Julia Sommerliebe Band 30

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Bella Frances
Verführ mich im Inselparadies!

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  • Erscheinungstag 07.06.2019
  • Bandnummer 30
  • ISBN / Artikelnummer 9783733713119
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Bella Frances, Jessica Gilmore, Natalie Anderson

JULIA SOMMERLIEBE BAND 30

1. KAPITEL

„Himmlische Dinge werden geschehen! Eine himmlische Zeit steht bevor!“

So stand es jedenfalls in eleganten kursiven Buchstaben groß auf dem Titelblatt der Pressemappe für das Heavenly Magazin – die himmlische Zeitschrift.

Da bin ich mir sicher, dachte Coral Dahl, als sie sich in den cremefarbenen Sitz des Privatjets des Romano Verlagshauses zurücklehnte und die Pressemappe öffnete. Und ich hoffe, dass sie mir passieren …

Der Werbeslogan fasste Corals Gefühle bei dieser Reise genau zusammen, doch für die restliche Gruppe der Kreativdirektoren, Stylisten, Friseure und die übrige Belegschaft war dies einfach nur ein ganz normaler Arbeitstag. Für sie war ein Leitartikel über die Mode von Prominenten nichts Besonderes. Doch für Coral, als unerfahrene Fotografin, bedeutete dieser Auftrag den bisher größten Schritt ihrer beruflichen Laufbahn.

In einer knappen Stunde würden sie auf Hydros landen, der berühmten Privatinsel der Di Visconti-Familie. Die kommenden zwei Tage würden sie damit verbringen, die Verlobte des Erben Salvatore Di Visconti zu fotografieren, bevor die höchst geheime, höchst exklusive Hochzeit der beiden stattfand.

Doch zunächst hatten alle Teammitglieder Vertraulichkeitsvereinbarungen unterschreiben müssen. In dreifacher Ausfertigung.

„Leute, hört zu!“, rief jetzt die Redaktionschefin Mariella. Sie ging durch die Kabine und wirkte ausgesprochen nervös. „Ich habe gehört, dass Salvatores Bruder Raffaele höchstpersönlich dabei sein und alles überwachen wird. Ja, ich höre, wie ihr nach Luft schnappt, aber ich will nicht, dass jemand in Panik ausbricht oder zu sehr mit den Wimpern klimpert – ich werde mich um alles kümmern. Wir sind Profis, und wir alle wissen, was wir zu tun haben. Na ja, jedenfalls fast alle“, ergänzte sie und sah Coral an. „Es sollte also keine Probleme geben. Überlasst ihn mir. Wir kennen uns schon eine ganze Weile, und falls ihm irgendetwas nicht passt, regle ich das.“

Coral sah sich um. Plötzlich holten alle die Handtaschen heraus und begannen, ihr Make-up aufzufrischen. „Was ist los?“, fragte sie die junge Frau neben sich.

„Raffaele Rossini – der Chef von Romano. Signor supersexy!“ Sie lachte und verteilte üppig Gloss auf ihren Lippen. „Keine von uns hat eine Chance, aber das hält uns nicht von einem Versuch ab.“

Coral hob die Brauen. Sie würde mit niemandem irgendetwas versuchen. Bei dieser Reise ging es für sie ausschließlich um die Arbeit. Sie hatte erst vor zwei Stunden die Jobbeschreibung bekommen, und bis dahin hatte sie nur wenig über die Di Viscontis gehört. Doch jetzt wusste sie jede Menge über den verstorbenen Giancarlo, der die milliardenschwere Argento-Kreuzfahrtlinie gegründet hatte, über seinen Sohn Salvatore – und natürlich über den mysteriösen Raffaele Rossini, den Chef des Romano Verlagshauses, das auch Heavenly herausgab.

„Es ist wirklich unglaublich, dass wir Raffaele persönlich treffen. Normalerweise bekommt ihn keiner zu Gesicht, er ist wie ein Gott – hoch oben in den Wolken.“

Coral blätterte in ihrer Pressemappe und sah Bilder aus den Fünfzigerjahren vom ersten Kreuzfahrtschiff der Argento-Linie bis hin zu aktuellen Fotos von ihren zwölf beeindruckenden Schiffen. Argento war die luxuriöseste Kreuzfahrtlinie der Welt.

Interessiert suchte Coral nach Informationen über Raffaele, aber sie fand nur, dass er ein Architektenhaus in der Nähe der elterlichen Villa auf Hydros besaß und in den vergangenen Jahren mehrere Zeitschriften auf den Markt gebracht hatte. Oh, und dass der Wert seines Imperiums Milliarden betrug.

„In der ganzen Pressemappe steht kaum etwas über Raffaele“, stellte sie fest und runzelte die Stirn.

„Ja, so will er es“, antwortete Mariella und tupfte sich etwas Rouge auf die Wangen. „Glaub mir, es passiert nicht jeden Tag, dass er sich persönlich einschaltet. In den nächsten Tagen will ich von allen nur Höchstleistungen sehen. Wir schießen die Fotos im Freien – auf der Loggia. Ja? Verstanden? Wir brauchen keine ausgefallenen Ideen, Liebes. Versuch ganz ruhig zu bleiben, keine Panik. Rede nur, wenn man dich anspricht. Überlass alles den Profis.“

Corals Herz sank. Im Freien? Auf der Loggia? Das bedeutete, ihr kreativer Spielraum war sehr begrenzt. Und das nach all der Mühe, die sie in die Ausschreibung für diesen Auftrag gesteckt hatte. Ihre Fotomappe war makellos, sehr künstlerisch.

Sie konnte sich genau vorstellen, wie ihre Mutter entsetzt nach Luft schnappte, wenn sie davon hörte. Dazu hatte ihre talentierte Tochter die Kunsthochschule besucht? Ein paar Bildchen von einer Milliardärsbraut zu knipsen, war der Höhepunkt ihrer Karriere?

Na ja, es war ein Anfang. Von diesem Anfang hatten ihre Mutter und sie jahrelang geträumt. Schließlich fand der Termin auf Hydros statt. Und ihre Fotos würden im Heavenly Magazin veröffentlicht werden. Alles in allem kein schlechter Anfang für ihren ersten Monat als Fotografin.

Trotz der kühlen Luft der Klimaanlage wurde Coral bei dem Gedanken an ihre Mutter Lynda warm ums Herz. Lyndas stolze Miene bei der Abschlussfeier war alle Mühe wert gewesen. Auch wenn es sich bei diesem Job nicht um hohe Kunst handelte, wusste Coral, wie viel ihr Erfolg der Mutter bedeutete.

Während draußen vor dem Fenster die Adria ruhig und blau wie ein Juwel glänzte, wurde im Flugzeug das restliche Team immer aufgeregter. Die Flügel des Flugzeugs glitzerten im Sonnenschein. Dies war der Start eines wunderbaren Kapitels in ihrem Leben. Sie konnte es fühlen. Endlich wendete sich alles zum Guten.

Nach einer sanften Landung traten sie hinaus in den atemberaubenden Sonnenschein des adriatischen Frühlings. Coral entfernte sich vom Rest des Teams und versuchte, ihre Mutter anzurufen. Zwar hatte sie die Verschwiegenheitsklausel unterschrieben, aber ihre Mutter neigte dazu, sich Sorgen zu machen. Und wenn sie besorgt war, bekam sie Angst. Und wenn sie Angst hatte …

Diesen Gedanken durfte sie auf gar keinen Fall zulassen!

Aus dem Augenwinkel sah Coral, wie die anderen auf einige Autos zugingen.

Sie sendete eine Textnachricht.

Gelandet auf einer geheimen griechischen Insel! Auf dem Weg zum Treffen mit meinem Kunden. Wünschte, ich könnte dir mehr erzählen, aber bin zur Geheimhaltung verpflichtet! Gruß und Kuss

Das sollte reichen, dachte Coral. Sie steckte das Handy zurück in die Handtasche und lief zu den anderen, die aufgeregt miteinander tuschelten. Als Coral sie erreicht hatte, sah sie auch, warum.

Eine ganze Autoflotte stand bereit. Die Fahrertüren der Geländewagen waren geöffnet, und neben jeder Tür stand ein Mann in schwarzen Hosen und weißem Hemd.

Und dann stieg ein Mann aus einem der Wagen.

„Oh mein Gott“, hörte Coral jemanden flüstern. „Hier kommt die wandelnde Sexbombe.“

Coral reckte sich, um besser sehen zu können. War Raffaele Rossini wirklich so etwas Besonderes? Mit ihren geschulten Augen musterte sie ihn, um sich ihr eigenes Urteil zu bilden.

Groß und durchtrainiert – gut, aber das waren viele. Seine Proportionen – perfekt von Kopf bis Fuß, breite Schultern, ­schmale Hüften, lange Beine. Gutaussehend? Ja. Atemberaubend!

Sein Haar war braun und kürzer, als sie es bei einem Italiener erwartet hätte. Ein kurzer Bart, der Wangen, Lippen und Kinn betonte. Bärte waren nicht ihr Ding. Normalerweise.

Er kam auf sie zu, und im selben Augenblick fühlte sie es. Wow. Dieser Mann besaß eine unglaubliche magnetische Anziehungskraft.

Aber er war ihr Boss. Absolut tabu.

Langsam kam er näher. Die verspiegelten Gläser der Sonnenbrille verdeckten seine Augen. Sein Mund verriet nichts. Aber sein langsames Nicken, als er sie der Reihe nach musterte, kam Coral wie eine Liebkosung vor. Und seine Stimme, als er schließlich sprach, wie eine Umarmung. Alle Frauen seufzten und traten etwas näher zu ihm.

„Willkommen auf der Insel Hydros. Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug. Meine Männer werden Sie zu Ihren Unterkünften bringen und dafür sorgen, dass es Ihnen an nichts fehlt. Sie haben Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet. Sie wissen also, dass keine Fotos oder sonstige Aufzeichnungen erlaubt sind, keine Veröffentlichungen in sozialen Medien.“

Alle nickten gehorsam. Er wandte sich an Mariella. „Und dein Schützling, Mariella, wo ist sie?“

Als wäre sie plötzlich mit einer ansteckenden Krankheit infiziert, entfernten sich alle von Coral. Ein Windstoß fuhr in ihr Haar. Sie hob die Hand, um es aus dem Gesicht zu schieben, im selben Augenblick spürte sie, wie er seinen Blick auf sie richtete.

„Das ist Coral Dahl, Raffa.“

Coral lächelte und wartete darauf, dass er sie begrüßte, aber das tat er nicht. Sein Blick streifte sie, dann nickte er leicht. „Sie haben den Auftrag bekommen, die Fotos von Kyla zu machen.“

Das klang nicht wie eine Frage, aber sie merkte, dass sie nickte. „Ja, das stimmt. Ich freue mich sehr, dass ich Sie kennenlernen darf und eine Chance bekommen habe, für die Zeitschrift zu arbeiten.“

Raffaele starrte sie an, dann kam er langsam auf sie zu. „Lassen Sie uns während der Fahrt darüber reden. Geben Sie mir Ihre Tasche.“

Sie sah etwas irritiert auf ihre große Ledertasche, die gleich­zeitig als Handtasche, Aktenkoffer und Reisetasche diente. „Nein, nein, ich komme schon zurecht.“

Er wartete, als hätte sie ihn nicht verstanden, und dann begriff Coral. Offenbar geschah, was auch immer Raffaele sagte. Keine Fragen, kein Widerspruch, keine Diskussion. Sie reichte ihm die Tasche. Auch gut.

„Dort.“ Damit deutete er auf den zweiten Wagen in der Reihe – flach und elegant, ein krasser Gegensatz zu den Geländewagen. Er öffnete ihr die Beifahrertür, und sie glitt auf den niedrigen Sitz.

Der Geruch nach Leder stieg ihr in die Nase, dann der Duft von teurem Rasierwasser, als Raffaele Rossini sich neben sie setzte. Er schloss hinter sich die Tür und sperrte den hellen Frühlingstag aus. Als sie an den anderen vorbeifuhren, sah sie nicht zur Seite, aber sie konnte deren Blicke spüren. Coral lehnte sich zurück und griff nach dem Sicherheitsgurt.

„So, Coral, erzählen Sie mir ein bisschen über sich selbst.“

„Nun, ich bin vierundzwanzig. Ich lebe in London, in einer kleinen Wohnung in Islington. Zurzeit arbeite ich in einem Café in der Nachbarschaft. Aber mein ganzes Leben lang wollte ich Modefotografin werden. Darum ist mit diesem Auftrag ein langersehnter Traum wahrgeworden.“

„Ich verstehe. Und Sie haben Kunst studiert?“

Für einen Moment hielt sie die Luft an, als er den Wagen rasant durch die Haarnadelkurven am Kliff entlangsteuerte. „Ja, meine Mutter ist Künstlerin, und ich bin quasi in Kunstgalerien großgeworden. Wann immer es möglich war, hat sie mich auf ihren Reisen mitgenommen. Wenn sie nicht …“

„Nicht?“

„Was ich sagen wollte, ist, ich habe mich für die Fotografie entschieden, weil meine Mutter so hart für uns gearbeitet hat. Ich wollte einen kreativen Beruf, aber einen, in dem ich auch Geld verdiene, und …“

„Scharen von Fotografen drängen sich auf dem Arbeitsmarkt. Warum glauben Sie, dass Sie Erfolg haben werden?“

„Weil ich gut bin“, erwiderte sie selbstsicher. Coral wollte nicht angeben. Aber sie wusste, dass sie gut war.

Angespannt wartete sie darauf, dass er etwas erwiderte, aber Raffaele fuhr schweigend weiter. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, wie sich die Muskeln in seinem langen Oberschenkel anspannten, wenn er Gas gab.

„Sie haben einen Master in Fotografie gemacht. Und Mariella hält Ihre Arbeit für herausragend.“

„Danke“, antwortete Coral. Ihre Stimmung hellte sich auf. Endlich ein Kompliment.

„Aber für mich ist das Projekt zu wichtig, als dass ich ein Risiko mit einem Anfänger eingehen will.“

Das war also das Problem. Oh je. Der Auftrag fiel ihr also doch nicht so einfach in den Schoß.

„Beginnen wir mit dem kreativen Aspekt. Was haben Sie sich vorgestellt?“

So viel also zu den Fotos auf der Loggia. Aber sie würde nicht diejenige sein, die ihm sagte, dass Mariella schon alles entschieden hatte. Ihr Herz raste. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Coral wandte sich der Aussicht zu und betrachtete die kleinen Vulkaninseln, die in der Ferne im blauen Meer verstreut lagen.

„I…ich denke darüber nach, seit wir losgeflogen sind. Ich hatte gehofft, dass das Licht so gut, die Farben so stark sein würden – darum dachte ich an eine moderne Interpretation der klassischen griechischen Göttin“, platzte sie heraus, bevor sie auch nur wusste, was sie da sagte. Aber sie musste ihm etwas Fantastisches bieten, ansonsten würde er sie direkt wieder nach Hause schicken.

„Wenn ich an Athena und an all die anderen mythischen Göttinnen denke, sehe ich Frauen aus den Siebzigern vor mir“, fuhr sie fort. „Frei, aber unglaublich feminin. Ich würde gern die Klarheit der Landschaft und des Lichts nutzen und weiche Silhouetten gegenüberstellen.“

„Ich verstehe.“ Er runzelte die Stirn, als er um eine weitere Kurve bog.

Vor Coral lag ein modernes Haus mit riesigen Fenstern, das wirkte, als würde es sich an das Kliff schmiegen. Raffaele hielt vor einem großen, steinernen Eingang, neben dem zwei riesige schwarze Hunde in der Sonne schliefen.

Coral sah ihm zu, wie er aus dem Wagen stieg. Seine Augen waren noch immer hinter der Sonnenbrille verborgen, sein Mund ausdruckslos. Aber wenigstens sagte er ihr nicht, sie sollte wieder nach Hause fahren.

„Avanti.“ Er schwang sich ihre Tasche über die Schulter und führte sie zu der breiten Treppe.

Die Hunde beobachteten sie genau, rührten sich aber nicht. Das Innere des Hauses war lichtdurchströmt und spiegelte unaufdringlichen Reichtum wider, angefangen beim glitzernden Kristall eines Kerzenleuchters bis hin zu den aquamarinblauen Tiefen eines im Fels liegenden Pools. Offenbar war das Haus um das natürliche Becken herumgebaut worden.

„Wow“, entfuhr es Coral. Fast ehrfürchtig betrachtete sie das schimmernde Wasser.

„Aphrodites Pool“, erklärte Raffaele. „Man sagt, dass sie Adonis darin gebadet hat, als er ein Baby war.“

Coral ging näher zum Becken. Das Wasser plätscherte fröhlich, aber unter der Oberfläche öffneten sich dunkle Tiefen im Fels. Ihr war, als würde sie fallen, und sie trat einen Schritt zurück.

„Aphrodite war so bezaubert von Adonis’ Schönheit, dass sie es nicht ertragen konnte, von ihm getrennt zu sein, aber sie musste ihn jedes Jahr sechs Monate lang mit Persephone teilen, der Göttin des Todes.“

„Kinder sind doch keine Pakete, die man herumreicht“, antwortete Coral entrüstet.

„Allerdings nicht, aber keiner wollte sich mit Zeus anlegen.“

„Ich hätte es versucht.“

„Ja, das kann ich mir vorstellen.“ Er nahm die Sonnenbrille ab und schaute sie an. Coral lächelte und ertappte sich dabei, dass sie wie hypnotisiert in seine Augen starrte. Eine dunkelblaue Linie zog sich um die eisblaue Iris, stellte sie fasziniert fest.

Eingehend betrachtete sie seine hohen Wangenknochen, die honigfarbene Haut. Den kurzen Bart, der seinen Mund umrahmte. Dieser Mund. Absolute Perfektion. Sie wollte ihn fotografieren, wollte ihn berühren, mit den Fingerspitzen sein Gesicht nachzeichnen …

„Sie hatten etwas davon gesagt, dass Sie von der griechischen Mythologie inspiriert worden wären?“

Raffaeles Worte holten sie aus ihrer Träumerei zurück. Allmählich begann er, ungeduldig zu klingen, aber bevor sie ihm antworten konnte, hörte sie Musik. Den albernen Klingelton, den sie auf ihrem Handy für die Anrufe ihrer Mutter eingestellt hatte. Dies waren die einzigen Anrufe, die sie immer annahm, ganz gleich, wo oder in wessen Gesellschaft sie war.

„Bitte entschuldigen Sie“, bat sie und suchte in ihrer Tasche nach dem Handy. „Mein Telefon klingelt.“

„Sie können gleich zurückrufen. Unser Gespräch dauert nicht mehr lange.“

Coral schloss ihre Finger um das Handy. Jetzt war vielleicht nicht die beste Zeit, sich mit ihm zu streiten. Ihre Mutter dachte sich hoffentlich, dass sie beschäftigt war und zurückrufen würde …

„Selbstverständlich“, erwiderte sie.

Als Coral sich nun zu ihm umwandte, sah sie, dass er auf ein verziertes Zweiersofa in der Lounge zeigte. Ihre Schuhe quietschten auf dem Marmor, als sie ein wenig eingeschüchtert hinüberging. Plötzlich war sie sich bewusst, wie informell sie in ihrem Lieblingskleid aus den Fünfzigerjahren wirken musste. Sie hatte gehofft, dass es in Modekreisen als Vintage durchgehen würde, aber in diesem Moment fühlte sie sich einfach nur schäbig.

Nicht jeder wird mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, dachte Coral trotzig. Während sie sich setzte, spürte sie, dass er sie beobachtete. Doch seine Miene blieb ausdruckslos. „Um ehrlich zu sein, Ihr Konzept klingt weder neu, noch innovativ.“

Er fixierte sie mit seinem blauen Blick. „Dieses griechische-Göttinnen-Ding ist abgedroschen. Und Kyla ist eine Australierin, die in den italienischen Adel einheiratet. Ich dachte, Sie mit Ihrer Jugend bringen eine frische Herangehensweise mit.“

„Ich bin sicher, das tue ich auch. Ich habe noch jede Menge anderer Ideen …“

„Dieser Artikel muss wesentlich glamouröser werden. Die Leser von Heavenly verdienen eine märchenhafte Liebesgeschichte.“

„Absolut. Ein Prinz heiratet sein Aschenputtel.“

Raffaele seufzte ungeduldig.

Sie schluckte. Komm schon, Coral! Sie hatte so viel Arbeit und Mühe in die Anfänge ihrer Karriere gesteckt, und jetzt ging alles furchtbar schief. Aber das würde sie nicht zulassen. „Erzählen Sie mir mehr von Ihren eigenen Vorstellungen. Ich bin sicher, ich kann Ihre Wünsche umsetzen.“

Jetzt fing ihr Telefon wieder an zu klingeln. Hilflos sah sie zu ihrer Tasche. Ihre Mutter war bestimmt schon dabei, in Panik zu geraten. Sie hatten sich zwei Tage lang nicht mehr gesehen und nicht miteinander gesprochen. Und jetzt saß sie hunderte von Kilometern entfernt auf einer Insel, und der wichtigste Auftrag ihrer Karriere stand auf dem Spiel.

„Entschuldigen Sie. Ich dachte, ich hätte den Ton ausgeschaltet. Würde es Sie stören, wenn ich das Gespräch kurz annehme?“

„Denken Sie nicht, dass Sie im Augenblick etwas zu beschäftigt dafür sind?“

Coral biss sich auf die Lippen und versuchte, den Gedanken an ihre Mutter zu verdrängen. „Signor Rossini, ich werde genau das umsetzen, was Sie sich vorstellen. Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, gebe ich nicht auf, bevor ich es geschafft habe.“

„Die Fotografen, mit denen ich normalerweise arbeite, sind legendär.“

Er gab ihr nicht einmal eine Chance. Es kam ihr vor, als hätte er sich längst entschieden – und das war schlicht und einfach unfair. „Jeder fängt irgendwo an! Ich habe aufgrund der Geheimhaltung erst vor zwei Stunden erfahren, worum es bei diesem Auftrag genau geht, falls Sie sich erinnern.“

„Das mag ja sein, aber ich hätte erwartet, dass Sie auf dem Flug fleißiger an Ihren Ideen gearbeitet hätten.“

„Und ich hätte nicht erwartet, auf diese Weise arbeiten zu müssen. Bei einem Auftrag sollte es eine Vorbesprechung geben, ein Gespräch mit dem Kunden, bei dem verschiedene Themen überlegt werden. Nicht zwei Stunden Vorlaufzeit und dann ein Interview, das sich eher wie ein Verhör anfühlt.“

„Wie ein Verhör?“

Sie schluckte und bereute ihre mutigen Worte. Aber sie konnte sie nicht mehr zurücknehmen.

„Wenn Ihnen dieses Gespräch wie ein Verhör vorkommt, sollten Sie sich besser einen neuen Job suchen. Hier geht es um das Geschäft – und es ist gleichzeitig auch ein persönlicher Termin für mich. Als Besitzer von Heavenly stelle ich lediglich sicher, dass ein absoluter Neuling mir auch die Qualität und die Diskretion liefert, die ich verlange. Ich sehe Sie heute zum ersten Mal. Ich habe keinerlei Garantien, was Ihre Arbeit betrifft. Keine Empfehlungen außer Mariellas – nur das, was Sie mir bisher gesagt haben. Und das war noch nicht sehr beeindruckend. Sie verstehen meine Bedenken?“

Sein Tonfall klang ruhig und beherrscht. Und nun das Telefon. Schon wieder.

„Wenn Sie lieber telefonieren möchten, bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.“

Jetzt machte er sich auch noch über sie lustig. Coral griff in die Tasche, sah ihn grimmig an und zog ihr Handy heraus.

„Ich nehme den Anruf an“, erwiderte sie und wandte leicht den Kopf ab. „Mama, es geht mir gut. Ja, alles ist in Ordnung. Ich kann jetzt nicht reden, ich bin gerade in einer Besprechung. Hydros – die Insel heißt Hydros. Nein, es gibt keinen Grund zur Panik. Bitte reg dich nicht auf. Ich rufe dich später an. Es dauert nicht mehr lange, das verspreche ich.“

Während sie das Telefon ausschaltete und zurück in die Tasche steckte, sah er sie eindringlich an, eine Braue gehoben. Corals Wangen brannten, aber das war nichts, verglichen mit dem Brennen in ihrer Brust.

„Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Aber das war meine Mutter. Ich musste ihr einfach sagen, wo ich bin. Sie macht sich immer solche Sorgen um mich, und sie ist nicht gesund. Ihre Nerven … Ich weiß, dieser Termin ist geheim, ich habe ja auch die Verschwiegenheitsklausel unterschrieben … aber ich bin bisher noch nie abgereist, ohne ihr vorher Bescheid zu sagen. Ihre Starfotografen würden sich wahrscheinlich nicht so verhalten, aber das kann ich nicht ändern.“

Er wirkte völlig ungerührt, und Corals Anspannung wuchs. „Wissen Sie, Sie sind nicht der Einzige, der sich um seine Familie sorgt“, fuhr sie fort, um die schreckliche Stille zu füllen. „Meine Familie ist mir genauso wichtig, wie die Ihre Ihnen. Gut, mein Kleid ist keine Haute-Couture, sondern stammt aus einem Second-Hand-Shop. Ja und? Die Frau am Telefon war meine Mutter. Und weil dieses Gespräch offensichtlich zu nichts führt, werde ich direkt zu ihr nach England zurückfliegen.“

Mit diesen Worten stand Coral auf.

„Setzen Sie sich“, erwiderte er entschieden.

Wütend blitzte sie ihn an, obwohl die Knie unter ihr nachzugeben drohten, und sank zurück auf das Sofa. Innerlich stählte sie sich für sein Urteil. Über seine Schulter hinweg sah sie aus dem großen Panoramafenster zu der majestätischen alten Villa Di Visconti, die etwas weiter in einem Olivenhain thronte.

Das Team war wahrscheinlich gerade dabei, sich auf das Foto­shooting vorzubereiten. Verzweifelt wünschte Coral sich, bei ihnen bleiben und ihren ersten bedeutenden Job erfolgreich zu Ende bringen zu dürfen. Aber sie würde sich nicht zwingen lassen, ihre Mutter zu ignorieren, wenn diese sie brauchte. Von niemandem.

„Erstens: Auf dieser Insel entscheide ich, wer kommt und wer geht. Denn von hier gibt es nur einen Weg, und zwar entweder mit meinem Boot oder mit meinem Flugzeug. Also vergessen Sie Ihre Pläne von einem dramatischen Abschied. Es sei denn, Sie wollen vielleicht zum Festland schwimmen?“

Corals Lippen wurden schmal. Drohte er ihr etwa?

„Zweitens: Ich verlange Respekt. Wenn wir irgendeine Art von Beziehung aufbauen wollen, werden Sie nie wieder in diesem Tonfall mit mir reden.“

„Beziehung?“, stammelte sie.

„Beziehung“, wiederholte er. „Als Kunde und Fotograf.“

„Das verstehe ich nicht …“

Er seufzte fast unhörbar und setzte sich ihr gegenüber. „Sagen wir, Sie haben den ersten Test bestanden.“

„Habe ich?“ Die Tasche rutschte von ihrem Schoß, und sie spürte, wie die Anspannung aus ihrem Körper wich. „Warum? Was habe ich denn gesagt? Die Sache mit den Siebzigern?“

Plötzlich entspannte sich seine Miene, und eine Sekunde lang spielte ein winziges Lächeln um seine Mundwinkel. „Ganz sicher nicht die Sache mit den Siebzigern. Nein. Ihre Loyalität. Wie wichtig Ihnen Ihre Familie ist. Das sagt meiner Meinung nach eine Menge über einen Menschen aus. Und ich habe Ihre Arbeitsproben gesehen und weiß, dass Sie gute Fotos machen können. Den Rest bekommen wir schon hin.“ Er wedelte wegwerfend mit der Hand.

„Ich verstehe nicht“, flüsterte sie und starrte ihn an. „Sie engagieren mich, obwohl Ihnen meine Ideen nicht gefallen?“

„Lassen Sie es mich so ausdrücken, ich bin sehr zuversichtlich, dass Sie mich nicht enttäuschen werden. Ihre Gefühle für Ihre Mutter spiegeln meine eigenen Gefühle für die Familie Di Visconti wider. So lange Sie daran denken, können wir bestimmt zusammenarbeiten.“

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist alles sehr …“

„Sagen Sie am besten gar nichts. Überzeugen Sie mich einfach davon, dass Sie so gut sind, wie Sie behaupten.“

„In Ordnung.“ Sie ließ sich etwas tiefer in die Polster sinken. „Das sollte nicht schwer sein. Alles, was wir dazu brauchen, ist schon vorhanden. Die beiden sind ein bezauberndes Paar.“

Er betrachtete sie einen Moment lang schweigend. „Es gibt allerdings einige wichtige Dinge, die zu berücksichtigen sind. Die Di Viscontis vermeiden gern das Licht der Öffentlichkeit. Kyla dagegen … liebt die öffentliche Aufmerksamkeit. Sie will, dass die Welt jeden einzelnen Augenblick ihres Lebens verfolgen kann. Und es ist meine Aufgabe zu kontrollieren, was die Welt zu sehen bekommt.“

Er beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und sah ihr so tief in die Augen, dass sie instinktiv am liebsten so weit wie möglich zurückgerutscht wäre.

„Giancarlo hat sein Leben damit verbracht, seine Familie vor der Welt zu schützen. Als ich acht Jahre alt war, hat er mich adoptiert, darum kann ich wohl beurteilen, was er sich gewünscht hat. Unter keinen Umständen werde ich zulassen, dass die Privatsphäre meiner Familie durch pure Eitelkeit ruiniert wird.“

Coral setzte sich auf und blinzelte. Er wirkte durch und durch beherrscht, aber in seinen Worten spürte sie seine Leidenschaft – und auch eine Warnung. Sie nickte. „Das wusste ich nicht. Ich dachte, Sie wären sein leiblicher Sohn …“ Sie brach ab. „Nicht, dass mich das irgendetwas angehen würde.“

„Genau. Das geht Sie nichts an, aber es ist allgemein bekannt. Ich bin mit Salvatore in der Schweiz zur Schule gegangen. Wir haben zusammen darauf gewartet, dass unsere Eltern uns für die Weihnachtsferien abholen, aber meine sind nie gekommen. Sie wären ohnehin zu spät gekommen, weil meine Mutter vorher einen Pressetermin hatte. Denn sie war Schauspielerin und gerade dabei, für ihren neuen Film zu werben. Doch dann kam ein Unwetter auf und meine Eltern starben auf dem Weg zur Schule in einer Lawine.“

„Oh mein Gott, das tut mir so leid.“

„Das braucht es nicht. Giancarlo hat mich an jenem Tag mitgenommen und sich seitdem um mich gekümmert. Ich kann nicht sagen, welch ein Segen es für mich war, dass ich Teil dieser Familie sein durfte. Darum verstehen Sie wahrscheinlich, warum ich den Namen Di Visconti schützen will und nicht zulassen werde, dass durch dieses …“ Er schwieg einen Moment lang.

„Märchen?“

„Affentheater“, entgegnete er trocken und sah sie an. „Ich will, dass alles durchorganisiert wird, bis zum letzten Stäubchen Puder auf Kylas Wangen.“

„Also geht es Ihnen gar nicht wirklich um Kunst? Es geht Ihnen nur darum, dass keine intimen Enthüllungen an die Öffentlichkeit kommen oder Ihre Familie in einem schlechten Licht dargestellt wird.“

„Ich weiß, dass keine intimen Enthüllungen an die Öffentlichkeit kommen werden, denn ich würde jeden in Grund und Boden verklagen, der dumm genug wäre, das zu versuchen. Ich hoffe, das ist Ihnen klar, Signorina.“

„Ich lasse mir nichts Derartiges unterstellen. Ich bin hier, weil ich Erfolg als professionelle Fotografin haben möchte. Nicht, um schnelles Geld mit ein paar Fotos zu verdienen.“

Zum ersten Mal verschwand seine ausdruckslose Miene. Raffaele schaute sie mit einem so intensiven Blick an, dass sie die Augen abwenden musste. Betreten sah sie hinunter auf ihren Schoß, auf ihr zerknittertes Kleid, die abgewetzten Sandalen, ihre schäbige Tasche. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich auch meine Prinzipien habe“, ergänzte sie leise.

Nach einem endlos scheinenden Augenblick stand er auf. Er sah sie an, dann nickte er. „Ich denke, wir verstehen uns. Ich schlage vor, wir essen etwas, dann zeige ich Ihnen alles. Sie können mir etwas mehr über sich erzählen – und darüber, was Sie von Märchen halten. Nennen wir es Teil zwei des ‚Verhörs‘.“

Coral merkte, dass sie die Luft angehalten hatte, und atmete langsam aus. Vielleicht würde sich doch noch alles ganz himmlisch für sie entwickeln.

„Hört sich gut an“, stimmte sie zu und unterdrückte ein Lächeln. „Aber könnten wir den Teil mit dem Verhör vielleicht weglassen? Bei mir wirkt die Möhre besser als die Peitsche.“

„Wir werden sehen“, entgegnete er, und einen winzigen Moment lang zuckten seine Mundwinkel.

Nun ging er zu den Terrassentüren, drehte sich dort zu ihr um und sah sie an. Sein Lächeln zog ihr den Boden unter den Füßen weg. „Solange die Möhre wirkt, warum nicht?“

Dahinschmelzend erwiderte sie sein strahlendes Lächeln – gegen ihren Willen, aber es gab nichts, was sie sonst hätte tun können.

Raffaele war so attraktiv, dass es fast wehtat, ihn anzuschauen. Jetzt verstand sie, warum die Frauen im Team sich überschlugen, um ihm zu gefallen.

Seite an Seite gingen sie über die Terrasse, dann einige Stufen hinunter zu einer bezaubernden Laube. Üppig blühende Kletterpflanzen bildeten ein Dach in Pink und Weiß über einem langen Tisch, der mit köstlich aussehenden Delikatessen bedeckt war.

„Wunderschön“, flüsterte sie. „Was für ein unglaublicher Ausblick.“

„Ihnen ist klar, dass Sie noch nicht aus dem Schneider sind?“ Er zog einen Stuhl für sie zurecht. „Ich warte immer noch darauf, dass Sie mir eine bessere Idee als die von den Siebzigerjahre-Göttinnen präsentieren.“

„Mit Charlies Engeln in Griechenland können Sie sich also nicht anfreunden?“

Geschmeidig setzte er sich. Um seine Augen zeigten sich Fältchen, als er über ihren kleinen Scherz lächelte. Corals Herz klopfte schneller.

„Sie wollen doch nicht, dass ich die Daumenschrauben raushole, oder?“

„Ich denke, das wäre nichts für mich. Trotzdem danke für das Angebot!“ Tief holte sie Luft, bevor sie es wagte, ihn anzusehen. „Da könnte ich mir viel interessantere Accessoires vorstellen.“

„Flirten Sie mit mir, Miss Dahl?“

Jetzt saß er ihr vollkommen entspannt gegenüber und musterte sie. Seine Augen zogen ihren Blick an wie blaue Magneten.

„Was?“ Das Blut schoss ihr in die Wangen. „Es tut mir leid, wenn das so wirkte. Ich kann Ihnen versichern, dass ich nicht einmal weiß, wie man flirtet.“

Sie griff nach ihrem Glas, das gerade von einem Kellner gefüllt worden war, und heftete ihren Blick auf die blassgoldene Flüssigkeit.

„Das ist schwer zu glauben.“

Sie warf ihm einen Blick zu. „Glauben Sie, was Sie wollen. Das ist nicht meine Art, und ich hätte auch nicht gedacht, dass Sie dafür offen wären.“

„Das hätte ich auch nicht gedacht“, erwiderte er, hob sein Glas und prostete ihr zu. „Aber der Tag ist offenbar voller Über­raschungen. Ich hatte nicht vor, Ihnen den Auftrag zu überlassen, und jetzt sitzen wir hier und essen zu Mittag.“

„Darf ich fragen, was Ihre Meinung geändert hat?“

Er stellte sein Glas ab und sah sie an. „Lassen Sie es mich so sagen, mir gefiel, was ich gesehen habe.“

Coral schluckte. „Sie haben gesehen, dass ich Potenzial habe?“

„Ich denke schon. Was meinen Sie selbst dazu?“

„Ob ich Potenzial habe? Ja. Ich bin zwar voreingenommen, aber ich glaube, ich werde Ihre Vorstellungen umsetzen können.“

Wieder schenkte er ihr ein atemberaubendes Lächeln, doch genauso schnell wurde seine Miene wieder undurchdringlich. „Kommen wir zum Thema zurück. Nach dem Essen machen Sie sich auf die Suche nach Kyla. Sie hat ihre eigenen Ideen. Ich entscheide, welche geeignet sind, und dann übernehmen Sie.“

Coral tunkte ein Stück Brot in Olivenöl. „Entscheiden Sie alles hier?“

„Müssen Sie das wirklich noch fragen?“

Bedacht kaute sie das Brot so langsam, wie ihr rasendes Herz es zuließ, dann schluckte sie es hinunter. Sie wusste, dass er sie genau beobachtete. „Flirten Sie jetzt mit mir, Signor Rossini?“

Er legte den Kopf zurück und lachte schallend. „Offensichtlich ist mein Charme etwas eingerostet.“

Auch wenn Coral ihn weniger als zwei Stunden kannte, wusste sie, dass es etwas Besonderes war, Raffaele Rossini zum Lachen zu bringen.

Frech grinste sie ihn an. „Es gehört mehr dazu, als ein kostenloses Essen im Paradies und ein Auftrag von einer der meistverkauften Zeitschriften auf der Welt, damit ich jemandem zu Füßen falle.“

Auffordernd erwiderte Raffaele ihren Blick. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das hört sich nach einer Herausforderung an.“

„Ganz und gar nicht“, entgegnete sie und beugte sich vor. „Ich bin hier, um meinen Traum wahrzumachen. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendetwas das kaputtmacht. Darauf können Sie sich verlassen.“

Ihr war, als würde sie unter seinem heißen Blick langsam dahinwelken. Aber sie würde keine Schwäche zeigen und hielt ihm stand.

Schließlich hob er eine Braue, stellte sein Glas zurück und stand auf. „Das hört sich an, als wären wir uns einig“, befand er und nickte. „Jedenfalls, wenn Sie wirklich so gut sind, wie Sie sagen.“

„Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden“, erwiderte sie und stand ebenfalls auf. Sie nickte in Richtung der alten Villa. „Sollen wir anfangen?“

2. KAPITEL

Vielleicht war es möglich – nur vielleicht – dass diese lächerliche Situation doch nicht in einer totalen Katastrophe endete. Er hatte schon ernsthaft darüber nachgedacht, Mariella als Chefredakteurin zu ersetzen. Nur wegen ihrer jahrelangen Verbindung und ihrer gemeinsamen Erfolge hatte er davon abgesehen.

Er wusste, dass Mariella immer noch in ihn verliebt war, und auch er hatte sie einmal gerngehabt. Aber diesen Artikel über Salvatores Verlobung mit einem Wettbewerb für Berufsanfänger zu verbinden, war eine katastrophale Fehleinschätzung gewesen.

Offensichtlich hatte sie nichts verstanden. Es ging hier nicht um eine ‚süße Idee‘. Nicht, wenn es um Kyla und ihr außer Kontrolle geratenes Ego ging. Nicht jetzt, wo sie schon fast zur Familie gehörte. Und nicht dann, wenn Familie alles war, was zählte.

Wäre es nach Giancarlos Tod nur nicht so abwärtsgegangen mit Salvatore. Schon zu Giancarlos Lebzeiten war sein Bruder nicht gut klargekommen. Aber in diesen letzten Monaten war er vollkommen abgestürzt. Jetzt befand er sich mitten in einem neuen Drama, und wieder musste Raffaele Schadensbegrenzung betreiben.

Was Salvatore betraf, war Schadensbegrenzung ein Vollzeitjob. Aber wenigstens musste Giancarlo es nicht mehr mit ansehen. Er hätte dieser überstürzten Hochzeit bestimmt nicht zugestimmt.

Kyla passte nicht in die Familie. Sie stand für alles, was Giancarlo gehasst hatte – nicht zuletzt mit ihrer permanenten Präsenz in den sozialen Medien. Sie teilte der Welt nicht nur mit, was sie gerade zum Frühstück gegessen hatte, sie hatte Launenhaftigkeit und Protzerei in einen eigenständigen Beruf verwandelt.

Raffaele fühlte sich dadurch nur noch in seiner Meinung bestärkt, dass Frauen nichts in seinem Leben zu suchen hatten. Das Leben war schon kompliziert genug, auch ohne emotionalen Selbstmord zu begehen. Vor allem mit jemandem, der so eindeutig nur auf Geld aus war.

Außerdem musste er sich auch noch um das Romano Verlagshaus kümmern. Und Babysitter spielen für das Di Visconti-Imperium, bis Salvatore sich gefangen hatte. Er hatte gar keine Zeit für Frauen, ganz gleich, ob sie nur auf Geld aus waren oder nicht.

„Oh, das ist einfach bezaubernd. Entschuldigung, ich muss sofort ein paar Fotos machen“, riss ihn eine Stimme aus seinen trüben Gedanken.

Er wandte sich zu der jungen Frau um, die ihn mit ihrem Charme bezaubert hatte. Nur selten stieß er eine seiner bereits getroffenen Entscheidungen wieder um, aber es blieb keine Zeit, noch jemand anderen zu besorgen. Außerdem besaß sie ihre Prinzipien. Und sie war klug. Er hatte ein gutes Gefühl, was sie betraf. In mehr als einer Beziehung.

Vielleicht konnte es doch funktionieren.

„Das kann ich mir einfach nicht entgehen lassen … ich muss gleich …“ Sie blieb abrupt auf dem schmalen Pfad stehen, der die alte Villa mit seinem Haus verband. Ihre Augen, so dunkel wie Schokolade, weiteten sich vor Begeisterung, als sie ihre Kamera aus der Tasche zog. „Ganz ehrlich, das ist unglaublich schön!“

Sie senkte die Kamera und schaute sich auf dem kleinen Monitor an, was sie soeben fotografiert hatte, dann machte sie noch ein Foto. „Für Sie ist das wahrscheinlich nichts Besonderes mehr, aber …“

Coral war vollkommen in ihrer Arbeit gefangen und hatte alles um sich herum vergessen. Künstlern schaute er immer gern bei der Arbeit zu, aber sie war etwas Besonderes, so erfrischend, fast unfassbar bezaubernd, dass er schon wieder in diesen seltsamen Zustand verfiel, in den sie ihn schon beim Mittagessen versetzt hatte.

Ein Zustand, in dem er sich vorstellte, ihren großen sinnlichen Mund zu küssen, die winzigen Knöpfe an ihrem Kleid zu öffnen, das sich über ihren üppigen Brüsten spannte. Wie er sie auszog und in seine Arme nahm und …

In diesem Moment wandte sie sich zu ihm um und strahlte ihn an. „Ist das nicht absolut bezaubernd?“

Abwesend erwiderte Raffaele ihr Lächeln. „Absolut.“

In ihrem Kleid erinnerte sie ihn an jemanden. Eine junge Sophia Loren? Vielleicht …

„Wahrscheinlich danken Sie Gott jeden Tag, dass Sie hier leben dürfen. Unglaublich, wenn man diesen Ort sein Zuhause nennen darf.“

„Drittes Zuhause“, korrigierte er sie. „Ich lebe in London und Rom. Aber dies ist mein bevorzugter Rückzugsort.“

„Natürlich. Als würde man Urlaub im Paradies machen.“

„Wir müssen weiter“, erinnerte er sie. „Sie werden später noch genug Zeit für Ihre Fotos vom Paradies haben.“

„Einen Moment mal. Ist das Salvatore?“ Sie deutete in die Bucht.

Ein Stück vom Ufer entfernt ankerte eine Jacht. Um das Schiff herum zog sich die Spur von einem kleinen Schnellboot durchs Wasser. Salvatores Schnellboot. Er hatte das Boot gestoppt und winkte zu ihnen herauf.

Si. Höchstpersönlich. Kommen Sie, Coral.“

Sie beschirmte ihre Augen mit einer Hand, mit der anderen winkte sie Salvatore zurück.

„Coral!“, sagte er energischer.

„Entschuldigung.“ Sie lachte.

Während sie vor ihm den Weg hinunterging, überlegte er wieder, an wen sie ihn erinnerte. Mit ihren dunklen Augen, dem großen Mund, dem kastanienbraunen Haar und der hellen Haut sah sie so italienisch aus. Aber ihm fiel einfach keine Schauspielerin ein, die ihr ähnlich sah. Irgendetwas an ihr kam ihm vertraut vor, doch er kam einfach nicht darauf.

„Hat Salvatore hier auch sein drittes Zuhause?“

„Für Salvatore wäre es das fünfte“, erwiderte Raffaele trocken und ging an ihr vorbei. „Jedenfalls noch. Kyla hat bestimmt schon Pläne für ihn gemacht. Aber ich denke, sie werden nicht oft hier sein. Häufiger in Sydney, wo sie herkommt.“

„Sie mögen sie nicht sehr, stimmt’s? Diese Kyla? Ich bekomme das deutliche Gefühl, dass sie nicht Ihr Fall ist.“

Sie hatten die Villa fast erreicht. Raffaele blieb so abrupt stehen, dass sie fast in ihn hineingelaufen wäre. „Oh … Entschuldigung.“

Coral stolperte und fiel gegen seine Brust. Er legte den Arm um sie und hielt sie fest, bis sie ihre Balance wiedergefunden hatte. Sie passte perfekt in seinen Arm, weich und warm und …

Nicht jetzt, Raffaele. Reiß dich zusammen.

Sofort ließ er sie los. „Gut. Bevor wir noch einen Schritt weitergehen – zuerst die Grundregeln.“

„Richtig.“ Sie glättete ihren weiten Rock und sah zu ihm auf, mit diesen dunklen Augen, die so ernst blickten. So ehrlich. Unerschrocken. Er war es gewohnt, dass die Leute den Blick abwandten und direkten Blickkontakt mit ihm vermieden. Viele Männer waren eingeschüchtert, viele Frauen übermäßig kokett. Doch Coral war eindeutig keins von beidem.

„Von jetzt an nur noch berufliche Fragen. Und Sie behalten Ihre persönliche Meinung für sich.“

„Sie aber nicht, oder?“

Was war los mit dieser Frau? Wieso traute sie sich, so mit ihm zu reden?

„Coral, was ich über Kyla oder irgendjemanden sonst denke, geht Sie nichts an. Sie sollten darüber nicht einmal nachdenken. Sie sind hier, um einen Job zu erledigen. Capisce?“

Sie nickte. „Si … capisco.“

„Parli italiano?“ Sprechen Sie Italienisch?

„Nein, nicht wirklich. Ich habe nur ein paar Worte aus Filmen aufgeschnappt.“

Er sah sie wieder an und runzelte die Stirn. „Wir werden jetzt Salvatore und Kyla treffen. Dann stellen Sie Ihre Ideen vor, sprechen sie mit dem Team durch, und anschließend teile ich Ihnen meine endgültige Entscheidung mit.“

„Wissen Sie denn schon, dass Mariella entschieden hat, die Fotos von Kyla ausschließlich im Freien und auf der Loggia aufzunehmen? Das schränkt unsere Möglichkeiten deutlich ein.“

„Hat sie das? Wir reden hier seit mehr als einer Stunde darüber, und es ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, mir das zu sagen?“

Coral lächelte. „Sie waren zu beschäftigt damit, mir den Kopf abzureißen.“

Diese Frau! Keiner widersprach ihm – jemals – und sie stand hier vor ihm, hielt seinem Blick stand und gab ihm mit dem größten Selbstvertrauen Kontra.

Sie war mit Abstand die attraktivste Frau, die ihm seit sehr langer Zeit begegnet war. Und das in jeder Hinsicht.

„Sind Sie immer so schwierig?“, fragte er und wandte sich wieder dem Pfad zu.

„Ich bin immer ehrlich, falls Sie das meinen. Es war nicht meine Idee, auf Nummer sicher zu gehen und die Fotos auf der Loggia aufzunehmen.“

Der Weg führte vom Kliff zur Einfahrt. Vor ihnen stand die alte Villa in ihrer ganzen majestätischen Pracht. Zum ersten Mal würden nun die Geheimnisse des alten Hauses mit der Öffentlichkeit geteilt werden.

Jahrhundertelang war es das Heim der Di Viscontis gewesen, doch jetzt diente es als Kulisse für Kylas Eitelkeit.

Raffaele führte Coral über die Terrasse und half ihr sorgsam über den ausgetretenen Marmor. Er konnte sich zu gut an aufgeschlagene Knie erinnern, den Klang von Salvatores Stimme, sein Lachen. Er erinnerte sich an den Arm der Haushälterin um seine Schultern und an die schmerzliche Sehnsucht, von der Mutter getröstet zu werden.

Aber er hatte den Trost nie bekommen. Manchmal kam es ihm vor, als wäre sein Herz darum genauso kalt und hart geworden wie dieser Marmor.

Kraftvoll stieß er die schwere Tür auf und fühlte die vertraute Schwere des Messingknopfs in seiner Hand. Die Luft der Klimaanlage strich über seine Haut, kühl und frisch. Stimmengewirr drang an sein Ohr. Er runzelte die Stirn und versuchte herauszufinden, woher es kam.

Am Quietschen von Corals Sandalen erkannte er, dass sie direkt hinter ihm ging.

„Hört sich an, als hätten sie schon ohne uns angefangen.“ Zielstrebig führte er sie an Sitzgruppen und dem Pool vorbei in den Hauptbereich der Villa.

Schon jetzt hatte Kyla für seinen Geschmack viel zu viel verändert. Die Ölgemälde und das italienische Mobiliar aus dem achtzehnten Jahrhundert – Erbstücke, die er als Achtjähriger respektvoll behandelt hatte – waren alle durch weiße Leder­sofas und Schwarz-Weiß-Porträts von Supermodels in verschiedenen Posen ersetzt worden.

Je weiter sie hineingingen – vorbei an antiken Wandgemälden, die Salvatore und er nie mit schmutzigen Händen hatten anfassen dürfen – desto lauter wurden die Stimmen.

Salvatore.

Seit Giancarlos Tod war ihr Verhältnis zunehmend angespannt, und die Erbschaftsstreitigkeiten machten alles noch schlimmer. Zu erfahren, dass Giancarlo die Leitung der Kreuzfahrtlinie Raffaele und nicht seinem eigenen Sohn übertragen hatte, war eine riesige Enttäuschung für Salvatore gewesen. Für Raffaele dagegen war die zusätzliche Verpflichtung das Letzte, was er gewollt hatte. Sobald die Zeit reif war, würde er alles dafür tun, Salvatore die Verantwortung zu übergeben.

„Darling! Hier ist sie! Unsere Fotografin ist da!“

Raffaele und Coral traten hinaus auf die Loggia und standen zwischen mit weißen Tüchern verhängten Wänden. Stimmengewirr hüllte sie ein. Auf einer Seite standen gefüllte Kleiderständer und Schuhregale, auf der anderen Seite befestigten Männer auf Leitern Blumen an den antiken Säulen der Loggia. Und in der Mitte von all dem Chaos stand Kyla.

„Raffa! Du hast diesen Engel die ganze Zeit für dich behalten!“

Raffaele spürte, wie sich seine Kiefermuskeln anspannten, als sie auf ihn zukam. Sie klapperte mit den Wimpern und zog einen Schmollmund. Kyla machte ihm ständig Avancen und versuchte in keiner Weise, das zu verheimlichen – nicht einmal vor ihrem Verlobten.

Und er – Raffaele – musste bei diesem Affenzirkus auch noch mitspielen. Eigentlich sollte er bei der Arbeit sein. Schließlich hatte er zwei Firmen zu leiten. Langsam war er mit seiner Geduld am Ende.

Er wollte, dass diese ganze Sache vorbei war. Jetzt.

„Ich halte mich daran, was wir vereinbart hatten, Kyla. Wie ich sehe, hast du schon die Dekoration verändert. Ich hoffe, das ist nur vorübergehend?“

Sie wirkte verletzt, aber das bedeutete nichts. Sie trug einen Vier-Karat-Diamantring, und in weniger als einer Woche würde sie Mitbesitzerin dieser antiken Villa sein. Das würde jede ihrer Wunden heilen.

Raffaele spürte die leichte Berührung einer Hand an seinem Arm, dann flüsterte eine leise Stimme in sein Ohr: „Ab jetzt würde ich gern übernehmen. Soweit sieht alles gut aus, und ich verspreche, dass jeder mit den Ergebnissen zufrieden sein wird.“

Er blickte hinunter in Corals Gesicht. Aus ihren schönen Augen sah sie ihn offen an. Wieder spürte er dieses seltsame Gefühl. Fast, als würde er sie kennen, als könnte er ihr vertrauen.

Ihr Selbstvertrauen bei ihrem Gespräch kam ihm wieder in den Sinn, ihre klaren, ungeschönten Worte. Dann dachte er an ihre Fotos, die Mariella so begeistert hatten, dass sie diesen Auftrag an eine Anfängerin vergeben hatte – Porträts, aus denen Einfühlungsvermögen und Intelligenz sprachen.

Genau das, was Kyla brauchte, um wieder auf den Boden zu kommen. Giancarlo würde sich im Grabe umdrehen.

„Sie wissen, dass …“

„… die Fotos die Di Visconti-Familie in einem positiven Licht erscheinen lassen sollen? Absolut! Das habe ich vollkommen verstanden – ich habe alles im Griff.“

„Das hört sich aber nicht so an, als würden Sie die Sache wirklich ernst nehmen.“

Coral schluckte und schloss einen Moment lang die Augen, dann holte sie tief Luft und trat näher zu ihm. „Ich weiß ganz genau, was Sie wollen. Ihre Familie steht für Klasse“, raunte sie ihm zu. „Kyla … nicht. Und Sie wollen, dass ich das ändere. Sie wollen, dass die Leser Heavenly aufschlagen und nichts anderes sehen, als das perfekt ausgeleuchtete und retuschierte Bild der altehrwürdigen Di Visconti-Familie. Eine Illusion.“

„Die Di Visconti-Familie ist keine Illusion, sie ist angesehen und ehrbar.“

„Sie ist edel. Ich werde Ihnen edel geben. Das ist auch das, was die Leser sehen wollen. Sie wollen einen Blick in diese Märchenwelt werfen. Sie wollen Schönheit, Eleganz und Stil sehen. Die Leser wollen das Gefühl haben, dass Sie für die fünf Minuten, die sie brauchen, um den Artikel zu lesen, von Ihnen in Ihrer Welt willkommen geheißen werden.“

Raffaele konnte den Blick nicht abwenden. Was auch immer aus diesen Fotos werden würde, mit ihrem Feuer konnte diese junge Fotografin jeden mitreißen. Sie hatte eine brillante Karriere vor sich. Schließlich hatte er Erfahrung darin, Talent zu erkennen.

„Genau das werde ich Ihnen liefern, das verspreche ich.“

Jetzt verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute in ihr ernstes Gesicht. „Ja, das werden Sie.“

„Si, Signor!“

Und, verdammt, er ertappte sich dabei, wie er lächelte. Nur eine Sekunde lang. Gefangen in ihren mitreißenden Worten.

Während sie direkt auf Kyla zuging, schaute er ihr hinterher. Dieses Haar … diese Kurven … Sie begrüßte Kyla wie eine verloren geglaubte Schwester.

Ja, vielleicht würde alles gut ausgehen.

Raffaele ging hinaus, um einige Anrufe zu tätigen und Salvatore im Auge zu behalten. Alle fünf Minuten warf er über die Schulter einen Blick zurück, um zu sehen, was auf der Loggia vor sich ging.

Das sollte eigentlich nicht seine Aufgabe sein. Er sollte Salvatore sein eigenes Leben führen lassen. Sie waren schließlich gleichaltrig, hatten mehr oder weniger dieselbe Kindheit hinter sich – aber ihre Werte könnten nicht unterschiedlicher sein.

Könnte er sich auf dem Absatz umdrehen und all dem hier den Rücken kehren, würde er das sofort tun. Aber er hatte Giancarlo ein Versprechen gegeben. Raffaele brauchte keinen Cent der Kreuzfahrtlinie Argento. Sein eigenes Verlagshaus brachte mehr als genug Gewinn. Aber Giancarlo war nicht dumm gewesen. Er hatte ganz genau gewusst, wie schnell das Di Visconti-Imperium zugrunde gehen würde, sobald Salvatore freien Zugriff auf all die Millionen bekam.

Aber wie lange konnte Raffaele noch so weitermachen? Er konnte Kyla und Salvatore schließlich nicht für immer überwachen. Durch das Testament war er rechtlich noch drei Jahre für Argento verantwortlich. Aber moralisch ein Leben lang.

Noch einmal sah er zur Loggia. Die bezaubernde Coral schaute zusammen mit Kyla und Mariella die Kleiderständer durch. Dann erklärte sie den Assistenten, wie sie die Beleuchtung positionieren sollten. Sie scherzte mit dem Friseur, und als Kyla ein Kleid nach dem anderen gnadenlos ablehnte, holte sie den Mode-Redakteur dazu. Offensichtlich hatte sie alles im Griff.

Jetzt nahm sie sich ein Glas Wasser und kam zu ihm. „Ist alles in Ordnung? Sie sehen aus, als wären Sie mit den Gedanken ganz woanders.“

„Ich warte darauf, gute Neuigkeiten von Ihnen zu hören, Coral.“

„Wir machen nichts besonders Aufregendes. Ich fürchte, Sie hatten recht mit dem Prinzessinnen-Klischee. Genau das möchte Kyla sein. Aber ich konnte sie statt Achtziger-Pop wenigstens zu Neunzigerjahre-Glamour überreden. Ich habe ihr gesagt, wir machen eine Hommage an die Supermodels der Neunziger, und sie liebt die Idee.“

Sie plauderte so unbefangen mit ihm, als wäre er ein alter Freund. Ihr Haar schimmerte im Sonnenlicht, und Raffaele sehnte sich danach, die seidigen Locken zu berühren.

„Das Team ist fantastisch. Ich kann kaum glauben, wie perfekt alle zusammenarbeiten. Dabei lerne ich so viel. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar ich für diese Chance bin.“

Mit ihren bezaubernden Augen sah sie ihn offen an. Mit diesen verwirrend vertrauten, bezaubernden Augen.

„Ja, dann gehe ich jetzt mal besser zurück an die Arbeit. Puh, ist das heiß!“ Sie hob die Arme und schlang ihr Haar zu einem Knoten. Bei dieser Bewegung drängten sich ihre Brüste gegen das Kleid, und er spürte, wie bei dem Anblick Verlangen in ihm aufstieg.

„Kommen Sie einmal näher! Bitte.“ Er umfasste ihren Arm und zog sie zu sich. Dann legte er seine Hand unter ihr Kinn und bewegte ihren Kopf sanft hin und her. „Was haben Sie nur an sich? Irgendetwas an Ihnen kommt mir so vertraut vor. Ich kann meine Augen nicht von Ihnen abwenden … sind wir uns schon einmal begegnet?“

Vielleicht war es das. Kürzere Haare? Andere Kleidung?

Coral trat einen Schritt zurück, und Raffaele ließ die Hand sinken.

„Sorry, aber ich glaube eher nicht.“

Darüber musste er lachen. „Meinen Sie nicht, daran würden Sie sich erinnern?“

„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich bin mir nicht sicher.“

Verlegen senkte sie den Blick, und er fragte sich, ob sie kokettierte. Entweder war sie die natürlichste Frau, die er je getroffen hatte, oder sie spielte geschickte Spielchen. So oder so faszinierte sie ihn immer mehr.

„Sehen Sie mich an.“

Langsam hob sie den Blick, sah ihn kurz an und sofort wieder zur Seite.

„Stimmt etwas nicht?“, wollte er besorgt wissen.

„Entschuldigen Sie, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich zurück an die Arbeit gehe? Ich habe nur einen Versuch, und ich will ihn nicht ruinieren.“

Wieder umfasste er ihr Kinn, und ihre Augen weiteten sich. „Sie meinen das wirklich ernst, oder? Sie würden lieber diesen Affenzirkus fotografieren, als mit mir zu flirten.“

„Signor Rossini, meine Zukunft hängt von diesen Fotos ab – nicht vom Flirten.“

Darüber musste er lachen. Laut lachen. Der Klang überraschte ihn. „Es gefällt mir, wenn Sie flirten. Sie haben eine vielversprechende Karriere im Flirten vor sich.“

Sie lächelte auch. Und ihr Lächeln war wunderschön. Er wollte diese Frau. Jetzt. Sofort.

„Kommen Sie! Ich möchte Ihnen etwas zeigen.“

Am anderen Ende der Loggia führte eine kleine Treppe hinunter in einen versteckten Innenhof – der perfekte Ort für das, was er im Sinn hatte. Er verschlang seine Finger mit ihren. Angetrieben von einer verzehrenden Sehnsucht, die danach schrie, gestillt zu werden, führte er sie durch die blendenden Lichter. Im Hintergrund hämmerten die tiefen Bässe der Musik.

Nun führte er sie die Marmorstufen hinunter und bemerkte kaum die üppigen Blumen, die den Weg säumten. Endlich waren sie am Ziel. Sanft drehte er sie herum, sodass sie auf das leuchtende Meer hinausschaute. Dann konnte er sich nicht länger zurückhalten.

Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und sah in ihre Augen. „Du bist wunderschön.“

Doch als er sich vorbeugte, um sie zu küssen, entzog sie sich ihm. „Ich muss zurückgehen. Alle warten auf mich.“

Selbstsicher lächelnd sah er Coral an. „Du kannst dir doch wohl zehn Minuten Zeit für den Ausblick nehmen.“

„Das ist sehr freundlich, aber ich will nicht, dass geredet wird. Alle denken jetzt, dass wir uns hier unten in den Armen liegen.“

„Das klingt nach einer guten Idee.“

Doch sie trat noch einen Schritt weiter zurück und sah erschrocken aus.

„In Ordnung, Miss Dahl. Wenn Sie darauf bestehen.“

„Es tut mir leid, aber ich will unbedingt einen guten Eindruck auf meine Kollegen machen. Das ist ungemein wichtig für mich. Ich muss mit diesen Leuten zusammenarbeiten, hoffentlich auch in der Zukunft. Und das Letzte, was ich will, ist, dass irgend­jemand denkt, ich hätte mich hochgeschlafen.“

Raffaele sah sie an. Es war ihr ernst. „Das würde keiner wagen. Sie waren schließlich in einer Besprechung mit mir!“

Jetzt wirkte sie ärgerlich. „Sie verstehen offenbar nicht. Ich will das hier mehr, als ich sagen kann. Wir waren nie reich. Meine Mutter musste sich kaputtarbeiten, damit ich studieren konnte, und ich werde diese eine Chance ganz bestimmt nicht ruinieren.“

„Kein Sorge, das werden Sie nicht. Mariella gehört zu den anspruchsvollsten Chefredakteurinnen in diesem Geschäft, und mit Ihrem Talent haben Sie jede Konkurrenz ausgestochen. Das ist eine Tatsache. Und uns beide verbindet eine Chemie – eine explosive Chemie. Das können Sie nicht abstreiten. Ich verstehe einfach nicht, warum Sie so ein Problem aus einem einfachen Kuss machen.“

„Ich streite nicht ab, dass ich mich geschmeichelt fühle. Aber …“

„Aber?“

Sie wandte den Blick ab und wirkte unbehaglich.

Er hatte verstanden und zog sein Handy aus der Tasche. „Va bene. Gut, dann nicht. Ich habe Arbeit zu erledigen. Genießen Sie den Rest des Tages.“ Damit drehte er sich um und ging. Dabei ertappte er sich bei einem Lächeln. Hochschlafen! Als könnte man damit bei ihm Erfolg haben.

Aber Raffaele konnte nicht anders, als ihre Prinzipien zu bewundern. Wie erfrischend. Und umso attraktiver. Wenigstens wusste er jetzt, dass sie keine von denen war, die einen Kuss gleich für eine Liebeserklärung oder einen Heiratsantrag hielten. Die sofort losliefen, um das Brautkleid und die Kinderzimmertapete auszusuchen.

Ha! Er lachte über seinen eigenen Witz. Kinderzimmertapete! Das Wort würde er niemals aussprechen. Nicht einmal, wenn man ihm eine Waffe an den Kopf hielt.

3. KAPITEL

„Die Fotos sind fantastisch geworden. Kyla ist begeistert. Das war eine absolut geniale Idee.“ Den Nachmittag über war Mariella etwas kühl gewesen, und auch jetzt wirkte das Kompliment trotz ihrer begeisterten Worte leicht gequält.

Coral schloss die Augen und sandte ein unhörbares Dankesgebet zum Himmel. „Es kommt mir vor, als wäre ein Traum wahr geworden. Alle hier sind so bezaubernd. Es wäre schon fantastisch gewesen, wenn ich einfach nur hätte zuschauen dürfen, aber mit den Besten der Besten zu arbeiten … Ich habe heute so viel gelernt.“

„Ja, darauf wette ich.“

Mariellas Tonfall war unmissverständlich. Coral wandte den Blick ab. Den ganzen Tag lang hatten die anderen Teammitglieder Blicke ausgetauscht, aber bisher hatte noch keiner einen Kommentar darüber gemacht, dass sie zweimal mit Raffaele allein gewesen war.

Doch jetzt ging es los. „Du weißt sicher, dass wir früher ein Paar waren? Raffa und ich“, erklärte Mariella.

„Oh. Nein. Das wusste ich nicht.“

Konnte die Situation noch peinlicher werden?

Mariella hob ihre makellos geschwungenen Brauen. „Mein Engel, in deinen Sophia-Loren-Kleidern kannst du keinem etwas vormachen. Glaubst du, du kannst deine Krallen in Raffaele schlagen und ihn dir schnappen? Lass mich dir einen Rat geben. Du bist nicht mehr, als eine unbedeutende Ablenkung zwischen zwei E-Mails. Denk bloß nicht, dass eure Fummelei auf der Terrasse dich schneller zum Erfolg bringt. Es gibt einen ganzen Stall voller Fohlen wie dir, die nur darauf warten, dass er mit dem Finger schnippt.“

„Ich weiß nicht genau, was du mir unterstellst, Mariella, aber ich kann dir eins versichern. Nur aus einem einzigen Grund bin ich hier. Ich will mir einen Namen als Fotografin machen.“

„Das hast du bereits, mein Engel! Das hast du.“ Mariella zwinkerte ihr humorlos zu, dann schüttelte sie den Kopf und ließ Coral zwischen all den Leuten stehen, die die Requisiten zusammenpackten.

Sie hatte recht gehabt. Vollkommen recht. Hier ging es um ihre Karriere, nicht um ein Abenteuer auf einer Trauminsel. Raffaele Rossini würde ihr nicht nachjagen, wenn sie wieder in London war. Sie war eine Zerstreuung für einen Nachmittag gewesen, mehr nicht. Er war außerhalb ihrer Liga. In ihren Plänen gab es absolut keinen Platz für ihn. Absolut. Keinen. Platz.

Zum Glück hatte sie es geschafft, standhaft zu bleiben. Es hatte sie den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung gekostet, seinen Kuss nicht zu erwidern. Als er sie berührt hatte, in seine Arme gezogen, hatte sie sich nur noch an ihn schmiegen wollen, die Augen schließen und auf Wolken schweben …

Aber darum war sie nicht hergekommen.

„Miss Dahl?“

Sie blickte von den Fotos auf ihrem Laptop auf. Vor ihr stand ein sehr attraktiver junger Mann.

„Signor Rossini bittet darum, dass Sie an einem Meeting in seinem Haus teilnehmen.“

„Oh, ich bin noch nicht ganz fertig und …“

„Das Meeting beginnt jetzt.“

Coral schaute sich um. Mariella und die anderen waren verschwunden. Nur einige jüngere Teammitglieder waren noch dabei, die Loggia aufzuräumen. „Ist das wirklich ein wichtiges Meeting?“

Er sah sie an, als würde er denken: Meinen Sie das ernst? „Bitte folgen Sie mir.“

Wahrscheinlich wollte Raffaele einfach nur ihre Bilder durchsehen und die besten aussuchen. Bestimmt war Mariella auch anwesend. Und einige andere Teammitglieder. Vielleicht planten sie auch schon den nächsten Fototermin. Coral hatte gehört, dass Kyla gemeinsame Fotos mit Salvatore wünschte.

Coral nahm ihre kostbare Kamera und folgte dem Mann zum Haus. An der Tür zögerte sie. Mit feuchten Händen versuchte sie, ihr zerknittertes Kleid zu glätten. Erst jetzt bemerkte sie, wie verschwitzt sie war.

„Meinen Sie, ich sollte mich vor dem Meeting noch kurz frisch machen?“, fragte sie den jungen Mann, doch er öffnete ihr nur wortlos die Tür, ließ sie eintreten und schloss die Tür wieder hinter ihr.

„Wenn Sie mögen, können Sie in Aphrodites Pool baden.“

„Raffaele?“

Sie sah sich nach den anderen um, aber bis auf ihn war niemand hier.

„Ganz richtig erkannt. Vielen Dank, dass Sie mir Gesellschaft leisten.“ Er winkte ihr, ihm zu folgen, als er hinausging. Die Terrasse war bereits mit Kerzen und Fackeln geschmückt, und vor den hohen Hecken schimmerte ein Vorhang aus winzigen Lichterketten.

„Ich dachte, wir sollten unser Gespräch von heute Nachmittag angemessen beenden“, erklärte Raffaele. „Mariella ist gerade gegangen. Sie fand, alles sei sehr gut gelaufen. Sie haben Potenzial.“

„Vielen Dank.“ Sie konnte den Blick nicht von seinen breiten Schultern in dem engen T-Shirt abwenden.

Plötzlich blieb er stehen, drehte sich um und ertappte sie beim Starren. Coral errötete. „Ja, alle schienen ganz zufrieden zu sein“, plapperte sie drauflos. „Vor allem Kyla. Sie sah wirklich wie eine Göttin aus … aber auf eine sehr geschmackvolle Weise. Ich bin so froh, dass Sie zufrieden sind.“

„Das bin ich. Sehr zufrieden.“

Er nahm ihr die Tasche ab und stellte sie auf den Boden. In ihrem Bauch flatterte eine Schar Schmetterlinge auf. Mariella zufriedenzustellen war eine Sache. Aber wenn ihre Arbeit dem Chef von Romano gefiel, dann war das etwas ganz anderes. Ihr wurde fast schwindelig.

„Das macht mich sehr stolz“, gestand sie, auch wenn sie nicht ganz sicher war, ob er über ihre Arbeit redete.

„Das können Sie auch sein.“

Tief sah er ihr in die Augen. Verzweifelt versuchte Coral, den Blick abzuwenden, aber sie versank in den blauen Tiefen. Er lächelte, nur ganz leicht, aber ihr Blick glitt zu seinem Mund … zu dem perfekten Schwung.

Oh mein Gott! Er wird mich küssen!

Ihr verräterischer Körper erschauerte vor Verlangen. Doch Raffaele lächelte noch immer nur sanft. Dann war der Augenblick vorbei, und er wandte den Blick wieder ab.

Erleichtert stieß Coral die Luft aus. Sie fühlte sich schwach und schwindelig, dabei war nicht einmal etwas passiert.

„Auf der Party können Sie sich den ganzen Abend lang in Ihrem Ruhm sonnen.“

„Party? Was für eine Party?“ Sie schluckte.

„Heute war ein gelungener Tag. Natürlich gibt es danach eine Party. In der Villa laufen gerade die Vorbereitungen. Salvatore wird gleich hier sein – wir haben einiges zu besprechen – und dann kommen wir beide dazu und leisten Ihnen allen Gesellschaft.“ Er führte sie zurück ins Haus.

„Das ist … fantastisch. Ich meine, ich bin wirklich so froh, dass Ihnen meine Arbeit gefällt. Denken Sie …“

„Wollen Sie wissen, ob Sie weitere Aufträge von Heavenly bekommen werden?“ Er öffnete eine Wasserflasche und füllte zwei Gläser. „Vielleicht. Kyla hatte noch einige Ideen … Mariella wird Ihnen nachher alles erklären.“

„Wirklich? Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.“

In ihrem Kopf drehte sich alles. Eine Party. Das gesamte Team würde kommen. Mariella und die anderen würden Champagner trinken und souverän und makellos aussehen – so wie immer. Schließlich arbeiteten sie in einer Branche, in der es darum ging, immer perfekt auszusehen. Ihr Kleid dagegen war kaum gut genug für die Arbeit gewesen. Auf einer Party würde sie darin lächerlich aussehen.

„Hätte ich das nur gewusst. Ich dachte, ich würde heute Abend zurückfliegen. Ich hätte nie gedacht, dass ich hier zu einer Party eingeladen würde. Sonst hätte ich mir etwas zum Anziehen mitgebracht.“

„Das ist bei einem Mode-Shooting doch nie ein Problem. Es sind genug Kleider da, und jeder nimmt sich, was er will.“

„Aber das kann ich nicht, ich habe eine ganz andere Größe“

„Irgendetwas wird Ihnen schon passen. So eine andere Figur als Kyla haben Sie nicht.“

„Ich sehe ganz anders aus! Sie ist zierlich. Ich dagegen …“

„Sie … was?“ Er trank einen Schluck Wasser und sah sie an.

„Für mich ist es nicht leicht, etwas Passendes zum Anziehen zu finden.“

„Wie meinen Sie das?“

„Ich meine, ich habe meinen ganz eigenen Stil.“ Was sollte sie sonst darauf sagen? Dass es nicht leicht war, etwas zu finden, in das ihr runder Po und ihre üppigen Brüste passten? Auf keinen Fall!

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schwierig ist, passende Kleidung für Sie zu finden.“ Er betrachtete sie mit undurchdringlicher Miene von Kopf bis Fuß.

Unter seinem prüfenden Blick begann ihr Körper zu glühen. „Die Frage ist eher, was verbergen Sie unter der Kleidung? Den perfekten Körper?“ Jetzt trat er näher und schritt langsam um sie herum.

Corals Herz raste. Fast schmerzhaft sehnte sie sich danach, dass er sie berührte.

Hinter ihr blieb er stehen. Sie konnte die Wärme seines Körpers spüren. „Sie sind unglaublich schön.“

Seinen Atem spürte sie an ihrem Ohr und begann zu zittern. Nun trat er noch näher zu ihr, hob ihre rechten Fingerspitzen an und betrachtete ihren ausgestreckten Arm. „Ich habe nie verstanden, warum diese Kurve … darf ich?“ Sie sah zu, wie seine bronzefarbene Hand die Linie ihrer Taille nachzog.

Ihr Atem stockte, und ihr Körper schien dahinzuschmelzen. Ganz leicht lehnte sie sich zurück, und ihr Unterkörper berührte seine Hüften. An ihren Schulterblättern spürte sie seine muskulöse Brust. Und in diesem Moment war ihr, als würde ein Feuer zwischen ihren Körpern auflodern.

„… warum manche Designer diese Kurven – die Sie in einer solchen Perfektion besitzen – ignorieren. Ich kann nicht verstehen, warum sie keine Kleidung entwerfen, die den natürlichen weiblichen Kurven schmeicheln. So viele entwerfen stattdessen schreckliche Kleidung, die keinem steht.“

Raffaele betrachtete den Stoff ihres Kleides genauer. „Sehr hübsch.“ Dann trat er einen Schritt zurück. „Es würde mir große Freude bereiten, Sie einzukleiden. Wir haben hier ganze Zimmer voller Kleidung … Couture, aber auch einfachere Kleidung von der Stange.“ Er ging noch einmal um sie herum.

Direkt vor ihr blieb er stehen und sah die kleinen Knöpfe an ihrem Kleid an. „Perlmutt?“

Coral brachte kein Wort heraus und nickte nur.

Sein Blick wanderte über ihr Dekolletee, und ihr war, als würde er sie berühren. Ihre Brustspitzen wurden fest. Ihr ganzer Körper sehnte sich nach seiner Berührung. Ein winziges Seufzen entglitt ihr.

„Ja, Sie haben wirklich Ihren ganz eigenen Stil. Ich mag den Stil der Fünfziger. So unglaublich feminin und sexy. Ich denke, ich habe das perfekte Kleid für Sie. Ich könnte es Ihnen vor der Party hinüberschicken lassen. Würde Ihnen das gefallen?“

Raffaele war jetzt so nah, dass sie seinen warmen Atem spürte. „Ja …“, hauchte sie.

Mit den Fingerspitzen fuhr er sanft über ihren Arm und entfachte eine glühende Spur auf ihrer Haut.

Coral erschauerte.

Vorsichtig trat er näher und umfasste mit einer Hand ihr Kinn. „Darf ich Sie küssen?“

Sie versuchte, sein perfektes männliches Gesicht nicht anzuschauen. Raffaele hatte recht. Die Chemie zwischen ihnen war unglaublich. Eine fast unerträgliche Anziehungskraft.

Nur ein winziger Kuss …

Ihr Körper flehte verzweifelt nach seiner Berührung. Doch ihr Verstand warnte sie.

„Raffaele, bitte …“

Anzüglich lächelnd sah er sie an. „Mit Vergnügen.“

„Ich meine … wir können nicht. Die Leute würden reden.“ Obwohl ihr Atem vor Verlangen raste, nahm sie den letzten Rest ihrer Kraft zusammen und trat einen Schritt zurück.

„Die Leute werden immer reden. Das kannst du nicht verhindern, und es sollte dich nicht interessieren.“

„Aber das muss mich interessieren, wenn es meiner Karriere in die Quere kommt.“

„Das wird es nicht, das kann ich dir versprechen.“

Coral schüttelte den Kopf und trat noch einen Schritt zurück. „Ich würde wirklich nichts lieber tun, aber ich kann das Risiko nicht eingehen.“ Sie dachte an all die Dinge, die Mariella ihr an den Kopf geworfen hatte.

„Wirklich?“

„Wirklich.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust. Auf seinen Lippen lag noch immer ein Lächeln.

„I…ich meine es ernst, Raffaele.“

„Da bin ich mir sicher. Du siehst sehr entschlossen aus.“

„Es wäre einfach nicht richtig. Das musst du doch selbst sehen.“

„Was ich sehe, ist eine schöne junge Frau, die etwas sehr Natürliches, sehr Machtvolles nicht zulassen möchte.“

„I…ich …“

„Ja? Ich gebe zu, du hast recht, Raffaele?“, beendete er mit sanftem Spott ihren Satz. Ganz langsam trat er wieder näher zu ihr. Dann nahm er ihre Hand, hob sie an die Lippen und küsste sie zart. „Du hast eine großartige Karriere vor dir, Coral. Und ob du mich oder irgendjemand anderen küsst, wird daran nichts ändern.“

Sie sah auf ihre blassen Finger, auf seine Lippen und konnte die Augen nicht abwenden.

„Es gibt keinen Grund, wegen deiner Karriere einem bisschen Spaß aus dem Weg zu gehen.“

„Ich bin aber nicht auf der Suche nach Spaß!“

Er hob die Brauen, lächelte aber immer noch. „Der Spaß wird dich finden, Coral. Mit deinem Aussehen kannst du ihm gar nicht aus dem Weg gehen.“ Ganz langsam begann er ihre Finger zu streicheln.

Sie wusste, sie sollte ihre Hand zurückziehen, aber sie wollte nicht.

„Ich will dich nicht manipulieren. Ich mache dir keine falschen Versprechungen. Ich will dir nur Freude schenken. Sonst nichts.“ Fest schloss er seine Hand um ihre Finger und zog sie sanft zu sich. „Warum erlaubst du dir nicht, deinen Gefühlen zu folgen?“

„Im Augenblick weiß ich nicht einmal mehr, was ich will.“

„Ich weiß, dass du dir wünschst, ich würde dich küssen – habe ich recht?“

Er zog sie noch etwas näher, und sie konnte seine dichten Wimpern sehen. Konnte ihn riechen. Ganz gleich, was ihr Verstand sagte, ihr Körper reagierte auf ihn, wie er es noch nie zuvor bei einem Mann getan hatte.

„Du kannst nicht alles haben, was du willst, Raffa“, hauchte sie. „Hat deine Mutter dir das nicht beigebracht?“

Er war kurz davor gewesen, sie zu küssen, aber jetzt hielt er inne und wandte sich ab. Einen Moment lang konnte sie seine tiefe Traurigkeit spüren.

„Es tut mir so leid.“ Jetzt fiel ihr seine Geschichte wieder ein. „Das hätte ich nicht sagen sollen.“

Zynisch lachte er leise. „Das hat sie mir allerdings beigebracht.“

Coral zuckte zusammen. „Ich wollte nicht …“

„Das macht nichts. Ist nur eine Redewendung.“ Ein Muskel zuckte an seiner Wange.

Beschämt schluckte sie. Sie hatte ihn wirklich verletzt. „Es tut mir leid“, wiederholte sie und drückte sanft seine Hand. Dann schlang sie ihre andere Hand um seine Finger und legte sie an ihre Brust. „Ich verstehe, wie du dich fühlst.“

Skeptisch warf er ihr einen Blick zu. „In letzter Zeit habe ich nicht einmal häufig an sie gedacht.“ Er lächelte, aber sein Lächeln wirkte traurig.

„Raffaele …“

Sie sah in sein unerträglich schönes Gesicht, in diese unergründlichen Augen. Ein seltsames Gefühl stieg in ihr auf und schnürte ihr die Kehle zu. „Küss mich.“

Einen Moment lang stand er ganz still, dann trat er vorwärts, umfasste ihr Gesicht und senkte den Kopf. Und küsste sie. Langsam, sanft. Es war ein unglaublich erotischer Kuss.

„Ja …“ Coral seufzte auf, als er seinen Kopf zurückzog. Raffaele hatte recht. Wie konnte etwas so Schönes falsch sein? Was konnte ein Kuss schon schaden? Es war nur ein Kuss. Und er fühlte sich so richtig an.

„So schön“, murmelte er und küsste sie wieder.

Seine Bartstoppeln streiften zart ihre Wange, und ihr ganzer Körper glühte. Noch nie war sie so geküsst worden …

Plötzlich bellten die Hunde. Die Tür öffnete sich. Coral schnappte nach Luft und sprang zurück.

„Ah, Salvatore. Da bist du ja“, begrüßte Raffaele seinen Bruder.

Salvatore blieb stehen und starrte sie an.

„Das ist Coral. Sie ist das bezaubernde Mädchen, das den ganzen Tag lang deine Verlobte fotografiert hat.“

Coral presste ihre Tasche vor die Brust und versuchte zu lächeln. Salvatore war ein ganz anderer Typ als Raffaele – kleiner, dunkler, mit einem Vollbart und misstrauischen Augen.

„Hallo“, hob sie an und streckte die Hand aus. „Es ist schön, Sie kennenzulernen.“

Salvatore ignorierte sie und drehte sich zu Raffaele um. „Ich muss mit dir reden. Unter vier Augen.“

Raffaele runzelte die Stirn, aber dann lächelte er. „Es tut mir leid, Coral. Aber ich bin sicher, du kannst Salvatore später noch kennenlernen. Und vielleicht können wir dann auch unser Gespräch fortsetzen? Der Wagen wartet draußen auf dich. Ich schicke später jemanden, um dein Kleid vorbeizubringen.“

Sie ging zur Tür, aber er griff nach ihrer Hand, zog sie noch einmal zurück und drückte einen festen, fordernden Kuss auf ihre Lippen. Dann lächelte er und schloss hinter ihr die Tür.

4. KAPITEL

Ihr Gästehaus stand auf der anderen Seite der Bucht. Ein schmaler Pfad führte von dort aus am Kliff entlang zur alten Villa. Coral schloss hinter sich die Tür und ging den Weg entlang.

Ein kühler, feuchter Wind hüllte sie ein. Die geborgten Satinschuhe drückten bei jedem Schritt. Sie erschauerte und zog den Schal enger um ihre nackten Schultern, aber all dies konnte ihre Vorfreude nicht dämpfen.

Raffaele kannte sich wirklich mit Mode aus. Das Kleid mit der engen Taille und dem weiten, schwingenden Rock, das er ihr geschickt hatte, passte perfekt. Selbst eine gute Fee hätte ihr nichts Besseres zaubern können.

Coral blickte zum dunklen Himmel hinauf. Fast erwartete sie, glitzernden Feenstaub zu sehen, der erklärte, was ihr gerade geschah. Doch nur die hellen Sterne funkelten wie die riesigen Diamanten auf Kylas Verlobungsring.

In der Ferne hämmerte der Bass so laut wie ihr eigner Herzschlag. Erst zehn Stunden waren seit der Landung vergangen, und so vieles war in dieser kurzen Zeit passiert.

Im Internet hatte sie mehr Einzelheiten von Raffaeles Lebensgeschichte gefunden. Er war der Sohn von Lila Rossini, einer aufstrebenden Schauspielerin, die kurz vor dem Höhepunkt ihrer Karriere tödlich verunglückt war. Nach ihrem Tod hatte Giancarlo Di Visconti ihn adoptiert.

Nach außen hin mochte das nach einem Happy End aussehen, aber der äußere Anschein täuschte nur allzu oft. Das wusste sie besser, als die meisten Menschen.

Keiner hätte je vermutet, dass Corals leidenschaftliche, künstlerische Mutter seit Jahren unter Depressionen litt. Tag für Tag wartete sie darauf, dass der mysteriöse Mann zurückkam, den sie einst geliebt hatte.

Lynda weigerte sich bis heute, über Corals Vater zu reden. Coral wusste nur, dass er der Chef ihrer Mutter gewesen war. Und dass es nie eine gute Idee war, mit dem Chef ins Bett zu gehen.

Mit Raffaele Rossini ins Bett zu gehen, war ebenfalls keine gute Idee.

Energisch zwang sie sich, an etwas anderes zu denken.

Salvatore.

Wenn er sich weigerte, mit ihr zu arbeiten, würde sie den Auftrag, ihn zusammen mit Kyla zu fotografieren, nicht bekommen. Schon im ersten Augenblick war ihr klargewesen, dass sie nicht miteinander zurechtkamen. Er war ganz anders, als sie erwartet hatte – gemein und unsympathisch. Ganz anders als Raffaele …

Je näher sie dem Haus kam, desto lauter wurde die Musik. Helle Stimmen mischten sich mit dem Rauschen des Meeres. Heute Abend würde Coral zwanzig neue Aufträge ergattern, das hatte sie sich vorgenommen. Das bedeutete, sie musste neue Kontakte knüpfen und die Leute begeistern, als hinge ihr Leben davon ab.

Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf und ging hinein. Die Party war schon in vollem Gange. Alle hatten sich schick gemacht und wirkten gut gelaunt. Coral sah sich nach Raffaele um. Aber nur, weil sie sich bei ihm für das Kleid bedanken wollte.

Von einem der Tabletts nahm sie sich ein Glas Wein und schlängelte sich durch die Menge. Einige Männer sahen ihr nach, aber keiner sprach sie an. Die Frauen musterten sie von Kopf bis Fuß, und auf deren Lippen lag ein falsches Lächeln.

Coral ging auf die Loggia hinaus. Dort, wo sie heute die Fotos gemacht hatten, standen statt der Fotoausrüstung nun Tische auf der Terrasse, bedeckt mit weißen Tüchern, Gläsern, Flaschen und Eiskübeln. Und dort, an einem der Tische am anderen Ende der Loggia saß Raffaele und plauderte mit Mariella.

„Ah, Coral. Da bist du ja“, begrüßte er sie, als sie zu ihnen ging. „Und du siehst sehr gut aus. Das Kleid steht dir. Es sitzt perfekt.“ Er nickte, als wäre er zufrieden mit seinem Werk, während Mariella die Brauen hob und Coral über den Rand ihres Glases abschätzig musterte.

„Ich will nicht stören, ich wollte mich nur kurz bedanken, weil du mir mit dem Kleid ausgeholfen hast. Jetzt wollte ich mich ein bisschen mit Kyla und Salvatore unterhalten. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, Mariella, dass ich noch einen zweiten Fototermin bekomme.“

„Keine Ursache. Raffaele sagte gerade, dass du genau das geliefert hast, was er sich vorgestellt hatte. Gut gemacht.“

Dann drehte sie sich um und flüsterte Raffa etwas ins Ohr.

Corals Herz sank. Mariella selbst hatte kein gutes Wort über ihre Fotos gesagt.

Das war so unfair. Dabei hatte sie nichts falsch gemacht. Sie sah sich um. Die Leute vom Team starrten sie entweder an oder wandten den Blick ab.

Plötzlich stieß jemand sie wie unabsichtlich an. Coral brauchte einen Moment, um ihn zu erkennen. „Salvatore! Hallo.“ Sie roch süßes Eau de Cologne und zu viel Alkohol.

„Amüsieren Sie sich gut?“

„Ja.“ Sie lächelte und freute sich, dass jemand mit ihr sprach, selbst wenn Salvatore etwas kühl wirkte. „Die Villa ist bezaubernd.“

Er nickte nur.

„Ich habe Sie heute auf Ihrem Boot gesehen …“

Seine Augen wurden schmal. „Sie haben mich auf meinem Boot gesehen?“

„Ja, ich nehme an, Sie lieben Boote …“

Autor

Natalie Anderson
Natalie Anderson nahm die endgültigen Korrekturen ihres ersten Buches ans Bett gefesselt im Krankenhaus vor. Direkt nach einem Notfall-Kaiserschnitt, bei dem gesunde Zwillinge das Licht der Welt erblickten, brachte ihr ihr Ehemann die E-Mail von ihrem Redakteur. Dem Verleger gefielen ihre früheren Korrekturen und da es gerade einen Mangel an...
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Jessica Gilmore

Jessica Gilmore hat in ihrem Leben schon die verschiedensten Jobs ausgeübt. Sie war zum Beispiel als Au Pair, Bücherverkäuferin und Marketing Managerin tätig und arbeitet inzwischen in einer Umweltorganisation in York, England. Hier lebt sie mit ihrem Ehemann, ihrer gemeinsamen Tochter und dem kuschligen Hund – Letzteren können die beiden...

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Bella Frances

Im Alter von zwölf Jahren entdeckte Bella Frances ihre Leidenschaft für romantische Geschichten – zwischen Strickmusterbögen und Rezepten in den Zeitschriften ihrer Großmutter. Ganz und gar mitgerissen aber war sie erst, als sie in einem langen, heißen Sommer nach ihrem ersten Abschluss in englischer Literatur die Romane von Mills...

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