Romana Herzensbrecher Band 7

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EIN VERFÜHRERISCHER PLAN von JULIA JAMES

Fast spürt Rachel noch seine zärtlichen Berührungen auf ihrer Haut - da verkündet Vito Farneste öffentlich, dass er nur mit ihr gespielt hat. Für immer will sie den Millionär aus ihrem Herzen verbannen - bis ein tragisches Ereignis sie zwingt, wieder auf ihn zuzugehen …

MIT DER LIEBE AN BORD von SANDRA FIELD

Während den Kreuzfahrten auf dem Westindischen Ozean schwebt Lucy wie auf rosa Wolken. Magisch angezogen fühlt sie sich von dem attraktiven Troy. Und auch er scheint das Prickeln zwischen ihnen zu spüren. Doch warum weist er sie dann nach jedem heißen Kuss kalt zurück?

LAGUNE DER ERFÜLLTEN TRÄUME von ROBYN DONALD

Zauber der Südsee, wehende Palmen am weißen Strand - Marian lässt auf Fala’isi ihr altes Leben hinter sich und lebt ihre Träume. Erst recht, als sie Robert trifft. Er scheint ihr großes Glück zu sein - auf dem jedoch ein düsteres Geheimnis lastet: Marian ist nicht die einzige Frau in Roberts Leben.


  • Erscheinungstag 05.06.2020
  • Bandnummer 7
  • ISBN / Artikelnummer 9783733749071
  • Seitenanzahl 448
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Julia James, Sandra Field, Robyn Donald

ROMANA HERZENSBRECHER BAND 7

1. KAPITEL

Das kristallklare Wasser des Springbrunnens mitten auf dem riesigen Vorplatz schoss in hohen Fontänen nach oben und verteilte sich dann auf dem glatt polierten Granit. In der leichten Brise, die zwischen den hohen Gebäuden hindurchwehte, wurden die winzigen Tropfen des in die Höhe spritzenden Wassers wie ein leichter Sprühnebel in Rachels Richtung geweht, als sie daran vorbeiging.

Er fühlte sich auf ihrer Haut kühl an.

Und genau das musste sie sein. Kühl, ruhig und beherrscht. Sie durfte keinerlei Gefühle zeigen. Sie war hier, um etwas Geschäftliches zu erledigen. Nicht mehr und nicht weniger.

Denn wenn sie ihr Vorhaben in einem anderen Licht sah, dann …

Nein! Denk nicht daran. Hab keine Gefühle. Nur so kannst du das hinter dich bringen.

Und vor allem, erinnere dich nicht …

Wieder legte sich ein feiner Sprühnebel auf ihr Gesicht.

Sie blieb stehen und genoss einen Moment die beruhigende Stille des geschickt konstruierten Brunnens am Eingang des glänzenden neuen Bürogebäudes. Es gehörte der englischen Niederlassung von Farneste Industriale, einem riesigen internationalen Konzern, und lag in dem neuen Industriepark am Rande von Chiswick, einem der ältesten Vororte Londons, in der Nähe des Autobahnzubringers und des Flughafens Heathrow.

Rachel ging weiter. Sie sah in dem teuren Kostüm und den hochhackigen Schuhen sehr elegant aus. Beim Gehen wiegte sie sich verführerisch in den Hüften. Zwei Stunden hatte sie gebraucht, bis sie mit ihrem Aussehen zufrieden gewesen war. Das lange Haar hatte sie gewaschen und geföhnt, sie hatte Make-up aufgetragen und die Fingernägel lackiert. Zu dem kurzen engen Rock und der eleganten Jacke trug sie ein Seidentop. Das perfekt sitzende Designerkostüm betonte ihre vollen Brüste und den flachen Bauch.

Die eleganten italienischen Schuhe und die Lederhandtasche waren farblich auf das Kostüm abgestimmt. Auf der Suche nach dieser Tasche war sie in jedem Kaufhaus und in jeder Boutique gewesen, von Chelsea bis Knightsbridge, von der Bond Street bis Kensington. Und am Ende war die Suche erfolgreich gewesen.

Immerhin stellte der Mann, den sie beeindrucken wollte, außergewöhnlich hohe Ansprüche. Das wusste sie aus Erfahrung. Einmal war sie seinen Ansprüchen nicht gerecht geworden. Doch daran erinnerte sie sich nur ungern. Es war zu demütigend und bedrückend gewesen und durfte sich nicht wiederholen.

Rachel nahm sich fest vor, kühl aufzutreten und sich nicht beirren oder verunsichern zu lassen. Das war sie sich schuldig. Sie sah gut aus, war groß, schlank und hatte langes blondes Haar. Insgesamt wirkte sie ausgesprochen gepflegt, wie ihre Mutter es ausgedrückt hätte.

Bei dem Gedanken an ihre Mutter wurde Rachel von Rührung übermannt. Doch sie verdrängte diese Regung rasch, denn Gefühle waren bei dem, was sie vorhatte, fehl am Platz. Wenn sie etwas erreichen wollte, musste sie ruhig und gefasst auftreten. Es ging um ein Geschäft. Und um nichts anderes.

Während sie die breite Treppe hinaufging, öffnete sich automatisch die riesige Doppeltür. Sie betrat die überaus großzügig gestaltete Eingangshalle, in der es angenehm kühl war und in der jedes Geräusch widerhallte, und hörte, wie sich die Tür hinter ihr leise schloss. Als wäre ich eine Gefangene, überlegte sie und schauderte bei dieser Vorstellung. Natürlich war sie keine Gefangene. Nicht einmal eine Geisel. Sie war hier, um jemandem ein Geschäft vorzuschlagen.

Wichtig war, dass sie nicht lange darum herumredete, sondern gleich zur Sache kam. Sie durfte sich nicht ablenken und nicht irritieren lassen.

Entschlossen ging sie über den Marmorfußboden auf den halbkreisförmigen Empfangsbereich zu, der sich in der Mitte der Eingangshalle befand.

„Ich möchte zu Mr. Farneste“, erklärte sie ruhig.

„Wie ist Ihr Name?“, fragte die elegant gekleidete Empfangsdame höflich und blätterte in dem Terminkalender.

„Rachel Vaile“, erwiderte sie mit fester Stimme.

Die Rezeptionistin runzelte die Stirn. „Es tut mir leid, Miss Vaile. Es ist kein Termin für Sie eingetragen.“

Rachel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Rufen Sie ihn bitte an, und sagen Sie ihm, wer ihn sprechen will. Er wird Zeit für mich haben“, versicherte sie der Frau, die ihr einen skeptischen Blick zuwarf.

Sie hält mich für eine seiner Geliebten und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll, überlegte Rachel und konnte sich ein ironisches Lächeln nicht verkneifen.

„Einen Moment, bitte.“ Die Empfangsdame griff nach dem Telefon. Als zuverlässige Mitarbeiterin musste sie natürlich das tun, was man von ihr erwartete, und mit der Sekretärin sprechen. Das war Rachel klar.

„Mrs. Walters? Hier am Empfang ist eine Miss Rachel Vaile. Im Terminkalender ist sie nicht eingetragen.“ Sie schwieg und hörte zu, was ihre Gesprächspartnerin antwortete. „Gut. Vielen Dank, Mrs. Walters.“ Nach ihrer Miene zu urteilen, hatte man ihr aufgetragen, Rachel wegzuschicken.

Ehe die Frau den Hörer auflegen konnte, hatte Rachel ihn ihr ruhig aus der Hand genommen, ohne auf ihren Protest zu achten. „Mrs. Walters? Hier spricht Rachel Vaile. Teilen Sie Mr. Farneste bitte mit, dass ich am Empfang bin und ihm etwas anbieten möchte, das für ihn einen besonderen Wert hat. Vielen Dank. Ach so, Mrs. Walters, informieren Sie ihn bitte sofort, denn wenn er in drei Minuten nicht hier ist, verlasse ich das Gebäude und ziehe das Angebot zurück. Guten Tag.“ Sie reichte der Empfangsdame, die sie sprachlos ansah, den Hörer.

„Ich warte da drüben“, erklärte Rachel kühl, während sie auf die Uhr blickte. Dann durchquerte sie die Eingangshalle in Richtung der Sitzgruppe aus weißem Leder und setzte sich auf das Sofa. Sie nahm eine Ausgabe der Times in die Hand, die auf dem Tisch lag, und fing an, die Titelseite zu lesen.

Nach genau zwei Minuten und fünfzig Sekunden läutete das Telefon am Empfang. Rachel blätterte um und las weiter.

Als wenig später die Empfangsdame neben ihr stand, legte sie die Zeitung weg.

„Mrs. Walters erwartet Sie auf der Direktionsetage, Miss Vaile“, verkündete die Frau mit einer Stimme, die ihr Erstaunen verriet.

Der Lift brachte Rachel nach oben. Sie betrachtete sich in den bronzegetönten Spiegeln. Als der Aufzug stehen blieb und die Türen sich öffneten, kam ihr eine freundliche Frau mittleren Alters entgegen.

„Miss Vaile?“, fragte sie. Rachel nickte mit undurchdringlicher Miene, und die Frau fügte hinzu: „Würden Sie bitte mitkommen?“ Sie führte sie über einen breiten, langen Flur, auf dem in unregelmäßigen Abständen Furcht einflößende Statuen standen.

Am Ende des Flurs befand sich ein weiterer Empfangsbereich, wo zwei hübsche junge Frauen beschäftigt waren. Rachel spürte ihre neugierigen Blicke, doch sie folgte Mrs. Walters mit regloser Miene in deren Büro. Schließlich klopfte die Sekretärin an die Verbindungstür aus massivem Holz, ehe sie sie öffnete.

„Mr. Farneste, Miss Vaile ist da“, verkündete sie.

Äußerlich ruhig und gelassen, betrat Rachel den Raum.

Vito Farneste hatte sich in den sieben Jahren nicht verändert und war immer noch der attraktivste Mann, den Rachel jemals kennengelernt hatte.

Obwohl man Männer im Allgemeinen nicht als schön bezeichnen konnte, traf diese Beschreibung auf Vito zu. Unwillkürlich verglich Rachel ihn mit einem Engel. Er war jedoch kein Engel des Lichts, sondern höchstens ein Engel der Finsternis und die personifizierte Versuchung.

Schweigend lehnte er sich in dem schwarzen Ledersessel zurück und legte die Hand auf den schwarzen Schreibtisch. Das weiße Hemd und die goldene Armbanduhr betonten seine gebräunte Haut. Offenbar hielt er es nicht für nötig, aufzustehen.

Mrs. Walters schloss die Tür hinter Rachel, während Vito sie ruhig und mit undurchdringlicher Miene betrachtete.

In dem Schweigen, das zwischen ihnen herrschte, fühlte Rachel sich zurückversetzt in die Zeit, als sie ihn kennengelernt hatte. Sie erinnerte sich an die ersten Worte, die er vor elf Jahren an sie gerichtet hatte.

Rachel war gerade vierzehn Jahre alt gewesen, ein hoch aufgeschossener und etwas linkischer Teenager. Eigentlich hatte sie die ersten zwei Ferienwochen bei einer Schulfreundin verbringen wollen, doch am letzten Schultag war Jenny krank geworden, und ihre Eltern hatten die Einladung zurückgezogen. Die Internatsleitung hatte Rachels Mutter informiert, die ihr sogleich das Flugticket hatte zustellen lassen.

Da Rachel wusste, dass ihre Mutter Arlene sie nicht um sich haben wollte, flog sie mit gemischten Gefühlen nach Italien. Seit Arlene mit Enrico Farneste zusammen und seinetwegen nach Italien gezogen war, sah Rachel sie normalerweise jeweils nur für eine Woche in den Schulferien. Dann wohnten sie auf Enricos Kosten in einem Londoner Luxushotel. Arlene war immer froh, wenn die Zeit vorbei war und sie zu Enrico zurückfliegen konnte. Das spürte Rachel.

Aber dieses Mal hatte sie keine Wahl, sie musste die Ferien in Italien verbringen, in der wunderschönen Villa, in der Enrico Arlene untergebracht hatte. Sie lag an einem Hügel oberhalb eines Touristenorts an der ligurischen Küste, nicht weit von Turin entfernt, wo sich der Hauptsitz des Farneste-Konzerns befand. Nachdem ein Chauffeur Rachel am Nachmittag am Flughafen abgeholt und in die Villa gebracht hatte, zog sie sich rasch um und lief zu dem Swimmingpool auf der untersten Terrasse.

Außer der Haushälterin, die nur italienisch sprach, schien niemand zu Hause zu sein, obwohl ein roter Sportwagen in der Einfahrt stand. Meine Mutter und Enrico sind offenbar ausgegangen, überlegte Rachel, während sie glücklich im Wasser umherschwamm, das die Sonne, die vom klaren Himmel schien, gewärmt hatte.

Nach mehreren Bahnen machte sie eine Pause, legte die Hand auf den gefliesten Rand des Swimmingpools und atmete einige Male tief durch. Das lange Haar, das sie zusammengebunden hatte, fiel ihr über eine Schulter. Als sie sich umdrehte, merkte sie, dass sie nicht allein war.

Ein sehr schlanker, großer Italiener von ungefähr zwanzig Jahren stand auf der obersten Stufe der Steintreppe und rührte sich nicht.

Er trug eine perfekt sitzende, elegante helle Freizeithose, die seine schmalen Hüften und den flachen Bauch betonte. Die Ärmel des hellen Hemdes, dessen oberste Knöpfe geöffnet waren, hatte er hochgekrempelt. Als er schließlich die Treppe hinunterging, bewegte er sich so geschmeidig, dass es Rachel beinahe den Atem verschlug.

Sie konnte den Blick nicht abwenden. So einen schönen Mann hatte sie noch nie gesehen. Fasziniert betrachtete sie seine gebräunte Haut, das schwarze Haar, die wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge, die gerade Nase, die verführerischen Lippen. Er trug eine Sonnenbrille und wirkte ungemein kühl, selbstbewusst und weltgewandt. Er hätte ein Filmstar oder ein männliches Model sein können.

Rachel war sich seiner Gegenwart viel zu sehr bewusst. Sie wurde ganz nervös, kam sich dumm vor und fühlte sich wie betäubt.

Ungefähr zwei Meter vor dem Swimmingpool blieb er stehen und sah sie an. Seine Augen waren hinter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille nicht zu erkennen. Doch Rachel hatte plötzlich das Gefühl, zu viel nackte Haut zu zeigen, obwohl sie einen sportlich geschnittenen Badeanzug trug.

Wusste er, dass ihre Mutter sie hatte kommen lassen?

Rachel hatte keine Ahnung, wer er war. Er sah nicht nur atemberaubend gut aus, sondern strahlte auch eine natürliche Arroganz aus. Vermutlich rissen sich die Frauen um ihn und versuchten mit allen möglichen Tricks, seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Rachel wurde ganz verlegen, als ihr bewusst wurde, dass sie momentan seine gesamte Aufmerksamkeit erregte. Es verunsicherte sie, dass er sie mit regloser Miene abschätzend musterte.

Die Abschiedsworte der Internatsleiterin hatte Rachel noch im Ohr. Die Frau hatte sie vor den italienischen Männern gewarnt, die angeblich eine Schwäche für blonde Frauen hatten. Wer auch immer er war, er hatte offenbar das Recht, hier zu sein. Aber wusste er, dass auch sie hier sein durfte und ihre Mutter besuchte?

Dass sie keine besonders gute Figur hatte, wusste sie. Im Vergleich zu anderen Mädchen ihres Alters war sie körperlich noch nicht voll entwickelt und hatte relativ wenig Rundungen. Und weil sie viel Sport trieb, hatte sie ziemlich muskulöse Arme. Ihr Gesicht war weder schön noch hässlich, sondern eher durchschnittlich, wie sie fand.

Für sehr durchschnittlich aussehende Teenager hatte der Mann, der sie so intensiv betrachtete, bestimmt keine Zeit. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er sich nur mit Frauen umgab, die sehr schön und sexy waren und von morgens bis abends perfekt aussahen, die alle anderen Frauen in den Schatten stellten und genau wussten, wie begehrenswert sie waren.

Weniger attraktive Frauen beachtete er gar nicht, sie existierten für ihn nicht. Er nahm sie wahrscheinlich gar nicht wahr.

Abgesehen davon, dass Rachel weder schön noch sexy war, war sie für diesen Mann viel zu jung. Deshalb war es völlig egal, was er von ihrem Badeanzug, ihrem Gesicht und ihrer Figur hielt.

Nicht egal hingegen war, dass er vielleicht glaubte, sie sei unbefugt hier eingedrungen oder eine Touristin, die geglaubt hatte, die Villa sei momentan unbewohnt. Jedenfalls musterte er sie immer noch mit undurchdringlicher Miene. Wartete er etwa darauf, dass sie ihm erklärte, was sie hier machte?

Verlegen und verwirrt hob sie zögernd die Hand, wie um ihm zuzuwinken. Doch sogleich bereute sie es. Die Geste kam ihr ziemlich kindisch vor.

„Hallo“, begann sie unbehaglich. „Sie fragen sich sicher, wer ich bin …“ Sie verstummte, als ihr bewusst wurde, dass sie Englisch gesprochen hatte. Der Mann war jedoch, nach seinem Äußeren zu urteilen, Italiener, denn normalerweise sahen Engländer nicht so gut aus.

„Ich weiß genau, wer du bist“, erklärte er in fließendem Englisch, aber mit unverkennbar italienischem Akzent. „Du bist die uneheliche Tochter der Hure meines Vaters“, fügte er hart hinzu.

2. KAPITEL

Und jetzt, elf Jahre später, klang seine Stimme noch genauso hart, als er gleichgültig erklärte: „Du hast dich offenbar entschlossen, für das, was meiner Mutter gehört, zu kassieren.“

Obwohl seine Miene keine Gefühlsregung verriet, glaubte Rachel, es sekundenlang in seinen dunklen Augen aufblitzen zu sehen.

Alle möglichen Emotionen stiegen in ihr auf. Ihr war klar, dass er seinen Zorn nur mühsam im Zaum halten konnte. Damals, als er zum allerersten Mal mit ihr geredet hatte, war er genauso zornig gewesen. Aber als naive, unerfahrene Vierzehnjährige hatte sie nicht gewusst, dass sie ihm danach besser aus dem Weg gegangen wäre. Stattdessen hatte sie ihm die Chance gegeben, sie zutiefst zu verletzen und zu beleidigen.

Als wie aus dem Nichts die Erinnerungen auf sie einstürzten, grub sie die Fingernägel in das weiche Leder ihrer Handtasche. In den vergangenen sieben Jahren hatte sie alle Gefühle für diesen Mann, der keine drei Meter vor ihr in dem Sessel saß, konsequent verdrängt. Und sie hätte viel dafür gegeben, wenn nicht ausgerechnet jetzt alles in ihr wieder aufgebrochen wäre.

Nein, das darf nicht sein, ermahnte sie sich energisch. Sie war wegen einer einzigen Sache und aus einem einzigen Grund hier: Sie wollte ihm ein Geschäft anbieten.

Während sie sich auf den Mann ihr gegenüber konzentrierte, nahm sie sich vor, nichts zu empfinden und alle Erinnerungen zu verdrängen.

Er saß da und wartete darauf, dass sie zur Sache kam. Natürlich wusste er, worum es ging, nur deshalb hatte er sich bereit erklärt, sie überhaupt vorzulassen. Nur wegen dieser einen Sache erinnerte er sich überhaupt noch an Rachel.

Habe ich als Mensch für ihn jemals existiert? fragte sie sich auf einmal. Nein, als Rachel Vaile habe ich wahrscheinlich nie für ihn existiert, gab sie sich selbst die Antwort. Ihn hatte nie interessiert, was für ein Mensch sie war, was sie dachte, was für Vorlieben und Schwächen sie hatte. Es war ihm völlig egal gewesen.

Noch nicht einmal für ihren Körper hatte er sich wirklich interessiert, obwohl sie in ihrer Naivität und Dummheit eine Zeit lang geglaubt hatte, er fände sie begehrenswert. Aber sie hatte sich getäuscht.

Für Vito Farneste war sie nur die uneheliche Tochter der Hure seines Vaters, wie er es ausgedrückt hatte, nichts anderes. Und das würde sich auch nie ändern.

Doch trotz all der bitteren, quälenden Gedanken kam ihr das, was sie vorhatte, wie ein Lichtblick vor: Wenn er das Geschäft mit ihr machen wollte, musste er in gewisser Weise von seinem hohen Ross heruntersteigen und etwas tun, woran er im Zusammenhang mit ihr nicht im Traum denken würde.

Rachel straffte die Schultern und betrachtete sein ausdrucksloses Gesicht gleichgültig und mit undurchdringlicher Miene, ehe sie zur Sache kam. „So kann man es nennen. Unter gewissen Bedingungen bin ich bereit, dir das, was deiner Meinung nach deiner Mutter gehört, auszuhändigen“, erklärte sie.

Wie kann sie es wagen, mir Bedingen zu stellen? überlegte Vito. Am liebsten wäre er aufgesprungen, um den Schreibtisch herumgegangen, hätte dieser Frau die Hände auf die Schultern gelegt und sie geschüttelt. Aber er beherrschte sich und wollte sich die Sache auch nicht allzu genau vorstellen, sonst würde er es am Ende doch noch tun.

Reglos blieb er sitzen und musterte sie abschätzend, ihr Haar, das Designerkostüm, die lackierten Fingernägel, das Accessoire. Ihm entging nichts, nicht das kleinste Detail. Woher hatte sie das Geld für diesen Luxus?

Weshalb stellte er sich überhaupt die Frage? Natürlich hatte sie es von anderen Männern. Bei dem Gedanken ging ihm ein Stich durchs Herz, und er versteifte sich unwillkürlich. Doch warum reagierte er so heftig? Bei den Erbanlagen, die sie hatte, brauchte man sich über nichts zu wundern. Es lag in ihrer Familie, sich von Männern aushalten zu lassen.

Außerdem hatte sie sich seit damals körperlich zu ihrem Vorteil verändert. Er gestand sich ein, dass sie ungemein attraktiv war. Und sie wusste offenbar genau, wie sie ihre Schönheit betonen und zur Geltung bringen konnte.

Wieder ging ihm ein Stich durchs Herz, aber er ignorierte es. Es konnte ihm gleichgültig sein, wie sie aussah. Sie war sehr schlank. Das lange aschblonde Haar fiel ihr über die Schultern, ihre großen Augen wirkten seltsam beunruhigend und ihre Lippen verführerisch.

Nein, gebot er seinen Gedanken Einhalt. Okay, sie sah großartig, geradezu fantastisch aus. Doch was hatte das mit ihm zu tun? Nichts, überhaupt nichts. Im Zusammenhang mit Rachel Vaile interessierte ihn nur eine einzige Sache: Welchen Preis würde sie verlangen?

„Wie lautet der Preis?“, fragte er deshalb. In seiner Stimme schwang Verachtung.

„Ich habe nicht von einem Preis, sondern von Bedingungen gesprochen“, entgegnete sie kühl.

Vito glaubte, so etwas wie eine Gefühlsregung bei ihr gespürt zu haben. Aber vielleicht hatte er sich getäuscht. Wut erfasste ihn. Sie besaß wirklich die Unverschämtheit, herzukommen und ihn unter Druck zu setzen.

Ja, sie setzte ihn schon länger unter Druck. Seit drei Jahren versuchte er mit allen Mitteln, das zurückzubekommen, was seiner Familie gehörte. Seine Rechtsanwälte hatten behauptet, man könne nichts machen, ein Geschenk sei ein Geschenk, man könne es nicht zurückverlangen, Rachels Mutter sei berechtigt, es zu behalten. Sein Vater hatte seiner Geliebten viele wertvolle Geschenke gemacht, er hatte ihr auch teuren Schmuck geschenkt.

„Du liebe Zeit, wollen Sie wirklich dieses billige Zeug, das er seiner Hure geschenkt hat, mit dem Schmuckstück vergleichen, das sie ihm gestohlen hat?“, hatte er die Rechtsanwälte ärgerlich angefahren.

„Vor Gericht würde sich kaum beweisen lassen, dass sie es wirklich gestohlen hat“, hatte einer der Rechtsanwälte zu bedenken gegeben.

„Natürlich hat sie es gestohlen. Mein Vater war kein Dummkopf“, herrschte Vito ihn an. „Er hat ihr ja auch nicht die Villa überschreiben lassen. Weshalb hätte er ihr etwas schenken sollen, das noch viel mehr wert ist?“

„Vielleicht als … Anerkennung für geleistete Dienste … und anstelle der Villa?“, wandte der Mann vorsichtig ein.

Vito schwieg sekundenlang, während sich seine Miene verfinsterte. „Das glauben Sie also, stimmt’s?“, hatte er dann so gefährlich ruhig gefragt, dass der Mann zusammengezuckt war. „Verraten Sie mir doch eins: Weshalb schenkt ein Mann seiner Geliebten das Schmuckstück, das er seiner Frau zur Hochzeit geschenkt hat? Welcher Mann aus meiner Familie würde seiner Geliebten die Farneste-Smaragde schenken?“

Die Farneste-Smaragde, dachte Rachel und glaubte, sie vor sich zu sehen. Vor neun Monaten hatte ihre Mutter darauf bestanden, dass Rachel sie zur Bank begleitete. Dort hatte man sie in einen kleinen Raum geführt und ihrer Mutter ein versiegeltes Päckchen gebracht, ehe man sie allein gelassen hatte. Ihre Mutter hatte das Päckchen geöffnet, und ein kleiner Schmuckkasten war zum Vorschein gekommen.

Als ihre Mutter ihn geöffnet hatte und Rachel den Inhalt betrachtete, hielt sie den Atem an. Die Smaragde funkelten im Licht wie grünes Feuer. Mit zufriedener Miene ließ ihre Mutter sie durch die Hände gleiten und seufzte tief.

„Die sind unglaublich schön“, flüsterte Rachel.

„Ja“, stimmte ihre Mutter lächelnd zu. „Und sie gehören mir.“ In ihrer Stimme schwang Triumph.

Rachel hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.

„Es sind die Farneste-Smaragde. Sie gehören mir“, hatte ihre Mutter hinzugefügt. Ein seltsam gequälter Ausdruck war auf ihrem Gesicht erschienen, als sie Rachel angesehen hatte. „Eines Tages werden sie dir gehören. Du wirst sie erben.“

Äußerlich ruhig und beherrscht saß Vito an seinem Schreibtisch, der so riesig und exklusiv war, wie es sich für den Vorstandsvorsitzenden und Präsidenten des Farneste-Konzerns gehörte. Der Konzern war erst seit drei Generationen im Besitz der Familie, die selbst viel älter war. Während der Renaissance waren die Farnestes Magnaten und reiche Kaufleute gewesen. Obwohl es in den folgenden Jahrhunderten zuweilen finanzielle Probleme gegeben hatte, florierte der Konzern jetzt dank Enricos scharfem Verstand und der starken Hand, mit der er das Unternehmen leitete, wie nie zuvor. Vitos Aufgabe war es, den Konzern den allgemeinen Globalisierungsbestrebungen des einundzwanzigsten Jahrhunderts anzupassen.

Natürlich hatte Vito die Vergangenheit nicht vergessen. Ihm war bewusst, dass die Farneste-Smaragde sich seit dem achtzehnten Jahrhundert im Besitz der Familie befanden. Und er erinnerte sich allzu gut an die Ereignisse, die jahrelang sein Leben überschattet hatten. Das hatte er Arlene Graham zu verdanken. Sie hatte die Ehe seiner Eltern zerstört.

Jetzt war ihre Tochter hier und wollte ihm etwas anbieten, was sowieso seiner Familie gehörte.

„Was für Bedingungen?“, fragte er mit regloser Miene. „Ich soll wohl darauf verzichten, deine Mutter anzuzeigen, wenn du mir das Eigentum meiner Familie freiwillig zurückgibst“, stellte er ruhig und sachlich fest.

Rachel war so angespannt, dass ihr Rücken anfing zu schmerzen. „Wenn es einen Grund geben würde, meine Mutter anzuzeigen, hättest du es längst getan“, entgegnete sie genauso ruhig und sachlich. „Ich rede von ganz anderen Bedingungen.“ Sie beobachtete ihn genau, aber er zeigte keinerlei Reaktionen. Dass er sich darüber ärgerte, ihre Mutter nicht zwingen zu können, ihm sein vermeintliches Eigentum auszuhändigen, war ihr völlig klar. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte er mit allen verfügbaren Mitteln dafür gesorgt, wieder in den Besitz der Farneste-Smaragde zu kommen.

Was Vito Farneste haben wollte, das bekam er normalerweise. Das hatte er Rachel damals bewiesen. Sie blickte ihn an, den Mann, der sie beinahe vernichtet hätte.

Damals war sie jung, naiv, unerfahren und leichtgläubig gewesen. Das war sie jetzt nicht mehr.

Vito Farneste bedeutete ihr nichts mehr. Und sie bedeutete ihm auch nichts, sie war ihm immer gleichgültig gewesen.

Nur ein einziger Mensch war wichtig für Rachel, auch wenn sie erst sehr spät zu dieser Einsicht gekommen war. Wegen dieses Menschen stand sie jetzt hier vor Vito Farneste und bot ihm das Einzige an, worauf er Wert legte.

Auf mich hat er nie Wert gelegt, nie und zu keinem Zeitpunkt, ich war nur eine dumme junge Frau, die sich hat benutzen lassen, überlegte sie. Rasch verdrängte sie die schmerzlichen Erinnerungen.

Seine Augen sind ganz dunkel, so dunkel wie die Nacht, dachte sie zusammenhanglos und zwang sich, sich auf ihr Vorhaben zu konzentrieren. Vito Farneste wollte jetzt etwas anderes von ihr als damals, als sie dumm, naiv und leichtgläubig gewesen war. Dieses Mal würde er es nicht umsonst bekommen. Natürlich wollte sie kein Geld, denn das würde ihr nichts nützen.

„Nun, was ist?“, fragte Vito und sah sie an.

Mit seinem durchdringenden Blick schien er sie zwingen zu wollen, endlich zur Sache zu kommen.

Rachel atmete tief durch. „Es ist ganz einfach“, erklärte sie. „Ich möchte, dass du mich heiratest.“

Sekundenlang herrschte Schweigen. Dann warf er den Kopf zurück und lachte laut, spöttisch und verächtlich. Es traf Rachel wie ein Peitschenhieb.

Plötzlich hörte er auf zu lachen und beugte sich vor. „Träum ruhig weiter“, antwortete er ironisch und gehässig.

Dass Vito sie nicht heiraten würde, war Rachel eigentlich klar gewesen. Damals, vor sieben Jahren, hatte sie davon geträumt. Doch da war sie noch ein ganz anderer Mensch gewesen, naiv und unerfahren.

Niemand hatte sie vor Vito Farneste gewarnt, und sie hatte nicht geahnt, wie gefährlich es war, sich mit ihm einzulassen.

Nach der ersten unangenehmen Begegnung am Swimmingpool hatte sie geglaubt, ihn nie wiederzusehen. Als ihre Mutter vom Mittagessen mit Enrico zurückgekommen war, war sie zornig darüber gewesen, dass Vito in der Villa erschienen war. Auch sein Vater war darüber offenbar nicht erfreut gewesen.

Rachel hatte einen Wagen vorfahren hören, war jedoch am Swimmingpool geblieben. Enricos und Vitos ärgerliche Stimmen drangen wenig später aus dem Haus bis zu ihr. Die Auseinandersetzung endete damit, dass Vito in seinen Wagen stieg und mit aufheulendem Motor davonfuhr. Kurz darauf kam ihre Mutter aus dem Haus. Die hohen Absätze ihrer Schuhe klapperten auf der Steintreppe, als sie mit angespannter Miene zum Swimmingpool hinunterlief. Sie wirkte beunruhigt, und trotz ihres perfekten Make-ups war die hektische Röte ihrer Wangen zu erkennen. Sie war eigentlich eine schöne Frau von vierunddreißig und sah wesentlich jünger aus, als sie war. Doch jetzt sah man ihr das Alter an.

„Ist alles in Ordnung, Mom?“, fragte Rachel.

Ihre Mutter machte eine ungeduldige Handbewegung. „Vito war hier und hat wieder einen Streit angezettelt, wie immer. Enrico ist natürlich wütend, und das ist nicht gerade angenehm.“

„Wer ist Vito?“ Rachel war sich ziemlich sicher, dass sie die Antwort kannte.

„Enricos Sohn. Er wollte seinem Vater mitteilen, dass seine Mutter einen ihrer sogenannten Nervenzusammenbrüche hatte und in das Chalet in den Alpen gefahren ist. Das hätte Vito sich sparen können. Oder nimmt er wirklich an, Enrico würde hinter ihr herfahren? Er ist erst seit zwei Tagen hier. Der junge Mann hat offenbar keine Ahnung, wie hart sein Vater arbeitet.“ Sie verzog die Lippen. „Vito kann nur das Geld seines Vaters mit vollen Händen ausgeben und in Rom das süße Leben genießen. Er ist ein echter Playboy.“ Plötzlich kniff sie die Augen zusammen. „Bist du ihm etwa während unserer Abwesenheit begegnet?“

Rachel errötete. „Er … war kurz am Swimmingpool“, gab sie leise zu.

Der Blick ihrer Mutter wurde hart. „Na ja, wenigstens kommt er nicht noch einmal. Er ist weggefahren, um seiner Mutter, die immer wieder solche Anfälle hat, die Hand zu halten. Das Theater, das er aufführt, ist lächerlich.“

In dem Moment wünschte Rachel sich ganz weit weg. Während ihres Aufenthalts in der Villa bemühte sie sich, Enrico und ihrer Mutter aus dem Weg zu gehen. Sie verbrachte viel Zeit am Privatstrand unterhalb des Hauses, schwamm im Meer oder saß mit einem Buch am Swimmingpool in der Sonne.

Zu ihrer Erleichterung waren ihre Mutter und Enrico sowieso meist unterwegs. In der Gesellschaft der beiden fühlte sie sich nicht wohl. Enrico war mittleren Alters, hatte eine eher untersetzte Statur und war ein zurückhaltender Mensch. Wenn er zu Hause war, drehte sich alles nur um ihn.

Die beiden zusammen zu sehen, gefiel Rachel nicht, obwohl sie sich mit der Beziehung, die schon seit sechs Jahren bestand, abgefunden hatte. Damals war Enrico auf einer Konferenz in Brighton gewesen und in Arlenes exklusive Boutique gekommen. Er hatte ein Geschenk für seine damalige Geliebte gesucht und sich bei Arlenes Anblick spontan entschlossen, mit der anderen Frau Schluss zu machen und Arlene Graham als seine neue Geliebte mit nach Italien zu nehmen. Rachel war sogleich fortgeschickt worden, zuerst zu der verwitweten Tante ihrer Mutter, später auf ein teures Internat.

Natürlich hatte Rachel von Anfang an gewusst, dass ihre Mutter die Geliebte des reichen und mächtigen Enrico Farneste war, dem Vorstandsvorsitzenden des Farneste-Konzerns. Und sie hatte auch gewusst, dass die luxuriöse Villa, in der Arlene wohnte, Enrico gehörte, genauso wie die Jacht, auf der die beiden viel Zeit verbrachten. Enrico bezahlte das teure Internat, und er hatte auch dafür gesorgt, dass ihre Tante Jean nicht mehr in der einfachen Wohnung hausen brauchte, sondern in einem schönen Bungalow außerhalb von Brighton leben konnte.

Arlene machte es offenbar nichts aus, dass sie nur Enricos Geliebte war. „Das ist in Italien kein großes Problem“, hatte sie Rachel erklärt. „In einem katholischen Land lässt man sich nicht scheiden. Deshalb haben viele Männer eine Geliebte, was allgemein akzeptiert wird. Es wird genauso wenig darüber geredet wie damals bei uns darüber, dass dein Vater und ich nicht verheiratet waren.“

Es hatte so überzeugend geklungen, dass Rachel ihr geglaubt hatte. Erst Enricos Sohn hatte ihr mit seiner verletzenden Bemerkung die Augen geöffnet und die Illusionen geraubt. Er hatte ihr die harte, ungeschminkte Wahrheit an den Kopf geworfen.

Hatte das nicht gereicht? War sie nicht gewarnt gewesen? Offenbar nicht, wie sich später herausgestellt hatte.

Trotz seiner grausamen Worte hatte Rachel den Mann nicht vergessen können. Seit dem Tag, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, verglich sie jeden Mann, den sie kennenlernte, mit Vito Farneste. Auch später, als sie vollauf mit Lernen für die Schule beschäftigt war, stieg immer wieder sein Bild vor ihr auf. Sie wusste, dass sie nie würde vergessen können, wie er an jenem Sommertag mit geschmeidigen Bewegungen die Stufen zum Swimmingpool hinuntergekommen war. Sie hatte ihn unwillkürlich mit einem griechischen Gott verglichen.

Aber sie hatte mit niemandem darüber geredet. Zu sehr hatte sie sich wegen ihrer Zuneigung zu diesem Mann geschämt, für die sie am Ende teuer bezahlt hatte. Ihr Traum hatte sich zu einem Albtraum entwickelt.

Vito lehnte sich zurück. „Bleib doch realistisch“, forderte er Rachel gefährlich sanft und verächtlich zugleich auf, während er die Schublade des Schreibtischs öffnete und ein Scheckheft hervorzog. Dann nahm er den goldenen Kugelschreiber in die Hand. „Nenn deinen Preis. Bargeld ist doch das, worauf Frauen wie du und deine Mutter allergrößten Wert legen.“ Er kniff die Augen zusammen und sah Rachel zornig an. „Ich bin bereit, dir für die Farneste-Smaragde eine Million Euro zu bezahlen, jedoch keinen Cent mehr. Entweder du akzeptierst das Angebot, oder du kannst die ganze Sache vergessen.“ Er fing an zu schreiben.

„Ich verkaufe aber nicht“, erklärte Rachel ruhig und beherrscht.

Spöttisch sah er sie an. „Das ist ein schlechter Scherz. Eigentlich hätte ich dir nicht zugetraut, zu solchen Mitteln greifen zu müssen.“ Er unterschrieb den Scheck und schob ihn über den Schreibtisch. „Ich habe ihn um drei Tage vordatiert. Bring mir morgen die Smaragde, dann kannst du den Scheck einlösen.“

Ohne den Scheck zu beachten, erwiderte sie angespannt und unnachgiebig: „Es war kein Scherz. Wenn du die Smaragde zurückhaben willst, musst du mich heiraten. Entweder akzeptierst du das Angebot, oder du kannst die Sache vergessen.“ Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihm mit seinen eigenen Worten zu antworten. Es half ihr, sich vorübergehend etwas besser zu fühlen. Dennoch waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt, und sie hatte das Gefühl, jeden Moment die Beherrschung zu verlieren.

Betont langsam legte Vito den Kugelschreiber weg, ehe er sich genauso langsam über den Schreibtisch beugte. „Ich würde lieber eine Kröte heiraten als dich“, stieß er hervor und musterte sie verächtlich.

„Natürlich habe ich nicht an eine richtige Ehe gedacht“, entgegnete Rachel und versuchte vergeblich, die Stimme spöttisch klingen zu lassen. „Ich will nur für kurze Zeit deinen Ring am Finger haben“, fügte sie hinzu und empfand tiefen Schmerz, als sie daran dachte, weshalb die Sache so wichtig für sie war. „Für höchstens sechs Monate.“ Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Trotzdem hielt sie seinem kühlen, gleichgültigen Blick genauso gleichgültig stand.

„Meine Antwort kennst du. Dass du ziemlich dumm bist und viele andere Fehler hast, wusste ich schon. Aber dass du nur das hörst, was du hören willst, ist mir neu“, antwortete er. „Glaubst du wirklich, ich würde dich jemals heiraten, egal, für wie lange?“

Vor lauter Anspannung schmerzte ihr ganzer Körper. „Du kannst dir die gehässigen Bemerkungen sparen, Vito. Ich weiß sowieso, was du von mir hältst.“

„Wenn du es so genau weißt, verstehe ich erst recht nicht, warum du mir so einen Vorschlag unterbreitest. Es lässt mich an deinem Verstand zweifeln, dass du es wagst, mir das für eine Gegenleistung anzubieten, was sich deine Mutter, die sich wie eine Hure verhalten hat, rechtswidrig angeeignet hat.“

Alle möglichen Emotionen spiegelten sich in Rachels Gesicht. „Sprich nicht so über meine Mutter!“, fuhr sie ihn an.

Vitos Miene verfinsterte sich. „Mein Vater war deiner geldgierigen Mutter in die Hände gefallen, und sie wollte ihn nicht loslassen. Sie hat meiner Mutter das Leben unerträglich gemacht“, stellte er hart fest.

Rachel schloss die Augen, so als könnte sie auf diese Art die Wahrheit ausblenden. Wie konnte sie den Vorwurf entkräften? Vito hatte recht. Dennoch verletzte es sie, dass er so verächtlich über ihre Mutter redete. Sie erinnerte sich daran, in welchem Zustand ihre Mutter sich befand, und öffnete die Augen rasch wieder, um das Bild, das vor ihr aufstieg, zu verdrängen. Aber den Schmerz, den sie empfand, konnte sie nicht verdrängen.

Sie machte eine Handbewegung, wie um die Gefühle, die in ihr aufstiegen, zu vertreiben. Nur mit großer Anstrengung schaffte sie es, sich zu beherrschen und die Unterhaltung auf rein sachlicher, geschäftsmäßiger Ebene fortzusetzen.

„Das hat mit der Sache nichts zu tun“, erwiderte sie. „Es geht hier nur darum, ob du die Farneste-Smaragde zu meinen Bedingungen zurückhaben willst oder nicht. Du würdest sie an unserem Hochzeitstag bekommen und brauchtest nichts dafür zu bezahlen.“ Sie musste sich geradezu zwingen, den letzten Satz ruhig hinzuzufügen.

Vito blickte sie nachdenklich an. Plötzlich fühlte Rachel sich unbehaglich. Mit seinen zornigen, verächtlichen und kühlen Blicken hatte sie umgehen können, nicht jedoch mit diesem rätselhaften Blick. Sie bekam Herzklopfen, und ihr verkrampfte sich der Magen.

„Warum?“, fragte Vito ruhig. In seiner Stimme schwang etwas Beunruhigendes, Bedrohliches. „Warum?“, wiederholte er und ließ Rachel nicht aus den Augen.

Was hatte er vor? Weshalb sah er sie so an? Sie straffte die Schultern. „Was meinst du damit? Willst du wissen, warum ich kein Geld für die Smaragde haben will?“

„Nein. Warum glaubst du, ich würde auch nur eine Sekunde lang deinen Vorschlag in Betracht ziehen?“ Seine Stimme klang gefährlich ruhig.

„Weil du die Farneste-Smaragde unbedingt zurückhaben willst“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Und das wäre die einzige Möglichkeit, sie zu bekommen.“

In seinen Augen blitzte es auf, ehe er aufsprang und die Hand hob. „Es reicht. Mit diesem Unsinn habe ich mich lange genug befasst und werde meine Zeit keine Minute länger damit verschwenden. Ich bin bereit, sie zurückzukaufen. Entweder nimmst du den Scheck an, oder du verschwindest augenblicklich.“

Er war so zornig, dass Rachel instinktiv zurückwich. „Wenn ich jetzt gehe, wirst du die Smaragde nie zurückbekommen.“ Leider klang ihre Stimme nicht so fest, wie Rachel es sich gewünscht hätte.

„Das ist eine kühne Behauptung“, entgegnete er ironisch. „Irgendwann wirst du sie verkaufen, und wenn du es nur deshalb tust, um zu wissen, wie viel sie wert sind. Dass du sie mir nicht verkaufen willst, ist mir ziemlich egal. Dann kaufe ich sie eben dem Käufer ab.“

„Meine Mutter wird sie nie verkaufen!“ Rachel erinnerte sich daran, wie Arlene die Smaragde in der Hand gehalten und wie triumphierend ihre Stimme geklungen hatte. „Niemals“, bekräftigte sie.

„Ach, und dann tust du so, als könntest du darüber verfügen? Wie seltsam. Aber von mir aus kann sie die Juwelen mit ins Grab nehmen.“

Rachel wurde blass und fühlte sich plötzlich ganz schwach auf den Beinen. „Du … Bastard“, flüsterte sie.

„Nein, das bist du. Oder hast du es vergessen?“, antwortete er mit regloser Miene.

Jetzt hatte sie endgültig genug. Wie betäubt drehte sie sich um und ging zur Tür. Die wenigen Meter kamen ihr vor wie hundert. An der Tür legte sie die Hand auf den Griff, atmete tief durch und drehte sich mutig wieder zu ihm um. „Zur Hölle mit dir, Vito Farneste.“ Sie verließ den Raum. Dann eilte sie über den Flur. Im Aufzug glaubte sie zusammenzubrechen und lehnte sich an die Wand.

Ihre Bemühungen waren fehlgeschlagen, Vito war nicht auf ihre verrückte Idee eingegangen. Verzweiflung erfasste sie, und sie ließ den Tränen freien Lauf.

Einige Minuten lang stand Vito mit undurchdringlicher Miene am Fenster seines Büros. Er kochte geradezu vor Wut, beherrschte sich jedoch dank seines eisernen Willens.

Wie hatte Rachel es wagen können, zu ihm zu kommen? Kühl und überheblich hatte sie ihm angeboten, ihm das Eigentum seiner Familie zurückzugeben, wenn er sie heiratete. Es war unglaublich. Er kniff die Augen zusammen.

Hatte sie wirklich geglaubt, er würde über den absurden Vorschlag überhaupt nachdenken? Nach dem Tod seines Vaters vor drei Jahren hatte Vito Arlene Graham dazu gebracht, Italien zu verlassen. Und jetzt tauchte ihre Tochter aus heiterem Himmel bei ihm auf und schien zu glauben, er würde sie heiraten, um in den Besitz der Smaragde zu kommen, die ihre Mutter seiner Familie gestohlen hatte.

Wo wohnte sie eigentlich, und womit verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt? Warum war sie ausgerechnet jetzt aufgetaucht? Waren die Zeiten für sie und ihre Mutter härter geworden? Er hatte dafür gesorgt, dass Arlene Graham nur wenig hatte mitnehmen können. Aber eine Frau wie sie hatte wahrscheinlich sowieso vorgesorgt und Geld zurückgelegt. Wohin sie gegangen war, wusste er nicht, und es war ihm auch egal. Dass sie wieder mit einem reichen Mann zusammenlebte, konnte er sich nicht vorstellen. Immerhin war sie nicht mehr die Jüngste, ihre besten Jahre waren vorbei.

Plötzlich durchzuckte ihn ein Gedanke, der ihm gar nicht gefiel. Hatte sie ihre Tochter dazu gebracht, auf dieselbe Art und Weise zu Geld zu kommen? Schlief Rachel auch mit reichen Männern und ließ sich dafür bezahlen? Nach ihrem Outfit zu urteilen, war das durchaus möglich.

Rasch verdrängte er den Gedanken und forderte seine Sekretärin über die Sprechanlage auf: „Jemand soll der Frau, die vor wenigen Minuten mein Büro verlassen hat, folgen.“

3. KAPITEL

Rachel schloss die Tür auf und betrat ihre Wohnung. Die Emotionen, die nach der Begegnung mit Vito Farneste auf sie eingestürzt waren, hatten sie aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht, und sie zitterte am ganzen Körper.

Nachdem sie sich vor einigen Wochen entschlossen hatte, zu ihm zu gehen und ihm den Vorschlag zu machen, war ihr klar gewesen, dass es unangenehm für sie werden würde. Doch so schlimm hatte sie es sich nicht vorgestellt.

Als sie sich auf das Bett sinken ließ, gab die Matratze unter ihrem Gewicht leicht nach. Rachel beachtete es jedoch nicht. Dass die kleine Mietwohnung in einem schrecklichen Zustand war, störte sie kaum noch. Rachel nahm schon gar nicht mehr wahr, wie schäbig alles war. Ihre kleine, aber wunderschöne Einzimmerwohnung in einem Altbau im viktorianischen Stil, der in einem ruhigen, eher exklusiven Vorort von London lag, hatte sie verkauft. Natürlich vermisste sie das Apartment und die Umgebung, aber sie bereute den Verkauf nicht. Was sein musste, musste sein.

Nur eine einzige Frage hatte sie in den letzten fünf Wochen beunruhigt: Wie sollte sie Vito Farneste dazu bringen, sie zu heiraten?

Hatte sie wirklich geglaubt, er würde über ihren Vorschlag überhaupt nachdenken? Es wäre leichter, einen Berg mit den Händen abzutragen, als Vito dazu zu bringen, sie zu heiraten. Rachel blickte ins Leere. Immer wieder spulten sich die furchtbaren Vorgänge von vorhin in seinem Büro wie ein schlechter Film, der sich nicht unterbrechen ließ, vor ihr ab.

Ihr Magen verkrampfte sich, und sie hielt die Handtasche immer noch mit beiden Händen fest. Sie musste sich geradezu zwingen, sie loszulassen und auf das Bett mit der verwaschenen Tagesdecke zu legen. Dann senkte sie den Blick und betrachtete sekundenlang den abgenutzten Teppich.

Es war alles sinnlos gewesen. Sie hätte sich diese ganze dumme Geschichte sparen können. Es war eine absurde, lächerliche Idee gewesen. Wie hatte sie glauben können, etwas zu erreichen? Dass Vito Farneste sie heiraten würde, um die Familiensmaragde zurückzubekommen, war, wie sie sich hätte denken können, völlig ausgeschlossen. Auf so etwas würde er sich nie einlassen. Sie hätte wissen müssen, dass er lieber auf die Juwelen verzichtete, als ein solches Opfer zu bringen.

Ich muss verrückt gewesen sein, ihm so einen Vorschlag zu machen, überlegte sie. Schmerzerfüllt schloss sie die Augen. Nein, sie war nicht verrückt gewesen, sondern verzweifelt. Um Arlene glücklich zu machen, würde sie alles tun.

Der Schmerz, den sie empfand und der sich wie eine Woge in ihrem Körper auszubreiten schien, ohne dass sie es verhindern konnte, drohte sie zu überwältigen. Sie öffnete die Augen und stand auf. Dann nahm sie ihr Handy aus der Handtasche und wählte die Nummer des Krankenhauses, die sie längst auswendig konnte.

„Hallo, ich bin Arlene Grahams Tochter. Wie geht es ihr?“, fragte sie, als sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete. Nachdem man in der Krankenakte nachgesehen hatte, erhielt sie dieselbe nichtssagende Antwort wie jeden Tag: Der Zustand ihrer Mutter sei stabil, es seien keine Veränderungen eingetreten, und es gehe ihr den Umständen entsprechend gut.

Rachel nickte, bedankte sich für die Information und beendete das Gespräch. Immer dieselbe Litanei, dachte sie. Längst wusste sie, was nie ausgesprochen wurde: Ihre Mutter würde sterben.

Deprimiert durchquerte sie die kleine Wohnung und zog das teure und elegante Outfit vorsichtig aus. Dann hängte sie es auf die Kleiderstange des Metallgestells hinter dem Vorhang, das als Kleiderschrankersatz diente.

Plötzlich empfand sie Verbitterung darüber, dass sie so viel Geld für eine sinnlose Aktion ausgegeben hatte. Diese Ausgabe hätte sie sich sparen können. Wie hatte sie glauben können, Vito Farneste würde sich durch das perfekte Aussehen einer Frau beeindrucken und sich so zu einer absurden Handlung überreden lassen?

Mich zu heiraten ist für ihn unvorstellbar, da nützen auch das eleganteste Outfit und das perfekteste Make-up nichts, sagte Rachel sich.

Er hatte sie aufgefordert, realistisch zu bleiben. Damit hatte er recht gehabt. Sie hatte sich Illusionen hingegeben, als sie geglaubt hatte, die Farneste-Smaragde seien ihm so wichtig, dass er ihrem absurden Vorschlag zustimmt.

Sie hatte seine verächtlichen Worte noch im Ohr, mit denen er ihre Hoffnungen zunichtegemacht hatte.

Die ganze Sache war von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Wie oft musste Vito Farneste sie noch beleidigen und demütigen, ehe sie begriff, dass sie sich am Besten von ihm fernhielt?

Wenn sie vernünftig gewesen wäre, dann wäre die erste Beleidigung, die er ihr als Vierzehnjährige an den Kopf geworfen hatte, zugleich auch die letzte gewesen. Und wenn sie erfahrener gewesen wäre, hätte sie ihm später nicht noch einmal die Möglichkeit gegeben, sie zu erniedrigen.

Aber sie war weder vernünftig noch erfahren gewesen, sondern unglaublich dumm und naiv. Nur so konnte sie sich erklären, dass sie an Märchen geglaubt hatte.

Rachel versuchte vergebens, die negative Gedankenspirale zu unterbrechen. Erinnerungen stürzten auf sie ein, und sie fühlte sich in die Vergangenheit zurückversetzt, die immer noch ihr Leben wie ein Fluch zu überschatten schien.

Damals war sie achtzehn gewesen, sie hatte viele Träume gehabt und an Märchen geglaubt.

Zur Belohnung für das gute Abschneiden bei den Prüfungen hatten die Mädchen der Oberstufenklassen im Sommersemester zwei Wochen Sonderurlaub bekommen. Rachels Freundinnen Jenny und Zara hatten ihr angeboten, mit nach Rom zu fliegen, wo sie die zwei Wochen in der Firmenwohnung von Jennys Vater verbringen wollten. Obwohl Rachel die Älteste in ihrer Klasse gewesen war, war sie viel unerfahrener und naiver gewesen als die anderen. Trotz ihrer Bedenken war sie mitgefahren. Ihrer Mutter hatte sie es vorsichtshalber verschwiegen.

Nachdem sie jahrelang eine Musterschülerin war, hatte sie sich plötzlich nach Abwechslung gesehnt. Es hatte ihr nicht mehr gereicht, nur zu lernen, Sport zu treiben und zu musizieren. Sie hatte von einem Abenteuer, einer Romanze geträumt.

Oh ja, ich habe mich nach einer Romanze gesehnt, aber was ich dann bekommen habe, war etwas ganz anderes, dachte sie, während ihr ein Schauder über den Rücken lief.

Beinahe wünschte sie, sie wäre nicht nach Rom geflogen und nicht am Abend nach ihrer Ankunft auf die Party gegangen, auf der sie Vito Farneste wiedergesehen hatte. Sie war jedoch hingegangen und hatte sich eins von Jennys auffallenden Outfits geliehen. Zara hatte ihr das Haar gebürstet, sodass es ihr wie ein goldener Vorhang über die nackten Schultern fiel. Dann hatte Rachel Lidschatten und Mascara aufgetragen und Jennys Lippenstift benutzt.

Aus dem etwas langweilig wirkenden Teenager hatte sie sich in eine auffallend attraktive junge Frau verwandelt. Sie hatte sich für weltgewandt und sehr erwachsen gehalten. In Wahrheit war sie jedoch noch ein halbes Kind gewesen, das versucht hatte, in der Welt der Erwachsenen mitzuspielen, ohne die Spielregeln zu kennen.

Wenn sie doch nur nicht auf die Party gegangen wäre … Aber sie war hingegangen. Leider hatte Vito dieselbe Idee gehabt. Und er hatte die Gelegenheit ausgenutzt, sich zu nehmen, was Rachel ihm als leicht zu beeindruckende Achtzehnjährige angeboten hatte. Sie hatte sich seinem Charme nicht entziehen können, und sie wollte es auch gar nicht.

Als er sie angelächelt und den Blick bewundernd über ihre schlanke Gestalt hatte gleiten lassen, war sie davon überzeugt, dass sie ihm gefiel. Den ganzen Abend wich er nicht von ihrer Seite, und sie hatte nur noch Augen für ihn.

Natürlich hatte sie ihn sogleich erkannt. Doch seltsamerweise hatte er sie offenbar nicht wieder erkannt. Ihr war klar, dass sie vor vier Jahren als Vierzehnjährige, noch dazu in dem Badeanzug und mit dem nassen Haar, ganz anders ausgesehen hatte. Hatte Vito überhaupt ihren Vornamen gekannt? Sie überlegte, ob sie ihm verraten sollte, wer sie war. Aber im Verlauf des Abends entschied sie sich dagegen. Sie wollte nicht riskieren, dass er sie wieder so brutal abfertigte wie vier Jahre zuvor.

Es kam ihr vor, als wäre ein Traum in Erfüllung gegangen. Vito verließ mit ihr die Party, als alles außer Kontrolle zu geraten drohte, und fuhr mit ihr in seinem offenen Sportwagen durch das nächtliche Rom. Rachel saß neben ihm und betrachtete staunend die Sehenswürdigkeiten, auf die er sie hinwies: den Petersplatz, die Spanische Treppe, das Pantheon und das Kolosseum. Doch sie war nicht nur von dieser Stadt fasziniert.

Immer wieder sah sie Vito Farneste an und konnte kaum glauben, dass er wirklich neben ihr saß und sie mit ihm durch Rom fuhr. Als er sie schließlich weit nach Mitternacht zu Jennys Apartment brachte, war Rachel sich ziemlich sicher, dass sie ihn nie wiedersehen würde. Aber am nächsten Morgen erschien er nach dem Frühstück und nahm sie mit, um ihr die Stadt bei Tageslicht zu zeigen.

Sie war selig, als er sie wieder anlächelte, denn damit gab er ihr zu verstehen, dass sie ihm wirklich gefiel, obwohl sie sehr unerfahren und sehr jung war.

Es war wie ein Märchen. Zwei wunderschöne Wochen hatte sie Vito ganz für sich allein, und sie fühlte sich wie im siebten Himmel. Nicht nur Rom zeigte er ihr, sondern er fuhr auch mit ihr hinaus aufs Land, durch die Pinienwälder und an Seen entlang bis zur Mittelmeerküste. Rachel fühlte sich wie verzaubert, als sie voller Ehrfurcht die berühmten Deckengemälde von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle betrachtete, durch das Forum Romanum wanderte und wie alle anderen Touristen Münzen rückwärts über die Schulter in den Fontana di Trevi warf. Danach legte Vito ihr den Arm um die Schultern und führte sie weiter.

Vor Freude und Glück wäre sie beinahe ohnmächtig geworden. Er lud sie in ein nahe gelegenes Eiscafé ein, wo die Auswahl so groß war, dass Rachel Mühe hatte, sich zu entscheiden, was sie bestellen wollte. Später schlenderten sie über die Via Corso und sahen sich die Auslagen in den Schaufernstern der eleganten Geschäfte und Boutiquen an. Vito erwies sich als guter Fremdenführer, er erzählte ihr viel über die Geschichte Roms. Immer wieder lächelte er Rachel an, und sie war von ihm fasziniert.

In ihrer Freude und Begeisterung hatte sie nicht begriffen, dass er alles genau geplant hatte. Den deutlichen Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung war, hatte sie nicht beachtet. In ihrer Naivität hatte sie sich nichts dabei gedacht, dass Vito sie in der ganzen Zeit kaum berührte. Manchmal hatte er ihr den Arm um die Schultern gelegt oder sie am Arm berührt, wenn er sie auf etwas hatte aufmerksam machen wollen. Das war aber auch schon alles. Erst am letzten Abend hatte sich das geändert.

Ich will mich daran nicht erinnern, sagte sie sich schmerzerfüllt, während sie den schäbigen Vorhang vor den Kleiderständer zog und sich in der Kochnische einen Tee machte. Die Erinnerungen ließen sich jedoch nicht verdrängen.

Nachdem sie an ihrem letzten Abend in Rom in einem Straßencafé einen Kaffee getrunken hatten, brachte Vito sie nicht wie sonst zu dem Apartment von Jennys Vater zurück. Stattdessen nahm er sie mit in die luxuriöse Wohnung, die seine Familie in einem wunderschönen Altbau aus dem achtzehnten Jahrhundert besaß.

Dort verführte er Rachel mit dem ganzen Geschick des erfahrenen Playboys. Und sie ließ sich gern von ihm verführen. Hingerissen, atemlos und voller Bewunderung landete sie zuerst in seinen Armen, dann in seinem Bett. Unter seinen Küssen, mit denen er ihren schwachen Protest erstickt hatte, schmolz sie geradezu dahin.

Doch welche Achtzehnjährige hätte Vito Farneste auch widerstehen können? Er war einfach zu attraktiv.

In den zwei traumhaft schönen Wochen hatte Rachel sich so hoffnungslos in ihn verliebt, dass es ihr ganz natürlich vorgekommen war, mit ihm zu schlafen. Sie klammerte sich an ihn, schmiegte sich an ihn, während er sie in eine Welt entführte, von deren Existenz sie bisher nichts geahnt hatte. Sie war über alle Maßen glücklich.

Am nächsten Morgen war alles aus und vorbei, und sie hatte das Gefühl, in einen Abgrund gestoßen zu werden. Es war so schrecklich, dass sie sich kaum noch zu helfen wusste.

Als sie nackt in Vitos Armen aufwachte, war die Welt noch in Ordnung, glücklich und zufrieden lag sie in dem breiten Bett. Wenige Minuten später wurde zu ihrem Entsetzen die Wohnungstür aufgeschlossen, und Stimmen waren zu hören. Vito versteifte sich plötzlich neben ihr. Doch ehe er überhaupt reagieren konnte, wurde die Schlafzimmertür aufgerissen, und Rachels Mutter stürmte herein.

Als sie Vito und ihre Tochter nackt im Bett entdeckt hatte, war sie starr vor Schrecken und Entsetzen stehen geblieben.

Sogar jetzt noch, nach sieben Jahren, schauderte es Rachel, wenn sie an die Szene zurückdachte, die ihr wie ein Albtraum vorgekommen war. Ihre Mutter hatte vor Zorn und Empörung geschrien, und Enrico war hinter ihr hergekommen. Er wollte wissen, was los war. Rachel zog hastig die Decke über sich. Sie fühlte sich so gedemütigt, dass sie am liebsten gestorben wäre.

Vito hingegen schien sich überhaupt nicht zu schämen. Während Rachels Mutter und Enrico ihn wütend anschrien und ihm Vorwürfe machten, stand er nackt, wie er war, auf und zog sich seelenruhig die Hose an. Dann drehte er sich zu Arlene um.

„Ich soll deine Tochter verführt haben?“, hatte er angespannt und hart gefragt. „Da irrst du dich. Sie konnte es kaum erwarten, mit mir zu schlafen.“

Rachel kehrte in die Gegenwart zurück. Sie schloss die Augen, wie um die Vergangenheit auszublenden. Aber das gelang ihr natürlich nicht. Vitos grobe, beleidigende Bemerkung schmerzte noch genauso sehr wie damals an jenem verhängnisvollen Morgen, als ihr bewusst geworden war, dass Vito die ganze Sache geplant hatte.

Absichtlich und kaltblütig hatte er sie als naive Achtzehnjährige, die es angeblich kaum erwarten konnte, mit ihm zu schlafen, nur aus einem einzigen Grund verführt: Er hatte sie entjungfern wollen, um sich an ihrer Mutter, die er zutiefst verachtete, dafür zu rächen, dass sie die Geliebte seines Vaters war.

„Du liebe Zeit, Rachel, wie konntest du nur so dumm sein?“, hatte ihre Mutter sie angefahren, nachdem Enrico und Vito die Wohnung verlassen hatten. „Konntest du dir nicht denken, was er bezweckte? Ist es dir nicht seltsam vorgekommen, dass ein Mann wie Vito Farneste sich für einen unerfahrenen Teenager interessiert? Er kann jede Frau bekommen, die er haben will, und gibt sich nur mit Models, Filmstars und dergleichen ab. Hattest du wirklich keine Ahnung, was für ein Mensch er ist?“ Sie hatte Rachel an den Schultern gepackt und geschüttelt. „Er hat mit dir geschlafen, um mich zu treffen, denn er weiß genau, dass ich dich beschützen will. Er hasst mich wie die Pest und würde alles tun, um mir zu schaden. Dich zu verführen hat ihm sicher Spaß gemacht.“

Er ist ein Mensch, der vor nichts zurückschreckt und sich sogar dazu zwingt, mit einer achtzehnjährigen Jungfrau Sex zu haben, sagte Rachel sich. Sie durfte über die Vergangenheit nicht nachdenken, auch nicht darüber, was sie soeben erlebt hatte. Wie hatte sie nur zu ihm gehen und ihm vorschlagen können, sie zu heiraten? Sie musste verrückt gewesen sein. Trotzdem hatte sie es versuchen müssen. Schuldgefühle und der Kummer und Schmerz hatten sie dazu bewogen, ihn an diesem Nachmittag aufzusuchen.

Ihre Hand zitterte, als sie das kochende Wasser über den Teebeutel in der Tasse goss. Der Schmerz darüber, dass ihre Mutter im Sterben lag, drohte sie zu überwältigen. Ihre Mutter so schwach und abgemagert in dem Krankenhausbett liegen zu sehen, quälte sie immer wieder von Neuem. Die Krebszellen breiteten sich viel zu schnell aus, und die Chemotherapie hatte ihre Mutter so sehr geschwächt, dass sie keine Überlebenschance hatte.

Immer wieder stieg das blasse, verhärmte Gesicht ihrer Mutter vor ihr auf, und voller Wehmut dachte Rachel daran, wie schön und attraktiv Arlene früher gewesen war.

Schuldig fühlte Rachel sich deshalb, weil sie sich in den Jahren nach dem schrecklichen Vorfall in Rom beinah völlig von ihrer Mutter zurückgezogen hatte.

Arlene hatte Enrico nachdrücklich aufgefordert, Vito zu zwingen, Rachel zu heiraten. Sie war sich vorgekommen wie eine entehrte viktorianische Jungfrau, deren Ruf ohne den Ehering am Finger für den Rest ihres Lebens ruiniert gewesen wäre. Natürlich hatte Enrico sich geweigert, auf seinen Sohn Druck auszuüben. Vito selbst hatte nur spöttisch und verächtlich gelacht. Rachel war das Verhalten ihrer Mutter sehr peinlich gewesen. Sie hatte die Idee ihrer Mutter, Vito müsse ihre Tochter, die er verführt hatte, heiraten, für demütigend gehalten.

Schließlich war Rachel nach England zurückgeflogen. Sie hatte die Schule jedoch abgebrochen und bei ihrer Tante gelebt, mit der ihre Mutter kaum noch Kontakt hatte. Da Rachel sich geschworen hatte, in Zukunft finanziell nicht mehr von ihrer Mutter und Enrico abhängig zu sein, hatte sie einen Job in einem Café in Brighton angenommen.

Es gab noch einen anderen Grund, warum sie den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen hatte. Darüber wollte sie jedoch jetzt nicht nachdenken, zu schmerzlich waren die Erinnerungen. Außerdem hatte sie momentan genug andere Probleme.

Deprimiert drückte sie den Teebeutel aus und gab etwas Milch in die Tasse. Das alles geschah automatisch, denn in ihrem Kopf herrschte ein einziges Gefühlschaos und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Die Schuldgefühle hatten sich als sehr hartnäckig und quälend erwiesen, sie machten ihr das Leben schwer. Schließlich stellte sie sich mit der Tasse in der Hand ans Fenster, ohne den Hinterhof mit den Mülltonnen, den vielen Fliegen, halb abgerissenen Plakaten und dem nicht ordentlich entsorgten Abfall wahrzunehmen.

Als sie damals ihre Mutter aus ihrem Leben ausgeschlossen hatte, hatte sie sich noch nicht schuldig gefühlt. Warum auch? Arlene war Enrico Farneste nach Italien gefolgt und hatte auf seine Kosten ein Leben im Luxus geführt. Schon als Teenager war Rachel sich sicher gewesen, dass es keine Entschuldigung für das Verhalten der beiden gab. Weder Arlene noch Enrico hatte es gestört, dass seine Frau unter der Situation sehr gelitten hatte.

Aber Rachel hatte sich getäuscht, wie sie viel zu spät erfahren hatte. Erst als ihre Mutter krank geworden war, hatte sie sich ihrer Tochter anvertraut.

„Ich habe es doch nur für dich getan, mein Kind“, hatte Arlene erzählt. Um die Schmerzen zu lindern, bekam sie starke Medikamente. Deshalb fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. Andererseits bewirkten die Medikamente, dass sie sich von dem ganzen seelischen Ballast befreien konnte, den sie so viele Jahre lang mit sich herumgetragen hatte. „Du solltest mehr haben, als ich jemals hatte. Dein Vater hat dich nicht als seine Tochter anerkannt, mich hat er verachtet. Um Sex zu haben, war ich ihm gut genug. Ich habe ihn gehasst und mir vorgenommen, dass du eines Tages eine Frau sein solltest, die er und seine Familie niemals verachten würden. Ich wollte dir die beste Erziehung zuteilwerden lassen, du solltest die beste Schule besuchen und in denselben Kreisen verkehren wie dein Vater. Aus dem Grund habe ich deinen Familiennamen ändern lassen, du solltest so heißen wie dein Vater. Ihm war natürlich klar, dass ich niemals Anspruch auf Unterhalt stellen würde. Als er bei einem Autounfall ums Leben kam, hat es mir überhaupt nicht leidgetan. Er hat seine Strafe für das bekommen, was er uns beiden angetan hat. Damals hat er mich ausgelacht und erklärt, er könne mich nicht heiraten, ich passe nicht in seine Kreise.“

Arlene nahm Rachels Hand und sah ihre Tochter schmerzerfüllt an. „Warum war ich nie gut genug zum Heiraten? Warum wollten die Männer nur Sex mit mir haben? Auch Enrico hat in mir immer nur die Geliebte gesehen, mehr habe ich ihm nicht bedeutet.“ Müde hatte sie hinzugefügt: „Ich habe Enrico sehr geliebt, doch er hat meine Liebe nicht erwidert. Um ihn nicht zu verlieren, habe ich ihm nie gezeigt oder gesagt, was ich für ihn empfand. Er sollte nicht das Gefühl haben, ich erwartete, dass er sich scheiden ließ. Das hätte er sowieso nie getan. Außerdem hätte er mich auch nicht geheiratet, wenn er frei gewesen wäre. Er wollte Sex mit mir haben, das war alles.“

Rachel war erschüttert gewesen über das Geständnis. Jetzt stand sie da mit der Tasse in der Hand und blickte ins Leere. Sie erinnerte sich daran, wie blass und zerbrechlich ihre Mutter in dem Krankenhausbett gewirkt hatte und wie gequält ihre Stimme geklungen hatte.

„Du solltest eine Frau zum Heiraten werden. Die Männer sollen nicht nur Sex mit dir haben wollen. Als Vito dich verführt hat, wäre ich beinahe wahnsinnig geworden. Er hat dich nur benutzt und versucht, das aus dir zu machen, was Enrico aus mir gemacht hat.“ Vor lauter Erschöpfung waren Arlene die Augen zugefallen. „Ich hatte damals einen Traum, der so klar und deutlich war, dass ich geglaubt habe, es sei Wirklichkeit. Ich habe geträumt, Vito hätte dich geheiratet. Ich habe dich als seine Braut gesehen, und du hast die Farneste-Smaragde getragen.“ Sie öffnete die Augen wieder, die fiebrig glänzten. „Deshalb habe ich sie mitgenommen. Sie befanden sich in dem Apartment in Rom, in dem Vito … Sex mit dir hatte. Ich war da, als Enrico zusammenbrach und den Herzinfarkt hatte. Nachdem er im Krankenwagen weggebracht worden war, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Vito hatte die Anweisung erteilt, dass man mir nicht erlaube, ihn zu besuchen. Ich durfte mich noch nicht einmal von ihm verabschieden. Obwohl er meine Liebe nie gewollt hatte, hätte ich ihm gern gesagt, dass ich ihn sehr geliebt habe. Vito hat es nicht zugelassen. Er hat mich aus dem Apartment in Rom geworfen.

Ich bin in die Villa zurückgefahren und hatte solche Angst um Enrico, dass ich immer wieder im Krankenhaus angerufen habe. Aber man hat mir keine Auskunft gegeben. Auch das hatte Vito angeordnet. Drei Tage später fuhr ein schwarzer Lieferwagen eines Sicherheitsdienstes vor, und ich wurde aus dem Haus befördert. Ich musste aus der Zeitung erfahren, dass Enrico am Tag zuvor in Rom gestorben war und dass sein Sohn und seine geliebte Frau bis zuletzt bei ihm waren. Und ich, seine Geliebte, habe nicht gewusst, dass er im Sterben lag.“

Arlene atmete tief ein. Rachel saß da und hielt ihr die Hand, während sie aufmerksam zuhörte, wie ihre Mutter sich alles von der Seele redete.

„Vito wusste nichts davon“, fuhr sie schließlich fort. „Er wusste nicht, dass ich die Farneste-Smaragde an mich genommen hatte. Als er mich hinauswarf, habe ich sie natürlich mitgenommen. Sie gehören dir, mein Liebling. Du wirst sie als Vitos Braut tragen.“

Rachel wollte vorsichtig protestieren, doch es war sinnlos, denn die starken Medikamente machten es ihrer Mutter offenbar unmöglich, zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit zu unterscheiden.

„Das ist mein größter Wunsch“, hatte sie geflüstert und Rachel mit all der Liebe angeblickt, die sie so lange unterdrückt hatte. „Wenn ich dich als seine Braut sehen könnte, würde ich glücklich und zufrieden sterben.“

Mit Tränen in den Augen stand Rachel nun da. Es war vielleicht verrückt gewesen, zu glauben, sie könnte Vito Farneste dazu bringen, sie zu heiraten, wenigstens für die kurze Zeit, die Arlene noch lebte. Doch es war richtig gewesen, es ihrer Mutter zuliebe zu versuchen, dessen war Rachel sich jetzt sicher, auch wenn es aussichtslos und lächerlich gewesen war. Sie hätte keine Ruhe gehabt, wenn sie nicht versucht hätte, ihrer Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen.

Im Angesicht des Todes sieht man die Dinge anders, überlegte sie. Wichtig war für sie momentan nur ihre Mutter. Ihre eigenen Gefühle und Wünsche waren genauso unwichtig wie Vito Farneste.

Es war schon dunkel, als Rachel am Abend des trüben Novembertages nach dem Besuch bei ihrer Mutter in ihre Wohnung zurückkehrte. Arlene war noch schwächer gewesen als an den Tagen zuvor, und die Krankenschwester hatte erwähnt, man sollte sie vielleicht in ein Sterbehospiz verlegen. Damit hatte Rachel schon gerechnet. Dennoch war es ein Schock.

Traurig und deprimiert betrat sie die kleine Wohnung.

Sie hatten nur noch so wenig Zeit, um miteinander zu reden, und sie hatten so viel Zeit verschwendet. Obwohl sie jetzt wusste, warum Arlene sie in das Internat gesteckt hatte und sie sich so selten hatten sehen können, tat es immer noch schrecklich weh.

„Ich wollte nicht, dass du zu oft mit mir zusammen warst“, hatte Arlene erklärt. „Du solltest von meiner Lebensweise nicht beeinflusst werden. Du solltest es nicht für normal halten, dass man sich von einem verheirateten Mann aushalten lässt. Außerdem wollte ich verhindern, dass Vito sich an dich heranmacht.“

Rachel verdrängte die Gedanken. Es war zu schlimm, zu schmerzlich. Nach dem Wiedersehen mit Vito war der Schmerz über die Demütigung, die er ihr vor all den Jahren zugefügt hatte, noch heftiger als damals. Es war richtig gewesen, dass ihre Mutter versucht hatte, sie von Vito Farneste fernzuhalten.

Ehrlicherweise gestand Rachel sich jedoch sogleich ein, dass es nicht nur eine Qual gewesen war, ihn wiederzusehen, sondern auch ein aufregendes Erlebnis. Er hatte sich nicht verändert, und er würde sich nie ändern. Für sie würde er immer der schönste Mann sein, den sie kannte. Trotz des Kummers und Schmerzes über die Krankheit ihrer Mutter und trotz allem, was er ihr angetan hatte, begehrte sie diesen Mann immer noch. Als Teenager hatte sie nicht gewusst, was mit ihr los war oder was mit ihr passierte. Doch jetzt, mit fünfundzwanzig, war ihr klar, dass das, was sie für ihn empfand, körperliches Verlangen war.

Sie sehnte sich danach, in seinen Armen zu liegen, seinen muskulösen Körper an ihrem zu spüren und von ihm geküsst zu werden.

Aber wie konnte sie einen Mann, der sie verachtete und sie immer verachtet hatte, begehren? Das war unverzeihlich und armselig. Sie wünschte, sie wäre nicht zu ihm gegangen und hätte ihn nicht wiedergesehen. Sie schämte sich wegen des Verlangens, das in ihr aufstieg, und zwang sich, es zu ignorieren. Sie würde dafür sorgen, dass sie Vito nie wieder begegnete.

Rachel hatte das getan, was sie aus Liebe zu ihrer Mutter hatte tun müssen. Es war demütigend und sinnlos gewesen. Aber sie hatte es mutig versucht und brauchte sich nie vorzuwerfen, sie sei zu feige gewesen zu versuchen, ihrer im Sterben liegenden Mutter den größten Wunsch zu erfüllen. Der Versuch war fehlgeschlagen, doch glücklicherweise war jetzt alles vorbei.

Ihr war das Herz schwer, als sie sich etwas zu essen machte. Anschließend setzte sie sich an ihren Laptop.

Da sie die Schule abgebrochen hatte, konnte sie nicht studieren, obwohl sie es gern getan hätte. Stattdessen nahm sie am College abends an Sprachkursen teil. Finanziert hatte sie die Ausbildung mit dem Geld, das sie als Bedienung verdiente. Anschließend hatte sie eine Stelle in der Werbeabteilung eines internationalen Unternehmens bekommen und so gut verdient, dass sie sich die Wohnung in London kaufen konnte. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie sie verkauft, um ihrer Mutter die Behandlung in einer Privatklinik zu ermöglichen.

Die Ersparnisse, die ihre Mutter während des Luxuslebens mit Enrico ansammeln konnte, waren rasch aufgebraucht. Vielleicht war sie mit dem gesparten Geld nicht sorgsamer umgegangen, weil sie verbittert war und an gebrochenem Herzen litt. Dass auch das Geld aus dem Verkauf des Apartments bald aufgebraucht sein würde, war Rachel egal. Für den Rest ihres Lebens war Arlene gut versorgt, es fehlte ihr an nichts, und das war das Wichtigste.

Rachel fing an zu arbeiten. Glücklicherweise bekam sie als freiberufliche Übersetzerin regelmäßig Aufträge, Werbetexte aus dem Spanischen und Französischen ins Englische zu übersetzen. Die Bezahlung war nicht gut, doch es reichte für ein bescheidenes Leben. Es kam ihr vor allem darauf an, dass sie viel Zeit am Krankenbett ihrer Mutter verbringen konnte.

Plötzlich läutete es. Wer will so spät noch etwas von mir? überlegte sie beunruhigt und ging zur Tür.

„Ja? Wer ist da?“, fragte sie über die Sprechanlage.

„Vito Farneste.“

4. KAPITEL

Sekundenlang stand Rachel wie erstarrt da und konnte kaum glauben, was sie gehört hatte. Dann betätigte sie den automatischen Türöffner, damit Vito ins Haus kam.

Ihr schauderte, und sie verspürte Unbehagen. Als sie die Wohnungstür öffnete, hörte sie ihn rasch die Treppe heraufkommen. Kurz darauf lief er über den Flur auf sie zu.

Seine Miene wirkte finster. Das verhieß nichts Gutes. Glaubt er, ich würde die Farneste-Smaragde in der Wohnung aufbewahren? fragte sie sich nervös. Wollte er sie sich mehr oder weniger gewaltsam holen? Und woher wusste er überhaupt, wo sie wohnte?

„Wie hast du meine Adresse herausgefunden?“, stieß sie, ohne nachzudenken, hervor.

Er presste die Lippen zusammen, während er näherkam. „Ich habe dich verfolgen lassen, nachdem du mein Büro verlassen hast. Ist das eine Art Scherz, dass du hier lebst? Willst du mich hinters Licht führen?“ Er ging an ihr vorbei in das Apartment und sah sich mit zusammengezogenen Augenbrauen in der schäbigen Umgebung um.

Schließlich drehte er sich zu Rachel um, die wie angewurzelt an der Tür stand. Sie war verwirrt. Angst, Entsetzen, Ärger, Bestürzung breiteten sich in ihr aus, und noch etwas, worüber sie lieber nicht nachdenken wollte.

In dem eleganten Geschäftsanzug sah er ungemein gut aus. Rachel verkrampfte sich bei seinem Anblick der Magen.

Mit offenem Jackett stand er mitten im Raum. „Warum wohnst du in diesem Loch? Hast du wirklich so wenig Geld? Bei deinem Auftritt in meinem Büro heute Nachmittag hast du einen ganz anderen Eindruck erweckt. Oder wolltest du mir etwas vormachen?“, fragte er spöttisch.

Sie bemühte sich sehr, sich zusammenzunehmen, doch sie wusste genau, dass es ihr nicht gelingen würde. Vito Farnestes Auftauchen verschlug ihr die Sprache.

„Willst du mir nicht antworten?“

Dass er sie verächtlich musterte, überraschte sie nicht. Bei ihrem Besuch in seinem Büro hatte sie geradezu perfekt ausgesehen, doch in dem grauen Jogginganzug und ohne Make-up war sie natürlich gar nicht attraktiv. Das lange Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden.

„Was geht dich meine finanzielle Situation an?“, entgegnete sie schließlich.

Offenbar ärgerte er sich über die Antwort, denn sein Blick wurde hart. „Da du dich geweigert hast, das Geld anzunehmen, das ich dir angeboten habe, habe ich das Recht, mich nach deiner finanziellen Situation zu erkundigen. Da ich nicht beabsichtige, auf deinen Vorschlag einzugehen, könntest du wenigstens das Geld annehmen, oder? Wo befinden sich die Smaragde?“ Er blickte sich mit verächtlicher Miene um.

Glaubt er etwa, seine kostbaren Familienjuwelen könnten in der bescheidenen Wohnung an Wert verlieren? überlegte sie ärgerlich. Aber vielleicht hielt er sie ja schon für wertlos, weil ihre Mutter sie angefasst hatte.

„In einem Banksafe“, erwiderte sie scharf. „Wo sollten sie sonst aufbewahrt werden?“

„Bei welcher Bank?“

Sie schüttelte den Kopf. „Das brauche ich dir nicht zu verraten. Wenn du hier bist, um mich zu überreden, dir die Juwelen zu verkaufen, kannst du gleich wieder gehen. Meine Mutter verkauft sie nicht.“

„Obwohl ihr so wenig Geld habt, dass du in diesem Loch leben musst? Wo ist Arlene eigentlich?“

Rachel war auf der Hut. Er durfte nicht erfahren, dass ihre Mutter im Sterben lag. Sie würde ihn umbringen, wenn er eine gewisse Zufriedenheit darüber zeigte, dass die Geliebte seines Vaters seiner Meinung nach jetzt für ihre Schlechtigkeit büßen musste.

Ihre Mutter war krank, schwach und verletzlich, und Rachel wollte sie unbedingt vor diesem Mann beschützen, der sie so sehr hasste. „Sie ist im Ausland“, behauptete sie deshalb. „In Spanien, wegen der Wärme.“

„Bist du berechtigt, über die Smaragde zu verfügen?“ Vito sah sie durchdringend an.

„Ja.“ Es war die Wahrheit. Arlene hatte ihr vor zwei Monaten die Vollmacht erteilt, alles für sie zu regeln. Und das beinhaltete, dass Rachel auch über die Farneste-Smaragde verfügen konnte.

Aber verkaufen würde sie sie nicht. Nach dem Tod ihrer Mutter würde sie die Juwelen Enricos Witwe zurückgeben, weil sie ihr gehörten. Rachel konnte verstehen, warum ihre Mutter sie an sich genommen hatte. Dennoch gehörten sie ihr von Rechts wegen nicht.

Wenn Vito einverstanden gewesen wäre, Rachel zu heiraten, um wieder in den Besitz der Smaragde zu gelangen, hätte sie sie ihm gleich nach der Trauung ausgehändigt. Sie wollte nichts von ihm außer einem Ring, dem Trauschein und einem Hochzeitsfoto, die sie ihrer Mutter zeigen und womit sie beweisen konnte, dass sie wirklich mit Vito verheiratet war. Obwohl es unvorstellbar war, dass Vito sie heiraten würde, hätte Arlene dann am Ende ihres Lebens das Gefühl gehabt, ihr sehnlichster Wunsch habe sich erfüllt und ihre Tochter sei das, was sie selbst nie gewesen war: die Ehefrau eines reichen Mannes, nicht nur seine Geliebte, die man beleidigen und verachten konnte.

Doch Vito hatte den absurden Vorschlag abgelehnt. Somit würde Rachel die Juwelen vorerst behalten und sie nach Arlenes Tod seiner Mutter übergeben.

„Dir ist doch klar, dass du zugegeben hast, im Besitz der Farneste-Smaragde zu sein, die von Rechts wegen meiner Mutter gehören, oder? Verrat mir bitte, weshalb ich dich nicht auf die eine oder andere Art dazu bringen könnte, sie mir auszuhändigen?“ In seinen Augen blitzte es rätselhaft auf.

Rachel überlief es kalt. Sie wollte sich jedoch von ihm nicht einschüchtern lassen. „Es ist mir völlig egal, wie die Rechtslage deiner Meinung nach ist“, brachte sie hitzig hervor. „Wenn sie so eindeutig wäre, wie du tust, hättest du längst einen Gerichtsbeschluss zur Herausgabe erwirkt. Und falls du mich berührst, werde ich dich wegen sexueller Belästigung anzeigen. Die Regenbogenpresse würde den Skandal genüsslich breittreten.“ Sie atmete tief durch. „Wenn du so etwas vorhast, solltest du am Besten gleich wieder verschwinden.“

Das Leuchten in seinen Augen verstärkte sich. Plötzlich kam Rachel die Wohnung noch kleiner vor, als sie war, und sie bekam Herzklopfen – vor Angst, wie sie sich einzureden versuchte. Doch sie wusste genau, dass ihr Herz aus einem ganz anderen Grund viel zu heftig pochte. Mit allen Sinnen reagierte sie auf Vitos Anwesenheit, und das fand sie demütigend. Sie durfte sich nicht anmerken lassen, welche Wirkung er auf sie hatte. Es wäre zu peinlich. Außerdem würde sie ihm damit etwas in die Hand geben, was er gegen sie benutzen konnte.

Nie würde sie aufhören, sich nach Vito Farneste zu sehnen und ihn zu begehren. Er hatte sie ganz in seinen Bann gezogen, und sie würde sich nie daraus lösen können. Die Erkenntnis fand Rachel erschreckend.

„Ich habe an eine ganz andere Art von Überzeugungsarbeit gedacht, meine Liebe“, erklärte er sanft und blickte sie voller Verlangen an.

Es überlief sie heiß, und sie versuchte verzweifelt, die Gefühle zu verdrängen, die er in ihr wachrief.

Damals war alles nur gespielt, und das ist es jetzt auch, ermahnte sie sich. Er hatte so getan, als fände er eine naive Achtzehnjährige attraktiv. Jetzt machte er ihr wieder etwas vor. Sie wusste genau, wie sie momentan aussah. Das elegante Outfit, das sie am Nachmittag getragen hatte, hing wieder auf der Kleiderstange, und ohne Make-up und in dem Jogginganzug konnte sie ihm gar nicht gefallen.

Er schien belustigt zu sein über ihre Reaktion. Aber sie spürte, dass er sich ärgerte. Als er entschlossen auf sie zukam, klopfte ihr Herz viel zu heftig. Sie wollte zurückweichen, schreien, zur Tür oder auf die andere Seite des Bettes laufen oder sich im Badezimmer einschließen. Irgendetwas musste sie tun, um von ihm wegzukommen.

Sie blieb jedoch reglos stehen, als er sich vor sie stellte, und sah ihn an. Und als er ihr die Hand auf den Nacken legte, senkte sie zu ihrem Entsetzen leicht den Kopf, so als wünschte sie sich seine Berührung.

Dann war plötzlich alles wieder wie vor sieben Jahren, als Vito Farneste sie zum ersten und letzten Mal gestreichelt und liebkost hatte. Rachel schloss die Augen und konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn gewähren zu lassen. Zu sehr genoss sie es, von ihm berührt zu werden.

Leise sagte er etwas auf Italienisch, was sie nicht verstand. Dann umfasste er ihr Kinn. Hilflos öffnete sie die Augen wieder und sah ihn wie gebannt an, während er langsam den Kopf senkte.

Seine Lippen fühlten sich auf ihren samtweich an. Dass sie das noch einmal erleben würde, hätte sie nie zu hoffen gewagt.

Sie kam sich vor wie im Paradies, und es war so wunderschön, dass sie nicht mehr denken konnte, sondern sich ihm einfach hingab. Es war eine Wonne, von Vito Farneste geküsst zu werden. Sie lehnte sich an ihn und überließ sich seinen Zärtlichkeiten.

Seine Küsse wurden leidenschaftlicher, und er fing an, mit der Zunge ihren Mund zu erforschen. Die Empfindungen, die sie bestürmten, waren so stark, dass sie befürchtete, wie eine viktorianische Jungfrau in Ohnmacht zu fallen. Aber sie war keine viktorianische Jungfrau, und das hatte sie Vito Farneste zu verdanken, der jetzt vor ihr stand und Freude daran zu haben schien, sie zu küssen.

Rachel wusste jedoch, dass es ihm keine Freude bereitete. Er reagierte nicht mit allen Sinnen auf sie, und er empfand nicht diese Hilflosigkeit und diese Sehnsucht wie sie, die ihn alles vergessen ließ, während er sie in den Armen hielt.

Ihm bedeutete es überhaupt nichts. Er machte es aus demselben Grund wie damals: Er wollte Rachel nur benutzen.

In Rom wollte er damit meine Mutter verletzen, und jetzt geht es ihm um die Farneste-Smaragde, dachte Rachel. Plötzlich fand sie die Kraft, sich von ihm zu lösen. „Nein!“, rief sie aus und trat einige Schritte zurück. Ihre Beine und Hände zitterten, sie hatte Herzklopfen und rang nach Fassung.

Sekundenlang blitzte es in Vitos Augen rätselhaft auf. „Nein? So kenne ich dich gar nicht, meine Liebe.“ Er verzog spöttisch die Lippen. „Ich erinnere mich gut daran, dass du gesagt hast: ‚Bitte, Vito, bitte.‘ Und das die ganze Nacht lang.“

Rachel wurde blass. Sie wusste genau, worauf er anspielte. Aber ihr fiel noch etwas anderes ein. Allzu gut erinnerte sie sich daran, dass sie dieselben Worte am Telefon gebraucht hatte. Sie hatte seine Sekretärin geradezu angefleht, sie mit ihm zu verbinden. Vielleicht hatte die Frau gespürt, wie verzweifelt Rachel gewesen war, jedenfalls hatte sie sich ein einziges Mal erweichen lassen und sie zu ihm durchgestellt, ohne ihm zu verraten, wer ihn sprechen wollte. Offenbar war der Frau klar gewesen, dass er sonst das Gespräch nicht angenommen hätte.

„Wer ist da?“, hatte er kurz angebunden gefragt.

„Ich bin’s, Rachel. Bitte, Vito, bitte …“, hatte sie unsicher begonnen. Sie hatte ihm etwas Wichtiges mitteilen wollen.

Ehe sie weiterreden konnte, hatte er schon aufgelegt. Danach war sie nie wieder mit ihm verbunden worden. Seine Sekretärin hatte jedes Mal unerbittlich erklärt, Signor Farneste wolle nicht mit ihr reden.

Autor

Julia James
Julia James lebt in England. Als Teenager las sie die Bücher von Mills & Boon und kam zum ersten Mal in Berührung mit Georgette Heyer und Daphne du Maurier. Seitdem ist sie ihnen verfallen.

Sie liebt die englische Countryside mit ihren Cottages und altehrwürdigen Schlössern aus den unterschiedlichsten historischen...
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