Weihnachtshochzeit wider Willen

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Jack ist verzweifelt: Gibt es denn keine Frau, die ihn nicht nur heiraten möchte, weil er ein Earl ist? Auf einem Weihnachtsball schöpft er neue Hoffnung als er der bezaubernden Beth begegnet. Doch eins möchte sie niemals: vor den Traualtar!


  • Erscheinungstag 20.11.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733728366
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

London, 1815

Also, was meinst du, welcher ist der neue Earl?“

Bethany wedelte gespielt gleichgültig mit ihrem Fächer und tat so, als durchforschte sie erst einmal den ganzen Ballsaal, ehe sie ihren Blick beiläufig auf die beiden eintretenden Gentlemen richtete. Dann wandte sie sich ihrer Cousine Euphemia zu, die vor Aufregung ganz zappelig war. „Der im Abendanzug, würde ich meinen. Jemand, der gesellschaftlich so hoch aufgestiegen ist, würde nicht in Uniform erscheinen, auch wenn er gerade erst aus dem Krieg zurückgekommen ist.“

„Na, beide jedenfalls sehen sündhaft gut aus!“, erklärte Euphemia. „Den in Uniform lasse ich dir“, fuhr sie fort und stupste Bethany mit der Schulter an. „Ich will den anderen.“

„Für mich kommt keiner von ihnen infrage, wie du recht gut weißt.“ Dennoch waren die Keith-Brüder selbst von Weitem ansehnlich genug, um Bethany bedauern zu lassen, dass sie unvermählt bleiben musste. Sie trank ein Schlückchen Ratafia und setzte ihr Glas ab.

„Wenn du sie als junge Burschen gekannt hättest, würdest du es dir noch einmal überlegen“, fügte sie hinzu.

„Sag das nicht“, meinte Euphemia. „Aber warum denn eigentlich?“

„Jack und Colin waren wilde Gesellen. Ich hörte, dass ihre arme Tante, bei der sie aufwuchsen, sich für bettlägerig erklärte, als sie kaum laufen konnten, und erst wieder aufstand, als sie endlich zur Schule fortgeschickt worden waren. Und das glaube ich. Sie waren Satansbraten, wenn sie in den Ferien heimkamen.“

„Du kanntest sie, bevor ich zu dir zog?“

„Ja. Lord Whitworths Besitz liegt nicht weit von unserem entfernt. Die Countess war mit unserem Pfarrer verwandt. Damals erlaubte man uns Kindern öfter, an diversen Vergnügungen teilzunehmen. Kirchweihfeste und Picknicks und so etwas in der Art.“

„Kirchweihfeste als Vergnügung? Ach, wie ich das Landleben liebe!“ Euphemia lachte fröhlich und musterte immer noch schamlos die beiden dunkelhaarigen Brüder. „Sie sind sich verblüffend ähnlich, obwohl ich sagen muss, der in Uniform sieht ein bisschen älter aus.“

Bethany runzelte die Stirn, versuchte sich zu erinnern. „Über ihr Alter hat nie jemand gesprochen, zumindest nicht in meiner Gegenwart. Aber ich meine, sie sind vier oder fünf Jahre älter als ich. Bestimmt ist der im Abendanzug der Ältere. Warum sonst sollte er sich so aufputzen und der andere schlicht als Soldat auftreten?“

Sie wandte sich kurz ab, um mit einem vorbeiflanierenden Gast ein paar Worte zu wechseln, als Euphemia sie jäh durch den Abendhandschuh hindurch in den Arm zwickte. „Aua! Was ist nur los mit dir?“

Euphemia trippelte so aufgeregt von einem Fuß auf den anderen, dass ihre goldblonden Locken hüpften, nicht zu erwähnen ihr prächtiger Busen, den die Männer überaus anziehend fanden. „Beth! Sie kommen her“, flüsterte sie. „Lächle um Himmels willen! Vielleicht werden Sie darum bitten, uns vorgestellt zu werden.“

„Darum bitten?“, schnaubte Bethany abfällig. „An deiner Stelle würde ich nicht mit angehaltenem Atem darauf warten. Und guck bloß nicht wie ein Kind vor einer Schale mit Zuckerwerk!“

Bethany wandte sich ab, wobei sie im Stillen wünschte, jetzt gerade ihre Verwandtschaft mit Euphemia leugnen zu dürfen.

Doch Euphemia zerrte sie mit schmerzhaft grobem Griff herum, sodass sie direkt auf eine mit dunkelblauem Tuch umspannte Brust schaute. Ihr Blick folgte einer doppelten Reihe goldener Knöpfe, vorbei an einer pechschwarzen, von breiten Rockaufschlägen und hohem Kragen gerahmten Krawatte. Auf unglaublich breiten Schultern thronten goldbefranste Epauletten.

Langsam wanderte ihr Blick höher. Ein kräftiges Kinn mit angedeutetem Grübchen, ein sinnlicher, sanft lächelnder Mund. Braune Augen, die erheitert funkelten.

Sofort schlug sie die Augen nieder. Eindeutig ein Fehler. Der Mann trug makellose Beinkleider, die wie aufgemalt seine Schenkel umspannten und nichts der Vorstellungskraft überließen, umso mehr dafür verbotene Gedanken auslösten.

Hastig riss sie sich von dem Anblick los und hob den Blick – der auf seinem Mund landete. Gütiger Himmel, wohin konnte sie denn ungefährdet schauen?

Der Mund bewegte sich. „Miss Goodson, ich würde Sie überall wiedererkennen. Bitte vergeben Sie mir meine Anmaßung, aber da wir uns früher gut kannten …“

Bethany spürte, wie ihr Gesicht erglühte, und wusste, dass es krebsrot sein musste. „Sir, ich glaube, Sie sind mir gegenüber im Vorteil.“

Selbstverständlich erinnerte sie sich, wer von den beiden wer war, doch nach so vielen Jahre wäre es wohl nur korrekt, einander vorgestellt zu werden. Seit sie dreizehn gewesen war, hatte sie die beiden nicht mehr gesehen, doch ganz unverkennbar waren sie die Keith-Brüder, samt schwarzem Haar, Grübchen und allem sonst.

„Bitte reichen Sie mir Ihre Hand, süße Freundin“, flüsterte er, „sonst wird mich gleich eine von diesen Witwen, die wie die Schießhunde aufpassen, hochkant hinauswerfen. Ich bin’s, Jack. Jack Keith.“

Sie streckte ihre Hand aus. Er ergriff sie und beugte sich darüber, hob sie, bis sie fast seine Lippen berührten. So lange hielt er sie, dass Bethany sie ihm entziehen musste. „Bitte übertreiben Sie es nicht! Leutnant, nicht wahr?“

„Richtig, und ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen, meine Liebe. Ich kenne Sie gut genug, um Ihnen einen Haarschmuck zu schulden, wenn ich mich nicht irre. Es kommt ein paar Jahre zu spät, doch besser spät als nie.“

Er lächelte so charmant, dass sie das Lächeln einfach erwidern musste. „Willkommen daheim, Sir.“

Sie bemerkte, dass Euphemia bereits in ein lebhaftes Gespräch mit dem anderen Keith verwickelt war. Colin. Der Earl. Offensichtlich hatte jemand die notwendige Vorstellung vorgenommen, sodass sie überströmend freundlich sein durfte. Oder der andere Bruder war schlicht und ergreifend genauso dreist wie Jack.

Bethany konnte ihrer Cousine kaum verübeln, dass sie den Mann zu beeindrucken versuchte. Bethanys Vater hatte sie aus reiner Freundlichkeit in seinen Haushalt aufgenommen, denn sie besaß keinen Penny. Da ihr Aussehen ihr einziges Kapital war, beabsichtigte sie offensichtlich, es gut anzulegen. Niemand wusste besser als Bethany, wie sehr ihre Cousine sich davor fürchtete, in ein Leben in vornehmer Armut zurückkehren zu müssen, was zwangsläufig eintreten musste, wenn sie nicht reich heiratete. Euphemia hatte ein liebes, gütiges Herz, nur ließ sie es von ihrer Verzweiflung leiten.

Jack ergriff Bethanys Arm und trat einen Schritt auf seinen Bruder zu. „Schau, wen ich entdeckt habe, Colin! Erinnerst du dich noch an die Gartengesellschaft der Jollits, damals, als wir noch Jungen waren? An die Obsttörtchen, die wir erbeuteten? Sie hier stand für uns Wache.“

„Ah, ja! Und Sie haben nie etwas ausgeplaudert, nicht wahr?“

Bethany knickste. „Das stimmt, Mylord. Vor allem, weil ich ja an dem Diebstahl beteiligt war und von der Beute abbekam.“ Sie nickte Jack, dann Euphemia zu. „Leutnant Keith, ich glaube, Sie kennen meine Cousine noch nicht – Euphemia Meadows.“

„Miss Meadows.“ Jack reichte Euphemia die Hand und erging sich in Höflichkeiten.

Bethany schaute Colin tadelnd an. „Ich sehe, Sie haben sich schon bekannt gemacht, Mylord.“

Er lächelte, ohne eine Spur von Schuldgefühlen wegen des Bruchs der Etikette zu zeigen, und wechselte das Thema. „Als Mitverschworene müssen Sie das ‚Mylord‘ fallen lassen und mich Colin nennen.“

„Ich muss Ihnen gratulieren, Earl Whitworth … Colin“, verbesserte sie zögernd. „Obwohl es mich natürlich bekümmerte, vom Tode Ihres Onkels zu hören. Oh, und auch Ihr Cousin ist verstorben, nicht wahr? Wie schlimm für Sie beide.“

„Sehr freundlich“, erwiderte er, selbst offensichtlich nicht sonderlich bekümmert.

Die Musikanten begannen zu spielen, und abgelenkt sagte er: „Wenn Sie uns bitte entschuldigen wollen, ich würde schrecklich gern mit Miss Meadows tanzen. Lassen Sie uns später über all das reden, was Jack und ich während der Jahre unserer Abwesenheit verpasst haben.“

„Wie Sie wünschen, Mylord“, meinte sie. Sie war nicht erpicht darauf, die Bekanntschaft mit dem neuen Earl zu vertiefen, wollte aber auch nicht unhöflich sein.

„Haben Sie Lust zu tanzen?“, fragte Jack.

Nicht einen Moment glaubte sie, das brächte sie zustande, ohne über seine glänzenden schwarzen Schuhe zu stolpern. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart unsicher und unbehaglich. „Nein, danke, es ist hier zu warm für jede Form der Bewegung.“

Sie klappte ihren Fächer auf und setzte ihn ohne einen Gedanken an die vertrackte Botschaft, die sie damit aussandte, in Bewegung. Bedeutet das nun „Geh weg“ oder „Komm näher“? Irritiert hielt sie inne.

„Was Sie brauchen ist frische Luft“, erklärte Jack. „Kommen Sie mit mir auf die Terrasse.“

„Ohne Anstandsdame?“, fragte sie in der Hoffnung, ihn stehen lassen zu können, ohne ihn zu kränken. Es war ihr zuwider, derart aufgewühlt zu sein.

Er lächelte beruhigend. „Ah, da draußen sind genug Leute, wir werden nicht auffallen. Es ist für November eine schöne Nacht. Richtig warm. Colin und ich müssen das Wetter vom Kontinent mit uns gebracht haben.“

Bethany gab nach. „Also kamen Sie unmittelbar vom Kriegsschauplatz zurück?“

„Nicht direkt. Colin und ich kämpften mit dem 13. Dragoner-Regiment bei Waterloo, aber nach Napoleons Niederlage waren wir nahe Paris einquartiert. Als wir dann vom Tod unseres Cousins erfuhren, ließen wir uns natürlich beurlauben und kamen heim.“

Ihren feinen Kaschmirschal enger um die Schultern ziehend, schlenderte sie mit ihm ins Freie, bewunderte die Sterne hoch am Himmel und stellte ihm die obligatorischen Fragen über seinen Militärdienst unter Wellington. Er antwortete, verharmloste seine Erlebnisse humorvoll. Hinter seinen munteren Reden ahnte Bethany jedoch etwas wie Anspannung und hegte den Verdacht, dass er nicht wenig zu erleiden gehabt hatte.

„Die Pflichten Ihres Bruders sind ja nun unabwendbar, aber Sie – werden Sie denn Ihren Abschied nehmen?“, erkundigte sie sich.

„Ja, nun, da der Krieg vorbei ist, will ich ins Zivilleben zurückkehren. Mich an etwas anderem versuchen.“

„Und was könnte das sein?“, fragte sie leichthin, sich wohl bewusst, dass die Herren nur zu gern über sich selbst redeten. Kapitel eins von „Wie man mit dem anderen Geschlecht umgeht“.

Er überraschte sie. „Genug über mein langweiliges Leben. Was ist mit Ihnen, Beth? Mit dir. Ich darf dich doch so ansprechen, ja? Immerhin kennen wir uns schon seit Jahrzehnten.“

„Jahrzehnte?“ Sie tat empört. „Sir, ich bringe gerade einmal zwei davon zusammen. Und habe Sie währenddessen nur ein- oder zweimal ganz flüchtig getroffen.“

„Du“, betonte er, „und mehr als zweimal! Und beim letzten flüchtigen Mal stibitzte ich deine hübsche seidene Schleife und verpasste sie dem Lieblingshund meines Onkels als Halsband. Das ist eine solide Basis für vertrauliche Freundschaft, wenn du mich fragst!“

Bethany lachte mit ihm. Wenn sie auch nicht heiraten wollte, so konnte es, fand sie, doch kaum schaden, sich ein Weilchen der Gesellschaft eines unterhaltsamen Mannes zu erfreuen. „Dann also Beth, Jack. Wenn du versprichst, mir meine Schleife zu ersetzen.“

„Sie war blau, meine ich. Ich hätte sie behalten sollen, als Pfand.“ Er hob seine große, weiß behandschuhte Hand und strich Bethanys eine ihrer schwarzen Locken aus der Stirn zurück. So rasch geschah das, dass sie sich dieser zu vertraulichen Geste nicht mehr entziehen konnte. „Darf ich dich wiedersehen?“, fragte er. „Morgen vielleicht?“

Nun übertreibt er aber wirklich, dachte sie und entschied, dass sie sein Interesse dämpfen musste, ehe es zu stark wurde. Sie machte sich nicht vor, dass dieses Interesse aus echter Zuneigung erwuchs. Er musste der Tatsache gewahr sein, dass sie eine sehr anständige Mitgift bekam, und er würde bald ohne Einkünfte dastehen. „Leutnant …“

„Jack!“, erinnerte er sie.

„Jack. Sie … du solltest besser von vornherein wissen, dass ich nicht geneigt bin, auf die Werbung welches Herrn auch immer einzugehen, einerlei, wie ergeben er mir ist oder wie gut ich mit ihm bekannt bin. Weißt du, ich habe beschlossen, nie zu heiraten, und dieser Entschluss ist unabänderlich.“

Er zuckte die Achseln. „Ich erinnere mich nicht, einen Antrag gemacht zu haben, aber deine Ablehnung ist gebührend vermerkt. Sowieso würden sich nur wenige Damen auf jemanden in meinen kümmerlichen Verhältnissen stürzen.“

„Warte nur ab“, riet Bethany schief lächelnd. Wenn Jack glaubte, dass keine der hier anwesenden jungen Damen versuchen würde, ihn, der nun einmal erreichbar war, für sich zu gewinnen, dann hatte er beim Rasieren nie einen Spiegel benutzt. „Meine Entscheidung hat allerdings nichts mit deinen Umständen zu tun. Das darfst du nicht denken.“

„Dann können wir vielleicht unsere Freundschaft erneuern, wenn ich verspreche, dich nicht mit Veilchen im Winter zu überschütten oder Oden an deine Augenbrauen zu schreiben? Ich möchte dich einfach nur morgen Nachmittag im Park ausfahren. Hast du nicht eine Stunde für mich übrig?“ Um sie zu beruhigen, zwinkerte er ihr ermunternd zu. Es zeigte eine gewisse Wirkung.

„Ich denke doch. Solange dir nur klar ist, dass es nichts als Wiederbelebung einer Freundschaft ist.“ Da er sich als so einfühlsam erwies, gewährte sie ihm ein dankbares Lächeln.

„Ich werde meine Enttäuschung für mich behalten.“ Er nahm ihre Hand und hielt sie umfangen. „Und nun, da das geklärt ist, erzähl mir, warum du so entschlossen bist, der Ehe zu entsagen. Hat irgendein Dummkopf dir das Herz gebrochen?“

Gelöst und zufrieden, weil sie ihren Standpunkt klargemacht hatte, antwortete sie willig: „Ich will keinen Mann von Stand und Adel, und mein Vater würde mir nie erlauben, einen davon Unbelasteten zu ehelichen.“

Er schmunzelte. „Unbelastet?“, fragte er neugierig.

„So jedenfalls betrachte ich es. Sieh dich nur um, Jack. Alle sind so in ihre eigene Wichtigkeit verliebt, dass sie keinen Gedanken an die weniger Glücklichen verschwenden. Die Männer stolzieren im House of Lords einher und machen Politik, die nur ihnen und der eigenen Klasse nützt. Ihre Frauen sind so damit beschäftigt, Gesellschaften zu besuchen und eigene zu geben, dass ihnen kaum Zeit bleibt, ihrer Funktion als Zuchtstuten nachzukommen. Das ist kein Leben für mich.“

„Du bist da hineingeboren. Wie würdest du denn leben wollen?“

Es kam ihr vor, als wartete er höchst gespannt auf ihre Antwort.

„Ich würde versuchen, die Welt zu verändern, anstatt ein Vermögen für die neueste Mode aus dem Fenster zu werfen, Tee auszuschenken und mich über das neueste Ondit aufzuregen.“

Einen Augenblick überdachte er ihre Äußerung, als ob sie ihm wahrhaftig wichtig wäre, dann fragte er: „Und was denkt der achtenswerte, hochedle Lord Goodson über diese deine ehrgeizigen Pläne? Nicht viel, würde ich wetten.“

Bethany seufzte. „Und würdest gewinnen. Vater besteht von Tag zu Tag dringender darauf, dass ich heirate. Kein Wunder, da er mir schon viermal eine Saison finanziert hat. Dabei droht er immer, mich bei den Haaren nach London zu zerren, wenn ich nicht freiwillig gehe, also gehe ich um des lieben Friedens willen. Dieses Mal hatte er sogar schon einen Mann für mich ausgewählt.“

„Oh? Wen denn, wenn ich fragen darf?“

„Arthur, dritter Baron of Harnell. Kennst du ihn?“

Grübelnd runzelte Jack die Brauen. „Doch, ja, er war mit Colin und mir auf der Schule. Ein grässlicher Bursche, gewalttätig. Was den angeht, bleibst du besser bei deinem Entschluss, Beth. Der wäre für keine Frau ein guter Fang. Soll ich ihn dir vom Hals schaffen?“ Er sah fast aus, als meinte er es ernst, wie er da mit der Hand über den Griff seines Degens fuhr.

Sie strahlte ihn an, gründlich von seiner Fürsorge betört. Jack würde ein großartiger Freund sein. „Danke für das Angebot, Jack, aber ich kann ihn gut selbst davon abbringen.“

„Aber Beth, um ein Leben zu führen, wie du es planst, brauchst du Kapital. Ein reicher Ehemann könnte dir das geben.“

„Aber würde er es auch?“, fragte sie traurig lächelnd. „Wenn ich heirate, wird meinem Ehemann nicht nur sein eigenes Geld ganz allein gehören, sondern auch das meine ginge dann in seinen Besitz über. Wenn ich unverheiratet bleibe, kann ich zumindest das, was ich von meiner Großmutter erbe, ausgeben, wie ich es für richtig halte.“

„Du bist naiv, wenn du glaubst, das ganze Leid der Welt heilen zu können, Beth. Es wird immer sehr Reiche und sehr Arme geben. So ist es nun einmal.“

„Das weiß ich. Aber angenommen, jeder, der die Mittel dazu hat, würde bereitwillig so viele Unglückliche unterstützen, wie er sich bequem erlauben könnte – meinst du nicht, dass dann alle davon profitierten?“

Autor

Lyn Stone
Lyns Ausflug in die Romanliteratur begann in den 90-ern. Am Valentinstag des Jahres 1996 unterschrieb sie ihren ersten Vertrag mit dem kanadischen Verlag Harlequin. “Blumen, Süßigkeiten, Küsse und auch noch ein Buchverkauf! Es wird nie wieder so einen Tag wie diesen geben!“sagt sie begeistert
Lyn studierte Kunst und arbeitete in Europa,...
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