Nie konnte ich dich vergessen

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Warum nur hat er noch immer diese Wirkung auf sie? Kein Mann hat je so ein Verlangen in Isobel geweckt wie Constantin de Severino - ihr Ehemann, den sie verlassen hat. Mühsam muss sich Isobel in Erinnerung rufen, wie abweisend und kalt Constantin nach der Hochzeit geworden war. So kalt, dass sie nur noch gehen konnte. Umso unglaublicher, dass er jetzt tatsächlich versucht, sie wiederzugewinnen! Schon will Isobel ihrer Ehe eine zweite Chance geben - da erfährt sie den wahren Grund, warum Constantin plötzlich um sie kämpft …


  • Erscheinungstag 16.02.2016
  • Bandnummer 2219
  • ISBN / Artikelnummer 9783733706548
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Das ist die Adresse, nach der Sie gefragt haben. Grosvenor Square W1.“ Verwirrt schaute der Taxifahrer sich zu seinem Fahrgast um. Die Frau saß immer noch auf dem Rücksitz und machte keine Anstalten auszusteigen. „Wollten Sie hierhin, oder soll ich Sie woandershin bringen?“

Gedankenverloren starrte Isobel aus dem Fenster. Einen Moment war sie versucht, den Mann zu bitten, weiterzufahren. Das vierstöckige Stadthaus im georgianischen Stil sah genauso aus, wie sie es in Erinnerung hatte. In den Sprossenfenstern spiegelten sich in der hellen Frühlingssonne die Bäume von der gegenüberliegenden Seite wider. Sie hatte das Haus geliebt, als sie mit Constantin hier gelebt hatte, doch jetzt schien dessen vornehme Eleganz sie zu verspotten.

Es überraschte sie, wie emotional sie darauf reagierte, wieder hier zu sein, nachdem sie vor zwei Jahren gegangen war und ihren Ehemann verlassen hatte. Vielleicht sollte sie die Scheidungspapiere einfach unterschreiben und dann an Constantins Anwalt zurückschicken. Was hatte es denn für einen Sinn, ihn nach all der Zeit wiederzusehen und die Vergangenheit aufleben zu lassen?

Als sie sich vor drei Jahren kennengelernt hatten, war sie fasziniert gewesen von seinem umwerfenden Charme und seiner Sinnlichkeit. Zunächst war ihre Beziehung eine Achterbahnbahn heftiger Leidenschaft gewesen, doch nach der Hochzeit hatte Constantin sich in einen unnahbaren Fremden verwandelt. Im Nachhinein war ihr bewusst geworden, dass sie den geheimnisvollen Italiener, der den exotischen Titel Marchese Constantin De Severino trug, nie wirklich gekannt hatte. Ein Anflug von Wut stieg in ihr auf, als sie daran dachte, welchen Scheidungsgrund Constantin angegeben hatte. Sicher, sie war gegangen, sodass sie ihn wohl rechtlich betrachtet verlassen hatte. Aber er hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Denn mit seiner Kälte und seiner kompromisslosen Haltung in Bezug auf ihre Karriere hatte er sie in den Wahnsinn getrieben.

Sie runzelte die Stirn. Böswilliges Verlassen, was für eine lächerliche Bezeichnung, die ironischerweise mehr Gefühl enthielt, als Constantin während ihrer einjährigen Ehe gezeigt hatte.

Wem machte sie etwas vor? Wenn sie an seine harten Gesichtszüge dachte, war es unmöglich zu glauben, dass er eine verletzliche Seite hatte. Von Gefühlen wollte Constantin nichts wissen. Dass er die Scheidung beantragt hatte, war sicher kühle Berechnung. Doch Isobel hatte nicht vor, die ganze Schuld für die gescheiterte Ehe auf sich zu nehmen. Constantin sollte klar werden, dass sie nicht mehr so leicht einzuschüchtern war wie damals, als er sie geheiratet hatte. Und er sollte merken, dass nicht alles nach seinem Willen ging. Früher war sie überwältigt gewesen von ihm. Jetzt war sie entschlossen, ihre Ehe auf Augenhöhe mit ihm zu beenden.

„Ich steige hier aus, danke“, sagte sie zu dem Taxifahrer, kletterte aus dem Wagen und reichte dem Mann den Fahrpreis durch sein heruntergekurbeltes Fenster. Der Wind fuhr durch ihre honigblonden Locken.

Das Gesicht des Taxifahrers zeigte, dass er sie plötzlich erkannt hatte. „Sie sind doch die Sängerin Izzy Blake von den Stone Ladies. Meine Tochter ist ein großer Fan von Ihnen.“ Er schob einen Notizblock in Isobels Hand. „Darf ich so unverschämt sein und Sie um ein Autogramm bitten?“

Sie nahm den Stift, den er ihr reichte, und schrieb ihren Namen. Isobel bezweifelte, dass es ihr je angenehm sein würde, in der Öffentlichkeit erkannt zu werden, wobei sie nie vergaß, dass die Band ihren Erfolg den vielen tausend Fans weltweit zu verdanken hatte.

„Sind Sie in London, um ein Konzert zu geben?“, fragte der Taxifahrer.

„Nein. Wir haben unsere Europatour letzte Woche in Berlin beendet, aber ich denke, dass wir im Herbst in London auftreten werden.“ Sie hatte es aufgegeben, sich den hektischen Terminplan der Band genau zu merken. Die letzten beiden Jahre verschwammen zu einem undeutlichen Bild von Flughäfen und Hotellobbys der verschiedenen Städte und Länder, in denen sie aufgetreten waren. Sie riss ein Stück Papier aus dem Notizblock des Taxifahrers. „Geben Sie mir Ihre E-Mail-Adresse. Dann sorge ich dafür, dass man Ihnen zwei Tickets schickt, damit Sie mit Ihrer Tochter zum nächsten Konzert der Stone Ladies gehen können.“

Der Taxifahrer bedankte sich. Als er davonfuhr, umklammerte Isobel den Schulterriemen ihrer Handtasche, während sie die Eingangsstufen zu dem Haus nahm und an der Tür klingelte. Obwohl sie sich vorgenommen hatte, kühl und gelassen zu bleiben, spürte sie, wie ihr Herz schmerzhaft gegen die Rippen hämmerte. Nein, sie war wirklich nicht nervös, weil sie Constantin wiedersehen würde, versicherte sie sich selbst und dachte an die Scheidungspapiere, die er ihr geschickt hatte.

„Zur Hölle mit dir, Constantin“, murmelte sie, ehe die Tür geöffnet wurde.

„Madam.“ Constantins Butler begrüßte sie. Seine undurchdringlichen Züge zeigten keinerlei Anzeichen von Überraschung, weil sie nach zwei Jahren plötzlich wieder auftauchte.

„Hallo Whittaker. Ist mein … Mann … zu Hause?“ Sie ärgerte sich, dass ihre Stimme heiser klang, als sie über das Wort Mann stolperte. Er würde es nicht mehr lange sein, und dann wäre sie frei, ihr Leben weiterzuführen.

Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass Constantin in London war, um an der Eröffnung eines neuen Geschäfts der De Severino Eccellenza-Gruppe – kurz DSE, in der Oxford Street teilzunehmen. Also hatte sie sich für ihren Besuch einen Sonntagmorgen ausgesucht. Auch wenn Constantin ein Workaholic war, war es eher unwahrscheinlich, dass er sonntags ins Büro ging.

„Der Marquis ist unten im Fitnessraum.“ Der Butler trat zurück, um sie einzulassen. „Ich werde ihm über das Haustelefon Bescheid geben, dass Sie hier sind.“

„Nein!“ Isobel hielt ihn zurück. Sie wollte sich den Überraschungsmoment nicht nehmen lassen. Als Whittaker leicht die Stirn runzelte, fügte sie schnell hinzu: „Er … er erwartet mich.“ Auch wenn es nicht stimmte, wartete Constantin zweifellos darauf, dass sie unterwürfig die Scheidungspapiere unterschrieb, aber sicher rechnete er nicht damit, dass sie sie persönlich ablieferte.

Als Isobel die Treppe herunterging, hörte sie ein rhythmisch schlagendes Geräusch. Die Tür zum Sportraum stand offen, sodass sie sehen konnte, wie er mit seinen Fäusten auf einen Punchingball eindrosch. Ganz konzentriert auf sein Tun, bemerkte er sie nicht.

Ihr Mund wurde trocken, als sie Constantin ansah. Sie hatte verdrängt, wie groß er war, was er seiner amerikanischen Mutter verdankte, die ein erfolgreiches Model gewesen war, ehe sie seinen Vater heiratete.

Seine hohen Wangenknochen und die klassischen Züge waren wohl auch auf die Gene seiner Mutter zurückzuführen. Ansonsten war er ganz Italiener, mit seiner olivfarbenen Haut, den schwarzen, dichten Locken, die sich jeder Schere eines Friseurs verweigerten. Seine Shorts und das Sport-Shirt enthüllten seine muskulösen Schenkel und betonten die breiten Schultern.

Er würde sicher duschen, nachdem er sich derart verausgabt hatte. Ungebeten schlich sich eine Erinnerung ein. Zu Anfang ihrer Ehe hatte sie Constantin oft beim Training zugesehen, und danach waren sie zusammen unter die Dusche gegangen. Die zwei Jahre Trennung lösten sich auf, als sie sich daran erinnerte, wie ihre Hände über seine nackten muskulösen Schenkel wanderten und dann seine erregte Männlichkeit umfassten, während er ihre Brüste und ihren zitternden Körper einseifte, bis sie ihn angebettelt hatte, dieser Qual ein Ende zu bereiten und sie zu nehmen.

Von sengender Hitze durchflutet, gab sie einen erstickten Laut von sich, der Constantin auf sie aufmerksam machte. Sein Kopf fuhr herum, und einen Augenblick sah er sie verblüfft an, ehe seine Miene sich verhärtete. Er zog seine Boxhandschuhe aus und schlenderte auf sie zu.

„Isabella!“

Seine tiefe Stimme war sinnlich wie bittersüße Schokolade. Und dass er die italienische Form ihres Namens benutzte, ließ ihren Bauch vor Verlangen kribbeln. Wie konnte er nach all dieser Zeit noch eine derart verheerende Wirkung auf sie haben? Da sie in der Musikindustrie arbeitete, war sie oft von gut aussehenden Männern umgeben, doch keiner von ihnen hatte je ihr Verlangen geweckt. Ihr mangelndes Interesse hatte sie darauf zurückgeführt, dass sie immer noch verheiratet war, auch wenn Constantin und sie nicht mehr zusammenlebten.

Am liebsten hätte sie sich umgedreht, um davonzulaufen, weil sie so stark auf ihn reagierte. Aber es war zu spät. Er blieb so dicht vor ihr stehen, dass ihr sein sinnlich männlicher Duft in die Nase stieg.

Isobel drängte es danach, mit den Fingern durch seine rabenschwarzen Haare zu fahren, die ihm in die Stirn fielen. Sie wollte seine Wange mit den dunklen Bartstoppeln berühren, seine Unterlippe. Verzweifelt kämpfte sie gegen die Wirkung an, die er auf sie ausübte.

„Ich weiß zwar nicht, warum du hier bist“, meinte er gedehnt, „aber ich nehme an, du hast einen triftigen Grund, hier einfach so hereinzuplatzen, nachdem du einfach so weggelaufen bist.“

Sein zynischer Tonfall katapultierte Isobel zurück in die Zeit, als ihre Ehe nur noch ein Scherbenhaufen gewesen war und sie sich ständig gestritten hatten.

„Ich bin nicht weggelaufen“, verteidigte sie sich.

Er hob die dichten schwarzen Brauen, doch es waren seine Augen, die sie in seinen Bann schlugen. So wie damals, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Sie war von einer Zeitarbeitsfirma nach London geschickt worden, um dort für den Geschäftsführer von DSE, einem Unternehmen, das mit exklusivem Schmuck und Luxusartikeln handelte, als Sekretärin zu arbeiten. Constantins leuchtend blaue Augen, die sich deutlich von seiner dunklen Haut abhoben, hatten sie sofort fasziniert.

Er zuckte die Schultern. „Na schön, dann bist du eben nicht weggelaufen. Du hast dich heimlich davongestohlen, während ich auf Geschäftsreise war. Als ich nach Hause kam, habe ich einen Zettel von dir gefunden, auf dem du mir mitgeteilt hast, dass du mit der Band auf Tour bist und nicht mehr zurückkommst.“

Isobel biss die Zähne aufeinander. „Du wusstest, dass ich mit den Stone Ladies unterwegs sein würde, wir hatten darüber gesprochen. Ich bin gegangen, weil wir uns sonst gegenseitig zerfleischt hätten. Kannst du dich nicht mehr an den Streit erinnern, den wir an dem Morgen hatten, ehe du nach Frankreich geflogen bist? Oder den am Tag zuvor? Ich konnte es nicht mehr ertragen.“ Ihre Stimme zitterte. „Wir konnten nicht einmal mehr im gleichen Raum sein, ohne dass die Luft vor Anspannung vibrierte. Es war Zeit, diesen Trümmerhaufen von Ehe zu beenden.“

Und jetzt stritten sie und Constantin schon wieder, kaum hatten sie sich wiedergetroffen.

„Außerdem bin ich nicht hereingeplatzt“, sagte sie selbstbewusster, als ihr zumute war. „Ich habe meinen Haustürschlüssel nämlich vor zwei Jahren zusammen mit meinem Ehering auf deinem Schreibtisch zurückgelassen.“ Für ihr Herz war es der letzte vernichtende Schlag gewesen, als sie den goldenen Ehering vom Finger gezogen hatte. „Whittaker hat mich hereingelassen.“ Sie öffnete ihre Handtasche und nahm die Scheidungspapiere heraus. „Ich bin gekommen, um dir das zu geben.“

Constantin warf einen Blick auf das Dokument. „Du musst es ja verdammt eilig haben, unsere Ehe zu beenden, wenn du nicht einmal bis morgen warten kannst, um die Unterlagen zur Post zu bringen.“

Verärgert über seinen spöttischen Ton, wollte sie ihm sagen, dass sie es tatsächlich kaum noch erwarten konnte. Obwohl sie hohe Absätze trug, ragte Constantin über ihr auf, sodass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Was nicht sehr klug war, wie sie sofort feststellte, als ihr Blick auf seinen vollen, sinnlichen Mund fiel. Ihr Puls schlug schneller, und sie fuhr sich mit der Zunge über die plötzlich trockenen Lippen, als sie ein gefährliches Leuchten in seinen Augen sah.

„Du siehst gut aus, Isabella“, meinte er.

Ihr dummes Herz schlug einen Purzelbaum, doch sie schaffte es, kühl zu erwidern: „Danke.“

Isobel hatte lange überlegt, was sie für das Treffen mit Constantin anziehen sollte. Sie wollte elegant aussehen, aber es sollte nicht so wirken, als hätte sie sich besondere Mühe gegeben. Schließlich hatte sie sich für dunkelblaue Jeans von ihrem Lieblingsdesigner, ein schlichtes weißes T-Shirt und eine rote Jacke entschieden. Die langen Haare trug sie offen und hatte nur wenig Make-up verwendet. Ein bisschen Mascara, um die haselnussbraunen Augen zu betonen, und einen Hauch rosa Lipgloss.

Sie sah, dass Constantin einen Blick auf ihre Handtasche warf. „Aus der neuen De Severino Eccellenza-Kollektion“, bemerkte er. „Was für eine Ironie, nachdem du immer einen Aufstand gemacht hast, wenn ich dir etwas aus der DSE-Kollektion schenken wollte, während wir noch zusammen waren. Als du die Tasche gekauft hast, hast du hoffentlich gesagt, dass du meine Frau bist.“

„Natürlich nicht“, entgegnete Isobel steif. „Ich kann es mir leisten, die Tasche selbst zu bezahlen.“

Es schien sinnlos, ihm zu erklären, dass sie immer ein schlechtes Gewissen gehabt hatte, wenn Constantin ihr Schmuck oder Accessoires schenken wollte, weil die Sachen aus der DSE-Kollektion unglaublich teuer waren. Sie hatte einfach nicht wie ein Schmarotzer dastehen wollen, der ihn nur wegen seines Geldes geheiratet hatte.

In den letzten zwei Jahren hatte sie als erfolgreiche Sängerin viel verdient. Ungewöhnlich viel für ein Mädchen aus einfachsten Verhältnissen, das in einer ehemaligen Bergarbeiterstadt aufgewachsen war. Armut und Hunger hatten den Männern alles genommen, seit die Grube zehn Jahre zuvor stillgelegt worden war. Constantin konnte sicher nicht verstehen, wie gut es sich anfühlte, dass sie ihre Kleidung und den Schmuck nun selbst bezahlen konnte.

Als sie einen Blick auf seine herrische Miene warf, sank ihr Mut. Sie war sich immer bewusst gewesen, dass sie aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten kamen. Constantin gehörte der italienischen Aristokratie an und war unglaublich reich und kultiviert. Kein Wunder, dass sie sich als Tochter eines Minenarbeiters mit seinem Lebensstil schwergetan hatte. Als Mädchen war sie sehr verunsichert gewesen, doch durch ihre erfolgreiche Karriere hatte sie Selbstsicherheit gewonnen und war stolz auf sich.

„Ich will nicht in der Vergangenheit herumstochern“, sagte sie knapp.

Sein abschätzender Blick verriet ihr, dass ihr neues Selbstvertrauen ihn überraschte. „Was willst du dann?“

Isobel hatte ihm klarmachen wollen, dass sie es nicht akzeptieren würde, allein die Verantwortung für ihre gescheiterte Ehe zu übernehmen. Doch ihre Wut machte einem anderen Feuer Platz, das sich in ihrem Bauch ausbreitete, als sie sah, wie er sich ein Handtuch nahm und seine Arme und Schultern trockenrieb. Dann zog er sein Sporthemd aus und rieb sich über die Brust und den flachen, muskulösen Bauch.

Schnell wandte sie den Blick von seinem Bauch ab, fasziniert von den Härchen, die sich in seinem Hosenbund verloren. In den letzten zwei Jahren hatte sie oft an ihn gedacht, doch die Erinnerung konnte ihm nicht gerecht werden. Er war so umwerfend, dass sie innerlich dahinschmolz.

Ihr Gehirn sagte ihr, dass er gefährlich für sie war, doch die Alarmglocken in ihrem Kopf wurden übertönt von dem Rauschen des Bluts in ihren Ohren.

Gespanntes Schweigen hing zwischen ihnen. Schließlich runzelte Constantin die Stirn, weil sie seine Frage immer noch nicht beantwortet hatte. Dann bemerkte er den Ausdruck in ihren Augen, und seine Lippen verzogen sich zu einem wissenden Lächeln.

„Ich glaube, ich verstehe, cara. Du hast wohl gehofft, dass wir um der alten Zeiten willen noch einmal zusammenfinden, ehe wir unsere Scheidung offiziell machen?“

„Zusammenfinden?“ Einen Moment verstand Isobel nicht. Sie war unfähig, die Hitze zu bezwingen, die sie erfasste, als Constantins Blick auf ihren Brüsten hängenblieb. Entsetzt spürte sie, wie ihre Brustwarzen sich aufrichteten, und konnte nur hoffen, dass ihr enges T-Shirt nichts davon preisgeben würde.

„Bei einem gewissen Aspekt unserer Ehe hat es nie Probleme gegeben“, murmelte er. „Unser Sexleben war immer sehr explosiv.“

Er sprach über Sex! Sie sah das Leuchten in seinem Blick, und es juckte sie in den Fingern, ihm seine spöttische Miene aus dem Gesicht zu wischen. „Glaubst du, ich bin gekommen, um dir … ein eindeutiges Angebot zu machen? Träum weiter“, fauchte sie wütend.

Ihr Blut kochte. Wie konnte er ihr unterstellen, sie sei nur deshalb gekommen, um mit ihm zu schlafen – um der alten Zeiten willen? Aber ihr verräterisches Herz reagierte auf seinen Vorschlag, und sie stellte sich vor, wie sie beide nackt auf der Gymnastikmatte lagen, die Beine verschlungen, Schweiß auf der Haut, während er sich in einem unerbittlichen Rhythmus in ihr bewegte.

Hitze färbte ihre Wangen, und Isobel schwieg, um nicht wieder einen heftigen Streit zu provozieren, wie er in den letzten Monaten ihrer Ehe an der Tagesordnung gewesen war. Schweigen schien ihr die beste Lösung. Doch als sie sich umdrehte, um die Treppe hinaufzugehen, hielt seine tiefe Stimme sie zurück.

„Ich habe in den letzten zwei Jahren oft von dir geträumt, Isabella. Die Nächte können lang und einsam sein … nicht wahr?“

Hatte sie wirklich Bedauern in seiner Stimme gehört? Konnte es sein, dass er sie auch nur halb so sehr vermisst hatte wie sie ihn? Langsam drehte sie sich zu ihm um und merkte sofort, dass es reines Wunschdenken gewesen war. Mit bloßem Oberkörper lehnte er in der Tür und war sich durchaus bewusst, dass er sie mit seinem Anblick anmachte.

Wie hatte sie nur glauben können, dass er hinter seiner arroganten Fassade vielleicht eine verletzliche Seite versteckte? Dass sie ihm wehgetan haben könnte, als sie ihn vor zwei Jahren verließ, war einfach lachhaft. Sollte er überhaupt ein Herz haben, hielt er es fest verschlossen hinter einer undurchdringlichen Wand aus Stahl.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass du nachts oft allein warst“, erwiderte sie angespannt. „Gemessen an all den Artikeln in der Klatschpresse über dich und die schönen Frauen.“

Er zuckte die Schultern. „Manchmal war es einfach unumgänglich, Frauen zu gesellschaftlichen Veranstaltungen einzuladen“, begann er und warf ihr einen schneidenden Blick zu, „da meine Frau nicht da war, um mich zu begleiten. Leider ist die Sensationspresse nur auf Skandale und Intrigen aus, und wenn es keine gibt, erfinden sie welche.“

„Willst du damit sagen, dass du mit diesen Frauen keine Affäre hattest?“

Seine spöttische Miene verriet nichts. „Wenn du versuchen willst, mich dazu zu bringen, Ehebruch als Grund für unsere Scheidung einzugestehen“, meinte er kühl, „dann vergiss es. Du bist diejenige, die gegangen ist.“

Frustriert sah Isobel ihn an. Sie wollte eine klare Antwort von ihm. Dass er mit den Frauen geschlafen haben könnte, machte sie krank vor Eifersucht. Aber sie hatte kein Recht, ihn danach zu fragen. Schließlich war sie es gewesen, die ihn verlassen hatte. Und Constantin war ein heißblütiger Mann, und ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass er die letzten zwei Jahre wohl kaum zölibatär gelebt hatte.

Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. Es war dumm gewesen von ihr, hierher zu kommen.

Sie warf einen Blick auf die Scheidungspapiere in ihrer Hand, ehe sie das Dokument zerriss.

„Ich will die Scheidung genauso sehr wie du. Aber als Grund sollte angegeben werden, dass wir seit zwei Jahren getrennt leben. Wenn du weiterhin als Grund nennst, dass ich dich verlassen habe, werde ich dein unmögliches Verhalten anführen.“

Sein Kopf ruckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen, und seine Augen leuchteten vor Zorn. „Mein unmögliches Verhalten? Und was ist mit dir? Du warst wohl kaum das, was man eine treu ergebene Frau nennt, cara.“ Das Kosewort klang aus seinem Mund wie eine Beleidigung. „Du bist so oft mit deinen Freunden ausgegangen, dass ich manchmal beinahe vergessen habe, verheiratet zu sein.“

„Ich habe mich deshalb mit meinen Freunden getroffen, weil du dich aus irgendeinem unerfindlichen Grund in einen Eisblock verwandelt hast. Wir waren Fremde, die zufällig im gleichen Haus wohnten. Aber ich brauchte mehr, Constantin. Ich brauchte dich …“

Isobel hielt inne, als sie den harten Glanz in Constantins Augen bemerkte. „Es ist doch bezeichnend für unsere Ehe, dass wir uns nicht einmal einigen können, wie wir sie beenden wollen.“

Damit wandte sie sich ab und ging mit kerzengeradem Rücken die Treppe hinauf. Im Erdgeschoss eilte sie zur Eingangstür, wurde jedoch von dem Butler aufgehalten, der gerade ins Haustelefon gesprochen hatte und sich nun vor sie stellte.

Whittaker hielt ihr die Tür zum Wohnzimmer auf. „Der Marquis bittet Sie, hier zu warten, während er duscht. Er wird gleich bei Ihnen sein.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich werde gehen.“

Whittaker behielt sein höfliches Lächeln bei. „Signore De Severino wünscht, dass Sie bleiben. Darf ich Ihnen Tee servieren?“

Ehe sie widersprechen konnte, wurde sie ins Wohnzimmer geschoben, dann hörte sie ein leises Klicken, als Whittaker verschwand und die Tür hinter sich schloss. Sie hatte keine Ahnung, was Constantin sich dabei dachte. Für sie war klar, dass sie beide nichts zu besprechen hatten, was nicht auch ihre Anwälte regeln könnten.

Gerade wollte sie nach der Klinke greifen, als die Tür sich öffnete und der Butler mit einem Tablett eintrat.

„Ich kann mich erinnern, dass Sie Earl Grey bevorzugten, Madam“, sagte er, während er ihr verhalten lächelnd Tasse und Unterteller reichte.

Ihre guten Manieren hielten Isobel davon ab, aus dem Haus zu stürmen. Mit Whittaker war sie immer bestens ausgekommen, und der ältere Mann war nicht schuld an ihren Eheproblemen. Sie verdrängte, dass Constantin wieder einmal seinen Willen durchgesetzt hatte und ging zum Fenster. Der vertraute Anblick auf den Park draußen weckte schmerzhafte Erinnerungen.

„Ich habe eben mit meinem Anwalt gesprochen und ihn gebeten, einen neuen Scheidungsantrag zu schicken. Du musst schriftlich bestätigen, dass wir seit zwei Jahren getrennt leben.“

Bei Constantins scharfem Ton zuckte Isobel zusammen, und Tee schwappte auf ihren Unterteller. Sie drehte sich um und stellte beunruhigt fest, dass er dicht vor ihr stand. Er trug jetzt schwarze Jeans und ein Poloshirt. Seine Haare waren noch feucht, und sein würziges Aftershave reizte ihre Sinne.

„Giles glaubt immer noch, dass ich gute Argumente habe, mich von dir scheiden zu lassen, weil du mich verlassen hast.“ Sein barscher Ton verriet seinen Ärger darüber, dass sie seine Pläne vereitelt hatte. „Aber er sagt, die Scheidung ist schneller durch, wenn als Grund die zweijährige Trennung angegeben wird. In einem sind wir uns ja wohl einig: Dass wir unsere Ehe so schnell wie möglich beenden wollen“, meinte er höhnisch.

Isobel wandte sich wieder zum Fenster, denn sie wollte ihm nicht zeigen, dass seine Worte sie verletzt hatten. Wieder starrte sie auf den schönen Park in der Mitte vom Grosvenor Square.

„Als ich schwanger war, stand ich oft hier und habe mir vorgestellt, wie ich unser Baby im Kinderwagen durch den Park schiebe“, sagte sie leise. „Unser kleines Mädchen wäre jetzt schon fast zweieinhalb Jahre alt.“

Der Schmerz in ihrer Brust war nicht mehr so heftig wie früher, doch er war stark genug, um ihr den Atem zu nehmen. Die Wunde in ihrem Herzen würde nie ganz verheilen. Damals hatte sie eines der hinteren Schlafzimmer als Kinderzimmer eingerichtet, ehe sie diese schicksalhafte Reise nach Italien unternommen hatten.

Sie sah, wie er sich eine Tasse Kaffee einschenkte, und war wütend, weil er bei der Erwähnung ihrer Tochter nicht einmal mit der Wimper zuckte. Nichts hat sich geändert, dachte Isobel traurig. Als sie ihr Baby in der zwanzigsten Schwangerschaftswoche verloren hatte, war sie wie gelähmt gewesen vor Trauer. Ein paarmal hatte sie versucht, mit Constantin über die Fehlgeburt zu reden, aber er hatte sie zurückgewiesen und sich noch distanzierter verhalten, bis sie schließlich aufgehört hatte, ihn noch erreichen zu wollen.

„Denkst du jemals an Arianna?“ Die Schwester im Krankenhaus hatte ihnen geraten, dem Baby einen Namen zu geben, auch wenn es zu früh geboren war, um überleben zu können.

Er nippte an seinem Kaffee, ohne ihren Blick zu erwidern. „Es ist sinnlos, der Vergangenheit nachzuhängen“, meinte er knapp. „Dadurch wird sich auch nichts ändern. Wir können nichts anderes tun als weiterzumachen.“

„Hast du deswegen die Scheidung eingereicht? Weil du die Vergangenheit begraben willst?“

Er zuckte zusammen, weil sie bewusst das Wort begraben gewählt hatte. Isobel fragte sich, ob er, genau wie sie, an den kleinen weißen Grabstein aus Marmor dachte, der bei der Kapelle in der Nähe der Villa Casa Celeste stand, dem historischen Familienbesitz der Familie De Severino, wo sie Arianna zur letzten Ruhe gebettet hatten.

Constantin verengte die Augen. „Gibt es einen Grund für dieses Gespräch? Ich habe zwei Jahre kein Wort von dir gehört. Warum tauchst du plötzlich aus heiterem Himmel hier auf?“

Er war schockiert gewesen, als er sie in der Tür zum Fitnessraum entdeckt hatte. Wie dreist von ihr, hier einfach hereinzuspazieren und so umwerfend gut auszusehen.

Autor

Chantelle Shaw
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs.

Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon,...
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