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"Ich möchte endlich mein eigenes Leben führen!" Seit sechs Jahren ist Andrea die Assistentin von Tycoon David "Mac" McCallum. Und genauso lange träumt sie schon von seinen Lippen auf ihrer Haut. Aber ihr Boss ist viel zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, um sie als Frau wahrzunehmen. Andrea muss kündigen, damit sie endlich von ihm loskommt und einen Mann finden kann, der ihre Liebe erwidert. Doch sie hat die Rechnung ohne Mac gemacht: Statt sie gehen zu lassen, unterbreitet er ihr ein unfassbares Angebot …


  • Erscheinungstag 06.03.2018
  • Bandnummer 8
  • ISBN / Artikelnummer 9783733720407
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Was soll das heißen, du kündigst?“ David „Mac“ McCallum starrte seine Assistentin kopfschüttelnd an. „Soll das ein Witz sein?“

„Keineswegs. Es ist mein voller Ernst“, gab Andrea Beaumont scharf zurück.

Das ist nicht zu übersehen, dachte Mac. Und es gefiel ihm überhaupt nicht. Wenn Andi sonst in sein Büro kam, ging es meist um irgendetwas, was die Firma betraf. Um einen Telefonanruf, die nächste Sitzung, eine Idee, wie die Büroarbeit oder auch sein persönliches Leben besser zu organisieren wären.

Aber momentan sprühten Andreas sonst so sanfte graue Augen vor Zorn, und da musste er auf der Hut sein. Von seiner jüngeren Schwester hatte er gelernt, dass Frauen unberechenbar sein konnten. Violet war sehr temperamentvoll, und Mac wusste, dass es besser war, einer Frau aus dem Weg zu gehen, wenn sie dieses Glitzern in den Augen hatte. Aber Andi, seine ruhige und beherrschte Assistentin? Nie hätte er es für möglich gehalten, dass auch sie zu diesen Frauen gehörte.

Dabei sah sie aus wie immer, gut gekleidet und … ja, auch sehr hübsch. Die Junisonne schien durch das große Bürofenster und tauchte Andrea in einen goldenen Schimmer. Ihr dunkelbraunes langes Haar fiel ihr glänzend über die Schultern. Der hellblaue Blazer saß korrekt wie immer über einer weißen Bluse. Dazu trug sie enge dunkelblaue Jeans und schwarze Stiefel. Immer noch hielt sie die grauen Augen fest auf ihn gerichtet, die vollen Lippen entschlossen aufeinandergepresst.

Mac ließ sich in seinen Chefsessel zurückfallen und runzelte die Stirn. Es sah ganz so aus, als müsse er sich mit ihr auseinandersetzen. Denn es war ihr ernst mit der Kündigung, das war ihm klar. Ebenso klar war ihm auch, dass er es sich nicht leisten konnte, sie zu verlieren. Er war doch nicht verrückt und ließ die Frau gehen, die McCallum Energy genauso gut kannte wie er.

Seit sechs Jahren war Andrea seine rechte Hand, und es war unvorstellbar, ohne sie zurechtzukommen. Sie war intelligent und erledigte alle anfallenden Arbeiten absolut zuverlässig, ohne dass er irgendetwas überprüfen musste. Er sagte, was anlag, und sie erledigte es. Probleme erkannte sie schnell und hatte meist auch eine Lösung zur Hand.

Normalerweise setzte sie das, was sie wollte, auf diplomatischem Wege durch. Aber wenn das nicht funktionierte, konnte sie eiskalt reagieren und den Widersacher mit kühler Effizienz einschüchtern, sodass der den Schwanz einzog und sie das erreichte, was sie sich vorgenommen hatte. Mac hatte sie ein paarmal dabei beobachtet, und zwar immer mit großem Vergnügen. Aber nun selbst mit frostigen Blicken gemustert zu werden, war weniger angenehm.

„Bitte, setz dich doch.“ Er wies auf den Stuhl, der seinem Schreibtisch gegenüberstand. „Und sag mir, warum du so wütend bist.“

„Ich will mich nicht setzen. Und du brauchst gar nicht zu versuchen, mich zu besänftigen.“

Wieder schüttelte er ratlos den Kopf. „Was willst du denn dann?“

„Das habe ich dir doch schon gesagt. Ich kündige.“

„Aber warum, um Himmels willen?“

Sie riss die Augen auf, als könne sie nicht begreifen, dass er so etwas überhaupt noch fragen musste. Doch Mac hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war. Seiner Meinung nach lief alles fantastisch. Erst gestern hatten sie den Vertrag mit Donaldsen gemacht. Donaldsens Energieunternehmen gehörte jetzt zu McCallum Energy. Das war größtenteils Andi zu verdanken, die den alten Donaldsen schließlich dazu gebracht hatte, den Vertrag zu unterschreiben.

„Ich habe dir doch gerade erst eine Gehaltserhöhung gegeben.“

„Ja, die hatte ich mir auch verdient“, sagte Andrea fest. „Die Sache mit Donaldsen war ziemlich mühsam.“

„Was ist es denn dann?“

„Du hast mir gesagt, ich solle Violets Babyparty organisieren.“

Warum auch nicht? Das würde sie doch im Handumdrehen erledigen. „Ja, und? Ich dachte, ihr seid befreundet, Violet und du.“

„Wir sind befreundet. Sie ist sogar eine meiner besten Freundinnen. Aber darum geht es nicht.“

„Worum denn dann?“ Mac richtete sich auf und musterte sie frustriert. „Nun sag schon. Wir haben noch einiges zu tun.“

„Zum einen geht dich Violets Babyparty gar nichts an. Aber du musst dich ja in alles einmischen.“

„Wie bitte?“

„Aber das ist nur eine Sache, die mich nervt.“ Andrea trat näher an den Schreibtisch heran. „Ich habe es satt, dass immer alles für selbstverständlich gehalten wird, was ich mache.“

„Wer tut denn so was?“

„Du!“

„Wie kommst du darauf? Hast du nicht erst gestern eine …“

„Und wenn schon“, unterbrach sie ihn schnell. „In den letzten Tagen musste ich dafür sorgen, dass der neue Pferdeanhänger auf der Ranch angeliefert wird. Dann musste ich Big Mike in der Werkstatt anrufen, weil er dein Auto noch vor dem Wochenende durchchecken soll. Und dann habe ich mich darum gekümmert, dass die Pferde, die du gekauft hast, morgen Nachmittag auf der Ranch eintreffen.“

Mac wollte etwas einwerfen, biss sich aber auf die Zunge. Vielleicht war es besser, wenn sie mal alles loswerden konnte, was sie bedrückte.

„Ich habe eine Zeichnung für den Kräutergarten gemacht, den deine Köchin hinter dem Haus anlegen will …“, fuhr Andrea fort, „… und habe bei der Möbelfirma Druck gemacht, damit die Kindermöbel, die du Violet schenken willst, auch pünktlich da sind.“ Sie schwieg kurz, um kräftig durchzuatmen. „Dann habe ich Sheriff Battle angerufen, damit er dafür sorgt, dass die Straße frei ist, wenn die neuen Wassertanks für das Vieh angeliefert werden.“

„Das ist ja auch seine Auf…“

„Lass mich ausreden“, unterbrach sie ihn wieder. „Und danach musste ich das übliche Armband kaufen und mit einem entsprechenden Kärtchen an dieses hirnlose Model schicken lassen, das dir den Kopf verdreht hatte und das du jetzt loswerden willst.“

Er nickte. Was Jezebel Fontaine betraf, hatte Andi recht. Leider hatte Jezebel eine fantastische Figur, und so hatte er anfangs nicht bemerkt, dass sie kaum bis drei zählen konnte. Aber so etwas konnte einem Mann doch mal passieren.

„Bist du denn nicht meine Assistentin?“, versuchte er sich zu rechtfertigen.

„Allerdings, und zwar eine sehr gute. In den letzten sechs Jahren habe ich dafür gesorgt, dass dein Leben reibungslos ablief, Mac. Was auch immer du von mir verlangt hast, ich habe es erledigt, und sei es noch so abwegig.“

„Das muss ich zugeben.“

„Aber als ich dich darum bat, mir heute Nachmittag freizugeben, damit ich meinem Neffen bei einem wichtigen Baseballspiel zusehen kann, da meintest du, du könntest das noch nicht sagen, du müsstest darüber nachdenken! Das muss man sich mal vorstellen. Nach allem, was ich für dich getan habe.“

„Ich kann verstehen, dass du das Spiel gern sehen möchtest“, fing Mac langsam an. „Aber wir müssen in dem Donaldsen-Vertrag noch einige Details spezifizieren und …“

„Genau das ist es! Darum geht es mir. Da ist immer irgendetwas, das ich erledigen muss, was eilig ist, sodass ich keine Zeit habe, mein eigenes Leben zu führen.“

„Ich finde, du hast ein sehr gutes Leben“, erwiderte er und stand auf. „Du hast einen tollen Job, einen fantastischen Chef …“ Er wartete auf ein Lächeln, das nicht kam, und wollte fortfahren. Aber ihm fiel kein dritter Punkt ein.

„Eben. Ich habe einen Job und einen Chef, aber kein eigenes Leben.“ Sie sah ihn unbeirrt an. „Und das muss ein Ende haben.“

„Okay“, stieß er leicht verärgert hervor. „Dann nimm heute Nachmittag frei. Geh zu dem Spiel. Kauf dir Popcorn, und trink ein Bier, wenn du unbedingt willst. Wir reden dann morgen früh weiter.“

„Ich komme nicht mehr“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Es kann so nicht weitergehen. Wir brauchen beide eine Veränderung. Alles ist zu eingefahren und zu bequem, und das ist nicht gut.“

Er lachte kurz auf. „Du nennst bequem, was wir in der letzten Zeit bewältigen mussten?“

„Ja. Natürlich gab es eine Menge Herausforderungen, aber wir haben sie gemeistert, und allmählich wird alles wieder normal. Zumindest so normal, wie das Leben hier sein kann.“

Mac nickte. Hoffentlich. Die letzten Jahre hatten den Einwohnern von Royal so einiges abverlangt. Erst der Tornado, der die kleine texanische Stadt zur Hälfte zerstört hatte. Dann die große Dürre, die viele Rancher zum Aufgeben gezwungen hatte. Und dann war plötzlich sein alter Freund Rafiq „Rafe“ Bin Saleed aufgetaucht, der meinte, eine alte Rechnung begleichen zu müssen. Fast wäre es Rafe gelungen, Macs Ruf, sein Unternehmen und seine Familie zu zerstören.

Wenn Mac darüber nachdachte, zitterten ihm immer noch die Knie. Schließlich hatte er Rafe vollkommen vertraut – und hatte beinahe schwer dafür büßen müssen.

Glücklicherweise hatte sich inzwischen alles geklärt, und Rafe gehörte zur Familie. Er hatte Violet geheiratet, und die beiden erwarteten ein Kind. Aber es gab immer noch Momente, in denen Mac nicht begreifen konnte, wie er sich so sehr in Rafe hatte täuschen können und nicht gemerkt hatte, dass sein früherer Freund auf Rache aus war.

Andrea hatte ihm in dieser Zeit sehr geholfen, indem sie mit ihm alles durchsprach und ihn immer wieder beruhigte. Ohne sie wäre die ganze verfahrene Situation sicher nicht so schnell zu einem guten Ende gekommen.

Und ausgerechnet jetzt, wo sich alles endlich wieder normalisiert hatte, wollte sie kündigen? Mac hatte keine Ahnung, wie sie auf diese verrückte Idee gekommen war. Er brauchte ihre Hilfe, denn er hatte vor, sich verstärkt um die Ranch zu kümmern, was bisher Violets Aufgabe gewesen war. Seine Schwester hatte jetzt ihre eigene Familie. Außerdem war er der geborene Rancher und liebte es, den ganzen Tag auf dem Pferderücken zu verbringen. Sein Unternehmen würde er größtenteils von zu Hause aus leiten. Aber dazu brauchte er Andi mehr denn je.

„Wie bist du nur auf die Idee gekommen, unbedingt kündigen zu müssen?“ Er setzte sich auf die Schreibtischkante und betrachtete Andrea nachdenklich.

„Dass du mich das fragen musst, ist schlimm genug“, stieß sie hervor.

Er warf ihr sein berühmtes Herzensbrecher-Lächeln zu, dem keine Frau in Royal und Umgebung widerstehen konnte. Allerdings mit Ausnahme von Andrea Beaumont, wie es schien. „Aber, Andi …“, sagte er, immer noch lächelnd, „… wir arbeiten schon so lange zusammen, da brauchst du doch nicht schnippisch zu werden.“

„Schnippisch?“ Sie sah ihn empört an. „Was anderes fällt dir dazu nicht ein?“

Sie holte tief Luft, und erst jetzt fiel Mac auf, was für hübsche feste Brüste sie hatte. Andi war nicht sehr groß und sehr zierlich, aber die Kurven saßen absolut am richtigen Fleck.

Eigentlich seltsam, dass er das vorher nie bemerkt hatte. Wahrscheinlich, weil Andi einfach immer da war, sozusagen zum Inventar des Büros gehörte. Sie hatte alles im Griff, ihr entging nichts. Aber das war ihm offenbar bisher entgangen. „Nein“, sagte er, „weil deine Kündigung so überraschend kommt. Ich finde schon, dass du mir eine Erklärung schuldig bist.“

„Überraschend?“ Sie hob die Hände in resignierter Verzweiflung. „Von überraschend kann gar keine Rede sein. Schließlich habe ich sechs Jahre für dich gearbeitet.“

„Das weiß ich doch.“

„Und ist dir dabei auch aufgefallen, dass ich in den letzten zwei Jahren überhaupt keinen Urlaub genommen habe?“

Nein, das hatte er nicht bemerkt. Mac zog die dunklen Brauen zusammen. Er hätte es merken sollen, denn früher hatte er sie ständig auch in ihrem Urlaub ins Büro zitiert, weil er dringend ihre Hilfe brauchte. Das war in den letzten zwei Jahren nicht nötig gewesen, ohne dass er sich klargemacht hatte, weshalb.

„Geht es dir darum?“ Er stieß sich vom Schreibtisch ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du möchtest Urlaub nehmen?“

„Nein. Ich möchte endlich mein eigenes Leben führen. Und das kann ich nur, wenn ich hier aufhöre. Die zwei Wochen Urlaub, die mir zustehen, decken sich mit meiner Kündigungsfrist von vierzehn Tagen. Das war’s, Mac.“

„Wird nicht akzeptiert.“

„Dagegen kannst du gar nichts machen.“

„Auch das akzeptiere ich nicht.“

Er ist stur wie ein Ochse.

Andrea sah zu dem Mann hoch, um den sich in den letzten sechs Jahren alles gedreht hatte. Er war gut über eins achtzig groß und hatte dunkelblondes Haar, das im Sommer mit hellen Strähnen durchzogen war. Seine klaren grünen Augen blickten meist aufmerksam und abwägend, was seine Konkurrenten fälschlich als Zurückhaltung interpretierten. Mit seinem schlanken muskulösen Körper fiel er jeder Frau auf.

Ja, Mac McCallum war für viele Frauen ein Traummann – und leider galt das auch für Andrea …

Seit sechs Jahren arbeitete sie jetzt für ihn. Wann sie sich fatalerweise in ihn verliebt hatte, konnte sie nicht mehr sagen. Aber irgendwie hatte sie von Anfang an diese erregende Spannung empfunden. Mit dem Herzen hatte sie immer gehofft, dass er sie eines Tages als begehrenswerte Frau wahrnehmen und sich auch in sie verlieben würde. Mit dem Kopf allerdings wusste sie, dass das nie geschehen würde.

Für Mac würde sie immer nur die gute, tüchtige Andi sein, vergleichbar mit dem neuesten Computerprogramm, das die Arbeiten schnell und zuverlässig erledigte und dabei fast unsichtbar blieb. Hin und wieder bekam sie eine Gehaltserhöhung, weil das so üblich war, nicht aber, weil Mac auffiel, dass sie besonders gute Arbeit leistete. Das hielt er für selbstverständlich.

Sie hatte lange gebraucht, das einzusehen. Wenn sie aus ihrem Leben etwas machen wollte, dann musste sie diesen Job aufgeben. Solange sie blieb und sich nach dem Mann sehnte, den sie doch nicht haben konnte, würde sie sich kein eigenes Leben aufbauen können. Schon seit Längerem hatte sie über eine Kündigung nachgedacht. Die Sache mit der Babyparty heute hatte ihr den Rest gegeben. Ihr Entschluss stand fest.

Ab morgen würde sie frei sein.

„Was ist nun, Andi? Geh doch zu dem Baseballspiel. Mach dir einen schönen Tag, und wir reden über alles, wenn du dich etwas beruhigt hast.“

Wie konnte er nur so begriffsstutzig sein! „Ich bin vollkommen ruhig, Mac. Ich will einfach nicht mehr.“

Ein ungläubiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht, und Andrea wusste, sie musste ihre ganze Kraft zusammennehmen, um sich nicht umstimmen zu lassen. Gut, dass sie wegen des ausstehenden Urlaubs gleich gehen konnte. Sicher würde er sonst mit allen Mitteln versuchen, sie zu halten. „Mein Zeugnis kannst du mir dann ja zuschicken“, fügte sie noch schnell hinzu.

„Dann willst du wirklich von jetzt auf gleich gehen? Und mich mit allem allein lassen?“ Er starrte sie so fassungslos an, als wüchsen ihr zwei Köpfe auf den Schultern. „Was ist mit den Verträgen für den Stevenson-Abschluss? Oder den Verhandlungen über das Franklin-Projekt?“

„Laura weiß über alles Bescheid. Und falls sie meine Hilfe braucht, kann sie mich anrufen.“

„Laura ist doch nur Sekretärin.“

„Aber eine sehr gute.“ Zwar war Laura erst seit zwei Jahren in der Firma, aber Andrea hatte gleich erkannt, dass sie intelligent und ehrgeizig war. Außerdem war sie jung verheiratet und so bestimmt immun gegen Macs Charme. „Ich gehe dann jetzt.“

„Ist das dein Ernst? Jetzt gleich?“

„Jetzt gleich.“ Zwar zitterten ihr bei dem Gedanken ein wenig die Knie, aber sie war auch stolz auf sich. Endlich tat sie das, was sie sich schon so lange vorgenommen hatte. Sie ließ den Job hinter sich, der sie sechs Jahre lang voll ausgefüllt hatte. Und den Mann, dem ihr Herz gehörte, auch wenn er es nicht wusste. Die ganze Welt stand ihr offen.

Schnell drehte sie sich um und ging in Richtung Tür, bevor Mac sie umstimmen konnte.

„Ich kann das einfach nicht glauben“, murmelte er.

Kann ich dir nicht übel nehmen …

Zum ersten Mal in den sechs Jahren tat sie etwas für sich selbst. Sie blieb in der Tür stehen und sah sich noch einmal nach Mac um. Er war der Mann, den sie immer gewollt hatte. Und endlich, endlich hatte sie eingesehen, dass sie ihn nie haben würde. „Machs gut, Mac.“

Draußen schien die Junisonne kräftig vom strahlend blauen Himmel. Andreas Schritte knirschten auf dem Kiesweg, der zum Parkplatz der Angestellten führte. Mit jedem Meter, den sie sich vom Bürogebäude entfernte, nahm ihre Zuversicht zu, das Richtige getan zu haben.

Sicher, es war nicht einfach gewesen zu kündigen, und es würde wahrscheinlich alles noch schwerer werden, wenn sie Mac nicht mehr jeden Tag sehen würde. Aber hatte sie nicht lange genug hinter ihm her geschmachtet? Wie sollte sie jemals einen Mann finden, mit dem sie eine Familie gründen konnte, wenn sie von dem nicht loskam, der an ihr nicht interessiert war?

Ist schon in Ordnung, redete sie sich gut zu. Ich werde später froh darüber sein. Das würde allerdings noch etwas dauern. Momentan war ihr eher zum Heulen zumute.

Da war ihr Auto. Sie stieg ein, putzte sich kräftig die Nase und nahm dann ihr Smartphone aus der Tasche. Sie wählte, und nach mehrmaligem Klingeln hörte sie eine vertraute Stimme.

„Wie gut, dass du anrufst“, sagte ihre Schwester Jolene. „Toms Schicht ist vor zwei Stunden zu Ende gegangen. Und nun ist er zu Hause und meint, er müsste unbedingt etwas tun, um sich abzureagieren …“

Andrea musste lachen. „Welche Wand reißt er denn jetzt ein?“

Jolene seufzte. „Die zwischen Wohnzimmer und Küche. Du weißt doch, dass er …“

Während Jolene von dem neuen Projekt ihres Mannes erzählte, konnte Andrea sich genau vorstellen, was in dem alten viktorianischen Haus wieder los war. Ihr Schwager Tom war bei der Feuerwehr und entspannte sich nach seinem aufreibenden Dienst, indem er das Haus renovierte. Nachdem er zum Beispiel im letzten Jahr eine Woche lang ein Buschfeuer bekämpft hatte, musste er unbedingt im Parterre eine Gästetoilette einbauen. Immerhin.

„War eine gute Idee von euch, ein Haus zu kaufen, an dem einiges zu tun ist“, meinte sie, nachdem Jolenes Redestrom erst einmal versiegt war.

„Das finde ich auch.“ Jolene lachte. „Der Mann ist wirklich verrückt, aber ich liebe ihn.“

Andi lächelte traurig, ärgerte sich aber gleichzeitig, weil sie ein ganz klein wenig Neid verspürte. Jolene und Tom waren seit zehn Jahren verheiratet. Sie hatten drei Kinder und erwarteten das vierte Kind. Die Familie war irgendwie ein Vorbild für Andi. Ihre Schwester war glücklich mit Mann und Kindern, und ein solches Leben hatte sie sich auch immer gewünscht.

Das war einer der Gründe, weshalb sie gekündigt hatte. Bevor es zu spät war, sich ihren Wunsch nach einer eigenen Familie zu erfüllen.

„Und ich freue mich auch, dass ich bald eine größere Küche habe“, fuhr Jolene fort. „Aber dieser Krach! Bleib dran, ich gehe mal eben auf die Terrasse. Hier kann ich dich kaum verstehen.“

Andi hörte, wie das Hämmern und Poltern leiser wurde. Dann war Jolene wieder dran. „Und was gibt es Neues bei dir, Schwesterchen?“

„Ich habe es getan.“ Andi öffnete die Autofenster und genoss den warmen Wind. „Ich habe gekündigt.“

„Donnerwetter …“ Jolene schwieg, und Andi konnte sich ihren schockierten Gesichtsausdruck lebhaft vorstellen. „Tatsächlich? Du hast deinen Job gekündigt?“

„Ja.“ Andi legte sich die Hand aufs Herz, das fast schmerzhaft schnell pochte. „Und dann bin ich gegangen, bevor ich es mir anders überlegen konnte.“

„Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“

„Ich mir auch nicht. Aber es ist so.“ Andi schwieg, als sei ihr gerade etwas eingefallen. „Oh Gott, ich bin arbeitslos …“

„Aber du lebst nicht auf der Straße“, sagte Jolene lachend. „Du hast ein Haus, in dem du dich viel zu selten aufhältst, Erspartes für den Urlaub, das du nie anrührst, und ein ziemlich dickes Konto für schlechte Tage, das dich erst mal über Wasser hält.“

„Du hast natürlich recht. Aber ich habe mein Leben lang gearbeitet und muss mich erst an das Gefühl gewöhnen, ohne Job zu sein.“ Tatsächlich wurde ihr erst jetzt so richtig bewusst, was sie getan hatte. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Wenn sie jetzt ohnmächtig wurde und Mac sie besinnungslos, auf den Vordersitzen hingestreckt, finden würde … Wie wahnsinnig peinlich.

Sie hatte keine Arbeit mehr. Wie würde sie damit umgehen? Wie würde sie den Tag herumbringen? Zwar hatte sie sich in den letzten Monaten schon hin und wieder mit dem Gedanken beschäftigt. Aber so richtig herausgefunden hatte sie noch nicht, was sie mit der freien Zeit anfangen wollte.

Zwar eilte es mit dem Planen nicht unbedingt. Aber irgendwann musste sie überlegen, was sie wirklich wollte, und sich Ziele setzen. Momentan allerdings wollte sie erst einmal ausspannen, zu Atem kommen. Kein Grund, sich verrückt zu machen. Jolene hatte recht: Sie hatte in den sechs Jahren sehr viel sparen können. Mac war ein großzügiger Arbeitgeber, wenigstens das, und sie hatte nie die Zeit gehabt, ihr Geld auszugeben. Bis jetzt.

„Ich finde es super, Andi.“

„Das sagt sich so leicht.“

Wieder lachte Jolene, dann schrie sie plötzlich: „Jilly, schubs deine Schwester nicht in den Pool!“

Pool … Jetzt musste auch Andi lächeln. Das flache Becken konnte man nun wirklich nicht als Pool bezeichnen. Aber zur Abkühlung im heißen texanischen Sommer reichte es allemal. „Ist Jakobs Spiel immer noch heute Nachmittag um fünf?“, fragte sie.

„Ja. Kommst du?“

Selbstverständlich. Schließlich hatte sie ihren Job gekündigt, um häufiger mit ihrer Familie zusammen zu sein. Sie freute sich schon auf Jakobs strahlendes Gesicht, wenn er sie am Spielfeldrand sah. „Aber klar.“

„Sieh dir das an. Gerade erst arbeitslos, und schon nimmt sie ihr Leben in die eigenen Hände!“

Andi verdrehte die Augen. Seit Jahren schon redete Jolene auf sie ein, zu kündigen und etwas Neues auszuprobieren. Sie sei zu jung, um immer auf der Stelle zu treten. Recht hatte sie! Andi hatte sich voll bei Mac eingesetzt. Wenn sie geblieben wäre, wäre nicht nur alles so weitergegangen wie bisher, sie hätte auch angefangen, sauer auf Mac zu sein und sich selbst zu verachten. Es war höchste Zeit gewesen, zu gehen.

„Ich fahre nur eben nach Hause und ziehe mich um. Wir treffen uns dann auf dem Platz. In etwa einer Stunde.“

„Okay, prima. Jakob freut sich sicher wie verrückt. Hinterher kommst du dann zu uns. Tom kann uns ein paar Steaks grillen, und wir öffnen eine Flasche Champagner. Das muss gefeiert werden!“

„Steaks und Champagner. Hört sich gut an. Bis dann!“

Doch als sie das Telefon wieder in die Tasche gleiten ließ, gestand sich Andrea ein, dass ihr eigentlich nicht so richtig zum Feiern zumute war. Sondern eher zum Heulen.

2. KAPITEL

Jolene hatte recht gehabt. Der kleine Jakob war begeistert, Tante Andrea zu sehen, die ihn vom Spielfeldrand aus anfeuerte. Und Jilly und Jenna, seine drei und sechs Jahre alten Schwestern, hielten ihr bereitwillig die Tüte mit Gummibärchen hin.

„Du kommst doch bald, wenn wir mit den Puppen Tee trinken?“

„Aber klar.“ Andrea nickte.

Es machte Spaß, mit der Familie zusammen zu sein. Aber es fühlte sich auch seltsam an, mitten am Tag so gar nichts zu tun, wo sie doch sonst im Büro um diese Zeit kaum wusste, wo ihr der Kopf stand.

Nach dem Spiel blieb sie bei ihrer Familie zum Dinner. Immer wenn ihre Gedanken zu Mac abdrifteten, zwang sie sich, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Die Kinder und ihre Schwester machten es ihr relativ leicht. Hinzu kam noch, dass ihr Schwager Tom ein sehr ansteckendes Lachen hatte.

Am nächsten Morgen dachte Andi natürlich trotzdem sofort wieder an Mac, auch wenn sie sich immer wieder sagte, wie schön der gestrige Nachmittag und Abend gewesen waren. Dennoch hatte sich das Ganze irgendwie komisch angefühlt. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun, dass sie Muße gar nicht mehr gewohnt war und erst einmal wieder lernen musste, sich zu entspannen. Aber es würde schon werden. Zeit genug hatte sie ja.

So saß sie auf der Verandaschaukel, einen Becher Kaffee in der Hand, und starrte in den Himmel, der genauso verschleiert war wie ihre Zukunft. Normalerweise hatte sie um diese Zeit bereits die Kaffeemaschine im Büro angestellt und ging die Termine des Tages durch. Noch bevor Mac kam, hatte sie die Uhrzeiten für Telefonkonferenzen festgelegt und die ersten Mitarbeiterbesprechungen einberufen. Die Hektik des Tages hatte begonnen, was ermüdend und anregend zugleich war.

Und jetzt? Sie nippte an ihrem Kaffee und seufzte leise. Es war still – so still, dass sie glaubte, ihren eigenen Herzschlag zu hören. Sie lehnte sich zurück und versuchte, sich zu entspannen, wurde stattdessen aber immer nervöser. Sie war ohne Arbeit, wurde nirgendwo erwartet und war ganz auf sich gestellt.

Frei zu sein, das war ein gutes Gefühl, aber auch ein bisschen bedrohlich. Denn Andrea gehörte zu den Frauen, die es liebten zu erledigen, was erledigt werden musste. Alles musste seine Ordnung haben und überschaubar sein, und für jede größere Unternehmung machte sie sich einen Plan. Schon als Kind war sie so gewesen. Ihr Zimmer war immer aufgeräumt, die Hausaufgaben machte sie sofort, und die Bücher in ihren Bücherregalen waren alphabetisch geordnet. So war alles leichter zu finden. Manche mochten das als ein bisschen zwanghaft bezeichnen, Andrea nannte es organisiert.

Genau, das war es! Sie musste ihr neues Leben organisieren. Die Kraft, die sie normalerweise für ihre Arbeit aufwandte, sollte sie jetzt in ihre Lebensplanung stecken. Sie war intelligent, fähig und gab nie auf, da sollte das für sie kein Problem sein.

„Dann los!“, machte sie sich Mut und zog die Beine auf die gepolsterte Schaukel hoch. „Womit will ich anfangen?“ Seltsam, die eigene Stimme war der einzige Laut, der zu hören war … „Ich muss endlich was mit meinem Haus machen.“

Vor einem Jahr hatte sie das etwas heruntergekommene Farmhaus gekauft. Bis heute hatte sie noch nicht einmal alle Umzugskisten ausgeräumt, die sie im Gästezimmer verstaut hatte, und es hing noch kein einziges Bild. Eigentlich sah das Haus noch genauso unbewohnt aus wie zum Zeitpunkt des Kaufs. Irgendwie traurig und auch deprimierend.

Vorher hatte sie eine kleine Wohnung gehabt, die aber genauso unfertig und unpersönlich gewirkt hatte wie jetzt das Haus. Sie hatte sie möbliert gemietet und hatte nie die Zeit – oder auch die Lust – gehabt, sie nach ihrem Geschmack einzurichten. Für Mac zu arbeiten bedeutete, rund um die Uhr verfügbar zu sein. Da blieb ihr praktisch keine Stunde für sich selbst. Dennoch hatte sie etwas Eigenes haben wollen. Hatte sie damals schon mit der Möglichkeit gespielt, McCallum Energy zu verlassen?

Mac zu verlassen?

Sie hatte immer gewusst, dass das alte Haus gründlich renoviert werden musste. Wozu sie nur Zeit hätte, wenn sie ihren Job aufgab … Sicher, sie hätte Leute dafür anheuern können, und die dringendsten Arbeiten hatte sie auch nach außen vergeben. Das Dach war erneuert worden, und die Wasser- und Elektroleitungen waren auf dem neuesten Stand. Aber der Garten war völlig verwahrlost, die Wände mussten gestrichen und der Fußboden abgeschliffen werden. Und dann brauchte sie dringend ein paar neue Möbel.

Autor

Maureen Child

Da Maureen Child Zeit ihres Lebens in Südkalifornien gelebt hat, fällt es ihr schwer zu glauben, dass es tatsächlich Herbst und Winter gibt. Seit dem Erscheinen ihres ersten Buches hat sie 40 weitere Liebesromane veröffentlicht und findet das Schreiben jeder neuen Romance genauso aufregend wie beim ersten Mal.

Ihre liebste...

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