Geheime Wünsche in Las Vegas

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„Was zum Teufel ist letzte Nacht passiert?“ Als High-Society-Girl Zora und ihr bester Freund Dallas nach einer Gala in einer Suite in Las Vegas aufwachen, tragen sie Eheringe. Während ihre Heirat in den sozialen Netzwerken hohe Wellen schlägt, beschließen sie, die Ehe erst einmal aufrechtzuerhalten. Vielleicht hat sie ja ein paar Vorteile? Aber sie haben nicht mit der Leidenschaft gerechnet, die zwischen ihnen entbrennt! Was, wenn diese aufregend neuen, geheimen Wünsche ihre alte, bis jetzt so perfekte Freundschaft zerstören?


  • Erscheinungstag 12.10.2021
  • Bandnummer 2206
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503877
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Zora Abbott saß im Kinderzimmer im Haus ihres Bruders und ihrer Schwägerin und hielt ihre Nichte im Arm, die gerade mal ein paar Wochen alt war.

Remington Renee Abbott – Blakes und Savannahs kleine Tochter – war das jüngste Mitglied ihrer wachsenden Familie, und Zora war bereits ganz besessen von ihr.

Sie strich ihrer Nichte über die weichen, glänzenden schwarzen Locken und blickte in ihre großen, ausdrucksstarken Augen. Sanft tippte sie auf Remis bezaubernde Stupsnase. Das Baby blinzelte als Antwort und öffnete leicht den Mund.

Zora blickte zur Tür hinüber, wo Savannah plötzlich stand. „Ich unterbreche eure Kuschelzeit ja nur ungern, aber dein Bruder hat mich gebeten, dich daran zu erinnern, dass du bald zum Flughafen fahren musst, weil du sonst deinen Flug nach Las Vegas verpasst.“

„Ich weiß.“ Zora strich mit dem Finger sanft über die rosigen Wangen des Babys. Remis Haut hatte den gleichen warmen Braunton wie die ihrer Mutter. „Drei Tage ohne sie kommen mir nur so lange vor.“

„Remi wird hier sein und auf ihre Tante ZoZo warten, wenn du zurückkommst.“

Zora küsste ihre Nichte auf die Stirn und reichte das Baby dann widerwillig weiter an seine Mutter. Der Anflug eines Lächelns huschte über Remis kleines Gesicht, als ihre Augen vor Erkennen aufleuchteten. Savannah gurrte sanft in das Ohr der Kleinen und küsste dann ebenfalls ihre Stirn.

Zora versuchte, den Neid zu unterdrücken, der sich augenblicklich in ihrem Bauch ausbreitete, denn mehr als alles andere auf der Welt wünschte sie sich eigene Kinder. Diese erschreckende Erkenntnis hatte sie bereits vor zweieinhalb Jahren gehabt, in dem Moment, als sie Remis älteren Bruder Davis zum ersten Mal im Arm gehalten hatte. Zora war sich damals sicher gewesen, dass es nur eine hormonelle Phase war. Eine vorübergehende Stimmung, die sie überwinden würde, sobald sie die Nase vom Windelwechseln vollhätte.

Aber das Gefühl war einfach nicht weggegangen.

Ihr Wunsch, Mutter zu werden, war mit jedem weiteren Kind, das in ihre Familie hineingeboren wurde, stärker geworden. Zuerst Davis, dann die Zwillinge ihres Cousins Benji, Beau und Bailey, und jetzt Remi. Jede Hochzeit und jede Babyparty, an der sie teilgenommen hatte, hatte ihr das wachsende Verlangen schmerzlich bewusst gemacht … das Gefühl des Verlustes von etwas, das sie noch nicht einmal hatte, schmerzte unfassbar.

In der Nacht nach Remis Geburt hatte Zora im Bett gelegen, an die Decke gestarrt und über ihren Wunsch, Mutter zu werden, nachgegrübelt. Mitten in der Nacht war sie aus dem Bett geklettert, hatte ihren Laptop geöffnet und etwas recherchiert, was schon seit Monaten in ihrem Kopf herumspukte.

Wer sagte denn, dass sie auf ihren Märchenprinzen warten musste, um Mutter zu werden?

Zora war Verkaufsleiterin der weltbekannten familieneigenen Destillerie King’s Finest. Ihre Familie gehörte zu den wohlhabendsten Familien der gesamten Region. Sie hatte also die finanziellen Mittel, um ein Kind allein großzuziehen, und ihr Großvater, ihre Eltern, ihre Brüder und deren Partnerinnen würden sie bestimmt nach Kräften unterstützen.

In wenigen Tagen würde sie ihren zweiunddreißigsten Geburtstag feiern. Warum sollte sie auf einen möglichen Ehemann warten, der vielleicht nie auftauchte?

„Alles in Ordnung, Zo?“ Savannah legte Remi ab und betrachtete Zora aufmerksam.

„Aber natürlich.“ Zoras Wangen brannten, als ob ihre Schwägerin ihre Gedanken gelesen hätte. „Ich gehe vor der Reise nur gerade noch ein paar Dinge im Kopf durch.“

„In Ordnung, ich sage deinem Bruder und deinem Neffen Bescheid, dass du gleich abreisebereit bist.“ Savannah drückte ihren Arm. „Dann habt ihr beiden noch ein paar Minuten zusammen.“

Zora nickte dankbar und wandte sich dann wieder ihrer Nichte zu, deren Augenlider schwer wurden, als sie in den Schlaf hinüberglitt.

Zora ließ ihre Fingerspitzen über das Holz des Kinderbettes gleiten. Es war ein wunderschönes Einzelstück, handgefertigt von Zoras langjährigem bestem Freund, dem renommierten Möbelbauer Hamilton … der der Grund für ihre Reise nach Las Vegas war.

Dallas wurde nämlich mit einem Innovationspreis für eine atemberaubende Möbelserie geehrt, die er im vergangenen Jahr entworfen hatte. Er hatte mehrere Monate in Thailand verbracht, um dort mit einheimischen Möbelschreinern zu arbeiten, ihre Designs zu studieren und ihr Handwerk zu erlernen.

Danach hatte er wunderschöne Stücke entworfen, die eine Mischung aus westlicher und östlicher Ästhetik darstellten und von den kunstvollen thailändischen Designs inspiriert waren.

Zora freute sich wahnsinnig für ihren besten Freund. Die Preisverleihung in Las Vegas war der Höhepunkt seiner bisherigen Karriere.

Da sie beide zurzeit Single waren, hatte er Zora als seine Begleiterin zur Preisverleihung eingeladen. Danach würden sie zwei Tage in Las Vegas bleiben – eine vorgezogene Feier ihres bevorstehenden zweiunddreißigsten Geburtstags.

Das war nichts Ungewöhnliches für die beiden. Dallas hatte sie schon auf unzählige Hochzeiten, Geschäfts- und Familienfeiern begleitet, und immer, wenn sie beide Single waren, was leider viel öfter der Fall war, als sie zugeben wollte, machten sie mindestens einmal im Jahr gemeinsam Urlaub.

Dal besaß immer noch die Hütte, die ihm sein Großvater vor Jahren hinterlassen hatte, zu der auch eine Werkstatt gehörte, in der er handgefertigte Stücke – wie Remis Kinderbett – herstellte oder neue Designs entwickelte. In genau dieser Werkstatt hatte ihm sein Großvater beigebracht, wie man Möbel baute, als Dallas noch ein kleiner Junge gewesen war. Dallas betrachtete Magnolia Lake als sein Zuhause, verbrachte aber die meiste Zeit des Jahres an verschiedenen Orten auf der ganzen Welt, eröffnete neue Ausstellungsräume für seine Firma Hamilton House, gab Workshops und ließ sich von den Möbeldesigns verschiedener Kulturen inspirieren.

Ein letztes Mal strich Zora ihrer Nichte übers Haar. „Tschüss, meine Süße. Tante ZoZo ist bald wieder da“, flüsterte sie dem schlafenden Neugeborenen zu, bevor sie aus dem Zimmer schlüpfte und leise die Tür hinter sich schloss.

Zora mochte es nicht, ihre Nichte zurücklassen zu müssen, aber sie freute sich schon darauf, Dallas zu sehen, denn sie hatte eine wichtige Entscheidung getroffen und musste ihn um einen großen Gefallen bitten. Ihr Magen verkrampfte sich bei der Vorstellung, wie er wohl reagieren würde.

2. KAPITEL

Dallas Hamilton trat aus der Glasdusche des Luxushotels, in dem er die ganze Woche verbracht hatte. Die Suite, die ihm für die Preisverleihung zur Verfügung gestellt worden war, war viel eleganter als alles, was er für sich selbst gebucht hätte.

Seine Möbeldesign-Firma hatte sich seit ihren bescheidenen Anfängen in der Scheune seines Großvaters vor zehn Jahren recht gut entwickelt. Als er aufgewachsen war, hatte seine Familie nicht viel besessen, und obwohl er es schätzte, nun Geld zu haben, hatte er nicht vergessen, wie schnell sich die Lebensumstände eines Menschen ändern konnten.

Er erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem seine Mutter ihm und seinem älteren Bruder gesagt hatte, dass sie und sein Vater sich scheiden lassen würden. Seine Mutter war mit den Söhnen in das Haus seines Großvaters gezogen.

Diese Erinnerung hatte ihn nie verlassen, denn sie zeigte ihm, dass Menschen und Umstände immer nur vorübergehend waren und dass er sich daher niemals zu sehr an etwas oder jemanden binden sollte. Deshalb war seine lebenslange Freundschaft mit Zora Abbott ein kleines Wunder.

Dallas schlang sich das Handtuch um die Taille, wischte das Kondenswasser vom Badezimmerspiegel ab und betrachtete sein Spiegelbild. Er brauchte dringend einen Haarschnitt und eine Rasur, etwas, was er normalerweise selbst erledigte, aber das hier war einer der seltenen Anlässe, die etwas mehr Aufwand verdienten. Daher hatte er einen Termin für eine unverschämt teure Gesichtsbehandlung und einen Haarschnitt im noblen Spa des Hotels gebucht.

„Das ist zwar ein ziemlich schickes Handtuch, aber ich finde, dass du für heute Abend dennoch etwas Besseres brauchst.“

Dallas fuhr herum zu der Stimme, die ihm so vertraut war wie seine eigene. Selbst wenn sie sich an entgegengesetzten Enden der Welt befanden, war Zoras Stimme oft das Letzte, was er hörte, bevor er einschlief.

„Ich habe dich erst in ein paar Stunden erwartet, Zo. Sonst hätte ich die Tür geschlossen.“ Weil er so erschrocken über ihr überraschendes Erscheinen war, raste sein Herz regelrecht. Dallas straffte das Handtuch um seine Taille, um seine Freundin nicht zu schockieren. Seine nackte Brust war kein Problem, denn die hatte Zora schon unzählige Male am Strand oder im Schwimmbad gesehen.

„Überraschung.“ Ihre dunklen Augen schimmerten und ihr Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln, das ihn Dinge fühlen ließ, die er nicht fühlen sollte, schließlich waren sie beste Freunde. Mehr nicht. Ein versehentlicher Kuss unter dem Mistelzweig vor ein paar Jahren hätte ihre Freundschaft beinahe zerstört.

Das Lächeln erhellte Zoras Gesicht, und ihre terrakottafarbene Haut strahlte förmlich unter dem hellen Badezimmerlicht. Sie trat in den Raum und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, wobei die unschuldige Geste ihre Brüste anhob und mehr von ihrem Dekolleté in dem tief ausgeschnittenen Oberteil enthüllte.

Nicht, dass er hingesehen hätte. Er war einfach nur ein aufmerksamer Beobachter und konnte daher nicht anders, als Dinge zu bemerken.

Das war der einzige Grund, warum sein Blick dorthin gezogen wurde.

Dallas räusperte sich, kratzte sich am Kinn und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf sein zerzaustes Haar und sein Gesicht im Spiegel.

Zora legte den Kopf schief, während sie ihn intensiv betrachtete.

„Ich weiß, ich weiß.“ Dallas zerzauste sein Haar, das ein paar Zentimeter länger war, als er es normalerweise trug. „Ich brauche unbedingt einen Haarschnitt und eine Rasur. Meine Mutter hat es mir gestern während unseres Videotelefonats auch schon gesagt.“

„Klingt ganz nach Tish“, sagte Zora lachend. Sie trat näher und fuhr mit den Fingern durch sein nasses Haar.

„Ich habe bereits einen Termin für einen Haarschnitt und eine Rasur im Spa.“

„Oh, verwandelst du dich jetzt in einen dieser superschicken Männer? Ich hoffe nicht, denn in dieser Beziehung ist nur Platz für eine ultraschicke Persönlichkeit und ich denke, wir wissen beide, dass ich das bin.“ Sie drückte ihre offene Handfläche an ihre Brust.

„Mach dir keine Sorgen, der Platz ist dir sicher, Prinzessin“, erwiderte Dallas grinsend und benutzte bewusst den Spitznamen, mit dem Zoras Vater sie manchmal immer noch bedachte. Ein Spitzname, von dem er wusste, dass seine Freundin ihn hasste, denn sie konkurrierte ständig mit ihren Brüdern. Sie wollte keine Prinzessin sein, sie wollte die Königin sein, zumal sie gerade alle darum rangen, als Nachfolger von Duke Abbott zum CEO von King’s Finest ernannt zu werden.

„Nenn mich nicht Prinzessin.“ Zora schlug ihm spielerisch auf den Bauch.

„Na schön“, sagte Dallas lachend. „Ich muss mich jetzt anziehen, sonst komme ich zu spät zu meinem Wellness-Termin. Du hast also noch genau fünf Sekunden, um von hier zu verschwinden, bevor ich das Handtuch runterreiße.“ Er ergriff das Stück Stoff in einer, wie sie beide wussten, leeren Drohung.

„Hmm …“ Zora stützte ihr Kinn auf die geschlossene Faust auf. „Soll mich das etwa dazu bringen, zu gehen?“

„Raus jetzt, Zo.“ Er deutete auf die Tür und bemühte sich, eine ernste Miene aufrechtzuerhalten.

„Schon gut, schon gut.“ Sie drehte sich um und verließ widerwillig das Badezimmer. „Ich bin am Verhungern, deshalb gehe ich gleich mit dir nach unten, um mir etwas zu essen zu holen.“

„Perfekt. Ich bin in fünf Minuten fertig.“ Er schloss die Tür hinter ihr und zog sich rasch eine Jeans und ein T-Shirt an.

Er hatte Zora eingeladen, das Wochenende mit ihm in Vegas zu verbringen, weil er diese große Suite ganz für sich allein hatte und ihr Geburtstag kurz bevorstand. Es schien die perfekte Gelegenheit zu sein, eine vorgezogene Geburtstagsfeier in Sin City zu veranstalten, da er den größten Teil des nächsten Monats damit verbringen würde, zwischen seinen Fabriken in Europa und Asien hin und her zu reisen.

Normalerweise würden sie getrennte Zimmer haben, aber diese Suite war unfassbar riesig und hatte zwei große Schlafzimmer auf gegenüberliegenden Seiten des Wohnbereichs. Daher war er der Meinung gewesen, dass sie groß genug war, damit sie sich diese ohne unangenehme Zwischenfälle teilen könnten.

Doch offensichtlich hatte er sich geirrt.

Andererseits war die Situation gerade eben anscheinend nur für ihn unangenehm gewesen. Zora, die sich in ihrer wunderschönen braunen Haut so wohlfühlte wie kein anderer Mensch, den er kannte, hatte sich offenbar keine Gedanken über diese Begegnung gemacht. Wahrscheinlich konnte sie sich gar nicht vorstellen, warum er das tat.

Vor ein paar Jahren hätte er das vielleicht auch nicht getan, aber seit ihrem Kuss …

Dallas ließ sich auf das Bett sinken und fuhr sich mit den Fingern durch sein nasses Haar.

Die Dinge waren irgendwie … anders zwischen ihnen geworden, seit Zora ihn auf einem weihnachtlichen Wohltätigkeitsball unter dem Mistelzweig geküsst hatte.

Der Kuss hatte ihn vollkommen unvorbereitet getroffen. Er wäre wahrscheinlich sogar weniger überrascht gewesen, wenn der Weihnachtsmann und eine Armee von Elfen die Feier gestürmt hätten. Er war wie ein Reh im Scheinwerferlicht erstarrt, unfähig zu reagieren.

Sie hatte seine verzögerte Reaktion als Zurückweisung aufgefasst, und bevor er ihr hatte sagen können, dass er sie auch küssen wollte, hatte Zora es auf den Alkohol und die Situation geschoben, sich mehrmals entschuldigt und ihm versichert, dass so etwas nie wieder vorkommen würde.

In den Wochen nach dem Kuss hatte Zora ihn gemieden. Sie hatte nicht auf seine Anrufe reagiert und seine Textnachrichten sehr knapp beantwortet.

Also war er schließlich aus Thailand nach Hause geflogen, in ihr Büro gekommen und hatte darauf bestanden, dass sie sich aussprachen, und das hatten sie getan. Sie hatten sich letzten Endes darauf geeinigt, so zu tun, als wäre der Kuss niemals passiert, und beschlossen, diese Grenze nie wieder zu überschreiten, um ihre Freundschaft nicht aufs Spiel zu setzen.

Ein Teil von ihm fragte sich aber seitdem, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, wenn sie nicht nur Freunde wären.

Es klopfte nun an der Tür. „Dal, ich bin am Verhungern. Bist du schon angezogen?“

„Ja, bin ich.“ Dallas schnappte sich gerade ein Paar Socken aus seiner Tasche, als Zora das Zimmer betrat.

„Fertig?“

Er schlüpfte in die zweite Socke. „Fast.“

„Okay.“ Zoras Stimme klang plötzlich dünn und ihr Gesichtsausdruck wurde ernst.

Das war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. „Ist alles gut bei dir, Zo?“

Sie blickte eine Weile auf ihre verschränkten Hände hinunter, bevor sie seinem Blick endlich begegnete. „Ich weiß, dass du zu einem Termin musst, aber hast du vorher vielleicht noch zehn Minuten Zeit? Ich muss unbedingt mit dir über etwas reden.“

„Aber natürlich.“ Dallas zog seine Schuhe an und klopfte dann auf den Platz neben sich auf dem Bett. „Setz dich.“

Zora ließ sich auf die Matratze sinken, wobei ihr Knie gegen seines stieß. Ihr sinnlicher Duft – eine Mischung aus Blumen- und Zitrusnoten – kitzelte seine Nase. Die Wärme ihrer Haut schien ihn förmlich zu umarmen. Sofort schlug sein Herz ein wenig schneller und er musste andere Teile seines Körpers dazu zwingen, sich zu benehmen.

Sie ist deine beste Freundin. Vergiss das nicht.

Dallas schluckte schwer und hoffte, dass Zora jetzt nicht die Worte aussprechen würde, die er ständig befürchtete … dass dies ihr letztes gemeinsames Abenteuer sein würde, weil sie sich in einen Typen verliebt hatte, der mit ihrer Freundschaft nicht zurechtkam.

„Worüber willst du denn mit mir reden?“ Es beunruhigte ihn, dass Zora Abbott, die noch nie in ihrem Leben um Worte verlegen gewesen war, plötzlich zögerte, auszusprechen, was ihr auf dem Herzen lag. Er ergriff ihre Hand, die flach zwischen ihnen auf dem Bett lag, mit seiner viel größeren, und drückte sie aufmunternd. „Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder? Das hier“, er deutete mit seiner freien Hand zwischen ihnen hin und her, „ist eine urteilsfreie Zone. Das war es immer und wird es immer sein. Was immer du also sagen oder fragen willst …“

„Ich will ein Kind!“, sagte Zora abrupt. Die Worte sprudelten aus ihrem Mund hervor. Sie drehte sich zu ihm um und ihr Blick suchte seinen, als ob sie seine Reaktion beobachten wollte. „Nicht erst später, falls der richtige Mann in mein Leben kommt“, fügte sie hastig hinzu. „Ich will jetzt ein Baby, Dallas.“

Er war sich sicher, dass sein Herz für einen Moment stehen geblieben war. Nach all den Jahren der Freundschaft gelang es Zora Abbott immer noch, ihn zu überraschen. „Du willst ein Baby?“, stammelte er und fühlte sich plötzlich ein wenig benommen. Seine Kehle war trocken, und sein Herz gab sein Bestes, um ihm aus der Brust zu springen. Sie nickte und starrte ihn dann erwartungsvoll an. Zum ersten Mal seit langer Zeit schien die unbesiegbare Zora Abbott verletzlich zu sein.

Es gab nur wenige Dinge auf dieser Welt, die Dallas dieser Frau abschlagen würde. Aber meinte Zora etwa, dass sie mit ihm ein Kind zeugen wollte?

3. KAPITEL

Zora war stets stolz darauf gewesen, absolut furchtlos zu sein. Sie hatte Nerven aus Stahl und war nicht leicht einzuschüchtern. Aber jetzt, in diesem Augenblick, war sie unsicher und beklommen, als sie in die geweiteten braunen Augen ihres besten Freundes starrte. Seine warme helle Haut war plötzlich noch blasser geworden und sein Mund stand offen. Dallas umklammerte ihre Hand auf einmal so fest wie früher, wenn sie zusammen Achterbahn gefahren waren, was er nur ihr zuliebe getan hatte.

„Du willst … ein Baby?“, wiederholte er stockend. „Jetzt … mit mir?“

„Ja.“ Sie nickte … bis seine letzten Worte in ihrem Gehirn ankamen. „Warte mal … was? Nein, nicht mit dir, Dallas.“

Sie entzog ihm ihre Hand, stand auf und ging nervös auf und ab. Was dachte er denn, was das hier war? Eine kitschige Liebeskomödie?

Er sah nun vollkommen verwirrt, aber auch ein wenig enttäuscht aus. Er kratzte sich am Hinterkopf. „Ich dachte, du wolltest …“

„… deine Unterstützung.“ Sie stellte sich vor ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will nicht deine DNA. Nachdem dieser Kuss dich schon … ich meine uns … so aus der Fassung gebracht hat, ist das Letzte, was ich tun würde, dich darum zu bitten, mit mir ein Kind zu zeugen.“

Gott, es klang so greifbar, als sie es laut aussprach.

Sie würde irgendeinen Fremden bitten, ein Kind mit ihr zu zeugen. Na ja, vielleicht nicht irgendeinen. Der Vater ihres Kindes sollte sorgfältig auf seine geistige Eignung und seinen Genpool hin geprüft und ausgewählt werden. Sie würde ihre Wahl vollkommen rational und ohne betäubende Emotionen oder chaotische Bindungen treffen.

Zora erwartete, dass Dallas nun erleichtert aussehen würde, weil sie ihn nicht um eine Samenspende gebeten hatte, aber sein Stirnrunzeln vertiefte sich sogar noch mehr und er sah verwirrter aus denn je. „Du willst ganz allein ein Baby bekommen?“

„Wenn ich es ganz allein machen könnte, wäre ich schon Mutter.“ Sie ließ sich wieder neben ihm auf dem Bett nieder. „Aber offensichtlich brauche ich ein wenig Hilfe, damit es klappt.“

„Ich weiß, wie Babys gemacht werden.“ Dallas klang ein wenig gereizt, während er sich mit einer Hand durch sein langes braunes Haar fuhr. „Aber wenn du mich nicht darum bittest …“ Er verstummte, räusperte sich und errötete.

Er fühlte sich ganz offensichtlich äußerst unwohl bei dem Gedanken daran, sich an der Aktion Meine beste Freundin will ein Baby zu beteiligen. Zora war froh, dass sie ihn nicht um eine Samenspende gebeten hatte.

Denn dieser Gedanke war ihr zwischenzeitlich durchaus gekommen, immerhin kannte sie Dallas fast sein ganzes Leben lang. Sie hatte auch seinen Großvater gekannt und geliebt und verehrte seine Mutter. Dallas war ein ganz erstaunlicher Mann. Er war witzig und klug, kreativ und großzügig, und sie hatten seit Jahrzehnten eine großartige Freundschaft mit nur einem kleinen Zwischenfall: ihrem unüberlegten Kuss vor ein paar Jahren.

Sie war damals mehr als nur ein bisschen angeheitert gewesen, und der angeheiterten Zora hatte offenbar der Filter gefehlt, der sie daran erinnerte, dass es unangemessen war, auf den ziemlich beeindruckenden Bizeps und die Brustmuskeln ihres besten Freundes zu starren … oder auf seinen knackigen Hintern.

Nüchtern war Zora klar geworden, dass es eine ganz normale hormonelle Reaktion war, dass ihr diese Dinge auffielen und dass sie vielleicht sogar eine kleine körperliche Reaktion darauf zeigte. Aber der nüchternen Zora war außerdem bewusst, dass sie sich nicht mit solchen Gedanken aufhalten durfte, und vor allem durfte sie unter keinen Umständen jemals danach handeln.

Die angeheiterte Zora war damit offensichtlich nicht einverstanden gewesen.

Diese hatte ihren Freund geküsst und ihm dadurch in dieser Nacht einen ganz schönen Schock verpasst. Sie hatte sich ein paar Sekunden lang sogar gefragt, ob der Mann überhaupt noch atmete.

Zum Glück hatte Dallas ihre Freundschaft so sehr geschätzt, dass er nicht zugelassen hatte, dass sie sich davonschlich, um vor Scham im Boden zu versinken. Sie gab es nur ungern zu, aber die feurige Rede, die ihr sonst so ausgeglichener Freund ihr daraufhin gehalten hatte, nachdem er um die halbe Welt geflogen war, um die Angelegenheit zu klären, hatte ihn nur noch attraktiver gemacht.

Zora stöhnte bei dem Gedanken daran leise auf. Ihr Geist und ihr Körper hatten sich damals wie heute im Krieg befunden. Sie fand stets Trost in der Sicherheit, die der Griff seiner starken Hand ihr vermittelte, aber Dallas weckte auch Gefühle in ihr, die sie in Bezug auf ihren besten Freund nicht haben sollte.

Natürlich wäre es großartig, wenn Dallas Hamilton der Vater ihres Kindes wäre, aber sie schätzte ihre Freundschaft zu sehr, um sie mit einer solch monumentalen Bitte zu riskieren.

Dallas’ Reaktion nach zu urteilen, war es die richtige Entscheidung gewesen.

„Dass ich Mutter werden will, ist wahrscheinlich ebenfalls ein Schock für dich.“ Sie musterte sein Gesicht und seine ausdrucksstarken, whiskeybraunen Augen.

„Ich habe gesehen, wie vernarrt du in die Kinder deiner Brüder bist …“ Er ergriff wieder ihre Hand. „Daher nein, Zo, ich bin nicht überrascht. Ich bin mir sicher, dass du eine ganz unglaubliche Mutter werden wirst.“

„Danke, Dal. Das bedeutet mir sehr viel.“ Sie war wirklich gerührt von seinen Worten.

„Aber als dein Freund muss ich dich trotzdem fragen: Bist du dir sicher? Ich weiß, dass du mehr als fähig bist, dich allein um ein Kind zu kümmern und dass du außerdem eine Menge Unterstützung von deiner Familie haben wirst. Aber bist du wirklich sicher, dass du nicht warten willst, bis du den richtigen Mann gefunden hast, anstatt das Kind irgendeines Fremden zu bekommen?“

Zora riss ihre Hand los. Sie war ihrem Freund nicht böse, dass er ehrlich mit ihr über seine Vorbehalte sprach, und sie respektierte seine Bereitschaft, die Dinge auszusprechen, die sie hören musste, auch wenn sie sie nicht hören wollte. Trotzdem tat der Ausdruck das Kind eines Fremden weh.

„Es wäre ja nicht nur das Kind eines Fremden“, erwiderte sie. „Es wäre mein Kind. Der Vater hätte keinerlei Rechte, dafür würde ich sorgen“, sagte sie fest.

„Das ergibt Sinn, denke ich.“ Dallas räusperte sich, nickte und steckte dann die Hände in die Taschen. „Du hast dir anscheinend schon sehr viele Gedanken darüber gemacht. Was ist es dann, was du von mir möchtest?“

Zora rückte näher an ihn heran. „Du bist mein bester Freund, Dal. Ich brauche dich, damit du mir sagst, dass ich nicht vollkommen verrückt bin, weil ich das tun will. Besonders jetzt, während ich mit meinen Brüdern darum konkurriere, wer der nächste CEO von King’s Finest wird. Außerdem würde ich es wirklich zu schätzen wissen, wenn du dabei wärst, wenn ich es meiner Familie sage.“

„Zora, du bist einer der zielstrebigsten Menschen, die ich kenne.“ Dallas’ Augen funkelten vor Bewunderung. „Du hattest niemals Angst, deiner Familie irgendetwas zu sagen, und du hast dich noch nie von der Meinung anderer beeinflussen lassen, wenn du entschlossen warst, etwas zu tun. Warum ist es dabei anders?“

Zora hatte keine Angst, gegen die Traditionen der Abbotts zu verstoßen oder ein paar Federn zu lassen, darin hatte sie ein Leben lang Übung, aber dies war eine gewaltige Veränderung, die langfristige Auswirkungen auf sie alle haben würde.

„Ich weiß es nicht.“ Zora zuckte mit den Schultern. „Es ist einfach so.“

„Ich glaube schon, dass du es weißt“, erwiderte Dallas drängend, während er die Arme verschränkte.

Er kannte sie einfach zu gut. Sie wusste es natürlich; sie hatte es nur nicht sagen wollen. Aber Dallas würde garantiert nicht nachgeben, bis sie es tat.

Vielleicht musste sie die Worte tatsächlich laut aussprechen. „Weil ein Teil von mir den Segen meiner Familie und auch deinen haben will. Ich liebe und bewundere euch alle, deshalb ist es mir wichtig, was ihr alle denkt. Besonders über etwas so Persönliches wie ein Kind zu bekommen.“

Diese Wahrheit jetzt offen einzugestehen, gab ihr das Gefühl, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen worden, aber es stärkte auch ihre Entschlossenheit. Zora hob ihr Kinn, erwiderte den Blick ihres Freundes und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.

„Aber ich werde es auf jeden Fall tun. Unabhängig von jeglichen Einwänden, von dir oder ihnen. Trotzdem würde es mir die Welt bedeuten, wenn ihr mich alle dabei unterstützen würdet“, räumte sie leise ein.

Das Geräusch ihres heftigen Herzschlags erfüllte ihre Ohren, während sie das hübsche Gesicht und die nachdenkliche Miene ihres Freundes betrachtete. Dallas war niemals voreilig oder ungestüm, und sosehr sie auch wusste, dass er sie mochte, wusste sie auch, dass er sie nicht belügen würde. Wenn er das Ganze für eine schreckliche Idee hielt, würde er es ihr sagen.

Dallas stieß einen leisen Seufzer aus und tippte sich zwei Mal mit der geschlossenen Faust gegen die Brust, womit er ihr stumm seine Unterstützung signalisierte. Etwas, das sie oft taten.

Autor

Reese Ryan

Reese Ryan schreibt Liebesgeschichten, die nicht nur sexy und gefühlvoll sind, sondern in denen sie auch von kleineren Familiendramen erzählt. Reese ist im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten geboren und aufgewachsen, ihre Familie hat aber auch Wurzeln in Tennessee.

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