Julia Royal Band 23

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BLITZHOCHZEIT MIT EINEM TRAUMPRINZEN? von SUSAN MEIER

Nie hat Ginny von einem Märchenprinzen geträumt! Dazu ist die junge Lehrerin viel zu realistisch. Aber dann tritt tatsächlich ein echter Prinz in ihr Leben. Und eine zärtliche Liebesnacht mit Prinz Dominic hat große Folgen: für Ginny, für Dominic – für das gesamte Königreich …

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Die Suche nach ihrer leiblichen Mutter führt Diana bis in die Provence – auf das luxuriöse Anwesen des attraktiven Comte Antoine de Valois. Sofort fühlt sie sich von dem geheimnisvollen Franzosen angezogen. Doch eine Intrige droht ihr Glück zu zerstören …

IM PALAST DER HOFFNUNG von SUSAN STEPHENS

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  • Erscheinungstag 10.02.2024
  • Bandnummer 23
  • ISBN / Artikelnummer 9783751525305
  • Seitenanzahl 400
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Susan Meier, Catherine Spencer, Susan Stephens

JULIA ROYAL BAND 23

1. KAPITEL

Als es an ihrer Wohnungstür klingelte, kam Virginia Jones – Ginny genannt – gerade aus der Dusche. Ihre Schule, die Jefferson High School in Terra Mas, Texas, war die letzte Station während des Freundschaftsbesuchs von Prinz Dominic Sancho gewesen, dem Thronfolger des kleinen Inselstaats Xaviera, und sie hatte einen langen anstrengenden Tag hinter sich.

Als Vertrauenslehrerin war es ihre Aufgabe gewesen, ihm die Schule zu zeigen und das Kollegium vorzustellen. Als Höhepunkt hatte er den Kindern in der Sporthalle einen Vortrag darüber gehalten, wie viel kleiner die Welt seit Einführung des Internets geworden war.

Ihr hatte seine Rede gefallen – doch noch viel besser gefiel ihr Prinz Dominic selbst. Groß und breitschultrig, wirkte er ganz wie der König, der er eines Tages sein würde. Seine dunklen Augen funkelten humorvoll bei den Sperenzchen ihrer Schüler, und auf seinen vollen Lippen lag die ganze Zeit ein Lächeln.

Zum Glück war sie zu professionell, um bei seinem Anblick ins Schwärmen zu geraten – obgleich die Versuchung groß gewesen war.

Die Erfahrung war interessant, aber ermüdend gewesen. Und ihr stand der Sinn nun wirklich nicht nach Besuch.

Wieder klingelte es an der Tür.

Seufzend blickte sie an sich hinunter. Sie trug schlabbrige Sweatpants und ein Tanktop. Ihr blondes Haar war noch immer vom Duschen feucht. Na bravo, dachte sie. Doch der unangemeldete Besucher ließ nicht locker. Sie warf einen Blick durch den Spion und atmete scharf ein.

Prinz Dominic? Was wollte er hier?

Sie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen und öffnete.

Er lachte. „Schlechtes Timing?“

„Bedauerlicherweise.“ Allein sein Anblick ließ ihr Herz schneller schlagen. Die formelle Uniform hatte er gegen einen langärmeliges weißes Sweatshirt und Jeans eingetauscht. Seine schimmernden schwarzen Locken saßen perfekt, und seine dunklen Augen funkelten.

„Darf ich trotzdem hereinkommen?“

Mit einer lässigen Handbewegung bedeutete sie ihm einzutreten. Nur mit Mühe und Not gelang es ihr, nicht vor Aufregung zu hyperventilieren. Ein echter Prinz befand sich in ihren vier Wänden!

Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, meinte er: „Eigentlich bin ich gekommen, um Sie zu fragen, ob Sie mit mir essen gehen wollen.“ Er zuckte die Schultern. „Und mir vielleicht ein wenig Ihre schöne Stadt zeigen.“

Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Er wollte mit ihr ausgehen? Plötzlich wurde ihr bewusst, dass seine Bitte nur vernünftig war. Sie hatte ihn schon in der Schule herumgeführt. Natürlich betrachtete er sie als die am besten geeignete Kandidatin, ihm auch die Stadt zu zeigen.

Er wollte kein Date.

„Danach, dachte ich, könnten wir noch nach Los Angeles fliegen und in einen Club gehen.“

Jetzt konnte sie wirklich nicht mehr länger an sich halten. Okay, vielleicht war es doch ein Date!

„Sie wollen mit mir in eine Disko?“

„Tanzen Sie denn nicht gerne?“

Ihr Herz schlug Purzelbäume. „Wahnsinnig gerne sogar.“

Er lächelte. „Geht mir genauso. Oft komme ich aber leider nicht dazu. Meine Verpflichtungen halten mich ganz schön auf Trab. Also bitte, sagen Sie, dass Sie mitkommen.“

„Sehr gerne sogar.“ Sie entschuldigte sich rasch, um sich umzuziehen. Obwohl er selbst nur Jeans trug, entschied sie sich für ihr schillerndes rotes Partykleid und hochhackige schwarze Sandaletten. Sie schminkte sich mit großer Sorgfalt und brachte ihre Haare in Form.

Dann konnte es auch schon losgehen.

Sie aßen in einem italienischen Restaurant in der Stadt, während sich seine Bodyguards unaufdringlich im Hintergrund aufhielten. Danach flogen sie tatsächlich in seinem königlichen Privatjet nach L. A. und tanzten bis in die frühen Morgenstunden.

Anstatt sie später einfach nur an ihrem Haus abzusetzen, begleitete er sie noch in ihre Wohnung. Aus heißen Küssen auf der Rückbank der Limousine wurde heißer Sex. Der beste Sex, den sie je gehabt hatte.

Sie verabschiedeten sich mit einem Kuss. Etwas später wollte sie sich gerade für die Schule fertig machen, als er anrief.

„Danke“, sagte er.

Sie lächelte, auch wenn er es ohnehin nicht sehen konnte. „Keine Ursache.“ Ihre Stimme klang ein wenig atemlos.

„Ich finde es wirklich schade, dass wir uns wohl niemals wiedersehen werden.“

„Ich ebenfalls.“

Und irgendwie auch wieder nicht. Sie hatte eine märchenhafte Nacht mit einem Prinzen verbracht, und diese Erinnerung würde sie für immer in ihrem Herzen bewahren. Die Realität konnte rasch jeden noch so schönen Traum ruinieren. Sie musste ja nur an ihren Vater denken …

Mit einem letzten Seufzen legte sie auf. Sie wollte das Handy gerade in ihrer Handtasche verstauen, als ihr siedend heiß einfiel, dass sie durch seinen Anruf nun seine Nummer hatte.

Seine Privatnummer noch dazu.

Toll! Falls sie also jemals Sehnsucht nach ihm haben sollte, könnte sie sich bei ihm melden…

Oder auch nicht.

Es war vermutlich besser, seine Nummer einfach nur anzustarren und sich den Rest auszumalen. Auf diese Weise konnte sie keine Enttäuschung erleben.

Ihr kleines Geheimnis bewahrte sie in ihrem Herzen und wandelte die folgenden zwei Wochen wie auf Wolken.

Bis ihr eines Morgens klar wurde, dass sie ihre Periode nicht bekommen hatte.

Und damit hatte sie nun einen wirklich guten Grund, ihn anzurufen.

„Gott sei Dank ist es in unserem Land nicht so wie früher in Großbritannien, als der zukünftige König eine Jungfrau heiraten musste.“

Prinz Dominic Sancho hielt seine Wut zurück, die in ihm aufzusteigen drohte. Fast dreißig Jahre lang hatte er sich als der perfekte zukünftige König gezeigt. Doch ein einziger Ausrutscher hatte all das zunichtegemacht. Genauer gesagt eine ausschweifende Nacht in Amerika …

Sein Vater mochte vielleicht zornig sein, aber darum konnte Dominic sich nicht kümmern. Immerhin war es sein Lebensplan, der geändert worden war, nicht der seines alten Herrn. Statt für eine standesgemäße Hochzeit zu sorgen, blieb ihm nun keine andere Wahl als Ginny Jones zu heiraten – eine Frau, die er kaum kannte.

Jetzt nickte er. „Stimmt. Gott sei Dank ist mir erlaubt, die Mutter meines Kindes zu heiraten.“

„Das sollte ein Scherz sein.“ Sein Vater, der König von Xaviera, war ein kleiner, kahlköpfiger Mann mit rundem Bauch, eine beeindruckende, herrische Persönlichkeit. Er hasste Fehler und tolerierte nicht einmal einen Ausrutscher. Besonders nicht von seinem Sohn, der sein Nachfolger werden sollte.

„Und ich habe es sarkastisch gemeint.“ Es kam nicht oft vor, dass Dominic seinem Vater gegenüber frech wurde. Doch die Erkenntnis, dass dieser eine One-Night-Stand eine Schwangerschaft zur Folge hatte, war zu viel für ihn. Hatte sein Bruder, der König der Playboys, je für seine Taten einstehen müssen? Nein.

Und kaum dass ich mir mal einen Fehltritt erlaube, werde ich sofort bestraft …

„Ich habe angeordnet, dass ihr euch mit den Protokollbeamten trefft, wann immer du dazu bereit bist. Aber das sollte nicht später als morgen früh sein.“ König Ronaldo fing seinen Blick auf. „Bereite deine Braut darauf vor.“

Die Beleidigung, die in den Worten seines Vaters mitschwang, traf Dom tief, und er schaffte es nur mit Mühe, sich eine scharfe Erwiderung zu verkneifen.

Er erhob sich von dem Sessel, der auf der anderen Seite des prunkvollen Schreibtischs stand, der die Macht des Königs repräsentierte. Wahrscheinlich hätte er sagen sollen: „Danke für die Zeit, die Ihr mir geschenkt habt, Eure Majestät.“ Ein guter Prinz hätte das getan. Doch stattdessen sagte er: „Ich melde mich wieder bei dir.“

„Sieh zu, dass es eine anständige Hochzeit wird. Es wäre nicht gut für dich, noch einen Fehler zu machen.“

Dom verbeugte sich und verließ den Raum.

Wut durchströmte ihn, doch er unterdrückte sie. Sein Vater war der König, er der Thronfolger. Er wusste, dass es Regeln gab und Protokolle, an die er sich halten musste. Er hatte die Regeln gebrochen, also verdiente er es nicht anders.

Trotzdem … ein Fehltritt, und die Strafe dafür war gleich eine Ehe?

Dominic verstand, warum sein Vater so vorsichtig und rigide war, nachdem der Tod seiner Frau ihn derart aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Er war so tief in Trauer versunken, dass er seine Gemächer sechs Wochen nicht mehr verlassen hatte, während das Land allmählich zerfiel. Als das Parlament ihn beinahe entmachtete, hatte Dominic sich geschworen, niemals zu heiraten, niemals weich zu werden. Denn er wollte nicht, dass der Verlust eines Menschen ihn zerstörte.

Als sich dann die Möglichkeit für einen Vertrag bot, dessen Preis die Ehe mit einer Prinzessin des Landes war, das über Jahrhunderte ihr Feind gewesen war, hatte er doch darüber nachgedacht. Nicht nur, dass die Fehde zwischen den beiden Königreichen lange genug gedauert hatte, um sie endlich beizulegen, sondern es gab auch keine emotionalen Bande bei einer Ehe, die Teil eines Vertrags war. Außerdem bekäme er einen Erben geschenkt, der Prinz zweier Länder sein würde. Und jetzt das! Dom war gezwungen, eine andere Frau zu heiraten, und das nur, weil er so unvorsichtig gewesen war.

Sein Lebensplan war völlig verpfuscht.

Tief atmete er ein und ging zu der hinteren Treppe, die in seine Gemächer führte. Er wollte Zeit gewinnen, ehe er mit Ginny sprach. Wenn er schon wütend war, wie würde sie sich dann erst fühlen?

Es sei denn, sie hatte es absichtlich darauf angelegt, schwanger zu werden …

Die Vorstellung entsetzte ihn, und er versuchte, sich zu beruhigen, so schrecklich dieser Gedanke auch war. Zu vieles sprach gegen eine bewusst geplante Schwangerschaft, einschließlich der Tatsache, dass er an diesem Abend zu ihr nach Hause gegangen war. Mit ihrem lässigen Outfit und den nassen Haaren hatte sie offensichtlich nicht damit gerechnet, ihn zu sehen.

Von daher …

Als er den obersten Stock des Ostflügels erreichte, marschierte er auf die weiße Doppeltür zu, die ins Foyer führte, das als Wartebereich diente. An den Wänden hingen unschätzbare Gemälde. Picasso. Rembrandt. Monet. Geheime Schätze, die seinen besonderen Status verrieten. Denn er würde eines Tages König sein.

Seine Absätze hallten auf dem Marmorboden wider, während er den Flur entlangging. Schließlich öffnete er die Doppeltür, betrat sein Reich, seinen Zufluchtsort – und erblickte die Frau, der er seinen Fehltritt zu verdanken hatte.

Virginia Jones.

Hastig erhob sie sich von der gepolsterten Sitzbank, die im Foyer seines Apartments stand. Von mittlerer Größe, mit langen blonden Haaren und einer Figur, die jeden Mann dazu verführte, das zu tun, was er in dieser Nacht mit ihr getan hatte, war Ginny all das, was ein Mann sich erträumte. Als er ihrem Blick aus betörend blauen Augen begegnete, erinnerte er sich an das verführerische rote Kleid, das sie getragen hatte. Es hatte ihre Figur perfekt betont, sodass es ihm gar nicht anders möglich gewesen war, als sie zu verführen. Der Sex mit ihr war wundervoll gewesen.

Offenbar konnte er an nichts anderes denken, wenn er sie ansah. Und jetzt war er im Begriff, sie zu einer Prinzessin zu machen.

„Und?“, fragte sie leise. Ihre Stimme zitterte.

„Mein Vater und mein Königreich wünschen, dass wir heiraten.“

Sie blinzelte. „Sie wünschen?“

Er bedeutete ihr, ihm in sein Wohnzimmer zu folgen, in dem er offizielle Gäste empfing. Der Marmorboden hier war mit dicken orientalischen Teppichen bedeckt. Der weiße Marmorkamin wurde flankiert von weißen Sofas, rote Kissen verliehen dem Raum ein wenig Farbe. Er bot Virginia einen Platz an, während er zur Bar ging und nach der Karaffe mit dem Scotch griff.

„Möchtest du einen Drink?“

Entgeistert starrte sie ihn an. „Ich bin schwanger.“

Er zuckte zusammen. „Stimmt. Wie wär’s stattdessen mit einem Orangensaft?“

„Nein danke.“ Sie hielt seinen Blick fest. „Ich bin eher an meinem Schicksal interessiert, statt so zu tun, als wäre das hier eine Teegesellschaft.“

„Also schön.“ Er setzte sich aufs Sofa gegenüber und stellte seinen Scotch auf dem Glastisch zwischen ihnen ab. „Vielleicht sollte ich besser sagen, dass sie uns bitten zu heiraten.“

„Also habe ich eine Wahl?“

„Eigentlich nicht. Du bist schwanger mit dem Erben des Throns von Xaviera. Wenn du dich entschließt, mich nicht zu heiraten, wird man dir das Kind wegnehmen.“

Entsetzt schnappte sie nach Luft. „Wie bitte?“

„Er oder sie wird Thronfolger sein. Es gibt kein Land auf der Welt, das sich unseren Bestimmungen widersetzen würde, besonders dann nicht, wenn es um die Thronfolge geht.“

Sie sprang von ihrem Sitz hoch. „Das ist nicht fair!“

Er lehnte sich zurück und starrte auf ihre langen Beine, als sie auf und ab ging. Obwohl sie Jeans und Pullover trug, stellte er sich diese Beine unter dem schimmernden roten Kleid vor. „Du nimmst uns die Chance auf eine königliche Hochzeit, wenn du nicht einwilligst“, mahnte er. „Und unserem Kind die Möglichkeit, seine Geburt standesgemäß zu zelebrieren. Stattdessen würde es Gerede geben, dem wir alle ausgesetzt wären.“

Sie blieb stehen und sah ihn an. Offenbar dachte sie über seine Worte nach.

Er nutzte diesen Moment der Schwäche aus. „Du wirst nicht gewinnen. Deshalb solltest du dir anhören, was ich zu sagen habe. Denn ich habe einen Plan.“

„Einen Plan?“

Ginny starrte den Mann auf dem Sofa an. Mit seinen dunklen Augen, die beinahe schwarz wirkten, und den schwarzen Haaren war er Prinz durch und durch. Der zukünftige Herrscher, der ein privilegiertes Leben führte. Ein Mann, der weit über allen anderen stand.

Während sie über die Umstände sprachen, die ihr Leben völlig verändern würden, nippte er in aller Seelenruhe an seinem Scotch.

„Mein Vater möchte, dass der nächste König im Stand der Ehe geboren wird.“ Er hielt ihren Blick fest. „Und unsere Untertanen wollen das ebenfalls. Aber das heißt nicht, dass wir verheiratet bleiben müssen.“

Erleichtert setzte sie sich wieder ihm gegenüber auf das Sofa. „Wirklich nicht?“

„Nein. Aber für eine Weile müssen wir ein Ehepaar spielen.“ Er sah auf sein Glas, dann wieder zu ihr. „Während das Protokollbüro in den nächsten Tagen mit der Planung der Hochzeit beginnt, werden wir uns zusammen in der Öffentlichkeit zeigen.“

Ihr Herz schlug schneller, als er von Hochzeit sprach. Sie wäre mit einem Mann verheiratet, der eines Tages König sein würde. Müsste sie auch mit ihm schlafen? Nun, der Abend mit ihm war wirklich schön gewesen. Ob er das bei seinem Plan berücksichtigt hatte?

„Nächste Woche werden wir verkünden, dass wir verlobt sind, bald heiraten wollen und ein Kind bekommen.“

Das klang sehr ernst. „Oh Mann.“

„Keine Sorge, ich habe alles durchdacht. Das Volk von Xaviera wird begeistert sein, dass ich heirate. Was sie jedoch noch mehr lieben als eine königliche Hochzeit ist eine königliche Schwangerschaft. Wenn wir es richtig anstellen, werden die Menschen meines Landes in den nächsten Monaten eine wundervolle Zeit erleben.“

„Okay.“ Ihre Nerven spielten zwar verrückt, aber sie widerstand dem Impuls, erneut vom Sofa zu springen und wieder auf und ab zu gehen. Wenn er ruhig blieb, würde sie es auch schaffen. Und was er gesagt hatte, ergab Sinn. Sie taten es für sein Volk und ihr gemeinsames Kind, den zukünftigen König, der es verdiente, nach seiner Geburt angemessen gefeiert zu werden.

„Wir werden also nächsten Monat heiraten und danach für den Rest deiner Schwangerschaft als glückliches Paar auftreten, das den nächsten Thronfolger erwartet, damit das Volk sich auf die Geburt freut und glücklich ist.“

Sie konnte es sich lebhaft vorstellen, denn sie hatte genug Hochzeiten der englischen Königsfamilie gesehen und deren Schwangerschaften verfolgt, sodass sie ziemlich genau wusste, was ihr bevorstand. Allerdings war Xaviera ein kleines Land, viel kleiner als Großbritannien, was bedeutete, dass sie sich wohl nicht so oft der Presse und dem Volk zeigen müssten.

„Wir werden verheiratet bleiben, bis das Baby etwa zwei Jahre alt ist. Mit zwei Jahren wird das Kind in einer Zeremonie in die Linie der herrschenden Sanchos eingeführt. Danach können wir uns ohne größere Probleme scheiden lassen, denn für die Presse passiert nichts Interessantes mehr im Leben des Thronfolgers, bis er zwölf wird.“

„Und was ist mit dem Baby?“

„Es gibt mehrere Möglichkeiten. Ich hoffe, dass du keine endgültigen Entscheidungen triffst, solange wir verheiratet sind, aber wenn du dich entschließt, mit unserem Kind zurück nach Amerika zu gehen, wirst du von einer Gruppe Bodyguards begleitet. Xaviera wird dir eine Bleibe mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen kaufen.“

„Was ist mit meinem Job?“

„Dein Job ist es, Mutter des Erben von Xaviera zu sein. Zumindest bis er oder sie zwölf ist.“

„Zwölf?“

„Bis dahin kann er zu Hause unterrichtet werden. Danach gibt es gesetzlich vorgeschriebene Internate. Er oder sie muss eine bestimmte Art von Erziehung erhalten.“

„Eine staatliche Schule kommt da nicht infrage, wie?“

„Mach dich nur lustig, wenn du willst, aber so ist nun mal die Situation.“ Er stand auf. „Wenn das Kind erst im Internat ist, kannst du wieder dein eigenes Leben führen. Außer dass von dir erwartet wird, bei all seinen öffentlichen Funktionen teilzunehmen.“ Er hielt kurz inne. „Ich gebe dir eine Woche, um darüber nachzudenken.“

„Eine Woche?“

„Die du im Palast verbringen wirst. In dieser Woche werden wir uns in der Öffentlichkeit zeigen und ein oder zwei Dates haben.“

Ihre Blicke trafen sich. Ihr letztes Date war fantastisch gewesen, hatte ihnen jedoch auch dieses Chaos eingebracht.

„Ich habe aber noch ein paar Fragen“, sagte sie.

„Wegen der Dates?“

Sie nickte stumm.

„Zum Beispiel, ob wir uns küssen werden?“

Ein Funkenregen explodierte in ihrem Magen, und sie nickte erneut.

„Daran führt kein Weg vorbei“, erklärte er. „Wir müssen so tun, als ob wir uns lieben. Die Leute sollen glauben, dass wir uns getroffen und einander den Kopf verdreht haben.“ Er kniff die Augen zusammen. „Was in gewisser Weise ja auch stimmt.“

Ihr Puls schlug schneller bei der Erinnerung daran, wie sie sich berührt, geküsst hatten.

„Aber Sex spielt keine Rolle mehr.“ Er lächelte. „Außer du bist interessiert.“

Ihr Herz hämmerte, während sie versuchte, sich vorzustellen, wie sie diesem Lächeln, diesem Charme widerstehen sollte …

Wobei Dominic jetzt nicht besonders charmant gewesen war, außer es passte ihm gerade in den Kram. So war das eben, wenn man sich auf jemanden einließ, den man nicht kannte. Sie hatte einen Märchenprinzen getroffen und mit ihm geschlafen. Aber sie hatte keine Ahnung, wer Prinz Dominic wirklich war. War er vielleicht ihrem Vater ähnlich und setzte seinen Charme nur ein, um zu bekommen, was er wollte?

„Ginny, diese Beziehung kann zu allem führen, was du willst.“ Der stoische, respektable Prinz war wieder da. „Innerhalb dieses Palastes können wir so distanziert oder intim miteinander sein, wie du willst. Aber verstehe es nicht falsch. Wenn du mich heiratest, dann nur auf Zeit. Diese Ehe wird nicht von Dauer sein. Ich sollte eine Prinzessin heiraten, als Teil eines Vertrages. Das ist es, was ich wollte. Eine Ehe, die Bedeutung hat und etwas einbringt. Eine andere Form der Ehe existiert nicht für mich. Das solltest du wissen, ehe du eine Entscheidung triffst.“

2. KAPITEL

„Also wird es eine reine Zweckehe sein?“

Ginny lag in ihrem Zimmer, das zu Dominics Suite gehörte, auf dem Bett mit den flauschigen Kissen. Edle Seide kühlte ihren Rücken. Meerblaue Wände verliehen dem riesigen Raum Farbe.

„So ist es, Mom“, sagte sie ins Telefon. „Eine reine Zweckehe, damit der künftige Thronfolger von Xaviera ehelich geboren wird.“

„Ach, Liebes, das ist doch verrückt.“

„Ich weiß, ich weiß. Aber du darfst nicht vergessen, dass dieses Kind sein ganzes Leben lang im Licht der Öffentlichkeit stehen wird. Wenn ich mich weigern würde, Dominic zu heiraten, würde der Thronfolger sich ständig Klatsch und Tratsch ausgesetzt sehen. Wäre es da nicht egoistisch von mir, mich dieser Ehe zu verweigern?“

„Da hast du recht.“

„Außerdem ist es so vielleicht auch am besten für mich. Ich kenne Dominic im Grunde gar nicht. Aber er war so nett, als er damals in die Schule kam, dass ich wirklich dachte, er wäre ein Märchenprinz.“

„Bei einem Date geben sie sich alle als Märchenprinz, Ginny. Erst das wirkliche Leben bringt ihre schlechten Seiten zutage.“

Ginny zuckte zusammen. Obwohl Dominic und ihr trunksüchtiger Vater das gleiche Charme-Gen zu teilen schienen, war ihr Dad gemein gewesen und hatte sie emotional misshandelt. Dominic hingegen wirkte eher förmlich, deshalb wäre es nicht fair, die beiden zu vergleichen.

„Er ist kein schlechter Mann, Mom. Allerdings ist er nicht mehr so unbekümmert wie bei unserem Date. Wir haben beide unseren Spaß gehabt, aber jetzt bin ich schwanger. Deshalb ist er so ernst.“

„Ja, vermutlich.“

„Trotzdem weiß ich immer noch nicht, was ich tun soll.“

„Das klingt, als würdest du überlegen, ihn zu heiraten. Was würdest du aufgeben? Ein Jahr oder anderthalb deines Lebens?“

„Ungefähr zweieinhalb Jahre und meine Karriere. Offensichtlich ist es mein Job für die nächsten zwölf Jahre, die Mutter des Thronerben zu sein.“

Ginnys Mutter lachte. „Selbst wenn dein Kind kein Prinz oder eine Prinzessin wäre, würdest du es deinem Job vorziehen.“ Sie sog die Luft ein. „Also ist es nicht sehr viel anders, als ob das Baby von einem Normalsterblichen wäre.“

„Außer dass die Presse mit im Spiel ist. Und dass das Kind ins Internat kommt und in einem Palast lebt.“

„Stimmt, in einem Palast.“ Ihre Mutter seufzte. „Aber daran lässt sich nichts ändern, Ginny.“

„Wohl wahr.“

„Was macht dir dann Sorgen?“

„Ich muss überlegen, ob ich damit zurechtkommen kann. Dominic hat mir eine Woche zum Nachdenken gegeben. Und er hat gesagt, dass wir uns ein paarmal in der Öffentlichkeit zeigen müssen.“ Sie stöhnte auf. „Ach, verdammt!“

„Was ist denn?“

„Ich habe nur Jeans und T-Shirts mitgenommen. Und ein Sommerkleid.“ Sie stützte den Kopf in die Hand. „Ich werde mit einem Prinzen ausgehen, in meinen miesen Klamotten.“

„Deine Sachen sind in Ordnung. Du wirst schon klarkommen.“

„Sicher.“ Sie hatte ihrer Mutter jedoch nicht erzählt, dass sie Dominic küssen, vielleicht sogar mit ihm schlafen würde. Und dass sie Angst hatte, gerade damit nicht zurechtzukommen.

Was für ein Chaos!

Als es zweimal schnell hintereinander an der Tür klopfte, hob sie hastig ihren Kopf vom Kissen. „Ja?“

„Ich bin’s, Dominic. Mein Vater wünscht, dass wir heute Abend beim Dinner anwesend sind.“

Ginny drehte sich zur Wand und flüsterte ins Telefon: „Ich muss aufhören, Mom.“ Dann rollte sie sich vom Bett und rief: „In Ordnung. Und wann?“

„Um sieben.“ Er räusperte sich. „Es ist halbformell.“

Unbehaglich starrte sie zur Tür. Sie hatte kein passendes Kleid für diesen Anlass, außerdem wurde ihr gerade bewusst, dass er im Wohnzimmer ihrer Suite sein musste, wenn er an ihre Schlafzimmertür klopfte. Also war er in ihre Privatsphäre eingedrungen, ohne dass sie ihn gehört hatte.

„Ich habe mir erlaubt, dir ein paar passende Kleider besorgen zu lassen.“

Ihr Stolz wollte dagegen protestieren, doch als sie an den Inhalt ihres kleinen Koffers dachte, wusste sie, dass dies der erste Schritt von vielen war, ihr eigenes Leben aufgeben zu müssen.

„Du hast recht. Ich habe nichts Passendes für ein Treffen mit dem König.“ Sie ging zur Tür, öffnete und sah, wie vier Männer Tüten, Schachteln und Unmengen von Kleidern hereintrugen.

„Oh mein Gott.“

Dominic trat hinter den Männern ein. „Selbst wenn du dich entschließt, mich nicht zu heiraten, bist du doch eine Woche hier.“

Ihr blieb der Mund offen stehen, weil er sich so unbekümmert vor dem Personal äußerte, doch die Männer verzogen keine Miene. Dafür waren sie viel zu gut ausgebildet.

Hastig atmete sie ein. „Also formelle Kleidung?“

Er nickte. „Ja.“

„Okay. Dann verschwinde. Ich habe viel zu tun, um mich repräsentabel herzurichten.“

„Ich kann dir einen Friseur schicken, eine Masseuse, jemanden für die Maniküre.“

„Warum sollte ich eine Massage brauchen?“

„Wenn du wüsstest, wie mein Vater ist, würdest du verstehen, warum du eine Massage brauchst, um so gelassen wie ein Buddhist zu sein.“

„Na toll.“

Sie ließ sich Haare und Fingernägel richten, und zehn Minuten bevor es Zeit war, zum Dinner zu gehen, wünschte sie, auch einer Massage zugestimmt zu haben.

Gekleidet in einem nichtssagenden blauen Kleid, das bis zu den Waden ging, dazu passende altmodische Pumps, die Haare zu einer Frisur hochgesteckt, die zu einer Siebzigjährigen gepasst hätte, verließ sie schließlich ihr Schlafzimmer.

Dominic wartete lächelnd im Wohnzimmer. Anders als ihr hässliches blaues Kleid schien sein Smoking wie für ihn gemacht. Er war wieder jeder Zoll ein Prinz. Attraktiv. Lässig-elegant. Königlich.

Während sie wie eine alte Schrulle aussah.

„Du siehst reizend aus.“

„Nein, ich sehe aus wie die Queen von England. Hätte ich noch einen Hut und eine dieser langweiligen Handtaschen, würden die Leute wahrscheinlich glauben, Elizabeth persönlich stände vor ihnen.“

Er lachte. „Du wirst einen König treffen.“

„Der an seine Großmutter erinnert werden will?“

„Du siehst doch nicht wie eine Oma aus!“

„Aber ganz sicher auch nicht wie eine fünfundzwanzigjährige Vertrauenslehrerin aus der coolsten Schule von ganz Texas.“

„Vertrau mir. Du wirst froh sein um dieses Kleid, wenn du erst meinen Vater kennengelernt hast.“ Er umfasste ihren Ellbogen und geleitete sie zum Aufzug.

Nachdem sie den Lift betreten hatten, meinte sie: „Du hast etwas sehr Beeindruckendes an dir.“

„Wir sind von königlichem Geblüt.“

„Wahrscheinlich sollte ich mich besser daran gewöhnen.“ Und an hässliche Kleider.

„Deshalb geben wir dir diese Woche, damit du dich an uns gewöhnen kannst“, erklärte er.

Seufzend atmete sie aus. Natürlich war ihr das bewusst, und sie vermutete, dass ihre neue Kleidung nicht hässlich war, sondern eher würdevoll. „Wer hat die Sachen überhaupt ausgesucht?“

Er starrte die geschlossene Lifttür an. „Ich.“

Sie zupfte an dem viel zu großen Kleid. „Glaubst du, ich gefalle deinem Dad besser in weiten Kleidern?“

„In deiner Größe gab es kaum noch etwas. Außerdem ist zu groß besser als zu klein.“

„Hättest du nicht wenigstens etwas Rotes aussuchen können?“

„Blau passt zu deinen Augen.“

Seine Freundlichkeit brachte sie aus der Fassung. Für einen Moment hatte sie vergessen, dass er ihre Augenfarbe kannte.

„Außerdem hätte Rot mich an die besagte Nacht erinnert.“

Ihre Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Ach?“

„Du warst atemberaubend schön damals.“

Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, schön zu sein. „Es hätte ein romantischer Moment sein können, hättest du beim Sprechen eben nicht stur geradeaus geschaut.“

„Romantik steht nicht auf dem Programm, falls du dich erinnerst.“

„Heißt das, dass du mich nicht ansehen wirst?“

„Ich werde keinen Blickkontakt suchen, weil genau das uns bei unserem Date vermutlich in Schwierigkeiten gebracht hat.“

Sie lachte, von einem Gefühl des Glücks erfasst. Er mochte sie. Ein Prinz mochte sie! Zumindest gefiel ihm, wie sie aussah.

Ein berauschendes Gefühl.

Der Lift war angekommen, und Dominic geleitete sie hinaus. „Der Speisesaal der Familie liegt dort drüben.“ Er führte sie durch eine kleine Halle zu einer geöffneten Flügeltür. Ein Tisch, an dem vierzig Personen Platz finden konnten, dominierte den Raum. Vier Plätze waren am Kopfende besetzt. Ein älterer Mann in einer königlichen Uniform und ein jüngerer Mann im Smoking standen auf, als sie eintraten.

„Virginia Jones, das sind König Ronaldo Sancho und mein Bruder, Prinz Alexandros. Wir nennen ihn Alex.“

Wie erstarrt stand Ginny da. Was wurde jetzt von ihr erwartet? Sollte sie einen Knicks machen? Sich verbeugen? Verdammt. Warum hatte sie sich nicht mit der Etikette befasst?

„Sie sollten Ihre Hand ausstrecken“, sagte König Ronaldo gereizt. „Und ich entscheide, ob ich die Hand küsse oder schüttle.“

„Oh.“ Sie streckte die Hand aus. Der König schüttelte sie.

Super. Ihre erste Einführung hatte sie bereits vermasselt.

Dom drehte sie in Richtung seines Bruders. Er war genauso groß und attraktiv wie Dominic, obwohl sein rundliches Gesicht freundlicher wirkte. Alex schenkte ihr ein herzliches Lächeln.

„Es freut mich, die Frau kennenzulernen, die sich meinen Bruder geschnappt hat.“

König Ronaldo machte ein finsteres Gesicht. „In diesem Haus wird nicht so gesprochen.“

„Also wirklich, Vater“, meinte Alex, als er sich setzte und seine Serviette auseinanderfaltete. „Dieses Haus ist der einzige Ort, an dem wir so sprechen können.“ Er lächelte Ginny an, als Dominic ihr den Stuhl zurückschob. „Es freut mich, dass Sie zur Familie gehören, auch wenn mein Bruder vorhat, Sie wie eine Großmutter anzuziehen.“

Ginny schnappte nach Luft und sah Dom an. „Was habe ich dir gesagt?“

Fast hätte er gelacht, doch sein Vater stieß wieder ein missbilligendes Schnauben aus, sodass er sich sein Lächeln verkniff.

Während ein Bediensteter die Salate brachte, sagte König Ronaldo: „Nun, Miss Jones, erzählen Sie uns etwas über sich.“

Sie schluckte. „Sie wissen ja, dass ich Vertrauenslehrerin an einer Highschool bin.“

„Wo Sie Dominic kennengelernt haben.“

Sie nickte. „Meine Mutter ist Lehrerin, und mir hat immer gefallen, dass sie ein gutes Verhältnis zu ihren Schülern hat.“

„Warum sind Sie dann nicht Lehrerin geworden?“, wollte Alex wissen.

„Weil ich alle Kinder kennenlernen wollte, nicht nur die, die ich unterrichte.“

Der König stieß einen unartikulierten Laut aus, der positiv klang.

Ginny entspannte sich ein bisschen, doch als sie einen Blick auf die Reihe von Silbergeschirr warf, perlte Schweiß auf ihrer Stirn. Sieben Gabeln. Wozu brauchte man sieben Gabeln?

Dann erinnerte sie sich an den Reim, den sie in der Schule gelernt hatte, und begann mit der äußeren Gabel.

„Was sollten wir sonst noch wissen?“, fragte der König.

„Da Sie bereits entschieden haben, dass die Antwort auf unser Problem eine Hochzeit ist, Eure Majestät, und ich diejenige bin, die sich noch nicht entschieden hat, sollte ich vielleicht die Fragen stellen.“

Alex brach in Lachen aus. „Ich mag sie.“

Wieder machte der König ein finsteres Gesicht.

Dominic warf ihr einen tadelnden Blick zu.

Doch der König sagte ruhig: „Das ist nur fair. Was würden Sie denn gerne wissen?“

„Muss ich wirklich während der gesamten Ehe mit Dominic diese Kleider tragen?“

„Sie müssen anständig aussehen.“ König Ronaldo betrachtete ihr blaues Kleid und verzog das Gesicht. Selbst er glaubte also, dass es hässlich war. „Wäre es für Sie in Ordnung, wenn Sie Ihre Garderobe selbst aussuchen dürften?“

„Natürlich.“

„Es ist auch notwendig, dass Sie sich in der Öffentlichkeit tadellos benehmen.“

„Auch das schaffe ich. Obwohl ich wegen des Protokolls vielleicht ein wenig Hilfe brauche.“ Ihr war nicht entgangen, dass der König das Gespräch erneut auf sie gebracht hatte. Deshalb drehte sie den Spieß wieder um. „Und wie war Dominic als Kind?“

„Eigensinnig“, sagte der König.

„Ein Rabauke“, meinte Alex.

Und Dominic sagte: „Alle älteren Brüder tyrannisieren ihre kleinen Brüder. Das ist wie ein Gesetz.“

Zum ersten Mal hatte Ginny das Gefühl, tatsächlich mit Menschen zu sprechen. Mit einer Familie.

Alex schüttelte den Kopf. „Er war erst zwölf, als er zugestimmt hat, die Prinzessin von Grennady zu heiraten. Wussten Sie das?“

Sie sah zu Dom. „Wirklich?“

Ihre Blicke trafen sich, und Erinnerungen stiegen in ihr hoch, wie er sie berührt und geliebt hatte. Jetzt verstand sie, warum Dominic den Blickkontakt im Aufzug vermieden hatte. Wenn sie ihm in die Augen sah, war er nicht nur eine Erinnerung, sondern der Mann, mit dem sie geschlafen hatte. Der Vater ihres Kindes.

„Meine Mutter war kurz vorher gestorben. Unser Königreich befand sich in tiefer Trauer und schien sich nicht daraus lösen zu können. Deshalb wollte ich etwas tun, um den Frieden zu sichern und die Stimmung zu heben.“

Sie hielt weiter seinen Blick fest, während er sprach, und etwas Warmes, Weiches durchflutete sie. Mit zwölf Jahren war er schon reif genug gewesen, um seine Pflichten zu kennen. Bemerkenswert.

Alex seufzte. „Jetzt muss ich sie heiraten.“

Ginny sah zu Doms jüngerem Bruder. „Wirklich? Sie müssen die Prinzessin heiraten, die für Dom vorgesehen war?“

„Man kann einen zwanzig Jahre alten Vertrag nicht einfach außer Kraft setzen“, warf der König ein. „Wir haben ihnen eine Ehe versprochen und werden uns daran halten.“

Alex winkte ab. „Es spielt keine Rolle. Die Prinzessin und ich werden eine Zweckehe führen.“ Er zuckte die Schultern. „Ich werde mein eigenes Leben führen und sie ihres.“

Erneut machte der König ein finsteres Gesicht. „Noch einmal, Alex, ich will nicht, dass an diesem Tisch in dieser Weise gesprochen wird.“

Schweigen senkte sich über den Raum. Krampfhaft dachte Ginny nach, wie sie die Stimmung heben könnte, um von der Trauer um eine verstorbene Königin abzulenken – und davon, dass Alex eine Ehe führen musste, die ihm nur dann erträglich war, wenn er sich in Affären flüchten konnte. Doch ihr fiel nichts ein, und sie spürte eine Leere in sich, weil ihr bewusst wurde, dass dies die Familie war, in die sie einheiraten würde.

Trotzdem wurde ihr auch klar, dass die Geschichte eine menschliche Seite hatte. Ein Mann hatte seine Frau verloren und zwei Jungen allein aufgezogen. Ein Sohn wurde zum Sklaven der Pflicht. Der andere zum Rebellen.

Als das Dinner beendet war, griff der König nach Ginnys Hand, beugte sich darüber und küsste sie. Sie vermutete, dass er sich damit für das lange, schwierige Treffen entschuldigen wollte. Oder er tat es, um ihr zu verstehen zu geben, dass die nächsten Jahre für sie so verlaufen würden, wenn sie sich entschied, Dominic zu heiraten.

Schweigend gingen sie und Dominic zurück zu seiner Suite. Ihr blaues Kleid schwang um ihre Waden und erinnerte sie daran, wie fremd ihr all das war.

Als sie das Apartment betraten, meinte Dom: „Morgen früh treffen wir uns mit dem Protokollminister.“

„Okay.“ Sie steuerte auf die Flügeltür zu, die zu ihrer Schlafzimmersuite führte.

„Lass dich von meiner Familie nicht einschüchtern.“

Sie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Ich habe keine Angst vor dir.“ Beinahe hätte sie noch hinzugefügt: „Ich habe Mitleid mit dir.“ Auch wenn sie einen schweren Start ins Leben gehabt hatte, hatte sie Freunde gefunden und ihrem Leben eine Bedeutung gegeben. Dominic, sein Bruder und der König hingegen blieben der Vergangenheit verhaftet.

Doch sein seltsamer Blick hielt sie davon ab, dies auszusprechen. Seine Familie schien ihn nicht in Verlegenheit zu bringen, vielmehr war er wohl daran interessiert, ob sie die beiden mochte oder einfach nur akzeptierte.

Sie ging zu ihm, und das Klacken ihrer hässlichen blauen Pumps auf dem Marmorboden hallte in der Stille wider. „Ich bin daran gewöhnt, mit gereizten Vätern umzugehen. Aber ich bin klargekommen. Dein Vater ist vielleicht ein bisschen zu streng, mag sein. Und dein Bruder zu flatterhaft. Aber als Kind hätte ich alles darum gegeben, so eine Familie zu haben.“

Er unterdrückte ein Lachen.

„Es ist mein Ernst.“ Sie lächelte verhalten. „Dein Bruder braucht mal eine Woche Zeit für sich, um sein Leben zu regeln, oder einen guten Freund, mit dem er reden kann. Dein Vater hat seine Frau verloren und seine Trauer öffentlich ausleben müssen. Und du willst einfach nur das tun, was dein Dad sich wünscht. Ihr seid wirklich eine sehr normale Familie.“ Und genau danach hatte sie sich ihr ganzes Leben gesehnt.

Als sie sich umdrehte, um zu ihrem Schlafzimmer zu gehen, flüsterte Dominic: „Gute Nacht.“

Was sie gesagt hatte, verwirrte ihn. Von seinen Informanten wusste er, dass ihr Vater tot war. Ihre Mutter liebte sie, und sie hatte unzählige Freunde. Warum dann dieser traurige Unterton in ihrer Stimme? Und weshalb, verdammt, wollte sie eine Familie wie seine?

Aber darüber brauchte er sich wohl kaum den Kopf zu zerbrechen …

Als Ginny jedoch am nächsten Tag an den Frühstückstisch trat, sprang er auf, von einem Gefühl erfasst, das er nicht benennen konnte. Jetzt sah er in ihr nicht die Frau, die in einem roten Kleid provokant vor ihm tanzte und ihn verführte. Vielmehr erschien sie ihm als junges Mädchen, in dessen Vergangenheit etwas verborgen lag und das sein Privatdetektiv nicht hatte ausgraben können.

Er zog ihr den Stuhl neben seinem vor. „Was möchtest du essen?“

„Ich hätte gerne eine von diesen Orangen.“ Sie deutete auf die Obstschale, die auf dem Buffet stand. „Und etwas Toast.“

„Mehr nicht?“

Sie zuckte die Schultern. „Auf etwas anderes habe ich keinen Appetit.“

Er klingelte nach dem Serviermädchen und bat um Toast und ein Glas Wasser. Ginny nahm sich eine Orange aus der Schüssel und schälte sie.

„Hast du gut geschlafen?“, fragte er.

„Ja.“

Im Stillen verfluchte er sich. Sie würden eine Zweckehe eingehen, um ihres Kindes willen. Es war ihr Recht, nicht zu vertraulich mit ihm umzugehen.

Trotzdem schien es nicht richtig zu schweigen, während sie frühstückten.

„Wenn du dich entschließt, zu bleiben und mich zu heiraten, werden wir einen Flug für deine Mom organisieren. Sie sollte nicht erst zur Hochzeit hier ankommen, sondern schon bei den Vorbereitungen dabei sein.“

„Meine Mom unterrichtet noch.“

„Oh.“

„Sie ist erst fünfzig.“ Ginny nahm ein Stück Orange und lächelte ihn an. „Zu jung, um schon in Pension zu gehen.“

Damit erstarb das Gespräch wieder. Dom war frustriert und überlegte, was er noch sagen könnte, während ihr Toast gebracht wurde. Doch ihm fiel nichts ein.

Sie nahm sich eine der Zeitungen, die auf einem Stapel am Ende des Tisches lagen, und begann zu lesen. Auch wenn es ihm gefiel, dass sie eine kluge Frau war, die sich auf dem Laufenden hielt und ihn wohl nicht langweilen würde, war er enttäuscht, weil sie einem Gespräch mit ihm aus dem Weg ging.

Nach dem Frühstück begaben sie sich in den ersten Stock zum Protokollminister. Kamen sie an einem Bediensteten vorbei, verbeugte der sich, was Dominic nicht weiter beachtete, bis er einen Blick auf Ginnys verwirrte Miene warf.

„Ich mag dieses Getue nicht“, erklärte er. „Trotzdem ist der Respekt der Untertanen wichtig. Und sie müssen darauf vertrauen, dass man ein guter Herrscher ist. Wenn sie sich verbeugen, zeigt das, dass sie einem vertrauen.“

Als sie zustimmend nickte, war er erleichtert. Denn es war notwendig, dass sie ihm während der Zeit ihrer Ehe ebenfalls Respekt entgegenbrachte.

Schließlich erreichten sie den ersten Stock, und Ginny sah sich erstaunt um. „Du meine Güte. Wie groß der Palast ist!“

So etwas hatte sie noch nie gesehen. Alles war größer, besser, prächtiger als das, was sie kannte. Wieder wurde ihr bewusst, dass sie eine Bürgerliche war, die in eine so mächtige, reiche Familie nicht einheiraten sollte.

Gestern hätte sie nicht zugeben dürfen, dass sie gerne eine Familie wie seine hätte. Denn sie hatte gemerkt, dass sie ihn damit neugierig gemacht hatte. Heute Morgen hatte sie versucht, es herunterzuspielen, indem sie sich distanziert gab. Aber sie wusste, dass sie darüber reden würden und dass er ein Recht hatte, ihr Fragen zu stellen. Aber wie sollte sie einem Menschen wie ihm erklären, dass sie mit einem verlogenen, betrügerischen Alkoholiker groß geworden war?

Der Protokollminister stellte sich als kleine ältere Frau heraus, deren grüne Augen aufleuchteten, als Ginny und Dominic den Raum betraten.

Sofort erhob sie sich von ihrem Platz. „Prinz Dominic.“ Sie kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und umarmte ihn. „Wie ich hörte, darf man gratulieren. Sie bekommen ein Kind.“ Es war das erste Mal, dass sich jemand glücklich über ihre Schwangerschaft zeigte oder von dem Baby nicht als zukünftiger Herrscher sprach. Ginnys Herz erfüllte sich mit Wärme, und sie vergaß ihren Dad, ihre schreckliche Vergangenheit und dass sie Dominic eines Tages davon erzählen musste.

Die Frau wandte sich nun an sie. Ihr Lächeln wirkte freundlich, erreichte jedoch nicht ihre Augen. „Herzlichen Glückwunsch zur bevorstehenden Hochzeit. Und willkommen in unserem Haus.“

Ginny unterdrückte den Impuls zu knicksen und verscheuchte das unbestimmte Gefühl, dass die Frau sie vielleicht nicht für standesgemäß hielt. „Danke“, sagte sie. „Aber ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich heirate.“

Dominic stellte die beiden einander vor. „Virginia, das ist Sally Peterson.“

„Sie können mich Sally nennen.“ Die ältere Frau deutete auf die Stühle vor ihrem Schreibtisch.

„Da Virginia noch uneins mit sich ist, könnten Sie ihr vielleicht besser erklären, warum es eine gute Idee ist zu heiraten.“

„Okay.“ Sally legte die verschränkten Hände auf den Tisch und dachte kurz nach, dann sagte sie: „Da Ihr Kind eines Tages unser Herrscher sein wird, gibt es vier Möglichkeiten. Erstens, Sie heiraten Dom.“ Sie lächelte Dominic an. „Zweitens, Sie heiraten Dom nicht, leben aber mit Ihrem Kind im Palast und helfen, es großzuziehen. Drittens, Sie heiraten Dom nicht, gehen zurück in die USA, begleitet von Bodyguards und Bediensteten, bis das Kind zwölf ist und ins Internat kommt. Und viertens, Sie geben all Ihre Rechte auf.“ Ihre Stimme wurde weicher. „Sicher wollen Sie Letzteres nicht. Dom nicht zu heiraten, aber im Palast zu leben und bei der Erziehung Ihres Kindes zu helfen, wäre sinnvoll, würde Dom aber allem möglichen Klatsch aussetzen. Man könnte glauben, er wäre als Herrscher unfähig, wenn er es nicht einmal schafft, die Frau, die sein Kind trägt, zur Ehe zu überreden.“

Ginny wurde kalt bei dem Gedanken, welche Konsequenzen Dom ertragen müsste. Dem wollte sie ihn nicht aussetzen. „Und was wäre, wenn wir heiraten?“

„Sie müssten sich mindestens zweimal zusammen in der Öffentlichkeit zeigen, bevor die Hochzeit verkündet wird, die ja schnell erfolgen sollte. Gleichzeitig wird das Volk über die Schwangerschaft informiert, damit es keine Gerüchte gibt, die einen Schatten auf Ihren Hochzeitstag werfen könnten.“

Genau das hatte Dom auch gesagt. Er fing ihren Blick auf und lächelte sie an.

„Wenn Sie Dom heiraten, würden Sie sich außerdem sozusagen in einer etwas machtvolleren Position befinden. Ihre Stellung würde es Ihnen erlauben, sich für gute Zwecke einzusetzen. Sie könnten wichtige Gäste einladen, um für unser Königreich zu werben, oder rund um die Welt Schulen aufbauen.“

„Oh.“ Ginny war begeistert. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Auf diese Weise könnte sie Einfluss nehmen. „Das wäre toll.“

„Außerdem ist eine königliche Hochzeit etwas ganz Fantastisches.“ Sally kicherte. „Ihr Kleid würde von einem Designer Ihrer Wahl angefertigt. Und Geld ist kein Thema. Würdenträger und königliche Hoheiten aus der ganzen Welt wären zu Gast bei Ihrer Hochzeit.“ Sie machte eine kurze Pause. „Und Sie würden den Präsidenten kennenlernen.“

„Der Präsident der Vereinigten Staaten wird eingeladen?“

„Und er würde kommen.“ Sally lächelte. „Unsere Königsfamilie ist einflussreich. Wir kontrollieren nicht nur die Schifffahrtswege, wir haben auch Öl, was uns einen Sitz in der OPEC garantiert.“

Ginny schluckte. Es war schon schwer genug für sie gewesen, sich darauf einzustellen, dass Dominic ein Prinz war. Und jetzt erfuhr sie obendrein, dass sein kleines, scheinbar unbedeutendes Land sehr mächtig war.

Oh Mann!

Dominic verschränkte seinen kleinen Finger mit ihrem. Augenblicklich schlug Ginnys Herz schneller. In der Limousine auf dem Weg zu dem Club in Los Angeles hatte er das Gleiche getan. Eine kleine, freundliche Geste, die doch so viel bewirkte. Natürlich war ihm bewusst, dass all diese Informationen sie überwältigt haben mussten. Seine Geste zeigte ihr, dass er für sie da war.

„Wie schon gesagt, haben Sie mehrere Möglichkeiten“, fuhr Sally fort. „Und wie ich verstanden habe, wollen Dominic und Sie sich zwei Jahre nach der Geburt des Kindes scheiden lassen.“

„Ja“, entgegnete Dominic ruhig.

Ginny versteifte sich. Die kleine nette Geste verlor plötzlich an Bedeutung. Es war nicht nötig, dass sie einander nahe waren. Sie mussten nur freundlich miteinander umgehen.

Sie entzog ihm die Hand.

„Könnte ich nach der Scheidung in die Vereinigten Staaten zurückkehren?“

Sally lachte. „Falls Sie nach den zwei Jahren, in denen Sie Einfluss auf das Schulwesen hatten und in der ganzen Welt als Persönlichkeit bekannt waren, immer noch zurückwollen, dann ja.“

Ginny lächelte. Irgendetwas an Sallys Art, nur das Gute an ihrer Rolle zu betonen, sagte ihr, dass es einen Haken geben musste, der sicher etwas mit ihrem Kind zu tun hatte. „Aber das Baby könnte ich mitnehmen, oder?“

Sally stand auf, ging um den Schreibtisch herum und lehnte sich vorne dagegen. Ihre Stimme klang sanft, freundlich. „Ja. Wie ich schon sagte, ist das eine Möglichkeit. Aber es wären erhöhte Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Wir müssten auch Privatlehrer engagieren, außer Sie finden eine Privatschule, die unseren Anforderungen genügt. Und bei jedem offiziellen Anlass und in den Ferien würde das Kind nach Hause kommen müssen.“ Sie veränderte ihre Position. „Idealerweise sollte unser zukünftiger Herrscher hier erzogen werden. Im Palast. Das vereinfacht die Dinge.“

Ginny nickte, sagte aber nichts.

Dominic sah sie an. „Unser Kind muss sich an das Leben als Mitglied der königlichen Familie gewöhnen. Ihm muss bewusst werden, dass alle Monarchen und Herrscher auch nur Menschen sind. Und dass es Menschen sind, die ein Land ausmachen.“

Gefangen von seinem dunklen Blick wurde ihr wieder bewusst, warum sie sich an dem Abend damals in ihn verliebt hatte. Weil er immer das Richtige zu sagen wusste.

Selbst wenn er die Wahrheit dabei verdrehte.

Gestern war er klug genug gewesen, sie glauben zu lassen, dass es möglich für sie wäre, nach Hause zurückzukehren. Doch die Realität zeigte, dass es sehr schwierig für ihr Kind werden würde.

Und Dominic zählte darauf, dass ihre Liebe zu ihrem Kind ihr klarmachen würde, dass es eine schlechte Entscheidung wäre, mit dem Baby nach Amerika zurückzukehren.

Sie stand auf. „Ich bin ein bisschen müde und sollte jetzt besser wieder in mein Zimmer gehen.“

Auch er sprang auf. „Natürlich.“

Ihr Blick ging zu Sally. „Ich brauche ein wenig Hilfe wegen der Etikette. Auch wenn ich mich entscheide, Dominic nicht zu heiraten, bin ich doch eine ganze Woche hier und will ihn nicht in Verlegenheit bringen.“

Sally griff nach ihrem Kalender. „Ich mache ein paar Termine für Sie aus.“

„Sagen Sie mir einfach, wann ich wo sein soll.“

Dominic lachte. „Die Lehrer werden zu unserem Apartment kommen. Du bist nicht nur Gast des Prinzen, du bist auch schwanger, also werden wir auf dich aufpassen.“

Ginny ignorierte sein Lächeln und dass er wegen ihrer Schwangerschaft besorgt war. Auch ihr Vater war immer sehr charmant gewesen, wenn er seinen Willen durchsetzen wollte. Sie straffte die Schultern. „Ich bin froh, dass der Unterricht in unserem Apartment stattfindet.“

Mit hocherhobenem Kopf verließ sie Sallys Büro, obwohl sich ihr der Magen umdrehte.

Dass sie überhaupt darüber nachdachte, einen Mann zu heiraten, der genauso manipulativ wie ihr Vater war, konnte sie jetzt nicht mehr verstehen.

3. KAPITEL

Dominic musste laufen, um sie einzuholen. „Was sollte das?“

„Was denn?“

„Dass du plötzlich gehen musst, als hätte Sally etwas falsch gemacht.“

„Es lag nicht an Sally.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Du hast mich glauben lassen, ich könnte wieder nach Hause.“

„Es ist deine Entscheidung.“

„Ja, sicher, wenn ich das Leben unseres Kindes zu einer einzigen Abfolge von Flügen zwischen Texas und Xaviera machen will.“

Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern hastete zum Lift, drückte den Knopf und war schon eingetreten, ehe Dom überhaupt begriff, was sie gesagt hatte. Er war bei ihr im Lift, kurz bevor die Türen wieder schlossen.

„Es tut mir leid, wenn du dich durch die Wahrheit gekränkt fühlst.“

Sie bohrte den Finger in seine Brust. „Die Wahrheit? Du hast mir nur die halbe Wahrheit gesagt, sodass ich mir falsche Hoffnungen gemacht habe, wieder nach Hause zu können, obwohl es unmöglich ist.“

Er fasste nach ihrem Finger. „Was sollte ich denn deiner Meinung nach sagen? Dass du nie wieder zurückkannst?“

„Ja. Ich bin drei Jahre lang mit zweitausend Kindern fertiggeworden. Dann werde ich damit wohl auch umgehen können.“

Die Lifttür ging auf. Ginny drehte sich um und hastete über den Marmorboden zu der Flügeltür, die in sein Apartment führte.

Dom lief hinter ihr her, holte sie aber erst im Wohnzimmer ein. Er umfasste ihren Arm und zwang sie, ihn anzusehen. „Wir haben gestern nicht viel miteinander gesprochen. Ich habe dir kurz deine Möglichkeiten aufgezeigt, weil ich den Eindruck hatte, dass du nichts anderes hören wolltest. Sally hat dir eben weitere Erklärungen dazu geliefert. Hättest du gestern schon mehr wissen wollen, hättest du bleiben müssen. Ich war bereit, mit dir zu reden, aber du hast es vorgezogen zu gehen.“

Ihr Blick zeigte ihm, dass er recht hatte.

Sie senkte den Kopf. „Tut mir leid.“

„Ist schon okay.“

„Nein, ist es nicht.“ Sie sog die Luft ein. „Mein Dad war ein hoffnungsloser Alkoholiker, der mich ständig angelogen hat. Deshalb habe ich ein Problem damit, jemandem zu vertrauen.“

Erleichtert atmete Dom aus, froh darum, dass Ginny ihm nicht mehr böse war. „Wir haben alle ein Problem damit.“

Er bedeutete ihr, sich zu setzen, damit sie weiterreden konnten, doch sie wehrte ab.

„Mir geht’s gut, wirklich“, versicherte sie. „Ich bin nur müde.“

Als gelernter Diplomat wusste er sofort, dass sie nicht über dieses Thema reden wollte. Und war das ein Wunder? Wer wollte schon über einen Vater sprechen, der so viel getrunken hatte, dass er seine Tochter unglücklich gemacht hatte? Doch zumindest verstand er jetzt, warum sie gesagt hatte, sie hätte als Kind gerne eine Familie wie seine gehabt.

„Ich hätte dir wohl auch sagen sollen, dass all das in einer Vereinbarung festgelegt wird.“

„Eine Vereinbarung?“

„Ja. Die Rechtsabteilung wird ein Schriftstück aufsetzen, in dem alles festgehalten wird. Deine Zuständigkeiten und unsere. Was von dir als Mutter des zukünftigen Erben gefordert wird.“

„Du willst all das schriftlich festhalten?“

Er wirkte verblüfft. „Würdest du das nicht?“

Sie dachte darüber nach. „Eine schriftliche Vereinbarung macht die Dinge einfacher.“

„Es ist eines von wenigen Dokumenten, die geheim bleiben werden. Nur wir beide, der König und unsere Anwälte werden davon wissen. Wir können dir außerdem einen eigenen Anwalt zur Seite stellen, damit du sicher sein kannst, dass die Vereinbarung fair ist.“

Sie nickte.

„Wir haben nicht vor, dich zu hintergehen. Und wir werden die Vereinbarung erst am Tag unserer Hochzeit unterschreiben. Bis dahin hast du noch die Möglichkeit, deine Meinung zu ändern.“

Sie antwortete nicht, war aber offenbar etwas beruhigt, weil ihr dieses Dokument wohl entgegenkam. Trotzdem wirkte sie immer noch erschöpft.

„Warum legst du dich nicht hin?“, fragte Dom.

Ginny nickte, dann ging sie zu ihrer Suite und schloss die Tür hinter sich.

Als sie zum Lunch wieder erschien, zog er ihr lächelnd den Stuhl zurück.

Erleichtert darüber, dass es ihr wieder gut ging, meinte er: „Heute Nachmittag haben wir eine Verabredung zum Kaffee.“

„Dann solltest du mir besser jemanden wegen der Garderobe schicken. Ich habe alle Kleider durchgesehen, die du mir gestern hast bringen lassen, aber es ist nichts dabei, was ich in der Öffentlichkeit tragen könnte.“

„Was ist mit der weißen Hose und dem Pullover?“

„Ist das dein Ernst? Der blaue Pullover mit dem großen Anker vorne? Meine Mutter würde so etwas tragen.“

„Dann schicke ich dir sofort nach dem Lunch einen Ausstatter.“

„Schön.“ Sie sah auf ihr Essen, dann lehnte sie sich zurück, als sei sie entmutigt.

„Magst du Schinkensandwiches nicht?“

„Doch. Aber ich habe keinen Hunger.“

Er war frustriert. „Zum Frühstück hattest du nur eine Orange. Du musst etwas essen.“

„Ich habe doch gesagt, dass ich keinen Hunger habe.“

Er nahm an, dass jede Frau in dieser Situation den Appetit verlieren würde, auf der anderen Seite war es doch auch nicht die Hölle, mit ihm verheiratet zu sein. Sie könnte alles haben, was sie wollte, und es gab keinen Grund, das Essen zu verweigern.

„Okay. Von jetzt an wählst du das Essen aus.“

Als sie nickte, fühlte er sich ein bisschen besser, konnte aber nicht verstehen, dass eine Frau ihren Appetit verlor, nur weil sie einen Mann wie ihn heiraten sollte.

Wollte sie ihm damit zu verstehen geben, dass er sie krank machte?

Nachdem sie Jeans, T-Shirt und Sandalen angezogen hatte, verließen sie zwei Stunden später in seinem Mercedes den Palast. Ginny war erstaunt, dass er selbst fuhr.

„Brauchen wir keinen Bodyguard?“

„Sie halten sich diskret im Hintergrund. Es soll wie ein beiläufiges Date aussehen.“

„Aha.“

Ihre knappe Antwort setzte ihm zu. Er hatte geglaubt, sie hätten ihre Differenzen beigelegt, aber vielleicht wurde ihr erst jetzt richtig klar, was es hieß, einen Prinzen zu heiraten.

„Wenn wir im Café sind, solltest du schon mehr als nur ein Wort zu mir sagen.“

„Ja.“

Er biss die Zähne aufeinander. „Wir könnten die Fahrt nutzen, um miteinander zu plaudern, damit es so aussieht, als würden wir uns wie ganz normale Menschen unterhalten, wenn wir aus dem Auto steigen.“

„Ich weiß genau, wie es ist, ein normaler Mensch zu sein.“

Er warf einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass nicht nur der Mercedes mit seinen Bodyguards ihnen folgte, sondern auch der übliche Pulk von Paparazzi. Zufrieden fuhr er weiter zu dem Café, das am Meer lag.

Xavieras heiße Sonne brannte auf ihn nieder, als er ausstieg und zur Beifahrerseite ging, um die Tür für Ginny zu öffnen. Er nahm ihre Hand und half ihr beim Aussteigen, begleitet vom Surren der Kameras.

Als sie vor ihm stand, fing sie seinen Blick auf und lächelte. Sein Herz, das vor Angst vor diesem ersten Schritt ihrer Scharade schneller geschlagen hatte, beruhigte sich wieder.

Er hatte nicht vergessen, wie schön sie war, doch die helle Sonne schien ihre langen blonden Haare und die gebräunte Haut noch vorteilhafter zu unterstreichen. Sie mochte nicht von königlichem Geblüt sein oder an die Öffentlichkeit gewöhnt wie eine Schauspielerin oder ein Model. Aber trotzdem war sie mindestens genauso schön, weil alles an ihr echt war.

Wieder surrten die Kameras.

„Was sollen wir machen?“, flüsterte sie. „Winken?“

„Wir ignorieren sie.“

Sie sah zu ihm hinüber. „Wirklich?“

Er lachte, nahm ihre Hand und führte Ginny zur Tür des Cafés. „Ja. Wir wissen, dass sie immer da sind, und tolerieren sie. Aber wir müssen sie nicht beachten, weil wir sie nicht brauchen, so wie Schauspieler, die die Öffentlichkeit suchen.“

„Verstehe.“

Er hielt ihr die Tür auf, und die Presseleute wollten hinter ihnen her, doch seine Bodyguards schlossen die Tür, ehe sie eintreten konnten. Wenig später kamen sie trotzdem herein, als Marco, der Besitzer des Cafés, seine Gäste gerade begrüßte.

„Prinz Dominic.“ Er verbeugte sich. „Welche Ehre.“

„Das Übliche bitte, Marco. Und …“ Er sah zu Ginny. „Was möchtest du, Ginny?“

Kaum hatte er ihren Namen erwähnt, riefen die Reporter: „Ginny! Ginny! Hierhersehen, Ginny!“

Sie nahm die Sonnenbrille ab und ignorierte die Presse, so wie Dom gesagt hatte. „Vielleicht ein Wasser? Es ist heiß.“

Die Reporter lachten. „Wussten Sie nicht, dass es heiß hier ist?“

„Wo kommen Sie her?“

„Wie alt sind Sie?“

„Wie haben Sie sich kennengelernt?“

Dominic achtete nicht auf sie. „Nur Wasser? Vielleicht ein Cookie?“

„Ich habe köstliche Cookies“, warf Marco ein.

Ginny lachte. „Sehr gerne.“

„Sie klingen nach einer Amerikanerin.“

Dom sah, wie Ginny zögerte. Es war schwer für sie, die Fragen der Presse zu ignorieren. Sie waren umringt von Fotografen und Reportern, obwohl die Bodyguards versuchten, sie abzuschirmen. Marco kam wenig später mit Doms Kaffee, einer Flasche Wasser und einem auf einer Serviette liegenden Cookie.

Dom nahm alles und meinte: „Lass uns nach draußen auf die Terrasse gehen.“ Doch als er sich umdrehte, merkte er, dass sie schwankte und langsam in sich zusammensackte.

Schnell stellte er die Sachen ab und fing sie gerade noch rechtzeitig auf, ehe sie am Boden aufschlagen konnte.

Kameras surrten, und ein Keuchen ging durch die Menge. Dominics Bodyguards eilten herbei, um ihm zu helfen, während Marco mit einem Besen hinter der Theke auftauchte.

Er schwang den Besen. „Raus hier, ihr Schlangenbrut“, herrschte er die Paparazzi an und warf einen Blick hinter die Theke. „Ich verscheuche sie, Antonella. Und du schließt danach die Tür zu.“

Dom, der am Boden kniete und Ginny hielt, warf Marco einen dankbaren Blick zu, als er und seine Bodyguards die Pressemeute hinauswarfen und Antonella die Tür abschloss.

Langsam hob Ginny die Lider. „Es ist so heiß.“

Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Wie zerbrechlich sie war, und wie schön. Er dachte an die Nacht in Los Angeles, als er mit ihr getanzt und in ihrer Wohnung mit ihr geschlafen hatte. Von Gefühlen überwältigt, erinnerte er sich daran, wie berauschend es für ihn gewesen war, er selbst sein zu dürfen. Und das hatte er allein ihr zu verdanken.

„Deine Jeans sind bei der Hitze auch viel zu warm.“

„Ich wollte einfach normal aussehen.“

Ihre Haut war feucht, ihr Blick benommen. Angst erfasste ihn. „Wir müssen dich ins Krankenhaus bringen.“

„Du willst eine schwangere Frau ins Krankenhaus bringen, wegen eines Schwächeanfalls? Dann hast du wohl noch nie mit Schwangeren zu tun gehabt.“ Sie atmete durch und wirkte plötzlich wieder stärker.

Er nickte Marco zu, der ihm die Wasserflasche reichte. Ginny trank ein paar Schlucke.

Dankbar seufzte Dominic auf. Ihm war beinah das Herz stehen geblieben, als er sie fallen gesehen hatte. „Ich habe dir doch gesagt, dass du zum Lunch etwas essen solltest.“

Sie lächelte. „War nicht hungrig.“

Antonella brachte ihr einen Cookie, und Ginny setzte sich auf.

„Sollen wir dir einen Stuhl bringen?“

Sie lächelte. „Hier unten fühle ich mich sicherer. Keine Kameras, und durchs Fenster kann mich auch niemand sehen.“

Sie aß ein paar Bissen, trank die ganze Flasche Wasser aus und hielt ihm dann die Hand hin. „Wir können jetzt gehen?“

„Aber draußen lauert immer noch die Presse. Und sie werden dich jetzt löchern, nachdem sie mitbekommen haben, was passiert ist. Willst du das auf dich nehmen?“

„Mir geht’s wieder gut.“

„Na schön. Aber sobald wir zu Hause sind, sol...

Autor

Susan Meier
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