Und das ist das Schlafzimmer!

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Um erst mal einen Blick auf die junge Dame zu werfen, mit der sein Bruder sich auf eine Kontaktanzeige hin treffen will, geht der dunkelhaarige Anwalt Greg Healey in das Café von Lana Martina. Und was er sieht, gefällt ihm sehr! Er ahnt nicht, dass Lana glaubt, er komme auf ihre Anzeige, in der sie einen Mitbewohner sucht. Und so passiert es, dass Greg sie spätestens bei der Besichtigung des Schlafzimmers für eine junge Dame mit sehr lockerem Lebenswandel hält. Da wird doch wohl ein Kuss erlaubt sein? Ist es nicht - Lana wirft ihn, unter Einsatz ihrer Selbstverteidigungskünste, hinaus! Doch das war nicht ihr letztes Treffen ...


  • Erscheinungstag 11.05.2016
  • ISBN / Artikelnummer 9783733767778
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Lexington, KY: SF, Mitte zwanzig, sucht SM für Spaß zu zweit. Pferdeliebhaber bevorzugt. Bin gute Köchin. Coffee Girl

Greg Healey, Anwalt in Lexington, Kentucky, blickte von der Anzeige auf, die in der Zeitschrift „Attitudes“ eingekreist war. Als er das strahlende Lächeln seines jüngeren Bruders sah, ahnte er, warum Will ihm das Magazin präsentierte. „Du willst doch was, richtig?“

„Ja, ich will das Coffee Girl kennenlernen“, erklärte Will. „,SF‘ bedeutet Single-Frau, und ‚SM‘ bedeutet Single-Mann – das bin ich.“

Greg schloss die Augen und murmelte: „Single-Frau sucht Single-Mann.“

„Für Spaß zu zweit“, fügte Will begeistert hinzu. „Wirst du mir helfen, Gregory?“

Das hatte Greg nach dem anstrengenden Morgen, den er mit der Durcharbeitung von Immobilienverträgen zugebracht hatte, gerade noch gefehlt. Er seufzte und schaute in Wills unschuldige braune Augen. Wills kindlicher Gesichtsausdruck schien nicht zu seinem fünfundzwanzig Jahre alten Körper zu passen, der kräftig und muskulös vom Reiten und Pferdestriegeln auf dem Gestüt der Nachbarn war.

Greg wollte seinem Bruder die Bitte abschlagen. Aber in letzter Zeit zeigte Will ein wachsendes Interesse an Frauen. Angesichts seiner Schüchternheit und relativer Isoliertheit war es da gar nicht so abwegig, die Kontaktanzeigen durchzuforsten. Dass Will sich getraut hatte, ihn nun in seinem Büro in der Stadt aufzusuchen, zeigte, wie ernst es ihm war.

Sofort regte sich Gregs Beschützerinstinkt. Er bedeutete seinem Bruder, in einem der Besuchersessel Platz zu nehmen, während er sich an den Schreibtisch lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich halte das für keine gute Idee, Kumpel. Du weißt doch gar nichts von dieser Frau …“

„Aber sie mag Pferde und kocht gern, und sie muss Kaffee mögen.“ Will zuckte mit den mächtigen Schultern, als könnte er sich nicht vorstellen, was sonst noch zählen sollte. „Ich liebe Kaffee, Gregory. Kann ich sie anrufen? Da steht eine Nummer unter der Anzeige.“

Greg wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er könnte versuchen, ihm den Unterschied zwischen körperlichem Verlangen und tiefen Gefühlen zu erklären, befürchtete jedoch, dass Will damit nicht viel anfangen konnte. Aber er war entschlossen, Will vor Leuten zu schützen, die es nur auf seine Geld – ihm gehörte die Hälfte des Familienunternehmens – abgesehen hatten.

„Will, Frauen sind … komplizierte Wesen.“

„Bist du deshalb nicht verheiratet, Gregory?“

Greg wand sich. Takt gehörte nicht zu Wills Stärken. „Nun, ja.“ Das war einer der vielen Gründe, von denen der Hauptgrund der war, dass ihm nie eine Frau begegnet war, mit der sich eine Beziehung gelohnt hätte. Außerdem schienen die meisten Frauen durch Will peinlich berührt zu sein, und sein Bruder würde für ihn stets an erster Stelle stehen.

„Aber wenn Frauen kompliziert sind, wieso heiraten andere Männer sie dann?“

Greg lächelte. „Kleiner Bruder, wenn du diese Frage beantworten kannst, bist du viel klüger als ich.“

Wills Augen weiteten sich. „Wie wäre es wegen Sex?“

Na schön, das hatte er ja förmlich herausgefordert. „Man muss nicht verheiratet sein, um Sex zu haben.“

„Wie oft hast du Sex, Gregory?“

Greg sah seinen Bruder erstaunt an. „Das ist eine sehr persönliche Frage.“ Und sein Stolz verbot ihm, wahrheitsgemäß darauf zu antworten. „Außerdem ist das von Mann zu Mann ganz verschieden. Jeder ist anders. Verstehst du?“

Will nickte und rutschte auf dem Stuhl nach vorn. „Ich will Sex haben, Gregory, aber zuerst will ich heiraten. Meinst du nicht, dass das am besten ist?“

Er atmete tief durch. „Gehen wir die Sache Schritt für Schritt an, einverstanden? Zunächst einmal musst du eine Frau kennenlernen.“

Wills Miene hellte sich auf. „Dann kann ich Coffee Girl anrufen?“

Greg rieb sich den Nasenrücken. Sein Bruder war ein Spätentwickler mit tobenden Hormonen. Gepaart mit Wills vertrauensseligem Charakter forderte den Ärger geradezu heraus. Die Frau, die die Anzeige aufgegeben hatte, konnte ein „Model“ sein, das neue Kunden finden wollte. Allerdings wäre ein solches Model immer noch besser als eine Frau, die es nur auf Wills Vermögen abgesehen hatte oder sich über ihn lustig machte. Keine der Möglichkeiten, die Greg sich ausmalte, hatte jedoch ein Happy End.

„Bitte, Gregory.“

So müssen Eltern sich fühlen, dachte Greg, als er in das hoffnungsvolle Gesicht seines Bruders blickte – hin- und hergerissen zwischen Strenge und Großzügigkeit. Schließlich fiel ihm ein Kompromiss ein. „Was hältst du davon, wenn ich mir dieses Coffee Girl mal ansehe?“

Will biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht …“

„Will, kümmere ich mich nicht immer um dich?“

„Ja, Gregory.“ Will deutete auf das Telefon. „Aber rufst du sie dann auch gleich an?“

Greg erkannte alarmiert, dass sein Bruder von der Idee besessen zu sein schien, dass diese Frau irgendwie eine Seelenverwandte war. Je eher er also für ihn anrief, desto eher würde Will lernen, dass Frauen sehr enttäuschend waren.

„Klar, Kumpel, sofort.“ Er wählte die Nummer unter der Anzeige, und als er aufgefordert wurde zu sprechen, sagte er: „Ja, ich rufe wegen Ihrer Anzeige an. Mein Name ist Greg, und ich würde mich gern mit Ihnen auf eine Tasse Kaffee treffen.“ Er hinterließ die Nummer seiner Privatleitung im Büro, knallte den Hörer auf die Gabel und kam sich wie ein Idiot vor.

„War sie nicht zu Hause?“, fragte Will mit zusammengezogenen Brauen.

„So funktioniert das nicht. Die Nummer gehört zu einer Voice-Mailbox, in der ich eine Nachricht hinterlasse. Die Lady ruft die Nachricht ab und meldet sich dann bei mir. Auf diese Weise ist es für sie sicherer.“

Will sprang auf. „Und wenn sie nicht zurückruft?“

„Sie wird schon zurückrufen.“

„Und wenn sie sich mit dir auf eine Tasse Kaffee trifft und dich mag?“

Greg legte seinem Bruder den Arm um die Schultern. „Du bist doch auf der Suche nach einer Frau, oder?“

„Ja.“

„Und du bist der Pferdeliebhaber in der Familie, oder?“

„Ja.“

„Dann mach dir keine Sorgen.“

Will runzelte die Stirn und versuchte, dieser Logik zu folgen. „Aber wann kann ich denn mit ihr Kaffee trinken?“

„Wenn sie nett ist, werde ich euch miteinander bekannt machen.“ Aber nicht, bevor er gründlich ihren Charakter getestet hatte.

Erneut erschien ein strahlendes Lächeln auf Wills Gesicht. „Einverstanden, Gregory.“ Er umarmte ihn. „Vielleicht finden wir für dich auch eine Frau, die nicht so kompliziert ist.“

Greg brachte mit Mühe ein Lächeln zustande, während Will zum Abschied winkte. Sobald sein Bruder verschwunden war, stützte er sich schwer auf seinen Schreibtisch. Der sanftmütige, großherzige Will war immer für eine Überraschung gut, aber diesmal hatte er wirklich den Vogel abgeschossen. Greg sah auf seinen mit Papieren übersäten Schreibtisch und seufzte. Und jetzt zurück zur langweiligen Arbeit, dachte er.

Langsam setzte er sich in den abgewetzten Ledersessel seines Vaters und versuchte sich daran zu erinnern, wo er stehen geblieben war. Die immer komplizierteren Immobiliengeschäfte hatten die Schreibtischarbeit der „Healey Land Group“ im letzten Jahr vervierfacht. Manchmal kam Greg sich mehr wie ein Büroangestellter vor als wie der Präsident und der oberste Jurist der Firma. Berge von Verträgen zu überarbeiten und nachzubessern war nicht das, was er im Sinn gehabt hatte, als er vor zehn Jahren sein Juraexamen machte.

Sein Telefon klingelte. Er drückte mit einer Hand den Knopf, während er mit der anderen seine schmerzende Schläfe massierte. „Ja, Peg?“

„Ich brauche Ihre Zustimmung für die Weihnachtsfeier der Firma am zweiundzwanzigsten, Sir.“

Er verdrehte die Augen. Bildete er sich das nur ein, oder war die letzte qualvolle Weihnachtsfeier erst zwölf Monate her? „Sind Sie innerhalb des Budgets geblieben?“

„Ja, Sir.“

„Dann nur zu.“

„Es sind nur noch zwei Wochen, und Sie haben Ihr Erscheinen noch nicht bestätigt, Sir.“

Greg seufzte. „Will und ich kommen beide.“

„Soll ich Sie für zwei oder für vier Personen eintragen?“

Peg erkundigte sich auf höfliche Art, ob sie in Begleitung erscheinen würden, obwohl sie das noch nie getan hatten. „Für zwei, Peg. Und ab jetzt möchte ich nicht mehr gestört werden.“ Er wusste, dass er sich wie ein Griesgram anhörte, konnte aber nichts dagegen tun. In seinen Augen markierte Weihnachten lediglich das Ende eines weiteren Jahres, in dem er sich in seinem Erkerbüro eingesperrt fühlte. „Stellen Sie keine Anrufe durch.“

„Ja, Sir.“

Nach dem knappen Gespräch ging er zu dem Fenster, das zwei Wände seines Büros einnahm, und stützte sich dagegen. Das Glas leitete die Kälte, die draußen herrschte, in seine gespreizten Finger, was bisher das Angenehmste an diesem Morgen war. Die Innenstadt war mit riesigen weißen Plastikgirlanden und leuchtend blauen Ballons an den Straßenlaternen für die Feiertage geschmückt. Die Farben waren ein Tribut an die hiesige Universität.

Ungeachtet der Dekoration wurde sein Blick wie immer von einem bestimmten Gebäude angezogen – dem Gerichtsgebäude der Stadt. Er gab sich seiner Lieblingsträumerei hin und malte sich aus, wie anders sein Leben verlaufen wäre, wenn er sich mit Strafrecht befasst hätte, statt sich nach dem Studium um die juristischen Belange der Immobilienfirma seines Vaters zu kümmern. Jetzt, als einziger Erbe, der fähig war, das Unternehmen zu leiten, hatte er keine andere Wahl mehr.

Greg lockerte seine Krawatte, die ihn zunehmend beengte. In letzter Zeit hatte er das erdrückende Gefühl, dass er etwas verpasste und das Leben an ihm vorbeizog. Gütiger Himmel, er hasste Feiertage. Man fühlte sich dann so verdammt einsam.

Und jetzt wollte Will ihn auch noch verlassen. Zumindest hatte es den Anschein.

Unfähig, sich weiter der Arbeit auf seinem Schreibtisch zu widmen, schnappte sich Greg seine Sporttasche und verließ das Büro.

Während er in der Mittagspause sein tägliches Joggingpensum absolvierte und es um eine zusätzliche Meile ausdehnte, versuchte er, die Geschichte mit der Kontaktanzeige zu vergessen, doch es gelang ihm nicht. Aus unerfindlichen Gründen hatte er nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass sein Bruder eines Tages heiraten könnte.

Als ihr Vater vor sieben Jahren gestorben war, hatte Greg sein luxuriöses Apartment verkauft und war wieder nach Hause gezogen. Zum Teil, damit Will in vertrauter Umgebung bleiben konnte, zum Teil aber auch, um den Schuldenberg abzutragen, den ihr Vater hinterlassen hatte. Die Bindung zwischen den Brüdern wurde noch herzlicher, und Greg war einfach davon ausgegangen, dass sie immer wie zwei zufriedene Junggesellen zusammenleben würden.

Jetzt sah es so aus, als wäre Will damit nicht länger zufrieden.

Doch eigentlich war Greg ganz froh, dass seine zynische Einstellung Frauen gegenüber nicht auf Will abgefärbt hatte. Andererseits waren Frauen auch lange kein Thema für ihn gewesen. Seit er nach Hause gezogen war, hatte er keine ernsthafte Beziehung mehr gehabt, da er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, das Familienunternehmen wieder profitabel zu machen.

Natürlich hatte er sich mit Frauen getroffen, doch diese Frauen hatten eindeutige Heiratsabsichten gehabt. Auch ihr Interesse am Geld der Familie Healey war ziemlich offensichtlich gewesen. Er konnte es einer Frau nicht übel nehmen, dass sie finanzielle Sicherheit wollte. Aber war es vielleicht zu viel verlangt, darüber hinaus auch ein Interesse an ihm, seinen Hobbys und Träumen zu erwarten?

Die Wahrheit indes sah so aus, dass die Healey-Brüder dank der schlechten Investitionen ihres Vaters – die er getätigt hatte, ehe jemand merkte, dass sein Verstand nachließ – nicht annähernd so reich waren, wie die Leute glaubten.

Während Greg nach dem Joggen im Club duschte, bereute er immer mehr den Anruf, den er für Will gemacht hatte. Sie hatten einander. Eine Frau würde alles ändern, und zwar nicht zum Besseren.

Als er mit einem Lunchpaket ins Büro zurückkehrte, war er mürrisch und litt an einem gezerrten Wadenmuskel. Beim Anblick der silbernen Girlande, die an seinem Fenster hing, verfinsterte sich seine Miene. „Peg!“

Seine eulenhafte Sekretärin erschien im Türrahmen. „Ja, Sir?“

„Ich dachte, ich hätte gesagt, dass ich keinen Weihnachtsschmuck in meinem Büro will.“

Ihre Augen wurden noch größer. „Soll ich sie abnehmen, Sir?“

Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und seufzte. „Nein, schon gut.“ Er deutete auf die Zettel in ihrer Hand. „Habe Sie Nachrichten für mich?“

„Ja, Sir. Mr. Payton möchte, dass Sie ihn so bald wie möglich anrufen. Und eine Frau rief an wegen einer Anzeige, Sir. Jemand namens … Coffee Girl?“

Er errötete. „Bitte nehmen Sie in Zukunft nicht mehr die Anrufe auf meiner privaten Leitung entgegen.“

„Dort gehen so selten Anrufe ein, daher dachte ich, es könnte sich um einen Notfall handeln.“

Eine nette Art, ihm zu sagen, dass er kein Privatleben habe. „Sie haben sich die Nachricht notiert?“

„Ja, Sir. Hier ist sie, Sir.“

„Danke.“ Ohne einen Blick darauf zu werfen, stopfte er die Nachricht in seine Hosentasche. „Das wäre dann alles.“

Peg ging und schloss die Tür hinter sich.

Greg schloss die Augen, zählte bis zehn und versuchte, die Frustration zu vertreiben, die in letzter Zeit beständig schlimmer wurde. Ihm war klar, dass er den Stress in seinem Leben reduzieren musste, aber im Moment waren die Dinge nun einmal nicht zu ändern.

Froh, einen guten Grund zu haben, die Kontaktaufnahme mit der Frau aus der Anzeige hinauszögern zu können, rief er als Erstes seinen Generalvertreter, Art Payton, an, obwohl auch von der Seite Probleme zu erwarten waren.

„Art, hier spricht Greg. Was ist los?“

„Tolle Neuigkeiten. Das Interesse der Bauunternehmer an den Hyde-Parkland-Grundstücken ist lawinenartig gewachsen.“ Arts herzliches Lachen schallte durch die Leitung. „Wenn die Sanierung genehmigt wird, sitzt du möglicherweise auf dem wertvollsten Grundstück in Zentral-Kentucky.“

„Wie wertvoll?“

„Ich rede hier über sehr viel Geld. Du könntest dich glatt zur Ruhe setzen.“

Greg brachte ein kurzes Lachen zustande. „Du übertreibst.“ Trotzdem lief er nervös vor dem Fenster auf und ab.

„Nein, das tue ich nicht. Falls die Sanierung genehmigt wird, hast du für den Rest deines Lebens ausgesorgt. Will natürlich auch.“

Er blieb abrupt stehen. Will war der einzige Grund, weshalb er die Firma nach dem Tod ihres Vaters nicht verlassen hatte. Als er das finanzielle Desaster aufgedeckt hatte, das sie geerbt hatten, war Greg fast in Panik geraten. Er musste sicher sein, dass Will immer versorgt sein würde, sollte ihm einmal etwas zustoßen. Wenn es stimmte, was Art behauptete, war das Hyde-Parkland-Projekt der Rettungsfallschirm, auf den er gehofft hatte.

„Nächstes Jahr um diese Zeit kannst du tun und lassen, was du willst.“

Greg ging zu dem geschmückten Fenster, schaute zum Dach des Gerichtsgebäudes und lächelte. Vielleicht würde Weihnachten dieses Jahr erträglicher werden. „Ich brauche noch mehr Details, Art. Können wir uns heute Nachmittag treffen?“

„Wie wäre es um halb vier?“

„Gut, bis dann.“

Hoffnung regte sich in ihm. War dieses Geschäft das Licht am Ende eines langen Tunnels? Greg schob nervös eine Hand in die Tasche. Seine Finger streiften die Nachricht, die Peg ihm überreicht hatte. Er war nicht sonderlich begeistert, aber ein Versprechen, das er Will gemacht hatte, würde er halten. Daher zog er den Zettel aus der Tasche und las ihn.

Kommen Sie morgen um elf ins „Best Cuppa Joe“. Coffee Girl

Gregs Miene verfinsterte sich, und er knüllte den Zettel zusammen. Eine Romanze! Als hätte er nicht schon genug um die Ohren!

2. KAPITEL

Am nächsten Morgen

Lana Martina setzte ein strahlendes Lächeln auf für Miss Mokka-koffeinreduziert-mit-fettfreier-Sahne-extra. Insgeheim fragte Lana sich, weshalb die Frau überhaupt Sahne nahm, wenn sie fettfrei war. Andererseits trank sie selbst nicht einmal Kaffee – zugegebenermaßen eine Besonderheit für die Besitzerin eines Coffeeshops –, daher enthielt sie sich eines Kommentars. Besonders da ihre Kunden gewöhnlich leicht reizbar waren, bevor sie ihre erste Dosis Koffein zu sich genommen hatten.

Stattdessen tippte sie den dreihundertfünfundsechzigsten Verkauf an diesem Morgen ein und dankte ihrem Glücksstern für die vielen Leute, die ihren Kaffee brauchten, bevor sie sich der täglichen Tretmühle stellten. Süchte waren für den Lieferanten profitabel, und Lana war stolz darauf, den besten Kaffee in der Stadt anzubieten. Daher der Name: Best Cuppa Joe. Joe war der amerikanische Slangausdruck für Kaffee. Allerdings hatte sie sich den Namen für ihr Café nicht selbst ausgedacht, da es den Laden in der Hunt Street 145 schon seit dreißig Jahren gab – solange wie sie lebte. Aber sie war stolz darauf, seit sechs Monaten die Tradition als seine Inhaberin fortzuführen.

Die Kundin ging, und nachdem der morgendliche Ansturm vorüber war, erlaubte es sich Lana, am Tresen zusammenzusacken, und wartete, bis das Gefühl der Beklemmung in ihrem Magen verschwunden war. Sie hatte sich vorgenommen, nicht zu einem Workaholic zu werden, doch in letzter Zeit wurden Überstunden immer öfter unvermeidlich. Heute zum Beispiel war ihre Konditorin Annette zwar pünktlich um halb fünf mit ihrer üblichen Lieferung Muffins, Brezeln und Gebäck gekommen, hatte sich jedoch auf dem Parkplatz den Knöchel verstaucht. Lana hatte sie nach Hause geschickt, wohl wissend, dass der Laden unterbesetzt sein würde, bis Wesley gegen Mittag käme.

Immerhin war ihr dadurch Annettes Lagebericht über den Stand ihrer Männerjagd erspart geblieben. Annette war davon überzeugt, dass ihr Leben unvollständig sei ohne den idealen Mann, und ließ sich ständig neue Sachen einfallen, um ihre Suche auszudehnen. Lana hingegen hatte den idealen Mann längst gefunden. Sein Name war Harry, und seine Wartung bestand darin, gelegentlich ein bisschen Luft in das Ventil auf seinem Gummikopf zu pusten. Harry stellte ihre Entscheidungen nie infrage, stritt sich mit ihr nie um die Fernbedienung, kritisierte niemals ihre Frisur oder ihre Kleidung.

Auf der anderen Seite war das einzige körperliche Vergnügen, das sein anatomisch korrekter Körper ihr verschaffte, ein gelegentlicher Lachanfall.

Die Türklingel läutete, und Lana richtete sich automatisch auf, bis sie ihre Freundin Alexandria Stillman erkannte. „Ach, du bist es nur.“

Alexa glitt schlank und katzengleich in einem kobaltblauen Designerkostüm aus dem vornehmen Kaufhaus ihrer Familie hinter den Tresen. „Ich freue mich auch, dich zu sehen.“

Lana winkte ab und rieb sich den schmerzen Arm, ihren „Kaffeearm“, mit dem sie immer den Kaffee eingoss. „Du weißt, was ich meine.“

„Das Geschäft läuft gut, wie?“

Lana sah sich in dem Laden um, den sie so liebte, von den alten Backsteinmauern bis zum Holzfußboden und der leicht durchhängenden Bühne, wo an Veranstaltungsabenden mehr und weniger talentierte Hoffnungsträger auftraten. Dies war eine ganz andere Welt als das beengte Büro, Abteilung „Rechnungswesen“, in dem sie nach der Universität sieben öde Jahre verbracht hatte.

„Ich kann mich nicht beklagen“, erwiderte sie zufrieden und goss einen Becher Kaffee mit Mandelaroma ein, den Alexa gern trank. „Hast du Zeit, eine Weile zu bleiben?“

„Deshalb bin ich hier.“ Alexa nahm den angebotenen Becher.

Lana hob eine Braue. „Ist Jack nicht in der Stadt?“

Alexa errötete leicht. „Habe ich dich vernachlässigt? Das tut mir leid.“

„Da du nie besser ausgesehen hast, Mrs. Stillman, lasse ich es dir diesmal durchgehen.“

„Ja, die Ehe ist wirklich toll“, schwärmte ihre Freundin untypischerweise. Zumindest war diese spezielle Schwärmerei für sie untypisch gewesen, bevor Jack „the Attack“ Stillman sie erobert hatte.

„Ja, ja“, meinte Lana grinsend. „Aber verwandle dich bloß nicht in eine dieser Heiratspredigerinnen.“

„Versprechen kann ich dir nichts. Hast du übrigens schon Pläne für Heiligabend?“

Lana lächelte, da Alexa ihre Familie diese Weihnachten nicht mit ihr würde teilen müssen. „Janet kommt vorbei.“

„Fein. Du und deine Mutter habt sicher eine gute Zeit. Falls sich deine Pläne ändern, bist du herzlich bei Dad eingeladen.“

Darauf erwiderte Lana nichts. Es mochte ja sein, dass Janet in der Vergangenheit ein wenig unzuverlässig gewesen war, aber sie würde kommen. Ganz bestimmt.

Alexa nippte an ihrem Kaffee und murmelte ein paar lobende Worte. „Hübsche Mütze, übrigens.“

Lana tippte an den flauschigen Troddel ihren roten Weihnachtsmannmütze. „Danke. Eigentlich wollte ich mir dazu Elfenschuhe anziehen, aber meine Leute drohten, mir zu kündigen.“

„Apropos deine Leute – wo ist Annette?“

„Sie hat sich heute Morgen den Knöchel verstaucht, deshalb wollte ich nicht, dass sie den ganzen Tag steht.“

Alexa neigte den Kopf. „Du siehst erschöpft aus. Vielleicht solltest du dir eine Tasse von deinem Energie-Kaffee einschenken.“

„So verzweifelt bin ich noch nicht“, entgegnete Lana lachend. Sie zog einen Beutel Earl GreyTea unter dem Tresen hervor, hängte ihn in einen Becher und goss kochend heißes Wasser darüber. „Ich glaube, ich bin wegen dieser Mitbewohner-Geschichte ein bisschen gestresst“, erklärte sie. „Ich bin ja froh, die schreckliche Vicki los zu sein, aber lange kann ich es mir nicht mehr leisten, die Miete ganz allein zu zahlen.“ Nicht zusammen mit der Miete für den Coffeeshop, dem Kredit für die neue Einrichtung und die Ratenzahlungen für die zusätzlichen Registrierkassen, den Kühlschrank und die Kuchenvitrine.

„Wenn ich dir Geld leihen soll …“

Lana unterbrach ihre Freundin mit einem Blick. „Ich weiß dein Angebot zu schätzen. Aber nein danke.“ Wenn es noch ein Jahr lang so gut lief, würde sie ein wenig Profit machen können, statt ständig alles wieder ins Geschäft stecken zu müssen.

Alexa nickte. „Hast du schon Reaktionen auf deine Anzeige erhalten?“

Sie setzten sich an einen kleinen quadratischen Tisch, dessen Tischplatte ein rot-schwarzes Spielbrett bildete.

Lana lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. „Nur ein paar Dutzend komische Gestalten, die nicht mal in die nähere Auswahl kommen.“

„Interessant – ausgerechnet du nennst jemanden komisch.“

Lana verzog das Gesicht und nahm ein Magazin vom Nebentisch. „Ich habe mich von Annette dazu überreden lassen, eine Anzeige aufzugeben. Vielleicht höre ich ja was über Weihnachten, obwohl das keine günstige Jahreszeit ist, um nach einem Mitbewohner zu suchen.“

Alexa beugte sich vor, als Lana auf ihre Anzeige deutete.

Lexington, KY: SF sucht Mitbewohner, F oder SM, Nichtraucher und bereit, Hausarbeit zu teilen.

„Was soll denn SM heißen?“, fragte Alexa.

„Schwuler Mann“, erklärte Lana sachlich. „Ich will nicht, dass ein heterosexueller Kerl sich falsche Hoffnungen macht.“

„Na, ich weiß nicht“, neckte Alexa sie und tippte auf die Kontaktanzeigen auf der nächsten Seite. „Vielleicht hättest du eine kombinierte Anzeige aufgeben sollen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen.“

„Bitte fang nicht wieder damit an.“

„Bis ich Jack kennenlernte, warst du diejenige, die mich dazu getrieben hat, mir einen Mann zu angeln.“

„Das war bevor ich den Coffeeshop gemietet habe. Jetzt habe ich nicht mal mehr Zeit für Rubbellose, geschweige denn für einen Mann.“

„Erscheinen die Anzeigen landesweit?“

„Ja.“

„Na, irgendwo im Land wirst du sicher einen Mitbewohner finden“, meinte Alexa und grinste sie über den Rand ihres Kaffeebechers an.

„Willst du damit andeuten, ich sei zu wählerisch?“

„Absolut.“

„Kannst du mir das vielleicht verübeln, nachdem ich so lange mit dieser Hexe zusammengewohnt habe?“

Alexa blies auf ihren Kaffee. „Lana, du bist intelligenter als jeder andere, den ich kenne. Vielleicht solltest du die Einladung zum Mensaklubtreffen annehmen, um dort jemanden kennenzulernen.“

„Wie bitte? Du weißt genau, dass ich nur wegen der günstigen Versicherung Mitglied in diesem elitären Verein geblieben bin.“

„Hast du Angst, mit einem denkenden Mann zusammenzukommen?“

„Nein, ich würde gern einen Mann mit einem großen Gehirn kennenlernen. Aber die meisten sind traurigerweise bloß Eierköpfe. In denen steckt weder Leben noch Leidenschaft. Einen Mann zu finden mit einem großen Gehirn und einem großen …“

Das Telefon klingelte und unterbrach sowohl Lanas Tirade als auch Alexas Lachen.

Lana sprang auf und nahm den Hörer ab. „Best Cuppa Joe, Lana am Apparat. Fröhliche Weihnachten, ein frohes Chanukka und frohes Kwanza.“

„Lana, hier spricht Marshall Ballou.“

Ihm gehörte die „Ballous Boutique für antike Kleidung“ am Ende des Blocks. „He, Marsh“, sagte Lana. „Was gibt’s?“

Autor

Stephanie Bond

Das erste Buch der US-amerikanischen Autorin Stephanie Bond erschien im Jahr 1995, seitdem wurden über 60 Romane von ihr veröffentlicht. Ebenfalls schrieb sie Bücher unter dem Pseudonym Stephanie Bancroft. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, beispielsweise erhielt sie 2001 den RITA-Award. Im Jahr 1998 bekam Stephanie Bond den “Career Achievement...

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