Verführ mich, mein Traumprinz

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Paris sehen und sterben! Zu ihrem 25. Geburtstag soll Kaylas Traum endlich wahr werden: ein Besuch in der Stadt der Liebe. Aber warum zeigt ihr Boss, der Tierarzt Dr. Patrick Walcott, ausgerechnet jetzt ein anderes als rein berufliches Interesse an ihr?


  • Erscheinungstag 28.12.2015
  • ISBN / Artikelnummer 9783733766290
  • Seitenanzahl 144
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

1. KAPITEL

„Mr. Cookie ist noch nie über Nacht außer Haus gewesen“, jammerte die Frau im Wartezimmer.

Kayla Bedford hörte die Unterhaltung und verdrehte die Augen. „Mr. Cookie muss mehr raus“, murmelte sie eher zu sich selbst und begann, den großen eingeseiften Schäferhund vor sich abzuspülen.

Duchess ließ die Prozedur geduldig über sich ergehen. Wie kann jemand, der Tiere angeblich liebt, so tief sinken und mich baden?, schien ihr vorwurfsvoller Blick zu fragen.

Kayla hob die Schnauze der Hündin an, damit sie die Stirn säubern konnte, ohne dass Seife in die Augen geriet. „Sieh mich nicht so traurig an“, sagte sie. „Du stinkst. Würdest du dich nicht ständig im Dreck wälzen, müssten deine Besitzer dich nicht hierher bringen.“

Duchess schien einzusehen, dass sie selbst an dieser Behandlung schuld war. Sie bellte einmal und versuchte, Kaylas Nase zu lecken.

Kayla drehte sich lachend weg, um der rosa Zunge zu entkommen.

Sie stellte das Wasser ab und löste die kurze Metallleine, die Duchess während des Bads in der Wanne gehalten hatte. Dann nahm sie ein großes Handtuch aus dem Regal an der Wand und trat zurück.

Duchess schüttelte sich fast immer, bevor sie sich abtrocknen ließ.

„Ich habe noch nicht alles gesehen, was Sie hier anbieten“, sagte Mr. Cookies Besitzerin. „Was ist dort drüben?“

„Der Pflegeraum für die Hunde. Aber dort sollten Sie jetzt nicht hineingehen. Kayla behandelt gerade …“

Kayla hörte die Stimme ihres Chefs, reagierte aber zu spät. Die Tür öffnete sich, und eine Frau trat ein. Ihre Garderobe hatte offensichtlich mehr gekostet, als Kayla in einem ganzen Monat verdiente. Mr. Cookies Besitzerin hatte perfekt gestyltes Haar und ein perfektes Make-up. Ihr Schmuck war so wertvoll, dass eine vierköpfige Familie von dem Erlös fast zwei Jahre hätte leben können.

Mr. Cookie selbst war gar nicht so übel: ein winziger Yorkshireterrier mit einer blauen Schleife zwischen den Ohren.

„Vorsicht, der Hund ist nass!“, rief Kayla und stellte sich zwischen die wohlhabende Kundin und Duchess.

Doch es war zu spät. Mr. Cookie hatte Duchess entdeckt und begann zu bellen. Der zottige Schäferhund stellte seine Ohren auf und sah den Winzling interessiert an. Es war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Mr. Cookie sprang in dem Moment vom Arm seiner Besitzerin, als Duchess die Wanne verließ.

„Dieser fürchterliche Köter wird Mr. Cookie umbringen!“, kreischte die Frau.

Kaylas Chef legte beruhigend die Hand auf ihren Arm. „Keine Sorge, Mrs. Kane. Duchess ist eine wohlerzogene Hündin. Mr. Cookie passiert nichts, sehen Sie?“ Dr. Patrick Walcott deutete auf die beiden Hunde, die sich gegenseitig beschnupperten.

Der Terrier schnurrte tief in der Kehle, als würde er den Augenblick sehr genießen.

„Ihrem Hund geschieht bestimmt nichts“, fügte Kayla schnell hinzu. „Ihnen selbst kann ich das jedoch nicht garantieren. Bitte treten Sie zurück, bevor …“

Im selben Moment schüttelte Duchess sich. Das Wasser spritzte nach allen Seiten. Es war, als würde man von einem Sturzregen erfasst. Verflixtes dickes Fell, schimpfte Kayla stumm, während die Tropfen durch ihren Kittel und ihr T-Shirt bis auf die Haut drangen.

Mrs. Kane schrie auf und hastete aus dem Raum. Ihre High Heels verfehlten Patricks rechten Fuß nur um Millimeter.

Mr. Cookie ließ den Platzregen ungerührt über sich ergehen.

Als Duchess den Kopf senkte, um sein Gesicht zu beschnüffeln, liebkoste er sie mit der Zunge.

Duchess erwiderte die Zärtlichkeit und warf den kleinen Hund mit ihrem Zungenschlag beinahe um.

„Wie Romeo und Julia“, sagte Kayla lächelnd.

Mrs. Kane kehrte in den Raum zurück, beugte sich hinunter und hob ihren durchnässten Hund hoch.

„Mr. Cookie ist ein reinrassiger Terrier!“, verkündete sie. „Ich verstehe nicht, wie Sie so einen Köter frei herumlaufen lassen können. Das ist keine passende Pension für uns. Ich nehme Mr. Cookie auf meine Reise mit.“ Entschlossen wandte sie sich ab und stolzierte davon.

Mr. Cookie wehrte sich heftig und jaulte vor Protest. Offensichtlich zog er Duchess’ Charme einem Luxusleben vor.

„Es tut mir aufrichtig leid, Patrick“, sagte Kayla und sah schuldbewusst aus. „Wenn ich gewusst hätte, dass die Frau die Tür öffnen würde, hätte ich Duchess an der Leine gelassen.“

„Schon gut, Kayla. Ich hatte Mrs. Kane gewarnt, aber sie wollte nicht auf mich hören.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass ich nicht die Verantwortung für Mr. Cookie übernehmen muss.“

„Oh, das wäre kein Problem. Wir würden die Andersons fragen, ob Duchess das Wochenende bei uns verbringen darf, und die beiden gemeinsam in einen Käfig sperren. Sie hätten eine wunderbare Zeit.“

Patrick tippte sie auf die Nase. „Na, na. Hast du nicht gehört, dass Mr. Cookie ein reinrassiger Hund ist?“

Kayla hockte sich hin und schlang ein Handtuch um Duchess. „Das ist sie auch. Sogar mit Papieren. Nicht wahr, meine Schöne?“

Duchess leckte ihre Wange.

Kayla lächelte. „Sie muss unbedingt regelmäßig ihre Zähne putzen. Aber sie will einfach nicht auf mich hören.“

„Vielleicht klappt es besser, wenn du mit ihren Besitzern redest.“

Eine zierliche Blondine trat ein. „Mr. Walcott, Ihr nächster Patient ist da.“ Sie reichte ihm eine Karte.

Patrick dankte und wandte sich wieder an Kayla. „Wann fährst du nach Sunshine Village?“

Sie blickte auf die Wanduhr. „Etwa in einer Dreiviertelstunde.“

„Ich komme mit. Der Kater dort muss geimpft werden.“

„Natürlich kämest du nie auf die Idee, die Leute mit dem Tier hierher zu bestellen.“ „Natürlich nicht.“

„Und eine Rechnung stellst du ihnen auch nicht aus, oder?“

Patrick zog die Brauen hoch, winkte ihr zu und ging in Richtung Behandlungszimmer.

Kayla blickte ihm einen Moment nach. Sie kannte Patrick seit ihrem Eintritt ins College vor sieben Jahren. Er war bei Weitem der sympathischste Mann, den sie kannte. Und er sah wirklich nicht schlecht aus. Der weiße Arztkittel verdeckte seine Figur. Doch sie hatte ihn oft genug in Jeans gesehen, um zu wissen, dass er einen sehr attraktiven Po hatte.

Weshalb ist Patrick bloß nicht verheiratet?, überlegte sie. Seit sie ihn kannte, war er mit zahlreichen Frauen ausgegangen, hatte aber nie eine ernsthafte Beziehung gehabt. Wo lag sein Problem?

„Also, wo liegt dein Problem?“, fragte Kayla ungefähr eine Stunde später, während sie in Richtung Sunshine Village fuhren. Die Sonne ging langsam unter und ließ das Wasser des Ozeans golden funkeln.

Patrick steuerte den Van mit sicherer Hand. Er hatte seinen Arztkittel ausgezogen und trug jetzt ein dunkelblaues T-Shirt. Seine Haut war gebräunt. Er sah Kayla kurz an. Seine blauen Augen waren fast so dunkel wie sein T-Shirt.

Hübsche Augen, stellte Kayla fest. Und ein verführerischer Mund.

„Mein Problem?“, fragte er.

„Wie alt bist du? Einunddreißig, richtig?“ Sie wartete seine Antwort nicht ab. „Ich kenne dich seit sieben Jahren. Während dieser Zeit haben deine Beziehungen mit einer Frau nie länger als zwei Monate gedauert. Woher kommt das?“

„Warum willst du das wissen?“, wich er ihrer Frage aus.

Kayla lehnte sich zurück und deutete auf das Schild, das ihre Ausfahrt ankündigte. „Ich werde nicht mehr lange hier sein“, sagte sie. „Noch zweieinhalb Monate. Dann bist du allein. Ich mache mir deinetwegen Sorgen. Vielleicht solltest du das Apartment anschließend an eine tolle Frau vermieten.“

„Keine schlechte Idee“, gab er unbekümmert zu. „Ich hatte immer schon eine Schwäche für Rothaarige.“ Kayla runzelte die Stirn. Obwohl sie wünschte, dass Patrick endlich eine passende Frau finden und glücklich werden würde, gefiel ihr der Gedanke nicht, dass eine rassige Rothaarige ihr Apartment übernehmen könnte. Sie wohnte seit ihrem College-Abschluss in der Zweizimmerwohnung über seiner Doppelgarage. Die Wohnung war klein, reichte für ihre Bedürfnisse aber völlig aus. „Und wenn ich die Wohnung behalten möchte?“, fragte sie. „Als Unterkunft zwischen meinen Reisen?“

„Ich habe nichts dagegen. Die Entscheidung liegt ganz bei dir.“

Sie bogen auf den Parkplatz von Sunshine Village. Das zweistöckige Gebäude glich eher einer Ansammlung kleiner Häuser als einem Altenheim. Rote Ziegeldächer und leuchtend weißer Putz kontrastierten mit grünen Rasenflächen und zahlreichen Bäumen. Hinter dem Gebäude lag ein großer Garten, der von den Bewohnern gepflegt wurde. Neben Blumen wuchs dort auch Gemüse.

Kayla sprang aus dem Wagen und ging zur Rückseite des Vans. Drei große Transportboxen für Hunde standen auf der Ladefläche. Sie öffnete die Türen und legte die Hunde an die Leine.

Patrick holte seine Arzttasche. „Ich übernehme Trudi“, erklärte er und ergriff die Leine des Dalmatiners.

Die knapp zwei Jahre alte schwarz-weiße Hündin verhielt sich immer noch wie ein Welpe. Nachdem sie versucht hatte, Patrick anzuspringen, zerrte sie vorwärts und bellte aufgeregt, während sie sich dem Gebäude näherten.

Elizabeth, eine siebenjährige Colliehündin, folgte wesentlich gelassener. „Immer eine Lady“, stellte Kayla fest. Sie trug einen kleinen schwarzen Pudel namens Rip auf dem Arm.

Gemeinsam betraten sie den großen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss. Mehrere Bewohner erwarteten sie bereits. Alle Tiere wurden mit ihrem Namen begrüßt. Patrick reichte Kayla Trudis Leine und machte sich auf die Suche nach der großen getigerten Katze, die sich im Altenheim niedergelassen hatte.

„Na, haben Sie den jungen Mann endlich an der Angel?“, fragte Mrs. Grisham, während Kayla die Dalmatinerhündin zu der großen dunkelhaarigen Frau auf dem Sofa führte.

„Noch nicht“, antwortete Kayla lächelnd auf die gewohnte Frage. „Ich habe versucht, Patrick zu verführen. Aber er ist meinen Reizen gegenüber immun“, scherzte sie.

„Dann haben Sie es nicht energisch genug versucht“, erklärte Mr. Peters und zwinkerte ihr zu. „Eine hübsche junge Frau wie Sie? Zu meiner Zeit …“

Mrs. Grisham schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Das haben wir schon hundertmal gehört. Ich bin sicher, dass Kayla sich große Mühe gibt.“

„Patrick und ich sind nur gute Freunde. Wir kennen uns seit Jahren.“

„Hm. Wem wollen Sie mit dieser traurigen Geschichte etwas vormachen?“, fragte Mrs. Grisham.

Kayla lachte leise. „Es ist wahr.“ Sie trat mit den Hunden näher. Die Dalmatinerhündin erkannte Mrs. Grisham und zerrte in ihre Richtung.

Kayla hielt sie zurück und forderte sie auf, sich zu setzen.

„Oh, lassen Sie nur. Trudi springt ein bisschen. Aber daran bin ich gewöhnt.“ Mrs. Grisham tätschelte den Kopf des Dalmatiners. „Wie geht es dir, meine Schöne?“

Trudi wand sich vor Aufregung, und Mrs. Grisham übernahm die Leine.

Nachdem Trudi sich beruhigt hatte, ließ Kayla Elizabeth frei.

Die Colliehündin benahm sich tadellos. Sie ging durch den Raum und blieb bei jedem Bewohner kurz stehen.

Kayla ließ die beiden Hündinnen allein und stieg die Treppe hinauf zu einer Wohnung am Ende des Obergeschosses. Sie klopfte an die angelehnte Tür, bevor sie eintrat.

Sarah sah von dem Album auf, in dem sie geblättert hatte, und lächelte. „Kayla, was für eine Überraschung.“

Kayla küsste die alte Dame auf die runzlige Wange und setzte Rip neben sie auf das Bett. Der winzige Pudel trat mit den Vorderpfoten auf Sarahs Schoß und wedelte glücklich mit dem Schwanz.

„Ich habe dich vermisst, du kleiner Schlingel“, sagte Sarah und tätschelte den Hund. „Und Sie auch.“ Sie drückte Kaylas Hand. „Nehmen Sie sich einen Stuhl. Meine Tochter hat mir das Album geschickt.“

Kayla zog einen Leichtmetallstuhl heran und setzte sich neben Sarah. „Sie hat es tatsächlich gefunden?“

„Ja.“

Sarah schlug die erste Seite um. Grobkörnige SchwarzWeiß-Fotos zeigten ein junges Paar kurz vor dem Einsteigen in ein uraltes Flugzeug.

„Das war 1950. Ich war damals nicht viel älter als Sie“, erzählte Sarah. „Mein Mann Danny wollte mir Paris zeigen. Er hatte dort einige Zeit während des Zweiten Weltkriegs verbracht.“

„Toller Hut“, sagte Kayla und betrachtete das Foto näher.

Sarah trug ein Wollkleid und einen kleinen modischen Hut. Das dunkle Haar fiel in sanften Wellen auf ihre Schultern. Der junge Mann daneben im eleganten Nadelstreifenanzug strahlte über das ganze Gesicht und hielt die Hand seiner Frau, als wäre sie das Kostbarste auf der Welt.

„Sie sehen wahnsinnig verliebt aus.“

„Das waren wir auch. Natürlich hatten wir es nicht leicht. Aber ich habe Danny von ganzem Herzen geliebt und tue es immer noch.“

Kayla wusste, dass Sarahs Ehemann vor beinahe zehn Jahren gestorben war. Sie streichelte den Arm der älteren Frau. „Das wünsche ich mir auch. Liebe, die ein Leben lang hält.“

„Sie werden sie bestimmt finden.“

„Hoffentlich. Schließlich bin ich beinahe fünfundzwanzig. An meinem nächsten Geburtstag wird das Geld aus meinem Treuhandfonds frei. Dann fliege ich nach Paris und anschließend nach Monaco.“

„Wir haben in einem entzückenden Hotel an der Seine übernachtet.“ Sarah blätterte in dem Album und fand eine Ansichtskarte des Gebäudes. „Mich würde interessieren, ob es noch existiert.“

Rip legte sich auf den Rücken und bettelte um Aufmerksamkeit. Sarah nahm den Pudel in den Arm und streichelte sein weiches Fell. „Du bist mein Bester“, sagte sie und nickte zu dem Album. „Sehen Sie es sich an, Kayla. Paris hat sich in den letzten sechzig Jahren gewiss verändert. Trotzdem bekommen Sie einen kleinen Eindruck von dem, was Sie erwartet.“

Kayla blätterte die Seiten um und betrachtete die Fotos. „Ich freue mich schon riesig auf die Reise“, sagte sie. „Seit meinem zwölften Lebensjahr träume ich von Paris.“

„Und von einem netten Franzosen?“, zog Sarah sie auf.

„Ich dachte eher an Prinz Albert von Monaco. Sein Vater war mit einer Amerikanerin verheiratet, und der Prinz ist noch zu haben.“

„Stimmt. Und Sie sind hübsch genug, um einen Prinzen zu verführen.“

Kayla betrachtete ihr verwaschenes T-Shirt. Die Wasserspritzer von Duchess’ „Dusche“ waren nicht zu übersehen. Der Saum ihrer Jeans war verschlissen, und ihre Laufschuhe waren ziemlich abgetragen.

„Geradezu glamourös“, stellte sie trocken fest. „Als wollte ich direkt zu einem Ball.“

„Hören Sie doch auf, Kindchen.“ Sarah gab ihr einen leichten Klaps auf die Hand.„Sie sind eine hübsche Frau. Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie Patrick.“

Kayla schloss das Fotoalbum und legte es in die Schublade zurück. „Patrick betrachtet mich als seine Angestellte und gute Freundin. Ob ich hübsch bin, hat nichts damit zu tun.“

„Und Sie haben nie bemerkt, dass er fabelhaft aussieht?“

Kayla blickte zur Tür und vergewisserte sich, dass sie allein waren. Dann beugte sie sich zu der alten Frau und flüsterte: „Er sieht nicht nur fabelhaft aus, sondern hat auch eine tolle Figur. Das liegt am vielen Joggen.“

„Aha.“ Sarah zog die Brauen hoch. „Und weshalb wollen Sie dann losziehen und sich einen Prinzen suchen, obwohl Sie einen bei sich im Haus haben?“

„Patrick?“ Kayla schüttelte den Kopf. „Was für eine verrückte Idee. Er ist einfach – Patrick.“ Er war ihr Freund – eine Schulter, an der sie sich ausweinen konnte, als ein Student im ersten Collegejahr ihr Herz brach. „Gäbe es irgendwelche Funken, wären sie längst übergesprungen. Sie werden sich damit abfinden müssen, dass ich Prinz Albert heirate, Sarah. Aber keine Sorge. Sie bekommen eine Einladung zur Hochzeit.“

Sarah klopfte auf ihre schwachen Beine. „Ich werde kommen. Und wenn ich auf allen vieren kriechen muss.“

Kayla wehrte mit der Hand ab.„Auf keinen Fall. Wir werden Ihnen den Jet der fürstlichen Familie schicken. Vielleicht auch ein oder zwei junge Männer, die Ihnen während des Flugs die Füße massieren.“

Sarah lachte fröhlich. „Sie werden mir sehr fehlen, meine Liebe.“

Kayla umarmte die alte Frau herzlich. „Sie mir auch, Sarah. Das ist die Kehrseite der Medaille, wenn man geht.“

„Oh, beinahe hätte ich es vergessen.“ Sarah setzte ihre Lesebrille auf und nahm einen Brief vom Nachttisch. „Ich habe meiner Freundin Marie geschrieben. Danny und ich hatten sie kennengelernt, als wir in Paris waren. Sie hat mir geantwortet und wäre entzückt, Sie ihrer Enkelin vorzustellen, die nur wenige Jahre älter ist als Sie. Dann kennen Sie schon jemanden, wenn Sie in Paris eintreffen.“

„Danke.“

Kayla hob Rip hoch und versprach, Ende der Woche wiederzukommen.

Patrick unterhielt sich mit Mrs. Grisham, als Kayla den Gemeinschaftsraum betrat. Mr. Peters warf ihr einen vielsagenden Blick zu und zwinkerte ihr zu.

Patrick bemerkte die Geste und zuckte mit den Schultern.

„Alles erledigt?“, fragte Kayla so unbekümmert wie möglich. „Ja. Whiskers ist ein Prachtexemplar von einem Kater und für ein weiteres Jahr geschützt“, antwortete er. „Hat er dich heute auch wieder gekratzt?“ Sie erinnerte sich an Patricks letzten Versuch, das Tier zu impfen.

Er hielt seine linke Hand hoch. Eine lange rote Schramme lief von dem kleinen Finger über den Rücken zum Handgelenk.

Kayla zuckte unwillkürlich zusammen. „Du hättest mich um Hilfe bitten sollen.“

Patrick sah gekränkt aus. „Ich bin selbst in der Lage, allein mit einem neun Kilo schweren Kater fertig zu werden.“

„Es muss hart sein, immer den Macho zu spielen.“

Patrick streckte die Hand aus und zog an ihrem Zopf. „Ich werde einen Verweis wegen Aufmüpfigkeit in deine Personalakte aufnehmen.“

„Nur zu. Ich bin mit dem Boss befreundet und werde Einspruch einlegen.“

Kayla merkte, dass die Bewohner des Altenheims ihre kleine Plänkelei interessiert verfolgten.

Mrs. Grisham nickte ihr aufmunternd zu.

Na wunderbar, dachte sie und rief die Colliehündin zu sich. „Wir müssen gehen“, erklärte sie fröhlich. „Am Freitag komme ich zurück.“

„Sind die immer so schlimm?“, fragte Patrick und stellte seinen Arztkoffer hinter den Fahrersitz.

„Ja. Sie wollen mich unbedingt verkuppeln. Am schlimmsten ist es, wenn du dabei bist. Bin ich allein, halten sie mir ständig Fotos von Enkeln und Großneffen unter die Nase oder geben mir Ratschläge, wie beispielsweise den jungen Mann näher anzusehen, der den Swimmingpool reinigt.“ Sie legte Rip wieder an die Leine.

„Hast du ihnen von deiner Absicht erzählt, Prinz Albert zu verführen?“

„Nur Sarah. Ich finde es ja rührend, wie sich alle Gedanken um mich machen.“

„Das wundert mich nicht. Du hast dieses Besuchsprogramm mit den Hunden vor zwei Jahren eingeführt und dafür gesorgt, dass seitdem kein einziger Besuch ausgefallen ist. Das rechnen sie dir hoch an.“ Er schlug die hintere Tür des Vans zu. „Du wirst nicht leicht zu ersetzen sein.“

Kayla schlang die Arme um seine Taille. Sie war einsachtundsechzig groß, und Patrick überragte sie um mehr als einen Kopf.

Er umarmte sie ebenfalls, und sie legte die Wange an seine Schulter und atmete seinen vertrauten Duft ein. „Ich werde dich vermissen.“

„Mit deinem reichen Prinzen kann ich nicht mithalten.“

„Vielleicht doch. Ich wette, er kann nicht so gut kochen wie du.“ Lachend stieg sie in den Wagen. „Was machen wir heute Abend?“, fragte sie, während sie auf die Straße bogen.

„Wir tun überhaupt nichts. Ich habe ein Date.“

Kayla musste schlucken. „Eine Frau, die ich kenne?“, stieß sie mühsam hervor.

„Wäre möglich.“

Normalerweise brachte Patricks Neckerei sie zum Lachen. Heute wurde ihre Brust seltsam eng. Was in aller Welt war mit ihr los? „Dann viel Spaß“, verkündete sie und war froh, dass ihre Stimme völlig normal klang. „Vergiss aber nicht, dass wir noch jede Menge Arbeit im Wohnzimmer haben, bevor ich gehe.“ Sie hatten die alten Blümchentapeten heruntergerissen und wollten sie durch modernere ersetzen. „Andererseits: Wenn deine neue Beziehung funktioniert, könntest du auch sie um Hilfe bitten“, fügte sie hinzu.

„Reingefallen!“, rief er fröhlich.

Kayla drehte sich verblüfft zu ihm. „Wie bitte? Du hast gar kein Date?“

Einige Strähnen hatten sich aus ihrem Haar gelöst, und er schob sie ihr aus dem Gesicht. „Das hattest du verdient. Ständig erinnerst du mich daran, dass ich langsam alt werde und heiraten sollte.“

„Ich habe nie gesagt, dass du alt wirst. Mir ist nur aufgefallen, dass du keine einzige ernsthafte Beziehung hattest, seit ich dich kenne. Es gefällt mir nicht, dass du so schwierig bist.“

„Ich dachte, es gefällt dir nicht, wenn ich zu nett und nachgiebig bin.“

„Das auch nicht.“

„Dann kommst du heute Abend rüber und hilfst mir?“

„Ich sollte es eigentlich nicht. Kochst du uns etwas?“

„Grillhähnchen mit Salat. Vielleicht kann ich dich überreden, den Reis dazu zu machen.“

Kaylas gute Laune kehrte zurück. „Okay, ich komme.“

2. KAPITEL

Die Sonne war längst untergegangen. Licht aus dem Küchenfenster und von den Solarlampen, die den Garten säumten, beleuchtete die Terrasse. Die Wärme des sonnigen Tages hielt noch an.

Patrick stemmte die Füße auf den Boden und setzte die Hollywoodschaukel in Bewegung. Seufzend legte Kayla den Kopf auf das weiche Kissen, das sie aus dem Wohnzimmer mitgebracht hatte. Ihre nackten Füße ruhten auf Patricks Schoß.

Patrick hatte eine Hand auf ihre Fersen gelegt und streichelte mit der anderen ihre Wade.

„Ich könnte die ganze Nach hierbleiben.“

„Du versuchst doch nur, dich vorm Geschirrspülen zu drücken.“

Kayla öffnete ein Auge und sah ihn an. „Ich habe schon gekocht.“

Sie war der Inbegriff von Unschuld und Zufriedenheit. Aber das ist nur Show, dachte Patrick und lächelte unwillkürlich. Kayla besaß das Herz eines Piraten. „Du hast den Reis gekocht und den Tisch gedeckt. Den Rest habe ich übernommen.“

„Ich habe dir beim Barbecue Gesellschaft geleistet. Das war auch Arbeit.“

Er zog an ihren Füßen, bis sie flach auf der Schaukel lag.

„Nein, Patrick“, stieß Kayla lachend hervor. „Bitte nicht!“

„Zu spät. Du willst bloß nicht abwaschen.“

„Doch. Ich übernehme alles. Sogar den Boden werde ich aufwischen.“

„Leeres Gerede.“

Er schlang einen Arm um ihre Fersen, damit sie sich nicht rühren konnte, und kniff Daumen und Zeigefinger seiner freien Hand zu einer Zange zusammen.

Autor

Susan Mallery

Die SPIEGEL-Bestsellerautorin Susan Mallery unterhält ein Millionenpublikum mit ihren Frauenromanen voll großer Gefühle und tiefgründigem Humor. Mallery lebt mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen, aber unerschrockenen Zwergpudel in Seattle.

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