Lady Joan – verflucht, verzweifelt, verliebt

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Ein Fluch lastet auf Lady Joan de Laurent: Alle drei Männer, denen sie versprochen war, sind noch vor der Trauung verstorben. Sie muss fortan allein bleiben. Dennoch erfährt sie, was heiße Leidenschaft ist – in einer heimlichen, wildromantischen Nacht mit dem irischen Prinzen Ronan Ó Callaghan. Gegen jede Vernunft verliebt sich die Verfluchte unsterblich in den willensstarken Prinzen. Als Ronan für sein Heimatland in die Schlacht ziehen soll, droht der Fluch Joans verwundetes Herz beim vierten Mal endgültig zu zerbrechen: Nicht nur würde sie die wahre Liebe ihres Lebens verlieren, sondern auch ihr ungeborenes Kind seinen Vater …


  • Erscheinungstag 01.10.2024
  • Bandnummer 411
  • ISBN / Artikelnummer 9783751526739
  • Seitenanzahl 256
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

Im Jahre 1175

Joan de Laurent war sicher, dass ein Fluch auf ihr lastete.

Die Leute auf Montbrooke hielten sie aufgrund dieser Überzeugung für reichlich verschroben, doch die junge Frau war in ihrem Herzen überzeugt davon. Zweimal war sie verlobt gewesen, und jedes Mal war ihr Bräutigam in spe noch vor der Hochzeit gestorben. Der eine war auf dem Schlachtfeld umgekommen und der andere von den Pocken befallen worden.

Fortan glaubte sie, es sei ihre Bestimmung, unverheiratet zu bleiben, weil jeder Mann, der sie zu seiner Braut erkor, dafür mit dem Leben zu bezahlen hätte. Nach und nach übernahmen die Bewohner Montbrookes ihren Aberglauben, sodass die Männer sich inzwischen bekreuzigten, wenn Joan an ihnen vorüberschritt. Auch die Frauen gingen ihr – vor allem, wenn sie schwanger waren – aus dem Weg, und selbst die Kinder rannten vor ihr davon. Wäre sie nicht Tochter des Burgherrn gewesen, hätte man sie wohl der Hexerei bezichtigt.

Joan tat alles, um diesem Eindruck entgegenzuwirken. Zum Zeichen ihrer Unschuld trug sie ausschließlich weiße Gewänder und ein eisernes Kreuz um den Hals, welches den Zauber der Elfen abwehren sollte. Nie enthüllte sie ihr schönes dunkles Haar, und täglich ging sie zur Messe.

Doch half es ihr wenig. Sobald sie den Menschen den Rücken zukehrte, spürte sie misstrauische Blicke auf sich brennen. Sie hörte ihr Geflüster und wusste, dass sie ihr feindselig gesinnt waren, weil sie sich vor ihr fürchteten. Und obwohl ihr Vater alles Erdenkliche unternahm, ihr zu einer weiteren Verbindung zu verhelfen, fand er niemanden mehr, der bereit dazu gewesen wäre, sie zu heiraten. Die abergläubische Furcht vor dem Tod war stärker als die Verlockung durch zu erwartende Reichtümer.

Joan hatte sich längst damit abgefunden, ihr Leben in Keuschheit und Frömmigkeit zu beschließen. Überzeugt davon, niemals zu heiraten und nie ein Kind der Liebe in ihren Armen zu schaukeln, war sie besonders den kleinen Kindern herzlich zugetan und liebte das Töchterchen ihres Bruders Rhys und seiner Gattin Lianna nahezu abgöttisch. Ihren eigenen quälenden Kinderwunsch aber behielt sie für sich, obwohl in ihr, die von ihrer Umgebung nach Kräften gemieden wurde, eine tiefe Sehnsucht danach brannte, sich über ihre Einsamkeit hinwegtrösten zu dürfen. Wie gern hätte sie ihren eigenen geliebten Säugling an sich drücken und sein kleines Köpfchen küssen wollen!

Lass das Träumen, denn du bist sowieso zu alt, tadelte sie sich. Andere Frauen ihres Alters hatten bereits mehrere Kinder, wohingegen Joan mit vierundzwanzig Jahren noch Jungfrau war. Und sie hegte keine Hoffnung, dass sich daran noch etwas ändern werde, obwohl ihr Vater, Edward de Laurent, es nicht zuließ, dass sie ihr Leben der Kirche weihte.

Schließlich fand er für sie einen adligen Bräutigam im fernen Irland, der bereits fortgeschrittenen Alters war. Dieser, Murdoch Ó Connor, war nicht darauf aus, Erben zu zeugen, weil er bereits Kinder aus erster Ehe hatte. So machte es ihm nichts aus, dass seine Braut bereits als alte Jungfer galt.

Man hätte meinen können, dass in Joans Herzen nun eitel Sonnenschein herrschte, dem aber war nicht so. Denn die Furcht, ein weiteres Mal zu erleben, dass ihr Bräutigam zu Tode kam, warf dunkle Schatten auf ihre Seele, wenn sie sich dafür auch eine törichte Närrin schalt.

Für ihre Reise nach Irland, für die mehrere Wochen veranschlagt wurden, stellte Edward seiner Tochter ihre beiden Brüder, Warrick und Rhys, zur Seite, die auch als Trauzeugen fungieren sollten. Der jüngere, Warrick, residierte sowieso oft im irischen Killalough, wo seine Gattin Rosamund Ländereien besaß, wohingegen sein Bruder sich abwechselnd in Schottland oder England aufhielt. Denn Rhys, der älteste Sohn Edwards, war bereits Oberhaupt des schottischen McKinnon-Clans auf Eiloch und sollte dazu den englischen Familienbesitz auf Montbrooke nach dem Tod seines Vaters als Erbe übernehmen. Jeder der beiden Brüder hatte zum Schutz der kleinen Reisegruppe gut ausgebildete Soldaten mitgenommen.

Während der Wagen durch schlammiges Gelände rollte, fiel ein sachter steter Regen. Joan, die sich die Kapuze ihres wollenen Umhangs tief in die Stirn gezogen hatte, blickte beunruhigt um sich. Noch war weit und breit kein Schloss zu sehen, lediglich strohgedeckte Hütten zogen sich einen Hügel hinauf. Ihre Hände aber waren nicht nur der Witterung wegen eiskalt, denn zwei Stimmen stritten in ihrer Brust.

Alles wird gut ausgehen, versuchte die eine ihr einzureden. Doch die andere sprach jammernd dagegen an: Ich will aber keinen alten Mann heiraten! Darauf suchte die erste sie zu besänftigen: Er kann doch von freundlichem Wesen sein, und seine Kinder werden dich als ihre Mutter ansehen.

Die Überzeugung aber, Murdoch Ó Connor müsse sterben, weil er sie zur Frau erkoren hatte, ruhte in Joan wie ein schwarzes Ungeheuer, welches nur darauf zu warten schien, sein hässliches Haupt zu erheben. Der Tod wird den Ärmsten treffen, obwohl er ganz ohne Schuld ist, dachte sie beklommen. Meine Ehe ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Warrick, der neben ihr saß, nahm wortlos ihre Hand und drückte diese, da er ahnte, welche Sorgen seine Schwester plagten. Doch half es ihr wenig.

Mutlos streifte sie die Kapuze ab und ließ Haar und Schleier vom Regen durchtränken, wobei das nasskalte Wetter bestens zu ihrer trüben Stimmung passte. Nach einer Weile wandte Rhys sich an seinen Bruder.

„Ich weiß nicht recht, ob diese Allianz für Joan wirklich vorteilhaft ist. Zwar ist Murdoch ein Stammesführer, wenn man aber sieht …“ Verstummend schüttelte er den Kopf und wies auf die Bauernhäuser, die einen baufälligen Eindruck machten.

Die wenigen Leute, an denen sie vorbeifuhren, ließen nicht den leisesten Willkommensgruß hören. Stattdessen zogen sie ernste Mienen, stießen sich mit den Ellbogen an und raunten sich Bemerkungen zu, die auch für die Brüder auf dem Wagen unverständlich waren. Denn die irische Sprache, war sie auch gleichfalls ein keltisches Idiom, ähnelte der schottischen, welche Warrick und Rhys beherrschten, nur entfernt.

Als der Wagen vor den Toren des wehrhaften Schlosses hielt, rief Rhys die beiden Burgwächter an, damit sie ihnen öffneten. Und weil auch diese bedrückt schienen und dazu eine unerklärliche Stille auf der Burg lastete, erhoben sich die in Joan schlummernden Ängste wie ein Sturm. Als sie schließlich eingelassen wurden, wandte sie sich besorgt an Warrick: „Mir scheint hier etwas nicht zu stimmen.“

Er nickte, indem er ihre Hand mit seiner beschirmte. „Ich bin ganz deiner Meinung.“

Während er ihr noch vom Wagen hinunterhalf, trat einer der Burgleute zur Begrüßung auf sie zu. Auch dieser Mann sprach nur Irisch, sodass sie seine Worte nicht verstanden, machte aber durch Gesten deutlich, die Ankömmlinge sollten ihm folgen.

Beim Betreten des großen Wohngebäudes schlug ihnen dumpfes Schweigen entgegen, worauf sie einen in der großen Halle aufgebahrten Leichnam gewahrten, vor welchem Joan zu Tode erschrocken zurückwich. Entsetzt grub sie Warrick ihre Finger in den Arm und kniff die Augen zu, während eine solch heftige Erregung sie erfasste, dass es ihr schwindlig wurde.

Denn ganz wie von ihr vorhergesehen, weilte ihr zukünftiger Ehemann nicht länger unter den Lebenden. Statt aber erleichtert zu sein, da sie wieder frei war, kamen Joan die Tränen. Und indem ein unabweisbares Schuldgefühl sich wie eine schwere Kette um ihr Herz legte, entwich daraus auch noch das letzte Quäntchen Hoffnung auf ein freudvolles Leben.

Dreimal war sie bereit gewesen, sich ehelich zu verbinden, und dreimal waren ihre Verlobten gestorben. Das konnte ihrer Meinung nach kein Zufall sein.

Eine junge Frau trat zu ihnen, deren Augen vom Weinen rot und geschwollen waren. Auch sie war allein des Irischen mächtig, doch ein junger Ire aus Warricks Diensten, den dieser zum Übersetzen mitgenommen hatte, erklärte den Besuchern, was geschehen war. Murdoch Ó Connor war früh am Morgen gestorben, sodass jeder Grund für Joans Kommen hinfällig war. Man wollte ihnen aber gern für die Nacht Quartier gewähren.

„Seid bedankt“, lehnte Rhys das Anerbieten höflich ab, „aber wir kehren lieber zum Wohnsitz meines Bruders zurück.“ Mithilfe des Übersetzers bekundete er sein Beileid und verließ mit seiner Begleitschaft das Gebäude.

Joan, die nur mit Mühe die Tränen zurückhielt, griff nach Warricks Hand, worauf dieser ihr tröstend den Arm um die Schultern legte. Doch blieb sie untröstlich, denn sie fühlte sich in ihrem Unglück wie von Gott verlacht.

Nun ist wohl endgültig klar, dass ich weder einen Gatten noch Familie haben soll, dachte sie. Und niemals werde ich ein eigenes Kind austragen. Was habe ich getan, solch ein hartes Los zu verdienen? Mir scheint mein Schicksal ungerecht.

Nach den ersten Meilen, die sie schweigend zurückgelegt hatten, räusperte Rhys sich. „So leid mir das alles für dich tut, Joan, bin ich auch erleichtert. Denn unser Vater tat nicht recht, als er dir einen alten Mann zugedachte.“

„Ach, papperlapapp! Ich wusste von Anfang an, was auf mich zukam!“, platzte sie erzürnt heraus. „Jeder Mann, der sich mir zu nähern sucht, muss sterben.“ Warricks besänftigende Hand stieß sie weg. „Tut nicht so scheinheilig! Ihr wisst es so gut wie ich.“

„Nun ja, bis jetzt hattest du tatsächlich wenig Glück mit deinen Verlobten …“, setzte er an, wurde aber sogleich von Joan unterbrochen.

„Das nennst du wenig Glück?“, fragte sie funkelnden Auges und fügte in schrillem Ton hinzu: „Drei Tote sind nicht mit ein bisschen Pech zu erklären. Seht endlich ein, dass ich unter einem Fluch stehe!“

„An solche Flüche glaube ich nicht“, entgegnete Rhys.

Doch gibt es keine andere Erklärung, dachte Joan zutiefst mutlos. Drei tote Verlobte in sieben Jahren sprachen für sich.

„Sind wir erst wieder in Killalough, magst du in Ruhe überlegen, was du tun willst“, sagte Warrick begütigend. „Oder gedenkst du, unverzüglich nach England zurückzureisen?“

„Nein, ich weiß es nicht“, flüsterte seine Schwester verzagt, indem sie blicklos aus dem Fenster starrte. Denn während Irlands saftgrüne Hügel an ihnen vorbeizogen, war ihr, als falle sie ins Bodenlose. Allein bei dem Gedanken, ihrem Vater vom Tode ihres dritten Verlobten berichten zu müssen, hätte sie sich am liebsten in ein Schneckenhaus verkrochen.

„Bleib doch ein Weilchen bei Rosamund und mir“, schlug Warrick vor, da seine Gattin und seine Schwester sich sehr gut verstanden.

„Wir können aber auch den König des MacEgan-Clans auf Laochre befragen, der vielleicht bereit wäre, ein neues Verlöbnis für dich zu arrangieren“, regte Rhys an.

Das aber war das Letzte, was Joan gewollt hätte, die es endgültig satthatte, wie eine Schachfigur herumgeschoben und wildfremden Männern angeboten zu werden, die eine Allianz mit dem Normannenreich einzugehen wünschten.

Es wird Zeit, alle Hoffnung auf eine eigene Familie fahren zu lassen, dachte sie. Von nun an möchte ich mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen führen.

Ronan Ó Callaghan war ein irischer Prinz, der aus seinem Königreich hatte fliehen müssen. Denn sein Geburtsrecht als Erster in der Thronfolge wurde ihm aberkannt, als sein Stiefbruder Odhran binnen Stunden Ronans Vater, King Brodur, stürzte. Viele Unschuldige waren abgeschlachtet worden, als der Thronräuber sich der Herrschaft bemächtigte.

Und du bist wie ein Feigling auf und davon gerannt, hielt der Prinz sich vor, indem die Schamesröte ihm ins Gesicht stieg.

Nie würde er die mutlose Miene seines Vaters bei der Festnahme durch Odhrans Söldner vergessen. Brodurs Blick, in welchem die Hilflosigkeit seines Sohnes sich spiegelte, war Ronan wie ein Messer ins Herz gefahren.

Obwohl er wusste, dass der Thronräuber ihn, den rechtmäßigen Prinzen, ohne viel Federlesen getötet hätte, hätte er nicht die Flucht ergriffen, zog sich ihm in dem Gefühl tiefer Schuld die Kehle zusammen. Dabei hätte sein Tod niemandem gedient, denn es war allein an ihm, Hilfe bei den Verbündeten zu suchen, um die Festung zurückzuerobern.

Seinen Vater derart betrogen zu sehen, war ein harter Schlag. Dieser hatte seiner zweiten Frau Eilis, die er fünf Jahre zuvor geheiratet hatte, wie auch ihrem Sohn, den sie mit in die Ehe gebracht hatte, das gebotene Vertrauen entgegengebracht. Doch hatten beide die Jahre genutzt, um so manchen Gefolgsmann des Königs auf ihre Seite zu ziehen.

Jetzt konnte niemand wirklich sagen, wer auf Clonagh treu zum wahren König stand und wer ein Verräter war.

Hass brannte in Ronan, der mit nichts als dem, was er auf dem Leibe trug, sowie seinem Schwert und seinem Pferd entkommen war. Dann hatte er zwei Tage gebraucht, um Laochre zu erreichen, die Festung des Königs der MacEgans, eines verbündeten Stammes.

Dort wollte der junge Prinz vor King Patrick, dem Herren über die Südprovinzen, das Knie beugen und um Beistand bei der Rückeroberung seines Landes bitten. Für Patricks Zusage war er alles zu tun bereit.

Die eckigen Türme des nach normannischer Art erbauten Schlosses waren aus Holz und Stein und boten einen weiten Blick über die Lande des Clans, die sich vom Gipfel des Amadán bis zur Küste hinunter erstreckten. Sogar die Insel Ennisleigh gehörte zum Herrschaftsbereich King Patricks, und wenn es überhaupt Hilfe gab, dann von dem mächtigen Stamm der MacEgans.

Als Ronan ans Tor heranritt, wusste er wohl, dass er kaum noch dem Prinzen glich, der er vormals gewesen. Seit Tagen auf dem Pferderücken, hatte er nur haltgemacht, um seinem Reittier Erholung zu gönnen, und war dementsprechend erschöpft. Zudem wies seine Rüstung Blutflecken auf, aber er war fest entschlossen, sich nicht daran hindern zu lassen, vor den König zu treten.

Immerhin wurde ihm anstandslos Einlass gewährt, sodass er aufatmen konnte. Kurz taumelte er vor Übermüdung, als er abstieg und sein Ross einem Stallknecht übergab. Und auch der Duft nach Essen, der in der Luft lag, gab ihm einen Schlag. Seine Selbstdisziplin aber half ihm über die Schwäche hinweg.

Beim Erklimmen der Treppe fiel sein Blick auf eine Frau, die im Innenhof aus einer Frauenschar hervorstrahlte wie die Sonne selbst. In ihrem schneeweißen Kleid normannischen Stils war sie schön, als stelle sie das ideale Bild einer Adligen vor. Ein Schleier lag über ihrem dunklen Haar, unter dem sich eine dunkle Locke hervorgestohlen hatte. Zwar wirkte sie zurückhaltend, doch spielte ein Lächeln um ihren schönen Mund, das seine Aufmerksamkeit fing.

Unwillkürlich fragte er sich, wer die Unbekannte sein mochte, und stellte die Vermutung an, sie sei mit Queen Isabel verwandt.

Aufmerksam beobachtete der Prinz, wie ein kleines Mädchen von nicht einmal drei Jahren auf die Frau in Weiß zulief und sich in ihre Arme warf. Dieses Kind war der Grund für ihr bezauberndes Lächeln, das nun zu einem hellen Lachen wurde, als sie die Kleine aufhob und ihr einen Kuss auf die Wange gab. Da nahm Ronan an, die beiden seien Mutter und Kind.

Plötzlich deutete das Mädchen auf ihn und flüsterte der Frau etwas zu, worauf diese den Blick zu ihm aufhob. Unvermittelt erlosch ihr Lächeln, und schnell führte sie das Kind hinweg.

Der Prinz aber fühlte sich wie an den Pranger gestellt. Zwar war ihm klar, dass die Kleine ihm nichts vorzuwerfen hatte, doch überlief es ihn kalt. Denn er dachte an die Kinder auf Clonagh, die vergeblich versucht hatten, ihre Väter zu verteidigen, bevor diese ihr Leben aushauchten.

Den Tod eines von ihnen aber meinte er persönlich verantworten zu müssen, und das seit geraumer Zeit.

In Wahrheit war es nicht dir bestimmt, ihr Prinz zu sein, flüsterte es in seinem Inneren. Ardan sollte König werden, und nicht du.

Vor Kummer und Scham wurde ihm heiß, doch wusste er, dass er das Gefühl, große Schuld auf sich geladen zu haben, in die Schranken weisen musste. Denn es galt, die Fehler wiedergutzumachen, die er in der Vergangenheit begangen hatte. Hier war er, auf der Suche nach Hilfe für Clonagh, und das Letzte, das er brauchen konnte, war eine faszinierende Frau, die ihn von seinem Auftrag ablenkte.

Oben an der Treppe wurde er von Sir Anselm begrüßt, einem normannischen Ritter, der seit Jahren getreuer Gefolgsmann King Patricks war. Mehr als einmal hatte er Ronans heimatliches Schloss aufgesucht, um ein Anliegen seines Herrn zu übermitteln.

„My Lord, welche Überraschung, Euch zu sehen“, sagte dieser, indem er respektvoll das Knie beugte.

Doch war Ronan auch ein Flaith, womit der Status eines Unabhängigen von hoher Stellung bezeichnet wurde, und noch dazu ein Königssohn, erinnerte ihn die Höflichkeit, mit der ihm begegnet wurde, einmal mehr daran, dass er all seiner Privilegien beraubt war. Auch mochten einige Leute es ihm ankreiden, dass er den Sturz seines Vaters nicht hatte verhindern können.

Als Nächstes folgte der Prinz dem Ritter in den Donjon hinein, womit der wehrhafte Wohnturm der Burg bezeichnet ist. Seine Stimmung war unverändert düster, und es fiel ihm schwer, die Geduld zu behalten, weil seine Sorge um Clonagh ihm auf den Nägeln brannte. Um aber seinen Stiefbruder möglichst bald ohne weiteres Blutvergießen wieder abzusetzen, brauchte er dringend gut ausgebildete Soldaten.

Als sie in die Great Hall traten, lauschten an deren einem Ende Dutzende Männer und Frauen den Geschichten, welche Trahern MacEgan, des Königs Bruder, zum Besten gab. King Patrick und Queen Isabel hingegen saßen mit ihrem jüngsten Sohn und zwei Männern, deren Rüstung von normannischer Machart war, auf dem ihnen und ihren Ehrengästen vorbehaltenen Podium.

Unter dem aufmerksamen Blick des Königs geleitete Sir Anselm den Prinzen die wenigen Stufen empor zu ihm, wobei es Ronan unpassend vorkam, in derart ramponiertem Zustand vor King Patrick hinzutreten. Die Miene der Königin aber zeigte nichts als Mitgefühl, worauf sie einem Diener Anweisungen zuflüsterte.

„Auf Euren Besuch war ich nicht gefasst, Ronan“, ließ der König sich in ernstem Ton vernehmen. „Setzt Euch zu uns und diniert mit uns.“ Gleich servierte man dem neuen Gast ein Eintopfgericht mit Brot, das er binnen Minuten auf möglichst manierliche Art verspeiste. Dabei nahm er sich zusammen, um nicht draufloszuschlingen, obwohl sein leerer Magen ihn dazu trieb, doch war er nicht böse, als er einen Nachschlag erhielt.

Nach beendeter Mahlzeit stellte King Patrick dem Prinzen die beiden Männer an seiner Seite als Rhys und Warrick de Laurent vor, wobei er sich aus Höflichkeit des Normannischen bediente, um seine Gäste von der Unterhaltung nicht auszuschließen. Ronan aber war froh, dass sein Vater ihn in seiner Jugend genötigt hatte, eine Reihe fremder Sprachen zu lernen, was ihm als Jüngling nichts als eine lästige Pflicht bedeutet hatte. Dass er des Normannischen mächtig war, kam ihm nun zupass, denn die beiden Männer sahen wie Krieger aus, und ihm war Hilfe von jeder Seite willkommen.

„Ich hörte von dem Umsturz, der auf Clonagh vor sich ging“, fuhr King Patrick fort, „und dass King Brodur in Geiselhaft genommen wurde. Unsere Nachbarn auf Gall Tír benachrichtigten uns.“

Ronan nickte und bestätigte die Meldung: „Mein Stiefbruder Odhran zog seine heimlich aufgestellten Streitkräfte zusammen und nahm meinen Vater gefangen.“

Darauf erzählte er ausführlich und betont nüchtern, wie sich alles begeben hatte.

Als aber die Frau in Weiß, das kleine Mädchen auf der Hüfte, in die Halle kam, lenkte ihn diese kurz vom Thema ab. Mit den Augen verfolgte er sie, welche die Kleine bei einer Kinderschar absetzen wollte, die rings um einen Barden saß und seinen Märchen zuhörte. Das Mädchen aber wollte dort nicht sitzen, krümmte und wand sich auf ihrem Arm und lief, als sie es hinunterließ, so schnell die kleinen Beinchen es trugen, in die Halle hinein. Da folgte die Frau dem Kind und passte auf, dass es nicht hinfiel.

Als Ronan gewahr wurde, dass die Normannen ihn beobachteten, zwang er sich, ihnen wieder seine volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. „Ich bin gekommen, um Soldaten zu bitten, mit denen ich Clonagh zurückerobern kann“, schloss er seinen Bericht. „Denn ich will nicht zugeben, dass meine Leute in Zukunft die Herrschaft Odhrans erdulden müssen. Natürlich scheuen sie sich, gegen ihre eigenen Stammesbrüder zu kämpfen, sodass es an mir ist, die Revolte niederzuschlagen.“

King Patrick wechselte beredte Blicke mit den beiden Brüdern, dann ergriff Warrick de Laurent das Wort. „An wie viele Männer dachtet Ihr?“

„Zwei Dutzend sollten reichen, wenn drei Dutzend auch besser wären“, antwortete der Prinz.

„Und wie gedenkt Ihr die Festung zu halten, wenn sie wieder in Eurer Hand ist?“

„Haben wir Odhran erst davongejagt, sollte dies nicht schwer zu bewerkstelligen sein.“

Noch hatte er den König nicht überzeugt. „Was wurde aus Queen Eilis während des Umsturzes?“

Beim Gedanken an die Frau seines Vaters loderte Hass in Ronans Herzen auf. „Sie unterstützte die Rebellion ihres Sohnes und hinterging meinen Vater auf das Gröbste.“

Missbilligend verzog King Patrick den Mund. „Das ist hart für ihn. Doch mag es Euch auch unerträglich anmuten, von naher Seite Verrat zu erleben, besitzt Ihr nicht das Recht, die Gemahlin Eures Vaters des Königreiches zu verweisen. Das kann nur er selbst.“

Daran hatte Ronan nicht gedacht. Immerhin war nicht ganz auszuschließen, dass King Brodur seiner Königin Verzeihung gewährte. „Was schlagt Ihr vor?“, fragte er mit gepresster Stimme.

„Ihr selbst solltet den Thron beanspruchen und Euch möglichst bald verheiraten. Wählt eine Frau, welche über eine eigene Schutzmacht gebietet und so zur Wehrhaftigkeit Clonaghs beiträgt. Denn es wird wohl ein gutes Jahr brauchen, bis Ihr wisst, welche Stammesbrüder Euch treu zur Seite stehen und welche nicht.“

Der Rat des Königs gefiel dem Prinzen nicht. „Ich werde mich weder hinter den Röcken einer Frau verstecken noch hinter ihren Soldaten“, rief er aus. Niemand aber wusste, dass er sich das Recht absprach, eine Ehe einzugehen, weil er sich als Versager fühlte.

„Rhys und Warrick kamen als Begleiter ihrer Schwester nach Irland, die sich hier verloben sollte“, fuhr der König fort. „Leider starb der Bräutigam noch vor ihrer Ankunft, und so suchen die Brüder einen neuen Gemahl für sie. Überlegt gut, ob eine Allianz mit den Normannen Euch nicht zum Vorteil gereichte, denn Ihr müsst wissen, dass Warrick aufgrund seiner Ehe auch Ländereien in Irland besitzt.“ Mit dem Kopf wies er auf einen seiner Gäste, nahm dann die Hand seiner Gemahlin und fuhr seinem Sohn liebevoll durchs Haar. „Ihr mögt sie zuerst kennenlernen und dann entscheiden.“

In Ronan aber sträubte sich alles gegen den Gedanken, eine Frau zu heiraten, um von ihrer Streitmacht zu profitieren. Lieber noch hätte er Landsknechte angeheuert, die er nach erbrachtem Einsatz wieder entlassen konnte. Dazu kam, dass er nach dem Tod seines Bruders Ardan den Frauen sowieso abgeschworen hatte.

Bevor er sich aber äußern konnte, sagte Rhys de Laurent: „Wenn ich es auch durchaus begrüßte, ginge meine Schwester eine neue Verbindung ein, solltet Ihr gleich wissen, dass Joan einer Heirat … nun ja, abhold ist.“

Ronan atmete auf, da es so aussah, als könne er einer Ehe mit der Normannin aus dem Wege gehen, ohne ihre Brüder vor den Kopf zu stoßen. „Ich bitte um Verzeihung, aber die Zeit drängt. Es gilt, meine Leute von dem Schurken zu befreien, der auf dem Thron meines Vaters sitzt. Zwei Tage sind bereits verflossen, weshalb ich es als meine Pflicht ansehe, zuallererst mit einer ausreichenden Anzahl Soldaten heimzukehren. Hochzeitsverhandlungen müssen bis nach der Befreiung Clonaghs warten.“

Die zwei Brüder wechselten nachdenkliche Blicke. Dann sagte der jüngere: „Wir könnten Euch wohl helfen, werden die Entscheidung aber unserer Schwester überlassen. Erlangt Ihr ihre Zustimmung, bekommt Ihr so viele Männer wie nötig.“

Ronan schluckte, denn er verstand, dass es den beiden Normannen offenbar mehr am Herzen lag, einen Ehemann für ihre Schwester zu finden, als einem Fremden, der in Not geraten war, zur Seite zu springen. Da begann der Prinz sich unversehens wie eine Schachfigur zu fühlen, deren nächste Züge von einem unsichtbaren Spieler bestimmt wurden.

Doch ließ er sich seine Verärgerung nicht anmerken, als er Warricks Blick begegnete. Dann fragte er, ganz als lenke er ein: „Ist sie denn in der Nähe?“ Insgeheim nahm er sich aber vor, die Frau davon zu überzeugen, dass sie nicht zueinander passten.

„Joan sitzt dort drüben mit meiner kleinen Tochter“, antwortete Rhys. „Sie trägt ein weißes Kleid.“

Als Ronan hörte, dass es sich um die Frau in Weiß handelte, die ihn von Anfang an fasziniert hatte, überkam ihn eine vage Vorahnung, die er nicht zu deuten vermochte. Sinnend ließ er seinen Blick auf ihr ruhen, deren Antlitz rein und unberührt anmutete wie frisch gefallener Schnee. Unerwartet hob sie ihre klaren blauen Augen und schaute ihn an, doch war sie bei all ihrer Schönheit von einem Schleier aus Traurigkeit umgeben.

„Ich würde sie lieber erst treffen, nachdem ich mich gewaschen habe“, sagte er. Der Aufschub bis zu seiner Begegnung mit der Normannin war ihm mehr als willkommen, da er Zeit gewann, die Lage zu durchdenken.

„Ich lasse Euch ein Bad bereiten und schicke jemanden, Euch aufzuwarten“, kam die Königin ihm entgegen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, das ihn fast hätte glauben lassen, sie führe etwas im Schilde.

Und während er zwei Bediensteten aus der Halle hinausfolgte, dämmerte es ihm, dass man hier daran arbeitete, seinem Leben eine unerwartete Wendung zu geben.

„Ihr habt wohl den Verstand verloren!“ Zornig starrte Joan ihre Brüder an. „Glaubt Ihr wirklich, ich lasse mich auf ein weiteres Verlöbnis ein? Niemals!“

„Wir wollen doch nur, dass du ein paar Worte mit ihm wechselst“, suchte Rhys sie zu besänftigen. „Ist es denn nicht ganz in deinem Sinn, die Wahl selbst zu treffen? Er mag ja völlig anders sein, als du es von deinen früheren Verlobten gewohnt bist, aber er ist ein echter irischer Prinz.“

„Hast du vergessen, dass jeder Mann, dem ich versprochen war, sterben musste?“, fragte sie aufgebracht. „Versteh doch, dass ich nie wieder jemandem den Tod bringen werde!“

„Furcht ist kein guter Ratgeber, Schwesterherz“, versetzte er, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ich verlange nichts weiter, als dass du ihn dir wenigstens ansiehst. Sein Name ist Ronan Ó Callaghan.“

Joan wusste genau, von wem die Rede war, weil der Prinz bereits ihre Aufmerksamkeit gewonnen hatte, als er in seiner blutbefleckten Rüstung auf den Hof geritten war. Ronan strahlte etwas Ungezügeltes aus, als kümmere es ihn nicht, was andere von ihm hielten. Sie hätte nicht leugnen können, dass es ihr in den Adern geprickelt hatte, als er sie unverblümt anstarrte, denn seine grünen Augen sprühten vor Kraft. Sein blondes Haar trug er kurz, und Bartschatten lagen dunkel unter seinen Wangenknochen, da er sich tagelang nicht hatte rasieren können. Er war so unbestreitbar anziehend, dass sein Anblick ihr für einen Augenblick den Atem geraubt hatte.

Auch Joans kleiner Nichte war der Ankömmling nicht entgangen. Ganz als erkenne sie ihn wieder, hatte sie auf ihn gezeigt und gesagt: „Da ist ja der Mann, den du heiraten wirst, Tante Joan.“

Da war die junge Frau erschrocken und hatte eiligst dafür gesorgt, dass das helle Stimmchen der Kleinen nicht ans Ohr des Mannes dringen konnte, indem sie schleunigst mit ihr das Weite suchte. Die Behauptung des Mädchens aber ging ihr unter die Haut, was nicht allein daran lag, dass man den alten Spruch „Kindermund tut Wahrheit kund“ allerorten in Ehren hielt. Vielmehr war ihr schon öfter aufgefallen, dass Sorcha eine seherische Gabe besaß. Und da Joan an übernatürliche Kräfte glaubte, hätte sie die Worte der Kleinen normalerweise ernst genommen. Diesmal aber wollte sie von der Prophezeiung des Kindes nichts wissen. Denn solange sie nicht sicher wusste, ob und wie der Fluch, der auf ihr lastete, gebrochen werden konnte, war sie fest entschlossen, sich auf kein neues Verlöbnis einzulassen.

Nun richtete auch Warrick, der in der Regel weniger bestimmend auftrat als sein älterer Bruder, das Wort an seine Schwester. „Ronan Ó Callaghan braucht Hilfe, Joan. Sein Stiefbruder zettelte eine Revolte an, nahm den König in Geiselhaft und setzte sich selbst auf den Thron. Deshalb ersuchte uns der Prinz, ihm Soldaten zu überlassen, das Königreich seines Vaters zurückzugewinnen.“

„Helft ihm ruhig, ich habe nichts dagegen. Heiraten aber will ich ihn nicht.“ Sie verstand durchaus, dass es nicht schaden konnte, die normannischen Beziehungen zum irischen Adel auszubauen, doch lehnte sie es ab, ihr Leben mit in die Waagschale zu werfen.

„Niemand will dich zwingen“, versicherte Warrick ihr und drückte liebevoll ihre Hand. „Wir schlagen ja nur vor, ihn dir unverbindlich anzusehen.“

Joan seufzte kopfschüttelnd, denn sie war der felsenfesten Überzeugung, das Schicksal habe sie zur Einsamkeit bestimmt. Der Gedanke an ihre Zukunft aber war alles andere als erfreulich, schien diese sich doch endlos wie ein Meer aus Sand vor ihr zu erstrecken, welches sie zu durchqueren hatte, bis der Tod sie am Ende von ihrem öden Leben erlöste. Zudem konnte sie sich nicht vorstellen, dass dieser gut aussehende Mann ihr einen zweiten Blick gönnen werde. Schließlich galt sie mit ihren vierundzwanzig Jahren als spätes Mädchen, oder, wie man hierzulande sagte, als sitzen geblieben.

Nun trat Queen Isabel, ihren jüngsten Sohn Liam an der Hand, zu ihnen. Sie trug ein rubinrotes Gewand, den traditionellen Silberreif um den schlanken Hals und ein Band aus Silber um die hohe Stirn. „Würdet Ihr mich bitte begleiten, Lady Joan?“, fragte sie freundlich.

Gern hätte Joan abgelehnt, doch ihr Gaststatus gebot es, besonders höflich aufzutreten. Auch wusste sie, dass Warrick mit den MacEgans eine stabile Allianz zu schließen suchte, um seinen durch Heirat erlangten Besitz im irischen Killalough abzusichern.

„Selbstverständlich“, murmelte sie und folgte der Gastgeberin in den Korridor. Um das Gespräch von vornherein in neutrale Bahnen zu lenken, ergriff sie das Wort als Erste. „Euer Sohn ist solch ein lieber Junge. Er scheint mir im selben Alter wie Sorcha zu sein, oder irre ich mich?“

Isabel begann zu strahlen. „Liam ist ein wirklich gutherziger kleiner Bursche, wenn er auch mitunter Dummheiten anstellt.“ Damit setzte sie ihn sich auf die Hüfte und küsste ihn auf die Stirn.

Der Junge aber wollte wieder hinunter. „Lass mich herumlaufen, Mutter.“

Da stellte sie ihn wieder auf die Beine und winkte eine Bedienstete heran. „Bringt meinen Sohn zu seiner Kindsmagd. Es ist Zeit, dass er ein Schläfchen hält.“ Sie küsste den Kleinen auf die Wange. „Ich komme gleich und wünsche dir schöne Träume.“

Da schlang der Junge zum Abschied seine Ärmchen um ihre Beine, warf ihr ein strahlendes Lächeln zu und folgte dann widerspruchslos der Dienerin, die ihn zum Kinderzimmer führte. Joan, die im Herzen ihre eigene schmerzliche Sehnsucht nach einem Kind spürte, brachte trotzdem ein Lächeln zustande. „Ihr dürft wirklich stolz auf ihn sein.“

„Das bin ich auch. Und so Gott will, werde ich weitere Kinder bekommen.“ Ein Hauch Betrübnis in ihrer Stimme aber ließ Joan vermuten, dass die Königin bereits ein Kind verloren hatte.

Auf dem Weg zu den Privatgemächern schnitt Isabel ein neues Thema an. „Eure Brüder haben Euch sicher von Ronan Ó Callaghan berichtet, der unser Freund und Verbündeter ist.“

Habe ich’s doch gewusst, dachte Joan. Sie will mich verkuppeln! „So ist es“, gab sie mit gezwungenem Lächeln zurück. „Wollt Ihr mich aber ersuchen, ihn zu heiraten, muss ich leider ablehnen.“

Die Queen lachte leise auf. „Nur keine Sorge, Lady Joan. Ich bin Normannin wie Ihr und würde Euch niemals zu einer Verbindung drängen, die Ihr nicht wünscht.“

Damit blieben sie vor einer der Türen stehen.

„Weil Ronan nach allem, was er durchlebte, ein Bad bitter nötig hat, habe ich ihm eines bereiten lassen. Ich hätte eine der Hofdamen bitten können, ihm aufzuwarten, wollte Euch aber nicht übergehen. Ihr könntet ihm auf unverfängliche Art begegnen und anschließend besser beurteilen, ob Eure Brüder ihm bei der Rückeroberung Clonaghs zur Seite stehen sollen oder nicht.“

Es war durchaus üblich, dass Edelfrauen ihren Gästen beim Baden behilflich waren, und Joan verstand, dass die Königin ihr eine Möglichkeit bieten wollte, sich eine fundierte Meinung zu bilden. „Solange es nicht darum geht, mich an den Mann zu bringen, bin ich einverstanden.“

Isabel schüttelte amüsiert den Kopf. „Keineswegs. Wie ich hörte, wollte sein Vater ihn vor dem Umsturz mit einer Königstochter aus Tornall vermählen.“

Joan war erleichtert. „Das höre ich gern.“

„Nun geht und prüft, ob Ronan vertrauenswürdig ist. Die Sorge, dass wir hinter Eurem Rücken eine Ehe für Euch anbahnen, ist unnötig.“

Da neigte Joan ihr Haupt und öffnete die Tür. Ronan war noch nicht im Zimmer, die Queen aber versicherte ihr, dass er jeden Moment kommen werde. Und da die Wanne bereits mit heißem Wasser befüllt war, nutzte Joan die Zeit, indem sie Seife und alles andere zusammenlegte, was zum Baden nötig war.

Oft genug hatte sie Gästen ihres Vaters bei der körperlichen Reinigung aufgewartet, sodass der Vorgang ihr vertraut war. Dazu beruhigte es sie, von den Heiratsplänen Ronans zu wissen, sodass das Zusammentreffen mit dem irischen Prinzen für sie jeden Schrecken verlor.

Schließlich öffnete sich die Tür, und Ronan stand auf der Schwelle. Er war ein großer Mann, und Joan, selbst hochgewachsen, hätte ihm nur bis zum Kinn gereicht. Prüfend betrachtete sie seine blutige Rüstung, die ebenfalls einer Reinigung bedurfte, und erkannte die Erschöpfung des Trägers an den Schatten, die unter seinen grünen Augen lagen. Sein blondes Haar war verfilzt, und kurz fragte sie sich, wie seine unrasierten Wangen sich wohl anfühlten. Sie fand ihn äußerst anziehend, zwang sich aber zu einem unbefangenen Lächeln.

Weil er aber eher gequält zurücklächelte, begann sie zu vermuten, er fürchte ebenfalls, zu einer ungewollten Verbindung gedrängt zu werden. Bedauernd schüttelte sie den Kopf, als er auf Irisch das Wort an sie richtete, weil sie diese Sprache nicht verstand. Darauf fragte er sie auf Normannisch: „Haben Eure Brüder unser Zusammentreffen arrangiert?“

„Nein, die Königin war es“, antwortete sie und merkte schulterzuckend an: „Ich bin gekommen, Euch aufzuwarten. Etwas anderes liegt mir nicht im Sinn.“

Noch schien er nicht völlig überzeugt, doch schien ihr offener Blick ihre Worte zu bestätigen.

So fragte er schließlich: „Helft Ihr mir, meine Rüstung abzunehmen?“

„Selbstverständlich.“ Darauf ging sie ihm beim Ausziehen der Tunika und des Kettenhemdes, das er darunter trug, beherzt zur Hand. Dieses war so schwer, dass sie unter dem Gewicht taumelte, doch schaffte sie es, es sorgsam auf dem Boden abzulegen. „Falls gewünscht, sorge ich dafür, dass alles bald wieder sauber ist“, sagte sie, von all dem verkrusteten Blut auf seiner Kleidung erschüttert. Es kündete davon, wie heftig er gekämpft hatte, bevor er geflohen war.

„Seid bedankt“, sagte er und atmete tief durch. „Ich bin Ronan Ó Callaghan.“

„Und ich bin Joan de Laurent“, gab sie zurück. „Meine Brüder Warrick und Rhys kennt Ihr ja schon.“ Um ihm zu zeigen, dass sie nichts von ihm erwartete und er sich in ihrer Gegenwart entspannen könne, schenkte sie ihm ein weiteres offenes Lächeln. „Die Andeutungen, die sie in meine Richtung fallen lassen, dürft Ihr getrost ignorieren.“

Er nickte kurz und zog sich dann weiter aus, bis er nur noch die Hosen anhatte. Da schlug Joan, die ihm seine Sachen abnahm, züchtig die Augen zu Boden und wandte sich ihm erst wieder zu, als er von Wasser bedeckt in der Wanne saß.

Weil der Zuber aber nicht groß genug für Ronan war und seine breiten Schultern und muskulösen Arme darüber hinausragten, stieg Joan die Röte ins Gesicht, denn sie fand ihn sehr schön. Und während sie zusah, wie glitzernde Wassertropfen über seine glatte feuchtschimmernde Haut liefen, keimte ein unbekanntes Verlangen in ihr auf, das sie gleichermaßen genoss, wie es sie befremdete.

„Ist das Wasser auch warm genug?“, fragte sie, ohne sich etwas anmerken zu lassen.

„Das ist es, seid bedankt.“ Als er nach der Seife greifen wollte, kam sie ihm zuvor, tunkte sie ins Wasser und brachte sie zum Schäumen. Da saß der irische Prinz ganz still und ließ sich von der jungen Frau den Rücken waschen. Nach und nach schien er es zu genießen, dass sie ihn mit einem Leinenlappen sauber rieb, und zuckte nur einmal kurz zusammen, als sie an eine empfindliche Stelle geriet.

Was sie tat, war ihr als eine Geste der Höflichkeit vertraut, die sie an etlichen Gästen ihres Vaters vollzogen hatte; doch nie war sie sich der nackten Haut, die sie berührte, so hellauf bewusst gewesen. Weil sie aber fürchtete, dem jungen Krieger noch einmal wehzutun, fragte sie: „Muss ich auf Wunden achten, welche Ihr beim Kampf davontrugt?“

Das verneinte er. „Ich habe nur ein paar Schrammen und blaue Flecken, nichts Ernstes.“

Da ließ sie ihre Hände bewundernd über seinen festen Leib gleiten und hoffte nur, er merke nicht, wie begehrenswert sie ihn fand. Nie hatte sie einem Manne wie ihm aufgewartet, der nicht nur blendend aussah, sondern dazu stahlharte Muskeln am ganzen Körper besaß. Beschämt ging ihr auf, dass sie ihm mit Freuden ihre Jungfernschaft geopfert hätte, wäre er ihr Bräutigam gewesen.

Die Vorstellung aber, er berühre sie mit seinen kräftigen Händen, raubte ihr den Atem. Und während ihre Wangen sich röteten und zu brennen begannen, verstand sie plötzlich die anzüglichen Bemerkungen, welche andere Frauen manchmal austauschten und die ihr bisher ein Rätsel gewesen waren. Denn während sie den schönen jungen Mann wusch, straffte ihr Leib sich wie in Erwartung von etwas Neuem, und sie wusste, dass es allein an ihm lag.

„Sicher seid Ihr todmüde von der Reise“, sagte sie, um davon abzulenken, was mit ihr geschah. „Legtet Ihr überhaupt einmal eine Rast ein?“

„Ihr habt recht“, gab er zu. „Ich ließ nur ab und zu mein Pferd ausruhen. Doch selbst ohne nennenswerte Pausen brauchte ich zwei ganze Tage von Clonagh nach Laochre.“

Zu hören, dass Ronan seinen Schlaf geopfert hatte, um so schnell wie möglich Hilfe für seinen Stamm zu organisieren, öffnete ihm ihr Herz. Für seine Selbstdisziplin und innere Stärke war sie voll Bewunderung und erkannte ihn als Mann von Ehre.

Als sie ihm bedeutete, sich zurückzulehnen, einen Tonkrug nahm und ihm warmes Wasser übers Haar goss, verlieh dies ihrer Begegnung etwas Vertrauliches. Und während der Prinz die Augen schloss und sich der Entspannung hingab, vermochte Joan nicht die Augen von seinen muskulösen Armen und Schultern abzuwenden, über die das Wasser in hellen Bächen niederrann.

Eine gewisse Ahnung überkam sie, wie es wäre, diesen Mann zu küssen und sich von ihm umarmen zu lassen, obwohl sie einschlägiger Erfahrung ermangelte. Dazu regte ein unbekanntes Verlangen sich zwischen ihren Beinen und stieg weiter empor, sodass ihre Brüste sich unter ihrem Gewand viel schwerer und empfindlicher anfühlten.

Solche Gefühle waren Joan ebenso neu, wie sie ihr unerhört vorkamen. Und während sie dem Prinzen die Seife aus dem Haar spülte, öffnete dieser auch noch seine grünen Augen und fing ihren Blick.

„Eure Hände tun mir wohl, Herrin“, sprach er sanft zu ihr.

Sie nickte bestürzt, ihrer Worte beraubt, er aber fuhr fort, sie unverwandt anzusehen. Da nahm sie sich zusammen, obwohl sein Mund mit den vollen Lippen sie außerordentlich faszinierte, und sprach: „Es tut mir leid, dass Euer Vater in Geiselhaft sitzt.“

„Ich hoffe, ihn bald befreien zu können“, antwortete er grimmig.

Längst hatte Joan verstanden, dass Ronan nicht zu denen gehörte, die sich hinter dem Ofen verkriechen, wenn es gefährlich wird. Dieser Mann, ein Ritter ohne Furcht und Tadel, konnte es kaum erwarten, an der Seite seiner Leute draufloszuschlagen, um sein Königreich zurückzugewinnen.

Nun setzte er sich auf, um sich die Brust waschen zu lassen, und sie ließ die Finger über seine bloße Haut gleiten. Dabei spürte sie die festen glatten Wölbungen seiner Muskeln unter ihren Handflächen und den Schlag seines Herzens. Da kam unversehens die Vorstellung über sie, wie der schöne hochgewachsene Krieger sich erhob und in voller Größe nackt vor ihr stand.

Was geschieht mir? fragte Joan sich entgeistert, spülte Ronan hastig den Schaum ab, sprang auf und holte das Trockentuch herbei.

„Sicher wisst Ihr, warum gerade Ihr ausgewählt wurdet, mir beim Baden behilflich zu sein?“, fragte er schroff.

„Ihr seid ein Königssohn und ein Ehrengast“, gab sie zur Antwort und hielt ihm, ihre Augen zur Zimmerdecke gerichtet, das Badelaken hin. Als er aus der Wanne stieg, hörte sie das Wasser schwappen, worauf er ihr das Tuch abnahm, um sich abzutrocknen.

Erst nach geraumer Weile riskierte sie einen neuen Blick auf den Prinzen, der sich inzwischen das Laken um die schmalen Hüften gebunden hatte. Sein Bauch war flach und muskulös, und ein dünner Strich feiner Haare zog sich wie ein schmales Band von seiner Brust abwärts, bis es sich unter dem Tuch verlor. Und weil die Ahnung dessen, was sich darunter befand, ihr unversehens den Atem stocken ließ, richtete sie eilends den Blick auf sein Gesicht zurück.

„Queen Isabel verriet mir, dass Ihr einer Königstochter aus Tornall versprochen seid“, sagte sie, um ihre Verlegenheit zu überspielen.

Doch verzog er tadelnd das Gesicht. „Da irrt sie. Es gibt keine formelle Übereinkunft mit Tornall, wenn mein Vater sich auch eine solche wünscht.“

Joan schluckte, lag doch die Vermutung nahe, die Königin habe sie absichtlich falsch informiert. Ronan aber stand mit verschränkten Armen vor ihr und ließ seinen Blick anerkennend über sie gleiten, wobei es ihr vorkam, als zeichne er jede Einzelheit mit den Augen nach, um sich ihr Bild einzuprägen.

Dieser Mann machte sie sprachlos. Die Bewunderung aber, die sie von seinem Gesicht ablas, tat ihr gut.

„Warum seid Ihr so still?“, fragte er, trat zu ihr und legte zu ihrer großen Überraschung seine warme feuchte Hand auf ihren Nacken.

„Was tut Ihr da?“, fuhr sie entgeistert auf, doch zog er ihr mit der anderen Hand schon den Schleier vom Kopf und enthüllte ihr langes dunkles Haar.

„Ich will Euch sehen, wie Ihr mich saht.“

Joan riss die Augen auf. „Das wird nicht nötig sein.“ Da Ronan aber fortfuhr, sie anzustarren, ihren Schleier, nach welchem sie vergeblich griff, unter den Arm geklemmt, seufzte sie auf und erwiderte seinen Blick. „Gebt mir meinen Schleier zurück, Herr“, bat sie verunsichert.

Doch ignorierte er ihre Bitte. „Euer Antlitz ist schön“, murmelte er. „Mich wundert, dass Ihr nicht längst verheiratet seid.“

Meine Verlobten sind alle tot, hätte sie ihm beinahe erklärt. Ein Fluch liegt auf mir.

Zwar waren seine Worte schmeichelhaft, doch wechselte sie lieber das Thema, indem sie ihm für die Rückeroberung seines Königreichs und die Befreiung seines Vaters Glück wünschte.

„Dafür brauche ich die Hilfe Eurer Brüder“, erinnerte er sie, „die allein auf Euer Urteil vertrauen.“ Seine Stimme war tief und ein wenig heiser und ließ Joans Gedanken kurz in die falsche Richtung abschweifen, bevor sie ihm antwortete.

„Ich habe nichts dagegen, dass meine Brüder Euch helfen, weiß aber nicht, ob sie auf mich hören werden. Habt Ihr denn vor, ihnen die Hilfe zu vergüten?“ Denn sie war sicher, dass weder Warrick noch Rhys das Leben ihrer Männer ohne Eigennutz für einen Fremden aufs Spiel setzen würden, handelte es sich auch um einen irischen Prinzen.

„Sollte ich siegen, biete ich ihnen eine Allianz mit Clonagh an“, sagte er nachdenklich. „Ich nehme an, dass man auf Killalough zuverlässige Verbündete zu schätzen weiß? Nun, es liegt bei Euch, die Bedingungen Eurer Brüder zu erfragen. Falls es Euch aber gelingt, sie von meiner Sache zu überzeugen, erweise ich Euch gern einen persönlichen Gefallen.“

Joan hätte sich fast verschluckt, fiel ihr doch als Erstes ihr sehnlicher Kinderwunsch ein, und ihr wurde heiß. Wirre Bilder, auf denen sie sich nackt auf einem Bett sah, wo sie auf Ronan wartete, stiegen in ihr auf. Was wäre, wenn er zu mir käme, um unaussprechliche Dinge mit mir zu tun? schoss es ihr durch den Kopf. Wenn er voller Lust seinen Samen in mich pflanzte, um Nachkommen zu zeugen?

Doch hatte Joan auch beschlossen, sich nie wieder zu verloben, war es ihr trotzdem unvorstellbar, der Sünde anheimzufallen. Körperliche Liebe ohne Absegnung durch die Kirche erschien ihr schlicht unannehmbar. Nie wollte sie sich so weit vergessen, sich einem Manne hinzugeben, ohne ihm angetraut zu sein.

„Nein, es … gibt keinen Wunsch, den Ihr mir erfüllen könnt“, gab sie stockend zurück, indem die Nähe des jungen Prinzen, dessen schöner Körper von nichts als einem Handtuch bedeckt war, sie zunehmend beunruhigte.

„Es muss doch etwas geben, was Ihr begehrt! Ihr wollt es nur nicht sagen“, versetzte Ronan mit warmer Stimme, die tief aus seiner Brust kam. Und da die junge Frau sich abwandte, fasste er ihre Hand. „Was verschweigt Ihr mir?“

Ich darf von meiner Sehnsucht nicht sprechen. Zwar behaupten meine Schwägerinnen, die körperliche Liebe schenke Mann und Frau unvergleichliche Erfüllung. Doch würde es Euch, wie jeden anderen auch, das Leben kosten, wolltet Ihr Euch ehelich mit mir verbinden.

Joan seufzte auf, denn die Aussicht auf eine sinnentleerte Zukunft, in der sie nichts weiter zu tun hatte, als unberührt zu altern, war wahrhaftig trostlos. Doch sah sie keinen anderen Ausweg aus ihrem Dilemma.

„Nun?“, hakte er nach und strich sanft mit dem Daumen über ihre Handfläche, als wolle er sie ermutigen, ihr Geheimnis preiszugeben. Da war ihr, als müsse sie vor Wonne schmelzen, während es ihr zwischen den Beinen kribbelte, denn ihr ganzer Körper sehnte sich danach, von ihm gestreichelt zu werden. Doch war sie fest entschlossen, es bei der einen harmlosen Liebkosung zu belassen.

„Meine Wünsche sind nicht von Belang“, brachte sie mühsam heraus.

„Ihr mögt mich wohl nicht“, sagte er in herausforderndem Ton, worauf Joan ihm gern gesagt hätte, wie sehr er sich irrte. Denn er gefiel ihr besser als jeder andere Mann, wenn er sie auch verunsicherte wie niemand zuvor. 

Tatsächlich aber sagte sie: „Ich habe nichts gegen Euch, Prinz Ronan. Doch sind Absprachen, die zu treffen mir nicht zustehen, müßig. Gern spreche ich mit meinen Brüdern, die Entscheidung aber liegt bei ihnen allein.“

Kurz studierte er ihre Miene und sagte dann geradeheraus: „Eure Brüder fordern, dass ich Euch zum Tausch für ihr Entgegenkommen zur Frau nehme.“

„Nein!“, begehrte sie auf, beschämt und zornig. „Dazu haben sie kein Recht. Ich werde mich niemals ehelich verbinden, also auch nicht mit Euch.“

Darauf herrschte Schweigen, das nur von dem gelegentlichen Geräusch einzelner Wassertropfen unterbrochen wurde, die in die Wanne fielen. Schließlich räusperte der Prinz sich und sagte: „Gut, dann sind wir uns ja einig.“

Autor

Michelle Willingham
Michelle schrieb ihren ersten historischen Liebesroman im Alter von zwölf Jahren und war stolz, acht Seiten füllen zu können. Und je mehr sie schrieb, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass eines Tages ihr Traum von einer Autorenkarriere in Erfüllung gehen würde. Sie besuchte die Universität von Notre Dame im Bundesstaat...
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