Sin City Secrets - 4-teilige Miniserie

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Miniserie von ZURI DAY

PRICKELNDES SPIEL MIT DEM CEO

Ihr wiegender Gang, das üppige dunkle Haar – diese Frau ist ein absoluter Hingucker! Schon bei der ersten Begegnung funkt es gewaltig zwischen Christian Breedlove und der süßen Lauren. Obwohl er Geschäft und Privatleben eigentlich strikt trennt, beginnt der Millionär eine sinnliche Romanze mit seiner neuen Angestellten. Laurens heiße Küsse steigern seine Lust ins Unermessliche. Doch dann kommen ihm Zweifel. Ist Lauren etwa nur hinter seinem Geld her? Warum sonst sollte sie sich plötzlich als seine Ehefrau ausgeben?

SINNLICHES SPIEL IN LAS VEGAS

Ein Blick in Ryans große braune Augen genügt, um Milliardär Adam Breedlove mit heftigem Verlangen zu erfüllen. Dabei hat er die Schwester seines neuen Geschäftspartners gerade erst kennengelernt! Doch beim prickelnden Champagnerdinner über den Dächern von Las Vegas kommt er Ryan schnell näher und beginnt eine berauschende Affäre mit ihr. Immer tiefer gerät Adam in den Sog nie gekannter Sinnlichkeit. Bis er fürchten muss, dass Ryan ein falsches Spiel mit ihm treibt. Was verbirgt seine faszinierende Geliebte vor ihm?

LEIDENSCHAFTLICHE VERFÜHRUNG IN LAS VEGAS

Las Vegas – die Stadt der Sünde! Damaris fühlt sich nicht wohl in dieser Glitzerwelt. Deshalb konzentriert sie sich ganz auf ihren Job: Voller Hingabe kümmert sich die Krankenpflegerin um Noah Breedlove, der nach einem Skiunfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Der sexy Casino-Besitzer weckt in ihr ein nie gekanntes Verlangen. In leidenschaftlichen Nächten kommen sie einander näher und teilen Stunden der Lust. Doch Damaris glaubt an die große Liebe. Und Noah? Hat er sie nur verführt, um mit ihr zu spielen?

GEHEIMES VERLANGEN NACH DIR

Samantha ist wieder in der Stadt? Perfekt! Nick Breedlove braucht dringend eine talentierte Innenarchitektin wie sie. Bei ihrem Anblick kommt ihm wieder diese eine heiße Nacht in den Sinn, die sie miteinander verbracht haben. Dabei sollte er doch professionell bleiben …


  • Erscheinungstag 26.12.2024
  • ISBN / Artikelnummer 9783751532402
  • Seitenanzahl 576
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

IMPRESSUM

BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

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Geschäftsführung: Katja Berger, Jürgen Welte
Leitung: Miran Bilic (v. i. S. d. P.)
Produktion: Jennifer Galka
Grafik: Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

© 2019 by Zuri Day
Originaltitel: „Sin City Vows“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 2141 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Simone Fischer

Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH , Pößneck

ISBN 9783733726263

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Geburtstage in der Breedlove-Familie waren immer aufregend. Als ältester Sohn des Clans wusste Christian das aus Erfahrung. Aber als er sich nun in die luxuriösen Ledersitze der Firmenlimousine zurücklehnte, musste er zugeben, dass seine Familie sich dieses Mal selbst übertroffen hatte. Das Geschenk, das er vor wenigen Stunden erhalten hatte, war völlig unerwartet gewesen und hatte den selbstbewussten Geschäftsmann in ihm mit Stolz und unsagbarer Dankbarkeit erfüllt.

Als sie nun das Herrenhaus der Familie passierten, erkannte Christian, dass ihn eine weitere Überraschung erwartete. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und hob die Grübchen hervor, von denen Frauen – egal, ob alt oder jung – immer sofort bezaubert waren.

Christian beugte sich vor und schaute genauer hin. Unglaublich! Er war begeistert. Was er sah, war wunderschön. Schnittige Linien, blasse Erdtöne, Kurven an den richtigen Stellen. Beeindruckend. Wow.

Er sah zu seinem Bruder Adam. „Wusstest du davon?“

Adam sah auf. „Wovon?“

Christians Lächeln wurde breiter. „Alles klar, du wusstest davon. Ty ist also hier.“ Sein bester Freund musste seine Geschäftsreise abgebrochen haben, um zu seinem Geburtstag zu kommen und diesen Meilenstein mit ihm zu feiern. Und er war mehr als stilvoll angereist.

Das Geräusch eines anderen Autos, das sich näherte, zog Christians Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte sich um und sah, dass der Wagen seines Vaters neben seiner Limousine hielt. Der Chauffeur verließ den Wagen und öffnete die Tür für Christians Mutter Victoria, während sein Vater Nicholas auf der anderen Seite ausstieg und grinste, als er sich seinem Erstgeborenen näherte.

Sie wissen also auch Bescheid? Darüber, dass Tyson extra hergeflogen war, um ihn an seinem Geburtstag zu überraschen und um ihm offenbar seinen brandneuen Gulfstream-G600-Jet zu zeigen? Christian stieg aus der Limousine.

„Nun, mein Sohn, was denkst du?“

Christian wandte sich wieder der opulenten Schönheit zu, die jetzt von der untergehenden Sonne beschienen wurde.

„Ich glaube, ich schulde Tyson Geld.“

„Warum?“, wollte Adam wissen, der sich zu ihnen gesellt hatte.

„Wettschulden. Nachdem wir letztes Jahr mit einem dieser maßgeschneiderten Babys geflogen sind, haben wir tausend Dollar darauf gewettet, wer von uns beiden als Erster so eine prächtige Gulfstream besitzen würde.“ Christian zeigte auf den Jet. „Sieht so aus, als hätte Ty gewonnen.“

Die Tür des Flugzeugs öffnete sich. Christian trat einen Schritt vor, als sich die Treppe senkte und jemand durch die Tür trat.

„Alles Gute zum Geburtstag, Christian.“

Er blieb stehen und hob die Hand, um seine Augen vor der tief stehenden Sonne zu schützen und den Neuankömmling besser sehen zu können. Fast war er überzeugt, dass die atemberaubende Schönheit, die jetzt die Treppe herunterstieg, nicht real sein konnte.

Die Frau – groß, braun gebrannt, mit dunklem, lockigem Haar, das über eine Schulter fiel – begrüßte ihn mit einem Lächeln. Benommen wandte sich Christian seiner Mutter zu, die nun strahlend neben seinem Vater stand. „Wer ist das?“

„Du erinnerst dich doch an Lauren, nicht wahr, Schatz? Fayes Tochter? Sie war auf dem Weg hierher, und ich dachte, es würde dir nichts ausmachen, wenn sie mit deinem Flugzeug mitkommt.“

„Moment mal, was ? Mein …“ Christian sah von seinen Eltern zu Adam. Alle grinsten breit.

Nicholas klopfte Christian liebevoll auf den Rücken, bevor er ihm einen Arm um die Schultern legte. „Alles Gute zum Geburtstag, mein Sohn.“

Christian drehte sich wieder zu Lauren um, die nun auf ihn zukam. Sie trug einen weit geschnittenen Jumpsuit, der von einem breiten Gürtel gehalten wurde, welcher ihre Brüste und eine schmale, kurvige Taille betonte. Christian fiel ihre lockere, dabei beinahe königliche Art, sich zu bewegen, auf. Der smaragdgrüne Jumpsuit betonte die grünen Flecken in ihren haselnussbraunen Augen, das fiel ihm ebenfalls auf, als sie näher kam.

Er flüsterte seiner Mutter fast ungläubig zu: „Ist das mein Geburtstagsgeschenk?“

Victoria lächelte Lauren an und erwiderte trocken: „Nur das Flugzeug, mein Sohn.“ Sekunden später zog sie Lauren in eine feste Umarmung. „Hallo, Schatz.“

„Hallo, Victoria.“ Lauren wandte sich an Christian. „Hi, Chris.“

„Hallo.“ Er wies mit einem Finger auf das Flugzeug, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Also ist Tyson nicht hier?“

„Wer ist Tyson?“, fragte Lauren.

„Christians bester Freund“, antwortete Adam.

Lauren schüttelte langsam den Kopf. So wie sie lächelte, mit diesen vollen, glänzenden Lippen, die wie zum Küssen gemacht waren, war also auch sie in die Überraschung eingeweiht.

Er sah seine Eltern voller aufrichtiger Dankbarkeit an. „Mom, Dad … ich weiß nicht, was ich sagen soll, außer … Wow … danke.“

„Du hast es verdient, mein Sohn“, erklärte Nicholas.

Christian wandte sich wieder dem Flugzeug zu. „Mann! Unglaublich!“ Er konnte es immer noch kaum begreifen, streckte dann aber die Hand aus und bot Lauren seinen Arm. Er bedeutete seiner Familie, ihnen zu folgen. „Nun denn, schöne Frau. Führ mich bitte herum!“

Trotz seiner Aufregung kam er nicht umhin zu bemerken, wie seidig sich Laurens Haut anfühlte, und er nahm den subtilen Duft von etwas Blumigem und köstlich Würzigem wahr. Gentleman, der er war, trat er zurück und ließ sie vor ihm die Treppe hinaufgehen. Der Blick von hinten war genauso ansprechend wie von vorne – sehr verführerisch. So sehr, dass er beim Betreten der Kabine, die nach den genauen Anweisungen seiner Mutter eingerichtet worden war, beinahe nur Augen für Lauren hatte.

Beinahe, aber nicht ganz. Als er den Jet betrat und sich umsah, ließ die Großzügigkeit seiner Eltern ihn vor Dankbarkeit ganz demütig werden. Das Interieur war genauso, wie er es sich ausgemalt hatte, als er mit Tyson gesprochen hatte. So komfortabel wie jedes der schicken Häuser, das auf dem Breedlove-Anwesen zu finden war. Wände, bespannt mit elfenbeinfarbenem Wildleder. Ebenholzböden. Mit Jacquard-Chenille bezogene Lehnsessel in den Firmenfarben Schwarz, Weiß und Braun. Die Sitze auf der linken Seite der Kabine ließen sich drehen, um den hinter dem Esstisch montierten Flachbildschirm sehen zu können.

Christian schaute von Lauren zu seiner Mutter, seine Stimme rau vor Emotionen. „Woher wusstest du, wie ich es mir gewünscht habe?“

„Dein Bruder, Schatz. Adam hat mit Tyson geredet, nicht lange nachdem ihr beide euer Gespräch über eure Wunschjets geführt und diese Wette abgeschlossen habt.“

„Tyson wusste von dieser Überraschung?“ Adam nickte. „Und er hat fast ein Jahr lang den Mund gehalten?“

„Es geschehen noch Zeichen und Wunder, Bruder“, antwortete Adam.

Der Pilot kam aus dem Cockpit. Christian erkannte ihn sofort. „Du nicht auch noch“, murmelte er und schüttelte die ausgestreckte Hand des Familienfreundes, der mit seinem Vater aufgewachsen war und nun das Firmenflugzeug flog. „Bin ich der Einzige, der von diesem Geheimnis keine Ahnung hatte?“

Nicholas nickte. „So ungefähr.“

„Komm, ich führe dich herum“, bot der Pilot an. „Sie ist eine echte Schönheit. Ich bin froh, dass ich sie zuerst fliegen durfte.“

Wieder streckte Christian den Arm aus. „Möchtest du mich auf der Besichtigungstour begleiten?“

Adam hakte seinen muskulösen Unterarm durch Christians angebotenen Arm. „Sehr gerne.“

Christian schob seinen Bruder beiseite und legte Lauren eine Hand auf den Rücken. „Hast du Brüder?“

„Nein.“

„Ich hätte einen abzugeben, hast du Interesse?“

Laurens Lachen war Musik in seinen Ohren. Nicholas und Victoria setzten sich auf das weiße Ledersofa, das die rechte Seite der Kabine einnahm, während Christian, Lauren und Adam den Rest des Flugzeuginneren erkundeten. Ein Granitbad, komplett mit Dusche, eine kompakte Küche, zwei Schlafkojen sowie ein Hauptschlafzimmer und ein Bereich, der als kleines Büro eingerichtet war, versetzten sie in Staunen.

„Wie gefällt sie dir, Chris?“, fragte Nicholas, als die Gruppe zur Vorderseite der Kabine zurückkehrte. Er stand auf und wandte sich dann um, um seiner Frau beim Aufstehen zu helfen. „Hat deine Mutter die Einrichtung so hinbekommen, wie du sie wolltest?“

„Es ist nicht zu fassen“, sagte Christian gerührt. „Es ist alles so, wie ich es mir vorgestellt habe, nur noch viel besser. Ich kann es gar nicht glauben. Am Anfang dieser Woche, als ich zum Direktor der Firma befördert wurde, dachte ich, das wäre mein Geschenk.“

„Apropos …“ Nicholas drehte sich um und entfernte eine dünne Schicht Papier, die eine Platinplatte mit geschnitztem Schriftzug bedeckte: Christian Breedlove, Direktor, CANN International Inc.

Christian blickte sie voller Stolz an. Das Akronym CANN stand für die Namen der vier Breedlove-Brüder – Christian, Adam, Noah und Nick. Und es zeigte die unerschütterliche Überzeugung der Familie, dass es nichts gab, was sie nicht erreichen konnten, wenn sie alle zusammenhielten. Dieser Glaube war die Grundlage des Breedlove-Imperiums, einer internationalen Kette von Casino- und Wellnesshotels, die ihresgleichen suchten.

„Das ist … exquisit.“ Er lächelte und schluckte schwer. „Wo sind die Zwillinge? Da offenbar jeder davon wusste, sollte auch das dynamische Duo hier sein.“

„Sie kümmern sich um die zweite Hälfte des Abends.“ Victoria sah auf die Uhr. „Abendessen im Hotel, wohin wir jetzt eigentlich schon unterwegs sein sollten. Ich hoffe, ihr habt Hunger. Den ganzen Tag diese Geheimniskrämerei; ich habe nichts runterbekommen. Jetzt, wo es raus ist, bin ich ausgehungert.“

Christian umarmte seinen Vater und seine Mutter und küsste sie auf die Wange. Er schüttelte Adam die Hand, bevor er ihn in eine feste Umarmung zog.

„Jesse“, rief Nicholas dem Piloten zu. „Du bist herzlich eingeladen, dich uns anzuschließen.“

„Ich habe ein heißes Date“, antwortete Jesse. „Aber danke.“

Sie gingen die Treppe hinunter und zu den Wagen, wo sich die Fahrer gegen die schwarz schimmernden Limousinen lehnten. Christian legte Lauren eine Hand auf den Arm und ließ die anderen ein wenig vorgehen, um etwas Abstand zu ihnen herzustellen. Er wollte sich einen Moment Zeit nehmen und sich bei Lauren dafür bedanken, dass sie an seiner Geburtstagsüberraschung teilgenommen hatte. Und ihm war klar, dass er mit Adam zusammen im Wagen kaum zu Wort kommen würde.

Adam sah es und blieb ebenfalls stehen. „Ich fahre mit Mom und Dad. Ihr zwei könnt deine Limousine nehmen.“

„Danke, Bruder“, sagte Christian.

„Nur weil du Geburtstag hast.“ Adam boxte seinem Bruder freundschaftlich auf den Arm und ging zum zweiten Wagen.

Christian und Lauren stiegen in die Limousine ein, die von ihrem Fahrer am Breedlove-Anwesen vorbei zum Las Vegas Boulevard gelenkt wurde, wo das CANN-Hotel am Ende des Strips aufragte.

„Es scheint, als sollte ich dich kennen“, sagte Christian, als sie sich in den luxuriösen Sitzen niedergelassen hatten. „Aber das ist unmöglich.“

Lauren hob die schön geschwungenen Augenbrauen. „Ist es das?“

„Absolut. Du siehst … hinreißend aus. Auf keinen Fall hätte ich es vergessen, wenn ich dich schon einmal getroffen hätte.“

„Hast du aber.“

Er dachte einen Moment nach. „Du bist Fayes Tochter? Faye Hart.“

Lauren nickte. „Ja.“

Christian mochte Laurens Stimme, die leise und ein wenig heiser klang. Wie gut er sich vorstellen konnte, wie sie in einem Moment der Leidenschaft klingen würde.

„Ich habe sie seit mindestens zwei Jahren nicht mehr gesehen. Wann haben wir beide uns getroffen?“

„Als ich zwölf Jahre alt war, und nur damit du es weißt: Mein inneres Kind ist immer noch verletzt.“

Lauren zwinkerte ihm zu und zog einen Schmollmund, wobei Christians Blick unwillkürlich auf ihre Lippen gelenkt wurde. Obwohl er wusste, dass sie Witze machte, hätte er sie am liebsten geküsst, bis dieses Stirnrunzeln verschwand, um sie dann noch ein bisschen weiter zu küssen. Doch ihm war bewusst, dass er diese Lippen jetzt unmöglich berühren durfte. Stattdessen streckte er die Hand aus und drückte leicht ihre Finger.

„Zwölf?“ Sein erleichtertes Lachen war echt. „Hast du damals so ausgesehen wie heute?“

„Nicht ganz.“ Lauren lachte auch. „Ich war vier Jahre jünger als meine Schwester Renee. Du warst total hinter ihr her, und ich war für dich praktisch unsichtbar.“ Nun machte sie ein Gesicht wie ein verzweifelter Teenager.

Christian ließ den Kopf zurückfallen und brach in Gelächter aus. „Renee Hart! Jetzt erinnere ich mich. Ihr habt in Kalifornien gelebt, seid aber dann weggezogen. Nach …“

„Maryland. Mein Vater nahm eine Stelle in Washington, D. C. an, und wir haben ein Haus in Brandywine gekauft.“

„Richtig. Das hat Renee damals als Begründung geliefert, warum sie mich nicht daten wollte. Aber ich glaube, sie hatte einen Freund. Mein sechzehnjähriges Ego war am Boden zerstört.“ Er legte sich die Hand aufs Herz. „Wenn ich mich an meine Qual erinnere, kann ich den Schmerz deines inneren Kindes absolut nachvollziehen.“

Er öffnete die Tür zu einer gut ausgestatteten Minibar. „Möchtest du etwas trinken?“

„Nein, danke.“

„Komm schon, es ist mein Geburtstag. Lass mich nicht alleine trinken.“

„Okay, dann Champagner.“

Christian öffnete eine Flasche teuren Champagner und füllte zwei Gläser, von denen er Lauren eines reichte. Ihre Finger berührten seine. Er spürte einen Funken überspringen. Spürte Hitze. Hat sie das auch gefühlt? Er schaute auf. Sie sah weg.

Ja, sie hatte etwas gefühlt.

„Worauf sollen wir anstoßen?“, fragte er.

„Auf dich natürlich. Es ist dein Geburtstag und angesichts deines Geschenks offensichtlich ein besonderer.“

„Einen Moment lang dachte ich, dass das Flugzeug einem Freund von mir gehört, Tyson. Ich hatte die dumme Hoffnung, dass du mein Geschenk seist.“

Ihre Augen verengten sich. „Eine dumme Hoffnung, allerdings.“

Christian stöhnte auf. „Mein zweiter Versuch bei einem Hart-Mädchen … und wieder abgeblitzt.“

„Du kommst drüber hinweg.“ Lauren zwinkerte ihm zu. „Du bist jetzt ein alter Mann.“

„Immerhin dreißig.“

„Steinalt“, scherzte Lauren.

„Uralt.“

„Auf deinen Geburtstag“, rief sie.

„Und auf schöne Geschenke“, fügte Christian hinzu. Sie stießen an und tranken einen Schluck.

„Also … was ist aus deiner Schwester und diesem Typen geworden?“

Lauren zuckte mit den Achseln. „Er wurde wie alle anderen abserviert. In ihrem Abschlussjahr am College traf sie schließlich den Mann, der jetzt ihr Ehemann und Vater ihrer beiden Kinder ist.“

„Das freut mich für sie.“ Christian setzte sein Glas ab. „Und was ist mit dir?“

„Was soll mit mir sein?“

„Ich sehe keinen Ring.“

Lauren hob die Hände. „Nein, und das wirst du auch nie.“

„Oje, du klingst ja noch unnachgiebiger als ich.“ Christian lachte und hob sein Glas. „Auf das Singledasein.“

„Darauf trinke ich.“

„Warum ist Faye nicht mitgekommen, um meine Mutter zu besuchen?“

„Das hier ist mehr als ein Besuch. Ich werde hier arbeiten.“

„Ah, du ziehst also hierher. Wo wirst du arbeiten?“

„Bei deiner Mutter. Ich bin ihre neue persönliche Assistentin. Ich werde hauptsächlich Veranstaltungen für die gemeinnützige Organisation deiner Familie organisieren.“

Christian hob die Augenbrauen. Er verspürte einen Stich der Enttäuschung. So viel zum Gedanken an einen One-Night-Stand mit Lauren oder eine kurze Affäre zum Kuscheln in den kalten Wintermonaten. Er fing nichts mit Frauen an, die im Familienunternehmen arbeiteten. Das hatte seine Mutter ja schön eingefädelt! An jedem anderen Tag hätte er es früher herausgefunden. Aber die Beförderung zu Anfang der Woche, sein Geburtstag und das unglaublich extravagante Geburtstagsgeschenk hatten ihn abgelenkt und unaufmerksam gemacht.

Jetzt jedoch wurde ihm der Grund für Laurens Anwesenheit klar. Seine Mutter, Victoria, spielte wieder Heiratsvermittlerin. Es war kein Geheimnis, dass sie wollte, dass er sich niederließ, heiratete und eine Familie gründete. Das stand aber nicht auf seiner Agenda. Und dann kam ihm noch ein anderer Gedanke. Vielleicht hatte seine Mutter gar nichts in der Art vor. Vielleicht manipulierte Lauren sie. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Frau Victorias Leidenschaft für ihre Stiftung dazu benutzen wollte, um an ihn heranzukommen.

Er seufzte, lehnte sich zurück in die weichen Ledersitze des Wagens und nippte nachdenklich an seinem Champagner. Die Gedanken an die Gründe für Laurens Besuch hatten das prickelnde Verlangen, das sie spontan in ihm geweckt hatte, jäh verlöschen lassen. Das Letzte, was er brauchte, war ein Techtelmechtel mit der Tochter einer guten Freundin seiner Mutter. Er war gerade zum Direktor eines milliardenschweren Unternehmens mit Hotels, Casinos und Wellnesseinrichtungen auf fünf Kontinenten befördert worden. Was er von einer weiblichen Begleiterin brauchte, war ein Sinn für Spaß ohne Hintergedanken oder langfristige Erwartungen.

Derzeit war er mit dem Familienunternehmen verheiratet, und auf absehbare Zeit würde CANN International seine einzige Beziehung bleiben.

Er war sexyer und attraktiver, als Lauren ihn in Erinnerung hatte. Als Teenager hatte er ihr zwölfjähriges Herz gestohlen und war ihr heimlicher Schwarm während der gesamten Highschool-Zeit geblieben. Heute war Christian ein großer, schlanker Mann mit lockigem schwarzem Haar – an den Seiten etwas kürzer geschnitten und oben auf dem Kopf etwas voller, was ihm sehr gut stand. Seine dunklen Augen blickten so intensiv wie früher, und sein Lächeln zog sie magisch an. Er hatte auch jetzt noch die Kraft, sie atemlos zu machen.

Selbst nachdem sie angefangen hatte, sich mit Jungs zu verabreden, und während einer ziemlich ernsthaften Beziehung, die am College begann und vier Jahre dauerte, war Lauren über Christian, die Breedloves und das immer größer werdende Imperium von CANN International auf dem Laufenden geblieben. Vor einigen Jahren hatte das Unternehmen mit dem Bau der ersten Sieben-Sterne-Hotels und – Casinos in Nordamerika Furore gemacht. Die Paparazzi liebten Christian, sodass er es häufig in die Klatschkolumnen und Boulevardzeitungen schaffte, oft mit einer hinreißenden Frau am Arm, wenn er an Hollywood-Premieren und High-Society-Events teilnahm.

Christian sah nicht nur umwerfend gut aus, sondern war auch ein kluger, fortschrittlicher Denker. Wenn sie auf der Suche nach einer Beziehung wäre, hätte der Mann, der jetzt neben ihr im Wagen saß, gute Chancen. Aber sie suchte nicht und vor allem nicht nach jemandem wie dem allmächtigen Christian Breedlove. Genau darum war sie von der Ostküste geflohen: weil sie nicht von einem reichen, mächtigen Mann manipuliert werden wollte.

„Wie kommt es …“, fragte Christian, als die Limousine den überfüllten Strip hinunter zu ihrem endgültigen Ziel fuhr, „… dass du hierherziehst und für Mom arbeitest?“

„Eine ganz spontane Entscheidung“, antwortete Lauren und hielt inne, als sie auf das CANN-Casino, Hotel und Spa zusteuerten, ein preisgekröntes Meisterwerk aus Stahl und Glas, dessen höchste Spitze fast 400 Meter hoch war. „Ich habe mich erst gestern dazu entschlossen.“

„Und kommst dann so schnell her?“

„Ja.“ Sie richtete den Blick wieder auf sein bemerkenswert attraktives Gesicht. „Victoria hat sich an meine Mom gewandt. Ihre Assistentin hat kurzfristig gekündigt. Deine Mutter plant gerade eine Modenschau zum Valentinstag und verschiedene Wohltätigkeitsveranstaltungen für den Frühling, die wohl für die Finanzierung der Stiftung sehr wichtig sind. Mom erwähnte, dass ich vielleicht helfen könnte, und Victoria rief an und fragte, ob ich so schnell wie möglich kommen könne. Die Modenschau findet schon in einer Woche statt und ist wohl eine sehr große Sache.“

Christian nickte und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Und was ist mit deinem Arbeitgeber?“

„Sie war vollkommen verständnisvoll.“ Als sie seine gerunzelte Stirn sah, fuhr Lauren fort: „Ich arbeite seit einem Jahr selbstständig.“

„Ah, verstehe. In welchem Bereich?“

„Marketing, Werbung und PR. Ich habe mittlerweile einige Stammkunden und hatte gerade eine große Kampagne für eine Universität beendet. Deine Mutter brauchte Hilfe, und ich brauchte … eine Pause. Also bin ich hier.“

„Wann warst du das letzte Mal in Vegas?“

„Vor drei Jahren zur Hochzeit eines Freundes.“

„Dann kennst du unser neues Hotel noch nicht?“

„Nein“, antwortete Lauren. Sie sah aus dem Fenster. Die Limousine fuhr soeben in eine eindrucksvolle Auffahrt, die von Marmorwasserfällen gesäumt wurde. Das Wort CANN, glänzend und von hinten beleuchtet, um in der Nacht hervorzustechen, stand über dem Eingang. „Aber ich habe Bilder gesehen. Auf den Fotos sah es schon fantastisch aus, aber aus der Nähe betrachtet ist es noch beeindruckender.“

Die Limousine fuhr am Haupteingang vorbei und weiter zu einer Seitentür.

Christian stieg aus und griff nach ihrer Hand, um ihr herauszuhelfen. „Es freut mich, dass du das so siehst“, sagte er, als ein uniformierter Angestellter die Tür öffnete und sie begrüßte. „CANN hat für diesen Standort ein ganz einfaches Ziel: Es soll das spektakulärste Hotel der Welt sein. Wir glauben, dass es genau das ist.“

Einmal drinnen, stimmte Lauren ihm absolut zu und ließ sich von ihm zu seiner spektakulären Geburtstagsfeier führen.

2. KAPITEL

Träume ich noch?

Nein, sie war dort, wo man sie letzte Nacht hingefahren hatte. Nach Christians Geburtstagsfeier, nachdem der Chauffeur Nicholas und Victoria an ihrem Anwesen abgesetzt hatte, war er ungefähr zwei Meilen weiter gefahren, bis er eine Sackgasse erreichte, die von exquisiten einstöckigen Häusern gesäumt war. Alle waren architektonisch unterschiedlich und einzigartig schön gestaltet. Ihr Favorit war das Haus auf dem Eckgrundstück, mit einem spanisch inspirierten Design aus hellbraunem Stuck und Lehmziegeln mit einem schwarzen Satteldach. Trotz ihrer Erschöpfung hatte sie die schmiedeeisernen Bögen an den Fenstern und Türen bewundert.

Als der Fahrer in die Einfahrt dieses Hauses gefahren war und es als das für sie ausgewählte Gästehaus ankündigte, war Lauren sprichwörtlich die Kinnlade heruntergeklappt.

„Hier wohne ich? Sind Sie sicher?“

„Positiv“, hatte der Fahrer mit einem wissenden Lächeln geantwortet. „Sie finden Ihr Gepäck im Schlafzimmer. Die Residenz ist mit allem ausgestattet, was man für einen längeren Aufenthalt braucht, aber für den Fall, dass Sie einen Wunsch haben, liegt die Karte des Guesthouse-Managers auf dem Tisch im Foyer.“ Er reichte ihr einen kleinen Umschlag. „Das ist der Code für das Schloss. Soll ich Sie ins Haus begleiten?“

„Nein danke, alles gut.“

„Wie Sie meinen, denn Sie sehen ziemlich müde aus.“

Das stimmte, sie war nach dem langen Tag völlig erschöpft. Als sie die Tür öffnete, war es, als würde sie ein Märchenschloss betreten. Und jetzt, nachdem sie nach einer glückseligen Nacht auf dem wolkenartigen Bett erwacht war, hatte sich der Traum noch immer nicht in Luft aufgelöst. Sie seufzte zufrieden. Die Sonne schien. Sie war ausgeruht. Und alles, was passiert war, alles, was sie hier sah, war echt.

Lauren setzte sich auf, streckte sich und griff nach ihrem Telefon.

„Oh mein Gott!“ Es war schon nach zehn Uhr. Als Frühaufsteherin konnte sie sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so lange geschlafen hatte, selbst nach einer Partynacht. Sie hatte sogar das Klingeln des Telefons nicht gehört, was sie an den verpassten Anrufen von Avery, ihrer besten Freundin, und von ihrer Mutter sah. Victoria hatte sie gebeten, vormittags zu einem ungezwungenen Besuch vorbeizukommen, und Lauren hatte gesagt, sie solle sie gegen elf erwarten.

Sie duschte kurz, band sich die Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und zog sich hastig ein fließendes, hellgelbes Maxikleid über, legte ihr geliebtes Bettelarmband an und schlüpfte in ein Paar elfenbeinfarbener Sandalen mit einem hübschen, aber bequemen Keilabsatz. Dann sprintete sie los und erreichte die Eingangstür der Villa genau zwei Minuten vor der verabredeten Zeit.

Eine hispanische Frau mittleren Alters mit kohlschwarzen Haaren und freundlichen Augen öffnete die Tür.

„Hallo, sind Sie Lauren?“

„Ja.“

„Victoria erwartet Sie bereits. Bitte folgen Sie mir hier entlang.“

Victoria saß auf einem übergroßen braunen Sessel aus weichem italienischem Leder. Sie trug einen kurzen geblümten Kaftan und Sandalen mit Kristallschnallen. Sie im hellen, natürlichen Tageslicht zu sehen, machte sie noch schöner, fand Lauren. Die kurze Pixie-Frisur umrahmte ein faltenfreies Gesicht, das eher wie das einer Dreißigjährigen aussah, obwohl Lauren wusste, dass Victoria die fünfzig bereits weit überschritten hatte.

Victoria drehte sich um und lächelte. Als Lauren eintrat, legte sie die Zeitschrift, in der sie gelesen hatte, beiseite und klopfte auf den Platz neben sich.

„Guten Morgen, Sonnenschein!“

„Guten Morgen, Victoria.“ Lauren ließ sich von der älteren Frau in eine Umarmung ziehen.

„Schau dich an, ganz frisch und fabelhaft. Bist du so aufgewacht?“

Lauren lachte. „Nicht ganz.“

„Aber du trägst kein Make-up.“

„Nein. Ich hoffe, das ist okay. Du sagtest, dies wäre ein formloses Treffen, daher …“

„Alles gut. Ich bin einfach beeindruckt. Nicht viele Frauen in meinem Umfeld würden sich ohne ihre Kriegsbemalung erwischen lassen.“

„Ich habe Mascara aufgelegt“, gab Lauren zu. „Und Lipgloss.“

„Das ist alles? Muss schön sein, wenn das reicht.“

„Ich könnte dasselbe über dich sagen. Du siehst eher aus wie Christians Schwester als wie seine Mutter.“

„Nicht ganz ohne Anstrengung. Unser Hotel-Spa beschäftigt einige der besten Kosmetikerinnen des Landes, die ständig nach den neuesten Trends in Bezug auf Hautstraffung und Faltenbeseitigung forschen und dazu, wie man das Alter kosmetisch aufhalten kann.“ Victoria legte Lauren eine Hand auf den Arm. „Ich wollte gerade ein leichtes Mittagessen zu mir nehmen. Möchtest du dich mir anschließen?“

„Gerne. Danke.“

Victoria drehte sich zu der Frau um, die die Haustür geöffnet hatte und so leise hinter ihnen stand, dass Lauren nicht bemerkt hatte, dass sie noch da war. „Sofia, sag bitte Gabe, dass wir den Quinoa-Spinat-Salat mit Preiselbeer-Orangensaft nun nehmen werden. Vielen Dank.“

Victoria wartete, bis Sofia nickte und den Raum verließ, bevor sie sich wieder Lauren zuwandte. „Hast du dich gut erholt?“

„Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier. Ich kann mich kaum daran erinnern, wie ich ins Bett gekommen bin.“

„Du hast zwei anstrengende Tage hinter dir.“

„Ja.“

„Und hattest eine ziemlich turbulente Zeit davor.“ Lauren nickte. „Deine Mutter hat mir keine Details erzählt, und das musst du auch nicht. Aber ich bin dankbar, dass sie dich empfohlen hat, um hier einzuspringen, und dass du so kurzfristig kommen konntest. Wenn ich es richtig verstehe, ist eine räumliche Entfernung zur Ostküste genau das, was du gerade brauchst.“

„Das stimmt.“ Lauren holte tief Luft. Sie war einerseits nervös, ihr persönliches Dilemma mit jemandem zu teilen, andererseits wäre es gut, sich jemandem anzuvertrauen, der einen unparteiischen Standpunkt vertrat. „Was genau hat Mom dir gesagt?“

„Dass du in einer schwierigen Beziehung warst, die durch die Tatsache, dass er der Sohn des Arbeitgebers deines Vaters ist, noch verstärkt wurde.“

„Das kann man so sagen.“ Sie sah Victoria in die Augen. „Mein Vater versucht, mich zu einer Ehe zu zwingen, die für mich schlecht, aber anscheinend gut für sein Geschäft wäre.“

„Was? Eine arrangierte Ehe?“

„Ja.“

„Das ist absolut lächerlich. Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Und obwohl ich mehr als eine verzweifelte Seele kenne, die wegen des Geldes geheiratet hat, würde ich jeder Frau raten, nur aus Liebe zu heiraten.“ Victoria schien kurz nachzudenken. „Was sagt Faye dazu?“

„Im Grunde stimmt sie dir zu und sieht es so wie ich. Aber Dad treibt die Idee wirklich voran, fast verzweifelt. Das bringt Mom in eine schwierige Position. Sie möchte das Beste für uns alle, aber Dad kann sehr überzeugend sein.“

„Und der Vater dieses Mannes ist der Chef deines Vaters?“

Lauren nickte. „Vor Jahren, als Dad Investoren für seine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft suchte, stand Gerald als Erster mit einem offenen Scheckheft bereit. Die Zukunft sah vielversprechend aus, aber am Ende konnte Dads kleines Unternehmen nicht mit den vielseitigen Angeboten der größeren Unternehmen mithalten.“ Sie seufzte. „Während Dad um seine Existenz gekämpft hat, ist Geralds Beratungsunternehmen sprunghaft gewachsen. Als Geralds Finanzvorstand in den vorzeitigen Ruhestand ging, rief er meinen Vater an, ob er die Position übernehmen wollte. Dad hatte das Gefühl, dass er es Gerald schuldete, angesichts der Investition, die dieser getätigt hatte und die er ihm noch nicht zurückgezahlt hatte.“

„Gerald klingt wie ein guter Freund. Aber wenn dein Vater bereits eine Führungsposition innehat, warum sollte deine Heirat mit dem Sohn dann die geschäftliche Situation verbessern?“

„Ich weiß es nicht.“ Lauren fragte sich, wie viel sie Victoria erzählen sollte. „Kann ich darauf vertrauen, dass das, worüber wir sprechen, zwischen uns bleibt?“

„Absolut, Lauren.“

„Du sprichst mit niemandem darüber, nicht einmal mit meiner Mutter?“

Victoria legte Lauren eine Hand auf den Arm und drückte sie sanft. „Nicht einmal mit Faye, Liebling.“

„Vor Jahren waren Ed und ich kurz zusammen.“

„Der Sohn.“

„Ja. Ich war gerade aufs College gekommen. Er ist acht Jahre älter als ich. Ich war jung, dumm, leicht zu beeindrucken und fand es toll, die Aufmerksamkeit eines älteren, erfolgreichen Mannes auf mich zu ziehen. Nur wenige Wochen nach der ersten Verabredung gab er mir einen Ring. Einen Freundschaftsring, von dem wir beide annahmen, dass er bald zu einer Verlobung führen würde. Aber das war nicht der Fall.“

„Warum nicht?“

„Weil ich mit der Zeit erkannte, dass sich hinter Eds freundlicher Fassade ein Narzisst versteckte, der mich die ganze Zeit manipulierte. Ich gab ihm den Ring zurück und beendete die Beziehung. Aber ich glaube nicht, dass er jemals darüber hinweggekommen ist. Ed ist ein Einzelkind und daran gewöhnt, das zu bekommen, was er will.“

„Deine Eltern wussten das nicht?“

„Sie wussten, dass wir ein paarmal ausgegangen sind, aber nicht, warum wir uns getrennt haben. Ich habe ihnen nie etwas erzählt – nichts über seine Manipulationen, seine Wutausbrüche und schon gar nichts über den Ring. Unsere Eltern sind Freunde, und ich wollte keine Probleme zwischen ihnen verursachen. Wie dem auch sei, vor einiger Zeit hörte ich, dass Ed damit prahlte, dass er sich bald mit einem jungen, naiven, aber wirklich hübschen Mädchen verloben würde. Etwas passierte, und die Beziehung endete abrupt. Und dann …“

Victoria hob eine Braue, schwieg aber.

„Er versuchte, mich zurückzubekommen, versuchte, mich zu einer Beziehung zu zwingen, indem er mich an das Versprechen erinnerte, das ich ihm einmal gegeben hatte. Er gab sogar zu, dass er eine Mitschuld daran trug, dass es damals nicht funktioniert hat. Als ich ihn dann zurückgewiesen habe, wurde es hässlich.“

„Wie?“

„Er verlangte, dass ich ihn heirate, und drohte, meiner Familie das Leben zur Hölle zu machen, wenn ich nicht einwillige. Natürlich habe ich ihm gesagt, dass die Hölle erst zufrieren müsste, bevor ich mich wieder mit ihm einlasse.“ Lauren stieß einen zitternden Atemzug aus. „Ich weiß nicht, was er meinem Vater erzählt hat, aber jetzt versuchen zwei Männer, mich zu dieser Heirat zu zwingen.“

„Hast du Paul gefragt, warum?“

„Ja, und Dads Antworten ergeben keinen Sinn, genauso wenig wie die freundschaftliche Beziehung, die zwischen Ed und meinem Dad entstanden zu sein scheint. In den letzten Monaten haben sie den Druck massiv erhöht. Dieser Job ist ein Glücksfall, also nochmals vielen Dank.“

Sie machten eine Pause, als Sofia mit einem Tablett mit warmen hausgemachten Brötchen, einem Krug Saft und einer Kristallschale mit dem von Victoria angeforderten Spinat-Quinoa-Salat zurückkehrte. Als das Gespräch wieder aufgenommen wurde, verlagerte sich das Thema von Laurens Privatleben auf die freiberufliche Marketingarbeit, die sie in den letzten zwölf Monaten erledigt hatte, und auf die Aufgaben, die sie als Victorias persönliche Assistentin übernehmen würde. Diese Arbeit sollte sich hauptsächlich auf die CANN-Stiftung konzentrieren.

„Es tut mir leid, dich so zu überrumpeln“, meinte Victoria. „Aber die Modenschauen, die wir veranstalten, haben sich zu äußerst beliebten Veranstaltungen gemausert. Dass die Modenschau immer um den Valentinstag herum stattfindet, sich auf die Liebe konzentriert und neben der Mode auch ein paar tolle Accessoires gezeigt werden, hat sie noch beliebter gemacht. Wenn wir beide zusammenarbeiten, bin ich sicher, dass wir einen tollen Erfolg erleben werden.“

„Das bin ich auch“, sagte Lauren und schob ihren Computer zurück in die Hülle. „Es ist sicher eine Menge Arbeit, aber ich liebe solche Herausforderungen, und ich bin ein großer Fan von Ace Montgomery, seiner Frau London und ihrer HER-Fashion-Linie. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung zu gewährleisten.“

„Wunderbar, dann müssen wir nur noch eines klären, Lauren.“ Victoria griff nach einem Ordner auf dem Tisch vor sich. „Ich habe einen Sechsmonatsvertrag für den Zeitraum von jetzt bis zum 15. Juli aufsetzen lassen. Denn ich würde dich gerne auch für die nächsten Veranstaltungen im Boot haben. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dies zu unterschreiben.“

„Im Gegenteil, ich würde mich freuen. Das bedeutet, dass es für mich praktisch unmöglich ist, nach Hause zurückzukehren.“

Sie redeten noch ein bisschen, bis Victoria Lauren zur Tür führte. „Wo ist dein Auto?“, fragte sie.

Zusätzlich zu dem Gästehaus hatte Lauren ein Auto zur Verfügung gestellt bekommen.

„Ich bin hierhergelaufen“, antwortete Lauren. „Die trockene Luft ist eine wundervolle Abwechslung zur Luftfeuchtigkeit in Maryland, und ein so warmes Wetter im Februar haben wir im Osten nur selten. Außerdem habe ich in letzter Zeit kaum trainiert und konnte die Bewegung gut gebrauchen.“

„Soll ich meinen Fahrer anweisen, dich nach Hause zu fahren?“

„Nein, danke, ich laufe lieber zurück.“

Die Frauen umarmten sich. Lauren winkte und ging die kreisförmige Auffahrt hinunter zu dem Weg, der durch weitläufige Wiesen in Richtung der asphaltierten Straße führte. Sie merkte kaum, dass sie drei Kilometer lief, so sehr war sie in Gedanken an die Arbeit versunken, die sie erledigen musste, um Victoria bei der Modenschau zu unterstützen. Und daran, dass sie Ed, dem Druck ihres Vaters und einem fremdbestimmten Leben hoffentlich entkommen war.

Lauren betrat das Haus, ging zum Esstisch und zog das Tablet aus ihrer Tasche. Sie wollte ihre Notizen durchgehen, solange das Gespräch mit Victoria noch in ihrem Kopf war. Sie warf ihre Tasche auf die Couch, holte eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, setzte sich und fuhr das Tablet hoch. Dann bemerkte sie, dass etwas fehlte – ihr Bettelarmband.

Ein Anflug von Angst ergriff Lauren, als sie vom Stuhl aufsprang, die Tasche nahm und hektisch darin suchte. Das Armband war ihr Talisman, seit sie es mit sechzehn als Geburtstagsgeschenk erhalten hatte. Sie war von einer Seite des Landes auf die andere gezogen, um dominanten Männern auszuweichen und die Kontrolle über ihr Leben zu übernehmen. Sie durfte jetzt auf keinen Fall ihren Glücksbringer verlieren.

Die Suche in ihrer Tasche war erfolglos, auch im Haus war nichts zu finden. Also griff Lauren nach den Sandalen, die sie beim Betreten des Hauses ausgezogen hatte. Sie zog sie an und öffnete die Haustür. Doch als sie gerade gehen wollte, klingelte ihr Handy. Victoria vielleicht? Hatte sie das Armband auf den exquisiten Marmorböden des Herrenhauses gefunden? Lauren hoffte es und nahm schnell den Anruf an.

„Lauren Hart.“ Ihre Begrüßung kam in panischer Hektik heraus.

„Ich weiß, wen ich angerufen habe“, antwortete eine vertraute Stimme.

„Oh, Avery. Hi.“ Lauren schloss die offene Haustür wieder.

„Offensichtlich hast du jemand anderen erwartet“, sagte Avery. „Was meine nächste Frage, die ich dir gleich nach ‚Wie geht es dir?‘ gestellt hätte, beantwortet. Nämlich: Hast du deinen Teenieschwarm schon getroffen? Hattest du gehofft, er ruft an?“

„Eigentlich hatte ich gehofft, dass Victoria mich anruft, seine Mutter. Ich habe mein Armband verloren und gehofft, dass sie es gefunden hat.“

„Oh nein!“

„Genau. Ich versuche, nicht auszurasten.“

„Denk an alle Orte, an denen du gewesen bist, und verfolge deine Schritte zurück.“

„Das wollte ich gerade machen.“ Lauren beschloss, ein bequemeres Paar Schuhe zu holen. „Kann ich dich zurückrufen?“

„Nicht ohne mir vorher ein Update zu geben, zumindest eine Kurzversion.“

Lauren holte ihre Tennisschuhe, setzte sich aufs Bett und stellte den Lautsprecher des Handys an. „Von der Sekunde meiner Ankunft an bin ich kaum zur Ruhe gekommen. Ich wollte dich heute Abend anrufen.“

„Du musstest also gleich nach deiner Landung mit der Arbeit beginnen?“

„Nein, aber es fühlte sich alles so verrückt an, und das nach einem so ewig langen Flug.“

„Warum hast du überhaupt einen Flug gebucht, bei dem du auch noch umsteigen musstest?“

„Um Teil von Christians Geburtstagsüberraschung zu sein. Gestern war sein dreißigster Geburtstag. Seine Eltern haben ihn mit einer Reihe von Geschenken überrascht, und ich war ein Teil dieses Pakets.“

„Was?“ Die einzelne Silbe, die einige Sekunden lang in der Luft hing, deutete darauf hin, dass noch viele weitere Fragen darin mitschwangen.

Lauren lachte. „Nicht so! Seine Eltern haben ihm ein Privatflugzeug geschenkt und wollten, dass ich damit einfliege. Also bin ich nach Atlanta geflogen, wo die Gulfstream gebaut und angepasst wurde, und bin dann von Atlanta hierhergeflogen.“

„Oh, là, là! Jetzt bin ich grün vor Neid. Deine Armband-Suche wird warten müssen. Ich will jedes Detail wissen, von der Sekunde deines Abflugs an bis zu dem Moment, wo ich angerufen habe.“

Nachdem Lauren die Schuhe gewechselt hatte, ging sie vom Schlafzimmer ins Wohnzimmer und gab Avery eine Zusammenfassung der letzten vierundzwanzig Stunden, einschließlich der Anziehungskraft, die ihr Jugendschwarm auf sie ausgeübt hatte, und der Beschreibung der rauschenden Geburtstagsparty, bei der Christian natürlich im Mittelpunkt gestanden hatte.

„Jeder wollte ihn für sich haben“, schloss sie.

„Du auch?“

„Avery! Ich kann nicht glauben, dass du mich das gerade gefragt hast!“

„Warum sollte ich nicht? Du vergisst, dass ich schon sehr lange deine beste Freundin bin. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis du auf diese Anziehungskraft reagieren musst. Und komm mir nicht mit ‚Keine Beziehung am Arbeitsplatz‘. Du bist seit Ewigkeiten in diesen Kerl verknallt. Lass dir nicht die Chance entgehen, deine Fantasie Wirklichkeit werden zu lassen.“

„Ich denke drüber nach.“

„Tu mehr, als nur nachzudenken. Handle. Du bist nur sechs Monate dort. Was hast du zu verlieren?“

Das war eine gute Frage, und Lauren versprach Avery, dass sie wirklich nachdenken würde, während sie die Suche nach etwas fortsetzte, das sie ganz sicher verloren hatte – ihren Glücksbringer.

3. KAPITEL

Christian sagte sich, dass er Lauren nur das Armband zurückgeben wollte, das er in der Einfahrt gefunden hatte, als er zu einem spontanen Besuch bei seinen Eltern gewesen war. Nur deswegen fuhr er zu ihrem Haus.

Als Victoria anbot, einen der Fahrer zu schicken, winkte Christian ab. Er musste doch sowieso dort vorbei. Den wahren Grund, warum er als neu ernannter Direktor eines Multimilliarden-Dollar-Unternehmens diese Aufgabe übernahm, anstatt einen der mindestens fünfzig Angestellten auf dem Anwesen zu schicken, würde er natürlich nicht verraten. Er konnte nicht aufhören, an Lauren zu denken – an diese sexy Sirene in dem smaragdfarbenen Jumpsuit, die so verführerisch-elegant aus dem Flugzeug gestiegen war.

Er erinnerte sich an seine kurzen Begegnungen mit Lauren vor all den Jahren. Sie war ein stilles, schlankes Kind gewesen, das ihn beobachtet hatte, als sie dachte, dass er nicht hinschaute. Das Kind, das er ignoriert hatte, weil er ihrer älteren Schwester nachgestiegen war.

Was es mit Lauren auf sich hatte, das ihn jetzt so gefangen nahm, wusste Christian nicht. Er wusste nur, dass es etwas war, das keine der anderen Frauen besaß, die er in letzter Zeit getroffen hatte. Es ging ihm nicht nur um ihre Schönheit, obwohl sie hinreißend war. Er war mit einigen der schönsten Frauen auf dem Planeten zusammen gewesen. Was ihn nun an Lauren anzog, war ein Rätsel, das er unbedingt lösen wollte.

Also bog er in die Einfahrt ein, stellte den Motor ab und stieg aus. Er ignorierte seinen schnellen Herzschlag, ging zur Haustür und klingelte. Einige lange Momente vergingen, und er hob gerade die Hand, um zu klopfen, als sich die Tür öffnete.

„Oh. Du bist es.“

Christian nahm Laurens glänzenden Pferdeschwanz und die bunten Turnschuhe wahr und die Art und Weise, wie sich ihre gebräunte Haut gegen das blassgelbe Kleid abhob, das ihre Kurven umschmeichelte. Sie sah wahnsinnig verführerisch aus, und er war stolz darauf, dem Drang zu widerstehen, sich vorzubeugen und sie einfach zu küssen.

„Wen hast du denn erwartet?“

Sie schien abgelenkt zu sein und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während sie sich auf dem Boden umsah.

„Störe ich?“

„Eigentlich wollte ich nur etwas suchen.“

„Das vielleicht?“ Er hielt das silberne Gliederarmband mit den baumelnden Anhängern hoch.

„Ja!“ Sie griff nach dem Armband.

Christian trat einen Schritt zurück.

„Chris, gib es mir. Sofort.“

„Nur wenn du so freundlich bist, mich hereinzubitten.“

„Sicher“, sagte sie und trat zurück.

Er ging hinein und blieb direkt vor ihr stehen. Eine flammende Hitze stieg in ihm auf – und es lag nicht daran, dass es in ihrem Haus zu warm war.

„Jetzt gib mir das Armband.“

„Nur, wenn du Bitte sagst.“

„Kann ich bitte mein Armband haben?“, bat sie durch zusammengebissene Zähne und mit blitzenden Augen.

Christian lachte und reichte ihr das Armband. „Hier, bitte schön.“

„Wo hast du es gefunden?“

„Am Ende der Einfahrt. Ich habe es gesehen, als ich die Stufen hinaufgegangen bin.“

Sie musterte ihn misstrauisch.

„Komm schon“, sagte er und grinste dann. „Deshalb bin ich extra hergekommen. Um es zurückzugeben.“

„Wirklich?“ Sie streckte den Arm aus und lächelte, als er die zarte Silberkette um ihr schlankes Handgelenk legte und ihr in die Augen sah.

Sie erwiderte seinen Blick – direkt und unerschütterlich. Offensichtlich war das schüchterne, unbeholfene Kind erwachsen geworden. Er hakte den Verschluss ein, hielt dann immer noch ihren Arm mit einer Hand, drehte das Armband mit der anderen und griff nach einem der vielen Anhänger, einem Herzen.

„Jeder von ihnen hat eine Bedeutung, oder?“

„Ja.“

Christian strich mit dem Daumen über die Innenseite ihres Handgelenks. Seine nicht gestellte Frage wurde sofort beantwortet, als Laurens Brustwarzen hart wurden – was er gegen den weichen Stoff ihres Kleids deutlich sehen konnte. Sie trug keinen BH.

Lauren war sich seines Blicks wohl bewusst, löste ihr Handgelenk aus seinem Griff und verschränkte die Arme vor der Brust. Er beobachtete die Bewegung, machte aber keinen Kommentar. War sie wirklich verlegen? Spielte sie jetzt die Unnahbare?

Kann dir das nicht egal sein?

Das sollte es, sagte sich Christian. Er hatte genug Erfahrung mit Frauen, um zu wissen, dass Lauren vielleicht einem kleinen Flirt zustimmen würde, sich die Situation aber schnell ins Negative verändern konnte. Sie könnte sich zur Stalkerin entwickeln, oder noch schlimmer, sie könnte irgendwie versuchen, ihn in eine Falle zu locken.

Er wusste, dass es bei kurzen Affären am besten war, einen sicheren Abstand zwischen seinen Geliebten und seinem Familien- und Berufsleben zu halten. Das wäre bei Lauren nicht der Fall. Seine und ihre Mutter waren sehr gute Freundinnen. Lauren war jetzt die Assistentin seiner Mutter. Was bedeutete, dass sie tabu war.

Das Leben war nicht fair.

„Ein Herz, nicht wahr?“

„Jepp.“ Lauren fingerte an dem silbernen Schmuckstück herum, wobei ihr Blick auf ihn gerichtet war. Zumindest für den Moment hatte sie ihren Körper unter Kontrolle gebracht.

„Also, da du dein Herz sozusagen am Arm trägst, heißt das, dass es noch niemandem sonst gehört?“

„Das klingt wirklich dämlich, Christian.“ Sie drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. „Wie etwas, das du mit sechzehn meine Schwester hättest fragen können.“

„Ja, das war ziemlich lahm.“ Er zeigte auf die Couch. „Darf ich?“

„Natürlich. Es tut mir leid, wo sind meine Manieren? Möchtest du etwas trinken?“

„Nein, danke.“

Lauren setzte sich zu ihm, und er rutschte ein wenig näher zu ihr hin. Als er erneut ihr Handgelenk umfasste, berührte er einen weiteren Anhänger am Armband. „Ist dies ein Symbol für deine wilde Seite?“

„Wenn ja, wäre ich ziemlich gefährlich. Bären sind stark. Das ist das Maskottchen der Footballmannschaft meiner Uni.“

„Wo hast du studiert?“

„Morgan State. Interessierst du dich für College-Sport?“

„Nicht wirklich und schon gar nicht für Football. Ich stehe eher auf Golf, Basketball und Tennis. Hin und wieder ein bisschen Profi-Baseball. Bist du ein großer Sportfan?“

„Ich mag Football.“

„Also, wenn ich mich entschließen würde, dich zu einer Partie herauszufordern, wäre das in Ordnung?“

„Du könntest es versuchen, aber ich könnte mich auf die Hinterbeine stellen und dich mit meinen Bärentatzen kratzen.“ Christian lachte, als Lauren fortfuhr: „Und ich könnte mit meinen Fingernägeln Kratzspuren auf deinem Körper hinterlassen. Andererseits wäre das wahrscheinlich nicht das erste Mal.“

„Abgesehen von meinen Brüdern oder Sportkollegen wäre es absolut eine Premiere, angegriffen zu werden. Ich bin kein gewalttätiger Mann.“

„Was ist mit den Frauen, mit denen du ausgehst?“

„Was hat Mom dir erzählt?“

„Du und dein Leben waren nicht Teil unseres Gesprächs. Mir ist nur aufgefallen, dass diese Frau mich auf deiner Party mit ihren Blicken fast erdolcht hätte.“

„Chloe? Sie mag es nicht, überstrahlt zu werden, und du warst der hellste Stern im Raum. Wir kennen uns seit Jahren, sind im Grunde genommen zusammen aufgewachsen und in der Highschool miteinander ausgegangen. Was ist mit dir? Was hält dein Freund davon, dass du ans andere Ende des Landes gezogen bist, um hier einen Job anzunehmen?“

„Ist das deine Art zu fragen, ob es einen Mann in meinem Leben gibt?“

„Gibt es einen?“, fragte er.

„Nein.“

Christian hob eine Braue. „Das kann ich kaum glauben.“

„Vielleicht, aber es ist so. Meine letzte ernsthafte Beziehung ist schon eine Weile her. Danach habe ich mich in die Arbeit gestürzt und mir meinen Kundenstamm aufgebaut.“

„Und dann hast du alles, was du dir aufgebaut hast, zurückgelassen, um für meine Mutter zu arbeiten?“, fragte er.

„Victoria weiß, dass ich Stammkunden habe, und glaubt, dass ich beides unter einen Hut bringen kann.“

Christian betrachtete Lauren, während sie sprach, und spürte, dass sie viel mehr zurückhielt, als sie erzählte. Sie schien eine Frau zu sein, die nur Arbeit und kein Vergnügen kannte. Geduld war eines der Merkmale, die Christian zu einem so klugen Geschäftsmann machten. Geduld und Intuition, zu wissen, wann er abwarten und wann er zuschlagen musste. Daher zügelte er seine Neugier und fragte sie nicht, warum sie ihr aufstrebendes Geschäft vernachlässigte, um mit seiner Mutter für eine gemeinnützige Stiftung zu arbeiten. Aber er wunderte sich trotzdem.

War sie vor etwas weggelaufen? War sie Teil des Plans seiner Mutter, ihn zu einem verheirateten Mann zu machen? Hatte sie eigene Pläne?

„Wie alt bist du?“

„Sechsundzwanzig. Im April werde ich siebenundzwanzig.“

„Du hast mich gestern Abend einen alten Mann genannt, aber du bist nicht so viel jünger als ich.“

„Was sind schon Jahre? Älterwerden ist doch nichts Schlimmes.“

„Aber es scheint für Frauen schwieriger zu sein als für Männer. Willst du nicht heiraten und eine Familie gründen?“ Christian hatte die Fragen beiläufig gestellt, hörte aber aufmerksam zu, als sie antwortete.

„Irgendwann vielleicht, wenn ich den richtigen Mann finde. Warum?“ Sie sah ihn unter langen Wimpern hervor an, und ihr Lächeln weckte erneut den Wunsch, den er schon verspürt hatte, als sie die Tür öffnete. „Bewirbst du dich für den Job?“

„Ich habe schon eine Frau.“ Er lachte, als er ihren geschockten Gesichtsausdruck sah. „Ihr Name ist CANN.“

„Na dann …“, Lauren lehnte sich vor, „… wie wär’s mit einer Geliebten?“

„Nimm dich in Acht, schöne Lady. Du spielst gerade mit dem Feuer.“

„Du hast recht. Ich sollte dich nicht necken.“

„Nein, solltest du nicht. Lass den Bären besser schlafen.“

Lauren sagte sich zwar, dass sie Christian nur neckte, aber so war es nicht. Sie wollte den Bären wecken. Sie wollte die unbestreitbare Hitze zwischen ihnen in einer gewaltigen Flamme auflodern lassen und dann eine oder zahlreiche Nächte damit verbringen, sie zu löschen. Dabei wusste sie genau, dass das Letzte, was ...

Autor

Zuri Day
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