Heißes Date mit Mr. Wrong

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Heiß, süß und prickelnd – Selfmade-Milliardär Damian Musil kann Mia Serenghettis Überraschungskuss auf der Kostümparty einfach nicht vergessen. Er will sie, wie er noch nie eine Frau gewollt hat. Doch leider ist er ein erbitterter Rivale des Serenghetti-Clans. Und dass Mia ihn geküsst hat, war nur ein Irrtum. Allerdings einer, der in Damian den Hunger nach mehr geweckt hat. Als er erfährt, dass Mia eine Begleitung zum wichtigsten Event der Modeindustrie braucht, ist er entschlossen: Er wird das Date der wunderschönen Designerin sein!


  • Erscheinungstag 21.12.2021
  • Bandnummer 2216
  • ISBN / Artikelnummer 9783751503976
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Endlich hatte sie den Mann entdeckt, nach dem sie Ausschau gehalten hatte, und Mia Serenghetti wusste sofort, was sie zu tun hatte. Schließlich blieben ihr keine zwei Wochen mehr, um eine Begleitung für eines der wichtigsten Events der Fashion-Industrie, den Ruby Ball, zu finden, denn dummerweise hatte ihr auserwählter Begleiter gerade eine andere geheiratet.

Sie trat aus der kleinen Nische, in der sie gewartet hatte. Die Räume in der obersten Etage des Sandsteinhauses in Brooklyn waren nur schwach beleuchtet und wie leer gefegt – all die anderen kostümierten Partybesucher tummelten sich unten und amüsierten sich mit der von Halloween besessenen Gastgeberin, deren Geburtstag gefeiert wurde. Es war ein kühler Frühlingsabend, aber die Luft hier oben war angenehm warm.

Der Mann drehte sich zu ihr herum und steckte sein Handy in die Hosentasche.

Eine dunkle Maske verbarg zwar seine obere Gesichtshälfte, doch Größe und Figur passten.

Sam. Er hatte nur ein paar Andeutungen gemacht, was er tragen würde.

„Halte nach einem Mann Ausschau, der ein schlichtes Kostüm trägt“, hatte er ihr gesagt und dabei gelacht. „Ich stehe nicht so auf Glitzer.“

Sie hatte ihn bereits zuvor in der Menge entdeckt und war gerade auf dem Weg zu ihm, als er die Treppe hochgegangen war. Sie war ihm bis hinauf ins Obergeschoss gefolgt, hatte ihn jedoch mit dem Rücken zu ihr telefonieren sehen. Um nicht wie eine Stalkerin zu wirken, hatte sie im leeren Nebenzimmer darauf gewartet, dass er sein Gespräch beendete und wieder auftauchte.

Mia zupfte an ihrem Kleid, das ihr immer wieder von der Schulter rutschte. Anders als Sams Kostüm, war ihres alles andere als unauffällig. Das schwarz-rote Can-Can-Outfit hatte einen tiefen Ausschnitt, viele Rüschen und einen Rock, der vorne äußerst kurz war und entsprechend ihre Beine betonte.

Sie und Sam hatten auf einigen Partys miteinander geflirtet, und er hatte ihr bei ihrem letzten Treffen einen flüchtigen Kuss gegeben. Mehr Ermutigung hatte sie nicht gebraucht. Sie benötigte einen neuen Freund – und zwar schnell – oder zumindest jemanden, der als Freund durchgehen konnte.

Der Ruby Ball war nicht nur ein Muss in der Modebranche, sondern auch ein Ereignis, zu dem man nur als Paar kam – und sei es nur, um das eigene Image und die eigene Marke aufzupolieren. Leider hatte sie auf dem letzten Treffen der Modedesigner-Newcomer mutig verkündet, dass sie mit einer Begleitung erscheinen würde – selbst wenn es nicht ihr bisheriger Freund war, da Carl ja jetzt leider verheiratet war.

Sie musste das irgendwie durchziehen. Und das würde sie auch. Es wurde Zeit, die Sache mit Sam voranzutreiben …

Er blickte überrascht auf, als sie auf ihn zukam. Seine dunklen Augen waren in dem schwachen Licht kaum auszumachen.

Adrenalin schoss durch sie hindurch, als sie seinen Kopf sanft zu sich zog und ihn begrüßte, in dem sie ihre Lippen auf seinen Mund presste und da weitermachte, wo sie beim letzten Mal aufgehört hatten.

Er erstarrte. Aber nach einer Sekunde des Zögerns legte er seine Hände auf ihre Hüfte und zog sie enger an sich. Sein Mund glitt über ihren, seine Zunge strich über ihre Lippen, ehe er den Kuss vertiefte. Seine Zunge berührte ihre, spielte mit ihr.

Mia schlang die Arme um seinen Hals und gab sich dem Kuss hin. Der Mann wusste wirklich, wie man küsste. Als sie sich lösen wollte, hielt er sie fest, zeichnete mit seinem Daumen ihre Lippen nach und setzte den Anschlag auf ihre Sinne fort.

Unwillkürlich entschlüpfte ihr ein leises Stöhnen, und sie ließ zu, dass er den Kuss weiter vertiefte.

Sein angenehmer Duft stieg ihr in die Nase, und gleichzeitig war sie sich seines harten, schlanken Körpers bewusst, der sich gegen ihre Kurven presste.

Ihr Herz schlug im Takt der Musik, die durchs Haus schallte.

Oh mein Gott! Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Als sich ihre Lippen das letzte Mal berührt hatten, war nichts von dieser Lust zu spüren gewesen, die Sam jetzt in ihr weckte. Vielleicht war ihr Plan doch nicht so verrückt …

Als sie sich schließlich voneinander lösten, seufzte sie. Wow.

„Hallo, Sam“, flüsterte sie.

„Wer ist Sam?“

Mia erstarrte.

Die Stimme gehörte definitiv nicht Sam.

Sie riss die Augen auf, er kniff seine zusammen.

Dann lüftete er seine Maske, und Mia schnappte nach Luft.

Damian Musil.

Es gelang ihr gerade noch, ein entsetztes Stöhnen zu unterdrücken, ehe sie sich so hastig von ihm löste, als hätte sie sich verbrannt.

Warum? Warum ausgerechnet er?

Nachdem sie dem Feind jahrelang ausgewichen war, war sie jetzt in seinen Armen gelandet – nein, sie hatte sich ihm an den Hals geworfen. Was für ein Albtraum.

Neugierig sah er sie an. „Küsst du öfter maskierte Männer in dunklen Ecken?“

„Mach dich nicht lächerlich“, fuhr sie ihn an, um sich keine Blöße zu geben. „Es ist doch wohl klar, dass hier eine Verwechslung vorliegt.“

„Wer ist Sam?“, fragte Damian noch einmal.

„Geht dich nichts an.“

„Da unsere Lippen gerade noch miteinander verbunden waren, wage ich zu widersprechen.“

Sie holte tief Luft, was dazu führte, dass ihr Brüste sich hoben und seine Aufmerksamkeit darauf lenkten – zum Teufel mit ihm.

„Oh, klar“, meinte sie sarkastisch. „Ich vergaß, dass du ja gern die Männer, mit denen ich zusammen bin, vor mir warnst.“

„Auch eine Art, das zu interpretieren“, erwiderte Damian.

Wut machte sich in ihr breit. Zu Carls überstürzter Hochzeit waren nur wenige Gäste eingeladen gewesen, aber als Carls ehemaliger Chef hatte Damian dazugehört. Er hatte die Entscheidung ihres Freundes unterstützt, mit ihr Schluss zu machen, um eine Kindergärtnerin zu heiraten, mit der er einen schicksalhaften Moment in einem Flugzeug erlebt hatte.

Okay, Carl und sie, das war keine wirklich ernste Sache gewesen. Nachdem sie sich auf einer Party kennengelernt hatten, waren sie drei oder vier Monate miteinander ausgegangen. Aber dass er ihr den Laufpass gegeben und sofort jemand anderes geheiratet hatte, war schon erniedrigend. Vor allem, als sie über Freunde erfuhr, dass Damian die ganze Sache unterstützt hatte.

Am liebsten hätte sie mit dem Fuß aufgestampft, weil sie mit dem Schicksal haderte, das ihr nicht nur ihre Begleitung für einen der wichtigsten Momente ihres Lebens weggenommen, sondern sie jetzt auch noch dazu gebracht hatte, sich dem Mann, der dafür verantwortlich war, an den Hals zu werfen. Wie viel Demütigung konnte eine Frau ertragen? Und wieso hatte sie Damian eigentlich jemals attraktiv finden können, damals als Teenager?

Er war um einiges größer als sie mit ihren knapp ein Meter siebzig und besaß die Statur eines Leichtgewichtsboxers. Mit seinem kantigen Kinn, dem dunklen Haar und den braunen Augen, die von Intelligenz zeugten, würde ihn wohl so manche Frau äußerst attraktiv finden.

Aber sie wusste, dass er berechnend und rücksichtslos sein konnte. Also all das, was man ihrer Familie nach von einem Musil erwarten musste.

Sie hob ihr Kinn. „Eine Art, das zu interpretieren? Ich vermute, die andere ist, dass du einfach einen weiteren Schauplatz im Krieg zwischen den Serenghettis und den Musils eröffnet hast?“

Er besaß die Frechheit belustigt auszusehen. „Glaubst du das wirklich?“

Die Musils waren die Erzfeinde ihrer Familie, seit ihr Vater Serg Serenghetti Damians Familie verdächtigte, mit hinterhältigen Mitteln ins Baugeschäft eingestiegen zu sein und Konkurrenten – speziell Serenghetti Construction – unterboten zu haben. Diese Fehde zwischen den beiden Firmen und Familien tobte seit Jahren.

Da Welsdale in Massachusetts kein großer Ort war, wusste Mia, dass Damians richtiger Name Demyan war, er aber die englische Version der russischen vorzog. Sie hatte sogar einmal die Bedeutung des Namens nachgeschlagen: zahm oder Zähmender. Aber sie schwor sich, dass er niemanden, schon gar keine Serenghetti zähmen würde. Loyalität ihrer Familie gegenüber war ihr wichtig – auch wenn sie als Rebellin in der Familie galt.

Nach der Highschool war sie nach New York gezogen, um in der Modebranche zu arbeiten und sich ein eigenes Label aufzubauen. Und Damian war mit der Entwicklung von Apps zum Milliardär geworden. Grimmig überlegte sie, ob er in seinem Berufsfeld wohl auch nur durch die fragwürdigen Taktiken Erfolg hatte, für die seine Familie bekannt war.

Mia straffte ihre Schultern. Es war an der Zeit, diese Begegnung zu beenden, statt hier weiterhin nah beieinander in der Dunkelheit zu stehen – als wäre es ein heimliches romantisches Rendezvous.

„Ich muss los. Ich bin auf …“

„Auf der Suche nach einer Begleitung für den Ruby Ball. Stimmt’s?“

Mia blickte ihn entsetzt an. Er wusste davon? Das wurde ja immer schlimmer.

Damian zuckte mit den Schultern. „Ich habe vorhin gehört, wie Nadia und Teresa sich darüber unterhalten haben.“

Mia murmelte etwas vor sich hin.

„Wofür sind Freundinnen schließlich da?“ Er nahm ihren Duft wahr, und erinnerte sich noch allzu gut an ihre Kurven und den Geschmack ihrer Lippen …

„Darüber rede ich mit dir nicht.“ Sie wirbelte herum. „Und damit ist diese Unterhaltung beendet.“

„Welche?“, meinte er gedehnt. „Die Unterhaltung darüber, dass du mich geküsst hast? Oder die Tatsache, dass du hier bist, um einen Ersatz für Carl zu finden, der dich dann auf diese für deine Karriere so wichtige Veranstaltung begleitet?“

Sie blickte ihn voller Hass an.

„Und da sagt man uns Musils nach, wir wären berechnend.“

Mia kniff die Augen zusammen. „Bist du ja auch.“

„Vergiss nicht hinterhältig und heimtückisch.“

„Das waren nicht die Worte, die ich im Sinn hatte“, meinte sie mit einem zuckersüßen Lächeln, „aber danke, dass du ein paar nettere Umschreibungen gefunden hast.“

Er lachte.

Sie bedachte ihn mit einem eiskalten Blick. „Tolles Kostüm. Der maskierte Bösewicht passt gut zu dir.“

„Es ist ein Robin-Hood-Kostüm.“ Er hatte das Kostüm einfach online gekauft.

„Angesichts der Tatsache, dass du der Grund dafür bist, dass ich einen Ersatz für den Ball brauche“, fuhr sie fort und ignorierte ihn, „nehme ich an, dass du dich kaputtlachst über deinen Sieg.“

Er grinste frech, um sie noch mehr auf die Palme zu bringen. „Ich könnte dir auch meine Hilfe anbieten, da deine Auswahl nicht die größte zu sein scheint. Ich schaue mal in meinen Terminkalender, aber ich glaube, der übernächste Samstag ist noch frei.“

Mia schnaubte. „Nicht einmal, wenn du der …“

„… letzte Mann auf Erden wärst. Ich weiß.“

Sie hob frustriert die Hände. „Offenbar begreifst du den Wink mit dem Zaunpfahl nicht.“

„Deine Signale waren mehr als ein Wink.“ Er erinnerte sich an ihren Mund an seinem. Weich, heiß, süß. Sie hatte viel Gefühl in den Kuss gelegt … Bevor sie gewusst hatte, wer er war. Und was er im Laufe der Jahre – erst in Welsdale und jetzt hier in New York – hatte beobachten können, so schien Mia sich noch immer mit ganzem Herzen in eine Sache zu stürzen.

Jahrelang hatten sie sich in ihrer Heimatstadt und in New York in mehr oder weniger denselben Kreisen bewegt, natürlich immer mit gebührendem Abstand, und jetzt hatte er endlich herausgefunden, wie es war, Mia Serenghetti zu küssen. Eine derartige Gelegenheit konnte er sich doch nicht entgehen lassen. Wobei er ja nicht mal Zeit gehabt hatte, darüber nachzudenken, als sie so plötzlich über ihn hergefallen war. Jetzt konnte er nur hoffen, dass dieser unbekannte Sam für immer verschwunden blieb.

Denn Mia war wie ein wahr gewordener Traum in ihrem aufreizenden Kostüm, das auch ein Showgirl in Las Vegas hätte tragen können. Es betonte ihre wohlgeformten Beine, die dunkelbraune Haarpracht und die mandelförmigen, moosgrünen Augen unter hübsch geschwungenen Brauen.

Sein Körper reagierte prompt. Der Boden vibrierte von der Musik und dem Gelächter, das zu ihnen hochdrang. Doch hier waren sie allein. Wenn sie ein Paar wären, würde er ihren vollen, kirschroten Mund noch einmal erobern, während sie ihre Beine um ihn schlang.

Das behielt er jedoch für sich. „Hör zu, ich hatte nichts damit zu tun, dass Carl eine andere geheiratet hat.“

„Was?“ Sie schnappte wütend nach Luft, wobei sich ihre Brüste wieder hoben. „Ihn zu überreden, mit mir Schluss zu machen, um sich mit einer anderen einzulassen, bezeichnest du als nichts?“

„Es war das, was Carl wollte.“

„Aber du hast ihn ermutigt. Du hast das Streichholz ans Pulverfass gehalten.“

Damian rieb sich das Kinn. „Das ist ja eine hübsche Analogie.“

Sie hob die Augenbrauen. „Eine zutreffende. Du hast ihm sogar deinen Privatjet angeboten, damit er in die Flitterwochen fliegen konnte.“

Er hatte sich schon gefragt, was Mia über seine Verbindung zu Carl gehört hatte – und wie ihre Reaktion darauf wohl gewesen war. Jetzt wusste er es. „Du scheinst meinen Einfluss auf andere als ziemlich groß einzuschätzen.“

„Ich würde sagen, ein Flugzeug ist ein großer Einfluss, ja “, fuhr sie ihn an.

„Carl ist glücklich.“

„Deinetwegen.“

„Vielleicht“, gab er zu.

„Und wir werden nie erfahren, ob er den Schritt auch ohne deine Einmischung gewagt hätte.“

„Ich habe ihm geraten, seinem Bauchgefühl zu folgen.“

„Ja, und das bedeutete, dass er mit mir Schluss gemacht hat. Hat es dir eine perverse Befriedigung verschafft, mal wieder einer Serenghetti eins auswischen zu können?“

„Ich habe überhaupt nichts mehr mit JM Construction zu tun. Die Firma wird von meinem Vater und meinem Bruder geleitet.“

Sie schnaubte. „Klar, du bist ja auch das Tech-Genie. Daher frage ich mich, warum es dich überhaupt interessiert, was eine Serenghetti tut oder nicht tut.“

„Willst du das etwa zu irgendeiner lächerlichen Serenghetti-Musil-Familienfehde hochstilisieren?“

„Ist es das nicht?“

Seiner Meinung nach hatten Mia und Carl nicht gut zusammengepasst. Mia war resolut und eine Macherin. Carl war ein entspannter Typ, der gern auf seiner Gitarre klimperte und glücklich damit war, irgendwelche Jobs von Tech-Firmen zu übernehmen. Unter anderem eben auch bei Damian.

Aber Carl hatte eine existenzielle Angst davor gehabt, Mia zu verlassen. Als er Damian daher bei ein paar Bier um seine Meinung gebeten hatte, hatte Damian sich nicht zurückgehalten.

„Du bist doch nur sauer, weil Carl dich so kurz vor diesem großen Event sitzengelassen hat.“

„Nein, ich bin sauer, weil deine Einmischung dazu geführt hat, dass Carl mich so kurz vor dem Event verlassen hat.“

„Ich habe dir ja angeboten, für ihn einzuspringen.“

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, ehe sie sie wieder öffnete. „Ach, jetzt bist du also der Gute? Wer soll das denn glauben?“

Er deutete auf sein Kostüm. „Nenn es einen Heldenkomplex.“

Mia verzog das Gesicht. „Wenn du Robin Hood bist, was macht das dann aus mir? Maid Marion?“, fragte sie eisig.

Weil er wusste, dass er sie damit nur noch mehr reizen würde, musterte er ihr Rüschenkostüm, das nicht nur ihre Beine, sondern auch ihre Brüste vorteilhaft zur Geltung brachte. „So siehst du aber gar nicht aus.“

„Genau.“

„Zu viel Temperament.“

Sie runzelte verärgert die Stirn. „Stimmt, und deshalb ist dein Angebot keine Option. Ich habe Outfits im Kopf für den Ruby Ball, und die sehen definitiv nicht so aus wie etwas aus dem Sherwood Forest.“

„Lass mich raten. Stattdessen bist du eine Femme fatale, und dein Begleiter …“

„… bist nicht du.“

Während Damian ihr noch einen belustigten Blick zuwarf, wirbelte sie herum und stolzierte davon.

Aber ob es Mia nun gefiel oder nicht, der Kuss ließ sich nicht so schnell aus der Welt schaffen.

2. KAPITEL

Dieser Mann war der nervigste, dem sie je begegnet war, und das sollte angesichts von drei älteren Brüdern schon was heißen.

Mia strich sich die Haare aus dem Gesicht und blickte sich in ihrem überfüllten Atelier um, wo ihre Cousine Gia, die kurz vorbeigekommen war, auf einem Hocker saß und eine Nachricht in ihr Handy tippte.

Sie hatte versucht, Damian anzukreiden, dass er Carl dabei unterstützt hatte, sie sitzenzulassen, stattdessen tat er so, als hätte er ihr einen Gefallen getan!

Als sie sich wieder einmal dabei erwischte, wie sie die Finger an die Lippen presste, weil die Erinnerung an den Kuss sie nicht losließ, riss sie ihre Hand hastig weg. Diese ganze Situation machte sie verrückt, und verzweifelt war sie auch.

Gia legte ihr Handy beiseite und musterte Mia, bevor sie die Unterhaltung wieder aufnahm. „Bist du verrückt geworden?“

Mia musste zugeben, dass es darauf keine gute Antwort gab, und dass ihre chaotische Umgebung auch nicht gerade für ihre geistige Gesundheit sprach. Überall lagen Stoffe und Stoffrollen herum, eine Nähmaschine stand in einer Ecke, zusammen mit dem Bügelbrett, und es gab kaum eine Möglichkeit sich zu setzen. Die Knöpfe, die sie kürzlich gekauft hatte, lagen immerhin ordentlich in einer Schachtel. Im Grunde konnte sie sich glücklich schätzen, denn viele aufstrebende Designer arbeiteten in ihrer Wohnung. Sie jedoch hatte ein Atelier ein paar Stockwerke unter ihrer kleinen Wohnung in einem angesagten Viertel anmieten können.

„Ich weiß, dass es so gut wie aussichtslos ist, dass Sam seine Geschäftsreise nach Singapore für mich verschiebt …“

Gia hob nur die Augenbrauen. Das war Antwort genug.

Auf der Kostümparty hatte sich Mia ihren Freundinnen Nadia und Teresa nach der Begegnung mit Damian nicht anvertraut, aber jetzt saß sie hier und besprach die Situation mit ihrer Cousine.

„Ich habe nicht den Verstand verloren, falls du das glauben solltest“, fuhr Mia fort.

Wie aufs Stichwort vibrierte Mias Handy. Nachdem sie die Nachricht von Sam gelesen hatte, ließ sie die Schulter sinken. „Tja, es war einen Versuch wert.“

Mit einem Ich-hab’s-dir-doch-gleich-gesagt-Ausdruck verschränkte Gia die Arme vor ihrer Brust.

Mia seufzte. Sam war an dem Abend irgendwann doch noch aufgetaucht, aber ehe sie den Ruby Ball erwähnen konnte, hatte er verkündet, dass er eine zweiwöchige Geschäftsreise antreten würde. „Sam kann seine Reise nicht verschieben. Offenbar ist alles so geplant, dass er sich anschließend noch mit einigen Studienkollegen in Japan treffen kann.“

„Und du kannst dir keinen Typ leisten, der mit seinen Freunden einen Trip wie in ‚Hangover‘ veranstaltet“, erklärte Gia. „Du hängst doch jetzt schon in den Seilen.“

„Ich hänge nicht in den Seilen. Ich habe nur Kopfschmerzen.“ Und die würden noch viel schlimmer werden, wenn sie nicht bald einen Begleiter fand.

Ihre Cousine nickte. „Genau. Ein Zeichen dafür, dass du zu viel arbeitest. Gönn dir doch mal ein bisschen Spaß. Ist das nicht auch die Botschaft deiner Marke?“

„Warum glaubst du wohl, brauche ich ein Date?“ Sie tippte mit dem Finger gegen ihren Mund – froh, dass sie es diesmal nicht tat, weil sie sich an einen gewissen Kuss erinnerte. „Vielleicht kann ich mir einen Begleiter mieten.“

„Du meine Güte, nein! Warum suchst du dir nicht ein männliches Model, mit dem du hingehen kannst? Ist das nicht sogar ein klassischer PR-Trick, um Aufmerksamkeit zu generieren?“

„Zunächst einmal ist der Ruby Ball ein Event der Modebranche. Jemand würde ihn bestimmt von irgendeinem Foto-Shooting erkennen. Außerdem brauche ich nicht einfach nur einen Begleiter. Vorzugsweise bräuchte ich jemanden, der einen beeindruckt und der sich positiv auf mein Image auswirkt.“

Sam war dafür in gewisser Weise geeignet gewesen, weil er aus einer gut vernetzten Familie kam, die vor drei Generationen ihr Vermögen mit Bankgeschäften gemacht hatte, auch wenn Sam selbst nur ein mäßig erfolgreicher Musikproduzent war.

Verdammt. Ihr Modelabel MS Designs sollte moderne Frauen ansprechen, die bereit waren, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, aber dank Carl war sie anscheinend weit davon entfernt, ihrer eigenen Zielgruppe zu entsprechen.

„Gibt es nicht einen Hockeyspieler oder sonst jemanden, den deine Brüder auftreiben können?“

Mia verdrehte die Augen. „Das Letzte, was ich tue, ist, meine blöden, Hockey vernarrten Brüder zu bitten, ein Date für mich zu finden.“ Das wäre nun wirklich zu demütigend und würde dazu führen, dass sie sich bis an ihr Lebensende dumme Sprüche anhören müsste. „Außerdem ist Jordans Hockey-Team am Abend der Veranstaltung nicht in der Stadt.“

„Tja, dann solltest du Damian eine Chance geben“, meinte Gia. „Er entspricht deinen Vorstellungen, und du hast gesagt, er hätte sich angeboten. Frag ihn. Es ist ja nun nicht so, als dass deine Familie irgendwas mit der Modebranche am Hut hätte. Die kriegen das doch gar nicht mit.“

Plötzlich bedauerte Mia es, ihrer Cousine von der Begegnung mit Damian erzählt zu haben, aber sie und Gia standen sich so nah wie Schwestern. Sie waren nahezu gleich alt und beide kreativ tätig – Gia war Cartoonistin, deren Werke weit verbreitet waren. „Vielleicht solltest du einen Damian-Musil-Fanclub gründen.“

Gia legte ihren Kopf zur Seite. „Alex mag ihn.“

Gias frisch gebackener Ehemann war ein Millionär aus der Tech-Branche und kannte Damian daher natürlich auch.

„Alex ist ja auch nicht vorbelastet, was die Streitereien zwischen den Musils und den Serenghettis angeht“, fügte Gia hinzu.

„Genau. Wie auch immer, ich weiß gar nicht, ob sein Angebot wirklich ernst gemeint war. Vielleicht wollte er mich auch nur aufziehen.“ Angesichts der Serenghetti-Musil-Fehde durchaus möglich. „Und weißt du, wie meine Familie reagieren würde, wenn sie doch herausfänden, dass ich mit Damian ausgehe?“

„Wann hat dich das jemals aufgehalten?“, konterte Gia. „Ist Rebellin nicht dein zweiter Vorname?“

Richtig. Bei den Serenghettis aus Welsdale drehte sich alles ums Baugeschäft – und um Hockey. Ach ja, und seit Neuestem auch um Hollywood, seit ihr Bruder Rick den Filmstar Chiara Feran geheiratet hatte. Also war Mia natürlich nach New York gegangen, um dort Modedesign zu studieren und sich selbständig zu machen, schließlich war ihr rebellischer Charakter schon sehr früh sehr ausgeprägt gewesen und hatte sich nicht nur auf ein paar Piercings beschränkt.

Mia seufzte erneut. Sie könnte versuchen, einen Freund als Begleiter anzuheuern, aber nach kurzer Überlegung stellte sie fest, dass sie keinen Freund hatte, der zurzeit ungebunden war. Also doch Damian. Wirklich?

„Allerdings werden dich auf dem Ruby Ball viele Leute sehen“, warnte Gia sie.

„Ich würde ihm am nächsten Tag den Laufpass geben“, meinte Mia scherzhaft, ehe sie kurz innehielt und dann wissend Gia anstarrte.

„Was heckst du jetzt aus?“, fragte Gia misstrauisch.

Die Idee, mit Damian auszugehen, um dann den Anschein zu erwecken, dass sie ihn schnell wieder fallengelassen hatte, nahm Gestalt an. Vielleicht war es doch gar nicht so riskant, mit ihm auf den Ball zu gehen.

„Hm“, meinte sie nachdenklich, „die Vorstellung hat einen gewissen Reiz.“

Jetzt war es Gia, die Sie wissend anblickte, als sie zu verstehen begann.

„Wenn jemand fragt, hat unsere Beziehung ein schnelles und unglückliches Ende genommen.“

„Wer wird denn fragen?“

„Ach, du weißt schon, falls die Frage jemals auftauchen sollte.“ Mit ein bisschen Glück würde es gar nicht so weit kommen. Aber ein paar der Plattitüden, auf die Promis normalerweise zurückgriffen, schossen ihr durch den Kopf. Wir haben uns getrennt, aber ich wünsche ihm nur das Beste. Ich bin gewachsen und habe aus vergangenen Beziehungen so viel darüber gelernt, was ich bei einem Partner wirklich will und brauche. Damit konnte man auf subtile Weise dem anderen die Schuld zuschieben. Sie sollte vielleicht doch endlich aufhören, all die Klatschblätter zu lesen. Doch ging es bei ihrem Modelabel nicht darum, Frauen dazu zu ermuntern, ihre Macht auszuspielen?

„Okay, und was willst du tun, wenn deine Familie es rausbekommt?“ Gia verdrehte die Augen. „Die kriegen einen Schock.“

Oder fallen gleich tot um. „Ach was, die sind dann erleichtert, dass die Sache sofort vorbei war. Sie würden sich nur Sorgen machen, wenn Damian nicht gleich wieder von der Bildfläche verschwunden wäre.“

Gia schüttelte den Kopf. „Okay, freut mich, dass dir klar geworden ist, dass Damian vermutlich deine beste Wahl für den Ball ist. Was alles andere angeht, da kann noch so einiges schieflaufen.“

„Ach, jetzt bekommst du kalte Füße?“

„Betrachte mich als dein lebendes, atmendes Gewissen, das dich dazu zwingt, die Sache wirklich zu Ende zu denken.“

„Ja, klar, so wie damals, als du vorgeschlagen hast, dass wir uns bei dem Konzert hinter die Bühne schleichen sollen“, murmelte Mia. Die Erinnerung war noch immer frisch, obwohl es zwanzig Jahre her war.

„Hey, ich habe dir gesagt, dass es eine blöde Idee war.“

„Aber erst, als die Sicherheitsleute schon hinter uns her waren.“

„Na ja, es war den Versuch wert, die Backstreet Boys zu treffen“, erwiderte Gia.

Okay, ja. Außerdem war ihr Bruder Jordan damals ein noch größerer Satansbraten gewesen, da wollte sie natürlich beweisen, dass sie ebenso draufgängerisch war. „Tja, da magst du recht haben. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“

Trotzdem, Damian Musil?

Es hatte ja durchaus Vorteile, wenn man sein eigener Chef war. Heute jedoch nicht.

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