Nicht ohne meinen Bodyguard

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Ein Bodyguard zum Heiraten?
In drei Monaten soll Téa ein Vermögen erben. Weil sie wegen ihrer hektischen Art häufig in Unfälle verwickelt ist, bekommt sie bis dahin einen „Aufpasser“ an die Seite gestellt: Luciano Dante, Sicherheitsexperte und ein Freund der Familie. Aber darf ein Bodyguard so teuflisch sexy sein? Téa verliebt sich auf der Stelle in ihn und bekommt weiche Knie, als er sie küsst. Wenig später werden sie jedoch beim Liebesspiel im Whirlpool ertappt – ausgerechnet von Lucs erzkonservativem Großvater, der auf eine schnelle Heirat drängt. Zu schnell. Téa kommt ein furchtbarer Verdacht …...

Ein Bodyguard zum Küssen
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  • Erscheinungstag 08.12.2014
  • ISBN / Artikelnummer 9783733787554
  • Seitenanzahl 328
  • E-Book Format ePub
  • E-Book sofort lieferbar

Leseprobe

Cover

Day Leclaire, Ryanne Corey, Amy J. Fetzer

Nicht ohne meinen Bodyguard

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IMPRESSUM

BACCARA erscheint 14-täglich im CORA Verlag GmbH & Co. KG

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CORA Verlag GmbH & Co. KG ist ein Unternehmen der Harlequin Enterprises Ltd., Kanada

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Daniela Peter

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,
Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

 

© 2010 by Day Totton Smith

Originaltitel: „Dante’s Ultimate Gamble“

erschienen bei: Silhouette Books, Toronto

in der Reihe: DESIRE

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe: BACCARA

Band 1671 (14/2) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Übersetzung: Peter Müller

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 07/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-194-9

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

BACCARA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Day Leclaire

Ein Bodyguard zum Heiraten?

PROLOG

„Ich brauche deine Hilfe.“

Wäre die Bitte nicht von seiner Großmutter gekommen, hätte Luc Dante sie einfach ignoriert. Aber da er diese Frau von ganzem Herzen liebte, wollte er wissen: „Und was kann ich für dich tun?“

In ihren haselnussbraunen Augen sah er Mitgefühl und auch einen Funken dieses unerschütterlichen Humors, der sie auszeichnete. Als sie einen Moment lang zögerte, schrillten seine Alarmglocken – ein Warnsignal, auf das er stets hörte. „Also, um die Wahrheit zu sagen … eine Freundin von mir braucht deine Hilfe“, gab sie zu.

„Nonna …“

„Hör mich erst mal an, Luciano.“ Auf ihre Art konnte seine Großmutter genauso herrisch wie sein Großvater Primo sein. Als Luc ihr zunickte, fuhr sie fort: „Du erinnerst dich doch an meine alte Freundin Marietta de Luca, nicht wahr? Als du noch ein kleiner Junge warst, sind wir einmal alle zusammen in die Ferien gefahren. Ihr Kinder habt sie Madam genannt. Sogar ihre Enkel nennen sie so.“

Er dachte daran zurück, und alles fiel ihm wieder ein. Das Sommerhaus der Dantes. Der See. Seine drei Brüder, seine Schwester und die vier Cousins, die unbeschwert herumtollten. Und dazu die drei kleinen Mädchen – Madam de Lucas Enkelkinder – mit schwarzem Haar und dunklen Augen. Sie hatten sie heimlich immer die drei Hexenmädchen genannt.

Dann hatte es da noch ein viertes Mädchen gegeben, erinnerte er sich, mit roten Haaren und sehr blasser Haut, das sich immer sehr zurückgehalten und selten etwas gesagt hatte. Meist hatte sie gelesen. Sie hatten ihr den Spitznamen Red, die Rothaarige, gegeben – nicht sehr originell, aber sie waren ja auch noch Kinder gewesen.

Noch gut konnte er sich daran erinnern, dass dieses merkwürdig stille Mädchen zwiespältige Gefühle in ihm ausgelöst hatte, besonders wenn es ihm zufällig mal etwas näher gekommen war. Am liebsten hätte er die Kleine angestupst, um irgendeine Reaktion aus ihr herauszukitzeln. Aber sie hatte sich von ihnen allen ferngehalten, sich davongeschlichen, wenn sie sich ihr näherten, und war meist nur zu den Mahlzeiten aufgetaucht, um etwas zu essen und dann gleich wieder zu verschwinden. Aus irgendeinem Grund hatte ihr Verhalten ihn nachhaltig verstört. Vielleicht hätte er irgendetwas getan – er wusste selbst nicht was –, wenn seine Großeltern die Kinder nicht ständig im Blick gehabt hätten.

Luc schüttelte den Gedanken ab. „Ja, ich kann mich an Madam erinnern“, sagte er. Damals hatte er gedacht, Madam wäre ein passender Name für einen Hund, aber diesen Gedanken hatte er seinerzeit wohlweislich für sich behalten. Ihr Bild trat vor sein geistiges Auge: eine elegante, geradezu aristokratische Frau mit pechschwarzem Haar, deren Blick Respekt einflößte. „Was ist mit ihr?“

„Ihre älteste Enkelin Téa braucht für ein paar Wochen deine Hilfe.“

Welche der Hexen von damals mag Téa sein, fragte er sich, aber seine böse Vorahnung vertrieb die Frage. „Welche Art von Hilfe?“, hakte er misstrauisch nach.

„Na ja …“ Nonna atmete tief durch. „Um ehrlich zu sein – sie braucht einen Leibwächter.“

Luc fuhr hoch, und sein Knie begann durch die heftige Bewegung zu schmerzen. Das kam ja gar nicht infrage! „Nein.“

„Hör mal, Luciano …“

Er humpelte zu den Fenstern des Konferenzraums und blickte auf die Stadt. An jedem anderen Tag hätte er jetzt den großartigen Anblick der San Francisco Bay und den strahlend blauen Himmel bewundert, aber nicht heute. Nicht jetzt. Denn in diesem Moment begannen ihn die Erinnerungen zu überwältigen.

„Das kann ich nicht.“ Barsch stieß er die Worte hervor, ablehnender als beabsichtigt. „Das kannst du mir nicht zumuten. Das noch einmal mitzumachen …“

„Es war nicht deine Schuld“, erwiderte Nonna leise.

So sehr er sich auch bemühte, die schrecklichen Erinnerungen zu verdrängen – es gelang ihm nicht. Der verzweifelte Versuch, den Verfolgern zu entkommen. Dann der Wagen, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Der Zusammenstoß. Das Kind. Um Himmels willen, das Kind! Der Ehemann – tot. Die Ehefrau – verzweifelt. Ihr Schluchzen, ihr verzweifeltes Flehen: Lassen Sie mich sterben! Lassen Sie mich sterben … damit ich wieder bei ihnen sein kann.

Er schloss die Augen, um die Erinnerung loszuwerden. „Nein, Nonna, das kann ich nicht. Das mache ich nicht.“

„So gefährlich ist der Job nicht“, merkte sie sanft an.

Als er sich wieder im Griff hatte, sagte er ganz ruhig: „Wenn sie einen Leibwächter braucht, ist er doch gefährlich.“

„Hör mich erst mal an, cucciolo mio. Téa erbt ein großes Vermögen, wenn sie fünfundzwanzig wird.“ Nonna hob die Augen zum Himmel. „Falls sie den Geburtstag erlebt.“

Na schön, dachte er, lass sie erst mal die Geschichte erzählen, ablehnen kann ich immer noch. „Gibt es jemanden, der das verhindern will?“

„Nein, nein, so dramatisch ist es nicht. Téa ist nur ein bisschen … geistesabwesend und zerstreut.“ Nonna schüttelte den Kopf und redete dann auf Italienisch weiter. „Weil sie immer so konzentriert ist.“

Luc hob eine Augenbraue und wechselte ebenfalls ins Italienische. „Ja, was denn nun? Ist sie geistesabwesend oder konzentriert?“

„Beides gleichzeitig irgendwie. Die Sachen, mit denen sie sich gerade beschäftigt, nehmen sie komplett in Beschlag. Sie ist dann derart konzentriert darauf, dass sie alles um sich herum vergisst. Und dadurch könnte ihr leicht etwas zustoßen.“

„Dann schließt sie doch so lange weg, sperrt sie in ein Zimmer ein, bis sie ihren Geburtstag feiern kann. Wann ist es so weit?“

„In sechs Wochen.“

„Sechs Wochen, das geht doch. Das ist die Lösung.“

„Also – erstens müsste sie damit einverstanden sein, und das wird sie nicht sein. Zweitens verdient sie das Geld, das die ganze Familie braucht. Sie kann es sich nicht leisten, sechs Wochen nicht zu arbeiten. Die de Lucas stecken in finanziellen Schwierigkeiten.“

„Und damit wird es vorbei sein, sobald diese Téa fünfundzwanzig wird?“

„Ganz genau“, antwortete seine Großmutter und nickte. „An ihrem Geburtstag erbt sie einen großen Treuhandfonds und wird Besitzerin eines Unternehmens, das ihrer gesamten Familie den Lebensunterhalt sichern wird. Sollte ihr jedoch vorher etwas zustoßen …“, Nonna zuckte mit den Schultern, „… wird nichts daraus.“

„Ich habe schon einen Job.“

Das stimmte ja auch. Eigentlich. Er war Sicherheitschef für Dantes Kurierdienst, den Zweig des Unternehmens, der für den Transport der Diamanten und Juwelen zuständig war. Normalerweise hätte er deshalb keine Zeit für den Leibwächterjob gehabt. Doch weil vor Kurzem eine Lieferung gestohlen worden war und deshalb Polizei und Versicherung alles gründlich untersuchten, war der Kurierdienst für diese Zeit geschlossen.

Nonna sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. „Verkauf mich nicht für dumm, mein Junge.“

Luc seufzte. Er wusste, er saß in der Falle. „Also noch mal kurz zusammengefasst: Ich soll auf eine etwas zerstreute junge Frau aufpassen, damit sie ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag noch erlebt? Das ist alles? Keine Gefahr, keine richtige Leibwächtertätigkeit? Du brauchst also nur einen … ja, was eigentlich? Einen Babysitter?“

Nonna lächelte erleichtert. „Ganz genau. Téa de Luca braucht für die nächsten sechs Wochen einen Babysitter. Und ich habe Madam versprochen, dass du auf ihr Baby aufpasst.“

1. KAPITEL

Luc hatte sich auf den zerbrechlich wirkenden Stuhl an dem kleinen Bistrotisch gequetscht, was bei seiner Größe von eins neunzig nicht ganz einfach war. Ihm gegenüber saßen Nonna und Madam und unterhielten sich angeregt auf Italienisch. Gemeinsam warteten sie in dem beliebten Café in Downtown San Francisco auf Téa de Luca – oder Hexenmädchen Nummer eins, wie Luc sie insgeheim nannte. Sie war unpünktlich. So etwas konnte er überhaupt nicht leiden.

Unpünktlichkeit war in seinen Augen selbstsüchtig und unhöflich. Unausgesprochen drückte sie aus: Es geht nur um mich. Frauen mit einer solchen Einstellung hasste er und mied sie, wo es nur ging.

Ungeduldig griff er in die Snack-Schale. Wo zum Teufel blieb sie nur? Sie sollte bloß nicht denken, dass er den ganzen Tag Zeit hatte, auf ihre Hoheit Prinzessin Hexenmädchen zu warten. Na ja, eigentlich hatte er schon die Zeit, weil der Kurierdienst brachlag, solange Polizei und Versicherung den Raub des Feuerdiamanten untersuchten. Trotzdem gab es jede Menge Dinge, die er lieber getan hätte. Wie etwa, sich vor einen fahrenden Zug zu werfen oder mit blutrünstigen weißen Haien um die Wette zu schwimmen.

Er räusperte sich und beugte sich zu Madam hinüber. „Wo zum Teu…“ Als er den erbosten Blick seiner Großmutter sah, besann er sich und formulierte sein Anliegen höflicher. „Würden Sie bitte noch einmal versuchen, Téa auf ihrem Handy zu erreichen, Madam?“

„Hast du denn noch was anderes vor, Luciano?“, fragte Nonna. Es klang nicht unbedingt unfreundlich, aber ihr warnender Blick entging ihm nicht.

Doch er tat so, als bemerke er ihn nicht. „Das hab ich tatsächlich“, log er, ohne rot zu werden.

Madam nahm ihr lavendelfarbenes Designer-Handy, das sie vorsichtig, als sei es eine Landmine, auf den Tisch gelegt hatte. Sie setzte ihre Lesebrille auf, die ihr an einer Kette um den Hals hing, und drückte zaghaft ein paar Tasten. „Ach nein, das war verkehrt“, murmelte sie mit gerunzelter Stirn.

„Eigentlich müsste das Gerät eine Wahlwiederholungstaste haben“, erklärte Nonna hilfsbereit. „Du hast es doch schon ein paarmal versucht …“

„Soll ich das vielleicht machen?“, bot Luc an.

Mit einer merkwürdigen Mischung aus Erleichterung und Grandezza überreichte sie ihm das Handy. Kein Wunder, dass sie Madam genannt wird, dachte Luc. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht – das wäre sehr nett.“

„Mach ich doch gerne.“

Er drückte auf das richtige Knöpfchen und wartete, dass sich die Verbindung aufbaute. Während es klingelte, beobachtete er die Passanten auf dem belebten Bürgersteig jenseits des schmiedeeisernen Zaunes. Das hatte er sich während seiner Militärzeit angewöhnt und beibehalten, als er sein Security-Unternehmen gegründet hatte. Und auch in seiner derzeitigen Beschäftigung – oder Nicht-Beschäftigung – als Sicherheitschef für Dantes Kurierdienst hatte Luc die Angewohnheit nicht abgelegt. Aber wenn alles gut ging, würde der Diebstahl bald aufgeklärt sein, und er könnte wieder sinnvollen Tätigkeiten nachgehen. Statt den Babysitter für Hexenmädchen Nummer eins zu spielen.

Eilig überquerten Fußgänger den Zebrastreifen nahe dem Café. Mit Ausnahme einer jungen Frau, die mitten auf der Straße stehen blieb, umständlich einen Aktenkoffer hochhielt und aus ihrer Umhängetasche drei Handys hervorkramte. Ohne genau zu wissen warum, stand Luc auf, das Handy immer noch am Ohr.

Die Ampel begann bereits zu blinken und zeigte damit an, dass sie gleich auf Rot springen würde. Besorgt registrierte er, dass die rothaarige junge Frau davon nichts zu bemerken schien, während sie verwirrt ihre Handys betrachtete. Schließlich griff sie nach einem davon, das – wie er selbst auf diese Entfernung erkennen konnte – lavendelfarben war. Genau die gleiche Farbe wie das in seiner Hand. Sie klappte es auf.

In dem Moment hörte er die atemlose Stimme an seinem Ohr. „Hallo? Madam?“

Alle Alarmglocken schrillten. Blitzschnell ließ Luc das Handy fallen, rannte auf den schmiedeeisernen Zaun zu und sprang mit einem großen Satz darüber, wobei er darauf achtete, auf seinem gesunden Bein zu landen. Dann setzte er zu einem Spurt an und ignorierte dabei den stechenden Schmerz. Die Ampel sprang um, und die Autos fuhren an. Du musst die Frau retten!, schoss es ihm durch den Kopf.

Nichts anderes zählte jetzt. Er dachte an seinen Cousin Nicolò, dessen Frau kurz nach ihrem Kennenlernen von einem Taxi erfasst worden war. Der Fahrer hatte auf eine andere Spur gewechselt, um ein langsames Auto zu überholen, und war dann auf den Zebrastreifen gerast, wo er Kiley erwischt hatte. Durch den Unfall hatte sie ihr Gedächtnis verloren, ein Zustand, der bis zum heutigen Tag anhielt. Doch es war ihr und Nicolò gelungen, sich ein neues Leben aufzubauen, und schon bald würde ihre Ehe von einem Baby gekrönt werden.

Rette die Frau – jetzt sofort!

Hilflos sah Luc zu, wie sich die Geschichte wiederholte. Ein Taxi umfuhr einen Lieferwagen, der in zweiter Reihe parkte. Hupend fuhr das Taxi auf den Zebrastreifen zu. Ganz offensichtlich sah der Fahrer die Frau nicht, weil er wahrscheinlich damit beschäftigt war, auf den Lieferwagenfahrer zu schimpfen. Und die Frau bemerkte nichts von der drohenden Gefahr, weil sie immer noch die Tasten auf ihrem Handy drückte.

Rette die Frau – oder sie ist verloren!

Luc stieß einen Warnruf aus und rannte humpelnd weiter. Im Stillen verfluchte er sein lädiertes Bein, das schuld daran war, dass er die Frau nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. Erst im allerletzten Moment erkannte der Fahrer die Gefahr und trat auf die Bremse. Gummi quietschte, Metall kreischte. Luc trieb sich zu noch größerer Eile an, hoffte, sein Bein würde durchhalten, aber er wusste: Er würde es nicht rechtzeitig schaffen.

Sekundenbruchteile vor dem drohenden Aufprall scherte das Taxi aus – gerade noch weit genug. In diesem Moment war Luc bei der Frau, zog sie mit sich, und beide landeten auf dem Bürgersteig. Dabei kam er mit seiner verletzten Hüfte auf, und ein stechender Schmerz durchfuhr ihn.

„Verdammt, tut das weh!“

Um die beiden herum waren zahllose Akten und Papiere verstreut. Vorsichtig versuchte Luc sich hinzusetzen, und seine Hüfte rebellierte. Verflixt! Gebrochen schien sie nicht zu sein … aber auch nicht gerade in bester Verfassung. „Bleiben Sie immer mitten auf dem Zebrastreifen stehen, damit die Autos Sie besser erwischen können?“, fuhr er die junge Frau an – etwas zorniger, als er eigentlich gewollt hatte, aber das war dem Schmerz geschuldet.

Etwas empört setzte sie sich die Brille wieder auf, die nur noch an einem Ohr gebaumelt hatte. Durch den Zusammenprall war sie verbogen, sodass sie nun schief saß. „Ich hatte gerade einen Anruf von meiner Großmutter bekommen.“ Die Erklärung schien sie wieder an das unbeendete Telefonat zu erinnern, und sie wühlte in den herumliegenden Sachen, bis sie das lavendelfarbene Handy gefunden hatte. „Hallo? Madam, bist du noch dran?“

„Téa, um Himmels willen! Ist alles in Ordnung mit dir?“

Die Stimme kam nicht aus dem Handy, sondern aus ein paar Metern Entfernung. Madam und Nonna liefen auf die beiden zu. Aufstöhnend erhob sich Luc und reichte Téa die Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Und da geschah es. Bei der Berührung war es, als durchzuckten ihn hunderttausend Volt. So etwas hatte er noch nie verspürt. Nur mühsam konnte er den Impuls unterdrücken, die Frau ganz fest zu ergreifen und mit ihr zu verschwinden. An irgendeinen geheimen Ort, wo er sie lieben konnte.

Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, und er konnte daraus nur schließen, dass sie es auch gefühlt hatte. Sie öffnete leicht die Lippen, als ob sie um einen Kuss flehte, und das Feuer in ihren blaugrünen Augen loderte hell. Plötzlich war sie ganz blass geworden, was durch ihr lockiges dunkelrotes Haar noch mehr betont wurde. Erstaunen und Unglauben spiegelten sich auf ihrem Gesicht.

Sie wandte den Blick von ihm ab und schaute auf ihre Hand, die von seiner gehalten wurde. „Was … was war denn das?“, flüsterte sie.

Tief in sich wusste er es, obwohl er es nicht wahrhaben wollte. Dafür war es einfach zu unlogisch. Ein Phänomen, an dessen Existenz er einfach nicht glauben wollte, nicht glauben konnte. Und dennoch – es hatte sich genauso angefühlt, wie sein Großvater es ihm beschrieben hatte. Genauso, wie seine Eltern es geschildert hatten. Auch seine Cousins hatten behauptet, es wäre ihnen widerfahren. Und er hatte gehofft, bei ihm würde es nie passieren.

„Das … das war unglaublich“, stieß er hervor.

„Téa?“, fragte Madam besorgt. „Téa, ich habe dich gefragt, ob alles in Ordnung mit dir ist.“

Sie riss ihre Hand von Luc los und wandte sich ihrer Großmutter zu. „Ja, mir geht’s gut. Ich wurde ein bisschen unsanft behandelt, aber ich bin nicht verletzt.“

Luc kniff die Augen zusammen. Unsanft behandelt? Was soll denn das heißen? Schließlich war er ihr wie ein Held zur Seite gesprungen, um sie zu retten!

Aber bevor er dazu etwas sagen konnte, halfen ihr einige Passanten, ihre Habseligkeiten aufzusammeln, die sie mit großer Sorgfalt wieder in ihrem Aktenkoffer und ihrer Umhängetasche verstaute. Das Begehren, das ihn gerade eben noch überwältigt hatte, verflüchtigte sich – zumindest so weit, dass er sich ebenfalls bückte und ihre drei Handys aufhob. Eins klingelte unablässig.

Madam war den Tränen nahe, und auch Nonna blickte sorgenvoll drein. Nur Téa schien von dem Geschehen seltsam unberührt zu sein.

Luc hingegen fiel es schwer, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Er wünschte sich, all das wäre nicht passiert. Sein ganzer Körper schmerzte, vor allem sein Knie und seine Hüfte. Ihn verwirrte, dass es dieser Téa offenbar überhaupt nicht bewusst war, welcher Todesgefahr sie gerade entronnen war. Was war denn das für eine Traumtänzerin? Dazu noch diese plötzliche Erregung, als er ihre Hand berührt hatte – das gefiel ihm überhaupt nicht.

Schnell entschlossen drängte er die drei Frauen ins Café. Als sie sich alle gesetzt hatten, winkte er den Kellner heran und bestellte für die Damen Kaffee – und für sich ein Bier. Etwas Stärkeres wäre ihm lieber gewesen, am liebsten hätte er eine Handvoll Schmerztabletten mit einem großen Whisky hinuntergespült. Aber weil das Café keine Spirituosen führte, musste halt Bier ausreichen.

„Wie gut, dass Sie zur Stelle waren, um Téa vor diesem verrückt gewordenen Taxifahrer zu retten“, merkte Madam an.

Mit vorwurfsvollem Blick musterte Luc Téa. „Würde Ihre Enkelin nicht mitten auf dem Zebrastreifen ans Handy gehen, bräuchte sie sich auch keine Sorgen um wild gewordene Taxifahrer zu machen.“

Téa lächelte. „Inzwischen weiß ich ja, dass Sie mich angerufen haben. Das heißt – die Schuld liegt bei Ihnen.“

„Bei mir? Ich habe mich wohl verhört!“ Der Kellner kam mit den Getränken und senkte den Blick, als er Lucs gereizte Stimme hörte. „Wieso soll ich schuld daran sein, dass Sie mitten auf dem Zebrastreifen einer belebten Straße Anrufe entgegennehmen?“

„Hätten Sie mich nicht angerufen …“

„Was nicht nötig gewesen wäre, wenn Sie pünktlich gewesen wären …“

„… hätte ich auch nicht mitten auf dem Zebrastreifen ans Handy gehen müssen.“

„Wie gesagt, wären Sie pünktlich gewesen, hätte ich Sie nicht anrufen müssen. Aber gern geschehen, nichts zu danken.“

Ungeduldig bedeutete Luc dem Kellner, die Getränke abzustellen. Unterwürfig nahm der Mann die Essensbestellung der vier entgegen und ging schnell wieder.

„Nichts zu danken?“, wiederholte Téa.

Sie blinzelte, als ihr plötzlich bewusst zu werden schien, dass sie noch ihre verbogene Lesebrille aufhatte. Schnell nahm sie sie ab und setzte dann ihr freundlichstes Lächeln auf. Was sie völlig veränderte. Eben noch war sie nur hübsch gewesen – jetzt war sie atemberaubend.

Eine gewaltige Erregung erfasste ihn. Der Wunsch, einfach mit ihr an einen geheimen Ort zu entschwinden, wurde stärker als zuvor. Schnell trank Luc einen großen Schluck Bier, in der Hoffnung, es würde die Flammen der Leidenschaft löschen. Doch das Gegenteil war der Fall. Nur ein Gedanke beherrschte ihn: Wie konnte er sie aus dieser langweiligen Runde loseisen und mit ihr verschwinden? Was sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, schrie nach Erfüllung. Nach mehrmaliger Erfüllung, wenn nötig. So oft, bis das Begehren nachließ und er wieder klar denken konnte.

„Tut mir leid“, lenkte sie ein. „Vielleicht sollten wir noch einmal ganz von vorn anfangen. Vielen Dank, dass Sie mich vor dem wild gewordenen Taxi gerettet haben. Tut mir auch leid, dass ich zu spät dran war. Aber ich versichere Ihnen, es war unvermeidlich. Normalerweise gehe ich auch nicht mitten auf der Straße an mein Handy, aber es war Madams Handy, das habe ich am Klingelton erkannt, und ihre Anrufe nehme ich immer sofort entgegen, egal wann und wo.“

Die Argumente kamen schnell und präzise. Eben noch hatte Luc sie für völlig zerstreut gehalten, aber jetzt begriff er, was Nonna neulich gemeint hatte. Diese junge Frau lebte in einem organisierten Chaos, und ihre Konzentration auf einzelne Dinge gipfelte manchmal in Selbstvergessenheit.

Langsam senkte er den Kopf. „Gut, ist in Ordnung.“

„Das wäre also geklärt“, fuhr sie fort. „Allerdings sehe ich den Sinn dieses Treffens nicht ganz ein.“ An Madam gewandt fügte sie hinzu: „Ich weiß deine Fürsorglichkeit zu schätzen, aber ich brauche keinen Leibwächter, der auf mich aufpasst.“

„Komisch“, sagte Luc. „Wenn ich bedenke, was vor fünf Minuten passiert ist, würde ich sagen, dass Sie nichts nötiger brauchen als einen Leibwächter.“

„Ach, das hätte doch jedem passieren können. Außerdem hätte das Taxi mich sowieso nicht erwischt.“

Einen Augenblick lang war Luc sprachlos. „Sind Sie verrückt geworden?“, stieß er dann hervor.

Beruhigend legte sie ihm die Hand auf den Arm, zog sie aber sofort wieder weg. Vielleicht hatte es etwas mit dem Stromstoß zu tun, der ihn in diesem Moment durchzuckte – und sie wahrscheinlich ebenso. Bei jeder kleinsten Berührung wuchs das, was zwischen ihnen war. Ihn erfüllte es mit Befriedigung, dass sie mehrere Sekunden brauchte, um weitersprechen zu können. In dem kurzen Moment der Stille kam der Kellner, servierte ihre Bestellungen und ging sofort wieder.

„Sie haben sich zweifellos heldenhaft verhalten, und ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich für mich in Gefahr begeben haben“, erwiderte Téa gestelzt und gab Essig und Öl auf ihren Salat. „Aber das Auto ist in letzter Sekunde noch ausgewichen.“

Gereizt lehnte er sich zu ihr. „Dadurch hatte ich gerade noch Gelegenheit, Sie aus der Gefahrenzone zu ziehen. Sonst hätte seine Heckstoßstange Sie erfasst.“ Er steckte sich zwei Pommes frites in den Mund. „Nein, junge Dame, hätte ich Sie nicht in letzter Sekunde gerettet, wären Sie jetzt nur noch breiige Masse.“

„Luciano …“, murmelte Nonna.

Verwirrt musterte er erst seine Großmutter, dann Madam. Beide blickten schockiert drein. Das war wohl etwas zu dick aufgetragen, dachte er. Schnell ergriff er Madams Hand. „Bitte beruhigen Sie sich. Ist ja nichts passiert. Und ich werde dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt.“

„Vielen Dank.“ Ihre Augen schimmerten feucht. „Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viel mir das bedeutet.“

„Jetzt mal langsam“, unterbrach Téa den Wortwechsel aufgebracht. „Da habe ich ja auch noch ein Wörtchen mitzureden.“

Kritisch musterte er sie. Ja, sie leistete Widerstand, aber das spornte ihn nur an. Er war sehr gut darin, jeglichen Widerstand im Keim zu ersticken, das konnten alle bezeugen. Sowohl die Männer, die beim Militär unter ihm gedient hatten, als auch seine jetzigen Mitarbeiter. „Und wenn Sie einwilligen würden, um Ihrer lieben Großmutter einen Gefallen zu tun …?“, fragte er lammfromm.

„Oh, sehr raffiniert“, meinte sie amüsiert. „Geschickt eingefädelt.“

„Du sagst doch Ja, Téa. Oder?“ Madams Frage klang mehr wie eine Forderung. „Dann könnten wir alle ruhiger schlafen. Juliann kann sich auf ihre Hochzeit konzentrieren und Davida aufs Lernen. Und Katrina kann …“ Sie hielt inne und suchte nach Worten.

„… weiter in Schwierigkeiten geraten?“, ergänzte Téa trocken.

„Sie ist ein gutes Kind“, erwiderte Madam seufzend. „Wahrscheinlich kann sie nichts dafür, dass sie das Unheil magisch anzieht.“

Wie aufs Stichwort klingelte plötzlich das Handy in Téas Tasche. Sie lächelte. „Wenn man vom Teufel spricht …“

„Dann sind wir uns einig“, fasste Luc zusammen, während plötzlich ein weiteres Handy zu klingen begann. „Für die nächsten sechs Wochen bin ich also Ihr Baby…, ich meine, Ihr Leibwächter?“

Ihr war deutlich anzusehen, dass sie am liebsten widersprochen hätte. Dieser Widerstandsgeist gehört wohl zu ihr wie die roten Haare, dachte Luc. Aber dann gab Téa plötzlich nach. „Einverstanden.“ Leise, sodass nur er es hören konnte, zischte sie ihm zu: „Sie wollten Babysitter sagen. Hab ich genau mitbekommen.“

„Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen“, erwiderte er leichthin.

Schnell griff sie in ihre Tasche und stellte jedes ihrer drei Handys auf Vibrationsalarm. Anschließend widmeten sich alle ihrem Essen und vermieden, wie Luc amüsiert feststellte, jedes heikle Thema anzusprechen. Geduldig plauderte er mit, bis sie fertig waren und er die Rechnung für alle beglich. In der ganzen Zeit ließ er Téa nicht aus den Augen.

Obwohl sie sich angeregt mit den Großmüttern unterhielt, wusste Luc, dass sie mit den Gedanken ganz woanders war. Na klar, dachte er, ich bin ihr Problem, und sie sucht nach einer Lösung.

„Ist Ihnen schon was eingefallen?“, fragte er amüsiert.

„Was meinen Sie?“

„Na, was Sie wegen mir unternehmen werden.“

„Noch nicht so recht.“ Dann leuchteten plötzlich ihre Augen erleichtert auf. Ihr musste etwas eingefallen sein, wie sie ihn loswerden konnte. „Madam“, sagte sie an ihre Großmutter gewandt, „eine Frage noch …“

„Ja, meine Liebe?“

„Wie sollen wir eigentlich Mr Dante für seine Zeit und Mühe entlohnen?“ Sie genoss Madams erschrockenen Blick sichtlich. „Leibwächter sind nun mal teuer. Und du weißt, dass wir noch sechs Wochen lang knapp mit Geld sind.“

„Na ja, ich …“

„Ach, hat Nonna das noch gar nicht gesagt?“, sprang Luc ein. „Meine Dienste kosten Sie keinen Cent – sie sind ein Geschenk der Familie Dante zu Ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag.“

„Wie großzügig.“ Die Verärgerung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Aber so ein kostspieliges Geschenk kann ich auf keinen Fall annehmen.“

„Ist schon in Ordnung, Sie brauchen sich nicht zu bedanken“, erwiderte er ironisch. „Machen wir gern. Außerdem sind Babysitter viel preiswerter als Leibwächter. Selbst wenn Sie es nicht als Geschenk annehmen würden – es wäre wirklich sehr billig, mich zu engagieren.“ Schnell stand er auf. „Was halten Sie davon, wenn wir beide uns irgendwohin zurückziehen, um alles in Ruhe zu besprechen?“

„Gute Idee“, antwortete sie und schnappte sich ihren Aktenkoffer und ihre Umhängetasche. „Wie wär’s mit meinem Büro?“

Ihm schwebte eine gemütlichere und privatere Umgebung vor, denn er hatte seine eigenen Pläne. „Ich wüsste was Besseres. Ganz in der Nähe besitze ich ein Apartment.“

„Ich weiß nicht, ob das so gut wäre.“

Er ignorierte ihren Einwand und gab Nonna und Madam zum Abschied jeweils einen Kuss auf die Wange. Dann legte er seinen Arm um Téas Schultern und zog sie aus dem Restaurant. Zu seinem Glück wartete vor der Tür gerade ein Taxi, in das er sie bugsierte, obwohl sie heftig protestierte. Er gab dem Fahrer die Adresse des Apartments und lehnte sich zurück.

Téa war sichtlich erbost über seine Eigenmächtigkeit, aber das amüsierte ihn nur. Sie hat mich völlig durcheinandergebracht, dachte er, da ist es nur gerecht, wenn ich sie auch ein bisschen verwirre.

Kaum hatte sich das Taxi in den Verkehr eingefädelt, begann sie lautstark zu lamentieren. „Auf mich wartet jede Menge Arbeit!“, schimpfte sie. „Ich habe keine Zeit für solche Spielchen. Ich weiß zwar nicht, was Sie vorhaben, Luciano Dante, aber ich habe keine Lust darauf!“

„Beruhigen Sie sich, ich möchte ja nur unseren Großmüttern einen Gefallen tun. Wenn ich sechs Wochen meines Lebens opfere, um sicherzustellen, dass Sie Ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag noch erleben, werden Sie mich wohl doch so lange ertragen können.“

„Das wird sich zeigen.“

Immerhin beendete sie ihre Schimpftiraden. Schnell rief sie in ihrem Büro an, um die nächsten Termine abzusagen, und stellte ihre Handys wieder auf Klingelton um, nicht ohne sie vorher nach eingegangenen Nachrichten zu überprüfen. Doch Luc ahnte, dass das erst der Beginn ihrer Auseinandersetzungen gewesen war. Diese junge Frau würde so schnell keine Ruhe geben!

Nachdem sie die Handys wieder in der Tasche verstaut hatte, schob sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah ihn böse an. „Und noch was … was haben Sie mir da für einen Stromstoß verpasst, als unsere Hände sich berührt haben?“

Wortlos zuckte er mit den Schultern und hoffte, sie würde sich damit zufriedengeben, was natürlich nicht der Fall war.

„Kommen Sie, verkaufen Sie mich nicht für dumm. Ich habe doch davon gehört. Die Dantes sollen so ein merkwürdiges Berührungs-Ding draufhaben. Damit bekommen Sie die Frauen ins Bett.“ Plötzlich schien eine Erkenntnis sie zu durchzucken. „Haben Sie das etwa auch mit mir vor?“

2. KAPITEL

„Los, raus damit! Wollen Sie mich ins Bett bekommen?“

Im Rückspiegel sah Luc, wie der Taxifahrer große Augen machte. „Wo denken Sie hin …? Natürlich nicht.“

Sie sah ihn skeptisch an.

„Eigentlich schade. Man sollte es mal ausprobieren, obwohl …“ Ihre Offenheit verblüffte ihn, aber er entschloss sich dazu, ihr die Wahrheit zu verheimlichen. „Wirklich, Téa, ich habe keine Ahnung, was Sie mit diesem ‚Berührungs-Ding‘ meinen.“

„Ach, hören Sie auf.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sie wissen doch genau, welche Gerüchte über Ihre Cousins im Umlauf sind – wie sie ihre Frauen erobert haben.“

Luc kniff die Augen zusammen. Gab diese Frau denn nie Ruhe? Er war es nicht gewohnt, dass sich Leute mit ihm stritten. War ihr denn nicht klar, dass sie eingeschüchtert zu sein hatte? Dass die Leute parierten, wenn er sprach? Warum war sie so anders? „Eigentlich hatte ich Sie für eine intelligente junge Frau gehalten – zu intelligent, um das Zeug zu glauben, das in den Klatschmagazinen steht.“

Sie errötete leicht. „Es waren ja nicht nur diese Schundblätter. Neulich kam das sogar im Fernsehen … mit Marco und seiner Frau.“

„Ach, das lässt sich leicht erklären“, sagte er leichthin.

„Dann mal los“, antwortete sie herausfordernd. „Ich bin ganz Ohr.“

Verdammt, ließ diese Frau denn nie locker? „Das war nur ein Publicity-Gag. Marco und Caitlyn sind verheiratet. Da ist es doch klar, dass sie ihren Ehemann sogar mit verbundenen Augen erkennt.“

Téas kritischer Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie ihm kein Wort glaubte. „Und was ist mit diesem komischen Stromschlag, den wir erlebt haben? Oder machen Sie das mit jeder Frau, um zu sehen, wie sie reagiert?“

„Das ist mir vorher noch nie passiert“, gestand er ihr.

„Also, was war das? Was hat diesen Stromschlag ausgelöst?“

Sie ließ immer noch nicht locker. Schon fast zwanghaft, diese Hartnäckigkeit, dachte er. „Statische Elektrizität, also Aufladungselektrizität. Als ob man an einem Wollpullover reibt.“

„Wenn es etwas nicht war, dann statische Elektrizität.“

Nach Lucs Geschmack hatte der Fahrer schon genug mitbekommen. „Wir reden darüber, wenn wir in meinem Apartment sind“, erwiderte er und hoffte, damit wäre die Diskussion beendet.

Aber das war sie natürlich nicht. „Ich will’s aber jetzt wissen“, beharrte sie.

„Wie gesagt, wir besprechen alles, sobald wir in meinem Apartment sind.“ Mit einem leichten Kopfnicken wies er zum Taxifahrer, und sie verstand. „Erzählen Sie mir doch in der Zwischenzeit, was Sie beruflich so machen.“

„Ich arbeite für Bling.“ Das war der Spitzname für die Firma Billings, die das Schmuckunternehmen der Dantes mit Gold und Silber belieferte. „Um genau zu sein … Bling gehört mir gewissermaßen.“

Das war ja interessant! „Was heißt gewissermaßen?“, hakte er nach.

„Mein Großvater Daniel Billings hat es mir vererbt, als er vor ein paar Monaten gestorben ist.“

„Ist das der Vater Ihrer Mutter?“, fragte er.

„Nein. Mom war mit Danny Billings verheiratet – Daniels Sohn –, der bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen ist, als ich noch ein Baby war. Als ich neun wurde, hat sie dann meinen Vater geheiratet – also meinen Stiefvater“, erklärte Téa. „Das war zu der Zeit, als wir mit Madam am See waren. Mom und Dad waren in den Flitterwochen. Wir de Lucas sind sozusagen eine Patchwork-Familie. Also eigentlich schon de Lucas – aber mit einer Prise Billings dazwischen.“

„Ich verstehe. Für jemanden, der Billings heißt, ist Téa ein ungewöhnlicher Vorname. Hört sich eher italienisch an.“

„Der kommt von einem ganz, ganz frühen Billings-Vorfahren. Téadora, um genau zu sein. Es ist Familientradition, dass die erste Tochter des ältesten Sohnes diesen Namen erbt.“

Er musterte sie prüfend. „Passt zu Ihnen. Zumindest die verkürzte Version.“

„Danke.“

„Und Sie übernehmen also in sechs Wochen die Firma Billings.“

Sie nickte. „Bis dahin werde ich eingearbeitet.“

Ein leiser Verdacht kam in ihm auf, zu vage, um ihn zu präzisieren. „Und wer leitet das Unternehmen, während Sie noch in der Lernphase sind?“

„Mein Cousin zweiten Grades … Conway Billings.“ Sie lächelte ihn so strahlend an, dass er fast die Fassung verlor. „Sie glauben doch wohl nicht etwa, dass mein Cousin mir ans Leder will?“, fragte sie neckend.

„Sie glauben gar nicht, was manche Leute für Geld alles tun. Ich habe da schon Dinge erlebt …“

„Möglich. Aber nicht Connie.“

„Connie?“

„So wird Conway von allen genannt. Hören Sie, als Leibwächter müssen Sie wahrscheinlich überall Gefahr wittern – selbst dort, wo keine ist. Aber in meinem Fall ist das wirklich nicht nötig.“

Beruhigend wollte sie seinen Arm tätscheln, wie schon im Restaurant, aber wieder zog sie die Hand beim ersten Kontakt blitzschnell zurück. Nervös rieb sie ihre Handfläche, dort, wo sie ihn berührt hatte, als ob sie juckte. Dann sah sie aus dem Autofenster.

„Ich hoffe, wir sind bald da?“

„Ja, sehr bald.“ Und das wurde für seinen Geschmack auch höchste Zeit. „Erzählen Sie mir mehr von diesen Unfällen.“

„Ich hatte überhaupt keine Unfälle.“ Wieder lächelte sie ihn an. „Ich habe nur manchmal Schwierigkeiten, gleichzeitig zu gehen und zu denken.“

Solche Menschen hatte er während seiner Militärzeit schon als Rekruten erlebt. Das würde er ihr schnell abgewöhnen. „Sie sind also, man könnte sagen … ein wenig zerstreut.“

„Das lässt sich leider nicht leugnen. Ich lasse mich einfach zu leicht ablenken.“

„Vielleicht wegen Ihrer finanziellen Probleme …?“, vermutete er.

„Damit wird es auch zusammenhängen. Obendrein versuche ich, so viel wie möglich zu lernen, bevor ich Bling übernehme. Ich hatte ja nie damit gerechnet, die Firma zu erben, deswegen ist es für mich nicht so einfach. Die Praxis ist doch ganz anders als all das, was ich in Stanford für mein Betriebswirtschaftsdiplom gelernt habe.“

„Und Sie sind wirklich ganz sicher, dass Connie nicht doch insgeheim verhindern will, dass Sie Ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag noch erleben?“

„Hundertprozentig“, kam ihre Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Er will ein eigenes Unternehmen aufmachen, sobald ich in der Lage bin, die Zügel zu übernehmen. Im Gegenteil, er ist froh, wenn er die Verantwortung für Bling los ist.“

In diesem Moment hielt das Taxi vor dem Apartmenthaus, und Luc bezahlte den Fahrer. Als Téa und er vor dem Haupteingang des Gebäudes standen, zückte er seine Schlüsselkarte, öffnete damit die Tür und bat Téa mit einer eleganten Geste hinein. Nachdem sie das Foyer durchquert hatten, drückte er auf den Fahrstuhlknopf. Kaum hatten sie den Lift betreten, nahm Téa den Faden von vorhin wieder auf.

„Jetzt sind wir allein“, begann sie.

„Richtig.“

„Dann können Sie mir ja jetzt sagen, warum wir jedes Mal einen Stromschlag bekommen, wenn wir uns berühren. Was läuft da ab?“

„Vielleicht eine Art … magnetische Anziehung?“

„Auf keinen Fall.“

„Meine elektrisierende Persönlichkeit?“

Sie lächelte nur müde und schwieg.

Der Fahrstuhl hatte sein Ziel erreicht. „Donnerwetter, gehört das alles Ihnen?“, fragte sie erstaunt, als sie Lucs riesiges Apartment betrat.

„Ja.“

Zu seiner Erleichterung galt ihr Interesse plötzlich ausschließlich seiner Wohnung, sodass sie ihre bohrenden Fragen vergaß. „Wohnen Sie hier ganz allein?“

„Ich bin eben ein kleiner Einsiedler.“ Derzeit stimmte das ja auch.

Ausgiebig sah sie sich im Apartment um. Die Einrichtung war eher spartanisch, dafür befand sich die Unterhaltungselektronik auf dem neuesten Stand. Doch am meisten interessierten sie die zahlreichen Fotos an den Wänden, die vielleicht mehr über Luc preisgaben, als ihm recht war. Da waren Bilder aus seiner Kindheit, dann Fotos aus seiner Militärzeit. In der Armee war er zum Mann gereift, wie seine Uniform und seine Orden bewiesen. Schließlich die Bilder, die Luc im Berufsleben zeigten, mit Kollegen. Er schien ein einsamer Wolf zu sein, der immer ein wenig abseits von den anderen stand. Sein verschlossener Blick verriet, dass er, auch wenn er noch Träume haben mochte, stets Vorsicht und Misstrauen walten ließ.

All das nahm sie schweigend in sich auf, und er spürte, dass sie aus diesen Bildern viel mehr herauslesen konnte als andere. Instinktiv verstand sie, was sich dahinter verbarg – sein Schmerz, seine Entschlossenheit.

Vor dem großen Fenster blieb sie stehen und genoss den überwältigenden Ausblick auf die Bucht. Ihr schien es zu gefallen, dass die Einrichtung ohne unnötigen Schnickschnack war. Und aus irgendwelchen Gründen überraschte ihn das nicht.

Ebenso wenig erstaunte es ihn, als sie unvermittelt wieder einen geschäftsmäßigen Ton anschlug. „Jetzt wird es Zeit für ein paar Antworten“, kündigte sie an und wandte sich zu ihm um. „Bevor wir über die ganze Leibwächter-Geschichte reden, will ich noch etwas wissen.“

„Komisch, ich auch.“

Er trat näher an sie heran, überrascht und erfreut, dass sie nicht zurückwich. Widerstandslos ließ sie es zu, dass er ihre Hände ergriff. Ein ungeheures Verlangen erfasste sie beide.

„Was ist das?“, fragte sie verwirrt.

„Das ist Dantes Inferno. Was wahrscheinlich bedeutet, dass wir beide in die Hölle verdammt werden.“

Ohne ihr Zeit zum Reagieren zu geben, nahm er sie in die Arme und küsste sie.

Eine heiße Welle der Lust erfasste Téa, sodass sie sogar die Verantwortung für ihre Familie vergaß – etwas, was ihr seit ihrem sechzehnten Lebensjahr nicht mehr passiert war. Genau wie beim ersten Mal, als er sie berührt hatte, durchströmte ein heißes Verlangen sie, bis sie an nichts anderes mehr denken konnte als daran, mit diesem Mann eins zu werden. Verstand, Instinkt, Logik – nichts zählte mehr.

Hätte er sie einfach ausgezogen und sie auf dem Fußboden genommen – sie hätte ihm nichts entgegengesetzt, so heiß war ihr Verlangen. Allein die Vorstellung, ihn auf sich zu spüren, in sich, überall an ihrem Körper … Sie erschauerte.

„Luc …“ Sie seufzte, während sie sich weiterküssten.

Langsam glitt er mit den Lippen tiefer, liebkoste ihren Hals und setzte seinen Weg fort. Plötzlich, sie wusste nicht wie, waren die Knöpfe ihrer Bluse geöffnet, und er küsste ihre Brüste oberhalb des BHs.

„Eine Haut wie Ihre habe ich noch nie gesehen. So zart, so blass …“ Er verwöhnte sie mit Dutzenden kleiner Küsse. „Weich wie Samt, aber das klingt zu kitschig.“

Leise lachte sie auf. „Nicht wie Magnolienblüten?“

„Doch, ja, genau wie Magnolienblüten. Nur noch weicher und zarter.“

Sie hatte keine Ahnung, was in sie gefahren war. All das war doch sonst nicht ihre Art. Nicht das Scherzen und erst recht nicht diese Empfänglichkeit für Zärtlichkeiten. Aber eine Berührung von Luciano Dante genügte, und sie schmolz regelrecht dahin.

Ausgerechnet in diesem Moment klingelte eins ihrer Handys. Rücksichtslos, störend, fordernd. Gereizt ergriff Luc einfach ihren Aktenkoffer und ihre Umhängetasche, öffnete einen Kleiderschrank und stopfte beides hinein.

Die kurze Ablenkung genügte, damit sie wieder zur Besinnung kam. „Warten Sie, Luc.“ Die Handys waren ihre Lebensader, ihr Rettungsanker. Sie hielten sie auf dem Boden der Tatsachen und verbanden sie mit ihrer Familie. Und der war sie verpflichtet. Sie durfte sich nicht aus Selbstsucht ablenken lassen. „Der Anruf könnte wichtig sein.“

„Etwas Wichtigeres als dies hier gibt es nicht …“

Wieder zog er sie zärtlich an sich, und alle klaren Gedanken verflüchtigten sich. Wie machte er das nur, wo sie doch sonst immer so vernünftig war? Vielleicht, weil sie vorher noch nie wahre Leidenschaft verspürt hatte. Jedenfalls nicht so. Im Gegenteil, sie hatte derartige Gefühle immer zu vermeiden gewusst.

Die Familie stand immer an erster Stelle. Seit dem Tod ihrer Eltern hatte es für sie nur Verantwortung und Pflichtbewusstsein gegeben, und sie hatte es nicht gewagt, Gefühle, eigene Bedürfnisse zuzulassen. Doch. Einmal. Ein einziges Mal hatte sie es sich erlaubt, und das hatte in einer Katastrophe geendet.

Ja, in dieser Nacht hatte sie ihre Lektion gelernt. Und seitdem bestand ihr Leben einzig und allein daraus, für ihre Familie zu sorgen. Das war ihre Pflicht und Schuldigkeit, und nichts anderes zählte. Bis – ja, bis Luciano Dante in ihr Leben getreten war und mit einer einzigen Berührung alles verändert hatte.

Sie wollte diesen Mann. Sie brauchte ihn. All die langen Jahre war sie die Zuverlässige gewesen, die ihre Familie umsorgte und beschützte. Ihre privaten Interessen und Bedürfnisse hatten zurückzustehen. Erst wenn sie ihr Erbe antrat, würde sie leichter für ihre Familie sorgen können, würde nicht mehr so viel arbeiten und auf jeden Cent schauen müssen.

Doch schon jetzt war diese ständige Last – nur durch Lucs Berührung – von ihr abgefallen und durch eine Leidenschaft ersetzt worden, wie sie sie noch nie erlebt hatte. Von deren Existenz sie nicht einmal gewusst hatte – bis jetzt.

Wieder küsste er sie, und ihr wurde ganz schwindelig. Pflicht, Verantwortungsbewusstsein, Vernunft – all das verschwand aus ihren Gedanken. Was blieb, waren unvorstellbar intensive Gefühle.

Mit einer schnellen Bewegung hob Luc sie auf die Arme. Ihr war, als schwebte sie geradezu vom Wohnzimmer bis in sein Schlafzimmer. Dort legte er sie auf das Bett und presste sich an sie.

Sie sah ihn an, betrachtete sein hartes Gesicht, sein energisches Kinn. Sein schwarzes Haar war militärisch kurz geschnitten, aber es waren vor allem die Augen, die sein Gesicht dominierten. Raubtieraugen. Augen, die tief in ihre Seele blicken konnten und entdeckten, was sie für sich behalten wollte.

Eigentlich hätte man ihn nicht unbedingt als schön bezeichnet. Kraftvoll, ja. Wagemutig, aggressiv … und sehr, sehr männlich. Seine Gesichtszüge hatten etwas Einschüchterndes und strahlten dennoch etwas aus, das – auch wenn ihnen eine gewisse oberflächliche Attraktivität fehlte – sehr anziehend auf Frauen wirkte.

Oh ja, er war ein überaus imposanter Mann. Stark, muskulös. Und dennoch waren seine Berührungen unendlich zärtlich. Wie war es nur möglich, dass ein Mann, der zum Kämpfer und Krieger bestimmt war, gleichzeitig eine solche Sanftheit kannte?

„Was … was machen wir? Was geschieht mit uns?“, fragte sie.

„Dantes Inferno.“

„Ich weiß, dass es ein Inferno ist. Aber warum ist es so … intensiv?“

Er lächelte. „Nein, so wird es genannt – das, was wir gerade erleben. Das behauptet jedenfalls die Legende.“ Zärtlich strich er ihr über den Hals und dann hinunter zu ihrer Brust, und Téa erzitterte bei seiner Berührung. „Wir nennen es Dantes Inferno. Es widerfährt den Männern in unserer Familie, wenn sie zum ersten Mal einer ganz bestimmten Frau begegnen.“

Nervös lachte sie auf. „Und warum bin ich die Glückliche?“

„Keine Ahnung.“

„Wie lange hält das an?“

Er senkte den Kopf und berührte mit den Lippen ihre Brust. „Das weiß ich nicht.“

„Wenn wir …“ Sie hielt kurz inne, als sie seine Zunge auf der Haut spürte. „Wenn wir uns lieben – geht es dann weg?“

„Ich hoffe es.“ Leise stöhnte er auf. „Vielleicht aber auch nicht, vielleicht hält es eine Zeit lang an. Das wäre mir recht, solange es nicht für immer und ewig ist. Wir haben ja sechs Wochen Zeit, um uns der Sache zu widmen.“

Das beruhigte sie. „Aber … wird es überhaupt verschwinden?“

„Besser wär’s“, erwiderte er. „Ich bin nicht wie meine Cousins. Als es sie erwischt hat, haben sie über kurz oder lang geheiratet. Aber ich bin nicht auf eine längere Beziehung aus – und schon gar nicht auf Liebe. Das verstehst du doch, oder?“

„Im Moment verstehe ich gar nichts“, gab sie zu.

„Es soll nicht für immer sein“, bekannte er offen. „Nur eine Affäre, Sex … Das ist alles. Wenn du dir ein Ende wie im Märchen erhoffst …“

„Nein, da mach dir mal keine Sorgen. An Märchen glaube ich schon lange nicht mehr. Und an Happy Ends erst recht nicht.“

„Aber an das hier glaubst du.“ Mit einer geschickten Bewegung öffnete er ihren BH und streichelte ihre Brustspitzen, bis sie aufstöhnte. „Du glaubst an das Körperliche, genau wie ich. Was wir berühren können. Begehren – und die Befriedigung des Begehrens. Das tust du doch, oder?“

„Du kannst mich sicher leicht davon überzeugen.“

„Vertrau mir, wenn wir fertig sind, wirst du daran glauben.“

Sie lachte, ein helles unbeschwertes Lachen – wie sie es von sich gar nicht kannte. Zärtlich umfasste sie sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn. Minutenlang waren sie so verbunden und erkundeten sich voller Leidenschaft. Aber das genügte nicht. Bei Weitem nicht.

Alle Selbstbeherrschung vergessend, zerrte Téa an Lucs Hemd und versuchte es aufzuknöpfen. Als es ihr nicht gelang, riss sie so heftig daran, dass die Knöpfe absprangen. Endlich konnte sie seine breite muskulöse Brust berühren.

Noch nie hatte sie sich bei einem Mann so frei, so sicher gefühlt. Ganz langsam und genießerisch erkundete sie seinen Körper, streichelte ihn, küsste ihn. Als er lustvoll aufstöhnte, genoss sie es, derartig starke Empfindungen in ihm auszulösen. So viel Macht über einen Mann hatte sie noch nie verspürt. Ein berauschendes Gefühl.

Vorsichtig tastete sie sich tiefer, nicht ohne hier und dort spielerisch streichelnd vom eingeschlagenen Pfad abzuweichen. Schließlich behinderte seine Hose ihren Weg, aber diesmal bewiesen ihre Hände Geschick; zielstrebig löste sie seinen Gürtel, zog den Reißverschluss auf, streifte die Hose ab. Nun war sie am Ziel ihrer Wünsche.

Er war aufs Höchste erregt, und sie streichelte ihn zärtlich. So etwas hatte sie noch nie getan, hatte nie ihrer Neugier freie Bahn gelassen, aber sie konnte nicht anders. Diesmal nicht. Nicht bei Luc. Und er ließ es sich gefallen, versuchte nicht, das Kommando zu übernehmen. Im Gegenteil, er ermutigte sie mit zärtlichen Küssen und leidenschaftlich geflüsterten Worten.

Autor

Day Leclaire
Day Leclaire lebt auf der Insel Hatteras Island vor der Küste North Carolinas. Zwar toben alljährlich heftige Stürme über die Insel, sodass für Stunden die Stromzufuhr unterbrochen ist, aber das ansonsten sehr milde Klima, der Fischreichtum und der wundervolle Seeblick entschädigen sie dafür mehr als genug.
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