Pikanter Deal mit dem Tycoon

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„Heiraten Sie doch einfach mich!“ Zufällig hat Zimmermädchen Alana im nächtlichen Garten mitangehört, dass der griechische Tycoon Ares Sarris dringend heiraten muss. Wegen einer Erbangelegenheit, nur auf Zeit und zum Schein – wäre sie da nicht die Lösung? Als Gegenleistung könnte er die Rechnungen ihres hochverschuldeten Stiefvaters bezahlen. Und ein Wunder geschieht: Ares lässt sich auf ihr freches Angebot ein! Zu spät begreift Alana, dass Geld nicht die Lösung ist, sondern Liebe – und die scheint Ares ihr nicht schenken zu wollen …


  • Erscheinungstag 30.04.2024
  • Bandnummer 2647
  • ISBN / Artikelnummer 9783751524698
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Ares Sarris war Einzelgänger. Auf der Hochzeit der Durantes in Italien war er ausnahmsweise einmal ohne seine Leibwächter erschienen, die sonst stets dafür sorgten, dass niemand ihm zu nahe kam. Doch der griechische Milliardär wollte das Gerücht, er sei unsozial, nicht noch weiter befeuern – obwohl es der Wahrheit sehr nahe kam.

Wer Ares einmal begegnet war, vergaß ihn nicht wieder. Er war eine außergewöhnliche Erscheinung mit seinem silberblonden Haar, den starken, markanten Gesichtszügen und den dunklen Augen, die große Ernsthaftigkeit ausstrahlten.

Der Weg zum Erfolg war für ihn lang und hart gewesen. Er war im Armenviertel von Athen zur Welt gekommen, als Sohn einer drogensüchtigen Mutter und eines wohlhabenden Vaters, für den dieses Kind ein peinlicher Unfall gewesen war, den er so gut wie möglich verdrängt hatte.

Ares’ Kindheit war ein Albtraum. Er war noch ein kleiner Junge gewesen, als seine Mutter ihm eröffnet hatte, sie wünschte, sie hätte ihn nie bekommen. Daraufhin hatte sie ihn verlassen. Er hatte sie nie wiedergesehen.

Ja, dachte er, sein Leben war deutlich besser, seit er erwachsen war. Niemand sagte ihm mehr, was er zu tun hatte. Er wurde nicht mehr beschimpft und geschlagen, und anders als früher betrachtete heute niemand seine überdurchschnittliche Intelligenz wahlweise als anstrengenden Makel oder als Geschenk, das er nicht verdient hatte. Ares war jetzt viel zu reich, um noch verletzlich zu sein. Und das brachte ihn zum Lächeln, wann immer er daran dachte. Schließlich hatte er sich mit achtzehn Jahren auf den Weg gemacht, viel Geld zu verdienen, um genau das zu erreichen: sich endlich sicher zu fühlen.

Doch auch sein immenser Reichtum hatte Ares nicht davor bewahrt, von einer verbitterten alten Frau, die er nie kennengelernt hatte, zu etwas gezwungen zu werden, was er ganz und gar nicht wollte: zu heiraten.

Heiraten! Eine Aussicht, die für einen so verschlossenen und introvertierten Mann, wie Ares es war, ähnlich verlockend war, wie seine Hand in ein offenes Feuer zu legen. Und die rachsüchtige alte Hexe, die seine leibliche Großmutter offenbar gewesen war, hatte das gewusst. Sie hatte dafür gesorgt, dass Ares heiraten musste, wenn er als uneheliches Kind das historische Anwesen der Familie Sarris erben wollte.

Laut Gesetz konnte Katarina Sarris den Familienbesitz niemand anderem vermachen als dem letzten lebenden Sarris. Doch sie hatte eine extra Klausel in ihr Testament eingebaut: Danach sollte das alte Anwesen nach ihrem Tod auf „Ares und seine Frau“ übergehen.

Wie raffiniert! Katarina Sarris hatte genau gewusst, dass Ares in dem einzigen Interview, das er der Presse jemals gegeben hatte, geschworen hatte, niemals zu heiraten. Damals hatte er für Schlagzeilen gesorgt, weil er mit nur neunzehn Jahren seine erste Milliarde zusammen hatte.

Jetzt war Ares allerdings in der Bredouille. Katarina Sarris war gestorben und ihr Testament eröffnet worden. Und Ares hatte beschlossen, zu heiraten – damit er erben konnte. Denn obwohl er ein eigenes gigantisches Vermögen besaß, sehnte er sich danach, das Anwesen der Sarris zu besitzen, ganz so, als würde er damit endlich offiziell zu dieser Familie gehören. Diese Anerkennung hatte er sein Leben lang vermisst.

Dass sein Vater seine Existenz komplett ignoriert hatte, war ein nie enden wollender Schmerz für Ares. Und dieser Schmerz erinnerte ihn immer wieder daran, dass seine Sehnsucht nach Zugehörigkeit ihn verwundbar machte. Sie war seine Achillesferse.

Als er noch ein Kind war, war es absolut unwahrscheinlich gewesen, dass er einmal als Familienmitglied anerkannt werden und erben würde. Doch dann war nicht nur sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, sondern mit ihm auch Ares’ jugendliche Halbbrüder. Und DNA-Tests hatten kurz darauf zweifelsfrei nachgewiesen, dass Ares ein Sarris war.

Die Familienanwälte hatten sich um seine Erziehung gekümmert und dafür gesorgt, dass er eine gute Schule besuchte. Seine Großmutter war jedoch über die Herkunft ihres einzigen lebenden Enkels so entsetzt gewesen, dass sie sich geweigert hatte, ihn kennenzulernen – obwohl alle anderen Familienmitglieder gestorben waren.

Viele Jahre lang hatte Ares sich eingeredet, dass er die Zuneigung dieser Frau nicht brauchte. Jetzt zählte für ihn nur noch eines: Das alte Anwesen, die Heimat seiner väterlichen Vorfahren, durfte ihm nicht durch eine winzige Klausel in einem Testament verwehrt werden.

Natürlich hätte Ares vor Gericht gehen und das Testament seiner Großmutter anfechten können. Aber er wollte nicht, dass seine uneheliche Herkunft publik wurde. Als Kind und Jugendlicher hatte er viel Demütigung erfahren. Nie wieder wollte er sich solchen Schikanen aussetzen. Da war es bei Weitem die bessere Alternative, eine Fremde zu heiraten, um die Bedingungen des Testaments zu erfüllen – eine schnelle, saubere Lösung für ein heikles Problem.

Die Erinnerung daran brachte Ares ins Hier und Jetzt zurück. Er war im Garten des Hotels, in dem Lorenzo Durante und seine Braut Skye ihre Hochzeit feierten. Unweit des künstlich angelegten Sees, den ein kleiner Strand umgab, war eine Terrasse mit Sitzgelegenheiten. Unruhig ging Ares auf den Dielen auf und ab und grübelte. Er wartete auf seine zukünftige Braut, Verena Coleman. Sie spielte eine wichtige Rolle in seinem Vorhaben, den Familienbesitz zu übernehmen, und sie hatte auf ein privates Treffen mit ihm bestanden.

Dass diese Frau überhaupt irgendetwas verlangte, brachte Ares beinahe zum Überschäumen. Bis zu diesem Abend hatte er sie noch nie persönlich getroffen, obwohl sie Ende des Monats seine Frau werden sollte. Die Anwälte hatten Verena ausgewählt und sie einen wasserdichten, komplexen Vertrag unterschreiben lassen. Nun würde sie für einen nicht unerheblichen Preis vor dem Altar erscheinen und seine falsche Ehefrau spielen.

Ares wandte den Kopf zum Seeufer. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, er hätte dort in der Dunkelheit hinter den Bäumen eine Bewegung wahrgenommen. „Ist da jemand?“, fragte er erst auf Griechisch und dann auf Italienisch, der Sprache des Landes. Aber niemand antwortete. Schließlich zuckte er mit den Schultern. Er musste sich geirrt haben. Wer sollte auch zu dieser Stunde hier draußen sein, außer vielleicht zum Rauchen – was er selbst aus guten Gründen niemals tun würde.

Endlich hörte er das Klackern von Absätzen auf dem Weg, der hinunter zur Terrasse führte. Er runzelte die Stirn.

Es war eine unangenehme Überraschung für ihn gewesen, Verena überhaupt hier auf der Hochzeit anzutreffen. Er hatte nicht damit gerechnet. Vielleicht war sie als Begleiterin der extravaganten Hochzeitsplanerin dabei? Er wusste es nicht. Während des Empfangs war sie zu seinem Entsetzen jedenfalls nicht von seiner Seite gewichen. Sie war aufreizend gekleidet, in einem Stil, den er als geschmacklos empfand. Und trotzdem würde er sie am Ende des Monats heiraten …

Er sah sie lächelnd näher kommen, ihr üppiges Dekolleté gut sichtbar. Sie war eine kurvenreiche Brünette aus einer kleinen englischen Aristokratenfamilie. Aber wenn sie auch nur einen Hauch von blauem Blut in sich trug, dann wusste sie das gut zu verbergen. Seine Anwälte, dachte er nicht zum ersten Mal, hatten bei der Wahl seiner Braut keinen guten Griff getan.

„Ares!“, rief sie und eilte so strahlend auf ihn zu, als wären sie Freunde.

„Du solltest dich doch mit allen Fragen an die Anwälte wenden“, erinnerte er sie ohne Umschweife. „Warum wolltest du mit mir persönlich sprechen?“

„Leider kannst nur du mir gerade helfen“, verkündete sie mit Nachdruck. „Ich habe ein kleines Problem, fürchte ich. Ich bin schwanger.“

Schwanger?“, wiederholte Ares ungläubig und fügte ebenso schnell hinzu: „Das bedeutet, dass du unseren Ehevertrag gebrochen hast …“

„Warum sollte das eine Rolle spielen?“, fragte Verena ärgerlich. „Sex ist schließlich nicht Teil unserer Vereinbarung. Du hast ja noch nicht einmal vor, mit mir im selben Haus zu wohnen.“

„Wenn ich dich heirate, während du schwanger bist, werden alle annehmen, dass das Kind von mir ist. Das könnte rechtliche Komplikationen bedeuten, die ich im Augenblick nicht gebrauchen kann. Und ich möchte auch nicht, dass dein Kind später einmal glaubt, dass ich sein Vater bin. Solche Mutmaßungen und Gerüchte wären unvermeidlich, und das lasse ich nicht zu.“

„Du bittest mich also, die Schwangerschaft abzubrechen?“, fragte Verena.

Ares straffte die Schultern und sah ihr ruhig ins Gesicht. „Ich würde nicht im Traum daran denken, jemals eine solche Forderung an eine Frau zu stellen. Und ich will auch keineswegs, dass jemand für mich ein solches Opfer bringt und mich am Ende dafür verantwortlich macht. Nein, es ist viel einfacher als das: Du hast den Vertrag gebrochen. Unsere Vereinbarung ist beendet.“

„Das kannst du mir nicht antun! Ich bin auf das Geld angewiesen!“ Verena funkelte ihn wütend an.

Ares schwieg, denn er hatte nichts mehr hinzuzufügen. Immerhin hatte Verena bereits für die bloße Unterzeichnung des Vertrages eine beträchtliche Zahlung erhalten.

„Aber du brauchst doch bis Ende des Monats eine Frau!“, erinnerte sie ihn.

„Das ist richtig. Aber du bist nicht die einzige, die bereit wäre, mich für Geld zu heiraten“, erwiderte Ares nüchtern.

Verena schleuderte ihm noch eine Handvoll schmutziger Schimpfwörter entgegen, dann stakste sie davon. Ares wandte sich ab, holt tief Luft und ließ den Blick über den See schweifen, der im Mondschein schimmerte.

Es war ein Riesenfehler gewesen, dass er den Vertrag mit ihr unterzeichnet hatte, ohne sie zuvor einmal persönlich zu treffen. Warum hatten sich seine Anwälte nur für diese ungebildete, vulgäre Frau entschieden? Verena hätte zwar nur für kurze Zeit seine Braut und Ehefrau spielen sollen, aber natürlich wollte er nicht, dass eine so ordinäre Person überhaupt mit ihm in Zusammenhang gebracht wurde! Immerhin: Die verbindliche Geheimhaltungsvereinbarung, die sie unterschrieben hatte, würde sie zum Schweigen zwingen.

Er zog sein Handy hervor und schickte seinem Chefanwalt eine SMS, um ihm mitzuteilen, dass sie die Suche nach einer Braut wieder aufnehmen mussten.

Als er sich gerade zum Gehen wenden wollte, hielt er überrascht inne. Nur wenige Meter vor ihm stand eine blonde junge Frau in einem langen, smaragdgrün schimmernden Kleid. Sie war barfuß und trug ihre Schuhe in einer Hand.

Es war die Brautjungfer, die ihm vorhin schon aufgefallen war, denn sie war geradezu umwerfend, von ihren leuchtend blaugrünen Augen bis hin zu ihren naturblonden Haaren, die ihr herzförmiges Gesicht umrahmten. Ihre Haut war so makellos, dass ihr Teint fast leuchtete.

Ares hatte gesehen, wie die männlichen Gäste versucht hatten, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Mit distanzierter Belustigung hatte er die scheinbare Gleichgültigkeit des Mädchens beobachtet. Hatte er daran gedacht, sie selbst anzusprechen? Natürlich nicht! Sie war viel zu jung für ihn, kaum über zwanzig, schätzte er.

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte er höflich auf Englisch, denn er wusste, dass sie die Schwester der Braut war und dass beide aus England stammten.

Nervös zuckte sie zusammen, und ihre außergewöhnlich klaren Augen wichen seinem Blick aus. „Ich … ich hatte gehofft, dass ich Ihnen helfen könnte“, stammelte sie etwas atemlos. „Wenn Sie auf die Schnelle eine falsche Ehefrau brauchen, würde ich mich gerne als Kandidatin anbieten.“

Ares, der nur sehr selten sprachlos war, blieben die Worte im Halse stecken. Ihm schoss durch den Kopf, dass Enzo Durante, seit heute der Schwager der jungen Frau und außergewöhnlich wohlhabend, fassungslos sein würde, zu erfahren, dass sie ihm einen so unpassenden Vorschlag unterbreitet hatte.

Eine Stunde zuvor

Alana hatte in ihrem Leben noch nie so viel Aufmerksamkeit erhalten wie von den Männern auf der Hochzeit ihrer Schwester Skye. Doch ihr Interesse daran war schnell erloschen. Sie hatte keinen Platz für einen Mann in ihrem Leben. Viel zu sehr war sie mit ihrer Arbeit beschäftigt. Als sie daran dachte, aus welchem Grund sie so hart arbeiten musste, stiegen ihr Tränen in die Augen – mitten auf der Tanzfläche.

Dass sie bis über beide Ohren verschuldet war, musste ihr Geheimnis bleiben. Ja, ihr neuer Schwager Enzo hätte sie in fünf Minuten von ihren Schulden befreien können. Sie wusste, dass Enzo sehr großzügig war. Er hatte ihr als Brautjungferngeschenk ein Auto geschenkt und ihr sogar angeboten, sie zu unterstützen, damit sie ihr Kunst- und Designstudium wieder aufnehmen konnte.

Doch Alana wollte ihn nicht um Hilfe bitten. Dazu müsste sie ihm sagen, warum sie verschuldet war. Und wenn Enzo es wusste, würde es wenig später auch Skye wissen: Die Beiden hatten keine Geheimnisse voreinander. Aber Alanas Geheimnis war so beschämend, dass sie auf keinen Fall wollte, dass ihre große Schwester davon erfuhr.

Skye hatte ihren gemeinsamen Stiefvater vergöttert. Doch Steve Davison, der die beiden Schwestern adoptiert hatte und der für sie ihr „Dad“ gewesen war, hatte mehr Fehler gehabt, als Skye ahnte. Steve war spielsüchtig gewesen. Diese dunkle Seite hatte er vor seiner Frau und seiner ältesten Adoptivtochter sorgfältig verborgen. Als er in Geldnöte geraten war, hatte er nur Alana um Hilfe gebeten – weil er wusste, dass sie ihn von allen in der Familie am wenigsten verurteilen würde.

Alana hatte ihn zu sehr geliebt, um ihm nicht zu helfen. Also hatte sie sich Geld bei einem Kredithai geliehen – für Steve, aber in ihrem eigenen Namen. Jede Woche hatte er ihr eine Rate zurückgezahlt, von seinem Verdienst als Taxifahrer. Alles schien gut zu gehen.

Doch vor einem Jahr hatten ihre Mutter und ihr Stiefvater bei einem Zugunglück ihr Leben verloren. Alana musste den Kredit nun allein abzahlen. Dabei verdiente sie als Zimmermädchen nur wenig Geld. Was aber noch schlimmer war: Ihre Schulden stiegen aufgrund der Wucherzinsen in rasantem Tempo. Alana wusste, dass der Zinssatz illegal war, aber sie konnte nichts daran ändern, da der Kredit auf ihren Namen lief. Steve Davison hatte gewollt, dass seine Schulden aus den Büchern verschwanden, daher hatte er sich an einen Kreditgeber gewandt, der eher ein Krimineller war. Und sie, Alana, hatte den größten Fehler ihres Lebens gemacht, als sie zugestimmt hatte, selbst als Kreditnehmerin zu fungieren.

Vorhin war Alana kurz der Gedanke gekommen, das schöne neue Auto, das Enzo ihr geschenkt hatte, zu verkaufen. Doch sie hatte sich so geschämt, dass sie die Feier verlassen hatte, um hier draußen in der Dunkelheit am See in Ruhe nachzudenken. Natürlich konnte sie Enzos Geschenk nicht verkaufen. Doch andererseits hatte sie wirklich nicht genug Geld, um die laufenden Kosten für ein Auto zu tragen. Dass sie überall mit dem Fahrrad hinfuhr, hatte gute Gründe. Es ging ihr nicht um Fitness, wie ihre Schwester sie immer neckte. Wenn Skye doch nur die Wahrheit wüsste!

Als sie sich im Schatten der dicht stehenden Bäume auf einem Felsen am See niederließ, wusste sie, dass sie Skye niemals die Wahrheit über ihren Stiefvater sagen würde. Sie hatten zwei jüngere Geschwister, Brodie und Shona, zwei und ein Jahr alt, und Skye hatte die volle Verantwortung für sie übernommen. Sie und Enzo waren gerade dabei, die beiden Kleinen zu adoptieren. Nein! Skye hatte bereits genug Opfer für ihre Familie gebracht. Sie hatte es verdient, sich ihre Illusionen über den verstorbenen Stiefvater, den sie so geliebt hatte, zu bewahren.

Jetzt war es an Alana, ihren Teil beizutragen. Sie musste mit der finanziellen Situation eben irgendwie klarkommen. Sich über ihre Schwierigkeiten aufzuregen, änderte schließlich gar nichts, schimpfte sie mit sich selbst. Doch dann hörte sie Schritte, blickte auf und wurde für einen Moment aus ihren Gedanken gerissen. Ein sehr großer, breitschultriger Mann trat in den Schein der Lichterketten, die um die Sitzecke gespannt waren.

Alana erkannte ihn sofort: Es war Ares Sarris. Sein silberblondes Haar war unverkennbar, obwohl es etwas länger geworden war, seit sie ihn zum ersten Mal im Blackthorn Hotel gesehen hatte, wo sie arbeitete. Wahrscheinlich war auch er als Hochzeitsgast hier, obwohl sie ihn beim Empfang unter den Hunderten von Gästen nicht bemerkt hatte.

Als sie Ares Sarris im Hotel gegenübergestanden hatte, war er als Gast in der Präsidentensuite abgestiegen. Ein ehemaliger US-Präsident hatte darin vor langer Zeit einmal übernachtet, als er zum Golfspielen in England gewesen war. An der Wand der Suite hing noch immer eine Gedenktafel, die an seinen Besuch erinnerte.

Ares hatte Alana auf den ersten Blick den Atem verschlagen. Mit ein paar gefiederten Flügeln und einem Schwert sähe er aus wie ein Kriegerengel, war es ihr sofort durch den Kopf geschossen. Selbst noch jetzt an diesem Abend im Hotelgarten glühten ihre Wangen, als sie daran dachte. Was für ein alberner Vergleich! Aber im Ernst, dieser Mann war einfach umwerfend, vom Scheitel seines silberblonden Haarschopfes bis zu den Sohlen seiner handgefertigten Schuhe.

Damals im Hotel hatte sie nicht anders gekonnt, als ihn anzustarren. Immer noch durchfuhr sie ein Schauer, wenn sie daran dachte, wie sie ihn später dabei beobachtet hatte, wie er in seinen Hubschrauber gesprungen war, um wieder zu verschwinden. Sie war doch eine erwachsene Frau, kein Teenager, der für einen Popstar schwärmte!

Kurz darauf sah sie eine Frau den Weg zur Terrasse am See hinunterstolpern. Gerade wollte Alana aufstehen und gehen, als sie die Frau ziemlich lauthals verkünden hörte, sie sei schwanger.

Erschrocken ließ Alana sich auf den Felsbrocken zurücksinken. Auf keinen Fall wollte sie mitten in diese Szene hineinplatzen, doch der einzige Weg zurück ins Hotel führte an dem Paar vorbei.

Obwohl sie sich darum bemühte, nicht zu lauschen, verstand sie jedes Wort, das die beiden wechselten. Erstaunt hob sie ihre Augenbrauen, so weit, dass sie fast in ihrem Haaransatz verschwanden. Die Vorstellung, dass dieser engelsgleiche Ares Sarris eine Frau dafür bezahlen wollte, ihn zu heiraten, erschütterte sie. Doch als die Frau wütend davongestapft war, machten sich ganz andere Gedanken in Alanas Kopf breit.

Das Baby war nicht von ihm? Er brauchte eine falsche Frau? Er war bereit, dafür zu bezahlen, und Sex war nicht Bestandteil der Abmachung?

Konnte es sein, dass gerade die perfekte Stelle für sie frei geworden war? Ein Job mit deutlich besseren Aussichten als ihr aktueller? Sie hatte davon gehört, dass Ares Sarris noch wohlhabender war als ihr Schwager. Gerüchten zufolge war der griechische Technologie-Mogul einer der reichsten Männer der Welt.

Sie schluckte. War sie eine Goldgräberin, dass sie überhaupt daran dachte, sich ihm anzubieten? War es nicht verwerflich, so verzweifelt auf der Suche nach Geld zu sein, dass sie eine solche Option auch nur in Betracht zog?

Und wenn schon! Alana trat aus dem Schatten heraus, angetrieben von dem Gedanken an all die schlaflosen Nächte, in denen sie sich hin und her wälzte und überlegte, wie sie das Geld für die nächste Zahlung an den Kredithai zusammenkratzen könnte. Maddox war ein abscheulicher Mann, der ihr mehr als einmal vorgeschlagen hatte, dass sie den Kredit auch auf andere Art und Weise abbezahlen könnte. Wahrscheinlich war er auch ein Zuhälter.

Nun stand sie vor Ares Sarris und konzentrierte sich auf einen Punkt irgendwo links von ihm, nachdem er sie gefragt hatte, ob er ihr helfen könne. Dann hörte sie sich selbst mit erschreckend leiser Stimme stammeln: „Ich hatte gehofft, dass ich Ihnen helfen kann. Wenn Sie auf die Schnelle gegen Bezahlung eine falsche Ehefrau brauchen, würde ich mich gerne als Kandidatin anbieten.“ Wie beiläufig fügte sie hinzu: „Ich habe Schulden und brauche das Geld.“

Ares musste unerwartet lachen, weil sie so verlegen, so unbeholfen und so jung war, dass sie ihm nicht einmal in die Augen schauen konnte. „Weiß Enzo davon?“

Alanas Wangen begannen zu glühen, und sie blickte zu ihm auf, wobei ihr auffiel, wie groß er war. Trotzdem sagte sie selbstbewusst: „Natürlich nicht. Ich habe gute Gründe, warum ich ihn nicht um Hilfe bitte.“

Kreditkartenschulden vielleicht, überlegte Ares, oder ein extravaganter Lifestyle. Oder Drogen? „Wenn es um Drogen geht, sollte ich mit ihm darüber sprechen. Ich bin kein Spion, aber Sie sind jetzt Teil seiner Familie, und an seiner Stelle würde ich so etwas wissen wollen.“

Alana wurde blass. „Es geht nicht um Drogen“, keuchte sie entsetzt. „Was denken Sie denn von mir?“

Ares lächelte amüsiert über ihre Empörung. „Ich weiß überhaupt nichts über Sie, außer dass Sie Skyes Schwester sind. Woher soll ich wissen, ob Sie ein Partygirl sind oder nicht?“

„Bin ich aber nicht!“

„Aber Sie belauschen die privaten Gespräche anderer Leute“, bemerkte er trocken.

„Nicht absichtlich, ich war ja schon vor Ihnen am See. Als die Frau Ihnen gesagt hat, dass sie schwanger ist, dachte ich, dass ich diese Unterhaltung auf gar keinen Fall unterbrechen darf, um niemanden in Verlegenheit zu bringen“, sagte sie bestimmt. „Ich hatte nicht vor, alles mit anzuhören. Aber ich konnte nicht aus meinem Versteck heraus. Es tut mir sehr leid, dass ich etwas gehört habe, was nicht für meine Ohren bestimmt war.“

„Wie kann es Ihnen denn leidtun, wenn Sie versuchen, das Gehörte zu Ihrem Vorteil zu nutzen?“, fragte Ares kühl.

„Wenn ich nicht so verzweifelt wäre, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, Ihnen dieses Angebot zu machen“, flüsterte sie mit zittriger Stimme.

Er blickte sie an. Ihre juwelenhaften Augen glitzerten vor Tränen. Ein seltener Anflug von Mitgefühl durchdrang Ares Sarris. Sagte man ihm nicht nach, dass er ein Herz aus Stein besaß? Er würde sie bitten müssen, eine Geheimhaltungsvereinbarung zu unterschreiben, aber es war klar, dass es ihr schwerfiel, ihre Gefühle zu verbergen. Sie strahlte eine Art unschuldige Ehrlichkeit aus, und das empfand er als seltsam anziehend. Normalerweise war er von Frauen umgeben, die ihre wahren Gefühle vor ihm verbargen.

„Wie alt sind Sie?“, erkundigte er sich.

„Einundzwanzig“, sagte sie trotzig.

Also kaum älter, als er vermutet hatte. Wenn er ihr so zuhörte, fühlte er sich uralt, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass er jemals so unschuldig gewesen war. „Setzen Sie sich“, forderte er sie auf.

„Warum?“, fragte sie, während sie sich niederließ.

Schweigend nahm er ihr ihre Schuhe aus der Hand und ging in eine tiefe Hocke, um sie an ihre sandigen Füße zu stecken. „Ich nehme an, Sie wollten sie nicht ins Wasser werfen?“

Sie schluckte schwer und schüttelte zustimmend den Kopf, offensichtlich verblüfft über seine Hilfe. Er strich mit einer leichten Handbewegung über ihren Fußrücken, und Alana erschauerte, als sie seine Finger an ihrem Knöchel spürte. Unwillkürlich blickte sie zum ersten Mal direkt zu ihm auf und versank in seinen dunklen Augen, die im Schein der Lichter in seinem markanten sonnengebräunten Gesicht funkelten.

In seinen Augen waren alle Schattierungen von Bernstein und Gold zu erkennen. Und diese Wangenknochen, staunte sie, dieser skulpturartige Kiefer, dieser volle, sinnliche Mund und die silbrig-blonden Haarsträhnen, die über seine feinen dunklen Brauen fielen …

In ihrem ganzen Leben hatte sie sich noch nie so sehr danach gesehnt, jemanden zu berühren. Vorsichtshalber schob sie ihre Hände unter ihre Oberschenkel.

„Sie ziehen mich nicht einmal für den Job in Betracht, oder?“, sagte sie dann. „Sie denken, ich bin zu …“

Ares sah sie unverwandt an. „Zu jung, zu naiv und wahrscheinlich auch noch unzuverlässig.“

„Sie sind doch auch erst neunundzwanzig. Das habe ich irgendwo gelesen“, fügte sie verlegen hinzu, um nicht den Verdacht zu erwecken, sie könnte jemals Informationen über ihn recherchiert haben. Tatsache war allerdings: Genau das hatte sie getan – damals, nach seinem Aufenthalt im Blackthorn Hotel.

Viel hatte sie nicht über ihn gefunden. Die online verfügbaren Fakten waren ungewöhnlich knapp, einmal abgesehen von Berichten über seinen kometenhaften Erfolg als Tech-Mogul.

Ares war gewiss kein berüchtigter Playboy, wie es ihr Schwager gewesen war, bevor er ihre Schwester kennengelernt hatte. Er wurde als zurückgezogen und geheimnisvoll beschrieben. Niemand schien zu wissen, wie oder wann er zu der Familie Sarris gestoßen war.

„Und ich bin nicht unzuverlässig, nicht das kleinste Bisschen“, konterte sie.

Ares richtete sich wieder auf. Sie amüsierte ihn, und das kam nicht gerade häufig vor, wenn er eine Frau kennenlernte.

Außerdem war er sich bewusst, dass sie unglaublich schön war. Schön auf eine schlichte, klassische Art und Weise, nach der so viele Frauen erfolglos strebten. Sie trug kaum Make-up, nur einen Hauch von Lidschatten und Lipgloss. Und als er sich aufrichtete und einen zufälligen Blick auf ihre vollen cremefarbenen Brüste unter dem Ausschnitt ihres Kleides erhaschte, erstarrte er für einen Moment und versuchte, eine Erektion zu unterdrücken. Es war schon eine ganze Weile her, dass er mit einer Frau zusammen gewesen war.

Die Erinnerung daran, dass er ein Mann mit sinnlichen Bedürfnissen war, gefiel Ares gar nicht. Seine Arbeit stand für ihn an erster Stelle. Gelegentlich hatte er Zeit für Sex eingeplant, war aber zu der Erkenntnis gelangt, dass er auch gut darauf verzichten konnte.

Er streckte seine Hand aus. „Lassen Sie mich Sie zurück zum Hotel begleiten“, schlug er versöhnlich vor.

„Ich wäre eine hervorragende Schein-Ehefrau“, sagte Alana mit einem solchen Ernst in der Stimme, als wäre sie gerade in einem Bewerbungsgespräch. 

Sein schöner Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Wie kommen Sie darauf?“

„Ich würde alles tun, worum Sie mich bitten, und mich glücklich schätzen, dass ich diese Chance bekomme“, fuhr sie fort. „Außerdem wäre ich bestimmt ein echtes Schnäppchen, was den Preis angeht!“

Ares konnte sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. „Hoffen wir, dass das niemand gehört hat.“

„Ich will nur genug, um meine Schulden begleichen zu können“, beharrte sie.

„Und wie hoch sind Ihre Schulden?“ Ares konnte sich die Frage einfach nicht verkneifen. Irgendwie fühlte er sich seltsam angezogen von ihr. Sonst war er in weiblicher Gesellschaft oft schnell gelangweilt.

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
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