Romana Extra Band 105

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SÜSSE KÜSSE IN MARSEILLE von LUCY FOXGLOVE

Worauf habe ich mich bloß eingelassen? fragt Charlotte sich verzweifelt. Sie spielt die Verlobte des Stararchitekten François Dupont, im Gegenzug saniert er ihr Café in Marseille. Aber weder von süßen Küssen am blauen Mittelmeer noch von Liebe war dabei die Rede!

MEIN BRASILIANISCHER TRAUMMANN von ANN MCINTOSH

Was für ein Mann! Als Ärztin Krysta auf einer Party den attraktiven Francisco Carvalho kennenlernt, kommt ihr ein wagemutiger Gedanke: Einige Monate lang wird sie in São Paulo bleiben - könnte ihr der sexy Brasilianer den Zauber der Liebe zeigen?

SOMMERLIEBE IN DER TOSKANA von LILIAN DARCY

Seit Roxanna auf dem idyllischen Landsitz in der Toskana arbeitet, steht ihr Leben kopf. Der faszinierende Italiener Gino di Bartoli wirbt so heiß um sie, dass sie kaum widerstehen kann. Doch Gino sucht nur eine Affäre - und Roxanna sagt Nein …

DIE FAST PERFEKTE FRAU FÜRS LEBEN von KANDY SHEPHERD

Ehefrau gesucht! Ned hat eine Wunschliste, wie seine Zukünftige sein sollte: häuslich, eine gute Köchin, liebt das Landleben. Das genaue Gegenteil von Freya Delaney, die auf seiner australischen Ranch Fotos schießt. Warum sagt sein Herz bloß etwas ganz anderes als sein Verstand?


  • Erscheinungstag 16.03.2021
  • Bandnummer 105
  • ISBN / Artikelnummer 9783751500210
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lucy Foxglove, Ann McIntosh, Lilian Darcy, Kandy Shepherd

ROMANA EXTRA BAND 105

LUCY FOXGLOVE

Süße Küsse in Marseille

Die hübsche Charlotte gibt die perfekte Verlobte, findet François. Der Überraschungsbesuch seiner Mutter in Marseille hat ihn zu diesem falschen Spiel gezwungen – das sich verführerisch echt anfühlt!

ANN MCINTOSH

Mein brasilianischer Traummann

Francisco bewundert seine renommierte Kollegin Dr. Krysta Simpson, auch als Frau findet er sie anziehend. Trotzdem ist er schockiert, als sie ihm eines Tages ein prickelndes Angebot macht …

LILIAN DARCY

Sommerliebe in der Toskana

Roxanna ist fassungslos: Was bildet sich Gino di Bartoli nur ein? Der feurige Italiener will, dass sie seine Geliebte wird. Obwohl sie ihn hinreißend findet, lehnt sie ab. Affären – nein danke!

KANDY SHEPHERD

Die fast perfekte Frau fürs Leben

Freya ist gewarnt! Der australische Landbesitzer Ned Hudson ist zu reich, zu mächtig und viel zu sexy für sie. Doch eine Gewitternacht, in der sie sich in seine starken Arme flüchtet, ändert alles …

1. KAPITEL

Marseille, Frankreich

An diesem Morgen hatte Charlotte mehr denn je das Gefühl, dass ihr Traum Ähnlichkeit mit einer Seifenblase hatte. Dabei lebte sie diesen Traum vom eigenen Café jetzt schon ein ganzes Jahr. Obwohl es noch so früh war, saßen auf der Außenterrasse bereits ein paar Gäste, und die Küche war erfüllt vom Duft der Brioches, die Elise gerade aus dem Ofen zog. Charlotte ließ ihren Blick durch das Café in dem schmalen Haus an der Rue Perpignan schweifen. Sie liebte den weißen Stuck an den Decken, die Wände in ihrem hellen Vanilleton und die wunderbar gedrechselten Stühle und runden Tische aus hellem Holz. Draußen leuchteten die Schirme in den Farben des Cafés. Lindgrün und rosa. Für Charlotte war das hier ein Stück heile Welt. Ihr Traum. Allerdings hatten Träume dummerweise die Angewohnheit, dem Alltag nicht standhalten zu können. Charlotte versuchte, ihre innere Unruhe abzuschütteln.

„Musst du nicht langsam los?“ Elise, ihre Geschäftspartnerin und Cousine, trat mit einem Tablett in die Küche und riss sie damit aus ihren trüben Gedanken.

Charlotte atmete tief durch, legte die letzte kleine tartelette au citron auf das Silbertablett und verstaute es vorsichtig im Transportkorb. Sorgfältig glich sie die aufgereihten Törtchen mit dem Bestellschein ab.

„Warum bestellt jemand siebzehn Törtchen?“, fragte sie. „Warum nicht achtzehn oder sechzehn?“

Elise warf einen kurzen Blick auf den Zettel in Charlottes Hand. „Soweit ich weiß, arbeiten im Büro von François Dupont vier Angestellte außer ihm. Jeder bekommt vier Törtchen, oder sie haben Kundschaft. Monsieur Dupont selbst isst immer nur eins. Er hat keinen süßen Zahn.“ Sie zwinkerte ihrer Cousine zu.

„Manchmal glaube ich, du kennst die Essensvorlieben von jedem einzelnen Bewohner Marseilles.“ Charlotte lachte.

„Na, hör mal, über François Dupont sind doch ständig irgendwo Interviews und dergleichen zu lesen. Er ist nun mal der bekannteste Architekt in ganz Südfrankreich. Man munkelt doch sogar, dass er den Prisker-Preis verliehen bekommen soll.“

„Nun ja, aber nur ein Törtchen …“

Elise grinste. „Ich schätze, er wird schon noch andere Sachen vernaschen außer diesem Törtchen.“

„Trotzdem.“ Charlotte sah sich suchend um und griff dann kurzentschlossen nach einem petit pain à la tomate, ihrer neuesten herzhaften Kreation. „Kann ja nicht sein, dass der arme Mann uns vom Fleisch fällt.“ Sie verpackte das nach Oregano und Tomate duftende Blätterteiggebäck in eine kleine Tüte. „So, ich muss los, die Tartes sind für elf Uhr bestellt.“

Wie immer wählte sie sorgfältig eine CD aus und stellte die Musik an, bevor sie den lindgrünen Lieferwagen durch die engen Nebenstraßen Marseilles steuerte. Gitarrenriffs und dunkle Beats erfüllten den Wagen. Musik gab ihr Ruhe und Kraft; und die hatte sie heute besonders nötig.

Mittlerweile kannte Charlotte die Stadt wie eine Einheimische, nein, vermutlich sogar noch besser. Das kleine Lavendelsträußchen am Rückspiegel baumelte hektisch, als sie eine scharfe Linkskurve nehmen musste, um einem parkenden Wagen auszuweichen. Sie sollten sich wirklich bald mal Gedanken machen, ob sie sich zusätzlich zu dem Lieferwagen noch ein Lieferfahrrad zulegten. Es gab einfach Orte in der Stadt, die waren mit dem Auto schlecht zu erreichen, und mit einem Fahrrad wäre man vermutlich viel schneller.

Sie bremste abrupt, als sie ans Ende der Straße kam. Vor ihr erstreckte sich ein Meer aus hupenden Autos. Ja, jetzt zum Beispiel wäre ein Fahrrad eindeutig die bessere Wahl. Der Verkehr auf der Rue de Paris war mörderisch, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit, verband sie doch das touristische Zentrum mit den wichtigsten Geschäftsstraßen.

Als sich wieder etwas bewegte und Charlotte ein paar Meter weitergekrochen war, bog sie bei der nächsten Möglichkeit ab. Sie nahm lieber einen Umweg in Kauf. Das war ja nicht zum Aushalten! Der Duft des Lavendels beruhigte ihre Nerven, genau wie Elise es ihr versprochen hatte. Eigentlich hatte ihre Cousine sie gar nicht mehr alleine mit dem Auto fahren lassen wollen, weil sie jedes Mal völlig außer sich wieder im Café Charlise ankam. Elise war davon überzeugt, dass Charlottes Schimpftiraden über den Marseiller Autoverkehr schon viele Gäste vertrieben hatten. Dabei schimpfte Charlotte grundsätzlich in ihrer Muttersprache, und die wenigsten Franzosen sprachen gut genug Englisch, um ihre stets fantasievollen Flüche verstehen zu können. Außerdem schimpfte sie natürlich nur in der Küche.

Fünfzehn Minuten später parkte Charlotte den Wagen in der Lieferzone vor dem Bürogebäude, in dem sich das Architekturbüro befand. Mit seinen spiegelnden Wandflächen und dem merkwürdig eingedellten und hügeligen Dach erinnerte es Charlotte fast an ein Törtchen. Sie lächelte. Fehlten nur noch ein paar kleine Himbeeren und Schokoladentröpfchen und vielleicht ein Klecks von dieser göttlichen Nougatcreme, die Elise neulich kreiert hatte.

Charlotte rückte ihre Sonderparklizenz gerade, stieg aus und nahm den Transportkorb aus dem Kofferraum. Jahrelange Übung erlaubte es ihr, die Türen zu schließen und den Wagen zu verriegeln, ohne den Korb abstellen zu müssen. Mittlerweile wieder etwas positiver gestimmt, lief sie auf die Doppelflügeltür aus dickem dunkel getöntem Glas zu.

Zum Glück betrat genau vor ihr ein Mann das Gebäude, das Handy am Ohr, und öffnete die Tür so, dass Charlotte hinter ihm hindurchschlüpfen konnte. Doch plötzlich ließ er die Tür einfach los, und sie knallte mit voller Wucht gegen Charlottes Korb. Er kippte, und alle Törtchen fielen auf den Gehweg. Ein kurzer wütender Schrei entfuhr Charlotte. Als sie das zerquetschte Nougattörtchen sah, kamen ihr fast die Tränen.

Die Tür ging wieder auf, und jemand sprach sie an. „Pardon, Madame. Ich habe Sie nicht gesehen! Sind Sie verletzt?“

„Nein, aber die Lieferung.“ Sie deutete auf die Straße und eins der halb zerquetschten Törtchen.

„Oje.“ Er sah ratlos zu Boden. „Kann ich etwas für Sie tun?“

„Können Sie zaubern?“, fuhr Charlotte den Mann an. Er hielt sein Handy immer noch in der Hand, schien nun aber auch endlich die Welt um sich herum wahrzunehmen.

Verwirrt schüttelte er den Kopf.

„Dann nicht. Mir fällt leider auch gerade kein passender Zauberspruch ein, und jetzt kann ich meinen Kunden nicht rechtzeitig beliefern. Siebzehn ist wohl eine Unglückszahl. Wenn Sie geschäftlich mit diesen Leuten zu tun haben, könnten Sie das dem Chef ausrichten.“ Erst als sie es ausgesprochen hatte, dämmerte ihr, dass es vielleicht keinen guten Eindruck machte, direkt vor dem Architekturbüro, das ihre Bestellung aufgegeben hatte, derart aus der Haut zu fahren. Aber die Gedankenlosigkeit mancher Menschen trieb sie in den Wahnsinn. Konnte man nicht ausnahmsweise mal die Leute um sich herum höflich behandeln? Männer, die einem die Tür aufhielten, schienen endgültig ausgestorben zu sein.

„Ich werde es mir merken.“ Er streckte Charlotte seine rechte Hand entgegen. „Darf ich mich vorstellen? François Dupont. Lassen Sie mir die Rechnung da, ich begleiche sie natürlich.“

Charlotte ergriff seine Hand und nickte, etwas peinlich berührt. „Ja, danke.“ François Dupont also. Der Stararchitekt persönlich! Er sah auf den ersten Blick sympathisch aus, und das obwohl er ihre Törtchen zerstört hatte. Aber die mochte er ja schließlich auch nicht, fiel ihr wieder ein. Sie musterte ihn kurz. Beinahe wäre ihr herausgerutscht, dass er nun wirklich nicht auf seine Linie achten müsste. Wenn sie nicht alles täuschte, war sein Bauch flach, möglicherweise hatte er sogar ein Sixpack unter seinem gut geschnittenen schwarzen Hemd. Sie räusperte sich und schaute wieder nach unten. Dass ihr nichts weiter einfiel, was sie sagen konnte, war total untypisch, und es ärgerte sie.

„Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“ François Dupont steckte sein Handy weg und ging neben ihr in die Knie. Er hob eine zerquetschte kleine tarte tatin auf und legte sie in den Transportkorb, der wie durch ein Wunder auf die richtige Seite gefallen war. Leider lag trotzdem kein einziges Gebäckstück mehr darin. „Das sieht wirklich köstlich aus“, bemerkte er. „Da war der Geheimtipp unserer Sekretärin goldrichtig, wie mir scheint.“

Sie bückte sich ebenfalls und sammelte gemeinsam mit dem Mann den Rest ein. Siebzehn Törtchen, garniert mit Straßenstaub und kleinen Steinchen.

„Zu schade“, sagte François.

„Na ja, jetzt müssen Sie immerhin gar kein Törtchen mehr essen.“

„Wie meinen Sie das?“, fragte er überrascht.

„Sie mögen doch nicht so gerne Süßes.“ Charlotte griff in ihre Handtasche und zog die kleine Papiertüte heraus mit dem Logo des Cafés. „Deshalb habe ich Ihnen noch etwas zum Probieren mitgebracht. Mögen Sie Tomaten?“

Zögernd nahm François die Tüte an. „Ich liebe Tomaten.“ Er schnupperte in die Tüte. „Riecht wunderbar. Aber wie kommen Sie darauf, dass ich nichts Süßes mag?“

„Meine Kollegin Elise kennt die Essgewohnheiten sämtlicher Menschen in dieser Stadt. Ach, was sage ich – vermutlich weiß sie sogar, was ganz Frankreich gerne isst und was eben nicht.“ Charlotte seufzte, immer noch um ihre Törtchen trauernd.

„Erstaunlich“, sagte er, und seine Stimme klang auf einmal wie dunkler Samt, was Charlotte genauso irritierte wie dieser Vergleich, der ihr plötzlich durch den Kopf geschossen war.

Was war bloß mit ihr los, dass ein Fremder sie so aus dem Konzept brachte? Nein, es lag sicher nicht an seinem sexy Aussehen und dieser tiefen Stimme! Er hatte einfach ihren Tagesablauf durcheinandergebracht, das war es, versuchte sie sich zu beruhigen. „Ihnen mag also nichts fehlen, aber Ihre Mitarbeiter haben nun nichts. Wenn Sie möchten, mache ich Ihnen eine neue Lieferung fertig. Törtchen haben wir genug da, aber bringen könnte ich sie erst heute Nachmittag, wenn die nächsten Lieferungen anstehen. Wäre das okay?“ Sie hätte es einfach auf sich beruhen lassen können. Er wollte die Rechnung ja begleichen, aber aus irgendeinem Grund war es ihr wichtig, dass er mindestens eins der Törtchen probierte. Auch wenn sie nicht dabei sein würde, um zu sehen, ob es ihm schmeckte.

Er biss in die Blätterteigtasche. „Wissen Sie was?“, er schluckte den Bissen herunter und hob anerkennend die Brauen. „Ich hole die neuen Törtchen selbst, ich kann nicht von Ihnen verlangen, noch einmal durch die ganze Stadt zu fahren.“

„Das wäre kein Problem, ich habe nachher noch eine Lieferung für einen anderen Kunden in der Gegend.“

„Nein, ich folge Ihnen unauffällig. Ich fürchte nämlich, dass Madeleine meinem Elf- Uhr-Termin bereits von den Törtchen vorgeschwärmt hat. Am Ende kommt er nur deswegen …“ Er lachte, und Charlotte stimmte mit ein.

Sein Humor gefiel ihr, ebenso wie die Vorstellung, dass jemand zu einem Architekten ging, nur um dort Törtchen zu essen.

François Dupont aß den Rest der Tomatentarte – sie schmeckte wirklich vorzüglich – und steuerte dann direkt auf ihren Lieferwagen zu. Er öffnete den Kofferraum, nahm Charlotte den Korb ab und stellte ihn hinein. „So“, sagte er und schlug die Tür zu. „Fahren Sie gleich zum Café zurück?“

„Ja.“ Mehr brachte sie nicht über die Lippen. Es war seltsam. Einerseits ärgerte sie sich über die selbstbewusste Art des Fremden. Doch irgendwo tief in ihr gefiel es ihr. Er war jemand, der anpackte und für seine Fehler geradestand. Der sie wiedergutmachen wollte. Er wirkte ehrlich. Eine Sache, die Charlotte unbedingt bei einem Mann brauchte. Moment! Sie würde François Dupont vermutlich nie wiedersehen, das hier war schließlich kein Date, und es ging nicht darum, den Mann fürs Leben zu finden!

François holte seinen dunkelblauen Porsche 911 aus der Tiefgarage und wunderte sich über sich selbst. Was tat er da? Mit Sicherheit konnte er auch Madeleine schicken, um die Törtchen zu holen, aber er fühlte sich verantwortlich. Das musste es wohl sein. Die hübsche Caféangestellte wartete in ihrem Wagen, und der Motor lief bereits. Wie sie eben dagestanden hatte, vor den am Boden liegenden Törtchen … Ja, sie war wütend gewesen, aber sie hatte auch erschüttert ausgesehen, und das konnte er nicht ertragen. Er wollte, dass sie lächelte. Ein alter Fehler von ihm, der ihn schon oft in Teufels Küche gebracht hatte. Fremde Frauen zum Lächeln zu bringen war seine Spezialität.

Er hupte kurz, sie sah ihn und reihte sich in den Verkehr ein. Obwohl François schon gut zehn Jahre hier wohnte, kannte er offenbar immer noch nicht alle Ecken von Marseille. Jedenfalls hatte er die schmale Straße, durch die er dem hellgrünen Lieferwagen mit dem Bild eines rosafarbenen Macaron und der Aufschrift Café Charlise jetzt folgte, noch nie gesehen. Das ging offenbar auch anderen Autofahrern so, denn hier waren sie beinahe die einzigen. Er hätte sich erkundigen sollen, wie weit entfernt das Café war. So viel Zeit hatte er nun auch wieder nicht. Aber er würde sich jetzt nicht über seine impulsive Entscheidung ärgern, es erstaunte ihn eigentlich auch nicht, dass er sich dazu bereit erklärt hatte. Denn darin war er ein Meister: Dinge zu sagen, um andere glücklich zu machen, und sich dadurch selbst in Schwierigkeiten zu bringen. Genau genommen tat er das jede Woche in den Telefonaten mit seiner Mutter: Er sagte Dinge, die sie glücklich machten. Nun ja, es schadete keinem, wenn er die Wahrheit hin und wieder etwas ausschmückte.

Schließlich bog der Lieferwagen in einen kleinen Hof, der zu einem prachtvollen Barockbau gehörte, und hielt an. François stellte seinen Wagen ebenfalls dort ab. Das Haus zog ihn sofort in seinen Bann, es besaß sehr viel Charme, obwohl der Putz an mehreren Stellen rissig war und die Fensterrahmen einen neuen Anstrich nötig hätten. Aber er hatte selten so schön erhaltene Voluten gesehen. Er legte den Kopf in den Nacken. Dieses Haus war fast so etwas wie ein Vorzeigebauwerk, oder wäre es, wenn es in besserem Zustand gewesen wäre. Er versuchte gerade, alle kleinen Statuen zu entdecken, als die Dame vom Café ihn ansprach.

„Kommen Sie? Folgen Sie mir gerne durch den Kücheneingang, Sie sind ja schließlich hier, um eine Lieferung abzuholen.“ Sie zwinkerte ihm zu, und François fiel auf, dass er ihren Namen noch gar nicht kannte. Nun ja, vermutlich wäre es jetzt etwas aus dem Zusammenhang gerissen, sie danach zu fragen, also ließ er es bleiben, obwohl er wirklich gerne wissen würde, wie sie hieß.

„Vielen Dank, Madame“, sagte er. „Sie sind übrigens eine beeindruckende Autofahrerin, vermutlich kennen Sie alle Winkel der Stadt. Sie sollten Führungen anbieten.“ Er lachte leise, als er ihre entsetzte Miene sah.

„Eine Café-Tour, meinen Sie? Vielleicht in einer Rikscha? Nein, lieber nicht.“

François hielt ihr eine schwere Holztür auf, damit sie mit ihrem Korb hindurchgehen konnte. Der Flur dahinter war schmal und hatte früher vermutlich als Eingang für die Angestellten gedient. Schon hier duftete es nach frischem Brot und Kuchen, nach süßem Gebäck und Gewürzen. Zimt und Lavendel, aber auch Oregano, und jetzt fing François’ Magen doch an zu knurren.

Die Küche passte zu dem Haus, alles war blitzblank und ordentlich, und eine Reihe von Backöfen verströmte noch intensivere Düfte. Eine zarte Melodie erklang, und eine junge Frau kam herein. Ihre Haare waren dunkelbraun mit einem Rotstich, wie bei der Frau, die ihm die Törtchen gebracht hatte, und beide hatten dieselben grünen Augen. Die Törtchen. Ach ja, deswegen war er hier.

„Charlotte, gut, dass du kommst … oh.“ Die Frau brach ab.

François nickte ihr freundlich zu und streckte seine rechte Hand aus. „François Dupont. Ich bin hier, um neue Törtchen zu holen.“

„Oh“, wiederholte sie. „Ah, entschuldigen Sie, Elise St. John, bonjour, haben Sie die Törtchen schon aufgegessen?“ Sie schaute ihn erstaunt an.

„Ach, Sie sind also die Dame, die sich mit den Essensvorlieben der Marseillais auskennt, ja?“ Er lächelte und schüttelte ihre warme Hand. „Leider ist mir ein kleines Missgeschick passiert, und ich wollte Ihre Kollegin begleiten, Nachschub zu holen.“

„Dann will ich euch nicht stören.“ Elise zwinkerte Charlotte zu. Charlotte? Er starrte sie an.

„Sie heißen Charlotte?“, fragte er, während seine Gedanken wild umherwirbelten. Charlotte wie seine Verlobte, die es nicht gab, die er für seine Mutter erfunden hatte, was für ein lustiger Zufall. Er dachte an das erste Telefonat zurück, in dem er seiner Mutter von seiner Charlotte erzählt hatte. Er hatte sie sich spontan ausgedacht und später sogar zu seiner Verlobten gemacht. Denn jedes Mal, wenn seine Mutter von seiner Schwester erzählte, von ihrem wunderbaren Familienleben, war da eine stumme Frage gewesen, und er wusste, dass sie sich um ihn sorgte. Sie hatte Angst, dass er alleine bleiben würde. Daher gab es in den Telefonaten nun eine Verlobte namens Charlotte. Dass jetzt eine echte Charlotte vor ihm stand, brachte ihn kurz aus dem Konzept. Besonders, weil sie so hübsch war.

Hatte sie schon geantwortet? Vielleicht hatte sie die Frage nicht gehört, denn sie war gerade damit beschäftigt, ein Backblech aus einem der Öfen zu holen.

„Charlotte?“ Er sprach es aus, wie Elise es eben getan hatte. „Sie stammen aus England? Ihr Französisch ist hervorragend.“

„Merci.“ Charlotte zog die Ofenhandschuhe aus und führte ihn zu einem großen Kühlschrank mit Glastür. „Was wollen wir für Sie einpacken? Die gleichen, die Sie bestellt hatten?“

„Oh, ehrlich gesagt hatte sich meine Sekretärin darum gekümmert. Ich kenne mich mit Süßem nicht so sehr aus. Ich bin mehr … der herzhafte Typ, wie Ihre Kollegin schon festgestellt hatte. Aber wenn ich mir all das hier so anschaue, sollte ich meine Meinung vielleicht ändern.“

„Das sollten Sie.“ Charlotte lächelte, öffnete die Kühlschranktür und nahm nacheinander behutsam neun verschiedene Gebäckstücke heraus. „Wieder siebzehn?“

„Ja, genau.“ Während sie ihm den Rücken zuwandte, konnte er nicht verhindern, dass sein Blick über ihre bemerkenswert schmale Taille glitt und an ihrem wohlgeformten Po hängen blieb. Sie trug eine schmal geschnittene Hose und darüber ein eng anliegendes Oberteil aus weichem Stoff. Beinahe hätte er anerkennend gepfiffen, aber er war ja nicht auf der Straße! Er musste wirklich schleunigst hier raus, bevor er sich unmöglich benahm, aber die Lieferung war leider noch nicht fertig. Auf der Suche nach Ablenkung ließ er seinen Blick weiter durch den Raum schweifen, konnte sich aber nicht auf Details konzentrieren. Das musste dieser betäubende Duft nach Gewürzen und Zucker sein.

Als er sich wieder Charlotte zuwandte, hielt sie ihm bereits zwei aufeinandergestapelte Pappkartons entgegen. Beide waren hellrosa und lindgrün und trugen das Logo des Cafés. „Charlise“, las François vor und nahm die Kartons entgegen. Weiter unten standen auch noch die Namen der beiden Inhaberinnen. „Wegen Charlotte und Elise, richtig, Madame St. John?“

„Charlotte ist schon okay“, erwiderte sie lächelnd. „Sie haben es erraten.“

„Ein schönes Café.“ François schaute sich um.

„Ja, das ist es.“ Charlotte schaute sich ebenfalls um, doch ihre stolze Miene war von so etwas wie Traurigkeit überschattet.

François musterte die feinen Risse in den Wänden, die abblätternde Farbe am Fensterrahmen, die gesprungenen schwarzen und weißen Bodenfliesen mit ihrem feinen Muster aus verschiedenen Blumen und Blättern. Hinter ihm gongte eine Wanduhr, und er drehte sich erschrocken um. „Oh, mon dieu! Mein Termin!“, rief er. In dem ganzen Durcheinander hatte er vergessen, dass er gerade an diesem Morgen eigentlich überhaupt keine Zeit hatte, um Törtchen quer durch die Stadt zu fahren.

Charlotte, die immer noch etwas betrübt wirkte, seufzte einmal tief, fand aber ihr Lächeln schnell wieder. „Ich schreibe Ihnen eine Rechnung, dann müssen Sie sich nicht mit der Bezahlung aufhalten.“

„Aber schicken Sie sie schnell“, bat François. Er hatte bereits jetzt ein schlechtes Gewissen und hätte am liebsten sofort bezahlt. Natürlich war das lächerlich, von weniger als dreißig Euro konnte man schließlich nicht den Putz erneuern. Während er Charlotte wieder in den Hinterhof folgte, fielen ihm unwillkürlich weitere Mängel am Haus auf. Das Gebäude stammte eindeutig aus dem 17. Jahrhundert und war offenbar noch nie restauriert worden. François tat es in der Seele weh, die reich verzierten Ochsenaugen-Fenster so rissig und mit abgeblätterter Farbe zu sehen.

Genau unter einem dieser Fenster blieb Charlotte stehen und sah auf einmal so verloren und klein aus, dass er einfach etwas sagen musste. „Es war schön, Sie kennenzulernen. Könnten wir das morgen noch mal versuchen, mit der Lieferung?“

„Ist das ein Auftrag?“, fragte Charlotte.

„Siebzehn Törtchen, gegen zehn Uhr“, entschied François spontan, setzte sich hinters Steuer und ließ das Fenster herunter. „Egal welche“, rief er ihr zu. „Überraschen Sie mich!“

„Sehr gerne!“, rief sie zurück, und sein Herz geriet ganz kurz aus dem Takt, als er daran dachte, dass er sie morgen wiedersehen würde. Seltsam. Der Zuckerduft hatte vermutlich seinen Verstand vernebelt, aber es war nie verkehrt, eine hübsche Frau zweimal zu sehen.

Während François versuchte, durch dieselben engen Gassen ins Büro zurückzugelangen, klingelte sein Telefon. Er nahm das Gespräch über die Freisprechanlage an, ohne auf die Nummer zu achten.

„François? Man erreicht dich mal wieder überhaupt nicht.“

„Bonjour, maman“, sagte François möglichst freundlich, obwohl ihm der Blick auf die Uhr die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Er würde zu spät kommen! Zu diesem wichtigen Termin! Und Madeleine konnte den Kunden noch nicht einmal mit den süßen Törtchen bei Laune halten. Merde. Hätte er heute früh Charlotte die Tür nicht vor der Nase zugeknallt, könnte er sich jetzt in Ruhe auf das Meeting vorbereiten!

„Bonjour“, antwortete sie. „Im Gegensatz zu dir interessiert es mich, wie es meiner Familie geht. Man traut sich ja kaum nachzufragen!“

Endlich erreichte François sein Ziel. Er atmete tief durch und parkte den Wagen. „Alles ist ganz wunderbar, maman. Es ist nur viel zu tun, du weißt ja, das Geschäft.“

„Jaja, natürlich. Denk bitte daran, dass das Leben nicht nur aus Arbeit bestehen sollte.“

Sie hielt ihm nicht vor, dass zu viel Stress zum Herzinfarkt führen konnte. Wie bei seinem Vater. Dennoch dachte François jedes Mal sofort daran, auch wenn sie nichts sagte. Und er wusste auch, dass seine Mutter vermutlich dachte, dass sie mit ihren Sorgen genauso wenig zu ihm durchdrang wie damals zu ihrem Mann. Das war ein weiterer Grund, warum er sich ein Privatleben erfand, zum Beispiel Kinobesuche mit Charlotte, wenn er in Wahrheit wieder mal länger im Büro gewesen war und deshalb den Anruf seiner Mutter verpasst hatte.

„François? Plant ihr auch einen schönen Urlaub ein in diesem Jahr, Charlotte und du? Es ist wichtig, dass du deiner jungen Verlobten etwas bietest, glaub mir. Du möchtest doch, dass sie glücklich bleibt, n’est-ce pas? Und Urlaub tut dir auch gut.“

François öffnete den obersten Knopf seines Hemdes, weil ihm schlagartig warm wurde. Im ersten Moment fiel ihm nur die Charlotte ein, die er eben kennengelernt hatte. Dann versuchte er, sich auf die Charlotte zu konzentrieren, die es nicht gab, auf seine erfundene Verlobte. Er rief sich das Bild vor Augen, das er seiner Mutter im Laufe der vergangenen Wochen und Monate von ihr gemalt hatte. Eigentlich bereitete er sich immer auf diese Telefonate vor, aber er musste ja heute nichts Neues hinzuerfinden. „Natürlich. Wir haben uns schon fast auf ein Urlaubsziel geeinigt, maman“, versicherte er. „Und du? Wie geht es dir? Was macht der Lesezirkel?“

„Ich werde für eine Weile pausieren, denke ich. Aber ich mache es mir schön, keine Angst.“ Sie seufzte. „Ihr könntet mich natürlich mal besuchen kommen, Charlotte und du. Du bist jetzt seit über einem Jahr mit ihr zusammen, und ich habe sie noch kein einziges Mal gesehen.“

„Das machen wir auf jeden Fall bald, hör zu, kann ich dich später anrufen? Ein sehr wichtiger Kunde wartet.“ François lief bereits über den Parkplatz auf das Büro zu, das Handy am Ohr. Vor dem Eingang blieb er stehen, atmete tief durch und wartete darauf, dass seine Mutter das Gespräch beendete.

„Bien sûr“, sagte sie und schien dabei zu lächeln. „Viel Glück beim Termin! Á bientôt!

Am Abend stieg François erschöpfter als sonst in seinen Wagen. Der Termin hatte noch wunderbar geklappt, der Kunde war hingerissen gewesen von Charlottes Törtchen, und François konnte ihm nur zustimmen, nachdem er eins der winzigen Obsttörtchen mit Baiserhaube probiert hatte. Vielleicht sollte er die These, dass er eigentlich lieber herzhaft aß, wirklich noch einmal überdenken. Automatisch nahm er den kürzesten Weg nach Hause, und je weiter das Stadtzentrum, der alte Hafen und die ganzen Touristen hinter ihm lagen, desto leichter konnte er durchatmen.

Die Straße wand sich an Pinien vorbei, der helle Sand der Strände am Fuße der Klippen schien ihm entgegenzuleuchten. Wenn er eine der steilen Calanques passierte, kleine Schluchten zwischen baumbewachsenen Felsen, konnte er das türkisblaue Wasser dazwischen sehen. Er verbrachte viel zu wenig Zeit in der Natur, musste François sich eingestehen. Der Rat seiner Mutter, auch seine Freizeit zu genießen, fiel ihm ein, und er nahm sich fest vor, wenigstens am kommenden Wochenende einen Spaziergang am Strand zu machen.

Endlich erreichte er die Auffahrt zu seinem hoch oben über dem Meer gelegenen Haus. Per Fernbedienung öffnete er das Tor und erschrak, als jemand aus dem Schatten einer Pinie trat. Er würgte den Motor ab und starrte durch die Windschutzscheibe. Inzwischen hatte die Frau seine Beifahrertür erreicht, öffnete sie und ließ sich auf den Sitz neben ihm sinken.

„Maman …“ Das Wort wollte ihm kaum über die Lippen, so erstaunt war er, sie zu sehen. Wieso war sie hier? Sie hatte ihn seit Jahren nicht besucht.

„Da bist du ja endlich, du solltest wirklich weniger arbeiten. Ist Charlotte nicht zu Hause? Es hat niemand geöffnet. Ich warte aber noch nicht lange, keine Sorge. Ah, François, könntest du noch die Koffer holen? Ich habe sie dort drüben abgestellt.“ Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Du könntest dich mal wieder rasieren.“

„Was für eine Überraschung. Wie schön, dich zu sehen …“, murmelte François, während er versuchte, die Worte seiner Mutter einzuordnen. Charlotte hat nicht aufgemacht … Koffer … Koffer? „Moment“, sagte er und stieg aus, um das Gepäck zu holen. Wieso brachte seine Mutter Koffer mit? Zwei sogar? Warum war sie hier? Sie hatte ihr idyllisches Haus in den Bergen seit Jahren nicht verlassen, hatte keinen Urlaub mehr gemacht, seit der Arzt ihr sagte, dass sie ein schwaches Herz hatte. Eine verständliche Reaktion, vor allem nach dem Herzinfarkt ihres Mannes. François verstaute das Gepäck im Kofferraum und stieg wieder ein, um den Wagen endlich durchs Tor zum Haus zu lenken.

„Wie schön, dich zu sehen“, wiederholte er und bemühte sich um ein unbefangenes Lächeln.

„Ehrlich, ich hatte es satt, darauf zu warten, dass du mir deine Verlobte endlich vorstellst. Die Ärmste scheint ja fast genauso beschäftigt zu sein wie du. Da dachte ich mir, ich komme vorbei und greife ihr ein wenig unter die Arme.“

„Äh, unter die Arme?“, wiederholte François irritiert.

„Bei der Hausarbeit, beim Kochen, beim Garten, was auch immer! Ach, und sie wird ja sicherlich auch einmal deine verbliebene Familie kennenlernen wollen!“

„Natürlich. Das haben wir schon so lange vor, aber du weißt ja …“, murmelte François. „Komm rein.“ Er stieg aus, lud die Koffer aus und führte seine Mutter direkt ins Gästezimmer im ersten Stock. „Es ist nicht hergerichtet, ich wusste ja nicht, dass du kommst.“

„Das macht nichts. Wie gesagt, ich helfe Charlotte.“

François entging es nicht, dass seine Mutter sich neugierig umschaute. Natürlich war sie schon mal hier gewesen, aber das lag jetzt beinahe vier Jahre zurück, damals hatte François’ Vater sie begleitet und hergefahren. „Wie bist du hergekommen?“, fragte er, noch immer irritiert.

„Mit dem Zug, zum Bahnhof habe ich mir ein Taxi gegönnt. Eine wunderbare Idee, non? Mein Arzt meinte ebenfalls, dass etwas Seeluft oft Wunder wirkt. Er hat fast ein bisschen mit mir geschimpft, dass ich mich so einschränke. Aber das hat ja schließlich seine Gründe.“

„Geht es dir nicht gut?“, fragte François besorgt.

„Doch, natürlich, aber gerade deswegen braucht man manchmal einfach einen Tapetenwechsel, non?“

„Natürlich.“ François starrte wieder auf die Koffer. „Hast du Hunger? Nach der langen Reise?“

„Ein Salat oder etwas Obst wären schön, ja. Wir können ja schon etwas vorbereiten, bis Charlotte kommt. Wann erwartest du sie?“

Charlotte? Gar nicht natürlich. Aber das durfte François nicht zugeben. Aber wie sollte er jetzt aus dieser Nummer rauskommen? Es sah aus, als würde seine Mutter sich nicht wieder abwimmeln lassen, aber die Wahrheit durfte er ihr nicht sagen, nicht so unvermittelt. Das würde ihr schwaches Herz mit Sicherheit nicht überstehen. Natürlich hatte er mit dieser ausgedachten Verlobten nur das Beste gewollt. Seine Mutter war so traurig gewesen, hatte sich nach dem Tod ihres Mannes erst recht Sorgen um ihren Sohn gemacht, der in seinem Alter noch immer alleine lebte. Da hatte François einfach nicht anders gekonnt, als sich mit seiner erfundenen Charlotte zu verloben.

„Charlotte ist momentan auf einer Geschäftsreise, es tut mir leid. Sie wird noch eine Weile unterwegs sein.“

„Das macht nichts, ich habe keine Eile, ich kann gerne eine oder zwei Wochen bleiben.“ Seine Mutter lächelte, als wäre das eine wunderbare Idee. François allerdings wurde heiß und kalt. Was sollte er jetzt bloß tun?

2. KAPITEL

Am nächsten Morgen stand für François eindeutig fest: Entweder musste er seiner Mutter die Wahrheit gestehen oder sich etwas anderes überlegen. Sollte er behaupten, dass Charlotte sich von ihm getrennt hatte? Das wäre wohl das Einfachste. Aber dann musste er daran denken, dass seine Mutter jedes Mal, wenn er ihr am Telefon von Charlotte erzählte, ein Lächeln in der Stimme gehabt hatte. Sie war so glücklich darüber, und spätestens seit dem Moment, in dem er seine imaginäre Freundin zur Verlobten befördert hatte, gab es eigentlich kein Zurück mehr.

Irgendwie hatte er das Frühstück mit seiner Mutter überstanden und war nun endlich im Büro angekommen, wo ein wenig Normalität herrschte. Er wollte gerade die Treppe zu seinem Arbeitsbereich emporsteigen, als ihn eine fröhliche weibliche Stimme innehalten ließ.

Bonjour, hier kommt Ihre Lieferung.“

Bonjour, vielen Dank!“, erwiderte Madeleine zögernd. „Aber ich habe doch gar nichts bestellt.“

„Monsieur Dupont hat das höchstpersönlich erledigt. Er möchte bestimmt beweisen, dass siebzehn keine Unglückszahl ist. Dabei stimmt mit der Zahl alles, es sind nur diese Leute …“ Charlotte senkte die Stimme, sodass François nicht mehr verstehen konnte, was sie sagte. Spontan drehte er sich um und ging zurück in den Eingangsbereich. Beide Frauen lachten.

Bonjour, Charlotte“, sagte er.

„François!“ Charlotte lächelte und deutete mit dem Kopf auf die Törtchen, die nun auf dem Empfangstresen standen. „Ist mir die Überraschung gelungen?“

Für einen kurzen Moment wusste er nicht, was sie meinte, dann erinnerte er sich an seine vage Bestellung und beugte sich über die Porzellanplatte. Siebzehn verschiedene Törtchen standen darauf. Alle in Form und Farbe unterschiedlich, und dann entdeckte er die Details. Auf jedem Törtchen gab es etwas, das mit Häusern zu tun hatte. Auf einer hellgelben Creme thronte ein Gitter aus Karamell, das wie ein Fenster mitsamt Fensterläden geformt war, auf einem dunkelbraunen viereckigen Würfel lag ein klassisches Dach aus rotem Marzipan mit herausgearbeiteten Dachschindeln, auf einem gestreiften Würfel aus dunkler und heller Schicht steckte ein Waffelröllchen, das so aussah wie ein Schornstein mitsamt hellrosa gefärbtem Rauch aus Zuckerwatte, und an einem weiteren lehnte eine kleine Schokoladenleiter. François lachte. „Wunderbar“, sagte er und beschloss in diesem Moment, dass er die Gelegenheit, die das Schicksal ihm hier bot, unbedingt ergreifen musste. „Charlotte, dürfte ich Sie einen Moment sprechen? Obwohl.“ Ihm kam eine viel bessere Idee. „Was machen Sie heute Abend? Darf ich Sie zum Essen einladen? Ich möchte mich nochmals für das Malheur gestern entschuldigen.“

„Das ist doch nicht nötig.“ Charlotte winkte ab, sah ihn aber dieses Mal länger an.

Plötzlich schlug François das Herz bis zum Hals. Sein Plan war purer Wahnsinn. Oder nicht? Vielleicht war es auch die beste Idee, die er je gehabt hatte.

„Es wäre mir eine große Freude, wenn Sie mich begleiten würden.“ François betete, dass sie zustimmen würde, sonst war er verloren. Allzu deutlich spürte er Madeleines Blicke. Vermutlich dachte seine Empfangsdame sich ihren Teil. Aber was sollte schon dabei sein? Hin und wieder gönnte er sich einen Abend fernab der Arbeit und ging mit einer hübschen Frau essen. Dates waren okay, solange daraus nicht mehr wurde. Dafür hatte er einfach keine Zeit. Ganz kurz dachte er an Julie, schob den Gedanken aber schnell beiseite. Da hatte er schließlich gesehen, dass eine Beziehung einfach nicht in sein Leben passte.

Für die Liebe brauchte man Zeit, und über die verfügte er bei seinem Job einfach nicht. Es musste ja schließlich nicht jeder heiraten und eine Familie gründen. Außerdem hatte er alles, was er brauchte. Sein Name gehörte in Architekturkreisen zu einem der meistgenannten, und er konnte sich wirklich nicht über einen Mangel an Aufträgen beschweren.

Er beobachtete Charlotte, während sie über seine Einladung nachzudenken schien. Dann gab sie sich einen Ruck, den man fast sehen konnte, und lächelte. „Na gut, gern.“

D’accord. Dann hole ich Sie um sieben Uhr am Café Charlise ab?“

„Oui“, bestätigte Charlotte. „Sieben ist perfekt.“ Sie überließ ihm und Madeleine das Tablett mit den Törtchen, schnappte sich ihren dunklen flachen Korb und ging. An der Tür drehte sie sich noch einmal um.

François winkte ihr zu, und nachdem sie und ihr strahlendes Lächeln um die Hausecke verschwunden waren, fiel ihm auf, dass er ihr zugezwinkert hatte. Ein Reflex. Und trotzdem konnte er sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal in dieser flirthaften Laune gewesen war. Ein Lied pfeifend, nickte er auf Madeleines Frage, ob sie die Leckereien in das große Erdgeschossbüro bringen sollte, und machte sich dann endgültig auf den Weg in sein Atelier.

Doch statt wie sonst sofort den Schreibtisch anzusteuern, ging er zu der Fensterreihe, die die Nordseite seines Büros vom Sommerhimmel trennte, und schaute nach unten. Er erhaschte gerade noch einen Blick auf die Rücklichter von Charlottes hellgrünem Lieferwagen mit dem hübschen Logo. Ob sie es selbst entworfen hatte? Es passte zu ihr. Verspielt und romantisch, aber auch gradlinig und elegant.

François musste kurz über sich selbst lachen. Seine Kreativität sprudelte bereits wieder, und das so früh am Tag. Er stellte sich an sein Stehpult und begann zu zeichnen. Eigentlich wollte er sich nur aufwärmen, Fantasiegebilde zeichnen, ein Gebäude aus einem seiner letzten Träume, aber dann wurde es etwas ganz anderes, und er erkannte das Café Charlise in neuem Glanz. So könnte es aussehen, wenn sich ein Profi darum kümmern würde. Er zeichnete den letzten Strich, signierte aus einer Laune heraus, als würde es sich um ein Kunstwerk handeln, das er an seine Wand hängen wollte, und übertrug dann die Zeichnung in seinen Computer.

Wenig später hatte er den Entwurf ausgedruckt und warf einen zufriedenen Blick auf seinen Terminkalender. In zwei Stunden hatte er ein wichtiges Telefonat. Und in acht Stunden war er mit Charlotte verabredet. Er musste nur noch einen Tisch reservieren und seiner Mutter telefonisch mitteilen, dass er leider erst spät nach Hause kommen würde. Ein wichtiger Geschäftstermin. Ein Essen unter Kollegen. Und genau das würde es werden, denn er hatte einen Auftrag für Charlotte. Jetzt musste sie nur noch Ja sagen.

Charlotte hatte noch zwei weitere Kunden beliefert und fuhr nun wieder auf den von weißen Häusern umgebenen Hof. Im wilden Wein, der über den kleinen Bogen der Einfahrt wuchs, schien ein Vogelpärchen zu nisten. Das Zwitschern klang fröhlich und lebendig. Genau so, wie Charlotte sich fühlte.

„Ah, da bist du ja wieder“, rief Elise aus der Küche.

Charlotte eilte mit den leeren Transportkörben nach drinnen und half ihrer Cousine dabei, eine neue Ladung Himbeertörtchen mit kleinen Baisers und Pfefferminzblättchen zu dekorieren. Dann rührte sie die Noisettesahnefüllung für die Mini-Eclairs an, und ihr fiel auf, dass sie die ganze Zeit lächeln musste.

Natürlich bemerkte das auch Elise. „Schöner Tag heute?“, fragte sie amüsiert.

„Ja, wenn auch etwas seltsam.“ Sie erzählte Elise kurz von der spontanen Einladung zum Essen.

„Wow, du gehst mit einem Stararchitekten in ein Restaurant!“, rief Elise etwas zu laut. „Lass uns überlegen, wo er dich hinführen könnte … oh, vielleicht ins La Table de l’Ours, darüber habe ich neulich einen Bericht in dieser Feinschmecker-Zeitschrift gelesen. Die Bilder sahen fantastisch aus, alles kleine Kunstwerke.“

Charlotte winkte ab. „Wir gehen bestimmt in ein hübsches, kleines Restaurant, doch nicht so etwas Teures. Er hat schließlich nur eine einzige Ladung Törtchen ruiniert.“ Wieder musste sie lächeln.

„Ja, aber jedes ruinierte Törtchen ist eins zu viel. Das waren siebzehn Stück!“ Elise zwinkerte ihr zu. „Vielleicht geht ihr ja auch ins Les Trois Forts mit der tollen Aussicht. Da bin ich schon öfter mit der kleinen Hafenfähre vorbeigefahren und habe überlegt, wie es dort wohl schmeckt.“

„Ach, ich lasse mich einfach überraschen.“ Ihr kam ein Gedanke. „Hauptsache, er bringt mich nicht in Pierres Restaurant.“

„Obwohl, eigentlich wäre das doch toll! Dann sieht Pierre, wie glücklich du es getroffen hast, und wird sich in Grund und Boden ärgern.“ Sie grinste. „Egal. Morgen erzählst du mir jedenfalls alles, ja? Hach … wenn doch Jacques mich mal wieder zum Essen ausführen würde.“ Elise seufzte tief.

„Lad du ihn doch ein“, schlug Charlotte vor, froh, dass das Gespräch sich nicht mehr um Pierre drehte.

„Gute Idee. Und von welchem Geld?“ Elise drehte sich um und schloss das Fenster mit einem Knall. Plötzlich fiel etwas neben Charlotte auf die Arbeitsplatte. Instinktiv hielt sie ihre Hände schützend über die Törtchen. Verwirrt schaute sie nach oben zur Decke.

„Was war das?“ Charlotte drehte sich erschrocken zu ihrer Cousine um. Ganz langsam ließ sich Elise an die Wand sinken und starrte nach oben an die Decke. Ein großes Stück von der Stuckleiste fehlte bereits seit einer Weile, und direkt daneben prangte nun ein törtchengroßes Loch im hellen Gelb der Decke.

„Das Café löst sich auf“, sagte Elises beinahe tonlos. „Und das gerade jetzt.“ Sie holte einen bereits geöffneten Umschlag aus ihrer Schürzentasche. „Hier, lies selbst.“

Charlotte nahm das Schreiben entgegen und überflog die Zeilen. „Das Gesundheitsamt?“, fragte sie leise.

„Jemand hat ihnen etwas gemeldet, und jetzt wollen sie uns überprüfen. Die Sicherheit des Cafés. Die Löcher sind kaum zu übersehen. Was machen wir denn jetzt?“ Elise Stimme klang unsicher.

„Wir bessern die Stelle aus.“ Charlotte starrte zu dem frischen Loch in der Decke. „Das ist doch kein Problem.“

„Was ist, wenn ein Stück Decke herunterfällt, während sie prüfen? Wenn etwas auf den Teller oder den Kopf eines Gastes fällt …“

Charlotte ließ den Brief sinken und ging zu ihrer Cousine. Sie drückte Elise fest an sich. „Mal doch nicht den Teufel an die Wand. Das ist das erste Mal, dass sich ein Stück Putz löst. Bestimmt passiert es nicht wieder. Wir müssen eben nur die Fenster etwas vorsichtiger schließen.“

„Es ist das vierte Mal“, murmelte Elise in Charlottes Locken.

„Was? Wie meinst du das?“, fragte Charlotte irritiert und trat einen Schritt zurück.

„So, wie ich es sage.“ Sie deutete nach oben, auf eine Stelle ganz hinten an der Wand. „Und im Flur und sogar vorne im Café ist auch schon etwas heruntergekommen. Aber nicht so viel. Letzte Woche hat sich die Halterung des Fensterladens vorne gelöst, kam einfach mit dem ganzen Laden aus der Wand. Es gibt einen neuen Riss vorne im Café, die Tür schleift über den Boden, wenn man sie schließt, und erst vorhin habe ich eine Maus gesehen.“ Sie deutete in Richtung Keller.

„Mäuse wohnen immer im Keller“, sagte Charlotte und versuchte das Gefühl von Panik herunterzuschlucken. Das Café zerbröckelte über ihren Köpfen. Natürlich hatte sie das gewusst, das Haus war alt, und seit sie es übernommen hatten, hatten sie zwar viel Arbeit und Zeit investiert, um die sichtbaren Mängel auszubessern, aber hinter der frischen Farbe lauerten nun mal die Risse. Das wussten sie beide.

„Was machen wir denn jetzt? Wenn das Amt Mängel feststellt und wir sie nicht beheben können, werden sie das Café schließen …“ Das letzte Wort hing riesengroß und drohend über ihnen.

„Das dürfen sie nicht“, flüsterte Charlotte. „Das Charlise ist alles, was wir haben. Es ist unser Traum.“

„Träume sind Schäume …“

Charlotte las den Brief erneut. „Sie haben eine Meldung erhalten …“ Sie schaute Elise an. „Wer hat ihnen denn etwas gemeldet, und was?“

„Ein Konkurrent? Ein Gast? Keine Ahnung. Es ist auch völlig egal. Wenn wir nicht richtig renovieren, haben wir ein Problem.“ Elise seufzte.

Charlotte dachte angestrengt nach. Sie mussten etwas tun, sie mussten mehr Geld verdienen. Aber wie sollten sie das schaffen? Die Reparaturen würden Unsummen kosten.

Charlotte stand vor ihrem Kleiderschrank und grübelte über den bevorstehenden Abend nach. Die Einladung war doch nicht als richtiges Date anzusehen, oder? Nein, François war ein Stararchitekt, berühmt und wahrscheinlich recht wohlhabend. So jemand hatte doch mit Sicherheit eine elegante Frau oder Freundin. Die Einladung war einfach nur eine sehr charmante Entschuldigung für seinen kleinen Fauxpas mit der Tür.

Leise vor sich hin summend wählte Charlotte etwas aus, das nicht allzu auffällig war, sie wollte ihn schließlich nicht verführen. Ein netter Abend würde es werden, und das war ja auch schon viel wert. Viel mehr war ohnehin nicht sinnvoll. Sehr genau hatte sie Pierres letzte Worte an sie noch im Ohr. Du bist einfach nicht für lange Bindungen gemacht. Es gibt sogar einen psychologischen Begriff dafür. Bindungsunfähig. Du bist bindungsunfähig. Zwei Jahre waren sie ein Paar gewesen, sie war der Liebe wegen sogar hierhergekommen, nach Marseille. Aber das war natürlich nicht umsonst gewesen. Immerhin hatte Elise sie begleitet, und weil die gemeinsam mit ihrem Mann Jacques dieses alte Haus geerbt hatte, konnten die beiden Frauen sich ihren großen Traum vom Café Charlise erfüllen.

Charlotte seufzte. Sogar drei Jahre nach der Trennung von Pierre taten ihr seine Abschiedsworte noch weh, auch wenn sie den Mann selbst nicht mehr wirklich vermisste. Sie war dennoch dankbar, dass die Stadt so groß und Pierre wohl in ein ganz anderes Viertel gezogen war, denn seit damals waren sie sich nicht mehr über den Weg gelaufen. Und die Gegend um sein Restaurant herum mied sie natürlich, bisher hatte das hervorragend geklappt. Das Lokal lag an einem der Plätze, wo es ohnehin nur Cafés, Restaurants und Souvenirshops gab, dort bestellte zum Glück niemand etwas vom Café Charlise, also musste sie auch beruflich nie dorthin. Nicht mal zur Eröffnungsfeier war sie dort gewesen, da die erst nach ihrer Trennung stattgefunden hatte. Warum hätte sie hingehen sollen? Pierre war auf der Suche nach einer Frau gewesen, die ihn schnell heiraten und mit ihm eine Familie gründen wollte. Dass Charlotte dazu noch nicht bereit war, hatte er nicht verstanden. Aber war sie deswegen gleich bindungsunfähig? Sie ging die Dinge eben gerne langsam an, das war alles. Dennoch nagte sein Vorwurf immer noch an ihr, und sie überlegte manchmal, ob er womöglich recht hatte. Schließlich sprachen die Zeichen dafür. Sie war allein.

Irritiert schüttelte Charlotte den Kopf. Heute ging es doch nicht darum, ob sie eine Beziehung zu François in Erwägung zog! Es ging um einen schönen Abend. Eine nette Entschuldigung. Gerade war sie noch mal nach unten ins Café gegangen, um ihrer Cousine beim Aufräumen zu helfen, da klopfte es am Türrahmen zur Küche.

„Oh, ist es schon so spät?“ Sie wirbelte herum. François stand in der Tür, mit einem charmanten Lächeln und einem kleinen Strauß Wildblumen in der Hand.

„Der Tisch ist für halb acht reserviert. Wir könnten einen kleinen Spaziergang dorthin machen. Die Parksituation in der Innenstadt ist nun mal … nun ja, Sie kennen das ja.“

Charlotte sah unentschlossen zu ihrer Cousine.

„Geh ruhig, Charly, ich schaffe den Rest auch alleine.“ Elise nahm Charlotte den Handfeger aus der Hand. „Macht euch einen schönen Abend.“

Charlottes Wangen begannen zu glühen, aber sie versuchte sich zu entspannen. Ein netter Abend. Genau. Den würden sie sich machen. Sie ging zu François, der ihr den Arm bot, und hakte sich bei ihm ein. Sie schlenderten die Straße entlang bis zum alten Hafen. Es war schön, sich überraschen zu lassen, und François mied das Thema Restaurant, während er ihr etwas von seinem Tag erzählte und sie dann und wann auf eine besonders hübsche Fassade oder Ähnliches aufmerksam machte.

„War es ein guter Tag im Café Charlise?“, fragte er.

„Doch, es war gut. Heute kam eine Gruppe älterer Damen, ausgerechnet aus England und auch noch praktisch von dort, wo ich aufgewachsen bin.“

„Ah, genau. Das wollte ich doch noch fragen. Wie kam es, dass ihr hierhergezogen seid? Elise und Sie?“

Charlotte sah zu den Booten, die im ruhigen Wasser des Hafens schaukelten. Möwen flogen vorbei, und fröhliches Lachen drang aus den Cafés am Kai zu ihnen herüber. „Es war ein großer Zufall eigentlich. Elise hat während des Studiums jemanden kennengelernt, Jacques. Mittlerweile sind sie schon seit vier Jahren verheiratet, tja, so kann es gehen. Na ja, und ich hatte ebenfalls jemanden kennengelernt. Beide Männer stammten aus Marseille, sind aber nicht verwandt.“ Sie lachte. „Und als Elise herzog und mein damaliger Freund mich fragte, bin ich ebenfalls umgezogen. Kurz nach ihrer Heirat hat Elise dann das Haus geerbt, und wir haben das Café eröffnet.“

„Und es ist wirklich ein hübsches Café.“

„Ja, es war immer unser großer Traum, schon als Kinder haben wir uns so etwas ausgemalt, allerdings dachten wir da noch, dass unser künftiges Café in Cornwall stehen würde oder vielleicht in London. Dass es uns eines Tages nach Südfrankreich verschlagen würde, darauf wäre wohl keine von uns gekommen. Aber genau so ist es wunderbar.“ Sie lächelte versonnen, als sie an den Moment dachte, in dem sie das Gebäude zum ersten Mal gesehen hatte. „Schon bei unserem ersten Besuch in den alten Räumen hatten wir alles genau vor Augen.“

„Und ist es so geworden, wie ihr es euch erträumt habt?“

„Ja, das ist es.“ Charlotte lächelte ihn an, und sein warmer Blick ließ ihr Herz hüpfen. „Für die kleinen Macken finden wir auch noch eine Lösung“, platzte es dann aus ihr heraus, wofür sie sich am liebsten entschuldigt hätte. Erstens war dies kein Thema, das sie am heutigen Abend anschneiden wollte, schließlich kannten François und sie sich kaum, und zweitens hätte sie am liebsten überhaupt nicht mehr daran gedacht. Ach, wenn doch nur alles so bleiben könnte wie am Anfang.

„Diese alten Gebäude sind wirklich ein Traum, wenn man die nötigen finanziellen Mittel hat“, bemerkte François und blieb stehen. „Wird das gehen mit Ihren Schuhen?“, fragte er besorgt und deutete eine steile Straße hinauf. Zum Glück waren sie mittlerweile weit entfernt vom touristischen Zentrum der Stadt, die Gefahr, dass François sie ausgerechnet in Pierres Restaurant ausführen würde, war also gebannt. Aber das wäre natürlich auch ein riesengroßer blöder Zufall gewesen.

„Oh ja, diese Schuhe kennen viele Straßen hier“, versicherte Charlotte. Sie gingen langsamer, und so konnte sie hin und wieder den Ausblick auf das Wasser genießen, das weit unter ihren Füßen in der Abendsonne glitzerte, und sich an den Schwalben freuen, die durch den Himmel sausten und dabei ihre Rufe ausstießen, die für Charlotte immer nach Sommer klangen. Diese Vögel gehörten genau wie das Café und die Boote am Hafen zu ihrem Bild von Marseille. Auch François wirkte vollkommen entspannt und zufrieden, und Charlotte fühlte sich seltsam vertraut mit ihm, obwohl er doch im Grunde ein Fremder für sie war. Dieser Gedanke beschäftigte sie so sehr, dass sie erstaunt aufblickte, als François stehen blieb und sie am Arm berührte.

„Wir sind da. Eins meiner Lieblingsrestaurants. Ich habe einen Tisch draußen reservieren lassen, ich hoffe, das war okay?“

„Natürlich.“ Sie folgte François ins Innere des Lokals. Sie wurden freundlich begrüßt und dann durch einen schmalen Raum voller Holztische und Lederstühle geführt, an dem bereits einige Gäste saßen. Der Duft von Gewürzen und frisch gebratenem Fleisch lag in der Luft, und Charlotte knurrte sofort der Magen. Durch eine Flügeltür gelangten sie in einen kleinen Innenhof, in dem nur vereinzelte Tische standen, obwohl gewiss noch ein paar weitere hineingepasst hätten. Große Terrakotta-Töpfe mit Weinpflanzen, die an der Wand hochrankten, verliehen dem Ganzen das besondere Etwas.

Der Kellner zog einen der Stühle für Charlotte zurück, und sie setzten sich. Kurze Zeit später kam ein anderer Kellner, um eine Tafel mit den Tagesangeboten zu bringen.

„Guten Abend“, grüßte François. „Ich dachte, du hättest heute deinen freien Tag.“ Er klang beinahe ein wenig verärgert.

Charlotte blickte auf. Und erstarrte. Der Kellner war niemand anderes als Pierre! Er drehte sich kurz weg, um François’ leise seine Anwesenheit zu erklären, räusperte sich dann und beschrieb die Tagesgerichte. Dabei sprach er so professionell und ohne eine Miene zu verziehen, dass Charlotte fast beeindruckt war. Er ignorierte sie einfach, und sie sollte seinem Beispiel folgen. Sie lächelte François an, besonders charmant, wie sie hoffte.

Sie bestellten, und sobald Pierre wieder im Inneren des Restaurants verschwunden war, schaute François Charlotte ernst an. Ihr Herz schlug nach der unerwarteten Begegnung noch immer schnell, und sie versuchte, sich zu beruhigen. Doch ihre Gedanken wirbelten durcheinander. Was tat Pierre hier? Als Kellner? Er hatte doch in seinem eigenen Restaurant bestimmt genug zu tun. Und François schien ihn zu kennen. Wenn dies sein Lieblingsrestaurant war, arbeitete Pierre also wohl öfter hier … Eigentlich konnte das nur eins bedeuten. Zum Glück räusperte sich François in diesem Moment.

„Das Café“, begann er zögernd, und Charlotte versuchte, sich auf seine Worte zu konzentrieren. „Es könnte eine Renovierung gebrauchen, nicht wahr? Jemand, der die Risse flickt, die Farben wieder zum Leuchten bringt, n’est-ce pas?“

Charlotte seufzte. „Ja, natürlich. Das wäre gut.“ Sie zögerte kurz, aber warum eigentlich? Schließlich war sie sicher nicht die einzige Lokalbesitzerin, der es so ging. „Uns fehlen nur leider die finanziellen Mittel.“

„Was wäre, wenn ich mich darum kümmern würde?“ François wartete mit angehaltenem Atem.

Sie schüttelte verwundert den Kopf. „So schlimm war es heute Morgen doch nun wirklich nicht. Sie haben Ihre Schuld schon mehr als wettgemacht.“

„Es geht nicht ums Wiedergutmachen, es geht um einen Job.“

Bildete Charlotte es sich nur ein, oder kostete es François einiges an Überwindung, über diese Sache zu sprechen? „Wie meinen Sie das?“, fragte sie. Dass sie ihn auf keinen Fall bezahlen konnte, musste er doch wissen.

„Wollen wir uns nicht duzen?“, fragte er und schloss für einen Moment die Augen. Dann öffnete er sie wieder und blickte Charlotte eindringlich an. „Auch ich habe ein großes Problem. Vor ungefähr einem Jahr habe ich mir etwas ausgedacht, im Laufe der Zeit kam dann eins zum anderen, und so ist aus einer erfundenen Sache plötzlich etwas geworden, das ich nicht mehr alleine erfüllen kann.“

Irritiert hob Charlotte die Brauen. „Ich verstehe nicht ganz …“

„Okay“, sagte François und senkte die Stimme, nachdem er sich vorsichtig umgeschaut hatte. „Es ist mir ein wenig peinlich und zeugt sicherlich nicht von übermäßig gutem Charakter, aber ich habe es nur getan, um meiner Mutter eine Freude zu machen. Es ging ihr so schlecht, als mein Vater krank wurde. Als er dann vor einem Jahr starb, brach für sie die Welt zusammen.“ Er schwieg einen Moment, schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Mein Vater hat immer viel gearbeitet, er war Staatsanwalt, und sogar nach seinem ersten Herzinfarkt hat er sich Arbeit mit nach Hause genommen, wenn er überhaupt mal dort war. Meine Mutter hat getobt und gefleht, aber er ließ nicht davon ab. Bis ihn der zweite Herzinfarkt ereilte. Danach konnte er nicht mehr arbeiten, bis er starb.“

„Deswegen macht sie sich Sorgen um dich? Wegen der vielen Arbeit?“ Noch immer wusste Charlotte nicht, was das mit ihr zu tun hatte oder irgendeinem Job. Wollte François sie etwa bitten, ihn zu unterstützen? Aber dafür hatte sie doch gar keine Zeit … für einen Zweitjob in einem Architekturbüro.

„Als mein Vater krank war, habe ich viel mit meiner Mutter gesprochen. Etwas, das ich schon viel früher hätte tun sollen. Und während dieser Gespräche habe ich etwas erfunden.“

Charlotte wartete, aber er schwieg, als hätte er es sich anders überlegt.

„Etwas?“, hakte sie schließlich nach.

„Eine Frau“, sagte er. „Meine zukünftige Frau.“

Charlotte schluckte und schwieg dann eine Weile. „Das ist doch … wunderbar“, sagte sie dann. „Du hast also erfunden, dass du dich mit deiner Freundin verlobt hast?“ Oder hatte sie ihn ganz falsch verstanden? Am liebsten hätte sie die Frage zurückgenommen.

„Nein, das nicht.“ Er senkte den Blick. „Ich habe meine Verlobte vollständig erfunden, damit meine Mutter sich freut. Ich bin Single.“

„Es gibt diese Frau überhaupt nicht?“

„Nein“, bestätigte François und spielte mit dem Stiel seines Weinglases. „Es war die ganze Zeit ungefährlich. Meine Mutter wohnt in den Bergen und reist nicht mehr, seitdem der Arzt ihr gesagt hat, sie müsse auf ihr Herz aufpassen. Der Kummer um meinen Vater hat ihr nicht gutgetan, und deswegen hat sie den medizinischen Rat sehr ernst genommen und ist zu Hause geblieben.“

„Und sie wurde nie misstrauisch?“, fragte Charlotte erstaunt und versuchte sich das ganze Ausmaß einer erfundenen Verlobten vorzustellen. Wie konnte man eine Verlobte erfinden? Wenn es nicht mal eine Freundin gab?

„Ab und zu habe ich sie besucht, aber meine erfundene Frau war immer auf Geschäftsreise. So wie jetzt. Nur dummerweise sitzt meine Mutter seit gestern bei mir zu Hause und wartet darauf, dass Charlotte von ihrer aktuellen Geschäftsreise zurückkommt.“

„Ich verstehe nicht“, gestand Charlotte.

„Zufälligerweise habe ich meine Frau Charlotte genannt. Dass wir uns getroffen haben, war wie ein Wink des Schicksals und jetzt … habe ich einen Job für dich.“ Er hob die Hand, als Charlotte protestieren wollte. „Darf ich dir noch den Rest erzählen?“

„Natürlich.“ Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück.

„Du brauchst Geld für das Café oder besser noch jemanden, der dir mit den nötigen Sanierungen hilft. Ich biete dir an, das Café mit meinem Team rundzuerneuern. Und im Gegenzug brauche ich nur eine Woche von dir. Sieben Tage, in denen du bei mir einziehst und meine Verlobte spielst.“

„Ich soll deine Verlobte spielen?“, fragte Charlotte alarmiert. Das ging nicht. Sie war die absolut falsche Frau für diesen Job. Und was war das überhaupt für ein Job? Ganz wie im Film „Ein unmoralisches Angebot“. Und ihr fiel wieder Pierre ein. Er war in der Küche. Von dort aus konnte er sie doch hoffentlich nicht belauschen, oder? Verdammt. Er sollte doch denken, dass sie hier ein Date hatte. Mit einem gut aussehenden Mann. Wenn er hörte, dass es hier um einen Job ging … Sie schaute sich hektisch um, aber Pierre war nicht zu sehen.

„Keine Angst, das heißt nicht, dass wir … also … es ist wie eine Rolle, weißt du?“, versicherte François hastig. Er schien zu merken, dass sie ein Problem mit seinem Angebot hatte. „Ich werde nichts von dir verlangen, was du nicht möchtest.“ François brach ab, als Pierre ihnen eine Flasche Wein und die Vorspeisen brachte.

Charlotte starrte erschrocken zu Pierre hoch. Hatte er etwas mitbekommen? Er machte ein völlig unbeteiligtes Gesicht, also offenbar nicht. Sie wollte François bedeuten, jetzt nicht weiterzusprechen, aber zum Glück war er mit dem Wein beschäftigt. Sie beobachtete François, wie er den Wein probierte, zufrieden nickte und Pierre nun auch ihr etwas von der dunkelroten Flüssigkeit eingoss. Charlotte konnte sein Aftershave riechen, es war das gleiche wie damals. Sie schluckte und staunte, wie professionell Pierre sich verhielt. Kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, dass sie und er … Zwischen diesen Gedanken drehten sich François’ Worte in ihrem Kopf. Er hatte ausgerechnet eine Verlobte namens Charlotte, und jetzt bot er an, ihr mit dem Café zu helfen. Im Gegenzug aber sollte sie seine Verlobte spielen. Nicht nur, dass sie damit ebenfalls lügen würde … Endlich verschwand Pierre wieder Richtung Küche, und Charlotte atmete auf. François zog ein Blatt Papier aus seiner Tasche, faltete es auseinander und schob es ihr über den Tisch zu. Sie warf einen kurzen Blick darauf, erkannte aber lediglich ein hübsches Haus, das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Café Charlise hatte.

„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Sie starrte auf die Skizze.

„Ist schon in Ordnung. Tut mir leid, dass ich gefragt habe.“ Vor Enttäuschung schien er regelrecht in sich zusammenzusinken. „Vermutlich wird die Geschäftsreise von Charlotte einfach verlängert.“

„Nein, das meinte ich nicht“, sagte Charlotte schnell. „Lass mich darüber nachdenken, ja?“ Das Café könnte seine Hilfe auf jeden Fall bestens gebrauchen. Sie sollte zumindest mit Elise darüber sprechen. Aber vorstellen konnte sie es sich trotzdem nicht.

„Du kannst die Skizze behalten“, sagte er. „So könnte es mal aussehen … Es ist deine Entscheidung.“

François trank einen weiteren Schluck von seinem Wein, der auf einmal ziemlich sauer schmeckte. Ob das daran lag, dass ihm noch einmal klar geworden war, wie viel er in letzter Zeit gelogen hatte? Oder doch eher daran, diese fremde, hübsche Frau in seine Geheimnisse eingeweiht zu haben, oder … herrje, vielleicht war das alles überhaupt keine gute Idee! Wenn er seiner Mutter nun auch noch jemanden vorstellte, der seine angebliche Verlobte verkörperte, bekamen seine Lügengeschichten dann nicht eine ganz neue Dimension? Bis jetzt waren es schließlich nur Worte. Vielleicht sollte er das Ganze vergessen. Und warum war er so unvorsichtig gewesen, ausgerechnet in das Restaurant zu gehen, in dem er Pierre einen Job besorgt hatte? Nun ja, weil sich seine Geschäftskunden so gut wie nie hierher verliefen. Und weil Pierre normalerweise donnerstags freihatte. Warum war er ausgerechnet heute hier?

Er war dankbar, als ein anderer Kellner die Hauptgerichte servierte, und widmete sich ganz seinem Rinderfilet und den kunstvoll gemachten Herzoginnenkartoffeln, die aussahen wie die Turmdächer aus einem Märchen. Auch Charlotte schien ihr Fischgericht zu genießen.

„Eure Törtchen sind wirklich kleine Kunstwerke“, sagte er, um das Schweigen zu unterbrechen.

Charlotte sah erstaunt auf und lächelte. „Vielen Dank. Wir lieben unsere Arbeit, vielleicht merkt man das einfach.“

„Habt ihr eigentlich auch typisch englische Spezialitäten?“

„Zu Ostern haben wir einmal ausprobiert, kleine Guinness-Schokoladen-Muffins anzubieten, und waren überrascht über den Erfolg. Man muss einfach alles etwas kleiner und feiner machen, hübscher dekorieren und voilà, passt es auch in ein französisches Café. Seitdem haben wir immer ein paar englische Variationen im Programm.“

„Spannend, das klingt wirklich gut.“ Er überlegte kurz. Er sollte sie irgendwie auf seine Seite ziehen, ihre Laune noch ein bisschen anheben. „Nehmt ihr eigentlich auch Daueraufträge an?“

„Es gibt einige Kunden, die regelmäßig bei uns bestellen, ja“, sagte Charlotte.

„Gut. Dann möchte ich ab jetzt mittwochs immer zehn Törtchen bestellen. Eine Art Törtchen-Abonnement vielleicht?“ François wusste selbst nicht genau, was er sich davon versprach. Mit Sicherheit würde Charlotte ihm für einen solchen Auftrag nicht so dankbar sein, dass sie deswegen seinen Vorschlag annahm, aber vielleicht ja doch? Öfter sehen würde er sie auf jeden Fall.

Charlotte nickte. „Okay, gerne.“ Sie aß ihr ihre letzte Rosmarinkartoffel und tupfte sich den Mund mit ihrer Serviette ab.

„Dessert?“, fragte François. „Oder Kaffee?“ Er wollte gerade den Kellner herbeiwinken, doch der kam ihm zuvor und räumte das Geschirr ab. Zum Glück nicht Pierre, sondern einer der Studenten, die der Koch gerne aushilfsweise einstellte.

„Hat es Ihnen geschmeckt?“, fragte er.

„Oh ja, vorzüglich“, antwortete Charlotte, und François musste ihr beipflichten. Sie ließen sich die Tafel mit dem Dessertangebot bringen. François wählte die kleine Käseplatte, Charlotte ein Parfait aus Passionsfrucht mit karamellisierten Orangen. Während sie darauf warteten, lehnte sich Charlotte zurück. Ihre grünen Augen funkelten amüsiert. Offenbar hatte sie ihren Schock überwunden. „Wenn dein Job für mich eine Stellungsanzeige hätte, wie würde sie klingen?“

François schluckte, aber dann musste er doch lächeln. Er mochte Charlottes Gradlinigkeit und die Art, wie sie Fragen stellte. Er dachte kurz nach. „Befristete Stelle in Architektenhaus mit Traumaussicht. Kostenlose Logis und Verpflegung vom Feinsten. Abwechslungsreiche Aufgaben von Konversation mit dem Auftraggeber und seinem Team bis zu angebrachter Freizeitgestaltung. Betrachten Sie es einfach als kleinen Urlaub und eine spannende Erfahrung! Sind Sie mutig, und locken Sie guter Kaffee und die Aussicht auf ein ansprechendes Gehalt? Dann sind Sie die Richtige!“ Beim letzten Satz musste er kurz lachen.

„Passt“, sagte Charlotte und lachte auch. „Ich werde auf jeden Fall darüber nachdenken und melde mich schnellstmöglich, wer weiß, wie viele Bewerberinnen es auf die Stelle gibt. Die Traumaussicht und der gute Kaffee sind schlagkräftige Argumente. Wohnst du in der Nähe von Marseille?“

„Am Stadtrand auf einem Hügel. Man wohnt über dem Autolärm und dem geschäftigen Treiben der Stadt, sieht aber alles. Und das Meer natürlich.“

Der Kellner servierte die Desserts, und Charlotte widmete dem Parfait ihre ganze Aufmerksamkeit. Bei jedem Löffel schloss sie die Augen, als würde sie den einzelnen Geschmacksnoten nachspüren, vielleicht im Kopf eine Melodie daraus zusammensetzen. Vielleicht waren Rezepte für Charlotte so etwas wie Skizzen und Bilder von Häusern für ihn.

François musste lächeln. Wie schön, dass Charlotte gutes Essen genauso schätzte wie er und eine ähnliche Leidenschaft für Dinge entwickeln konnte, die ihr wichtig waren. Da hatten sie etwas gemeinsam, und das gefiel ihm erstaunlich gut.

3. KAPITEL

Als Charlotte nach Hause kam, war es zu spät, um Elise anzurufen, aber sie wusste ohnehin nicht, wie sie ihr das alles erklären sollte. Der Abend war schön gewesen. Das immerhin konnte sie sagen. Aber François’ Angebot … sein Jobangebot, und dann noch sein Versprechen, das Café Charlise zu renovieren … Eigentlich könnte das die Lösung all ihrer Probleme sein. Aber diese Lösung hatte eben ihren Preis.

Ihre Gedanken rotierten, und sie schlief erst nach Stunden ein. Deshalb kam sie am nächsten Morgen fast zu spät zur Arbeit. Elise war schon da, pfiff leise eine Melodie vor sich hin und bereitete gerade die zweite Bestellung vor. Das Café war bereits geöffnet, und die ersten Kunden holten sich ihren Kaffee zum Mitnehmen. Als Charlotte die Küche betrat, empfing sie der Duft von frischem Kaffee, Schokolade und Zimt.

„Guten Morgen! Tut mir leid, dass ich so spät bin“, begann sie.

„Ach was.“ Elise winkte ab. „Der Abend war lang? Und vor allem schön?“

„Ja, natürlich. Exzellentes Essen, und wir haben uns gut unterhalten.“ Jetzt, wo sie darüber nachdachte, war es wirklich nett gewesen. Aber sie wusste immer noch nicht, wie sie ihrer Cousine die Einzelheiten erzählen sollte. François’ Angebot war so … unglaublich. Und unmöglich. Sie konnte doch nicht seine Verlobte spielen! Bei einem wildfremden Mann einziehen, das war einfach abwegig. Also lenkte sie das Gespräch in eine andere Richtung. „Pierre war da.“

Elise ließ das Tablett in ihren Händen sinken und schaute Charlotte verwirrt an. „Oh nein, François Dupont hat dich ausgerechnet ins Chez Pierre ausgeführt?“

„Nein, wir waren in einem kleinen Restaurant im Le Panier Viertel.“ Charlotte erinnerte sich nicht an den Namen. „Pierre hat uns bedient.“, erklärte sie. „Er ist dort Kellner, oder meinst du, dass der Koch persönlich das Essen bringen würde …?“

„Na so was“, murmelte Elise verdattert.

Nebenan bimmelte das Türglöckchen in regelmäßigen Abständen. Das Café war voll. Bestimmt waren längst alle Tische besetzt.

„Wir reden später“, versprach Charlotte.

Während sie bediente, Törtchen verzierte und schließlich die letzten Bestellungen zusammenpackte, versuchte sie sich das Ganze vorzustellen. Wie sie mit François zusammen wohnte, sich mit seiner Mutter unterhielt und dabei versuchte, nichts Falsches zu sagen. Früher in der Schule war sie in der Theater AG nie gut gewesen. Sie hatte immer nur Nebenrollen bekommen. Aus gutem Grund.

„Ich mache mich mal auf die Auslieferungsrunde, okay? Kommst du klar?“, fragte Elise mitten in ihre Gedanken hinein.

„Natürlich, ich halte die Stellung.“ Charlotte fiel ein Stein vom Herzen, dass Elise heute diese Aufgabe übernahm. Sie selbst hätte sich vermutlich nicht auf den Verkehr konzentrieren können – oder sie hätte die Adressen nicht gefunden.

Charlotte räumte Geschirr zusammen. Im Café war es stiller geworden, die meisten Geschäftsleute waren jetzt bei der Arbeit und die Touristen noch nicht wach. Plötzlich stand Elise in der Tür.

„Huch! Ich dachte, du bringst die Bestellungen …“

„Autoschlüssel vergessen“, erwiderte Elise. „Lass dir von Pierre nicht den Tag versauen. Versprich mir, dass du mir gleich alles erzählst, wenn ich wieder da bin, ja?“

„Okay.“ Vermutlich war es ohnehin das Beste, möglichst bald mit Elise darüber zu sprechen. Nicht über Pierre, da gab es ja nicht so viel zu berichten. Nein, über den Job.

Es dauerte allerdings bis zum Abend, bis die beiden durchatmen konnten. Elise schenkte zwei Tassen Kaffee ein und deutete auf den einzigen Tisch draußen, auf den noch ein paar Sonnenstrahlen fielen. Sie setzten sich und tranken den ersten Schluck Kaffee. „Pierre kellnert also. Cool“, sagte sie. „Das bedeutet wohl, dass sein Restaurant nicht besonders gut gelaufen ist, oder?“ Sie zog ihr Smartphone aus der Tasche und gab etwas in die Suchmaschine ein. „Es gibt kein Chez Pierre mehr in Marseille“, verkündete sie nach einer Weile und hielt Charlotte das Display hin. „Ein hartes Geschäft. Wieder drei Restaurants geschlossen“, las Charlotte leise vor. Tatsächlich war auf dem Foto ausgerechnet das Bistro ihres Ex abgebildet. Charlotte erkannte den Schriftzug, den hatte Pierre ständig überallhin gekritzelt, um die beste Schriftart dafür zu finden. Sie las ein paar Zeilen. „Von wann ist der Artikel?“

Elise tippte auf ihr Display. „Von vor einem Jahr. Wahnsinn, unser Café hat länger überlebt als das Edelbistro von Pierre.“ Sie grinste. „Geschieht ihm recht, dem eitlen Gockel.“ Elise lehnte sich zurück und verstaute das Handy in ihrer Tasche. „Egal, Pierre interessiert nicht. Wie war es mit François?“

Charlotte schluckte. „Er hat mich gebeten, ihm bei einer Sache zu helfen.“ Sie suchte nach Worten, während Elise sie erwartungsvoll ansah.

„François hat mir einen Job angeboten. Ich soll für eine Woche seine Verlobte spielen.“

„Bitte, was?“ Elise stellte ihre Kaffeetasse ab, setzte sich aufrecht hin und starrte ihre Cousine an.

„Er ist Single, hat aber seiner Mutter von einer Verlobten namens Charlotte erzählt“, erklärte Charlotte. „Seine Mutter war traurig, dass François keine Freundin hatte, und machte sich Sorgen, da hat er halt seine Charlotte erfunden. Immer, wenn er seine Mutter besucht hat, war seine imaginäre Verlobte angeblich auf Geschäftsreise. Aber jetzt ist seine Mutter plötzlich bei ihm zu Hause aufgetaucht, und er braucht dringend eine Verlobte, die er ihr präsentieren kann. Weil seine Mutter ein schwaches Herz hat, will er jetzt nicht, dass die Sache auffliegt.“

Elise sah sie mit großen Augen an. „Nein“, hauchte sie. „Das gibt’s ja nicht.“

„Seine Mutter wird wohl eine Weile bleiben, und François’ Verlobte kann ja schlecht permanent auf Geschäftsreise sein.“

„Wahnsinn“, sagte Elise. „Und dass seine Verlobte Charlotte heißt, ist reiner Zufall? Oder sagen wir mal so: ein toller Zufall, dass er dich im richtigen Moment getroffen hat, richtig?“

„Genau.“ Charlotte nickte.

„Wow.“ Elise trank einen weiteren Schluck Kaffee. „Du überlegst doch jetzt nicht ernsthaft, das zu machen, oder etwa doch?“

„Ich kann das nicht machen, Elise. Erinnerst du dich nicht mehr an die Pleite bei der Schulaufführung damals? Ich habe das ganze Stück ruiniert!“ Sie brach ab. Sie war absolut nicht für diesen Job geeignet. Auch wenn es vermutlich die letzte Chance für ihr Café war.

„Wie kämst du auch dazu? Du kennst ihn ja kaum, und dann gleich bei ihm einziehen … also bitte. Wie kommt er auf solche Ideen? Na ja, bei seinem Vermögen glaubt er vermutlich, er kann alles kaufen.“ Elise schüttelte den Kopf. „Ist das nicht ungerecht? Die einen haben so viel Geld, dass sie auf solche verrückten Ideen kommen, und die anderen müssen irgendwann ihren Traum aufgeben, weil ihnen das Geld fehlt.“ Tränen traten in ihre Augen.

„Elise …“ Charlotte sprang auf und legte einen Arm um ihre Cousine. „Es steht doch noch gar nicht fest, dass wir das Café …“ Aber es war sehr wahrscheinlich, das wussten sie beide. Es sei denn …

Elise schüttelte den Kopf. „Ich war vorhin bei der Bank, ich wollte einen neuen Kredit aufnehmen, aber es geht nicht. Es wäre ja der zweite Kredit auf meinen Namen. Unser Haus bezahlen wir noch gut zwanzig Jahre ab, und es eignet sich nicht als Sicherheit, sagt die Bank. Warum das immer bei allen anderen geht, ist mir schleierhaft.“ Sie zog bekümmert die Augenbrauen zusammen.

„Vielleicht könnte ich helfen, mit dem Kredit“, überlegte Charlotte. Aber sie hatten all diese Möglichkeiten längst durchgekaut, sich erkundigt. Von diesen alten Häusern ließen die Banken lieber die Finger. „Nun, dann muss ich es eben tun.“

„Was meinst du?“

„Ich spiele François’ Verlobte.“ Charlotte nickte entschlossen, auch wenn sie nicht wusste, woher sie plötzlich den Mut nahm.

„Als neuen Job? So schnell wird es nun auch wieder nicht gehen mit dem Untergang des Cafés“, gab Elise zu bedenken. „Langweilig wird dir bestimmt nicht in der nächsten Zeit.“

„François wird uns als Gegenleistung das Café runderneuern. Detailgetreu, nach den Richtlinien des Denkmalschutzes und innen wie außen.“

Elise starrte sie ungläubig an. „Ich glaube, ich verstehe nicht ganz …“

„Es ist meine Bezahlung. Ich helfe ihm, und dafür hilft er mir. Auch wenn das Ganze ein bisschen was von einem unmoralischen Angebot hat.“

„Wow.“ Elise ließ den Blick über die Fassade des Cafés schweifen. „Aber das kann ich nicht von dir verlangen. Wir stecken da ja beide drin. Warum sollte einer allein …“

„Es ist ein Job“, sagte Charlotte. „Mit sehr guter Bezahlung. Ich bin mir sicher, dass François nicht ausnutzen wird, dass ich seine Verlobte spiele. Er war bei unserem Essen sehr höflich und freundlich. Ich glaube, er ist ein ehrlicher Mann.“

„Na ja. Sollte er sich danebenbenehmen, wäre schlechte Presse für ihn sicher keine gute Sache. Du hast ihn also sozusagen in der Hand. Das wird er wissen. Es muss ihm sehr wichtig sein, diese Märchengeschichte seiner Mutter gegenüber aufrechtzuerhalten. Aber trotzdem. Tu nichts, was du nicht möchtest.“

„Es ist ja nicht für immer.“ Sie hatte es scherzhaft gemeint, aber plötzlich hörte sie wieder Pierres Worte. Für immer? Das kannst du doch gar nicht! Du hast doch Angst vor dem Leben und der Liebe! Doch ihr Arrangement mit François hatte absolut nichts mit Liebe zu tun. Es war ein Job, und mit dem Honorar, das sie dafür bekam, würden Elise und sie ihren Traum weiter leben können.

François’ Herz schlug noch ein bisschen schneller, auch wenn er es nicht für möglich gehalten hätte. Den ganzen Tag waren ihm Dinge heruntergefallen, und mehr als eine Bleistiftmine war zersplittert, weil er ständig zu fest aufgedrückt hatte. Die Aufregung ließ seine Finger zittern, obwohl er sich immer wieder sagte, dass nichts schiefgehen würde.

Ganz früh heute Morgen hatte Charlotte ihn angerufen und zugestimmt. Gleich würde sie mit ihren gepackten Koffern frisch von der erfundenen Geschäftsreise in sein Büro kommen, und er würde sie nach Hause mitnehmen, als hätte er sie vom Flughafen abgeholt. Seine Mutter hatte sich sehr über diese Nachricht gefreut und stand mit Sicherheit schon in der Küche, die Brillengläser beschlagen vom köstlichen Dunst des Essens, das bei ihrer Ankunft fertig sein sollte.

Das Telefon klingelte, und François machte einen kleinen Satz. Er konnte sein Wasserglas gerade noch davor bewahren, auf dem Boden zu zerschellen, und musste über sich selbst lächeln. Himmel! Charlotte war doch nicht die erste Frau in seinem Leben!

„François? Die Dame vom Café Charlise ist da und sagt, ihr hättet einen Termin?“ Sogar an ihrer Stimme konnte François erkennen, dass Madeleine verwirrt war über diesen späten Besuch, zumal Charlotte mit Sicherheit keine Törtchen dabeihatte. Er überlegte, ob er seine Kollegen besser einweihen sollte.

„Schick sie gerne hoch, danke!“

François stand auf, strich sein Hemd glatt, öffnete den obersten Knopf und schloss ihn dann wieder, zufällig in genau dem Moment, in dem Madeleine kurz klopfte und dann die Tür zu seinem Büro öffnete. Charlotte stand im Türrahmen, lächelte schief und schaute auf seine Finger. Offenbar war sie genauso nervös wie er. „Danke, Madeleine“, sagte François und ging auf Charlotte zu. Noch bevor seine Sekretärin die Tür wieder schließen konnte, begrüßte François seinen Besuch mit Wangenküsschen. Er bemühte sich, die Geste besonders vertraut wirken zu lassen, und hoffte, damit schon mal den ersten Hinweis gestreut zu haben, dass Charlotte und er sich besser kannten.

Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, traten beide einen Schritt zurück. „Entschuldige, es ist alles etwas plötzlich“, sagte François und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare.

„Das ist es wohl. So schnell war ich noch nie verlobt.“ Charlotte kicherte. „Du?“ Sie stellte ihren Koffer ab und öffnete den leichten Mantel.

François schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Wollen wir uns einen Moment setzen? Möchtest du etwas trinken? Essen?“

„Gerne, ein Glas Wasser. Sollten wir unsere Geschichte abstimmen? Gibt es eine Art Drehbuch, an das ich mich halten soll? Eine Art Spickzettel mit den wichtigsten Informationen wäre vielleicht eine gute Idee.“ Charlotte legte den Mantel ab und nahm auf dem kleinen Gästesofa Platz. Elegant schlug sie die Beine übereinander.

„Perfekt.“ François musterte sie erfreut. „Du siehst genau richtig aus. Also wie eine geschäftsreisende Verlobte, meine ich.“ Er räusperte sich. Oje, sie mussten dringend lockerer miteinander werden, was sollten die Leute denken? Nun, die meisten würden sich wohl einfach nur fragen, wie er plötzlich diese hübsche Verlobte aus dem Hut gezaubert hatte. Hätte seine Mutter sich doch bloß rechtzeitig angekündigt, dann hätte er alles viel sorgfältiger vorbereiten können. Nun ja. Immerhin kannte er Charlotte erst seit ein paar Tagen, und er hätte ja kaum einen Aufruf in der Zeitung starten können: „Suche junge Frau namens Charlotte, die meine Verlobte spielt. Gute Bezahlung.“ Nein, das ging nun wirklich nicht.

„Setzt du dich nicht?“ Charlotte klopfte auf die Sitzfläche neben sich. François schluckte und musste dann grinsen.

„Es tut mir leid, ich benehme mich wie ein Schuljunge bei der allerersten Verabredung. Es ist einfach so lange her, weißt du? Dein Wasser. Moment.“ Er ging zu seinem kleinen Kühlschrank, holte eine frische Flasche Mineralwasser heraus und schenkte sich und Charlotte ein Glas ein.

„Völlig ungewohnt“, gab Charlotte ihm recht. „Mir geht es ganz ähnlich.“

„Vielleicht sollten wir lieber ein Glas Pastis …“ François lächelte und erhob sein Glas. „Auf die nächste Woche, die wir uns als Verlobte so schön wie möglich machen werden.“ Ihm wurde ganz heiß, als er schlagartig ein Bild von Charlotte und sich vor Augen hatte, wie sie gemeinsam vor dem Zubettgehen noch etwas lasen. Selbst wenn das Bild eigentlich völlig harmlos war, löste es in ihm ein merkwürdiges Kribbeln aus, und er dachte daran, wie es sein würde, mit Charlotte das Bett zu teilen. Jede Nacht. Er räusperte sich. „Ich könnte mir ein Gästebett ins Schlafzimmer stellen oder auf dem Sofa schlafen, wenn du möchtest.“

Charlotte stellte ihr Glas ab und schaute ihn erstaunt an. „Wir lassen es einfach auf uns zukommen. Wir werden uns bestimmt einig.“

„Bestimmt“, bekräftigte François. „Gut, kommen wir also zu unserer gemeinsamen Geschichte.“ Er dachte kurz nach, holte dann einen Block und einen Bleistift. „Bisher habe ich meiner Mutter nur erzählt, dass du nicht gebürtig aus Marseille stammst, sondern wegen deines Jobs hierhergezogen bist. Du arbeitest übrigens ebenfalls in einem Architekturbüro. Seit … fünf Jahren, glaube ich.“ Er notierte in Stichpunkten, während er sprach. „Deine Eltern wohnen in Paris, du hast zwei Schwestern, eine wohnt in Dieppe, eine in Antibes. Ihr seht euch nur an Weihnachten und Ostern, wenn du nach Paris zu deinen Eltern fährst.“

Charlotte nickte. „Okay. Wie alt sind meine Schwestern?“

„Zwei und vier Jahre älter, du bist die Jüngste. Du bist vier Jahre nach mir geboren, also bist du jetzt dreißig, wir haben deinen Geburtstag übrigens in Venedig gefeiert … vor zwei Monaten.“ Er blickte auf. Die Menge an erfundenen Details wurde ihm unangenehm. Was hatte er sich da bloß alles ausgedacht? Wahnsinn, dass er sich das überhaupt selbst hatte merken können. François seufzte. „Okay. Weiter. Kennengelernt haben wir beide uns bei einem Kongress in Dubai. Das war vor einem Jahr. Dort haben wir auch festgestellt, dass wir beide in Marseille leben. Wir haben uns dann schon in der folgenden Woche hier wiedergetroffen und sind dann einige Male ausgegangen, bevor wir ein Paar wurden. Das Übliche: Kino, Theater, Restaurant, Oper.“ Er seufzte erneut und ließ den Stift sinken.

Sachte legte Charlotte ihm eine Hand auf den Unterarm. „Es wird schon klappen. Bisher klingt alles schlüssig, ich bin mir sicher, dass deine Mutter mich nicht ins Kreuzverhör nehmen wird, um all das abzufragen.“

„Vermutlich nicht, aber … man weiß nie.“

„Okay. Wo hast du mir den Antrag gemacht? Oder habe ich …?“

„Ah, in Venedig, am Tag nach deinem Geburtstag, den wir nur zu zweit gefeiert haben. Oh nein, der Ring … ich habe ihn meiner Mutter, glaube ich, genau beschrieben, sie hatte gefragt.“ Sein Herz schlug schneller.

„Keine Panik. Wie sieht er aus?“ Charlotte setzte sich aufrecht hin und hörte ihm aufmerksam zu, während er das Schmuckstück beschrieb. „Siehst du? Alles halb so wild. Das klingt nach einem Ring, den man gut finden kann. Kennst du einen Juwelier in der Nähe?“

François überlegte kurz. „Tatsächlich, da gibt es einen am Ende der Straße. Wollen wir gleich hin?“

„Gerne.“

François überflog noch einmal, was er aufgeschrieben hatte, trennte das Blatt dann sorgfältig aus dem Block und reichte es Charlotte.

„Perfekt.“ Sie lächelte.

„Dann los.“ Er nahm seine Aktentasche, rollte seinen aktuellen Entwurf zusammen und steckte ihn in die Transportrolle. Dann griff er sich Charlottes Koffer und nickte ihr zu.

„Komm, gib mir wenigstens das da, ich kann dich doch nicht behandeln wie einen Packesel.“ Charlotte lachte und zog ihm vorsichtig die Transportrolle von der Schulter. „Auf zum Juwelier.“

Der Juwelier wollte gerade abschließen, bat sie beide aber noch herein. Der Mann war mit Sicherheit schon um die achtzig, hatte schlohweißes Haar und trug einen gut sitzenden grauen Anzug mit Weste.

„Womit kann ich Ihnen behilflich sein?“

Charlotte lächelte. „Wir brauchen einen Ring.“ Sie beschrieb Monsieur Toulouse das Schmuckstück genau so, wie er es vorhin getan hatte, und François entspannte sich ein wenig. Charlotte schien sich gut Dinge merken zu können. Der Juwelier nickte, eilte zu einer kleinen Vitrine neben dem Tresen und nahm gleich zwei Ringe heraus, die genauso aussahen wie François’ erfundener Verlobungsring.

„Et voilà, ma chère.“

Charlotte probierte beide am linken Ringfinger an und nickte. „Wunderbar, sie passen sogar beide. Was meinst du, François? Welcher soll es sein? Oh, und was kosten diese beiden Schätzchen überhaupt?“

„Der erste, den du anhattest. Der Preis spielt keine Rolle, das übernehme ich selbstverständlich.“ François stellte die Aktentasche ab und zog sein Portemonnaie heraus.

„Fünfzehnhundert Euro“, sagte der Juwelier. „Der andere kostet ungefähr die Hälfte. Sie haben einen sehr sicheren Geschmack, Monsieur. Soll ich den Ring als Geschenk einpacken?“

„Nein, ich trage ihn gleich“, erwiderte Charlotte. „Vielen Dank.“ Sie zog den günstigeren Ring vom Finger und gab ihn dem Juwelier.

„Darf ich?“, fragte François, nahm den ausgesuchten Ring und steckte ihn Charlotte an den Ringfinger. Sein Herz schien auf einmal zu tanzen, und er hielt verblüfft inne. Was war denn jetzt los? Das hier war schließlich kein echter Heiratsantrag, er musste sich um seine Freiheit keine Sorgen machen. Es war ein Theaterstück, nichts weiter, nun ja, offenbar spielte sein Herz dabei einfach sehr gut mit.

4. KAPITEL

Charlotte bemerkte erst, dass sie die Luft angehalten hatte, als François den Porsche vor einem großen Tor abbremste und eine Fernbedienung aus dem Seitenfach holte. Das Tor schwang vor ihnen auf, und François lenkte den Wagen langsam hindurch. Charlotte warf ihm einen Seitenblick zu, er wirkte ruhig und gelassen. Aber konnte sie da wirklich sicher sein? Sie kannten sich schließlich kaum. Ihr Verlobter und sie. Sie musste über diese kuriose Vorstellung lächeln, aber offenbar entging ihre Nervosität François nicht. Beruhigend legte er seine Hand auf ihre.

„Wir kriegen das hin“, versicherte er. Als ginge es um eine schwere Prüfung, die sie gemeinsam meistern mussten. Irgendwie war es das ja auch.

Charlotte nickte. „Natürlich.“

„Willkommen daheim, chérie.“ François parkte direkt vor dem Haus. Wobei die Bezeichnung Haus nicht ganz zutraf, es wirkte mehr wie ein Palast und war gleichzeitig ein Kunstwerk. Es gefiel Charlotte.

„Warte“, sagte sie, als François den Motor abgestellt hatte und die Hand schon am Türgriff hatte. „Wie soll ich mich zurechtfinden?“

Einen Moment schien er betroffen. „Ach ja, stimmt. Du kennst dich ja gar nicht aus. Aber wir gehen zusammen rein. Wenn du die Treppe mit dem weißen Holzhandlauf hochgehst, ist die dritte Tür auf der linken Seite des Flurs unser Schlafzimmer. Davor steht ein antiker Klavierhocker, und darüber hängt ein Portrait von Mozart.“ François deutete auf die linke Hausseite. „Das Zimmer hat Meerblick und einen kleinen Balkon, es liegt ungefähr dort, aber an der anderen Seite des Hauses. Meinst du, das hilft?“

„Bestimmt.“ Charlotte lächelte tapfer. Sie fühlte sich nicht gut vorbereitet, und das machte ihr zu schaffen, denn es entsprach so gar nicht ihrer Art. Sie wollte immer wissen, wo alles war, was alles zu tun war. Doch sie straffte die Schultern und lächelte François aufmunternd an. Sie würde es schaffen. Für das Café. Für Elise. Für ihrer beider Traum.

Der Kies knirschte unter ihren Schuhsohlen, und sie versuchte sich möglichst unauffällig umzusehen. François ging dicht neben ihr und trug ihren Koffer. Wie verrückt! Sie spielte eine Frau, die gerade von einer Geschäftsreise zurück nach Hause kam, und dabei war dies die eigentliche Reise für sie. Dafür hatte sie gepackt. Für sieben Tage und Nächte in diesem Haus. Gerne hätte sie François gesagt, dass ihr das Haus gefiel, aber sie hielt sich zurück. Angeblich wohnte sie hier schließlich schon seit einer Weile. Wie lange eigentlich? Herrje, aber gut, danach würde seine Mutter sie wohl kaum fragen. Sie war einfach nur eine besorgte Mutter, die endlich die Verlobte ihres Sohnes kennenlernen wollte. Das war alles.

François stellte den Koffer auf dem Treppenabsatz ab und wollte gerade aufschließen, da öffnete sich die Tür, und eine Wolke Parfum wehte heraus, die Charlotte kurz husten ließ.

„Ah, da seid ihr ja!“, rief eine zierliche Frau mit makellos geschnittenem Bob und dunkelbraunen Augen, die denen ihres Sohns glichen. Für einen kurzen Moment wirkte sie mehr wie François’ Schwester, erst auf den zweiten Blick sah Charlotte, dass die Frau einige Lachfältchen um die Augen hatte, und auch an Nase und Mund sah man nun ihr tatsächliches Alter.

„Endlich lernen wir uns kennen! Charlotte, lass dich ansehen!“, rief sie noch immer etwas zu laut, packte Charlotte bei den Oberarmen und zog sie ein Stück zu sich herunter. Sie hauchte ihr drei Küsschen auf die Wangen, links, rechts, links, und schob sie dann wieder etwas von sich weg.

Chérie, das ist meine Mutter Marguerite“, stellte François, der ebenfalls etwas überrumpelt wirkte, sie noch einmal offiziell vor. „Wir könnten das doch in Ruhe …“

„Perfekt!“, rief Marguerite aus, dann wandte sie sich an François, kniff ihn leicht in die Wange und lächelte. „Du hast ja recht. Bon, dann können wir auch gleich essen.“

Charlotte schnupperte. Aus den Tiefen des Hauses duftete es nach gebratenem Fleisch, vielleicht Rind, und Kartoffeln, Rosmarin und Knoblauch. Vielleicht auch Wein? Sie warf François einen Blick zu, als seine Mutter sich umdrehte und durch einen lichten, breiten Flur zur hinteren Seite des Hauses eilte.

„Ich mache mich nur kurz frisch von der Reise“, rief Charlotte ihr halblaut hinterher und schaute sich schnell um.

„Wir kommen sofort, maman!“, rief er, griff nach Charlottes Koffer und ging auf einen weiteren Bogendurchgang zu. „Nach dir, chérie“, sagte er und deutete gleichzeitig zu einer Treppe am Ende des geschwungenen Flurs.

Charlotte nickte dankbar und ging darauf zu. Am liebsten wäre sie alle paar Schritte stehen geblieben, um die Bilder zu betrachten, die überall hingen. Und die Statuen. Es gab in diesem Treppenhaus große Fenster, deren Glasscheiben aus vielen unterschiedlich großen Buntglasstücken bestanden. In Pastelltönen hatte hier jemand das Mosaikbild einer Pinie geschaffen. Von außen war ihr dieses Fenster gar nicht aufgefallen, aber sie hatte ja auch nicht viel Zeit gehabt, und das Haus war so groß, dass sie unmöglich überall auf einmal hinschauen konnte. Der Gang war allerdings so geschwungen, dass sie sich womöglich gar nicht mehr an der Front des Hauses befanden und diese Seite des Gebäudes gar nicht vom Auto aus zu sehen war.

„Bist du müde von der Reise?“, fragte François und schaute sie dabei entschuldigend an. „Hat alles gut geklappt?“

„Oh ja, aber ich bin doch froh, dass wir jetzt Wochenende haben, nur noch ein Bürotag morgen und dann den Sonntag frei.“ Charlotte hatte ihre Stimme auch ein wenig gehoben, sie vermutete, dass sie das für François’ Mutter taten. Warum auch immer. Endlich erreichten sie die oberste Stufe, und François deutete nach links. Das Gemälde von Mozart, fiel ihr wieder ein, die dritte Tür … Sie ging darauf zu, um sie zu öffnen. Schlafsaal wäre wohl eher das Wort gewesen, das sie für diesen Raum gewählt hätte. Das Zimmer war hell und nun ja … groß. Es gab ein riesiges Bett, zwei Nachttische, einen runden Teppich und eine Fensterfront mit sommermeerblauen Gardinen.

Charlotte liebte die Farben, den Duft nach Holz und Natur. „Hast du dieses Haus entworfen?“, flüsterte sie.

François nickte. „Ich glaube, deswegen bin ich Architekt geworden, weil ich mein Traumhaus entwerfen wollte. Damit habe ich schon als kleiner Junge angefangen. Das Haus enthält nämlich auch ganz frühe Träume. Dinge, die ich von meinen Skizzen aus der Schulzeit übernommen habe.“

„Wie schön.“ Charlotte seufzte hingerissen. „Es ist wirklich traumhaft.“

„Komm, wir sollten langsam zum Essen gehen, sonst kommt maman uns noch suchen.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Natürlich!“, rief sie, lief ein paar Schritte und blieb dann wieder stehen. „Wo ist denn das Badezimmer?“, flüsterte sie.

„Komm.“ François ging zu der Wand, an der das Gemälde eines abstrakten Wasserfalls hing, sehr modern und in Blautönen gehalten. Als François den Bilderrahmen rechts und links berührte, löste sich ein Stück der Wand, das mitsamt dem Bild ein Stück zurückfuhr und dann zur Seite glitt, um den Durchgang zu einem Badezimmer freizugeben. „Das ist deins“, flüsterte François. „Es gibt natürlich noch weitere, ich führe dich am besten herum, wenn maman schläft …“

„Okay.“ Sie lächelten sich an, und Charlotte fühlte sich so verwegen, als würden sie ein Geheimnis teilen. Und das taten sie ja auch.

„So schließt du die Tür von innen.“ Er zeigte es ihr. Vom Bad aus konnte man die Knopfleiste sehr gut erkennen, und Charlotte nickte. François ging hinaus, und sie probierte den Mechanismus aus. Nach kurzem Suchen fand sie einen versteckten Schrank mit frischen Handtüchern und wählte für sich die türkisfarbenen. François schien Blau zu mögen. Zumindest in den Zimmern, die sie bisher gesehen hatte. Sie war gespannt, wie der Rest des Hauses aussehen würde. Und der Garten.

Sie machte sich rasch frisch und beeilte sich, das Badezimmer wieder zu verlassen. „Auspacken kann ich später“, sagte sie zu François, der am Panoramafenster stand und hinaussah. Sie ging zu ihm und blieb dicht neben ihrem erfundenen Verlobten stehen. „Komm, wir gehen nach unten.“

„Das Essen war ein absolutes Gedicht“, schwärmte Charlotte eine halbe Stunde später. Sie meinte es ernst. Die köstliche Mahlzeit hatte sogar erreicht, dass sie sich allmählich entspannte. François spielte tatsächlich den perfekten Verlobten, und es fiel ihr sehr leicht mitzuspielen. Seine Mutter mochte zwar etwas laut sein, aber sie wirkte ehrlich und herzlich und stellte Charlotte nur so viele Fragen, dass sie sich gerade noch an die richtigen Antworten erinnern konnte. Zumindest hoffte sie das, und jedes Mal, wenn ihr Blick zu François huschte, nickte er und lächelte.

Nach dem Dinner saßen sie lange auf der Terrasse, tranken Kaffee und später ein Glas Wein, und Charlotte fühlte sich einfach nur wohl. Bis ihr wieder einfiel, dass sie gleich mit einem fast fremden Mann das Schlafzimmer teilen musste, um den Schein zu wahren. Aber es war natürlich eine gute Gelegenheit, sich noch einmal auszutauschen über Dinge, die sie wissen sollte. Als seine Verlobte. Sie räumten die Gläser in die Küche und sagten Gute Nacht. Marguerite verschwand irgendwo im zweiten Stock, wo vermutlich das Gästezimmer lag. François und Charlotte standen noch immer auf der Treppe.

„Komm, es ist spät“, sagte er sanft, und Charlotte folgte ihm. Sie hätte den Weg ins Schlafzimmer überhaupt nicht mehr alleine gefunden. François zeigte ihr rasch noch das Ankleidezimmer, wo sie ihren Koffer auspackte. Er hatte mehrere Fächer und eine eigene Kleiderstange für sie vorgesehen, die für eine Woche mehr als ausreichend waren.

„Ich gehe noch mal kurz in mein Arbeitszimmer“, verkündete er und ließ Charlotte alleine. Schnell ging sie ins Bad und machte sich bettfertig.

Als sie die Tür zum Schlafzimmer öffnete, war François bereits zurück. Er hatte die Decke an der linken Seite zurückgeschlagen und das zweite Kissen und die zweite Decke zur Chaiselongue mitgenommen, die am Fenster stand.

Er las in einem Buch, die Beine unter der Bettdecke angewinkelt. Es sah wirklich unbequem aus, irgendwie wirkte das Möbelstück zu schmal und zu kurz für einen großen Mann wie François. „Sollen wir tauschen?“, fragte sie.

„Was meinst du?“ François ließ das Buch sinken.

„Du kannst ja kaum die Beine ausstrecken, vielleicht sollte ich dort schlafen“, wiederholte Charlotte.

„Auf keinen Fall. Ich lasse dich doch nicht auf dem Sofa schlafen. Ein bisschen Strafe muss schon sein für mich, schließlich habe ich mir das alles selbst eingebrockt.“ Er seufzte. „Stört es dich, wenn ich noch lese?“

„Nein, mach nur.“ Charlotte griff nach ihrem eigenen Buch. Während sie in die Geschichte eintauchte, fiel die Spannung des Tages von ihr ab. Dass François bereits schlief, fiel ihr erst auf, als sie das Buch zuklappte. Er lag entspannt auf dem Rücken, es sah beinahe aus, als wäre er beim Lesen eingeschlafen. Charlotte musste lächeln. Er sah so vertraut aus, wenn er schlief. Seltsam, dabei kannten sie sich erst seit ein paar Tagen.

Autor

Lilian Darcy

Die Australierin Lilian Darcy hat einen abwechslungsreichen Weg hinter sich. Sie studierte Russisch, Französisch und Sprachwissenschaften und ging nach ihrem Abschluss als Kindermädchen in die französischen Alpen. Es folgten diverse Engagements am Theater, sowohl auf der Bühne als auch als Drehbuchautorin. Später hat Lilian Darcy als Lehrerin für Französisch und...

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