Ein heißer Sommertraum - Fünf lustvolle Reisen ins Glück

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RENDEZVOUS IN MALIBU

Candy will Karriere machen, aber ihr Boss Matt Rockwell glaubt nicht an ihre Führungsqualitäten. Da kommt ein gemeinsamer Fortbildungs-Urlaub in Malibu wie gerufen! Doch statt mit Matt über den Job zu reden, verführt Candy ihn in den nächtlichen Dünen …

HEIßE AFFÄRE AUF HAWAII

Vom ersten Moment an sprühen erotische Funken, als der Millionär Grant Rankin der attraktiven Lana auf dem Flug nach Hawaii begegnet. Mit Sex über den Wolken beginnt eine atemberaubende Affäre. Lana darf nur nicht entdecken, wer er wirklich ist! Sonst ist alles vorbei …

ES WAR EINE TROPISCHE LIEBESNACHT ...

Ein Foto-Shooting in der Karibik? Immer! Aber mit Alex Arlov an ihrer Seite? Für Angel steht fest: Dem herzlosen Milliardär, der sie nach einer Liebesnacht schneller verließ, als sie die Augen öffnen konnte, wird sie die kalte Schulter zeigen!

UNSERE INSEL DER LIEBE

Sanft umspülen die Wellen des Pazifiks den Strand. Aber Vivian hat keinen Blick für die Schönheit der Insel, auf der Nicholas Thorne sie gefangen hält - der Mann, der ihr vor Jahren Vergeltung schwor. Und seine Rache ist doppelt süß, als Vivian sich in ihn verliebt …

KARIBISCHE KÜSSE

Gefangen in einer lieblosen Ehe, fordert Lucy die Scheidung! Tycoon Dio Ruiz willigt ein - unter einer Bedingung: verspätete Flitterwochen in der Karibik! Lucy akzeptiert den Deal und merkt schon bald, was Dio im Schilde führt. Unter funkelnden Sternen fordert er eine Hochzeitsnacht!


  • Erscheinungstag 09.07.2020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733718329
  • Seitenanzahl 650
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Dawn Atkins, Shana Gray, Kim Lawrence, Susan Napier, Cathy Williams

Ein heißer Sommertraum - Fünf lustvolle Reisen ins Glück

IMPRESSUM

Rendezvous in Malibu erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Cora-Logo Redaktion und Verlag:
Postfach 301161, 20304 Hamburg
Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0
Fax: +49(0) 711/72 52-399
E-Mail: kundenservice@cora.de

© 2007 by Daphne Atkeson
Originaltitel: „Swept Away“
erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY Sexy
Band 47 - 2008 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Sarah Falk

Umschlagsmotive: GettyImages_Jovanmandic, bennymarty

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733715922

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

 

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PROLOG

Candy Calder atmete tief ein, bevor sie mit den Neuigkeiten herausplatzte, die sie aufregten und ihre Freundinnen enttäuschen würden. „Ich kann nicht mit nach Malibu.“

„Was? Nein!“ Ellie Rockwell stellte den Café de Sade, den sie speziell für Candy erfunden hatte, so hart auf die Theke, dass er überschwappte.

„Das ist nicht dein Ernst!“, sagte Sara Montgomery.

Candy nickte traurig. „Ich muss mich hinter die Arbeit klemmen. Mein Ruf ist in Gefahr.“

„Was ist denn mit deinem Ruf?“, fragte Ellie. „Mit deiner ‚Work hard, play hard‘-Einstellung bist du doch ein Software-Marketinggenie.“

„Ein Genie bin ich ja wohl kaum, Ellie, aber trotzdem vielen Dank.“

Ellie strich sich eine schwarze Haarsträhne hinters Ohr und beugte sich vor, um die Angelegenheit zu klären. Jeder, der das „Dark Gothic Roast“ betrat, dessen Einrichtung Ellies auffallenden Kleidungsstil entsprach, bekam von ihr eine Mischung aus Kaffee, Rat und Hilfe.

„Es war doch deine Idee“, sagte Sara. „Du hast selbst gesagt, wir müssten ein paar Tage abschalten.“

Candy lächelte im Stillen. Es war nicht leicht gewesen, Sara zu überreden, sich eine Woche in der Firma ihres Onkels freizunehmen.

„Ich weiß, aber es geht nicht anders.“ Candy verzog das Gesicht. „Ich habe ein schlechtes Testergebnis. Alle SyncUp-Angestellten mussten sich einem Persönlichkeitstest unterziehen. Bei mir kam ‚nicht ernsthaft genug‘ heraus. Wenn dein Bruder das sieht, bin ich erledigt.“ Ellies Bruder Matt war gerade zum stellvertretenden Geschäftsführer der Firma ernannt worden und damit Candys Chef.

„Matt kennt dich. Und wenn du meine Neuigkeiten hörst, überlegst du es dir anders. Ich habe …“

„Nein, Ellie. Es ist meine letzte Chance, Matt zu zeigen, was ich kann, bevor er nächste Woche die neuen Teamleiter aussucht.“ Die Neustrukturierungen waren noch geheim, aber von Matts Sekretärin hatte Candy erfahren, dass er sein Personal in fünf Teams einteilen und für jedes eine Führungskraft auswählen wollte. Und natürlich wollte sie einen dieser Führungsjobs bekommen.

„Dann ist Malibu doch genau das Richtige! Matt wird …“

Candy unterbrach die Freundin. „Wenn man vom Teufel spricht …“ Über Ellies Schulter sah sie Matt Rockwell hereinkommen, der selbst in langweiligen Khakihosen und einem zerknitterten Oxfordhemd umwerfend attraktiv aussah. Seine Fliegerbrille war nicht wirklich retro und sein kastanienbraunes Haar zu wellig, um hip zu sein. Trotzdem sah er so sexy aus, dass es Candy heiß durchflutete.

Diese ungewollte Anziehungskraft hatte auch zu dem peinlichen Zwischenfall mit dem Stringtanga geführt. Das lag jetzt genau neun Monate zurück. Deswegen hatte der Mann, der über ihre Karriere bestimmte, einen völlig falschen Eindruck von ihr.

Immer noch lief es Candy eiskalt den Rücken herunter, wenn sie daran dachte.

Plötzlich blieb Matt stehen und errötete, als er sie sah.

„Hey, Matt“, sagte Candy. Ihre Wangen schienen zu glühen.

Er nickte ihr zu. „Wie geht’s, Candy?“

„Gut. Und dir?“

„Gut.“ Er räusperte sich und atmete tief ein.

Auch sie holte Luft und spürte die neugierigen Blicke ihrer Freundinnen auf sich.

„Wir sehen uns oben.“ Matt meinte die Büroräume von SyncUp im sechzehnten Stock über dem Café. Seiner Schwester gab er mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass er bei ihrer Assistentin bestellte.

„Er steht noch immer auf dich“, flüsterte Ellie Candy zu.

„Ich bin ihm immer noch peinlich. Und er hat eine Freundin, schon vergessen?“ Kurz nach dem Zwischenfall war Matt mit einer unterkühlten Anwältin namens Jane zusammengekommen, die Ellie ‚die Eisprinzessin‘ nannte.

„Oh nein, die hat letzte Woche mit ihm Schluss gemacht. Was mich wieder zum ursprünglichen Thema bringt, falls du mich mal ausreden …“

„Na und?“ Absurderweise klopfte Candys Herz mit einem Mal schneller. „Ich meine, das ändert nichts daran, dass ich erledigt bin, wenn Matt mein Testergebnis sieht. Dem muss ich entgegenwirken.“

„Dann tu es in Malibu. Das wollte ich dir sagen. Matt wird auch dort sein. Er hat noch Urlaub, den er nehmen muss. Darum habe ich ihm für nächste Woche ein Strandhaus ganz in der Nähe von unserem besorgt.“

„Matt kommt auch? Du hast ihm … oh!“ Candys Herz pochte noch immer wie verrückt. „Aber wie soll das mein Persönlichkeitstest-Problem lösen?“

„Nimm Arbeit mit. Zeig meinem Bruder, wie zielstrebig du bist“, riet Ellie ihr augenzwinkernd. „Und wer weiß, was dann geschieht?“

„Denk nicht mal dran, Ellie. Dieser Dampfer ist auf einem Meer von Margaritas abgefahren.“ Candy wünschte, sie hätte Ellie nie von ihrem Interesse an Matt erzählt. Das einzig Gute war, dass sie geschworen hatte, ihrem Bruder nichts davon zu sagen.

Aus dem Augenwinkel sah Candy, wie Matt seinen Kaffee entgegennahm – immer schwarz und ohne Zucker. Selbst an die kleinsten Details erinnerte sie sich.

„Sag ihr, dass sie nicht mehr kneifen kann, Sara“, meinte Ellie gerade. „Wer soll mir sonst helfen, dich von deinem Laptop loszueisen und auf ein Surfbrett zu bekommen?“ Sara war früher einmal eine ziemlich gute Surferin gewesen.

„Ach komm. So schlimm bin ich gar nicht“, widersprach Sara.

„Oh doch, das bist du“, riefen Ellie und Candy wie aus einem Mund.

Matt hatte sich inzwischen zur Tür gewandt. Aber im letzten Moment schaute er sich noch einmal um und sah Candy an, als hätte er ihren Blick gespürt.

Zu ihrem Ärger winkte sie ihm spontan zu wie ein verliebter Teenager. Matt nickte und machte ein ganz merkwürdiges Gesicht. Sah er sie im Geiste wieder in ihrem String vor sich? Der Gedanke ließ Candy so heiß erröten, dass sie sich schnell wieder ihren Freundinnen zuwandte.

„Ihr denkt, ich könnte am Strand arbeiten?“ Einen Arbeitsurlaub hatte sie noch nie unternommen. Und dazu auch noch am Strand! Könnte sie das?

Als sie in der Kaffeeküche darüber gewitzelt hatte, wie verkehrt die Ergebnisse ihres Persönlichkeitstests waren, hatte zu ihrer Beschämung niemand mitgelacht. Sie alle waren zu dem gleichen Schluss gekommen wie der Test! Das tat weh, weil es Candy daran erinnerte, wie ihre karrierebewusste Familie sie behandelte – wie ein Kind, das niemand ernst nahm. Sie hasste das. Nach der Beförderung würden sie bestimmt endlich alle respektieren.

„Ihr wärt aus dem Büro weg und allein miteinander. Nur du und Matt und all die … Arbeit.“ Vielsagend zog Ellie die Augenbrauen hoch.

Trotz Ellies offenkundiger Hintergedanken war die Idee nicht schlecht. Außerhalb der Firma konnte Candy zu Matt eine Beziehung aufbauen. Eine geschäftliche natürlich. Und sie könnte ihm den Entwurf zeigen, den sie ausgearbeitet hatte.

Sie blickte in die hoffnungsvollen Gesichter ihrer Freundinnen. Wie konnte sie sie enttäuschen? Ihre Freundinnen brauchten Urlaub, und jemand musste dafür sorgen, dass sie ihn bekamen. Und was brauchte sie?

Matts Respekt. Und mehr Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Vielleicht war es der richtige Weg, beides zu erlangen.

„Okay. Ich bin wieder dabei.“

„Ah!“ Sara hob ihren Milchkaffee zu einem Toast. „Auf eine Woche Sonne, Spaß und Männer in Badehosen.“

„Und Arbeit“, fügte Candy hinzu. „Sonne, Spaß, Männer in Badehosen und Arbeit.“

1. KAPITEL

„Wie konnte ich mich nur dazu überreden lassen?“, fragte Candy Ellie, als sie die letzten Meter zu Matts Strandhaus gingen. „Arbeit und Vergnügen zu vermischen ist ungefähr so wie Piña Colada auf Tequila zu trinken – davon kann einem nur schlecht werden.“

„Glaub mir, es wird super“, sagte Ellie.

„Und das Ding hier wiegt ’ne Tonne.“ Candy hob den uralten Laptop, den sie sich geliehen hatte, auf die andere Schulter.

„Du hättest Saras PC klauen sollen. Dann hätte sie jetzt keine Ausrede dafür, dass sie noch nicht am Strand ist“, meinte Ellie.

„Ich kann nicht glauben, dass sie sogar diesen kleinen Drucker eingepackt hat.“

„Es ist nicht leicht, gegen seine eigene Natur zu kämpfen.“

„Ach ja?“ Das war für Candy so klar wie der Malibuer Himmel über ihnen, den kein Wölkchen trübte. Alles in ihr drängte sie, das Ungetüm von Laptop auf der nächsten Veranda abzusetzen, sich einen kühlen Drink zu holen und sich danach in der weiß schäumenden Brandung zu vergnügen.

Nur, dies war nicht der richtige Moment, um sich der Vergnügungslust hinzugeben. Candy hatte eine Mission, und dabei ging es um ihre Zukunft bei SyncUp.

Vorsichtshalber trug sie allerdings ihren gelben Bikini unter der weißen Caprihose und der Bluse, die sie an der Taille verknotet hatte. Und in der Korbtasche waren Handtuch, Sonnenschutz und Flip-Flops – für den Fall, dass sie doch noch Zeit für den Strand erübrigen konnte.

Sie zog ihr Handy aus der Tasche ihrer engen Hose, um sicherzugehen, dass die Klingeltöne eingestellt waren. Sara sollte später anrufen, um eine geschäftliche Besprechung vorzutäuschen. Damit hätte Candy einen guten Vorwand, um sich von Matt zu verabschieden.

Ein großer Hund mit einem roten Halstuch kam herbeigerannt, beschnüffelte Candys Hand und trat wieder zurück. Aufforderungsvoll sah er sie an, als sollte sie etwas für ihn werfen – ihr Handy?

„Ich wünschte, ich könnte es, mein Junge“, sagte sie. „Aber ich brauche es.“

Nach einem kurzen Bellen rannte der Hund weiter, um jemanden zu suchen, der wusste, wozu der Strand da war. Candy seufzte. Vielleicht konnte sie es bei einer anderen Gelegenheit wiedergutmachen.

„Showtime“, sagte Ellie, als sie vor Matts Veranda standen.

Candy nickte. „Aber keine Improvisationen, ja? Keine Andeutungen, kein Wink mit dem Zaunpfahl und kein Augenzwinkern. Matt und ich werden keine weitere Kerbe auf deinem Ehestiftungsgürtel bilden.“

„Wie du meinst.“ Ellies Zugeständnis kam zu schnell, fand Candy. Sie nahm sich vor, ihre Freundin scharf im Auge zu behalten.

Schon lief Ellie die Stufen hinauf. Candy folgte ihr, wobei ihr der Pulsschlag so laut in den Ohren dröhnte wie Ellies Klopfen an der Tür.

Als Matt öffnete, fühlte Candy sich, als würde ihr das Herz in die Hose rutschen. Wie bei dem gescheiterten Kussversuch, als sie auf dem Rücken gelandet war, die Beine in der Luft – und ihr String mit Tigermuster für alle deutlich sichtbar gewesen und ihre Würde ganz und gar den Bach hinunter gewesen war.

„Hallo“, sagte Matt zu Ellie, erst dann entdeckte er sie. „Candy?“ Der Blick seiner tiefblauen Augen war selbst durch die Brille noch messerscharf. Wenn Matt sie anschaute, sah er wirklich hin. Als wäre sie ein komplizierter Computercode, den er unbedingt entschlüsseln musste.

Lies mich, Baby, wollte sie sagen. Lies mich die ganze Nacht lang.

Sein aufmerksamer Blick gefiel ihr. Und auch seine kühle Zurückhaltung, unter der er bestimmt sogar noch begehrenswerter war als ohnehin schon. Wie das sanfte Alter Ego des allgewaltigen, stahlharten Geschäftsmannes gewissermaßen.

Stahl … hm. Bei dem Gedanken an Matts härtesten Teil schmolz sie innerlich dahin wie gefrorener Daiquiri in der Sonne.

Hör auf damit. Hier wird gearbeitet, nicht gespielt.

„In Fleisch und Blut“, sagte sie. Fleisch? Habe ich gerade Fleisch gesagt? Candy beeilte sich fortzufahren: „Ellie hat mir erzählt, dass du hier bist. Und ich bin ehrlich froh, dass wenigstens einer versteht, warum man auch im Urlaub arbeitet.“ Sie klopfte auf den Laptop. Irgendetwas klirrte und fiel in die Tasche. Nichts Lebensnotwendiges hoffentlich.

Du arbeitest im Urlaub?“ Die Betonung kränkte sie, aber Matt blinzelte nur erstaunt. Er schien sie nicht beleidigen zu wollen. Candy wusste, dass er ein geradliniger Mann war, der wenig Sinn für diplomatische Nuancen hatte.

„Ich musste sie praktisch hierher schleifen“, erklärte Ellie. „Sie wollte wegen ihres Projekts den Urlaub absagen.“

„Was für ein Projekt?“ Wieder musterte er Candy prüfend.

„Ich arbeite an etwas für Ledger Lite.“ Die Buchhaltungssoftware war eines von SyncUp wichtigsten Produkten. Die Version 2.0 ging demnächst in den Betatest, und Candy hatte eine großartige Idee, mit der sie Matt zu imponieren hoffte. „Würdest du dir mal ansehen, was ich habe?“

Sein Blick glitt zu ihren Brüsten und wieder zu ihrem Gesicht, als hätte sie ihn aufgefordert, ihre körperlichen Attribute in Augenschein zu nehmen. Hitze durchströmte Candy, aber sie redete beharrlich weiter: „Ich würde dich nicht damit behelligen, aber es ist von entscheidender Bedeutung, bevor der Betatest beginnt … Deshalb dachte ich: warum nicht?“

Etwas klapperte hinter ihr, dann hörte sie ein lautes Wau.

Als sie sich umdrehte, sah sie den Hund vom Strand, der eine Frisbeescheibe hinter ihr fallen gelassen hatte und nun offensichtlich darauf wartete, dass sie sie für ihn warf.

„Dein Hund?“, fragte Matt.

„Nein, allerdings kennen wir uns.“ Der Retriever hatte sie offenbar als Hundefreundin eingestuft. Sie bückte sich und wollte ihm den Gefallen tun, da klingelte ihr Handy. Sie hob die Hand, um anzuzeigen, dass die Arbeit vor dem Vergnügen kam, bevor sie nach dem Handy griff.

Der Hund winselte enttäuscht.

Candys Hose war so eng, dass ihr das Handy aus der Hand glitt und herunterfiel. Der Retriever schnappte es sich und sprang damit davon.

Mist. Candy stellte den Laptop auf die Veranda, streifte ihre Sandalen ab und rannte dem Hund hinterher. Matt war schon vor ihr losgelaufen.

Sekunden später spielten sie Fangen mit dem flinken Tier, sprangen hin und her, bekamen ihn aber nicht zu fassen, bis Candy sich schließlich auf ihn warf und ihn festhielt, damit Matt ihm das Handy abnehmen konnte.

Sobald Candy den Hund losließ, sprang er aufgeregt auf und ab und schien auf einen weiteren Wurf zu warten, damit er sein neues teures Kauspielzeug zurückbringen konnte.

Matt half ihr auf. Sie fühlte die Wärme seiner Hand wie eine heiße Woge, die sie durchströmte. Genau wie damals, als er ihr nach dem Vorfall mit dem Stringtanga auf die Beine geholfen hatte. Mit einem Zipfel seines Hemds wischte Matt das Handy ab und gewährte ihr dadurch einen willkommenen Blick auf seinen flachen, muskulösen Bauch. Hm. Er war nicht nur ein Gentleman, sondern auch erstaunlich braun gebrannt.

Er reichte ihr das Telefon. „Gute Arbeit.“

„Gute Teamarbeit“, berichtigte sie ihn, um das Gespräch auf ihre beruflichen Fähigkeiten zurückzubringen.

Der Hund bellte, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.

„Ruhig, Junge.“ Matt streichelte ihn und bückte sich, um das Namensschild am Halstuch des Hundes zu lesen. „Er heißt Radar“, sagte er und kraulte den Retriever hinter den Ohren.

Candy bückte sich auch, um den Hund zu streicheln, und begegnete Matts Blick. Und sie konnte sich plötzlich nicht von der Stelle rühren, auch nicht, als Radar das Interesse an ihnen verlor und wieder weglief.

Matt beugte sich noch weiter vor und streckte die Hände aus. Candy hatte das verrückte Gefühl, dass er sie wieder küssen wollte. Dabei wusste sie, dass das nicht wahr sein konnte. Dennoch war sie wie elektrisiert und bekam vor lauter Aufregung ganz weiche Knie.

Dann, mitten in der Bewegung, hielt Matt inne. „Du hast da … Sand“, sagte er und berührte seine Wange, um ihr zu zeigen, wo.

„Oh. Ja.“ Candy wischte den Sand ab. In jener Nacht damals hatte sie Matts Versuch, ihr einen Tropfen Kaktusfeigen-Margarita abzuwischen, mit einem Annäherungsversuch verwechselt. Kein Wunder, dass sie bei all der prickelnden Hitze zwischen ihnen so verwirrt gewesen war. Vielleicht hatte es auch an dem Lautsprecher neben ihnen gelegen, den Matt umgestoßen hatte, als Candy näher an ihn herangetreten war, um ihm den Kuss zu erleichtern.

Den Lautsprecher hatte er noch auffangen können, aber nicht Candy. Sie war auf ihren Plateauschuhen gestolpert und in einer äußerst unwürdigen Stellung – die Beine in der Luft, ihr Tigerstringtanga für aller Augen sichtbar – auf dem Boden aufgekommen.

„Es ist weg“, sagte Matt und meinte bestimmt den Sand. Währenddessen war Candy in Gedanken schon dabei, ihm die Brille abzunehmen, sich auszuziehen und wie ein sexhungriges Beachgirl über ihn herzufallen.

Du bist unmöglich, Candy, dachte sie seufzend und stand auf, um Saras Anruf entgegenzunehmen.

Sara meldete sich sofort. „Was ist passiert?“

„Mein Telefon ging verloren“, sagte Candy mit einem Blick zu Matt. „Sorry.“

„Okay, dann … ich bin deine Kollegin mit den Statistiken. Fünfundsiebzig Prozent, drei Punkt zwei; im Verhältnis zwei zu eins … blabla, et cetera, et cetera.“

Unter Matts aufmerksamem Blick fiel es ihr schwer, geschäftsmäßig zu klingen. Candy tat ihr Bestes. „Gut. Ich sehe mir die E-Mail an. So bald wie möglich. Danke.“ Sie beendete das Gespräch und schob das Handy in die Hosentasche. „Ein paar Zahlen, die ich brauche. Kann ich mir bei dir eine E-Mail ansehen? Und dir dabei vielleicht auch gleich meine Ideen zeigen?“

„Klar. Warum nicht.“ Er schien verblüfft über den Vorschlag, ging jedoch bereitwillig zum Haus zurück, wo Ellie stand und sie strahlend anlächelte.

„Wir müssen jetzt arbeiten“, sagte Candy und signalisierte ihr mit einem Blick, dass es Zeit war zu verschwinden.

„Klar. Ich will nur sehen, was Matt zu essen dahat, dann könnt ihr anfangen.“

„Meine Schwester, die Glucke“, bemerkte er augenzwinkernd. „Ich habe genug zu essen da“, rief er Ellie zu, die in der Küche schon Schränke und den Kühlschrank öffnete.

„HoHos, Cheetos, Dr. Pepper und Bier? Das nennst du Essen?“

„Klingt doch gut“, sagte Candy achselzuckend. Sie und Matt hatten sich schon mehr als einmal um den letzten Beutel Cheetos oder HoHos in der Snackmaschine bei SyncUp gestritten. Zumindest die Vorliebe für Chips und Snacks teilten sie.

„Hast du an Sonnenschutz gedacht?“, wollte Ellie wissen. Als Matt die Schultern zuckte, seufzte sie. „Ich bringe dir welchen mit. Und auch was Anständiges zu essen.“

„Das brauchst du nicht, Ellie.“ Er hielt inne. „Aber Widerspruch wäre zwecklos, oder?“

„Allerdings.“

„Dann tu, was du nicht lassen kannst“, meinte er seufzend, lächelte aber.

Candy gefiel die Harmonie zwischen den Geschwistern. Als sie ihren alten Laptop neben Matts brandneues Modell stellte, fiel ihr ein kleiner Stapel Papiere daneben auf. Matt war ihr mit der Arbeit also schon zuvorgekommen. Und das, obwohl sie gerade erst angekommen waren!

„Aber wollt ihr euch nicht auch ein bisschen amüsieren?“, fragte Ellie. „Ihr arbeitet viel zu hart. Besonders du, Candy.“

Heuchlerin. Aber Candy liebte Ellie dafür, dass sie ihr zuliebe übertrieb.

Ellie legte einen Flyer vor Candy und Matt auf den Tisch. „Seht euch nur alle diese ‚Sin on the Beach‘ – Festivalveranstaltungen an!“ Etwas leiser sagte sie zu Matt: „Ich will nicht, dass du Trübsal bläst. Andere Mütter haben auch noch Töchter.“ Sie bezog sich offenbar auf seine Trennung von der Eisprinzessin.

„Ellie“, sagte Matt. „Mach dir um mich mal keine Sorgen.“

„Dann werde ich hier wohl nicht mehr gebraucht.“ Mit einem vielsagenden Blick zu Candy wandte Ellie sich zur Tür. Da Matt in die Küche gegangen war, konnte Candy ihrer Freundin gerade noch den erhobenen Daumen zeigen, bevor sie ging.

„Möchtest du etwas trinken?“, rief er aus der Küche. „Ein Bier?“

„Bei der Arbeit lieber Wasser.“ War das übertrieben? Natürlich wäre es großartig, sich mit Matt einfach nur einen faulen Tag in seinem Bungalow zu machen. Aber das war die alte Candy. Die neue wollte etwas Wichtiges erreichen.

Sie verschob ihren Laptop und stieß dabei versehentlich einen von Matts Ordnern auf den Boden. Das erste Blatt, das sie aufhob, war ein Persönlichkeitstest mit seinem Namen. Daran klebte ein Zettel, auf den ihr Geschäftsführer Scott Bayer geschrieben hatte: Ruf mich an betreffs Veränderungen!

Matt kam mit ihrem Wasser und seinem Bier in das Wohnzimmer.

Candy reichte ihm das Formular. „Du hast den Test gemacht?“

„Scott wollte, dass alle leitenden Angestellten ihn machten.“

„Was für Veränderungen meint er? Irgendwelche in dem Test?“

Matt lachte humorlos. „Nein. In den Managern. Er will, dass wir die Schwächen angehen, die der Test zutage brachte.“

„Was für Schwächen könntest du schon haben?“, fragte sie.

„Genau“, sagte er und deutete ein Lächeln an. „Dem Test zufolge bin ich nicht kontaktfreudig genug.“ Er setzte sich neben sie. „Findest du mich ungesellig, Candy?“ Sein Blick war so direkt, dass ihr der Atem stockte. „Sei ehrlich.“

„Du bist kein Schwätzer, sondern sehr direkt. Ich würde sagen, dass du mehr zurückhaltend als wirklich ungesellig bist.“

„Zurückhaltend. Ja. Das passt. Ich halte nichts von Smalltalk. Sag, was du zu sagen hast, und weiter im Text. Wozu die Zeit verschwenden?“

„Aber zwanglose Gespräche lockern die Atmosphäre auf. Ein Schwätzchen über das Wochenende, das Spiel der Suns oder die Bar-Mizwa des Neffen macht die Leute mitteilsamer und aufgeschlossener für ernstere Themen.“

Matt schwieg, er schien über ihre Worte nachzudenken.

„Klingt vernünftig“, sagte er schließlich. „Mein unmittelbares Problem ist, dass Scott von mir erwartet, auf der Konferenz im nächsten Monat neue Kunden zu gewinnen. Bis dahin muss ich mir das Schulterklopfen, den Schmus und alles andere angeeignet haben.“

„Klingt doch gut.“

Er lächelte sie an. „Für dich vielleicht.“ Er warf ihr einen Blick zu, der die Luft regelrecht zum Knistern brachte. „Aber ich bin nicht du.“

Nein, Moment mal! Das Knistern kam von ihrem Laptop, der mit entnervender Langsamkeit und Geräuschen startete, die an eine kaputte Waschmaschine erinnerten.

„Falls es dir ein Trost ist, auch von mir hat dieser Test ein falsches Bild ergeben“, bemerkte Candy.

„Wieso?“

„Weil ich meine Arbeit angeblich nicht ernst genug nehme.“

„Du? Nein! Wie kann das denn sein?“ Seine Augen funkelten. „Wegen der Luftschlangen vielleicht, mit denen du das Labor mal dekoriert hast?“

„Alle waren damals schlecht drauf. Wir brauchten eine Pause. Und die Dinger ließen sich im Nu wieder entfernen.“

„Oder als du was in den Halloween-Punsch getan hast?“

„Komm schon. Das war eine Party. Und ich hatte Valerie vorher gewarnt.“

„Sie war schwanger, nicht?“ Er nickte. „Dein Kostüm war … interessant.“

Sie hatte sich als Zombie-Prostituierte verkleidet – was auch kein Problem gewesen wäre, wenn sie sich nicht als Einzige die Mühe gemacht hätte, ein Kostüm anzuziehen.

„Fröhliche Angestellte sind gute Angestellte, Matt. Es gibt Studien, die beweisen …“

„Wenn ich mich recht entsinne, gingen drei Kollegen heim, weil sie zu betrunken waren zum Arbeiten. Und alle anderen außer Val verschliefen den Nachmittag auf ihren Tastaturen.“

Er lächelte, aber das Licht brach sich in seinen Brillengläsern. Deshalb konnte sie nicht sehen, ob er amüsiert war oder sich über sie lustig machte.

„Wenn ich mich recht entsinne, hast du viel gelacht. Und im Monat danach hast du das Papierkorb-Basketball-Turnier gewonnen.“

„Was auch deine Idee war, nicht wahr?“

„Wir hatten zwei Sechzigstundenwochen mit der Neubearbeitung des Payroll Plus verbracht. Wir brauchten eine Abwechslung.“

„Na ja, das war ganz lustig“, räumte er ein.

„Und danach waren wir wieder fit. Arbeite hart, vergiss dabei aber nie das Vergnügen, das ist mein Motto.“ Es klang wie eine Ausrede. Oder zumindest sähe Candys Familie es so. Auf dem College hatte sie mehr als einmal die Schwerpunktfächer gewechselt und die Jobs in der Arbeitswelt auch. Ihre Eltern dagegen hatten aus dem Nichts heraus ein gut gehendes Geschäft gegründet, ihre Brüder waren gleich nach ihrem Jurastudium von erfolgreichen Anwaltsfirmen angenommen worden. Alle vier hielten sie für eine Niete, und allein der Gedanken daran ließ Candy vor Scham erröten.

„Verstehe.“ Matt sah aus, als würde er ein Grinsen unterdrücken.

„Tatsache ist, dass der Test ein falsches Licht auf mich wirft. Und dich hat er ja auch nicht richtig eingeschätzt, oder?“

Matt antwortete nicht, und sie befürchtete schon, zu defensiv geklungen zu haben.

„Wie auch immer. Ich möchte dir zeigen, was ich mir für Ledger Lite ausgedacht habe.“ Sie legte ihren Finger auf das Touchpad, und im selben Moment verstummten sämtliche Geräusche in dem Laptop. Der Monitor blieb weiß – der Computer war nicht mal richtig hochgefahren.

„Verdammt!“ Candy schlug gegen das Gerät. „Die Techniker haben gesagt, dieses Ungetüm hier wäre ein echtes Arbeitspferd.“

„Lass mal sehen.“ Matt zog den Laptop zu sich herüber und hüllte sie dabei mit seinem Duft nach Aftershave und warmem Mann ein. Mit drei Fingern gab er eine Tastenkombination ein und startete den Computer neu.

Unwillkürlich stellte Candy sich vor, was diese Finger an ganz bestimmten Stellen von ihr bewirken könnten. Sie rückte ein wenig von Matt ab und stieß dabei gegen das Computerkabel. Ein Zischen ertönte, und der Monitor war wieder schwarz.

„Ah. Das könnte ein Kurzschluss im Transformator sein.“ Matt zog die verschiedenen Stecker heraus und ging mit dem Gerät in die Küche.

Was nun? Candy hatte nichts ausgedruckt, weil die Arbeitsblätter riesig waren und das Bildmaterial auf dem Bildschirm besser aussah. Wenn ihr Computer hinüber war, galt dasselbe für ihren Plan, Matt von ihren Fähigkeiten zu überzeugen.

Nicht dass er den Laptop wirklich reparieren konnte, aber Matt musste ein bisschen Abstand zwischen sich und Candy Calder bringen. Sie roch so süß, wie ihr Name es verhieß. Und allein die Luft neben ihr zu atmen machte es ihm fast unmöglich, an etwas anderes als Sex zu denken.

Er suchte in den Schubladen nach einem Schraubenzieher, fand allerdings nur ein spitzes Küchenmesser, mit dem er die Schrauben zu lockern versuchte.

Dieses Dilemma hatte er wahrscheinlich Ellie zu verdanken. Sie war wahrscheinlich überzeugt, dass Candy ihn nach der Trennung von Jane ein bisschen aufmunterte.

Eigenartigerweise fühlte er sich gar nicht so schlecht, wie er gedacht hatte. Vielleicht stand er noch unter Schock. Aber im Grunde hatte er sogar Erleichterung verspürt – was seiner Meinung nach keineswegs die richtige Reaktion auf das Ende einer neunmonatigen Beziehung war.

Doch so oder so war es ein Fehler, sich mit Candy Calder, ihren übermütig funkelnden Augen, die genauso violett schimmerten wie das SyncUp-Logo, oder ihren sinnlichen Lippen zu befassen. Genau eine Woche hatte er in der Firma gearbeitet, bevor es geschehen war. In jener Nacht hatte er diese Lippen an einem Margaritaglas gesehen und an nichts anderes mehr denken können als daran, sie zu küssen. Dann hatte er den Kuss vermasselt und Candy dabei auch noch umgeworfen.

Sie brachte ihn völlig durcheinander, machte ihn kribbelig, überreizt und närrisch. Und nun hatte sie einen alten Computer hierher geschleppt, um ihm ihre Arbeit vorzuführen? Was bezweckte sie damit? Das Gleiche wie seine Schwester sicher nicht. Candy würde Ellies Verkuppelungsversuche niemals dulden. Nach diesem vermurksten Kuss hielt sie ihn für einen Trottel. Wahrscheinlich hatte sie selten so gelacht mit ihren Kolleginnen bei SyncUp. Alle Kollegen mochten Candy, die ganze Firma war sozusagen erfüllt von ihrem Lachen.

Der Persönlichkeitstest hatte sie und ihre Verspieltheit gut beleuchtet. Und auch die Einschätzung seines Charakters war korrekt. Matt war mehr als nur zurückhaltend, wie Candy es genannt hatte. Er zog es vor, allein zu sein, hasste sinnloses Gerede und arbeitete hart. Vielleicht zu hart, aber er liebte seine Arbeit. Und was war schon falsch daran, so viele Stunden mit etwas zu verbringen, das man gerne tat?

Irgendetwas offensichtlich schon. Selbst Jane hatte ihm deswegen schon Vorwürfe gemacht. Angeblich war es sogar der Grund, warum sie Schluss gemacht hatte. Wie hatte sie ihn genannt? Einen Workaholic, der sich nicht entspannen kann. Und dann war sie gemein geworden. Du würdest Spaß nicht einmal dann erkennen, wenn er eine Überraschungsparty für dich gäbe.

Das musste sie gerade sagen. Sie war genauso engagiert in ihrem Beruf wie er. Sechzigstundenwochen in der Anwaltskanzlei hielt sie für nichts Besonderes. Matt hatte damit kein Problem gehabt; sie hatten ihre Beziehung einfach ihren jeweiligen Terminen angepasst.

Spaß hatte durchaus seinen Platz im Leben. Der Job als stellvertretender Geschäftsführer war ihm jedoch nur übertragen worden, weil er sich in der bedeutenden Softwarefirma mit harter Arbeit und Engagement hervorgetan hatte. Und um die Stelle zu behalten, musste er nun lernen … dummes Zeug daherzureden. Du liebe Güte.

Er war in erster Linie Informatiker, in zweiter Marketingexperte, aber nirgendwo dazwischen so was wie ein Partylöwe!

Nachdem er die letzte Schraube gelöst hatte, versuchte Matt vergeblich, das Kästchen auseinanderzunehmen. Die beiden Hälften waren wie miteinander verklebt. Er machte sich gerade mit der Messerklinge daran zu schaffen, als Candy in die Küche kam.

„Kriegst du es hin?“

Ihre Nähe machte ihn so nervös, dass er sich prompt in den Daumen stach. „Verdammt.“ Er presste den Zeigefinger auf die blutende Stelle.

„Du hast dich verletzt?“ Candy zog sein Handgelenk nach oben.

„Was soll das?“, fragte er, so ruhig er konnte, mit ihren Brüsten so direkt vor seinen Augen.

„Du musst die Hand hochhalten, damit es nicht so stark blutet.“ Sie war so klein, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzusehen. Und ihre großen Augen waren wie eine einzige Versuchung, sich in ihnen zu verlieren.

„Es ist nur ein Kratzer“, sagte er heiser.

„Sicher?“

„Ja.“

Sie ließ seinen Arm wieder sinken. Ihr Haar kitzelte ihn am Kinn, und ihre Finger wärmten seine Haut, als sie sich über seine Hand beugte, um die Wunde zu begutachten.

„Es blutet nicht mal“, stieß er hervor und trat einen Schritt zurück. „Dein PC ist hin, Candy.“

„Wie soll ich dir dann meine Arbeit zeigen?“ Sie schien aufrichtig bestürzt zu sein. „Ah, ich weiß! Darf ich deinen benutzen? Um zu sehen, was ich an E-Mails habe? Und damit ich mir von jemand im Büro meine Dateien schicken lassen kann?“ Sie trat wieder vor; ihm wurde ganz schwindlig in ihrer Nähe. „Ach, aber wie sollst du dann arbeiten?“, sagte sie, als wäre es ihr gerade erst eingefallen. „Wenn ich deinen Laptop nehme, meine ich?“

„Kein Problem. Ich habe schließlich Urlaub. Vielleicht sollte ich mehr ausgehen, geselliger sein … oder was auch immer.“ Was, zum Teufel, schwafelte er da?

Sie betrachtete ihn nachdenklich, bevor sie langsam vorschlug: „Ich kann dir helfen, weißt du. Wir können uns gegenseitig helfen.“

„Ja?“ Wieso waren ihre Lippen sogar ohne Lippenstift so rot? Matt erinnerte sich überdeutlich an ihre schlanken Beine und an den winzigen Stringtanga, der so vollkommen zwischen ihren Po…

„Du leihst mir deinen Laptop, damit ich dir meine Ideen zeigen kann. Dafür bringe ich dir all den Schmus bei, den du brauchst. Was meinst du?“

„Ich leihe dir meinen …? Du bringst mir …? Ich weiß nicht, wie das gehen soll.“ Er konnte sich nicht mit einer Frau beschäftigen, die ihn allein mit einem Wort wie Schmus vergessen lassen konnte, wie er hieß.

„Ach, komm. Das wird sicher lustig, Matt.“

Matt. Ja, genau. So hieß er. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar zu denken.

„Wuff!“

Durch die Moskitogittertür sah Matt den Golden Retriever, mit dem sie um Candys Handy gerangelt hatten.

„Radar sagt Ja“, bemerkte Candy.

„Wie könnte ich dann Nein sagen?“ Richtete er sich jetzt schon nach einem Hund? Als er in Candys Augen blickte, hatte Matt das Gefühl, dass auf Radar zu hören nicht die letzte Dummheit war, die er sich diese Woche leisten würde.

Und auch sicher nicht die größte.

2. KAPITEL

Das könnte funktionieren, dachte Candy, ich muss nur viel mehr Zeit als vorgesehen mit Matt verbringen. Sie müsste sich eisern unter Kontrolle halten, weil ihr sexuelles Verlangen mit jeder Minute stieg, die sie in seiner Nähe war. Genau wie in einem Süßwarenladen zu stehen, wenn man Diät halten wollte – es war die reinste Qual.

Andererseits bot ihr dies die Chance, sich zu beweisen und zugleich Matts negativen Eindruck von ihr zu berichtigen. Denn den hatte er ganz bestimmt, seinen Bemerkungen über ihre Halloween-Scherze nach zu urteilen. Und er hatte garantiert auch etwas über sie und Jared gehört.

Nach dem Tanga-Zwischenfall, wie Candy ihn nannte, war sie mit einem Programmierer von SyncUp ausgegangen. Jared war nett, intelligent und witzig, aber es hatte nicht gefunkt zwischen ihnen. Nachdem sie ihm aus reiner Höflichkeit einen Gutenachtkuss gegeben hatte, war der dankbare Trottel auf die Idee gekommen, in der Firma Die Geschichte der O zu verbreiten.

Den Gerüchten zufolge hatten sie es auf dem Dach getrieben. Und sie waren auch tatsächlich dort gewesen. Allerdings nur, um sich den Höhenmesser anzusehen, den Jared als Bestandteil eines wissenschaftlichen Programms gebaut hatte, an dem er gerade arbeitete.

Radar bellte, um sie zum Spielen hinauszulocken. Er war genauso lästig wie ihre Neugierde auf Matt. Sie durfte sich weder von dem einen noch dem anderen in Versuchung führen lassen. Zuerst kam die Arbeit, dann das Vergnügen. Und das auch nur, wenn Zeit dafür blieb.

Candy konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart, setzte sich an Matts Computer und wollte sich einloggen. Bevor sie dazu kam, rief er aus dem Flur: „Und wie hast du dir das andere vorgestellt?“

Sie blickte auf. „Was denn?“

„Das mit meiner mangelnden Geselligkeit. Was schlägst du vor?“

„Du möchtest gleich damit beginnen? Okay, dann lass uns eine Strategie entwickeln.“

„Eine Strategie?“

„Um dich in Mr Charming, in einen Tausendsassa oder Partylöwen zu verwandeln – wie immer du dein neues Ich auch nennen willst.“ Sie hob den Festival-Handzettel auf und winkte Matt zu sich. „Schauen wir mal, was wir hiervon verwenden können.“

Er setzte sich nahe genug neben sie, um sie erneut mit seinem angenehmen verführerischen Duft zu umgeben.

„Was für Hobbys hast du?“

Er antwortete nicht sofort, und Candy sah, dass er wie gebannt auf ihren Mund blickte. „Ich … ähm …“ Er räusperte sich. „Was für Hobbys?“

„Ja. Was tust du gern in deiner Freizeit?“

Matt rieb sich den Nacken. „Keine Ahnung. Ich lese. Die meiste Zeit im Internet. Manchmal programmiere ich auch etwas zum Spaß. Oder ich werfe ein paar Bälle in den Korb.“

Das mit den Bällen hatte er sicher nur gesagt, um wie ein normaler Mann und nicht wie ein verschrobener Computerfreak zu klingen. Aber das war er ja auch gar nicht. Er war nur ruhig, ernst und reserviert. Candy fand das merkwürdig beruhigend. Als Kontrast zu ihrer ruhelosen Energie vielleicht?

„Mit anderen Worten, du arbeitest so gut wie immer?“

Er zuckte mit den Schultern. „Meine Zielstrebigkeit hat mich dorthin gebracht, wo ich bin, Candy. Das vergisst Scott, wenn er meint, ich müsste mich verändern. Trotzdem werde ich meine Stärke sicher nicht aufgeben.“

„Okay. Wir verändern nur ein bisschen deinen Stil. Du wirst kaum mehr als ein kleines Zwicken spüren.“ Als er grinste, überlegte sie zufrieden, was für eine Leistung es war, einem so ernsten Mann ein Grinsen entlockt zu haben. „Ich weiß, was ich tue“, fuhr sie selbstbewusst fort und hoffte, dass das stimmte. „Was hast du gern getan, bevor du Softwareentwickler und Marketingexperte geworden bist?“

Er blickte zur Zimmerdecke. „Hm. In der Highschool war ich in einer Band – aber welcher Highschoolschüler war das nicht?“

„Welches Instrument hast du gespielt?“

„Bassgitarre.“

„Cool. Ich fand Bassgitarristen immer supersexy. Und was für Musik hast du gespielt?“

„Rock, Pop, Rythm and Blues. Die Top 40 auf Partys. Wir waren nicht sehr lange zusammen.“

„Aber lange genug, um flachgelegt zu werden?“

„Das auch.“ Matt setzte eine schuldbewusste Miene auf.

Candy konnte ihn sich gut mit einer Gitarre an der Hüfte vorstellen, mit der er sich im Rhythmus der Musik bewegte. Ein heftiges Verlangen durchzuckte sie. Um ihre Reaktion zu verbergen, hielt sie den Flyer hoch. „Hier steht nichts von einem Wettbewerb von Bands. Hast du noch andere Hobbys?“

„Fotografie?“

„Oh. Warte … Ja! Da haben wir was. Heute Abend ist der große Hot-Shot-Fotowettbewerb. Er wird von einer Mobilfunkgesellschaft gesponsert. Kannst du mit deinem Handy Fotos machen?“

„Klar.“ Er beugte sich vor, um das Gerät aus seiner Gesäßtasche zu ziehen.

Für einen flüchtigen Moment war sie sich seines Körpers, seiner Muskeln und seines Dufts so stark bewusst, dass sie ihn am liebsten mit sich auf die Couch herabgezogen hätte. Aber da straffte er sich schon wieder, klappte das Handy auf und gab es ihr.

„Es ist das gleiche Modell wie meins“, sagte sie, um einen normalen Ton bemüht, und schaute die Aufnahmen an, die er gespeichert hatte. „Du machst Fotos von Computern?“

„Ich hatte mir Bildschirme angesehen.“

Sie suchte weiter und fand Aufnahmen von Digitalkameras … von Regalen in einem Computerladen … Verkaufdisplays. „Wo sind deine Freunde? Deine Mutter? Ellie?“

„Natürlich habe ich Fotos von ihnen. Aber nicht auf meinem Telefon.“ Matt griff danach, bekam es jedoch nicht zu fassen, weil Candy das Handy außerhalb seiner Reichweite brachte.

„Ich bin noch nicht fertig.“ Unbeirrt hielt er die Hand ausgestreckt. Und Candy durchrieselte es heiß, als sein Arm zufällig ihre Brüste streifte.

Sofort zog er die Hand zurück. „Sorry.“

„Kein Problem.“ Matt hatte sich auch für den Tanga-Zwischenfall entschuldigt, obwohl er eindeutig ein beidseitig verschuldetes Malheur gewesen war.

Sie konzentrierte sich auf die Fotos – und wurde auch tatsächlich fündig. Auf einem der Bilder war Matt mit Mickymaus-Ohren zu sehen!

„Wie niedlich“, sagte sie.

Er verdrehte die Augen. „Eine von Ellies Kundinnen war gerade in Disneyland gewesen, und du kennst ja meine Schwester.“

„Gut, dass sie das Foto gemacht hat. Es beweist, dass du auch lockerer sein kannst.“

„Du denkst, ich bin zu verkrampft?“ Er wirkte sehr belustigt.

„Nicht verkrampft. Nur zu reserviert und zu beherrscht.“ Alles, was sie selbst nicht war – und dringend lernen musste, wenn sie die Beförderung erreichen wollte.

„Du denkst also, ich brauchte mir nur Mickymaus-Ohren aufzusetzen, damit die Leute SyncUp-Produkte von mir kaufen?“

„Was auch immer, Matt“, erwiderte sie lächelnd. „Aber ein Fotoapparat ist ein gutes Mittel, um Kontakte herzustellen. Nimm eine Kamera zu einem Ereignis mit, und jeder ist dein Freund. Du hast eine gute digitale, nehme ich an?“

„Nicht bei mir. Ich habe mir eine neue gekauft. Sie ist ein Upgrade der 300D und hat …“

„Erspar mir die Einzelheiten. Passt sie in deine Hosentasche?“

„Ich habe ein Köfferchen dafür.“

„Der Punkt ist, dass du sie immer bei dir haben musst. Mach Fotos auf der Konferenz. Dann hast du einen Vorwand, Visitenkarten auszutauschen, damit du den Leuten die Bilder schicken kannst.“

Er sah sie an und lächelte. „Du bist gut.“

Bei jedem anderen Mann hätte es wie eine plumpe Anmache geklungen, Matt meinte es als aufrichtiges Lob. Trotzdem bewirkten die Worte, dass Candy wieder glühend heiß wurde und sie Mühe hatte, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. „Dann gehen wir also morgen zu diesem Fotowettbewerb.“

„Und was sollen wir fotografieren?“ Matt sah sich den Flyer an. „Was verstehen die unter ‚Hot Shots‘?“

„Beim Sin on the Beach – Festival? Was Erotisches natürlich.“

Matt schien darüber nachzudenken. „Du meinst, ich soll Frauen überreden, sich für mich auszuziehen?“

„Das dürfte dir nicht allzu schwerfallen.“

„Machst du Witze?“

„Keineswegs. Du bist ein attraktiver Mann“, entgegnete sie achselzuckend.

„Du findest mich attraktiv?“

„Na klar.“

Ungläubig schüttelte er den Kopf.

„Im Ernst, Matt. Du bist gut gebaut und siehst gut aus.“ Sie betrachtete ihn prüfend. Das Sonnenlicht reflektierte wieder auf seiner Brille. „Aber die hier solltest du lieber ausrangieren.“ Sie zog sie ihm spielerisch von der Nase und war verblüfft, wie nah ihr seine klaren blauen Augen plötzlich waren. Es war ein besonderer Augenblick, so wie sich zum ersten Mal nackt an jemanden zu schmiegen. Mit einem Mal konnte Candy kaum noch atmen.

„Du hast schöne Augen“, sagte sie und ließ die Hände sinken, damit er ihr Zittern nicht bemerkte.

„Und wie soll ich jetzt sehen?“

„Besorg dir Kontaktlinsen.“

„Diese widerlichen kleinen Plastikdinger? Ich weiß nicht, wie du sie ertragen kannst.“

„Woher weißt du, dass ich welche trage?“

„Sie schwimmen auf deiner Iris.“

„Oh … na ja.“ Er hatte sie genau genug betrachtet, um ihre Kontaktlinsen zu sehen? Wieder durchrieselte es Candy heiß. „Sie sind inzwischen leichter anzuwenden als früher. Du kannst sie einen ganzen Monat tragen, sogar bei Nacht. Du solltest es zumindest ausprobieren.“

„Mal sehen.“ Er machte nicht den Eindruck, als ob er es wirklich vorhätte.

„Warum besorgen wir dir nicht welche? Du könntest damit leichter neue Kontakte schließen.“

„Wieso denn das?“, fragte er stirnrunzelnd.

„Weil Brillen Barrieren sind, die Distanz zwischen dir und anderen schaffen. Ohne sie wirkst du näher, wärmer, aufgeschlossener.“

„Siehst du mich jetzt gerade so? Näher? Aufgeschlossener?“

Oh ja. Ihr gelang es, einfach nur zu nicken. Hätte er die Frage nicht im Tonfall einer wissenschaftlichen Analyse gestellt, wäre Candy gleich hier auf der Couch über ihn hergefallen.

Sie waren allein, nur Zentimeter voneinander entfernt; und Matt betrachtete sie mit diesem ernsten, ruhigen Blick, die ihr immer so unter die Haut ging. Das Knistern zwischen ihnen war schon fast so mächtig wie das Rauschen der Wellen vor dem Haus.

Candy schlug die Beine übereinander, um das Kribbeln zwischen ihnen zu unterdrücken. „Und wenn wir schon dabei sind, sollten wir auch deinen Look etwas verändern.“

„Meinen Look?“

„Du bist ein erfolgreicher Softwaredesigner, Matt, und solltest auch wie einer aussehen. Du brauchst einen Haarschnitt. Und unbedingt auch neue Klamotten.“

„Was gefällt dir nicht an meinen Sachen?“ Prüfend sah er auf sein blaues Hemd und seine Khakishorts. „Sie sind sauber und passen zueinander.“

„Das ist keine Strandkleidung.“ Candy musterte bewundernd seinen Körper. „Du brauchst ein armfreies Shirt.“ Während sie seine Arme begutachtete, stellte sie sich nackte Schultern und feste Muskeln vor. „Ein Hawaiihemd vielleicht …“ Sie betrachtete ihn ausgiebiger. „… und Surfershorts.“ Als ihr bewusst wurde, dass sie auf den Reißverschluss seiner Hose starrte, sah sie auf und begegnete Matts neugierigem Blick.

Verlegen redete sie weiter: „Und du brauchst auch neue Anzüge. Deine sind zu klassisch. Wir können das alles hier im Einkaufszentrum erstehen. Dich gewissermaßen völlig umgestalten.“

„Umgestalten? Glaub ja nicht, dass ich mir die Ärmel hochkrempele oder mehrere Sachen übereinander trage!“

„Natürlich nicht. Wir geben dir nur ein bisschen Pfiff.“

„Pfiff? Ich bin doch nicht schwul.“

„Na schön, dann stell es dir als Software-Update vor. Als Matt Version 2.0.“

„Ich weiß nicht …“

„Aber sicher. Ein neues Image ist der halbe Sieg bei Scott. Wir aktualisieren deinen Look, machen dich geselliger, und – Tata! – schon bist du der fabelhafte Marketingleiter, den Scott sich wünscht.“

„Du meinst, wir vermarkten mich an Scott?“

„Genau.“

„Bei dir hört sich das kinderleicht an.“

„Ist es auch. Du hast selbst gesagt, ich wäre gut.“ Und genau deshalb willst du mich als Teamleiter. „Bist du dabei?“

„Na ja.“ Er lächelte. „Du scheinst zu wissen, was du tust.“

„Du wirst es nicht bereuen“, versprach Candy und schwor sich, ihr Bestes zu tun, ohne ihn allzu sehr zu bedrängen.

Sie setzte ihm die Brille wieder auf und war froh über die Barriere zwischen ihnen. Da merkte Candy, dass sie beide den Atem anhielten. Und sie entdeckte den kleinen Schönheitsfleck an seiner rechten Wange und die feinen Lachfältchen um seine Augen, die auf einen Sinn für Humor hinter der ernsthaften Fassade schließen ließen.

„So, und nun wieder zu dem Festival“, sagte sie, etwas irritiert von Matts prüfendem Blick. „Was können wir sonst noch tun? Du spielst Basketball, also mal sehen, was sie an Sport zu bieten haben. Ah, Beachvolleyball. Das wär doch was. Sie fangen in einer halben Stunde an. Danach kommen wir hierher zurück, und ich zeig dir, was ich habe.“

„Was du hast?“ Matts Blick glitt zu ihren Bikiniträgern, die die Bluse nicht verdeckte.

„Meine Marketingideen, Matt.“

Er wurde feuerrot. „Entschuldige.“

„Schon gut. Du bist auch nur ein Mensch.“ Sie gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm, aber ihre Finger blieben einen Moment zu lange liegen. Dass ein so höflicher Mann wie er den Blick nicht von ihrer Brust wenden konnte, fand Candy ungeheuer sexy.

„Ich bin sonst nicht so plump. Nur bei dir … ich weiß nicht. Du bist so lebhaft.“

„Lebhaft?“ Was meinte er damit? Dass sie ein Partygirl war? Der Gedanke schmerzte. „Ich bin mehr, als du vielleicht glaubst“, erwiderte sie leichthin, um ihren Ärger zu verbergen. Sonst fühlte Candy sich nicht so schnell gekränkt. Die Sache mit dem Persönlichkeitstest und der Beförderung hatten ihr Selbstbewusstsein ganz schön aus dem Gleichgewicht gebracht.

„Das trifft wohl auf die meisten von uns zu“, meinte Matt. „Willst du so bleiben, wie du bist?“

„Wieso? Ist irgendwas nicht mit mir in Ordnung?“ Hatte er ihren Persönlichkeitstest etwa schon gesehen?

„Für das Volleyballspiel, meinte ich“, sagte er mit einem Blick auf ihre Kleidung.

„Ach so. Tut mir leid.“ Sie lachte erleichtert auf. „Dazu bleibt mir keine Zeit mehr. Ich mache es mir nur bequemer.“ Und schon zog sie sich die Bluse aus und ging in die Hocke, um zu testen, wie gut sie sich in der Caprihose bewegen konnte. „Zu eng“, beschloss Candy und zog den Reißverschluss herunter, um sie abzustreifen.

Matt schien sich zu zwingen, ihr ins Gesicht zu sehen. „Besser?“, fragte er mit belegter Stimme.

„Ja.“ Sie fühlte sich geschmeichelt, dass er Mühe hatte, sie nicht anzustarren. Ihr Bikinihöschen war nicht besonders tief ausgeschnitten, das Oberteil genauso wenig. Trotzdem schien Matt völlig hin und weg zu sein.

„Du wirst doch nicht in diesem Hemd spielen“, sagte sie.

Prompt zog er es aus und warf es auf die Couch.

Nun war sie diejenige, die nicht wegschauen konnte. Ihr Blick glitt über seine muskulöse Brust und die feinen dunklen Härchen, die Candys Aufmerksamkeit zur Gürtellinie lenkten.

„Candy? Alles okay?“

„Ja, ja.“ Sie tat, als musterte sie ihn prüfend. „Deine von Natur aus nicht sehr helle Haut braucht nur ein kleines bisschen Sonne.“

„Du machst dir Gedanken über meine Bräune?“

„Ein Hauch Selbstbräunungsspray könnte nicht schaden.“

„Was?“

Sie grinste. „Das war ein Witz, Matt.“

„Ich glaube, ich werde das Ganze noch bereuen“, murmelte er. Der amüsierte Schimmer in seinen Augen strafte ihn jedoch Lügen. „Meinst du, ich kann so gehen?“ Er trat zurück, damit sie ihn von oben bis unten betrachten konnte.

Bis zur Taille nackt, bot er einen eindrucksvollen Anblick. Sogar in seinen langweiligen Khakishorts. „Nimm den Gürtel ab.“ Das war alles, was Candy sagte.

Er tat es, ohne den Blick von ihr zu wenden, und sie fühlte sich wie elektrisiert. Hör nicht auf, war sie versucht zu sagen. Zieh gleich alles aus …

„Die Schuhe auch“, flüsterte sie und streifte sich die Sandalen ab.

Matt tat es, dann standen sie sich gegenüber, nur Zentimeter voneinander entfernt und mit so gut wie nichts mehr zwischen ihnen. Ihr Bikini schien kaum mehr zu sein als zwei winzige, papierdünne Dreiecke, Matts Shorts nichts als ein Fetzen Khakistoff. Es war beinahe so, als wären sie schon völlig nackt …

War er erregt? Candy riskierte einen Blick auf seinen Reißverschluss, unter dem sie eine deutliche Reaktion zu sehen glaubte. Oh. Zwischen ihren Schenkeln begann es wieder heiß zu prickeln.

Das war nicht gut. Hastig bückte sie sich, hob ihre Sachen und Matts Hemd auf und stopfte alles in ihre Strandtasche.

„Ich hole meine Sonnenbrille“, sagte Matt und stürmte von ihr weg in Richtung Flur.

Gott sei Dank. Sie ging nach draußen, wo sie sich besser fühlte. Die sanfte Brise spielte mit ihrem Haar, und sie wandte ihr Gesicht für einen Moment der warmen Sonne zu. Als sie sich umwandte, sah Candy, wie Matt sie von seiner Veranda aus beobachtete. Selbst mit der altmodischen Sonnenbrille sah er sexy aus. Mit einem guten Haarschnitt, Kontaktlinsen und der richtigen Kleidung würden sich die Frauen schlagen, um an ihn heranzukommen.

Während er auf sie zukam, fragte sie sich, wer die Nächste sein würde. Eine Karrierefrau wie Jane wahrscheinlich. Der Gedanke an die Nachfolgerin der Eisprinzessin kühlte Candys Begeisterung für Matt ein wenig ab.

Sie nahm ihre Sonnencreme aus der Tasche, gab etwas Lotion auf ihre Hand und reichte ihm die Tube.

Routiniert cremte sie sich die Arme ein. Matt verteilte den Sonnenschutz achtlos auf seinem Gesicht und seinen Schultern, sodass überall weiße Streifen zurückblieben.

„Du musst sie einreiben“, sagte Candy und versuchte zu ignorieren, wie nahe er ihr war und wie gut sich seine Haut anfühlte, als sie mit den Händen über sein Gesicht und seine Schultern strich.

„Dreh dich um“, befahl sie, in der Hoffnung, dass das helfen würde. Was für ein Irrtum! Wie gebannt betrachtete Candy seinen breiten, muskulösen Rücken. Seufzend begann sie, die Creme auf seinem Rücken zu verteilen, und ließ ihre Hände länger als nötig auf den Muskeln dort verweilen.

Warum können wir nicht miteinander schlafen?

Weil er dein Boss ist und du von ihm befördert werden willst.

Oh ja. Genau. Sie würde ihm zeigen, wie klug, ausgeglichen und zielstrebig sie war. Wie engagiert und verantwortungsbewusst. Wie …

„Bist du da bald fertig?“, erkundigte er sich.

„Hm … ja. Ich bin nur gründlich.“

„Soll ich es auch bei dir tun?“, fragte er mit leiser Stimme.

Nicht dass er etwas anderes als Eincremen gemeint hätte, aber die Frage brachte Candy trotzdem auf ganz andere Ideen. „Das wäre schön“, flüsterte sie, reichte ihm die Tube und wandte ihm den Rücken zu.

Seine Finger glitten langsam über ihre Haut und sogar unter ihre Bikiniträger. Er war sehr gründlich. Als er weitermachte, dachte Candy, dass eine winzige Bewegung genügen würde, damit ihr Bikinitop herunterfiel. Dann hätte er mehr einzureiben, als er dachte. Sie bekam ganz weiche Knie bei dem Gedanken.

„Alles in Ordnung?“, fragte er.

„Ich glaube, das reicht“, sagte sie und fuhr herum, um sich die Creme zu schnappen.

Verdutzt sah er sie an.

„Wir kommen zu spät“, erklärte sie und eilte in Richtung Meer, das hoffentlich kalt genug war, um sie von dieser wunderbaren Träge zu befreien.

Im Wasser wimmelte es von Schwimmern und Surfern; der Strand war regelrecht übersät mit Sonnenanbetern und Kindern, die sich Bälle oder Frisbees zuwarfen.

„Ich liebe den Strand“, sagte Candy zu Matt, der ihr gefolgt war.

„Ich auch. Gut, dass Ellie mich zu diesem Urlaub überredet hat.“ Er zögerte einen Moment. „Und ich bin froh, dass du hier bist, Candy, denn sonst säße ich vor meinem Laptop und würde all das hier versäumen.“

„Freut mich, dass du mich brauchen kannst“, erwiderte sie, und ihr unvernünftiges Herz begann wieder wie wild zu klopfen.

Denn ich brauche dich auch.

Für meine Karriere, ermahnte sie sich streng. Sie halfen sich gegenseitig. Bei allem, was sie taten, ging es nur um SyncUp und ihre berufliche Beziehung.

Das durfte sie keine Sekunde lang vergessen.

3. KAPITEL

Die Teilnehmer an dem Volleyball-Wettbewerb konnten sich in einer Strandbar namens WIMP BIM einschreiben, was die Abkürzung für „Was in Malibu passiert, bleibt in Malibu“ war.

„Sucht ihr ein Team?“, fragte ein gut aussehender junger Mann Candy und Matt. „Wir brauchen ein paar Spieler.“

„Prima“, sagte sie.

„Ich bin Carter.“ Er reichte ihr die Hand und musterte Candy anerkennend. Er war braun gebrannt und hatte sonnengebleichtes blondes Haar, das ein Vermögen in einem Salon gekostet hätte, aber höchstwahrscheinlich echt war, wie Candy vermutete.

„Ich bin Candy, und das ist Matt.“

„Cool.“ Carter schüttelte Matt die Hand.

„Sind sie dabei?“, fragte eine hinreißende Blondine, die genauso braun wie Carter war. Als er nickte, strahlte sie. „Super. Wir brauchen zwei Spieler. Ich bin Jaycee.“ Eigentlich sprach sie nur mit Matt und warf in geübter Geste ihr langes Haar über die Schulter.

Candy riss sich zusammen und fand, dass ein guter Moment gekommen war, um mit Matts Unterricht zu beginnen. Deshalb fragte sie Jaycee und Carter, woher sie sich kannten. Wenig später erfuhren sie, dass Jaycee ein Fitnesscenter in Santa Monica leitete, in dem Carter als Trainer arbeitete. Candy erzählte ihnen, dass sie und Matt bei SyncUp beschäftigt waren.

„Das ist eine Softwarefirma, nicht?“, fragte Jaycee. „Was für Programme verkaufen Sie?“

„Am bekanntesten ist unser Anwendungspaket für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenverarbeitung“, antwortete Matt sachlich.

„Klingt interessant.“ Das Interesse erlosch in Jaycees Augen.

„Was Matt meint, ist, dass wir Firmen ihre Buchführung, Gehaltsabrechnungen, Projektentwicklung und Terminplanung erleichtern.“

„Ich weiß schon. Wir haben so ein Gehaltsabrechnungsprogramm. Ich weiß nicht, wie euers ist, aber unseres braucht ewig.“

Candy horchte auf. „Wirklich? Was würde es denn einfacher für euch machen?“

„Weniger Fenster. Gott, man klickt und tippt und klickt und tippt, bis man am liebsten losschreien möchte.“

„Wenn die Software also Routineeintragungen übernehmen würde, wäre das eine Hilfe?“

„Oh, das wäre großartig.“

„Es ist unser Job, Probleme wie dies zu lösen. Matt könnte noch viel mehr darüber sagen, wenn er wollte. Er begann als Informatiker.“

„Wirklich?“ Jaycee blinzelte ihn an. „Also hast du zwei Seiten? Mal bist du ganz Verstand und Zahlen, und dann wieder bist du, na ja, kreativ und frisch?“ Sie plinkerte mit den Wimpern und gab sich offensichtlich dümmer, als sie war.

„Ich schreibe keine Programme mehr, sondern leite unsere Marketingabteilung.“ Matt schien zu begreifen, dass er weiterreden musste. „Meine Ausbildung hilft mir allerdings, als Vermittler zwischen Programmierern und Marketingleuten zu fungieren.“

„Dann bist du so was wie ein Übersetzer. Do you speak Computer?

„In gewisser Weise, ja.“ Er lächelte.

„Cool“, sagte Jaycee. „Und was brütest du gerade aus?“

„Wir haben verschiedene Projekte.“ Er sah Candy an, die ihn mit ihrem Blick ermunterte weiterzuerzählen. „Eins ist ein Persönlichkeitstest, der Arbeitgebern bei der Auswahl von Bewerbern hilft.“

„Noch ein Test, den man vermasseln kann“, stöhnte Carter.

Candy hielt ihn für einen dieser unkomplizierten, sinnesfrohen Männer, die sehr aktiv im Bett und stets bemüht waren, ihren Partnerinnen zu gefallen. Unter anderen Umständen wäre er der perfekte Begleiter für eine Woche in Malibu gewesen. Schade, dass sie schon anderweitig beschäftigt war.

„Seid ihr wegen des Festivals hier?“, fragte Carter, der wohl einzuschätzen versuchte, ob sie und Matt zusammen waren.

„Auch. Wir machen unter anderem bei dem Hot-Shot-Wettbewerb mit, da Matt auch Fotograf ist“, sagte Candy.

„Wow, das ist ja cool!“, sagte Jaycee. „Machst du auch Porträts? Ich brauche nämlich welche für meine Modelmappe.“

„Nicht wirklich. Ich tue es nur zum Spaß.“

„Oha, du tust es nur zum Spaß? Das finde ich gut.“

„Es ist nur ein Hobby.“ Matt schien völlig blind zu sein für Jaycees Flirtversuche.

„Aber er hat ein gutes Auge.“

„Umso besser.“

Konnte die Frau noch plumper werden? Candy war leicht verärgert, trotzdem gab sie nicht auf. „Warum machst du nicht ein Foto von unserem Team, Matt?“

„Gute Idee.“ Sein Blick verriet, dass er wusste, worauf sie hinauswollte – nämlich Adressen zu bekommen.

Jaycee rief die anderen beiden Spieler und posierte dann vorn in die Mitte. Sie war so unerträglich … quirlig. Candy war nicht sicher, warum sie das so störte, außer dass Jaycee andauernd mit ihren Brüsten vor Matt herumzuwackeln schien.

Matt machte die Aufnahme und gab dann E-Mail-Adressen in sein Handy ein, bevor alle zum Spiel gerufen wurden.

„Du bist ein guter Schüler“, flüsterte Candy ihm zu.

„Ich habe ja auch eine gute Lehrerin“, erwiderte er und warf ihr einen Blick zu, der ihr unter die Haut ging.

Und dann sah sie das andere Team und bekam ein bisschen Angst. Die anderen wirkten alle so athletisch. Candy war nicht unsportlich, aber … Unsicher sah sie zu Matt, doch er lächelte nur beruhigend.

Tatsächlich hielt er sie während des gesamten Spiels im Auge und kam ihr zu Hilfe, wenn die Sonne sie blendete oder sie falsch stand. Er rettete sogar ihren Ball, als Radar auf das Feld gestürmt kam und sie beinahe umwarf. Matt war ein starker, flinker Spieler … der sie schrecklich ablenkte mit seinem überwältigend tollen Körper. Wahrscheinlich machte er tausend Liegestütze, wenn er nicht vor seinem Computer saß. Von den Sit-ups ganz zu schweigen.

Candy konnte es fast nicht glauben, als sie gewannen.

„Gutes Spiel“, sagte Matt.

„Ja, wir sind ein gutes Team“, erwiderte Candy und wollte noch etwas hinzufügen, aber da stand schon wieder Jaycee neben ihnen.

„Wasser, Matt?“, fragte sie und hielt ihm ihre Flasche hin.

„Nein, danke.“

Jaycee lief zu Carter, und Candy beugte sich zu Matt vor. „Sie will ein Kind von dir.“

„Was redest du da?“ Er folgte ihrem Blick. „Du übertreibst.“

„Du solltest die Gelegenheit nutzen.“

„Nein. Ich bin kein … Nein.“ Er errötete, verlegen, geschmeichelt oder beides. Eine leise Eifersucht beschlich Candy. Was verrückt war. Wenn Matts Liebesleben durch ihre Hilfe angekurbelt wurde, umso besser. Oder nicht?

Carter, der Mannschaftskapitän, verteilte die Gewinne: Getränkegutscheine, ein Beleg mit der Punktzahl für den allgemeinen Wettbewerb des Festivals und ein WIMP-BIM-T-Shirt.

„Wir gehen rein, die Getränkegutscheine einlösen“, sagte er zu Candy. „Kommt ihr mit?“

„Auf jeden Fall!“

„Dann sehen wir uns drinnen.“

„Findest du ihn nett?“, fragte Matt, als Carter weg war.

„Was soll denn unsympathisch an ihm sein?“

„Ist er nicht ein bisschen zu … muskelbepackt? Er ist dir geistig jedenfalls nicht gewachsen.“

„Vielleicht muss er das da ja auch gar nicht“, erwiderte sie, während sie Carter die Bar betreten sah. Sie waren hier schließlich auf dem Sin on the Beach – Festival. Da wäre es doch schon beinahe kriminell, nicht wenigstens ein bisschen Spaß zu haben. Carter hatte etwas erfrischend Jungenhaftes und war bestimmt der ideale Mann für einen Strandurlaub … Plötzlich bemerkte sie Matts starren Blick. „Was ist?“

„Nichts. Ich beobachte dich nur dabei, wie du ihn beobachtest.“ War das Sarkasmus? Vielleicht war er ja auch ein bisschen eifersüchtig. Hm.

„Sollen wir reingehen? Da kannst du weiterlernen. Mal sehen, wie viele Leute du kennenlernst.“

„Du bist der Boss“, erwiderte Matt und klopfte sich den Sand ab. Candy konnte nicht umhin, sich vorzustellen, wie diese Hände den Sand von ihrem Körper wischten …

„Zieh das an“, sagte sie und reichte Matt das WIMP-BIM-T-Shirt. Schluss mit nackten Oberkörpern, beschloss sie, zog sich die Bluse über und verknotete sie in Höhe der Taille.

Das Shirt war leider so eng, dass es Matts Muskeln sogar noch betonte und ihr keine Hilfe war. Candy zwang sich wegzusehen und ging zur Bar. Ein Drink, und dann würde sie Matt ihre Arbeit zeigen. Was bedeutete: Kein Alkohol für sie.

Die Bar war gerammelt voll, die Musik laut und die Gäste größtenteils schon ziemlich angetrunken. Drei Frauen in Bikinis tanzten unter Gejohle und Gepfeife der Männer auf dem breiten Mahagonitresen. Ein Barkeeper führte einen Gasanzünder über drei Schnapsgläser, aus denen Flammen aufschossen. Blaue Martinis, das Hausgetränk der Bar, waren zum halben Preis zu haben. Auf den Tischen standen kaum andere Getränke.

„Wow“, sagte Matt. „Hier ist ganz schön was los!“

„Sommer am Strand.“ Candy hoffte, dass das nicht zu bitter klang. Sie hätte nichts lieber getan, als sich in das Getümmel zu stürzen.

„Komm.“ Matt führte sie zu der Bar und fand einen Platz nicht weit von den beschwipsten Tänzerinnen entfernt. „Interessant“, stellte er mit einem Blick auf den Tresen höflich fest. „Was möchtest du trinken?“

„Wasser mit Limone“, erwiderte Candy missmutig.

„Warum probieren wir nicht den Tsunami für zwei?“, schlug Matt mit einem Blick auf die in grellen Neonfarben angebotenen Cocktails vor.

Candy las die Zutaten – Crème de Cacao, blauer Curaçao, Rum, Wodka und verschiedene Säfte, um den Alkoholgeschmack zu überdecken. „Lieber nicht. Wir wollen doch noch arbeiten.“

„Ach, komm. Wenn man schon mal in Rom ist … Arbeiten können wir auch morgen noch.“

Wie er das Wort ‚arbeiten‘ betonte, irritierte sie. Fast schien es, dass er ihren Vorschlag für einen Scherz hielt. „Das ist dein Problem.“ Sie würde sich auf jeden Fall an ihren Plan halten.

Kurz darauf saßen sie an einem runden Tisch, der kaum Platz für den pompösen Cocktail bot, den Matt bestellt hatte. Das blaue, mit Schaumkrönchen aus Schlagsahne bedeckte Getränk wurde in einer Art Keramikboot gereicht, das die Form eines ausgehöhlten Baumstamms hatte.

Matt betrachtete den Cocktail. „Wer hat sich das denn ausgedacht?“

„Die Römer?“ Candy trank ihr Wasser, das nach so viel Bewegung in der Sonne sehr erfrischend war.

Lächelnd zog er an dem langen roten Strohhalm. „Süß und durstlöschend. Probier mal.“

Candy nippte vorsichtig. Unter dem Fruchtsaft verbarg sich genügend Alkohol, um einen ganz normalen Mann in einen Stripper zu verwandeln. „Ich bleibe bei meinem Wasser. Sei vorsichtig …“

Prüfend sah er ihr ins Gesicht. „Du hast da was …“ Er streckte die Hand aus.

„Sahne?“ Candy rieb sich rasch über die Nase.

„Nein, Sonne. Du hast einen Sonnenbrand auf deiner Nase.“

„Ach so. Na ja.“ Candy tauchte einen Finger in die Sahne auf dem Cocktail und schleckte ihn genüsslich ab. „Hmm.“

Als sie hörte, wie Matt hörbar einatmete, wischte sie sich den Finger rasch an einer Serviette ab. „Sorry.“

„Wieso?“ Sein Blick ruhte immer noch unbewegt auf ihr.

„Habe ich auch hinten einen Sonnenbrand?“, fragte sie, während sie die Bluse über die Schultern zog und ihm den Rücken zuwandte.

Seine kühlen Finger auf der Haut zu spüren löste ein Brennen in Candy aus, das nichts mit Sonnenbrand zu tun hatte.

„Sieht nicht so aus“, sagte er und ließ die Hand sinken.

Candy räusperte sich und rief sich innerlich zur Ordnung. „Also zurück zum Kontakteknüpfen. Denn dazu sind wir schließlich hier.“

Matt atmete aus. „Okay. Und wie fange ich das an?“

„Es ist ganz einfach. Ich zeige es dir.“

Mühelos verwickelte sie ein Paar am Nebentisch in ein Gespräch über die blauen Martinis, die sie tranken. Als sich herausstellte, dass beide Kommunikationswesen in Los Angeles studierten, lud Candy sie spontan zu einem Besuch bei SyncUp ein.

Nachdem sie sich wieder Matt zugewandt hatte, schenkte er ihr ein bewunderndes Lächeln. „Du bist erstaunlich. Noch ein paar Minuten, und sie hätten dich zu ihrer Hochzeit eingeladen.“

Candy lachte, sie freute sich ehrlich über das Lob.

„Wo hast du das gelernt?“

„Es ist etwas Intuitives, aber ich übe natürlich auch. Zum Beispiel habe ich eine Kundenberaterin begleitet und mich für die Interessen und Ideen unserer Kunden interessiert.“

„Das wusste ich gar nicht.“

„Es gibt viel, was du nicht weißt“, erklärte sie, in der Hoffnung, dass es ihrer Sache nützte.

„Offensichtlich“, erwiderte er und warf ihr einen langen, eindringlichen Blick zu.

„Na ja, jedenfalls musst du es jetzt selbst versuchen. Wenn wir auf einer Konferenz wären, würde ich mit dir um zwanzig Visitenkarten wetten.“

„Ich glaube nicht, dass hier viele Karten dabeihaben“, sagte Matt mit einem Blick auf zwei vorübergehende Mädchen im Bikini.

„Dann sammle Telefonnummern. Oder …“

„Was, zum Teufel, ist denn das?“

Beide erschraken. Jaycee war an ihren Tisch getreten, zeigte nun auf das Cocktailboot und hockte sich dann so neben Matt hin, dass ihre Brüste fast aus ihrem Bikini quollen.

„Ein Tsunami für zwei.“ Höflich bot Matt ihr seinen Strohhalm an. Jaycee ließ sich nicht lange bitten und beugte sich vor, wodurch ihr Dekolleté sogar noch mehr zur Geltung kam. Gesittet hielt Matt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet.

„Köstlich“, sagte sie und leckte sich die Lippen. Da erklangen die ersten Töne eines alten Songs der Cars. „Tanzen wir?“, fragte sie Matt.

„Ich kann nicht tanzen.“

Jaycee zeigte auf den Tsunami. „Danach kannst du es.“

„Candy und ich besprechen gerade etwas Geschäftliches.“

Jaycee schien verblüfft.

„Das kann warten“, sagte Candy. „Geh nur, Matt.“ Wenn er sich mit der Strandschönheit einließ, bedeutete es das todsichere Ende dieser lästigen Gefühle, die Candy immer im unpassendsten Moment überfielen.

„Später vielleicht“, erklärte er zu Jaycee gewandt.

Sie zuckte mit den Schultern – dein Pech – und ging zu ihrem Tisch zurück.

„Du hättest ruhig gehen können“, beharrte Candy. Ihretwegen sollte er nicht auf seinen Spaß verzichten.

„Klar“, sagte er. „Aber du wolltest doch noch arbeiten, oder?“ Er hielt ihren Blick mit seinem fest. Doch als Matt sich dabei ertappte, senkte er den Kopf und nahm einen kräftigen Zug aus seinem Strohhalm. „Das schmeckt immer besser.“

„Vielleicht solltest du das lieber stehen lassen“, meinte Candy und bot ihm ihre Flasche Wasser an.

„Ich vertrag es“, behauptete er nach einem weiteren tiefen Zug aus dem Tsunami-Boot. „Und ich werde von Schluck zu Schluck geselliger. Wie viele Telefonnummern soll ich besorgen, Coach?“

„Machen wir doch einen Wettbewerb daraus und sehen, wer von uns die meisten Leute kennenlernt.“

„Du bist zu gut. Den würdest du mit links gewinnen.“

„Na schön, dann spiele ich mit Handicap … Sagen wir, ich muss für jede deiner Karten zwei vorlegen.“

„Klingt gut. Und worum spielen wir?“

„Das überlege ich mir noch.“ Sie musste sich etwas ausdenken, was sie beide wollten.

„Hey, Lady! Du, ich, da.“ Carter zeigte auf Candy, auf sich und auf die Tanzfläche.

„Geh“, ermunterte Matt sie. „Ich habe hier noch zu tun.“ Er tippte auf das Cocktailgefäß.

„Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen“, warnte sie ihn noch, aber Matt lächelte nur und schüttelte den Kopf.

Auf der überfüllten Tanzfläche legte Carter seine Hände auf Candys Hüften, weil gerade etwas Langsames gespielt wurde. Sie sah zu Matt hinüber, der viel zu schnell seinen Cocktail austrank.

„Was machst du nachher?“, wollte Carter wissen. Er war offensichtlich interessiert an ihr. Zu dumm. Solange Matt in der Nähe war, durfte sie nichts riskieren, was ihr Partygirl-Image noch untermauern könnte.

„Arbeiten“, sagte sie traurig. Unwillkürlich blickte sie wieder zu Matt hinüber, der gerade von einer üppigen Brünetten in einem winzigen Bikini zur Tanzfläche geführt wurde. Candy konnte es kaum glauben.

Als er ihr nahe genug war, beugte er sich vor. „Ich kriege ihre Nummer“, sagte er mit undeutlicher Stimme. Der Tsunami schien seine Wirkung nicht zu verfehlen.

Matt wandte sich wieder seiner Partnerin zu, die prompt eine Art stehenden Lapdance aufzuführen begann. Er machte große Augen und war sichtlich fassungslos.

Beinahe hätte Candy laut herausgelacht, als das Mädchen sich auch noch umdrehte, sich vorbeugte und ihren Po vor seinem Unterleib kreisen ließ.

Matt sah sie über den gebückten Körper seiner Partnerin an und hob resigniert die Hände.

„Wenn man schon mal in Rom ist …!“, rief sie ihm zu. Sie konnte ihn jederzeit erlösen, aber vorher wollte sie sehen, wie er mit der Situation umging.

4. KAPITEL

Was soll ich jetzt bloß tun? fragte Matt sich, als seine Partnerin diesen ausgeflippten Tanz mit ihm aufführte.

Er wäre nicht einmal zur Tanzfläche gegangen, wenn dieser Muskelmann Candy nicht so offensichtlich anzumachen versucht hätte. Natürlich wollte Matt nicht wie ein totaler Loser dastehen, der vor seinem lächerlichen Cocktail hockte, während sie sich auf der Tanzfläche vergnügte.

Und nun führte diese Frau sich auf, als hätte sie vor Gott und der gesamten Bar hier Sex mit ihm. Er kannte nicht einmal ihren Namen, von ihrer Telefonnummer ganz zu schweigen. Gut, dass er wenigstens zu geschockt war, um eine Erektion zu bekommen.

Ihr schien egal zu sein, was er tat. Sie machte ganz den Anschein, als wäre dies ein Tanz mit richtigen Schritten – obwohl ihre Füße sich nicht einmal vom Fleck bewegten. Denn ihre Hüften, ihr Po und ihre Brüste taten die ganze Arbeit.

Er war nur ein Requisit für ihre Verrenkungen, das war ihm klar. Jetzt stand sie ihm wieder gegenüber, ein Bein zwischen seinen, und glitt an ihm hinab, als wäre er eine Chromstange.

Und währenddessen stand Candy, die nur ihre Lippen zu befeuchten brauchte, um ihn zu erregen, bei ihrem Muskelmann und lachte ihn aus. Sie fand es offenbar zum Schreien komisch, dass diese fremde Frau ihn derart anmachte.

Sekunden später kam sie mit Carter herübergetanzt und organisierte einen Partnertausch. Der muskelbepackte Carter schien sich nur allzu gern mit Matts Partnerin zusammenzutun, und auch sie schien nichts gegen den Tausch zu haben.

Candy blickte amüsiert zu ihm auf. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen, Matt. Du warst wie gelähmt.“

„Ich dachte, sie würde mir jeden Moment den Reißverschluss herunterziehen.“

„Wäre das so schlimm gewesen?“, fragte sie lachend. „Was in Malibu passiert, bleibt in Malibu, nicht wahr?“

Ein langsameres Lied wurde gespielt, zu dem Matt sie in die Arme nehmen musste. Candy legte ihre Hände nur leicht auf seine Schultern und wahrte offenbar bewusst einen diskreten Abstand zwischen ihnen.

Matt war froh darüber, denn so spürte sie zumindest nicht, wie stark sie auf ihn wirkte. In ihrer Nähe kam er sich immer wie ein Sechzehnjähriger vor, der sich nicht unter Kontrolle hatte.

Die Menge teilte sich abrupt, und Candy wurde gegen ihn gestoßen. Jetzt würde sie seine … Ja. Ihr Gesicht verriet, dass sie seine Erektion bemerkt hatte.

„Sorry“, murmelte er.

„Kein Problem“, erwiderte sie mit unsicherer Stimme. „So wie diese Frau dich angemacht hat …“

„Es ist nicht wegen ihr“, sagte er rau und gab ihr mit einem Blick zu verstehen, wie es wirklich war – was er nie getan hätte, wenn Candy und der Tsunami ihm nicht den Verstand benebelt hätten.

„Oh.“

Jetzt schmiegte sie sich sogar noch fester an ihn. Matt legte seine Hände an ihre Hüften und hielt Candy fest an sich gedrückt. Die enorme Menge Alkohol in dem blauen Boot, das er geleert hatte, durchströmte seinen Blutkreislauf und entspannte und ermutigte ihn. Tanzen war ein guter Grund, Candy so zu halten. Und sie fühlte sich ganz wunderbar in seinen Armen an.

Sie sahen sich in die Augen, während sie sich langsam zu der Musik bewegten. „Wie fühlst du dich?“, fragte Candy.

„Besser“, sagte er und hätte sie am liebsten fest an sich gedrückt, um sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen.

„Du wirkst ein bisschen benommen“, bemerkte sie.

Das war er auch. Von ihrer Nähe und seinem Verlangen nach ihr. Aber da das dumm geklungen hätte, sagte er: „Bin ich auch. Das hier ist nicht meine Welt.“ Um sie herum johlten Betrunkene und beschütteten sich mit Bier. Auf dem Tresen und einigen der Tische tanzten Frauen, eine sogar nur in BH und Slip. „Gut, dass ich jemand bei mir habe, der sich auskennt.“

Candys Augen verdunkelten sich, als hätte er sie gekränkt. „Als jemand, der sich auskennt, rate ich dir, dich bei dem Tsunami etwas zu mäßigen.“

„Zu spät. Ich habe das Boot schon leer getrunken.“ Und das spürte er auch.

„Was soll ich bloß mit dir machen?“ Sie schüttelte den Kopf, als wäre er ein Kind, das zu viel von dem Geburtstagskuchen gegessen hatte.

Er war ein Wohltätigkeitsfall für sie. Der heutige Tag, das morgige Shoppen … Candy tat das alles nur, um ihn davor zu bewahren, als hoffnungsloser Langweiler zu enden. Das wurmte ihn. Um sich von diesen bitteren Gedanken abzulenken, tanzte er mit ihr zu der Menge herüber, die sich vor der Bühne drängte und für einen Karaoke-Wettbewerb melden wollte.

„Die armen Idioten“, spöttelte Matt. Ihn würden keine zehn Pferde dazu kriegen, in aller Öffentlichkeit zu singen. Nicht einmal betrunken.

„Ich weiß nicht. Ich war schon immer der Meinung, dass SyncUp auch Karaoke-Software entwickeln sollte“, sagte Candy. „Was fehlt, sind gute Background-Videos, damit es wie ein echter Auftritt aussieht, nicht?“

„Hm.“ Matt betrachtete die Bühne, dachte über Projektoren und Filmmaterial, mögliche Absatzmärkte und Entwicklungskosten nach …

Er war so in Gedanken versunken, dass er Candys Abwesenheit nicht einmal bemerkte, bis sie wiederkam. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

Oh, oh. „Du hast doch nicht getan, was ich vermute?“

„Ich habe uns für ein Duett gemeldet!“, verkündete sie triumphierend.

„Ja, aber ich war doch Gitarrist, kein Sänger, schon vergessen?“

„Es wird schon schiefgehen. Ich führe dich. Wir singen ‚You’re the One That I Want‘ aus Grease. Ich war in der Highschool in dem Musical.“

„Dann bin ich also John Travolta? Na prima.“

„Du machst das schon.“

Matt wand sich innerlich, allerdings wollte er Candy nicht enttäuschen. Sie hatte ihm schon das Gefühl gegeben, er könnte tanzen; warum sollte er da mit ihrer Hilfe nicht auch singen?

Die ersten Auftritte waren nicht schlecht. Als sie an der Reihe waren, wurde Matt fast übel, aber er zwang sich zu einem Lächeln und führte Candy auf die Bühne. Wenn er ein Auge zukniff, konnte er sogar den Text auf dem Prompter lesen, stellte er erleichtert fest.

Das Lied begann, und Candy führte ihn wie versprochen mit klarer, wohlklingender Stimme. Gekonnt tanzte sie um ihn herum, als hätten sie eigens für diese Aufführung geprobt. Selbst ihm gelang der eine oder andere gut gewählte Schritt.

Als sie den Refrain – You’re the One That I Want – sang, sah sie ihn mit leuchtenden Augen an. Matt fühlte sich so überdreht und aufgekratzt, dass er gar nicht mehr von der Bühne herunterwollte. Er wollte Candy länger nah sein, sie umarmen …

Dann kam sein Einsatz, und er spürte mit einem Mal, dass er jedes dieser Worte meinte, die er sang. Für die Dauer eines Herzschlags sah er in Candys Augen, dass es ihr genauso erging.

Am Ende des Songs brauste Beifall in der Menge auf, die Leute pfiffen, johlten und trommelten auf die Tische. Noch ganz erschüttert von seinen Empfindungen, half Matt Candy von der Bühne. Dann blieben sie, jeder einen Arm um die Taille des anderen geschlungen, schweigend stehen und verfolgten die Auftritte der anderen Sänger. Candy schien ebenso verwirrt zu sein wie er.

Nach der letzten Darbietung wurden sie mit den anderen Teilnehmern aufgerufen, damit das Publikum durch Applaus den Gewinner bestimmen konnte.

Matt war nicht überrascht, als die Menge schier durchdrehte vor Begeisterung für sie. Sie erhielten den ersten Platz, eine Trophäe in Form eines Mikrofons, Gutscheine für zehn Abendessen für zwei in einem Restaurant in Santa Monica und einen Beleg über fünfhundert Festivalpunkte. Wozu auch immer das gut war.

Glücklich fiel Candy ihm um den Hals, als sie die Bühne verlassen hatten. „Wir haben es geschafft, Matt! Wir haben gewonnen!“

„Das war nur dein Verdienst.“ Der Titel des Lieds sagte alles. Eine ungestüme Leidenschaft erfasste Matt und machte die letzten Reste seiner Zurückhaltung zunichte. Er beugte sich vor, um sie zu küssen …

Aber Candy fuhr zurück und klopfte an den Lautsprecher, der neben ihnen stand. „Ich will nur sichergehen, dass ich ihn nicht umstoße.“

„Das war meine Schuld. Weil ich dich umgeworfen habe.“ Seine damalige Ungeschicklichkeit beschämte ihn noch heute.

„Im Gegenteil. Du hast nur versucht, den Sturz zu verhindern. Es war meine Schuld. Ich dachte, du wolltest mich küssen, deshalb habe ich die Hände ausgestreckt.“

„Ich wollte dich auch küssen.“

„Aber ich hatte Margarita am Kinn.“

„Das war nur ein Vorwand.“

„Schade, dass es so danebenging.“ Candy atmete sehr ungleichmäßig und wirkte, als würde sie zwischen zwei Alternativen schwanken: die Flucht ergreifen oder bleiben.

„Ich habe immer bereut, dass ich nicht dazu kam, dir mein Geschick zu beweisen“, scherzte Matt, obwohl seine Kehle plötzlich wie ausgedörrt und seine Haut ganz feucht vor Schweiß war.

„Dein Geschick?“, wiederholte sie atemlos.

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, bedeckte er ihren Mund mit seinem.

Ein spürbares Erschauern durchlief sie, und einen Moment lang blieb sie völlig regungslos stehen. Dann glitt Matt mit der Zunge zwischen ihre Lippen, und Candy seufzte leise und entspannte sich in seinen Armen.

Die Menge um sie herum brüllte, Matt dröhnte das Blut in den Ohren. Trotzdem blieb das Einzige, das er wollte, Candys süßen Mund zu küssen.

Es war verrückt, das wusste er, war im Moment jedoch viel zu überwältigt von Candys Nähe, ihrer Wärme, ihrer Reaktion, um auf die Stimme der Vernunft zu hören. Sie schwankten, taumelten, ja, stießen sogar gegen den Lautsprecher, aber auch das war Matt egal. Er würde Candy nicht eher loslassen, bis sie zu Ende gebracht hatten, was sie begonnen hatten.

Matts anfangs noch verspielter Kuss wurde immer eindringlicher, leidenschaftlicher, heißer. Candy konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und atmen erst recht nicht.

Da sie in der einen Hand den Karaoke-Preis hielt, schlang sie die andere um Matts Nacken, erwiderte seinen stürmischen Kuss und spürte seine Erregung und seine warmen Hände an ihrem Po. Und sie hörte auch das Stöhnen, die leisen, hilflosen Laute, die sie beide von sich gaben, dieses Duett aus leidenschaftlicher Begierde und Hitze.

Sie erwiderte den Kuss mit gleicher Wildheit, während sie sich verführerisch an ihn drängte.

Matt war betrunken und nicht er selbst, wenn er sie in aller Öffentlichkeit so küsste. Und wie lautete ihre Entschuldigung?

Die Heftigkeit seines Begehrens. Sein Kuss machte sie ganz schwach und schwindlig, und das heiße Prickeln zwischen ihren Beinen war kaum noch zu ertragen.

Im Hintergrund dröhnte die Musik, die Leute schrien, lachten und flirteten, wild entschlossen, sich zu amüsieren. Sie und Matt waren in genau der gleichen Stimmung und ritten bedenkenlos auf dieser Welle hemmungsloser Ausgelassenheit mit …

Bis die kalte Stimme der Vernunft in Candys Bewusstsein drang. Was sie hier machte, war ausgesprochen schädlich, wenn sie ihren Ruf als Partygirl loswerden wollte. Ihr Job, ja, ihre ganze Zukunft standen schließlich auf dem Spiel!

Sie schaffte es, den Kuss zu unterbrechen, und legte Matt die Hände auf die Schultern. „Du … willst … das … nicht“, sagte sie, nach Atem ringend.

„Na klar will ich“, erwiderte er und zog sie wieder an sich.

„Du bist betrunken, Matt.“

„Nicht zu betrunken.“ Er bekam einen Schluckauf. „Was in Malibu bleibt, passiert in Malibu … äh, was auch immer passiert, das bleibt … Du weißt schon, was ich meine.“

„Wenn du es nicht mal sagen kannst, kannst du es auch nicht tun.“ Candy trat zurück. „Zumindest nicht bei mir. Versuch es mal bei Jaycee, Matt.“

„Ich will nicht Jaycee, ich will dich.“ Er sah ihr in die Augen, und Candy erinnerte sich unvermittelt an den Songtext. Aber das war doch alles vollkommen verrückt, dumm und sinnlos!

„Lass uns an die frische Luft gehen“, schlug sie vor und ging ihm voran zur Tür.

Kaum waren sie draußen, zog Matt sie wieder an sich. „Ich brauche deinen Mund.“

„Was du brauchst, ist Schlaf.“ Candy hatte noch nie Nein zu etwas gesagt, das sie sich so sehr wünschte. „Gehen wir ein bisschen spazieren“, bat sie ihn, um sich abzulenken.

Matt gab nach und führte sie zum Wasser. Eine leichte Brise spielte mit ihrem Haar und kühlte ihren erhitzten Körper.

Das Meer lag wie poliertes Silber im Schein der untergehenden Sonne da, einige wenige Segelboote glitten am fernen Horizont vorbei.

„Ich fühle mich soo gut heute Abend“, sagte Matt und taumelte leicht, als er den Kopf zurücklegte, um zum Himmel zu blicken.

Candy lachte. „Und du wirst dich soo schlecht fühlen morgen früh.“

„Das war es wert. Ich bin sonst nie so locker.“ Dann murmelte er, wie zu sich selbst: „Jane hatte recht.“

„Deine Freundin?“

„Ex. Sie hat gesagt, ich könnte mich nicht entspannen.“

„Wirklich?“

Matt deutete ein Lächeln an. „Ihre exakten Worte waren: ‚Du würdest Spaß nicht einmal dann erkennen, wenn er eine Überraschungsparty für dich gäbe.‘“

„Autsch. Das war hart.“

„Vor allem, wenn es von jemand kommt, der genauso viel arbeitet.“ Er sprach ein bisschen undeutlich und kniff die Augen zusammen, als sähe er schon doppelt. „Sie ist Anwältin. Sechzigstundenwochen sind kein Problem für sie. Das hatten wir gemeinsam. Wir sind beide karriere- und zielorientiert.“

„Du redest wie ein Personalchef“, sagte Candy.

„Ja.“ Er nickte ein paar Mal. „Deshalb dachte ich, wir passen gut zusammen. Aber ich habe mich geirrt. Sie hat sich von mir getrennt.“

Er liebt sie immer noch, dachte Candy enttäuscht. Vielleicht war es ja ganz hilfreich. Wenn sein Herz vergeben war, würde sich nichts Ernstes zwischen ihnen entwickeln.

„Es tut gut, mit dir hier zu sein.“ Matt legte den Arm um ihre Schulter. „Du zeigst mir, wie es ist, ein – wie war das noch? – ein ‚Partylöwe‘ zu sein. Das könnte mir gefallen. Ich habe viel versäumt.“ Er wollte sie wieder an sich ziehen, aber sie wich ihm aus.

Ihm zu widerstehen war alles andere als leicht. Der Ausdruck seiner Augen war sanft, aber noch immer voller Glut, als er verlangend ihren Körper betrachtete. Sein begehrlicher Blick verweilte auf ihren Hüften, ihren Brüsten, ihrem Mund.

Sie musste fest bleiben. „Ich wette, wenn Jane den Partylöwen sieht, wird sie dich wiederhaben wollen, Matt.“

„Sie wird es mir nicht glauben, das steht fest.“ Er lachte, und sie gingen weiter. „Was tun wir jetzt?“, fragte er. „Gehen wir zu mir? Auf einen Drink?“

Das wäre keine gute Idee. „Eigentlich wollte ich dir meine Arbeit zeigen. Dazu hast du inzwischen wohl zu viel getrunken. Wie wäre es dann mit morgen früh? Bevor wir zum Einkaufszentrum gehen? Ich hole nur schnell deinen Computer, damit ich mich heute Abend noch vorbereiten kann.“

„Wenn du meinst“, erwiderte er kopfschüttelnd. „Ich kann nicht glauben, dass du heute noch arbeiten willst.“

Sie gingen zu seinem Bungalow, wo er sie wieder hereinbat und seine Augen ihr weit mehr versprachen als die Cheetos und HoHos, die er ihr mit Worten anbot.

„Gib mir nur den Computer“, sagte Candy entschlossen.

„Du bist eine harte Nuss“, murmelte er, holte jedoch sofort seinen Laptop. „Hier.“

„Ist halb acht zu früh?“

„Ich bin um sechs Uhr auf.“ Er blinzelte. „Weißt du eigentlich, wie … bemerkenswert du bist?“ Er sah sie an, als wäre sie ein Dessert. Der Alkohol ließ ihn anscheinend jegliche Zurückhaltung vergessen.

„Aus dir spricht der Tsunami, Matt, aber trotzdem vielen Dank.“

„Bis morgen früh dann.“

Als er sich vorbeugte, um sie zu küssen, hielt sie ihm die Wange hin und atmete tief seinen warmen Duft nach Salz, Mann und Limone ein. Matts Duft.

Die Computertasche über der Schulter, ging Candy zu ihrem Strandhaus. Sie war sehr stolz auf sich. Sie hatte ihr Verlangen nach Matt bezwungen und war ihren Vorsätzen treu geblieben.

„Moment“, sagte Ellie, als Candy ihr und Sara von dem Karaoke-Wettbewerb erzählte. „Du hast meinen Bruder zum Singen gebracht? Vor allen Leuten?“

Candy zuckte mit den Schultern.

Ellie kicherte. „Ich wusste ja, dass ihr zusammenkommen würdet.“

„Wir sind nicht zusammen.“ Auch wenn sie verdammt nahe dran gewesen waren. „Wir haben nur eine Abmachung getroffen. Mein PC ist kaputt, und deshalb darf ich Matts benutzen. Im Gegenzug helfe ich ihm, kontaktfreudiger zu werden.“

„Matt hat seinen Laptop abgegeben?“, sagte Ellie. „Erstaunlich. Wo er doch sonst wie durch eine Nabelschnur damit verbunden ist.“

„Genau. Auch das gehört zu seinem Unterricht. Er war sehr beeindruckt von meiner Kommunikationsfähigkeit.“

„Deiner Kommunikationsfähigkeit?“ Sara grinste.

„Du hast also eine Abmachung mit Matt, ihm beizubringen, sich zu amüsieren?“, warf Ellie ein. „Das ist typisch Candy. Gratuliere.“

„So ist das nicht.“ Auch wenn es vielleicht so aussah. „Aber ich gehe morgen früh zu ihm zum Arbeiten. Und was habt ihr zwei heute getrieben?“, wechselte sie das Thema.

„Sara hat jemanden kennengelernt“, sagte Ellie. „Bis ihr Onkel Spence anrief und alles ruinierte.“

Sie sprachen über Saras neuen Bekannten, der eine Surfschule betrieb. Dann erzählte Ellie von einem Casting für Statisten für Sin on the Beach.

„Und jetzt kommt das Beste“, sagte Sara. „Der Regisseur ist jemand, den sie aus ihrer Kindheit kennt.“

„Nein!“

„Doch. Er war unser Nachbar, als ich zwölf war. Bill Romero war damals achtzehn und soo heiß. Ich war total verknallt in ihn. Mir brach das Herz, als er nach New York ging.“

„Und dann hast du deine dunkle Seite entdeckt?“, fragte Candy.

„Ach, hör auf.“

„Glaubst du, dass du eine Chance hast bei der Show? Durch Bill vielleicht?“

„Er hat mich nicht einmal erkannt. Aber damals sah ich ja auch ganz anders aus.“

„Wann ist denn das Casting?“, fragte Candy.

„Um sieben Uhr morgens! Das schaffe ich nie.“

„Ich wecke dich“, versprach Sara.

„Dank eines Anrufs von Onkel Spence?“ Amüsiert zwinkerte Candy ihrer Freundin zu.

„Ich schaffe das sowieso nicht“, sagte Ellie. „Glam Goth ist kein Beachgirl-Look.“

„Oh, das lässt sich ändern.“ Candy musterte Ellie prüfend. „Mal sehen …“ Sie nahm eine von Ellies schwarzen Locken zwischen die Finger. „Wir könnten dein Haar glätten und mit ein paar hellen Strähnchen …“

„Bist du verrückt?“

„Nur vorübergehend“, versprach Candy. „Wir wollen die Königin des Bösen doch nicht in eine Barbiepuppe verwandeln.“

„Im Drogeriemarkt an der Ecke gibt es alles, was wir brauchen“, sagte Sara. „Und wir können mein Make-up benutzen. Pastellfarbener Lidschatten, um deine Augen zu betonen. Und eine Bräunungscreme, damit du nicht so blass aussiehst.“

„Dann brauchst du nur noch den richtigen Bikini“, warf Candy ein.

„Wie wäre es mit meinem schwarzen?“, meinte Sara.

„Oh ja, der ist perfekt. Sehr sexy.“

„Ich will euch nicht so viel Mühe machen“, sagte Ellie.

„Aber wieso denn?“, sagte Candy. „Du tust andauernd was für uns. Da möchten wir uns doch auch mal revanchieren.“

„Genau. Und seht euch das mal an.“ Sara schwenkte einen Flyer, den gleichen, den Candy schon bei Matt gesehen hatte. „Mit den Punkten, die man bei den einzelnen Wettbewerben erlangt, kann man einen Monat lang in einem Ferienapartment hier gewinnen. Und das für die Dauer von zehn Jahren!“

„Toll!“, sagte Candy. „Matt und ich haben schon fünfhundert für den Karaoke-Wettbewerb und zweihundert für das Volleyballspiel bekommen.“

„Für die Teilnahme an dem Casting gibt es auch Punkte“, bemerkte Ellie. „Die doppelte Anzahl, wenn man eine Rolle kriegt.“

„Das ist ja prima“, sagte Sara. „Hier steht, man kann als Team mitmachen. Durch Candy und Matt haben wir schon einen guten Anfang mit den Punkten. Die Finalisten reichen am Ende einen Aufsatz ein, in dem sie erklären sollen, warum sie die Ferienwohnung verdienen.“

„Den kann Candy schreiben“, sagte Ellie.

„Warum drei gute Freundinnen einmal im Jahr für eine Woche ihrem Alltag entfliehen müssen? Das schreibt sich quasi von allein“, erklärte Candy lachend.

„Gut, dann lasst uns jetzt die Haarfarbe für Ellie besorgen“, schlug Sara vor.

Das wird lustig, dachte Candy, und stand auf. Dann fiel ihr Blick auf Matts Computer, und sie schüttelte den Kopf. „Geht ihr zwei nur. Ich habe noch zu tun.“

Ihre Freundinnen bedachten sie mit verwirrten Blicken.

„Ich gehe morgen früh zu Matt. Ich muss mich vorbereiten“, sagte Candy streng. Nach einem langen, schockierten Schweigen akzeptierten ihre Freundinnen die Entscheidung und gingen ohne Candy.

Zumindest hatten sie nicht gelacht.

Candy schaltete Matts Computer ein. Sobald sie sich eingeloggt hatte, überfiel sie jedoch plötzlich eine bleierne Müdigkeit. Den ganzen Tag gegen ihre Bedürfnisse und Wünsche anzukämpfen hatte sie erschöpft. Sie brauchte etwas, um sich aufzumuntern. Kaffee? Besser wäre Joggen am Strand und ein paar Urschreie in der Malibuer Abenddämmerung.

Nachdem sie eine Nachricht für ihre Freundinnen geschrieben hatte, zog Candy sich bis auf ihren Bikini aus, schnappte sich ein Handtuch und lief hinaus.

5. KAPITEL

Matt fand keine Ruhe, nachdem Candy gegangen war. Er konnte nicht aufhören, daran zu denken, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte, wie weich ihre Lippen waren, wie sie seinen Kuss erwidert hatte … Und wenn er nun einfach noch einmal zu ihr hinüberging?

Du liebe Güte, nein! Selbst betrunken, wie er war, war ihm bewusst, wie dumm das wäre. Sie arbeiteten zusammen. Er war ihr Chef. Und wenn Ellie da war, würde er das für den Rest seines Lebens zu hören kriegen.

Er konnte nicht glauben, dass er auch nur in Erwägung gezogen hatte, zu dem Bungalow zu gehen. Aber wer konnte Candy schon widerstehen?

Plötzlich erinnerte er sich an den Beachboy, der mit ihr getanzt und sie buchstäblich mit seinen Blicken verschlungen hatte. Vielleicht war sie jetzt sogar bei ihm? Sie war auf jeden Fall nicht die Art von Frau, die um sieben Uhr abends schlafen ging.

Der Gedanke ließ Matt keine Ruhe. Er sprang auf, weil er mit einem Mal wusste, wie er sich von Candy ablenken und gleichzeitig auch seinen Kater loswerden konnte.

Kurz entschlossen schlüpfte er in seine Badehose, steckte den Türschlüssel in das Innentäschchen und ging hinaus.

Das Wasser war kühl, aber nicht kalt. In langen, kräftigen Zügen schwamm Matt parallel zur Küste, bis er völlig außer Atem war. Als er gerade wieder umkehren wollte, nahm er links von sich eine Bewegung wahr und sah jemanden in einem gelben Bikini, der in gerader Linie auf das Meer hinausschwamm.

Candy? Sie trug einen Bikini in dieser Farbe – er hatte sie den ganzen Tag darin gesehen. Wie weit würde sie noch schwimmen? Sie war klug, allerdings auch sehr eigensinnig. Womöglich erschöpfte sie sich, bevor sie es merkte, und schaffte es nicht mehr zurück. Bei dem Gedanken verkrampfte sich alles in Matt. Wenn ihr etwas zustieß …

Er wollte ihr gerade nachschwimmen, als sie umkehrte und seine Richtung einschlug.

Matt fand das Riff und wartete dort. Sobald sie nahe genug war, rief er sie. Candy hob den Kopf und blinzelte erstaunt.

„Matt?“ Sie schwamm zu ihm heran. „Was machst du denn hier?“

„Ich versuche, meinen Kater loszuwerden.“

„Mit Erfolg?“

„Ich hoffe es. Und was führt dich hierher?“

„Ich war ein bisschen rastlos“, sagte sie, als sie zu ihm auf das Riff kletterte. Ihr Haar war nass, ihr Gesicht ganz ohne Make-up, und sie war unglaublich schön.

Er begehrte sie so sehr, dass ihm die Worte fehlten. Es war fast so, als hätte seine Sehnsucht sie aus der See heraufbeschworen und ihnen dieses Zusammensein ermöglicht. Damit sie tun konnten, was sie sich beide wünschten.

Alle Gründe, warum er sie nicht haben konnte, schienen mit dem Wasser von ihm abzufließen. Jede Faser seines Körpers brannte vor Verlangen nach Candy, jeder seiner Muskeln drängte ihn, sie zu berühren. Es war, als wenn er wie ein Schlafwandler durch sein Leben gegangen und nun endlich wach geworden wäre.

Er zog sie an sich und küsste sie auf den Mund, der salzig und nach mehr schmeckte.

Ein Erschauern durchlief sie, ihre Lippen zitterten, und sie entzog sich ihm. „Du bist immer noch betrunken, Matt.“

„Nicht mehr ganz so sehr.“ Er küsste sie auf den Hals und spürte ihren schnell pochenden Puls an seinen Lippen. Dann suchte er wieder ihren Mund, und eine fieberhafte Hitze durchströmte ihn, als Candy Arme und Beine um ihn schlang und sich aufstöhnend diesem wilden, ungestümen Kuss hingab.

Der Moment war so natürlich wie die Wellen, die sie umspülten, sie unerbittlich zueinander trieben und zu urtümlichen, instinktiven Handlungen bewegten, so wie der Mond Ebbe und Flut bestimmte.

Die Umgebung war sehr romantisch, aber sicher nicht gerade die bequemste. „Lass uns ein Bett suchen, bevor wir hier ertrinken.“

Candy lachte, und Matt hob sie hoch, trug sie zur Küste und den Strand hinauf. Es war ein wunderbares Gefühl, sie so zu halten. Matt spürte, wie das Blut durch seinen Körper rauschte, und er fieberte dem Moment entgegen, in dem er endlich ganz und gar Besitz von ihr ergreifen würde.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er die Tür aufgeschlossen hatte. Candy auf den Armen, tappte er den Gang hinunter, gelangte ins Badezimmer, um sich ein paar Handtücher zu nehmen, und trug Candy zu seinem Bett.

Er nahm sich nicht einmal die Zeit, die Bettdecke zurückzuschlagen. Nachdem er Candy und sich selbst notdürftig abgetrocknet hatte, küsste er ihr Gesicht und ihren Nacken, hakte ihr Bikinioberteil auf und ließ es auf den Boden fallen. Die Spitzen ihrer Brüste waren steif vor Kälte. Andächtig legte Matt die Hände um ihre festen Rundungen und streichelte sie sanft, um sie zu wärmen.

Verlangend drängte sie sich ihm entgegen, als er den Mund auf ihre Brüste senkte und mit der Zunge über eine ihrer harten Knospen strich. Sie stöhnte auf und begann die Hüften zu bewegen, was ihm zu Bewusstsein brachte, dass sie noch ihr Bikinihöschen trug. Er spürte Sand auf ihrer Haut, als er es ihr abstreifte, und tupfte ihn mit dem Handtuch ab.

Dann zog er seine Badehose aus, und schloss unwillkürlich die Augen, als Candy die Hand nach ihm ausstreckte und ihn umfasste.

Sie reizte ihn mit exquisiter Langsamkeit, steigerte mit jeder Bewegung seine Erregung, bis er vor hemmungsloser Begierde nach Atem rang.

Und während sie ihn so liebkoste, ließ er seine Hand zwischen ihre Schenkel gleiten, um sie an ihrer sensibelsten Stelle zu berühren. Zunächst begann er sie nur sanft zu streicheln, dann verstärkte er den Druck behutsam. Ihre Leidenschaft zu sehen und zu spüren ließ seine Sehnsucht zu einem fast unerträglichen Maß anwachsen. Trotzdem beherrschte er sich. Sinnlich küsste er sie und steigerte den Rhythmus seiner Bewegungen, bis ein lustvolles kleines Erschauern sie durchlief und sie, am ganzen Körper zitternd, einen tiefen Seufzer ausstieß.

Da drang er mit einem Finger in sie ein, und sie stöhnte auf und biss sich auf die Lippe, als wären die lustvollen Empfindungen, die sie durchfluteten, schon fast nicht mehr auszuhalten.

Verlangend beugte er sich über sie und bedeckte ihren Mund mit seinem, während er sie wieder aufreizend liebkoste. Sie gab leise Laute von sich, die fast wie das Schnurren einer Katze klangen, und lag ganz still, als konzentrierte sie sich auf jede seiner Gesten. Hin und wieder glitt ihre Hand über seine Schultern, bevor sie sie fallen ließ. Seufzend gab sie sich seinen Zärtlichkeiten hin.

Und ihn machte es glücklich, dass er sie so glücklich machte.

„Wir sollten … hast du ein Kondom?“, flüsterte sie.

„Wenn wir eins brauchen, hole ich es, ja?“

„Hm.“ Sie nickte und entspannte sich. Das Mondlicht fiel durch das Fenster auf ihren Körper, die Brüste, den Bauch, die Hüfte, die Schenkel und das weiche Haar dazwischen. Matt war wie berauscht von ihrem Anblick und zutiefst beseelt, sie so glücklich und entspannt zu sehen.

Er küsste die zarte Haut an ihrem Hals und strich mit der Zunge über ihren Puls, während er mit zwei Fingern in sie eindrang und sie im gleichen aufreizend langsamen Rhythmus zu bewegen begann wie seine Zunge.

Aufstöhnend bog sie sich seiner Hand entgegen und schloss in ekstatischer Verzückung die Augen. „Ich … oh … ich …“

„Ja. Lass dich gehen. Komm.“ Im entscheidenden Moment küsste er sie voller Verlangen, und sie seufzte heiser, als eine heiße Woge sie durchströmte, die ihren Körper erschauern ließ.

Es waren keine Worte nötig gewesen, um zu spüren, was sie brauchte. Dass sie sich stumm verstanden, überraschte Matt. Ihm kam es fast so vor, als ob sie schon immer zusammen gewesen wären.

„Wow!“, flüsterte sie und drehte sich mit ihm auf die Seite. „Das war …“ Sie beendete den Satz mit einem schnellen, ungestümen Kuss. Dann kniete sie sich über Matt und drückte seine Arme auf das Bett.

„Ich gebe auf“, sagte er schnell.

Ihr Lächeln erinnerte ihn an eine Raubkatze, die wild entschlossen war, zu ihrem Recht zu kommen. Dann zögerte sie. „Das Kondom …“ Sie biss sich auf die Lippe. „Ich nehme die Pille und bin völlig gesund. Und du?“

„Ich auch“, flüsterte er rau, nicht sicher, ob er es mit dieser unglaublichen Frau in seinem Bett überhaupt ins Badezimmer schaffen würde.

„Gut.“ Ohne den Moment auch nur eine Sekunde länger hinauszuzögern, ließ sie sich langsam auf ihn herab und nahm ihn in sich auf. Aufstöhnend legte sie den Kopf zurück und kostete offenbar das herrliche Gefühl aus, von ihm ausgefüllt zu werden.

Für ihn zumindest war es fantastisch. Sie war so weich, so verführerisch, so wundervoll, dass er seine ganze Selbstbeherrschung aufbieten musste, um seinem drängenden Verlangen nicht augenblicklich nachzugeben. Die Hände auf ihren Hüften, zog er sie noch tiefer auf sich.

Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht, und ihre Augen leuchteten im Halbdunkel, als sie ihn ansah. Sie war so schön.

„Es wird immer besser“, sagte sie leise.

„Oh ja“, sagte er und glitt noch tiefer in sie hinein. „Besser und besser.“ Das musste die beste Stellung sein. Außer auf sie herabzublicken. Oder ihr gegenüberzuliegen. Oder all die anderen Stellungen, die sie noch nicht ausprobiert hatten.

„Hm.“ Candy atmete tief ein und drängte ihn dazu, ihr zu geben, wonach sie sich sehnte. Er begann sich in schnellerem Tempo zu bewegen und fühlte, wie er von einer unwiderstehlichen Hitze übermannt wurde.

Lustvoll seufzend passte sie sich seinem Rhythmus an. Er streckte die Hand nach ihren Brüsten aus, und sie beugte sich vor, damit er sie streicheln und ihre harten Knospen küssen konnte. Und ohne innezuhalten, suchte er ihren Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss und ließ sie etwas von der versengenden Glut spüren, die ihn durchflutete.

Schließlich setzte sie sich auf, und er begann im selben heißen Rhythmus ihres Liebesspiels ihren erregbarsten Punkt zu streicheln.

„Oh ja. Tu das“, stöhnte sie und lächelte wie eine Frau, die wusste, was jetzt kam. Und obwohl allein der Anblick seine Erregung steigerte, nahm er sich zusammen und liebte sie weiter, bis sie jäh erbebte und er spürte, wie sie kam. Mit einem leidenschaftlichen Kuss erstickte er ihre Schreie, als er gemeinsam mit ihr den Höhepunkt erreichte.

Danach ließ sie sich ermattet auf ihn sinken. „Oh. Wow. Das war …“

„Wahnsinn“, sagte er an ihrem Haar, das nach Blumen, Gewürzen und dem salzigen Geruch des Meeres duftete. „Du riechst so gut. Ich kann gar nicht genug davon bekommen.“

Candy lächelte, als Matt über ihren Duft redete. Sie hatte schon guten Sex erlebt, aber noch nie so mühelos, so selbstverständlich, wie es mit Matt gewesen war. Es war fast so, als könnte er in sie hineinsehen und wüsste ganz genau, was sie gerade brauchte.

Und das ganz ohne Worte. Zufrieden seufzte sie, lauschte seinem Herzschlag und spürte, wie sich sein Körper langsam unter ihr entspannte. Das Nächste, was sie hörte, war ein leises Schnarchen. Er war eingeschlafen. Wie süß.

Oder nicht?

Oje, oje. Den ‚Tsunami für zwei‘-Rausch hatte sie schon fast vergessen. Matt war betrunken, und sie war mit ihm ins Bett gegangen. Obwohl sie stocknüchtern war, hatte sie sich aufgeführt wie das Partygirl, das sie sich geschworen hatte, eben nicht zu sein.

Während Matt leise vor sich hin schnarchte, sah sie der harten Wirklichkeit ins Auge: Sie hatte gerade mit ihrem Chef geschlafen. Und alles, was ihr vorhin noch so romantisch erschienen war, kam ihr jetzt wie ein unverzeihliches Vergehen vor. Sie musste weg, sofort.

Leise stand sie auf, um Matt, der im Schlaf eine beruhigende Handbewegung machte, als wollte er sie trösten, nicht zu wecken. Er war nackt. Seufzend breitete sie die halbe Bettdecke über ihn, damit er während der Nacht nicht fror.

War es möglich, dass er zu betrunken war, um sich morgen an alles zu erinnern?

Ganz bestimmt nicht.

Und was nun? Sie hatte in einem schwachen Moment nachgegeben und musste teuer dafür bezahlen. Leise zog sie ihren Bikini an und schlich auf Zehenspitzen aus dem Haus. Selbst der Mond am Himmel schien sie zu verhöhnen. Hätte sie einen Schuh gehabt, dann hätte sie ihn jetzt nach ihm geworfen.

6. KAPITEL

Als sie um Viertel vor sechs von Saras Geflüster am Telefon aufwachte, hätte Candy sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen und geweint. Aber sie nahm sich zusammen und stand auf. Das mit Matt gestern war nur ein Rückschlag. Ein kleines Schlagloch auf ihrem Karriereweg, das sie ausbessern und überwinden würde.

Sie würde wie geplant zu ihm gehen und sich ganz normal verhalten, als wäre das mit gestern Nacht nur ein durch Alkohol verursachter Fauxpas gewesen. Auch wenn sie selbst keinen Schluck getrunken hatte. Sie würden zusammen darüber lachen und dann zur Tagesordnung übergehen.

Was blieb ihr anderes übrig?

Autor

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