gegangen. Auch er kommt aus Wien und hat mir schon während des Studiums seine Heimatstadt gezeigt. Ich verlaufe mich trotzdem noch ständig.

»Ich kenne die Stadt wie meine Westentasche.«

»Das ist nicht zu überhören.«

»Was?« Er lacht.

»Na, dein Dialekt.«

»Geh bitte.« Er lacht. »Ich spreche lupenreines Hochdeutsch. Und überhaupt, lass mich raten … Vorarlberg?«

Mir klappt der Mund auf. »Wie …?«

Autor

Sarah Heine
Sarah Heine, geboren 1996, studierte Medizin in Aachen, bevor es sie wieder in ihre Heimat an den Bodensee zog. Unter ihrem Klarnamen Sarah Sprinz veröffentlicht sie ebenfalls Romane und tauscht sich gern mit ihren Leser*innen auf Instagram (@sarahsprinz) aus.
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