Mit dir auf der Insel der Liebe

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Überraschend erbt Lea eine idyllische Insel vor Griechenland - inklusive einer heruntergekommenen Hotelanlage. Unbedingt braucht sie einen Investor! Als der milliardenschwere Xander Marinakos seinen Besuch ankündigt, hofft Lea auf finanzielle Rettung. Doch ihre Gefühle kommen ihr dazwischen, denn Xander ist Versuchung pur: Leichtfertig verbringt sie eine erotische Nacht in den Armen des griechischen Tycoons. Nimmt er sie als Geschäftspartnerin noch ernst, oder hat sie damit die letzte Chance verspielt, ihr Inselparadies zu retten?


  • Erscheinungstag 10.03.2020
  • Bandnummer 052020
  • ISBN / Artikelnummer 9783733714000
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

PROLOG

März, Infinity Island, Griechenland …

Alles würde besser werden. Das musste es einfach!

Lea Romes weigerte sich, etwas anderes auch nur in Betracht zu ziehen.

Entnervt stieß sie sich mit ihrem Chefsessel vom Schreibtisch ab, der unter Unmengen von Papierstapeln zusammenzubrechen drohte.

Papierstapel … was für ein Anachronismus! In diesem hoch technisierten Zeitalter sollte so etwas der Vergangenheit angehören. Leider schien der Umgang mit analogen Dokumenten eine unveränderliche Konstante zu sein, während digitale Korrespondenz und Tabellenkalkulation die Arbeitsbelastung noch verstärkten.

Zumindest durfte Lea als Hochzeitsplanerin im Paradies arbeiten.

Mit ihrem Maxi-Kaffeebecher in der Hand trat Lea durch französische Flügeltüren auf die Terrasse, die einen Ausblick auf eine kleine Bucht bot, und hielt ihr Gesicht der wärmenden Sonne entgegen.

Dreizehn Monate waren vergangen, seit sie diese Insel geerbt und sich ihr Leben auf geradezu dramatische Weise verändert hatte. Ihr Umzug von Seattle, Washington, hatte nicht Wochen oder gar Monate in Anspruch genommen, sondern nur wenige Tage. Dass hier ihre eigentlichen Wurzeln lagen, erfuhr Lea von einem Anwalt anstatt von ihren Eltern, die sie um diesen Aspekt ihrer Herkunft betrogen hatten. Ein Verrat, mit dem sie immer noch zu kämpfen hatte.

Mit nur zwei Koffern und einer desillusionierten Sicht aufs Leben hatte sie sich auf die Reise nach Griechenland gemacht. Und nicht im Mindesten geahnt, was sie auf dieser kleinen Insel erwartete.

Infinity Island befinde sich seit Generationen in Familienbesitz, hatte der Anwalt ihr mitgeteilt. Doch erst als sie dort ankam und alte Fotos durchforstete, erfuhr sie, dass ihre eigene Mutter auf dieser Insel geboren und aufgewachsen war. Es traf sie wie ein Faustschlag in den Magen. Warum hatte man diesen Ort samt der dazugehörigen Familiengeschichte vor ihr geheim gehalten?

Seit einer hitzigen Auseinandersetzung, kurz bevor Lea Seattle verließ, herrschte Schweigen zwischen ihr und ihren Eltern, die stur darauf beharrten, dass es richtig gewesen sei, ihrer Tochter gewisse Teile ihrer Biografie vorzuenthalten.

Doch das war momentan nicht Leas größtes Problem.

Sie kehrte an ihren Schreibtisch zurück und starrte sorgenvoll auf den Papierberg vor sich. Egal, wie man es drehte und wendete, dieses romantische Hochzeitsresort befand sich in finanziellen Schwierigkeiten.

„Herein“, rief Lea, als es an der Tür klopfte.

Wie erwartet war es Popi Costas, neue beste Freundin und ebenfalls Hochzeitsplanerin, die ihren Kopf mit dem lustig wippenden dunklen Pferdeschwanz durch die Tür steckte. „Dein Gast ist angekommen.“

„Schon?“ Lea hatte mit noch mindestens einer Stunde Zeit gerechnet. Ihr Blick flog zur Uhr. Himmel! Es war tatsächlich nicht neun, sondern bereits zehn. Dabei hatte sie noch Haare und Make-up auffrischen wollen, bevor sie diesen Mann begrüßte.

Diesen außerordentlich wichtigen Mann …

Lea hatte im Internet recherchiert und musste zugeben: Auf eine verwegene, geheimnisvolle Weise war er ausgesprochen attraktiv. Dass sie unbedingt einen guten oder den besten Eindruck auf ihn machen wollte, hatte allerdings nichts mit seinem Freibeutercharme zu tun. Dieser Mann war die eine Person, die für sie auf dieser Insel alles zum Guten wenden konnte.

„Hör auf, die Stirn zu runzeln, das macht nur Falten“, rügte Popi.

Sie hatten sich schnell angefreundet, als Lea auf die Insel gekommen war. Geholfen hatte sicher, dass Popi im selben Alter war und man sie gern um sich hatte. Sie brachte Lea zum Lächeln, selbst wenn ihr nicht danach zumute war.

„Du siehst umwerfend aus, wie immer!“ Popi wedelte auffordernd mit der Hand. „Na komm schon, du willst ihn doch nicht warten lassen, oder?“

Ihre Freundin hatte recht. Das Letzte, was Lea wollte, war, diesem Mann gleich zu Beginn einen schlechten Eindruck zu vermitteln. Hätte sie sich heute Morgen nur mehr Zeit vor dem Spiegel genommen … Aber jetzt war es zu spät.

Lea trat durch die Tür ins Freie und blinzelte in die Sonne, die strahlend am blauen Himmel stand. Was für eine Erholung gegenüber Seattle dieses Leben auf der Insel doch war! Nach Infinity Island, hatte sich für sie seltsamerweise angefühlt, wie nach Hause zu kommen.

Lea stieg in ihr Golfcart, das sie dazu nutzte, um sich zügig auf der Insel bewegen zu können. Davon gab es eine ganze Flotte für ihre Gäste sowie gepflasterte Wege, die extra deswegen angelegt worden waren. Rasch steuerte sie das wendige Gefährt hinunter zum Hafen.

Die meisten ihrer Gäste setzten mit einer Fähre vom Festland über oder kamen im gecharterten Wasserflugzeug. In seltenen Fällen wurde ein Hubschrauber eingesetzt, der aber eher Notfällen oder besonders exklusiven Besuchern, die sich derartige Extravaganzen leisten konnten, vorbehalten blieb.

Als sie frisch auf der Insel angekommen war, hatte Lea voller Neugier und Begeisterung jeden mit wilden Blumen und Kräutern gesäumten Pfad auf eigene Faust erkundet. Dabei hatten immer wieder freundliche Insulaner oder wilde Ziegen, von denen es hier jede Menge gab, ihren Weg gekreuzt.

Die meisten Einheimischen arbeiteten auf die eine oder andere Weise für die Hochzeitsplaner-Agentur. Sie waren wie eine große Familie und hießen Lea mit offenen Armen willkommen. Sie konnte sich keinen anheimelnderen Ort vorstellen.

Versonnen schaute Lea einem startenden Wasserflugzeug hinterher, dann fiel ihr Blick auf den Mann im dunklen Anzug, der mit dem Rücken zu ihr auf dem hölzernen Dock stand. Seine stattliche Größe und die breiten Schultern wurden durch das offenkundig maßgeschneiderte Jackett aufs Vorteilhafteste betont.

Lea war sich absolut sicher, dass es mehr als einen durchschnittlichen Monatslohn gekostet hatte.

Sein dunkles Haar trug er, wie auf den Online-Fotos, akkurat getrimmt, und sein markantes Kinn war perfekt rasiert. Unwillkürlich fragte Lea sich, ob sein Leben ebenso ordentlich und strukturiert verlief, und stellte sich gleichzeitig vor, wie es sich anfühlen mochte, mit ihren Fingern durch dieses glänzende schwarze Haar zu fahren …

Während sie nervös das Lenkrad fester umklammerte, beschleunigte sich ihre Atmung. Energisch trat Lea auf die Bremse, und sobald ihr Golfcart zum Stehen kam, schwang sie die langen Beine aus ihrem Gefährt und steuerte über den Steg auf den beeindruckenden Fremden zu.

Seine Kleidung gab ihr immer noch Rätsel auf. Wusste er nicht, dass er auf einer Ferieninsel erwartet wurde? Hier kamen Badehosen häufiger vor als Anzüge. Dann drehte er sich um, und als Lea die korrekt gebundene Krawatte sah, stöhnte sie innerlich.

Grundgütiger … wenn dieser Mann genauso zugeknöpft war wie seine Kleidung, dann befand Lea sich in echten Schwierigkeiten!

Seufzend gab sie sich einen Ruck, trat vor und streckte die Hand aus. „Hallo, ich bin Lea Romes.“

Überrascht hob er die dunklen Brauen. „Sie sind hier die Verantwortliche?“

Als sie nickte, nahm er ihre Hand in seine, und Lea zuckte zusammen, zum Glück nur innerlich! Sein Griff war fest und … nachdrücklich. Der Fremde hatte den Mund zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und der Blick aus seinen dunklen Augen war nicht zu deuten.

Lea lächelte strahlend, um die etwas gespannte Atmosphäre so vielleicht auflockern zu können. „Willkommen auf Infinity Island.“

„Haben Sie viele Gäste?“

So viel zu unverbindlichen Höflichkeitsfloskeln!

„Morgen werden Gäste einer bevorstehenden Hochzeit erwartet und …“

„Also ist die Insel, abgesehen vom Personal, momentan menschenleer?“

Lea schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Einige Paare verbringen ihre Flitterwochen hier, andere wollen auf der Insel ihr Ehegelübde erneuern und sich einen zweiten Honeymoon gönnen.“

Sein Stirnrunzeln bedeutete wohl, dass ihm diese Erklärung nicht gefiel.

„Wenn Sie sich einen Eindruck verschaffen wollen …“ Sie wies auf ihr Golfcart. „Ich kann Sie auf eine Besichtigungstour mitnehmen.“

„Gibt es hier denn so viel zu sehen?“

War das ernst gemeint oder Sarkasmus? Unmöglich zu sagen, entschied Lea. Weder Ton noch Gesichtsausdruck hatten sich verändert, während der Mann sich umschaute. So tat sie es ihm nach und versuchte, die Insel mit seinen Augen zu sehen.

Um sie herum prangte eine üppige Vegetation in allen erdenklichen Grüntönen, garniert mit roten, gelben, rosa, violetten und blauen Blüten. Überall wuchsen wilde Orchideen. Einige Gästebehausungen boten einen freien Blick auf die Bucht, wie zum Beispiel ihr Büro, andere lagen eher versteckt und willkürlich verstreut.

Wie ärgerlich! Sie hätte eine dieser Orientierungskarten für ihn mitnehmen sollen, die mit einem Willkommenskörbchen an neue Gäste verteilt wurden.

„Leider kann man von hier aus keinen umfassenden Eindruck gewinnen“, erklärte sie beflissen. „Anstatt sich auf einem Punkt zu konzentrieren, liegen die Wohneinheiten über die gesamte Insel verstreut, um jedem Gästepaar möglichst viel Privatsphäre zu sichern. Die Insel an sich hat eine Menge zu bieten“, fuhr sie im Reiseleiterton fort. „Darunter auch viele Gärten mit Obst und Gemüse. Den größten Teil der frischen Lebensmittel bauen wir selbst an.“

Ihre Blicke trafen sich, aber seiner war nach wie vor unmöglich zu deuten.

„Wollen wir …?“

Er beugte sich vor und stellte eine lederne Reisetasche ab, die Lea erst jetzt bemerkte. Hatte er etwa vor, länger zu bleiben? Die meisten Geschäftsleute, mit denen sie bisher konferiert hatte, waren am selben Tag wieder abgereist.

Als sie die Hand nach der Tasche ausstreckte, kam er ihr zuvor und nahm sie wieder an sich. Entweder war er ein Gentleman, oder er hatte Bedenken, ihr sein kostbares Gepäck anzuvertrauen. Was auch immer …

Nachdem er seine Tasche hinten im Golfcart verstaut hatte, setzte er sich neben Lea. Sie sog scharf den Atem ein, als sein Bizeps dabei ihre Schulter streifte. Unmöglich, von einer harmlosen Berührung einen elektrischen Schlag zu bekommen! Ebenso unwahrscheinlich, dass ihr Cart durch sein Zusteigen auf die Größe eines Spielzeugautos schrumpfen konnte, oder?

Ihr Mund fühlte sich staubtrocken an, dafür waren die Handflächen feucht.

Herr im Himmel! Lea startete den Motor. Sie musste sich zusammenreißen!

Die Zukunft von Infinity Island hing maßgeblich davon ab, dass sie und er … dass es zu einem für beide Seiten befriedigenden Deal kam.

Es war später Nachmittag, bis sie die Besichtigungstour beendet hatten. Dass er sich als erster Investor so viel Zeit genommen hatte, ließ Leas Hoffnung steigen. Er hatte viele Fragen, und sie gab ihr Bestes, um sie zu beantworten. Sie war stolz auf ihre kleine Insel, und Mr. Marinakos machte sich ständig digitale Notizen auf seinem Tablet.

Ein warmes Gefühl durchflutete ihren Körper. Es wird funktionieren!

Sie versuchte, nicht triumphierend zu grinsen. Noch war nichts entschieden.

„Miss Romes, ich möchte Ihnen ein Angebot unterbreiten.“

Ja! Ja! Ja!

Sie bemühte sich, ihre Euphorie im Zaum zu halten und noch ein Weilchen Ruhe zu bewahren. Später, wenn alles unter Dach und Fach war, würde sie ihren Erfolg mit Popi feiern … aber so richtig!

„Nennen Sie mich doch Lea“, bat sie lächelnd und fügte, als sie seinen irritierten Blick bemerkte, hinzu: „Wenn wir im Geschäft sind, besteht kein Grund mehr für Formalitäten.“

Er zögerte, aber nur kurz. „Einverstanden, ich bin Xander.“

„Okay … Xander.“ Sie schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln. „Und was schwebt Ihnen vor?“

Die Summe, die er nannte, verschlug ihr den Atem. Nie hätte sie es gewagt, in derartigen Dimensionen zu denken. Sie wusste ja nicht mal, was sie mit einer solchen Unmenge Geld anfangen sollte! „Vielen Dank, das ist … sehr großzügig.“

„Warten Sie, ich glaube, Sie haben nicht ganz verstanden. Ich habe nicht vor zu investieren, ich will die Insel kaufen.“

Kaufen? Ihre Insel kaufen? Ihr Erbe?

Lea schluckte trocken und schüttelte den Kopf. Gerade erst hatte sie Zugang zu ihrer Vergangenheit gefunden, und das wollte sie nicht aufgeben. Auf keinen Fall!

Wie es aussah, endete diese Partnerschaft, ehe sie begonnen hatte.

Xander Marinakos, der sie nicht aus den Augen ließ, spürte, wie ihm der sicher geglaubte Deal durch die Finger zu schlüpfen drohte. Eine ungewohnte Situation für ihn. Innerlich zog er den Hut vor so viel Zivilcourage, aber er war kein Mann, der sich so einfach abspeisen ließ und mit leeren Händen davonging.

„Wenn Sie auf einen lukrativeren Deal spekulieren, muss ich Sie enttäuschen. Dies ist mein einziges Angebot.“

Er war niemand, der mit sich spielen ließ, egal, wie umwerfend diese Frau auch sein mochte. Geschäft war Geschäft.

„Sorry, aber wie es aussieht, sind Sie unter falschen Voraussetzungen hergekommen. Diese Insel ist nicht verkäuflich und wird es auch nie sein.“

Er presste die Lippen aufeinander. Hatte sie überhaupt schon darüber nachgedacht, was sie mit der nicht unerheblichen Summe tun könnte, die er ihr bot?

Für ihn könnte diese Insel jedenfalls das Juwel seines Immobilienimperiums sein. Sie war wunderschön, mit einer Privatsphäre, wie sie heute kaum noch zu finden war. Hier exklusivste Feriendomizile zu errichten und sie für exorbitante Summen einer ausgesuchten Klientel anzudienen …

Vielleicht würde er hier irgendwann sogar für sich selbst einen luxuriösen Fluchtpunkt schaffen. Nicht dass er überhaupt wusste, was Urlaub war, aber das musste ja nicht so bleiben.

„Gibt es etwas, was ich sagen kann, um Ihre Meinung zu ändern?“

Das Kopfschütteln fiel nur umso heftiger aus. „Diese Insel ist seit Generationen im Besitz meiner Familie, und ich habe nicht vor, daran etwas zu ändern.“

Er seufzte, war aber klug genug, um zu wissen, wann eine Sache verloren war. „Dann tun Sie mir wenigstens einen Gefallen …“

„Und der wäre?“, fragte sie misstrauisch.

„Sollten Sie Ihre Meinung bezüglich eines Verkaufs je ändern, dann lassen Sie es mich wissen. Dieses zauberhafte Plätzchen wäre der perfekte Standort für erlesene Anwesen.“

Sie sah nicht beeindruckt aus. „Sie ist bereits ein überaus beliebtes Ziel für verliebte, heiratswillige Paare und Flitterwöchner.“

Er wollte nicht mit ihr diskutieren, aber gehört hatte er zuvor noch nie von diesem angeblichen Hochzeitsparadies. Für ihn war es einfach nur ebenso attraktives wie lukratives Bauland. Was möglicherweise auch daran lag, dass er alles, was mit Romantik und ewiger Liebe zu tun hatte, mied wie der Teufel das Weihwasser.

„Verstehe …“, murmelte er, ohne sich näher zu erklären.

Zugegebenermaßen war die Anlage nicht schlecht konzipiert, aber sichtlich in die Jahre gekommen. In seinen Augen erforderte sie erhebliche Investitionen in Sachen Technologie und Ausstattung, um das Resort für Paare, selbst wenn sie blind vor Liebe sein sollten, attraktiv zu machen.

In den Tiefen ihrer faszinierenden blaugrünen Augen sah er sehr wohl Verzweiflung, egal, wie cool sich diese Lea gab. Aber niemand würde ihr wirklich helfen können, ehe sie nicht einsah, dass es pure Geldverschwendung war, dieses Inselparadies in der Form aufrechtzuerhalten, wie es sich ihm jetzt darbot.

„Ich nehme an, Sie haben nicht vor, über Nacht zu bleiben?“ Ihre Stimme klang enttäuscht, aber nach einer Einladung hörte es sich auch nicht an.

„Sie haben mir Ihre Insel so leidenschaftlich ans Herz gelegt, dass ich sogar ausgesprochen gern hier übernachten möchte“, erwiderte er geschmeidig.

Da er fest mit dem Erfolg seiner Reise gerechnet hatte, gab es keine festen Pläne für diesen Abend und den nächsten Morgen.

„Kein Problem.“ Lea richtete den Blick auf die untergehende Sonne am Horizont, verharrte einen Moment, dann wandte sie sich ihm zu. „Ich bringe Sie am besten gleich zu Ihrem Bungalow.“

Er mochte diese ungewöhnliche Frau. Sie war so angenehm natürlich, und wenn sie lächelte, schien ihr Gesicht von innen heraus zu leuchten.

Es war lange her, seit er sich Zeit für soziale Kontakte genommen hatte. Dafür konnte er stolz drauf sein, noch vor seinem fünfunddreißigsten Geburtstag alles erreicht zu haben, was er sich vorgenommen hatte, und finanziell absolut unabhängig zu sein. Es hatte allerdings auch seinen Preis gefordert: Aufgrund seines Arbeitsvolumens hatte es bisher für ihn kaum ein normales Leben gegeben.

Aber diese Insel … sie hatte so etwas Entspannendes.

Vielleicht lag es ja auch an ihrer Besitzerin. Ihre Blicke trafen sich, und Xander zeigte sein charmantestes Lächeln. „Auch wenn wir nicht ins Geschäft kommen, hoffe ich doch, wir können so etwas wie Freunde sein.“

In Leas Augen blitzte es überrascht auf, doch bereits in der nächsten Sekunde hatte sie sich wieder unter Kontrolle. „Aber sicher … keine Ressentiments.“

„Gut. Darf ich Sie dann zu einem frühen Abendessen einladen?“ Und als er ihr Zögern bemerkte, fügte er schnell hinzu: „Ich würde gern mehr Geschichten von Ihrer Insel und Ihren ausgefallensten Hochzeiten hören. Es sei denn, Sie haben bereits etwas anderes vor.“ Das hatte er nicht bedacht. „Vielleicht mit Ihrem Mann oder Freund?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin ledig … solo.“

„Gut … ich meine natürlich, dass Sie Zeit für mich haben“, erklärte er hastig, als er sah, wie sie errötete.

„Sie müssen nicht so tun, als wären Sie an meinen Geschichten interessiert.“

„Ich mache Ihnen absolut nichts vor“, protestierte Xander. „Tatsächlich habe ich mich lange nicht mehr so gut unterhalten wie heute. Und die Geschichten über die Inselziegen gehören unbedingt dazu. Also?“

„Hmm … okay. Zum Hideaway-Café geht es hier entlang.“

In weniger als fünf Minuten saßen sie in einem pittoresken Restaurant mit Deckenventilatoren und vielen bunten Kunstwerken an den Wänden. Ein würziges Aroma von Kaffee lag in der Luft.

Xander lockerte seine Krawatte und zögerte nur kurz, ehe er sie ganz abnahm und die obersten Knöpfe an seinem Hemd öffnete. Es war lange her, dass er sich die Gesellschaft eines weiblichen Wesens gegönnt hatte.

Als man sie zu einem Tisch auf der Außenterrasse begleitete, hob sich seine Laune noch. Wundervoll! Den größten Teil seines Lebens hatte er inmitten von Mauern zugebracht, die letzten fünfzehn Jahre fast ausschließlich in Geschäftsgebäuden.

Was für ein Kontrastprogramm!

Als sein Blick auf Lea ruhte, gratulierte er sich noch nachträglich zu seiner ebenso spontanen wie grandiosen Idee.

Nachdem sie Essen bestellt hatten, lehnte sich Xander zufrieden in seinem Stuhl zurück, um die Aussicht zu genießen. Was für eine wunderschöne Insel und was für eine zauberhafte Frau! Lea war jemand, den er unbedingt besser kennenlernen wollte.

„Ich hätte nie erwartet, jemanden … wie Sie hier zu finden.“ Er vermied es bewusst, sie auf ihre unleugbare Schönheit anzusprechen, das passierte ihr unter Garantie häufig genug. „So jung, und dann mit der Verantwortung für eine ganze Insel. Ihrem Akzent nach würde ich vermuten, Sie sind nicht in Griechenland aufgewachsen?“

„Nein, in Seattle.“

„Das ist ziemlich weit weg. Wie kommt es, dass Sie jetzt eine Hochzeitsinsel verwalten?“

„Ich wollte mehr über mein Erbe erfahren. Wissen Sie, warum man sie die Insel der Unendlichkeit nennt?“

Er schüttelte den Kopf.

„Es heißt, wenn sich zwei Herzen hier finden, bleiben sie für immer und ewig vereint. Nicht für ein paar Jahre oder nur eine Saison. Deshalb sind wir auch ziemlich wählerisch, was die Paare betrifft, die sich hier trauen lassen wollen. Die Glücklichen kommen aus der ganzen Welt.“

„Soll heißen, wenn Sie nicht so wählerisch wären, könnte es weit mehr als nur eine Hochzeit pro Woche geben und keine Ausfallzeiten wie jetzt.“

Lea krauste missbilligend die Stirn. „Hier geht es nicht nur ums Geld. Diese Insel ist etwas Besonderes, und ich werde mich nicht daran beteiligen, überteuerte Domizile für Menschen zu bauen, denen die Bedeutung der Insel und ihre Geschichte egal sind.“

Xander lachte leise. „Sie sagen das mit einer Leidenschaft, als hätten Sie schon immer hier gelebt.“

„Manchmal fühlt es sich tatsächlich so an.“ Lea dachte gar nicht daran, ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit zu machen. „Meine Mutter verließ Griechenland, weil sie sich in einen amerikanischen Soldaten verliebte. Sie folgte ihm in die Staaten und brachte mich dort zur Welt.“

„Und wie sind Sie dann hier gelandet?“

„Meine Tante hatte nie eigene Kinder. Ich war ihre einzige Erbin, weshalb sie mir auch die Insel anvertraut hat.“

„Und was ist mit Ihrer Mutter?“

„Meine Eltern leben immer noch in den Staaten, auf einer kleinen Insel vor der Pazifikküste. Meine Mutter, na ja, sie ist damals im Streit von ihrer Familie gegangen.“

Xander seufzte und machte eine ausholende Handbewegung. „Ich schneide mir damit ins eigene Fleisch, denn ich hoffe immer noch darauf, dass Sie … dass du mich irgendwann anrufst und auf mein Angebot zurückkommst. Aber ich habe ein paar Ratschläge, wie du dein Inselparadies über Wasser halten kannst.“

„Wow!“ Ihre Augen strahlten vor Interesse. „Und wie könnte das funktionieren?“, hakte Lea nach, ohne auf die vertrauliche Anrede einzugehen.

„Dieser zauberhafte Ort ist nahezu verwaist.“ Mit einer Geste wies Xander auf die leeren Tische um sie herum. „Öffne die Insel sowohl für erholungsbedürftige Urlauber als auch für Hochzeitsgäste und Paare in den Flitterwochen. Das sorgt für ständige Auslastung und ein erhöhtes Einkommen.“

Ihre Miene verschloss sich. „Danke für den Tipp.“

Zweifellos hatte sie die Option bereits in Erwägung gezogen und für sich ad acta gelegt. Wie es aussah, ging es hier in erster Linie um die Tradition. Trotzdem fragte er sich, ob es wirklich die Liebe zu dieser Insel war oder ob es noch etwas anderes gab, was sie hier fest- und von ihrer Familie fernhielt.

Und von einem Leben, das ihrer Jugend und ihrem Naturell besser entsprach.

Doch diese Fragen behielt er lieber für sich, während sie eine köstliche Auswahl an frischem Gemüse, Meeresfrüchten und einheimischem Käse genossen. Alles so deliziös, dass Xander ernsthaft versucht war, den Koch für das Skyrise-Restaurant in seinem Hauptgeschäftssitz Athen abzuwerben.

Obwohl die Sonne längst am Horizont versunken war, wovon ein letzter rosa Schimmer am Abendhimmel zeugte, war Xander nicht bereit, sein Date mit Lea zu beenden. Seite an Seite schlenderten sie zum Strand hinunter. Niemand war in der Nähe, sodass sie die Brandung und den Sand ganz für sich allein hatten.

„Ich sollte wirklich wieder an meine Arbeit gehen …“, murmelte Lea, aber so lustlos, dass es ihm ein leises Lachen entlockte.

„Das müsste ich auch, aber warum schwänzen wir heute Abend nicht mal?“, schlug Xander augenzwinkernd vor, und Lea hob skeptisch die Brauen.

„Irgendwie scheint mir das nicht zu Ihnen zu passen.“

„Tut es auch nicht.“

„Warum dann heute Abend?“

Er blieb stehen und wandte sich ihr direkt zu. „Weil du mich daran erinnert hast, dass es im Leben so viel mehr gibt, als Geschäfte zu machen. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal so viel gelacht habe …“, sagte er entwaffnend und schaute ihr tief in die Augen. „Es war wirklich ein wundervoller Abend, und ich will nicht, dass er endet.“

„Nicht?“

„Nein.“ Er schaute auf ihre bebenden Lippen. Sie waren so … einladend, rosig und glänzend. Er hatte Lea während des ganzen Abendessens immer wieder angeschaut. Nichts an ihrem Aussehen war übertrieben. Sie wirkte bodenständiger und war viel attraktiver als alle Frauen, mit denen er in der Vergangenheit zusammen gewesen war.

Herrje! Wie oft hatte er sich geschworen, Politik, Arbeit und Vergnügen nicht zu vermischen?

Heute Nacht könnte er versucht sein, diese eiserne Regel zu brechen. Doch da er überzeugt war, Lea würde ihre Meinung bezüglich seines Angebots nicht ändern, gab es eigentlich keinen Grund, sich zurückzuhalten. Warum also nicht herausfinden, wohin der Abend sie führte? Xander trat näher und beobachtete, ob sie sich zurückzog.

Sie tat es nicht …

Er konnte nicht anders, als die Hand auszustrecken und Leas glatte weiche Wange zu berühren. „Du bist die unglaublichste Frau, die ich je getroffen habe.“

Ihre Augen weiteten sich, doch ihr Blick wich seinem nicht aus, im Gegenteil. Und Xander dachte nicht daran, die offensichtliche Einladung zu ignorieren. Er senkte den Kopf, doch weit kam er nicht … sie trafen sich in der Mitte.

Ihre vollen Lippen lagen mit festem Druck auf seinen.

Ihm stockte der Atem, der fordernde Kuss elektrisierte ihn, ließ jede Zelle seines Körpers vor Verlangen vibrieren. Instinktiv legte er einen Arm um Leas schmale Taille und zog sie an sich. Ihre Hände ruhten auf seiner Brust, während sie den Kuss intensivierte.

Ein erotisches Abenteuer war absolut nicht auf seiner Agenda gewesen, als er sich entschloss, Infinity Island zu besuchen. Er hatte die Insel kaufen wollen, aber seine Enttäuschung darüber, dass es ihm nicht gelungen war, wog nichts gegenüber dem Gefühl, das ihn jetzt gerade beherrschte. Je näher er Lea kam, desto mehr wollte er sie.

Sie schmiegte sich hingebungsvoll an ihn, und die weichen femininen Kurven passten perfekt zu seinem fordernden Körper. Xander genoss das untrügliche Gefühl, dass dieser Abend nur noch besser werden konnte …

1. KAPITEL

Ende Juni …

Zwei pinkfarbene Streifen …

In allen drei Testversuchen…

Autor

Jennifer Faye
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