Bianca Exklusiv Band 339

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ÜBERRASCHEND KAM DAS GLÜCK von LILIAN DARCY
Gerade hat Libby den Unternehmer Brady kennengelernt, schon zieht sie zu ihm nach Ohio! Denn ihre kleinen Adoptivtöchter sollen gemeinsam aufwachsen. Weder Libby noch Brady haben damit gerechnet, dass Leidenschaft ins Spiel kommen könnte ...

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Sam hätte die umwerfende Erin besser nie als Kindermädchen für seine süße Tochter eingestellt. Zu sehr drängt sie ihn, endlich seine Geschwister kennenzulernen – und ist dabei so verdammt verführerisch …

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  • Erscheinungstag 13.08.2021
  • Bandnummer 339
  • ISBN / Artikelnummer 9783751501170
  • Seitenanzahl 512
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Lilian Darcy, Lynda Sandoval, Lisa Ruff

BIANCA EXKLUSIV BAND 339

1. KAPITEL

Zwanzig Minuten noch, vielleicht weniger – dann würde Brady Buchanan mit seiner kleinen Tochter ankommen. Vor vier Tagen hatte Libby McGraw noch nicht einmal gewusst, dass es diesen Mann überhaupt gab, jetzt hatte sie auf einmal das untrügliche Gefühl, dass er noch eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen sollte.

Wenn sie Colleen doch bloß nicht an diesem Wettbewerb hätte teilnehmen lassen: Wer hat das niedlichste Baby …

Inzwischen bereute Libby diese Entscheidung schon wieder, so stolz sie auch gewesen war, als Colleen gewonnen hatte und für die Titelseite der Elternzeitschrift abgelichtet wurde: … mit ihrer stolzen Mutter Lisa-Belle McGraw aus Minnesota.

Libby versuchte, ihre Gedanken zu sammeln, sich zumindest auf irgendetwas zu konzentrieren – vergeblich. Zum dritten Mal lief sie nun schon ins Badezimmer, um dort ebenfalls zum dritten Mal im Spiegel ihr Aussehen zu überprüfen. Sie zog sich die Spange aus dem Haar und bürstete es durch, um es anschließend wieder hochzustecken.

Nein, dachte sie. Ich lasse es doch lieber offen.

Erneut zog sie die Spange heraus. Ja, so war es heute besser. Sie wirkte lieblicher, wenn das Haar ihr Gesicht sanft umspielte. Nun sah sie schon nicht mehr so müde und abgekämpft aus, wie sie sich fühlte. Sicherheitshalber legte sie noch etwas Lipgloss auf.

Da – ein Geräusch. Libby lauschte, ob es Colleen war, und schaute dann im Kinderzimmer nach. Doch ihre Tochter hielt immer noch Mittagsschlaf. Colleens dunkles, seidiges Haar war an den Schläfen ein wenig feucht, als würde sie schwitzen. Libby schwitzte auch. Und zwar am ganzen Körper.

Es war kurz nach vier an einem Freitagnachmittag. Dieser Mann – Brady Buchanan – hatte ihr gesagt, sein Flug würde um Viertel vor drei landen. Dann müsste er sich erst mal einen Mietwagen organisieren und bei dem Motel vorbeischauen, das er gebucht hatte. Danach würde er gleich zu Libby weiterfahren.

Und dann wäre er da. Mit einem kleinen Mädchen namens Scarlett.

Libby klammerte sich immer noch an der Hoffnung fest, dass sich das Ganze als großer Irrtum herausstellen würde. Sie hatte mit ihrer Tochter Colleen an diesem Baby-Wettbewerb teilgenommen, und Colleen hatte gewonnen. Dann hatte Brady ihr Bild auf der Titelseite der Elternzeitschrift entdeckt, die den Wettbewerb organisiert hatte. Auf dem Foto sah sie seiner eigenen Tochter Scarlett zum Verwechseln ähnlich, fand er. Als wären sie … Zwillinge?

Nun denn, so abwegig war der Gedanke gar nicht. Schließlich hatten Libby und er die Kinder beide aus demselben Waisenhaus in Vietnam adoptiert.

Als Brady Buchanan vor vier Tagen anrief, hatte Libby zunächst keine Ahnung gehabt, wovon der fremde Mann am anderen Ende der Leitung da eigentlich sprach. Sie hatte das erst für einen Telefonstreich gehalten.

Doch dann änderte sich Mr. Buchanans Tonfall plötzlich, und seine tiefe, raue Stimme wurde sanfter. „Entschuldigen Sie, Sie wissen gar nicht, wovon ich rede, stimmt’s?“, sagte er vorsichtig. „Vielleicht glauben Sie mir auch nicht. Okay, das kann ich verstehen. Aber es stimmt, was ich sage. Jedenfalls muss es einfach so sein.“

„Was stimmt?“

„Dass das Kind aus einem Waisenhaus kommt.“

„Woher wissen Sie …“ Plötzlich hielt sie inne, aus Angst, zu viel zu verraten. Wenn es um die Herkunft ihrer geliebten Tochter ging, war Libby sehr vorsichtig – obwohl die Adoption in Übereinstimmung mit dem internationalen Adoptionsrecht über die Bühne gegangen war.

Doch als Brady Buchanan weitersprach, musste sie ihm einfach zuhören und sich auf seine Fragen einlassen, die so viele Erinnerungen in ihr wachriefen. Offenbar war er selbst sehr bewegt und hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden. Seine Sätze klangen ein wenig ungelenk.

„Erinnern Sie sich noch an den Sand am Strand von My Khe, der so weiß war?“, fuhr er fort. „Oder an das tolle Essen, die Fische und Meeresfrüchte? Dort haben Sie doch Ihre Tochter her, oder? Aus dem Waisenhaus außerhalb von Da Nang?“

„Ja. Ja, das stimmt“, erwiderte Libby mit bebender Stimme.

„Meine Tochter stammt auch von dort.“

„Das … das kann doch nicht wahr sein!“

„Das ist es aber, Mrs. McGraw.“

Sie hatten dann noch fast zwanzig Minuten telefoniert und schließlich entschieden, sich zu treffen – sobald Brady Buchanan seine Arbeit ruhen lassen konnte, um zu Libby nach Minnesota zu kommen.

Was er wohl für ein Mann war? Und was er wohl unternehmen wollte, wenn sich herausstellen sollte, dass die Mädchen tatsächlich Zwillinge waren? Vier Tage und vier schlaflose Nächte lang hatte sich Libby schon das Gehirn darüber zermartert.

Nun hatte sie eine Heidenangst vor dem Zusammentreffen!

In diesem Moment meldete sich Colleen, die gerade aus dem Mittagsschlaf erwacht war – weinend, wie so oft. Als Libby die Treppe zum Kinderzimmer hinauflaufen wollte, klingelte es, und sie wusste, dass er nun angekommen war.

Brady Buchanan.

Der Mann mit der tiefen, rauen Stimme, in der so viel Gefühl lag.

Der Adoptivvater des Mädchens, das vielleicht – ganz vielleicht – der Zwilling ihrer Tochter Colleen war.

„Ich komme gleich“, rief sie zur Haustür hinüber und eilte zu Colleen. Das Mädchen stand im Kinderbett, hatte das Gesicht schmerzlich verzogen und den Mund weit aufgerissen. Tränen kullerten ihr über die Wangen. Libby nahm Colleen in den Arm, streichelte sie und redete ihr sanft zu, während sie mit ihr die Treppe hinablief. Als sie unten ankamen, hatte Colleen sich schon wieder beruhigt.

Libby atmete einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Vielleicht lag Brady Buchanan ja falsch mit seiner Vermutung?

Doch Brady Buchanan lag haargenau richtig. Das war Libby sofort klar, als sie ihre eigene Tochter erblickte – in den Armen eines fremden Mannes.

Nein, das ist nicht meine Tochter, rief sich Libby ins Gedächtnis, als ein Gefühl der Panik sie überkam. Das ist Colleens Schwester.

Während des Telefonats hatte Brady Bluttests vorgeschlagen, und Libby hatte eingewilligt. Jetzt sah sie, dass diese Tests überflüssig waren. Colleen und Scarlett waren eineiige Zwillinge, daran gab es nichts zu rütteln. Beide hatten seidiges dunkles Haar, große, neugierige Augen und einen fein geschwungenen Mund.

Sie waren wirklich nicht zu unterscheiden – nur durch ihre Kleidung. Während Colleen ein fliederfarbenes T-Shirt mit Spitzenkragen und passendem Höschen trug, steckte Scarlett Buchanan in einem rot-grauen Spielanzug aus Sweatshirtstoff, auf dem in großen Lettern der Name des Footballteams vom Ohio State College prangte, den Buckeyes. Wahrscheinlich hatte ihr Vater dort seinen Abschluss gemacht. Jedenfalls trug er ebenfalls ein graues Sweatshirt mit roter Buckeye-Aufschrift und dazu Jeans.

Libby musterte den Mann aufmerksam. Bisher hatte noch keiner von ihnen ein einziges Wort gesagt. Sie zumindest war auch gar nicht in der Lage zu sprechen, denn ihre Kehle war wie zugeschnürt. Stattdessen sah Libby den Fremden einfach nur an, wie er dastand, mit der Zwillingsschwester ihrer Tochter im Arm. Er wirkte ein wenig unbeholfen – vielleicht machte ihm das alles genauso viel Angst wie ihr.

Brady Buchanan war kein Riese, bloß ein wenig größer als der Durchschnitt, etwa ein Meter achtzig vielleicht. Aber er war breitschultrig und hatte einen beachtlichen Oberkörper, wahrscheinlich verbarg er dazu einen Waschbrettbauch unter dem Footballsweater.

Einige wenige graue Strähnen zogen sich durch das hellbraune Haar, das er in einem praktischen Kurzhaarschnitt trug, und auf seinem Unterkiefer zeichnete sich der rötlichbraune Schatten eines Bartes ab. Die Bräune seiner Haut stammte ganz offensichtlich nicht aus einem Sonnenstudio, sondern rührte daher, dass er sich viel an der frischen Luft aufhielt. Libby erinnerte sich, dass er ihr am Telefon von seinem Beruf erzählt hatte: Er war Inhaber und Leiter eines Bauunternehmens, daher vermutlich sein robustes, wettergegerbtes Äußeres.

„Hallo“, begrüßte er sie und lächelte vorsichtig.

Seine Augen schimmerten in einem unergründlichen Blau, in das noch mehrere andere Farben hineinspielten. Je nach Lichteinfall wirkten sie wahrscheinlich mal grau und auch mal grün. Sein zögerndes Lächeln war mittlerweile einem Stirnrunzeln gewichen, und der Blick aus seinen chamäleonartigen Augen schien sich verdunkelt zu haben. Libby fragte sich, wie sie wohl aussehen würden, wenn er ins helle Sonnenlicht lachte. Zum Beispiel, wenn sein Footballteam gerade ein wichtiges Spiel gewann.

Na ja, wahrscheinlich würde sie das nie herausfinden. Was mache ich, wenn sich innerhalb der nächsten fünf Minuten herausstellt, dass wir nicht miteinander klarkommen? fragte sie sich. Wenn er ganz andere Vorstellungen als ich davon hat, wie wir mit dieser Situation umgehen sollen? Und was macht er dann?

Männer, die es gewohnt waren, immer ihre Entscheidungen durchzusetzen, gaben diese Gewohnheit nur schwer auf. Auf einmal kam es Libby verdächtig vor, wie selbstverständlich Brady Buchanan auf ihrer Veranda stand, das Kinn entschlossen vorgereckt, die Lippen aufeinander gepresst. Er wirkte wie jemand, der an einfache Lösungen glaubte. Seine Lösungen nämlich. Und einen Mann von dieser Sorte brauchte sie nicht noch einmal in ihrem Leben.

Hör auf damit, ermahnte sie sich. Keine voreiligen Schlüsse, bitte! Hör dir lieber erst mal an, was er zu sagen hat. Rede mit ihm, weich den Problemen nicht aus. Behaupte dich. Und, um Gottes willen, sag endlich etwas!

„Kommen Sie doch herein“, meinte Lisa-Belle McGraw endlich, und ihre Stimme klang sanft und höflich. Lange hatten sie sich noch nicht in der Haustür gegenübergestanden, vielleicht eine halbe Minute. Trotzdem kam es Brady eher wie eine halbe Ewigkeit vor.

Die junge Frau schien sogar noch nervöser zu sein, als er sich selbst fühlte. Und das sollte schon etwas heißen, weil ihn die Anspannung so fest in ihrem Würgegriff hielt, dass er kaum atmen konnte.

Lisa-Belle McGraw schmiegte den dunklen Lockenkopf ihrer Tochter Colleen gegen die Wange, liebevoll und beschützend zugleich.

Eigentlich hatte Brady damit gerechnet, dass sie die Mädchen erst nebeneinander setzen müssten, um festzustellen, wie ähnlich sich die beiden tatsächlich sahen. Aber nun war ihm klar, dass das nicht nötig war.

Die Art, wie Colleen sich bewegte, ihre Mimik … Abgesehen von ihrer Kleidung, glich sie in allem haargenau seiner Tochter Scarlett. Er wusste, dass Colleen weinend aus dem späten Mittagsschlaf erwacht war, weil es bei Scarlett auch immer so war. Und sie sah dann auch genau so aus: rot und etwas zerknautscht, traurig und reizbar. Er wusste auch, dass sie sich noch eine ganze Weile an ihrer Mutter festklammern würde, um hin und wieder das Gesicht an ihrer Schulter zu bergen.

Wie jetzt zum Beispiel …

Es war geradezu unheimlich, dieses Gefühl, dass er das kleine Mädchen dort schon längst kannte. Ihm zog sich das Herz zusammen, unwillkürlich musste er daran denken, wie Stacey und er sofort das Gefühl hatten, dass Scarlett zu ihnen gehörte, sobald sie in Staceys Armen lag.

„Das hier euer Baby“, hatte die Mitarbeiterin des Waisenhauses in gebrochenem Englisch gesagt, und sie hatten das kleine Mädchen sofort ins Herz geschlossen. Lag es da nicht nahe, dass Brady nun für ihre Zwillingsschwester Colleen das Gleiche empfand? Die Sache hatte bloß einen Haken: Colleen hatte bereits ein Zuhause, hier in St. Paul.

Wie sollten sie bloß mit dieser vertrackten Situation umgehen?

Scarlett hatte schon früh Mittagsschlaf gehalten, deshalb saß sie jetzt putzmunter auf seinem Arm. Wenn Brady sie absetzte, würde sie bestimmt in halsbrecherischem Tempo durch das Haus wackeln, um jeden Winkel zur erkunden. Brady vermutete, dass das Mrs. McGraw auch klar war. Ebenso, wie er ihr Kind schon kannte, kannte diese Fremde seine kleine Tochter. Ob sie wohl ebenfalls gerade seine Scarlett ins Herz schloss?

Lisa-Belle McGraw betrachtete Scarlett noch einmal intensiv, dann fuhr sie sich mit den Schneidezähnen über die Unterlippe. Schließlich wiederholte sie ihre Worte von vorhin und klang dabei sogar noch eine Spur nervöser: „Kommen Sie doch herein, bitte!“

Sie stieß die Haustür noch ein Stück weiter auf. Bei dieser Bewegung spannte sich der dünne Stoff ihres rosa und blau gemusterten ärmellosen Oberteils über ihren Brüsten. Sie war zierlich und hatte eine hübsche Figur mit Rundungen an den richtigen Stellen.

Brady tat einen Schritt nach vorn und nahm zum ersten Mal ihren Duft wahr: süß wie Flieder nach einem sanften Sommerregen und gleichzeitig frisch und berauschend. Es erinnerte ihn an …

Nein. Halt!

Schluss mit den romantischen Vergleichen. Die Wirkung dieser Frau hatte überhaupt nichts mit Flieder und Sommerregen zu tun, es war vielmehr ein Schlag in die Magengrube, ein Fallstrick in seinem Weg. Dass er auf Lisa-Belle McGraw als Mann reagierte, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet, und er konnte so etwas auch ganz und gar nicht gebrauchen. Es war … so primitiv. Unlogisch, untypisch. Und möglicherweise sogar fatal.

Genau so etwas hatte er schon mal erlebt, mit Stacey, als er noch zu jung war, um es besser zu wissen. Damals war er so verrückt nach ihrem Körper, dass er sich niemals die Mühe gemacht hatte, herauszufinden, wer sie eigentlich war. Und als er schließlich erkannte, auf wen er sich da eingelassen hatte, da war es schon zu spät. Diesen Fehler durfte Brady nicht noch einmal machen, schon gar nicht jetzt. Schließlich ging es hier um etwas ganz anderes. Es ging um etwas, das viel wichtiger für sein seelisches Gleichgewicht war als die Anziehungskraft, die von einem schönen Frauenkörper ausging. Und ganz offenbar war Mrs. McGraw viel besser bei der Sache als er.

„Wenn meine Nachbarn uns hier sehen und ahnen, was los ist …“, begann sie. „Wissen Sie, ich möchte noch niemandem hiervon erzählen. Wir müssen erst mal darüber reden, was das Ganze bedeutet, was wir jetzt eigentlich tun wollen. Und ich … ich habe so eine Ahnung, dass das nicht einfach wird.“

„Da haben Sie wohl recht“, stimmte Brady ihr zu, und seine tiefe Stimme klang schroff. Dann ging er ihr voran ins Haus, weg von ihrem Duft, der ihn eben noch gefangen genommen hatte.

Sie standen nun im Wohnzimmer. Als Scarlett erneut in seinen Armen unruhig wurde, setzte er sie auf die Füße. Nun hatte auch er endlich die Gelegenheit, seine Umgebung auf sich wirken zu lassen. Mrs. McGraw wohnte in einem schönen Haus in einer guten Gegend, das war Brady schon auf der Hinfahrt aufgefallen. Irgendwie erinnerte ihn die Umgebung an sein eigenes Wohnviertel in Columbus, wo er sich vor ein paar Jahren ein Haus gekauft hatte, als sein Bauunternehmen anfing, so richtig gut zu laufen.

Nun stellte er fest, dass Mrs. McGraws Haus auch von innen makellos war. In der Einrichtung überwogen Pastelltöne und Blumenmuster, der Holzfußboden war zum Großteil von einem dicken cremefarbenen Teppich bedeckt. Überall befanden sich Fotos und liebevoll angeordneter Schnickschnack: Bildteller hingen an den altrosa Wänden, frische Blumen steckten in den Vasen, die auf dem alten Klavier und dem Esstisch im Nebenraum standen. Dies war ein richtiges Zuhause, das den Geschmack einer warmherzigen Frau widerspiegelte. Kein Ort, von dem man sich leicht wieder löste.

Und Lisa-Belle McGraw sah so aus, als ob sie genau dorthin gehörte. Sie kam ihm vor wie eine Märchenprinzessin. Das lange, seidige Haar fiel ihr glatt über die Schultern. Das Licht der Septembersonne, die ihre letzten Strahlen durch die Wohnzimmerfenster sandte, ließ einige Strähnen golden glänzen.

Trotz des Make-ups kam sie ihm viel zu blass vor, und dadurch fielen ihre großen Augen und die vollen, glänzenden Lippen nur noch mehr auf. Offenbar hatte sie sich für das Treffen fein gemacht, das sagten ihm die Riemchenpumps und das pastellfarbene, weich fließende Kleid, das sich um ihren Körper schmiegte.

Sie war in natura genauso hübsch wie auf dem Foto, das er von ihr in der Elternzeitschrift gesehen hatte. Das heißt – sie war mehr als bloß hübsch. Aber darüber wollte er jetzt lieber nicht genauer nachdenken. Schließlich würde er so schnell nicht wieder bereit sein, eine Beziehung einzugehen, schon gar nicht mit dieser Frau. Obwohl ihm ihr Duft so sehr gefiel.

Nein, als Erstes musste er die Erinnerungen an seine erste Ehe verarbeiten. Daran, wie Stacey sein Vertrauen missbraucht hatte. Ja, er hatte um sie getrauert, auf seine eigene komplizierte Art … aber irgendetwas sagte ihm, dass ihre Ehe auch dann nicht mehr lange gehalten hätte, wenn Stacey den Unfall überlebt hätte. Er hatte das Vertrauen zu ihr verloren, dafür hatte sie ihn ein paar Mal zu oft belogen.

„Möchten Sie mit in den Garten kommen, da können die beiden spielen.“

Mrs. McGraws Frage brachte Brady wieder in die Gegenwart zurück, und dort gehörte er auch hin. „Scarlett fände das bestimmt gut“, sagte er.

„Wir können uns ja hinten auf die Terrasse setzen und Kaffee trinken, dann haben wir die beiden im Auge.“ Die junge Frau strich sich eine vereinzelte seidige Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich … es ist alles so seltsam. Es tut mir leid, ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll.“

„Das mit dem Kaffee ist doch schon mal ein guter Anfang“, gab Brady ein wenig schroff zurück.

Der Weg zur Terrasse führte durch die makellos saubere Küche. Lisa-Belle McGraw stellte zwei Porzellanbecher auf ein Tablett, dazu zwei mit Milch gefüllte Schnabeltassen für die Zwillinge und einen Teller mit Plätzchen, die sie auf einem Spitzendeckchen aus Papier anordnete.

Wollte sie damit wohl den höflichen, belanglosen Smalltalk einläuten? Offenbar nicht. Brady war überrascht, als er ihren entschlossenen Gesichtsausdruck bemerkte. Er war also vorgewarnt und konnte sich auf das einstellen, was nun auf ihn zukommen würde. So gefiel ihm das auch am besten. Wenn sie ganz offen sagte, was sie wollte. Dann wüsste er auch, woran er war.

„Ich möchte, dass wir das Ganze möglichst unter uns regeln und nicht groß nach außen tragen“, sagte sie schließlich. Ihre Stimme zitterte zunächst, dann wurde sie aber fest.

„Was meinen sie mit regeln?“, hakte er nach. „Dass die Kinder Zwillinge sind, ist doch wohl offensichtlich. Ein Bluttest würde das sofort bestätigen.“

„Ja, das ist …“ Sie atmete einmal tief durch und bemühte sich um ein Lächeln. „… so offensichtlich, dass es schon unheimlich ist.“ Ihr Lächeln wurde immer unsicherer, bis es schließlich ganz verschwand. „Ich hätte nie gedacht, dass sie sich so ähnlich sein würden, selbst als ich darüber nachdachte, wie es wohl wäre, wenn Sie recht hätten. Als ich Ihre Tochter zum ersten Mal sah, wollte ich sie Ihnen sofort aus den Armen reißen.“

„Ich weiß, was Sie meinen.“

Mit größerer Entschlossenheit sprach Lisa-Belle McGraw weiter: „Jedenfalls hatte ich eigentlich sagen wollen, dass ich niemandem etwas von der Sache erzählen möchte. Weder der Einwanderungsbehörde noch den Leuten im Waisenhaus.“

„Ich glaube nicht, dass dadurch die Adoption ungültig würde, Mrs. McGraw. Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“

„Bitte, nennen Sie mich doch Libby. Und wir können uns auch gern duzen, wenn Sie mögen.“

„Also gut, Libby.“ Er probierte aus, wie es sich anfühlte, den Namen auszusprechen, konnte aber nicht sagen, wie er ihm gefiel.

„Na ja, ich bin da vielleicht etwas übervorsichtig. Aber ich will die Adoption auf gar keinen Fall aufs Spiel setzen“, erklärte Libby. Sie fröstelte ein wenig in der frischen, kalten Herbstluft. Der Rasen im Garten war bereits mit einem dünnen Laubteppich bedeckt. „Wenn auch nur das geringste Risiko besteht, dass ich Colleen verliere …“

„Niemand hat etwas davon gesagt, dass einer von uns sein Mädchen wieder hergeben soll.“ Allein der Gedanke daran machte ihm Angst. „Die Adoptionen entsprachen beide den Richtlinien für internationale Adoptionen. Und du weißt doch, wie streng Vietnam sich daran hält, und die USA auch. Stacey und ich hätten uns nie darauf eingelassen, wenn wir uns nicht hundertprozentig sicher gewesen wären, dass auch alles mit rechten Dingen zuging.“

„Ich mich auch nicht.“ Libby hielt kurz inne, dann fügte sie hinzu: „Es tut mir so leid, es muss sehr schlimm für dich gewesen sein, deine Frau zu verlieren, gerade so kurz nachdem ihr beide endlich Eltern geworden wart.“

Brady nickte und murmelte etwas in sich hinein. Am Telefon hatte er ihr erzählt, dass seine Frau tödlich verunglückt war. Dabei hatte er ihr allerdings vorenthalten, wer den Wagen gefahren hatte: ihr Liebhaber, dessen Blutalkoholgehalt weit über dem zulässigen Limit gelegen hatte.

Wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, gab er diese Information nicht an Fremde weiter, und er wollte auf keinen Fall, dass Libby ihm Fragen über seine Ehe stellte. Womöglich weckte das noch Zweifel an seinen Qualitäten als Vater …

Aber würden Libby und er sich überhaupt weiter fremd bleiben können?

Brady betrachtete sie verstohlen und fragte sich, ob es wohl einen Mann in ihrem Leben gab. Soweit er wusste, hatte sie ihren Ehemann vor über vier Jahren verloren, also genug Zeit gehabt, um ihn zu trauern. Und ganz sicher gab es genügend Männer, die an ihr Interesse hätten, wenn sie dafür aufgeschlossen wäre. So eine hübsche Frau wie sie, die nach Blumen und Sommerregen duftete. Gab es also noch eine andere Person in ihrem Leben, die sie in ihre Überlegungen mit einbeziehen mussten?

„Was hast du dir denn gedacht, wie wir jetzt weiter vorgehen sollten?“, fragte er sie. Trotz der schwammigen Formulierung wussten beide ganz genau, dass es eine schwerwiegende Frage war.

„Zunächst mal würde ich gern über alles reden“, erwiderte Libby mit fester Stimme. „Ich möchte alles so klar wie möglich vor Augen haben, die ganze Adoptionsgeschichte, was wann und wo passiert ist.“ Sie legte sich die Fingerkuppen an die Schläfen. „Wann genau habt ihr Scarlett aus dem Waisenhaus geholt, du und deine Frau?“

„Am zwölften Juni.“ Das Datum wusste er auswendig, genau wie einen Geburtstag oder Hochzeitstag. Wann Scarlett geboren wurde, war niemandem bekannt. „Vor fünfzehn Monaten.“

„Ich war knapp zehn Wochen danach dort, am zwanzigsten August. Mir hat man erzählt, dass sie Colleen nachts vor der Tür gefunden hatten. Etwa um Mitternacht hat sie jemand weinen hören, hat nachgeschaut und sie gefunden. Niemand wusste Genaueres über ihre Eltern, aber ich denke mir, dass ein Elternteil weiß und ein Elternteil vietnamesisch gewesen sein muss. Wenn ich mir Colleen so anschaue … Das heißt, wenn ich mir beide Kinder so anschaue“, berichtigte Libby sich schnell.

„Uns hat man eine ganz ähnliche Geschichte über ihre Aufnahme im Waisenhaus erzählt“, meinte Brady. „Ich weiß nicht, ob die Mitarbeiter dort eine Ahnung davon hatten, dass die beiden Schwestern sind. Wahrscheinlich nicht, weil sie ja zu unterschiedlichen Zeitpunkten dort aufgenommen wurden und in der Zwischenzeit bestimmt noch viele andere Kinder gekommen und gegangen sind. Außerdem verändert sich ein Baby gerade in den ersten Monaten sehr schnell“, überlegte er weiter. Dann fügte er noch hinzu: „Ich hatte übrigens den Eindruck, dass es dort viele Mischlingskinder gab.“

„Ja, ich auch. Wahrscheinlich wegen des Vietnam-Krieges in den sechziger und siebziger Jahren“, vermutete Libby. „Damals sind wohl einige Kinder aus Verhältnissen zwischen amerikanischen GIs und vietnamesischen Frauen entstanden. Colleen und Scarlett gehören dann zur nächsten Generation.“

„Das kann gut sein. Und wahrscheinlich hat die Mutter erst eines der Mädchen weggegeben, weil sie hoffte, das andere allein großziehen zu können. Ein paar Monate später hat sie dann wohl gemerkt, dass sie dazu doch nicht in der Lage war.“

Libby seufzte. „Ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie schlimm das für sie gewesen sein muss. Aber vielleicht hat sie fest daran geglaubt, dass ihr Baby es dadurch besser haben würde.“

„Das haben wir uns bei der Adoption schließlich auch gesagt“, meinte Brady.

„Wir haben das Richtige getan, da bin ich mir sicher.“

„Das glaube ich auch. Und wie auch immer die Vergangenheit der Mädchen aussieht, es ändert nichts an dem, was uns jetzt bevorsteht.“ Brady trank noch einen Schluck Kaffee und überlegte, ob er auch ein Plätzchen dazu nehmen sollte. Das Gebäck sah wortwörtlich zum Anbeißen aus, aber es war so liebevoll auf dem Papierdeckchen angeordnet, dass er Skrupel hatte, das kleine Kunstwerk zu zerstören. Also zügelte er seinen Appetit und beobachtete stattdessen die spielenden Mädchen. Scarlett hatte eine Plastikrutsche mit passendem Häuschen im Garten entdeckt und erkundete nun beides von allen Seiten. Colleen sauste gerade die Rutsche hinunter. Dabei neigte sie sich ein bisschen zu weit nach hinten und landete deswegen unsanft auf dem Hintern. Sie schien sich aber nicht weiter daran zu stören und stand sofort wieder auf. Genau so hätte sich Scarlett auch verhalten! Als Colleen ein zweites Mal rutschte, tat Scarlett es ihr nach, und sie lachten. Die beiden waren fröhliche, lebhafte Mädchen.

„Das Einzige, was ich im Moment mit Sicherheit sagen kann, ist, dass es schade wäre, wenn sie sich nicht näher kennen lernten“, sagte Brady, und seine Stimme klang plötzlich belegt. „Und für mich wäre das auch schade. Ich liebe meine Tochter, wie könnte ich ihre Schwester da nicht lieben? Es wäre einfach falsch, sie wieder zu trennen.“

Oje!

Das hatte er gar nicht sagen wollen, es war ihm einfach so herausgerutscht, sobald der Gedanke Gestalt angenommen hatte. Verstohlen sah er zu Libby McGraw hinüber, die wie er in einem Holzstuhl auf der Terrasse saß. Sie hatte die Fußgelenke gekreuzt und die Hände auf die Knie gelegt. Ihr wäre so etwas sicher nicht passiert, sie war viel vorsichtiger als er. Nun schlug ihm das Herz bis zum Hals, während er auf ihre Reaktion wartete.

Warum machte es ihm bloß solche Angst, was er da über sich verraten hatte? Warum tat es ihm sofort leid, dass er ihr von seinen innersten Überzeugungen erzählt hatte?

Weil er zuerst hatte herausfinden wollen, wie sie zu der Situation stand, deswegen.

Mit zitternder Hand nahm er sich zwei Plätzchen auf einmal und steckte beide gleichzeitig in den Mund. Sie schmeckten nach Weihnachten, und er fühlte sich in seine Kindheit zurückversetzt.

„War wäre falsch daran, sie wieder zu trennen, Brady?“, fragte Libby schließlich.

Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. Und irgendwie klang die Frage auch seltsam aus ihrem Mund. „Siehst du das anders?“, hakte er nach.

„Na ja, heutzutage wachsen doch viele Kinder als Einzelkinder auf“, erwiderte sie. Sie hatte das Kinn vorgeschoben, und in ihren Augen lag ein seltsamer Glanz.

„Schon, bloß …“

„Ich hätte Colleen gar nicht erst adoptiert, wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass ich all ihren Bedürfnissen gerecht werden könnte“, fuhr sie fort und schien sich dabei langsam heiß zu reden. „Ich habe viel Geld in das Haus hier gesteckt und dann eine geringer bezahlte Stelle in einem guten Kindertagesheim angenommen, damit Colleen bei mir sein konnte.“

„Ich wollte damit nicht sagen …“

„Früher war ich Grundschullehrerin, aber wenn ich weiter in diesem Beruf gearbeitet hätte, hätten Colleen und ich nicht so viel Zeit miteinander verbringen können. Im Kindertagesheim hat sie viele soziale Kontakte zu anderen Kindern. Und wenn ich sie nicht für diesen Baby-Wettbewerb angemeldet hätte, hätten Scarlett und sie sich wohl ihr ganzes Leben lang nie kennen gelernt. Und trotzdem wären sie glücklich und in liebevoller Umgebung aufgewachsen. Sie hätten gar nichts versäumt.“ Libby sprach mit hoher, lieblicher Stimme und klang dabei sehr entschlossen.

Viel zu entschlossen.

Ihre Augen hingegen blickten ängstlich und auch trotzig.

Jetzt verstand Brady auch, was hier gerade passierte. „Du glaubst doch selbst nicht, was du da erzählst“, brummte er. Erschrocken begegnete sie seinem Blick und errötete. „Das meinst du doch nicht wirklich“, wiederholte er.

Schweigen.

„Du hast ja recht“, gab sie schließlich zu. Sie umschloss ihre Knie nun noch fester, und sie wirkte verletzlich. Ein schmerzlicher Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. „Es stimmt. Ich glaube selbst nicht, was ich sage.“ Sie schwieg eine Weile, dann fuhr sie fort: „Weißt du, seit deinem Anruf am Montag habe ich mir das selbst jede einzelne Minute lang eingeredet. Ich wollte unbedingt daran glauben, dass es nichts ausmacht, ob sie zusammen sind, aber das tue ich nicht.“ Brady erkannte, wie schwer es ihr fiel, ihre Gefühle in Worte zu fassen. „Wir müssen Ihnen die Gelegenheit geben, als Schwestern aufzuwachsen, nicht? Und wir müssen uns selbst die Gelegenheit geben, beide zu lieben“, befand sie. „Aber es gibt da ein Problem: Du wohnst in Ohio und ich hier in Minnesota, und ich habe einfach keine Ahnung, was wir jetzt tun sollen. Vielleicht … vielleicht wäre es doch leichter für uns alle gewesen, wenn wir nie etwas davon erfahren hätten.“

2. KAPITEL

„Ich kann noch bis Sonntag bleiben“, meinte Brady. „Bis dahin haben wir Zeit, uns zu überlegen, was mir tun wollen. Schließlich kriegen es doch eine ganze Menge Eltern auch hin, sich nach einer Scheidung das Sorgerecht zu teilen, selbst wenn sie wie wir in unterschiedlichen Bundesstaaten wohnen. Das lässt sich alles irgendwie regeln.“

„Ja, wahrscheinlich ist das so“, erwiderte Libby nachgiebig. Dann setzte sie ein kleines Lächeln auf und fragte: „Möchtest du noch etwas Kaffee?“ Als Brady nickte und „Ja, bitte“ sagte, gab ihr das die Gelegenheit, im Haus zu verschwinden.

Sie wollte auf keinen Fall, dass Brady mitbekam, wie sehr ihr das, was er über das geteilte Sorgerecht gesagt hatte, zu schaffen machte. Ein Blick auf das kleine Mädchen in seinen Armen, das ihrer Colleen bis aufs Haar glich, hatte ihr verraten, wie leicht es ihr fallen würde, beide Zwillinge ins Herz zu schließen … aber wie konnte sie die beiden bloß mit einen Fremden teilen?

Erwartete er etwa, dass sie ihm Colleen übers Wochenende oder in den Ferien überließ? Sie einfach ins Flugzeug setzte und sie siebenhundert Meilen weit allein reisen ließ? Um Gottes willen, nein!

Libbys eigene Eltern hatten sich scheiden lassen, als sie acht Jahre alt gewesen war, und damals hatte sie alle paar Monate ganz allein ins Flugzeug steigen müssen. Die Erinnerungen daran waren alles andere als angenehm. Ihre Mom hatte sich nie so recht mit der Scheidung abfinden können – oder mit dem Umstand, eine allein erziehende Mutter zu sein. Sie war nicht darauf eingestellt gewesen, plötzlich auf sich selbst angewiesen zu sein, also waren sie von Kansas City nach Chicago gezogen, wo Libbys Großeltern lebten. Trotzdem hatte es lange gedauert, bis Libbys Mutter mit der Situation zurechtkam.

Insofern war sie schockiert, als Libby sich aus eigenen Stücken dafür entschied, ganz allein ein Kind großzuziehen. „Wenn Glenn noch am Leben wäre, dann hätte ich mich über ein Enkelkind sehr gefreut, aber doch nicht so, Libby. Du weißt ja gar nicht, was da auf dich zukommt.“

Doch Libby liebte es, unabhängig zu sein und ihr Leben so einzurichten, wie sie es für richtig hielt. In ihrer Ehe hatte sie diese Freiheiten nicht gehabt. Und jetzt sprach Brady auf einmal über geteiltes Sorgerecht, als ob das alles so einfach wäre und sich problemlos in ihre beiden Lebensstile einfügen ließe. Er hatte ja keine Ahnung!

Als Libby zwei neue Becher mit Kaffee füllte und nach draußen brachte, war sie sich immer noch unsicher, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Auf der Terrasse stellte sie fest, dass Brady nicht mehr in seinem Liegestuhl saß. Sofort befiel sie eine schreckliche Panik – schließlich kannte sie ihn ja kaum und hatte ihn trotzdem einfach mit ihrer geliebten Tochter allein gelassen. War sie etwa verrückt geworden? Sekundenlang suchte sie hektisch die nähere Umgebung nach ihm ab, entdeckte ihn dann aber schnell: Er war unten im Garten, bei den Mädchen.

Was für ein Anblick!

Libby stellte die Kaffeebecher geräuschlos auf das Tischchen und sah ihnen zu. Brady lag direkt auf dem feuchten Gras, und die Zwillinge liefen um ihn herum, um ihn mit Herbstlaub zu überhäufen. Beide lachten laut und fröhlich – und ihre Stimmen klangen dabei genau gleich. Ausgelassen wirbelten sie die bunten Blätter durch die Luft, und Brady wehrte sich mit übertriebenem Tonfall. Darüber amüsierten sich die beiden offenbar ganz köstlich.

„Noch mehr Blätter? Ihr wollt noch mehr Blätter?“, rief er gerade mit seiner rauen Stimme, die Libby langsam immer vertrauter wurde. „Habt ihr mich etwa noch nicht tief genug begraben? Ich sag euch …“

In diesem Moment bemerkte er Libby und hielt abrupt inne. Sie musste sich beherrschen, um nicht laut loszulachen, so verschämt sah er aus. Wurde er etwa rot? Nein, wahrscheinlich lag das bloß daran, dass er mit den Mädchen im Garten herumgetollt hatte.

Umständlich richtete er sich auf. „Ich … äh …“, begann er und klopfte sich die letzten Blätter von der Kleidung. „Ich habe bloß … du weißt schon …“

„Ja, ich weiß schon“, lachte sie. „Die zwei hatten einen Riesenspaß.“ Sie wünschte sich, er würde mit ihr über die Situation lachen, aber offenbar zog er sich gerade in sich selbst zurück. Als er die Treppen zur Terrasse heraufkam, um seinen Kaffeebecher entgegenzunehmen, wirkte er ganz ernst und geradezu Furcht einflößend. Ganz wie ein Bauunternehmer und so gar nicht wie jemand, der mit zwei kleinen Mädchen durch den Garten toben würde.

Als sie ihm die Tasse gab, berührten sich ihre Finger kurz. Die Berührung war kaum spürbar, kaum erwähnenswert. So leicht wie die Puderquaste, mit der sie sich morgens übers Gesicht strich. Und trotzdem wurde Libby warm dabei, und sie wünschte, es wäre nicht passiert.

Das wünschte Brady sich vielleicht auch.

Wenn er überhaupt etwas gespürt hat, verbesserte sich Libby. Nun bezweifelte sie doch, dass der leichte Druck ihrer Finger ebenso lange auf seiner Haut verweilte wie auf ihrer. Ebenso bezweifelte sie, dass ihr Duft ihn auf die gleiche Weise umhüllte, wie seiner sie gefangen nahm. Er roch frisch und männlich-herb zugleich, wie frisch geschnitztes Holz, in dessen Aroma sich der Geruch des Herbstlaubs mischte.

Nein, er hatte die Berührung bestimmt nicht gespürt. Bestimmt gab es einen anderen Grund, warum er eben so schnell von ihr zurückgewichen war, warum er jetzt so finster dreinblickte.

Brady war sich bewusst, dass er zu oft viel zu unfreundlich dreinblickte. Er wusste auch, dass er dadurch unnahbar wirkte, manchmal sogar Furcht einflößend. Nun, das sollte ihm egal sein. Ganz bewusst drehte er Libby den Rücken zu, nahm einen großen Schluck Kaffee und starrte auf den bunten Teppich aus Herbstlaub.

Er hätte seinem Impuls, mit den Kindern im Laub herumzutoben, eben nicht nachgeben dürfen. Brady konnte es sich nicht leisten, dass diese Frau den Eindruck bekam, dass er einen weichen Kern hatte, nicht besonders klug war und sich leicht beeinflussen ließ. Dass man ihn mit ein paar schönen Worten schnell von seinen Zielen abbringen konnte und dass er dann bereitwillig alles tat, was von ihm erwartet wurde.

Obwohl er tatsächlich einen weichen Kern hatte, das war ihm durchaus klar. Wenn es um Scarletts Wohl ging, war er sogar butterweich. Jedes Mal, wenn seine Tochter ihm die kleinen Arme um den Hals schlang, ihn anlächelte oder ihm einen blauen Fleck zum Pusten hinhielt, schmolz sein Herz dahin wie Eis in der Mittagssonne.

Für Scarlett würde er alles tun. Er würde für sie durchs Feuer gehen, um ihr das zu bieten, was ihr zustand: Herumtoben im Herbstlaub. Schönes Spielzeug zu Weihnachten. Ein Studium. Ihre eigene Zwillingsschwester.

Zu welchen Opfern ist wohl Libby McGraw bereit, fragte er sich.

Sie sprachen kaum, während sie ihren Kaffee tranken. Die ganze Zeit beobachteten sie dabei die spielenden Kinder, bloß hin und wieder machten sie ein paar Bemerkungen.

Libby wartete, bis Brady seinen Becher geleert hatte, dann räusperte sie sich und sagte: „Wie wär’s, wenn wir noch eine Pizza essen gehen? Ein paar Straßen weiter gibt es ein kinderfreundliches Restaurant, und die Mädchen haben bestimmt noch genug Energie dafür, meinst du nicht? Es ist ja nicht mal sechs. Das heißt, bei euch in Ohio ist es jetzt kurz vor sieben.“

„Gut, dann machen wir das doch“, stimmte er zu.

Libby atmete einmal tief durch. „Ich will nämlich nicht bis zum Ende der Woche warten, bis wir das Ganze besprechen, Brady. Ich möchte heute reinen Tisch machen, damit wir beide wissen, woran wir sind.“

Er betrachtete sie – und zwar durchaus kritisch. Offenbar traute er ihr nicht so ganz. Sie erkannte es an der Art, wie er sein Kinn vorreckte und die Augen zusammenkniff. Sie merkte es auch daran, dass er immer wieder zu den Mädchen hinüberschaute. Nein, er traute ihr nicht.

Nun denn, dieses Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit, und vielleicht war das auch gut so. Lieber wollte sie übervorsichtig sein, als dass es ihr nachher leid täte.

Da es recht früh am Tag war, gab es in der Pizzeria noch viele freie Tische. Sie wählten einen, der in einer ruhigen Ecke hinten im Restaurant stand und von dem aus sie in die offene Küche blicken konnten. Die Mädchen kritzelten fröhlich mit Buntstiften auf Malpapier herum, schauten zu, wie die Pizzas in den Holzofen geschoben wurden, und tranken ihren Saft.

„Wohnst du schon lange in St. Paul?“, erkundigte sich Brady.

„Nein, ich wurde in Kansas City geboren“, erwiderte Libby. „Aber nach der Scheidung meiner Eltern bin ich in Chicago aufgewachsen. Meinen Ehemann habe ich dort an der Northwestern University kennen gelernt. Wir sind dann nach St. Paul gezogen, weil seine Firma ihn hierher versetzt hat. Das war kurz nachdem ich meinen College-Abschluss hatte.“

„Du bist ja ganz schön herumgekommen. Ich bin in Columbus im Staat Ohio geboren und lebe immer noch dort.“

„Dann ist Scarlett also ein Buckeye-Fan der dritten Generation?“ Die Buckeyes waren das Footballteam des Staates Ohio.

Brady lachte, und es klang ansteckend. „Nein, der fünften.“

„Oh, wow!“

„Mein Großvater hat mich zu den Spielen mitgenommen, als ich noch klein war, und sein Vater hat ihn mitgenommen. Jetzt mache ich dasselbe mit Scarlett. Allerdings hab ich keine Ahnung, ob das in der nächsten Saison auch so gut funktioniert, wo sie inzwischen so gut läuft. Sie will am liebsten die ganze Zeit herumrennen.“

„Das ist doch schön.“

Bradys Augen waren auch schön, wunderschön sogar. Eigentlich hatte Libby solche Dinge geflissentlich ignorieren wollen, aber das ging schlecht, wenn er ihr genau gegenübersaß und sie dabei auch noch so eindringlich anschaute. Sie hatte recht gehabt mit ihrer Vermutung von vorhin: Seine Augen waren nicht immer blau. Jetzt zum Beispiel wirkten sie eher rauchgrau … dunkel, verhangen und nachdenklich.

Libby hatte den Eindruck, dass Brady kein intellektueller Typ Mann war. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass er wissenschaftliche Bücher las oder sich im Fernsehen Dokumentarfilme anschaute. Aber er war auch nicht dumm. Auf sie wirkte er wie jemand, der seine Gedankengänge meist für sich behielt, um schließlich sein Gegenüber mit seinem nächsten Schritt zu überraschen. Seiner nächsten Frage zum Beispiel: „Du und dein Mann, habt ihr lange versucht, ein Kind zu bekommen? Habt ihr auch vorher alle Möglichkeiten der medizinischen Unterstützung durchprobiert, wie Stacey und ich?“

„Nein, überhaupt nicht“, erwiderte Libby. Die Frage verblüffte sie so sehr, dass sie gar nicht anders konnte, als sie spontan und ehrlich zu beantworten. Die wenigsten Leute würden einen gleich bei der ersten Begegnung nach der Fruchtbarkeit fragen. Tatsächlich hatten sie und Glenn gar keine Zeit gehabt herauszufinden, ob sie auf diesem Gebiet Probleme hatten. „Bloß drei oder vier Monate“, fügte sie hinzu. „Glenn war erst mit siebenunddreißig bereit für ein Kind.“

Zu spät fiel ihr auf, was sie damit unbewusst vermittelt hatte – dass sie selbst schon viel eher bereit gewesen wäre.

Nun denn, es stimmte ja auch. Obwohl sie zehn Jahre jünger gewesen war als Glenn, hatte sie sich schon lange ein Kind gewünscht, aber er hatte sich durchgesetzt, wie immer. Er war noch nicht bereit gewesen, sie mit einem Sohn oder einer Tochter zu teilen, er wollte sie erst mal ganz für sich haben. Außerdem wollte er zunächst einige berufliche Ziele erreichen, wollte sich so schnell nicht verpflichten und nachts durch Babygeschrei aus dem Schlaf gerissen werden. Libby hatte sich die ganze Zeit eingeredet, dass sie all diese Gründe verstand und dass es ihr nichts ausmachte zu warten.

Sie wünschte bloß, sie hätte Brady Buchanan nicht gerade ihr größtes Geheimnis verraten: dass ihre Ehe mit Glenn vor seiner Krankheit nicht besonders glücklich gewesen war. In den letzten Monaten seines Lebens waren sie sich viel näher gekommen als je zuvor, und das Andenken daran wollte Libby nicht durch andere, weniger innige Erinnerungen verderben.

Schnell redete sie weiter: „Als bei ihm Krebs festgestellt wurde, war das das Aus. Bei dieser Krebsart und der Therapie, der er sich unterziehen musste, war völlig ausgeschlossen, dass er jemals ein Kind zeugen könnte, selbst wenn er überlebt hätte.“

„Das muss sehr schlimm für dich gewesen sein.“

„Das war es auch. Ein doppelter Verlust, in vielerlei Hinsicht. Ich hatte meinen Mann verloren und dazu die Möglichkeit, ein Kind von ihm zu bekommen. Und trotzdem hat es lange gedauert, bis ich mich für eine Adoption entschieden habe. Ich wusste, dass das für mich als allein stehende Frau ein schwieriges Unterfangen werden würde.“

Wieder schwiegen sie eine Weile, dann räusperte sich Brady und wechselte das Thema. „Wenn du nur hierher gezogen bist, weil dein Ehemann nach St. Paul versetzt wurde, dann hast du hier wahrscheinlich auch keine Eltern oder Geschwister, stimmt’s?“

„Nein, ich habe nirgendwo Geschwister“, entgegnete Libby.

Immer noch fixierte er sie nachdenklich mit seinen grauen Augen, und das verunsicherte sie. Sie kam sich vor, als säße sie in einem Interview … oder im Examen. Colleen und Scarlett zuliebe schluckte sie ihren wachsenden Ärgern herunter und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie unwohl sie sich in ihrer Haut fühlte. Was bezweckte er eigentlich?

„Ich bin Einzelkind“, erklärte sie schließlich.

„Ich auch.“

„Wie gesagt, meine Eltern haben sich scheiden lassen, als ich noch in der Grundschule war. Meine Mutter wohnt immer noch in Chicago, und mein Vater ist gestorben, als ich achtzehn war.“

„Das tut mir leid.“

„Ja, es war sehr schlimm für mich“, antwortete sie. Sie dachte nicht gern daran zurück.

Die Kellnerin brachte die Familienpizza und Salatteller. Brady nahm ein Messer und schnitt eine Ecke für Scarlett in mundgerechte Stücke. Dann hob er eine weitere Pizzaecke auf Libbys Teller, während sie damit beschäftigt war, Colleen zu helfen.

Als Brady ein drittes Pizzastück auf den eigenen Teller gleiten ließ, landete etwas Tomatensauce auf seinem Zeigefinger. Gelassen lutschte er es vom Finger.

„Du meintest doch vorhin, dass du so schnell wie möglich besprechen möchtest, was wir nun tun sollen“, setzte er an. „Heißt das, dass du schon eine Vorstellung davon hast?“

„Es heißt bloß, dass ich weiß, was wir tun müssen“, verbesserte sie ihn schnell. „So, wie ich das sehe, haben wir nämlich keine Wahl.“ Sie nahm einen kleinen Bissen von ihrer Pizza und spürte sofort, dass sie gar keinen Appetit hatte. In ihrem Magen ging es drunter und drüber, ihr war regelrecht übel.

„Gut, dann erzähl mir, wie du das siehst.“ Brady lehnte sich ein Stück nach vorn, und sein Gesichtsausdruck war ernst.

„Ich halte nichts von dem, was du vorhin angedeutet hast, diese gegenseitigen Besuche, als wären die beiden Scheidungskinder“, begann Libby.

„Nicht?“ Brady wirkte, als würde er ihr aufmerksam zuhören, und das gefiel ihr. Sie hielt sich an diesem Gedanken fest und unterdrückte ihre Übelkeit, so gut es ging. Hoffte von ganzem Herzen, dass sie ihn erreichen würde mit dem, was sie zu sagen hatte.

„Die Mädchen haben schon ihre leiblichen Eltern verloren, wer auch immer sie sind“, fuhr Libby fort. „Und damals, in Vietnam, haben wir bei der Adoption versprochen, dass wir die Kinder auch mit der Kultur ihres Landes in Berührung bringen.“

„Ja, ich erinnere mich daran.“

„Es dürfte ziemlich schwierig werden, dieser Aufgabe wirklich gerecht zu werden, sodass sie mehr als bloß eine Alibi-Funktion bekommt. Schließlich liegt jetzt ein ganzer, großer Ozean zwischen uns und dem Herkunftsland der Kinder. Und ich kann es einfach nicht zulassen, dass die Beziehung zwischen den beiden auch bloß eine Alibi-Beziehung bleibt. Außerdem sind Colleen und Scarlett viel zu jung, als dass wir sie allein ins Flugzeug setzen und hin und her schicken könnten. Und so, wie ich es sehe, gibt es nur eine Möglichkeit, das zu vermeiden“, beendete Libby ihre Ausführungen.

„Und zwar?“ Brady neigte den Kopf und betrachtete sie nun skeptisch.

Sie atmete noch einmal tief durch und sagte dann, was sie sagen musste: „Einer von uns muss wohl umziehen.“

Also gut, dachte Brady. Eigentlich hatte er sich das ja denken können. Und war es nicht der einzig vernünftige Schluss, zu dem ein mitfühlender Mensch kommen konnte? So schlimm war es ja nun auch wieder nicht: Es waren schon ganz andere Leute aus weitaus geringfügigeren Grünen von einem Ort an den anderen gezogen. Und hätte er nicht selbst genau denselben Vorschlag gemacht, wenn Libby ihm nicht zuvorgekommen wäre?

Nein, das hätte er nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Er biss ein großes Stück Pizza ab und war sich dabei durchaus im Klaren darüber, dass sie ihre eigene Ecke kaum angerührt hatte.

Einer von ihnen beiden sollte also umziehen, hatte sie gesagt? Er konnte den unausgesprochenen Nachsatz förmlich hören, der in der Luft lag: Und weil ich mich hier in St. Paul wohl fühle, sehe ich gar nicht ein, warum ausgerechnet ich diejenige sein sollte.

Na, da irrte sie sich aber!

Wenn er umziehen sollte, müsste er sein Bauunternehmen verkaufen, und Scarlett würde die enge Beziehung zu ihrer liebevollen Großmutter einbüßen. Libby dagegen hatte hier in St. Paul keine Verwandten und würde fast überall sofort eine Anstellung finden. Verlangte er zu viel, wenn er erwartete, dass sie diejenige sein sollte?

„Columbus in Ohio ist eine tolle, kinderfreundliche Stadt“, sagte Brady mit fester Stimme. „Man kann dort recht günstig wohnen, und die Leute sind offen und freundlich. Die Winter sind auch viel milder als hier. Ihr lebt euch bestimmt schnell ein, ich helfe gern mit dem Umzug.“

Nun war Libby offenbar sprachlos. Sie saß einfach da und errötete langsam immer mehr. Sie öffnete den Mund, sah zunächst Colleen an, dann Brady und schließlich Scarlett. Immer noch brachte sie kein Wort heraus.

„Ich kann mir dich gut im Stadtteil Upper Arlington vorstellen“, fuhr er fort. „Vielleicht auch Worthington oder Clintonville, dort wohne ich selbst. Bexley ist wunderschön, aber das liegt auf der anderen Seite der Stadt, von mir aus gesehen.“

„Es ist wohl wenig sinnvoll, erst siebenhundert Meilen weiter in einen anderen Bundesstaat zu ziehen und dann immer noch eine ganze Weile fahren zu müssen, damit die Mädchen sich sehen können“, sagte Libby endlich. Brady bemerkte, dass ihre Stimme dabei ein wenig zitterte.

Kämpfte sie etwa gerade mit den Tränen? Das konnte er nachvollziehen, ihn berührte das auch alles sehr. Heute waren ihre beiden Leben völlig umgekrempelt worden … und er hoffte inständig, dass sie trotz allem eine gemeinsame Lösung finden würden.

Wieder wartete Brady darauf, dass Libby ihm auf seinen Vorschlag hin ein Gegenangebot machen würde – wie er das von seinen potenziellen Kunden kannte, wenn sein Unternehmen ihnen ein Angebot für ein Großprojekt unterbreitete.

Gut, ich ziehe um, aber erst im Frühling.

Gut, ich ziehe um, aber es wäre nur gerecht, wenn du die Hälfte der Kosten übernehmen würdest.

Gut, ich ziehe um, aber ich brauche dann eine vorläufige Unterkunft, bevor ich mir etwas Dauerhaftes suche. Und außerdem möchte ich mir noch ein Hintertürchen offen lassen, falls das Ganze nicht klappen sollte. Ich will mein Haus hier in St. Paul nicht verkaufen, und ich möchte auch hin und wieder hierher kommen, um meine Freunde zu besuchen.

Libby sagte nichts von alledem. Stattdessen schenkte sie sich selbst Limonade und Colleen noch etwas Saft ein. Dann half sie Colleen mit der Pizza.

Brady bemerkte, dass ihre Hände zitterten, und hatte plötzlich das seltsame Bedürfnis, sie zwischen seine schwieligen Handflächen zu nehmen und zu sagen: „Halt. Es ist schon gut. Macht es dir so viel aus, wegzuziehen? Wenn dir St. Paul so wichtig ist, dann komme ich gern her. Es scheint eine tolle Stadt zu sein, und ich fühle mich hier bestimmt sehr wohl.“

War es das, was sie wollte? Waren ihre bebenden Hände bloß eiskalte Berechnung, ein Versuch, ihn zu beeinflussen? Überraschen würde es ihn nicht. Bei einigen Frauen war alles, was sie taten, reine Strategie. Er wünschte sich bloß, Libby würde einfach sagen, was sie wollte, aber das tat sie nicht.

Stattdessen sprach sie in ausgesprochen fröhlichem Ton mit ihrer Tochter: „Warte, ich schneide das große Stück mal für dich durch, mein Schatz. Ja, ich weiß schon, du würdest das lieber selbst machen, aber bei diesem Stück muss Mommy dir mal helfen. So, fertig, wunderbar.“

Es gefiel Brady, wie Libby mit dem Kind redete. Liebevoll, deutlich und bestimmt. Sie war sehr aufmerksam, machte dabei aber nicht zu viel Getue. Und auf einmal machte er ihr ganz von selbst all die Gegenangebote, die er eigentlich von ihr erwartet hatte.

„Du kannst mit dem Umzug gern bis zum Frühling warten, wenn dir das lieber ist“, sagte er. „Ich trage auch die Kosten. Außerdem habe ich ein ziemlich großes Haus, dort könnt ihr erst mal unterschlüpfen, während ihr euch etwas Dauerhaftes sucht. Das Haus hier in St. Paul brauchst du nicht gleich zu verkaufen. Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn dieses Hintertürchen erst mal geöffnet bleibt, falls das Ganze nicht klappt.“

„Du hast dir das schon alles ganz genau überlegt, stimmt’s?“ In ihrer Stimme schwang eine unterdrückte Anschuldigung mit.

„Da gab’s nicht viel zu überlegen“, erwiderte Brady. „Das meiste ist doch offensichtlich.“

„Und bis zu welchem Datum sollte ich mich entschieden haben?“

Brady betrachtete sie genauer. War sie etwa wütend? Er hatte keine Ahnung, was er von ihrer Reaktion halten sollte, wusste nicht, was gerade in ihr vorging.

Wenn seine Mom wütend oder gekränkt war, dann ließ sie ihn ganz genau wissen, was sie dachte. Mit lauten, deutlichen Worten. Und wenn sie ihn mit irgendwelchen Strategien zu etwas bewegen wollte und er ihr das auf den Kopf zusagte, dann gab sie das auch sofort zu. Genau das schätzte er so an ihr.

Mit Stacey hingegen war es anders gewesen. Immer wieder hatte sie ihn angelogen. Ihm etwas vorgespielt, damit sie bekam, was sie wollte. Dabei hatte sie sein Pflichtgefühl ihr gegenüber schamlos ausgenutzt.

Brady wartete darauf, dass sich herausstellte, ob Libby eher wie Mom oder wie Stacey war, aber es tat sich nichts. Stattdessen rutschte Colleen unruhig auf ihrem Kinderstuhl hin und her und sah dabei ziemlich unglücklich aus. Die Ablenkung war willkommen.

„Ich glaube, sie braucht eine neue Windel“, meinten Brady und Libby beide gleichzeitig.

„Ich nehme sie mal kurz mit“, fügte Libby hinzu. „Du kannst gern die ganze Pizza und den Salat aufessen, ich bin fertig.“

„Du hast aber nicht gerade viel davon gehabt“, stellte er fest. „Noch nicht mal dein erstes Stück hast du aufgegessen.“

Sie zuckte mit den Schultern und lächelte höflich. „Ich hatte eben keinen großen Hunger.“ Hand in Hand ging sie mit ihrer Tochter in Richtung Toiletten und gab noch immer nicht zu erkennen, wie sie sich wirklich fühlte.

Hilflos sah Brady ihr nach.

3. KAPITEL

An einem Donnerstag Ende Oktober verlegten Libby und Colleen ihr Leben nach Ohio. Davor hatte Libby fünf Wochen lang Listen erstellt, herumtelefoniert, mit Immobilienmaklern und Umzugsunternehmen verhandelt, Kisten gepackt, Dinge aussortiert und weggegeben.

Ihre Mutter stand dem Umzug sehr skeptisch gegenüber. „Ist es denn wirklich so wichtig, dass Colleen Kontakt zu ihrer Schwester hat?“, hatte sie Libby mehrmals am Telefon gefragt.

„Brady und ich sind beide überzeugt davon“, hatte Libby erwidert.

„Aber du hast mir doch immer erzählt, du wolltest am liebsten unabhängig sein, und dass du es am besten findest, dich ganz allein um das Mädchen zu kümmern … obwohl ich ja schon immer gedacht habe, dass es schwerer würde, als du dachtest. Und jetzt machst du auf einmal eine 180-Grad-Drehung!“

Libby und Colleen nahmen sich zwei Tage Zeit für die Fahrt von Minnesota nach Ohio und verbrachten Donnerstagnacht in einem Motel, das etwa auf halber Strecke in Illinois lag. Am nächsten Morgen war Colleen schon früh wach, und Libby zog ihr das niedliche Ensemble an, das sie extra für ihren Ankunftstag eingepackt hatte: ein langärmliges Kleid aus Sweatshirtstoff in den Farben Rosa und Weiß, mit hoher Taille, weitem Rock und dazu passenden Leggings.

Brady hatte Libby eine detaillierte Wegbeschreibung zu seinem Haus in Columbus gegeben. Er wohnte in einer ruhigen Wohngegend mit vielen Bäumen. Es war ein kühler Tag, und zweifellos war es nun Herbst geworden: Unter den kahlen Bäumen häuften sich rostfarbene, braune, orangefarbene und goldene Blätter. Ihr fiel jedoch auf, dass es hier sehr viel milder war als noch vor zwei Tagen in St. Paul.

Schließlich erreichten sie Bradys Haus. Es war aus sandfarbenem Stein gebaut und hatte hellblaue Fensterläden sowie ein schräges Ziegeldach. Davor gab es eine große Rasenfläche mit einigen großen Bäumen, dahinter konnte sie den Garten sehen.

Libby parkte den Wagen vor einer Hälfte der Doppelgarage und ging mit Colleen an der Hand zur Haustür. Gerade hatte sie geklingelt, da hörte sie auch schon Bradys schwere Schritte, und wenig später wurde die Tür geöffnet.

„Hi.“ Nur eine Sekunde lang begegnete sein Blick ihrem, dann hob Brady die Hand zum Gruß. Er wirkte ein wenig abwesend.

Erinnerungen an die gemeinsamen Tage in St. Paul wurden wach, und Libby wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie hatte schon wieder ganz vergessen, wie er auf sie wirkte, wie ihr Körper auf seine Ausstrahlung reagierte.

Brady hielt sich gerade ein Handy gegen das Ohr, offenbar gab er seinem Gesprächspartner einige Anweisungen für ein Bauprojekt. Abmessungen, Mengenangaben, Kennzahlen, so etwas in der Art. Er trug Jeans, ein schwarzes Sweatshirt und eine Wasser abweisende graue Jacke. Ganz als wäre er eben erst nach Hause gekommen – oder hatte das Haus gerade verlassen worden. Seine Tochter war nirgends zu sehen.

Libby fror, jetzt wo sie nicht mehr im beheizten Auto saß, und sie war müde und gereizt. Angesichts der Strapazen, die sie in den letzten sechs Wochen hatte auf sich nehmen müssen, wünschte sie sich mehr als bloß ein Hi und einen kurzen Blick. Und es passte ihr ganz und gar nicht, dass sie sich so ungemein stark zu Brady hingezogen fühlte. Sie bückte sich und nahm Colleen auf den Arm.

Er lauschte immer noch seinem Gesprächspartner, schob alle paar Sekunden ein Ja ein. Schließlich trat er einen Schritt zurück und zog Libby zu sich ins Haus.

Erneut atmete sie den erdigen, sinnlichen Duft ein, der ihr schon bei der ersten Begegnung an ihm aufgefallen war und der sie an frisch geschnitztes Holz erinnerte. Schon lange war sie in Anwesenheit eines Mannes nicht mehr so befangen gewesen wie jetzt.

Brady schob mit dem Fuß die Tür hinter ihnen zu und wandte sich kurz vom Hörer ab, um zu Libby zu sagen: „Geh schon mal die Treppe rauf, dann ganz bis hinten durch.“ Er folgte ihr und beendete das Telefongespräch erst, als sie vor der geschlossenen Tür des Zimmers standen, das Libby nun vorübergehend beziehen würde.

„Entschuldige bitte“, sagte er schließlich, als er den aufklappbaren Teil des Hörers wieder zurückklappte. „Ich habe mir heute frei genommen, um das Haus ein bisschen herzurichten, aber die Leute lassen mich einfach nicht in Ruhe. Wir sind gerade mit einem Großprojekt beschäftigt, mit dem wir etwas in Verzug geraten sind, aber so wichtig ist es nun auch wieder nicht.“

„Klingt ganz, als ob es doch so wäre.“ Libby tat einen Schritt zur Seite, um ihn zur Tür durchzulassen.

Er lächelte ein wenig reumütig, sodass um seine Augen kleine Fältchen erschienen und seine regelmäßigen weißen Zähne zu sehen waren. „Na ja, aber nicht ganz schrecklich wichtig.“

Nun lächelte Libby auch. „Ein kleiner, aber bedeutender Unterschied, schätze ich. Wo ist eigentlich Scarlett?“, fügte sie schnell hinzu.

Sie war ganz aufgeregt bei dem Gedanken daran, Colleens Zwillingsschwester wieder zu sehen, mochte aber dieses Gefühl nicht so recht zulassen. Es erschien ihr zu riskant, so schnell so viel zu empfinden.

„Mom passt freitags auf sie auf“, erwiderte Brady. „Sie arbeitet immer von Montag bis Donnerstag“, fuhr er fort. „An diesen Tagen ist Scarlett im Kindertagesheim. Ihr seid früher angekommen, als ich dachte. Ich wollte gerade losfahren, um sie von Mom abzuholen. Hier …“ Er öffnete die Tür.

Dahinter lag ein großes Zimmer, das die gesamte Fläche über der Doppelgarage einnahm, und es hatte gleich in drei Wänden Fenster. Die weißen Vorhänge sahen aus, als hätte Brady sie dort gerade erst angebracht. Libby erblickte ihr Doppelbett aus Eichenholz mit passender Schlafzimmerkommode und Frisiertischchen, ihre geblümte Bettwäsche und den Schaukelstuhl, den sie letztes Jahr gekauft hatte, damit sie Colleen darin ihr Fläschchen geben konnte.

Brady hatte den Schaukelstuhl so hingestellt, dass die Wintersonne darauf fiel. Direkt daneben stand das dazu passende Kinderbettchen aus Eiche mit der weißen bestickten Bettwäsche.

Oben auf der Schlafzimmerkommode stand auf einer Kunststoffunterlage ein Bierkrug aus Zinn, regelrecht voll gepfropft mit einem Riesenstrauß Blumen aus dem Supermarkt, die immer noch in Silberpapier eingewickelt waren.

„Wenn du irgendetwas verändern möchtest“, meinte Brady, „sag nur Bescheid.“

„Nein, es sieht alles ganz toll aus.“ Abgesehen von dem Supermarktaufkleber, der noch auf dem Blumenpapier prangte.

Der Strauß sagte mehr als tausend Worte. Offenbar hatte Brady sich gemerkt, dass es bei ihr im Haus viele Blumen gab, und sich dann die Mühe gemacht, ebenfalls welche zu besorgen. Allerdings wusste er ganz offensichtlich nicht, wie er sie in der Vase anordnen sollte, er besaß ja noch nicht mal eine Vase. Diese Kombination aus Fürsorglichkeit und Unbeholfenheit ging ihr gefährlich nahe.

„Das ist ein ganz tolles Zimmer“, sagte Libby und meinte es auch so.

„Nebenan ist gleich ein Badezimmer, das ihr ganz für euch habt.“

„Du hättest aber das Bett nicht zu machen brauchen.“

Brady zuckte mit den Schultern. „Du bist mit deinem ganzen Hab und Gut über siebenhundert Meilen weiter gezogen, und ich habe dir das Bett gemacht. Sind wir da schon quitt?“

Libby lachte, und die Anspannung, die in der Luft lag, ließ ein wenig nach. Colleen befreite sich aus den Armen ihrer Mutter, wackelte auf den Schaukelstuhl zu und warf sich dagegen, um ihr Gesicht in das Sitzkissen zu drücken. Dabei reckte sie ihren runden bewindelten Po in die Luft. Sie liebte den Stuhl, und Libby war dankbar, dass es in dieser fremden Umgebung etwas gab, das dem Mädchen vertraut war.

„Ich helfe dir schnell, den Wagen zu entladen, dann hole ich Scarlett ab“, sagte Brady. Er beobachtete Lisa-Belle dabei, wie sie ihrerseits Colleen beobachtete.

Ihm war die ganze Situation unangenehm. Erst hatte sein Kollege Nate ihn minutenlang am Telefon belästigt, und jetzt wusste er nicht, was er zu Libby sagen sollte.

Willkommen in meinem Leben vielleicht?

Und das mit den Blumen war bestimmt auch keine so gute Idee gewesen.

„Habt ihr Hunger?“, fragte er, und es klang ein wenig schroff. „Ich kann ja kurz Kaffee kochen und einen kleinen Snack vorbereiten, ihr zwei setzt euch dann erst mal hin, während ich die Sachen aus dem Auto hole.“ Dann wäre er wieder für sich allein.

„Nein, wir müssen jetzt noch nichts essen, danke. Und ich überlass dir bestimmt nicht die ganze Arbeit.“

Mist, das hatte also nicht geklappt. Eigentlich hatte Brady ihnen beiden auf diese Weise eine Auszeit geben wollen, damit sie in den nächsten zehn Minuten nicht die Gegenwart des anderen zu spüren brauchten. Er versuchte es noch einmal. „Du kannst auch erst mal duschen, wenn du magst.“

„Später. Jetzt noch nicht.“ Offenbar war sie selbst zu angespannt, um diese Fluchtmöglichkeit als solche zu erkennen. „Jetzt sollten wir erst mal alles auspacken.“

Libby war zwar zierlich, packte aber gut zu. Als Brady wieder einmal zum Auto zurückkam, lehnte sie sich gerade ins Innere, um eine Kiste vom Rücksitz zu nehmen. Dabei spannte sich der geblümte Rock um ihren festen, runden Po. Sofort regte sich etwas in ihm, das Blut schoss ihm heiß durch die Adern.

Oh nein! Nicht schon wieder!

Er wollte sich nicht so stark von seinen Hormonen bestimmen lassen. Manchmal war es ganz schön nervenaufreibend, im Körper eines Mannes zu stecken. Was würde Libby bloß von ihm halten, wenn sie wüsste, was gerade in ihm vorging?

Während der eineinhalb Tage, die er bei ihr in Minnesota verbracht hatte, war ihm klar geworden, dass es keinen Mann in ihrem Leben gab. Und sie wiederum musste ebenso festgestellt haben, dass er seit Staceys Tod keine weitere Beziehung gehabt hatte. Rein körperlich spürte er manchmal das quälende Verlangen, einer Frau nahe zu sein, aber auf der Gefühlsebene widerstrebte es ihm, sich auf jemandem einzulassen. Also war er allein geblieben.

Demnach waren sie beide ungebunden, Libby und er. Rein theoretisch könnten sie also heute Nacht ein Bett teilen, wenn ihnen danach zu mute wäre – sobald die Mädchen schliefen. Doch Brady glaubte nicht an reinen Sex ohne Gefühle und Verpflichtungen, und er war sich ziemlich sicher, dass Libby ebenso wenig davon hielt. Wenn er mit einer Frau schlief, dann hatte das auch etwas zu bedeuten. Außerdem mussten sie auf die Kinder Rücksicht nehmen. Also sollten sie sich um eine funktionierende freundschaftliche Beziehung bemühen, die die kommenden zwanzig Jahre überdauern würde. Wenn sie jetzt gleich Sex ins Spiel brachten und eine kurzlebige Affäre begannen, dann würden am Ende bloß ihre Töchter darunter leiden.

4. KAPITEL

Als Brady seine Tochter Scarlett von seiner Mutter abholte, musste er diese erst mal davon überzeugen, dass sie nicht sofort mit ihm nach Hause fahren könnte, um Colleen ans Herz zu drücken. Das war für sie nicht unmittelbar einzusehen. Schließlich hatte sie doch gerade ein Enkelkind dazubekommen, und nun war sie genauso aufgeregt wie damals, als er und Stacey Scarlett zu sich geholt hatten. Vielleicht sogar noch aufgeregter.

„Und warum kann ich nicht gleich mitkommen?“, hakte sie nach, dabei hatten sie das in den Wochen vor Libbys und Colleens Ankunft schon mehrmals durchdiskutiert.

„Weil es Lisa-Belle gegenüber nicht fair wäre“, erklärte Brady. „Und Colleen gegenüber auch nicht.“

Genauer konnte er das nicht erklären, er drückte damit auch eher ein Gefühl aus, das ihm sagte: Gib Libby und Colleen Zeit. Schüchtere sie nicht noch zusätzlich ein, wo die Situation doch schon beängstigend genug ist.

Dass Libby sich tatsächlich nicht hundertprozentig wohl in ihrer Haut fühlte, spürte Brady schnell, als er mit Scarlett wieder zu Hause war. Die Luft war so dick, dass man sie mit dem Messer hätte schneiden können. Ungeduldig blickte er auf die Armbanduhr. Noch drei Stunden, dann erst konnten sie die Kinder ins Bett bringen. Und bis sie selbst schlafen gingen, würde es wohl noch fünf oder sechs Stunden dauern. Sie standen sich gegenüber, und Libby schaute ihn aus ihren wunderschönen großen blauen Augen an. Sie wussten beide nicht, was sie tun oder sagen sollten.

Für die Fahrt von seiner Mutter hierher hatte Brady ein bisschen länger gebraucht, als erwartet. Die Polizei hatte die Lane Avenue wegen der alljährlichen Homecoming-Parade abgesperrt. Der große Umzug war ein Treffpunkt für die ehemaligen Studenten der Ohio State University. Also hatte Brady drum herum fahren müssen, und der Verkehr war ganz schön dicht gewesen.

„Hör mal“, sagte er schließlich und folgte damit einer plötzlichen Eingebung. „Was hältst du von frischer Luft und ein bisschen Bewegung? Heute veranstaltet die Universität nämlich ihre Homecoming-Parade. Das Ganze ist vielleicht etwas albern, macht aber Spaß. Es gibt einen großen Umzug mit Wagen, von denen die Leute Bonbons werfen. Außerdem ist noch eine Blaskapelle unterwegs, und die hat wirklich was drauf.“

„Okay, hört sich gut an.“ Libby lächelte und wirkte erleichtert. Das bestätigte seine Vermutung, dass sie sich genauso unwohl in ihrer Haut fühlte wie er. Dass sie sich wahrscheinlich ebenso vor dem elektrisierenden Knistern fürchtete, das allzu leicht zwischen ihnen entstehen konnte. „Wann wollen wir los?“

„In fünf Minuten? Oder ist das zu früh?“

„Nein, das geht schon. Ich ziehe mir bloß schnell eine Hose an.“

Der bevorstehende Ausflug gab beiden einen neuen Energieschub und ließ gleichzeitig die Anspannung von ihnen weichen. Die gute Stimmung übertrug sich sofort auf die Mädchen. Scarlett weigerte sich zunächst, ihren Mantel anzuziehen, und spielte erst mal mit Daddy Fangen. Mit der ihr eigenen halsbrecherischen Geschwindigkeit wackelte sie vom Wohnzimmer in den Flur, dann durch die Küche und wieder ins Wohnzimmer zurück. Dabei lachte sie fröhlich.

Brady ließ sie zunächst entkommen und tat so, als könne er mit ihr nicht Schritt halten. Schließlich fing er sie im Eingangsbereich ab. Kichernd stolperte sie über ihre eigenen Füße und fiel ihm in die Arme.

„Hab ich dich endlich! Jetzt wirst du aber angezogen!“ Als er hochblickte, sah er, dass Colleen ihn und Scarlett mit großen dunklen Augen durch die Holzstreben der Treppe beobachtete. Sie war ein paar Stufen nach oben geklettert.

„Na, willst du mitspielen?“, lud er sie ein.

Sein Herz machte einen kleinen Satz. Langsam gewöhnte er sich an den Gedanken, dass er jetzt zwei Töchter hatte, aber Colleen verstand noch nicht, was das bedeutete. In dieser ihr fremden Umgebung war sie ein wenig unsicher. Das konnte Brady der Kleinen gut nachfühlen, also beschloss er, sie nicht zu bedrängen. Sie brauchte Zeit.

Wenige Minuten später kam Libby die Treppe herunter. Sie trug Jeans, die sich eng um ihre kurvigen Hüften und Oberschenkel schmiegten, dazu ein langärmeliges Stretchtop mit Streublumenmuster und einem großzügigen runden Ausschnitt. Das Top hatte an der Vorderseite eine Knopfleiste mit kleinen Perlmuttknöpfen, die zwischen Libbys festen, runden Brüsten endete. Genau dort ruhte auch Bradys Blick. Wenn nur ein Knopf offen stünde, würde er den Schatten zwischen den beiden Wölbungen sehen, bei zwei offenen Knöpfen könnte er sein Gesicht in der Mulde vergraben und ihre zarte Haut an den Wangen spüren. Du liebe Güte!

Schluss damit, Brady, ermahnte er sich. Das reicht!

Über Libbys Arm hing ihr hellgrauer Mantel, Colleens rosa und lila gemustertes Mäntelchen hielt sie in der Hand. Solange sich Libby schnell etwas überzog …

Ja, was war dann? Dann würde er sich beherrschen können, bis sie den Mantel wieder abstreifte? Nein, das war leider nicht gut genug, da musste er sich schon etwas mehr anstrengen. Und zwar in den nächsten Wochen oder sogar Monaten, die sie zusammen in diesem Haus wohnen würden.

Als Libby und Brady die Mädchen in ihren Kindersitzen festgeschnallt hatten, fuhren sie die kurze Strecke zum Campus der Universität und fanden sogar schnell einen Parkplatz.

An der Straße, durch die sich der Umzug bewegte, fuhren gerade die ersten Wagen vorbei. Es war noch immer recht hell, im Westen färbte die Sonne den Himmel in zarten Rot- und Rosatönen ein.

Brady hatte es seit Jahren nicht geschafft, sich den Umzug anzuschauen, und stellte fest, dass sich seit dem letzten Mal nicht viel verändert hatte. Das von den ehemaligen Studenten anlässlich der Veranstaltung gekrönte Königspaar fuhr in Oldtimern vor, und von den ganz unterschiedlichen Wagen schleuderten die Menschen Bonbons in die Menge. Höhepunkt war die Blaskapelle, ihretwegen kam Brady zum Umzug, wenn er es einrichten konnte.

Libby hörte von weitem die Trommeln und horchte. Den Kragen ihres Mantels hatte sie hochgeklappt, auf dem Kopf trug sie einen glockenförmigen Hut in den Farben Rosa und Grau. Ihre Wangen waren von der Kälte gerötet, und ihre Augen funkelten.

Die beiden Mädchen hatten ihren Spaß daran, die Süßigkeiten einzusammeln, obwohl Colleen gar nicht zu wissen schien, was sie da in den Händen hielt – offenbar achtete Libby auf eine gesunde Ernährung. Scarlett hingegen kannte sich umso besser aus, denn ihre Großmutter steckte ihr gern die eine oder andere Nascherei zu. Aufgeregt liefen die Zwillinge umher und hoben die bunten Bonbons und Lutscher auf, Colleen in ihrem rosa und lila gemusterten Mantel, und Scarlett in einer mit Vlies gefütterten Jeansjacke. Bald schon hatten sie mehr eingesammelt, als sie tragen konnten.

Libby nahm den Hut ab, und vereinzelte goldene Strähnen wehten ihr ins Gesicht. „Ihr könnt die Bonbons hier hineinlegen“, forderte sie die Kinder auf. Die zwei liefen hin und her und erbettelten sich immer mehr von den Erwachsenen, die ebenfalls Süßigkeiten einsammelten. Es dauerte nicht lange, bis Libbys Hut gefüllt war. „Und was jetzt?“, wandte sie sich lachend an Brady.

Der trug zwar nichts auf dem Kopf, hatte aber Jackentaschen mit erstaunlichem Fassungsvermögen. Libby nahm eine Hand voll Bonbons aus dem Hut, hielt mit der anderen Hand die Tasche auf und schob die Süßigkeiten hinein. Brady spürte, wie sich die Jacke um seine Schulter spannte, und stellte fest, dass sich ihre Köpfe beinahe berührten.

Die Kragenspitze von Libbys Mantel strich ihm über die Wange, und während Libby eine weitere Hand voll Naschereien aus ihrem Hut holte, stieß sie mit der Schulter gegen seinen Arm und mit der Hüfte gegen seinen Oberschenkel. Die Versuchung war groß, Libby noch näher zu kommen, um ihr weiches Haar an seinen Lippen zu spüren. Eine winzige Berührung reichte, um seinen ganzen Körper in Aufruhr zu bringen.

Halt!

„So, jetzt habe ich wieder mehr Platz für Süßigkeiten“, sagte sie und entfernte sich von ihm.

Die Musik wurde lauter, die Kapelle näherte sich. Hier und dort jubelten die Umstehenden den Musikern zu. Gerade setzte der Schlagzeuger zu dem bekannten Trommelwirbel an, den Brady von zahlreichen Footballspielen der Universitätsmannschaft kannte.

„Sind die süß!“, rief in diesem Moment eine ältere Frau neben ihm aus. Ihre hohe Stimme überschlug sich fast. Ihm war klar, dass sie damit weder das Footballteam noch die Kapelle meinte. „Und sie sehen ja ganz genau gleich aus! Aber warum ziehen Sie die beiden so unterschiedlich an?“

„Weil … nun, damit wir sie besser auseinander halten können.“ Spontan sagte er das Erste, was ihm einfiel, und es klang nicht besonders überzeugend. Dass Libby und er grundverschiedene Vorstellungen davon hatten, was ihre Kinder tragen sollten, hatten sie noch nicht mal ansatzweise besprochen. Ob sie das wohl noch tun sollten? Oder konnten sie einfach beide ihren Stil beibehalten?

Jedenfalls schien die fremde Frau davon auszugehen, dass sie verheiratet waren …

„Oh, wirklich?“, wunderte sie sich. „Dabei sind Sie doch die Eltern!“ Sie betrachtete die Mädchen noch einmal eingehend und schien dann seine Erklärung hinzunehmen. „Die beiden sehen wirklich ganz genau gleich aus“, wiederholte sie. „Was für eine wunderhübsche Familie!“

„Danke“, murmelte Brady.

„Adoptiert?“ Nun betrachtete sie Lisa-Belle, ihre helle, nordische Erscheinung.

„Genau.“ Die Situation war ihm äußerst unangenehm, und so war er froh, als sich die Frau endlich wieder entfernte.

Libby hatte allerhand damit tun, beide Mädchen gleichzeitig im Auge zu haben und sie in der Nähe zu halten. Das war alles andere als leicht, weil sie auch noch den Hut trug, der schon wieder bis oben mit Bonbons gefüllt war.

„Colleen, mein Schatz, bleib hier bei Mommy. Scarlett, nicht weglaufen, komm zu …“ sie stockte „… zu mir.“

Für Scarlett war sie also nicht die Mommy. Noch nicht. Das konnte Brady ihr allerdings nicht vorwerfen, aber es war eine weitere Hürde, die es zu überwinden galt.

Nun hatte die Blaskapelle ihren Standort fast erreicht, von den schwarz und rot gekleideten Musikern und marschierenden Bandmitgliedern ging eine ungeheure Energie aus, die ansteckend wirkte. Die Zwillinge hatte es schon erwischt.

„Gehen wir hinterher?“

„Wenn du magst.“

„Auf jeden Fall! Die Mädchen hätten ihren Spaß daran.“

Scarlett weigerte sich dagegen, wieder in den Kinderwagen gesteckt zu werden, und Brady konnte das gut verstehen. Sie wollte eben auf eigenen Beinen erkunden, was es zu erkunden gab. Also faltete er schnell den Wagen zusammen und hob sie auf die Schultern. Dort saß sie nun und umklammerte seinen Kopf. Libby legte den mit Süßigkeiten gefüllten Hut im anderen Kinderwagen ab, hob sich Colleen auf die Hüfte und schob den Wagen mit einer Hand weiter.

Die Blaskapelle beschleunigte ihren Schritt, und sie liefen hinterher, im Takt zur Musik. Erst als die Band in die High Street bog, hielt Libby inne und sah Brady an. Sie war ein wenig außer Atem, wahrscheinlich tat ihr mittlerweile auch der Arm weh, weil sie Colleen so lange getragen hatte.

„Wollen wir noch weiter mitgehen?“, fragte sie.

„Das können wir ja unseren Junioren überlassen.“

Die Zwillinge hatten immer noch eine gehörige Portion überschüssiger Energie. Als sie an einer niedrigen Ziegelmauer vorbeikamen, wurde Scarlett auf Bradys Schultern ganz unruhig. „Lannieren!“, rief sie aufgeregt. Brady verstand sofort: Balancieren war ihre Lieblingsbeschäftigung.

Er setzte seine Tochter auf die Mauer und hielt ihre Hand, während das Mädchen langsam einen Schritt vor den anderen setzte. Sobald Colleen erblickte, was ihre Schwester da tat, wollte sie mitmachen. Brady nahm Libby den Kinderwagen ab und klappte ihn zusammen. Den prall mit Süßigkeiten gefüllten Hut klemmte Brady im Stoffsitz fest, dann nahm er beide Kinderwagen unter den Arm, während die Zwillinge die Mauer entlang balancierten.

„Der Umzug war toll!“, rief Libby aus.

„Genau das Richtige für die beiden, was?“

„Für mich auch.“

„Ja, es ist keine richtige Massenveranstaltung, bei der man sich erst mal einen Platz erkämpfen muss, von dem aus man auch etwas sehen kann, wie bei den meisten Umzügen.“

„Langsam bekomme ich Appetit.“

„Hm … ich auch. Hast du nicht vorhin was von einem Rindfleischeintopf erzählt, den du von zu Hause mitgebracht hast und für uns aufwärmen wolltest?“

„Habe ich. Sobald wir bei dir sind, kommt er frisch aus der Mikrowelle auf den Tisch. Es dauert also nicht mehr lange, und es ist auf jeden Fall genug für alle da.“ Schließlich sagte Libby: „Danke, Brady. Das hat die Stimmung ein bisschen aufgelockert. Wir waren ja beide erst mal etwas … befangen, als ich gerade angekommen war, nicht?“

Ja, befangen konnte man das wohl auch nennen, aber Brady fielen spontan noch einige andere Begriffe ein, die besser gepasst hätten – zumindest auf ihn.

Mit ihren blauen Augen blickte Libby ihn ernsthaft an. Sie schien ihn wortlos um etwas bitten zu wollen, aber er verstand sie nicht. Ihre Wangen waren zart und von der kalten Abendluft leicht gerötet. Nachdem sie ihren letzten Satz zu Ende gesprochen hatte, schloss sie den Mund und presste die vollen Lippen aufeinander.

„Wir, also, ich …“, begann er. Er wusste nicht genau, was er ihr antworten sollte. „Ich weiß nicht, ob du es schon gesehen hast, aber ich hab dir die Zeitungsseiten mit den Immobilienanzeigen herausgelegt. Einige Objekte habe ich angestrichen, aber du gehst da besser selbst mal durch. Wenn du dir am Wochenende etwas ansehen möchtest, kann ich mich gern solange um Colleen kümmern.“

Der Vorschlag war nahe liegend, schließlich sollten die Mädchen ja Zeit zusammen verbringen und sich allmählich besser kennen lernen. Trotzdem schüttelte Libby den Kopf.

„Nein, ich nehme sie dann lieber mit“, erwiderte sie schnell. „Das ist gar kein Problem. Dann komme ich zwar nicht ganz so schnell voran, aber ich möchte auch gern sehen, wie sie auf diese Häuser oder Wohnungen reagiert.“

Libby vertraut mir nicht, dachte Brady. Das sind doch alles bloß Vorwände.

Wahrscheinlich fürchtete sie, er würde nicht genug darauf aufpassen, dass sich Colleen auch nicht verletzte. Oder ihr zu viel ungesunde Dinge zu essen geben. Wie dem auch sei, am besten, er ließ das Thema erst mal ruhen. Würde er selbst Scarlett etwa einfach so bei Libby lassen? Eine Zeit lang dachte er darüber nach.

Doch, entschied er schließlich, er hätte das mitgemacht. Jedenfalls hätte er sich schon aus Prinzip dazu gebracht, das mitzumachen. Natürlich war auch er nicht ganz frei von Ängsten und Unsicherheiten, aber wo sie nun mal diese Verpflichtung eingegangen waren, damit die Kinder zusammen sein konnten, wollte er sich auch entsprechend verhalten.

Im Moment war Libbys Misstrauen nur ein kleines Ärgernis für ihn. Er beschloss, es einfach auf sich beruhen zu belassen, aber im Grunde wusste er, dass er das nicht konnte.

5. KAPITEL

Beide Mädchen lagen in ihren Betten und schliefen.

Es war schon nach acht Uhr abends, und Libby und Brady hatten seit ihrer Rückkehr vom Umzug immer noch nichts gegessen. Nun waren sie beide in der Küche. Im Radio spielte leise Countrymusic, und Brady deckte gerade den Tisch in der Frühstücksnische mit Platzdeckchen, Stoffservietten, Brotkorb und einer Flasche Wein – ein bisschen aufwendiger, als Libby erwartet hatte. Brady fing ihren erstaunten Blick auf.

„Wo du schon diesen tollen Eintopf gekocht hast, wollte ich ihm auch gerecht werden“, erklärte er. „Außerdem ist es unser erstes gemeinsames Abendessen hier.“

„Du hast den Eintopf doch noch gar nicht probiert.“

„Doch, hab ich. Ich hab mir vorhin einen Bissen von Scarlett geklaut, und der war sehr lecker. Ihr hat es ganz offensichtlich auch geschmeckt. Und den Wein musst du ja nicht trinken, wenn du nicht möchtest.“

„Na ja, immerhin ist es ein französisches Gericht. Die Franzosen würden dazu bestimmt Wein trinken.“

Autor

Lisa Ruff
Lisa Ruff wurde in Montana geboren und ist in Idaho aufgewachsen. Als Tochter eines Försters lebten sie und ihre Familie in einer kleinen Stadt aus Holzhütten. Einige von ihnen waren so in die Berge eingebaut, dass sie das Sonnenlicht niemals erreichte. Lisa Ruff besuchte die Universität von Idaho und machte...
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