Lisa - Versuchung in Blond

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Dass es ein schwieriger Job ist, die junge Millionenerbin Lisa aus den Händen ihrer Entführer zu befreien, war Sergeant Travis Hawks natürlich von vornherein klar. Doch mehr als die gewagte Rettungsaktion machen ihm die Verführungskünste der blonden Schönheit zu schaffen …


  • Erscheinungstag 13.01.2018
  • ISBN / Artikelnummer 9783733755027
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Falls ich angeschossen werde, wenn ich diese verwöhnte reiche Göre rette, dann beende das Drama und töte mich“, murmelte Travis Hawks.

„Geht in Ordnung“, flüsterte J.T.

Travis blickte sich zu dem anderen Mann um. Alles, was er in der Dunkelheit erkennen konnte, waren das Weiße in den Augen seines Freundes und ein breites Grinsen. Die Tarnfarbe verdeckte seine Gesichtszüge, genau wie die der anderen beiden Männer im Suchteam.

„Du hast ja verdammt schnell zugestimmt“, sagte Travis ironisch, während er zum dritten Mal die Munition in seiner Waffe kontrollierte.

„Wozu hat man denn Freunde? Du würdest für mich doch dasselbe tun, oder etwa nicht?“

Ein leises Rascheln im Gebüsch alarmierte die Männer, und sie drehten sich hastig um. Deke steckte den Kopf heraus und flüsterte: „Travis, hol das Mädchen da raus, und dann lass uns verdammt noch mal von hier abhauen.“

„Wird gemacht.“

„Bist du bereit?“

„Das fragst du noch?“ Travis hatte sich schon auf den Boden gleiten lassen und begann jetzt, auf allen vieren auf die niedrige Steinhütte zuzukriechen, die nur etwa zwanzig Meter von ihrem Standort entfernt war. Zur Hölle, jeder hier wusste, dass Travis der beste Sprengtechniker der gesamten Einheit war. Besser noch als Jeff Hunter, der Gunnery Sergeant, der dieses Team anführte.

Travis lag flach auf dem Bauch und trug seine Waffe auf den Unterarmen, während er über das offene Gelände zwischen dem Team und der Hütte vorwärtsrobbte.

Stimmen drangen durch die stille Nachtluft zu ihm. Und obwohl er die Sprache nicht kannte, so sagte ihm der Tonfall doch, dass die Männer, die das Mädchen bewachten, ganz entspannt waren. Gut. Hoffentlich blieb das auch so.

Trotz der fast frostigen Temperatur lief Travis der Schweiß in den Nacken. Es wurde nachts verdammt kalt in der Wüste. Er gelangte schnell zur Steinhütte, und während er sich langsam neben einem schwarz verhangenen Fenster aufrichtete, atmete er langsam aus. So weit, so gut.

Genau wie er es erwartet hatte, gab es um das Gebäude herum keine Wachen. Offensichtlich fühlten sich diese Leute ziemlich sicher. Gut für uns, dachte Travis.

Er schob das Fenster lautlos hoch und hoffte inständig, dass die Informationen korrekt waren, die das Team vor dem Einsatz erhalten hatte. Wenn es Wachen im Zimmer des Mädchens geben sollte, dann würde hier gleich die Hölle losbrechen. Travis wartete noch eine Sekunde, um zu lauschen. Nachdem er sich überzeugt hatte, dass er die Situation immer noch unter Kontrolle hatte, kletterte er ins Zimmer und bewegte sich so leise, wie es seine Kampfstiefel zuließen.

Seine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt, und so machte es ihm keine Mühe, die Frau auf den ersten Blick zu entdecken. Sie lag ausgestreckt auf einer schmalen Liege, dem einzigen Möbelstück im Raum. Ihr tiefer, ruhiger Atem ließ darauf schließen, dass sie schlief. Mit wenigen Schritten stand er neben der Frau. Während er eine Hand über ihren Mund gepresst hielt, wartete er darauf, dass sie aufwachte.

Und das tat sie auch sofort.

Travis wünschte sich fast, das sie weiter geschlafen hätte.

Sie kämpfte wie eine Raubkatze. Während er ihr immer noch den Mund zuhielt, biss sie kräftig in seine Hand. Nur mit vollem Körpereinsatz schaffte Travis es, sie auf die Liege zu pressen. „U.S. Marines. Jetzt hören Sie schon auf zu kämpfen, Lady“, zischte er. „Ich werde Sie hier rausholen.“

Sie stoppte ihren Angriff genauso schnell, wie sie ihn begonnen hatte.

Er starrte ihr in die Augen und sah, wie diese sich gefährlich verengten. Dann ergriff sie sein Handgelenk und riss seine Hand von ihrem Mund.

Na endlich, dachte er, wenigstens etwas Dankbarkeit.

„Das wurde aber auch langsam Zeit“, schimpfte sie und zerstörte damit seine kleine Heldenfantasie.

Travis unterdrückte seine aufkommende Wut, denn sie waren in Lebensgefahr. Er warf einen Blick auf die Tür auf der anderen Seite des Raumes und sah dann wieder die Frau an, die mit ihrem Verhalten die ganze Rettungsaktion gefährdete.

Mit leise flüsternder Stimme drohte er: „Lady, halten Sie den Mund, und beeilen Sie sich.“

„Na schön“, sagte sie leise, schwang ihre Beine von der Liege und stand auf. „Aber es ist doch wahr. Ihr habt euch wirklich nicht gerade beeilt.“

„Also, das ist wirklich …“ Er beendete den Satz nicht. Keine Zeit. Sie mussten hier raus, bevor es den Wächtern in den Kopf kam, nach ihrer Geisel zu sehen. „Folgen Sie mir“, befahl er und bewegte sich rasch auf das Fenster, ihren Fluchtweg, zu.

„Ich brauche meine Handtasche.“

„Vergessen Sie’s“, murmelte er, während er in die Dunkelheit hinausblickte. Er drehte sich um und wollte ihr helfen, über die Fensterbank zu klettern. Erstaunt stellte er fest, dass sie ihm überhaupt nicht gefolgt war. Stattdessen lag sie auf dem Bauch und suchte unter dem Bett nach ihrer Handtasche. Er marschierte quer durch den Raum und packte sie am Ellenbogen. „Hier gibt es kein Einkaufszentrum. Sie brauchen Daddys Kreditkarten nicht. Außerdem haben wir keine Zeit für diesen Unfug, Prinzessin.“

Sie befreite sich aus seinem Griff und reagierte auf seine unfreundliche Behandlung mit Gehässigkeit: „Ich musste hier zwei Wochen auf Sie warten. Jetzt kommt es wohl auf eine Minute auch nicht mehr an.“

Am liebsten hätte er sie auf der Stelle betäubt und eigenhändig aus dem Zimmer getragen. So aber hatte er keine andere Wahl, als sie gewähren zu lassen. Über seinen Kopfhörer hörte er deutlich eine leise Stimme fragen: „Wo zur Hölle steckst du eigentlich?“

Wütend drückte er das an einem schwarzen Band befestigte empfindliche Kehlkopf-Mikrofon gegen seinen Hals und grollte: „Ich warte auf die Prinzessin. Wir kommen gleich raus.“ Er behielt mit einem Auge die verschlossene Tür im Blick und zählte im Stillen die vielen Sekunden, die verstrichen. Das gibt Probleme, fürchtete er. „Jetzt beeilen Sie sich endlich, Lady.“

„Ich habe die Tasche“, sagte sie, stand auf und hielt eine weiße Handtasche hoch, die an einer wahrscheinlich echten Goldkette baumelte. Sie hängte sie sich so um, dass die Kette schräg über ihrer Brust verlief und die Tasche auf der Hüfte hing. Dann nickte sie Travis zu, und er griff sich die Prinzessin und wirbelte sie in Richtung Fenster – und in die Freiheit.

„Los jetzt“, verlangte er. „Steigen Sie da raus, und lassen Sie uns endlich verschwinden.“

Sie saß auf dem Fensterbrett, hielt ihren Rock hoch und begann, ihre Beine aus dem Fenster zu strecken. Dann drehte sie sich plötzlich zu ihm um. „Wissen Sie“, sagte sie leise. „Sie könnten wirklich etwas netter sein. Ich bin schließlich das Opfer, vergessen Sie das nicht.“

Travis atmete tief durch. Von wegen Opfer! Im Gegenteil, noch ein paar Minuten ihrer Eskapaden, und er würde beinahe Mitleid mit ihren Entführern haben.

Er beugte sich zu ihr hinunter und flüsterte: „Hören Sie zu, Prinzessin. Wir haben etwa neunzig Sekunden Zeit, um diesen Ort zu verlassen, dann schaffen wir es gerade noch, den Hubschrauber zu erreichen, der uns abholen wird. Also werden Sie jetzt ihren hübschen Po bewegen, bevor ich nachhelfe. Ist das klar?“

Sie sah Travis aus großen Augen an, und für einen Moment hatte es den Anschein, als würde sie wieder eine Diskussion anfangen. Doch dann besann sie sich eines Besseren. Sie kletterte über die Brüstung, landete auf dem Sandboden und wartete.

Die Zeit reichte nicht mehr, um auf dem Boden in Sicherheit zu robben. Deshalb fasste Travis die Frau fest am Oberarm und zog sie hinter sich her, während er in Richtung Gebüsch rannte.

Stolpernd und zeternd und außer Atem hielt sie mit ihm Schritt. Sobald er die niedrigen Büsche erreicht hatte, wo das Team auf sie wartete, duckte er sich und zog sie mit sich herunter, bevor er sie losließ.

Deke warf ihr nur einen knappen Blick zu, bevor er sich an Travis wandte: „Jeff ist am Treffpunkt. Lass uns verschwinden.“

„Wohin gehen wir?“, fragte die Frau.

„Ich folge euch beiden“, sagte Travis und ignorierte sie und ihre Frage.

In wenigen Augenblicken waren Deke und J.T. in den Büschen verschwunden, und Travis drängte die Frau, sich anzuschließen. „Machen Sie schnell“, wies er sie an. „Und halten Sie sich geduckt.“

Glücklicherweise blieb sie ruhig und tat, was ihr befohlen worden war. Travis’ Blick fiel ein letztes Mal auf die Steinhütte hinter ihnen, dann folgte er lautlos der Frau. Er war bereit, sie auf ihrer Flucht zu beschützen. Wie er es aus ähnlichen Situationen schon kannte, hatte er in den letzten Minuten kaum darüber nachdenken müssen, was zu tun war. Er war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und er konnte sich auf seine Instinkte verlassen.

Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Landschaft, aber sein Blick suchte immer wieder die Frau, die vor ihm lief. Ihr unpraktischer langer Rock verfing sich in jedem Busch, an dem sie vorbeikam.

Travis schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen, um zu verhindern, dass er sie anbrüllte, sie solle sich mehr beeilen. Die anderen hatten schon einen zu großen Vorsprung vor ihnen. Sie hielt die ganze Sache auf.

„Verdammt noch mal“, grummelte er. „Können Sie nicht ein bisschen schneller laufen?“

Lisa Chambers blieb abrupt stehen und warf Travis einen eisigen Blick über die Schulter zu. Jetzt hatte sie aber wirklich genug. Zwei lange Wochen hatte sie in einer engen, stickig-heißen Hütte aushalten müssen, umgeben von Männern, die ihre gut gefüllten Munitionsgürtel mit der gleichen selbstverständlichen Lässigkeit trugen wie die Freunde ihres Vaters ihren Kummerbund, und jetzt das. Sie war verschwitzt, müde, hungrig und verspannt, und sie hatte sich schon ewig nicht mehr waschen können. Da würde sie sich ganz bestimmt nicht von einem hinterwäldlerischen Elitesoldaten einschüchtern lassen, der sie beschimpfte, weil sie nicht schnell genug lief.

Die kalte Nachtluft umgab sie, und sie zitterte am ganzen Körper. Die goldene Kette ihrer Handtasche rieb an ihren Hals, und das ständige Schlagen der Tasche gegen ihre Hüfte begann zu schmerzen.

Es war nur schwer zu glauben, dass ein Mensch in so kurzer Zeit so viele unterschiedliche Gefühlswelten durchlaufen konnte. Als sie aufgewacht war und eine Männerhand über ihrem Mund gespürt hatte, hatte sie nichts als nackte Angst empfunden – was natürlich ihren Verteidigungsinstinkt geweckt hatte. Für einen kurzen schrecklichen Augenblick hatte sie geglaubt, dass ihre Entführer letztlich doch mehr von ihr wollten, als sie nur zu isolieren und einzuschüchtern.

Im nächsten Moment war sie unglaublich erleichtert gewesen, als sie eine Stimme mit diesem unverwechselbaren amerikanischen Tonfall sagen hörte: „U.S. Marines“. Die „Bodentruppen“ hatten aber auch wirklich lange gebraucht. Lisa hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben.

Tränen standen ihr in den Augen, aber sie hatte keine Zeit zu weinen. Sie hatte gegenüber ihren Entführern keine Schwäche gezeigt, und auch ihr Retter würde keine Schwäche zu sehen bekommen.

„Wissen Sie“, sagte sie mit unüberhörbarem Sarkasmus in der Stimme. „Ich finde, etwas Verständnis für meine Lage wäre durchaus angebracht.“

Travis sah sie noch nicht einmal an. Zumindest glaubte sie das. In der mondlosen Nacht war er in der Dunkelheit fast nicht auszumachen, und so war es schwer zu sagen. Ganz im Gegensatz zu ihm leuchtete sie in ihrem sonnengelben Kleid wohl meilenweit. Dieser Gedanke allein war genug, um sie erschauern zu lassen, und sie warf einen kurzen, unsicheren Blick in die Dunkelheit. Als sie sich wieder umdrehte, stellte sie fest, dass der Soldat sie aus zusammengekniffenen Augen musterte.

„Lady“, sagte er mit seinem langsamen, weichen Südstaaten-Akzent. „Wenn Sie Feingefühl wollen, wenden Sie sich an die Navy. Aber wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie uns, die Marines.“ Dann kniete er auf dem Boden und holte etwas unter dem nächsten Busch hervor. Er warf ihr noch einen Blick zu und befahl: „Machen Sie, dass Sie hier wegkommen, Schätzchen.“

„Schätzchen?“ wiederholte sie entrüstet. Aber ihre Stimme wurde von einer ohrenbetäubenden Explosion übertönt.

Lisa erschrak und stolperte ein paar Schritte zurück. Ihr Blick wurde von einem Feuerball gefesselt, der scheinbar direkt aus der Hölle kam und alles zerstören würde. Die ganze Umgebung und sie selbst wurden hell erleuchtet, und noch bevor sie irgendetwas tun konnte, war der Elitesoldat schon auf sie zugestürmt, hatte sie am Arm gegriffen und mit sich fortgezogen.

Seine Hand hinterließ zumindest eine warme Stelle auf ihrem Körper, aber sein Griff war nicht gerade behutsam. Der Stoff ihres Kleides riss, während der Soldat sie über den schmalen Weg zog und schob. Ihre hohen Absätze versanken im Sand, als ob die Wüste sie am Fortkommen hindern wollte. Die niedlichen Pumps waren perfekt für einen Einkaufstag in der Stadt oder auch für eine durchtanzte Nacht. Zum Joggen allerdings waren sie überhaupt nicht geeignet – geschweige denn für eine Flucht durch die Wüste. Ihr taten die Füße weh, sie hatte Kopfschmerzen, und sie fragte sich nebenbei, ob sie diese Rettungsaktion wohl überleben würde.

Ihr „Held“ folgte ihr dicht auf den Fersen und übernahm offenbar die rückwärtige Verteidigung, aber sie wünschte beinahe, er würde vorauslaufen, so dass sie zumindest einen Orientierungspunkt hatte. Lisa hatte absolut keine Ahnung, wohin die Flucht ging. Sie wusste nur eines, sie wollte weg von diesem Ort, und zwar sofort.

Sie wünschte, sie wäre zurück in den Vereinigten Staaten. Zurück in ihrem Elternhaus. In der wundervollen himmelblauen Badewanne im Bad ihres kleinen Apartments. Umgeben von frisch gewaschenen weichen Handtüchern und Kerzenlicht, das sich in den meergrünen Kacheln spiegelte, und mit einem Glas Wein in Reichweite. Sie sehnte sich nach fließendem Wasser, nach ihrem Haarfön, und nach Toilettenpapier. Lieber Gott, bitte errette mich aus diesem Chaos, betete sie verzweifelt.

„Verdammt noch mal“, fluchte er, und sie vernahm den Fluch mit einem resignierten Stöhnen.

„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte sie, während er sie immer noch mit der Hand auf ihrem Rücken vor sich her schob. „Wo liegt das Problem?“

„Wir haben nichts als Probleme“, grollte er und hielt abrupt inne.

Lisa stoppte ebenfalls, um auf ihn zu warten. Er ging ihr auf die Nerven, aber schließlich war er ihr Retter, und deshalb würde sie ihn nicht aus den Augen lassen.

„Laufen Sie weiter!“, rief er. Nach der Explosion war es offensichtlich nicht mehr wichtig, möglichst leise zu sein.

„Wohin denn?“, fragte sie und bewegte sich keinen Schritt.

„Verdammt und …“ Travis brachte den Fluch nicht zu Ende und zog stattdessen wieder etwas unter einem Busch hervor. Dieses Mal stand Lisa nahe genug, um ihn dabei beobachten zu können. Er öffnete eine kleine durchsichtige Plastikhaube, legte einen silbernen Schalter um und bewegte dann seinen Daumen auf einen hellgrün leuchtenden Knopf zu. Er drückte den Knopf, und eine weitere Explosion erschütterte die Wüstennacht.

Diesmal war die Explosion nicht so weit weg, und Lisa starrte wie gebannt auf die dramatische Schönheit, die sie verbreitete. Neben dem Lärm der Explosion hörte sie nun Rufe. Wütende Rufe.

Und sie wusste, dass die Verfolger ihnen auf den Fersen waren.

„Das sieht gar nicht gut aus.“

„Das kannst du wohl laut sagen, Schätzchen“, motzte er, sprang auf und griff ihre Hand. „Jetzt rennen Sie, was das Zeug hält.“

Sie rannten.

Und rannten.

Und als Lisas Beine so sehr schmerzten, dass sie dachte, sie könnte absolut keinen Schritt mehr tun, ging es immer noch weiter.

„Wir sind spät dran. Wir werden es nicht schaffen“, sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr.

Sie schluckte und war schrecklich außer Atem, schaffte es aber dennoch, ihn zu fragen: „Sie meinen, wir erreichen den Hubschrauber nicht?“

„Ganz genau.“

„Wir müssen es einfach schaffen.“

Travis warf ihr einen besorgten Blick zu. „Der Extraktionspunkt liegt genau vor uns.“

Extraktion? Das hörte sich eher nach einem Zahnarztbesuch an, was sicher immer noch angenehmer gewesen wäre als diese augenblickliche Misere.

In weiter Ferne hörte sie ganz schwach die Rotorblätter eines Hubschraubers. Lisas Herzschlag donnerte in ihrer Brust. Sie waren nah dran. So nah dran. Sie würden es schaffen. Sie mussten es einfach schaffen.

Jeder Schritt war eine Überwindung.

Jeder Atemzug ein kleiner Sieg.

Hinter ihr wurden Stimmen laut. Rufe. Und vereinzelte Schüsse. Lisa zuckte zusammen und duckte sich instinktiv, während sie weiterrannten. Die Luftturbulenzen des Hubschraubers drückten sich ihnen entgegen. In dem schwachen Licht sah sie einige Männer zu dem Hubschrauber rennen. Ein Soldat stand mit einer automatischen Waffe in der Hand in der offenen Tür und schoss pausenlos um sich, um dem Hubschrauber die Flucht zu ermöglichen.

Auf einmal sackte dieser Soldat wie eine Marionette in sich zusammen, der man die Fäden durchgeschnitten hat. Einen Augenblick später hörte sie einen Gewehrschuss, dann weitere in schneller Folge.

„Runter, verdammt noch mal“, sagte der Mann hinter ihr, duckte sich und zog sie mit auf den Boden.

„Worauf warten wir denn noch?“, wollte sie wissen. Sie sah ihn an und hoffte, trotz der Tarnfarbe etwas in seinem Gesicht lesen zu können.

„Wir werden es nicht schaffen“, sagte er mit gepresster Stimme. „Es gibt zu viel offenes Gelände zu überwinden. Die werden uns abschießen.“

„Aber wir … wir müssen es einfach schaffen“, sagte sie und starrte wieder zum Hubschrauber, wo jetzt ein anderer Soldat den Platz in der Tür eingenommen hatte. Er feuerte schnelle Serien aus seiner Waffe, und helle Blitze kamen aus dem Gewehrlauf.

„Wir packen es nicht.“

„Doch!“ Sie konnte nicht zurück in diese Steinhütte gehen. Zurück in die Gefangenschaft. Das würde sie auf gar keinen Fall. Lisa stand auf und war fest entschlossen, zum Hubschrauber zu rennen. Sie musste es wenigstens versuchen.

Aber sie kam nicht dazu, auch nur einen Schritt zu tun.

Travis riss sie mit solcher Kraft zurück auf den Boden, dass sie unsanft auf dem Po landete. Sein Griff um ihren Arm wurde härter, und er zog sie herum, so dass sie ihn ansehen musste.

„Unmöglich. Und wenn der Hubschrauber hier noch lange auf uns wartet, wird er auch nicht mehr wegkommen.“

Sie verfiel in totale Panik. „Was soll das denn heißen?“

Er verschwendete keine Zeit damit, es ihr zu erklären. Stattdessen stand er kurz auf, streckte die Waffe über seinen Kopf und gab damit ein wortloses Signal.

„Nein!“, rief sie, und konnte es nicht fassen, was er getan hatte. „Das können Sie doch nicht ernst meinen!“

„Kommen Sie“, sagte er mit angespannter Stimme, und zog sie in den Schatten der Sträucher.

Lisa drehte sich um und sah den Hubschrauber abheben. Ihre einzige Hoffnung auf eine schnelle Flucht war damit verloren.

2. KAPITEL

Travis hielt die Hand der Frau fest umklammert und rannte um sein Leben. Er konnte nur hoffen, dass die Verfolger noch so weit entfernt waren, dass man sie mit Schnelligkeit und guten Verstecken abhängen konnte. Wenn sie sich beeilten, würden die Männer, die im Augenblick noch auf den Hubschrauber schossen, vielleicht annehmen, dass sie alle im Hubschrauber entkommen waren. Falls er es schaffte, die Frau dazu zu bewegen, einfach nur die Klappe zu halten und zu rennen. Er hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass das gar nicht so einfach war.

„Haben Sie total den Verstand verloren?“, ereiferte sie sich.

Er musste sie insgeheim bewundern. Sogar in ihrer Wut sprach sie mit so leiser Stimme, dass sie sicher nicht sehr weit zu hören war.

„Das sagt man mir nach“, gab er zurück und vergewisserte sich mit einem schnellen Blick über die Schulter. Die Verfolger waren noch nicht in Sicht. Gut. Wir müssen den Vorsprung halten, nahm er sich vor.

„Sie haben den Hubschrauber einfach abheben lassen“, fing sie wieder an, und ihre Stimme verriet, dass sie immer noch unter Schock stand. „Ich habe es genau gesehen. Der Hubschrauber wollte auf uns warten. Das war unsere einzige Rettung, und Sie lassen ihn ohne uns abziehen!“

Wenn Blicke töten könnten … Kaum eine Frau wäre wohl durch diesen eiskalten Blick nicht zumindest eingeschüchtert gewesen, mit dem Travis Lisa jetzt ansah. Aber, wie konnte es anders sein, er machte natürlich überhaupt keinen Eindruck auf diese eine Frau, bei der es darauf ankam!

„Sie sind völlig übergeschnappt!“ murmelte sie.

„Da stimme ich Ihnen tatsächlich mal zu“, seufzte er. Wer außer einem Verrückten hätte sich wohl freiwillig für eine solche Mission gemeldet? Er hätte stattdessen im Urlaub und bei seiner Familie sein können. Dort wären ihm natürlich seine Schwestern auf die Nerven gegangen. Aber zumindest gehörten die zur Familie. „Jetzt halten Sie schon die Klappe, und folgen Sie mir.“

„Ich habe ja wohl keine andere Wahl“, sagte sie atemlos.

Während sie weiterliefen, war Travis insgeheim dankbar für das Gelände, das sie durchquerten. Dies war keine baumlose Wüste wie die Sahara. Diese Gegend erinnerte ihn eher an seine Heimat in Texas, wo er als Kind aufgewachsen war. Es gab hier zwar auch Sand, aber der Boden war steiniger. Und man sah vereinzelte Sträucher und ein paar wenige knorrige Bäume. Sie waren von niedrigen Hügeln umgeben, die hier wohl schon als Berge galten, und Travis hoffte, dass er dort einen versteckten Rastplatz finden würde.

Die Dunkelheit war ihre Verbündete.

Sie konnten hoffentlich Unterschlupf in einer Höhle finden. Dort wollte er dann weitere Fluchtpläne schmieden. Während des Laufens stellte er immer wieder sicher, dass Lisa ihm nach wie vor folgte. Gleichzeitig dachte er ständig über seine Situation nach. Er hatte Wasser. Und Nahrung für den Notfall. Außerdem ein Radio und Waffen. Sie hatten eine reelle Chance.

Er musste eben nur improvisieren. Und genau dafür war er ja schließlich ausgebildet worden. Verdammt, das war doch überhaupt keine Frage. Natürlich würde er es schaffen.

„Kommen Sie“, ermunterte er Lisa leise. „Nur nicht aufgeben, und alles wird gut.“

„Wohl genauso toll, wie alles andere bisher geklappt hat“, erwiderte sie ironisch.

Travis verdrehte die Augen und sah zum Sternenhimmel. Warum musste es gerade mich treffen? fragte er sich. Und warum musste es ausgerechnet diese Frau sein, die gerettet werden sollte? Es wäre alles so viel einfacher, wenn es sich um einen ganz normalen vernünftigen Menschen handeln würde. Diese Frau jedoch hatte von Anfang an nichts als Ärger verursacht, und er hatte den Verdacht, dass das auch so weitergehen würde.

Nach einem stundenlangen Marsch war Lisa bereit, ihren ganzen Stolz zu vergessen und einfach nur um eine Erholungspause zu bitten. Aber sie zweifelte daran, dass ihre Bitte erhört werden würde. Nach der langen Zeit in der Dunkelheit konnte sie Travis jetzt zumindest klar erkennen. Er war groß gewachsen, bewegte sich mit seinen langen Beinen mühelos vorwärts und schien nie zu ermüden. Die ganze Zeit hielt er ihre Hand fest, und sein Blick war immer aufmerksam auf die Umgebung gerichtet. Sein Profil war kantig und hatte nichts Weiches an sich, und die Tarnfarbe verstärkte diesen Eindruck noch. Er hatte ein markantes Kinn, und seine Nase war offensichtlich schon einmal gebrochen gewesen. Lisas Sympathie gehörte ganz dem Menschen, der dies verursacht hatte, und nicht dem Opfer. Seine Augen hatte sie noch nicht eingehend betrachten können, aber sie war sich sicher, dass sie unverwandt und distanziert blickten, und die Augenfarbe spielte dabei überhaupt keine Rolle.

Nun, immerhin war es tröstlich, in dieser Notlage jemanden bei sich zu haben, der so offensichtlich gut für Probleme dieser Art gerüstet war. Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf, und sie lachte und fragte sich, wie wohl ihr letzter Verlobter diese Situation überlebt hätte. James hatte es ja noch nicht einmal geschafft, in Manhattan ein Taxi heranzuwinken.

„Was gibt es denn zu lachen?“, wollte Travis wissen, und verlangsamte seinen Schritt.

Dankbar passte Lisa sich an das neue Tempo an und fühlte, wie sich sofort ihre Wadenmuskeln verkrampften. Sie stöhnte auf, nickte und gab zu: „Ja, ich habe tatsächlich gelacht. Vielleicht bin ich ja schon hysterisch.“

„Na prima. Das wird ja immer schöner!“

Autor

Maureen Child

Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal.

Ihre liebste...

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