Und plötzlich ist es echte Liebe!

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Selfmade-Millionär Dan Black liebt seine Freiheit und schöne Frauen! Kein Wunder, dass er der hinreißenden Laurel gerne aus der Klemme hilft und für sie den Lover spielt! Doch plötzlich überwältigen ihn echte Gefühle. Hat er sich etwa in die aparte Hochzeitsplanerin verliebt?


  • Erscheinungstag 10.08.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751527354
  • Seitenanzahl 160
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Laurel Sommers trat von der Straße zurück, als ein Londoner Taxi durch die Pfütze an der Bordsteinkante brauste und ihr eiskaltes Wasser über die Füße spritzte. Eigentlich hatte ihr Vater an allem Schuld.

Na ja, dass sie in der Kälte auf ein Auto wartete, das sie dorthin zurückbrachte, wo sie jetzt sein sollte – in „Morwen Hall“, dem neogotischen, in ein Fünf-Sterne-Hotel umgewandelten Herrenhaus auf dem Land, eineinhalb Stunden Fahrt von London entfernt –, war zweifellos Melissas Schuld. Aber wenn ihr Vater während der ganzen Kindheit seiner Töchter nicht alles gleichzeitig gewollt hätte, dann würde ihre Halbschwester sie wahrscheinlich nicht genug hassen, um ihr das Leben zur Qual zu machen.

Seufzend drückte Laurel die Tüte mit den kleinen Gastschenken für die Hochzeitsgäste fester an sich. Melissa hatte darauf bestanden, dass Laurel sie an diesem Nachmittag abholte. Ein Strom von Autos fuhr an ihr vorbei. Es war drei Tage nach Weihnachten, und der Schlussverkauf war voll im Gang. Wie immer in der Zeit zwischen dem fünfundzwanzigsten Dezember und Silvester hing eine seltsame gespannte Erwartung in der Luft. Die Leute dachten an die vielen Möglichkeiten für das kommende Jahr.

In jedem anderen Jahr wäre Laurel auch von diesem Gefühl neuer Chancen gepackt worden. Normalerweise nutzte sie die letzten Tage des Jahres, um über das vergangene Jahr nachzudenken und das nächste zu planen. Zu planen, wie sie besser werden, mehr erreichen, endlich erfolgreich sein konnte. Genug sein konnte.

Gerade erst im letzten Jahr hatte sie ihren Zeitplan für die Gründung ihrer eigenen Firma entwickelt. Sie war fünf Jahre lang Hochzeitsplanerin in einem bekannten Unternehmen gewesen und hatte mit verhaltenem Optimismus gedacht, dass es Zeit war, sich selbstständig zu machen. Besonders, da sie damit gerechnet hatte, ihre eigene Hochzeit zu organisieren, und Benjamin hatte immer gesagt, ihm gefalle eine Frau mit Ehrgeiz.

Und sie hatte es geschafft. Sie hatte die Visitenkarten, die es bewiesen. „Laurel’s Weddings“ lief. Und selbst wenn sie nicht ihre eigene Hochzeit plante, sie hatte ihre erste berühmte Kundin … Weshalb dieser Optimismus in diesem Jahr bis zum ersten Januar würde warten müssen.

Sie musste nur die Silvesterhochzeit ihrer Halbschwester hinter sich bringen, ohne dass irgendetwas schrecklich schiefging, und sie würde Riesenerfolg haben. Melissa war im Moment in Hollywood schwer angesagt – vermutlich, weil sie zu Regisseuren viel netter war als zu Hochzeitsplanerinnen –, und über ihre Hochzeit wurde in einem dieser Hochglanzmagazine berichtet, die Laurel nur beim Friseur las. Wenn dieser Auftrag reibungslos lief, würde das Geschäft boomen. Und dann brauchte sie sich keine Sorgen mehr zu machen, wie sie eigentlich den kleinen Unternehmerkredit zurückzahlen sollte, für den sie so gerade eben die Bedingungen erfüllt hatte.

Sie hatte nicht den Mann, den sie eigentlich hatte heiraten wollen. Und ein Hollywoodstar wie Melissa war sie auch nicht. Doch wenn ihr Unternehmen erst auf den Weltmarkt vorstieß, würde niemand sagen können, dass sie nicht gut genug war.

Das bedeutete natürlich herumzuhetzen und alle Launen Melissas zu ertragen. Selbst wenn sie in letzter Minute in die Hauptstadt fahren musste, um die neuen Gastgeschenke zu besorgen, weil die alten, die sie ursprünglich ausgesucht hatten, plötzlich „peinlich“ waren.

Und außerdem musste sie damit fertigwerden, dass sie auf der Hochzeit Benjamin wiedersehen würde. Das war das Tüpfelchen auf dem i, das das Fass zum Überlaufen brachte.

Ein großes schwarzes Auto wurde langsamer, und Laurel fühlte Hoffnung in sich aufkeimen. Sie hatte darum gebeten, dass der Fahrer, der den letzten Hochzeitsgast von Heathrow zum Hotel brachte, sie unterwegs in der Stadt abholte. Es würde eine um einiges längere Fahrt bedeuten, aber Laurel hoffte, dass der Gast es nicht merken würde. Oder dass es ihn nicht störte, Gesellschaft zu haben.

Da der letzte Gast der Bruder des Bräutigams Riley war – Dan Black, ihr zukünftiger Halbschwager oder so etwas –, hoffte sie wirklich, dass er nichts dagegen hatte. Es wäre nett, sich wenigstens mit ihren neuen Verwandten von Anfang an gut zu verstehen. Weil in ihrer Familie nun wirklich keine Harmonie herrschte. Ihre Mutter hatte ihr noch immer nicht verziehen, dass sie Melissas Hochzeit organisierte. Oder, wie sie sie nannte: „Dieses uneheliche Flittchen, die Tochter der Geliebten deines Vaters.“

Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, stand ihre Mutter nicht auf der Gästeliste.

Soweit Laurel wusste, war Dan Black zumindest kein pflegeintensiver Hollywoodstar. Tatsächlich hatte Melissa ihr überhaupt nichts über ihn erzählt. Wenn er ihre Karriere nicht fördern konnte, hatte Melissa wohl kein Interesse an ihm. Laurel hatte nur die zwei Zeilen, die Melissa und Riley neben jeden Namen auf der Gästeliste gekritzelt hatten, damit Laurel verstand, warum die Leute wichtig waren und warum sie sie eingeladen hatten. Und die Adresse, zu der die Einladungen geschickt worden waren.

„Black Ops Stunts“. Sogar die E-Mails, die sie an Dan gesendet hatte, als sie die Reise und sein Zimmer organisiert hatte, waren mit der kleinstmöglichen Anzahl von Worten beantwortet worden.

Der Mann war ein Rätsel.

Das Auto hielt an, und der Fahrer stieg aus. „Miss“, sagte er und öffnete die hintere Tür.

Laurel glitt auf den Rücksitz und lächelte den anderen Fahrgast an. „Ich hoffe wirklich, du hast nichts dagegen, deinen Wagen mit mir zu teilen, Dan.“ Sie versuchte, professionell zu klingen und dankbar und familiär. Sie war ziemlich sicher, dass die Kombination nicht ging, aber eine bessere Idee hatte sie noch nicht.

„Hallo“, sagte er und streckte die Hand aus.

Laurel ergriff sie, und als sie ihm in die Augen sah, blieben ihr die nächsten Worte im Hals stecken. Sie hatte Riley schon hundertmal gesehen, im Kino, auf Filmplakaten, im Fernsehen, in Zeitschriften, im Internet und über Skype, als sie die Hochzeit geplant hatten. Sie kannte sein Gesicht und sein unglaublich attraktives, typisch amerikanisches gutes Aussehen. Warum war ihr nicht der Gedanke gekommen, dass sein Bruder vielleicht genauso toll war?

Dan besaß nicht dieselbe einfache harmlose Anziehungskraft Rileys, aber was er hatte, war sehr viel besser. Sein Haar war kürzer geschnitten, mit einer Spur Grau an den Schläfen, und auf seinem Kinn zeigte sich ein Bartschatten. Doch seine leuchtend blauen Augen waren genau wie die seines Bruders. Nein, dachte Laurel, als sie noch einmal hinsah. Rileys Blick war warm und freundlich. Dans war scharf und durchdringend und jetzt gerade ein bisschen belustigt …

Wahrscheinlich weil sie noch immer nichts gesagt hatte.

„Ich bin Laurel“, stellte sie sich schnell vor, als der Fahrer losfuhr. „Deine zukünftige Halbschwägerin.“

„Meine … was?“

Seine Stimme war tiefer als die seines Bruders, und er sprach langsamer, gedehnter.

„Ich bin Melissas Halbschwester.“

„Ah.“

Und aufgrund dieses einen Wortes war Laurel sicher, dass Dan ihre ganze Geschichte schon kannte. Oder zumindest ihre Rolle in Melissas Geschichte.

Die meisten Leute taten es. Entweder sie hatten eines von Melissas vielen tränenreichen Interviews gesehen, in denen sie berichtete, wie entbehrungsreich ihre Kindheit ohne Vater im Haus gewesen sei, oder sie hatten die Story online auf einer ihrer vielen Fanpages gelesen. Alle wussten, wie Melissa bis zum Alter von sechzehn Jahren fast ganz allein von ihrer Mutter großgezogen worden war, während ihr Vater die meiste Zeit mit seiner anderen Familie am anderen Ende der Stadt verbracht hatte und nur zu Besuch gekommen war, wenn er von seiner Ehefrau und Tochter wegkonnte.

Aber nach dieser anderen Familie fragten die Leute selten. Was aus der Ehefrau und der Tochter geworden war, als ihr Vater genug hatte und sie verlassen hatte, um sein „richtiges“ Leben mit Melissa und ihrer Mutter zu beginnen.

Zumindest bedeutete das, dass sich niemand für Laurel interessierte. Deshalb gab es keine Fotos von ihr im Internet, und keiner erkannte sie. Schlimm genug, dass in ihrem Freundeskreis jeder wusste, dass sie mit der schönen, berühmten, talentierten Melissa Sommers verwandt war. Laurel könnte es nicht ertragen, wenn Fremde auf der Straße sie nach ihrer Schwester fragen und sich wundern würden, warum sie trotz all der familiären Vorteile nicht ebenso schön, erfolgreich und begabt sein konnte.

„Also bist du auch die Hochzeitsplanerin, stimmt’s?“, fragte Dan.

„Ja. Deshalb bin ich heute in London. Melissa … hat ihre Meinung über die kleinen Geschenke für die Hochzeitsgäste geändert.“ Das klang besser als ihr Verdacht, dass sich Melissa einfach etwas Neues ausgedacht hatte, um sie zu quälen.

Als Melissa sie gebeten hatte, ihre Hochzeit zu organisieren, war Laurel stolz gewesen. Sie hatte wirklich geglaubt, dass ihre Schwester nicht nur auf ihr Können vertraute, sondern auch endlich Frieden mit ihr schließen wollte.

Offensichtlich war das Wunschdenken gewesen.

„Sie macht es dir nicht leicht, was?“, fragte Dan.

Laurel setzte ein Lächeln auf. „So sind Bräute eben! Ich wäre in dieses Geschäft nicht eingestiegen, wenn ich nicht mit ihnen umgehen könnte.“

„Stimmt.“

Er musterte sie wieder, und sie fragte sich, was er sah. Eine kompetente Hochzeitsplanerin, hoffte sie. Während der vergangenen Monate hatte sie zu Dan nicht so viel Kontakt gehabt wie zu dem Trauzeugen und den Brautjungfern. Aber es hatte die Einladung, die Zimmerreservierung, die Flüge und jetzt den Transfer von Heathrow zum Hotel gegeben. Trotz seiner Ein-Wort-Antworten war sie die ganze Zeit freundlich und tüchtig gewesen. Und sie hoffte wirklich, dass er das anerkannte.

Weil er sonst von ihr denken musste, was alle dachten, die wussten, dass sie Melissa Sommers’ Schwester war: dass sie bei den Genen den Kürzeren gezogen hatte.

Melissa war groß, gertenschlank, blond und schön. Sie war sogar die Grace Kelly des einundzwanzigsten Jahrhunderts genannt worden.

Laurel dagegen … tja, sie nicht. Oh, sie war niedlich. Zierlich und kurvenreich, mit dunklem Haar und dunklen Augen. Aber „niedlich“ war nicht schön, war nicht auffallend. Sie wurde einfach unsichtbar, wenn sie neben Melissa stand. Nicht zuletzt, weil sie fast einen ganzen Kopf kleiner war.

Noch immer betrachtete Dan sie schweigend, und Laurel redete drauflos, damit kein peinliches Schweigen eintrat. „Allerdings ist dies ja nicht irgendeine Hochzeit. Ich meine, Melissa und Riley wollten eine aufwendige Promihochzeit, und ich habe versucht, eine solche zu organisieren.“

„Ich verstehe“, sagte Dan, der sie noch immer musterte.

Laurel quasselte weiter. „Sie wollte in ‚Morwen Hall‘ heiraten. Sie hat eine starke Bindung an das Hotel. Und Eloise … Sie ist dort die Managerin … Also, die vorläufige Managerin, glaube ich … Du wirst sie bald kennenlernen. Was wollte ich gerade sagen?“

„Ich habe keine Ahnung.“

„Entschuldige. Ich rede wirres Zeug.“

„Das ist in Ordnung.“

„Ach ja, ich wollte gerade sagen, dass für die nächsten Tage eine Menge geplant ist. Heute Abend die Begrüßungsdrinks, morgen der Frost Fair und dann die Junggesellen- und Junggesellinnenabschiedspartys, am Freitag die Besichtigungstour für die Gäste vor dem Probeessen …“

„Und irgendwann die Hochzeit?“, fragte Dan.

„Natürlich.“ Laurel spürte, dass sie rot wurde. „Ich bin chronologisch vorgegangen. Nach meiner To-do-Liste.“

„Ich verstehe. Klingt, als hättest du diese Woche reichlich zu tun.“

Laurel nickte. „Aber das ist gut! Wenn diese Hochzeit reibungslos läuft … Das ist die erste Hochzeit, die ich organisiere, seit ich mein eigenes Unternehmen gegründet habe. Deshalb ist das eine große Sache. Und es ist ja nicht so, dass ich zur Hochzeitsgesellschaft gehöre …“

Er auch nicht, wurde ihr plötzlich bewusst. War das nicht seltsam? Sie wusste, warum ihre Schwester sie nicht als Brautjungfer wollte. Aber warum wollte Riley seinen Bruder nicht als Trauzeugen haben?

Bei ihren Worten hatte sich Dans Gesicht verfinstert, und Laurel sprach schnell weiter, ohne darauf zu achten, was sie sagte. „Was nur gut ist, weil ich mich auf so vieles konzentrieren muss! Hinter den Kulissen zu arbeiten macht es außerdem leichter für mich, Benjamin aus dem Weg zu gehen. Ein Vorteil, den man nicht vergessen sollte.“

Oh. Sie hatte Benjamin nicht erwähnen wollen.

„Benjamin?“, fragte Dan.

„Mein Exverlobter.“

„Er kommt zur Hochzeit?“ Dan klang überrascht.

Unter normalen Schwestern würde wohl die eine nicht den Expartner der anderen zu ihrer Hochzeit einladen. Aber die Beziehung zwischen ihr und Melissa war nie „normal“ gewesen. „Mit seiner neuen Verlobten“, bestätigte Laurel.

Weil es nicht demütigend genug war, vor ihrer Familie, Berühmtheiten und den Weltmedien dem Mann wieder gegenüberzutreten, den sie für den einen gehalten hatte und der ihr mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie nicht sein Ein und Alles war. Nein, sie musste es tun, während ihr Ersatz dabei war.

„Seine Eltern sind alte Freunde meines Vaters. Wir sind so gut wie zusammen aufgewachsen. Anders als meine Schwester und ich.“ Sie machte die Sache nur noch schlimmer. „Also ja, er wird da sein. Und ich freue mich nicht gerade darauf. Besonders, da ich ihn nicht gesehen habe, seit … Jedenfalls werde ich die meiste Zeit sowieso Hochzeitssachen organisieren, deshalb …“

Es musste doch wohl einen Ausweg aus diesem Gespräch geben, der ihr ein bisschen Würde ließ? Vielleicht würde sie ja einen finden, bevor von ihrem Stolz und ihrem Selbstvertrauen überhaupt nichts mehr übrig war.

Aus dem Telefon in ihrer Hand tönte „Der Hochzeitsmarsch“. Laurel war dankbar für die Störung. Bis sie den Namen auf dem Bildschirm sah.

Melissa. Natürlich.

„Wenn du mich entschuldigen würdest?“ Laurel warf Dan ein Lächeln zu.

„Selbstverständlich.“

Laurel nahm das Gespräch an. Mal sehen, wie ihre Halbschwester ihren Tag noch ein bisschen schlimmer machen wollte.

Wenn man bedachte, dass die umwerfende kleine Brünette nichts anderes getan hatte, als zu reden, seit sie sich kennengelernt hatten, redete sie während ihres Telefongesprächs überraschend wenig.

„Ja, aber …“ Ein Seufzen. „Natürlich, Melissa. Schließlich bist du die Braut.“

Melissa. Die blonde Sexbombe, die vor einem Jahr in das Leben seines Bruders eingeschlagen war und es übernommen hatte. Riley und er hatten sich nie wirklich nahegestanden. Die sechs Jahre Altersunterschied bedeuteten, dass sie in verschiedenen Zeiten aufgewachsen waren. Und dass ihre Eltern ihren jüngeren Sohn offen bevorzugt hatten, hatte die Beziehung nicht einfacher gemacht.

Aber die Distanz zwischen ihnen änderte nichts daran, dass Riley sein kleiner Bruder war und Dan ihn trotzdem liebte. Er hatte ihn während seiner ganzen Kindheit als Goldjunge ihrer Eltern geliebt. Während sie den Kontakt zu ihm abgebrochen hatten, als er ohne ihre Zustimmung nach Los Angeles gezogen und Stuntman geworden war. Und sogar während ihrer ganzen Scheinheiligkeit, als Riley ihm neun Jahre später gefolgt war.

Ihre Eltern waren auf ihren Gebieten beide weltberühmt: Mutter Herzchirurgie, Vater Orthopädie. Das wäre unter normalen Umständen schon genug gewesen, wenn man versuchte, dem zu entsprechen. Aber Dan hatte es aufgegeben, sich mit irgendjemandem zu messen, lange bevor sein jüngerer Bruder nach Hollywood gezogen und ein Star geworden war.

Es war ja nicht, als hätte er es zu nichts gebracht. Er besaß sein eigenes Unternehmen, und sein Umsatz verdoppelte sich jedes Jahr. Wahrscheinlich verdiente er fast ebenso viel wie sein Bruder, der Filmstar. Und selbst wenn die Öffentlichkeit niemals seinen Namen kennen würde, die wichtigen Leute in Hollywood taten es. Sein Unternehmen Black Ops Stunts war die erste Anlaufstelle für jedes große Studio, das einen Actionfilm drehte. Seine Eltern waren sicher gewesen, dass ihn der Beruf umbringen oder ruinieren würde. Er hatte damit Erfolg gehabt.

So oder so, es interessierte sie nicht groß.

Dan dachte an die Woche, die vor ihm lag. Fünf Tage in einem Luxushotel, gar nicht schlecht. Fünf Tage mit den Reichen und Unausstehlichen, weniger gut. Fünf Tage mit seinen Eltern fertig werden, ein Albtraum.

Als die Einladung gekommen war, hatte er wirklich daran gedacht, einfach wegzubleiben. Förmliche Veranstaltungen waren nicht sein Stil. Und einige Hollywoodschauspieler hatten erstaunlich wenig Achtung vor den Leuten, die sie davor bewahrten, ihr Leben riskieren zu müssen, wenn sie die Stunts selbst machen würden. Nach dem, was er über Melissa Sommers gehört hatte, war sie eine von denen.

Tatsächlich hatte ihn gerade der Branchenklatsch über Melissa davon überzeugt, dass er in dieser Woche in „Morwen Hall“ sein musste. Oder vielmehr die widersprüchlichen Berichte.

Regisseure und andere Stars, die mit Melissa gearbeitet hatten, hielten sie für einen Engel. Jeder, der nicht im Vorspann genannt wurde, erzählte eine ganz andere Geschichte.

Dan seufzte. Er hatte genug Filmschauspielerinnen kennengelernt, die sich in eine verzogene Göre verwandelten, sobald die Kameras abgeschaltet waren. Er war sogar mit einer von ihnen verheiratet gewesen. Nur war es diesmal Riley, der die Hollywoodschönheit heiratete. Und er musste sicher sein, dass sein kleiner Bruder genau wusste, worauf er sich einließ.

War es wahre Liebe? Oder sollte er Melissa den Weg zu noch größerem Ruhm ebnen? Ihre Karriere lief gut, aber Riley stand eine Stufe über ihr. Stars hatten schon für viel weniger geheiratet. Dan wollte seinen Bruder nicht sechs Monate nach dem Jawort allein und mit gebrochenem Herzen erleben.

„Melissa …“

Laurel seufzte erneut, und Dan hörte wieder dem Telefongespräch zu. Anscheinend zählte Melissa ihre Halbschwester nicht zu denen, die wichtig waren. Nicht unerwartet, angesichts der Vorgeschichte. Alle kannten diese Geschichte, innerhalb und außerhalb der Filmbranche.

Warum hatte Melissa ihre bekanntlich entfremdete Halbschwester beauftragt, die Promihochzeit des Jahres zu organisieren? War es ein Versöhnungsversuch? Oder eine Methode, Laurel das Leben zur Qual zu machen? Nach dem Telefongespräch zu urteilen war es Letzteres. Oder vielleicht ging es allein darum, wie es in den Medien ankommen würde.

Die Hochzeit war seine Chance, es herauszufinden. Am besten, bevor Melissa und Riley zum Altar gingen.

„Ich bin in weniger als einer Stunde wieder in ‚Morwen Hall‘“, sagte Laurel schließlich nach einer langen Pause. „Dann können wir weiter darüber sprechen.“ Sie wollte wieder etwas sagen, dann nahm sie das Telefon vom Ohr und lächelte Dan angespannt an. „Sie hat aufgelegt.“

„Probleme?“ Er zog fragend die Augenbrauen hoch. Er hatte schon gelernt, dass Laurel redete, um das Schweigen zu überbrücken – anscheinend aber nicht, wenn sie mit ihrer Halbschwester sprach. Wenn er Laurel quasseln ließ, würde sie ihm vielleicht die Informationen über Melissa liefern, die er brauchte, um seinem Bruder diese Hochzeit auszureden.

„Nur das Übliche. Ihr gehen in letzter Minute wegen allem die Nerven durch.“

Dan setzte sich gerade hin. „Wegen ihrer Heirat mit Riley?“

„Nein!“

Laurels Augen wurden unglaublich groß. Schokoladenbraune Augen, in denen sich ein Mann verlieren könnte, wenn er an diese Dinge glaubte.

„Entschuldige, das war ganz und gar nicht, was ich gemeint habe! Obwohl ich wirklich alle Vorbereitungen für diese Woche im Griff habe, will Melissa … gern alles ein zweites Mal überprüfen. Und manchmal hat sie neue Ideen oder möchte Änderungen vornehmen.“

„So wie bei den kleinen Geschenken für die Gäste?“ Dan deutete mit dem Kopf auf die Hochglanzpapiertüte zu ihren Füßen.

„Genau!“ Laurel war sichtlich erleichtert, dass er es verstand. „Es tut mir so leid, dass ich dich beunruhigt habe. Manchmal rede ich erst und denke dann. Und ich muss diese Woche einfach an so vieles denken …“

„Zum Beispiel deinen Exverlobten“, riet Dan und lehnte sich wieder zurück. Eine Informantin, die zu viel redete, war genau das, was er suchte. Auch wenn er Laurel bis jetzt nicht wirklich als eine betrachtet hatte.

Sie machte ein langes Gesicht. Ihr war immer sofort anzusehen, was sie dachte. Er hatte Jahre damit verbracht zu lernen, sich nichts anmerken zu lassen. Deshalb fand er es interessant, dass Laurel so viel verriet. Sie verstellte sich nicht. Und mit Sicherheit behielt sie nichts für sich. Besonders nicht ihre Gefühle wegen ihres Exverlobten.

„Zum Beispiel Benjamin“, stimmte sie zu. „Nicht, dass ich vorhabe, oft an ihn zu denken. Oder dass ich mich vor Sehnsucht nach ihm verzehre, seitdem … seit alles passiert ist.“

Ja, das klang wie eine Lüge. Vielleicht verzehrte sie sich nicht vor Sehnsucht nach ihm, aber mit Sicherheit dachte sie an ihn.

„Was ist denn passiert? Wenn ich fragen darf.“ Dan stellte überrascht fest, dass er an ihrer Antwort ehrlich interessiert war. Teilweise, weil er Verständnis für ihre Lage hatte. Einem oder einer Ex über den Weg zu laufen war nie lustig. Was einer der Gründe war, warum er heutzutage Starpartys mied, außer wenn er sicher war, dass Cassie nicht dort sein würde. Und teilweise, weil er nicht begreifen konnte, warum Melissa den Exverlobten ihrer Halbschwester zu ihrer Hochzeit einlud. Alte Freunde der Familie oder nicht, das war gefühllos.

Was ihn wegen Riley noch besorgter machte.

Laurel seufzte. „Oh, das Übliche, nehme ich an. Ich dachte, alles wäre perfekt. Wir würden heiraten, bis ans Ende unserer Tage glücklich leben, all das.“ Sie blickte ihn an, als wollte sie prüfen, ob er verstand, was sie meinte.

„Ich verstehe“, sagte Dan. War das nicht, woran er geglaubt hatte, als er Cassie geheiratet hatte? Wie hatte er sich da geirrt!

„Aber dann stellte sich heraus, dass Benjamin die Zeit bis ans Ende seiner Tage mit einer anderen verbringen wollte.“ Laurel zuckte mit den Schultern. „Manchmal klappt es wohl einfach nicht.“

„Du scheinst erstaunlich heiter und gelassen damit umzugehen.“

„Es ist sechs Monate her. Melissa hat gesagt, ich sollte längst darüber hinweg sein. Ich meine, er ist es ja offensichtlich.“

Sechs Monate? dachte Dan. Sechs Monate, nachdem Cassie ihn verlassen hatte, hatte er sich noch immer durch die weniger vornehmen Bars von Los Angeles getrunken. Er würde es wahrscheinlich jetzt noch tun, wenn seine Geschäftspartnerin ihn nicht aus dem Sumpf gezogen und ihn darauf hingewiesen hätte, dass Rache süßer war, als Trübsal zu blasen.

Aus Black Ops Stunts einen riesigen Erfolg zu machen war nicht nur ein persönlicher Sieg. Es war Rache an der Exfrau, die immer gesagt hatte, er würde niemals etwas wert sein.

Autor

Sophie Pembroke

Seit Sophie Pembroke während ihres Studiums der englischen Literatur an der Lancaster University ihren ersten Roman von Mills & Boon las, liebte sie Liebesromane und träumte davon, Schriftstellerin zu werden. Und ihr Traum wurde wahr! Heute schreibt sie hauptberuflich Liebesromane. Sophie, die in Abu Dhabi geboren wurde, wuchs in Wales...

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