Traumtage auf Capri

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Auf Capri verlebt Payton wahre Traumtage: Goldene Sonne, blauer Himmel und eine Villa am Meer, mit einem Mann, der ihr jeden Wunsch erfüllt: ausgerechnet ihr Exmann Marco d'Angelo, der sie während ihrer Ehe kaum beachtet hat! Warum kümmert er sich jetzt so liebevoll um sie?


  • Erscheinungstag 14.08.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733774479
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

„Ich lasse nicht zu, dass sie die Hochzeit ruiniert.“ Marco d’Angelos tiefe Stimme hallte in dem hohen Raum wider. Er erhob seine Stimme selten, und die Näherin und die Models am anderen Ende des eleganten Raums schauten kurz von ihrer Arbeit auf.

Prinzessin Marilena legte ihre Hand leicht auf Marcos Arm. „Sie wird die Hochzeit nicht ruinieren, Liebster. Bis zur Trauung sind es noch Monate hin.“

„Zweieinhalb Monate.“ Nur eine Woche nach der Modenschau für die neue Frühlingskollektion, die bisher noch nicht einmal existierte.

„Es wird schon alles gut gehen, glaube mir“, sagte die Prinzessin ruhig.

Marco war sich da nicht so sicher. Sein Blick schweifte zu ihrer Hand auf seinem Arm und verweilte bei dem üppigen Verlobungsring an Marilenas weißer Hand, den er ihr vor weniger als einem Monat geschenkt hatte.

Der dreikarätige Smaragd war von Saphiren umrandet und in ein Goldband eingefasst. Über drei Jahrhunderte lang hatte sich der Ring im Besitz der königlichen Familie der Borgianos befunden, bevor Marilenas Vater, Prinz Stefano Borgiano, sich vor fünfundzwanzig Jahren gezwungen gesehen hatte, den Ring nach all der Zeit zu verkaufen.

Das aristokratische Vermögen der Borgianos war im gleichen Maße geschrumpft, wie das der d’Angelos gewachsen war. Aber jetzt fühlte sich Marco gar nicht mehr vom Schicksal begünstigt. Im Gegenteil. Er sorgte sich, denn er wusste, dass seiner neuen Kollektion die nötige Inspiration fehlte. Um ehrlich zu sein, war die Kollektion sogar langweilig. Und das war in der Modewelt ein schlimmeres Schicksal als der Tod. Er konnte sich das einfach nicht leisten.

Wie sein Vater hatte Marco ein untrügliches Gespür dafür, ob etwas funktionierte oder nicht. Und nun spürte er, dass die Frühjahrskollektion eine Enttäuschung werden würde, wenn ihm nicht endlich die Erleuchtung kam.

Aber was fehlte? Was war das gewisse Etwas?

Er wusste es noch nicht, allerdings würde er die Antwort sicher nicht finden, wenn seine Exfrau hier war. „Ich traue ihr nicht. Payton denkt immer nur an sich.“

„Sie hat doch gesagt, sie kommt nur für den Urlaub her, oder?“

Marco begegnete Marilenas festem Blick. Sie hatte bemerkenswerte Augen; ihre Iris hatte die Farbe von Karamell, und der satte Farbton bildete einen perfekten Kontrast zu ihrem glänzend schwarzen Haar und den dichten langen Wimpern.

Als, Geschäftsführer von d’Angelo, Mailands größtem Designhaus, arbeitete Marco nun seit fast zwei Jahren tagtäglich mit atemberaubenden Models zusammen. Er hatte die schönsten Frauen der Welt eingekleidet, aber Prinzessin Marilena Borgiano war eine Klasse für sich.

„Wie kannst du so gelassen sein?“, fragte er und griff nach der Zigarettenschachtel in seiner Jacketttasche, als ihm einfiel, dass er ihr versprochen hatte, das Rauchen aufzugeben.

Marilena zuckte die schmalen Schultern auf eine sehr weibliche, typisch italienische Art. „Weil Payton keine Gefahr darstellt.“

Marco hob eine Augenbraue, und Marilena lächelte mit ihren vollen roten Lippen. „Wir kennen uns so lange, Marco. Wir haben zusammen so viel durchgemacht, du und ich. Wir verstehen einander und kennen uns durch und durch. Außerdem haben wir gemeinsame Ziele. Unsere Ehe wird ganz anders sein als deine erste.“

Vollkommen anders, dachte er und biss die Zähne aufeinander, um seinen Zorn zu unterdrücken. Er würde die einundzwanzig Monate, die er mit Payton verbracht hatte, nicht einmal als Ehe bezeichnen. Es war das reinste Desaster gewesen.

Ein wahrer Albtraum.

Marilena stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig auf den Mund. „Sie ist ja nicht lange hier, und außerdem hat sie die Mädchen dabei. Ich weiß, dass du eine Beziehung zu ihnen aufbauen möchtest.“

„Das war lange, bevor sie sie mir entfremdet hat. Gia und Livia waren mal meine Töchter, jetzt sind sie es nicht mehr. Payton hat ganze Arbeit geleistet.“

Marilena widersprach sanft: „Das stimmt nicht. Sie sind immer noch deine Kinder. Du liebst die Mädchen. Und ich weiß, wie schmerzlich du sie vermisst hast.“

Marco schluckte hart. Und wie er sie vermisst hatte. Er hatte sie so sehr vermisst, dass es wehtat. „Payton weiß, dass ich meine Rechte einklagen werde“, sagte er nachdenklich. „Sie weiß, wenn sie die Kinder noch einmal nach Italien bringt, werde ich es ihr unmöglich machen, sie hier wieder wegzuholen.“

Marilena nickte. „Warum bringt sie die Kinder dann her?“

Gute Frage, dachte Marco. Wirklich eine gute Frage.

1. KAPITEL

Der Tod und die Steuern. Die einzigen beiden Sicherheiten im Leben. Tod und Steuern …

Die Gedanken kreisten in Paytons Kopf, während sie das Gepäckband mit den Koffern beobachtete, das sich immer im Kreis bewegte.

Payton strich sich müde eine kastanienbraune Strähne aus der Stirn. Beim Einsteigen war ihr Haar noch sorgfältig geflochten gewesen, aber nach fünfzehn Stunden Flug hatten sich einzelne Strähnen aus dem Bauernzopf gelöst.

Ein schwarzer Koffer rollte auf sie zu, und Payton beugte sich hinüber, um das Schild zu lesen.

Falscher Name.

Sie strich Gia über den Kopf und sah in das Gesicht ihrer schlafenden Tochter. Die Tränen auf Gias geschwollenen Wangen erinnerten noch immer an die Stunden, die sie untröstlich geweint hatte, weil sie ihre kleine Kuscheldecke irgendwo zwischen San Francisco und New York verloren hatte.

Payton presste die Lippen aufeinander. Wenn sie jetzt daran dachte, würde nur alles schlimmer werden. Sie musste jetzt stark sein.

Es war kein leichter Flug gewesen. Es war kein leichter Monat gewesen. Es war kein leichtes Leben gewesen.

Payton warf Livia einen forschenden Blick zu. „Alles in Ordnung, Liv?“, fragte sie flüsternd und lächelte Gias Zwillingsschwester aufmunternd zu.

Die Dreijährige saß auf einem Autokindersitz, nuckelte an ihrem Daumen und hielt ihre eigene Kuscheldecke fest im Arm.

Livia nickte ernst. Die Mädchen hatten Paytons herzförmiges Gesicht, die kleine gerade Nase und die dunkelblauen Augen geerbt, aber die wunderschönen schwarzen Locken, die zartbraune Haut und die dichten Wimpern hatten sie von ihrem Vater.

Sie musste nur an Marco denken, und ihr Magen schnürte sich zu. Sie konnte nicht glauben, dass sie das hier wirklich tat. Als sie Marco vor zwei Jahren verlassen hatte, hatte sie geschworen, dass sie nur der Tod zurückbringen würde. Wie recht sie gehabt hatte.

Payton blinzelte die aufsteigenden Tränen weg und konzentrierte sich dann wieder auf das Gepäckband. Sie hatte nicht nah am Wasser gebaut, aber sie war vollkommen übermüdet.

Das letzte Jahr war hart gewesen, aber am schlimmsten war der letzte Monat gewesen. Vier Wochen voller Angst und Sorge.

Und dann hatte sie sich entschieden: Wenn sie krank war, würden die Mädchen ihren Vater brauchen.

Gia rührte sich in ihren Armen, die dunklen Wimpern zuckten. „Ich will meine Kuscheldecke“, jammerte sie, heiser vom langen Weinen.

Payton streichelte ihr über das Haar. „Ich weiß, mein Schatz.“ Tränen traten in Gias Augen. „Ich will sie jetzt!“ Liv begann ebenfalls zu wimmern. Plötzlich hielt das Gepäckband an.

Payton starrte auf das flache Band. Ein Flughafenarbeiter verstaute die nicht abgeholten Koffer auf einem Wagen.

Ihr Koffer war nicht dabei. Die Tasche der Mädchen war da. Die zwei Autokindersitze auch. Nur Paytons eigener Koffer nicht.

Keine saubere Unterwäsche, kein Nachthemd, keine bequemen Schuhe, gar nichts.

Fünf Monate lang Untersuchungen. Eine entsetzliche Biopsie. Und jetzt keine saubere Unterwäsche. Unglaublich.

„Moommmmmmy“, weinte Gia lauter.

Livias Augen füllten sich ebenfalls mit Tränen. „Hol Gias Decke, Mom! Sie braucht ihre Decke.“

„Ich weiß.“ Payton kniete nieder, nahm beide Mädchen in die Arme.

„Jetzt!“ Gia schluchzte und presste ihre kleine Faust an Paytons Schulter. „Hol sie jetzt. Jetzt!“

„Sie braucht ihre Decke“, wiederholte Liv mit zitternder Unterlippe.

Gia sah ihre Schwester mit tränenfeuchten Augen an. „Meine Decke vermisst mich!“

Nun schluchzten beide Mädchen hemmungslos. Payton wiegte ihre kleinen Töchter in ihren Armen und fragte sich, wie sie es bis zu diesem Tag geschafft hatte, ihre Kinder allein großzuziehen.

„Wir vermissen deine Decke alle“, flüsterte Payton ihrer Tochter beruhigend zu. „Vielleicht können wir eine neue für dich finden. Ich wette, hier gibt es auch schöne Decken, und du kannst dir dann ganz allein eine aussuchen …“

„Neeeeeiiiinnn.“ Gia schrie nun lauter und schriller.

Plötzlich ertönte eine tiefe Stimme. „Gianina Elettra Maria d’Angelo!“ Gias Schrei erstarb sofort.

Auch Payton schrak zusammen.

Sie kannte diese Stimme. Ein eisiger Schauer lief ihr die Wirbelsäule hinunter. Marco.

Sie wollte nicht hier sein. Aber sie hatte keine andere Wahl …

Payton bekämpfte die Hysterie, die in ihr aufsteigen wollte, und sah zögernd zu ihrem Exmann auf, den sie seit gut einem Jahr nicht mehr gesehen hatte.

Ihre Blicke trafen sich. Einen Moment lang stockte Payton der Atem, und ihr Herz zog sich vor Wut und Schmerz zusammen.

Sie hatte sich geschworen, nie wieder herzukommen. Und genau das hatte sie ihm bei ihrem letzten Treffen auch entgegengeschrien.

Ihr Kopf fühlte sich an, als schwebte er, aber ihre Glieder kamen ihr bleischwer und eiskalt vor. Vor ihren Augen tanzten kleine schwarze Punkte. Sie war vollkommen übermüdet, und die Situation überstieg ihre Kräfte. Payton musste sich zwingen, langsam ein- und auszuatmen. Ein. Aus.

Sie musste das schaffen. Für die Mädchen.

Aber Gias kleines Gesicht war so weiß von dem Schrecken, und Livs dunkle Augen waren tränenüberströmt. Verzweiflung stieg in Payton auf.

Sie kannten ihn ja nicht einmal. Ihr eigener Vater war ein Fremder für sie! Wie sollte sie sie hier bei ihm lassen? Wie hatte sie ernsthaft glauben können, er sei die Lösung?

„Hallo, Marco“, begrüßte sie ihn und versuchte vergeblich, natürlich zu klingen.

„Hallo, Payton.“ Er erwiderte ihre Begrüßung kühl und vollkommen beherrscht. Das war der Marco d’Angelo, der der Presse gegenübertrat, der jede Woche ein paar Dutzend Mal fotografiert wurde und unzählige Interviews gab.

Ihr Kiefer schmerzte, und sie bemerkte, dass sie lächelte, als hinge ihr Leben davon ab.

Ganz gleich, was mit ihr passierte, die Mädchen gingen jetzt vor. Die Zukunft der Mädchen war alles, was zählte.

Sie hasste Marco d’Angelo, aber er war nun einmal der Vater ihrer Kinder.

„Ich hatte dich hier nicht erwartet“, sagte sie. Sie brauchte Zeit, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden.

„Du hast mir doch geschrieben, dass ihr heute Morgen in Mailand landet.“

Payton spürte, dass er verärgert war. Das überraschte sie nicht. Er hatte sich schon immer über sie geärgert. In ihrer kurzen, schmerzvollen Ehe war er so ungeduldig, so zornig gewesen.

„Ich wollte nur, dass du nicht überrascht bist, wenn ich aus dem Hotel anrufe. Du solltest wissen, wann wir da sind. Ich habe nicht darauf spekuliert, abgeholt zu werden.“

„Irgendwie müsst ihr ja vom Flughafen wegkommen“, fuhr er sie an. „Es gibt Taxis.“

„Meine Töchter brauchen nicht mit dem Taxi zu fahren, und sie wohnen auch nicht im Hotel, wenn ich in derselben Stadt lebe.“

„Ich habe schon ein Zimmer reserviert.“

„Ich habe die Reservierung storniert.“

Sein Blick fiel auf Livia, die auf Paytons Schoß kauerte.

Marco biss die Zähne aufeinander. „Sie zittert wie eine Maus.“

Payton hörte den Vorwurf in seiner Stimme. In seinen Augen hatte Payton als Ehefrau, als Frau und als Mutter versagt. Eine Italienerin hätte niemals die Entscheidung getroffen, die Payton getroffen hatte.

Aber sie war keine Italienerin, und er hatte ihr nie eine Chance gegeben.

Ihr Herz zog sich zusammen. „Es ist alles etwas viel“, erklärte Payton und drückte Liv an sich, damit die schüchternere ihrer Zwillingstöchter das Gesicht vor ihrem strengen Vater verbergen konnte.

Livs Vorschullehrerin nannte sie gerne „Herzchen“, und wie Recht sie hatte. Gia war die Kämpferin, Liv die Liebevolle.

„Und diese Kleine da?“, fragte Marco und nickte zu Gia hinüber, die ihren Vater mit zusammengekniffenen Lippen anstarrte und seinen düsteren Blick perfekt imitierte.

„Gia hat ihre Kuscheldecke verloren und vermisst sie.“

„Ihre Kuscheldecke“, wiederholte er trocken.

„Ja“

„Und sie muss sie haben?“

„Ja“, antwortete Gia selbst. Ihr Vater sprach Englisch, und das verstand sie. „Ich vermisse meine Decke, und ich will sie zurück.“

Marcos und Gias Blicke trafen sich und hielten sich einen Moment lang fest. Gia gab nicht schnell nach, und sie würde sich nicht einschüchtern lassen.

Dabei war sie erst drei Jahre alt! Payton konnte sich vorstellen, wie diese beiden Dickköpfe aneinandergeraten würden, wenn Gia einmal älter war.

Marco sah Payton an. „Sind sie nicht ein bisschen zu alt für Kuscheldecken?“

„Nein“, widersprach Gia empört. „Wir kuscheln damit, und der Doktor hat gesagt, das dürfen wir. Er hat es uns erlaubt.“

Marco starrte Payton ungläubig an. „Hast du ihnen diesen Unsinn erzählt?“

„Nein. Ihr Kinderarzt meint, für Schnuller sind sie zu alt, aber sie brauchen etwas zum Kuscheln. Also haben sie ihre Decken.“ Payton hob das Kinn. Das wüsstest du, wenn du an ihrem Leben teilhättest. Wenn du dich auch nur ein bisschen für sie interessiert hättest. Sie wollte es ihm ins Gesicht schreien, aber sie tat es nicht, weil die Mädchen dabei waren und auch so schon aufgeregt genug waren.

Die Mädchen brauchten Frühstück, und dann mussten sie ins Bett. Sie brauchten ihren gewohnten Ablauf, Zeit und Zuwendung, vor allem aber jede Menge Liebe. Payton biss sich auf die Zunge, um nichts zu sagen.

Bei Calvanti Design in San Francisco war sie für ihr Können, ihren herzlichen Umgang mit Menschen und ihre Problemorientiertheit bekannt, aber sobald sie Marco gegenüberstand, wollte ihr nichts gelingen und sie geriet außer Kontrolle.

„Wenn sie ihre Decke braucht, werden wir sie besorgen.“

Marco nahm Gia aus Paytons Arm. Das Mädchen versteifte sich, wandte das Gesicht ab und sagte kein Wort.

Gia fürchtete sich. Gia, die vor nichts und niemandem Angst hatte, fürchtete sich vor ihrem eigenen Vater.

Paytons Herz zog sich zusammen. So weit hätte es niemals kommen dürfen. Wäre sie gesund, wären sie niemals hergekommen.

Marco griff in seine Manteltasche und zog sein Handy heraus. „Wo habt ihr die Decke zuletzt gehabt?“

„Irgendwo zwischen San Francisco und New York.“

Gia wandte ihr Gesicht langsam Marco zu und sah ihn an.

„Also ist sie noch im ersten Flugzeug“, stellte er fest.

Payton zuckte mit den Achseln. „Oder am Flughafen La Guardia.“ Es war nicht einfach, mitten in der Nacht von einem Flugzeug ins nächste zu wechseln, wenn man auf zwei müde Kinder, einen Haufen Koffer und eine Handvoll Bordkarten achtgeben musste.

Marco tippte eine Nummer ein und gab dann seine Anweisungen auf Italienisch weiter. Payton hatte mittlerweile mehrere Jahre kein Italienisch mehr gesprochen, aber sie hatte kein Problem zu verstehen, was er sagte.

Er hatte seine Assistentin, die sich um seine Flüge kümmerte, angerufen und ihr aufgetragen, die Decke wieder zu beschaffen. Sollte sie die Decke nicht von Mailand aus aufspüren können, sollte sie den letzten Flieger nehmen und die Decke selbst suchen.

Marco steckte das Handy wieder ein. Payton konnte nicht umhin, ihn zu bewundern. Seine Methoden waren nicht immer nach ihrem Geschmack, aber normalerweise bekam er, was er wollte.

Nur hatte er sie nicht gewollt und trotzdem bekommen.

Paytons schwaches Lächeln erstarb. „Danke“, sagte sie. Sie hasste sich für die Gefühle, die in ihr tobten. Sie hatte sich vorgenommen, das hier ruhig durchzustehen.

Marco nickte. „Hast du alles?“

Payton fiel ihr Koffer ein. „Mein Koffer ist nicht angekommen.“ Marco unterdrückte ein Seufzen.

Es machte ihm nichts aus, den Mädchen zu helfen, aber bei ihr war das etwas anderes. Diese Unterscheidung war schon vor vielen Jahren gemacht worden. Die Mädchen waren d’Angelos, aber sie nicht, und sie würde es nie sein.

Payton füllte die erforderlichen Formulare aus, damit die Suche nach ihrem Gepäck eingeleitet werden konnte. Marco hatte immer noch Gia auf dem Arm, während Liv sich an Paytons Bein klammerte, um möglichst viel Abstand zwischen sich und diesen Mann zu bringen.

Dieser Mann. Ihr Vater. Payton wusste, dass nun alles anders werden würde. Sie würde mutig sein und die richtigen Entscheidungen treffen müssen.

Auf der Fahrt schwiegen sie. Die Mädchen dösten in Paytons Armen. Die Räder der Limousine rollten monoton über den Asphalt. Payton bemerkte, dass Marco körperlichen Abstand wahrte. Auf der Rückbank des Wagens saß er so weit wie möglich von ihr entfernt, und sie war dankbar dafür.

Als das große Haus mit der Barockfassade in Sicht kam, zog sich ihr Magen zusammen. Damals war sie so voller Ehrfurcht vor diesem eleganten Haus mit den hohen Fenstern gewesen. Jetzt hatte sie einfach nur Angst.

Im Haus angekommen, brachte Payton die Kinder in das helle Kinderzimmer mit den sonnengelben Tapeten und den Regalen voller Spielsachen. Die Mädchen fingen gleich an zu spielen. Payton wusste, dass sie sich nun Marco stellen musste.

Er wartete im Salon unten auf sie. Er hatte sein Jackett abgelegt und stattdessen ein dunkelbraunes Sweatshirt angezogen, unter dem sich die Muskeln seiner Brust spannten.

„Du bist also wieder da“, stellte er nüchtern fest und griff nach dem Espresso, den das Dienstmädchen gebracht hatte.

Payton versteifte sich. „Nicht freiwillig.“

Er lachte bitter. „Und das soll ich glauben?“

Gut, dass sie nichts empfand.

Seit Wochen hatte sie sich vor dem Moment gefürchtet, da sie ihm entgegentreten und seine Stimme hören, sein Gesicht und das Feuer in seinen Augen sehen sollte.

Jetzt war es so weit, und ihr Herz tat nicht weh, ihr Magen krampfte sich nicht zusammen. Ihr Puls raste nicht. Sie empfand nichts.

Absolut nichts. Dem Himmel sei Dank.

Sie hätte ihm ihre Kinder nicht überlassen können, wenn sie noch eine Chance gesehen hätte, dass sie vier eine glückliche Familie werden könnten.

Jetzt, da sie hier war, nur einen Schritt von Marco d’Angelo entfernt, wusste sie, dass sie nie ineinander verliebt gewesen waren, den Gelöbnissen und ihren Kindern zum Trotz. Es war nur eine zufällige Begegnung gewesen.

Sie räusperte sich. „Ich wollte vor den Kindern nicht streiten, aber ich habe ein Hotel gebucht, weil ich in einem Hotel wohnen wollte …“

„Du bist den ganzen Weg gereist, um mich zu sehen, und dann willst du ein Hotelzimmer?“

Sie war vollkommen übermüdet. Ein Streit war das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte. „Ich bin gekommen, damit die Mädchen Zeit mit dir verbringen können …“

„Und wie sollen sie das, wenn sie entfernt von mir in einem Hotel wohnen?“

Payton atmete tief durch und versuchte verzweifelt, ruhig zu bleiben. „Sie könnten den Tag mit dir verbringen …“

„Tagsüber arbeite ich. Um ehrlich zu sein, ich muss sofort in mein Büro.“

„Jetzt schon?“

„Es ist elf Uhr früh. Heute ist ein Arbeitstag, Payton.“

„Aber die Mädchen …“

„Die Mädchen sind erschöpft und brauchen Ruhe.“ Als Payton nichts erwiderte, zuckte er ungeduldig die Schultern. „Du hast darauf bestanden, jetzt herzukommen. Du hast mich nicht gefragt, ob es in meinen Zeitplan passt. Also schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe.“

Autor

Jane Porter

Bereits in der Grundschule schrieb Jane ihr erstes Manuskript: Es war 98 Seiten lang und wurde von einem Jungen in ihrer Klasse zerrissen. Jane weinte, der Junge musste die zerrissenen Seiten zusammenkleben und kam mit einer Verwarnung davon, während Jane fürs Schreiben im Unterricht bestraft wurde und so lernte, dass...

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