Happy End mit Mr. Prince?

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Der überaus attraktive Mr. Prince kommt nie vor zehn Uhr ins Büro - er muss ein Playboy sein, der es nicht aus dem Bett schafft! Das empört die hübsche Georgie, bis sie erfährt, dass er sich um seine Kinder kümmern muss. Sie beschließt, dem alleinerziehenden Dad zu helfen …


  • Erscheinungstag 31.08.2020
  • Bandnummer 8
  • ISBN / Artikelnummer 9783733718114
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Fassungslos schaute Georgianna Fairchild ihre Mutter an. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du das gerade gesagt hast.“

Cornelia Fairchild aber blieb die Ruhe in Person – wie immer. „Und ich kann nicht glauben, dass ich dich auf hundertachtzig gebracht habe, Georgie.“

„Ich bin nicht auf hundertachtzig. Ich habe nur keine Lust mehr auf Leute, die sich in mein Leben einmischen wollen.“

„Leute, ja? Mehr bin ich also nicht für dich?“

Georgie verdrehte die Augen. „Jedenfalls nicht, wenn du mich mit irgendeinem Hinz oder Kunz verkuppeln willst. Wie oft muss ich dir und meinen Schwestern und Onkel Harry und Alex und überhaupt allen anderen noch erklären, dass ich nicht daran interessiert bin, zu heiraten. Basta!“

Frustriert sprang Georgie auf und begann, im Wohnzimmer ihrer Mutter auf und ab zu laufen. „Weißt du eigentlich schon, dass Joanna mich vor Kurzem zum Abendessen eingeladen hat? Als ich bei ihr ankam, waren da nicht nur sie und Chick, sondern auch noch Chicks Bruder.“

Joanna Spinelli hatte sich mit Georgie auf dem College ein Zimmer geteilt. Ihre beste Freundin hatte gerade eine heiße Affäre mit Chick London, ihrem Chef, was Georgie für einen großen Fehler hielt, denn aus einer solchen Beziehung konnte ihrer Meinung nach nichts Gutes werden.

„Was ist bitteschön so falsch daran?“, fragte Cornelia.

„Chicks Bruder ist zwar nett, doch es war sooo offensichtlich, dass Joanna uns verkuppeln wollte. Ich will aber nicht verkuppelt werden, und das weiß sie ganz genau, verdammt noch mal.“

„Bitte fluche nicht, Georgie. Das ist ganz und gar nicht damenhaft.“

„Entschuldige, aber Joanna sollte es wirklich besser wissen, und dann hat auch noch Bobby angerufen und Stress gemacht.“ Bobbie war die jüngste der vier Fairchild-Schwestern und befand sich immer noch in den Flitterwochen. Es sah so aus, als wäre jede von Georgies Schwestern bis über beide Ohren verliebt. Sie selbst hingegen schien noch davon überzeugt werden zu müssen, dass es so etwas überhaupt gab.

„Deine Schwestern lieben dich nun einmal“, entgegnete ihre Mutter. „Genau wie Joanna.“

„Ich weiß, dass sie das tun, Mom, aber dann sollten sie doch wenigstens auf mich hören. Ich meine, ich höre ja auch auf sie.“ Die leise Stimme in ihrem Ohr, die ihr sagte, dass sie eben nicht auf sie hörte, ignorierte sie dabei geflissentlich.

Betrübt schüttelte Cornelia den Kopf. „Na gut, Georgie, dann mach doch, was du willst. Aber eines Tages bist du Mitte vierzig, hast keinen Mann und keine Kinder. Mal sehen, wie du dich dann fühlst. Außerdem wollte ich dich gar nicht mit jemandem verkuppeln“, fuhr sie fort. „Was das angeht, habe ich meine Lektion gelernt. Das kannst du mir glauben. Ich habe nur gesagt, dass Josie Wilcox’ Neffe bei ihr wohnt, solange er geschäftlich in Seattle zu tun hat, und da er nichts mit sich anzufangen weiß, dachte ich, dass ihr beide ja mal miteinander ausgehen könntet.“

„Bei allem Respekt, Mom – ich kenne Josie Wilcox kaum, und nach allem, was ich von ihr weiß, habe ich wirklich keine Lust, ihren Neffen kennenzulernen. Außerdem bin ich gerade einmal dreißig geworden. Hast du vergessen, was in diesem Artikel stand, für den sie verheiratete und alleinstehende Männer und Frauen interviewt haben?“

Statt einer Antwort nahm ihre Mutter nur ihre Teetasse in die Hand. Dabei schaute sie Georgie über den Rand der Tasse hinweg an.

„Nun, ich weiß es noch“, fuhr Georgie fort. „Darin stand, und das glaube ich auch, dass verheiratete Männer und alleinstehende Frauen zu den glücklichsten Menschen gehören. Die unglücklichsten sind verheiratete Frauen.“

„Ich bitte dich, Georgie. Mit Umfragen kannst du alles Mögliche beweisen. Du schnitzt sie dir einfach so lange zurecht, bis dir das Ergebnis passt. Ich zum Beispiel kenne viele glückliche verheiratete Frauen.“

Georgie seufzte. „Ich möchte nicht mit dir streiten. Versuche doch einfach, mich zu verstehen, ja? Ich bin glücklich mit meinem Leben. Im Gegensatz zu deinen anderen Töchtern möchte ich einfach nicht heiraten. Warum sollte man auch, wenn man keine Kinder haben will? Ich weiß, dass das total gegen deine Lebensauffassung geht, aber ich bin nun einmal ehrlich mir selbst gegenüber, und ich glaube einfach nicht, dass ich zum Muttersein geschaffen bin. Kannst du das nicht akzeptieren?“

Cornelia schaute aus dem Fenster auf die Veranda, die vor Kurzem in einen Wintergarten umgebaut worden war. Georgie folgte ihrem Blick. Die Aussicht von dem höher gelegenen Ortsteil Queen Anne – eine der bevorzugten Wohngegenden von Seattle – auf den Puget Sound war wirklich atemberaubend. Die Sonne brachte das Wasser zum Funkeln, sodass es aussah, als sei Hochsommer und nicht Januar. Vielleicht würde sie eines Tages auch so ein Haus besitzen, aber sie wollte es selbst bezahlen, anstatt Kompromisse mit einem Ehemann machen zu müssen oder verwöhnte Kinder zum Fußballtraining zu karren. Sie dachte nicht im Traum daran, ihre Unabhängigkeit und Freiheit aufzugeben. Es tat ihr leid, wenn ihre Mutter deswegen traurig war, aber es war schließlich ihr Leben und nicht das ihrer Mutter.

Cornelia ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. „Wenn ich davon überzeugt wäre, dass du deine Entscheidung irgendwann einmal nicht bereuen wirst, würde ich es akzeptieren, Georgie, aber ich glaube, du weißt einfach nicht, wie es sein wird, wenn du älter bist und keine Kinder mehr bekommen kannst.“ Im Blick ihrer grünen Augen – die gleiche Farbe wie die von Georgies – lag unfassbar viel Liebe, als sie ihre Tochter anschaute. „Ich habe es schon so oft erlebt. Denk doch nur an deine Cousine Sophie.“

Sophie Fairchild, die einzige Tochter des Bruders von Georgies Vater, hatte erst spät geheiratet und dann vergeblich versucht, Kinder zu bekommen.

„Ich bin aber nicht Sophie. Ich habe einen herausfordernden Job, der mir sehr viel Spaß macht, eine großartige Familie und viele Freunde, und wenn ich jemals das Gefühl bekommen sollte, ein eigenes Kind haben zu wollen, dann kann ich immer noch eines adoptieren. Es gibt immerhin Millionen von Kindern auf der Welt, die jemanden brauchen, der sie liebt.“ Bei ihrer Arbeit für die Hunt-Stiftung hatte sie viel zu viele davon kennengelernt. Ihre traurigen Augen verfolgten sie oft bis in den Schlaf hinein.

„Ja, ich weiß. Aber das könntest du ja trotzdem noch tun.“ Cornelia seufzte. „Nun gut, Georgie, ich werde dich jetzt nicht länger damit nerven. Ich hoffe für dich, dass du deine Entscheidung nicht eines Tages bereust.“

„Danke, Mutter!“ Nun, da sie als Siegerin aus diesem Wortgefecht hervorgegangen war, konnte Georgie es sich leisten, großzügig zu sein. „Du weißt, dass ich dich liebe und dass ich für jedes deiner Opfer, das du für uns gebracht hast, zutiefst dankbar bin. Da können wir es uns doch wenigstens einmal leisten, nicht einer Meinung zu sein.“

Ihre Mutter lächelte. „Natürlich, aber das heißt nicht, dass ich mir nicht weiterhin Sorgen um dich mache.“

Georgie beugte sich zu ihrer Mutter hinüber und küsste sie auf die immer noch glatte Wange. „Ich weiß, und ich weiß auch, dass ich keine Wunder erwarten darf, aber wenn einer Wunder vollbringen kann, dann bist du es“, fügte sie schmunzelnd hinzu.

„Was hast du denn jetzt vor?“, wollte ihre Mutter wissen. „Hat sich Alex schon dazu geäußert, wohin du als Nächstes gehen wirst?“

Georgie verzog das Gesicht. „Das hoffe ich doch sehr. Wir treffen uns morgen zum Mittagessen. Ich freue mich schon darauf, ihn wiederzusehen.“

Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Ich dachte, du hättest in den letzten Wochen in Alex’ Büro gearbeitet …“

„Nicht in seinem Büro. Ich mache Recherchen für ihn in meinem Homeoffice. Das macht mir aber nicht so wahnsinnig viel Spaß. Deshalb freue ich mich ja auch auf die neue Aufgabe.“

Alex war ein Chef, wie man ihn sich nur wünschen konnte. Er ließ seinen Mitarbeitern in der Hunt-Stiftung ziemlich freie Hand, behandelte alle gleich und respektvoll. Seine Frau P. J. konnte sich glücklich schätzen. Sollte Georgie jemals ein Mann wie Alex über den Weg laufen, dann würde sie es sich möglicherweise doch überlegen, ob sie wirklich unverheiratet bleiben wollte.

„Na ja, wenn er dich wieder ins Ausland schickt, dann hoffentlich dieses Mal in eine friedliche Gegend“, sagte ihre Mutter. „Ich mache mir jedes Mal solche Sorgen um dich, wenn du in einem Krisengebiet eingesetzt wirst.“

Georgie war bis zum Beginn der Weihnachtsferien im Sudan gewesen. Seit drei Wochen arbeitete sie nun von zu Hause aus. Obwohl sie sich in ihrem hübschen Apartment sehr wohl fühlte, brannte sie darauf, wieder ins Ausland zu gehen.

„Alex würde mich niemals in Gefahr bringen“, stellte sie klar.

Cornelia zog die Augenbrauen hoch. „Afghanistan war aber schon ziemlich gefährlich. Genau wie Burundi und sogar der Sudan …“

„Ich war in keinem dieser Länder wirklich in Gefahr.“ Das war allerdings nicht die ganze Wahrheit, aber die würde sie ihrer Mutter bestimmt nicht erzählen. Natürlich bewegte sie sich in jenen Ländern weitgehend in überwachten Gebieten, und sie wurde ständig von UN-Mitarbeitern und Sicherheitsleuten begleitet, aber dennoch … Niemand war hundertprozentig sicher in einer Gegend, in der gerade Krieg herrschte, und sie war auch schon ein oder zwei Mal in akute Gefahr geraten.

Cornelia nickte, aber Georgie wusste, dass ihre Mutter nicht überzeugt war. Sie küsste sie erneut. „Ich muss jetzt los, Mom. Ich habe einen Friseurtermin um drei Uhr.“

„Rufst du mich denn morgen an?“, rief ihre Mutter ihr auf dem Weg zur Tür hinterher.

„Warum? Damit du Alex zur Schnecke machen kannst, wenn er mich irgendwohin schickt, wo es dir nicht gefällt?“, neckte Georgie sie.

„Ich glaube nicht, dass ich das machen würde“, antwortete ihre Mutter lachend.

„Und ob du das machen würdest!“ Das Schlimmste daran war, dass Alex vermutlich sogar auf sie hören würde. Manchmal zweifelte Georgie daran, dass sie jemals ein vollkommen eigenständiges Leben würde führen können, aber das hatte man eben davon, wenn man für jemanden arbeitete, der so eng mit der Familie verbandelt war. Obwohl sie Alex Hunt ihren Cousin nannte, waren sie eigentlich nicht wirklich miteinander verwandt. Als sie beide noch Kinder gewesen waren, waren ihre Väter befreundet gewesen, und als junge Männer hatten sie eine Firma zusammen gegründet, die sie am Ende „HuntCom“ genannt hatten.

Deren großer Erfolg kam allerdings erst Jahre nach George Fairchilds Tod, sodass weder er noch Cornelia finanziell so davon hätten profitieren können wie Alex’ Vater. Nicht dass Harry Hunt sich nicht bemüht hätte, aber er hatte sich denen gegenüber, die ihm nahestanden, immer als sehr großzügig erwiesen. Zum Beispiel hatte er jeder von Cornelias Töchtern mit hunderttausend Dollar das Studium finanziert und ihnen einen Ehrenplatz im Vorstand von HuntCom verschafft. Darüber war Cornelia allerdings so wütend gewesen, dass sie monatelang kein Wort mehr mit ihm gewechselt hatte.

Denn Cornelia war zu stolz, um Geld zu akzeptieren, von dem sie glaubte, es nicht verdient zu haben, egal, wie sehr sie es auch hätte gebrauchen können. Ihre Töchter waren genauso.

Georgie bewunderte ihre Mutter deshalb mehr als alle anderen Menschen. Wie viele Frauen hätten die Courage und die Stärke gehabt, weiterhin mit hocherhobenem Haupt durch das Leben zu gehen, nachdem sie nach Georges Tod herausgefunden hatte, dass der Mann, dem sie vertraut hatte, ihre gesamten Ersparnisse verspielt hatte – inklusive seines Anteils an „HuntCom“? Wie viele Frauen hätten sich für die einfachere Lösung entschieden, die Harry Hunt ihr vorgeschlagen hatte? Nicht viele, vermutete Georgie.

Cornelia Phillips Fairchild hatte nicht viel Zeit mit Selbstmitleid verschwendet. Sie hatte das Haus verkauft – das einzige Objekt, auf das George Fairchild keinen Zugriff gehabt hatte, weil es Cornelia von ihrer Großmutter mütterlicherseits, nach der sie auch benannt worden war, vermacht worden war. Sie hatte den viel kleineren blockhausähnlichen Bungalow im Stadtteil Queen Anne gekauft, in dem sie immer noch wohnte, und eine Sekretärinnen-Stelle an einer Mädchenschule angenommen, an der auch ihre Töchter unterrichtet wurden. Mit der Waisenrente für die Mädchen, dem Erlös aus dem Hausverkauf und ihrem Gehalt hatte sie ihren Lebensstandard weitgehend aufrechterhalten können.

Ja, ihre Mutter war eine bemerkenswerte Frau, und Georgie hielt große Stücke auf sie. Trotzdem war sie nicht länger ein Kind, das sich von ihrer Mutter in ihr Leben hineinreden lassen wollte – vor allem, wenn es um ihr Liebesleben ging –, beziehungsweise dem nicht vorhandenen Liebesleben.

Hoffentlich ist das Thema damit ein für alle Mal erledigt, dachte Georgie auf der Heimfahrt. Unwillkürlich musste sie schmunzeln. Natürlich war es nicht erledigt. So schnell gab ihre Mutter bestimmt nicht auf.

Trotzdem! Niemand würde Georgie zu etwas überreden können, das sie nicht selber wollte. Niemand auf der Welt!

Zachary Prince freute sich auf das Wochenende. Obwohl er seinen Job wirklich liebte, hatte er an diesem Tag genug von seinem Büro, in dem er sich momentan regelrecht eingesperrt fühlte. Er hatte genug von den Problemen, die mit zu viel Arbeit und zu wenig Personal verbunden waren, nachdem sein Assistent gekündigt hatte. Jetzt wollte er nur noch nach Hause und Zeit mit seinen Kindern verbringen.

Er hatte oft Schuldgefühle, denn eigentlich musste er ja gar nicht arbeiten. Er könnte den ganzen Tag zu Hause bei seinen Kindern bleiben. Schließlich hatte er das Geld nicht nötig. Er und seine Zwillingsschwester Sabrina hatten von ihrem Großvater McKinley ein millionenschweres Aktienpaket geerbt. Aber Zach mochte seinen Job als Direktor des New Yorker Büros der Hunt-Stiftung, und obwohl er seine Kinder über alles liebte, würde ihm garantiert die Decke auf den Kopf fallen, wenn er den ganzen Tag zu Hause bleiben würde, vor allem jetzt, wo seine beiden Ältesten, Katie und Jeremy, in die Schule gingen.

Er war so tief in Gedanken versunken, dass er beim Läuten des Telefons unwillkürlich zusammenzuckte. Auf dem Display wurde Alex Hunts Name angezeigt.

„Hallo, Alex.“

„Hi, Zach. Ich habe gute Neuigkeiten. Ich glaube, ich kann dir jemanden zur Unterstützung schicken.“

„Wirklich? Wen denn? Kenne ich ihn?“

Sie arbeitet für mich, aber du kennst sie nicht, weil sie in den vergangenen anderthalb Jahren im Außendienst gewesen ist. Sie heißt Georgianna Fairchild.“

Fairchild … Waren die Fairchilds nicht mit den Hunts befreundet, und saßen nicht einige von ihnen im Vorstand von HuntCom? Obwohl er dringend Unterstützung brauchte, hielt Zack es für keine gute Idee, jemanden aus dem Freundeskreis der Hunt-Familie als Mitarbeiterin zu bekommen. Doch ehe er seine Bedenken äußern konnte, redete Alex auch schon weiter.

„Sie hat nicht nur Erfahrungen im Außendienst, sondern versteht sich auch ausgezeichnet auf Kontrollen und Nachforschungen. Das könnte sie doch für dich übernehmen … und natürlich auch alles andere, was du ihr übertragen möchtest. Du kannst ihr vertrauen, Zach, sie ist absolut zuverlässig, und sie hat ein ausgezeichnetes Urteilsvermögen. Ich glaube, sie wäre die ideale Ergänzung für dich.“

Weil ihm nichts anderes einfiel, sagte Zach nur: „Klingt gut. Wann kommt sie denn?“

„Ich habe noch nicht mit ihr darüber gesprochen, deshalb kann ich dir noch nichts Genaueres sagen. Wir werden morgen Mittag zusammen essen und darüber reden. Ich brauche sie hier aber noch mindestens eine Woche, und da dieser Job etwas vollkommen Neues für sie wäre – sie würde solange in New York bleiben, bis wir eine Dauerlösung für dich gefunden haben –, braucht sie wahrscheinlich ein bisschen Zeit, um alle notwendigen Vorbereitungen treffen zu können, was den Umzug und andere Dinge angeht. Ich schätze mal, zum fünfzehnten des nächsten Monats könnte es klappen.“

Zach hörte schweigend zu, während Alex Georgie Fairchilds Fähigkeiten in den höchsten Tönen lobte. Obwohl sie die Idealbesetzung zu sein schien, hatte er kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Egal was Alex sagte – er hielt es einfach nicht für eine gute Idee, jemanden von der erweiterten Hunt-Familie als Kollegin zu bekommen. Was, wenn sie einander nicht sympathisch waren? Wenn sie eine von diesen Frauen war, die immer alles besser wussten und sich nicht gern etwas sagen ließen?

Noch lange nachdem das Telefongespräch beendet war, saß Zach grübelnd auf seinem Stuhl. Je mehr er darüber nachdachte, umso unbehaglicher fühlte er sich. Schickte Alex diese Frau vielleicht nach New York, damit sie ihn ausspionieren konnte?

Vielleicht war Alex nicht zufrieden damit, wie die Geschäfte in New York liefen. Vielleicht glaubte er ja, einen Fehler gemacht zu haben, als er Zach eingestellt hatte, vor allem angesichts der besonderen Bedingungen, die Zach damals ausgehandelt hatte. Vielleicht hielt er Zach einfach nicht für kompetent genug. Aber wenn es tatsächlich so wäre – warum, zum Teufel, sagte er es ihm dann nicht einfach offen ins Gesicht? Zach hatte Alex eigentlich immer für einen Menschen gehalten, der mit offenen Karten spielte.

Vielleicht hatte er sich ja doch getäuscht.

Mit der Zeit würde er schon herausfinden, worum es Alex wirklich ging und warum er Georgie Fairchild zu ihm schickte.

Georgie liebte die Mittagessen mit Alex. Seit sie in Seattle arbeitete, gehörten diese Verabredungen zu den Höhepunkten ihrer Woche, und diesem Treffen sah sie mit besonderer Spannung entgegen, denn heute würde er ihr sagen, wohin ihre Reise als Nächstes ging. Haiti? Indonesien? Äthiopien?

Sie hatten sich im „Wild Ginger“ verabredet, einem ihrer Lieblingsrestaurants in Seattle. Alex war bereits da, als Georgie eintraf. Er hatte einen Tisch am Fenster ergattert, was ein zusätzlicher Pluspunkt in einem beliebten Restaurant wie diesem war. Lächelnd schritt Georgie auf den Tisch zu. Alex erhob sich, um ihr einen Begrüßungskuss auf die Wange zu drücken, und einmal mehr fiel ihr auf, wie gut er aussah. Er war groß und schlank, und mit seinen dunklen Haaren und Augen zog er automatisch alle Blicke auf sich, wenn er einen Raum betrat, und erst sein Lächeln! Selbst Georgie war stets von seinen Grübchen fasziniert. Doch Alex war leider vergeben, und selbst wenn er es nicht gewesen wäre, hätte sie ihn immer als ein Mitglied der Familie betrachtet … wie den Bruder, den sie niemals gehabt hatte.

„Du siehst heute echt scharf aus“, meinte er, als sie ihm gegenüber Platz nahm.

Georgie grinste. Alex wusste genau, dass sie ihm sofort widersprochen hätte, wenn er sie „hübsch“ genannt hätte, denn sie war nicht hübsch, und das wusste sie. Das Wort hübsch war für niedliche Cheerleader reserviert und passte nicht wirklich zu einer selbstbewussten Frau, die ein Meter fünfundsiebzig groß war. „Scharf wie scharfsinnig oder eher wie … scharf?“

Er lachte. „Ich glaube, ich bewege mich auf der sicheren Seite, wenn ich beides antworte.“

„Du jedenfalls bist scharfsinnig wie immer“, konterte sie schmunzelnd.

Während sie die Speisekarte studierten, setzten sie ihren gut gelaunten Schlagabtausch fort. Schließlich legte Georgie die Karte beiseite, denn sie bestellte sowieso immer das Gleiche: Die japanischen Teigtaschen und das Pfeffersteak waren hier einfach unschlagbar. Alex hingegen probierte immer gern etwas Neues aus. Heute entschied er sich für die Frühlingsrolle „Buddha“ und Nonya-Nudeln.

Nachdem sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten, konnte Georgie sich nicht länger zurückhalten. „Also? Spann mich nicht länger auf die Folter. Hast du endlich einen neuen Einsatzort für mich?“

„Wie bitte? Langweilst du dich etwa im Büro?“

„Alex …“

„Hat es dir keinen Spaß gemacht, bei der Hochzeit deiner Schwester dabei zu sein?“

Sie verdrehte die Augen. „Alex, hör auf damit.“

Er lächelte zufrieden. „Dein neuer Einsatzort ist etwas ganz anderes als sonst.“

„Wirklich? Das klingt gut. Wohin geht es denn?“

Alex wartete eine Sekunde lang, bis er sagte: „Nach New York.“

Georgies Lächeln erstarb. „New York? Du meinst … New York?“

„Ja. Unser Büro in New York.“

„Aber … warum denn?“ Georgie ermahnte sich, nicht zu verärgert zu wirken.

„Weil Zachary Prince, der Leiter des New Yorker Büros, gerade einen Engpass hat. Sein Assistent hat vor einem Monat gekündigt, und wir haben bisher noch keinen Ersatz für ihn finden können. Es gab zwar eine Menge Bewerber, aber keiner war qualifiziert genug, und ich möchte einfach nicht zu einer Notlösung greifen. Dafür ist das New Yorker Büro zu wichtig. Deshalb habe ich an dich gedacht.“

„Aber Alex, so etwas möchte ich doch gar nicht tun. Ich will nicht in einem Büro arbeiten, und ich möchte auch keine Zeit damit verschwenden …“

Abwehrend hob er eine Hand. „Warte, lass mich bitte erst einmal ausreden, ehe du ablehnst.“

Georgie schnitt eine Grimasse.

„Es ist nur vorübergehend, Georgie, so lange, bis wir eine endgültige Lösung gefunden haben. Zach und ich wollen weitersuchen, aber bis dahin bist du nun einmal die Idealbesetzung für diese Stelle. Da du keine Einweisung brauchst, kannst du Zach sofort zur Hand gehen, und dass du im Büro arbeitest, heißt ja nicht, dass du keine Außeneinsätze mehr machen kannst. Als Zachs Assistentin hast du direkten Einblick in die Liste der Nutznießer der Hunt-Stiftung – nur eben mit dem Schwerpunkt Ostküste. Würdest du nicht gerne einmal in die Appalachen fahren?“

„Schon, aber …“

„Aber was?“

„Ich mache Bewertungen. Darin bin ich wirklich gut.“

„Das weiß ich. Deshalb bist du für diesen Job ja so gut geeignet. Zach hat mir erzählt, dass sich die Anträge für Anfragen nach finanzieller Unterstützung bei ihm bis zur Decke stapeln.“

„Heißt das, ich kann weiterhin Bewertungen machen und Empfehlungen geben?“ Georgie klang skeptisch. Nach allem, was sie wusste, bekamen Assistentinnen keine interessanten Aufgaben, sondern nur die, die ihre Chefs nicht selber erledigen wollten – zumeist Papierarbeit, was Georgie unfassbar hasste. Plötzlich schoss ihr ein erschreckender Gedanke durch den Kopf. „Hat dich meine Mutter etwa darauf gebracht?“

„Worauf gebracht?“

„Mich nach New York zu schicken.“

„Georgie, ich bitte dich. Sei nicht paranoid …“

„Ich bin nicht paranoid, aber ich kenne meine Mutter. Wenn sie auch nur die leiseste Ahnung davon hätte, was in Burundi passiert ist, hätte sie dich umgehend zur Rede gestellt …“

„Ich habe nicht mit deiner Mutter gesprochen. Sie weiß überhaupt nichts von dieser Stelle.“

„Wirklich?“ Doch sie konnte Alex’ Miene ansehen, dass er die Wahrheit sagte.

Mit hängenden Schultern rutschte sie auf ihrem Stuhl zurück.

„Komm schon, Georgie, Kopf hoch. Dieser Job ist gut für dich … gut für uns alle.“ Als sie nichts erwiderte, fügte Alex leise hinzu: „Habe ich dir jemals Knüppel zwischen die Beine geworfen?“

Stumm schüttelte sie den Kopf.

Alex wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment kam der Kellner mit dem Essen. Erst als er gegangen war, seufzte Georgie und fragte: „Bist du dir wirklich sicher, dass es nur auf Zeit wäre?“

Autor

Patricia Kay
Patricia Kay hat bis heute über 45 Romane geschrieben, von denen mehrere auf der renommierten Bestsellerliste von USA Today gelandet sind. Ihre Karriere als Autorin begann, als sie 1990 ihr erstes Manuskript verkaufte. Inzwischen haben ihre Bücher eine Gesamtauflage von vier Millionen Exemplaren in 18 verschiedenen Ländern erreicht!
Patricia ist...
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