Julia Extra Band 570

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SCHICKSALHAFTES WIEDERSEHEN AUF DER BLUMENINSEL von CARA COLTER

Statt ausgelassen die Hochzeit von Freunden auf Kauai zu feiern, findet Megan sich in einem Wirbelsturm der Gefühle wieder: Sie muss mit ihrem Noch-Ehemann eine Suite teilen! Morgan, den sie immer noch liebt und der bis heute nicht weiß, warum sie ihn verlassen hat …


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  • Erscheinungstag 24.06.2025
  • Bandnummer 570
  • ISBN / Artikelnummer 9783751534345
  • Seitenanzahl 432
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cara Colter, Susan Meier, Clare Connelly, Ella Hayes

JULIA EXTRA BAND 570

Cara Colter

1. KAPITEL

Kauai.

Endlich.

Die Garteninsel galt als einer der schönsten Orte der Welt, und zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Megan Hart mit ihrer Künstlerseele die unterschiedlichen Eindrücke begierig in sich aufgenommen. Die Wärme der exotisch duftenden Luft auf ihrer Haut, das leuchtende Grün der tropischen Regenwälder mit den unzähligen strahlend bunten Blumen, das überraschend schwarze Lavagestein, das von Geschichte und Geheimnissen sprach.

Doch es war zwei Uhr nachts, und sie saß auf einer unbequemen Holzbank draußen vor dem Haupteingang des Lihue Airports. Drinnen herrschte Chaos. Frustrierte Fluggäste mussten sich wegen Störungen im Flugbetrieb mit geänderten Abflugzeiten und Flugausfällen herumschlagen, weil die Flieger, die eigentlich hätten ankommen sollen, irgendwo festsaßen.

Keona, der Fahrer, den das Hale Iwa Kai Resort für Meg geschickt hatte, hatte einen kurzen Blick auf ihr müdes Gesicht geworfen. Dann hatte er ihr sanft den Gepäckschein aus der Hand genommen und sie nach draußen gescheucht.

Ihre Begeisterung über ihren ersten Trip nach Hawaii hatte spätestens vor zwei Tagen einen Dämpfer bekommen, als plötzliche Winterstürme Flugreisen in Nordamerika in ein absolutes Chaos verwandelt hatten.

Zum dritten Mal umgeleitet, war Meg an einem Flughafen im Mittleren Westen gestrandet und hatte durch die großen Fenster nach draußen auf eine Piste gestarrt, die der Schneesturm vollständig unter sich begraben hatte.

Und während sie in das undurchdringliche Weiß starrte, war ihr bewusst geworden, dass sie die Hochzeit verpassen könnte.

Und die schreckliche Wahrheit lautete?

Sie war erleichtert gewesen.

Tatsächlich war ihre Angst vor der Feier immer größer gewesen als ihre Begeisterung darüber, Hawaii zu sehen.

Natürlich wollte sie an der Seite ihrer besten Freundin Caylee Van Houtte sein, wenn sie und der Milliardär Jonathon Winston sich bei ihrer hawaiianischen Hochzeit das Jawort gaben. Wie könnte Meg dies nicht wollen, wenn sie Caylee noch nie zuvor so glücklich gesehen hatte? Die Hochzeitsvorbereitungen hatten etliche Monate gedauert, denn selbst ein Milliardär wie Jonathon konnte nicht mal eben so die schönsten Cottages des Hale Iwa Kai Resorts buchen.

Nein, es ging nicht darum, dass sie diese Momente mit Caylee und Jonathon nicht teilen wollte.

Und es ging auch nicht darum, dass Meg sich vor ihrem Reisefluch fürchtete, der sicher auch hier diesmal wieder zuschlagen würde. Obwohl dieser Fluch ihr schon einen gebrochenen Fuß in Paris, eine Lebensmittelvergiftung in Thailand und eine Unterkühlung in der Schweiz eingebrockt hatte.

Nein, Meg hatte Angst davor, Morgan Hart wiederzusehen, den Mann, der bald ihr Ex-Mann sein würde. Seit acht Monaten waren sie nun getrennt, und jedes Mal, wenn sie über ihre gescheiterte Ehe nachdachte, hatte sie das Gefühl, von einer Dunkelheit verschluckt zu werden, die ihr jede Luft nahm, sodass sie nicht wusste, wie sie das überleben könnte.

Und natürlich würde sie Morgan bei der Hochzeit sehen.

Zum ersten Mal nach der Trennung! Denn nach ihrer bitteren Entscheidung hatte Meg ihre Koffer gepackt, war von Vancouver nach Ottawa gezogen und hatte sich nicht mehr bei Morgan gemeldet.

So war es am besten gewesen. Ein klarer Schnitt, ohne dass die Chance bestand, ihm noch einmal über den Weg zu laufen. Aber jetzt war er der Trauzeuge ihrer ehemaligen Ehrenbrautjungfer …

Vielleicht hatte Morgan schon eine Neue, aber sie hatte es nicht über sich gebracht, Caylee zu fragen, ob er eine Frau mit zur Hochzeit bringen würde. Aber ihre Freundin hätte das doch sicher erwähnt?

Morgan und Jonathon waren seit ihrer Kindheit beste Freunde – so wie sie und Caylee.

Es war Meg gewesen, die Caylee damals Jonathon vorgestellt hatte.

Wie konnte sie Morgan wiedersehen, ohne dass es ihr erneut das Herz brach?

Besonders vor dem Hintergrund einer Hochzeit! Auch wenn sie selbst nur eine kleine Hochzeit gehabt hatten, wie könnte ein so romantisch aufgeladenes Ereignis in Meg nicht Erinnerungen daran wecken, wie Morgan und sie sich das Jawort gegeben hatten? Wie sich herausstellte, war sie so naiv gewesen zu glauben, es sei für immer.

Hör auf damit! befahl Meg sich im Stillen.

In den letzten achtundvierzig Stunden hatte sie nur wenig geschlafen. Vielleicht lag es nur an ihrer Erschöpfung, dass sie das Gefühl hatte, es nicht schaffen zu können. Außerdem wusste Meg seit dem Tag, als sie ihn verlassen hatte, dass sie Morgan bei dieser Hochzeit nicht aus dem Weg gehen konnte.

Sie war bis jetzt immer sicher gewesen, ihm kühl begegnen zu können, sodass er nicht merken würde, dass sie ihn noch liebte. Und dass sie ihn immer lieben würde.

Morgan würde nie erfahren, dass sie immer noch nachts aufwachte und die Hand nach ihm ausstreckte. Um sich dann in den Schlaf zu weinen, wenn sie merkte, dass er nicht da war.

Dass sie in schwachen Momenten seine Fotos auf ihrem Handy ansah, sein Gesicht berührte. Oder dass sie von der Erinnerung an seinen Duft verfolgt wurde, der sie mit einer Sehnsucht, einem Verlangen erfüllte, das niemals befriedigt werden konnte.

Und er würde nie den wahren Grund erfahren, warum sie ihn verlassen hatte …

Meg wurde abrupt aus ihren Gedanken gerissen, als Keona in seinem bunten Hawaii-Hemd durch die Tür trat und ihr einen mitfühlenden Blick zuwarf. Einen Moment glaubte sie, ihr Gepäck sei nicht angekommen, doch ihr Koffer rollte gehorsam hinter Keona her.

Dass er sie so mitfühlend ansah, lag wohl daran, dass man die düsteren Gedanken über Morgan an ihrer gequälten Miene ablesen konnte.

Aber auch ohne diese Gedanken gab Meg sicher ein bemitleidenswertes Bild ab. Im Waschraum hatte sie im Spiegel einen kurzen Blick auf sich selbst erhascht. Sie war blass vor Erschöpfung, ihre Kleidung war zerknittert, auf ihrem hellrosa Rock befand sich ein Kaffeefleck. Ihre blonden Haare hatten schon lange jedem Versuch standgehalten, sie zu bändigen. Das, was von ihrem Make-up übrig war, hätte sie für eine Rolle in einem Horrorfilm qualifiziert, und sie war sicher, dass sie nicht gerade nach Rosen duftete.

Seufzend folgte sie Keona zu der eleganten schwarzen Limousine, die auf sie wartete. Er hielt ihr die Tür hinten auf, dann verstaute er ihr Gepäck im Kofferraum. Natürlich war es ein Wagen der Luxusklasse, mit weichen Ledersitzen, Klimaanlage und einer Bar.

Eine Erinnerung an das Leben, das sie geführt hatte, wenn auch nur kurz, ehe sie alldem den Rücken gekehrt hatte.

Als der Wagen mit einem leisen Surren losfuhr, wünschte Meg, einen Blick auf die Insel erhaschen zu können. Doch als sie durch die getönte Scheibe starrte, sah sie nichts als den mit Sternen übersäten Nachthimmel und Palmen, die sich sanft in der Brise bewegten.

Eingelullt von der leisen Musik einer Ukulele gab Meg schließlich ihrer Müdigkeit nach, und ihre Augen fielen zu.

Und öffneten sich erst wieder, als eine sanfte Stimme sie aus ihrem erstaunlich tiefen Schlaf weckte.

„Mrs. Hart.“

Einen Moment ließ sie die Augen noch geschlossen. Vielleicht weil sie so wunderschön geträumt hatte und immer noch Mrs. Hart war.

Als sie die Augen aufschlug, sah sie jedoch, dass Keona sich zu ihr beugte und sie mit seinen braunen Augen ansah. Sie sollte ihm sagen, dass sie nicht mehr Mrs. Hart war.

Auch wenn sie es eigentlich noch war, denn die Scheidungspapiere waren noch nicht unterschrieben worden. Tatsächlich konnte sie sich nicht einmal dazu aufraffen, sich die umfangreiche Trennungsvereinbarung anzusehen, die eine bekannte Anwaltskanzlei aus Vancouver ihr hatte zukommen lassen.

Allerdings wollte sie einem Fremden gegenüber, auch wenn er noch so nett war, nicht so offen sein.

„Wir sind sehr müde“, sagte er, und Meg wurde bewusst, dass er nicht nur sie meinte, sondern auch sich selbst.

Verschlafen kletterte sie aus dem Wagen, während Keona ihr Gepäck aus dem Kofferraum nahm. Leise rollte der Koffer, an dem er fachmännisch ihre Tragetasche befestigt hatte, hinter ihm her, als er eine sanft beleuchtete und völlig menschenleere Open-Air-Lobby betrat.

Auch wenn sie zwei Jahre Mrs. Hart gewesen war, hatte Meg sich nie richtig an die geschmackvollen, luxuriösen Orte auf der Welt gewöhnt, die die Reichen willkommen hießen.

Die Lobby von Hale Iwa Kai war solch ein Ort.

Doch sie war zu müde, um die mächtigen Pfeiler richtig würdigen zu können, die die hohe Decke stützten. Die einladenden Sofas. Die Ölgemälde, die Ereignisse der hawaiianischen Geschichte darstellten. Sogar ein hölzernes Auslegerkanu zierte die große Eingangshalle.

„Das war ein verrückter Tag“, sagte Keona zu ihr, als sie an einer Wand aus Lavagestein vorbeigingen, an dem Wasser hinunterlief. „So viele Flüge wurden gecancelt. Gäste von hier sollten eigentlich heute abreisen, konnten aber nicht. Zum Glück hatten ein paar Flüge, die hier ankommen sollten, ebenfalls Verspätung, sodass wir alle wieder unterbringen konnten. Aber wir sind erschöpft.“

Sie folgte ihm durch einen Durchgang über eine Brücke, die aus dem gleichen Lavagestein bestand wie die Wand eben. Meg erhaschte einen Blick auf Fische, die durch das türkisfarbene Wasser schwammen.

Der Durchgang öffnete sich zu einem breiten Weg ins Freie, der so schwarz war wie ein Lavastrom. Er war flankiert von brennenden Petroleumfackeln und Hibiskus, dessen Blüten so groß waren wie Dessertteller, und ein exotischer Duft kitzelte ihre Nase. Geschwungene Pfade gingen vom Hauptweg ab, an deren Ende jeweils ein Cottage auszumachen war.

Wobei wohl nur Menschen wie Morgan Hart und Jonathon Winston hier von Cottages sprechen würden! Die weißen, freistehenden Gebäude in der wunderschön gestalteten Gartenanlage waren nämlich riesig! Sie hatten hohe, steile Dächer und zu beiden Seiten der geschnitzten Eingangstüren standen beeindruckende Steinbrunnen, deren leises Plätschern ein beruhigendes Gefühl vermittelte.

Es war zu dieser späten Stunde ausgesprochen still im Resort, mal abgesehen von den zwitschernden Nachtvögeln und dem sanften Wellenschlag am Strand. Und abgesehen vom leisen Klackern der Räder ihres Koffers, den Keona hinter sich herzog …

Zielstrebig bog ihr Führer jetzt in einen Pfad ein, der an Büschen vorbeiführte und schließlich vor einer Eingangstür endete, die wie ein Kunstwerk wirkte. In den steinernen Springbrunnen, der leise vor sich hinplätscherte, war ein Wort eingraviert: Huipu.

„Willkommen im Huipu“, sagte Keona. Er öffnete die Tür, die nicht abgeschlossen war, stellte ihren Koffer ins Haus und verbeugte sich leicht.

„Was bedeutet der Name?“, fragte Meg.

„Vereinigung. Wir sind sehr erfreut, dass wir hier sehr viele Hochzeiten ausrichten können. Manchmal nutzen wir dieses Cottage für Flitterwochen, wenn das dafür vorgesehene Haus schon besetzt ist.“

Meg und Morgan hatten ihre Flitterwochen in Paris verbracht. Als Meg sich am zweiten Tag dort den Fuß gebrochen hatte, hatte er ihr versprochen, dass sie die Flitterwochen nachholen würden. Vielleicht wären sie an einem ähnlichen Ort wie diesem gelandet …

Keona deutete mit dem Kopf auf eine Holzfigur, die neben dem Springbrunnen stand. „Das ist Lono, ein alter Fruchtbarkeitsgott“, sagte er und fügte dann schmunzelnd hinzu: „Nicht berühren, außer Sie wollen ein Baby bekommen.“

Es juckte sie in den Fingern, sofort das Holz zu berühren, doch sie hielt sich zurück.

„Möge Ihr Aufenthalt von Aloha durchdrungen sein!“

Aloha?“, fragte Meg ein wenig verwirrt. „Heißt das nicht Hallo?“

„Es bedeutet vieles.“ Keonas müden Augen funkelten. „Hallo. Auf Wiedersehen – und noch viel mehr. Sie werden schon sehen.“ Und damit ging er davon.

Als sie allein war, zögerte Meg einen Moment, ehe sie ihrem Verlangen nachgab und die Hand ausstreckte. Sie legte sie auf Lonos hölzerne Brust, die überraschend warm war, als habe sie die Hitze des Tages gespeichert.

„Wo warst du, als ich dich gebraucht habe?“, fragte sie, dann zog sie ihre Hand weg. Es war zu spät, und sie konnte es sich nicht leisten, sich in Was-wäre-wenn?-Fragen zu ergehen. Nicht, wenn sie Morgan am nächsten Tag sehen würde.

Meg trat über die Schwelle und tastete nach dem Lichtschalter. Statt eines Deckenlichts gingen zwei Bodenlampen an und tauchten den Raum in einen goldenen Schimmer.

Das Innere wirkte wohltuend und sehr luxuriös, mit den dunklen Holzbalken an der hohen Decke und dem Boden aus Landhausdielen, die von innen zu leuchten schienen. Unter der Decke drehte sich langsam ein großer Ventilator. Die erlesenen Möbel waren hawaiianisch. Wunderschöne Tische aus Holz, dazu Sofas und Sessel aus Rattan mit weichen Kissen mit dezentem tropischen Muster. Die hintere Wand bestand nur aus Fenstern. Dass man sie offen ließ, genauso wie die unverschlossene Tür, gab ihr das Gefühl, sich an einem absolut sicheren Ort zu befinden. Die hauchdünnen weißen Vorhänge bewegten sich leicht in der sanften Brise, die vom Meer heraufwehte.

Ihre ganze Wohnung hätte in eine Ecke dieses „Cottage“ gepasst.

Auch wenn es sehr hochwertig war, wirkte Huipu ganz anders als die teuren Unterkünfte, an denen sie sich als Mrs. Hart hatte erfreuen können. Dieses Haus war bei allem Luxus gemütlich und komfortabel, ein Ort, an dem man sich mit einem guten Buch entspannen konnte.

Und wo sie sich vor Morgan verstecken könnte und der nächsten Katastrophe, die sicher schon auf sie wartete.

Hör auf, so abergläubisch zu sein, schalt Meg sich. Sie versprach, dem wunderschönen Ort morgen die Wertschätzung zu erweisen, die er verdiente. Aber jetzt wollte sie nur noch schlafen.

2. KAPITEL

Meg sah, dass eine Tür, die von dem Wohnraum abging, leicht offen stand.

Sie durchquerte mit ihrem Koffer den Wohnbereich und betrat ein Badezimmer, das einem Spa ähnelte. Durch eine Tür auf der anderen Seite erhaschte sie einen Blick auf das Fußende eines Bettes.

Müde, wie sie war, konnte sie einer Dusche doch nicht widerstehen.

Sie zog ihre zerknitterte Kleidung aus und drehte die Dusche auf. Wasser sprühte von der Decke und den Wänden, und sie hatte das Gefühl, von einem plötzlichen tropischen Wolkenbruch durchnässt zu werden. Die Seife und das Shampoo dufteten wundervoll, so exotisch wie die hawaiianische Luft.

Nachdem sie geduscht hatte, betrachtete sie einen Moment ihren Koffer. Doch sie hatte nicht mehr die Energie, ihn nach einem Pyjama zu durchsuchen. Deshalb beschloss sie, in dieser Nacht nackt zu schlafen, mit der kühlen Meeresbrise auf ihrer Haut.

Mit einem weißen Badetuch trocknete Meg ihre Haare und schlang sich ein zweites um den Körper. Dann ging sie in das dunkle Schlafzimmer, in das nur ein wenig Licht durch die offenen Terrassentüren fiel.

Das Bett war riesig und wirkte sehr einladend. Sie ließ das Badetuch fallen und schlug das Laken zurück, um nackt ins Bett zu schlüpfen.

Und erstarrte.

Mühsam versuchte ihr erschöpfter Verstand zu verarbeiten, was sie gerade entdeckt hatte: Ihre hawaiianische Reisekatastrophe war über sie hereingebrochen.

Da war jemand in ihrem Bett!

Meg verkniff sich ihren ersten Impuls, laut zu schreien. Stattdessen schluckte sie schwer und versuchte, sich einen Reim aus der Situation zu machen.

Während sie die Hand auf ihr hämmerndes Herz legte, machte sie sich klar, dass sie sich hier nicht in einer üblen Gegend befand, in der ein Fremder mit einem Messer in einer dunklen Gasse auf sie lauerte, um ihr Böses anzutun.

Aber ist es denn sehr viel besser, nackt in einem abgelegenen tropischen Cottage mit einem Fremden zu sein? rügte ein anderer Teil ihres Gehirns.

Meg zwang sich, vernünftig zu sein, was morgens um drei Uhr nicht einfach war, an einem Ort, der ihr trotz all seines Zaubers so fremd war wie die Oberfläche des Mondes.

Offensichtlich war ein Fehler unterlaufen, mehr nicht. Es war keine Katastrophe, nur ein Irrtum. Und bis jetzt war auch noch nichts passiert.

So leise wie möglich angelte sie mit dem Fuß nach dem Badetuch am Boden und wollte sich Richtung Bad und dann zum Ausgang des Cottage zurückziehen.

Doch dann erstarrte sie. Ein bekannter Duft kitzelte ihre Nase.

Sauber.

Wohlriechend.

Sinnlich.

Natürlich war es der Duft der Seife und des Shampoos, die sie eben auch benutzt hatte.

Aber sie bemerkte noch eine andere Note.

Männlich.

Morgan.

Wie erbärmlich, dass sie erleichtert war, ihn allein in diesem Bett zu finden.

Ihr erschöpfter Verstand kam schließlich zu der Erkenntnis, dass doch eine Katastrophe auf sie lauerte. Aber sie konnte noch abgewendet werden, wenn sie sich so leise wie möglich zurückziehen würde.

Als ihre Augen sich allerdings an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie die vertrauten Gesichtszüge ihres Ehemannes in sich aufnahm, war sie wie gelähmt vor Sehnsucht.

Statt vernünftig zu sein und zu fliehen, nahm sie seinen Anblick begierig in sich auf. Ihr Gefühl der Sicherheit löste sich auf. Gefahr lag in der Luft, trotzdem schaffte sie es nicht, sich zurückzuziehen.

Morgan schlief auf dem Bauch, den Kopf ihr zugewandt. Er sah aus, als sei er genauso nackt wie sie, nur ein Laken lag über seinen schmalen Hüften und dem Po. Ihr Mund wurde trocken, als sie seine ihr so vertrauten breiten Schultern und seinen muskulösen Rücken betrachtete. Er hatte makellose Haut, die in dem schwachen Licht wie Alabaster leuchtete.

Sein Anblick weckte Erinnerungen an seine erhitzte Haut unter ihren Fingerspitzen, und sie spürte ein heftiges Verlangen, das sie irritierte.

Als sie leises Seufzen hörte, flog ihr Blick zu seinem Gesicht, das umrahmt war von zerzausten Locken. Seine Haare hatten die Farbe des goldenen Sands, den sie einmal an einem Strand von Neuseeland gesehen hatten. Sandmücken hatten sie damals so stark zerstochen, dass sie zum Arzt hatte gehen müssen, der ihr ein Antihistaminikum verschrieben hatte …

Seine dichten Wimpern ruhten auf den perfekten hohen Wangenknochen. Auch seine nicht ganz gerade Nase, die er sich in seiner Jugend bei einem Rugbyspiel gebrochen hatte, war unverwechselbar.

Meg erinnerte sich, dass sie an dem Abend, als sie sich das erste Mal geküsst hatten, mit den Fingerspitzen fasziniert über die dünne weiße Narbe gestrichen hatte, die ihr verriet, dass ein Kämpfer in Morgan steckte. Und sie hatte herausgefunden, dass es tatsächlich so war. Denn Morgan hatte in seinem Leben mit bemerkenswertem Mut unglaubliche Schlachten geschlagen.

Schau jetzt nicht auf seinen Mund! befahl sie sich, doch es war zu spät für Befehle.

Sie gab ihrem Verlangen nach und betrachtete seinen schönen Mund. Fast schien sie den Geschmack seiner Lippen zu spüren, als sei der letzte Kuss nicht Monate her, sondern gerade erst einen Tag.

Es schien wie ein grausamer Scherz des Universums, dass sie in einem Paradies namens Huipu gelandet war, um dann den Mann, den sie immer noch liebte, nackt in ihrem Bett zu finden.

Und noch grausamer schien es, dass dieses Cottage von einem Fruchtbarkeitsgott bewacht wurde, nachdem sie nicht in der Lage gewesen war, ein Baby mit diesem Mann zu zeugen.

Doch Meg wollte nicht weiter daran denken. Sie musste jetzt dieses Problem lösen. Dem Resort war wahrscheinlich ein nur zu verständlicher Fehler unterlaufen.

Er war Mr. Hart.

Und Keona hatte ihr erzählt, dass die Angestellten glaubten, sie sei Mrs. Hart, was im Grunde auch stimmte. Sie hatten geglaubt, sie seien Mann und Frau und sie deshalb beide im gleichen Cottage untergebracht. Warum auch nicht?

Aber Morgan musste nichts von diesem Irrtum erfahren.

Meg könnte die Katastrophe immer noch abwenden, wenn sie das Richtige tat. Wieder machte sie einen kleinen Schritt zurück und hielt die Luft an, um ihn nicht aufzuwecken.

Doch in diesem Moment öffnete er die Augen und sah sie mit einem Blick an, den sie so gut kannte. Und nach dem sie sich in ihren Träumen sehnte.

Als Morgan sie mit seinen braunen Augen ansah, wirkte sein noch etwas schläfriger Blick zuerst, als könnte er sein Glück nicht fassen, dass er sie beim Aufwachen vor sich sah.

Es war der Blick, den sie während ihrer Ehe jeden Tag gesehen hatte.

Doch dann veränderte sich sein Blick plötzlich und wirkte ganz und gar nicht mehr einladend und zärtlich. Sondern verärgert.

„Ver…“, begann er und benutzte ein Wort, das sie von ihm erst zweimal gehört hatte. Das erste Mal war gewesen, als sie wegen ihres Reisefluchs ihren Flug verpasst hatten, weil man ihr in einem vollen Café in San Francisco die Geldbörse gestohlen hatte …

Plötzlich wurde Meg sich der warmen, tropischen Nachtluft bewusst. Und dass sie völlig nackt – nur eingehüllt von Mondlicht – vor Morgan stand.

Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich daran zu erinnern, wie selbstverständlich solche Intimitäten zwischen ihnen einmal gewesen waren! Hastig riss Meg das Laken an sich, um sich damit zu bedecken.

Doch leider war Morgan nun genauso nackt, wie sie es bis eben noch gewesen war.

Morgan wusste nicht, was ihn geweckt hatte. Ein Duft vielleicht.

Aber als er die Augen öffnete und Meg völlig nackt wie Eva im Paradies vor sich stehen sah, war das ein Schock für ihn.

Es hatte sich wie ein Erdbeben angefühlt – ein Ereignis, das auf dieser hawaiianischen Insel nicht unbekannt war. Und das seine Welt erschütterte.

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er geglaubt, aus dem Albtraum der vergangenen acht Monate erwacht zu sein.

Er hatte geglaubt, dass sie immer noch bei ihm war. Dass sie ihn wieder ansah mit diesem Leuchten, das ihren Blick so weich machte.

Dieses Licht, auf das er sein ganzes Leben gewartet hatte.

Das ihm trotz allem sagte, dass das Leben wieder gut sein konnte.

Das ihm sagte: Ich liebe dich. Ich gehöre dir, und du mir. Für immer.

Doch dieses Gefühl hielt nur eine Sekunde. Dann war er richtig wach und sich sehr bewusst, dass dieses „für immer“ die größte Lüge war. Es war eine Lektion, die ihm schon vor Jahren erteilt worden war, als eine Tragödie ihm alles entrissen hatte.

Wut erfasste ihn, dass er sich ohne jede Vorwarnung in einem Tauziehen um ein Laken mit einer Frau wiederfand, die ihn nie geliebt hatte, ganz egal, was er in ihrem Blick zu sehen geglaubt hatte.

Eine Frau, die ihn ein weiteres Mal zerstört hatte, indem sie etwas vorgab, was nicht stimmte. Meg hatte ihn glauben lassen, wenn auch nur kurz, dass sie zusammen das gefunden hatten, wonach jeder Mensch suchte.

Den Zufluchtsort der Liebe.

Aber noch einmal würde er sich nicht täuschen lassen!

Morgan überließ ihr das Laken und sprang auf der anderen Seite aus dem Bett. Mit dem Rücken zu ihr griff er nach dem feuchten Handtuch, das er am Abend zuvor auf dem Boden hatte liegen lassen. Er schlang es um seine Hüften, drehte sich um und sah wütend seine baldige Ex-Frau an.

Denn es war aus, auch wenn die Trennungsvereinbarung von ihnen beiden noch nicht unterschrieben worden war.

„Was zum Teufel machst du hier?“, schnauzte er.

Meg zuckte bei seinem Ton zusammen, doch er wappnete sich gegen ihren verletzten Blick.

„Ich … ich glaube, das Resort hat einen Fehler gemacht“, stammelte sie. „Wegen der Nachnamen …“ Ihre Stimme verlor sich.

Der Irrtum des Resorts schien lächerlich klein zu sein im Vergleich zu der Frage, die ihn seit Monaten verfolgte.

Warum?

Morgan wollte von ihr wissen, warum. Und das nicht nur, weil die Scheidungspapiere noch nicht unterschrieben waren.

Warum hatte Megan nach zwei wundervollen Ehejahren plötzlich den Stecker gezogen? Sie hatte nicht einmal den Anstand besessen, es ihm persönlich zu sagen, sondern ihm nur eine Nachricht hinterlassen.

Konnte mich nicht an den Lebensstil gewöhnen.

Es war sinnlos zu fragen, was hinter dieser lächerlich kurzen Erklärung steckte. Hatte er genau das in den letzten Monaten nicht schon unzählige Male getan? Ohne eine Antwort von seiner schweigenden, abwesenden Frau zu bekommen?

Vielleicht war es tatsächlich so einfach. Sie konnte mit dem Lebensstil nicht umgehen.

3. KAPITEL

Wie viel Glück muss ein Mann haben, fragte Morgan sich, genau die eine Frau zu finden, die weder mit Flitterwochen in Paris umgehen konnte noch mit einer einwöchigen Geschäftsreise nach Thailand? Weder mit einem spontanen Trip nach Neuseeland noch mit einem Shopping-Wochenende in San Francisco?

Wie viel Glück musste ein Mann haben, genau die Frau zu finden, die sich nicht an ein luxuriöses Penthouse in Vancouver gewöhnen konnte? Oder an erlesenes Essen, schönen Schmuck, große Autos, einen Privatjet?

Erneut schnürte Wut seine Kehle zu, als er Meg betrachtete, die das Laken um sich schlang, als sei sie ein Modell, das darauf wartete, gemalt zu werden.

In dem fahlen Mondlicht sah sie aus wie eine Göttin. Sie war atemberaubend schön. Am meisten begeisterten ihn ihre Augen. Sie waren groß, umrahmt von dichten Wimpern und von einem tiefen Grün, das einmal dunkel, im nächsten Moment vor Leuchten funkelte. Vor Intelligenz. Wissbegierde.

Verlangen.

Doch daran wollte Morgan jetzt nicht denken. Stattdessen versuchte er, sie nüchtern zu betrachten, was schwer war, weil er schon jeden wundervollen Zentimeter von ihr gekostet hatte.

Ihre Brüste, den Bauchnabel, die Zehen …

Erst jetzt bemerkte er, wie erschöpft Meg aussah, ihre Haut erschreckend blass.

Sie war dünner geworden, die Wangen hohl und die Schultern zerbrechlich. Ihr Blick wirkte bekümmert.

Er schüttelte das Bedürfnis ab, dem Grund dafür nachzugehen und welche Rolle dieser Kummer für das Scheitern ihrer Ehe gespielt haben mochte. Sie hatte acht Monate Zeit gehabt, sich ihm anzuvertrauen. Aber nein, kein einziges Wort war von ihr gekommen. Sie war aus seinem Leben verschwunden, als habe das, was sie miteinander geteilt hatten, keine Bedeutung gehabt.

„Wo ist deine Freundin?“, fragte sie steif, als hätte er, der von ihr verlassen worden war, sie irgendwie hintergangen, indem er bei einer anderen Trost gesucht hatte.

Wusste sie davon? Natürlich, denn Caylee, die Verlobte seines besten Freundes, war ihre beste Freundin.

Caylee hatte ihn auch nicht darüber aufklären können, warum Meg so plötzlich gegangen war. Vielmehr schien sie darüber genauso schockiert zu sein wie er.

„Das geht dich nichts an“, schnauzte er, verspürte aber keinerlei Befriedigung, als sie zusammenzuckte.

Tatsächlich war die Beziehung zu Marjorie genauso kurz und katastrophal gewesen, wie man es von einer neuen Beziehung nach einem urplötzlichen Eheaus erwarten konnte. Sie war nie über ein paar zwanglose Dates hinausgegangen. Aber Caylee mochte das vielleicht anders gesehen haben.

Intimitäten hatte es nie gegeben, aber nicht, weil Marjorie nicht gewollt hätte.

Tatsächlich hatte Morgan festgestellt, dass er nicht mit einer anderen Frau intim werden konnte, wenn er sich der Frau immer noch so sehr verbunden fühlte, die ihn verlassen hatte.

„Kommt sie nicht zur Hochzeit?“, bedrängte Meg ihn weiter.

„Nein“, schnauzte er.

„Mag sie Kinder?“, wollte Meg wissen.

„Wie bitte?“ Er wusste nicht, ob dieses Gespräch mitten in der Nacht noch verrückter werden könnte.

„Marjorie. Mag sie Kinder?“

„Um Himmels willen, Meg, woher soll ich das wissen?“

Ihr Gesicht wirkte nun verkniffen, weil sie wohl nicht akzeptieren wollte, dass sie auch das nichts anging.

„Unser Problem ist jetzt, wo wir schlafen. Ich werde das mit der Rezeption klären“, meinte er kühl und ging zur Tür.

„Nein, nein, ich kann gehen. Du warst zuerst hier. An der Rezeption ist niemand, aber ich lasse mir etwas einfallen.“

Er drehte sich um und sah sie an.

„Es ist mein Problem, nicht deins“, sagte sie.

Trotz ihrer Müdigkeit versuchte sie, unbeschwert zu klingen. Es erinnerte ihn an ihre Neigung, stets Ruhe zu bewahren, und er musste zugeben, dass er dies immer sehr bewundernswert gefunden hatte.

Er hatte dann immer das Gefühl gehabt, sie beschützen zu wollen. So wie auch jetzt.

Seine Frau.

Für immer.

Morgan würde Meg nicht die Genugtuung gönnen und ihr sagen, dass er am Boden zerstört war. Eher würde er sich die Hand verbrennen, als ihr zu gestehen, wie sehr sie ihn verletzt hatte.

„Ich werde mich darum kümmern“, sagte er entschieden. Ehe sie protestieren konnte, hielt er die Hand hoch und verströmte all die Autorität eines Mannes, der ein milliardenschweres Unternehmen führte. „Wir werden das am Morgen klären. Du nimmst das Bett. Ich das Sofa.“

„Ich kann auf der Liege beim Pool schlafen“, schlug sie vor. „Oder Caylee suchen.“

Er warf ihr einen Blick zu. „Auch wenn wir Differenzen haben, werden wir Cay und Jon die Zeit hier nicht verderben.“

Finster sah sie ihn an. „Als ob ich das tun würde.“

„Früher einmal hätte ich das geglaubt“, meinte er erschöpft. „Als ich noch dachte, dich zu kennen.“

Wieder einmal merkte er, dass sein Pfeil ins Schwarze getroffen hatte, aber auch diesmal fühlte er keine Befriedigung bei ihrem verwundeten Blick.

„Wie auch immer, lass uns nicht streiten“, meinte er. „Du nimmst das Bett.“ Damit verschwand er und schloss die Tür ein wenig zu laut hinter sich.

Einen Moment später hörte er, wie die Tür wieder geöffnet wurde. Meg hatte sich das Bettzeug geschnappt und hinter der Tür abgeladen.

Morgan nahm das Bettzeug, das sie ihm hingeworfen hatte – eine dünne Decke und ein Kissen. Er legte die Sachen auf die Couch, ließ das feuchte Badetuch fallen und legte sich unter die Decke.

Er war immer noch nackt, weil all seine Sachen in dem Schlafzimmer waren, in dem Meg es sich nun gemütlich machte.

Aber verflucht sollte er sein, würde er sie um Boxershorts anbetteln, die er am Morgen anziehen könnte, um sich zu bedecken. Meg würde nach ihren Reiseabenteuern, von denen Caylee ihm erzählt hatte, sicher lange schlafen. Er könnte sich morgens ins Schlafzimmer schleichen und sich ein paar Sachen holen, ehe sie aufwachte …

4. KAPITEL

Meg öffnete die Augen.

Es klang, als würden draußen vor ihrem Fenster tausend Hähne lauthals krähen. Andere Vögel fielen ein – als sei es ein Wettbewerb, wer am lautesten sein konnte.

Meg war noch nie in einem Dschungel gewesen, aber die exotische Kakophonie klang ähnlich wie in den Filmen, die sie gesehen hatte.

Sonnenlicht fiel durch die Fenster, und eine warme, duftende Brise liebkoste ihre Haut. Ein Gefühl erfasste sie, dass sie lange nicht verspürt hatte.

Sinnlichkeit.

Als hätte dieser zauberhafte Ort wieder etwas in ihr zum Leben erweckt.

Und sie verspürte noch etwas anderes, was sie genauso erstaunte. Konnte es wirklich sein?

Glück.

Seit acht Monaten war Meg nicht mehr mit dem Gefühl aufgewacht, glücklich zu sein. Stattdessen war sie jeden Morgen, seit sie Morgan verlassen hatte, mit einem Gefühl der Niedergeschlagenheit aufgewacht.

Morgan.

War die kurze, unerwartete Begegnung mit ihrem baldigen Ex-Mann der Grund für ihr Glücksgefühl? Und dass er allein in diesem Bett gelegen hatte?

Natürlich nicht!

Ihre Begegnung war angespannt gewesen. Peinlich. Er war wütend gewesen.

Vielleicht war sie aber auch nur zufrieden, nicht glücklich.

Zufriedenheit war beständiger und schien besser als Glück, das so flüchtig war wie ein Windhauch.

Aber Meg wollte sich selbst nichts vormachen. Es war Glück, was sie empfand. Und der Grund lag darin, dass sie sich mit Morgan am gleichen Ort befand, auch wenn er wütend war. Sein Duft hing immer noch in den Laken. Es wäre erbärmlich, das Laken an die Nase zu halten und seinen Duft einzuatmen, aber sie tat es trotzdem.

Sie schloss die Augen und atmete tief ein. Dann runzelte sie die Stirn, als ihr einfiel, dass er nicht wusste, ob seine neue Freundin Kinder mochte. Er hatte so getan, als sei es ihm egal.

Aber wozu sollte das Ganze gut sein, wenn diese Frau keine Familie wollte?

Sie hatte Caylee unauffällig danach gefragt, ob es Morgan ernst sei mit Marjorie.

Caylee wusste es nicht. Sie und Jonathon hatten Marjorie nur einmal mit Morgan getroffen, zufällig. Wie ein Paar hätten die beiden nicht gewirkt.

Erneut atmete sie den Duft des Lakens ein.

Morgan.

„Was machst du da?“

Meg riss die Augen auf. Und da stand er, leibhaftig, ihr Ehemann. Nicht dass sie daran denken wollte, wie unglaublich gut er nachts ausgesehen hatte. Das Mondlicht hatte seinen Körper wie sinnlichen Marmor leuchten lassen.

Da war es wieder, dieses Wort: sinnlich.

Meg spürte, dass ihre Wangen sich röteten. Sie zog das Laken von ihrer Nase, aber nur bis zum Kinn, obwohl sie inzwischen einen züchtigen Pyjama trug.

Viel zu sittsam – und absolut unpassend für die Tropen. Und noch dazu altmodisch, eine hellblaue Pyjamahose mit geknöpfter Jacke.

Er sollte nicht wissen, wie weit sie sich von der Frau entfernt hatte, die als seine Frau eine sehr feminine Seite an sich entdeckt hatte. Ihre Nachtwäsche war genauso verwegen und schön gewesen, wie sie sich dank ihm gefühlt hatte.

Zum Glück ging Morgan nicht weiter darauf ein, dass sie an dem Laken geschnüffelt hatte.

„Ich habe schlechte Neuigkeiten.“

Natürlich. Wann hatte es schon einmal keine schlechten Neuigkeiten gegeben, wenn sie verreiste?

Und doch hatte Meg das Gefühl, als sei es ihr egal.

Ihr Ehemann war im gleichen Raum wie sie. Er sah müde aus, nachdem er die Nacht auf dem Sofa verbracht hatte, und die dunklen Schatten unter seinen Augen sprachen von all dem, was er je verloren hatte.

Verluste, die er ihr anvertraut hatte.

Und sie hatte geglaubt, dass ihre Liebe ihn von diesen Verlusten heilen könnte. Bis sie herausgefunden hatte, dass sie ihm einen weiteren Verlust bescheren musste …

„Mrs. Hart“, hatte der Arzt gesagt, „es tut mir sehr leid, dass ich Ihnen das sagen muss.“

Es war das Geheimnis, das sie Morgan nie verraten hatte. Der Grund, warum sie ihm Lebewohl gesagt hatte …

Morgan trug ein helles Hemd mit tropischem Muster und Kaki-Shorts. War er im Zimmer gewesen, während sie schlief, um seine Sachen zu holen? Vermutlich. Hatte er sie betrachtet, so wie sie ihn in der Nacht im Schlaf betrachtet hatte?

Die Sonne tanzte in seinen Locken, und sie bemerkte die leichten Bartstoppeln auf Kinn und Wangen, die in ihr den Wunsch weckten, ihn zu berühren.

Sein Duft, den er auch auf dem Laken hinterlassen hatte, kitzelte in ihrer Nase.

„Es gibt keine anderen Zimmer mehr“, erklärte Morgan grimmig.

„Wie … wie bitte?“, stammelte sie.

„Auf der ganzen Insel nicht. Die Leute, die von Kauai abreisen sollten, konnten noch nicht weg. Unglaublich, dass dein Flugzeug überhaupt angekommen ist.“

Keona hatte ihr nachts auch davon erzählt, aber als Meg herausfand, dass Morgan ihr Cottage bereits in Beschlag genommen hatte, hatte sie dies nicht in Zusammenhang mit dem Flugchaos gebracht.

„Wir müssen es einfach hinnehmen und uns etwas einfallen lassen“, erklärte er.

„Wie denn?“, fragte sie mit piepsiger Stimme.

„Das ist eine Suite, keine Einzimmerwohnung. Ich kann das Sofa nehmen.“

Da war sie wieder. Diese völlig unpassende Reaktion auf Morgans schlechte Neuigkeiten.

Glück.

Natürlich würde es eine Qual sein, mit ihm die Suite zu teilen und ihm nicht die Wahrheit sagen zu können. Als hätte man eine tödliche Allergie gegen Schokolade entwickelt und würde sich an einem köstlichen Büfett mit einem dieser Schokoladenbrunnen wiederfinden.

Den Anblick könnte man trotzdem genießen. Und den Duft. Oder nicht?

Man durfte nur nicht davon kosten.

„Du hast recht.“ Sie verbannte jeden Anflug von Glück aus ihrer Stimme und versuchte, resigniert zu klingen. „Wir müssen es einfach hinnehmen.“

Morgan strich mit der Hand durch seine zerzausten Locken. „Du bist angekommen, aber Caylees Eltern noch nicht. Die Hochzeitskleidung wurde getrennt verschickt und ist auch noch nicht da.“

„Ihr Kleid fehlt?“, flüsterte Megan. Caylees Hochzeitskleid wirkte wie aus einem Märchen. Es war extra für sie von der aufstrebenden Designerin Dianne Lawrence angefertigt worden. Dianne hatte sich von dem Hochzeitskleid der damaligen Prinzessin Elizabeth inspirieren lassen, das sie zur Hochzeit mit Philip Mountbatten getragen hatte. Jede der vielen tausend winzigen Saatperlen war von Hand eingestickt worden.

„Dieses Kleid kostet mehr, als die meisten Menschen für ein Auto ausgeben“, sagte Meg erschüttert.

„Ach stimmt“, entgegnete Morgan verbittert. „Das ist ja das Leben, das du nicht wolltest.“

Das war die Lüge, die sie ihm erzählt hatte. Obwohl es nicht ganz gelogen war. Denn genau das ahnten Menschen nicht, die aus bescheidenen Verhältnissen wie sie kamen: Wenn man in extremen Reichtum einheiratete, hatte man immer das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören. Man fühlte sich immer wie ein Außenseiter. Meg hatte sich während ihrer Ehe mit Morgan stets wie ein Kind gefühlt, das versehentlich am Tisch der Erwachsenen gelandet war. Wie eine Betrügerin, die darauf wartete, entlarvt zu werden.

Obwohl nicht jeder so empfand. Caylee, die aus dem gleichen Armeleuteviertel in Vancouver stammte, hatte kein Problem mit Jonathons Lebensstil und seinem Reichtum gehabt und genoss jeden Augenblick.

„Und die anderen Sachen?“, flüsterte sie.

„Alles.“

„Die gesamte Kleidung für die Hochzeitsfeier fehlt?“. Sie dachte daran, wie sie und Caylee die Farben für die Kleider der Brautjungfern ausgesucht hatten. Ein so dunkles Grün, das fast schwarz wirkte, damit die Kleider auf den Fotos nicht die wunderschönen Farben und die Schönheit des Schauplatzes ausstachen.

Sie dachte daran, wie viel Arbeit in die Anfertigung der leichten Männeranzüge für die besten Freunde des Bräutigams, die Groomsmen, gesteckt worden war. Man konnte sie nicht einfach auf die Schnelle ersetzen.

„Aber die Hochzeit findet schon in drei Tagen statt!“, rief sie.

Morgan zuckte nur die Schultern. Auf seiner Katastrophenskala kamen vermisste Kleider wohl kaum vor. Auch nicht die verschwundenen Kleider für die Hochzeit des Jahrzehnts!

Doch die Verzweiflung, die ihre beste Freundin empfinden musste, drängte Megs eigene chaotische Gefühle in den Hintergrund.

„Ich werde sofort zu ihr gehen.“ Natürlich rührte sie sich nicht, weil sie immer noch nicht wollte, dass Morgan sie in dem Pyjama sah.

„Gute Idee. Es gibt ein Frühstücksbüfett am großen Pool für die Hochzeitsgäste.“

„Am großen Pool? Wie viele gibt es denn hier?“

„Etwa ein halbes Dutzend, die mit dem Flüsschen verbunden sind, das sich durch das Anwesen schlängelt. Jeder für sich ist einzigartig.“ Einen Moment wirkte er wehmütig, und Meg überlegte, ob er daran dachte, dass sie früher einmal sehr gerne einen Ort wie dieses Resort zusammen erkundet hätten. Aber Morgan nickte ihr nur wortlos zu und ließ sie allein.

Auch wenn das Sonnenlicht immer noch über ihr Bett tanzte, fühlte es sich für Meg an, als hätte er alles Licht mit sich genommen …

Sie war sich bewusst, als sie sich etwas zum Anziehen heraussuchte, dass sie ihre Kleidung mit Morgan im Hinterkopf für diese Reise zusammengestellt hatte. Aber sie würde nur falsche Signale senden, wenn sie Kleidung trug, die so wirkte, als wollte sie damit seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Oder mit seiner neuen Freundin konkurrieren.

Deshalb entschied sie sich für unauffällige knielange Shorts und eine praktische Baumwollbluse. Während sie sich im Spiegel betrachtete, steckte sie ihre Haare zu einem unordentlichen Knoten zusammen und seufzte schwer.

Denn plötzlich wollte sie nicht mehr, dass Morgan sie in einem wenig schmeichelhaften Licht sah.

Dann rief sie sich in Erinnerung, dass es hier nicht um sie ging. Oder um Morgan. Sondern um Caylee und Jonathon und darum, ihnen einen perfekten Hochzeitstag zu schenken. Und darauf sollte sie jetzt noch mehr den Fokus legen, weil es einige Hindernisse zu überwinden gab.

Megs Blick fiel erneut auf die Bluse, die sie noch nie getragen hatte, weil sie sie extra für diese Gelegenheit gekauft hatte. Sogar das Preisschild hing noch daran. Sie ging in den Küchenbereich. Sie bestaunte die wunderschöne Einrichtung mit der großen Kaffeemaschine, die eines Barista würdig war. Dann runzelte sie erstaunt die Stirn. Wer in aller Welt brauchte ein Standrührgerät, wenn er im Urlaub war? Auf Hawaii?

Schnell durchsuchte sie die Schubladen, fand eine Schere und schnitt das Preisschild der Bluse ab. Dann nahm sie die Schere mit ins Bad, zog die Shorts aus und schnitt noch ein Stück von den Beinen ab. Schließlich zupfte sie an den Säumen, damit sie ausgefranst wirkten.

Erfreut zog sie die Shorts wieder an. Die Veränderung ließ sie unkonventioneller aussehen. Um den Vintage-Look zu verstärken, knöpfte sie die unteren Knöpfe ihrer Bluse auf und knotete die Enden zusammen, sodass man ein Stück ihres Bauchs sehen konnte.

Kritisch betrachtete sie sich im Spiegel.

Zu viel?

Oh, nein. Sehr viel besser.

Als sie das Cottage verließ, spürte sie die warme Luft auf ihrem nackten Bauch und eine Leichtigkeit in ihrem Gang, die sie seit acht Monaten nicht mehr empfunden hatte.

Mit allen Sinnen atmete sie den Zauber des Resorts ein, bei dem jedes Detail dazu geschaffen schien, die unglaubliche Schönheit Hawaiis zur Schau zu stellen.

5. KAPITEL

„Meg!“

Als ihre beste Freundin sie umarmte, hatte Meg das Gefühl, endlich richtig angekommen zu sein. Caylee trat zurück, ließ ihre Hände aber auf Megs Schultern liegen. Mit großer Wertschätzung sahen sie sich an, Schwestern im Herzen, endlich wieder vereint.

Meg freute sich sehr, weil Caylee so entspannt wirkte. Sie strahlte das Wohlbefinden einer Frau aus, die geliebt wurde.

Für einen Moment glaubte Meg, ihre Freundin würde ihren Gewichtsverlust und die dunklen Schatten unter ihren Augen ansprechen, aber sie tat es nicht. Stattdessen seufzte sie glücklich.

„Ich bin so froh, dass du es geschafft hast. Ich habe mir große Sorgen gemacht, ob du überhaupt ankommst. Ohne dich schaffe ich das hier nicht!“

„Du solltest dir mehr Sorgen um deine Eltern machen, weil sie noch nicht da sind. Und die verlorene Hochzeitskleidung. Vor allem dein Hochzeitskleid.“

„Woher weißt du davon?“

„Ach, ich bin Morgan …äh … zufällig … über den Weg gelaufen.“ Sie hoffte, dass sie nicht erstickt klang.

„Ach, wirklich?“, meinte Caylee hoffnungsvoll. „Wie ist das denn passiert?“

Caylees Wunsch, dass sie und Morgan wie durch Zauberhand wieder zusammenkommen würden, war ihrer Stimme deutlich anzuhören.

„Du musst doch ganz krank sein, weil die gesamte Hochzeitsgarderobe fehlt“, sagte Meg, um das Thema zu wechseln.

Caylee wedelte mit der Hand, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen. „Die wird schon auftauchen.“

„Caylee! Ein bisschen Panik wäre schon angebracht. In drei Tagen sagst du: ‚Ich will!‘ Außerdem ist dein Kleid so viel wert wie ein kleines Land.“

„Es ist doch nur ein Kleid.“

Nur ein Kleid? „Erzähl das jemandem, dem man nicht 1262 Fotos von Hochzeitskleidern geschickt hat. Der sich nicht zwei Mal mit dir in Montreal getroffen hat, für einen Besuch bei der Designerin. Der nicht mitten in der Nacht Anrufe bekam …“

„Ich hatte den Zeitunterschied vergessen“, meinte Caylee.

„Sechs Mal?“

„Na ja“, meinte Caylee, klang jedoch nicht gerade so, als wollte sie sich dafür entschuldigen. „Das Wichtigste ist doch, dass alle hier ankommen.“

„Zweiundvierzig virtuelle Treffen mit Becky, Allie und Samantha“, rief Meg ihr in Erinnerung. „Ein Trip nach Manhattan, um vier verschiedene Kleider auszusuchen, die zusammenpassen und um die Farbe zu bestimmen …“

„Die Liebe ist doch das Wichtigste“, sagte Caylee entschlossen.

„Wer bist du, und was hast du mit Caylee gemacht?“, fragte Meg trocken.

„Ich weiß. Ich habe mich in ein absolutes Brautmonster verwandelt. Warum hast du mir das nicht gesagt?“ Es klang vorwurfsvoll, und sie wartete Megs Antwort nicht ab. „Weil du dreitausend Meilen entfernt warst, deswegen.“

Caylee hatte Megs Umzug nicht gutgeheißen, auch nicht, dass sie Morgan verlassen hatte. Sie hatte so getan, als seien der Umzug und das Ende der Ehe ihrer besten Freundin ein Anschlag auf ihre eigenen Hoffnungen und Träume.

Meg hatte nicht einmal Caylee den wahren Grund anvertraut. Und deshalb fühlte sie sich mit der Last, die sie trug, wirklich allein.

„Lass uns die Probleme für den Moment vergessen“, sagte Caylee. Sie trat vor und legte ihren Kopf auf Megs Schulter.

„Kaum zu glauben, oder?“ flüsterte sie. „Zwei Mädchen aus East Vancouver, und jetzt das hier.“

Sie machte eine ausladende Geste, der Meg mit ihrem Blick folgte. Es gab einen großen Pool mit türkisfarbenem Wasser, über den sich eine Brücke spannte. Einen Wasserfall, der sich am hinteren Ende in den Pool ergoss. Üppige tropische Pflanzen und Sonnenliegen unter weißen Baldachinen.

Vom Pool weg ging ein breiter Weg, der zu einem halbmondförmigen Strand mit goldenem Sand führte, auf dem Palmen standen und Auslegerkanus lagen. Der Anblick ließ Megs Künstlerseele höherschlagen!

So wie die ganze Umgebung. Die nahen Berge waren bewachsen von üppigem Regenwald, mit gefährlichen Klippen und durchschnitten von Schluchten. Von ihrem Standpunkt aus konnten sie einen Wasserfall sehen, der den Berg hinunterstürzte. Der Wasserfall im Resort sollte offensichtlich dieses spektakuläre Naturschauspiel widerspiegeln.

„Siehst du, warum ich mir keine Sorgen wegen des Kleids mache?“, sagte Caylee. „All das hier gibt mir das Gefühl, klein zu sein, im besten Sinne. Denn egal, wie sehr ich mich bemühe, etwas Schönes zu schaffen, wird das hier immer der Star der Show sein. Es ist eine Erleichterung, einfach loszulassen.“

Meg konnte das verstehen. Viele Monate waren vergangen, in denen alles organisiert und perfektioniert worden war.

Caylee hatte alles getan, was erledigt werden musste. Und es war gut, dass sie jetzt loslassen konnte.

„Jonathon und ich sind schon drei Tage hier, und ich dachte, dass ich immer aufgedrehter werden würde, je näher die Hochzeit heranrückt. Aber das stimmt nicht. Ich meine, natürlich habe ich mir wegen der verspäteten Flüge Sorgen gemacht und dass meine Eltern und die Garderobe noch nicht da sind. Aber letztendlich kann ich nichts dagegen tun.“

„Das stimmt“, räumte Meg ein.

„Ich fühle mich immer entspannter, als sei diese Aloha-Stimmung ansteckend.“

„Keona hat letzte Nacht erwähnt, dass Aloha viele Bedeutungen hat.“

„Es ist eigentlich kein Wort“, meinte Caylee beinahe verträumt. „Sondern ein Gefühl der Liebe und Akzeptanz, des Mitgefühls und der Vergebung. Irgendwie scheint diese großartige Haltung alles zu durchdringen. Wie die Lebenskraft. Man spürt sie hier überall.“

Meg kannte viele Künstler und war Gespräche dieser Art gewohnt. Aber von Caylee, ihrer superehrgeizigen Freundin? Das war ein wenig beunruhigend.

„Weißt du, was shaka ist?“, fragte Caylee.

„Ein Chakra?“, fragte Meg. Auch das war etwas, worüber eigentlich eher Künstler redeten. „Du machst mir Angst.“

„Nicht Chakra. Sondern shaka. Man benutzt es hier, so wie eine Handbewegung.“

Caylee demonstrierte es ihr. Die geschlossene Hand mit abgespreiztem Daumen und kleinem Finger. „Es bedeutet locker lassen, nicht aufregen, alles in Ordnung.“

Caylees neue Haltung mochte ja gut und schön sein, aber Meg in ihrer Rolle als Brautjungfer sollte jetzt vielleicht die Sache in die Hand nehmen, damit etwas passierte.

„Auch wenn alles gut und einfach ist, brauchen wir trotzdem einen Notfallplan“, meinte sie vorsichtig. „Falls die Hochzeitsgarderobe nicht ankommt.“

„Natürlich. Daran habe ich schon gedacht. Ich beauftrage dich heute zu einem Rettungseinsatz.“

Meg sah sich schon an ihrem ersten Tag im Paradies endlose Telefonate führen, um herauszufinden, wo die vermissten Eltern und die Kleidung steckten. Tatsächlich gefiel ihr der Gedanke, etwas zu tun zu haben. Das würde sie davon abhalten, an Morgan zu denken. Und was sprach denn dagegen, es hier vom Pool aus zu machen?

„Ach, guck mal, wer da ist“, flüsterte Caylee verschwörerisch.

Meg wusste, wer es war, noch bevor sie sich umgedreht hatte. Sie war sich bewusst, dass Caylee ihr Gesicht musterte und dass sie zufrieden lächelte, was immer sie in ihrem Blick auch sehen mochte.

„Ich muss mich heute mit dem Chefkoch treffen“, meinte Caylee. „Vielleicht müssen wir das Menü ändern. Einige Zutaten sind nicht da.“

Sie sagte das so lässig, als sei es eine Kleinigkeit, ein Menü für so viele Gäste zu ändern.

„Kannst du in die Stadt gehen und ein paar Kleider aufstöbern? Nur für den Fall“, fragte Caylee.

„Wie bitte?“

„Ein Notfallplan, hast du doch gesagt.“

„Ich denke, ein vernünftigerer Notfallplan wäre, die verschickte Garderobe aufzuspüren.“

„Keona arbeitet schon daran. Inzwischen kümmerst du dich um die Kleider. Du kennst unsere Größen.“

„Du willst, dass ich ein Notfallhochzeitskleid für dich aussuche?“, fragte Meg entsetzt. „Und Kleider für die Brautjungfern?“

„Ich bin sicher, dass wir sie nicht brauchen werden. Keona scheint Wunder vollbringen zu können. Aber wie du schon sagtest, nur für den Fall. Etwas Weißes für mich. Sexy. Fröhlich. Das Gleiche für die Brautjungfern. Nicht weiß natürlich, aber fröhlich. Ich brauche dein Auge für Farben. Es muss toll auf den Fotos aussehen. In der kleinen Stadt nicht weit von hier gibt es viele hübsche Geschäfte. Sie werden Sommerkleider in rauen Mengen haben.“

„Sommerkleider“, wiederholte Meg entgeistert. „Okay … Ich kann ja nachsehen, ob es eine Boutique für Brautmoden gibt!“

„Ich überlasse dass deinen fähigen Händen“, entschloss Caylee ein wenig zu unbekümmert. „Nimm Morgan mit! Er kann sich um den Notfallplan für die Jungs kümmern.“

Das stimmte, nicht nur die Brautjungfern, auch die Groomsmen mussten einheitlich gekleidet werden! Meg folgte Caylees Blick zu Morgan, der sich am Büfett bediente. Wie schafften es Männer, sich den Teller voll mit Waffeln, Sirup und Schlagsahne zu laden und kein Gramm zuzunehmen?

Ihr Blick ging zurück zu ihrer Freundin. Sie fragte sie, ob die Hochzeitsgarderobe wirklich vermisst wurde, oder ob dies ein ausgeklügelter Plan von Caylee war, um sie und Morgan wieder zusammenzubringen.

Meg musste solche Aussöhnungsversuche unbedingt im Keim ersticken.

Doch plötzlich erinnerte sie sich an Morgans Warnung, sie solle dies für Caylee und Jonathon nicht zerstören. Ihre Freundin war im Moment offensichtlich gefangen vom Zauber der Insel, aber das konnte sich schnell ändern, wenn wirklich etwas danebenging.

Es war ihre Hochzeit, und falls ein Notfallplan, wenn auch ein alberner, der Braut ein besseres Gefühl gab, würde Meg ihr den Gefallen tun.

Außerdem könnte das auch eine Gelegenheit sein, ein wenig über die neue Freundin von Morgan herauszufinden …

„Morgan!“, rief Caylee, „ich ...

Autor

Susan Meier
<p>Susan Meier wuchs als eines von 11 Kindern auf einer kleinen Farm in Pennsylvania auf. Sie genoss es, sich in der Natur aufzuhalten, im Gras zu liegen, in die Wolken zu starren und sich ihren Tagträumen hinzugeben. Dort wurde ihrer Meinung nach auch ihre Liebe zu Geschichten und zum Schreiben...
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Clare Connelly
<p>Clare Connelly liebt Liebesromane – von Jane Austen bis E L James. Nachdem sie lange erfolgreich Selfpublisherin war, ging 2017 ihr Traum in Erfüllung, als ihr erstes Buch bei einem Verlag erschien. Seitdem ist sie nicht mehr zu stoppen. Clare liest und schreibt leidenschaftlich gerne, und lebt in einem kleinen...
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Ella Hayes

Ella Hayes lebt zusammen mit ihrem Ehemann und ihren beiden erwachsenen Söhnen in einer ländlich geprägten Region von Schottland. Ihre frühere Arbeit als Kamerafrau fürs Fernsehen und als professionelle Hochzeitsfotografin habe ihr eine Fülle an Material für ihre schriftstellerische Tätigkeit beschert, vor allem im Hinblick auf ihre Liebesromane, so die...

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