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Beim Junggesellinnenabschied ihrer Freundin lässt die eher zurückhaltende Ärztin Scarlett spontan alle Hemmungen fallen. Ohne an morgen zu denken, flirtet sie mit dem sexy Stripper Jake. Überzeugt davon, ihn nie wiederzusehen, lässt sie sich zu einem sündhaft heißen One-Night-Stand verführen. Doch schon am nächsten Tag bei der Arbeit stockt ihr der Atem: Ihr neuer Kollege ist niemand anders als Jake! Ohne dass sie es will, schlägt ihr Herz sofort höher. Auch wenn Jake mit seinem frivolen Doppelleben ganz und gar nicht zu ihr passt!


  • Erscheinungstag 31.05.2022
  • Bandnummer 112022
  • ISBN / Artikelnummer 9783751509732
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Verstehe ich dich richtig? Richard hat dir einen Heiratsantrag gemacht, und du hast abgelehnt?“

Scarlett beugte sich näher an das Ohr ihrer Freundin. „Psst“, flüsterte sie. „Ich möchte nicht, dass es alle wissen, und Richard möchte das ganz bestimmt auch nicht.“

Nervös sah sie sich um. Dieses Gespräch durften die anderen Mädchen in ihrer Runde nicht mitbekommen. Mit den meisten von ihnen arbeitete Scarlett zusammen, und sie wollte nicht der Krankenhaustratsch Nummer eins werden. Erst recht wollte sie nicht als jemand gelten, der Gerüchte in die Welt setzte.

Aber die Mädchen achteten gar nicht auf sie. Heute Abend feierten sie einen Junggesellinnenabschied, und alle warteten darauf, dass sich endlich die Türen des Clubs öffneten, vor dem sie schon eine Weile warteten.

Am Anfang der Schlange stand die zukünftige Braut Candice. An ihrem langen weißen Schleier erkannte man sofort, dass es heute Abend um sie ging. Scarlett fand den Schleier ziemlich albern, aber sie hatte auch nicht viel für Junggesellinnenabschiede übrig.

Oder für Mode. Heute Abend trug sie ein schlichtes schwarzes Kleid und dazu ein dezentes Make-up. Sie wackelte mit den Zehen, die sich in den Schwindel erregend hohen Sandaletten taub anfühlten. Die Schuhe hatte sie sich ausgeliehen. Aber die hohen Absätze waren ein Fehler gewesen.

Scarlett besaß einen schlichten und klassischen Geschmack. Ständig der neuesten Mode hinterherzulaufen, war in ihren Augen reine Geldverschwendung, und ihre schmerzenden Füße waren der beste Beweis dafür. Sie konnte es kaum erwarten, endlich in den Club zu kommen und sich zu setzen.

Der Gang vom Restaurant in der Leigh Street zum Club hatte nur fünf Minuten gedauert, aber mehr konnte Scarlett auf ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen auch nicht aushalten.

Kaum zu glauben, wie sehr sie sich darauf freute, hineinzugehen. Immerhin hatte sie noch nie einen Fuß in einen Club gesetzt, in dem Männer für Frauen strippten. Sie hatte nur eine ungefähre Vorstellung davon, was sie heute Abend erwartete. Aber dem leicht bekleideten Türsteher nach zu urteilen, musste sie sich nicht auf ihre Vorstellungskraft verlassen.

Glücklicherweise kannte Candice jemanden, der hier arbeitete. Also mussten sie und ihre Gäste nicht allzu lange an der Tür warten.

Scarlett überlegte, wo man jemanden kennenlernte, der in einem Strip Club arbeitete. Aber als ein gut aussehender junger Mann ihr winkte einzutreten, war es ihr egal. Sie wollte nur eins – endlich sitzen.

„Du musst mir gleich alles ganz genau erzählen“, murmelte Mel, als ein weiterer muskulöser, hemdloser Mann sie begrüßte und zu einem Tisch führte.

Nach einem Moment gewöhnten Scarletts Augen sich an das Dämmerlicht, und sie erkannte eine T-förmige Bühne. Der Laufsteg führte durch die Tische, die im Raum verteilt standen, und am anderen Ende des Raums gab es eine Bar mit Spiegelwänden.

Auf der Tanzfläche vor dem Tresen tanzten junge Frauen im Rhythmus der Musik und sangen lauthals die gespielten Lieder mit. Normalerweise mochte Scarlett keine lauten Partys, aber heute Abend kam ihr die Geräuschkulisse gerade recht. Hoffentlich quetschte Mel sie dann nicht weiter über Richards Antrag aus.

Sie folgte den anderen Mädchen zum Tisch am Ende des Laufstegs und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Kaum hatten sie Platz genommen, brachten Kellner leuchtend grüne Cocktails an ihren Tisch.

Mel beugte sich näher zu ihr. „Also, Richard lag nach seiner Herzoperation im Krankenhaus, hat seinen ganzen Mut zusammengenommen, um dir einen Antrag zu machen, und du hast ihn eiskalt abblitzen lassen?“, fragte sie und trank einen Schluck von ihrem Drink.

Offensichtlich kam Scarlett nicht so leicht davon. „So war es nicht“, verteidigte sie sich. „Richard war schon aus dem Krankenhaus entlassen worden.“

„Das macht natürlich einen riesigen Unterschied“, zog Mel sie auf. „Wie hat er dein Nein aufgenommen?“

„Ganz gut. Was sollte er auch machen? Es war meine Entscheidung, und er kann mich nicht zwingen. Ich finde, die Ehe wird überbewertet. Für mich bedeutet eine Heirat nichts.“

Scarlett hatte gute Gründe für ihre Entscheidung gehabt. Sie würde keinen Mann heiraten, nur weil er mit Mitte vierzig in einer Lebenskrise steckte.

„Lass das nicht Candice hören.“

„Sie weiß längst Bescheid. Richard hat sie um ihre Meinung zum Verlobungsring gebeten.“

„Er hat dir einen Ring gekauft?“

Scarlett nickte.

„Wie sah er aus?“

„Wunderschön“, gab Scarlett zu. Ein einzelner viereckiger Diamant in Platin eingefasst, mehr als ein Karat. Ein klassisches Design, genau richtig für sie. Schlicht und teuer. „So atemberaubend, dass ich seinen Antrag fast angenommen hätte.“

„Warum hast du dann Nein gesagt?“

„Richard hat plötzlich angefangen über Kinder zu reden. Da habe ich Panik bekommen. Ich möchte keine Kinder.“

„Wirklich? Warum höre ich das zum ersten Mal?“

Scarlett und Mel waren seit Jahren befreundet – seit sie sich am ersten Tag ihres Medizinstudiums kennengelernt hatten.

„Kinder bedeuten Verzicht. Glaub mir, das weiß ich am besten. Ich habe erlebt, wie viel meine Mutter aufgeben musste, um meine Schwestern und mich großzuziehen. Ich habe hart gearbeitet, um an diesen Punkt meiner Karriere zu kommen, und ich habe noch viel vor. Das werde ich nicht aufgeben, um eine Familie zu gründen.“

Langsam spürte Scarlett die Wirkung des Cocktails. Vielleicht hätte sie beim Abendessen im Restaurant keinen Wein trinken sollen. Sie hörte selbst, dass ihre Aussprache leicht verwaschen klang.

Außerdem schien der Alkohol ihre Zunge zu lockern. Normalerweise erzählte sie nicht so viel über ihr Privatleben. Aber Mel und sie verband eine enge Freundschaft. Am ersten Unitag waren sie als Laborpartnerinnen eingeteilt worden. Damals waren sie die einzigen Studentinnen gewesen, die noch niemanden im Semester kannten.

Mel war aus Tasmanien nach Adelaide gezogen, und Scarlett war etwas älter als die anderen Studenten gewesen. Damals kam es ihr vor, als wäre sie viel älter und passte nicht mehr zu den anderen, dabei war sie selbst kaum mehr als eine Jugendliche gewesen.

In ihrer Einsamkeit hatten Mel und sie zueinander gefunden und eine tiefe Freundschaft entwickelt. Scarlett betrachtete Mel als eine ihrer Schwestern – nur weniger anstrengend.

„Aber du hättest doch nicht sofort Kinder bekommen müssen“, hielt Mel dagegen. „Das kann warten, bis du deine Abschlussprüfungen hinter dir hast.“

„Danach muss ich immer noch Erfahrung als Anästhesistin sammeln, bevor ich mir eine Auszeit vom Beruf nehmen kann. Außerdem will Richard nicht warten. Er ist dreiundvierzig und hat gerade ziemlich viel durchgemacht. Nach seinem Herzinfarkt hat er beschlossen, seine Zukunft zu planen.“

Der Herzinfarkt und die kleine Operation hatten Richard einen Schock versetzt. Plötzlich musste er sich mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen. Das war der wahre Grund für seinen Heiratsantrag, das wusste Scarlett.

„Du könntest ein Kindermädchen einstellen. Und eine Reinigungskraft.“

„Also heirate ich, bekomme Kinder und stelle mir dann Personal ein.“

„Klingt doch gut.“ Mel lächelte.

Scarlett schüttelte den Kopf. „Außerdem war das Kinderkriegen nicht der einzige Grund, warum ich den Antrag abgelehnt habe. Es fühlte sich einfach nicht richtig an. Der Antrag hätte sich wie ein Moment anfühlen sollen, auf den ich mein Leben lang gewartet habe.

Aber ich habe mich mehr gefreut, als ich die Weiterbildungsstelle zur Anästhesistin bekommen habe. Das ist doch ein schlechtes Zeichen. Mein Herz hat nicht vor Freude schneller geklopft, sondern vor Panik. Natürlich könnte ich ihn trotzdem heiraten, aber dann aus den falschen Gründen. Ich liebe ihn einfach nicht genug.“

Natürlich hatte sie auch Angst gehabt. Furchtbare Angst sogar. Sie wollte keine Kinder mit einem Mann bekommen, der so viel älter war als sie und unter Herzproblemen litt.

Was, wenn er starb und sie als alleinerziehende Mutter zurückließ? Genau das war ihrer eigenen Mutter passiert, und so wollte Scarlett nicht leben. Um das Risiko einzugehen, war ihre Liebe für Richard nicht groß genug.

Eigentlich hatte sie Richard für eine sichere Wahl gehalten. Dachte, er wollte dieselben Dinge wie sie. Dass er sich ganz auf seine Karriere konzentrierte und mit über vierzig keinen Kinderwunsch mehr hegte.

Aber sie liebte ihn nicht genug, um ihre gesamten Zukunftspläne für ihn zu ändern. Um alles zu riskieren, wofür sie ihr Leben lang gearbeitet hatte.

„Also war’s das? Aus und vorbei?“

„Es ist die richtige Entscheidung. Das weiß ich. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er mich liebt. Ich glaube, er empfindet einfach Zeitdruck. Vor seinem Herzinfarkt hat er kein einziges Mal über Kinder gesprochen. Ich glaube, er würde mich aus den falschen Gründen heiraten.“

Sie nahm ihr Cocktailglas vom Tisch. Die Kellner sorgten dafür, dass die Gläser der Damen am Tisch immer gut gefüllt waren. Jedes leere Glas wurde sofort durch ein volles ersetzt.

Auch wenn Scarlett eigentlich genug getrunken hatte, nahm sie noch einen Schluck und ließ zu, dass der Alkohol sie ein wenig betäubte. Denn sie wollte nicht die ganze Nacht damit verbringen, an Richard zu denken. Dieses Kapitel ihres Lebens war vorbei.

Seit sie sechzehn war, hatte sie hart gearbeitet und gelernt, und jetzt hatte sie immer noch ein paar Jahre vor sich, bis sie Fachärztin war. Erst wollte sie ihre Ausbildung abschließen und dann die Früchte ihrer Arbeit genießen.

Im Moment wollte sie sich nicht binden. Das war bestimmt ein Zeichen, dass sie noch nicht bereit war, zu heiraten. Ein Zeichen, dass es Zeit für ein bisschen Vergnügen war.

„Reden wir über etwas anderes. Ab heute Abend lasse ich die Vergangenheit hinter mir.“

Sie ließ den Blick über die Frauen wandern, die ausgelassen an den Tischen feierten. Heute Abend hatte sie das Gefühl, aus sich herausgehen zu können, ohne dass jemand sie dafür verurteilen würde. Vielleicht lag es an den Cocktails, aber Scarlett entschied, dass es an der Zeit war, an der Party teilzunehmen.

Eine weitere Runde Cocktails wurde ihnen serviert, und eine neue Show begann. Der Stripper auf der Bühne sah jung und durchtrainiert aus. Scarlett kam es unpassend vor, die viel jüngeren Männer zu bewundern. Aber sie war wohl kaum die älteste Frau im Raum und ganz bestimmt nicht diejenige, die am lautesten jubelte. Außerdem wäre es unhöflich, die Aufführung nicht zu genießen.

Als die Show schließlich zum Ende kam, verspürte Scarlett beim Anblick der grünen Cocktails eine leichte Übelkeit. Normalerweise trank sie kaum Alkohol. Dafür arbeitete sie zu viel. Wenn sie nicht zwischendurch auch mal einen Schluck Wasser trank, würde sie es am Morgen bereuen.

„Ich glaube, ich brauche mal etwas anderes als Alkohol“, sagte sie zu Mel. „Ich gehe an die Bar. Möchtest du auch etwas?“

Mel schüttelte den Kopf.

Als Scarlett ihren Stuhl zurückschob und aufstand, merkte sie erleichtert, dass sie ihre Zehen nach dem langen Sitzen wieder spürte.

Sie bahnte sich den Weg durch die Tische, wich den unzähligen gut aussehenden Kellnern aus und versuchte, jeden Blickkontakt zu vermeiden. Aber egal, wohin sie schaute, ihr Blick landete immer wieder auf nackter Haut.

Die Angestellten hinter der Bar sahen genauso aus wie die Kellner. Alle männlich, alle ohne Hemd und alle gut aussehend. Jeder Einzelne stellte seine perfekten Muskeln zur Schau, wirkte frisch gebräunt und besaß kein einziges Brusthaar.

Ungefähr einen Meter von ihr entfernt stand ein Barkeeper und schnitt Zitronen in Scheiben. Sie ließ den Blick über sein markantes Kinn und das dichte dunkle Haar wandern, das ihm halblang in die Stirn fiel und an den Seiten kurz geschnitten war.

Genau wie die anderen Barkeeper bewegte er sich im Takt zur Musik. Es wirkte nicht einstudiert, seine Bewegungen sahen natürlich und geschmeidig aus. Fast unbewusst.

Als er sich umdrehte und noch eine Zitrone nahm, ruhte ihr Blick auf seinen schmalen Hüften und seinem Waschbrettbauch. Bei der Bewegung spannte er die Bauchmuskeln an. Als er mit einer geschmeidigen Bewegung die gelbe Frucht zerteilte, trat sein Bizeps hervor.

Dann nahm er die Zitronenscheiben mit der flachen Seite seines Messers auf und gab sie in eine Schüssel. Während er das Schneidebrett ins Waschbecken legte, drehte er in der anderen Hand geschickt das Messer zwischen seinen Fingern.

Scarlett hielt den Atem an und sah zu, wie Lichter auf der Messerschneide tanzten. Dann verlor er die Kontrolle über das Messer. Scarlett schrie leise auf, als es im hohen Bogen durch die Luft wirbelte.

Es landete auf einer Gummimatte auf dem Boden hinter ihm. Nichts passiert. Aber er hatte ihren Aufschrei gehört und sah sie grinsend an. Ein lockeres, selbstbewusstes Lächeln, das sein Gesicht erhellte. Als wäre es seine Gewohnheit, herumzualbern. Und als machte es ihm nichts aus, dabei erwischt zu werden.

Er zwinkerte ihr zu. Scarlett spürte, wie sie errötete, und wandte schnell den Blick ab. Aber als sie aus dem Augenwinkel sah, wie er sich nach dem Messer bückte, konnte sie nicht widerstehen, noch einmal hinzuschauen.

Seine Jeans saß eng, und Scarlett konnte den Blick nicht von seinem knackigen Po abwenden. Plötzlich drehte er sich zu ihr um. Scarlett fühlte sich ertappt, aber es war zu spät, um so zu tun, als hätte sie ihn nicht angestarrt.

Zum Glück schien es ihm nichts auszumachen, denn ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen. Warum sollte es ihn auch stören? Er sah umwerfend aus und war Blicke von Frauen bestimmt gewohnt. Ganz sicher war sie nicht die erste Frau, die er beim Starren ertappt hatte.

Er hielt das Messer unter heißes Wasser und legte es zur Seite. Dann trocknete er seine Hände an einem Geschirrtuch und steckte es in seinen Hosenbund. Scarlett beobachtete fasziniert jede Bewegung.

Seine Jeans saß an den Hüften locker, und als er das Geschirrtuch feststeckte, schob er die Hose ein Stück tiefer. Sie erhaschte einen Blick auf seine harten V-förmigen Lendenmuskeln. Hastig hob sie den Blick, nur um festzustellen, dass er sie immer noch ansah.

Grinsend kam er auf sie zu. „Was kann ich dir anbieten?“ Seine Stimme klang tief und ruhig.

Instinktiv beugte sie sich näher zu ihm, um ihn über die laute Musik besser zu verstehen.

Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander. Seine grünen Augen wirkten, als könnte er ihre Gedanken lesen. Selbst wenn er lächelte, wirkten seine Lippen voll. Seine markante Nase, sein kantiges Gesicht, die perfekte Symmetrie. Sie erkannte Sommersprossen auf seinen gebräunten Schultern.

Bartstoppeln auf seinem Kinn. Von Nahem wirkte er älter, als sie zuerst gedacht hatte. Vielleicht Mitte zwanzig. Auf jeden Fall jünger als sie. Nicht, dass es einen Unterschied machte.

Sicher, er war attraktiv, sein Körper raubte ihr den Atem. Ganz bestimmt verstand er es, einer Frau Vergnügen zu bereiten. Aber das konnte ihr egal sein.

Sexy Stripper oder junge Barmänner waren nicht ihr Ding. Auch wenn sie in seiner Nähe Schwierigkeiten hatte, einen zusammenhängenden Satz herauszubekommen.

Er wartete geduldig auf ihre Antwort. Wenn er ihre Gedanken lesen könnte, würde er sich köstlich amüsieren.

„Kann ich bitte ein Glas Wasser bekommen?“, brachte sie schließlich heraus.

Ihre Stimme klang viel zu hoch, und sie schluckte trocken. Kam es vom Alkohol oder lag es an dem halbnackten Barkeeper?

Auch wenn sie durch ihren Beruf bereits viele unbekleidete Menschen gesehen hatte, begegnete sie nicht jeden Tag einem so prachtvollen Exemplar. Kein Wunder, dass sein Anblick ihr die Sprache verschlug.

Als er sich umdrehte und Eiswürfel in ein Glas füllte, bemerkte Scarlett ein Tattoo auf der Innenseite seines linken Arms. Dann nahm er eine Zitronenscheibe aus der Schüssel und ließ sie auf das Eis fallen.

Seine Hüften bewegten sich im Rhythmus der Musik, und Scarletts Herz klopfte noch schneller. Er schien sich in seiner Haut vollkommen wohlzufühlen. Seine Bewegungen hatten etwas sehr Sinnliches.

„Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“, fragte er, als er das Glas vor ihr auf den Tresen stellte. Während er mit ihr sprach, wanderte sein Blick von ihren Augen über ihre Lippen und hinunter zu ihren Brüsten.

Scarlett wusste, dass der Ausschnitt ihres Kleids nichts von ihrem Dekolleté preisgab. Aber sie spürte, wie sie dennoch unter seinem Blick errötete, als wäre sie diejenige, die kaum Kleidung trug – nicht er.

Sein rascher Blick wirkte geübt. Ohne Zweifel besaß er Erfahrung darin, Frauen mit einem kurzen Blick abzuschätzen. Aber selbst sie sah die Anerkennung in seinen Augen.

Als sein Blick intensiver wurde, breitete sich ganz tief in ihrem Bauch lodernde Hitze aus. Sie schluckte und streckte die Hand nach ihrem Glas aus. Doch er hatte es noch nicht losgelassen. Als ihre Finger seine berührten, zog sie die Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.

Er lächelte wieder, stellte das Glas auf den Tresen und schob es in ihre Richtung, bevor er es losließ. „Erstes Mal?“ Seine grünen Augen wirkten belustigt. „Ich würde mich daran erinnern, wenn ich dich schon einmal hier gesehen hätte.“

Scarlett fragte sich, ob er auf ein Trinkgeld hoffte. Das würde erklären, warum er so freundlich zu ihr war.

Aber Leitungswasser kostete nichts, oder? Also gab es keinen Grund für ein Trinkgeld und damit auch keinen Grund mit ihr zu flirten. Noch nie hatte ein Fremder mit ihr geflirtet. Dazu war sie nicht der Typ. Meist vermied sie Augenkontakt und hielt sich im Hintergrund.

Auch der Barkeeper hatte sie nur durch ihren Aufschrei bemerkt, als ihm das Messer aus der Hand gefallen war. Ganz bestimmt flirtete er nur aus reiner Gewohnheit mit ihr.

Sie sah sich um, als wollte sie sichergehen, dass er wirklich mit ihr sprach. Oder schauen, ob jemand sie beobachtete. Aber kaum jemand stand an der Bar. Die meisten Frauen ließen sich lieber direkt am Tisch von den hemdlosen Kellnern bedienen.

Niemand sah sie an, alle konzentrierten sich auf die Bühne. Alle, außer dem sexy Barkeeper. Auch wenn sie nicht genau wusste, wie sie sich in dieser Situation verhalten sollte, wäre es unhöflich, ihn zu ignorieren. Also erwiderte sie sein Lächeln. „Kommen manche Frauen so oft hierher, dass du sie wiedererkennst?“

„Ob du es glaubst oder nicht, wir haben viele Stammgäste. Geburtstagspartys und Junggesellinnenabschiede kommen immer wieder. Manchmal sogar Scheidungspartys.“

„Scheidungspartys?“

„Der Chef findet, frisch Geschiedene sind ein unterschätzter Markt. Frauen mit vollen Brieftaschen auf der Suche nach ein bisschen Spaß.“ Er zuckte mit den Schultern. „Da hat er wohl recht. Aber ich gehe mal davon aus, aus dem Grund bist du nicht hier?“

Scarlett schüttelte den Kopf. „Junggesellinnenabschied.“

Sie sah wieder zu ihrem Tisch. Keiner schien sie zu vermissen. Wahrscheinlich waren erst wenige Minuten vergangen, seit sie aufgestanden war, aber ihr kam es vor, als würde die Zeit stillstehen.

In diesem Moment leuchteten die Bühnenscheinwerfer auf, die Tanzfläche leerte sich, und eine neue Vorführung begann. Ein athletisch gebauter junger Mann in Matrosenuniform betrat die Bühne.

Aber Scarlett hatte keine Eile, zurück an ihren Tisch zu gehen. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass niemand sie vermisste. Ihre Gesellschaft war wohl nicht so aufregend wie ein halbnackter akrobatischer Mann auf dem Laufsteg.

„Bist du mit Candice hier?“, fragte der Barkeeper.

Sie drehte sich wieder zu ihm. „Kennst du sie?“ Ihr fiel wieder ein, dass Candice jemanden in diesem Club persönlich kannte.

„Wir sind alte Freunde“, erklärte er, zog das Handtuch aus seinem Hosenbund und begann den Tresen abzuwischen. Das Holz wirkte bereits makellos, und Scarlett fragte sich, ob sein Putzen eine Verzögerungstaktik war. Versuchte er, noch länger mit ihr zu reden?

Bei dem Gedanken wurde ihr ganz warm. Sie konnte nicht abstreiten, dass sie seine Aufmerksamkeit genoss.

„Arbeitet ihr zusammen?“, fragte er.

Scarlett nickte.

„Dann bist du auch Krankenschwester?“

Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin Ärztin.“

Ihre Antwort überraschte ihn. Normalerweise schätzte er Menschen beim ersten Eindruck richtig ein. Auch wenn sie nicht aussah wie eine Krankenschwester, hätte er sie erst recht nicht für eine Ärztin gehalten.

Mit ihrem langen schlanken Hals und dem hübschen ovalen Gesicht war sie eine Schönheit. Ihre vollen Lippen schimmerten von einem zarten Lipgloss. Dagegen wirkten ihre Augen dunkel und faszinierend, als lägen tausend Geheimnisse darin versteckt.

Ihr dunkelbraunes Haar hatte sie im Nacken zu einem strengen Knoten gebunden. Am liebsten hätte er über den Tresen gegriffen und ihre Haarspange gelöst, damit ihre dunklen Locken weich über ihre Schultern fielen.

Dann wurde ihm klar, dass der Knoten der Grund war, warum er sie falsch eingeschätzt hatte. Die Frisur wirkte viel zu streng für ihre atemberaubend schönen Gesichtszüge. Als würde sie im öffentlichen Dienst arbeiten. Fehlte nur noch eine Hornbrille.

Auf den ersten Blick erweckte sie einen strengen und makellosen Eindruck, aber er stellte sich vor, dass sie etwas dahinter versteckte. Andererseits arbeitete er vielleicht einfach schon zu lange hier im Club. Vielleicht konnte er seine Fantasie nicht mehr von der Wirklichkeit trennen.

„Worüber lachst du?“, fragte sie.

Ihm wurde bewusst, dass er lächelte und schüttelte den Kopf. „Nichts.“ Also war sie eine Ärztin und arbeitete mit Candice zusammen. Das war mehr als lustig. Aber die Geschichte hob er sich für ein anderes Mal auf.

„Ich mache mich besser wieder an die Arbeit“, sagte er. „Bestell Candice einen schönen Gruß, und richte ihr aus, dass ich sie später noch mal selbst begrüße.“

Er sah ihr hinterher, als sie zurück an ihren Tisch ging. Er hatte es nicht eilig, wieder an die Arbeit zu gehen – ihr zuzusehen war viel interessanter. Ihre Figur war atemberaubend. Sie trug ein einfaches ärmelloses schwarzes Kleid mit Rundhalsausschnitt und einem Reißverschluss am Rücken. Ob sie damit ihre Kurven verbergen wollte?

Ihr wiegender Gang lenkte seinen Blick auf ihre schmalen Hüften und tiefer zu ihrem perfekt gerundeten Po. Er genoss es, ihr beim Gehen zuzusehen.

Unter dem knielangen Kleid sah er ihre schlanken Waden mit zierlichen Knöcheln. Ihre Füße steckten in lächerlich hohen Schuhen. Vielleicht waren die Plateausohlen der Grund für ihren sexy Hüftschwung. Er glaubte ein Leopardenmuster auf den Schuhen zu erkennen, bevor sie sich wieder auf ihren Platz setzte und ihre Beine unter dem Tisch verschwanden.

Sie faszinierte ihn. Ihr Schmollmund, ihre ausdrucksvollen Augen, ihre üppige Oberweite und die überraschenden Schuhe standen in krassem Gegensatz zu ihrer strengen Frisur und dem schmucklosen Kleid. Als wäre sie eine Sexbombe im Outfit einer Sekretärin.

Welcher Teil von ihr entsprach der Wahrheit? Täuschte ihre unschuldige Kleidung, oder wusste sie wirklich nicht, wie sexy sie war? War sie sich überhaupt bewusst, dass eine Sexbombe in ihr steckte? Ließ sie dieser anderen Seite jemals freien Lauf? Wenn ja, wollte er dabei sein, wenn es passierte.

Während Jake eine neue Runde Cocktails mixte, tauschte der Matrosenstripper Evan mit dem muskulösen Caesar, der nur einen Lendenschurz trug. Mit einem Salto sprang Caesar vom Laufsteg und tanzte auf der Suche nach einer freiwilligen Teilnehmerin durch die Menge.

Jake beobachtete, wie Candices Freundin jedem Blickkontakt mit Caesar auswich. Offensichtlich versuchte sie verzweifelt, nicht ausgewählt und ins Rampenlicht gezerrt zu werden. Ihr bloßer Anblick brachte ihn zum Lachen. Definitiv ihr erstes Mal im Club.

Als sie den Kopf in seine Richtung drehte, trafen sich ihre Blicke. Diesmal hatte sie ihn dabei erwischt, wie er sie beobachtete. Aber das störte ihn nicht im Geringsten. Er zwinkerte ihr zu.

Scarlett spürte, wie sie errötete. Was stimmte nicht mit ihr? Warum konnte sie sich nicht mit ihren Freundinnen unterhalten? Warum wanderte ihr Blick immer wieder zu ihm?

Gerade erst hatte sie einen Heiratsantrag abgelehnt, und jetzt kreisten ihre Gedanken plötzlich um einen gut aussehenden Fremden.

Sie versuchte, sich stattdessen auf den Tänzer zu konzentrieren. Oder Stripper. Sie war nicht sicher, wie man die Männer in diesem Club nannte.

Als sie wieder zur Bühne schaute, beendete Caesar gerade seine Vorführung, und ein anderer Mann nahm das Mikrofon. Er war einige Jahre älter als die Tänzer, aber genauso braungebrannt und durchtrainiert.

Außer seiner engen schwarzen Lederhose trug er nichts.

„Guten Abend, meine hübschen Ladys, willkommen im le coop! Ich bin Matt, und meine Jungs heizen euch heute Abend richtig ein.“

„Guten Abend!“, riefen die Gäste.

„Aber jetzt seid erst mal ihr dran. Hört zu, Ladys. Der Himbo Limbo geht los. Jede Gruppe wählt eine Teilnehmerin aus und schickt sie zu mir auf die Bühne“, sagte er und breitete die Arme aus. Bei der Bewegung spannten sich seine harten Brustmuskeln an.

„Ich nominiere Scarlett!“, rief Candice laut.

Scarlett runzelte die Stirn. Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war, oder wovon er redete. „Was um alles in der Welt ist ein Himbo Limbo?“, fragte sie.

2. KAPITEL

„Das ist ein Limbo-Wettbewerb“, antwortete Candice. „Mit einem besonderen Twist.“

„Und was ist ein Limbo?“ Scarlett ahnte nichts Gutes.

„Limbo stammt aus der Karibik. Hast du das noch nie gesehen? Man beugt sich nach hinten und bewegt sich unter einer Stange durch, ohne sie zu berühren. Dann wird die Stange immer tiefer gehängt.“

Scarlett stockte der Atem. Hier bahnte sich eine Katastrophe an. Oder zumindest eine ziemlich peinliche Situation. „Und was ist das für ein Twist?“

„Anstatt eine Limbostange zu verwenden, halten die Himbos ein Seil. Himbo nennt man die Stripper“, erklärte Candice bereitwillig.

Das klang immerhin nicht so gewagt, wie Scarlett im ersten Moment gefürchtet hatte. Aber wenn das Spiel so zahm war, verstand sie nicht, warum Candice sie nominiert hatte.

„Warum machst du es dann nicht?“, fragte sie, als der Clubbesitzer die nominierten Frauen auf die Bühne rief.

Autor

Emily Forbes
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