Die Geliebte des griechischen Milliardärs

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"Ich bekomme immer, was ich will. Und ich will dich." Der griechische Milliardär Bastien Zikos hat Lilah nie verziehen, dass sie ihn einst abwies. Aber jetzt hat er die widerspenstige Schönheit in der Hand. Er wird die Firma ihrer Familie nur retten, wenn sie seine Geliebte wird!


  • Erscheinungstag 24.06.2021
  • ISBN / Artikelnummer 9783751507400
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Es ist vorbei, Reba“, erklärte Bastien entschieden.

Die atemberaubende Blondine ihm gegenüber zog einen Schmollmund. „Aber wir waren doch so fantastisch zusammen.“

„Ich habe dir nie versprochen, dass mehr daraus wird als Sex. Und jetzt ist es aus.“

Reba blinzelte, als kämpfte sie mit den Tränen, aber Bastien kannte sie zu gut. Das Einzige, was Reba zum Weinen gebracht hätte, wäre, wenn er sie kleinlich abgefunden hätte. Sie war hart wie Stahl … ganz wie er. Was Frauen betraf, war er sogar eiskalt. Schon seine Mutter, ein männermordendes, berechnendes Biest, hatte ihm von klein auf beigebracht, dem so genannten „schönen Geschlecht“ zu misstrauen.

„Man hatte mich gewarnt, dass du dich schnell langweilst“, sagte Reba spitz. „Ich hätte darauf hören sollen.“

Bastiens Ungeduld wuchs. Reba war eine Weile seine Geliebte und recht unterhaltsam im Bett gewesen, doch nun war Schluss. Schon jetzt hatte er ihr im Gegenzug ein kleines Vermögen an Schmuck geschenkt. Bastien Zikos nahm von einer Frau nichts geschenkt … weder Sex noch irgendetwas anderes.

Brüsk wandte er sich von ihr ab. „Einer meiner Buchhalter wird sich mit dir in Verbindung setzen.“

„Du hast eine andere, stimmt’s?“, spekulierte die Blondine gekränkt.

„Wenn es so wäre, ginge es dich nichts an.“ Er warf ihr noch einen letzten, warnenden Blick zu, bevor er ging. Seine Augen funkelten eisig, die markanten, attraktiven Züge waren wie in Stein gemeißelt.

Die Limousine mit Chauffeur stand bereit, um ihn zum Flughafen zu fahren, wo er seinen Privatjet zum Weiterflug nach Norden bestieg. Eine andere? Vielleicht … vielleicht auch nicht.

Richard James, sein Finanzdirektor, erwartete ihn bereits in der luxuriösen Kabine. „Darf ich fragen, welchen besonderen, offenbar nur Ihnen bekannten Reiz diese langweilige Kleinstadt im Norden besitzt, beziehungsweise dieses noch langweiligere, gescheiterte Unternehmen dort, das Sie kürzlich erworben haben?“

„Sie dürfen fragen. Aber ich verspreche Ihnen keine Antwort.“ Bastien studierte auf seinem Laptop die aktuellsten Börsentabellen.

„Dann bietet Moore Components doch etwas, das mir entgangen ist?“, meinte sein untersetzter blonder Mitarbeiter geknickt. „Ein Patent? Eine neue Erfindung?“

Bastien warf ihm einen amüsierten Blick zu. „Die Fabrik steht auf Land, das Millionen wert ist. Ein erstklassiges Entwicklungsgebiet in der Nähe des Stadtzentrums.“

„Ihre Jahre als Heuschrecken-Investor, der Firmen aufkauft und auschlachtet, sind doch eigentlich lange her“, bemerkte Richard James überrascht.

In seinen Anfangsjahren hatte Bastien Unternehmen aufgekauft und zum größtmöglichen Profit abgewickelt. In geschäftlichen Dingen kannte er kein Gewissen, sondern hielt sich ausschließlich an die Gesetzmäßigkeiten von Gewinn und Verlust. Angetrieben vom Ehrgeiz eines Mannes, der kein reiches Familienerbe im Rücken hatte, war er stolz auf seine Unabhängigkeit und darauf, dass er längst Selfmade-Milliardär war.

Aber in diesem Moment dachte Bastien Zikos nicht ans Geschäft. Nein, er dachte an Delilah Moore … die einzige Frau, die ihn je abgewiesen und damit über alle Maßen frustriert und verärgert hatte. Sein Ego hätte den Dämpfer wegstecken können, wenn sie wirklich nicht an ihm interessiert gewesen wäre. Aber er hatte das Verlangen in ihren Augen gesehen und ihre unmissverständliche Reaktion gespürt, wenn sie ihm nahe war.

Es war ihre heuchlerische Behauptung, sie wolle ihn nicht, die er ihr nicht verzeihen konnte. Furchtlos und abwertend hatte sie ihm seinen Ruf als Frauenheld vorgeworfen und sich als feine Lady aufgespielt, die voller Verachtung die Annäherungsversuche eines Straßenrowdys abwehrt. Der Zorn über ihre Respektlosigkeit, ganz zu schweigen von ihren Lügen und ihrer Frechheit, ihn derart anzugreifen, brannte jetzt, zwei Jahre später, immer noch unvermindert in seinem Inneren.

Und nun hatte das Schicksal den Spieß umgedreht. Bastien nahm es mit Genugtuung zur Kenntnis. Er glaubte nicht, dass Delilah Moore ihn diesmal trotzig abspeisen würde.

„Wie geht es ihm?“, fragte Lilah ihre Stiefmutter gedämpft, als sie ihren Vater im Hinterhof ihres kleinen Reihenhauses stehen sah.

„Unverändert.“ Vickie, eine kleine üppige Blondine von Mitte dreißig, seufzte. Sie stand an der Spüle, bemüht, den Abwasch zu erledigen, während sich ein Kleinkind an ihrem Bein festklammerte. „Er ist natürlich deprimiert. Schließlich war die Firma sein Lebenswerk – und nun ist es zerstört. Er fühlt sich als Versager. Und dass er noch keinen neuen Job finden konnte, ist auch nicht gerade hilfreich.“

„Bestimmt findet sich bald etwas“, erklärte Lilah betont optimistisch, nahm ihre zweieinhalbjährige Halbschwester Clara hoch und suchte für sie ein Spielzeug, um sie zu beschäftigen.

Lilah war ein positiver Mensch. In schwierigen Zeiten hielt sie Ausschau nach dem Silberstreif am Horizont. Sicher, ihr Vater hatte seine Firma und sein Haus verloren, aber er hatte immer noch seine Familie, und sie waren alle gesund.

Gelegentlich staunte sie selber, wie gut sie sich mit ihrer Stiefmutter angefreundet hatte. Ursprünglich hatte sie ja angenommen, Vickie wäre auch nur eins von diesen oberflächlichen jungen Dingern, mit denen sich ihr Vater eine Weile vergnügt hatte, bis sie irgendwann begriffen hatte, dass sich die beiden trotz des Altersunterschieds von zwanzig Jahren wirklich liebten. Vor vier Jahren hatten ihr Vater und Vickie geheiratet, und inzwischen hatte Lilah zwei Halbgeschwister, die sie nicht mehr missen wollte: den fast vierjährigen Ben und die kleine Clara.

Augenblicklich wohnten sie alle mit Lilah in dem kleinen Reihenhaus, das sie eigentlich für sich gemietet hatte. Drei Zimmer, Küche, Bad waren für drei Erwachsene und zwei Kleinkinder natürlich sehr beengt, aber bis die Stadt der Familie eine bezahlbare Sozialwohnung anbieten konnte oder ihr Vater einen neuen Job fand, blieb ihnen gar keine andere Wahl. Die repräsentative Villa, die ihr Vater noch vor Kurzem mit seiner Familie bewohnt hatte, war zusammen mit seinem restlichen Vermögen bei dem vergeblichen Versuch draufgegangen, Moore Components vor der Pleite zu retten.

„Ich klammere mich immer noch an die Hoffnung, dass Bastien Zikos deinem Vater einen Rettungsanker zuwirft“, gestand Vickie. „Ich meine, wer kennt das Geschäft besser als Robert? Es wird doch in seiner alten Firma einen Platz für ihn geben, wo er sich nützlich machen kann, oder?“

Lilah verkniff sich die Antwort, dass Bastien ihrem Vater wohl eher einen Betonklotz an die Füße binden würde, um sicherzugehen, dass er wirklich unterging. Schließlich hatte der griechische Milliardär Moore Components bereits vor zwei Jahren kaufen wollen, und rückblickend hätte ihr Vater das Angebot besser angenommen. Aber damals waren die Geschäfte noch gut gelaufen, auch wenn Bastien selber warnend darauf hingewiesen hatte, dass das Wohl und Wehe der Firma viel zu sehr von einem Großauftrag abhängig war. Als dann dieser Auftrag tatsächlich verloren ging, taumelte Moore Components innerhalb weniger Wochen dem Bankrott entgegen.

„Ich gehe jetzt besser in die Firma.“ Lilah bückte sich und tätschelte schuldbewusst ihren Zwergdackel Skippy, der ihr um die Füße wuselte, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Seit ihre Familie bei ihr eingezogen war, hatte sie Skippy ziemlich vernachlässigt. Jetzt ließ ihr die Vorstellung, dass ihre Stiefmutter sich ausgerechnet von Bastien Zikos Hilfe erhoffte, keine Ruhe. Rasch zog sie ihren Regenmantel an und band sich den Gürtel um die schmale Taille. Vickie hatte Ben schon seine Jacke angezogen, weil Lilah den Kleinen auf dem Weg zur Arbeit in den Kindergarten brachte.

Sie war eine kleine, zierliche Frau mit langem schwarzen Haar und strahlend blauen Augen und gehörte zu den wenigen Angestellten bei Moore Components, die noch arbeiteten. Für die Abwicklung hatte der Konkursverwalter die Dienste der Personalabteilung noch gebraucht, aber in zwei Tagen würde Lilah ebenfalls arbeitslos sein.

Seit sie erfahren hatte, dass Bastien Zikos die insolvente Firma ihres Vaters aufgekauft hatte, wurde sie, entgegen ihrer sonst so positiven Einstellung, von bösen Vorahnungen geplagt. Allerdings stand sie mit ihren Ängsten ganz allein da. Der Insolvenzverwalter war hoch erfreut gewesen, einen Käufer gefunden zu haben, und ihr Vater war sich mit den ortsansässigen Honoratioren in der Hoffnung einig, dass der neue Eigentümer wenigsten einige der Leute wieder einstellen würde, die mit der Pleite von Moore Components ihre Arbeit verloren hatten. Nur Lilah, die zuvor einmal einen Blick auf Bastiens Skrupellosigkeit erhascht hatte, hielt es für höchst unwahrscheinlich, dass der griechische Milliardär mit guten Neuigkeiten in die Gemeinde kommen würde.

Wenn es je einem Mann gelungen war, Lilah das Fürchten zu lehren, dann Bastien Zikos. Der große, unglaublich attraktive Grieche hatte bei ihr sämtliche Alarmglocken schrillen lassen. Wie er aussah, wie er sprach, sein dominantes Gebaren … seine ganze Haltung hatte sie abgeschreckt und instinktiv zurückweichen lassen. Leider hatte das nur Bastien Zikos’ Jagdinstinkt geweckt.

Trotz ihrer erst dreiundzwanzig Jahre brachte Lilah arroganten, gut aussehenden Männern mit aufgeblasenem Ego seit jeher tiefes Misstrauen entgegen. Nach ihrer Erfahrung handelte es sich meist um verlogene Spieler. Ihr eigener Vater war früher so gewesen und hatte ihre verstorbene Mutter mit seinen ständigen Affären todunglücklich gemacht. Lilah dachte nicht gern an jene schlimme Zeit zurück, als sie ihren Vater gehasst hatte, weil scheinbar keine Frau vor ihm sicher gewesen war … weder die Angestellten in seiner Firma noch die Freundinnen ihrer Mutter. Erst als er Vickie kennengelernt hatte, war damit Schluss gewesen und ihr Vater hatte sich zu einem richtigen Familienmenschen entwickelt. Was Lilah die Möglichkeit gab, ihn wieder zu respektieren und ihm zu verzeihen.

Bastien Zikos wiederum war alles andere als ein Familientyp – ganz im Gegenteil, ihm eilte ein Ruf als Frauenheld voraus. Er war es zweifellos gewohnt, sich jede Frau, die er gerade wollte, zu nehmen. Reich, erfolgreich und unglaublich attraktiv, brauchte er in der Regel nur mit den Fingern zu schnippen, und die Frauen flogen ihm zu. Lilah allerdings hatte auf dem Absatz kehrtgemacht und war in die entgegengesetzte Richtung geflohen, weil sie sich nicht von einem Mann, der nur Sex von ihr wollte, das Herz brechen und die Selbstachtung rauben lassen wollte.

Es war für sie eine albtraumhafte Erfahrung gewesen, sich zu einem Mann wie Bastien Zikos derart hingezogen zu fühlen. Standhaft hatte sie sich geweigert, es sich auch nur einzugestehen, geschweige denn, der Versuchung nachzugeben. Trotzdem erinnerte sie sich jetzt, zwei Jahre später, immer noch ganz genau, wie sie ihn inmitten der Menschenmenge in einem Auktionssaal zum ersten Mal gesehen hatte. Bastien … groß, dunkel und so umwerfend sexy mit seinen faszinierenden goldbraunen Augen.

Sie war wegen eines Schmuckanhängers dort gewesen, der ihrer Mutter gehört und den Vickie zum Verkauf weggegeben hatte, weil sie nicht wusste, wie viel er Lilah bedeutete. Lilah hatte vor, den Anhänger ohne Aufsehen bei der Auktion zurückzuersteigern, denn sie wollte nicht daran rühren, wie sehr es sie gekränkt hatte, dass ihr Vater praktisch allen Schmuck ihrer verstorbenen Mutter seiner neuen Lebensgefährtin geschenkt hatte.

Das Erste, was ihr an diesem Tag ins Auge fiel, war das markante Profil von Bastien, wie er intensiv einen kleinen Gegenstand in seiner Hand betrachtete, den ihm eine Auktionsassistentin aus einer Vitrine geholt hatte. Lilah hatte man auf Nachfrage zu derselben Vitrine geschickt, und im Näherkommen stellte sie überrascht fest, dass Bastien ausgerechnet den schlichten silbernen Seepferdchen-Anhänger ihrer Mutter zwischen den schlanken Fingern drehte.

„Was haben Sie damit vor?“, fragte sie unwillkürlich.

„Warum interessiert Sie das?“, erwiderte er genauso direkt, wobei er aufsah und sie mit dem Blick seiner betörend leuchtenden Augen bannte.

Lilah verschlug es buchstäblich den Atem. Ihr Herz pochte, als wollte es zerspringen … so unfassbar, so sündhaft attraktiv war dieser Mann. „Er … hat meiner Mutter gehört.“

„Und woher hatte sie ihn?“, fragte Bastien wie aus der Pistole geschossen.

„Sie hat ihn vor fast zwanzig Jahren auf einem Flohmarkt gekauft. Ich war dabei“, antwortete Lilah aufrichtig, obwohl sie sein forschender Blick nervös machte.

„Ungefähr um die Zeit hatte meine Mutter ihn in London verloren“, meinte Bastien vielsagend und drehte den Anhänger herum, um ihr eine Gravur auf der Rückseite zu zeigen: zweimal der Buchstabe A, umrahmt von einem Herzen. „Mein Vater Anatole schenkte den Anhänger meiner Mutter Athene. Was für ein außerordentlicher Zufall, dass er offenbar unseren beiden Müttern gehört hat.“

„Wirklich … außerordentlich“, pflichtete sie ihm angespannt bei, wobei seine Nähe sie mindestens genauso sehr irritierte wie seine unerwartete Eröffnung. Der Duft seines exklusiven Aftershaves benebelte ihren Verstand, sodass sie Mühe hatte, klar zu denken. Ein wenig zu hastig wich sie einen Schritt zurück und prallte mit jemandem hinter ihr zusammen.

Bastien fasste sie mit einer Hand, um zu verhindern, dass sie stolperte. Bei der Berührung durchzuckte es Lilah wie elektrisiert, und sie blickte atemlos zu ihm auf. Es kostete sie einige Willenskraft, sich seiner Hand zu entziehen.

„Darf ich mir den Anhänger ansehen, bevor er wieder in die Vitrine gelegt wird?“, fragte sie betont kühl.

„Das hat nicht viel Sinn, weil ich vorhabe, ihn zu ersteigern“, entgegnete er unverblümt.

„Ich auch“, erklärte sie prompt.

Sichtlich widerstrebend legte Bastien ihr den Schmuck in die Hand. Für Lilah war es ein besonderer Moment, denn ihre Mutter hatte den hübschen Anhänger geliebt und im Sommer gern getragen. Lilah verband ihn mit den wenigen glücklicheren Erinnerungen an ihre Kindheit.

„Leisten Sie mir bei einer Tasse Kaffee Gesellschaft?“ Bastien, der sie ungeduldig beobachtet hatte, nahm ihr den Schmuck wieder ab und reichte ihn der Auktionsassistentin.

Lilah sah ihn überrascht an. „Das wäre kaum angemessen, da wir beide auf dasselbe Stück bieten wollen.“

„Nennen Sie es sentimental, aber ich würde gern erfahren, wo der Anhänger all die Jahre gewesen ist.“

So unwahrscheinlich diese Erklärung auch war, Lilah fühlte sich daraufhin gezwungen, die Einladung zum Kaffee anzunehmen, weil alles andere kleinlich und unhöflich ausgesehen hätte. So hatte ihre kurze Bekanntschaft mit Bastien Zikos begonnen.

Rasch verdrängte sie die Erinnerung. Es hatte sie zu viel Kraft gekostet, diesen Mann zu vergessen. Allerdings hatte sie nie bereut, ihn zurückgewiesen zu haben … auch wenn oder gerade weil sie in der Presse und im Internet immer mal wieder auf seinen Namen stieß, meist im Zusammenhang mit wechselnden Schönheiten an seiner Seite. Quantität statt Qualität schien seine unveränderte Devise in Bezug auf Frauen. Sie hatte damals die einzig richtige Entscheidung getroffen, auch wenn er sie immer noch dafür hasste.

Als Lilah durch die Fabriktore schritt und den einst so belebten Hof überquerte, der jetzt bis auf wenige Fahrzeuge trostlos und verlassen wirkte, klingelte ihr Handy. Es war Josh, mit dem sie studiert hatte, und er schlug vor, am nächsten Abend mit einigen anderen Freunden auszugehen. Alle paar Wochen trafen sie sich in dieser Runde aus Pärchen und Singles, um essen oder ins Kino zu gehen. Joshs Verlobung hatte sich gerade aufgelöst, und Lilahs letzter Freund hatte sich verabschiedet, als die Firma ihres Vaters pleitegegangen war.

„Morgen Abend?“ Lilah gefiel die Idee, denn die Abende in ihrem überfüllten kleinen Haus waren in letzter Zeit etwas stressig, und außerdem würde es sie wenigstens für kurze Zeit von den drückenden Problemen ablenken. „Ja, gern. Um wie viel Uhr?“

Aus dem Chefbüro im obersten Stock beobachtete Bastien Zikos aufmerksam, wie Delilah Moore über den Parkplatz von Moore Components kam. Immer noch fand er sie unvergleichlich schön … ein Eingeständnis, das ihn ärgerte. Denn seit er Robert Moores Tochter begegnet war, hatten viele schöne Frauen sein Bett geteilt – nur hatte ihn keine davon lange interessiert.

Delilahs Anblick aber schlug ihn jetzt wieder genauso in Bann wie damals, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte: langes schwarzes Haar, das ihr in seidigen Kaskaden fast bis zur Taille herabfiel, ein zartes Gesicht mit makellosem Alabasterteint und klaren saphirblauen Augen. Egal was sie trug, sie strahlte immer eine lässige Eleganz aus, wie sie manchen Frauen einfach angeboren war.

Und wieder sagte er sich, dass sie doch eigentlich überhaupt nicht sein Typ war. Denn mit einer einzigen Ausnahme waren seine Frauen immer üppige Blondinen gewesen. Delilah war klein und sehr zierlich … umso unerklärlicher, dass er sich so von ihr angezogen fühlte. Und alles, was Bastien nicht erklären oder kontrollieren konnte, irritierte ihn.

Diesmal aber, so hatte er sich geschworen, würde er der schönen Delilah nahe genug kommen, um all ihre Makel aufzudecken.

„Der neue Boss ist im Haus“, empfing Julie, Lilahs Kollegin, sie, sobald sie das gemeinsame Büro betrat.

Lilah zog sich den Regenmantel aus. „Wann ist er eingetroffen?“

„Laut Pförtner war es noch nicht einmal sieben Uhr. Scheint ein Frühaufsteher zu sein“, plapperte Julie drauflos. „Und Mr. Zikos hat sein ganzes Team mitgebracht. Das ist doch sicher ein gutes Zeichen, meinen Sie nicht? Außerdem sieht er wahnsinnig gut aus.“

„Ach ja?“ Lilah wandte sich ab, um ihren Mantel aufzuhängen.

„Absolut traumhaft, wie ein männliches Supermodel. Sogar Maggie fand das … sie hat ihm Kaffee gebracht.“ Maggie, Mädchen für alles und die gute Seele des Büros, stand in dem Ruf, eine Männerfeindin und schwer zu beeindrucken zu sein. „Aber Maggie hat auch gesagt, sie hätte ihn nicht zum ersten Mal gesehen, sondern er wäre vor Jahren schon einmal hier gewesen. Wissen Sie etwas davon?“

„Ja, das stimmt. Er war damals am Kauf der Firma interessiert.“

„Dann haben Sie ihn auch schon vorher getroffen?“, rief Julie konsterniert aus. „Warum haben Sie nichts davon gesagt?“

„Es schien mir nicht wichtig“, sagte Lilah so beiläufig wie möglich, setzte sich an ihren Schreibtisch und versuchte sich, so gut es ging, abzulenken. Eine Stunde später kam ein junger Mann mit gepflegtem Vollbart in das Büro der beiden.

„Miss Moore?“ Er blieb vor Lilahs Schreibtisch stehen. „Ich bin Andreas Theodakis und gehöre zu Mr. Zikos’ Team. Mr. Zikos bittet Sie in sein Büro.“

Lilah fühlte, wie sie blass wurde. Aber wovor sollte sie Angst haben? Was sollte Bastien Zikos ihr schon anhaben? Trotzdem erfüllte sie allein die Tatsache, dass er sie zu sich rief, mit Panik.

Sie nahm die Treppe nach oben und nutzte den Weg, um sich zu fassen. Sicher wollte er sich nur ein wenig vor ihr brüsten, denn immerhin war die Firma pleitegegangen, wie er vorhergesagt hatte, und er hatte sie für einen Spottpreis erstanden, wohingegen ihre Familie alles verloren hatte.

Es war ein seltsames Gefühl, das ihr so vertraute Büro ihres Vaters zu betreten und an seiner Stelle jetzt Bastien Zikos dort vorzufinden. Lilah gönnte ihm nur einen flüchtigen Blick und stellte fest, dass außer ihnen beiden niemand anwesend war. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

„Mr. Zikos“, begrüßte sie ihn förmlich.

„Oh, ich denke, wir bleiben bei Bastien“, verbesserte er sie arrogant, wobei er sich unwillkürlich fragte, wie sie in einem schlichten schwarzen Rock und einem unauffälligen kamelhaarfarbenen Pullover so gut aussehen konnte.

Ihr schwarzes, lockiges Haar umschmeichelte ihr zartes Gesicht und war immer noch so wundervoll seidig und lang, dass es ihn in den Fingern kribbelte, es zu berühren. Ebenso unvermindert war die Faszination, die ihre ausdrucksvollen blauen Augen in Kontrast zu ihrem hellen Porzellanteint auf ihn ausübten.

Lilah wiederum kostete es große Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, welche Wirkung sein Anblick auf sie hatte. Denn Julie hatte nicht übertrieben, er sah tatsächlich aus wie ein männliches Supermodel. Groß, athletisch mit dichtem schwarzem Haar, goldbraunen Augen, markanten Zügen und einem unglaublich sinnlichen Mund … Sehr zu ihrem Leidwesen fühlte Lilah, wie sie errötete. Sie wandte den Kopf ab, denn sie fürchtete, dass Bastien Zikos’ Scharfblick nichts entging.

„Nimm Platz. Delilah.“ Er deutete auf einen der Sessel, die in einer Ecke des großen holzvertäfelten Raumes einen Couchtisch flankierten.

„Lilah“, verbesserte sie ihn nicht zum ersten Mal, denn auch damals hatte er darauf bestanden, sie mit ihrem vollen Namen anzureden. Delilah, ein Name, dessen biblischer Hintergrund ihr in der Schule einige Hänseleien eingebracht hatte.

„Ich ziehe Delilah vor“, meinte Bastien nun geradezu genüsslich.

Resigniert setzte sich Lilah und riss sich zusammen, um seinem leicht spöttischen Blick standzuhalten. Was ein gefährliches Unterfangen war, denn wie schon vor zwei Jahren drohte sie, sich immer wieder in den Tiefen seiner atemberaubenden braunen Augen zu verlieren, in denen es golden funkelte.

„Ich kann mir nicht vorstellen, warum du mich sprechen willst“, sagte sie so ruhig wie möglich, als die Tür aufging und Maggie ein Tablett mit Kaffee und Gebäck hereintrug.

Sofort sprang Lilah auf, um der älteren Frau das schwere Tablett abzunehmen. Die gute Maggie war schon weit über das Rentenalter hinaus und hatte Mühe mit schweren Lasten, auch wenn sie das niemals eingestanden hätte. Auch jetzt protestierte sie, aber Lilah schickte sie mit einigen begütigenden Worten hinaus, bevor sie sich selbst darum kümmerte, den Kaffee einzuschenken. Ohne zu überlegen, gab sie Zucker in Bastiens Tasse.

„So, du kannst es dir also nicht vorstellen?“, knüpfte Bastien an ihre Bemerkung an. „Wie bescheiden du doch bist.“

Errötend reichte sie ihm seine Tasse. Bastien probierte und lächelte zufrieden, weil sie den Kaffee genauso gesüßt hatte, wie er es am liebsten mochte. Und Lilah, die sich so sehr bemühte, kühl und distanziert zu bleiben, vergaß alle guten Vorsätze angesichts dieses Lächelns, das ihn so unwiderstehlich jungenhaft wirken ließ.

Autor

Lynne Graham
Lynne Graham ist eine populäre Autorin aus Nord-Irland. Seit 1987 hat sie über 60 Romances geschrieben, die auf vielen Bestseller-Listen stehen.

Bereits im Alter von 15 Jahren schrieb sie ihren ersten Liebesroman, leider wurde er abgelehnt. Nachdem sie wegen ihres Babys zu Hause blieb, begann sie erneut mit dem...
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