Honeymoon in Las Vegas

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Wütend wirft Sunny ihrem Verlobten den Ring vor die Füße! Schließlich zieht er es vor, die Nächte im Casino anstatt in ihrem Bett zu verbringen. Aber Zeit für Herzschmerz bleibt Sunny nicht, da sie den sexy Tycoon Bryce trifft, der ihr ein prickelndes Angebot macht…


  • Erscheinungstag 16.08.2017
  • ISBN / Artikelnummer 9783733779429
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

1. KAPITEL

„Ich möchte, dass du heiratest.“

Bryce Templar presste die Lippen zusammen. Es war nicht das erste Mal, dass sein Vater diese Forderung stellte. Und sicher auch nicht das letzte Mal. Doch er hatte nicht so viel auf sich genommen, um seinen Vater zu besuchen, der sich gerade von einer weiteren Herzoperation erholte, und sich dann mit diesem über sein Junggesellendasein zu streiten.

Er tat so, als hätte er die Worte seines Vaters nicht gehört, und genoss den Ausblick. Die Sonne ging gerade unter und tauchte die roten Felsen von Sedona in flammendes Licht. Für seinen Wintersitz hier in der Wüste von Arizona hatte sein Vater sich wirklich eine faszinierende Gegend ausgesucht. Und der Einklang mit der Natur gehörte natürlich auch zu den Dingen, die sein Vater ständig predigte – innerer Frieden, eine gesunde Lebensweise …

„Hast du mich gehört, Junge?“

Bryce warf seinem Vater einen verächtlichen Blick zu. „Ich bin kein Junge mehr, Dad.“

„Aber du benimmst dich immer noch so“, erwiderte dieser unwirsch. „Du bekommst schon graue Haare und hast immer noch keine Frau.“

„Ich bin erst vierunddreißig, also noch nicht so alt. Und du hast auch mit dreißig graue Haare bekommen. Das ist genetisch bedingt.“

Es war nicht das Einzige, was er von seinem Vater geerbt hatte. Sie waren beide fast einen Meter neunzig groß, auch wenn sein Vater im vergangenen Jahr abgenommen hatte und etwas hager wirkte, hatten beide eine markante Nase, einen energischen Mund und dichtes Haar, das bei seinem Vater allerdings weiß war.

Von seiner Mutter hatte er nur die grünen Augen geerbt, während sein Vater graue Augen hatte. In der Presse hatte man Will Templars Augen stets als stahlhart bezeichnet, doch nun funkelten sie ärgerlich.

„Ich habe deine Mutter geheiratet, als ich in den Zwanzigern war.“

„Früher haben die Leute eben jung geheiratet, Dad.“

„Du bist ja nicht einmal auf der Suche nach einer Frau.“ Mahnend hob Will Templar den Finger. „Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du in L. A. ständig Affären mit irgendwelchen Starlets hast? Ich halte ich nichts davon, wenn man von einem Bett ins andere hüpft.“

Beinah hätte Bryce aufgestöhnt. „Ich hüpfe nicht von einem Bett ins andere, und ich suche mir die Frauen schon aus, mit denen ich eine Affäre beginne“, entgegnete er scharf. „Du weißt, wie viel ich arbeite. Ich kann einfach nicht so viel Zeit in eine Beziehung investieren, wie Frauen es erwarten.“

Wütend richtete sein Vater sich auf seinem Liegestuhl auf. „Erzähl mir bloß nicht, dass Frauen nicht heiraten wollen. Das wollen sie alle. Es ist nicht schwer, eine Frau zu finden, die Ja sagt. Ich bin der lebende Beweis dafür, denn ich war fünfmal verheiratet.“

Und alle Frauen haben ordentlich abgesahnt, dachte Bryce zynisch. Alle außer seiner Mutter, die gestorben war, bevor sie sich hatte scheiden lassen können. Das Milliardenimperium von Templar Resources hätte die Lebenshaltungskosten für Hunderte von Ehefrauen sichern können. Er hatte nur keine Lust, irgendwann zur Kasse gebeten zu werden.

Wenn eine Frau ihn wollte, sollte es ihm nur recht sein. Vor allem wenn er sie auch wollte. Aber ein nettes Abenteuer zog nicht zwangsläufig einen Ehering und einen Freibrief für eine hohe Abfindung im Fall einer Scheidung nach sich. Abgesehen davon konnte er keine anspruchsvolle Ehefrau gebrauchen. Ihm war es lieber, wenn er sich rechtzeitig aus dem Staub machen konnte.

„Du wirst heiraten, Bryce, sonst mache ich Damian zum Generaldirektor, bis du eine Frau gefunden hast. Dann hast du genug Zeit“, drohte sein Vater.

„Damit du wieder einen Herzinfarkt bekommst, wenn er alles durcheinanderbringt“, spottete Bryce, der genau wusste, wie unfähig sein Halbbruder war.

„Ich meine es ernst, Junge! Die Zeit läuft mir davon. Ich möchte, dass du heiratest, und zwar bald. Und einen Erben zeugst. Ich gebe dir ein Jahr. Mach dich auf die Suche nach einer Frau. Hast du mich verstanden?“

Bryce beobachtete, wie sein Vater rot wurde. Da er sich Sorgen wegen seines Blutdrucks machte, lenkte er ein. „Ja, Dad.“

„Gut! Dann tu es! Und such dir eine Frau wie deine Mutter. Sie hatte Grips und war eine Schönheit.“ Sein Vater lehnte sich zurück und atmete einige Male tief durch, bis er wieder eine gesunde Farbe hatte. „Es war der schlimmste Tag meines Lebens, als sie starb.“

Bryce konnte sich nicht mehr daran erinnern, denn er war damals erst drei gewesen. An die vier Stiefmütter, die seine Kindheit und Jugend begleitet hatten, erinnerte er sich hingegen nur allzu gut.

„Ich muss an die Kinder denken“, sagte sein Vater leise. „Damians Mutter war charmant und sexy, aber sie hatte nichts im Kopf.“ Er schloss die Augen und fuhr noch leiser fort: „Damian ist ein guter Junge. Es ist nicht seine Schuld, dass er nicht so viel Grips hat wie du. Wenigstens tut er, was man sagt.“

Die Falten in seinem Gesicht vertieften sich, sodass Will Templar plötzlich viel älter als sechzig wirkte. Besorgt fragte sich Bryce, ob mehr hinter seiner Bemerkung steckte, dass ihm die Zeit davonliefe. Wie schlecht stand es wirklich um ihn?

Bisher hatte sein Vater ihm nie eine Frist gesetzt, und nun sollte er innerhalb eines Jahres heiraten und einen Erben zeugen. Und dass er ihm damit drohte, Damian zum Generaldirektor zu befördern, machte alles noch dramatischer, auch wenn es eine leere Drohung war.

Die Sonne war inzwischen untergegangen, und die mächtigen roten Felsen lagen im Schatten. Alles verändert sich, dachte Bryce. Und wenn sein Vater nicht mehr viel Zeit hatte, warum sollte er ihm dann nicht die Freude machen und heiraten?

Es dürfte eigentlich kein Problem sein.

2. KAPITEL

Das Herz hüpfte ihr nicht gerade vor Freude, als Sunny York ihren Verlobten sah, der sich einen Weg durch die Wartenden vor dem Sitzungssaal bahnte. Sie schauderte und hätte ihm am liebsten ihre Meinung gesagt. Es war der letzte Tag der Konferenz, der letzte Tag, an dem sie den schlechten Eindruck wieder wettmachen konnte, den Derek bei den anderen hinterlassen hatte, und das wusste er ganz genau. Und trotzdem erschien er in diesem Aufzug?

Verächtlich schüttelte sie den Kopf und dachte daran, wie früh sie an diesem Morgen aufgestanden war, um sich perfekt zurechtzumachen. Sie hatte eine Stunde gebraucht, um ihre Lockenmähne zu bändigen und sich sorgfältig zu schminken. Und ihr gelbes Kostüm sollte Zuversicht und Lebensfreude vermitteln.

Derek hingegen hatte rote Augen, war unrasiert und trug denselben Anzug wie am Vortag, der nun kraus war, als hätte er ihn nicht einmal aufgehängt, sondern einfach auf den Boden geworfen. Ganz offensichtlich war er nicht in der Lage, diese letzte Gelegenheit zu nutzen. Sunny zuckte zusammen, als er den Arm um sie legte.

„Geschafft“, verkündete er, als wäre es eine Leistung, für die sie ihm dankbar sein musste.

Er hatte alle Verabredungen mit ihr abgesagt und sie praktisch die ganze Woche ignoriert, und das machte er nicht dadurch wett, dass er nun zu ihrer Präsentation erschien. Und dass er in diesem Aufzug kam, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Ihre braunen Augen funkelten vor Zorn. „Ich dachte, wir sehen uns beim Frühstück.“

Vertrauensvoll beugte Derek sich zu ihr. „Ich bin heute Nacht im Casino versackt.“

Ihr Herz krampfte sich zusammen. „Es überrascht mich, dass du dich überhaupt losreißen konntest.“

Er verzog das Gesicht. „Hör auf zu nörgeln. Ich bin ja da.“

Seit vier Tagen waren sie nun in Las Vegas. Er hatte jede freie Minute an irgendwelchen Spieltischen verbracht, und die Besprechungen, die seiner Meinung nach unwichtig waren, einfach ausfallen lassen. „Ich schätze, deine Glückssträhne ist abgerissen“, bemerkte Sunny scharf.

„Nein. Hab ’ne Menge gewonnen“, erklärte er selbstgefällig. „Aber zufällig habe ich den Big Boss gestern Abend hereinkommen sehen, und falls er heute Morgen auftaucht …“

Allmählich riss ihr der Geduldsfaden. „Welchen Big Boss?“

„Den Leiter des Ladens. Bryce Templar höchstpersönlich. Er hat letztes Jahr bei der Konferenz in L. A. vorbeigeschaut, um uns zu motivieren. Erinnerst du dich?“

Ja, sie erinnerte sich. Der Generaldirektor von Templar Resources war der tollste Mann, den sie je gesehen hatte – fast einen Kopf größer als sie und so gut gebaut, dass sie in seiner Nähe ganz schwach wurde. Allerdings war er unerreichbar für sie. Damals hatte sie kein Wort von dem mitbekommen, was er sagte. Sie hatte dagesessen und sich vorgestellt, wie es wäre, mit ihm im Bett zu liegen und die Energie, die er ausstrahlte, auf andere Weise zu spüren.

Sein Vater hatte Templar Resources 1984 gegründet, und nun war es die größte Softwarefirma der Welt. Offenbar baute der Sohn darauf und ruhte sich nicht auf seiner Position aus, die sein Sex-Appeal noch verstärkte. Er war ein Prachtexemplar seiner Spezies.

„Wahrscheinlich macht er es heute auch“, plapperte Derek weiter. „Dachte, ich erscheine deswegen lieber.“

Sunny warf dem Mann, dem sie die Rolle ihres zukünftigen Ehemanns und des Vaters ihrer Kinder zugedacht hatte, einen zynischen Blick zu. Nachdem sie miterlebt hatte, wie ihre beiden jüngeren Schwestern geheiratet und ganz entzückende Babys zur Welt gebracht hatten, war sie hoffnungslos gluckenhaft geworden. Als sie Derek kennengelernt hatte, war er für sie die Antwort auf ihre Träume gewesen.

Allerdings hatte er sie in dieser Woche ihrer Illusionen beraubt, und die Erinnerung an einen so beeindruckenden Mann wie Bryce Templar tat ein Übriges. Derek war genauso groß wie sie – wenn sie flache Absätze trug – und hatte einmal ganz gut ausgesehen, als seine blauen Augen noch klar waren und sein Teint nicht so fahl. Sein dunkelblondes Haar war noch feucht vom Duschen, sodass die hellen Strähnen nicht allzu deutlich zu erkennen waren. Er trainierte regelmäßig im Fitnessstudio, hatte das im Hotel allerdings nicht besucht.

Alles in allem wirkte er nicht mehr so männlich wie vor vier Tagen. Egal, ob seine Spielsucht nun ein vorübergehendes Phänomen war oder nicht, Sunny hatte den Respekt vor ihm verloren. Am liebsten hätte sie ihm den Diamantring in diesem Moment zurückgegeben, doch sie wollte ihm vor den anderen Teilnehmern keine Szene machen.

Wütend und frustriert zugleich, löste sie sich von Derek, der sich bei ihr untergehakt hatte, als sie den Sitzungssaal betraten, und sagte scharf: „Glaub ja nicht, dass du dich an mich anlehnen kannst, wenn du einschläfst.“

„Oh, wir sind nervös, stimmt’s?“, spottete er und wurde von Sekunde zu Sekunde unattraktive. „Hast du Bammel, weil du vor dem Generaldirektor auftreten musst?“

„Nein, ich will dich nur nicht stützen“, zischte sie.

„Prima! Dann setze ich mich ganz nach hinten, damit du dir keine Sorgen zu machen brauchst.“ Beleidigt zog er von dannen.

Sunny ging weiter und ignorierte ihn einfach. Natürlich war es Derek nur recht, in der letzten Reihe zu sitzen. Falls Bryce Templar nicht erschien, konnte er sich einfach hinausschleichen und wieder ins Casino gehen. Wenn er allerdings glaubte, niemand außer ihr hätte gemerkt, was los war, irrte er sich gewaltig.

Der Geschäftsführer der Filiale in Sydney hatte sich bereits darüber geäußert, dass Derek weder an den Besprechungen noch an den abendlichen Anlässen teilnahm. Er mochte ein hervorragender Berater sein, aber ihm war offenbar nicht klar, dass man Geschäftsbeziehungen auch pflegen musste. Sowohl auf beruflicher als auch persönlicher Ebene hatte er sich hier in Las Vegas nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Immer noch aufgebracht über sein unprofessionelles Verhalten, ging Sunny zu der ersten Reihe im Saal, wo sie an diesem Morgen wegen der Präsentation sitzen durfte. Nachdem sie Platz genommen und die anderen Anwesenden begrüßt hatte, mit denen sie bereits die ganze Woche verhandelte, versuchte sie, nicht an Derek zu denken und sich auf die Gespräche zu konzentrieren, die sich um Bryce Templars Ankunft drehten.

War er gekommen, um einige neue Technologien vorzustellen, die seine Firma entwickelt hatte? Wollte er jemanden für seine außergewöhnlichen Leistungen ehren? Man stellte die wildesten Spekulationen an.

Die Gespräche verstummten sofort, als Bryce Templar in Begleitung des Organisators der Konferenz den Saal betrat und damit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Ohne Umschweife begann er zu sprechen, doch was er sagte, rauschte an Sunny vorbei.

Wenn sie an sein Äußeres dachte, kam sie zu dem Ergebnis, dass er die besten Gene überhaupt haben musste. Und falls sie sich jeden Mann als Vater ihrer Kinder aussuchen könnte, würde er ganz oben auf ihrer Liste stehen.

Die Frau in Gelb erregte Bryce’ Aufmerksamkeit, denn sie war der einzige Farbklecks unter den ausnahmslos in Grau und Schwarz gekleideten Teilnehmern. Da sie in der ersten Reihe saß, hatte er sie direkt vor sich, und sie war durchaus einen zweiten Blick wert.

Sie hatte tolles Haar. Volle, sinnliche Lippen. Große, verträumt blickende Augen. Und sie strahlte eine Wärme aus, die er sogar noch spürte, nachdem er das Podium verlassen hatte, und ihn an die Bitterkeit erinnerte, die der Anruf seines Anwalts bei ihm hervorgerufen hatte. Seine Verlobte Kristen verlangte eine weitere Änderung in dem Ehevertrag. Besonders herzlich waren seine Gefühle ihr gegenüber nicht mehr.

Als Bryce sich an den Tisch setzte, an dem auch der Organisator der Konferenz Platz genommen hatten, dachte er daran, wie ironisch es war, dass er geglaubt hatte, die ideale Ehefrau gefunden zu haben. Kristen Parrish war schön und klug genug, um die Bedingungen seines Vaters zu erfüllen. Außerdem war sie eine erfolgreiche Innenarchitektin, was bedeutete, dass er sich nicht ständig um sie kümmern musste. Schließlich hatte sie eine eigene Firma, und das war ihm nur recht.

Das Problem war nur, dass ihr scharfer Verstand sie allzu berechnend machte, und es passte ihm überhaupt nicht, wie sie die Situation ausnutzte. Er hatte lediglich zu erwähnen brauchen, dass er ein Kind wollte, und zwar vorzugsweise noch im ersten Ehejahr, und sie hatte es als Verhandlungsgrundlage benutzt, um sicherzugehen, dass sie und das Kind im Fall einer Scheidung versorgt waren. Sie quetschte ihn aus wie eine Zitrone, und wenn sein Vater nicht gewesen wäre, hätte er ihr gesagt, sie solle sich zum Teufel scheren.

In dem Fall hätte sie ihn vermutlich verklagt, weil er sein Versprechen nicht eingehalten hatte.

Würde er denn eine bessere Frau finden?

Bryce ließ den Blick zu der Frau in Gelb schweifen und ertappte sie dabei, wie sie ihn ansah. Sofort wandte sie den Kopf, senkte die Lider und errötete. Sie musste Ende zwanzig oder Anfang dreißig sein und außerdem eine Karrierefrau, wenn sie es so weit gebracht hatte, um an seiner Konferenz teilzunehmen. Also konnte sie nicht schüchtern sein. Dann hätte sie auch kein Gelb getragen.

Die dunkle Röte ließ ihr Gesicht noch lebendiger erscheinen. Es war ein sehr attraktives, weibliches Gesicht, mit zarten, allerdings nicht perfekten Zügen, da sie eine Stupsnase hatte. Und wieder erregte ihr Haar seine Aufmerksamkeit. Es war kupferfarben und lockig, in der Mitte gescheitelt und fiel ihr über die Schultern. Anders als Kristens perfekt gestylter blonder Pagenkopf lud es förmlich dazu ein, die Finger hindurchgleiten zu lassen.

Unwillkürlich überlegte Bryce, wie diese Frau wohl im Bett sein mochte, rief sich jedoch gleich zur Ordnung. Er hatte sein Bett gemacht. Außerdem stellte sich die Frage, ob sie nicht genauso wie Kristen wäre, wenn es um Geld ging.

Bryce schüttelte den Kopf und griff zu seinem Glas, um einen Schluck Wasser zu trinken. Es hatte keinen Sinn, wegen einer Frau, die er nicht kannte, in Erregung zu geraten … oder wegen Kristins Raffgier.

Seine bevorstehende Hochzeit war beschlossene Sache. So gut wie beschlossen. Er hatte nicht die Zeit, eine andere Frau kennenzulernen. Die Ärzte hatten ihm eröffnet, es wäre ein Wunder, dass sein Vater überhaupt noch lebte, und sie würden ihn auf gut Glück mit Medikamenten therapieren, die noch nicht erprobt waren. Eine solche Medikation bot keine Garantie, und daher wollte er seinem Vater so schnell wie möglich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen.

Es hatte auch keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was für ihn dabei herauskommen würde. Er war nach Las Vegas geflogen, um Auszeichnungen zu verleihen und sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie das Fußvolk mit den Produkten seines Unternehmens zurechtkam. Seine Aufgabe an diesem Vormittag bestand darin, zuzuhören und zu beobachten. Und das würde er auch weiterhin tun.

Zuerst wurde anhand eines Schaubilds verdeutlicht, wie man die Konzepte für bestimmte Produkte an Kunden verkaufte, die keine Ahnung hatten, wie sie diese Produkte einsetzen sollten, oder nicht einmal etwas von ihrer Existenz wussten. Bryce war beeindruckt vom Verständnis der betreffenden Personen und ihrer Fähigkeit, sich auf die Bedürfnisse der Kunden einzustellen.

Als Nächstes folgte eine Präsentation auf Vorstandsebene von einem Entwicklungsleiter aus Sydney. Daraus ging hervor, dass Sunny York immer ihre Verkaufszahlen erreichte. Ihre … Eine Frau? Sein Interesse war geweckt, und Bryce wollte unbedingt hören, warum sie so erfolgreich war.

Der Organisator beendete seine Lobrede auf sie, hob den Arm und verkündete: „Miss Sunny York.“

Die Frau in Gelb stand auf.

Ihr Lächeln hätte den nüchternsten Geschäftsmann betört. Und sie war groß – ungefähr einen Meter achtzig, schätzte Bryce – und hatte endlos lange Beine. Noch nie hatte er eine Frau mit solchen Beinen gesehen. Fasziniert betrachtete er sie, während Sunny York das Podium betrat. Ihr Rock endete über dem Knie, wirkte aber trotzdem sehr kurz, obwohl sie nicht einmal Stilettos, sondern lediglich klassische Pumps mit einem kleinen Absatz trug.

Langsam ließ Bryce den Blick höher schweifen und stellte sich dabei vor, wie es wohl wäre, wenn sie diese Beine um ihn legte … die Hüften an seine presste … er dabei ihre vollen Brüste und ihren sinnlichen Mund betrachtete … und ihr Haar auf dem Kopfkissen ausgebreitet war.

„Hallo!“ Sie lächelte in die Runde und erntete ihrerseits von allen Teilnehmern ein Lächeln. „Ich bin hier, um Ihnen beim Geldverdienen zu helfen … und beim Sparen.“

Von diesem Moment an hatte sie alle Teilnehmer in der Hand, und daran änderte sich auch in den folgenden fünfundvierzig Minuten nichts. Man hatte nicht den Eindruck, dass sie eine aggressive Verkaufstaktik vertrat, sondern vielmehr, dass die Interessen der Kunden für sie an erster Stelle standen. Ihre Stimme besaß einen natürlichen Charme und war sehr ausdrucksvoll. Und ihre Argumentation war gut nachzuvollziehen und so überzeugend, dass niemand mehr an ihrer Strategie zweifeln konnte. Ihre positive Energie übertrug sich auf alle Anwesenden.

Bryce war wie gebannt.

Selbst ihr australischer Akzent war liebenswert.

Sunny, die Sonnige …

Er konnte wirklich etwas Sonne in seinem Leben gebrauchen. Eine Menge sogar. Sein Magen krampfte sich zusammen, als Bryce an Kristen dachte. Er wollte keine kühl kalkulierende Ehefrau. Kristen zu heiraten ging ihm gegen den Strich … und er sehnte sich nach dem, was Sunny York ihm vielleicht geben konnte.

Fasziniert beobachtete er, wie sie das Podium verließ. Er würde sie fragen, ob sie mit ihm zu Mittag essen wolle … und die Möglichkeiten abwägen. Sich einen schönen Tag machen. Und eine schöne Nacht. Eine Nacht mit Sunny York würde wenigstens die Fantasien befriedigen, die sie in ihm hervorrief, und wenn sie so war, wie es den Anschein hatte …

Das Funkeln eines Diamanten an ihrer linken Hand brachte ihn abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück. Starr blickte er auf den Ring, der besagte, dass Sunny York verlobt war und einem anderen Mann gehörte, den sie wahrscheinlich auch liebte. Ihr Auftreten hatte bewiesen, dass sie alles mit Hingabe tat.

Er war es nicht gewohnt, sich wie ein Verlierer zu fühlen. Die prickelnde Erregung, die ihn erfasst hatte, wich einer befremdenden inneren Leere. Grimmig lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und überlegte, welche Möglichkeiten er hatte.

Vielleicht gelang es ihm, sie zu verführen, sodass sie ihren Verlobten vergaß. Bryce dachte an die Dinge, die auf die meisten Frauen eine magische Anziehungskraft ausübten. Doch würde er sie noch begehren, wenn er sie dadurch nicht gewinnen konnte?

Lass die Finger davon, sagte er sich wütend.

Kristen war ganz scharf darauf, ihn zu heiraten – solange er den Preis zahlte, den sie verlangte. Und er konnte sich diesen Preis ohne Weiteres leisten.

Also sollte er sich mit ihr begnügen.

3. KAPITEL

Sunny ging zum Casino im Erdgeschoss, fest entschlossen, sich mit Derek auseinanderzusetzen. Er war nicht zum Mittagessen erschienen und hatte nach der Präsentation nicht einmal vor dem Sitzungssaal gewartet, um ihren Vortrag mit einigen höflichen Worten zu würdigen. Auch an der letzten Besprechung hatte er nicht teilgenommen, ungeachtet der Tatsache, dass Bryce Templar Auszeichnungen vergeben hatte. So weit reichte sein Respekt für den Big Boss offensichtlich doch nicht.

Sie mochte das Casino nicht. Das Klingeln der unzähligen Spielautomaten tat ihr in den Ohren weh. Es war schlimm genug für sie, hindurchgehen zu müssen, sodass ihr unbegreiflich war, wie man Stunden dort zubringen konnte. Nachdem sie schließlich die Roulettetische gefunden hatte, hielt sie Ausschau nach Derek und war frustriert, weil sie ihn nirgends entdeckte. Ob er sich hingelegt hatte, weil er übermüdet gewesen war?

Stirnrunzelnd trat Sunny von einem Fuß auf den anderen, denn sie war zu nervös, um das Casino verlassen zu können. Sie blickte in alle Richtungen, hauptsächlich deswegen, weil sie nicht wusste, was sie jetzt tun sollte. Daher war sie entsetzt, als sie Derek sah. Er saß an einem Blackjacktisch und betrachtete so gebannt auf die Karten, die der Geber verteilte, dass ihr Herz sich zusammenkrampfte.

Es schien, als würde er unter einem Bann stehen und ihm wäre alles andere egal.

Schockiert über die Erkenntnis, wie zerstörerisch Spielsucht sein konnte, überlegte Sunny, ob sie Derek tatsächlich zur Rede stellen sollte. Da er sie in den letzten Tagen so mit Missachtung gestraft hatte, wollte sie ihn allerdings wenigstens auf sein Verhalten hinweisen. Das Bedürfnis, zu ihm durchzudringen, veranlasste sie, zu dem Tisch zu gehen. Sie wartete, bis er die Karten darauf geworfen hatte, und tippte ihm dann auf die Schulter.

„Derek …“

Ungeduldig blickte er sie an.

„Kann ich mit dir reden?“

„Siehst du denn nicht, dass ich spiele?“

„Es ist wichtig.“

Derek verzog das Gesicht, stand widerwillig auf und kippte den Stuhl so, dass er mit der Lehne auf der Tischkante lag, damit niemand sich darauf setzte. „Was ist so verdammt wichtig?“, fragte er, und ein frustrierter Ausdruck lag in seinen glasigen Augen.

„Heute ist der letzte Abend …“

„Ich habe gerade das Geld verloren, das ich beim Roulette gewonnen hatte. Meine Glückssträhne lässt nach …“

„Derek, wir haben Karten für die Show im Jubilee. Und davor gehen wir essen.“

„Hier spielt die Musik. Mich bekommst du hier nicht weg.“

„Bedeute ich dir überhaupt nichts mehr?“, rief sie in dem verzweifelten Versuch, zu ihm durchzudringen.

Das irritierte Derek offenbar. „Ich habe mir deine Präsentation angehört. Du hast sie wie immer besiegt. Willst du das hören?“, erkundigte er sich ungnädig. Dann machte er eine verächtliche Geste und fuhr fort: „Wenn du so scharf auf diese Show bist, geh doch. Aber wie du ganz richtig festgestellt hast, ist dies unser letzter Abend, und ich will mein Geld zurückgewinnen.“

„Und was ist, wenn du es nicht tust? Wenn du noch mehr verlierst?“

Er wich ihrem Blick aus.

„Derek, wie viel hast du schon verloren?“

Seine Augen begannen zu funkeln. „Ich werde es zurückgewinnen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“

Angst überkam sie. „Hast du auf Pump gespielt?“

„Das ist meine Sache. Wir sind noch nicht verheiratet.“

Derek wollte nicht mit ihr teilen. Er hatte auch gar nicht das Bedürfnis. Er schloss sie aus seinem Leben aus. Sunny war so verletzt und enttäuscht, dass sie einen Moment lang schwieg. Ihr war klar, dass es keine gemeinsame Zukunft für Derek und sie gab. Um ihm zu zeigen, was er angerichtet hatte und wie tief er gesunken war, nahm sie den Ring vom Finger.

„Hier!“ Sie hielt ihm den Ring entgegen. „Du kannst ihn versetzen. Dann hast du noch mehr Geld, das du zum Fenster rauswerfen kannst.“

Autor

Emma Darcy
Emma Darcy ist das Pseudonym des Autoren-Ehepaars Frank und Wendy Brennan. Gemeinsam haben die beiden über 100 Romane geschrieben, die insgesamt mehr als 60 Millionen Mal verkauft wurden. Frank und Wendy lernten sich in ihrer Heimat Australien kennen. Wendy studierte dort Englisch und Französisch, kurzzeitig interessierte sie sich sogar für...
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