Sinnliche Eroberung in Paris

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Immer hat die scheue Holly gedacht, der charmanten Millionär Jacques Querruel sehe in ihr nur seine Assistentin. Bis sie ihn nach Paris begleitet und er ihr mit zärtlichen Küssen sein heißes Begehren zeigt. Aber Holly will mehr: Sie will sein Herz…


  • Erscheinungstag 15.07.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733779030
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Wie geht es meiner wunderschönen Holly heute Morgen? Wie war Ihr Wochenende? Ich kann mir vorstellen, dass Sie sich gut amüsiert haben.“

Holly blickte auf und versuchte, ganz ruhig zu bleiben. Dieser Widerling! dachte sie und wäre am liebsten geflüchtet. Doch sie wusste genau, dass Jeff Roberts sie nicht in Ruhe lassen würde. Er stand an der Tür und verschlang sie, Holly, förmlich mit sehnsüchtigen Blicken.

„Guten Morgen, Mr Roberts“, antwortete sie kühl und wandte sich dann wieder ihrer Arbeit zu. Vielleicht verstand er den Wink mit dem Zaunpfahl ja und verschwand aus ihrem Büro.

Doch weit gefehlt! Er kam ins Zimmer und stellte sich neben sie. Sein streng duftendes Aftershave und seine Nähe waren unerträglich. Holly biss sich auf die Lippe und tippte weiter. Wenn sie keine Notiz von diesem furchtbaren Mann nahm, musste er doch irgendwann einmal aufgeben!

Es gab drei Möglichkeiten, mit solchen Typen fertig zu werden: Entweder man ignorierte den Grabscher oder zeigte ihn bei der Geschäftsleitung an. Man konnte ihm natürlich auch einen kräftigen rechten Haken verpassen!

Holly hatte vor acht Wochen bei Querruel International zu arbeiten begonnen, und das Problem „Jeff Roberts“ immer noch nicht in den Griff bekommen. Sie hatte es zuerst mit Höflichkeit und dann mit einem energischen Nein versucht, aber ohne Erfolg. Ihn bei seinem Vorgesetzen zu melden war sinnlos, denn Jeff Roberts war der verhätschelte Sohn des Geschäftsführers und damit unantastbar.

Die dritte Möglichkeit hätte sie Job und Karriere gekostet. Ohne ein gutes Zeugnis war sie erledigt. Niemand würde sie noch einstellen. Außerdem liebte sie ihre Arbeit bei Querruel International, denn sie war abwechslungsreich und eröffnete ihr eine hervorragende Zukunftsperspektive. Auch die Bezahlung war überdurchschnittlich gut. Trotzdem würde ein blaues Auge diesem aufdringlichen Kerl bestimmt nicht schaden!

Er beugte sich vor und las scheinbar interessiert den Bericht, den sie gerade schrieb. „Ich habe es Ihnen doch schon öfter gesagt, Holly“, flüsterte er, „Sie können mich Jeff nennen, wenn wir allein sind.“

Sie zuckte zusammen, denn er war ihr viel zu nahe. Leider gab es in ihrem kleinen Büro keine Fluchtmöglichkeit. Es war kaum größer als ein Besenschrank, hatte nur ein kleines Fenster und zwei Türen. Die eine führte zum Sekretariat von Jeff Roberts’ Vater und die andere auf den Flur, doch sie war durch zwei Schränke verstellt. Es gab also nur eine Möglichkeit, dieses Zimmer zu betreten und zu verlassen – und Jeff Roberts nutzte das nur zu gern aus.

„Wollen Sie zu Margaret?“, fragte Holly schnell. „Sie müsste eigentlich jeden Moment aus der Kantine zurückkommen.“

„Tatsächlich?“, fragte Jeff Roberts spöttisch, griff nach einem Kugelschreiber und berührte dabei Hollys Brust. „Ich kann ihn mir doch ausleihen?“, fragte er gespielt unschuldig.

Holly seufzte leise und wandte sich ihm zu. Oh, wie sie dieses hässliche Gesicht mit dem Doppelkinn hasste! „Ich habe es Ihnen doch schon so oft gesagt: Hören Sie auf damit! Ich möchte das nicht.“

„Was meinen Sie?“ Er ließ den Blick über ihre Brüste schweifen, und es war klar, dass er genau wusste, worauf sie anspielte.

„Sie sollen mich nicht anfassen!“, brachte sie heraus.

„Das habe ich doch gar nicht getan.“ Lächelnd beugte er sich wieder vor, und Holly zuckte zurück. „Wollen wir nicht nach Feierabend noch etwas trinken gehen? Das würde Ihnen doch gefallen, oder?“

Na klar – aber nur, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fielen! „Es tut mir leid, ich habe schon etwas anderes vor.“

„Wie wäre es dann mit morgen?“ Wieder betrachtete er sie von Kopf bis Fuß. „Wenn Sie nett zu mir sind, lade ich Sie sogar zum Abendessen ein. Das ist doch ein faires Angebot.“

Sie nahm all ihren Mut zusammen und blickte Jeff Roberts kühl an. „Ich werde nie mit Ihnen ausgehen, Mr Roberts. Sehen Sie das doch endlich ein!“

Er straffte sich, und seine Miene wurde kalt. „Das sollten Sie sich noch einmal überlegen, Holly. Wenn Sie mir entgegenkommen, werde ich mich bei meinem Vater für Sie einsetzen. Es geht natürlich auch anders. Sie haben die Wahl. Also, was ist?“

„Die Antwort lautet immer noch Nein“, erwiderte Holly unbeeindruckt. „Lassen Sie mich jetzt bitte weiterarbeiten, der Bericht muss noch heute Vormittag fertig werden.“

Doch so leicht gab Jeff Roberts nicht auf. Bevor sie sich’s versah, hatte er sich hinter sie gestellt, so fest ihre Brüste umfasst, dass es schmerzte. Dann wandte er sich ab und wollte hinausgehen.

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Holly sprang auf, lief ihm hinterher und gab ihm eine schallende Ohrfeige.

Damit hatte Jeff Roberts nicht gerechnet. Er verlor das Gleichgewicht und taumelte gegen einen Aktenschrank. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte, doch dann begann er, laut zu fluchen. Er ballte die Hände zu Fäusten, und Holly ahnte, dass er gleich auf sie losgehen würde.

„Was ist hier denn los?“

Jeff Roberts wirbelte herum, und auch Holly betrachtete überrascht den eleganten, großen dunkelhaarigen Mann, der an der Tür stand. Er sprach mit einem leichten französischen Akzent, und daher war es nicht schwer zu erraten, um wen es sich handelte. Holly hatte von den anderen Mitarbeiterinnen schon sehr viel über den attraktiven Besitzer von Querruel International gehört und hätte ihn überall erkannt, obwohl sie ihn vorher noch nie zu Gesicht bekommen hatte.

Jacques Querruel war Franzose, zweiunddreißig Jahre alt, unverheiratet, und seine Affären waren ein beliebtes Thema in der Regenbogenpresse. Er war ein Playboy, wie er im Buche stand. Aus armen Verhältnissen stammend, hatte er sich auf der Karriereleiter durch harte Arbeit ganz nach oben gekämpft und war jetzt der stolze Besitzer einer erfolgreichen Möbelfirma mit Hauptsitz in Paris und Filialen in den Vereinigten Staaten und Großbritannien.

Und er stellte seine eigenen Regeln auf und lebte danach. Dem Büroklatsch zufolge besaß er einige schnittige Sportwagen, in England fuhr er jedoch Motorrad.

„Eine tolle schwarze Maschine“, hatte Hollys Freundin in der Buchhaltung vor einigen Wochen erzählt, „aber Jacques Querruel ist auch nicht ohne! Wenn er einen Raum betritt, zieht er sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich. Die Frauen liegen ihm reihenweise zu Füßen. Er ist reines Dynamit, Holly, besonders wenn er ganz in Leder gekleidet ist.“

Und jetzt stand das „reine Dynamit“ vor ihr. Oh ja, die Beschreibung passte, denn dieser Mann war gefährlich. In seinem schwarzen Outfit wirkte er wie …

„Es tut mir leid, Mr Querruel“, sagte Jeff Roberts schnell und riss Holly damit aus ihren Gedanken, „dass Sie unseren kleinen Streit mit anhören mussten. Ich habe Miss Stanton nur aufgefordert, sorgfältiger zu arbeiten, und sie hat mich daraufhin geohrfeigt. Leider habe ich danach die Beherrschung verloren. Das ist natürlich unverzeihlich.“

„Sie lügen!“, rief Holly aufgebracht. „Wie können Sie es wagen …“

„Das reicht“, unterbrach Jacques Querruel sie kühl, „wir werden das in Mr Roberts’ Büro besprechen. Kommen Sie bitte mit.“

„Einen Augenblick noch“, sagte Holly erschrocken, die ganz genau wusste, was geschehen würde, wenn Mr Roberts senior von der Sache erfuhr. „Er lügt, Sir. Ich habe nicht für ihn gearbeitet.“

„Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?“, erwiderte Jacques Querruel ungehalten. „Wir werden diese Angelegenheit hinter verschlossenen Türen erörtern, Miss Stanton. Mr Roberts hat einen Termin und wird erst in einer Stunde zurückerwartet. Wir können also ungestört reden.“

Es kam Holly beinahe vor, als wüsste er, warum sie protestiert hatte. Fasziniert blickte sie den großen, ganz in Leder gekleideten Mann an. Seine dunklen Augen blickten hart und schienen sie hypnotisieren zu wollen. Er erinnerte sie an einen Wolf oder eine große Raubkatze.

Verdammt! dachte sie. Was war los mit ihr? Normalerweise stand sie mit beiden Beinen im Leben und fantasierte nicht mitten am Tag. Schweigend folgte sie den beiden Männern in Mr Roberts’ elegant eingerichtetes Heiligtum.

Jacques Querruel schloss die Tür, und sofort begann Jeff Roberts, sich bei ihm einzuschmeicheln. „Sie müssen sich wirklich nicht mit dieser unwichtigen Sache befassen, Mr Querruel“, sagte er unterwürfig. „Sie haben sicher Wichtigeres zu tun …“

„Ganz im Gegenteil, Jeff“, unterbrach Jacques Querruel ihn eiskalt und forderte ihn und Holly auf, sich zu setzen.

Er selbst nahm nicht am riesigen Eichenschreibtisch Platz, sondern setzte sich auf dessen Kante und betrachtete Holly forschend.

Sie war sehr nervös, doch sie zwang sich, es ihm nicht zu zeigen, sondern ruhig zu bleiben.

„Also“, sagte er schließlich, „Sie haben ein Problem. Worum geht es?“

„Ich habe alles im Griff, Mr Querruel“, erwiderte Jeff Roberts schnell.

„Oh ja, es gibt hier wirklich ein Problem.“ Holly war jetzt alles egal, denn man würde sie ja sowieso entlassen! „Ich habe Mr Roberts schon zum wiederholten Mal aufgefordert, mich nicht anzufassen. Heute hat er es wieder getan, und ich habe mich gewehrt. Dieser Mann ist einfach unmöglich!“

Jacques Querruel betrachtete sie erstaunt, und es kam Holly vor, als fände er das Ganze sehr lustig. Das war ja wohl die Höhe. Sie funkelte den Mann vor ihr wütend an, und es kümmerte sie nicht, dass er der berühmt-berüchtigte Besitzer von Querruel International war. „Das ist nicht witzig, Mr Querruel“, sagte sie mit bebender Stimme. „Der Sohn Ihres Geschäftsführers ist ein Lügner und ein Grabscher. Ich arbeite jetzt seit acht Wochen hier, aber heute hat er es wirklich auf die Spitze getrieben. Deswegen habe ich ihm eine Lektion erteilt. Er kann noch von Glück sagen, dass er so gut davongekommen ist.“

„Das kann ich mir gut vorstellen“, erwiderte Jacques Querruel leise.

Warum musste sie gerade jetzt daran denken, dass seine Stimme wirklich sexy klang? Nein, verführerisch passte besser. Und sein markantes, sonnengebräuntes Gesicht war einfach …

„Das ist doch absoluter Unsinn“, wandte Jeff Roberts ein und blickte Holly vorwurfsvoll an. „Diese Frau verdreht die Fakten. Miss Stanton ist für den Job nicht geeignet, aber ich wollte sie nicht so einfach entlassen. Seit Wochen schon versuche ich ihr zu helfen, was sie wohl fälschlicherweise als persönliches Interesse ausgelegt hat. Als ich ihr heute klar machen wollte, dass ich nichts für sie übrig habe, hat sie die Fassung verloren.“

Jacques Querruel blickte erst den dicken, ungepflegten Mann an und betrachtete danach die wunderschöne junge Frau mit den bis auf die Schultern fallenden dunklen Haaren. Ihre Augen waren blau wie Kornblumen, und sie war schlank wie ein Model. Und sie war aufgebracht – und wie! Für wie dumm hielt Jeff Roberts ihn eigentlich? Eher würde der Papst heiraten, als dass Miss Stanton sich mit diesem unansehnlichen Kerl einließ.“ Er schenkte ihr ein Lächeln. „Was haben Sie dazu zu sagen, Miss Stanton?“

„Dieser Mann lügt wie gedruckt“, antwortete sie aufgebracht.

„Dann haben wir also ein Patt.“ Er betrachtete die beiden mit seinen Raubkatzenaugen, und Holly hatte wieder das Gefühl, als hypnotisierte er sie. „Gibt es Beweise für die Anschuldigungen? Sicherlich können Sie belegen, dass Miss Stantons Arbeit unbefriedigend ist, Jeff.“

„Na ja …“ Es war Jeff Roberts deutlich anzumerken, in welcher Zwickmühle er sich befand. „Die Unterlagen sind ja alle korrigiert worden …“

„Was ist mit Ihnen, Miss Stanton?“, fragte Jacques Querruel interessiert. „Können Sie Zeugen nennen, die Mr Roberts’ ungehöriges Verhalten beobachtet haben?“

„Es ist nicht nur ungehörig, Mr Querruel. Er belästigt mich auf die widerlichste Art und Weise und weiß ganz genau, dass ich es nicht melden werde, weil er der Sohn des Geschäftsführers ist. Die anderen Mitarbeiterinnen haben Ähnliches erlebt und gehen ihm, wann immer möglich, aus dem Weg. Nein, ich habe keine Zeugen, dafür hat Mr Roberts schon gesorgt. In dieser kleinen Besenkammer, in der ich arbeite, gibt es ja keinen Fluchtweg und keine Kamera. Ich kann Ihnen auch nicht versprechen, dass jemand meine Aussage untermauern wird, denn alle haben Angst, ihren Job zu verlieren.“

„Arbeiten in dieser Firma denn nur Feiglinge?“, fragte Jacques Querruel erstaunt.

Was für eine Arroganz! dachte sie. Nun, was konnte man von einem Millionär erwarten! Er musste sich ja keine Sorgen machen, wie er seine Miete zahlen sollte. „Wir wollen alle nur überleben“, sagte sie schließlich kühl. Mr Roberts senior präsentierte bestimmt ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen, die beschwören würden, dass sein Sohn ein Heiliger war. Damit waren ihre, Hollys, Tage bei Querruel International gezählt. Schade eigentlich, denn sie hatte so hart darum gekämpft, diesen Job zu bekommen und sich gegen unzählige Mitbewerberinnen durchgesetzt. Damit, dass es so enden würde, hatte sie nicht gerechnet.

„Sie vertrauen also nicht darauf, dass sich die Geschäftsführung in so einem Fall an die Regeln hält?“, fragte Jacques Querruel sanft.

Holly blickte auf, und die langen Haare fielen ihr wie ein glänzender Wasserfall über die Schultern. Es machte sie nervös, dass der Chef von Querruel International sie von Kopf bis Fuß betrachtete. Sie atmete tief durch und antwortete dann: „Ich arbeite erst seit acht Wochen in dieser Firma und kann das natürlich noch nicht beurteilen. Wenn ich allerdings bedenke, wer in diesen Vorfall verwickelt ist“, sie warf Jeff Roberts einen vernichtenden Blick zu, „bin ich sicher, dass der Gerechtigkeit in diesem Fall nicht Genüge getan wird.“

„Ich verstehe.“ Jacques Querruel winkte ab, als Jeff Roberts protestieren wollte. „Was meinen Sie, Jeff“, fragte er mit kalter Stimme, „hat Miss Stanton recht?“

„Natürlich nicht!“, erwiderte dieser unterwürfig.

Jacques Querruel seufzte leise. Wie kam Michael Roberts nur zu so einem widerlichen Sohn – und wieso ließ er ihm alles durchgehen? Er schätzte seinen Geschäftsführer sehr, denn er leistete hervorragende Arbeit. Es wurde Zeit, eine Entscheidung zu fällen. Schnell stand er auf und ging zum großen Panoramafenster, von dem aus man einen hervorragenden Blick auf die belebten Straßen Londons hatte. Ich hätte meinem Instinkt trauen sollen, dachte er, und Jeff Roberts schon vor Monaten in die Pariser Zentrale versetzen sollen. Es wäre sicher besser gewesen, den Mann einmal in Ruhe bei der Arbeit zu beobachten, ohne dass sein Vater seine schützende Hand über ihn hielt. Das hatte er jetzt davon, dass er so lange gezögert hatte!

Er wandte sich unvermittelt um. „Sie sind bei vollem Gehalt erst einmal suspendiert, Jeff, bis die Angelegenheit geklärt ist.“

„Aber …“

„Kein Aber!“, entgegnete Jacques. „So schreibt es, wie Sie ja bestimmt wissen, die Firmenpolitik vor.“

„Aber ich dachte …“ Jeff Roberts schien begriffen zu haben, dass Protest nichts brachte. Doch dann machte er den Fehler und sprach weiter. „Wieso glauben Sie ausgerechnet ihr? Sie ist nur eine Tippse, und ich bin …“ Als Jacques ihm einen finsteren Blick zuwarf, schwieg er erschrocken. „Ich meine … mein Vater …“, flüsterte er dann.

„Der wird sicher froh sein, wenn wir uns genau an die Regeln halten.“

Holly war fassungslos. Jacques Querruel, der ihr Erstaunen bemerkte, lächelte plötzlich. „Haben Sie noch etwas dazu zu sagen, Miss Stanton?“

Holly schüttelte schweigend den Kopf. Ein Gedanke jagte den anderen, und zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich sprachlos.

„Dann gehen Sie bitte zurück in Ihre Besenkammer und schreiben genau auf, was heute geschehen ist. Außerdem hätte ich gern eine Aufstellung aller anderen Zwischenfälle, wenn möglich mit Datum. Mr Roberts wird das Gleiche tun, und zwar hier bei mir.“ Er ging zum Schreibtisch und drückte auf den Summer. Margaret kam sofort herein, und es war ihr deutlich anzumerken, dass sie es vor Spannung kaum noch aushielt.

„Bringen Sie uns bitte Kaffee, Margaret“, sagte Jacques freundlich, als Holly den Raum verließ. „Ach ja, vergessen Sie auch Miss Stanton nicht. Sie wird ihren Kaffee in der Besenkammer trinken.“

„Wie bitte, Mr Querruel?“, fragte die Sekretärin erstaunt.

Doch Holly wartete nicht mehr auf die Antwort, sondern schloss die Tür hinter sich. Sie ging in ihr kleines Büro und setzte sich an den Computer. Erst jetzt spürte sie, wie wild ihr Herz klopfte. Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu entspannen. Es war doch ganz gut gelaufen, oder? Vielleicht hätte sie nicht „Besenkammer“ sagen sollen, denn Mr Querruel schien dieser Ausdruck nicht besonders gefallen zu haben. Doch ihr Büro war wirklich eine Zumutung!

In diesem Moment kam Margaret herein und wollte natürlich sofort in allen Einzelheiten erfahren, was vorgegangen war.

Holly erzählte es ihr so kurz wie möglich, und die beiden Frauen lauschten dabei immer wieder, ob sich in Mr Roberts’ Büro etwas tat. Es blieb aber alles ruhig. Als Holly ihre Geschichte beendet hatte, umarmte die ältere Frau sie kurz. „Jeff Roberts ist ein Ekel, und es ist gut, dass ihm endlich einmal jemand auf die Füße tritt“, sagte sie. „Ich habe nie Schwierigkeiten mit ihm gehabt, aber das ist ja auch kein Wunder.“ Margaret war nämlich seit dreißig Jahren glücklich verheiratet und hatte zwei erwachsene Kinder. „Ich kenne mindestens ein Mädchen“, fuhr sie dann fort, „das lieber gekündigt hat, als ihn wegen sexueller Nötigung anzuzeigen. Glauben Sie mir, Holly, ich habe mehr als einmal versucht, mit seinem Vater zu sprechen, aber ich hätte genauso gut gegen eine Wand reden können. Vielleicht liegt es daran, dass Mr und Mrs Roberts zwei Kinder bei einem Autounfall verloren haben. Ein Jahr später wurde Jeff geboren, und sie haben ihn von Anfang an verhätschelt.“

„Trotzdem werde ich bestimmt nicht ‚Angestellte des Monats‘“, erwiderte Holly unglücklich. „Mr Querruel hat keinen guten Eindruck von mir bekommen.“

„Das kann ich mir nicht vorstellen, Holly.“ Margaret schüttelte den Kopf. „Ich weiß, was Sie leisten, und freue mich, Sie als Hilfe zu haben.“ In diesem Moment betrat ein Kantinenmitarbeiter mit einem Tablett in den Händen Margarets Büro, und diese nickte Holly noch einmal aufmunternd zu, bevor sie hinausging. „Es kommt alles in Ordnung, da bin ich sicher.“

Diesen Optimismus konnte Holly nicht teilen. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn sie gleich heute noch nach einem neuen Job Ausschau hielt. Einen Augenblick betrachtete sie die grauen langweiligen Aktenschränke und begann dann, den Bericht für Jacques zu schreiben. Margaret kam wenig später herein und stellte ihr eine Tasse Kaffee auf den Schreibtisch, doch Holly ließ sich durch nichts ablenken.

Eine Stunde lang arbeitete sie konzentriert an dem Schriftstück. Sie erinnerte sich bis ins kleinste Detail an die unerfreulichen Vorgänge, konnte sie aber nicht immer einem Datum zuordnen. Die ganze Zeit sah sie Jeff Roberts’ verhasstes Gesicht vor sich, was ihr die Kraft gab, alles genau aufzuschreiben. Schließlich las sie den Bericht zweimal durch und druckte ihn dann aus. Zufrieden betrachtete sie ihn dann. Sie hatte nichts ausgeschmückt oder übertrieben. Die nackten Tatsachen sprachen für sich. Wieso hatte sie eigentlich so lange gewartet? Er hätte schon viel eher seine wohlverdiente Strafe erhalten müssen! Sie hasste aufdringliche Männer, und Jeff Roberts war einer der schlimmsten.

„Ist es so schlimm?“

Erschrocken blickte sie auf und entdeckte Jacques Querruel, der lächelnd an der Tür stand und Holly beobachtete. Er hatte seine Lederjacke ausgezogen und trug jetzt ein schwarzes T-Shirt, unter dem sich seine muskulöse Brust deutlich abzeichnete. So, wie es aussah, ging er bestimmt jeden Tag ins Fitnessstudio!

Holly spürte, wie ihr Herz wieder zu klopfen begann. Verdammt! dachte sie, genau das will er doch! Dieser Mann wusste genau, wie er auf Frauen wirkte, und erwartete, dass alle weiblichen Wesen ihm anbetend zu Füßen lagen. Einen Moment lang saß Holly schweigend da, doch dann riss sie sich zusammen. Er mochte ja der geheiligte Boss von Querruel International und ein Adonis in Reinkultur sein, aber sie würde sich von ihm nicht beeindrucken lassen! Oh nein, das kam nicht infrage!

Trotzdem errötete sie. „Urteilen Sie selbst“, sagte sie kurz angebunden und hielt ihm das Schriftstück hin.

Er betrat den Raum und nahm ihr den Bericht aus der Hand. Jetzt lächelt er nicht mehr, dachte sie zufrieden. Das war auch gut so!

Holly hatte gehofft, dass er wieder in sein Büro zurückkehrte, doch da hatte sie sich getäuscht. Er schob einige Papiere zur Seite, nahm dann auf der Schreibtischkante Platz und begann zu lesen.

Die „Besenkammer“ war ihr schon immer winzig vorgekommen, doch in Jacques’ Gegenwart war die Enge einfach nur noch erdrückend. Sein teures Aftershave duftete verführerisch, und die enge Lederhose betonte seine muskulösen Oberschenkel.

Schnell sah sie auf, und ihr Blick fiel auf seine Hände. Er hatte lange, schlanke Finger, die Holly an die eines Künstlers erinnerten, eines Musikers vielleicht … Du meine Güte, was ist nur los mit mir? dachte sie völlig verwirrt. Jacques Querruel war doch nur ein rücksichtsloser Geschäftsmann, der nur seinen Profit im Sinn hatte. Er liebte schnelle Autos und Motorräder und leistete sich unzählige Geliebte – das hatte sie jedenfalls gehört. Kein Wunder, denn er war ja auch mehrfacher Millionär! Solch ein Mann saß bestimmt nicht zu Hause und sortierte Briefmarken!

Er fuhr sich durch das dunkle Haar und runzelte einige Male die Stirn, während er Hollys Bericht las. Selbst im Sitzen hatte er eine Ausstrahlung, die Holly nervös machte. Noch nie hatte sie einen so faszinierenden und zugleich gefährlichen Mann getroffen. Obwohl er sich zugegebenerweise sehr fair verhalten hatte, beschloss sie, ihn nicht zu mögen.

Inzwischen war er auf der letzten Seite des Berichts angelangt. Dort hatte Holly die morgendlichen Ereignisse geschildert, und es überraschte sie, als sie Jacques leise fluchen hörte. Sie sprach zwar kein Französisch, aber es war sogar ihr klar, dass es keine freundlichen Worte waren.

Er straffte sich und blickte Holly dann an. „Warum, zum Teufel, haben Sie das nicht vorher gemeldet?“, fragte er wütend, und es klang beinahe anklagend. „Sie kommen mir nicht gerade vor wie ein verschrecktes Mäuschen, das Angst vor seinem eigenen Schatten hat.“

Holly zuckte die Schultern. „Ich hatte gehofft, die Angelegenheit ohne großes Aufsehen regeln zu können.“

„Das ist Ihnen offensichtlich nicht gelungen.“

„Was Sie ja wohl kaum mir anlasten können“, erwiderte sie kühl. Was bildete sich dieser arrogante Mann eigentlich ein? Wahrscheinlich gab er ihr an allem die Schuld! „Ich wollte meinen Job behalten. Das ist doch kein Verbrechen, oder?“

„Natürlich nicht, Miss Stanton“, antwortete er ruhig. „Sie arbeiten also erst seit einigen Wochen bei uns?“

„Seit acht, um genau zu sein.“ So schnell ließ sie sich nicht einschüchtern. „Sie könnten natürlich mit dem Argument kommen, dass Mr Roberts schon viel länger in der Firma beschäftigt ist und sich noch nie jemand über ihn beschwert hat. Glauben Sie mir, Mr Querruel, die Frauen hatten gute Gründe, es nicht zu tun.“

„Ich verstehe“, sagte er und betrachtete sie lange. „Ich wollte Sie nicht beleidigen, Miss Stanton.“ Er hielt ihren Bericht hoch. „Darf ich den behalten?“, fragte er sanft.

„Selbstverständlich.“

Jacques stand auf und blickte sie forschend an. „Ich verspreche Ihnen, dass ich diese Angelegenheit persönlich klären werde, Miss Stanton, und Jeff Roberts’ Position in diesem Unternehmen dabei keine Rolle spielen wird. Ich werde es nicht dulden, dass ein Mitarbeiter von Querruel International so aus der Rolle fällt.“

Das meinst du doch nicht ernst, dachte sie und hätte beinahe gelacht. Er würde am nächsten Tag schon wieder verschwunden sein und alles vergessen haben. Mr Roberts senior hatte hier das Sagen und ließ bestimmt nicht zu, dass irgendjemand seinen geliebten Sohn beschuldigte.

Anscheinend hatte Jacques Hollys Gedanken gelesen, denn er schüttelte den Kopf. „Glauben Sie mir etwa nicht?“

„Nein“, erwiderte sie ehrlich. „Ich weiß, Sie werden Ihr Bestes tun und den Vorfall untersuchen. Es wird Ihnen hier aber niemand die Wahrheit sagen. Jeder hier in der Firma mag Mr Roberts senior und hasst seinen Sohn. Uns ist natürlich auch bekannt, wie sehr er und seine Frau Jeff vergöttern. Deshalb …“

Autor

Helen Brooks

Bereits seit über 20 Jahren veröffentlicht die britische Autorin unter dem Pseudonym Helen Brooks Liebesromane, unter ihrem richtigen Namen Rita Bradshaw schreibt sie seit 1998 historische Romane. Weit über 40 Bücher sowie einige andere Werke sind bisher unter dem Namen Helen Brooks erschienen, von Rita Bradshaw gibt es 14 Romane....

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