Bianca Extra Band 157

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SCHEINVERLOBT MIT EINEM CITY-GIRL von JUDY DUARTE

Der attraktive Rancher Ray Mendez ist es leid, so aufdringlich umschwärmt zu werden! Er bittet Catherine, Schauspielerin in Auszeit, seine Verlobte zu mimen. Doch was sich zwischen ihnen dabei entwickelt, ist pikanter, als er und das City-Girl je geahnt hätten …

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  • Erscheinungstag 10.01.2026
  • Bandnummer 157
  • ISBN / Artikelnummer 9783751538305
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Judy Duarte, Stella Bagwell, Linda Turner, Jules Bennett

BIANCA EXTRA BAND 157

Judy Duarte

1. KAPITEL

Im Kinderzimmer auf der Ranch der Familie Walker in Texas hielt Catherine Loza ein Schläfchen im Sessel und träumte von ausverkauften Broadway-Aufführungen, brandendem Applaus und der tiefen Befriedigung nach einer erfolgreichen Show.

Nach ihrer Schlussverbeugung richtete sie sich auf, schaute in ihr geneigtes Publikum und sah … einen Strohballen in einer alten Scheune, auf dem eine Gruppe von Kindern hockte und begeistert in die Hände klatschte.

Die Gesichter der Kinder waren verschwommen, bis zwei von ihnen zur Bühne schwebten und Catherine mit langstieligen roten Rosen zuwinkten. Es waren Sofia und Stephen, Dan und Eva Walkers jüngste Zwillinge.

Catherine kniete nieder und nahm die Blumen entgegen. Dann schlangen die Zweijährigen ihre pummeligen Ärmchen um Catherines Hals und bedeckten ihr Gesicht mit feuchten Küsschen.

Wie seltsam – aber auch süß, dachte Catherine.

Sie dankte den Kindern, die sich daraufhin entfernten, während Catherine ein entferntes leichtes Klopfen wahrnahm.

Ein lauteres Klopfen, diesmal an der Zimmertür, rief sie ins Hier und Jetzt zurück. Sie musste wohl eingeschlafen sein, als sie den Kindern eine Gutenachtgeschichte vorgelesen hatte. Offenbar hatten die beiden sich davongeschlichen, denn das Zimmer war leer.

Die Tür wurde geöffnet und Eva schaute in das abgedunkelte Zimmer.

„Ich wollte nur Bescheid sagen, dass wir heute einen Gast zum Abendessen haben.“

Da durch die Fensterläden kaum Licht ins Zimmer fiel, vermutete Catherine, dass es schon fast Abendbrotzeit war.

„Na, ich bin dir ja vielleicht eine Hilfe!“, sagte sie. „Dabei sollte doch nicht ich einschlafen! Das muss an der vielen frischen Luft und der Ruhe hier liegen.“

Eva schmunzelte. „Kein Problem, schlaf ruhig noch ein bisschen, wenn du möchtest. Dein Körper braucht das wohl nach deinem ganzen Stress in der letzten Zeit. Sofia und Stephen sind vor ein paar Minuten aufgewacht und spielen jetzt in der Küche mit ihren Sticker-Büchern.“

„Wer kommt denn zum Abendessen?“

„Ray Mendez, der Besitzer der Nachbar-Ranch. Er muss jeden Moment hier sein.“

„Danke für die Info.“

Eva zog sich zurück und Catherine fuhr sich mit den Fingern durch ihre langen Locken, die sich ganz verwuschelt anfühlten. Bestimmt sah sie schrecklich aus, die Augen vom Schlaf sicher noch verschwollen. Aber das war jetzt auch egal, schließlich war das hier ja so eine Art Urlaub.

Bei ihrer Ankunft auf der Ranch hatte sie beschlossen, hier auf Make-up und aufgestylte Frisuren zu verzichten. Auch ihren von Theaterproben und schweißtreibenden Workouts vollen Terminkalender hatte sie zurückgelassen und ihrem hektischen Leben in Manhattan den Rücken gekehrt.

Sie stand auf aus dem Bett, strich Kissen und Bettdecke glatt und hatte gerade das Zimmer verlassen, um in die Halle zu gehen, als es an der Haustür klingelte. Sicher der Rancher. Um sich nützlich zu machen, beschloss sie, die Tür zu öffnen. Was hatte Eva doch gleich gesagt, wie er hieß? Ray irgendwas.

Bislang hatte sie keine der Nachbarn der Walkers kennengelernt. Ray war vermutlich ein Freund von Dans ältlichem Onkel Hank, dem Vorbesitzer der Ranch, der jetzt das Gästehaus bewohnte und immer zum Abendessen rüberkam.

Doch anstelle eines liebenswert-schrulligen alten Cowboys sah sie sich unvermittelt einem großen dunkelhaarigen Mann gegenüber, der eher einem jungen Antonio Banderas in Western-Outfit ähnelte und von ihrem Anblick ebenso überrascht schien wie sie von seinem.

Ihre aufsteigende Verlegenheit angesichts ihres mehr als legeren Aufzugs – graue Jogginghose, ein altes T-Shirt mit „New-York“-Aufdruck und nicht mal ein Hauch von Make-up – überspielte sie mit ihrer schauspielerischen Professionalität.

„Ich bin Catherine Loza. Und du bist Ray …?“

„Mendez.“ Sein ganz leichter spanischer Akzent machte ihn noch attraktiver.

Sie strich sich eine vom Schlaf zerzauste Locke aus dem Gesicht und hatte plötzlich irgendetwas Papierartiges an der Hand kleben: einen Schmetterling-Sticker der Kinder. Wie um Himmels willen war der denn in ihr Gesicht geraten? Bestimmt hatte er in dem Bettzeug gelegen.

Der Besucher musste sie ja für völlig verrückt halten!

Um die peinliche Situation überspielen, machte sie entschlossen einen Schritt auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.

„Nett, Sie kennenzulernen, Ray! Eva sagte schon, dass Sie heute mit uns essen. Kommen Sie bitte rein.“

Das Lächeln des gut aussehenden Nachbarn vertiefte sich und seine Augen schimmerten noch intensiver grün.

Auch nachdem Ray ihre Hand losgelassen hatte, spürte sie noch immer das warme prickelnde Gefühl seiner Berührung. Dann nahm er mit zwei Fingern vorsichtig noch etwas auf ihrem Gesicht ab.

„Du hast noch welche übersehen“, sagte er, zeigte ihr den pinkfarbenen Herzchen-Sticker und befreite ihre Braue von einem goldenen Stern und ihr Kinn von einem Einhorn.

Catherine blinzelte ebenso überrascht wie verlegen und wischte sich mit den Händen über die Wangen. Offenbar hatte Sophia ihr Gesicht verziert, während sie schlief. Hoffentlich hatten die kleinen Schlingel sie nicht auch noch mit ihren Zauberstiften bemalt!

So verlegen war sie schon seit Jahren nicht mehr gewesen. Was musste dieser Mann nur von ihr denken?

Rasch griff sie auf ihr schauspielerisches Improvisationstalent zurück, zuckte die Achseln und sagte so lässig wie möglich: „Da muss mich während meines Schläfchens wohl die Sticker-Fee besucht haben.“

Ray grinste und seine Augen funkelten amüsiert. „Vor der muss man sich hier auf der Walker-Ranch in Acht nehmen. Man weiß nie, was sie als Nächstes tun wird.“

„Ich fürchte, da hat er recht“, sagte Dan, der gerade hinzugekommen war. „Unsere kleinen Zwillinge sind manchmal richtige Schlitzohren.“

Er begrüßte Ray mit Handschlag und bat ihn wie auch Catherine, sich zu setzen.

Doch Catherine hatte keinesfalls vor, hier weiter die Vogelscheuche zu geben, und wollte sich mit: „Ich helfe Eva besser in der Küche!“, aus der Affäre ziehen.

„Da komme ich gerade her, sie hat alles unter Kontrolle“, sabotierte Dan ihren Abgang.

Doch in diesem Zustand wollte Catherine auf keinen Fall unter den Augen des attraktiven Ranchers bleiben – sie brauchte einen Spiegel! „Dann mache ich mal etwas frisch.“ Mit einem möglichst natürlichen Lächeln in Richtung Ray Mendez setzte sie hinzu: „War nett, Sie zu treffen.“

„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.“

Das Wort „Vergnügen“ aus dem Munde eines Mannes, der nicht nur wie ein Latin Lover aussah, sondern auch noch so klang, hob ihre bisherigen Vorstellungen des ländlichen Texas komplett aus den Angeln.

Als ob Manhattan nicht schon verrückt genug gewesen wäre!

Ray Mendez blickte Catherine hinterher. Wer war diese Frau? Weshalb schlief sie am Nachmittag und weshalb würde sie beim Dinner auf der Walkers Ranch dabei sein?

Sowie sie außer Hörweite war, nahm er Dan beiseite. „Du versuchst aber nicht, da jetzt was zu arrangieren, oder?“

„Was ‚arrangieren‘? Wie meinst du das?“

„Hat dieses Dinner einen bestimmten Zweck?“

Dan brauchte einen Moment, um zu schalten. „Du meinst, für dich und Catherine? Nein, so was mache ich nicht.“

Aber vielleicht seine wunderbare Ehefrau? fragte sich Ray. Doch weshalb sollte sie das tun? Schließlich waren schon mehr als genug Frauen hinter ihm her.

„Eva hat dich gestern zum Dinner eingeladen, weil wir dich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatten. Weshalb vermutetest du Hintergedanken dabei?“

„Weil seit der Verkündung meiner Scheidung sämtliche Heiratsvermittler im Umkreis aus ihren Löchern kriechen, um die perfekte zweite Ehefrau für mich zu finden. Dabei ist eine Romanze das Letzte, was ich gerade suche! Ich habe schon alle Hände voll zu tun, meine Ranch aus der Ferne zu leiten und hinter meinem Vorgänger im Bürgermeister-Amt aufzuräumen.“

„Noch mal zu Catherine: Sie ist eine großartige Frau – schön, begabt und mit einem goldenen Herzen. Und sie besucht uns nur. Ansonsten lebt sie in New York und du hier. Ein Versuch, euch zu verkuppeln, wäre also reine Zeitverschwendung.“

Ray fiel ein Stein vom Herzen, dass nicht auch noch seine Freunde versuchten, ihn gleich wieder unter die Haube zu bringen. Er atmete tief durch und sah dabei Catherine zurückkommen.

Ihre wilden hellblonden Locken hatte sie mit einer Spange gebändigt und trug jetzt eine frische weiße Bluse, schwarze Jeans und Ballerinas, nichts Aufregendes also. Bis auf einen Hauch rosa Lippenstift war sie weiterhin ungeschminkt.

Den misstrauischen Gedanken, ob sie wohl an einer Liebesgeschichte interessiert sei, verwarf er gleich wieder. Wäre sie auf so etwas aus gewesen, hätte sie die Tür wohl kaum in dem Aufzug geöffnet – obwohl er sich eingestehen musste, dass sie selbst damit und dem verdatterten Blick in ihren großen blauen Augen verdammt süß ausgesehen hatte …

Auf ihrem Weg in die Küche schenkte Catherine ihm im Vorbeigehen ein kleines Lächeln.

„Woher kennt ihr sie?“, fragte Ray, als sie in der Küche verschwunden war.

„Sie war Jennys Mitbewohnerin.“

Dans Schwester Jenny hatte nach der Schule Brighton Valley verlassen, an einem College im Mittleren Westen Musik und Tanz studiert und war nach ihrem Abschluss nach New York gegangen, wo sie kleinere Engagements gehabt hatte. Vor neun Jahren hatte sie Zwillinge bekommen und war tragischerweise verstorben, als ihre Kinder im Kindergartenalter waren. Dan und Eva hatten die Kleinen adoptiert und nun wuchsen sie mit deren leiblichen jüngeren Zwillingen auf.

„Catherine hat uns ein- oder zweimal hier besucht, aber nie für lange“, fuhr Dan fort. „Sie ist Schauspielerin und Tänzerin und tritt meist am Broadway auf. Wie lange sie diesmal bleibt, weiß ich nicht. Sie hat eine unangenehme Trennung von einem der Top-Produzenten in New York hinter sich und brauchte einen Tapetenwechsel. Genaueres weiß ich nicht, aber das ist auch egal. Sie war für mich und die Kinder da, als wir wirklich Hilfe brauchten, und ich bin froh, mich revanchieren zu können.“

Ray fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Tut mir leid, dass ich so misstrauisch war; ich sollte euch doch besser kennen. Aber es vergeht kein Tag, ohne dass jemand mir seine Tochter, Nichte oder Nachbarin anpreist – ganz zu schweigen von den Ladys, die es selbst versuchen“, knurrte er. „Ich hätte auf meiner Ranch bleiben sollen, anstatt mich in der Politik zu exponieren.“

Dan grinste. „Wirklich überraschend ist der Run auf dich ja nicht. Du siehst nicht schlecht aus und der Ärmste bist du auch nicht. Seit deiner Scheidung bist du also wieder ein höchst begehrter Junggeselle.“

„Sehr witzig!“ Ray bildete sich auf sein Aussehen nichts ein, doch die Damen fanden den großen, gut aussehenden Mann mit den Latino-Wurzeln höchst anziehend. Außerdem verfügte er über eine Spürnase für gute Geschäfte und hatte so sein Erbe durch geschickte Investitionen in ein Millionenvermögen verwandeln können, was ihn zu einer noch begehrenswerteren Partie machte.

Doch die Damen einfach abblitzen zu lassen, verbot ihm seine gute Erziehung.

„Und deine Stellung als Bürgermeister macht dich auch nicht gerade unattraktiver“, fiel Dan noch ein.

Ray seufzte. „Nur dass ich überhaupt nicht interessiert bin. Und sollte sich das mal wieder ändern, werde ich mir schon selbst eine Frau suchen. Im Moment werde ich leider so belagert, dass ich kaum zum Arbeiten komme.“

„Und wenn du doch jemanden datest, einfach damit sich herumspricht, dass du wieder vergeben bist?“

„Nach dem, wie meine Ehe gelaufen ist, gehe ich Frauen lieber erst mal aus dem Weg. Und ich hätte auch gar keine Zeit, mich mit jemandem zu treffen. Ich muss ständig zur Ranch rausfahren, damit Mark und Darren alles am Laufen halten können, und dann wieder in die Stadt von einem Meeting zum nächsten.“

„Ich verstehe ja, dass du erst mal die Nase voll hast, so wie Heather dich betrogen und ausgenommen hat. Aber wenn sich rumspräche, dass du wieder vergeben bist, würden die Ladys dich nicht mehr belagern und du könntest wieder in Ruhe arbeiten.“

„Wie sollte sich das rumsprechen, wenn ich überall allein auftauche?“

„Zu schade, dass du keine Vorzeigefrau engagieren kannst.“

„Ja, echt schade.“

In dem Moment betrat Catherine das Wohnzimmer. „Eva lässt ausrichten, das Abendessen sei fertig. Hank ist auch schon im Anmarsch.“

„Danke, wir kommen“, gab Dan zurück.

Als sie wieder hinausging, folgte Rays Blick dem Schwung ihrer jeans-behosten Hüften. Kaum zu glauben, dass sie auf der Bühne zu Hause war – man hätte sie ebenso gut für ein hübsches Mädchen von nebenan halten können. Aber schließlich war sie ja Schauspielerin.

Und plötzlich kam Ray eine Idee:

„Wie lange bleibt Catherine hier?“, fragte er.

„Keine Ahnung. Weshalb?“

„Ist sie vielleicht an einem Job interessiert?“

„Kann gut sein. Gerade heute Morgen sagte sie, sie würde gerne ein paar Stunden was arbeiten. Wieso?“

„Weil ich sie gern engagieren würde.“

„Als was denn? Für Büroarbeiten?“, fragte Dan leicht verwirrt.

„Nein, als Schauspielerin.“ Ein breites Grinsen breitete sich über Rays Gesicht aus. „Ich würde Catherine gern als meine Verlobte engagieren.“

Nach dem Dinner bedankte sich Dans Onkel bei Eva für das wieder leckere Abendessen und ging zurück in sein Häuschen, um sich seiner Lieblingssendung im Fernsehen zu widmen.

Die älteren Zwillinge bekamen von Eva die freundliche Ansage, sich bettfertig zu machen, und dann sammelten Eva und Dan die Kleinen ein, um sie zu baden. Catherine und Ray blieben allein im Wohnzimmer zurück.

„Möchtest du noch einen Kaffee?“, fragte Catherine.

„Sehr gern, vielen Dank.“

Sie ging hinaus und kam mit der Kanne zurück, um Dan und sich nachzuschenken.

„Dan erwähnte, dass du vielleicht an einem Teilzeitjob interessiert bist“, begann Ray.

Da Catherine vorhatte, zumindest einen Monat in Brighton Valley bleiben, würde ein kleines Taschengeld sicher nicht schaden.

„Grundsätzlich schon, solange es befristet ist. Wüsstest du da was?“

„Allerdings. Und wahrscheinlich ist es genau das Richtige für dich.“

Catherine hatte nicht den leisesten Schimmer, was das sein könnte, und wollte gerade nachhaken, als sie bemerkte, dass Ray sie genauestens musterte. In ihrem üblichen Styling in Manhattan hätte sie das einfach als Kompliment genommen. Nur war sie jetzt ja gar nicht gestylt.

„Worum geht es denn?“, wollte sie wissen.

„Es ist ein bisschen unorthodox und nur stundenweise. Aber es wird gut bezahlt.“

„Wer wäre der Arbeitgeber? Und was müsste ich tun?“

„Du würdest für mich arbeiten. Ich brauche eine Schauspielerin und du wärst die perfekte Besetzung.“

„Ich verstehe nicht …?“ Sie nahm ihre Kaffeetasse und trank einen Schluck.

„Ich brauche eine Verlobte.“

Fast hätte sie sich an ihrem Kaffee verschluckt. „Wie bitte?“

„Ich möchte, dass die Leute hier denken, dass ich in einer festen Beziehung bin. Und Dan meint, dass du die Rolle perfekt spielen kannst.“

„Weshalb um Himmels willen sollte ein Mann wie du sich eine Freundin engagieren müssen?“ Kaum waren die Worte heraus, hätte Catherine sich am liebsten auf die Zunge gebissen. „Tut mir leid. Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen.“

„Ich brauche eine Frau, die mich vorübergehend bei offiziellen Anlässen begleitet, vorzugsweise so, dass der Eindruck entsteht, wir seien in einer ernsthaften Beziehung.“

Da Catherines Blick weiterhin nur Fragezeichen signalisierte, fuhr er fort: „Es gibt viele Single-Ladys in der Stadt, die aus irgendeinem Grund glauben, ich sei auf der Suche nach meiner nächsten Ehefrau.“

„Das bist du aber nicht?“

„Nein. Jedenfalls nicht in naher Zukunft. Meine erste Frau zog zwar schon vor zwei Jahren aus, aber die Scheidung wurde erst letzten Monat rechtskräftig. Ich habe versucht, den Leuten zu erklären, dass ich derzeit keine neue Partnerin suche, aber anscheinend glaubt mir das keiner.“

„Vielleicht solltest du das mal ganz direkt sagen?“

„Das habe ich eigentlich schon. Aber ich möchte auch meine Wählerschaft nicht verprellen.“

Wählerschaft? wunderte sich Catherine. Ach ja, Eva hatte ja erwähnt, dass Ray auch der Bürgermeister von Brighton Valley war. Ein Kleinstadtpolitiker also.

Sie wusste nicht recht, ob sie das Ganze verrückt oder lächerlich finden sollte. Andererseits wäre ein kleiner Job nicht schlecht. Und Schauspielerin war sie ja nun mal.

„Wie lange würdest du meine Hilfe benötigen?“, erkundigte sie sich.

„Der gewählte Bürgermeister ist nach einem Unfall von einem auf den anderen Tag erst mal ausgefallen und man brauchte einen schnellen Ersatz. Also bis er wieder arbeitsfähig ist oder bis du abreist, was eben zuerst kommst. Ich zahle dir tausend Dollar die Woche.“

Catherine konnte sich noch immer nicht recht vorstellen, wie ihr Einsatz in der Praxis aussehen sollte; die tausend Dollar pro Woche hingegen waren sehr konkret.

„Was müsste deine Verlobte denn tun?“

Sie spürte, wie Rays Blick über sie glitt, was eine seltsame Erregung bei ihr auslöste.

„Ich muss viele Events und Wohltätigkeitsveranstaltungen besuchen und es wäre schön, wenn du dabei so oft wie möglich an meiner Seite sein könntest. Du bekommst einen Ring, den du mir zurückgeben kannst, wenn der Job vorbei ist.“

Die Requisiten hat er also auch schon eingeplant, dachte sie amüsiert. Das war sicher das verrückteste Engagement, das ihr je angeboten worden war. Aber warum eigentlich nicht, wenn er bereit war, für ihre schauspielerische Leistung zu bezahlen?

„Also gut“, stimmte sie schließlich zu. „Wann soll es losgehen?“

„Treffen wir uns doch morgen zum Lunch in Caroline’s Diner. Da sind viele Einheimische und das ist ein guter Einstieg, das Gerücht auf den Weg zu bringen.“

„Und wie?“

Nachdenklich strich er über sein Kinn. „Ich könnte dich mit einem Kuss begrüßen und dann improvisieren wir. Hauptsache, die Gerüchteküche beginnt zu brodeln.“

„Und wenn das nicht zieht?“

Er zuckte die Achseln. „Das müssten wir danach entscheiden, je nachdem, wie sich die Dinge ergeben.“

„Also soll ich morgen erst mal nur mit dir zu Mittag essen?“

„Abends findet im Brighton Valley Medical Center eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten der neuen Neugeborenen-Intensivstation statt. Wäre nicht schlecht, wenn wir da Händchen haltend aufkreuzen und du mich ein bisschen mit Herzchen in den Augen anschaust und das möglichst viele Leute mitkriegen.“

„Mit ‚Herzchen in den Augen‘?“

„Was weiß ich denn, wie ich das ausdrücken soll! Du bist eine Frau und du bist Schauspielerin. Mach, was immer du tun würdest, wenn wir tatsächlich verlobt wären. Hauptsache, die Leute glauben, dass wir wirklich ein Paar sind.“

„Okay, geht klar. Welcher Dress-Code morgen Abend?“

„Ich werde ein sportlich-elegantes Sakko tragen.“

Sie nagte an ihrer Unterlippe. Etwas Eleganteres als die schlichte Bluse und die schwarze Jeans hatte sie nicht mitgebracht.

„Was ist?“, fragte er.

„Mein New Yorker Kleiderschrank ist voll. Aber hierher habe ich nur eingepackt, was für die Ranch und das Spielen mit den Kindern praktisch ist.“

„Kein Problem.“ Er rutschte mit seinem Stuhl zurück, zog einen Geld-Clip mit diversen Quittungen und Scheinen hervor, nahm drei Hundertdollarscheine heraus und gab sie Catherine. „Geh morgen nach dem Lunch einfach ein paar Häuser weiter bis zu der Boutique.“

Catherine mochte sich nicht vorstellen, was für Kleidung sie in dem Geschäft vorfinden würde. Aber sie hatte sich schließlich für Texas entschieden, weil es Lichtjahre von Manhattan und ihren dortigen Erinnerungen entfernt war. Also würde sie ihren Kleidungsstil dem der Kleinstadt Brighton Valley anpassen müssen.

Verstohlen musterte sie ihr Gegenüber über den Tisch hinweg und stellte fest, dass er sie ebenfalls genauer betrachtete. Ein Prickeln rann durch ihren Körper.

Ray Mendez war wirklich ein attraktiver Mann. Kein Wunder, dass die Frauen hinter ihm her waren!

Und sie würde jetzt dafür bezahlt, ihm diese Frauen vom Leib zu halten. Ein leichter Job – und wahrscheinlich amüsant dazu.

In ihrer größten Broadway-Rolle hatte sie die Geliebte eines Gangsterbosses im Chicago der Neunzehnhundertzwanziger gespielt. Ihr Partner war zwanzig Jahre älter als sie und vierzig Pfund übergewichtig gewesen. Für seine Rolle als Mafioso war er gut besetzt, aber um glaubhaft zu spielen, sie fände ihn sexuell anziehend, hatte sie ihr ganzes Talent mobilisieren müssen.

Da war Ray Mendez ein deutlich angenehmerer Co-Star, besonders wenn verliebte Blicke, Händchen halten und ein oder zwei Küsse im Drehbuch standen.

Zum ersten Mal, seit sie Manhattan verlassen hatte, freute sie sich wieder darauf, auf der Bühne zu stehen.

2. KAPITEL

Kurz vor zwölf Uhr mittags wartete Ray vor Caroline’s Diner auf seine engagierte Verlobte, die mit Evas Minivan in die Stadt kommen sollte.

Überrascht stellte er fest, dass er sich tatsächlich auf Catherine freute, und das nicht nur, weil sie die Lösung für eines seiner Probleme war.

Selbst mit ihrer Jogginghose, dem Oversize-Shirt und den verwuschelten Locken war die langbeinige Blondine mit den blaugrünen Augen und dem ansteckenden Lächeln noch eine Augenweide gewesen.

Als Ray sie auf die Sticker aufmerksam gemacht hatte, mit denen die Zwillinge sie verziert hatten, hatte sie umgehend schlagfertig reagiert. Das ließ hoffen, dass sie auch eine geschickte Antwort parat hätte, wenn jemand versuchen würde, sie über ihre Vergangenheit oder Zukunftspläne mit ihrem Verlobten auszufragen.

Während Dan und Eva die Kinder ins Bett brachten, hatten Ray und Catherine eine glaubhafte Geschichte über die Entstehung ihrer angeblichen Romanze zusammengestrickt.

Sie würden vorgeben, sich vor einem halben Jahr in Houston kennengelernt und seitdem dort oft getroffen zu haben. Am Tag nach Rays offizieller Scheidung hatte er seiner Angebeteten einen Heiratsantrag gemacht, den sie angenommen hatte. Allerdings hatten sie es für sich behalten wollen, bis Catherine Urlaub nehmen und nach Brighton Valley kommen konnte.

Während halb Brighton Valley nach und nach in Caroline’s Diner strömte und die Tische bevölkerte, stand Ray nun also davor und wartete darauf, seine angebliche Verlobung publik zu machen.

Würde man ihnen ihre Geschichte abkaufen?

„Hallo, Bürgermeister!“, hörte er eine muntere Frauenstimme.

Er blickte auf und sah Melanie Robertson heranrauschen.

„Warten Sie auf jemanden? Oder möchten Sie Carla Guerrero und mir beim Mittagessen Gesellschaft leisten?“, gurrte sie mit dramatischem Augenaufschlag.

„Vielen Dank, aber ich bin verabredet.“

„Geschäftlich oder zum Vergnügen?“

„Definitiv zum Vergnügen.“ Im Augenwinkel sah er Catherine die Straße herunterkommen. Eine enge Jeans, ein bisschen Make-up und etwas Lippenstift hatten das hübsche Mädchen von nebenan in eine umwerfende Erscheinung verwandelt.

„Hallo, Schatz!“, begrüßte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln. „Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“

Dann beugte sie sich vor und hauchte einen pfefferminzigen Kuss auf seine Lippen, wobei ihr verwirrend exotisches Parfum betörend in seine Nase stieg.

Sie bedachte auch Melanie mit einem selbstbewussten Lächeln und reichte ihr die Hand. „Hallo! Ich bin Catherine Loza.“

Dass Catherines Auftritt auch Melanie die Sprache verschlug, konnte Ray noch verstehen, nicht jedoch seine eigene Reaktion – schließlich hatte er doch selbst dieses Spiel inszeniert! Wieso brachte Catherine ihn dann so aus dem Takt?

Sie spielt einfach verdammt überzeugend! gab er sich selbst die Antwort.

Rasch hatte er sich wieder gefangen, stellte die Damen vor und fügte hinzu: „Melanies Familie gehört die Eisdiele die Straße runter.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, strahlte Catherine.

Überfordert schaute Melanie von Ray zu seinem „Date“ und wieder zurück und stotterte: „Gleichfalls. Ich … äh … ich bin hier mit einer Kollegin zum Essen verabredet. Ich sehe Sie sicher noch drinnen.“ Und schon war sie in dem Restaurant verschwunden.

„Na, wie war ich?“, fragte Catherine schmunzelnd.

„Einfach großartig!“. Sowohl vom Aussehen als auch von ihrem Verhalten her füllte Catherine die Rolle der verliebten Verlobten so perfekt aus, dass Ray sich zusammennehmen musste, um nicht seiner eigenen Story auf den Leim zu gehen.

„Gehen wir jetzt rein?“

„Ja, aber erst muss ich dir noch was geben. Komm mal mit.“ Er ging mit ihr zur Straßenecke, bog links ab und an der nächsten Kreuzung noch mal links. So außer Sichtweite zog er aus der Tasche seiner Lederjacke eine kleine samtbezogene Schachtel, klappte sie auf und präsentierte einen Verlobungsring.

„Ist der okay?“, fragte er.

Catherine war total entzückt angesichts des Rings, offensichtlich eine aufgearbeitete Antiquität. Der kleine Brillant funkelte im Sonnenlicht.

„Der gehörte meiner Großmutter“, erklärte Ray.

„Er ist wunderschön.“ Auch wenn der Ring keinen hohen materiellen Wert hatte, war der emotionale Wert doch unbezahlbar. „Ich hatte noch nie ein Erbstück und ich werde gut darauf aufpassen.“

Sie nahm den Ring aus der Schachtel, streifte ihn auf den Ringfinger ihrer linken Hand, wo er perfekt passte, schaute Ray an und fragte: „Wie hieß sie?“

„Wer?“

„Deine Großmutter!“

„Elena.“

Catherine hob ihre Hand und betrachtete den Ring genauer: ein altmodisches, sorgfältig aufgearbeitetes Schmuckstück.

„Mir ist klar, dass der Ring im herkömmlichen Sinn nicht sehr wertvoll ist, aber meiner Großmutter hat er viel bedeutet“, erklärte Ray.

„Es ist mir eine Ehre, ihn zu tragen, und ich werde immer auf ihn achtgeben, solange er in meinem Besitz ist.“

„Danke. Ich freue mich, dass du den emotionalen Wert erkennst; das kann nicht jede Frau.“

Meint er damit seine Ex-Frau? fragte sich Catherine. Hatte auch sie ihn getragen? Und ihn bei der Trennung zurückgegeben?

„Lass uns essen gehen.“ Damit nahm er ihre Hand und ging mit Catherine zum Restaurant zurück. Sie waren jetzt ein Team, sozusagen Co-Stars in ihrem Stück.

Ray hielt Catherine die Tür des Restaurants auf und ließ sie vorgehen. Während er nach einem geeigneten Tisch Ausschau hielt, musterte sie das Interieur des Kleinstadt-Lokals mit seinen Kaffeehaus-Gardinen an der Fensterfront und den Gänseblümchen-Bordüren an den gelb gestrichenen Wänden. Neben der nostalgischen Registrierkasse stand eine Vitrine mit hausgemachten Kuchen.

Eine Wandtafel listete in gelber Kreideschrift unter der Überschrift ‚Was der Sheriff aß‘ auf: „Gebratenes Geflügelsteak, grüne Bohnen in Butter, Kartoffelbrei, Landkuchen mit Äpfeln und Trauben“. Das ganze Menü für sieben Dollar neunundneunzig Cent.

Das klang köstlich! Doch Catherine wollte sich zusammennehmen. Ihre Jeans saß schon so eng, dass sie am liebsten den Knopf aufgelassen hätte. Wenn sie weiter so gut aß wie seit ihrer Ankunft in Brighton Valley, würde sie mit zehn Kilo mehr nach Hause kommen, was ihre Chancen beim nächsten Vorsprechen nicht gerade erhöhen würde.

Obwohl sie nach dem, was Erik Carmichael da abgezogen hatte, schon froh sein musste, von anderen Produzenten nicht damit in Verbindung gebracht zu werden.

Wie hatte sie nur so naiv sein können? Wie hatte der Mensch, dem sie am meisten vertraut hatte, sie nur so täuschen können? Während sie einerseits befürchtete, zukünftig überhaupt keinem Mann mehr vertrauen zu können, sorgte sie sich am meisten um ihre eigene Urteilsfähigkeit.

Als Ray seine Hand um ihre Hüfte legte, um nach außen Vertrautheit zu demonstrieren, musste sie ihre schmerzhafte Erinnerung zurückdrängen und sich bewusst auf das Hier und Jetzt fokussieren.

„Da ist ein guter Platz!“ Ray deutete mit einem Nicken in die Mitte des Restaurants, schob Catherine vor sich her zu einem zentralen Zweiertisch und rückte einen der Stühle für sie bereit. Hier saßen sie praktisch auf dem Präsentierteller, was schließlich Sinn der Vorstellung war.

Sobald sie Platz genommen hatten, beugte Catherine sich leicht vor, legte ihre Hand auf Rays und setzte ihr glücklichstes Lächeln auf. „Ich hab dich vermisst, Ray. Ich bin so froh, dass wir wieder beisammen sind.“

Er grinste schelmisch und seine grünen Augen funkelten. „Auch ich freue mich total, dich wieder bei mir zu haben.“ Er zog seine Hand mit Catherines vom Tisch und verschränkte seine Finger mit ihren.

Bevor Catherine den Dialog weiterführen konnte, erschien eine grau melierte Kellnerin an ihrem Tisch und lächelte. „Hallo, Bürgermeister! Darf ich Ihnen und Ihrer Freundin etwas zu trinken bringen?“

„Sehr gern, Margie. Für mich bitte einen Eistee.“ Ray drückte leicht Carolines Hand neben dem Tisch. „Und was möchtest du, Schatz?“

„Bitte ein Wasser.“

Als Margie gerade wieder im Gehen begriffen war, fiel ihr Blick auf die verschränkten Hände der beiden. Sie hielt inne, starrte auf die zärtliche Geste und öffnete sprachlos den Mund.

„Wir brauchen noch einen Moment, um die Karte anzuschauen“, erklärte Ray.

Margie zögerte kurz und sagte dann zu Catherine: „Ich hab Sie hier in der Stadt noch nie gesehen. Sind Sie neu zugezogen oder auf der Durchreise?“

Catherine schenkte ihr ein reizendes Lächeln. „Ich bin für die nächsten Wochen zu Besuch hier und habe vor, im Sommer hierherzuziehen.“

„Ah ja. Das ist ja schön.“ Margie fixierte Catherine fasziniert. „Und wo sind Sie untergekommen?“

„Bei mir“, kam die Antwort von Ray. „Sie sind nach der Familie Walker die Erste, die meine Verlobte kennenlernt, Margie.“

„Na so was.“ Die Kellnerin strahlte. „Was für eine nette Überraschung! Da wird aber vielen jungen Damen hier in der Stadt das Herz brechen, wenn sie erfahren, dass unser gut aussehender junger Bürgermeister … vergeben ist.“

„Ach, darüber wird schon niemand eine Träne vergießen. Aber vergeben bin ich tatsächlich. Eigentlich schon, seitdem ich sie in Houston das erste Mal sah.“

Catherine griff mit der linken Hand nach der Speisekarte, nicht ohne ihren Brillantring in Szene zu setzen. Dabei vergewisserte sie sich, dass Margie den Ring auch gesehen hatte.

Als die Kellnerin schließlich fort war, sagte Ray: „Margie ist echt nett, aber sie ist auch sehr leutselig. Spätestens bis heute Abend hat unsere Verlobung in der Stadt die Runde gemacht.“

Catherines diskreter Rundblick durch das Restaurant sagte ihr, dass Margie wahrscheinlich gar nicht so viel berichten musste: Offensichtlich standen sie ohnehin bereits im Fokus der anderen Gäste, die vermutlich ihre eigenen Schlüsse zogen.

Um ihre Rolle weiterzuspielen, studierte sie die Karte und fragte Ray: „Was nimmst du?“

„Wenn ich nicht schon ausgiebig im Rotary Club gefrühstückt hätte, gern das Tagesmenü. Aber Carolines Gerichte sind immer reichlich. Deshalb wohl eher ein Sandwich.“

Margie kam mit Block und Stift zurück. „Was darf es sein?“

„Ich möchte den Hüttenkäse mit Obst“, bestellte Catherine.

„Für mich ein Sandwich mit Schinken, Salat und Tomate, dazu Pommes“, entschied Ray.

Margie notierte es, ging aber nicht, sondern fixierte Catherine. „Und wie gefällt Ihnen Brighton Valley bis jetzt so?“

„Ein nettes Städtchen. Es wird mir gefallen, hier zu wohnen.“

„Ja, bestimmt.“ Die Kellnerin lächelte wehmütig. „Mein Mann und ich wollten vor Jahren hier eigentlich nur seine Schwester besuchen. Aber es gefiel uns hier so gut, dass wir unser Haus in Austin verkauften und herzogen. Das war unsere beste Entscheidung überhaupt. Brighton Valley ist der weltbeste Ort, um Kinder großzuziehen.“

„Das sage ich ihr auch immer“, bekräftigte Ray. „Danke für deine Schützenhilfe, Margie!“

„Dann lassen Sie mich bitte die Erste sein, die Ihnen zu Ihrer Verlobung gratuliert und Sie in der besten Kleinstadt von ganz Texas willkommen heißt!“ Margie strahlte Catherine an.

„Vielen Dank!“

„Und jetzt gebe ich mal schnell Ihre Bestellung weiter, bevor Sie mir noch verhungern.“ Damit entschwand Margie in Richtung Küche.

Ray zog einen Schlüssel und eine Visitenkarte aus seiner Jackentasche und gab beides Catherine. „Damit kommst du in mein Apartment, das ich hier in der Stadt habe. Ich zeig es dir nachher, es ist gleich die Straße runter.“

Sie warf einen Blick auf die Visitenkarte mit Rays Kontaktdaten für die Broken M Ranch wie auch für das Rathaus und steckte Schlüssel und Karte ein.

„Nach dem Shoppen kannst du bei mir zu Hause ausspannen. Ich komme gegen halb sechs.“

„In Ordnung. Wenn du kommst, werde ich umgezogen und ausgehfertig sein.“

„Prima. Im Küchenschrank findest du Snacks und im Kühlschrank Getränke. Solltest du noch irgendetwas anderes brauchen, ruf mich an und ich bringe es dir mit. Hast du Übernachtungszeug dabei?“

Nichts außer ihrem Schminktäschchen. Von Übernachtung war bislang nicht die Rede gewesen. Erwartete er tatsächlich, dass sie bei ihm übernachtete, während sie als Verlobte auftraten?

„Es wird vermutlich spät heute Abend und so ist es einfach praktischer“, setzte er hinzu.

Da hatte er wohl recht und es machte ihre Geschichte auch glaubwürdiger, wenn sie bei ihrem „Verlobten“ übernachtete. Über die Details konnten sie später noch reden. Jetzt hatte sie erst mal ihren Job zu erledigen: alle zu überzeugen, dass sie die Verlobte von Ray Mendez war.

Nach dem Essen bezahlte Ray – nicht ohne ein großzügiges Trinkgeld für Margie – und verließ mit Catherine das Restaurant. Inzwischen waren sie vermutlich Stadtgespräch und genau das hatte er gewollt.

Catherine hatte ihre Rolle großartig gespielt: ihn verliebt angeschaut, mit ihm Händchen gehalten und beim Sprechen viel mit der linken Hand gestikuliert, um den Ring zu präsentieren. Ihre Wertschätzung des Erbstückes und dass ihr der Ring gefiel, schienen jedoch nicht gespielt; schließlich hatte sie sogar nach dem Namen seiner Großmutter gefragt.

Heather hatte damals die Nase gerümpft, als er ihr den aufgearbeiteten Ring hatte anstecken wollen. Etwas Neues und Teures hatte sie gewollt. So hatte er ihr brav in Houston einen Zweikaräter besorgt, den sie selbstverständlich mitgenommen hatte, als sie aus dem Ranch-Haus ausgezogen war und die Scheidung verlangt hatte.

Im Nachhinein war er ihr sogar dankbar, dass sie den Ring zurückgewiesen hatte; sonst wäre das Erbstück seiner Großmutter verloren gewesen oder Heather hätte sich die Rückgabe teuer bezahlen lassen.

Vor der Tür des Restaurants im Schatten der vielen Ulmen, die die Main Street säumten, deutete Ray nach rechts. „Die Boutique ist gleich neben der Eisdiele. Links daneben ist eine rote Tür, dahinter die Treppe, die zu meinem Apartment führt.“

„Danke. Wenn ich das Kleid gekauft habe, werde ich wohl noch einen Schaufensterbummel machen. Sollte jemand fragen, wer ich bin, sage ich, ich bin deine Verlobte und wohne bei dir.“

„Genau.“ Eigentlich musste er jetzt zurück zum Rathaus, aber irgendwie konnte er sich nicht losreißen.

Wenn Catherine, deren Haar im Sonnenlicht glänzte wie Weißgold, ihn mit jenem verschwörerischen Lächeln anschaute, das ihr gemeinsames kleines Geheimnis verbarg, verliehen die grünen Sprenkel in der Iris ihren Augen einen faszinierenden türkisfarbenen Schimmer.

Und auch als Schauspielerin war sie faszinierend, und zwar so sehr, dass Ray aufpassen musste, Spiel und Wirklichkeit nicht zu verwechseln.

„Danke, dass du mir da raushilfst“, sagte er.

„Sehr gern.“ Auch sie schien es nicht eilig zu haben, loszugehen.

Doch die Leute an den Fenstertischen des Restaurants beobachteten die beiden. Daher sagte Ray: „Ich sollte jetzt besser gehen. Ich hab noch zu tun im Rathaus. Reicht das Geld, um ein Kleid und Weiteres zu bezahlen, was du vielleicht brauchst?“

„Mehr als das. Das Wechselgeld gebe ich dir nachher zurück.“

Wechselgeld? Das wäre Heather im Traum nicht eingefallen! Sie hätte alles auf den Kopf gehauen und einen Nachschlag gewollt. Und nachdem sie sich verlobt hatten, war es noch schlimmer geworden.

Ray wollte gerade Tschüss sagen und gehen, als Catherine sich vorbeugte, sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Abschiedskuss auf die Wange gab.

Natürlich! Tolle Idee!

Immerhin hatte das Publikum sie noch im Blick und sie waren ‚verliebt‘. Da gehörte ein Abschiedskuss definitiv dazu.

Also stieg er ein und küsste sie auf den Mund. Doch als sich ihre Lippen trafen, konnte er gar nicht anders, als Catherine in seine Arme zu nehmen und an sich zu ziehen … das Gefühl ihrer Haut, der Duft ihres Shampoos, der Geschmack ihres Mundes …

Wow!

Der Kuss schien sich zu verselbstständigen, nicht in einer vor Publikum unangemessenen Weise, sondern wie ein zärtlicher, liebevoller Kuss zwischen Verlobten.

Dass Ray innerlich weitaus mehr beteiligt war, als es seine Rolle erforderte, blieb sein Geheimnis.

Catherine legte ihre linke Hand mit dem Ring an Rays Wange und lächelte hingebungsvoll. Dann ließ sie ihre Finger langsam an seiner Wange hinuntergleiten, was heiße Wellen von seinem Kinn aus durch seinen Körper jagte und all seine Sinne elektrisierte.

Verdammt, macht sie das gut! Selbst Ray kam es vor, als liefe da etwas zwischen ihnen. Kein Wunder, dass Hollywoodschauspieler und -schauspielerinnen so oft ihre Partner wechselten!

Das wollte er sich hinter die Ohren schreiben! Denn das Letzte, was er jetzt brauchte, war, selbst auf das Spiel hereinzufallen.

3. KAPITEL

Als Ray gegen Viertel vor fünf sein Apartment betrat, fand er Catherine auf dem Sofa vor dem Fernseher vor.

Sie schaltete das Gerät aus und erhob sich, um ihn zu begrüßen.

Allein schon ihr Anblick in dem klassischen schwarzen Kleid und hohen Pumps brachte Ray aus dem Konzept.

„Was meinst du?“, wollte sie wissen und drehte sich, um ihm das neue Outfit zu präsentieren.

„Umwerfend!“ Und damit meinte er nicht nur das Kleid. Ihre Verwandlung von einer Schauspielerin in ein Titelblatt-Model haute ihn fast um.

Bei jedem Wiedersehen hatte Catherine sich in eine noch schönere Frau verwandelt. War das immer so mit einer Schauspielerin? Dass man immer wieder eine neue Frau traf?

„Ich hab sogar noch ein Paar High-Heels und eine Abendtasche gefunden!“, verkündete sie und nahm ein mit Perlen besticktes Täschchen vom Beistelltisch, um es ihm zu zeigen.

„Hast du das alles in der Boutique gefunden?“ Eigentlich hatte er eher Klagen über hinterwäldlerische Geschäfte in Brighton Valley erwartet, so wie er das von Heather kannte.

„Nein. Ich war noch bei Zapatos, dem Schuh- und Taschenladen gegenüber. Wie findest du es? Reicht das aus?“

„Absolut!“ Edel, stilvoll und luxuriös sah sie aus. Er zückte seine Brieftasche. „Das Geld kann unmöglich dafür gereicht haben.“

„O doch!“ Ihre blau-grünen Augen blitzten und ihr Lächeln ließ die zwei süßesten Grübchen sichtbar werden, die er je gesehen hatte. „Ich hab sogar noch ein paar Dollar übrig für dich.“

„Gib mir ein paar Minuten“, sagte er. „Ich will nur rasch duschen.“

Er ging ins Schlafzimmer, zog sich aus und ging ins Bad. Während das Wasser über seinen Körper rieselte, stellte er überrascht fest, dass er sich auf die Spendengala zugunsten des Krankhauses direkt freute, besonders mit Catherine an seiner Seite. An den Anblick einer solchen Frau gewöhnte man sich gern, wie auch an die Gespräche mit ihr.

Natürlich bezahlte er sie dafür, nett und umgänglich zu sein. Doch wäre sie das auch, wenn sie sich unter anderen Umständen träfen?

Nach dem, was er mit Heather durchgemacht hatte und wie viel ihn seine Scheidung gekostet hatte, konnte er sich noch nicht wieder auf jemanden einlassen. Und selbst, wenn er irgendwann wieder so weit sein sollte: Eine weitere Heirat konnte er sich nicht vorstellen.

Wenn er mal Vater werden wollte, würde er das natürlich überdenken müssen. Er war, ebenso wie seine Eltern, Einzelkind und es gab niemanden, dem er seine Ranch und seine Firmen hinterlassen könnte, wenn er keinen Erben hatte. Doch mit fünfunddreißig war er noch jung und konnte sich noch Zeit lassen mit Kindern.

Als er seine Seife von der Dusch-Ablage nehmen wollte, fand er Catherines lilafarbenen Rasierer und ihr Duschgel daneben. Schon seltsam, nach zwei Jahren des Alleinlebens wieder Kosmetikartikel einer Frau im Bad zu finden …

Er öffnete das Duschgel und schnupperte daran; der blumig-exotische Duft war ihm schon irgendwie vertraut.

An das Heimkommen zu einer schönen Blonden wie Catherine, die ihn fragte, wie sein Tag gewesen sei, ihn umarmte und deren Duft ihn umwehte, könnte er sich gewöhnen. Doch die Catherine, mit der er heute zu Mittag gegessen hatte, war nicht real. Sie war nur eine Rolle. Das außer Acht zu lassen, wäre gefährlich.

Von Großstadtladys wollte er sowieso zukünftig die Finger lassen und mehr Großstadt als Manhattan gab es gar nicht.

Wenn schon, brauchte er jemanden, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden von Brighton Valley stand.

Und Catherine war nur auf der Durchreise.

Er schnappte sich ein Handtuch, trocknete sich ab, rasierte sich und sprühte etwas Eau de Cologne an. Anschießend zog er sich an: Boxershorts, schwarze Socken, darüber eine schwarze Hose und ein feines weißes Hemd, dessen Kragen er offen ließ, zum Schluss schwarze Stiefel.

Rasch noch die Haare gekämmt und das schwarze Sakko im Western-Stil übergezogen.

Dann ging er zurück ins Wohnzimmer, wo Catherine am Fenster stand und auf die Main Street hinaussah. Als sie seine Schritte hörte, drehte sie sich um, musterte ihn kurz und sagte lächelnd: „Gut siehst du aus!“

„Danke. Du auch! Du wirst jeden Mann auf der Veranstaltung umhauen – verheiratet oder nicht.“

„Du bist auch nicht gerade ein Trostpreis, Herr Bürgermeister. Besonders, wenn du dich so schick machst. Ich nehme mich besser in Acht vor deinen eifersüchtigen Verehrerinnen, sonst wird es vielleicht gefährlich!“

Er schmunzelte. „Ein paar mögen bedauern, dass ich vergeben bin, aber sie werden die Form wahren.“

Catherine nahm ihre Perlentasche. „Was hat dich bewogen, als Bürgermeister von Brighton Valley zu kandidieren?“

„Ich habe nicht kandidiert. Vor sechs Monaten, nach ein paar Bier im Stagecoach Inn, hatte ich mich in einem schwachen Moment breitschlagen lassen, mich für einen freien Sitz im Stadtrat zu bewerben. Eigentlich wollte ich nie in die Politik gehen und wollte am nächsten Tag schon einen Rückzieher machen. Doch dann dachte ich, vielleicht könnte ich in der Gemeinde etwas bewegen; deshalb zog ich es durch und bekam den Posten. Als vor einigen Wochen unser Bürgermeister Jim Cornwall beim Beschneiden eines Baumes von der Leiter stürzte, sich ziemlich verletzte und für einige Zeit ausfiel, bat man mich, bis zu seiner Rückkehr einzuspringen.“

„Das ist ein ziemliches Kompliment für dich.“

„Stimmt. Deshalb habe ich widerstrebend eingewilligt. Ich hatte nämlich mit meinen eigenen Geschäften bereits genug zu tun, mit Landerwerb, der zurzeit verhandelt wird, und einer neuen Pferdezucht, die gerade anläuft.“

Und dann war alles durch die ganzen Damen, die ihn seit seiner Scheidung belagerten, noch komplizierter geworden.

„Du wirst das schon schaffen“, sagte Catherine.

Und damit hatte sie recht. Ray Mendez war kein Drückeberger. Mit seiner Kreativität fand er für fast alles eine Lösung.

Ray hatte nie das Rampenlicht gesucht; doch heute Abend hatte er keinerlei Lampenfieber. Catherine hatte bereits bewiesen, wie perfekt sie ihre Rolle spielte, und er brauchte nur mitzuspielen.

Er freute sich sogar auf den Abend mit ihr. Danach würden sie wieder zu ihm fahren, erste Bilanz über ihren Auftritt ziehen und vielleicht noch ein bisschen fernsehen. Weitere Pläne hatte er nicht – auch wenn er seine „Verlobte“ vielleicht anziehender fand als geplant.

Beim Betreten des Pavillons des Krankenhauses, der mit Lichterketten, schwarzen Tischdecken und darauf Vasen mit roten Rosen geschmückt war, griff Catherine nach Rays Hand.

Er schloss seine Hand um ihre, die er verschwörerisch drückte, und raunte ihr zu: „Gute Idee.“

Zu viel der Ehre, dachte Catherine; denn sie war lediglich ihrem natürlichen Impuls gefolgt.

Schon während der zehnminütigen Fahrt zum Krankenhaus hatte sie die Präsenz dieses großen, dunkelhaarigen und attraktiven Mannes auf dem Fahrersitz neben sich zunehmend bewusst wahrgenommen und war so angetan von seinem sexy Texas-Akzent, dass ihr dieser Abend eher wie ein Date vorkam als wie ein Job.

Deshalb genoss sie seinen warmen Händedruck und fühlte sich dadurch zusätzlich motiviert.

Ray führte sie zu einer zierlichen Latina.

„Dr. Ramirez hat sich ganz besonders für die Spendensammlung für die NICU, die Neugeborenen-Intensivstation, eingesetzt“, stellte er Catherine die schick gekleidete junge Frau vor. „Selena, ich möchte dir meine Verlobte Catherine Loza vorstellen.“

Sichtlich erfreut reichte die hübsche Ärztin Catherine die Hand.

„Ich wusste gar nicht, dass Ray verlobt ist“, sagte Selena Ramirez. „Aber kein Wunder! Er ist so ein großartiger Mensch.“

„Da kann ich nur zustimmen“, gab Catherine zurück. Falls Selena auch eine von Rays Verehrerinnen sein sollte, merkte man es ihr jedenfalls nicht an.

„Selena ist Geburtshelferin“, merkte Ray an. „Sie hat mit der Stadtverwaltung die Bemühungen für die NICU vorangetrieben.“

„Bisher müssen unsere kleinsten Frühchen per Helikopter nach Houston gebracht werden. Doch die hiesigen Mütter sollen die Sicherheit haben, dass ihre Babys auch hier die bestmögliche medizinische Versorgung erhalten“, erklärte Selena.

Ray nickte. „Das habe ich hautnah mitbekommen, als die Enkelin eines unserer Stadträte mit akuten Problemen geboren wurde und schnellstens nach Houston geflogen werden musste. Leider hat die Kleine es nicht geschafft. Danach haben wir Geld in die Hand genommen und die Aktion ins Leben gerufen.“

Der Gedanke, dass eine junge Mutter ihr Neugeborenes verloren hatte, betrübte Catherine. Sie liebte Kinder und hätte selbst gern ein oder zwei gehabt; doch aufgrund früherer gynäkologischer Probleme, unter anderem der Entfernung von Zysten an ihren Eierstöcken, hatten die Ärzte ihr keine Hoffnung mehr auf eine Schwangerschaft machen können. Die Nachricht war niederschmetternd für sie gewesen; doch mit der Zeit hatte sie sich damit abgefunden.

„Ich würde Sie gern unterstützen“, bot Catherine an. „Jennifer Walkers Zwillinge kamen einige Wochen zu früh auf die Welt. Dank ihrer Versorgung auf einer hochmodernen Neugeborenenstation konnten sie gesund entlassen werden und gedeihen prächtig. Deshalb weiß ich, wie wichtig so eine Intensivstation für Neugeborene ist.“

„Meinen Sie Kaylee und Kevin?“

Catherine nickte. „Ich war Jenns Zimmergenossin in New York.“

„Ach, dann haben Sie Ray durch Dan und Eva kennengelernt!“, schlussfolgerte Selena.

Äh … das entsprach eigentlich nicht der Story, die Ray und Catherine sich zurechtgelegt hatten. Aber da es stimmte, nickte Catherine.

„Damals liefen wir uns zum ersten Mal über den Weg, aber das hatte nichts zu sagen. Gefunkt hat es erst, als wir uns vor einem halben Jahr zufällig erneut begegneten. Er besuchte eine meiner Vorstellungen und kam kurz hinter die Bühne, einfach um Hallo zu sagen. Dann hat er mich auf einen Drink eingeladen und so führte eins zum anderen.“

„Sie sind Künstlerin?“, fragte Selena.

„Ich singe und tanze ein bisschen.“ Ihre Schauspielerei wollte Catherine besser nicht an die große Glocke hängen.

„Wie schön! Unsere nächste Wohltätigkeitsveranstaltung ist eine Talentshow. Es wäre wunderbar, wenn Sie uns dabei unterstützen könnten.“

Etwas hilflos schaute Catherine zu Ray in der Hoffnung, er würde sie davor retten.

„Das ist am zweiten Samstag in diesem Monat, nicht wahr?“, rückversicherte sich Ray.

Selena nickte. „Dürfen wir auf Sie zählen?“

Lieber Himmel, Ray ließ sie hängen! Andererseits bezahlte er sie ja dafür, über ihre Zeit verfügen zu können.

„Ich überlege mal, wie ich mich einbringen kann“, sagte sie schließlich.

„Super!“, freute sich Selena. „Clarissa Eubanks organisiert die Talentshow. Sie kann im Bürgermeisteramt Ihre Kontaktdaten erfragen.“

„Machen wir es doch ganz unkompliziert“, mischte sich Ray ein. „Catherine wohnt bei mir.“

Sie hielten noch eine Weile Small Talk, dann entdeckte Selena jemand anderen, den sie begrüßen musste.

„Jedenfalls herzlichen Glückwunsch zur Verlobung“, sagte sie zum Abschied. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie sehr glücklich miteinander werden!“

„Danke. Das werden wir ganz bestimmt“, versicherte Catherine und strahlte Ray liebevoll an, was er genauso erwiderte.

Als sich ihre Blicke trafen, lag darin etwas, das Catherine nicht näher definieren konnte, aber es fühlte sich warm und erfüllend an.

Wieder ergriff Ray ihre Hand und für einen Moment schien es Catherine, als beruhige sich ihr durch Eriks Betrug so verletztes Herz und sei zur Heilung bereit. Ihre Vergangenheit rückte in den Hintergrund und machte der Aussicht auf eine vielversprechende Zukunft Platz.

Könnte vielleicht sogar Ray Mendez Teil dieser Zukunft sein?

Noch vor sechsunddreißig Stunden hatte Ray der heutigen Veranstaltung mit gemischten Gefühlen entgegengesehen. All die Spendengalas, Eröffnungszeremonien und Arbeitsessen, an denen er als Interims-Bürgermeister teilnehmen musste, fanden kaum noch Platz in seinem ohnehin schon vollen Terminkalender als Rancher und Geschäftsmann, sodass sein Tag schon morgens um vier Uhr begann.

Doch mit der reizvollen Catherine am Arm wurde die heutige Veranstaltung nicht nur erträglich, sondern sogar zu einem unerwarteten Vergnügen.

Natürlich hatten sie nicht den ganzen Abend aneinandergehangen: Mal hatte ihn jemand zur Seite genommen für ein kurzes Gespräch unter vier Augen, mal hatte jemand Catherine entführt, um sie Leuten vorzustellen, die sie „unbedingt kennenlernen“ musste.

Doch auch, wenn jeder von ihnen an einem anderen Ende des Saales war, verloren sie einander nie aus den Augen.

So unterhielt sich Catherine mit einer der Arztgattinnen, als ihr Blick in Rays Richtung ging. Ihr Lächeln, dieser sehnsüchtige Ausdruck in ihrem Gesicht, als würde sie sich gerade viel lieber im Bett an ihn kuscheln, traf ihn völlig unvermittelt. Und obwohl er wusste, dass ihre sogenannte Romanze nicht echt war und er Catherine dafür bezahlte, fühlte es sich für ihn irgendwie völlig natürlich an. So natürlich, dass er nach einer Weile begann, den Blickkontakt mit ihr geradezu zu suchen.

Lief er als Autor jetzt etwa Gefahr, auf seine eigene Story hereinzufallen?

Catherine spielte ihre Rolle einfach zu gut! Immer wieder musste er sich ins Gedächtnis rufen, dass sie nur ihren Job machte, dass sie nicht miteinander schliefen und dass sich daran wohl auch nichts ändern würde.

Nicht, dass er etwas dagegen hätte! Es würde nur einfach nicht passieren.

Die liebevollen Blicke, die Berührungen – alles nur Show. Zurück in seinem Apartment würde alles wieder anders sein.

Er schaute auf die Uhr und ging zum anderen Ende des Saales, wo Catherine gerade mit der Stadtratsgattin Margo Reinhold sprach.

„Ich habe Ihrer Verlobten vorgeschlagen, dem Brighton Valley Women’s Club beizutreten“, sagte Margo zu ihm. „Nächsten Monat haben wir ein gemeinsames Mittagessen mit einer Modenschau, das wird sicher unterhaltsam. Dafür suchen wir noch ein paar Models und ich hoffe, dass Catherine mitmacht.“

Da gar nicht klar war, ob Catherine dann noch in der Stadt sein würde, konnte sie für so etwas keine Zusage geben, ohne denjenigen der Gefahr auszusetzen, dass sie ihn dann hängen lassen musste.

Ray sah ihren flehenden Blick und schritt ein. „Das würde sie sicher sehr gern, doch sie hat schon andere Pläne … eine Kreuzfahrt mit ein paar Freundinnen.“

Autor

Stella Bagwell
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