Sinnliche Rache aus Leidenschaft

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Der vermögende Sizilianer Damon Cyrenci genießt ein Wochenende voller Leidenschaft mit der hinreißenden Abbie. Bis er plötzlich glaubt: Sie spielt ihre Liebe nur. Verletzt schwört er Rache. Aber ist Abbie wirklich die eiskalte Betrügerin, für die er sie hält?


  • Erscheinungstag 29.08.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733727260
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

Rache war ein hässliches Wort. Damon Cyrenci zog eine sachlichere Bezeichnung vor: Er hatte ein gutes Geschäft gewittert und es abgeschlossen.

Es kam weniger darauf an, dass er schon vor längerer Zeit ein Auge auf die Firma Newland geworfen hatte und mit deren Erwerb hochzufrieden war, als darauf, dass John Newland bald keine Handhabe mehr gegen seine Gegner haben würde.

Vom Rücksitz seiner Limousine, die auf dem Strip unterwegs war, beobachtete Damon, wie der Sonnenuntergang die Skyline von Las Vegas in Rosaschattierungen tauchte. In dieser Stadt hatte sein Vater alles verloren und Damon sich Hals über Kopf verliebt. Es war also nur recht und billig, dass er sich hier auch zurückholte, was ihm zustand.

Die Fahrt führte am MGM Grand, Caesars Palace und New York, New York vorbei. Statt von der Sonne wurde die Wüste nun von grell glitzernden Lampen und Leuchtreklamen beleuchtet.

Der Chauffeur hielt vor der beeindruckenden Fassade des Newland-Firmengebäudes. Damon genoss diesen Moment. Nun war er fast am Ziel. In wenigen Minuten würde er John Newland gegenüberstehen und ihn genau dort haben, wo er ihn haben wollte.

Flüchtig dachte er an ihre letzte Begegnung, die so ganz anders gewesen war.

Vor zweieinhalb Jahren hatte John alle Trümpfe in der Hand gehalten und Damons Bitte abgelehnt, der Firma seines Vaters eine Galgenfrist einzuräumen.

Eine Woche – länger hätte Damon nicht gebraucht, die nötigen Gelder aufzubringen, um alles zu retten. Doch Newland blieb unnachgiebig. „Ich bin kein Wohltätigkeitsverein, Cyrenci, sondern Geschäftsmann. Ihr Vater muss seinen Verpflichtungen umgehend nachkommen und mir seinen Besitz überschreiben. Allerdings …“ Er dachte einen Moment lang nach. „Ihr Familiensitz in Sizilien ist ja auch Firmeneigentum. Er kann in Ihrem Besitz bleiben – unter einer Bedingung.“

„Und die wäre?“

„Sie verlassen meine Tochter und sehen sie nie wieder.“

Noch heute empfand er unbändige Wut, wenn er daran dachte. Nur mit Mühe hatte er sie sich damals nicht anmerken lassen und kurz angebunden geantwortet: „Ich denke gar nicht daran.“

John Newland hatte abfällig gelacht. „Offensichtlich ist es Abbie tatsächlich gelungen, Sie an der Nase herumzuführen. Ich will Ihnen reinen Wein einschenken, Cyrenci. Meine Tochter ist an ein Leben im Luxus gewöhnt. Und das können Sie ihr nach dem Verlust des Familienunternehmens nicht mehr bieten. Sie lässt Sie fallen wie eine heiße Kartoffel.“

„Das Risiko gehe ich ein.“

„Wie Sie wollen.“ Desinteressiert zuckte Newland die Schultern. „Aber Sie müssen wissen, dass Abbie nur mir zuliebe mit Ihnen angebandelt hat. Ich wollte vermeiden, dass Sie mir in die Quere kommen, und Abbie war die perfekte Ablenkung. Bilden Sie sich wirklich ein, Ihr gemeinsames Wochenende in Palm Springs sei ein spontaner Einfall gewesen? Nein, ich hatte das alles sorgfältig geplant. Abbie wusste, dass ich ungestört mit Ihrem Vater verhandeln wollte, und war nur zu gern bereit, Sie abzulenken. Für Geld tut sie so ziemlich alles. Da Sie ja nun keins mehr haben, wird sie bald das Weite suchen.“

Leider hatte John Newland zur Abwechslung mal die Wahrheit gesagt. Abbie erwies sich als genauso kaltherzig und geldgierig wie ihr Vater.

Der Chauffeur, der ihm höflich den Schlag öffnete, weckte Damon aus seinem Tagtraum. Heiße Wüstenluft drang ins Wageninnere.

Damon stieg aus. Diese Episode war ihm eine Lehre gewesen. Er hatte sich schnell gefangen und mit wilder Entschlossenheit daran gearbeitet, dass sich das Blatt wieder wendete.

Schnellen Schrittes erklomm er die Stufen zum klimatisierten Foyer. Der palastartige Eingang des Newland-Casinohotels mit goldfarbener Decke und Buntglasfenstern erinnerte an ein Kirchenschiff. Diese Illusion wurde allerdings vom Rattern der Spielautomaten zunichtegemacht.

Damon begab sich direkt zu den Fahrstühlen. Er kannte den Weg zum Sitzungssaal und steuerte selbstbewusst darauf zu. Auf diesen Moment hatte er sich lange gefreut.

John Newland saß allein am Kopf des langen, auf Hochglanz polierten Konferenztisches. In der gedämpften Beleuchtung lag sein Gesicht im Schatten. Im Hintergrund hatte man einen Panoramablick auf Vegas, das wie eine Discokugel glitzerte. Doch Damon interessierte sich nicht für die Aussicht.

„Ich nehme an, dass Sie mich schon erwartet haben.“ Leise machte er die Tür hinter sich zu.

Schweigen.

Damon kam näher, bis er den Mann deutlich vor sich sah: dichtes graues Haar, feindseliger Blick. Bei ihrer letzten Begegnung hatten die Augen noch triumphierend gefunkelt. Jetzt wirkte sein Widersacher angespannt.

Kaum zu glauben, dass dieser Mann Abigails Vater war.

Damon erinnerte sich noch genau an die erste Begegnung mit Abbie. Sie zog ihre Bahnen im Hotelpool, und er hatte beobachtet, wie sie sich schließlich aus dem Becken zog. Wassertropfen schimmerten wie Silberperlen auf ihrem sonnengebräunten Körper. Sie trug nur einen winzigen Bikini, der ihre Traumfigur besonders gut zur Geltung brachte. Er dachte an ihre großen blauen Augen, die sinnlichen Lippen …

Wie sehr er sie begehrt hatte!

Bei der Erinnerung wurde ihm heiß vor Verlangen.

„Sie kommen zu früh, Cyrenci. Die Vorstandssitzung beginnt erst in einer halben Stunde.“

John Newlands harsche Worte brachten Damon zurück in die Gegenwart. Mit Abbie würde er sich später beschäftigen.

„Wir wissen beide, dass die Sitzung lediglich eine Formsache ist, Newland.“ Damon legte seine Aktenkoffer auf den Tisch und ließ die Schlösser aufschnappen. „Sie haben verloren.“

John Newland wurde bleich. „Hören Sie, Damon, wir hatten unsere Differenzen. Aber ich hoffe, dass wir die hinter uns lassen können und zu einer Vereinbarung in beiderseitigem Interesse kommen.“ Sein Tonfall klang verzweifelt. „Ich habe mit einigen Vorstandsmitgliedern gesprochen …“

„Es ist vorbei.“ Kühl schnitt Damon ihm das Wort ab. „Es wäre besser für Sie, das zu akzeptieren.“

„Aber Sie könnten mir helfen, wenn Sie nur wollten.“

Der Mann beliebte wohl zu scherzen. Damon musterte ihn ungläubig. „Warum sollte ich? Um es mit ihren eigenen Worten auszudrücken, Newland: Ich bin Geschäftsmann, kein Wohltäter.“

„Ich habe noch das eine oder andere Ass im Ärmel.“

„Ach ja?“ Damon hörte gar nicht zu. Er überflog einige Dokumente. All diese Vermögenswerte gehörten nun ihm. John Newland konnte gar keine Asse im Ärmel haben, denn er, Damon, hielt sie alle in der Hand.

„Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie mal hinter meiner Tochter her …“

Der Mann verstummte, als er Damons eisigen Blick auffing, fing sich jedoch gleich wieder.

„Sie haben sie so begehrt, dass Sie bereit waren, ihretwegen auf Ihren Familiensitz zu verzichten“, gab John zu bedenken.

„Wir machen alle mal einen Fehler.“

„Sie hat letzte Woche ihren einundzwanzigsten Geburtstag gefeiert, und sie ist schöner denn je. Übrigens war Lady Annabel Redford ihre Mutter. Abbie hat gute Beziehungen in England, die Ihnen nützlich sein könnten.“

„Das interessiert mich nicht.“

„Sollte es aber. Ich brauche sie nur zu bitten, dann …“

„Für ihren Daddy tut sie noch immer alles, oder?“, fragte Damon in scharfem Tonfall.

„Ich übe immer noch einen gewissen Einfluss aus, ja.“

„Träumen Sie weiter.“ Damon legte ihm die Aufstellung der Vermögenswerte vor und zeigte auf eine Position. „Hier lebt sie jetzt, oder? Gestüt Redford auf St. Lucia.“

Wortlos blickte John Newland auf die Aufstellung.

„Bilden Sie sich wirklich ein, dass Abbie Ihnen noch helfen wird, wenn sie erfährt, dass sie ihr Luxusleben und ihr Zuhause aufgeben muss?“

Irritiert begann Newland mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln.

Keine Antwort ist auch eine Antwort, dachte Damon. „Das habe ich mir gedacht. Sie haben nichts mehr zu bieten. Aber ich werde mir meinen neuen Besitz genau ansehen. Bereits morgen fliege ich nach St. Lucia. Möchten Sie, dass ich Ihrer Tochter etwas von Ihnen ausrichte?“

Nach kurzer Überlegung blickte John auf. „Nein, aber bestellen Sie Ihrem Sohn bitte schöne Grüße von seinem Granddad.“

Zufrieden beobachtete John Newland, wie Damon Cyrenci schockiert zusammenzuckte.

1. KAPITEL

Ein Hurrikan der Kategorie 3 raste auf St. Lucia zu. Michael gewann auf dem Ozean an Stärke. Die Meteorologen hatten eine Warnung herausgegeben und erwarteten, dass der schwere Hurrikan innerhalb der kommenden vierundzwanzig Stunden die karibische Insel erfassen würde.

Bislang war noch alles ruhig. Über den Regenwäldern ging die Sonne unter. Nicht einmal die Spur eines Windhauchs brachte die Wedel der Palmen zum Rascheln, die vor langer Zeit rund um das Gestüt gepflanzt worden waren.

Abbie wusste allerdings aus Erfahrung, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war. Im vergangenen Jahr hatte ein tropischer Wirbelsturm ihr Haus abgedeckt und fast das Gestüt vernichtet. Der Wiederaufbau hatte Zeit und viel Geld gekostet. Noch immer hatte sie mit den finanziellen Folgen zu kämpfen. Ein weiterer Hurrikan würde ihr das Genick brechen.

Also hatte sie den Nachmittag damit zugebracht, alles zu vernageln und zu befestigen und war noch immer damit beschäftigt, schweres Gerät in die Lagerräume zu schaffen.

„Dein Vater hat schon wieder angerufen, Abbie“, rief Jess ihr zu, als sie das Haus verließ. „Er hat auf den Anrufbeantworter gesprochen.“

„Danke, Jess.“ Geistesabwesend strich Abbie sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Sie hatte ihrem Vater nichts zu sagen, und es interessierte sie auch nicht, was er wollte. Allerdings fand sie es seltsam, dass er wieder Kontakt aufgenommen hatte.

Sie verstaute das Werkzeug und erklomm die Veranda. Jess hatte Mario auf dem Arm. Als der Kleine seine Mutter erblickte, strahlte er und streckte die Ärmchen nach ihr aus.

Lächelnd nahm sie ihn auf den Arm und küsste ihn zärtlich. Mario war jetzt einundzwanzig Monate alt und wurde immer niedlicher. Für ihn allein lohnte sich jede Anstrengung in Abbies Leben.

„Wenn du willst, kannst du jetzt gehen, Jess. Du hast doch heute Abend eine Verabredung, oder?“, fragte sie und herzte ihren Sohn.

„Ja, bist du sicher, dass du mich nicht mehr brauchst?“

„Klar. Geh nur, und amüsier dich schön.“

Abbie sah zu, wie das junge Mädchen in den Geländewagen stieg. Mit ihren achtzehn Jahren war Jess ihre jüngste Angestellte, und diejenige, die am härtesten arbeitete. Sie war ausgebildete Erzieherin, eine hervorragende Reiterin und erledigte vielfältige Aufgaben auf dem Gestüt. Ohne Jess würde ich gar nicht zurechtkommen, dachte Abbie und winkte ihr nach.

Es wurde jetzt schnell dunkel. Das Gestüt lag an einer einsamen Straße, die zur Bucht führte. Das nächste Haus war mehrere Kilometer entfernt, und nur selten verirrte sich ein Auto in diesen abgelegenen Winkel der Insel. Normalerweise machte Abbie die Einsamkeit nichts aus, doch als sie jetzt dem Geländewagen nachsah, wurde ihr bewusst, wie isoliert sie hier war.

Wahrscheinlich macht mich der herannahende Sturm nervös, dachte sie und verschwand mit Mario im Haus.

Ihr erster Blick fiel auf den Anrufbeantworter. Zehn neue Nachrichten! Die können warten, dachte sie und brachte zunächst Mario ins Bett.

Der Kleine kuschelte sich in die Kissen. Abbie setzte das Klangmobile in Bewegung, wartete, bis ihr Sohn eingeschlafen war, und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.

Nachdem sie im Badezimmer gegenüber geduscht hatte, schlüpfte sie in einen Seidenmorgenmantel und kehrte nach unten ins Wohnzimmer zurück. Sie war gerade dabei, sich einen Drink einzuschenken, als erneut das Telefon klingelte und der Anrufbeantworter sich einschaltete.

„Wo zum Teufel steckst du, Abbie?“, fragte ihr Vater wütend. „Hast du meine Nachrichten erhalten? Melde dich! Es ist wichtig!“

Allein seine Stimme zu hören, machte sie nervös. Jahrelang war sie von ihm abhängig gewesen und hatte sich nicht getraut, sich ihm zu widersetzen.

Energisch zog Abbie den Morgenmantel enger um sich. Ihr Vater hatte ihr gar nichts mehr zu sagen und konnte ihr nicht mehr wehtun.

„Hörst du mich, Abigail?“

Wahrscheinlich wollte er, dass sie nach Vegas kam, um bei einer seiner Partys Gastgeberin zu spielen. Bei der Vorstellung lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Dieses Leben hatte sie vor zwei Jahren hinter sich gelassen. Wann kapierte er das endlich? Seine Erpressungsversuche zogen nicht mehr bei ihr.

Sie wollte gerade den Anrufbeantworter ausschalten, als ihr Vater einen Namen erwähnte, der ihr den Atem stocken ließ. Damon Cyrenci.

Verzweifelt hatte sie versucht, ihn zu vergessen. Hatte Tag und Nacht geschuftet, um nicht an ihn zu denken. Doch nachts träumte sie von ihm, spürte, wie er sie streichelte, küsste … und wachte tränenüberströmt auf.

„Ich habe alles verloren, Abigail. Alles! Nun gehören alle Vermögenswerte Damon Cyrenci. Auch das Gestüt. Es ist Teil des Firmenvermögens.“

Abigail horchte auf. Wie war das? Das Gestüt gehörte doch ihr, oder?

„Er ist auf dem Weg zu dir, um sich seinen Besitz anzusehen.“

Diese Worte trafen sie bis ins Mark. Damon kam her! Ihr Herz begann zu rasen, die Knie wurden ihr weich. Damon, die Liebe ihres Lebens, der Vater ihres Kindes, der einzige Mann, dem sie sich vollkommen hingegeben hatte. Tiefe Sehnsucht erfasste sie. Eine Sehnsucht, die sie so lange unterdrückt hatte.

Wie in Trance ging sie hinauf in ihr Schlafzimmer und setzte sich auf die Bettkante. Damon kommt her, dachte sie immer wieder.

Ob er sich verändert hatte? Was würde er zu ihr sagen? War er ihr noch immer böse? Wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass er einen Sohn hatte?

Abbie barg den Kopf in den Händen und dachte an ihre erste Begegnung mit Damon. Beim Anblick des großen, athletischen Mannes wurde ihr heiß vor Verlangen, als sie aus dem Pool kletterte.

„Sie müssen Abbie Newland sein.“ Sein sexy Akzent hatte das Feuer erst recht entfacht.

Er war zehn Jahre älter als sie, Sizilianer, mit dichtem schwarzen Haar und dunklen Augen, mit denen er sie eindringlich anschaute. So einem blendend aussehenden Mann war sie noch nie begegnet. Er war einfach zum Anbeißen!

„Ich bin Damon Cyrenci. Ihr Vater hat mir gesagt, dass ich Sie hier finden würde.“

Enttäuschung mischte sich mit Begehren. Verflixt, das war der Mann, den sie bezirzen sollte! Der Befehl ihres Vaters hatte sie erzürnt, doch sie musste tun, was er sagte. Sie hatte sich fest vorgenommen, dem Mann die kalte Schulter zu zeigen und zu verschwinden. Ihrem Vater könnte sie dann wahrheitsgemäß berichten, dass der Mann sie nicht eingeladen hatte. Doch die Begegnung mit dem heißblütigen Sizilianer warf alle ihre schönen Pläne über den Haufen.

„Darf ich Sie zu einem Drink einladen?“, fragte er und zeigte auf die im Schatten liegende Poolbar.

„Gern. Aber viel Zeit habe ich nicht.“

„Nein? Was haben Sie denn vor?“, fragte er amüsiert. Offensichtlich hielt er sie für ein Mädchen, das nur sein Vergnügen im Kopf hatte.

Eigentlich konnte sie ihm keinen Vorwurf machen. Auf Außenstehende mochte sie so wirken. Doch der Schein trog. Sie war in einem goldenen Käfig gefangen und musste tun, was ihr Vater von ihr verlangte. Aber das konnte sie diesem hinreißenden Mann wohl kaum auf die Nase binden.

Daher reagierte sie, wie es von ihr erwartet wurde. „Was soll eine verwöhnte Millionärstochter schon vorhaben?“, fragte sie ironisch. „Abgesehen von Sonnenbädern, Einkaufsbummeln und kosmetischen Behandlungen?“

Damon lächelte. „Klingt nach einem anstrengenden Leben.“

„Genau. Aber irgendjemand muss es ja führen.“ Ihr Tonfall war lässig, doch ihr Blick verriet, wie missvergnügt sie war.

Leise fragte Damon daher: „Wollen wir noch einmal von vorn anfangen?“ Er reichte ihr die Hand. „Ich bin Damon Cyrenci und führe hier Verkaufsverhandlungen. Mein Vater will seine Restaurantkette verkaufen.“

Zögernd schüttelte sie ihm die Hand. Was hat Vater vor? überlegte sie. Wieso sollte sie sich um diesen Mann kümmern?

„Abigail Newland.“ Als ihre Hände sich berührten, war es um Abbie geschehen. Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch zu tanzen. Und dieses zärtlich-amüsierte Lächeln …

Sie aßen gemeinsam zu Abend, und Damon hatte sie heiß und leidenschaftlich geküsst.

Fünf gemeinsame Wochen waren ihnen vergönnt. Mit jedem Tag waren ihre Gefühle für ihn stärker geworden.

Als sie jetzt an die Gefühle dachte, die er in ihr entfesselte, ballte sie verzweifelt die Hände zu Fäusten. Doch es war nie zum Äußersten gekommen.

Damon war es nicht gewohnt, von einer Frau hingehalten zu werden, und bemühte sich nur noch intensiver um sie.

Abbie war ihm ins Netz gegangen, und irgendwann während der fünf kurzen Wochen hatte sie sich unsterblich in Damon Cyrenci verliebt.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als erneut das Telefon klingelte. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein.

„Abbie, bitte nimm den Hörer ab!“

Wie benommen hörte sie zu. Seit dem Tod ihrer Mutter vor gut zwei Jahren hatte sie kein Wort mehr mit ihrem Vater gewechselt. Gleichgültig, was auf dem Spiel stand, sie konnte auch jetzt nicht mit ihm reden.

„Es geht um Rache, Abigail. Du stehst auch auf Cyrencis Liste. Er weiß, dass du am Untergang seines Vaters beteiligt warst. Aber ich weiß eine Lösung. Ich habe ihm von Mario erzählt. Natürlich war er schockiert und wütend. Aber der Junge ist unsere Trumpfkarte. Cyrenci hält also nicht alle Trümpfe in der Hand.“

Übelkeit überkam Abbie. Sie hasste ihren Vater, hasste seinen widerwärtigen Charakter.

Der Anrufbeantworter schaltete sich wieder aus. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie reglos auf der Bettkante gesessen hatte. Von weiteren Anrufen blieb sie verschont, doch die Worte ihres Vaters gingen ihr nicht aus dem Kopf.

Und dann hörte sie einen Wagen näherkommen.

Er will sich seinen Besitz ansehen.

Wer auch immer in dem Auto saß, war auf dem Weg zum Gestüt. Niemand verirrte sich grundlos hierher.

2. KAPITEL

Das durchdringende Schrillen der Türglocke ließ Abbie zusammenzucken. Einen Moment lang war sie wie erstarrt.

Stand Damon wirklich vor ihrer Tür? Wie oft hatte sie davon geträumt, dass er zu ihr käme, wenn er von seiner Vaterschaft erfahren würde. Wie sehr hoffte sie, er möge ihr verzeihen.

Doch die Realität sah wohl anders aus, wenn sie den Nachrichten ihres Vaters auf dem Anrufbeantworter Glauben schenkte.

Niemals würde Damon ihr verzeihen. Das war ihr seit ihrer letzten Begegnung mit ihm klar. Zornig hatte er ihr Vorwürfe über ihr Verhalten gemacht. Ihre verzweifelten Erklärungen hatte er geflissentlich überhört. Er war überzeugt von ihrer Mitschuld am Elend seines Vaters. Auf ihren Einwurf, sie wäre ebenso ein Opfer wie sein Vater, hatte er nur mit Verachtung reagiert.

„Du bildest dir doch wohl nicht ein, dass ich weiter auf deine Lügen hereinfalle. Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Ich kann beweisen, was für ein verlogenes, hinterhältiges, falsches …“

„Hör mir bitte zu, Damon!“ Mit bebender Stimme flehte sie ihn an. „Du musst mir glauben. Ich wollte das alles nicht. Unsere gemeinsame Zeit war etwas Besonderes für mich, und ich …“

„Erspar uns das Schauspiel, Abbie!“ Sein Tonfall war schneidend. „Ich bin nur froh, dass ich nichts für dich empfinde. Für mich warst du lediglich ein Zeitvertreib. Es hat mir Spaß gemacht, mit dir zu schlafen. Das war alles.“

Eiskalt war sein Blick gewesen. Zum ersten Mal hatte Damon sein wahres Gesicht gezeigt. Sie war schockiert und verletzt. Und daran hatte sich bis heute nichts geändert.

Das schrille Läuten der Türglocke zerriss erneut die Stille der Nacht. Verzweifelt überlegte Abbie, was sie tun sollte.

Als die Tür noch immer nicht geöffnet wurde, wurde der Klingelknopf dauerhaft gedrückt. Der Lärm war ohrenbetäubend!

Das konnte nur Damon sein. Sie hatte völlig vergessen, wie entschlossen er war, seinen Willen zu bekommen.

Jetzt reißt er auch noch Mario aus dem Schlaf, dachte sie wütend, stand auf und ging die Treppe hinunter. Sie atmete tief durch und riss die Tür auf.

Obwohl sie damit gerechnet hatte, dass der nächtliche Besucher Damon Cyrenci war, stand sie wie unter Schock.

Schweigend nahm er den Finger von der Klingel und musterte Abbie – vom verwuselten blonden Lockenkopf bis zu den bloßen Füßen.

Genauso hatte er sie bei ihrer ersten Begegnung angesehen. Schon damals hatte sie ein Prickeln verspürt. An seiner blendenden Erscheinung hatte sich nichts geändert. Die silberfarbenen Fäden, die an den Schläfen das schwarze Haar durchzogen, ließen ihn noch distinguierter erscheinen.

Als sich ihre Blicke trafen, blieb Abbie fast das Herz stehen. Das Herz, das dieser unglaublich attraktive Mann ihr gestohlen hatte, dem es angeblich nur um Sex gegangen war. Ihm hatte es Spaß gemacht, sie zu verführen, und dann hatte er sie wieder verlassen.

Es war ein Fehler gewesen, sich in ihn zu verlieben. Sie hatte ihre Lektion gelernt und riss sich zusammen.

„Hallo Abigail. Lange nicht gesehen“, sagte Damon kühl mit diesem unwiderstehlichen Akzent.

„Was willst du hier, Damon?“, fragte sie – erstaunlich ruhig und gelassen.

„Was ist denn das für eine Begrüßung?“ Er lächelte spöttisch. „Willst du mich nicht hineinbitten?“

Insgeheim sehnte sie sich danach, doch da sie seinem Verhalten entnehmen konnte, dass er seine Meinung über sie noch immer nicht geändert hatte, sah sie davon ab.

Autor

Kathryn Ross
<p>Kathryn Ross wurde in Afrika geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in England und Irland. Eigentlich ist sie ausgebildete Therapeutin, aber die Liebe zum Schreiben war stärker, und schließlich hängte sie ihren Beruf an den Nagel. Als Kind schrieb sie Tier- und Abenteuergeschichten für ihre Schwester und Freundinnen. Mit...
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