Die gestohlene Braut des griechischen Tycoons

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Was macht sie da? Ungläubig beobachtet der griechische Tycoon Theo Caras, wie Prinzessin Freya versucht, über die hohe Palastmauer zu klettern. Offenbar will sie fliehen – vor einer Vernunftehe mit einem ungeliebten Mann, die ihr Vater soeben öffentlich verkündet hat. Niemand ahnt, was zwischen Theo und Freya vor einigen Monaten geschehen ist: Auf einer glamourösen Party hat er sie heiß geküsst und für wenige verstohlene Augenblicke ins Reich der Sinne entführt. Soll er es jetzt wagen und die Prinzessin auf Abwegen retten?


  • Erscheinungstag 06.01.2026
  • Bandnummer 2734
  • ISBN / Artikelnummer 9783751541565
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Heidi Rice

Die gestohlene Braut des griechischen Tycoons

1. KAPITEL

„Du wirst den Mann heiraten, den ich für dich ausgesucht habe! Es ist deine Pflicht als Prinzessin von Galicos. Und als meine Tochter.“

Prinzessin Freya schluckte ihre Wut und ihren Schmerz herunter. Sie schenkte ihrem Vater, Fürst Andreas, das gehorsame Lächeln, das er von ihr erwartete. „Ja, Vater. Es ist nur so, ich kenne Monsieur Caras nicht, deshalb zögere ich …“

„Sei nicht so melodramatisch. Du hast ihn schon mehrfach getroffen.“

Das stimmte. Und beide Male hatte zwischen ihr und dem griechischen Reeder Alexander Caras nicht der Hauch einer gegenseitigen Anziehungskraft bestanden. Sie sollte ihn heiraten, weil ihr Vater einen Deal mit ihm abschließen wollte. Caras wollte im Fürstentum Galicos Kronland aufkaufen, ihr Vater bestand jedoch darauf, dass das Land im Besitz der Fürstenfamilie blieb.

Freya war sich nicht sicher, wie sie jemals für fürstlichen Nachwuchs sorgen sollten, wenn Caras sie kaum angesehen hatte, während er mit ihrem Vater über die Heirat verhandelte, als wäre sie ein Börsengeschäft.

Auch ihr Vater ignorierte sie gerade, während er an seinem Laptop weitertippte. Sie hatte immer gewusst, dass er sie nicht besonders mochte, weil sie ihrer Mutter so ähnlich war – der Frau, die vor acht Jahren mit einem Mann aus seinem Sicherheitsdienst durchgebrannt war.

Freya hatte ihrer Mutter nie verzeihen können, dass sie sie und ihre beiden kleinen Brüder einfach verlassen hatte. Als ihre Mutter einige Jahre später in einem Krankenhaus in Frankreich nach einer überraschenden Krebsdiagnose und kurzer, heftiger Krankheit gestorben war, hatte Freya nicht um sie getrauert. Den Brief, den ihre Mutter ihr ein paar Wochen vor ihrem Tod geschickt hatte, hatte sie nie geöffnet.

Warum sollte sie um eine Frau trauern, die noch nicht einmal an einer Besuchsregelung interessiert gewesen war?

Vor einer Woche war Freya zwanzig geworden. Sie hatte noch nie jemanden richtig geküsst. Und jetzt erwartete ihr Vater, dass sie einen Mann heiratete, der sie nicht wollte. Und umgekehrt.

Alexander Caras sah halbwegs gut aus, jedenfalls, wenn man ernste und ältere Männer mochte. Er musste mindestens fünfunddreißig sein! Aber Freya wollte das Feuerwerk, von dem sie in ihren Liebesromanen gelesen hatte und in die sie sich flüchtete, wenn ihr Leben im Palast sie zu ersticken drohte.

Sie wollte Herzklopfen. Das große Zittern und die heiße Erregung. Diesem Gefühl war sie vor drei Jahren am nächsten gekommen, als ihr Vater sie in ein Schweizer Internat geschickt hatte. Aber bevor sie irgendetwas wirklich Aufregendes hatte tun können, hatte ihr Vater Fotos gesehen, wie sie in einem Nachtklub in Zürich mit Freundinnen gefeiert und Tequila getrunken hatte, und sie prompt nach Hause geholt. Die letzten zwei Jahre hatte sie damit verbracht, Buße zu tun. Vor allem, weil ihr Vater drohte, ihre Brüder zum Militär zu schicken, wenn sie sich je wieder so danebenbenahm.

Aber das hier war wirklich ein neues Tief.

Sie wollte nicht heiraten. Aber die Zeit lief ab. In weniger als einer Woche sollte die Verlobung verkündet werden. Und alles Flehen und Bitten hatte bisher nicht geholfen. Freya verlor langsam die Fähigkeit, auch nur so zu tun, als hätte sie vor, zu gehorchen.

„Warum kann ich meiner Verpflichtung gegenüber Galicos nicht auf andere Weise gerecht werden?“, versuchte sie es wieder. „Wenn ich zurück an die Schule gehen würde, um mich weiterzubilden …“

„Dafür bist du zu alt.“

Geschockt sah sie ihn an. „Ich bin erst zwanzig! Du hast mich meinen Abschluss nicht machen lassen.“ Sie hatte ihn angefleht, sie zurück an die Schule zu schicken, weil sie gern lernte, aber er hatte sich geweigert. Stattdessen war ihr Leben zu einer hektischen Abfolge öffentlicher Anlässe geworden, bei der sie eher wie eine Schaufensterpuppe behandelt wurde statt wie eine Frau aus Fleisch und Blut. Sie hatte keine engen Freunde in Galicos. Aber der Versuch, ihrem Vater zu erklären, dass sie sich in der Schweiz nur wie ein normales Mädchen ihres Alters verhalten hatte, war gescheitert.

„Eine Prinzessin aus Galicos ist kein normales Mädchen“, hatte der Fürst verächtlich gesagt.

Nun schaute er gereizt von seinem Laptop auf. „Caras braucht keine Frau mit einem Abschluss. Er braucht eine Frau, mit der er Kinder haben kann.“

Freya hatte endgültig genug. „Ich soll also seine Zuchtstute sein, ja? Wie romantisch! Aber das werde ich nicht tun. Das kann ich nicht! Ich weigere mich.“

Endlich hatte sie es ausgesprochen.

Ihr Vater sprang auf und schlug mit den Fäusten auf den Tisch. „Wag es nicht, so respektlos zu sein!“ Er war rot im Gesicht.

„Dann behandle mich nicht wie deinen Besitz!“

„Aber das bist du!“, brüllte er.

Geschockt starrte sie ihn an.

Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach den Moment.

Freya wurden die Knie weich. War das wirklich seine ehrliche Meinung? Dass sie nur ein Objekt war, über das er verfügen konnte? Sie hatten sich nie nahegestanden, aber ein winziger Teil von ihr hatte trotzdem immer gedacht, er würde sie lieben. Auf seine eigene Weise. Und es wäre nur die Angst, dass sie sich so skandalös wie ihre Mutter benehmen würde, die ihn so streng sein ließ – wie ein Tyrann statt wie ein Vater.

Diese Gewissheit war gerade gestorben.

„Herein“, bellte ihr Vater.

Einer seiner Angestellten eilte in den Raum. „Hoheit, es gibt schlechte Nachrichten.“ Er warf Freya einen mitfühlenden Blick zu. Hatte er gehört, was ihr Vater gesagt hatte?

„Was für Nachrichten?“ Ihr Vater vibrierte förmlich vor Ärger.

„Alexander Caras ist letzte Nacht dabei fotografiert worden, wie er eine Kellnerin mit auf seine Yacht genommen hat. Die Frau war sichtlich schwanger. Und die Bilder sind gestern Nacht schon im Internet aufgetaucht und haben sich wie ein Lauffeuer verbreitet.“

Freya sank das Herz. Caras hatte eine Geliebte? Eine schwangere Geliebte? Mit der er in der Öffentlichkeit gesehen worden war?

Ihr Vater fluchte. „Kontaktieren Sie ihn und finden Sie heraus, was da vor sich geht.“

„Ich fürchte, das geht nicht, Hoheit. Er hat mit der Yacht abgelegt, und über Funk bekommen wir keine Antwort.“

Freya ließ sich in einen Sessel sinken. Bestimmt war die Hochzeit damit vom Tisch. Wenn es eins gab, das ihr Vater mehr hasste als eine ungehorsame Tochter, dann waren es solche Skandale.

Wer auch immer die Frau war, Freya wollte sie umarmen. Sie hatte Freya gerade einen Rettungsring zugeworfen.

Während ihr Vater wütend mit seinem Assistenten diskutierte, erhob sie sich mit der Absicht, unbemerkt zu flüchten, vom Sessel. In diesem Moment klingelte das Handy ihres Vaters. Er griff danach, schaute darauf und deutete mit dem Finger auf sie. „Setz dich! Das ist Caras’ jüngerer Bruder, sein Geschäftspartner. Vielleicht hat er eine Erklärung.“

Freya setzte sich. Ihr Herz schlug wie wild.

Sie lauschte ihrem Vater, dessen Tonfall für die geschäftliche Vereinbarung, um die es bei alldem eigentlich gegangen war, nichts Gutes verhieß.

Als der Fürst auflegte, sah er aus, als wollte er explodieren. „Die Verlobung ist vom Tisch! Seinem Bruder zufolge hat Caras diese Kellnerin geschwängert.“

Freya nickte und unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Anscheinend hatte Alexander Caras so etwas wie ein Gewissen. Gut für ihn. „Okay, Papa.“ Sie versuchte, einigermaßen reuig zu klingen.

„Wir werden an der geplanten Feier, bei der die Verlobung verkündet werden sollte, trotzdem teilnehmen.“

„Wir … aber warum?“

„Caras’ Bruder ist der Gastgeber.“ Ihr Vater verzog das Gesicht. „Ich vermute, er glaubt, er könnte mich dazu überreden, den Deal auch ohne eine Ehe zu unterzeichnen.“ Er kniff die Augen zusammen. „Aber ich weigere mich, das Land an jemanden zu verkaufen, der nicht mit uns verwandt ist.“

„Aha“, sagte Freya. Sie konnte der Logik ihres Vaters nicht ganz folgen.

Also gehen wir zu einer Verlobungsfeier, die keine ist?

Sie wagte nicht nachzufragen. Sie wollte ihn nicht noch weiter erzürnen.

„Ich werde der Stylistin Bescheid geben“, fuhr ihr Vater fort. „Du brauchst ein anderes Kleid für Plan B.“

Plan B? Was für einen Plan B?

„Aber wenn Alexander Caras nicht einmal da sein wird …“, begann sie.

„Du wirst seinen Bruder dazu bringen müssen, dass er dich heiratet.“

Die stählerne Entschlossenheit in seinem Gesicht ließ Freya das Herz bis zum Hals schlagen. Das konnte er nicht ernst meinen!

„Aber ich habe ihn noch nicht einmal getroffen“, flüsterte sie mit zitternder Stimme. Hatte ihr Vater den Verstand verloren? Und warum hatte sie das Gefühl, als ob aus ihrer ohnehin schon schwierigen Beziehung zu ihm mittlerweile ein echter Albtraum geworden war?

„Bring ihn dazu, dich zu heiraten, Freya, oder deine Brüder fliegen mit dem nächsten Flug nach Italien zur Militärakademie.“ Sie konnte ihn nur entsetzt anstarren. „Aber keine Sorge.“ In seiner Stimme lag eine kaum verhohlene Verachtung. „Wenn du so bist wie deine Mutter, wird es dir nicht schwerfallen, ihn zu verführen. Vor Weihnachten brauche ich einen Heiratsantrag und Anfang nächsten Jahres die Hochzeit! Habe ich mich klar ausgedrückt?“

Sein Gesicht war so hart und unnachgiebig, dass Freya aus Furcht davor, was sonst geschehen würde, nur schwach nickte. Hatte ihm je etwas an ihr gelegen?

Auf dem Weg in ihr Zimmer überstürzten sich ihre Gedanken. Ihr Herz fühlte sich an, als wollte es ihr aus der Brust springen. Eins war klar: Sie musste ihren eigenen Plan B schmieden.

Bisher hatte sie noch nie in Erwägung gezogen, aus Galicos davonzulaufen. Sie hatte aufrichtig geglaubt, dass es ihrem Vater um die Interessen seines Landes ginge, als er versucht hatte, die Ehe mit Caras anzubahnen. Aber wie konnte sie unter diesen Umständen bleiben?

Das Problem war nur, wie sollte es ihr gelingen, von hier zu entkommen? Sie hatte kaum eigenes Geld. Der Schmuck, den sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, taugte höchstens als Startkapital. Sie hatte nie einen echten Job gehabt und besaß keinen Schulabschluss. Wenn sie keinen Weg fand, ihren Lebensunterhalt selbst zu finanzieren …

Als sie die Treppe zu ihrer Suite hinaufstieg, fühlte sie trotzdem eine neue Zuversicht. Sie musste sich ihrem Vater nicht fügen. Sie konnte ein eigenes Leben leben, in dem sie nicht länger nur eine Schachfigur war.

Ihr blieb Zeit bis Weihnachten. Bis dahin sollte der jüngere Caras ihr einen Antrag machen, hatte ihr Vater gesagt. Drei Monate …

Sie blieb stehen, als sie ihr Suite betreten hatte, und sah sich um. Zum ersten Mal begriff sie, dass all der Prunk und der Luxus, die sie umgaben, nichts anderes waren als ein goldener Käfig.

Während sie in Gedanken Möglichkeiten und Probleme erwog, wurde ihr noch eine Sache bewusst: Trotz allem würde sie zu dieser Feier gehen müssen. Es war wichtig, dass ihr Vater glaubte, sie tat, was er wollte. Entsprechend würde sie es so aussehen lassen müssen, als ob sie sich Mühe gab, Alexander Caras’ jüngeren Bruder zu verführen.

Der nach einhelliger Meinung ein berüchtigter Playboy war.

Panik stieg in ihr auf. Wie sollte sie das bewerkstelligen? Sie hatte noch nie einen Freund gehabt. Und Männer wie Theodoros Caras verspeisten jungfräuliche Prinzessinnen wahrscheinlich zum Frühstück.

2. KAPITEL

Zwei Tage später

Theo Caras stand auf dem Dach von Galicos’ vornehmsten Casino-Hotel, das er und sein Bruder mit ihrem Unternehmen, Caras Shipping, gemietet hatten. Hier hätte Xanders Verlobung mit Prinzessin Freya stattfinden sollten. Aber dank Xanders zufälliger Begegnung mit einer Kellnerin vor drei Tagen war die Sache nun vom Tisch.

Theo trank einen Shot Ouzo und starrte auf die Gästemenge herab. Die Reichen und Berühmten hatten sich die Ehre gegeben, und der Champagner floss in Strömen – alles auf die Rechnung von Caras Shipping. Im Stillen verfluchte er seinen Bruder.

Xander hatte es ihm überlassen, die Angelegenheit in Ordnung zu bringen. Aus irgendeinem fehlgeleiteten Sinn von Anstand gegenüber dieser Kellnerin, die er geschwängert hatte. Theo verstand ihn nicht. Selbst wenn das Baby wirklich von ihm war, warum hatte er Poppy Brown nicht einfach eine Stange Geld gezahlt, damit sie den Mund hielt und verschwand? Mochte sie noch so entrüstet behaupten, sie wolle kein Geld, Theo glaubte ihr nicht. Sie wollte nur ein besseres Angebot.

Aber statt etwas auszuhandeln, hatte Xander sie auf seiner Yacht mitgenommen und den Deal mit Fürst Andreas und seiner Tochter beerdigt. Dadurch fehlte ihrem neuen Geschäftszweig, Caras Cruises, nun ein Hafen für die luxuriösen Kreuzfahrtschiffe, die Ende nächsten Jahres fertig sein würden. Dabei war dieses Projekt immer Xanders Baby gewesen.

Und Xander hatte endlich eingestanden, dass es ihm darum gegangen war, das Ansehen von Caras Shipping zu verbessern. Aber warum brauchten sie Ansehen, wenn sie Geld hatten? Theo verstand das nicht. Er hatte nur begriffen, dass es Xander sehr wichtig war, deshalb war es auch für ihn wichtig. Für Xander würde er alles tun. Weil Xander der einzige Mensch war, an dem ihm etwas lag.

Die meisten Menschen würden eine Kindheit, wie er und Xander sie erlebt hatten, für erschreckend halten, vermutete Theo. Sie waren in Armut und Hunger aufgewachsen, nachdem ihr Vater sie beide in einer winzigen Wohnung in Athen zurückgelassen hatte, als sie beide noch Kinder gewesen waren. Aber Theo hatte seinen Vater, der nach Alkohol stank und ständig schimpfte, nie gemocht. Insgeheim war er froh gewesen, dass sein Vater gegangen war. Das harte Leben hatte ihn und Xander zu den Männern gemacht, die sie waren: skrupellos, ehrgeizig und unglaublich reich.

Und sie waren niemandem verpflichtet.

Außer vielleicht dieser schwangeren Kellnerin. Aber Xander würde sicher bald zur Vernunft kommen und sich dieser Frau entledigen.

Während er seinen Anisschnaps trank, schaute Theo über den Dachgarten, in dem sich die Sorte von Menschen mischte, die sich früher an ihm die Füße abgetreten hätten. Mittlerweile hatte er mehr Geld und Einfluss als die meisten davon.

Die harten Jahre waren es wert gewesen.

Auch, wenn er im Moment lieber irgendwo anders wäre – vielleicht in Kalifornien, um einem Supermodel an einem privaten Strand Wein von den Brüsten zu lecken.

Er stellte sein leeres Glas auf einem Tablett ab und griff sich ein Glas Wasser. Mit dem nächsten Drink wartete er besser, bis er eine Chance hatte, mit dem Fürsten und seiner opportunistischen Tochter zu sprechen. Und irgendwie einen Weg fand, die Angelegenheit in seinem Sinne zu regeln.

Xander hatte vorgeschlagen, sich nach einem anderen Standort umzusehen, aber Galicos war einfach am besten geeignet. Theo konnte sehr einnehmend sein, wenn er das wollte. Er hatte oberflächlichen Charme vervollkommnet und konnte ihn nach Belieben an- und ausknipsen. Und arrogante Snobs wie Fürst Andreas hatte er immer schon gehasst – was es umso befriedigender machen würde, ihn auszutricksen.

„Seine Hoheit, Fürst Andreas von Galicos, und seine Tochter, Prinzessin Freya.“

Theo kam seinen Ehrengästen durch die Menge entgegen.

Er hatte den Fürsten im Blick, aber während er sich näherte, wanderte sein Blick zu der jungen Frau an Andreas’ Seite. Hitze flutete ihn, und er fluchte halblaut auf Griechisch.

Diese Frau wäre Xanders Zukünftige gewesen? Er hatte Bilder von ihr gesehen, aber nie genau hingeschaut, weil sie so jung, unschuldig und langweilig gewirkt hatte. Außerdem hatte er nie begriffen, was der Reiz an einer Prinzessin war. Adel war ein Konzept, das lange überholt war.

Aber während sein Blick auf ihr verharrte, spürte er einen vertrauten Adrenalinstoß, der keinen Zweifel zuließ. Er wollte sie.

Warum zum Teufel hatte sein Bruder nicht erwähnt, wie attraktiv sie war? Sie sah kein bisschen so aus wie auf den Bildern!

Besonders groß war sie nicht, aber in den hochhackigen Schuhen, die sie trug, wirkten ihre Beine endlos lang. Das Cocktailkleid war eine Überraschung. Der glitzernde Stoff reichte ihr nur bis knapp unter den Po und war ansonsten tief ausgeschnitten. Es enthüllte deutlich mehr Haut, als er erwartet hatte. Trug sie überhaupt einen BH?

Dann schaute er ihr ins Gesicht und musste die Zähne zusammenbeißen. Ihre Augen waren unglaublich, von einem tiefen, leuchtenden Grün, das ihn an das Meer vor Kefalonia erinnerte, wo er eine private Villa für sich hatte bauen lassen. In ihnen zeigte sich eine anziehende Mischung aus Offenheit und Gefasstheit. Das Make-up, das sie trug, schmeichelte ihren feinen Zügen und ließ ihre Augen noch größer wirken.

Verführerisch.

Ihr Haar war hellbraun mit goldenen Akzenten. Sie trug es zu einem Knoten aufgesteckt, aus dem sich zarte Strähnen stahlen, die ihr Gesicht und ihren Hals liebkosten. Es war die Art von Frisur, die in ihm den Wunsch weckte, sie gründlich durcheinanderzubringen.

Prinzessin Freyas Augen weiteten sich, als sie ihn sah. Sie biss sich auf die volle Unterlippe. Versuchte sie, ihn absichtlich dazu zu bringen, sie anzustarren? Denn es funktionierte.

Theo steckte die Hände in die Taschen und bekämpfte den Drang, sie an sich zu ziehen und ihre Lippen zu schmecken, bevor er mit der Zunge tief in ihren Mund eindrang und …

Ein lautes Räuspern riss ihn aus seiner erotischen Fantasie.

„Monsieur Caras, vermute ich?“

Er wandte sich dem Fürsten zu, auf dessen Gesicht ein schwaches Lächeln lag. Obwohl sie einander zum ersten Mal begegneten, war ihm klar, dass der Mann genauso hochmütig war wie erwartet. Seine stattliche Gestalt steckte in einer Paradeuniform mit Bändern und Medaillen. Theo bezweifelte, dass er auch nur eine davon selbst verdient hatte.

Er schluckte. Aus irgendeinem Grund war sein Mund trockener als Rhodos im Sommer. „Sie sind Fürst Andreas, nehme ich an.“

Der Fürst kniff die Augen zusammen. Ihm war nicht entgangen, dass Theo sich weigerte, ihn mit tiefem Respekt zu begrüßen, wie es die meisten Anwesenden sicher tun würden.

Theo war es egal. Sie wussten beide, weshalb der Fürst hier war: weil er den Deal noch sehr viel dringender brauchte als Caras Cruises, jedenfalls, wenn die Gerüchte, die Theo über die finanzielle Lage des Fürstentums gehört hatte, stimmten.

Der Fürst nickte steif. „Lassen Sie mich Ihnen meine Tochter vorstellen, Monsieur Caras.“ Ein Hauch von Selbstzufriedenheit kehrte in seine Stimme zurück. „Ihre Hoheit, Prinzessin Freya.“

Eindeutig erwartete er, dass Theo sich vor ihnen verbeugte.

Keine Chance.

Der Fürst lachte angespannt. „Aber ich vermute, das wissen Sie bereits.“

Theo war sich nicht sicher, was das bedeuten sollte, aber er sah, dass der Prinzessin die Bemerkung ihres Vaters nicht besonders gefiel. Ihre Augen wurden schmaler. Wie bei einer Katze.

„Ich schätze schon“, sagte Theo und schaute zu ihr. Sie war ohnehin viel interessanter als ihr Vater.

Er reichte ihr die Hand. Sie hob die Augenbrauen, als sie sie nahm. Ihre Finger zitterten ganz leicht. „Schön, Sie endlich kennenzulernen“, sagte Theo, hob ihre Hand an den Mund und hauchte einen Kuss auf ihre Knöchel.

Bei ihrem geschockten Keuchen hoben sich ihre Brüste unter dem glitzernden Kleid.

Definitiv kein BH.

Er atmete ihren Duft ein, eine sinnliche Mischung aus Frau und Rosen. Und stellte sich unwillkürlich vor, wie er das Kleid weiter herabzog und mit dem Daumen ihre Brustwarze fand.

Wow. Stopp.

Er blinzelte. Versuchte, seiner Fantasie Zügel anzulegen, bevor sie mit ihm durchging.

„Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Monsieur Caras“, sagte sie. Ihre Stimme klang ein wenig heiser. Und sehr angespannt. „Ihrem Bruder bin ich bereits begegnet.“

Dass sie Xander erwähnte, ließ einen Teil der Hitze verfliegen. Theo zwang sich dazu, ihre Hand loszulassen.

Wahrscheinlich sollte er Entschuldigungen für seinen Bruder vorbringen. Aber die Prinzessin wirkte nicht so, als ob ihr Xanders Abwesenheit etwas ausmachte.

Er wusste, dass Xander nie mit ihr geschlafen hatte. Damit hatte Theo seinen Bruder sogar vor ein paar Tagen noch aufgezogen. Aber jetzt fragte er sich, warum Xander die Chance, sie zu verführen, nicht genutzt hatte.

Andererseits besaß Xander deutlich mehr Selbstbeherrschung, wenn es um Frauen ging. Oder um andere Dinge. Er unterdrückte seine primitiven Instinkte mit einer eisernen Selbstbeherrschung, die Theo fehlte. Wahrscheinlich, weil Theo diese primitiven Instinkte nicht als Schwäche betrachtete. Er mochte harten, verschwitzten Sex. Warum sollte er sich nicht nehmen, was ihm angeboten wurde? Und was Frauen betraf, überstieg das Angebot bei Weitem die Nachfrage. Er musste sich nicht die Mühe machen, eine zu verführen. Im Gegenteil. Er stand in dem Ruf, dass er sexuelle Fantasien wahr werden ließ, und war stolz darauf. Dass er nicht mehr wollte als Sex, kam vielen Frauen gerade recht, und die übrigen ließ er links liegen.

Aber wenn er es gewesen wäre, der zugestimmt hätte, die Prinzessin zu heiraten, dann hätte er auch die Vorzüge dieser Verbindung genießen wollen.

Allerdings glaubte Xander, sie sei Jungfrau. Das hatte er neulich erst erwähnt.

Theo glaubte das nicht. Auch wenn das enge Kleid auf dieser Party nicht herausstach: Es war viel zu gewagt für ein unschuldiges Mädchen. Andererseits, was wusste er schon von Jungfrauen? Er hatte bereits recht früh viel Sex gehabt, aber noch nie mit einer Jungfrau, soweit er wusste.

„Monsieur Caras, würden Sie meine Tochter gern den Abend über begleiten?“, fragte der Fürst. „Sie freut sich sehr, Ihre Bekanntschaft zu machen.“

Theo hatte nicht vor, das Angebot abzulehnen, aber die Motive des Fürsten waren so durchschaubar, dass er beinahe lachen musste. Offensichtlich zog ihn der Fürst als Ersatz für Xander in Betracht. Nur leider war Theo nicht auf der Suche nach einer Ehefrau. Er hatte nicht das geringste Verlangen, sich fest zu binden, schon gar nicht aus rein geschäftlichen Gründen.

Autor

Heidi Rice
<p>Heidi Rice wurde in London geboren, wo sie auch heute lebt – mit ihren beiden Söhnen, die sich gern mal streiten, und ihrem glücklicherweise sehr geduldigen Ehemann, der sie unterstützt, wo er kann. Heidi liebt zwar England, verbringt aber auch alle zwei Jahre ein paar Wochen in den Staaten: Sie...
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