Julia Royal Band 17

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… UND PLÖTZLICH PRINZESSIN! von ANNIE WEST
"Ich will keine Prinzessin sein!" Entschieden stellt Luisa sich Raul von Monteregio entgegen, der plötzlich auf ihrer Farm auftaucht. Doch sie hat keine Wahl. Ein altes Gesetz zwingt sie, dem faszinierenden Kronprinzen in sein märchenhaftes Fürstentum zu folgen – als seine Braut …

EIN PRINZ FÜR NORAH von VALERIE PARV
Dem Inselreich Sapphan steht eine Traumhochzeit bevor. Der Thronfolger Prinz Philippe will die bildschöne Norah zur Frau nehmen. Allerdings ist die mehr als überrascht: Zwar geht damit für sie ein Traum in Erfüllung – aber er hätte sie ja wenigstens mal fragen können!

MAGGY – KÖNIGIN WIDER WILLEN von CAITLIN CREWS
König Reza von Constantinien ist sich sicher: Amerikanerin Maggy ist die verschollene Prinzessin, die ihm schon seit seiner Geburt versprochen ist! Maggy soll ihm in sein Reich folgen und seine Frau werden – aber sie will nur einen Mann, der sie wirklich liebt …


  • Erscheinungstag 31.03.2023
  • Bandnummer 17
  • ISBN / Artikelnummer 9783751516037
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Annie West, Valerie Parv, Caitlin Crews

JULIA ROYAL BAND 17

1. KAPITEL

Raul blickte gedankenverloren aus dem Hubschrauber, der von Sydney in südlicher Richtung der Küstenlinie folgte. In Anbetracht der prekären Situation zu Hause sollte er überhaupt nicht hier sein. Aber er hatte keine andere Wahl.

Was für ein Schlamassel!

Rastlos streckte er die langen Beine aus. Das Schicksal seiner Nation und das Wohl seiner Untertanen standen auf dem Spiel. Seine Krönung, sein Recht, den Thron des Fürstentums zu besteigen, hingen am seidenen Faden. Noch immer konnte er es kaum glauben. Geradezu verzweifelt hatten seine Anwälte alle Möglichkeiten geprüft, aber die Erbschaftsgesetze ließen sich nicht ändern. Jedenfalls nicht, bevor er Fürst war. Und um Fürst zu werden …

Die Alternative war, fortzugehen und das Land den rivalisierenden Mächten zu überlassen, die sich unter dem letzten Fürsten, Rauls Vater, gefährlich breitgemacht hatten. Erst zwei Generationen zuvor hatte ein Bürgerkrieg das Land fast zerrissen. Raul betrachtete es als seine Pflicht, sein Volk vor einer ähnlichen Katastrophe zu bewahren, egal, was er persönlich dafür opfern musste. Diese tief empfundene Verantwortung hatte ihm durch die trostlose Zeit der Ernüchterung geholfen, als seine heile Welt auf einmal aus den Fugen geraten war. Als die Medien nicht mit Schmutz und Unterstellungen sparten, hatte das Volk von Monteregio zu ihm gestanden. Deshalb würde er jetzt zu seinem Volk stehen, da es ihn am dringendsten brauchte.

Davon abgesehen stand ihm die Fürstenkrone rechtmäßig zu. Er würde nicht auf sein Erbe verzichten. Es war ihm bestimmt.

Zorn wallte in ihm auf. Ungeachtet der Tatsache, dass er sein ganzes Leben seinem Land gewidmet hatte und die nötige Ausbildung und Erfahrung für dieses Amt besaß, hing nun alles von der Entscheidung einer fremden Person ab. Es kränkte seinen Stolz, dass seine Zukunft, ja, die Zukunft seines Landes von diesem Besuch abhängen sollte.

Zum x-ten Mal schlug er den Bericht seines Ermittlers auf und überflog die Angaben, die er längst in- und auswendig kannte.

Luisa Katarin Alexandra Hardwicke. Vierundzwanzig. Alleinstehend. Selbstständig.

Erneut beruhigte er sich mit dem Gedanken, dass es keine Probleme geben würde. Sie würde hocherfreut einwilligen. Dennoch wünschte er, die Akte enthielte ein Foto der Frau, die eine so entscheidende Rolle in seinem Leben spielen sollte.

Entschlossen klappte er den Bericht zu. Es war egal, wie sie aussah. Schließlich war er nicht so schwach wie sein Vater. Raul hatte auf die harte Tour gelernt, wie verlogen Schönheit sein konnte. Ein Mann machte sich nur lächerlich, wenn er zum Spielball seiner Gefühle wurde. Nein, Raul herrschte mit dem Verstand über sein Leben wie über sein Land.

Luisa Hardwicke war der Schlüssel, um sein Fürstentum gegen Chaos und Unruhen abzusichern. Deshalb stand sein Entschluss fest, mochte sie auch hässlich wie die Nacht sein.

Verdammt! Die Kuh strampelte und hätte Luisa fast umgestoßen. Müde kämpfte sie in dem tiefen Morast am Bachufer um sicheren Halt.

Ein langer, anstrengender Vormittag lag hinter ihr. Nach dem Melken in aller Herrgottsfrühe hatte der Generator gestreikt, und als wäre dies nicht genug, hatte der Bankmanager anrufen und eine Betriebsprüfung angekündigt, die bedrohlich nach einem ersten Schritt zur Pfändung klang.

Ein schrecklicher Gedanke. Sie hatten mit ihrer kleinen Farmgenossenschaft so lange Dürren, Seuchen und Überschwemmungen getrotzt. Ausgerechnet jetzt, wo sie eine Chance hatten, alles zum Erfolg zu wenden, würde die Bank ihnen doch nicht den Geldhahn zudrehen!

Der Rotorenlärm eines Hubschraubers machte die Kuh noch unruhiger.

„Touristen?“, rief Sam. „Oder hast du uns ein paar gut betuchte Freunde verschwiegen?“

„Schön wär’s!“ Luisa kannte außer dem Bankmenschen niemanden, der so viel Geld hatte. Und der Gedanke an Ersteren erfüllte sie unweigerlich mit Besorgnis. Wenn kein Wunder geschah, drohte der Genossenschaft bald das Aus.

Unwillkürlich dachte sie an diese andere Welt, die sie für kurze Zeit kennengelernt hatte. Eine Welt, in der Geld kein Thema war und Reichtum ganz selbstverständlich. Wenn sie sich anders entschieden hätte, wäre sie jetzt eine reiche Frau ohne finanzielle Sorgen. Wenn sie Liebe und Integrität zugunsten von Luxus und Überfluss verraten und ihre Seele verkauft hätte.

Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr übel. Nein, da stand sie lieber mit beiden Füßen hier im Morast und kämpfte mit den Menschen, die sie liebte, gegen den drohenden Bankrott an.

„Bist du bereit, Sam?“ Entschlossen stemmte sie die Schulter gegen die Kuh. „Jetzt! Langsam und stetig.“

Gemeinsam schafften sie es endlich, das Tier aus dem Morast zu befreien und Stück für Stück in die richtige Richtung zu bewegen.

„Prima!“, keuchte Luisa. „Nur noch ein kleines Stück …“ Die weiteren Worte gingen im Rattern des Hubschraubers unter, der plötzlich fast über ihnen hinter der Hügelkuppe auftauchte.

Die Kuh bäumte sich erschrocken auf und stieß Luisa um. Wild mit den Armen rudernd, landete sie bäuchlings im Morast, von Kopf bis Fuß mit Matsch bedeckt.

„Luisa! Alles okay?“ Trotz aller Besorgnis musste ihr Onkel lachen.

Sie blickte hoch und sah, wie die Kuh schwankend davontrottete. Mühsam rappelte Luisa sich ebenfalls auf.

„Toll.“ So gut es ging, wischte sie sich den Schmutz aus dem Gesicht und lächelte Sam an. „Matsch soll doch gut für den Teint sein, oder? Vielleicht sollten wir das Zeug hier in Flaschen füllen und als Schönheitsmittel verkaufen.“

„Mach keine Witze darüber, Mädchen. Vielleicht kommt es noch so weit.“

Zehn Minuten später ließ Luisa Sam auf der Weide allein zurück und ging zum Haus. Overall und Gesicht fühlten sich ganz steif an von dem trocknenden Matsch, aber in Gedanken war sie bei dem Anruf der Bank. Ihre finanzielle Situation sah wirklich trostlos aus.

Doch jetzt würde sie erst mal duschen und sich eine schöne Tasse Tee gönnen.

Unwillkürlich verlangsamte sie ihre Schritte, als sie die Hügelkuppe erreichte. Auf der Wiese hinter dem Haus stand der Hubschrauber. Metall und Glas funkelten in der Sonne, ein kostspieliges Hightech-Spielzeug, das in krassem Kontrast zu dem verwitterten Holzhaus und dem alten, windschiefen Schuppen stand, der kaum dem Traktor und ihrem klapprigen Auto Schutz bot.

Luisa wurde von kalter Angst gepackt. War das vielleicht die angekündigte Betriebsprüfung? So bald und ohne weitere Vorwarnung? Im nächsten Moment schaltete sich ihr Verstand wieder ein. Keine Bank würde wegen einer Betriebsprüfung Geld für einen Hubschrauber verschwenden.

Jemand kam um den Hubschrauber herum, und Luisa blieb wie angewurzelt stehen. Im Gegenlicht der Sonne sah sie die Silhouette eines großen, schlanken Mannes, Inbegriff städtischer Eleganz und Männlichkeit. Bei genauerem Hinsehen erkannte sie dunkles Haar und einen maßgeschneiderten Anzug, der vermutlich mehr gekostet hatte als ihr Traktor und Auto zusammen. Der Fremde wandte sich ab und ging ein paar Schritte, um mit jemandem hinter dem Hubschrauber zu sprechen. Seine Bewegungen verrieten die unterdrückte Kraft eines Panthers, die seine zivilisierte Erscheinung Lügen strafte.

Jetzt kehrte er ihr sein Profil zu. Luisa sah eine hohe Stirn, eine gerade, aristokratische Nase und ein markantes Kinn, das ebenso viel Entschlossenheit verriet wie seine sparsamen Gesten. Entschlusskraft und eine atemberaubend männliche Ausstrahlung.

Unerwartet durchzuckte es sie heiß. Verblüfft hielt sie den Atem an. Noch nie hatte sie sich derart zu einem Mann hingezogen gefühlt. Ja, sie hatte sich schon gefragt, ob sie das je erleben würde. Es war überwältigend und beunruhigend zugleich.

Denn trotz seiner eleganten Kleidung wirkte dieser Mann … gefährlich.

Sie lachte verächtlich. Gefährlich? Wahrscheinlich würde er in Ohnmacht fallen, wenn etwas Matsch seine handgefertigten Lederschuhe beschmutzte. Auf der Wäscheleine hinter dem Haus hingen ausgeblichene Jeans, abgetragene Hemden und dicke Socken. Ein spöttisches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Der Typ war hier so fehl am Platz wie nur möglich. Entschlossen ging sie auf ihn zu. Wer, in aller Welt, mochte er sein?

Als hätte er gespürt, dass sie näher kam, drehte er sich um.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Ihre Stimme klang ungewohnt heiser.

„Hallo.“ Er lächelte sie an.

Luisa schluckte und bemühte sich, sein Lächeln zu erwidern. Er war tatsächlich umwerfend sexy, wenn man auf den Chauvi-Typ stand, mit unergründlichen, faszinierenden Augen und der Andeutung eines Grübchens im Kinn. „Haben Sie sich verflogen?“ Sie blieb wenige Schritte entfernt von ihm stehen und musste hochblicken, um ihm in die Augen zu sehen.

„Nein, das haben wir nicht“, antwortete er mit dem Anflug eines Akzents. „Ich suche Ms. Hardwicke. Bin ich hier richtig?“

Überrascht zog Luisa die Brauen hoch. Die Frage war rhetorisch, denn seine selbstbewusste Haltung verriet, dass er nicht eine Sekunde an sich zweifelte. Mit einer lässigen Geste bedeutete er dem bulligen Mann, der gerade um das Haus herumkam, stehenzubleiben, während sein Blick nach einer weiteren Person Ausschau zu halten schien.

„Ja, Sie sind hier richtig.“

Luisa blickte von dem Mann am Haus, der unverkennbar ein Leibwächter war, zu dem Piloten, der seinen Hubschrauber checkte. Nicht weit davon bemerkte sie einen dritten Mann, der anscheinend telefonierte. Alle drei schienen sie wachsam zu beobachten.

Wer waren diese Männer? Und warum waren sie gekommen? Zum ersten Mal in ihrem Leben war Luisa nicht wohl dabei, so einsam hier draußen zu wohnen.

„Sind Sie in einer bestimmten Angelegenheit hier?“, erkundigte sie sich scharf.

„Ja, ich muss unbedingt Ms. Hardwicke sprechen.“ Der sexy Unbekannte warf ihr einen flüchtigen Blick zu. „Wissen Sie, wo ich sie finden kann?“

Luisa schoss das Blut heiß in die Wangen. Denn etwas in seinem Blick gab ihr das Gefühl, dass sie auch in sauberer Kleidung und ohne den Schmutz im Gesicht seinen Ansprüchen nicht genügt hätte. Stolz richtete sie sich auf. „Sie haben sie gefunden.“

Diesmal sah er sie wirklich an – so intensiv und prüfend, dass sie erst recht errötete. Seine grünen Augen blitzten auf. Augen, so klar und grün wie Smaragde. Und der Ausdruck darin war ehrlich überrascht und … bestürzt. Im nächsten Moment jedoch hatte er seine Reaktion schon wieder im Griff und zeigte Luisa eine unergründliche Miene. „Ms. Luisa Hardwicke?“

Er sprach ihren Namen so aus, wie es ihre Mutter getan hatte, mit einem weichen „s“ und einem Tonfall, der ihn zu etwas Besonderem machte. Wieder beschlich Luisa eine Vorahnung, doch sie schob sie beiseite. Der Akzent musste Zufall sein, denn jene Welt war längst unerreichbar für sie. Kurz entschlossen wischte sie sich, so gut es ging, den Schmutz von den Händen und ging mit ausgestreckter Hand auf den Fremden zu. Es war Zeit, selbst die Initiative zu ergreifen. „Und wer sind Sie?“

Nach nur kurzem Zögern nahm er ihre dargebotene Rechte … und deutete eine Verbeugung an, als wolle er ihr die Hand küssen. Eine Geste, die ebenso charmant wie fremdländisch anmutete. Als er sich wieder aufrichtete, gab sie sich alle Mühe, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren, und hielt seinem forschenden Blick stand.

„Ich bin Raul von Monteregio“, sagte er schlicht, aber mit einem so selbstverständlichen Stolz, dass sie sich einbildete, im Hintergrund das Schmettern von Fanfaren zu hören. „Kronprinz Raul.“

Da Raul immer noch ihre Hand hielt, fühlte er buchstäblich, wie sie erstarrte. Im nächsten Moment riss sie sich von ihm los, wich einen Schritt zurück und verschränkte schützend die Arme vor der Brust.

Sofort war sein Interesse geweckt. Dies war nicht gerade die Art, wie man ihn gewöhnlich willkommen hieß. Die meisten Menschen zeigten freudige Begeisterung oder heuchelten sie zumindest.

„Warum sind Sie hier?“, fragte sie heiser. Es klang verletzlich und feminin.

Feminin! Bislang hatte er nicht mal registriert, dass sie eine Frau war. Von den matschverkrusteten Stiefeln über den groben Overall bis hin zu dem alten Schlapphut, unter dessen Krempe sich ihr schmutzverschmiertes Gesicht verbarg, besaß sie so viel Sexappeal wie ein Kohlkopf!

Entsetzt versuchte er, sie sich in der monteregianischen Gesellschaft vorzustellen, wo höfisches Protokoll und makellose Manieren alles waren. Die Sache war schlimmer, als er befürchtet hatte. Aber es gab keinen Ausweg, wenn er sein Anrecht auf den Fürstenthron geltend machen und seinem Land Sicherheit bringen wollte.

Nicht zum ersten Mal verwünschte er die archaischen Gesetzesvorschriften, die ihm die Hände banden. Wenn er erst Fürst war, würde sich einiges ändern.

„Ich habe Sie gefragt, was Sie auf meinem Land suchen.“ Diesmal war der feindselige Unterton nicht zu überhören.

Faszinierend. „Verzeihen Sie“, bat er mit einem gewinnenden Lächeln. „Wir müssen wichtige Dinge besprechen.“

Vergeblich wartete er darauf, dass sie sein Lächeln erwiderte. Ihre Miene wie ihre Haltung blieben starr und unnachgiebig.

„Wir müssen gar nichts besprechen“, entgegnete sie unbeirrt.

Sie wies ihn einfach so ab? Das war absurd! „Aber doch, es ist so“, versicherte Raul, äußerlich gefasst, während er insgeheim mit dem Schicksal haderte, das ihn dazu verdonnert hatte, ausgerechnet auf diese Frau angewiesen zu sein. Er hätte sich wirklich keine ungeeignetere Person vorstellen können, um …

„Ich möchte, dass Sie verschwinden.“

Er erstarrte empört, während seine Neugier gleichzeitig wuchs. Wenn er sie nur ohne diese Maske aus Schmutz sehen könnte!

„Ich habe den ganzen Weg aus meiner Heimat in Europa auf mich genommen, um mit Ihnen zu sprechen.“

„Unmöglich. Ich …“

„Tatsächlich habe ich die weite Reise nur aus diesem Grund gemacht.“ Raul richtete sich zu seiner ganzen beeindruckenden Größe auf und trat einen Schritt näher. „Und ich werde nicht eher gehen, bis wir unsere Angelegenheit zu einem Abschluss gebracht haben“, fügte er in einem Ton hinzu, der keinen Widerspruch duldete.

Mit einem unguten Gefühl eilte Luisa nervös durchs Haus nach draußen auf die Veranda, wo sie ihren Besucher zurückgelassen hatte.

Der Kronprinz von Monteregio, dem Heimatland ihrer Mutter, hier in ihrem Haus! Das konnte nichts Gutes bedeuten.

Sie hatte ihr Möglichstes versucht, ihn fortzuschicken, um sich den schmerzlichen Erinnerungen nicht stellen zu müssen. Aber er hatte sich als erschreckend hartnäckig erwiesen.

Außerdem wollte sie natürlich wissen, warum er gekommen war. Nach einer gründlichen Dusche und in sauberer Kleidung glaubte sie sich der Konfrontation einigermaßen gewachsen und unterdrückte die aufsteigende Panik, so gut es ging.

Doch als sie Raul auf ihrer kleinen Veranda gegenübertrat, fühlte sie sich sofort hilflos und unbedeutend. Seine aristokratischen Züge erinnerten sie an die Jugendbilder des alten Fürsten … atemberaubend attraktiv und stolz. Sein ganzes Auftreten strahlte Selbstbewusstsein und Autorität aus.

Aber eine fürstliche Hoheit kam nicht einfach so auf einen Besuch vorbei. Wieder beschlich Luisa eine beunruhigende Vorahnung. Schatten einer stürmischen Vergangenheit zogen herauf.

Als er sich zu ihr umdrehte und sie intensiv betrachtete, setzte ihr Herz für einen Schlag aus, um im nächsten Moment wie wild zu pochen. Bestürzt wurde ihr bewusst, dass sie nicht nur der Status ihres Besuchers, sondern vor allem auch der Mann selbst nervös machten. Sie unterdrückte das Bedürfnis, glättend über ihre schlichte Bluse zu streichen, denn insgeheim wünschte sie sich, sie hätte diesem Mann auf Augenhöhe begegnen können, piekfein herausgeputzt und perfekt gestylt. Doch ihr mageres Budget ließ nicht mal Raum für einen neuen Fön.

Trotzig strich sie sich die feuchten Locken aus dem Gesicht und hielt Rauls Blick stolz stand. In ihrem eigenen Haus würde sie sich nicht einschüchtern lassen.

„Ich habe gerade Ihre Aussicht bewundert“, sagte er höflich. „Wirklich eine wunderschöne Landschaft.“

Luisa blickte über die ihr so vertrauten, sanft geschwungenen Hügel. Natürlich wusste auch sie die Schönheiten der Natur zu schätzen, aber sie hatte schon lange keine Zeit mehr gefunden, sie zu genießen.

„Noch vor zwei Monaten wären Sie nicht so beeindruckt gewesen. Wir hatten zwei Jahre Dürre.“ Obwohl sie ahnte, dass der Besuch dieses Mannes nichts Gutes bedeutete, gab sie sich alle Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. „Möchten Sie nicht hereinkommen?“

Ehe sie wusste, wie ihr geschah, hielt Raul ihr die Tür auf. Als sie an ihm vorbei ins Haus trat und den dezenten Duft seines teuren Aftershaves einatmete, durchzuckte es sie heiß. Keiner der Männer, die sie kannte, duftete so gut oder sprach so gewählt wie Raul von Monteregio.

„Nehmen Sie doch Platz.“ Sie deutete auf die Stühle rund um den massiven alten Küchentisch. Auch wenn er Aristokrat war, konnte er ruhig mit dem Platz vorlieb nehmen, an dem sie sich gewöhnlich mit Freunden und Geschäftspartnern zusammensetzte.

„Natürlich.“ Ohne zu zögern nahm er einen Stuhl und setzte sich.

„Kaffee oder Tee?“

„Nein, danke“, wehrte er höflich ab.

Angespannt setzte sie sich ihm gegenüber. „Also schön, Eure Hoheit, was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sie sich mit einem spöttischen Unterton.

Er betrachtete sie einen Moment lang schweigend. „Es geht nicht darum, was Sie für mich tun können“, sagte er dann langsam, „sondern darum, was ich für Sie tun kann.“

Hüte dich vor Fremden, die dir etwas versprechen, schoss es ihr beunruhigt durch den Kopf. Jahre zuvor hatte man ihr das Blaue vom Himmel versprochen und ihr die Zukunft in den schönsten Farben ausgemalt. Doch es hatte sich als leerer Schein entpuppt. Sie hatte auf die harte Tour gelernt, misstrauisch zu sein … nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. „Ach ja?“, erwiderte sie deshalb argwöhnisch.

Raul nickte. „Aber zuerst muss ich mich vergewissern, dass Sie das einzige Kind von Thomas Bevan Hardwicke und Margarite Luisa Carlotta Hardwicke sind.“

Sie erstarrte, denn er klang wie ein Anwalt, der gekommen war, um schlechte Nachrichten zu überbringen. Aber waren ihre Verbindungen nach Monteregio nicht vor Jahren endgültig gekappt worden? „Ja, das ist richtig“, bestätigte sie zögernd. „Aber ich verstehe nicht …“

„Es zahlt sich immer aus, ganz sicherzugehen“, unterbrach er sie unbeirrt. „Sagen Sie, wie viel wissen Sie über mein Land? Über die Regierung und die Provinzen?“

Luisa bezwang ihre Ungeduld, denn sie spürte zu genau, dass ihr Gegenüber sich in seinem Vorgehen nicht beirren lassen würde. „Genug“, antwortete sie deshalb schroff. „Es ist ein Fürstentum in den europäischen Alpen. Eine konstitutionelle Monarchie mit einem Parlament und einem Fürsten als Staatsoberhaupt.“

„Richtig. Mein Vater, der Fürst, ist vor Kurzem gestorben. In wenigen Monaten werde ich zum neuen Fürsten gekrönt.“

„Mein Beileid zu Ihrem Verlust“, erwiderte Luisa verwirrt. Was wollte er von ihr?

„Danke.“ Er schwieg einen Moment, bevor er unvermittelt fragte: „Und was wissen Sie über Ardissia?“

Luisa presste die Lippen zusammen. Bei allem Charme besaß er die Hartnäckigkeit eines Bulldozers, der sich durch nichts von seinem Weg abbringen ließ. „Es ist eine der Provinzen von Monteregio, die zum Herrschaftsgebiet des Fürsten zählt. Meine Mutter stammte von dort, wie Sie ganz sicher wissen“, fügte sie bitter hinzu, von schmerzlichen Erinnerungen bestürmt. „Und jetzt bin ich an der Reihe, eine Frage zu stellen.“ Sie beugte sich herausfordernd vor. „Warum sind Sie hier?“

Mit klopfendem Herzen wartete sie auf seine Antwort.

„Ich bin gekommen, um Sie ausfindig zu machen.“

„Warum?“, fragte sie ahnungsvoll.

„Der Prinz von Ardissia ist tot. Hiermit überbringe ich Ihnen die Nachricht, dass Sie seine Erbin sind, Prinzessin Luisa von Ardissia.“

2. KAPITEL

Raul sah, wie sie unter ihrer Sonnenbräune kreidebleich wurde. Würde sie etwa ohnmächtig werden?

Na toll!

„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“

„Selbstverständlich“, erwiderte Luisa stolz, obwohl ihr Blick etwas anderes sagte.

Tatsächlich hatte sie faszinierende Augen, wenn sie nicht unter der breiten Krempe des Hutes verborgen waren. Eben noch blaugrau, leuchteten sie jetzt in klarstem Blau. Wie der Sommerhimmel in den monteregianischen Alpen, dachte Raul unwillkürlich. Augen, in denen man sich verlieren konnte.

Überhaupt … jetzt, da all der Schmutz abgewaschen war, zeigte sich, dass sie sehr ebenmäßige Gesichtszüge mit überraschend vollen, sinnlichen Lippen hatte und durchaus attraktiv war.

Wenn man kompromisslose Schlichtheit und Natürlichkeit mochte.

Raul jedoch fühlte sich mehr zu glamourösen und kultivierten Frauen hingezogen. Im Ernst, welche Frau nahm sich nicht einmal die Zeit, ihr Haar zu fönen und zu frisieren?

„Ich kann unmöglich seine Erbin sein!“ Es klang fast vorwurfsvoll.

Raul zog gereizt die dunklen Brauen hoch. „Glauben Sie mir, es ist wahr.“ Er öffnete die Aktenmappe, die Lukas, sein Sekretär, ihm gebracht hatte. „Hier, sehen Sie. Das ist das Testament Ihres Großvaters und das der Stammbaum Ihrer Familie.“

Raul kam um den Tisch herum und breitete die Papiere vor Luisa aus. Überrascht registrierte er, der es gewohnt war, dass die Frauen seine Nähe suchten, wie sie zur Seite wich, als wollte sie jegliche Berührung vermeiden. „Hier ist Ihre Mutter“, erklärte er bewusst besänftigend. „Und hier Ihr Großvater, der letzte Prinz.“

Luisa studierte den Stammbaum gründlich, bevor sie wieder aufblickte. Und erneut hatte Raul das gänzlich ungebetene Gefühl, dass der Blick ihrer klaren Augen ihn bis ins Mark traf.

„Warum erbt nicht mein Onkel? Oder Marissa, meine Cousine?“

Raul schüttelte ernst den Kopf. „Sie sind die Letzte Ihrer Familie.“

„Wie schrecklich! Sie war doch noch so jung.“

„Ja. Ein tragischer Unfall, wodurch sich die Erbfolge entsprechend geändert hat.“

„Aber ich gehöre doch eigentlich gar nicht zur Familie!“, protestierte Luisa. „Meine Mutter wurde enterbt, als sie sich in einen Australier verliebte und sich weigerte, den Mann zu heiraten, den ihr Vater für sie ausgesucht hatte.“

Das wusste sie also. Rührte daher vielleicht ihre Feindseligkeit?

„Ihr Großvater hat getobt vor Wut, aber er hat Ihre Mutter nie tatsächlich enterbt. Das haben wir allerdings auch erst jüngst bei seiner Testamentseröffnung erfahren.“ Der alte Prinz von Ardissia war ein jähzorniger Wüterich gewesen, aber auch zu stolz auf seine Abstammung, um einen direkten Abkömmling aus der Erbfolge auszuschließen. „Sie sind zweifelsfrei die berechtigte Erbin.“

Um wie viel leichter wäre sein Leben, wenn es nicht so wäre! Denn wenn es keine Prinzessin von Ardissia gäbe, wäre er nicht in dieser absurden Situation.

„Aber es ist unmöglich!“ Sie beugte sich wieder über die Papiere.

Ein Hauch von Lavendelduft stieg Raul in die Nase, so betörend frisch, dass er tief einatmete. Was für ein Unterschied zu den schweren, teuren Parfüms der feinen Damen von Monteregio!

„Das kann nicht stimmen“, beharrte Luisa. „Er hat auch mich enterbt. So wurde es uns gesagt.“

Raul begegnete ihrem erwartungsvollen Blick und stellte überrascht fest, dass sie mit den geröteten Wangen sogar richtig hübsch war. Faszinierend. „Entgegen allem, was man Ihnen offenbar gesagt hat, sind Sie seine Erbin“, versicherte er. „Sie erben sein Vermögen und seine Verpflichtungen.“ Er bemühte sich um ein aufmunterndes Lächeln. „Ich bin gekommen, um Sie nach Hause zu holen.“

„Nach Hause?“ Luisa sprang so heftig auf, dass ihr Stuhl geräuschvoll über den Boden kratzte. „Das ist mein Zuhause. Ich gehöre hierher.“ Sie deutete auf die gemütliche Küche, die ihr seit Ewigkeiten vertraut war.

Das konnte doch alles nicht wahr sein! Es musste sich um einen schrecklichen Irrtum handeln. Bittere Erinnerungen überkamen sie bei der Erwähnung von Ardissia und Monteregio.

„Jetzt nicht mehr. Vor Ihnen liegt ein völlig neues Leben. Ihre Welt wird sich komplett verändern.“ Bei diesen Worten lächelte er so gewinnend, ja vertraulich, dass Luisa heiß wurde. Was war nur mit ihr los? „Sie werden in den Besitz von Reichtum, Rang und Namen gelangen und ein Leben in Luxus führen. Als Prinzessin.“

Als Prinzessin. Worte, die in Luisa Übelkeit erregten. Mit sechzehn hatte sie sie schon einmal gehört, und zunächst war es ihr wie ein wahr gewordener Traum erschienen. Welches Mädchen fände es nicht aufregend, plötzlich Prinzessin zu sein und einen liebenden Großvater zu haben, der ihr ein aufregendes, privilegiertes Leben versprach?

Mit schwerem Herzen erinnerte sich Luisa daran, wie ihre Mutter ihr blass, aber tapfer lächelnd an diesem Tisch gegenübergesessen hatte. Du allein musst über deine Zukunft entscheiden. Das waren ihre Worte gewesen. Auch wenn sie sich vom höfischen Leben abgewandt habe, müsse Luisa selbst entscheiden, ob sie ihr Geburtsrecht wahrnehmen wolle oder nicht. Und arglos, wie sie war, hatte Luisa sich auf die weite Reise gemacht. Der Traum eines märchenhaften Fürstentums war ebenso verlockend erschienen wie die falschen Versprechungen über eine glückliche Familienzusammenführung.

Die Wirklichkeit hatte sie brutal aus ihren Träumen gerissen. Als sie schließlich das Angebot ihres Großvaters zurückwies und sich auf eigene Kosten auf den Rückweg nach Hause machte, war sie nur froh, dass er sie noch nicht öffentlich als seine Enkelin präsentiert hatte. Vielmehr hatte sie während ihrer „Probezeit“ wie ein abgeschirmter Gast in seinem Haus gelebt.

Jetzt war sie nicht mehr so naiv. Denn sie hatte die hässliche Realität jener höfischen Gesellschaft erlebt, in der Abstammung und Beziehungen mehr zählten als Liebe und Anstand. Und wenn die Taten ihres Großvaters nicht ausreichten, brauchte sie sich nur den Mann ins Gedächtnis zu rufen, den sie zu lieben geglaubt hatte. Mit hinterhältigen Intrigen hatte er versucht, sie zu verführen, weil er aufsteigen und sich dabei ihre Herkunft zunutze machen wollte.

Angewidert schüttelte Luisa den Kopf. „Ich will keine Prinzessin sein.“

Er schwieg so lange, dass sie aufblickte. In seiner Miene spiegelte sich Ungläubigkeit, ja Entsetzen. „Das kann nicht Ihr Ernst sein!“, sagte er schließlich.

„Glauben Sie mir, nie zuvor war mir etwas so ernst.“ Sie brauchte nur daran zu denken, dass ihr Großvater sie damals einzig und allein deshalb zu sich eingeladen hatte, um sie zu einer Prinzessin nach seinen Vorstellungen zu formen – einer Marionette, die genau so war, wie seine Tochter nicht hatte sein wollen.

Anfangs hatte Luisa nicht begriffen, dass ihr Großvater nicht nach einer Enkelin suchte, die er lieben würde, sondern nach einer Schachfigur, die er in seinem Machtspiel nach Belieben setzen konnte. Erst als die Nachricht von der unheilbaren Krankheit ihrer Mutter eintraf, zeigte er sein wahres Gesicht. Als Luisa ihn verzweifelt und tränenreich bat, er möge sie nach Australien zurückkehren lassen, lehnte er rundheraus ab. Er verlangte von ihr, jeglichen Kontakt zu ihren Eltern abzubrechen, ansonsten sei ihr neues Leben in Monteregio zu Ende. Und auf die Bitte, doch eine weitergehende medizinische Behandlung ihrer Mutter zu bezahlen, hatte er mit einem Wutausbruch reagiert und dem Hinweis, er dächte nicht daran, sein Geld für ein Weib zu verschwenden, das seiner Welt den Rücken gekehrt habe.

Den herzlosen Verrat an ihrer über alles geliebten Mutter hatte Luisa immer noch nicht verschmerzt. Und diesen Mann sollte sie beerben! Einen grausamen, rücksichtslosen Tyrannen. Damals hatte sie sich geschworen, nie wieder etwas mit ihrer bigotten blaublütigen Familie zu tun zu haben. Und ihr Großvater war außer sich vor Wut gewesen angesichts ihrer „Undankbarkeit“. Oder wohl eher ihrer Unfähigkeit, die ihr zugedachte Rolle zu spielen.

Eine Berührung am Arm riss Luisa aus ihren Gedanken. Raul sah sie eindringlich an. Aus der Nähe war es fast unvermeidlich, dem Bann seiner faszinierenden Augen zu erliegen. Ein warmes Kribbeln durchschoss ihren Körper, und ihr Herz pochte, als wollte es zerspringen. Sie fühlte sich seinem verzehrenden Blick ungeschützt ausgeliefert.

„Was ist es? Woran denken Sie gerade?“, fragte Raul nachdrücklich.

Sie atmete tief ein und bemühte sich verzweifelt, einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich denke, Sie sollten mich loslassen.“

Sofort wich er zurück und ließ seine Hand sinken. „Verzeihen Sie. Aber für einen Moment befürchtete ich, Sie würden in Ohnmacht fallen.“

Ihr war tatsächlich etwas flau, was natürlich nichts damit zu tun hatte, dass Raul sie angefasst hatte. Und die Funken, die zwischen ihr und diesem attraktiven Fremden sprühten, bildete sie sich nur ein.

Allerdings strich er sich mit einer Geste durchs makellos frisierte Haar, die zu besagen schien, dass auch er dieses beunruhigende Gefühl empfand. Im nächsten Moment schien er jedoch wieder völlig souverän und Herr der Lage.

Luisa wandte sich ab, schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank mehrere große Schlucke. Es war nicht leicht, die Gedanken zu sammeln, während sie Rauls bohrenden Blick im Rücken spürte. Schließlich drehte sie sich wieder zu ihm um.

Er lehnte lässig an der Anrichte, unglaublich sexy und auch ein wenig angsteinflößend. Sein markantes Gesicht wirkte nachdenklich.

„Wenn Sie die Neuigkeit erst einmal verarbeitet haben, werden Sie einsehen, dass es für Sie das Vernünftigste ist, nach Monteregio zu gehen.“

„Besten Dank, aber ich habe die Neuigkeit bereits verarbeitet“, versicherte sie ärgerlich. War ihm eigentlich bewusst, wie herablassend er klang?

Sie spürte seine plötzliche innere Anspannung. Wie eine Raubkatze, bevor sie zum Sprung ansetzt.

„Und das Geld reizt Sie gar nicht?“

Offenbar glaubte er, dass Geld alles andere aufwog. Genau wie ihr Großvater und seine Speichellecker. Luisa hatte schon eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, besann sich jedoch anders. Geld? Im ersten Schock war ihr dieser Aspekt gar nicht in den Sinn gekommen. Nun aber dachte sie an die drückenden Schulden, die dringend nötigen Reparaturen. „Wie viel Geld?“

Gelassen nannte Prinz Raul eine Summe, bei der ihr schwindelig wurde.

Luisa schluckte. „Wann kann ich darüber verfügen?“, fragte sie heiser.

Bildete sie es sich nur ein, oder blitzten seine grünen Augen befriedigt auf?

„Sie sind die Prinzessin von Ardissia, ob Sie sich entscheiden, den Titel zu tragen oder nicht.“ Raul zögerte bedeutsam. „Aber an das Erbe des Vermögens sind bestimmte Bedingungen geknüpft. Sie müssen sich in Monteregio niederlassen und Ihre höfischen Verpflichtungen wahrnehmen.“

„Das kann ich nicht.“

„Natürlich können Sie es. Ich werde alles Nötige in die Wege leiten.“

„Hören Sie mir nicht zu? Ich werde nicht nach Monteregio gehen.“ In dieser kalten, grausamen Hofgesellschaft würde sie nicht überleben. „Hier ist mein Zuhause. Hier sind meine Wurzeln.“

Raul schüttelte arrogant den Kopf. „Sie sind auch in Monteregio verwurzelt. Was haben Sie hier schon als harte Arbeit und Armut? In meinem Land erwartet Sie ein privilegiertes Leben inmitten der allerhöchsten Kreise.“

Er klang wie ihr snobistischer Großvater. „Meine Kreise hier sind mit lieber“, entgegnete sie erbost. „Hier sind die Menschen, die ich liebe.“

„Ein Mann?“, fragte er aufhorchend.

Sie wich unwillkürlich zurück, als er einen Schritt näher trat, weil sie seine bezwingende Ausstrahlung nervös machte. „Nein, meine Freunde … und der Bruder meines Vaters und seine Frau.“ Sam und Mary, viele Jahre älter als Luisas Eltern, waren für sie immer wie liebevolle Großeltern gewesen … in ihrer unbeschwerten Kindheit ebenso wie in späteren dunklen Tagen. Sie würde ihren Onkel und ihre Tante nicht zurücklassen, um irgendwo in der Fremde ein Luxusleben zu führen.

Doch ihr Gegenüber wirkte unbeeindruckt. Stolz, entschlossen, attraktiv – und sich dessen überaus bewusst –, verkörperte Raul von Monteregio all das, was sie zu verachten gelernt hatte. Deshalb nahm sie entschlossen einen neuen Anlauf, ihn loszuwerden. „Vielen Dank, dass Sie persönlich gekommen sind, um mir die Nachricht zu überbringen“, sagte sie betont höflich, wobei sie seine Unterlagen wieder zusammenfaltete. „Aber Sie müssen sich einen anderen Erben suchen. Ich begleite Sie jetzt zur Tür.“

Als der Hubschrauber wieder abhob, war Raul noch nachdenklicher.

Hocherfreut? Nein, Luisa Hardwicke hatte alles andere als begeistert reagiert. Umso besser, dass er sie zunächst nur von ihrer Erbschaft in Kenntnis gesetzt hatte und nicht von den pikanteren Aspekten ihrer neuen Rolle.

Noch nie war er einer so eigensinnigen Frau begegnet. Lieber Himmel, sie hatte ihn ja buchstäblich vor die Tür gesetzt!

Empört ballte er die Hände zu Fäusten. Er musste herausfinden, welches Motiv hinter ihrer heftigen Ablehnung stand. Und vor allem musste er herausfinden, womit er sie umstimmen konnte.

Das Bild von Luisa Hardwicke tauchte vor seinem geistigen Auge auf, wie sie mit blitzenden himmelblauen Augen zu ihm aufsah. Ihre schlichte Bluse und die verblichene Jeans hatten ihre reizvollen weiblichen Formen nicht verbergen können. Allein bei der Erinnerung daran durchzuckte es ihn wie elektrisiert.

Vielleicht würde sich die Sache für ihn ja doch auszahlen.

Luisa Hardwicke besaß eine natürliche Schönheit, die ihn weit mehr ansprach, als es gesund war. In den vergangenen acht Jahren hatte er sich ganz bewusst mit glamourösen Frauen von Welt umgeben, die genau wussten, was er von ihnen wollte. Wenn er mal eine Schwäche besessen hatte, dann für die freimütige Ehrlichkeit und erfrischende Offenheit, wie Luisa sie ausstrahlte. Er hatte an diese Art von Aufrichtigkeit geglaubt, bis die schmutzige Realität ihn von derlei Schwächen heilte. Dennoch hatte die Begegnung mit Luisa seine Erinnerung an jene Träume beschworen … Träume, die durch Verrat und Betrug längst zerschlagen waren.

Bei aller Empörung respektierte er ihren Stolz und ihre Courage.

Davon abgesehen begriff er jetzt, dass eine schwache, rückgratlose Person den bevorstehenden Aufgaben auch gar nicht gewachsen wäre. Und sie hätte ihm bestimmt nicht so gut gefallen, wie Luisa es überraschenderweise tat.

Raul konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Er brauchte dringend ein Druckmittel, um Luisa zur Vernunft zu bringen. Ein Rückzug kam nicht infrage, zu viel hing von ihrer Zusage ab. „Lukas, sagten Sie nicht, die Farmgenossenschaft wäre verschuldet?“

„Ja, Sir, in hohem Maße. Es wundert mich, dass sie noch existiert.“

Raul blickte hinunter auf den winzigen Fleck in der weiten Landschaft, der Luisas Zuhause war. Schade, dachte er mit einem Anflug von Bedauern. Gern hätte er jeden Zwang vermieden, aber sie ließ ihm keine andere Wahl. „Kaufen Sie die Schulden auf. Sofort. Die Sache muss heute noch abgeschlossen werden.“

Der Lärm der Hubschrauberrotoren ließ Luisa aufblicken.

Das war doch nicht möglich! Welchen Grund hatte Prinz Raul, schon wieder bei ihr aufzutauchen, nachdem sie ihr monteregianisches Erbe gestern unmissverständlich zurückgewiesen hatte?

Zu allem Überfluss pochte ihr Herz schneller, als ihr lieb war, als sie ihn im nächsten Moment aus dem Hubschrauber steigen sah.

Vierundzwanzig Stunden hatte sie Zeit gehabt, sich einzureden, dass er gar kein so besonderer Mann sei. Doch ein wenig Internetrecherche genügte, um ihr das Gegenteil zu beweisen: sehr reich, sehr fleißig, sehr pflichtbewusst. Und er stand im Ruf, sich die eine oder andere diskrete Affäre mit einer schönen Frau zu gönnen.

Aber kein Foto wurde seiner Ausstrahlung gerecht.

„Luisa.“ Groß und breitschultrig, nahm er fast den ganzen Türrahmen ein, und die melodische Art, wie er ihren Namen aussprach, ließ ihr Herz heftig pochen.

Ärgerlich riss sie sich zusammen. „Eure Hoheit“, begrüßte sie ihn betont spöttisch. „Warum sind Sie zurückgekommen? Ich dachte, wir hätten gestern alles geklärt.“

„Nennen Sie mich doch bitte Raul.“

Es wäre kindisch gewesen abzulehnen. „Also gut, Raul.“

„Möchten Sie mich nicht hineinbitten?“, fragte er sichtlich belustigt, weil sie sich so krampfhaft an der Türklinke festhielt.

Luisa gab sich geschlagen. Er musste einen sehr triftigen Grund haben zurückzukommen. Je eher sie ihn anhörte, desto schneller war er wieder weg.

„Treten Sie ein.“ Sie ging voraus ins Wohnzimmer, bemüht, ihre Nervosität zu verbergen.

Statt Platz zu nehmen, baute er sich jedoch buchstäblich vor dem Fenster auf. Luisa gefiel weder das Funkeln in seinen Augen noch seine bewusst gebieterische Haltung. Da sie nicht beabsichtigte, sich in ihrem eigenen Haus einschüchtern zu lassen, blieb sie ebenfalls stehen und begegnete seinem herausfordernden Blick.

„Sie haben Ihre Meinung nicht geändert?“

„Nicht, wenn das Geld an Bedingungen geknüpft ist.“ Sie hatte sich den ganzen gestrigen Nachmittag mit ihrem Anwalt beraten. Es musste einen Weg geben, wenigstens an einen Teil des Vermögens zu gelangen, ohne ihr Leben hier aufzugeben. Sie zweifelte daran, dass Raul ihr die ganze Wahrheit gesagt hatte, schließlich verfolgte er in dieser Angelegenheit seine eigenen Ziele. Doch allein die Hoffnung, eine für die Rettung der Genossenschaft ausreichende Summe aus dem Erbe zu erhalten, hatte dafür gesorgt, dass Luisa so ruhig geschlafen hatte wie schon lange nicht mehr. Weshalb sie jetzt Zuversicht und Selbstbewusstsein ausstrahlte.

„Kann ich Sie dazu bewegen, es sich noch einmal zu überlegen?“, fragte Raul mit dem Anflug eines Lächelns.

„Ganz bestimmt nicht“, wehrte sie entschieden ab.

„Das ist schade.“ Er zögerte vielsagend. „Sehr schade.“ Bewusst langsam griff er in seine Jackentasche und zog einige Papiere hervor. „In dem Fall … muss ich Ihnen das überreichen.“

Verunsichert nahm Luisa die Papiere entgegen. „Was ist das? Soll ich etwa eine Verzichtserklärung unterzeichnen?“ Selbstverständlich würde sie ohne den Rat ihres Anwalts überhaupt nichts unterschreiben.

Raul schüttelte den Kopf. „Lesen Sie. Nehmen Sie sich Zeit. Die Papiere erklären sich von selbst.“

Verwundert überflog sie die Dokumente, die bei näherem Hinsehen eine merkwürdige Ähnlichkeit mit den Kreditverträgen hatten, die ihr das Leben so schwer machten. Es dauerte einen Moment, bis Luisa begriff. Dann hatte sie das Gefühl, ihr würde der Boden unter den Füßen weggezogen. „Sie haben die Schulden der Genossenschaft aufgekauft!“, sagte sie ungläubig.

War das überhaupt möglich? Ein Blick in Rauls Gesicht beantwortete ihre Frage. Luisa sank auf die Armlehne eines Sessels, denn ihr wurden plötzlich die Knie weich. Was für Beziehungen musste er haben, um einen solchen Coup in nur einem Tag zu bewerkstelligen? Welch unvorstellbare Macht?

„Warum?“, fragte sie heiser.

Er kam ein paar Schritte näher. „An dem Tag, an dem Sie unterschreiben, dass Sie Ihr Erbe antreten, schenke ich Ihnen diese Schuldverschreibungen, und Sie können sie zerreißen.“

Ein Versprechen, das sie zunächst mit Erleichterung erfüllte. Die Geste an sich war ja wirklich großzügig. Luisa nahm sich vor, ihm alles zurückzuzahlen, sobald sie zumindest einen Teil ihres großväterlichen Erbes erhielt.

„Aber ich werde nicht nach Monteregio gehen. Ich bleibe hier.“

„Das werden Sie nicht“, entgegnete Raul sofort, ungeduldig und sehr entschieden.

Ganz sicher war er es nicht gewöhnt, dass seine Wünsche missachtet wurden. Luisa stand auf, entschlossen, diesem unseligen Spiel ein Ende zu machen. „Ich beabsichtige nicht, irgendwohin zu gehen.“

„Da ich weiß, wie sehr Ihnen das Wohl Ihrer Familie und Ihrer Freunde am Herzen liegt, bin ich sicher, dass Sie sich das noch überlegen werden“, erwiderte er ungerührt. „Es sei denn, Sie wollen zusehen, wie sie hier alles verlieren.“

Luisa brauchte einen Moment, um die Drohung hinter seinen ruhigen Worten zu begreifen. Erpressung? Sie wollte etwas entgegnen, brachte aber kein Wort über die Lippen. Die Unterlagen flatterten aus ihren zittrigen Händen zu Boden.

„Das kann nicht Ihr Ernst sein!“, flüsterte sie schließlich.

Leider verriet Rauls unbewegte Miene, dass es ihm bitterernst war. „Sie können nicht mit Zwangsvollstreckung drohen! Damit würden ein Dutzend Familien ihren Lebensunterhalt verlieren.“ Und der Traum ihres Vaters würde zerstört. Alles, wofür sie fast ihr ganzes Leben gearbeitet hatte. Nachdem sie damals nach Hause zurückgekehrt war, um ihre Mutter zu pflegen, hatte Luisa nie die Zeit gefunden, ihre Schulausbildung zu beenden. Stattdessen war sie auf der Farm geblieben, um ihrem Vater zu helfen, der über den Verlust seiner Frau nie wirklich hinweggekommen war.

„Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Sie können das alles für diese Menschen retten, wenn sie Ihnen wirklich so viel bedeuten, wie Sie behaupten.“

„Aber … warum?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich meine, Sie finden doch bestimmt eine andere Erbin, die ganz verrückt auf das Leben ist, das Sie ihr zu bieten haben. Ich … eigne mich nicht dazu, die Prinzessin zu spielen.“

Ein Aufblitzen in seinen Augen verriet, dass er ihr in diesem Punkt zustimmte. „Es kommt niemand anderes infrage. Sie sind die Prinzessin.“

„Sie können mir nicht vorschreiben, wie ich zu leben habe!“ Luisa versteckte ihre aufkeimende Angst hinter Empörung. „Und überhaupt, warum mischen Sie sich eigentlich persönlich in die Angelegenheit ein?“ Ihr Großvater hatte damals über Abgesandte Kontakt mit ihr aufgenommen. Raul hingegen bekleidete als Kronprinz einen wesentlich höheren Rang.

Ehe sie es verhindern konnte, nahm er ihre Hand und sah sie so intensiv an, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. „Ich habe ein ganz persönliches Interesse an Ihrer Zukunft“, sagte er bedeutsam und hielt ihre Hand fest, als sie sie zurückziehen wollte. „Tatsächlich sind Sie nicht nur die Erbin von Ardissia, sondern auch dazu bestimmt, die neue Fürstin von Monteregio zu werden.“ Er hielt sie mit seinem Blick in Bann. „Deshalb bin ich hier … um Sie als meine Braut heimzuholen.“

3. KAPITEL

Fassungslos blickte Luisa zu Raul auf. Als sie schwankte, griff er nach ihrer Schulter, um sie zu stützen. Doch sie wich so heftig zurück, als hätte sie sich verbrannt.

„Fassen Sie mich nicht an!“

Das Aufblitzen in seinen Augen war ein Hinweis, dass sich hinter dem beherrschten Äußeren ein heißblütiges Temperament verbarg.

„Erklären Sie mir, was das soll! Warum müssen Sie … heiraten?“ Um nichts in der Welt hätte sie die Worte mich heiraten über die Lippen gebracht.

„Um den Fürstenthron zu besteigen, muss ich verheiratet sein“, erklärte er geduldig, ja eine Spur herablassend. „Es ist ein sehr altes Gesetz, das ursprünglich natürlich den Fortbestand des fürstlichen Geschlechts sichern sollte.“

Unwillkürlich malte sie sich aus, was es genau bedeutete, „den Fortbestand des fürstlichen Geschlechts zu sichern“. Mit ihr. Dabei war es völlig egal, wie umwerfend attraktiv er war. Die Erfahrung hatte sie schmerzlich gelehrt, dass sich hinter einem gefälligen Äußeren ein schlechter Charakter verbergen konnte.

„Die Tradition verlangt, dass der Kronprinz sich eine Braut aus der Herrscherfamilie einer der Provinzen von Monteregio auswählt. Entsprechend wurde, als wir Teenager waren, ein Heiratsvertrag aufgesetzt, der bestimmte, dass ich Marissa, die Prinzessin von Ardissia, heiraten würde. Aber Marissa starb nicht lange danach bei einem Unfall.“

„Das tut mir leid“, warf Luisa leise ein.

Rauls Gesicht zeigte keine Regung. Offenbar hatte er nicht viel für die ihm bestimmte Braut empfunden, was bei einer arrangierten Ehe aus Staatsräson wohl nicht verwunderlich war.

„Ich hatte es nicht eilig zu heiraten“, fuhr Raul sachlich fort. „Als jedoch mein Vater vor Kurzem starb, wurde es Zeit, sich nach einer neuen Braut umzusehen.“

„Damit Sie Ihr Erbe antreten können.“ Mit Schaudern dachte Lisa an jene fremde Welt, in der eine Ehe keine Frage von Liebe, sondern ein Vertrag zwischen zwei Dynastien war.

„Ganz recht. Aber meine Pläne wurden durchkreuzt, als das Testament Ihres Großvaters eröffnet wurde und wir entdeckten, dass Sie seine rechtmäßige Erbin sind. Nach allem, was er vor seinem Tod über die angebliche Enterbung Ihrer Mutter hatte verlautbaren lassen, spielte Ihr Zweig der Familie bis dahin in unseren Überlegungen gar keine Rolle.“

Es klang, als wäre ihre Familie eine unliebsame Komplikation in seinem Masterplan. „Und was hat dieses Testament mit Ihrer Heirat zu tun?“, fragte sie empört.

„Der erwähnte Heiratskontrakt ist in jedem Fall bindend“, erklärte Raul. „Zuvor waren sämtliche Ahnenforscher und Anwälte überzeugt, dass die Linie Ihres Großvaters mit ihm aussterben würde. Deshalb schlug die Nachricht, dass er eine Enkelin hat, die keineswegs enterbt worden ist, wie eine Bombe ein. Sie sollten dankbar sein, dass wir Sie ausfindig gemacht haben, bevor die Presse Wind von der Sache bekommt. Andernfalls wären Sie hier schon von Reportern der Klatschpresse umringt.“

„Sie übertreiben.“ Luisa kämpfte ihre aufsteigende Panik nieder. „Ich habe nichts mit Ihrer Hochzeit zu schaffen.“

Raul zog vielsagend die Brauen hoch. „Dem Heiratskontrakt liegen altertümliche, aber leider immer noch gültige Rechtsvorschriften zugrunde, die festlegen, dass ich in jedem Fall daran gebunden bin, die Prinzessin von Ardissia zu heiraten.“ Er machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor er hinzufügte: „Wer immer das ist.“

Luisa wich entsetzt zurück. „Sie sind ja verrückt! Ich habe niemals irgendeinen Vertrag unterschrieben.“

„Das tut nichts zur Sache. Das Dokument ist dennoch rechtskräftig.“ Raul war anzusehen, wie wenig begeistert auch er von der Sachlage war. „Die besten Juristen des Landes haben sich darüber den Kopf zerbrochen und keinen Ausweg gefunden.“

Luisa schüttelte heftig den Kopf. „Auf keinen Fall! Egal, was Ihr Vertrag festlegt, Sie können mich nicht einfach mitnehmen als …“

„Meine Braut?“

Zwei Worte, die etwas Unvorstellbares beschrieben.

„Glauben Sie mir, ich werde alles Nötige tun, um mein Anrecht auf den Thron durchzusetzen“, erklärte Raul nun, wobei seine hochmütige Haltung deutlicher als alle Worte verriet, dass er nicht erfreut war, eine Frau zu heiraten, die so weit unter ihm stand … und so reizlos war.

Bedeutete ihm Macht so viel, dass er wirklich bereit war, buchstäblich alles dafür zu tun? Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte sie nun schon zwei Heiratsanträge erhalten … und beide von ehrgeizigen Männern, die in ihr lediglich ein Mittel sahen, um an die Macht zu gelangen. Warum begegnete ihr nicht einfach ein liebevoller, aufrichtiger Mann, der bereit war, sie um ihrer selbst willen zu lieben? Sie fühlte sich billig und beschmutzt.

„Sie erwarten, dass ich mein Leben hier aufgebe und einen mir völlig fremden Menschen heirate, damit Sie Fürst von Monteregio werden können?“ In welchem Jahrhundert lebte er eigentlich? „Was für ein antiquierter Unsinn!“

Er sah sie unbeeindruckt an. „Es mag antiquiert sein, aber ich muss heiraten.“

„Dann heiraten Sie eine andere!“, entgegnete sie trotzig.

„Das würde ich, wenn es möglich wäre. Wenn es Sie gar nicht gäbe oder wenn Sie bereits verheiratet wären, würde der Vertrag für nichtig erklärt, und ich könnte mir eine andere Braut wählen.“

Als wäre die Wahl der Ehefrau eine Sache, die man ganz beiläufig erledigte! Aber in seinem Fall war das sogar vorstellbar. Bei seinem Aussehen, seinem Sexappeal und Reichtum standen die Frauen wahrscheinlich Schlange und waren gern bereit, darüber hinwegzusehen, dass sie sich an einen machthungrigen Egomanen banden.

„Und es bleibt jetzt auch keine Zeit mehr, nach einem anderen Ausweg zu suchen“, fügte er hinzu. „Ich muss innerhalb der in der Verfassung festgesetzten Frist verheiratet sein, sonst verfällt mein Anrecht auf das Thronerbe.“

„Warum sollte mich das kümmern? Ich kenne Sie doch gar nicht.“

Er zuckte die breiten Schultern. „Weil ich der am besten geeignete Kandidat für das Fürstenamt bin. Manche würden sogar behaupten, der einzige. Mein ganzes Leben bin ich darauf vorbereitet worden. In den letzten Jahren der Regentschaft meines Vaters hat es Unruhen gegeben, die im Moment wieder aufflammen. Monteregio braucht dringend ein starkes und kompetentes Staatsoberhaupt.“ Er sah Luisa durchdringend an. „Weshalb mir nur eine Wahl bleibt.“

Sie war seine einzige Wahl! „Das ist mir egal.“ Sie wich bis zum Fenster zurück, als er näher kam. „Von mir aus soll man einen anderen auf den Thron setzen. Ich habe nicht vor, das Schlachtopfer zu spielen.“

„Sie meinen, es wäre so schlimm, mit mir verheiratet zu sein?“, fragte er schmeichelnd. „Ich wäre nicht fähig, eine Frau so zu lieben, wie es ihr gefällt?“

Sie errötete. Seine faszinierenden Augen zogen sie in seinen Bann. Raul von Monteregio war gefährlicher, als sie gedacht hatte …

„Seien Sie gewiss, Luisa, dass Sie in meinen Armen alles finden werden, wovon Sie träumen. Sie haben mein Wort darauf.“

Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern.

„Die Antwort ist trotzdem Nein“, flüsterte Luisa, erschrocken über ihre unerwartete Schwäche. Warum spielten ihre Gefühle ausgerechnet bei diesem Mann verrückt?

Lange standen sie sich gegenüber, keiner wollte nachgeben.

Schließlich huschte ein Anflug von Bedauern über Rauls markantes Gesicht. „Dann lassen Sie mir leider keine andere Wahl. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie allein für die Konsequenzen verantwortlich sind.“

Er hatte sich schon abgewandt, als sie ihn am Arm berührte.

„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte sie besorgt.

„Ich muss noch eine geschäftliche Angelegenheit abschließen, bevor ich wieder abreise“, antwortete er, ohne sich umzudrehen. „Es sind da ein paar Farmen zu verkaufen.“

Jetzt stieg wirklich Panik in ihr auf. Entschlossen stellte sie sich ihm in den Weg. „Nicht die Zwangsvollstreckung! Diese Menschen haben Ihnen doch nichts getan!“

Unbeeindruckt schüttelte er ihre Hand ab. „Wenn ich mich entscheiden muss zwischen Ihren Verwandten und Freunden und meinem Land, gibt es für mich überhaupt keine Wahl.“ Er nickte ihr zu. „Auf Wiedersehen, Luisa.“

„Mademoiselle wird dieser neue Schnitt ganz bestimmt gefallen, etwas kürzer und très chic, oui?“

„Es ist sicher ganz wundervoll“, meinte Luisa, ohne überhaupt richtig hinzusehen. Vor wenigen Stunden war sie mit Raul in dessen Privatjet in Paris eingetroffen. Das alles war viel zu schnell passiert, sodass sie kaum Zeit gehabt hatte, Atem zu holen. Sie sehnte sich nach Sam und Mary, von denen sie sich so überstürzt verabschieden musste, und nach der Welt, in der sie sich zu Hause fühlte.

Raul hatte nichts dem Zufall überlassen. Sogar als es darum ging, die Neuigkeiten den Menschen beizubringen, die ihr wichtig waren, war er ihr zuvorgekommen. Und so wussten alle Bescheid, dass Luisa ‚sich entschieden hatte, endlich ihren rechtmäßigen Platz als Prinzessin von Ardissia einzunehmen‘. Vor allem jedoch waren sie voller Dankbarkeit, dass ihnen die drückenden Schulden erlassen wurden. Nur in einem Punkt hatte Luisa sich durchgesetzt: Raul hatte als Ersatz für sie einen fähigen Verwalter eingestellt, der die kleine Genossenschaft zum Erfolg führen sollte. So konnte sie ihre Freunde wenigstens in dieser Hinsicht mit ruhigem Gewissen zurücklassen.

Angesichts der arglosen Freude dieser lieben Menschen kam ihr der Wunsch zu bleiben geradezu egoistisch vor. Ihre Entscheidung, nach Monteregio zu gehen, bewirkte so viel Gutes. Und dennoch ließ sie einen Teil von sich zurück. Natürlich durften Sam und Mary und ihre Freunde nie erfahren, warum sie sich tatsächlich entschieden hatte, mit Raul zu gehen. Sie wären todunglücklich gewesen und hätten das Geld des Prinzen niemals angerührt. Aber das konnte Luisa ihnen nicht antun … sie durfte ihre Freunde nicht um des Stolzes willen in den Ruin treiben.

Oder wegen der unterschwelligen Angst, was genau sie in Monteregio erwartete, wenn sie Rauls Welt betrat.

„Die fedrigen Stufen schmeicheln Ihrem Gesicht, sehen Sie? Und Ihr schönes Haar lässt sich so leichter in Form bringen.“

Luisa nickte zerstreut. Doch dann konzentrierte sie sich wirklich auf ihr Spiegelbild. Und sie konnte gar nicht aufhören, die neue Frisur zu bewundern, die ihr die Stylistin mit einem Handspiegel von allen Seiten zeigte.

Ich habe keine neue Frisur, ich bin eine neue Frau!

„Wie haben Sie das gezaubert?“ Luisa bewunderte fasziniert den perfekten Fall ihres seidig schimmernden Haares.

Die junge Frau zuckte bescheiden die Schultern. „Ein guter Schnitt und ein paar Highlights, um das natürliche Goldblond zu verstärken. Gefällt es Ihnen?“

Luisa nickte begeistert.

Kaum war ihr das Frisiercape abgenommen worden, sprang Luisa auf. Überschwänglich bedankte sie sich noch einmal, erstarrte aber, als die Stylistin über ihre Schulter blickte und einen tiefen Hofknicks machte.

„Ah, Luisa. Mademoiselle. Sind Sie fertig?“

Der warme Klang von Rauls Stimme verursachte Luisa ein erregendes Kribbeln im Bauch. „Ja, wir sind fertig“, sagte sie und drehte sich um.

Im goldenen Licht der Nachmittagssonne bot Raul einen umwerfenden Anblick, was nicht nur an seiner gewohnt eleganten Kleidung lag. Es war vor allem seine bezwingende Ausstrahlung, die sie sofort gefangen nahm. Und obwohl Luisa wusste, wie rücksichtslos er seine Ziele verfolgte, konnte sie sich seinem Bann nicht entziehen. Die kokette Reaktion der Französin verriet überdies, dass er diese Wirkung natürlich auch auf andere Frauen ausübte. Eine Erkenntnis, die Luisa einen eifersüchtigen Stich versetzte.

„Deine neue Frisur gefällt mir“, sagte er mit einem gewinnenden Lächeln, und das bewundernde Aufblitzen in seinen Augen wirkte sogar echt.

„Vielen Dank“, erwiderte sie förmlich, aber ihr Herz pochte wider alle Vernunft. Sie versuchte, sich in Empörung zu flüchten. Wie konnte er es wagen, hier so wohlwollend lächelnd hereinzuplatzen und die junge Stylistin mit seinem Charme und seinen perfekten Französischkenntnissen um den Finger zu wickeln?

Als die junge Frau sich nach einem langen Austausch von Komplimenten verabschiedete, wollte Luisa ihr hinausfolgen. Sie hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach sein würde. Entschlossen griff Raul nach ihrem Arm und hielt sie zurück.

„Wohin willst du?“

„Nach draußen.“

„Unmöglich. Du hast noch einen Termin.“

Ihr aufgestauter Zorn brach sich Bahn. „Ach ja? Ich kann mich nicht erinnern, eine Verabredung getroffen zu haben. Und wenn ich schon in Paris bin, möchte ich mir auch die Stadt ansehen.“

„Dazu ist keine Zeit. Deine neue Garderobe ist bereits eingetroffen, und du musst sie anprobieren. Es ist wichtig, dass du wie eine Prinzessin aussiehst, wenn du in Monteregio aus dem Flugzeug steigst.“

„Damit ich auf den Pressefotos einen guten Eindruck mache?“ Sie lachte fast bei der Vorstellung, für die Medien überhaupt von Interesse zu sein.

„Es ist auch in deinem Interesse“, sagte Raul, der bei der Erwähnung der Presse ein grimmiges Gesicht machte. „Stell dir vor, du müsstest dich bei unserer Ankunft so, wie du jetzt gekleidet bist, der Öffentlichkeit stellen.“

„Was stimmt nicht mit meiner Kleidung?“ Wem wollte sie etwas vormachen? Ihre Garderobe war vor allem bequem und preiswert. Welche Frau wünschte sich nicht schöne Kleider? Aber sie wollte nicht vortäuschen, jemand zu sein, der sie nicht war. Als wäre die wahre Luisa nichts wert. Doch wenn sie ehrlich war, wollte sie der Presse so wirklich nicht gern gegenübertreten. Sie wollte der Presse überhaupt nicht gegenübertreten!

„Kleidung ist wie eine schützende Rüstung.“ Rauls Worte klangen überraschend verständnisvoll. „Man fühlt sich wohler, wenn man Sachen trägt, in denen man gut aussieht.“

Sprach er aus persönlicher Erfahrung? Kaum vorstellbar, denn bei seinem Aussehen und seinem Selbstbewusstsein hätte er ihrer Meinung nach auch nackt auftreten können, ohne etwas von seiner majestätischen Ausstrahlung zu verlieren.

„Ich brauche deine Erlaubnis nicht, um auszugehen“, erklärte sie entschieden. „Und ich habe fest vor, etwas von Paris zu sehen.“

„Wie wär’s, wenn ich dich heute Abend begleite?“, schlug Raul aus heiterem Himmel vor. „Bis zum Abendessen habe ich noch Termine, aber danach zeige ich dir einige der Sehenswürdigkeiten von Paris, wenn du möchtest.“ Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. „Wäre dir das recht?“

Luisa verschlug es fast die Sprache. Dieser Kompromiss musste ihn einiges an Überwindung gekostet haben. Auch wenn sie seine Motive automatisch in Zweifel zog, konnte sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. „Einverstanden.“

Sechs Stunden später lehnte Luisa an der Reling eines Flusskreuzers und bestaunte die abendlich beleuchteten Sehenswürdigkeiten von Paris, die in rascher Folge an ihnen vorbeizogen. Von der Ile de la Cité mit der prächtigen Silhouette von Notre Dame über Pont Neuf bis hin zu dem von unzähligen Lichtern erleuchteten Eiffelturm breitete sich das Panorama von Paris hinreißend um sie aus.

Luisa und Raul waren natürlich die einzigen Passagiere an Bord, was erneut seinen Reichtum und Einfluss bestätigte.

Ihre neue Garderobe zählte auch dazu. An diesem Abend trug sie eine elegante schwarze Hose kombiniert mit einer raffinierten cremefarbenen Tunika. Dazu hochhackige Stiefel und einen langen Mantel aus so feinem, weichen Leder, dass sie es sich bewusst verkneifen musste, nicht ständig bewundernd darüber zu streichen. Ein Seidenschal in Blau und Orange schmeichelte ihrem zarten Teint. Sie war selbst überrascht, welche Wandlung ihr neues Outfit bewirkte.

Nicht dass Raul auch nur ein Wort darüber verloren hätte. Und dieser Mann sprach davon, sie zu heiraten! Sie war fest entschlossen, gleich nach ihrer Ankunft in Monteregio einen guten Anwalt aufzusuchen. Es musste einen Ausweg aus diesem unseligen Vertrag geben. Andernfalls …

„Amüsierst du dich gut?“ Raul war an ihre Seite gekommen.

Sofort schlug ihr Herz schneller, was sie sehr irritierte. Nicht einmal als Teenager, als sie die große Liebe gefunden zu haben glaubte, war sie ähnlich aus der Fassung geraten. „Paris ist wunderschön. Vielen Dank für die Tour.“

„Du gibst also zu, dass unser Arrangement auch Vorteile hat?“

Sein selbstzufriedenes Lächeln ärgerte sie. „Sie machen die Nachteile nicht wett.“

Ungewohnt gereizt winkte er ab. „Du willst dich einfach nicht freuen, egal, was man dir anbietet.“

„Ich kann mich an kein Angebot erinnern. Das würde ja eine Wahl bedeuten.“

„Wärst du jetzt wirklich lieber bei deinen Kühen als hier?“ Er deutete um sich. „Ich gebe dir die Möglichkeit, Fürstin zu werden.“

„Indem ich dich heirate!“ Sie wich zurück. „Hör zu, ich gehe mit nach Monteregio, aber was die Heirat betrifft …“ Sie schüttelte den Kopf. „Du kannst mir nichts geben, was ich mir wirklich wünsche.“

Jahre zuvor hatte ein Mann versucht, sie zu nehmen, nicht weil er sie begehrte, sondern aus kalter Berechnung. Sie hatte sich schrecklich benutzt gefühlt. Damals hatte sie sich geschworen, sich niemals mit weniger als der wahren Liebe zufriedenzugeben. „Ich werde nur einen Mann heiraten, der mein Herz schneller schlagen lässt und mein Blut in Wallung bringt …“

Ehe sie sich’s versah, fasste Raul sie bei den Armen und zog sie zu sich heran. Das Licht einer Brückenlaterne über ihnen fiel auf sein Gesicht. Die glühende Leidenschaft in seinem Blick raubte Luisa buchstäblich den Atem.

Langsam beugte er sich herab. „Du meinst, so?“

4. KAPITEL

Raul küsste Luisa auf den Mund, leidenschaftlich und fordernd, bis sie seinem Drängen nachgab und die Lippen für seinen Kuss öffnete.

Zu spät erkannte er seinen Fehler. Entrüstung gepaart mit schlechtem Gewissen hatte ihn veranlasst, sie zum Schweigen zu bringen. Als sie ihm nun entgegenkam, entdeckte er etwas Unerwartetes. Er vertiefte den Kuss, wollte mehr von ihr, mehr von diesem berauschenden Gefühl. Er suchte ihre Zunge im heißen Liebespiel … und da war es wieder, eine erregende Vorfreude, wie er sie zuletzt als verliebter Teenager empfunden hatte. Das Gefühl, dass dies etwas ganz Besonderes war.

Unwillkürlich presste er sie an sich und fasste mit einer Hand in ihr goldenes Haar. Es fühlte sich genauso seidig an, wie er es sich vorgestellt hatte, seit er sie am Nachmittag zum ersten Mal mit ihrer neuen Frisur gesehen hatte.

Heißes Verlangen durchströmte seinen Körper, ja, ihm wurden buchstäblich die Knie weich, als Luisa mit einer Hand ganz zart seinen Hals berührte. Und er erschauerte spürbar, als sie im nächsten Moment beide Arme um seinen Nacken legte.

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Autor

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