Halt mich warm in kalten Nächten

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Eingeschneit mit einem Traummann! Die hübsche Polizistin Quin verbringt eine eiskalte Winternacht mit Countrystar Deacon vor dem Kaminfeuer. Eigentlich soll sie in einem brisanten Fall ermitteln - und die Finger von Deacon lassen! Aber zwischen ihnen knistert es so heiß …


  • Erscheinungstag 05.12.2019
  • ISBN / Artikelnummer 9783733729219
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

Im Grunde seines Herzens war Deacon Tate ein Cowboy. Er liebte das Leben auf seiner Ranch in Oklahoma. Am liebsten saß er auf der Veranda vor seinem Haus und spielte auf der Gitarre, während die Dämmerung heraufzog und die Glühwürmchen um ihn herum tanzten. Doch er war auch ein Freigeist. Er liebte das Leben auf Tour, mit dem Tourbus von einer Stadt zur anderen zu ziehen und jeden Abend auf einer anderen Bühne zu stehen. Sein Publikum gab ihm die Energie, die er zum Leben brauchte.

Nach dem heutigen Konzert in Oklahoma hatte ihr Manager eine Woche Pause eingeplant, sodass die Bandmitglieder der Sons of Nashville die Woche vor Thanksgiving zu Hause verbringen konnten. Den Freitag danach traten sie in Tulsa auf, und der darauffolgende Monat war komplett ausgebucht. Daher freuten sich alle auf die Unterbrechung. Deke würde die freien Tage auf seiner Ranch verbringen.

Er sang ins Mikrofon, doch seinen Blick ließ er über die weiblichen Fans in der ersten Reihe wandern, die alle versuchten, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Einzelnen zwinkerte er zu und sang sie direkt an, was einige fast bis zur Hysterie trieb. Deke liebte Frauen.

Jetzt wurden die Lichter gedimmt, Deke nahm seine Akustikgitarre und setzte sich auf einen Hocker. Blaue Scheinwerfer strahlten ihn an, als er einige Saiten anschlug. Es wurde still im Saal. Er sang ein Liebeslied.

Als Deke seinen Song beendete, hatten die Frauen in der ersten Reihe Tränen in den Augen. Mit belegter Stimme hauchte er die letzten Worte ins Mikrofon. „Du bist alles, was ich brauche … bei dir bin ich zu Hause … du bist das letzte Lied, das ich singe.“

Der Song bewegte etwas in seiner Seele. Erinnerte ihn daran, dass er sich manchmal wünschte, irgendwann so eine Liebe zu erleben. In seiner Familie waren die Barrons die Wilden, die Tates die eher ruhigen. Doch seine Mutter hatte schon oft mit einem Augenzwinkern gesagt, dass Deke mehr Barron als Tate war.

Der Scheinwerfer erlosch. Im Saal herrschte einen Moment Totenstille, bevor das Publikum in Jubel ausbrach. 2500 Fans kreischten und tobten um die Wette. Doch Deke war schon von der Bühne verschwunden.

Nach dem Konzert begann hinter der Bühne die übliche Party. Lokale Prominenz, Presseleute und einige Leute aus Politik und Wirtschaft trudelten allmählich ein und gratulierten den Musikern zu ihrem Erfolg, bevor sie sich auf das kostenlose Büfett stürzten. Deke spürte einen dumpfen Kopfschmerz hinter den Schläfen pochen. Am liebsten hätte er sich gleich in seinen Wagen gesetzt und wäre nach Hause gefahren.

Ein spitzer Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Sekunden später hielt er eine kurvenreiche rothaarige Frau in den Armen, die ihn enthusiastisch abküsste. „Du hast wunderbar gesungen!“, rief Roxanne Barron begeistert.

Deke war froh, als sein Cousin Cash auftauchte und seine Frau zu sich zog. Die ganze Familie war inzwischen eingetrudelt. Seine Brüder Cooper und Bridger zogen Dillon auf, den jüngste Tate. Das andere waren Cousins und Cousinen: Chance und Cassidy mit ihren Partnern Cord und Jolie.

Er versuchte seinen Kopfschmerz zu verdrängen. Seine Familie ging ihm über alles. Hier gab es Liebe und Leben im Überfluss. Auf ihn selbst aber wartete ein leeres Haus ohne Lichter – wenn nicht gerade der Vorabeiter, der sich in seiner Abwesenheit um die Ranch kümmerte, daran gedacht hatte, die Lampen anzumachen. Was mehr als zweifelhaft war.

Als die Party zu Ende ging, strebten die letzten Gäste dem Parkplatz zu. Die Band würde mit dem Tourbus nach Oklahoma fahren, und diejenigen, die in Nashville wohnten, hatten Reservierungen im Barron Hotel. Am nächsten Tag würden sie nach Hause fliegen. Die Roadies würden sich gleich daranmachen, alles abzubauen und in der Sicherheitszone zu verstauen, in der auch Deke seinen Pick-up geparkt hatte. Er wollte jetzt so schnell wie möglich nach Hause.

„Mr. Tate!“

Er und seine drei Brüder drehten sich um.

„Deke!“, rief Max, der den Tourbus fuhr. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte.“

„Was ist denn los, Max?“

„Ich habe die Polizei gerufen, und ich wollte Sie holen – aber ich konnte es doch nicht allein lassen!“, erklärte Max aufgeregt.

„Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte Deke. In dem Moment ertönte lautes Weinen.

Der Fahrer zeigte auf einen Korb, der auf den Stufen des Busses stand. „Ich habe ein Baby gefunden, Mr. Tate.“

Quincy Kincaid nippte an dem heißen Kaffee, den sie sich gerade gekauft hatte. Noch fünf Stunden bis zum Schichtwechsel um 7 Uhr morgens. Bis jetzt hatte sie eine ruhige Nacht gehabt. Ein paar Raser, nichts Aufregendes. Sie warf einen Blick auf die Uhr in ihrem Wagen. Noch vier Stunden und fünfundfünfzig Minuten. Dann hatte sie drei wunderbare freie Tage vor sich, bevor sie wieder arbeiten musste. Und all das brachte sie ihrem Urlaub wieder ein Stückchen näher. Mehr als zwei Wochen lang weit weg von allem. Eine fantastische Aussicht.

Seit sie vor fünf Jahren die Oklahoma Highway Patrol Academy abgeschlossen hatte, hatte Quin Zeit und Geld für diesen Urlaub angespart. Sie würde in einem 5-Sterne-Hotel in einer atemberaubenden Landschaft wohnen und Skifahren lernen. In Aspen, Colorado, mitten in den Rocky Mountains. Weihnachten weit weg von ihrer Familie. Grandios.

Sie schaute auf die grellen Lichter etwa eine Meile entfernt, die immer noch vom Casino herüberstrahlten. Deacon Tate and the Sons of Nashville hatten hier gestern Abend vor ausverkaufter Halle ein Konzert gegeben. Quin hatte Glück gehabt, dass man sie nicht für die Security eingespannt hatte. Diese Überstunden waren an einige Kollegen gegangen, die sich ein bisschen Extrageld für Weihnachten verdienen wollten.

Für sie gab Jahr es dieses Jahr nur ein Weihnachtsgeschenk: den Trip nach Aspen, in das Traumhotel, das sie sich ausgesucht hatte. Keine Familie, keine Verpflichtungen. Nur Schnee und Berge und vielleicht ein netter Kerl, mit dem sie vor dem Kaminfeuer ein paar Drinks nehmen würde. Quin massierte sich die Schultern. Noch vier Stunden und …

„Adam-109“, unterbrach die Stimme aus dem Funkradio ihre Gedanken.

„Hier Adam-109.“

„Fahren Sie zum Thunder River Casino auf den Parkplatz. Da steht der Tourbus der Sons of Nashville. Offensichtlich wurde dort ein Baby aufgefunden.“

Quin schüttelte ungläubig den Kopf. Ein Baby? Und was hatte die Band damit zu tun? Rasch setzte sie das Blaulicht auf das Dach ihres Wagens und raste los.

Der riesige Tourbus war nicht zu übersehen. Wahrscheinlich hatte er mehr gekostet als so manches Haus. Quin verzog das Gesicht. Sie hatte schon einige Male bei solchen Veranstaltungen als Security gearbeitet und schätzte weder verwöhnte Musiker noch Leute aus Hollywood.

Nachdem sie den Cruiser abgestellt hatte, setzte sie ihre Dienstmütze auf, rückte den Waffengürtel zurecht und ging zu einer Ansammlung von Menschen hinüber, die um den Eingang des Busses herum standen und lautstark debattierten.

Quin räusperte sich, und sofort wurde es still. Alle Köpfe wandten sich ihr zu. „Ich bin Trooper Kincaid, Highway Patrol“, erklärte sie mit energischer Stimme. „Was ist hier los?“

Jetzt redeten alle auf einmal, bis Quin ihre Trillerpfeife einsetzte. Sofort fing das Baby an zu weinen. Der Cowboy, der das Kind im Arm hielt, klopfte vorsichtig auf seinen Rücken, bis das Weinen allmählich in ein leises Glucksen überging und das Köpfchen gegen seine Brust sank.

„Ich bin Deacon Tate“, stellte er sich vor.

„Ist das Ihr Baby, Mr. Tate?“, fragte Quin.

„Nicht direkt.“

„Was meinen Sie damit?“

„Jemand hat das Kind hier zurückgelassen.“

„Zusammen mit einer Nachricht“, ergänzte eine Blondine.

„Max hat das Baby gefunden“, erklärte eine Rothaarige.

Ein älterer Mann in einem Flanellhemd hob die Hand. „Das bin ich. Ich fahre den Bus.“

Quin holte tief Luft. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Lauter Verrückte und ein Star, der für ihren Geschmack entschieden zu gut aussah.

Sie zog ein Notizbuch aus der Tasche und wandte sich an Max. „Wie heißen Sie, und was genau ist passiert?“

„Max Padilla, Madam. Nach den Konzerten warte ich hinter der Bühne, bis die Party vorbei ist, und wärme dann den Bus auf. Das ist wichtig, weil es ein Diesel ist, verstehen Sie? Außerdem sorge ich dafür, dass die Jungs hinten im Bus nicht frieren.“

„Was war mit dem Baby?“, fragte Quin ungeduldig.

„Genau. Das wollte ich gerade erzählen. Also, ich bin dann rausgekommen und wollte den Bus starten.“

„Und weiter?“

„Dann war da dieser Korb. Mit dem Kind.“

„Die kleine Noelle hier lag darin, in Decken eingewickelt. Und eine Tasche mit Windeln“, ergänzte Deke.

„Sie wissen, wie das Baby heißt?“, fragte Quin erstaunt.

Ein anderer Mann trat mit einem Umschlag in der Hand an Quin heran. „Ich bin Chance Barron“, stellte er sich vor. „Hier steht, dass die Kleine Noelle heißt und Deacons Kind ist.“

Mit seinem Namen konnte sie etwas anfangen. Das war der Familienanwalt der Barrons. Na toll. Die Nacht wurde immer besser. „Und aus welchem Grund sind Sie hier, Mr. Barron?“

„Deacon ist mein Cousin. Meine Frau Cassie und ich waren bei seinem Konzert.“

„Und ich bin Jolie Barron“, stellte sich die Brünette vor.

Quin sah sich um. Die einen waren also die Tates, die anderen die Barrons. Der Rest gehörte vermutlich zu der Band, die sich Sons of Nashville nannte.

Quin überflog den Brief.

„Ist es schon öfter vorgekommen, dass Ihr Kind einfach so zurückgelassen wurde?“, fragte sie stirnrunzelnd. Sie musste sich zusammenreißen, um höflich zu bleiben. Aber bei diesen Leuten sollte man vorsichtig sein. Sie hatten viel Einfluss.

„Nein“, knurrte Deke. „Ich bin nicht der verantwortungslose Kerl, für den Sie mich halten. Und ich habe keine Kinder. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.“

Quin wusste, was das für die Kleine bedeutete. Sie war selbst ein Pflegekind gewesen, und es widerstrebte ihr, das Baby den Behörden zu übergeben. Andererseits hatte sie keine Wahl. Seufzend drückte sie auf den Knopf ihres Funkgeräts, der an ihrer Schulter befestigt war.

„Hier Adam-109. Informieren Sie die Behörden über eine Notfalleinweisung für ein Baby.“

Sofort brach neben ihr ein Tumult aus. Der Lärm war so groß, dass Quin die Antwort aus dem Funkgerät nicht hören konnte. Doch eine Stimme übertönte alle anderen. „Das geht nicht! Auf dem Zettel steht, dass sie mein Kind ist.“

2. KAPITEL

Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Deke spürte den Kopfschmerz zurückkommen. Er wusste ganz genau, dass die Kleine nicht sein Kind war. Oder etwa nicht? Natürlich konnte immer etwas schiefgehen, egal, wie vorsichtig man war …

Wenn er auch nur einen Funken Verstand im Kopf hatte, musste er zulassen, dass das Baby in staatliche Obhut genommen wurde – so, wie es die Polizistin vorhatte. Die im Übrigen in ihrer Uniform verdammt sexy aussah. Auch wenn sie momentan einen eher grimmigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte.

Noelle gurrte und rieb ihr Gesicht an seiner Schulter. Vater sein. Das war ein merkwürdiger Gedanke. Erschreckend und schön zugleich.

Falls Noelle tatsächlich sein Kind war, würde er auch dazu stehen. Katherine Tate hatte ihre Söhne dazu erzogen, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem hatte er kleine Kinder schon immer gemocht.

Wieder gluckste das Baby leise, und Dekes Herz machte einen kleinen Sprung. Er sah, dass Chance ihn beobachtete. Jetzt formte er lautlos die Worte Willst du das Baby wirklich behalten?, und als Deke nickte, nahm Chance sein Telefon aus der Tasche und trat ein paar Schritte zur Seite. Es war schon sehr praktisch, einen Anwalt in der Familie zu haben.

Deke fühlte sich plötzlich sehr zufrieden. Wahrscheinlich war jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um Vater zu werden. Das Schicksal hatte ihm Noelle geschickt, damit er sich um das Baby kümmerte. Alles war gut und richtig.

„Haben Sie sich das gut überlegt, Mr. Tate?“, erkundigte sich die Polizistin misstrauisch.

„Absolut, Trooper Kincaid“, antwortete Deke und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Haben Sie eigentlich auch einen Vornamen?“

„Ja. Und wie wollen Sie für das Kind sorgen?“

Deke musterte die Polizistin. Sie war wirklich außergewöhnlich attraktiv und sah von ihrer Fellmütze bis zu den glänzenden schwarzen Stiefeln einfach toll aus.

„Wollen Sie mir nicht antworten, Mr. Tate?“

„Nein. Wie heißen Sie?“

„Sind Sie immer so stur?“

„Nur, wenn ich etwas will.“

Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn missbilligend an. „Sie kennen meinen Namen. Ich habe mich vorgestellt. Trooper Kincaid.“

„Angenehm. Ich bin Deacon, meine Freunde nennen mich Deke.“

„Ich bin nicht mit Ihnen befreundet, Mr. Tate.“

„Das könnten Sie aber sein.“

Als ihr bewusst wurde, dass alle ringsum zuhörten, schwieg sie. Deke freute sich, sie aus dem Konzept gebracht zu haben. Er amüsierte sich bestens.

„Mr. Tate, bitte geben Sie mir jetzt …“ Noelle fing an zu weinen, und Quin unterbrach sich mitten im Satz.

„Ich fürchte, sie braucht eine frische Windel“, erklärte Deke, nachdem er vorsichtig das Bündel in seinen Armen betastet hatte. Er wandte sich zum Bus.

„Ich mach das“, erklärte Jolie und trat ihm in den Weg.

Aber Deke dachte nicht daran, das Baby jemand anderem zu überlassen. Schließlich musste er es ab jetzt beschützen und für sein Wohlergehen sorgen.

„Ich bin durchaus in der Lage, das zu erledigen, Jolie“, sagte er gleichmütig. „Es ist nicht das erste Mal.“ Er sah Cash und Dillon an. „Schließlich musste ich euch oft genug babysitten.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte sich Deke die Windeltasche und kletterte die Treppe hoch, die zum Wohnbereich des Tourbusses führte. Direkt neben der Tür befanden sich zwei große Sitze für den Fahrer und den Beifahrer. Dahinter ging es in den Wohnbereich der Band. Bequeme Sofas aus Leder standen an der Seite, und ein großer Esstisch mit Bänken nahm den Raum vor der Kochecke ein. Deke setzte die Windeltasche auf der Couch ab. Das Baby ließ er vorsichtig in den Korb gleiten, den er ebenfalls mitgenommen hatte.

Hinter ihm war jemand die Treppe hochgekommen. „Setzen Sie sich doch, Trooper Kincaid“, rief er durch die Tür, als Quin auftauchte. „Ich bin gleich wieder da.“

Rasch musterte er sie von Kopf bis Fuß, bevor er im hinteren Teil des Busses verschwand. Sie trug enge Uniformhosen, und nicht einmal die schusssichere Weste konnte ihre weiblichen Kurven verhüllen. Das Haar war von der Dienstmütze bedeckt, doch Deke sah einige blonde Strähnen hervorschauen. Ihre Augenfarbe blieb leider im Schatten der Fellmütze verborgen.

Sie war nicht wirklich sein Typ, doch es gab etwas, das ihn an ihr faszinierte. Vielleicht lag es daran, dass sie so ganz anders war als die Groupies, mit denen er sonst zu tun hatte. Doch darüber würde er später nachdenken. Immer schön der Reihe nach.

„Können Sie bitte mal in der Tasche nach Feuchttüchern, einer frischen Windel und trockener Kleidung suchen? Der Strampler ist komplett nass.“

„Der Strampler?“, murmelte Quin, während sie die Tasche durchsuchte. „Woher will der überhaupt wissen, was ein Strampler ist?“

Als sie ihm die gewünschten Sachen brachte, war Deke dabei, den Tisch mit mehreren flauschigen Handtüchern zu polstern. Gegen ihren Willen fasziniert, schaute Quin zu, wie er das Baby ausgesprochen fachmännisch wickelte. Offensichtlich wusste er genau, was er tat. Und jetzt, im hellen Licht der Lampe, hatte Quin Mühe, sich von seinem attraktiven Aussehen nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. Sein volles braunes Haar und die blauen Augen passten zu dem schwarzen Hemd im Cowboystil und der Lederhose, die seine männliche Ausstrahlung noch betonten. Die dunklen Schatten auf seinen Wangen taten ein Übriges.

Quin schluckte. Der Mann war eindeutig eine Bedrohung für die weibliche Welt.

Mit geschickten Händen hatte er inzwischen das Baby umgezogen. Noelle lachte ihn leise glucksend an und zog an dem Lederband, das Deke um den Hals trug.

Verzweifelt versuchte sich Quin irgendwelche Informationen über Deacon Tate und seine Familie ins Gedächtnis zu rufen. Man las und hörte immer mal etwas über den Musiker, aber sie befasste sich normalerweise nicht mit solchen Geschichten. Soweit sie wusste, war er nicht verheiratet.

„Sind auch Flaschen in der Tasche?“, unterbrach Deke ihre Gedanken.

„Ja, da sind ein paar volle Flaschen. Keine Ahnung, was drin ist.“

Deke streckte die Hand aus, und sie reichte ihm eine der Flaschen. Er schraubte den Deckel ab, schnüffelte an der Flüssigkeit und tippte schließlich mit einem Finger hinein, um zu kosten.

„Genau was ich dachte. Milchpulverlösung. Wir stellen das jetzt kurz in die Mikrowelle. Zu heiß sollte es nicht werden. Das Fläschchen, meine ich“, fügte er grinsend hinzu.

Quin verdrehte die Augen. Bildete er sich etwa ein, sie sei eine dieser weiblichen Fans, die dahinschmolzen, wenn er auftauchte? Kurzerhand nahm sie ihm die Flasche aus der Hand und schüttete den Inhalt ins Waschbecken.

„Ich mache eine frische Flasche zurecht“, erklärte sie, fischte eine Packung Babynahrung aus der Tasche und las sich die Anweisung durch. Dabei dachte sie die ganze Zeit an das Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut. Und an den männlichen Duft, den er verströmte.

Als es sich Deke auf der Couch bequem machte, zog sich Quin auf die andere Seite zurück. „Sie haben also keine Kinder?“, fragte sie beiläufig.

„Keine Frau und keine Kinder“, erwiderte er knapp.

„Wie kommt es dann, dass Sie so gut mit einem Baby umgehen können?“

Er ließ die Kleine aufstoßen, bevor er ihr erneut die Flasche gab. „Einzelkind?“

„Wie bitte?“

„Das war keine schwierige Frage, Troop.“

„Ich heiße nicht Troop“, protestierte Quin.

„Dann sagen Sie mir endlich, wie Sie heißen.“

Quin biss die Zähne zusammen. „Es geht Sie zwar nichts an, aber ich heiße Quin. Also eigentlich Quincy.“

„Hast du gehört, Noelle? Quincy heißt sie.“ Das Baby stieß ein gurgelndes Geräusch aus.

„Und ich bin kein Einzelkind, ich habe vier ältere Brüder.“

Deke sah sie interessiert an. „Also sind Sie das Baby in der Familie. Wie Dillon bei uns. Ich war der mittlere und musste mich um die jüngeren Geschwister kümmern.“

„Also …“, begann Quin. „Ist sie Ihre Tochter oder nicht?“

Bevor Deke antworten konnte, hörten sie schwere Schritte auf den Stufen, die in den Bus führten. Sekunden später tauchte Chance Barron auf.

„Solange Sie die Mutter nicht gefunden haben und die Sache nicht genau geklärt werden kann, Trooper Kincaid, ist das Mädchen Noelle Deacons Kind.“

3. KAPITEL

Deke war zwischen Erleichterung und Panik hin- und hergerissen. Machte er vielleicht einen Riesenfehler? Babys waren anstrengend, das wusste er nur zu gut. Auf der anderen Seite dachte er nicht im Traum daran, Noelle dem Staat zu überlassen. Nein, er würde sie behalten, bis die Umstände geklärt waren.

Und dann war da noch diese unglaubliche Anziehungskraft, die Quincy Kincaid auf ihn ausübte. Deke merkte, wie sein Blut in Wallung geriet.

Quins Stimme riss ihn aus seinen Träumen. „Mr. Barron, ich denke, Sie begreifen die Situation nicht richtig. In Kürze wird eine Mitarbeiterin der staatlichen Behörde hier eintreffen. Mr. Tate hat kein Recht auf dieses Kind. Es gibt keinen Beweis für eine Vaterschaft.“

„Nein, Trooper Kincaid, Sie sind es, die die Situation falsch einschätzt“, erklärte Chance ruhig. „Ich habe das Dokument hier auf meinem Handy.“

Quin überflog den Brief des Richters auf Chances Mobiltelefon. Deke warf seinem Cousin und Anwalt einen erleichterten Blick zu.

„Es ist halb vier in der Frühe“, murmelte Quin vor sich hin. „Welcher Richter arbeitet um diese Zeit?“ Sie seufzte. „Also, wir bleiben jetzt alle hier, bis die Leute von der staatlichen Fürsorge und auch die ganzen Papiere hier sind. In der Zwischenzeit können Sie mir erklären, wie Sie sich neben Ihrem Beruf und ohne Frau um das Baby kümmern wollen, Mr. Tate. Oder haben Sie zufällig eine Nanny an Bord?“

„Wenn wir hier fertig sind, fahre ich sowieso nach Hause“, sagte Deke. „Also spielt das überhaupt keine Rolle.“

„Doch, natürlich. Wo wohnen Sie überhaupt?“

„Etwa eine Stunde Autofahrt von hier besitze ich eine Ranch. Ich muss allerdings einräumen, dass es dort keine Nanny gibt.“

„Aber“, schaltete sich Chance ein, „Cassie, Jolie und Roxie sind gerade unterwegs, um alles einzukaufen, was du für das Baby brauchst. Bis wir hier fertig sind, werden sie wieder da sein.“

„Ich freue mich jetzt schon auf Moms Gesicht“, lachte Deke. Seine Mutter wartete schon seit Jahren sehnsüchtig auf Enkelkinder. Der kleine Junge von Cord und Jolie war ihr ein und alles.

Quin musterte die beiden Männer. Sie wusste sehr wohl, dass man dabei war, sie an der Nase herumzuführen, aber das würde sie sich nicht gefallen lassen.

„Im Nachtsupermarkt werden die Frauen nur das Nötigste für die Kleine bekommen“, raunte Chance in Dekes Ohr. Dabei sah er das Baby so liebevoll an, dass Deke sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Bestimmt würde es im Haus Barron bald Nachwuchs geben …

Dekes Gedanken schweiften ab. Es stimmte, er war oft auf Tour. Da konnte er Noelle entweder mitnehmen oder zu Hause auf der Ranch lassen. In beiden Fällen ging es nicht ohne ein Kindermädchen. Wenn er allerdings eine eigene Familie hätte …

Autor

Silver James
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