Julia Bestseller - Miranda Lee 2

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PLÖTZLICH WILL ICH NUR NOCH SIE von LEE, MIRANDA
Als Werbeprofi Harry beschließt, sich um die marode Firma der jungen Tanya zu kümmern, tut er eigentlich nur einem Freund einen Gefallen. Tanya ist süß, unschuldig - und so gar nicht sein Typ. Wieso spielen plötzlich seine Gefühle verrückt, sobald sie in seiner Nähe ist?

VOR PLAYBOYS WIRD GEWARNT von LEE, MIRANDA
Lucille glaubt, dass der attraktive Valentino ein gnadenloser Schürzenjäger ist. Auch wenn sie in seinen Armen überwältigende Leidenschaft spürt, so weiß sie: Gefühle sind tabu! Dabei verliert selbst ein Casanova irgendwann sein Herz, wenn er nur die richtige Frau trifft …

EIN TRAUM IN ROTER SEIDE von LEE, MIRANDA
Dass ihr Ex-Verlobter sie zu seiner Hochzeit einlädt, trifft Michelle hart. Gott sei Dank kann sie ihren Studienfreund Tyler, einen heiß begehrten Playboy, überreden, sie auf die Feier zu begleiten. Wie sehr sich Tyler genau das schon immer gewünscht hat, ahnt sie nicht …


  • Erscheinungstag 10.06.2009
  • ISBN / Artikelnummer 9783862956425
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

JULIA BESTSELLER – MIRANDA LEE 2

MIRANDA LEE

Ein Traum in roter Seide

Seit Jahren flüchtet sich Michelle bei Kummer in die starken Arme von Tyler Garrison. Er ist ein wunderbarer Tröster, leider aber auch ein absoluter Frauenheld. Für Michelle kommt eine Beziehung deshalb nicht in Frage. Bis zu dem Tag, an dem sie mit Tyler auf einer Hochzeitsfeier ein Liebespaar mimt. Eine Vorstellung mit Folgen?

MIRANDA LEE

Plötzlich will ich nur noch sie

Werbeprofi Harry Wilde hat alles, was er braucht: ein Penthouse mit Blick über den Hafen von Sydney und ein Adressbuch voll mit Namen schöner Frauen. Doch dann verliebt er sich Hals über Kopf in die süße Tanya, die so ganz anders ist als die Frauen, mit denen er bisher zu tun hatte. Aber passt Tanya wirklich in Harrys rasantes Jetset-Leben?

MIRANDA LEE

Vor Playboys wird gewarnt

Der erfolgreiche Produzent Valentino Seymour ist ein absoluter Traumtyp: attraktiv, charmant und umwerfend sexy. Aber einfach auf den Leim gehen wird ihm die hübsche Lucille deshalb noch lange nicht! Ein Mann von diesem Kaliber ist ihr schlicht eine Nummer zu groß. Affäre ja – Liebe ausgeschlossen! Doch da hat sie die Rechung ohne Valentino gemacht …

1. KAPITEL

Als Michelle Mellor kurz nach sechs das Büro verließ, hatte sie die Glückwünsche ihrer Kollegen noch im Ohr.

Sie war achtundzwanzig und seit fünf Jahren in der Werbebranche tätig. Jetzt stand sie vor einer ganz neuen Herausforderung. Ihr Chef hatte sie zur Projektleiterin ernannt, und sie war vor Überraschung sprachlos gewesen. Der Entwurf für die Werbekampagne eines neuen Kunden sollte Mitte Mai fertig sein, und bis dahin waren es keine sechs Wochen mehr.

Während sie mit dem Aufzug nach unten fuhr und das Gebäude verließ, breitete sich Besorgnis in ihr aus. Es stand noch gar nicht fest, dass Wild Ideas, die Werbeagentur, für die sie arbeitete, den großen Auftrag überhaupt erhalten würde. Es ging darum, das Image der Fertiggerichte von „Packard Foods’ Single-Serve“ mit einer guten Werbekampagne aufzupolieren. Und alles hing davon ab, wie der Kunde den Entwurf beurteilte, für den sie jetzt verantwortlich war.

Gedankenverloren ging Michelle die Geschäftsstraße hinauf. Ich traue mir die neue Aufgabe zu, überlegte sie. In dem Moment stieß sie mit einer Frau zusammen, die an der Fußgängerampel auf Grün wartete.

„Oh, Entschuldigung!“, rief Michelle irritiert. Sie kannte die Blondine, die sich sogleich umdrehte, und lächelte verlegen. „Es tut mir leid, Lucille. Ich war in Gedanken ganz woanders.“

Lucille hatte Michelle die Wohnung verkauft und lebte selbst auch in dem Apartmentblock. Sie war Immobilienmaklerin, leitete jedoch seit einiger Zeit einen Umzugsservice. Sie organisierte die Umzüge von Managern und anderen Führungskräften, die von ihren Arbeitgebern aus dem In- und Ausland nach Sydney versetzt wurden.

Sie war eine schöne Frau und perfekt gestylt. Wahrscheinlich hätte sie jeden Mann haben können, der ihr gefiel. Doch sie war ein gebranntes Kind, denn sie war, wie sie es ausgedrückt hatte, mit dem größten Chauvi aller Zeiten verheiratet gewesen. Seit ihrer Scheidung vor einigen Monaten hörte man sie nur noch sagen: „Ich hasse die Männer.“

Michelle vermutete, dass sie ihre Abneigung gegen Männer irgendwann überwinden würde. Mit dreißig war Lucille zu jung, um für immer allein zu leben. Die beiden Frauen waren Freundinnen geworden und unternahmen viel gemeinsam.

„Du hast offenbar wieder länger gearbeitet“, stellte Lucille leicht vorwurfsvoll fest.

Michelle warf einen Blick auf die Uhr. Es war zehn nach sechs. „Das musst du gerade sagen, du bist doch selbst ein Workaholic“, erwiderte sie.

Lucille zuckte die Schultern. „Es ist besser zu arbeiten, als zu Hause herumzusitzen, Däumchen zu drehen und sich das Unmögliche zu wünschen.“

„Das Unmögliche? Du meinst wohl einen Mann, oder? Gib es zu, Lucille, du willst nicht wirklich für immer allein bleiben.“

„Nein, wahrscheinlich nicht.“ Lucille seufzte. „Aber ich will nicht noch einmal heiraten. Und irgendein Mann darf es auch nicht sein, sondern er muss Frauen wirklich mögen und leidenschaftlich und heißblütig sein. Einen Eisblock kann ich nicht gebrauchen. Außerdem muss ich für ihn wichtiger sein als seine Freunde, sein Golfklub und sein Superklassesportwagen.“

Michelle lachte. „Du hast recht, Lucille, du wünschst dir das Unmögliche.“

Die Ampel schaltete auf Grün, und die beiden jungen Frauen überquerten die Straße. Dann gingen sie den Hügel hinunter nach Hause. Der Apartmentblock, in dem sie wohnten, hieß Northside Gardens, und kein Mensch wusste, warum. Das Einzige, was an einen Garten erinnerte, waren die Blumenkästen auf den Balkonen. Es war ein helles, dreigeschossiges Gebäude, das im Stil der Fünfzigerjahre erbaut war. Die Treppe mit den sechs Stufen, die zum Haupteingang führte, war halbkreisförmig angelegt.

Ehe man die zwölf Apartments vor einigen Jahren zum Verkauf angeboten hatte, waren sie aufwendig renoviert und modernisiert worden. Die Badezimmer waren gekachelt und die Einbauküchen aus massiver Eiche. Innerhalb weniger Wochen hatte man alle Wohnungen verkauft. Sie waren relativ preiswert – vielleicht weil die Fassade des Hauses nicht besonders ansprechend wirkte und weil man keinen Blick auf den Hafen hatte. Aber die Lage im Norden von Sydney war geradezu ideal, besonders für Michelle und Lucille. Michelle war in zehn Minuten im Büro, und wenn sie sich beeilte, sogar in sieben.

Michelle lebte momentan allein und hatte es abends nicht eilig, nach Hause zu kommen. Sie rechnete jedoch damit, dass Kevin früher oder später zurückkehrte. Sie musste nur Geduld haben.

„Wieso bist du heute zu Fuß unterwegs?“, fragte sie, als sie vor dem Haus stehen blieben und die Post aus den Briefkästen nahmen.

„Ich hatte heute Nachmittag einen Unfall“, antwortete Lucille. „Mein Wagen musste abgeschleppt werden. Er ist jetzt in der Werkstatt.“

Sekundenlang betrachtete Michelle verwundert das weiße Kuvert, das im Briefkasten gelegen hatte. Die aufgedruckten Hochzeitsglocken in einer Ecke ließen darauf schließen, dass es sich um eine Einladung zu einer Hochzeit handelte. Kenne ich jemanden, der heiraten will?, überlegte sie.

Doch dann erinnerte sie sich an Lucilles Antwort und sah auf. „Wie schrecklich! Bist du okay?“

„Ja. Und es war auch nicht meine Schuld. Ein Typ mit einem Sportwagen hatte so ein Tempo drauf wie der da vorn.“ Sie wies auf die Straße.

Ein schwarzer Jaguar kam angebraust und hielt im Halteverbot vor dem Haus an. Blitzschnell stieg der Fahrer aus und schlug die Tür hinter sich zu.

„Für wen hält er sich?“, fragte Lucille empört. „Glaubt er, Verkehrsregeln würden nur für andere gelten?“

„Wahrscheinlich“, erwiderte Michelle leicht spöttisch. „Ich kenne den Mann. Es ist mein lieber Freund Tyler Garrison. Erinnerst du dich? Ich habe dir viel über ihn erzählt.“

Lucille zog die Augenbrauen hoch. „Das ist der berühmtberüchtigte Tyler Garrison? Ah ja …“

„Möchtest du ihn kennenlernen?“

„Nein danke. Für Playboys habe ich keine Zeit, egal, wie gut sie aussehen“, erklärte Lucille und eilte ins Haus.

Michelle beobachtete Tyler, wie er um sein Luxusauto herumging. Er war groß, schlank, breitschultrig und viel zu attraktiv. Nicht nur das, er war auch viel zu charmant und viel zu reich.

Während er mit langen, federnden Schritten auf sie zukam, ließ sie den Blick über seinen perfekt sitzenden dunkelblauen Anzug, das blaue Seidenhemd und die eleganten italienischen Schuhe gleiten. Das gesamte Outfit betonte seine gebräunte Haut und sein goldblondes Haar. Er sah absolut perfekt aus.

In den zehn Jahren, die sie sich kannten, hatte Michelle ihn nie anders erlebt als in jeder Hinsicht perfekt, wie sie sich etwas wehmütig eingestand. Nur einmal, im letzten Jahr auf der Universität …

Tyler hatte mit dem Collegeteam Fußball gespielt und nach einem heftigen Zusammenprall mit einem anderen Spieler ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Er konnte seine Beine nicht mehr bewegen, und man befürchtete, er hätte sich eine Wirbelsäulenverletzung zugezogen und sei gelähmt. Als Michelle es erfuhr, ging sie nach der offiziellen Besuchszeit zu ihm. Das war natürlich nur möglich, weil er in einem Einzelzimmer in einer Privatklinik lag, wo den Kranken alle Wünsche erfüllt wurden und die besten Fachärzte alle Hebel in Bewegung setzten, die Gesundheit ihrer Patienten wiederherzustellen.

Michelle war schockiert, als sie Tyler sah. Er war körperlich und seelisch in einem schlimmen Zustand. Eine Zeit lang gelang es ihm, unbekümmert mit ihr zu reden. Doch dann nahm sie seine Hände und sagte sanft, er sei immer noch ein liebenswerter Mensch, auch wenn sich herausstellen sollte, dass er gelähmt sei. In dem Moment hatte er sich nicht mehr beherrschen können und in ihren Armen geweint.

Als sie sich daran erinnerte, wie beeindruckt sie gewesen war, hätte sie beinah laut aufgelacht. Sie hatte schon immer ein Herz für Schwache und Hilflose gehabt. Irgendwie tat es einer Frau auch gut, gebraucht zu werden, und an dem Abend hatte Tyler sie gebraucht.

Glücklicherweise hatte sie damals ihre beunruhigenden Gefühle genauso rasch überwunden wie Tyler seine zeitweilige Lähmung. Es hatte sich herausgestellt, dass seine Wirbelsäule keinen dauerhaften Schaden erlitten hatte, und schon bald war er wieder auf den Beinen gewesen.

Diese kurze Episode war nur ein unbedeutender Ausrutscher gewesen auf dem sonst so makellosen Lebensweg, der Tyler offenbar vorherbestimmt war. Er war nicht mehr und nicht weniger als der selbstbewusste Erbe eines riesigen Vermögens.

„Hast du ein neues Auto?“, fragte Michelle, als er vor ihr stehen blieb.

„Was? Ach so, ja. Ich habe es vor einem Monat gekauft.“

Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. Tyler wechselte die Autos so oft wie seine Freundinnen. „Warst du den anderen schon wieder leid?“ Als sie seine ernste Miene bemerkte, wurde ihr bewusst, wie ungewöhnlich es für ihn war, einfach bei ihr aufzutauchen. Und es war auch ungewöhnlich, dass er so besorgt wirkte. Sie versteifte sich.

„Was ist los?“, stieß sie hervor. „Oh nein, aber nicht Kevin! Ihm ist etwas passiert, stimmt’s?“ Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und instinktiv packte sie Tyler am Arm. „Hatte er einen Autounfall? Er fährt wie ein Verrückter, sogar noch schneller als du. Ich habe ihm immer gesagt, er solle langsamer fahren, sonst …“

„Kevin ist nichts passiert“, unterbrach Tyler sie und nahm ihre Hände. „Aber ich bin seinetwegen hier, weil ich dachte, du brauchtest mich vielleicht.“

„Dich? Warum das denn?“ Michelle sah ihn verständnislos an.

Tylers Lächeln wirkte seltsam traurig. Jetzt verstand sie gar nichts mehr.

„Na ja, ich bin ja wohl der Einzige aus unserem früheren Freundeskreis, an dessen Schulter du dich ausweinen kannst.“ Er zog die Worte in die Länge. „Alle anderen sind im Ausland oder verheiratet – oder heiraten in Kürze“, fügte er ruhig hinzu.

Michelle blickte ihn einige Sekunden lang an. Ein schwarzes Loch schien sich vor ihr aufzutun, während sie anfing zu begreifen. Schließlich blickte sie auf das Kuvert, das sie in der Hand zerknüllt hatte.

Ihr war plötzlich klar, wer der Absender war. Kevin, es war Kevin. Er würde heiraten, aber nicht sie. Michelle liebte ihn seit zehn Jahren, seit dem ersten Semester auf der Universität. Vier Jahre lang war sie seine feste Freundin gewesen, dann hatten sie zwei Jahre zusammengelebt. Danach hatten sie sich mehrmals getrennt, um sich anschließend wieder zu versöhnen. Und seit ihrer letzten Trennung Anfang des Jahres wartete sie naiv und gutgläubig darauf, dass er zur Besinnung kommen würde. Sie war davon überzeugt gewesen, er würde einsehen, dass keine andere Frau ihn so sehr liebte wie sie.

„Ich hatte heute eine Einladung im Briefkasten, als ich nach Hause kam“, sagte Tyler. „Sogleich habe ich an dich gedacht. Ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr es dich schockieren würde, auch so eine Einladung vorzufinden. Deshalb bin ich hier.“

„Wie … mutig von dir“, erwiderte sie leise.

„Mutig?“ Tyler verzog die Lippen. „So würde ich es nicht nennen. Du warst doch auch für mich da, als ich dich brauchte. Das habe ich nie vergessen. Nimm einfach meine Hilfe an, so, wie ich damals deine angenommen habe.“

Michelle sah ihn an. Seltsam, dass er ausgerechnet jetzt dieses Ereignis erwähnte, nachdem sie kurz zuvor auch daran gedacht hatte. Demnach hatte er den flüchtigen Moment, als sie sich damals auf emotionaler Ebene verstanden und sich verbunden gefühlt hatten, nicht vergessen.

„Wen heiratet er?“, fragte sie angespannt. „Kenne ich sie?“

„Du hast sie auf meiner Silvesterparty kennengelernt. Sie heißt Danni Baker.“

Ihr wurde ganz übel. Kevin hatte sich kurz nach dieser Party von ihr getrennt. Jetzt war ihr klar, warum.

Plötzlich war ihr Ärger stärker als der Kummer und Schmerz. „Dann kann ich mich bei dir dafür bedanken, stimmt’s?“, fuhr sie Tyler an und zog die Hände zurück.

Sekundenlang war er betroffen. „Das ist nicht fair, Michelle“, sagte er schließlich.

„Mag sein, aber es ist die Wahrheit“, entgegnete sie. „Wenn du uns nicht immer zu deinen Partys eingeladen hättest, wäre es nicht passiert. Du hast Kevin mit deinem unglaublich luxuriösen Lebensstil so sehr beeindruckt, dass er mehr Geld haben wollte, als er verdienen konnte. Du hättest uns in Ruhe lassen müssen.“ Sie atmete tief ein und fing auf einmal an zu schluchzen. „Jetzt heiratet er so eine schöne und reiche Tussi, mit der ich nicht konkurrieren kann.“

„Es tut mir leid, dass du es so siehst, Michelle. Aber ich bin der Meinung, du kannst mit jeder Frau konkurrieren, denn du bist nicht nur schön, sondern auch intelligent.“

„Ach, hör doch auf!“, erwiderte sie ungeduldig. Für Komplimente hatte sie jetzt keine Zeit. „Seit wann interessiert sich ein Mann für die Intelligenz einer Frau? Und was Schönheit angeht, so weiß ich genau, wie ich aussehe. Ich bin eine ganz passable Brünette mit einer einigermaßen guten Figur. Ende der Geschichte.“

„Du untertreibst. Du bist eine sehr attraktive Brünette mit einer fantastischen Figur. Okay, ich gebe zu, Danni ist große Klasse, sie ist reich, aber nicht eingebildet. Ehrlich gesagt, sie tut mir leid, denn wir beide, du und ich, wissen, dass Kevin sie nicht aus Liebe heiratet.“

„Klar, denn er liebt mich.“

„So?“ Tylers Stimme klang sarkastisch.

„Natürlich!“, bekräftigte Michelle, obwohl es so natürlich gar nicht war. Wenn er sie wirklich liebte, würde er sicher keine andere heiraten.

Und dann war er auch noch so unsensibel, ihr eine Einladung zur Hochzeit zu schicken, ohne sie zuvor zu warnen. Du liebe Zeit, vor nicht einmal einem Monat hatten sie noch zusammen Kaffee getrunken, und er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er mit Danni zusammen war. Er hatte nur über seine Arbeit gesprochen, denn er war genau wie Michelle in der Werbebranche tätig. Offenbar hatte er einen neuen Auftrag in Aussicht und noch keine Ahnung gehabt, wie er die Werbekampagne gestalten wollte. Michelle hatte ihm einige Tipps gegeben, und er hatte sie einen Engel genannt, weil sie ihm geholfen hatte.

Als ihr jetzt bewusst wurde, dass er sie nur wegen ihrer Qualitäten als Werbefachfrau eingeladen hatte, traten ihr Tränen in die Augen.

„Kevin liebt nur sich selbst, sonst niemanden“, erklärte Tyler. „Komm, Michelle, du kannst dich in deinen eigenen vier Wänden ausweinen. Du weißt doch selbst, wie sehr du es hasst, in der Öffentlichkeit Gefühle zu zeigen. Lass uns ins Haus gehen.“ Er legte ihr die Hand unter den Ellbogen und führte sie energisch die Treppe hinauf.

Michelle fand die Art, wie er plötzlich für sie die Verantwortung übernahm, irritierend. Doch was hatte sie dagegen? Er wollte ihr nur helfen. Schließlich gestand sie sich ein, dass Tyler sie schon immer irritiert hatte, sogar am ersten Tag ihres Kennenlernens an der Universität. Er war nicht wie ein ganz normaler Student in den Hörsaal gekommen, sondern sein Auftritt war glänzend und irgendwie theatralisch gewesen. Er war ihr vorgekommen wie der große Gatsby aus dem gleichnamigen Film.

Bei seinem Anblick hatte es den meisten Studentinnen die Sprache verschlagen. Aber Michelle hatte nur die Augen verdreht und sich wieder Kevin zugewandt, der irgendwie niedlich und hinreißend charmant gewesen war. Außerdem war er ernsthaft an seinem Studium interessiert gewesen und hatte es erfolgreich abschließen wollen. Er war auf sein Diplom in Grafik und Textgestaltung angewiesen, um sich eine Karriere aufzubauen. Tylers Erfolg im Leben hingegen war schon allein aufgrund seiner Herkunft vorprogrammiert und garantiert.

Obwohl Tyler alle Examen glänzend bestand, hatte Michelle immer das Gefühl, er sei nur zum Zeitvertreib an der Universität. Er war vier Jahre älter als sie, und Kevin und hatte schon ein abgeschlossenes BWL-Studium hinter sich. Sie war dagegen gewesen, ihn in ihren kleinen Freundeskreis aufzunehmen. Doch als sie einmal für eine Videoaufzeichnung eine sechste Person brauchten, hatte Kevin Tyler gebeten mitzumachen. Und so hatte die Freundschaft angefangen.

Michelle wusste nicht, weshalb Tyler sich mit seinen weniger privilegierten Kommilitonen überhaupt angefreundet hatte. Und sie verstand auch nicht, warum er die Freundschaft nach dem Studium nicht einfach hatte einschlafen lassen. Stattdessen lud er alle fünf immer noch regelmäßig auf seine Partys ein. Die meisten kamen jedoch nicht mehr. Linda war vor zwei Jahren nach New York gegangen, wo sie für die Times arbeitete, und Greta lebte wieder in ihrer Heimatstadt Orange. Sie war dort verheiratet und hatte ein Baby. Jeff sahen sie nur noch gelegentlich. Er verbrachte immer mehr Zeit in San Francisco und hatte irgendwann zugegeben, schwul zu sein.

Nur Kevin zuliebe hatte Michelle Tylers Einladungen angenommen. Ihr gefielen jedoch die Gefühle nicht, die Tyler in ihr wachrief. In seiner Gegenwart war sie immer seltsam gereizt und aggressiv, so auch jetzt.

„Erst musst du dein Auto woanders parken“, forderte sie ihn scharf auf, als er mit ihr auf die Eingangstür zuging. „Oder willst du riskieren, einen Strafzettel zu bekommen?“

„Vergiss den Wagen. Du bist wichtiger als ein dummer Strafzettel.“

„Aus dir spricht der wahre Millionär.“

Tyler blieb unvermittelt stehen und sah sie ärgerlich an. „Was hast du eigentlich gegen mein Geld? Ich kann genauso wenig dafür, dass ich reiche Eltern habe, wie Kevin, dass seine Mutter arm war.“

„Stimmt. Aber deshalb brauchst du dein Geld nicht zu verschwenden und damit um dich zu werfen, als hätte es für dich keinen Wert. Normale Sterbliche wie ich müssen sich eben Gedanken wegen eines Strafzettels machen.“

„Ja, das weiß ich, Michelle“, stieß er hervor. „Okay, wo ist hier das Parken erlaubt? Habt ihr Besucherparkplätze in der Tiefgarage?“

„Haben wir.“

„Verdammt, wo denn? Ich sehe keine Einfahrt!“

Michelle blickte auf und bemerkte seine frustrierte Miene. Es herrschte schon wieder diese seltsam gespannte Atmosphäre zwischen ihnen. So war es immer, wenn sie allein waren. Tyler kritisierte sie wegen ihrer alles verzeihenden Liebe zu Kevin, und sie machte boshafte Bemerkungen wegen seiner ständig wechselnden Freundinnen, die alle groß, schlank und üppig waren und wie Models aussahen.

Schon vor Jahren hätten wir unsere Freundschaft beenden müssen, sagte Michelle sich. Sie kamen aus verschiedenen Welten und hatten nichts gemeinsam. Sie atmete tief ein, zählte bis zehn und atmete langsam wieder aus. „Ich mache dir einen Vorschlag“, begann sie, „fahr wieder nach Hause. Es ist nett von dir, dass du dir meinetwegen Gedanken machst. Aber es geht mir gut. Ich habe nicht vor, mich vom Balkon zu stürzen.“

„Nein, das habe ich auch nicht angenommen. Das wäre sowieso sinnlos, weil du im ersten Stock wohnst“, antwortete er spöttisch.

Sie runzelte die Stirn. „Woher weißt du das? Du warst doch noch nie in meinem Apartment, sondern hast mich nur einmal vor der Haustür abgesetzt.“ Auf Tylers letzter Weihnachtsparty hatte Kevin zu viel getrunken und war einfach umgekippt. Deshalb hatte Tyler darauf bestanden, Michelle nach Hause zu bringen. Und dann hatten sie sich während der ganzen Fahrt nur gestritten, natürlich wegen Kevin.

Tyler zuckte die Schultern. „Nachdem du hineingegangen warst, habe ich im Auto gewartet und bis tausend gezählt. Als im ersten Stock Licht angeknipst wurde, war mir klar, dass es deine Wohnung war. Immerhin war es schon vier Uhr morgens und nirgendwo sonst Licht.“

„Oh …“ Sie fühlte sich schuldig und schämte sich. In der Nacht hatte sie sich geradezu abscheulich benommen. Und auch jetzt verhielt sie sich nicht viel besser.

Widerstrebend gestand sie sich ein, dass Tyler sich während der letzten zwei Jahre als guter Freund erwiesen hatte. Wie oft hatte er sie gerade dann im Büro angerufen und sie zum Kaffee oder zum Lunch eingeladen, wenn sie jemanden brauchte? Und immer dann, wenn Kevin sie wieder einmal verlassen hatte, um sich selbst zu finden, wie er es nannte.

Tyler hatte recht, er konnte nichts dafür, dass er reiche Eltern hatte und attraktiv war. Wahrscheinlich kann er auch nichts dafür, dass er ein Playboy ist, dachte Michelle. Würde sich nicht jeder andere Mann an seiner Stelle genauso verhalten?

Dennoch ärgerte sie sich über ihn.

„Wenn du wirklich willst, dass ich gehe, dann tue ich es“, erklärte er erschöpft.

Michelle schämte sich noch mehr. Sie hätte ihn wenigstens zu einem Drink oder einem Kaffee einladen können. Schließlich ist er meinetwegen extra von Point Piper hergekommen, immerhin ganze zwei Meilen, überlegte sie, schon wieder spöttisch.

Vermutlich hatte er nur mit seinem neuen Auto durch den Hafentunnel fahren wollen, oder seine neueste Flamme wohnte hier in der Gegend. Als er Michelle zum letzten Mal zum Lunch eingeladen hatte, hatte er behauptet, er hätte sich zufällig selbst ganz in der Nähe, am Strand von Balmoral, um die Modeaufnahmen für das Hochglanzmagazin kümmern müssen, dessen Leitung sein Vater ihm übertragen hatte. Seit Tyler dafür verantwortlich war, steigerte sich die Zahl der verkauften Exemplare von Auflage zu Auflage. Er hatte den Namen des Magazins geändert, und außer dem Modeteil enthielt es Erfolgsstorys und seltsam faszinierende, aber oberflächliche Profile bekannter und berühmter australischer Frauen. Zweifellos hatte er …

Du liebe Zeit, ich mache es schon wieder, dachte Michelle und schloss die Augen.

„Michelle?“, fragte Tyler sanft. „Ist alles in Ordnung?“

Sie seufzte und öffnete die Augen. „Ja, Tyler, ich bin okay. Und nein, ich möchte nicht, dass du gehst. Ich zeige dir, wo du den Wagen abstellen kannst, und dann trinken wir bei mir einen Kaffee oder was auch immer.“

In seinen Augen blitzte es rätselhaft auf, und sein Lächeln wirkte ausgesprochen sexy. „Ich glaube, das gefällt mir.“

Plötzlich stieg ein ganz bestimmtes Bild vor ihr auf, und ihr verkrampfte sich der Magen. „Das sieht dir ähnlich, sogleich an Sex zu denken!“ Aber ich habe ja auch daran gedacht, gestand sie sich insgeheim ein.

„Oh, du kannst mir vertrauen.“

„Natürlich“, erwiderte sie leicht spöttisch. „Lass uns ehrlich sein, Tyler. Ich bin sowieso nicht dein Typ. Erstens bin ich nicht so groß wie deine Freundinnen, und zweitens habe ich nicht so üppige Brüste.“

„Das kann ich nicht bestätigen.“

Als er den Blick langsam über volle Brüste gleiten ließ, spürte Michelle entsetzt, dass sich ihre Brustspitzen aufrichteten. Glücklicherweise hatte sie ihren Leinenblazer an, sodass Tyler es nicht merken konnte.

Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser beunruhigenden Reaktion wurde Michelle neugierig und hätte zu gern mehr gewusst über Tylers Qualitäten als Liebhaber. Zweifellos war er sehr erfahren. Aber war er, verwöhnt durch seinen Reichtum und sein gutes Aussehen, im Bett vielleicht egoistisch und in gewisser Weise arrogant? Oder war er als Liebhaber genauso perfekt wie in allen anderen Bereichen seines Lebens?

Michelle errötete und konnte ihre Irritation kaum noch verbergen. Was war plötzlich mit ihr los? Kevin hatte ihr soeben das Herz gebrochen, und sie hatte nichts Besseres zu tun, als über Sex mit Tyler nachzudenken.

„Ach, red keinen Unsinn und komm mit“, fuhr sie ihn an. Dann wirbelte sie herum und ging die Treppe hinunter zu seinem Auto. „Ich bin nicht in der Stimmung, mich von so jemandem wie dir ärgern zu lassen, Tyler Garrison.“

„Schade, es hätte mir Spaß gemacht.“

„Jetzt ist Schluss damit!“, erklärte sie und warf ihm einen Blick über die Schulter zu.

„Okay, wenn du es sagst.“

Sie stellte sich neben das Auto und wartete ungeduldig darauf, dass er die Beifahrertür öffnete. Dann bemühte sie sich, sich möglichst graziös auf den tief liegenden Sitz sinken zu lassen, was nicht ganz leicht war.

Zur Arbeit trug Michelle meist sportliche schwarze Kostüme mit perfekt sitzenden Jacken und kurzen, engen Röcken, die ihre gute Figur, ihre schmale Taille und die langen Beine betonten. Und so ein kurzer, enger Rock war nicht unbedingt dazu geeignet, als dass man einigermaßen damenhaft in einen Sportwagen steigen konnte, dessen Karosserie beinah den Boden berührte. Als sie sich zurücklehnte, um sich anzuschnallen, rutschte der Rock viel zu hoch.

Natürlich entging es Tyler nicht, und er betrachtete bewundernd ihre Beine. Doch das beunruhigte Michelle nicht so sehr wie die Tatsache, dass sie sich seiner Gegenwart plötzlich viel zu sehr bewusst war.

Sie warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Kein Kommentar bitte!“

Er verzog leicht die Lippen. „Das würde mir im Traum nicht einfallen. Wohin soll ich fahren?“

Möglichst weit weg, schoss es ihr durch den Kopf. Doch dann nahm sie sich zusammen und dirigierte ihn auf einen der Besucherparkplätze in der Tiefgarage. Sie nahm sich vor, nicht den ganzen Abend mit Tyler zu verbringen. Dazu war sie momentan viel zu verletzlich. Offenbar war sie aus dem seelischen Gleichgewicht geraten, sonst würde sie nicht so seltsam auf ihn reagieren.

Wahrscheinlich stand sie unter Schock und musste erst einmal damit zurechtkommen, dass sie sich jahrelang einer Illusion hingegeben hatte. Sie war sicher gewesen, dass Kevin sie trotz allem genauso sehr liebte wie sie ihn.

Ich habe mich offenbar geirrt, sehr sogar, sagte sie sich, und sogleich traten ihr wieder die Tränen in die Augen.

2. KAPITEL

„Der Wohn- und Essbereich ist sehr nett, Michelle“, sagte Tyler und wanderte durch den großen Raum.

Michelle betrachtete ihr helles Apartment mit der relativ schlichten und spärlichen Einrichtung, den Wänden, die in einem cremefarbenen Ton gestrichen waren, und den polierten Holzdielen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas über ihre Persönlichkeit aussagte.

Nachdem sie vor zwölf Monaten die relativ hohe Anzahlung für die Wohnung geleistet hatte, hatte sie nicht mehr genug übriggehabt, um sich die exklusiven Ledermöbel zu kaufen, von denen sie träumte. Stattdessen hatte sie auf Auktionen einige schöne Möbelstücke preiswert erstanden. Ganz besonders liebte sie das senfgelbe Sofa und die beiden abgenutzten, aber sehr bequemen braunen Ledersessel.

„Was soll das heißen?“, fuhr sie Tyler an. Das Wort nett hatte sie schon immer gehasst. Obwohl sie sich in der Tiefgarage vorgenommen hatte, sich zu beherrschen, gelang es ihr nicht, die Emotionen zu kontrollieren, die er in ihr wachrief.

Momentan war ihr gar nicht danach zumute, nett zu sein, sondern sie ärgerte sich und war so angespannt, dass sie hätte in die Luft gehen oder schreien können.

„Es bedeutet nichts Schlimmes, glaub mir“, antwortete Tyler und setzte sich in einen der beiden Sessel. Dann schlug er die Beine übereinander und lehnte sich zurück. „So eine klare Linie ohne den üblichen Schnickschnack gefällt mir. Die Regale sind voller Bücher, und die Bilder an den Wänden haben Aussagekraft. Sie hängen nicht einfach nur da, weil sie farblich zu der Einrichtung passen. Außerdem sind die Möbel schlicht und bequem, sie täuschen nichts vor und wirken so geradlinig wie du.“

Zweifellos war es ein Kompliment. Aber warum konnte sie sich nicht charmant dafür bedanken? Warum versuchte sie, einen gönnerhaften oder herablassenden Unterton in Tylers Stimme zu entdecken? Und warum wollte sie sich einreden, die Bezeichnung geradlinig bedeute langweilig und uninteressant?

Michelle zog es vor, zu schweigen. Sie lächelte nur leicht angespannt und drehte sich um. Seit sie hereingekommen waren, hatte sie ihn ununterbrochen beobachtet.

Das tat sie seltsamerweise immer, wenn sie in seiner Nähe war. Jedes Mal betrachtete sie ihn genau und verfolgte jede seiner Bewegungen. Nichts entging ihr, weder sein Lachen noch sein Lächeln, auch nicht, wie er jeden Raum zu dominieren schien.

Dann gestand sie sich ein, dass auch alle anderen Frauen ihn fasziniert beobachteten. Sogar Kevin war ihm damals auf der Universität überallhin gefolgt wie ein Hündchen und hatte ihm brav zugehört wie ein Schüler seinem Lehrer.

Genau das hatte Michelle immer gehasst. Auch wenn Kevin im Lauf der Jahre selbstbewusster geworden war, gefiel es ihr nicht, welche Macht Tyler über ihn und andere Menschen hatte. Und dass er auf seine arrogante Art, deren er sich wahrscheinlich nicht bewusst war, erwartete, alle müssten nach seiner Pfeife tanzen, gefiel ihr auch nicht.

Sie ging in die Küche und legte die Umhängetasche auf die Arbeitsplatte. Erst jetzt erinnerte sie sich wieder an den völlig zerknüllten Brief in ihrer Hand. Rasch riss sie das Kuvert auf und las die Einladung.

Du liebe Zeit, die Trauung soll in der Kirche stattfinden, wie scheinheilig, dachte Michelle empört. Kevin hatte in seinem ganzen Leben noch keine Kirche betreten, zumindest nicht, seit sie ihn kannte. Was war er doch für ein gefühlloser, unsensibler, ehrloser Kerl!

Wieder traten ihr Tränen in die Augen, und sie warf die Einladung in den Abfalleimer. Zehn Jahre ihres Lebens hatte sie einfach verschwendet.

Verzweifelt sehnte sie sich danach, sich auszuweinen. Aber das konnte sie nicht, solange Tyler in ihrem Wohnzimmer saß. Wahrscheinlich sagte er sich jetzt selbstgefällig, dass er sie vor Kevin gewarnt hatte. Das stimmte auch. Er hatte immer erklärt, Kevin habe einen schwachen Charakter und würde ihr nie das geben, was sie sich wünschte. Sie befürchtete, Tyler würde sie an seine Warnungen erinnern.

Rasch wischte sie die Tränen mit der Hand weg und ließ Wasser in den elektrischen Kocher laufen. „Ist Pulverkaffee okay für dich?“, rief sie, die Zähne zusammengebissen.

„Ja.“

„Du kannst den Fernseher anstellen, wenn du willst.“

„Nein danke. Ich bin damit zufrieden, hier zu sitzen und mich zu entspannen.“

So ein verdammter Kerl, schoss es ihr durch den Kopf. Er saß seelenruhig da und konnte sich entspannen, während sie sich krampfhaft bemühte, sich ihren Kummer nicht anmerken zu lassen. Und zu allem Überfluss machte sie Tyler auch noch Kaffee, obwohl sie ihn am liebsten aufgefordert hätte, sich zum Teufel zu scheren. Dann könnte sie sich wenigstens auf ihr breites Messingbett werfen und so lange weinen, wie sie wollte.

Aber sie musste sich zusammennehmen. Sie nahm zwei Becher aus dem Schrank und gab Pulverkaffee hinein. Dann fügte sie für sich etwas Süßstoff hinzu, für Tyler jedoch drei gehäufte Teelöffel Zucker.

Es war kaum zu glauben, aber er liebte Süßes. Seine Vorliebe für Schokolade und Desserts war geradezu phänomenal. Michelle würde nie vergessen, wie er einmal in einer Vorlesung zwei glasierte Äpfel gegessen hatte mit der Behauptung, er könne Obst nur mit viel Zucker hinunterbekommen.

Michelle hatte es irgendwie deprimierend gefunden, dass er trotz der vielen Torten und Schokoladenplätzchen kein Gramm zunahm. Kevin hatte auf sein Gewicht achten müssen und deshalb nie Kuchen und dergleichen gegessen. Auch den Kaffee trank er schwarz. Während ihrer gemeinsamen Zeit hatte sie kalorienarm gekocht, weil ihr klar gewesen war, wie viel Wert er darauf legte, schlank zu bleiben.

Plötzlich rollten ihr wieder Tränen über die Wangen, sie wusste selbst nicht genau, warum. Vielleicht deshalb, weil sie an Kevin gedacht und sich erinnert hatte, wie viel Mühe sie sich gegeben hatte, ihm alles recht zu machen? Jedenfalls schien auf einmal der Damm zu brechen, und die Tränen, die sie so verzweifelt zurückgehalten hatte, stürzten ihr nur so aus den Augen.

Sie stand an der Spüle und schluchzte herzerweichend, als Tyler mit seinen schlanken, kräftigen Händen ihre Schultern umfasste. Entschlossen zog er Michelle an seine muskulöse Brust.

„Es ist doch gut“, sagte er sanft. „Du kannst ruhig weinen, wenn es dir dann besser geht. Außer uns beiden ist ja niemand hier …“

„Oh Tyler“, schluchzte sie und drehte sich um. Dann legte sie die Arme um ihn und schmiegte sich an ihn.

Sekundenlang versteifte er sich. Offenbar war er schockiert. Doch schließlich umarmte er sie auch, senkte den Kopf und ließ die Lippen über ihr Haar gleiten. Michelle erbebte und schluchzte noch heftiger.

„Schon gut“, tröstete er sie leise. Sie kam sich vor wie in einem schützenden Kokon. „Du wirst es überwinden, Michelle. Das weiß ich genau.“

„Aber … er heiratet eine andere!“, rief sie aus. „Das kann ich nicht ertragen. Ich liebe ihn doch so sehr.“

„Zu sehr, Michelle. Du hast ihn immer zu sehr geliebt.“

Sind wir wieder an dem Punkt angelangt?, überlegte sie. Ärger regte sich trotz all des Schmerzes und Kummers. Tyler kritisierte sie wieder wegen Kevin. Warum konnte er sie nicht wenigstens jetzt damit in Ruhe lassen?

Sie löste sich aus seinen Armen und blickte ihn unter feuchten Wimpern an. „Was weißt du schon davon, wie es ist, jemanden zu sehr zu lieben?“

Er sah sie an. Sein Blick wirkte nicht mehr mitfühlend, sondern hart und unversöhnlich. So hatte er sie noch nie zuvor angeschaut, und es beunruhigte sie viel mehr, als sie bereit war zuzugeben.

„Es … tut mir leid“, murmelte sie entschuldigend und schniefte etwas. „Das war gemein.“

„Ja, Michelle“, stimmte er kühl zu. „Hier, putz dir die Nase.“ Er reichte ihr sein Taschentuch.

Sie war froh, ihm nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. Aber das Thema war für sie noch nicht erledigt, zumindest wollte sie sich wegen ihrer Bemerkung rechtfertigen. „Du musst zugeben, dass du nie so richtig in jemanden verliebt warst. Ich meine, du hast so ungefähr jede Woche eine neue Freundin.“

Als Tyler schwieg, blickte sie auf. Zu ihrer Erleichterung lächelte er wieder so selbstsicher, leicht belustigt und hinreißend sexy wie immer.

„Das hast du gemerkt?“

„Es muss doch jedem auffallen.“

Gelassen zuckte er die Schultern. „Das kann ich nicht ändern. Wenn ich mit einer Frau eine Zeit lang ausgegangen bin, interessiert sie mich nicht mehr.“

„Vielleicht liegt es daran, dass du dich auf einen bestimmten Typ Frauen festgelegt hast“, wandte Michelle leicht spöttisch ein. „Lass uns doch ehrlich sein, Tyler, es sind nicht die Intelligentesten, die du dir aussuchst.“

„Mag sein.“ Er verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Dafür haben sie aber lange Beine.“

Michelle schüttelte den Kopf. „Tyler, was soll ich nur mit dir machen?“

„Du könntest Mitleid mit mir haben und mir helfen, mein Ansehen zu heben.“

„Wie denn?“

„Lass uns heute Abend zum Dinner ausgehen. Anschließend gehen wir tanzen. Dann bin ich endlich mal mit einer Frau zusammen, die nicht nur fantastische Beine hat, sondern auch intelligent ist.“

Sie verdrehte die Augen. Nichts ärgerte sie mehr, als dass Tyler sich über sie lustig machte. Und das tat er oft. Wie konnte eine Frau, die nur einen Meter achtundfünfzig groß war, fantastische Beine haben?

„Natürlich, Tyler, wenn du es sagst, dann gehen wir essen und tanzen“, erwiderte sie spöttisch.

Michelle wusste genau, wie ein Abend mit Tyler enden würde. Er würde sich nicht vor der Haustür verabschieden und sich auch nicht mit einem Gutenachtkuss begnügen. Stattdessen würde er sie mit sich nehmen in das umgebaute Bootshaus, in dem er wohnte und das hinter dem Herrenhaus seiner Eltern lag.

„Gut.“ Seine Stimme klang fest. „Wie lange brauchst du, bis du fertig bist?“

Sekundenlang blickte sie ihn nur an. Dann lachte sie leicht nervös auf. „Das meinst du nicht ernst, oder?“

„Doch, ich meine es sogar sehr ernst“, antwortete er.

Offenbar machte er sich dieses Mal doch nicht über sie lustig. Die überraschende Einladung versetzte Michelle in Hochstimmung. Hatte sie nicht schon immer insgeheim davon geträumt, einmal mit Tyler auszugehen?

Aber er hatte sie bisher noch kein einziges Mal eingeladen. Und in seinen Augen hatte es noch nie so voller Verlangen aufgeleuchtet, wenn er sie ansah, wie vor wenigen Minuten unten auf der Straße und im Auto.

Plötzlich wurde ihr klar, warum er sie eingeladen hatte. Das ist gar keine richtige Verabredung, ich tue Tyler nur leid wegen Kevin, das ist alles, sagte sie sich. Er wollte nur nett sein. Rasch verschwanden ihre Begeisterung und ihre freudige Erwartung wieder.

Sie fand die Einladung sogar ziemlich demütigend. Wenn sie mit ihm ging, würde er sich am Ende des Abends bestimmt rasch von ihr vor der Haustür mit einem flüchtigen Gutenachtkuss verabschieden.

Obwohl sie glaubte, ihr Herz sei sowieso schon gebrochen, empfand sie auf einmal einen ganz neuen und noch tieferen Schmerz. Ich bin als Frau eine völlige Versagerin, überlegte sie. Sie kam sich nicht nur ungeliebt und überflüssig vor, sondern auch überhaupt nicht begehrenswert. Sogar Kevin hatte sich nicht mehr für sie interessiert. Warum sollte dann ausgerechnet Tyler sie begehren, dieser atemberaubend attraktive Mann?

„Ach, red keinen Unsinn“, sagte sie und versuchte, nicht zu deprimiert zu klingen. „Frag jemand anders, wenn du für heute Abend verzweifelt eine Begleiterin brauchst. Eine von diesen Tussis mit den aufblasbaren Brüsten geht sicher gern mit.“

„Das heißt, du willst nicht mitkommen“, stellte er ärgerlich fest.

Michelle war überrascht über seine Reaktion. Vielleicht hielt er sie für undankbar.

„Pass mal auf, es ist ganz lieb von dir, dass du mich mitnehmen willst, Tyler. Aber ich bin einfach zu müde, um noch auszugehen. Ich hatte heute wahnsinnig viel zu tun, eins kam zum anderen. Deshalb möchte ich lieber zu Hause eine Kleinigkeit essen und früh ins Bett gehen.“

„Okay, das kann ich verstehen. Wie wär’s mit einem anderen Abend?“

Sie seufzte. „Tyler, das brauchst du wirklich nicht zu tun.“

„Was meinst du damit?“

„Das weißt du genau.“

„Ah ja. Du glaubst wohl, ich würde dich aus Mitleid einladen.“

„Stimmt das denn nicht?“

Er lächelte wehmütig. „Die Frage beantworte ich lieber nicht, sonst verrate ich mich noch selbst.“

Sie seufzte wieder. Dann drehte sie sich um. „Möchtest du immer noch einen Kaffee?“, fragte sie und warf ihm einen Blick über die Schulter zu.

„Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht …“

„Wieso sollte es mir Mühe machen, einen Becher Pulverkaffee zuzubereiten? Setz dich wieder ins Wohnzimmer, und stell bitte den Fernseher an. Um sieben kommt Quick off the Mark.“

„Liebst du solche Quizsendungen?“, fragte er wenig später und sah sie an, als sie mit den Bechern hereinkam und sie auf den Couchtisch stellte.

„Ja.“ Normalerweise jedenfalls, aber vielleicht heute Abend nicht, fügte sie in Gedanken hinzu und setzte sich in den anderen braunen Sessel.

„Lass uns mitraten“, schlug Tyler vor. „Oder bist du eine schlechte Verliererin?“

Seine ziemlich arrogante und provozierende Frage weckte Michelles Ehrgeiz. „Bist du denn sicher, dass du es ertragen kannst, wenn ich dir die Hosen ausziehe und gewinne?“

Sie hatte ein beinah fotografisches Gedächtnis und sich im Lauf der Jahre ein breites Allgemeinwissen angeeignet. Deshalb waren Quizsendungen eine ihrer Stärken. Es machte ihr Spaß, abends vor dem Fernseher zu sitzen und zu versuchen, die Fragen vor den Kandidaten zu beantworten, was ihr meist gelang.

Tyler verzog das Gesicht. „Das kommt darauf an, welche Hosen du meinst.“

„Oh nein! Was hast du für eine schmutzige Fantasie! Das ist doch nur so eine Redensart.“

„Schade. Trotzdem glaube ich, dass ich eher dir die Hosen ausziehe. Sei vorsichtig.“

„Jetzt fürchte ich mich aber.“

„Das solltest du auch.“ Seine Stimme klang so rätselhaft, dass Michelle ihn verblüfft ansah. Er lächelte sie jedoch über seinen Kaffeebecher hinweg an, und ihr wurde klar, dass er sie nur neckte. Daran war sie gewöhnt, denn wenn sie sich nicht gerade stritten, zogen sie sich gern gegenseitig auf.

„Rechne nicht damit, dass ich dich gewinnen lasse, nur weil du eine Frau bist“, fügte er hinzu.

„Keine Sorge, das tue ich auch nicht“, erwiderte sie leicht spöttisch. „Aber sei jetzt endlich still. Gleich wird die erste Frage gestellt, und wir müssen vor dem Kandidaten antworten.“

Die nächste halbe Stunde hatten sie so viel Spaß, wie Michelle ihn schon lange nicht mehr gehabt hatte. Sie gewann ganz knapp. Tyler war gut, doch sie war mit einigen Antworten schneller, wahrscheinlich, weil sie mehr Übung hatte. Sie konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Tyler immer zu Hause herumsaß und abends um sieben den Fernseher einschaltete.

Als er am Ende der Sendung aufstand und sich verabschieden wollte, war Michelle enttäuscht. Und das verstand sie selbst nicht, denn sie hatte sich doch so sehr gewünscht, er würde gehen.

Sie stand auch auf. „Wenn du noch bleiben möchtest, bestelle ich uns Pizza“, schlug sie vor. „Diesen Monat gibt es zwei Pizzas, dazu Knoblauchbrot, Cola und Eistorte im Sonderangebot für zwanzig Dollar.“

„Hm, das klingt verlockend. Dazu sage ich nicht Nein.“

Michelle blickte ihn an. „Machst du dich über mich lustig? Mir ist natürlich klar, dass du heutzutage nicht mehr auf Pizza stehst. Aber ich kann mich noch daran erinnern, dass du damals nichts dagegen hattest, dich uns anzuschließen, wenn wir in die Pizzeria gingen. Diese Zeit ist wahrscheinlich endgültig vorbei, stimmt’s?“ Sie nahm die leeren Becher in die Hand. „Ich kann mir gut vorstellen, dass du deinem verwöhnten Gaumen solche gewöhnlichen Gerichte nicht mehr zumutest.“

„Du liebe Zeit!“, rief Tyler frustriert aus. „Weißt du, was du bist, Michelle? Du bist ein verdrehter Snob und irgendwie zickig. Hör endlich auf, auf mir herumzuhacken, und bestell die verdammten Pizzas. Sonst lege ich dich übers Knie und versohle dir deinen niedlichen Hintern. Du hättest es verdient.“ Er setzte sich wieder hin.

Sie errötete, natürlich vor Ärger über seine Bemerkung, wie sie sich sogleich einredete. Doch dann gestand sie sich ein, dass es auch etwas mit den erotischen Gefühlen zu tun hatte, die sich plötzlich in ihr ausbreiteten.

Oh nein, was ist eigentlich mit mir los?, überlegte sie. Sie wirbelte herum und brachte die Becher in die Küche. Nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, ging sie wieder ins Wohnzimmer.

„Es tut mir leid“, sagte sie betont munter. „Du hast recht. Ich weiß nicht, weshalb du dich überhaupt noch um mich kümmerst. Nachdem die Trennung von Kevin endgültig ist, könnte ich es verstehen, wenn ich nichts mehr von dir hören würde. Ich bin schwierig, undankbar und gehe dir wahrscheinlich auf die Nerven.“

„Das ist noch sehr milde ausgedrückt.“

„Du brauchst es nicht auch noch zu bekräftigen“, brauste sie auf.

„Nein?“ Tyler lächelte.

Auf einmal konnte sie nicht anders, sie lächelte ihn auch an. Es war schwierig, sich zu ärgern, wenn Tyler sich entschloss, seinen Charme hervorzukehren. Außerdem ärgerte sie sich sowieso am meisten über sich selbst.

„Was hältst du davon, dass wir uns einen Videofilm zu der Pizza ansehen?“, schlug er vor. „Einen dieser altmodischen Filme, von denen wir früher so begeistert waren.“

„Okay.“

„Gut.“ Er sprang auf. „Wer ist momentan dein Lieblingsschauspieler?“

„Ist doch egal. Such etwas aus.“

„Wow! Die Frau kann sogar nett und liebenswürdig sein, wenn sie will.“

Michelle kniff die Augen zusammen, neigte den Kopf zur Seite und stützte die Hände in die Hüften. „Nur damit du es weißt: Ich kann wirklich sehr liebenswürdig sein, aber nur dann, wenn es mir passt.“

„Offenbar passt es dir bei mir nie.“

„Du machst mich manchmal richtig aggressiv.“

„Wieso?“

„Das … weiß ich selbst nicht“, gab sie irritiert zu.

„Dann versuch mal, es herauszufinden. Ich wollte es schon immer wissen und bin auch nicht beleidigt, wenn du völlig offen und ehrlich bist. Aber das bist du ja sowieso“, fügte er hinzu und verzog das Gesicht.

„Na ja, ich glaube, es ist, weil du zu … perfekt bist.“

„Zu perfekt!“, rief er aus und fing an zu lachen. „Liebes, ich bin ganz und gar nicht perfekt.“

„Und ich bin eigentlich auch nicht zickig.“

Plötzlich wirkte seine Miene irgendwie sanft. „Das weiß ich doch“, antwortete er. „Es tut mir leid, dass ich es gesagt habe. Du bist ein sehr warmherziger, liebevoller und loyaler Mensch. Kevin ist ein Dummkopf, dass er dich hat gehen lassen.“

Das fand Michelle auch.

„Ich glaube jedoch, dass du der größere Dummkopf bist“, fuhr Tyler erbarmungslos fort, ehe sie sich zu viel einbilden konnte, „weil du es viel zu lange mit ihm ausgehalten hast.“

Sie wollte sich verteidigen, doch Tyler ließ sie nicht zu Wort kommen. „Ich kann verstehen, warum du dich damals in ihn verliebt hast. Wir sind schließlich alle auf Kevins jungenhaften Charme und seine so betont zur Schau gestellte Bescheidenheit hereingefallen. Zugegeben, es hat mir gefallen, wenn er mich so behandelte, als wäre ich für ihn etwas Besonderes. Er schien zu mir aufzusehen und sich auf mich zu verlassen.“

Tyler machte eine Pause. Vielleicht erwartete er eine Antwort von Michelle. Doch sie war momentan sprachlos und seltsam fasziniert von dem, was er sagte.

„Er verstand es glänzend, Komplimente zu machen“, fuhr er deshalb fort. „Aber irgendwann wurde mir klar, dass seine rührseligen Geschichten und die Komplimente nur einem einzigen Zweck dienten: Kevin wollte damit seine Ziele erreichen, ohne sich anstrengen zu müssen. Wenn er erwähnte, wie arm er sei, und wenig später mein Auto und meine Klamotten bewunderte, dann nur, um sich etwas auszuleihen oder etwas geschenkt zu bekommen. Er hat ja auch immer erklärt, wir seien viel intelligenter als er. Und weißt du, warum? Damit wir ihm die Berichte und dergleichen schrieben. Natürlich habe ich ihn nicht von Anfang an durchschaut, ich habe jedoch keine zehn Jahre dazu gebraucht zu merken, was mit ihm los ist. Zu gern würde ich wissen, wie es ihm gelungen ist, dir so lange zu verheimlichen, was für ein egoistischer, ehrgeiziger und geldgieriger kleiner Betrüger er ist. Welche Tricks hat er angewandt? Oder bist du eine Masochistin?“

Michelles Gedanken wirbelten durcheinander. Sie erinnerte sich an Kevins schmeichelhafte Bemerkungen. Immer wieder hatte er sie mit Komplimenten nahezu überschüttet, während sie sich liebten und auch danach. Und sie hatte sich dann noch mehr angestrengt, ihm alles recht zu machen. Dabei hatte sie oftmals ganz bewusst ignoriert, dass sie ein ungutes Gefühl bei der Sache hatte.

Ihr wurde plötzlich klar, dass Tyler recht hatte. Ihre Liebe zu Kevin war sehr einseitig gewesen. Michelle war bestürzt. Vielleicht war sie wirklich masochistisch veranlagt, denn Kevin hatte ihr im Lauf der Jahre viel Kummer bereitet. Sie gestand sich ein, dass sie sich sogar nach seinen Komplimenten gesehnt hatte und dafür bereit gewesen war, den Schmerz, den er ihr immer wieder zugefügt hatte, zu vergessen. Welcher Frau gefiel es nicht zu hören, sie sei fantastisch im Bett und so schön, intelligent, verständnisvoll, warmherzig und liebevoll wie sonst keine?

Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, als Kevin ihr zum ersten Mal so schöne Worte ins Ohr geflüstert hatte. Er hatte damit eine Leere in ihr gefüllt, die sie empfunden hatte, seit sie denken konnte. Bei jeder Versöhnung hatte er ihr die herrlichsten Komplimente gemacht, und sie hatte glauben wollen, dass er es ernst meinte. Der Gedanke, gebraucht und geschätzt zu werden, war einfach zu schön gewesen.

Deshalb hatte Michelle ihn auch immer wieder aufgenommen. Auch dann, als ihn die Reiselust gepackt hatte und er monatelang weggeblieben war. Sie hatte ihm seine Affären zugestanden und ihn jedes Mal zurückgenommen, weil sie sich einredete, er brauche ab und zu sexuelle Abwechslung. Was sie beide miteinander verbunden hatte, war natürlich viel mehr als Sex gewesen.

Aber wir hatten eigentlich gar nichts gemeinsam, gestand sie sich jetzt ein. Sie hatte unendlich viel gegeben, sie hatte Anteil genommen an seinem Leben und ihn geliebt, während von seiner Seite nichts gekommen war.

Mehr als einmal hatte Tyler ihr vorgeworfen, ihr Verhalten Kevin gegenüber sei dumm und naiv. Er hatte recht, wie ihr mittlerweile klar war. Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste sich damit auseinandersetzen und alles hinter sich lassen. Kevin war zehn Jahre Teil ihres Lebens gewesen, und es würde unendlich schwierig werden, ihn zu vergessen.

Vor allem musste sie ihre Selbstachtung wiederaufbauen und sich an ihren Stolz erinnern.

„Wann ist die Hochzeit?“, fragte sie unvermittelt.

Tyler blickte sie verblüfft an. Was für eine Reaktion hatte er erwartet? Er wirkte irgendwie angespannt. Michelle betrachtete seine schön geschwungenen Lippen, die gerade Nase und das energische Kinn.

„Bald“, antwortete er schließlich. „In dreieinhalb Wochen, am ersten Samstag im Mai. Warum? Du liebe Zeit, Michelle, du hoffst doch wohl nicht, er würde es sich noch anders überlegen und zu dir zurückkommen?“

Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Es hätte auch gar keinen Sinn, wenn er es tun würde. Sie würde sich nicht noch einmal mit ihm einlassen. Es war endgültig vorbei. Sie spürte, dass sie auf dem Weg zu sich selbst war. Es war ein gutes Gefühl.

„Bist du mit Partnerin eingeladen?“, fragte sie.

„Ja, wahrscheinlich. Doch, ja, ich bin mir ganz sicher.“

„Hast du momentan eine feste Freundin?“

„Na ja, keine feste.“

„Ich verstehe. Du hast nur eine Bettgefährtin oder so. Dann ist ja alles klar. Wer auch immer diese Frau ist, sie wird bestimmt nichts dagegen haben, dass du mit einer alten Freundin auf die Hochzeit gehst.“

Tyler war sekundenlang so sprachlos, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Dann stieß er hervor: „Willst du etwa mit mir auf Kevins Hochzeit gehen?“

„Hättest du etwas dagegen?“

Er sah sie ungläubig an. „Warum willst du überhaupt hingehen?“

„Weil ich es mir schuldig bin.“

„Ich verstehe dich nicht, Michelle“, erklärte er. „Wirklich nicht.“

Sie lächelte wehmütig. „Meine Mutter ist an Krebs gestorben, als ich dreizehn war, Tyler. Habe ich dir das irgendwann mal erzählt?“

Er runzelte die Stirn. „Nein, das wusste ich nicht. Natürlich wusste ich, dass sie nicht mehr lebt, aber du hast nie erwähnt, woran sie gestorben ist. Aber was hat das mit Kevins Hochzeit zu tun?“

„Nach ihrem Tod wurde ich gefragt, ob ich sie vor der Beerdigung noch einmal sehen wolle, um mich endgültig von ihr zu verabschieden. Ich habe es nicht getan. Stattdessen habe ich mir eingeredet, sie als den lebendigen, liebevollen Menschen in Erinnerung behalten zu wollen, der sie gewesen war. In Wirklichkeit hatte ich jedoch Angst vor der Wahrheit, vor dem Tod und vor dem, was ich sehen würde. Ich bereue es sehr, denn ich …“ Die Stimme versagte ihr, und Michelle fing an zu weinen.

Plötzlich war Tyler neben ihr und nahm sie in die Arme. „Oh Michelle, Liebes, so etwas darfst du nicht denken. Du warst doch viel zu jung, und sie war deine Mutter. Es war vielleicht sogar ein weiser Entschluss.“

„Nein, das verstehst du nicht“, stieß sie hervor und löste sich von ihm. Dann hob sie den Kopf und blickte Tyler gequält an. „Wenn ich sie noch mal gesehen hätte, wäre sie für mich endgültig tot gewesen. Aber so habe ich jahrelang nie ganz daran geglaubt, sondern mir vorgemacht, sie sei immer noch da und nur an einem anderen Ort. Erst viel später habe ich mich damit abgefunden, dass sie wirklich gestorben war. Wenn Kevin jetzt eine andere heiratet, ist das auch so etwas Endgültiges. Deshalb muss ich es mit eigenen Augen sehen. Danach ist für mich alles viel leichter.“

Tyler schwieg eine Zeit lang und wischte ihr die Tränen mit den Fingern von den Wangen. Als sie sich beruhigt hatte, lächelte er sie an.

„Wenn das so ist, möchte ich dir gestehen, es ist mir eine Ehre, mit dir zusammen auf die Hochzeit zu gehen“, antwortete er sanft. „Aber unter zwei Bedingungen.“

„Ich bin mit allem einverstanden.“

„Okay. Reagier einfach nicht auf die Einladung, die Kevin dir geschickt hat.“

Michelle sah ihn mit großen Augen an. Kevin würde zweifellos sehr schockiert sein, wenn sie unvermutet mit Tyler zur Hochzeit erschien. Der Vorschlag gefiel ihr jedoch. Es wäre so etwas wie eine kleine Rache. „Und die zweite Bedingung?“, fragte sie.

In Tylers Augen blitzte es auf. „Zieh dich ganz besonders aufregend und sexy an.“

3. KAPITEL

„Was hältst du davon?“ Michelle drehte sich langsam im Kreis herum.

Lucille pfiff durch die Zähne. „Wow. Bist du jetzt nicht froh, dass du mich zum Einkaufen mitgenommen hast? Du siehst hinreißend aus in dem Kleid und mit dem Make-up und dem offenen Haar.“

Michelle betrachtete sich noch einmal im Spiegel ihrer Frisierkommode. Sie war ganz aufgeregt und freute sich über ihr Aussehen. Als Lucille das königsblaue Outfit aus Seide letzten Samstag in der Boutique entdeckt hatte, hatte Michelle den Kopf geschüttelt und erklärt, es sei zu auffallend. Normalerweise trug sie solche Farben nicht, sondern lieber neutrale, die leichter zu kombinieren waren. Außerdem konnte man sie auch öfter und länger tragen.

Aber Lucille hatte darauf bestanden, dass sie es einmal anprobierte. Und jetzt stand Michelle hier in dem Seidenkleid mit einem nervösen Kribbeln im Bauch und überlegte, wie Kevin reagieren würde.

Doch viel wichtiger war ihr, was Tyler dazu sagen würde. Seltsam, dass ich viel gespannter auf seine Reaktion bin als auf Kevins, dachte sie.

Tyler hatte sie gebeten, sich aufregend und sexy anzuziehen. Und dieses Outfit war nicht nur sexy, sondern auch sehr elegant. Es war raffiniert geschnitten und umschmeichelte ihre schlanke Gestalt. Sie wirkte darin viel femininer als sonst und irgendwie verführerisch.

„Es hat mich ein kleines Vermögen gekostet“,stellte sie fest, obwohl es ihr eigentlich egal war. Es war den Preis wert, wie sie sich eingestand.

„Dein Freund, dieser Playboy, wird sprachlos sein vor Verblüffung, wenn er dich sieht“, sagte Lucille spöttisch. „Hoffentlich weißt du, was du tust, mit so einem Mann wie ihm auf Kevins Hochzeit zu gehen. Auch wenn du dich noch so gut beherrschen kannst, irgendwann wirst du anfangen zu weinen. Dann nimmt er dich in die Arme, um dich zu trösten. Und ehe du begreifst, was mit dir passiert, liegst du schon mit ihm im Bett.“

Michelle musste lachen. „Das beweist, dass du Tyler nicht kennst, sonst wüsstest du, wie lächerlich der Gedanke ist. Er interessiert sich sexuell überhaupt nicht für mich, kein bisschen. Wir sind nur gute Freunde.“

„Diesen Spruch kenne ich, er ist irgendwie ziemlich überstrapaziert. Wie könnte ein einigermaßen normaler Mann dich so, wie du heute aussiehst, nicht für begehrenswert halten? Glaub mir, Michelle, du wirst alle anderen Frauen in den Schatten stellen. Die Junggesellen werden dir in Scharen folgen, und die verheirateten Männer würden es auch gern tun. Selbst wenn dein hoch geschätzter Mr. Garrison sich bisher wirklich nicht für dich als Frau interessiert hat, wird er spätestens heute seine Meinung ändern.“

„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.“

„Ach, es geschieht nicht sichtbar oder laut, sondern kommt auf leisen Sohlen auf dich zu, genau wie er, wie ein gefährlicher Wolf.“

„So ist Tyler nicht. Nur damit du es weißt: Er war dabei, als ich wegen Kevin geweint habe. Und der gefährliche Wolf hat mich zweimal in die Arme genommen.“

„Und? Was ist passiert? Erzähl mal.“

„Nichts ist passiert. Er hat mir ein Taschentuch gegeben, damit ich mir die Nase putzen konnte, dann hat er mich mit Worten getröstet. Danach ist er gegangen.“

„Oh …“ Sekundenlang sah Lucille ganz enttäuscht aus. „Na ja, dann ist es gut. Aber man kann bei den Männern nie vorsichtig genug sein. Oft läuft alles nur auf Sex hinaus.“

„Tyler hat mehr als genug Möglichkeiten, Sex zu haben. Er hat es nicht nötig, ausgerechnet mich zu verführen.“

„Wann holt er dich ab? Die Trauung findet um vier in so einer alten Kirche in North Chatswood statt, hast du gesagt, oder?“

„Wir wollen uns um halb vier unten im Foyer treffen“, erwiderte Michelle.

Tyler hatte sie mehrmals angerufen und gefragt, wie sie sich fühle und ob sie ihn immer noch auf die Hochzeit begleiten wolle. Das letzte Mal hatte er vor drei Tagen mit ihr gesprochen. Da hatte sie schon das Kleid gekauft, und nichts und niemand hätte sie mehr daran hindern können, zu der Feier zu gehen.

Von Kevin hatte sie nichts gehört. Sie fand es immer noch unglaublich, dass er sie so schäbig behandelt hatte. Warum hatte er ihr überhaupt eine Einladung geschickt, wenn er mit ihr nichts mehr zu tun haben wollte? Wahrscheinlich machte es ihm sogar noch Spaß, so brutal und rücksichtslos zu sein. Eine andere Erklärung fand Michelle nicht.

Lucille blickte auf die Uhr. „Es ist schon Viertel nach drei. Hast du auch nichts vergessen? Dein Parfüm beispielsweise?“

„Das habe ich aufgetragen.“

„Hast du deinen Schmuck?“

„Nein.“ Weil das lange Haar ihre Ohren verdeckte, brauchte sie keine Ohrstecker, und eine Halskette, die zu dem Kleid gepasst hätte, hatte sie nicht finden können.

„Du hast recht“, stimmte Lucille zu. „Das Kleid wirkt am besten ohne Schmuck. Schuhe?“

Michelle warf ihr einen belustigten Blick zu. „Die kann ich wohl kaum vergessen, oder?“ Auf Lucilles Drängen hatte sie hochhackige Sandaletten gekauft. Während der vergangenen Woche hatte Michelle jeden Abend geübt, sich graziös und sicher auf den hohen Absätzen zu bewegen. Sie wollte sich nicht blamieren und ausgerechnet auf Kevins Hochzeit herumstolpern wie ein Trampel.

„Die Sandaletten finde ich spitze“, sagte Lucille schon zum hundertsten Mal. „Schade, dass du kleinere Füße hast als ich, sonst würde ich sie mir ausleihen. Hast du Geld, Schlüssel, Lippenstift, Parfüm, Taschentücher und Kondome?“

Michelle verdrehte nur die Augen.

Lucille zuckte jedoch unbeeindruckt die Schultern. „Okay, ich habe kein Vertrauen in das andere Geschlecht.“

Michelle vergewisserte sich, dass sie alles, was sie brauchte, in ihre schwarze Abendtasche gesteckt hatte, außer den Kondomen natürlich. Sie besaß sowieso keine. Aber sie erinnerte sich, irgendwo in einer Schublade im Badezimmer noch ein Kondom entdeckt zu haben, als sie aufgeräumt hatte. Kevin hatte immer sehr darauf geachtet, sich zu schützen.

Jetzt war ihr klar, warum. Wahrscheinlich hatte er sie von Anfang an betrogen. Und Betrüger mussten nicht nur schlau, sondern auch vorsichtig sein, um nicht aufzufallen oder erwischt zu werden.

„Was Männer betrifft, bin ich deiner Meinung“, erwiderte Michelle schließlich und machte die Tasche zu. „Aber hier geht es um mich, Lucille. Und ich habe mich noch nie auf eine flüchtige Affäre eingelassen.“

„Irgendwann ist es immer das erste Mal. Es würde mich nicht überraschen, wenn es jetzt so weit wäre. Immerhin heiratet heute der Mann, den du geliebt hast.“

Sogleich versteifte sich Michelle.

Lucille blickte sie reumütig an. „Oh Michelle, es tut mir leid. Das war dumm von mir. Du bist so tapfer.“

„Schon gut.“ Michelle gestand sich ein, dass sie die Bemerkung ihrer Freundin nicht so schmerzlich berührte, wie sie gedacht hätte. Vor vier Wochen wäre es noch anders gewesen. Doch nachdem sie die Einladung erhalten hatte, hatte sie sehr viel nachgedacht. Sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie letztlich nur noch aus reiner Gewohnheit mit Kevin zusammen gewesen war. Es war ihr unmöglich gewesen, die Beziehung aus eigener Kraft zu beenden. Offenbar hatte sie einfach nur gewartet, bis Kevin es tat.

Liebe machte blind für die Wahrheit und für eigene Fehler. Michelle war zu schwach und nicht konsequent genug gewesen, sonst hätte sie Kevin nicht nach jeder Trennung bereitwillig wieder aufgenommen.

In allen anderen Lebensbereichen war sie jedoch weder schwach noch inkonsequent. Im Gegenteil, sie steckte nie den Kopf in den Sand. Nur bei Kevin hatte sie keine klare Linie gehabt.

Dachte er überhaupt noch an sie? Und wenn ja, machte er sich Gedanken darüber, was sie heute empfand oder tat? Glaubte er, sie würde sich in ihrer Wohnung einschließen und sich die Augen ausweinen? Vielleicht würde er den Schock seines Lebens bekommen, wenn sie mit Tyler auf der Hochzeit erschien. Kevin würde begreifen müssen, dass sie auch ohne ihn gut zurechtkam. Er würde begreifen müssen, dass er nicht mehr der Mittelpunkt ihres Lebens war und dass es zwischen ihnen endgültig und für immer aus war.

Michelle war jedoch klar, dass ihr Auftritt an Tylers Seite Kevin vermutlich nicht beeindruckte. Aber es würde ihm sicher nicht gefallen, wenn er glauben müsste, sie und Tyler seien ein Paar. Vielleicht sollte ich Tyler bitten, den Leuten etwas vorzuspielen, überlegte sie.

Plötzlich unterbrach Lucille ihre Gedanken: „Michelle? Sag doch etwas. Was ist los?“

Rasch zauberte Michelle ein Lächeln auf die Lippen. „Es ist alles in Ordnung“, versicherte sie ihr.

„Wirklich?“ Lucille war noch nicht überzeugt.

„Ja. Ich mache mir nichts mehr vor. Kevin hatte mich nicht verdient, und ich bin froh, dass ich ihn los bin.“

„Das hätte ich dir früher sagen können.“

„Hol es doch jetzt nach.“

„Okay. Er hat dich nicht verdient, dieser kleine Kriecher. Und du kannst froh sein, dass du ihn los bist.“

„Danke.“ Michelle lächelte ihre Freundin an. „Ich muss gehen. Für einen Playboy ist Tyler außergewöhnlich pünktlich.“

Lucille begleitete sie ins Foyer, wo sie auf Tylers Ankunft warteten. Draußen wehte eine leichte Brise, und Michelle wollte vermeiden, dass ihre elegante Frisur sich auflöste. Am Vormittag hatte sie sich in einem Salon an der Greenwood Plaza das lange glatte Haar so perfekt stylen lassen, dass sie aussah, als wäre sie einem Hollywoodfilm entsprungen. Es umrahmte ihr Gesicht in Locken und Wellen und fiel ihr wie ein glänzender Vorhang auf die Schultern. Die Frisur wirkte genauso sexy wie das Kleid.

Halb vier war schon vorbei, und noch immer war weit und breit nichts von Tyler zu sehen. Um zwanzig vor vier wollte Michelle zurück in ihre Wohnung gehen und ihn auf seinem Handy anrufen. Doch in dem Moment hielt eine grüne Limousine vor dem Haus mit quietschenden Bremsen an, und Tyler sprang heraus.

„Er hat sich doch wohl nicht schon wieder ein neues Auto gekauft!“, rief Michelle aus.

„Wer interessiert sich für das Auto?“, antwortete Lucille. „Sieh dir lieber diesen unglaublich attraktiven Kerl an! Hast du jemals in deinem Leben so ein Prachtexemplar von Mann gesehen?“

Michelle konnte die Begeisterung ihrer Freundin verstehen. In dem Smoking sah Tyler wirklich umwerfend gut aus.

Und irgendwie fand Michelle Lucilles Reaktion beruhigend, denn es bewies ihr, dass sie nicht die Einzige war, die bei seinem Anblick Herzklopfen bekam. Tyler war ein Mann, der in Frauen automatisch erotische Gefühle auslöste.

„Wenn ich auf blonde Männer stände, würde ich alles daransetzen, eine Einladung zu bekommen“, flüsterte Lucille, als Tyler die Treppe zum Eingang hinaufeilte. „Aber ich habe eine Schwäche für dunkelhaarige Männer. Du hättest auf mich hören und Kondome einstecken sollen. Ich meine … Ach, du bist über die Sache mit Kevin noch nicht hinweg, und eine Affäre mit so einem attraktiven Mann wäre die beste Medizin.“

„Wie bitte?“ Michelle blickte sie mit großen Augen an.

„Komm schon, Michelle. Er würde bestimmt mit dir schlafen, wenn du ihn darum bittest.“

„Lucille! Oben in meiner Wohnung hast du mich noch vor Tyler gewarnt. Und jetzt soll ich ihm einen Antrag machen! Hast du den Verstand verloren?“

„Du hast recht, es war eine verrückte Idee. Es würde nicht zu dir passen. So, ich bin jetzt weg. Ich will dir nicht die Schau stehlen. Bis später!“ Lucille ließ sie allein.

Michelle bemühte sich, die Bemerkung ihrer Freundin zu vergessen und sich zusammenzunehmen. Doch als sie durch die Tür aus schwerem Sicherheitsglas nach draußen eilte und Tyler ihr entgegenkam, überlegte sie, wie er reagieren würde, wenn sie ihm wirklich vorschlagen würde, mit ihr zu schlafen.

Sie betrachtete seinen eleganten Anzug und dann sein markantes Gesicht, die blauen Augen und die sinnlich wirkenden Lippen. Der Gedanke, diese Lippen auf ihren und auf anderen, viel intimeren Stellen ihres Körpers zu spüren, ließ ihr Herz viel zu heftig pochen.

Unvermittelt blieb er stehen und sah sie bewundernd an. „Du liebe Zeit, Michelle!“ Er nahm ihre Hände und hielt Michelle weit von sich, während er ihre schlanke Gestalt fasziniert betrachtete. Schließlich blickte er ihr ins Gesicht, und sie hoffte, er würde nicht merken, wie irritiert sie war. „Was soll ich dazu sagen?“ Er lächelte sie an. „Du siehst zum Anbeißen aus.“

Ja, so ähnliche Gedanken habe ich auch, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte schon immer einmal wissen wollen, wie es sich anfühlte, dieses Anbeißen, und wünschte sich, er würde es ihr zeigen.

„Die Farbe steht dir perfekt“, fügte er hinzu.

„Danke.“ Ihre Stimme klang heiser.

„Wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir noch den wichtigsten Moment. Es tut mir leid, dass ich mich verspätet habe. Ich musste erst noch den neuen Wagen abholen. Vorsicht! Pass auf den Stufen mit deinen hohen Absätzen auf. Du sollst mir nicht hinfallen! Erst muss der Bräutigam seine hinreißend schöne Exfreundin gesehen haben.“

Tylers spöttische Worte brachten Michelle aus ihrer Traumwelt in die harte Wirklichkeit zurück. Egal, wie hinreißend schön sie aussah, Tylers Gefühle für sie würden sich sowieso nicht ändern. Er hatte sie noch nie begehrt. Warum sollte er ausgerechnet jetzt damit anfangen?

„Solche Absätze sind momentan der letzte Schrei“, entgegnete sie scharf.

„Mag ja sein, aber sie sind verdammt gefährlich. Du brauchst einen aufmerksamen Partner, der dich notfalls festhalten kann. Mit anderen Worten, heute Abend weichst du mir nicht von der Seite. Ach ja, da fällt mir etwas ein. Wir sollten Kevin gegenüber so tun, als wären wir seit meiner letzten Party ein Paar. Dann soll er mal an seiner eigenen Medizin ersticken, wie man so sagt.“

Verblüfft blickte sie ihn an. „Ich wollte dir auch vorschlagen, so zu tun, als wären wir wirklich zusammen.“

„Ach ja?“, antwortete er überrascht. „Gut, große Geister haben oft dieselben Gedanken.“

„Dann hast du nichts dagegen?“

„Nein. Warum auch?“

Wahrscheinlich findet er mich in dem Outfit ganz präsentabel, überlegte sie. „Was sagt deine Freundin dazu?“

„Welche Freundin?“

„Du weißt doch, die … Oh, ich verstehe.“ Michelle seufzte. „Das war vor mehr als drei Wochen, für dich und dein Liebesleben eine halbe Ewigkeit. Dann bist du sie auch schon wieder leid, oder? Genau wie den Sportwagen.“

Tyler zuckte die Schultern und hielt ihr die Beifahrertür auf. „Ich habe ihr ein Abschiedsgeschenk gemacht“, erklärte er, während er ihr auf den Sitz half, der viel benutzerfreundlicher war als der seines Sportwagens. „Glaub mir, sie leidet nicht an gebrochenem Herzen.“

„Was Frauen angeht, bist du schrecklich oberflächlich, Tyler.“

„Ich war es bis jetzt“, stimmte er zu.„Aber es liegt eine Veränderung in der Luft, um es mal so auszudrücken.“

„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe“, erwiderte sie spöttisch und legte sich den Sicherheitsgurt um.

„Hoffentlich.“

Als er schweigend neben der Tür stehen blieb, sah Michelle auf. Verblüfft bemerkte sie seine irgendwie besorgte Miene. Doch dann lächelte er schon wieder so spöttisch wie immer und schlug die Tür zu.

„Offenbar muss ich mich sehr anstrengen, damit du deine Meinung über mich änderst“, stellte er fest, nachdem er eingestiegen war und sich angeschnallt hatte. „Ich muss dir beweisen, was für ein warmherziger, absolut treuer, aufrichtiger und unglaublich sensibler Mensch ich bin.“

Michelle versuchte, das Lachen zu unterdrücken. Doch es gelang ihr nicht, und plötzlich sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. „Oh Tyler, du bist einfach spitze!“

Als er losfuhr und so tat, als ärgerte er sich, lachte Michelle immer noch.

4. KAPITEL

Michelle war das Lachen längst vergangen, als sie vor der Kirche ankamen. Sie war jetzt sehr nervös, und ihr verkrampfte sich der Magen. Glücklicherweise war die Braut noch nicht da. Doch alle Gäste waren in der Kirche versammelt und betrachteten die beiden Neuankömmlinge neugierig, die durch das Kirchenschiff auf der Suche nach freien Plätzen bis ganz nach vorn gingen.

Die Frauen musterten Tyler fasziniert, was Michelle auch nicht anders erwartet hatte. Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass ihr viele der jungen Männer in den eleganten, teuren Anzügen bewundernde Blicke zuwarfen. Sie kannte keinen davon. Es waren wahrscheinlich Geschäftsfreunde von Kevin oder Bekannte seiner Braut. Er hatte sowieso keine nahen Verwandten, die er hätte einladen können. Jedenfalls hatte er nie jemanden erwähnt.

Seine Mutter, die vor zwei Jahren gestorben war, hätte er bestimmt nicht eingeladen. Sie war unverheiratet gewesen, und ihr Sohn hatte es ihr zeitlebens nicht verziehen, dass er in einer Sozialwohnung in einem Vorort im Westen der Stadt aufgewachsen war.

Damals, als er ihr von seiner Kindheit erzählt hatte, hatte Michelle Mitleid mit ihm gehabt. Aber jetzt bezweifelte sie, dass er Mitleid überhaupt verdiente. Sie wünschte plötzlich, sie wäre nicht gekommen, doch für solche Gedanken war es zu spät.

Als die Orgel einsetzte, kam der Pfarrer mit Kevin und zwei anderen Männern, alle in schwarzen Smokings, aus der Sakristei. Michelle beobachtete den Mann, den sie jahrelang geliebt hatte, und versuchte zum ersten Mal, ihn objektiv zu beurteilen.

Das gute Aussehen würde er im Lauf der Jahre verlieren. Seine Gesichtszüge waren zu weich, er war nicht muskulös und hatte keine kräftige Gestalt. Aber Michelle hatte sich wegen seines jungenhaften Aussehens und wegen seiner sanften Art zu ihm hingezogen gefühlt.

Sogar jetzt noch, während sie ihn, wie sie hoffte, eher sachlich und emotionslos betrachtete, stürzten seltsam widersprüchliche Gefühle auf sie ein. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie nichts verloren habe, doch es tat ihr immer noch weh, dass er sich für das Geld seiner Braut entschieden hatte. Denn dass er Danni nicht liebte, war ihr klar.

Oh Kevin, dachte sie.

Als hätte er ihren Blick gespürt, sah Kevin sie auf einmal an. Er wirkte überrascht. Dann entdeckte er Tyler neben ihr und war geradezu schockiert.

Michelle empfand keine Befriedigung, und es stellte sich auch kein Gefühl des Triumphs ein. Sie fühlte sich nur schrecklich elend. Rache ist bestimmt nicht süß, wie immer behauptet wird, ich finde sie eher bitter, schoss es ihr durch den Kopf.

Schließlich ertönte der Hochzeitsmarsch, und Kevin wandte sich von ihr ab, um seine schöne Braut mit dem hellblonden Haar anzusehen. Sie kam ihm in einem Traum aus weißer Seide und Spitze entgegen. Sein warmes Lächeln kannte Michelle allzu gut. Es hatte auch einmal ihr Herz höherschlagen lassen.

Beim Anblick der strahlenden Braut krallte Michelle die Finger in Tylers Arm. Ihr wurde bewusst, dass Kevin sie nie mehr so anlächeln würde. Wie sollte sie es ertragen, mit anzuhören, wie er einer anderen Frau Liebe und Treue versprach? Und wie könnte sie mit ansehen, dass er eine andere Frau nach der Trauung küsste?

„Wir können gehen, wenn du möchtest“, flüsterte Tyler ihr zu.

Sie überlegte kurz. Doch dann entschloss sie sich, nicht mehr feige davonzulaufen. Das hatte sie, was Kevin betraf, lange genug getan.

„Nein“, stieß sie hervor, „ich bleibe hier.“ Und das tat sie auch.

Seltsamerweise war dann alles gar nicht so schlimm. Sie zuckte noch nicht einmal zusammen, als Kevin die Braut küsste. Als die Trauung beendet war und die Gäste hinter dem glücklichen Brautpaar ins Freie drängten, fühlte Michelle sich wie betäubt.

„Komm mit“, forderte Tyler sie leise auf und gab ihr einen freundschaftlichen Stoß in die Seite.

„Oh …“ Plötzlich verging ihr das Lächeln, das sie auf die Lippen gezaubert hatte, denn sie merkte beim Aufstehen, dass ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten. Tyler hatte jedoch die Situation im Griff und legte Michelle die Hand fest unter den Ellbogen.

Sie blickte ihn an. In ihren Augen schimmerten Tränen. „Danke“, sagte sie leise. „Ich werde nie vergessen, wie sehr du mir heute geholfen hast. Du bist wirklich ein guter Freund, Tyler.“

Draußen schien ihnen die Sonne ins Gesicht, und Michelle war froh, dass kaum jemand sie beachtete, denn alle waren mit den Hochzeitsfotos beschäftigt.

„Was ist mit dem Empfang?“, fragte Tyler, während er sie vorsichtig die ausgetretenen Steinstufen hinunterführte. „Willst du immer noch mitkommen?“

„Ja, ich bin fest entschlossen“, erwiderte sie hart.

„Gut. Ich freue mich darauf, dass dieser Schuft sich noch unbehaglicher fühlt.“

Michelle blieb unvermittelt stehen und sah Tyler verblüfft an. „Hasst du Kevin etwa?“

„Ja“, antwortete er, und sein Blick wirkte kühler und härter als je zuvor.

„Warum denn? Was hat er dir getan?“

„Er benutzt die Menschen“, erklärte er. „Solche Leute mag ich nicht.“

„Hallo, Tyler“, ertönte plötzlich eine weibliche Stimme hinter ihnen.

Michelle drehte sich um. Ihr Mut sank, als sie Cleo in einem eleganten und exklusiven Outfit in Silbergrau erblickte.

Cleo war Tylers einzige Schwester. Sie war einige Jahre jünger als er und noch Single. Michelle war ihr mehrmals auf Tylers Partys begegnet und hatte immer das Gefühl gehabt, Cleo würde sie nicht mögen.

„Hallo, Schwesterherz“, begrüßte Tyler sie. „Ich bin überrascht, dass du hier bist. Hast du Kevin so gut gekannt?“

„Nein, ich bin der Braut zuliebe gekommen“, erwiderte Cleo mit ihrer glasklaren Stimme. Sie sprach genauso betont akzentfrei wie die anderen Mitglieder des Jetsets von Sydney.

Michelle liebte Tylers australischen Akzent und war froh, dass er keine Ambitionen hatte, daran etwas zu ändern.

„Danni und ich sind zusammen zur Schule gegangen“, fügte Cleo hinzu. Dann blickte sie Michelle mit ihren eisblauen Augen an. „Hallo, Michelle. Dass du auch hier bist, überrascht mich sehr. Hast du sie mitgebracht, Tyler?“, fragte sie so vorwurfsvoll, dass Michelle und Tyler sich versteiften.

„Natürlich. Warum auch nicht?“, antwortete er kurz angebunden.

„Danni wird sich bestimmt nicht freuen, dass Kevins Exfreundin auf ihrer Hochzeit erscheint.“

„Red doch keinen Unsinn“, fuhr Tyler sie an. „Die Beziehung ist schon monatelang zu Ende. Außerdem hat Michelle eine Einladung erhalten.“

Cleo blickte ihren Bruder skeptisch und missbilligend an. Doch in dem Moment gesellte sich der Bräutigam zu ihnen. Er stellte sich demonstrativ zwischen Michelle und Tyler und hakte sich bei ihnen ein.

Er lächelte. „Wie schön! Meine beiden besten Freunde aus meiner Studentenzeit sind gekommen, um dabei zu sein, wenn ich den Bund fürs Leben schließe“, sagte Kevin unverschämt gönnerhaft und scheinheilig. „Und ich hatte schon gedacht, du hättest mich vergessen, Michelle. Du hast auf meine Einladung nicht reagiert, deshalb hatte ich keine Ahnung, dass du kommen würdest. Aber ich verzeihe dir, weil du heute so umwerfend gut aussiehst. Und du, Tyler … Ob ich dir verzeihen kann, dass du nicht auf meiner Party erschienen bist, weiß ich noch nicht. Du hast etwas versäumt. War es die Frau wenigstens wert?“ Er lachte vielsagend.

Das war Michelle neu. Tyler hatte nicht erwähnt, dass Kevin ihn zu seiner Abschiedsparty vom Junggesellendasein eingeladen hatte.

„Ganz bestimmt“, antwortete Tyler höflich. „Ich bin mit Michelle zum Dinner und zum Tanzen ausgegangen.“ Er lächelte sie warm und liebevoll an, und es wirkte so sexy und verführerisch, dass sie völlig irritiert war. Doch dann fiel ihr wieder ein, dass sie vereinbart hatten, so zu tun, als wären sie ein Paar.

Kevins überhebliche Miene verschwand, während Tylers Schwester erst Michelle und dann ihren Bruder ansah.

„Heißt das, du und Michelle seid jetzt zusammen?“, fragte Cleo.

„Ja. Warum willst du das wissen?“, entgegnete Tyler kühl. „Hast du ein Problem damit?“

Michelle spürte, wie sehr Cleo sich beherrschen musste, höflich zu bleiben und nicht zu sagen, was sie offenbar gern gesagt hätte.

„Nein“, antwortete sie steif. „Natürlich nicht. Ich bin nur überrascht, das ist alles. Du hast es noch nie erwähnt.“

„Es ist ja auch für uns beide noch relativ neu. Stimmt’s, Michelle?“

„Ehm … ja.“ Sie war keine gute Schauspielerin, aber Tyler wirkte sehr überzeugend. Mit seinem guten Aussehen und dem Talent hätte er als Filmschauspieler Karriere machen können.

„Dafür kann ich mich bei dir bedanken, Kevin“, fuhr er unbekümmert fort. „Wenn ihr euch nicht getrennt hättet, wäre sie nie mit mir ausgegangen. Und ich hätte nie herausgefunden, was für eine außergewöhnliche Frau sie ist. Dabei hatte ich all die Jahre geglaubt, sie gut zu kennen. Aber ich hatte mich getäuscht. Eine gute Freundin ist doch etwas anderes als eine Partnerin. Wahrscheinlich kann sie dasselbe von mir sagen. Nachdem du mich besser kennengelernt hast – und nicht nur im übertragenen Sinn –, Liebling, ärgerst du dich nicht mehr so oft über mich wie früher, oder?“

Michelle tat ihr Bestes, glaubhaft mitzuspielen. Tyler konnte ziemlich hinterhältig sein, wenn er wollte. Er hatte sie Liebling genannt und so getan, als hätten sie eine intime Beziehung. Aber Kevins Miene gefiel ihr, er war offenbar schockiert und eifersüchtig zugleich. Vielleicht war Rache doch süß!

„Jedenfalls viel seltener“, stimmte sie Tyler betont liebevoll zu.

„Na bitte! Kevin, ich glaube, deine Frau sucht dich. Geh schon, mein Freund. Jetzt brechen andere Zeiten für dich an. Orgien und nächtelange Trinkgelage kannst du vergessen.“

Autor

Miranda Lee
Miranda Lee und ihre drei älteren Geschwister wuchsen in Port Macquarie auf, einem beliebten Badeort in New South Wales, Australien. Ihr Vater war Dorfschullehrer und ihre Mutter eine sehr talentierte Schneiderin. Als Miranda zehn war, zog die Familie nach Gosford, in die Nähe von Sydney.

Miranda ging auf eine Klosterschule. Später...
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