Verhängnisvolle Sehnsucht nach dir

– oder –

 

Rückgabe möglich

Bis zu 14 Tage

Sicherheit

durch SSL-/TLS-Verschlüsselung

Nolan Elliott ist genauso sexy wie damals, als sie ein junges, verliebtes Paar waren - und er Pepper das Herz brach. Nach der Rückkehr in ihre Heimatstadt würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie ihn wiedersieht. Das wusste Pepper. Aber dass der breitschultrige Texaner schon bei der Eröffnung ihren kleinen Laden für Blumen und Kunsthandwerk betritt … Pepper muss die Vergangenheit vergessen und nach vorn schauen. Doch egal, wohin sie blickt: Nolan ist immer für sie da. Und wie früher löst er eine verhängnisvolle Sehnsucht in ihr aus …


  • Erscheinungstag 30.04.2018
  • Bandnummer 2026
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720704
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Die Türglocke schlug an, und Pepper Mannings Herz tat einen kleinen Satz. Heute war der erste Tag für Painted Pansies. So hatte sie ihr kleines Geschäft genannt, mit dem sie sich einen Traum erfüllte: einen Laden nur für ihre Bilder und einzigartige Blumensträuße. Sie mochte ein Freigeist sein, aber wirklich angetrieben wurde sie von ihrer Kreativität – von ihrer Fähigkeit, aus nichts etwas zu machen.

Sie war nach Stone River, Texas, zurückgekehrt, und das verlangte ihr in der Tat einiges an Kreativität ab: Aus dem Nichts musste sie sich ein neues Leben aufbauen – sowohl beruflich als auch privat. Pepper hatte diese Stadt immer geliebt, daher war es nur natürlich, dass sie das neue Kapitel ihres Lebens hier aufschlagen wollte.

Doch davon abgesehen arbeitete die Zeit gegen sie.

Hätte sie nur an sich denken müssen, hätte sie sich auch eine andere Stadt aussuchen können, aber in gerade einmal fünf Monaten würde sie Mutter werden.

Eine alleinerziehende Mutter.

Lächelnd betrat Pepper den Verkaufsraum, und plötzlich schien die Welt stillzustehen.

Den Mann, der vor einem Strauß leuchtend orangeroter Rosen stand, erkannte sie sofort. Dieses Profil, der schwarze Stetson und die schmalen Hüften – all das war ihr mehr als vertraut.

Nein, das ging zu schnell! Sie brauchte mehr Zeit. Wie konnte sie so rasch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert werden? Zwar war sie schon seit einem Monat in der Stadt, aber dies war der erste Tag, an dem ihr Laden geöffnet hatte.

Okay, sie hatte vermutet, dass er noch in Stone River war, weil seine Familie hier eine Ranch besaß, aber irgendwie war sie innerlich noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten.

Allerdings würde sie vermutlich nie bereit sein, dem Mann zu begegnen, der ihr an dem verletzlichsten Punkt ihres Lebens das Herz gebrochen hatte. Dem Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens hatte verbringen wollen.

Ehe sie eine beiläufige Begrüßung formulieren konnte, drehte Nolan Elliott sich um – und sah ihr direkt in die Augen.

Irgendwie beruhigte es sie, dass er von der Begegnung ebenso überrascht schien wie sie. Doch er hatte sich schnell wieder im Griff und trat auf sie zu. Sie musste einen Seufzer unterdrücken. Einige Dinge änderten sich offensichtlich nie.

„Pepper.“

Seine tiefe sexy Stimme hatte sich über die Jahre nicht verändert – genauso wenig wie der durchdringende Blick seiner blauen Augen, der ihr noch immer ein Kribbeln im Bauch verursachte. Dann diese starken breiten Schultern! Die Lippen! Sie erinnerte sich nur zu gut an die Wunder, die er damit vollbringen konnte.

„Ich wusste nicht, dass du wieder in der Stadt bist.“

Erfreulicherweise trennte der hohe Kassentisch sie. Pepper stützte sich auf die Kante, denn sie war unsicher, ob sie ihren Knien trauen durfte.

„Ich bin seit einem Monat zurück“, erklärte sie. Smalltalk sollte kein Problem sein. „Seither habe ich mich hier eingerichtet und alles vorbereitet. Heute ist die Eröffnung meines Ladens.“

Interessiert sah er sich um. Sie hasste es, wie sehr sie auf eine positive Reaktion von ihm hoffte. Dabei hatte sie Nolan Elliott vor Jahren aus ihren Gedanken und ihrem Herzen verbannt – ­damals, als sie die Stadt verlassen hatte. Zumindest war sie davon ausgegangen. Aber in ihrem tiefsten Innern war sie noch immer das junge, naive Mädchen, für das dieser Mann alles gewesen war. Mittlerweile wusste sie es besser, aber das hieß nicht, dass sie ihn nicht immer noch unglaublich sexy fand.

„Ein schöner Laden. Noch dazu in einer guten Lage.“

Das zweistöckige alte Steinhaus hatte vor Jahrzehnten ihren Großeltern gehört. Sie hatten es nie verkauft, auch wenn ihre Eltern kein Interesse daran gehabt hatten, in Stone River sesshaft zu werden. Ihr selbst lag auch nicht übermäßig viel an dem Haus, aber da in ihrer Kasse zur Zeit Ebbe herrschte, hatte sie keine Wahl.

„Ich nehme an, du brauchst Blumen? Oder bist du hier, um dir die Bilder anzusehen?“ Sie wollte diese Begegnung schnellstmöglich hinter sich bringen, weil seine Nähe eine Woge von Erinnerungen heraufbeschwor, mit denen sie noch immer nicht umgehen konnte.

„Blumen“, sagte er sofort. Im Gegensatz zu ihr schien er keine Probleme mit der Vergangenheit zu haben. Offensichtlich hatte er sie einfach abgehakt und sein Leben weitergelebt, ohne an sie zu denken. „Aber diese Bilder sind wirklich gut. Ich weiß noch, wie gern du gemalt hast.“

Daran sollte er sich tatsächlich erinnern, denn sie hatte auch versucht, ihm das Malen beizubringen … Es hatte in einer absoluten Katastrophe geendet – alles war voll Farbe gewesen. Darauf folgte der beste Sex, den sie je unter der Dusche gehabt hatte. Im Grunde genommen war es der einzige Sex unter der Dusche für sie gewesen, aber die Erinnerung daran war frisch wie am ersten Tag.

Nolan betrachtete ein weiteres Bild mit bunten Blumen, bevor er sich wieder ihr zuwandte. Er schob seinen schwarzen Stetson nach oben – eine vertraute Geste, die sie unzählige Male bei ihm beobachtet hatte. Aber er war nicht mehr der Cowboy von damals. Jetzt war er ein großer, kräftig gebauter Mann. Ein optischer Leckerbissen und unglaublich sexy.

Hinzu kam, dass er zur angesehenen Familie Elliott gehörte. Attraktiv und vermögend – eine tödliche Kombination. Er war beides gewesen, als sie ihn damals kennengelernt hatte, aber das hatte nichts damit zu tun, wie schnell sie sich in ihn verliebte. Er war so viel mehr als ihr Freund und Lover gewesen: ein Seelenverwandter.

Nachdem sie fortgegangen war, hatte sie sich gefragt, ob all das real gewesen war. Waren die Gefühle echt gewesen oder nur die Schwärmereien einer naiven jungen Frau ohne Lebenserfahrung? Sie wusste es nicht.

Ebenso wenig wusste sie, was er in den vergangenen Jahren gemacht hatte. Um den Schmerz zu bewältigen, hatte sie sich bewusst von ihm ferngehalten. Sie erinnerte sich daran, dass Nolan etwas anderes vom Leben gewollt hatte, als die Ranch zu führen. Er war immer entschlossen gewesen, anderen zu helfen. Dieses Berufsziel war es letztlich gewesen, das zu ihrer Trennung geführt hatte.

Nolans Pläne hatten einen Keil zwischen sie beide getrieben. Er hatte sich für seinen Traum und gegen sie entschieden. Gegen eine Familie mit ihr.

Die Elliotts waren eine der wohlhabendsten Familien in Texas. Pepper mochte die Pebblebrook Ranch. Irgendwann einmal hatte sie davon geträumt, dort mit Nolan und ihrem Baby zu wohnen. Sie hatten sogar ein Haus zusammen entworfen, und sie war sicher gewesen, dort wie im Märchen glücklich bis an das Ende ihrer Tage zu leben. Wie naiv sie doch gewesen war! Niemals wäre sie auf die Idee gekommen, dass irgendetwas sie trennen könnte.

Aber dieses Etwas war eingetreten und hatte alle Träume zerstört. Ihr war nichts geblieben als ein gebrochenes Herz.

Nolan trat wieder zu dem Rosenarrangement. Unwillkürlich ließ sie den Blick über seine eng anliegende Jeans wandern, schloss die Augen und atmete ein paarmal tief durch, um die Erinnerungen zu verdrängen. Sie wollte sich ein neues Leben aufbauen und sich nicht in düsteren Gedanken an alten Schmerz ergehen.

Ihr war klar gewesen, dass sie ihm irgendwann über den Weg laufen würde. Im Geiste hatte sie die Szene sogar schon durchgespielt. Aber nichts hatte sie auf den Schock der Wirklichkeit vorbereitet.

„Rosen sind vielleicht nicht so geeignet für ein erstes Date.“

Pepper schluckte. Natürlich waren die Blumen für eine Frau … Wieso sonst sollte ein Mann diesen Laden betreten? Sie war nicht dumm. Nolan war ein sehr attraktiver Mann, zudem vermögend … Welche Frau würde nicht gern mit ihm ausgehen?

Aber wieso musste ausgerechnet sie Zeugin seiner Vorbereitungen für ein Date sein? Das war wie Salz in einer Wunde, die nie verheilt war.

Aber sie hatte diesen Laden eröffnet, weil sie neu durchstarten wollte. Sie brauchte den Erfolg. Wenn sie Geld verdienen wollte, musste sie jeden Kunden nehmen, wie er kam.

Pepper gab sich einen Ruck. „Was für ein Typ Frau ist sie? Hat sie Hobbys? Ich kann dich besser beraten, wenn du mir ein paar Informationen gibst.“

Falls diese unbekannte Frau ein Interesse an Nolan hatte, wusste Pepper bereits genug – und hasste sie aus voller Seele.

„Sie arbeitet bei mir im Krankenhaus. Ich weiß nicht, was sie außerhalb der Arbeit für Interessen hat.“

Peppers Herz sank. Er hatte sich also seinen Traum erfüllt und war Arzt geworden. Nun hatte er alles, was er sich je gewünscht hatte. Nolan war der Typ Mann, der es gewohnt war, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen – ganz gleich, wen er dabei verletzte.

„Ich bin davon ausgegangen, dass du immer noch auf Pebble­brook lebst.“ Es war nicht ihre Absicht gewesen, so viel von ihren Gedanken preiszugeben.

„Ich helfe dort aus, wenn ich kann, aber die Ranch ist eindeutig Colts Bereich.“ Nolan verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin Chirurg im Mercy Hospital, und oft genug arbeite ich rund um die Uhr.“

Gleichzeitig Cowboy und Arzt? Hätte sein Sex-Appeal noch größer sein können? Zweifellos handelte es sich bei dieser Frau um eine süße kleine Krankenschwester. Wahrscheinlich hatte sie eine perfekte Taille und passte noch in Jeans der Größe 36.

Mit einem stummen Seufzer dachte Pepper an ihr Babybäuchlein. Sie trug im Moment am liebsten lange, fließende Röcke und Tops. Alles, was sich geschmeidig über ihren Bauch schmiegte.

„Also gut, keine Rosen“, pflichtete sie ihm bei. „Wie wäre es mit einem bunten Strauß? Ich habe hier drüben einige mit Tulpen, andere mit Gänseblümchen. Tulpen sind eher klassisch, Gänseblümchen etwas ausgefallener.“

Sie war nur ein paar Schritte hinter dem Ladentisch hervorgekommen, als sie hörte, wie Nolan scharf einatmete.

Die vermeintlich längst vergessene Vergangenheit flog ihr scheppernd um die Ohren.

Nolan Elliott bildete sich ein, sich stets gut im Griff zu haben und schnell reagieren zu können. Beides war sowohl für einen Rancher wie auch für einen Arzt unerlässlich. Aber Pepper Manning mit einem Babybauch zu sehen – das verschlug ihm doch die Sprache. Als sei es noch nicht genug, sie nach zehn Jahren wiederzusehen. Schließlich war sie immer noch so atemberaubend wie in seiner Erinnerung. Aber daran hatte er ja auch nie gezweifelt.

Nein, in physischer Hinsicht war ihre Beziehung unvergleichlich gewesen. Er fuhr sich mit der Hand über das Kinn, als die Erinnerungen über ihn hereinbrachen. Damals hatte er Angst davor gehabt, sich zu binden. Dann die Schwangerschaft und die Fehlgeburt. Das war es, was sie auseinandergebracht hatte. Es war alles zu viel und zu früh gewesen. Zu sagen, dass er sich falsch verhalten hatte, wäre die Untertreibung des Jahres.

Er hatte Panik gehabt und war zu stolz gewesen, es zuzugeben. Dann hatte er einen Schlussstrich gezogen, um sich selbst zu retten. Das hatte er sich nie verziehen. Aber er wollte das alles nicht wieder an die Oberfläche zerren. Sein Leben war weiter­gegangen – und Peppers offensichtlich auch.

Dennoch fiel es ihm schwer, sie so nahe bei sich zu haben und sie nicht berühren zu können. Vor zehn Jahren hatte sie sein Herz erobert, doch das war lange her. Er wusste nicht, ob es den Mann von damals noch gab. Die Fehlgeburt hatte etwas in ihm zerstört. Waren seine Wunden je verheilt?

Pepper schien eindeutig stärker als damals. Ihre Schönheit war nur ein Punkt gewesen, den er an ihr geliebt hatte. Ebenso ausschlaggebend war sicher ihre innere Stärke gewesen. Sie jetzt zu sehen, wie sie die Zukunft mit einem Kind anging, bewies nur einmal mehr, dass sie mit der Situation besser umgegangen war als er.

Sie hatte sich immer eine Familie gewünscht, so wie es immer sein Traum gewesen war, Chirurg zu werden. Über diese Träume hatten sie nie diskutiert, weil sie zu sehr im Zauber ihrer jungen Liebe gefangen gewesen waren. Der Art Liebe, von der junge Menschen in all ihrer Naivität glaubten, sie könne sie durch alle Tiefen des Lebens tragen. Aber die raue Wirklichkeit hatte sie nur zu schnell eines Besseren belehrt.

Erneut ließ er den Blick über sie gleiten. Wie konnte es sein, dass sie noch genauso hinreißend aussah wie damals? Ihre Kurven waren noch immer verführerisch, ihre Brüste wegen der Schwangerschaft ein wenig voller als früher, und das lange kastanienbraune Haar fiel ihr wie Seide über die Schultern. Zu gern hätte er die Strähnen zwischen seinen Fingern hindurchgleiten lassen.

Nolan verfluchte sich dafür, dass er sich so schnell wieder in der Vergangenheit verlor, aber Pepper hatte schon immer eine Macht über ihn gehabt wie sonst keine andere Frau.

Unwillkürlich fragte er sich, ob sie einen Ehemann oder Lebenspartner hatte. Nicht, dass es ihn etwas anginge, aber es hätte ihn interessiert. Überhaupt hätte er gern alles gewusst, was seit der Trennung in ihrem Leben passiert war.

Pepper legte die Hände auf ihren Bauch, sodass ihre Armreifen leise klirrten. Schmuck hatte sie schon immer geliebt, wie er sich sehr wohl erinnerte. Ihr Blick traf seinen, und es schien, als warne sie ihn, ein Wort über ihre gemeinsame Vergangenheit zu verlieren. Entschlossen presste er die Lippen aufeinander. Mit Sicherheit würde er sich jetzt nicht von unwillkommenen Erinnerungen übermannen lassen. Er hatte alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte, und die Zeit mit Pepper gehörte zu einem anderen Leben. Zurückzublicken und die Fehler der Vergangenheit zu bedauern brachte ihn nicht weiter.

„Glückwunsch.“ Er lächelte angespannt.

Für den Bruchteil einer Sekunde verengten sich ihre Pupillen, dann nickte sie. „Danke.“

Die Erinnerungen mochten ein anderes Kapitel ihres Lebens betreffen, aber es war so vieles offen geblieben. Er war wütend gewesen und hatte die Beziehung beendet. Kurz darauf hatte sie die Stadt verlassen … und das war es dann gewesen.

Männlicher Stolz hatte ihn davon abgehalten, nach ihr zu ­suchen. Es wäre kein Problem gewesen, einen Privatdetektiv anzuheuern und in kürzester Zeit herauszufinden, wo sie war. Aber er hatte es nicht getan. Sie war gegangen, und er war dumm genug gewesen, es zuzulassen.

Nach der Fehlgeburt hatten sie sich fürchterliche Dinge an den Kopf geworfen. Noch heute bereute er es, sich damals nicht anders verhalten zu haben, aber der Schaden war angerichtet. Sie waren nicht mehr das verliebte Pärchen von einst.

Nolan sah keinen Ring an ihrem Finger, aber das musste nichts heißen. Auch wenn es ihn nichts anging, hätte er gern mehr erfahren. Er wärmte nur eine alte Freundschaft wieder auf, das war alles.

Auch wenn sie einmal so viel mehr füreinander gewesen waren.

„Wo wohnst du jetzt?“, erkundigte er sich.

„Hier über dem Laden. Die Wohnung ist klein, aber ideal für mich, und es spart Geld.“

Ideal für mich. Es gab also keinen Mann in ihrem Leben. Er verspürte eine unerklärliche Erleichterung, was einigermaßen verlogen war, denn schließlich war er hier, um ein Geschenk für eine andere Frau zu kaufen.

Dennoch – es steckte eine Geschichte dahinter, und er wollte sie erfahren. Jedes Detail.

Nein! Nein, das wollte er nicht. Er war hier, um Blumen für sein Date zu kaufen, und das war alles. Dann wollte er nach Hause fahren, um etwas Schlaf nachzuholen. Nach einer anstrengenden Nacht im OP musste er sich entspannen. Vielleicht konnte er später mit seinem Lieblingshengst einen Ausritt machen, um in Ruhe über alles nachzudenken.

Sein Date würde ihn mit Sicherheit aufheitern. Nolan hatte die Krankenschwester schon vor Monaten eingeladen, aber bisher hatten ihre Dienstpläne eine Verabredung immer verhindert.

„Wie weit bist du …?“

„Dieser Strauß wäre perfekt“, unterbrach sie ihn. Eindeutig wollte sie ihn nicht an ihrem Privatleben teilhaben lassen. „Eine Mischung aus Pfingstrosen, Rosen und Prärie-Enzian.“

„Den nehme ich. Such doch noch einen zweiten Strauß aus.“

„Für dein Date morgen?“

Er unterdrückte einen Fluch. Dieses unerwartete Wiedersehen musste ein Ende finden. Es konnte nichts dabei herauskommen, ganz gleich, wie sehr er sich noch zu dieser Frau hingezogen fühlte. Außerdem musste er sich nicht in Erinnerung rufen, dass er derjenige gewesen war, der sie hatte gehen lassen. Anfangs hatte er geglaubt, es sei ein Fehler gewesen, aber mit der Zeit war er zu der Überzeugung gelangt, dass es richtig so war.

Sie hatten sich getrennt, weil sie unterschiedliche Dinge vom Leben wollten. Er hatte kein Recht, ihr jetzt noch nachzulaufen – auch wenn es ihn auf unerklärliche Weise tief berührte, sie schwanger zu sehen.

„Colts Verlobte hat übermorgen Geburtstag.“

Peppers Züge wurden weich, als er seinen jüngsten Bruder erwähnte. „Oh, tut mir leid. Ich wollte nicht …“

„Ist schon in Ordnung.“ Er nahm eine Vase mit Blüten aller Größen und Farben. „Das würde ihr sicher gefallen.“

Sie schwiegen. Noch immer konnte Nolan den Blick nicht von Pepper lösen. Sie waren jetzt quasi Fremde füreinander, aber er liebte diese Augen. Sie waren schon immer sehr ausdrucksvoll gewesen, so auch jetzt. Niemals hatte er ähnlich faszinierend dunkelgraue Augen gesehen. Pepper war wirklich in jeder Hinsicht einzigartig.

Unwillkürlich fragte er sich, wie ihr Leben jetzt aussehen mochte. Sie war allein, und das gefiel ihm nicht. Es gab zu viele Parallelen zu dem letzten Mal, als er sie gesehen hatte. Die bittersüßen Erinnerungen ließen sich einfach nicht verdrängen.

Pepper war jetzt ganz Frau. Sie strahlte eine Reife aus, die vor Jahren noch nicht da gewesen war. Reife und Entschlossenheit. Das trotzig gereckte Kinn schien ihn zu warnen, die Vergangenheit anzusprechen. Das sollte ihm nur recht sein. Er lebte ganz im Hier und Jetzt … Allerdings war er nicht davon ausgegangen, sie dabei in seiner Nähe zu haben.

„Ich hatte nicht erwartet, dich so schnell zu sehen“, sagte sie leise. „Es ist schwerer, als ich dachte.“

Nolan schluckte. Die Schuldgefühle, die er so lange erfolgreich unterdrückt hatte, drängten an die Oberfläche.

„Falls es zu schwer ist …“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Jeder von uns hat sich weiterentwickelt. Es ist gut so. Nur eben … anders.“

Sie schob eine Strähne ihres Haars zurück. Ihre Armreifen klirren leise. „Ist das alles, was du brauchst? Zwei Sträuße?“

„Und dein Lieblingsbild“, setzte er spontan hinzu. „Das wäre das perfekte Geschenk für Annabelle.“

„Colts Verlobte?“

Nolan nickte. „Sie backt gern, und sie hat zwei Töchter. Zwillinge. Emily und Lucy.“

Wie er gehofft hatte, wurde Peppers Lächeln wärmer. Das Verlangen, das ihn plötzlich übermannte, kam unerwartet und war mehr als unerwünscht. Zum Teufel mit seiner Libido!

„Klingt ganz so, als sei Colt ein glücklicher Mann.“

Sicher – wenn ein Mann eine Familie wollte. Colt und Annabelle waren perfekt füreinander. Sie hatten sich in einer schweren Zeit gefunden, als Annabelles Vater mehr oder weniger Haus und Hof verspielt und Annabelle und Colt vor schwere Probleme gestellt hatte. Doch irgendwann hatten sie begriffen, dass sie sich liebten.

Für einige Menschen funktionierte die Liebe, nicht jedoch für Nolan. Leben zu retten und sein eigener Boss zu sein, das war mehr als befriedigend für ihn. Er hatte sich mit Pepper an einer Beziehung versucht – und was hatte es ihm gebracht?

Er musste einfach nur so weitermachen wie bisher: Dates haben, arbeiten, von Tag zu Tag leben und die Leere ignorieren, die ihn gelegentlich zu erdrücken drohte.

Mehr denn je war Nolan daran interessiert, zu seinem Date zu kommen. Er hatte einen Tisch in einem angesagten Restaurant ungefähr eine Stunde entfernt reserviert, und wenn alles so lief wie erwartet, würde er später mit zu ihr fahren. Er nahm nie eine Frau mit zu sich nach Hause. Niemals. Sein Haus war sein Zufluchtsort. Ein Haus, das er sich auf dem Land von Pebblebrook gebaut hatte, um ungestört zu sein. Das Haus hatte einen besonderen Platz in seinem Herzen, und der Grund dafür stand direkt vor ihm – schwanger von einem anderen.

Nolan warf einen Blick auf seine Einkäufe und zückte seine Kreditkarte. Sobald er bezahlt hatte, klemmte er sich das Bild unter den Arm und nahm die beiden Sträuße. „Danke, Pepper.“

„Gern. Empfiehl mich weiter.“

„Das mache ich.“ Er gab sich einen Ruck. „Es tut mir leid. Ich weiß, ich habe das damals schon gesagt, aber …“

Für einen Moment senkte sie die Lider. „Es ist vorbei, Nolan“, sagte sie ruhig. „Ich konzentriere mich ganz auf mein Baby und das neue Leben, das ich mir hier aufbauen möchte.“

Ein neues Leben? Pepper war immer eine lebensfrohe Frau gewesen und hatte viel gelacht. Der Verlust ihres Kindes hatte ihren Augen den Glanz genommen, und die Art, wie er ihre Beziehung beendet hatte, hatte auch den letzten Rest des Leuchtens vertrieben, der noch geblieben sein mochte. Im Laufe der Jahre hatte er sich oft gefragt, ob sie wieder Freude am Leben gefunden hatte – und falls ja, mit wem.

Mehr potenzieller Herzschmerz war definitiv nichts, was er hätte gebrauchen können. Das Risiko war zu groß, um überhaupt in diese Richtung zu denken.

Sie hatten beide genau das getan, was sie wollten. Er war glücklich damit, Arzt und Rancher zu sein. Und an seinem Jung­gesellenstatus sollte niemand rühren. Er wollte Colt dabei unterstützen, auf Pebblebrook eine Ferienranch einzurichten. Damit war er zeitlich mehr als ausgelastet.

„Ich wünsche dir alles Gute“, sagte er rasch. „Man sieht sich.“

„Ja, bis dann.“

Nolan konnte den Laden gar nicht schnell genug verlassen und dachte daran, dass Schlafmangel furchtbare Folgen hatte. Er führte dazu, dass man plötzlich alles noch einmal überdachte, was man aufgegeben hatte, um sein Ziel zu erreichen …

Zwar bedauerte Nolan nicht den Weg, den er eingeschlagen hatte, sehr wohl aber, dass er Pepper dabei zurückgelassen hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte er alles für sie getan, aber sie hatten verschiedene Vorstellungen vom Leben gehabt. Er war nicht der Mann gewesen, den sie brauchte.

Seither hatte sich eigentlich nichts geändert. Er hatte sich gegen eine Familie entschieden, nachdem sie ihr Kind verloren hatten. Einen solchen Schmerz wollte er kein zweites Mal durchleben.

Nolan verstaute seine Einkäufe im Kofferraum des SUV und fuhr davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Hatte er es nicht immer so gehalten und stets weitergemacht, ganz gleich, wie es in ihm aussah? Das hatte ihn zu einem der besten Ärzte der Klinik gemacht. Er hatte seine Gefühle im Griff. Konnte sie, wenn nötig, einfach ausblenden.

Das Gefühlschaos, das die Begegnung mit Pepper in ihm ausgelöst hatte, war nichts, dem er sich stellen wollte, ganz gleich, wie attraktiv er sie noch immer fand. Er würde diese Emotionen einfach ignorieren, so wie er es seit Jahren tat.

2. KAPITEL

Das Date fiel anders aus als von Nolan erwartet. Es war seine Idee gewesen, den Abend vorzeitig zu beenden – und er wusste selbst nicht, wie es zu dieser Entscheidung gekommen war.

Er hatte seine Verabredung nach Hause gebracht und sich mit einem etwas lustlosen Kuss von der Frau verabschiedet. Irgendwie war er nicht in der Stimmung gewesen, mit ihr ins Bett zu gehen, und hatte behauptet, sich nicht wohlzufühlen. Der wahre Grund war allerdings, dass er den ganzen Abend an Pepper hatte denken müssen.

Verdammt. Kaum war sie wieder in Stone River, schon war er völlig durcheinander! Gut, sie war schon seit einem Monat zurück, aber er hatte sie erst an diesem Tag wiedergesehen. Er hatte eindeutig zu viel gearbeitet, um etwas von den Gerüchten mitzubekommen, die zweifellos in der Stadt kursiert hatten.

Aber er wusste selbst, dass nichts ihn auf die Gefühle hätte vorbereiten können, die das Wiedersehen mit Pepper nach zehn Jahren in ihm ausgelöst hatte. Er wusste nicht einmal, wie er sie benennen sollte.

Ehe Nolan sichs versah, hatte er wieder die Richtung zu ihrem Laden eingeschlagen. Wieso war er überhaupt in diese Straße gefahren? Immerhin war es ein ziemlicher Umweg nach Pebblebrook.

Glücklicherweise hatte er am nächsten Tag frei, denn er wusste jetzt schon, dass er die ganze Nacht wach liegen und sich fragen würde …

Was, zum Teufel, war das?

Nolan sah die Flammen schon von Weitem. Als er näher kam, erkannte er, dass sie aus dem ersten Stock von Peppers Haus kamen. Eine nie gekannte Angst befiel ihn.

In seinem Beruf war Nolan es gewohnt, lebenswichtige Entscheidungen unter Druck zu fällen. Aber dies hier fühlte sich anders an. Die Angst schnürte ihm förmlich die Kehle zu. Rasch wählte er die Notrufnummer und gab die Adresse des Ladens durch. Er ließ den Wagen an der Straße stehen und rannte zur Rückseite des Hauses.

Als er um die Ecke kam, sah er, wie Pepper versuchte, aus dem Fenster auf das Dach der Veranda zu klettern.

„Pepper!“, rief er. „Die Feuerwehr ist auf dem Weg hierher. Kletter auf das Dach. Von dort helfe ich dir runter.“

Sie warf einen Blick über die Schulter. Er sah ihre Angst. Sah, wie sie schützend die Hand auf ihren Bauch legte. Aber darüber durfte er jetzt nicht nachdenken. Durfte nicht daran denken, dass sie schon ein Baby verloren hatte und vor Angst vermutlich wie gelähmt war, dass diesem ungeborenen Kind auch etwas passieren könnte.

Im Moment zählte nur eines: sie von dem Feuer fortzubekommen. Erleichtert hörte Nolan das Näherkommen der Sirenen.

„Komm!“, drängte er. „Du hast es fast geschafft.“

Vorsichtig ließ sie das Fensterbrett los und kroch auf Händen und Füßen zum Rand des Daches. Sie starrte ihn an. Ganz offensichtlich fürchtete sie sich zu springen.

„Ich fange dich auf.“ Er breitete die Arme aus, doch sie zögerte. „Komm, Pepper.“

„Ich darf nicht fallen“, rief sie.

„Das wirst du nicht. Versprochen.“

Autor

Jules Bennett
Mehr erfahren