Wo sich Glück und Schicksal kreuzen

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Zwei Nebenjobs, um ihr Studium zu finanzieren – Liz hat eigentlich keine Zeit für die Liebe. Doch als Dr. Ethan O‘Neill sie bittet, ihn zu einer Hochzeit zu begleiten, sagt sie kurzentschlossen Ja. Nur schade, dass es nicht ihre eigene Hochzeit mit diesem Traummann ist …


  • Erscheinungstag 21.08.2023
  • ISBN / Artikelnummer 9783751522076
  • Seitenanzahl 130
  • E-Book Format ePub
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Leseprobe

PROLOG

Die Kellnerin stellte zwei dampfende Kaffeetassen vor die beiden Frauen und trat dann einen Schritt zurück.

„Möchten Sie vielleicht noch ein süßes Teilchen oder einen Donut?“, fragte sie. „Ganz frisch, sie schmecken wirklich richtig lecker.“

Cilia Parnell wusste, dass ihre Freundin Ruth so schnell wie möglich ihre Neuigkeiten loswerden wollte, und diese hatten sicher nichts mit Cilias Reinigungsdienst zu tun, den sie zusammen mit ein paar tüchtigen Arbeitskräften betrieb.

„Vielleicht später“, sagte sie deshalb lächelnd.

Die Kellnerin nickte und zog sich zurück.

Sofort beugte sich Ruth Bellamy über den kleinen Tisch. Vor lauter Anspannung hatte sie schon eine Serviette zerpflückt.

Als Ruth nun zu sprechen begann, klang ihre Stimme aufgeregt. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich auch so eine Mutter bin wie die anderen.“

„Wie welche Mütter?“ Cilia wartete auf eine Erklärung, obwohl sie schon ahnte, was Ruth damit meinte.

„So eine, die sich ständig in das Leben ihrer Kinder einmischt. Auch wenn Liz natürlich kein Kind mehr ist.“ Ein wehmütiges Lächeln umspielte Ruths Lippen. Doch dann klang Stolz in ihrer Stimme mit. „Sie war schon früh dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen, mehr, als sie hätte tragen müssen.“ Sie unterdrückte mühsam ihre Tränen und zupfte immer noch an der zerrissenen Serviette.

Schweigend holte Cilia ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und reichte es Ruth. Diese wischte sich damit über die Augen.

„Ich weiß nicht, was ich in den letzten Jahren ohne sie gemacht hätte. Sie hat das College auf Eis gelegt, damit sie sich einen Job suchen und mir helfen konnte, die Arztrechnungen für Howards Behandlungen zu bezahlen.“ Ein trauriges Lächeln umspielte die Lippen der attraktiven Witwe. „Man sollte meinen, dass eine trauernde Familie von der Bezahlung der ausstehenden Rechnungen befreit werden würde, wenn die Behandlung erfolglos war.“ Ruth musste die aufsteigenden Tränen erneut zurückdrängen. Sie hielt abrupt inne. „Tut mir leid, ich will dir nicht die Ohren volljammern, aber ich komme einfach nicht über Howards Tod hinweg.“

Cilia lehnte sich über den Tisch und ergriff tröstend die Hand ihrer Freundin. „Glaub mir, ich verstehe das, Ruth. Als mein Mann starb, habe ich mich auch gefühlt, als müsste ich als Einzige auf der ganzen Welt so eine Tragödie durchleben. Nach und nach wurde es aber besser. Du wirst ihn immer vermissen, aber es wird leichter werden, den Verlust zu ertragen.“

Ruth atmete tief ein und aus. „Ich habe das Treffen aber nicht vorgeschlagen, um dir mein Leid zu klagen.“

Cilia lächelte verständnisvoll. „Ich weiß, meine Liebe.“

Ruth umfasste die Kaffeetasse mit beiden Händen und genoss die Wärme. Langsam nahm sie einen Schluck und versuchte, sich zu beruhigen.

„Auf jeden Fall hat Lizzie ihre ganzen Pläne auf Eis gelegt, um mir bei der Bezahlung der Rechnungen helfen zu können und irgendwie auch bei der Bewältigung von Howards Tod. Er war ihr Stiefvater, aber er mochte sie sehr gern und sie ihn genauso. Er war besser zu ihr als ihr leiblicher Vater.“

„Ich weiß“, sagte Cilia ruhig.

„Er kam manchmal sogar besser mit Lizzie klar als ich. Sie hat zwar keine richtigen Probleme gemacht, aber sie war oft ein Dickkopf. Du weißt ja, wie das zwischen Müttern und Töchtern ist.“

Cilia lächelte und nickte. „Oh ja, das kenne ich aus Erfahrung, Ruth.“

„Auf jeden Fall hat sie unglaublich hart gearbeitet, damit wir die ganzen Rechnungen bezahlen konnten. Ihr eigenes Leben hat sie dafür komplett aufgegeben, auch alle sozialen Kontakte. Sie hätte jetzt schon ihren Abschluss haben, verheiratet sein und Kinder haben können“, meinte Ruth liebevoll.

„Möchte sie das denn?“ Cilia dachte, dass das vielleicht eher Ruths Wünsche als die ihrer Tochter waren. Denn heutzutage wollte nicht mehr jede Frau eine berufliche Karriere für eine Familie aufgeben.

„Mehr, als du glaubst“, versicherte ihr Ruth. „Aber als Howard krank wurde, hat sie das alles zurückgestellt. Sie hat jeden Job angenommen, den sie kriegen konnte, zwei und manchmal drei Jobs gleichzeitig, damit ich die ganze Zeit bei Howard sein konnte. Die Rechnungen sind nun allmählich alle bezahlt, aber ich stehe tief in Lizzies Schuld. Sie war so unglaublich großherzig. Ich muss daher jetzt alles tun, um ihr den College-Abschluss und auch die Gründung einer Familie ermöglichen zu können.“ Ruth schaute ihre Freundin intensiv an. „Dafür brauche ich aber professionelle Hilfe. Deine Hilfe.“

Cilia wusste ganz genau, dass Ruth damit den Nebenjob meinte, den sie zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen ausübte. Eine Partnervermittlung.

„Mal sehen, was ich für dich tun kann“, versprach sie.

„Ich habe da schon ein paar Vorschläge“, sagte Ruth eifrig.

Nun atmete Cilia tief ein und richtete sich auf. „Natürlich, hast du die.“ Cilia hielt nach der Kellnerin Ausschau und winkte sie heran. „Jetzt nehme ich doch ein süßes Teilchen.“

Die Kellnerin strahlte.

1. KAPITEL

„Ich glaube, ich habe einen perfekten Partner für die junge Dame!“, erklärte Maizie Sommers, noch ehe Cilia und Theresa Maizies gemütliches, sonnendurchflutetes Haus betreten hatten.

Cilia hatte ihre Freundinnen vor etwa einer Stunde angerufen und sie gefragt, ob sie sich zu einer Runde Poker treffen könnten. Maizie war sofort einverstanden gewesen. Nicht, dass sie tatsächlich spielten. Aber so hatten sie etwas in den Händen, während sie sich über mögliche Partner Gedanken machten.

Maizie hatte die Ankunft ihrer Freundinnen kaum erwarten können, so aufgeregt war sie bei der Aussicht, zwei verwandte Seelen zusammenführen zu können.

Cilia war verblüfft. „Ich habe dir doch noch gar nicht erzählt, weshalb ich das Treffen vorgeschlagen habe.“

Maizie ging zu dem kleinen Spieltisch, auf dem bereits Karten und Chips lagen und drei Gläser Limonade standen.

„Das musstest du auch gar nicht“, meinte Maizie. „Wir wissen doch alle, worum es geht, wenn du eine Pokerrunde vorschlägst.“ Sie lächelte, während sie sich setzten. „Wenn Ruth nämlich nur deinen Reinigungsservice in Anspruch hätte nehmen wollen, hättest du mich bestimmt nicht gefragt, ob wir uns heute Abend zum Pokern treffen.“

„Maizie hat recht“, sagte Theresa, während sie die Karten austeilte. „Wir spielen immer nur dann, wenn wir uns Gedanken über passende Partner machen, weil eine von uns von besorgten Eltern darum gebeten worden ist – meistens von der Mutter“, fügte sie grinsend hinzu und schaute Cilia an. „Das stimmt doch, oder?“

„Natürlich“, sagte Cilia. „Ich wollte euch nur bewusst machen, wie dringend das Anliegen ist.“ Sie schaute die Frau an, die ihren außergewöhnlichen Club gegründet hatte. „Normalerweise bringt Maizie immer jemanden mit einem Partnerwunsch, oder du, Theresa. Ich wollte einfach auch mal diejenige sein, die jemandem Sorgen abnimmt.“

Theresa legte die restlichen Karten zurück. „Sorgen?“, fragte sie voller Mitgefühl.

„Ruth ist also immer noch nicht über den Verlust ihres Mannes hinweg?“, fragte Maizie mitleidig und fuhr gleich fort: „Howard ist seit fast einem Jahr tot. Ruth hat zwar lange Zeit gehabt, um sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten, aber wir alle wissen, dass es trotzdem schwer ist, auch wenn man das Ende lange hat kommen sehen.“

„Du hast ja recht“, sagte Cilia. „Aber dieses Mal ging es um Lizzie.“

„Tatsächlich? Ich dachte, dass Lizzie nun endlich aufs College geht“, erwiderte Maizie etwas verwirrt.

Cilia schaute ihre Freundin erstaunt an. „Du weißt darüber Bescheid?“

Maizie sagte: „Ich bin im Immobiliengeschäft tätig, da hört man so manches.“

„Offensichtlich“, sagte Cilia seufzend. „Auf jeden Fall fühlt sich Ruth schuldig, weil Lizzie ihr Leben pausiert hat, um ihr zu helfen, die Rechnungen zu bezahlen, die durch Howards Krankheit aufgekommen sind. Anscheinend war es eine sehr hohe Summe.“

„Hätte sie doch bloß vorher mit uns darüber gesprochen, dann hätten wir doch für sie Geld gesammelt. Damit hätte sie wenigstens einen Teil der Kosten bestreiten können.“

Maizie winkte ab. „Du weißt doch, dass sie dafür zu stolz ist, und nun ist es sowieso zu spät. Wir können jetzt nur noch jemanden suchen, der diese selbstlose junge Frau wirklich verdient. Ich denke, ich weiß sogar genau den richtigen jungen Mann für Lizzie.“

Cilia schüttelte lachend den Kopf. „Natürlich hast du schon jemanden im Auge!“

„Weil ich so gute Laune habe, überhöre ich jetzt mal den leichten Sarkasmus in deiner Stimme“, meinte Maizie freundlich.

„Okay, warum hast du denn so gute Laune?“

Maizie strahlte. „Meine Tochter hat mich heute im Büro besucht.“

Ein Lächeln überzog Theresas Gesicht. „Wie geht es Nikki und ihrem gut aussehenden Mann denn? Suchen sie gerade ein neues Haus?“

„Nein.“ Maizies Augen funkelten. „Nikki hat mich gefragt, ob ich, nein, ob wir mit unseren vereinten magischen Kräften eine Partnerin für einen befreundeten Arzt suchen könnten, den sie kürzlich unter ihre Fittiche genommen hat.“

Vereinte magische Kräfte?“, wiederholte Cilia lächelnd.

Theresa nickte. „Das gefällt mir.“

Doch Cilia kam gleich zum springenden Punkt. „Warum kann dieser Arzt denn nicht selbst jemanden finden? Stimmt etwas mit ihm nicht?“

„Er ist vollkommen in Ordnung“, wehrte Maizie ab. „Nach Nikkis Erzählungen ist er sogar perfekt. Nach dem Abschluss seiner Ausbildung hat er als Chirurg gearbeitet und sich dann entschlossen, an eine Free Clinic zu gehen. Daraufhin hat sich offenbar seine Verlobte von ihm getrennt.“

„Sie hat sich von ihm getrennt?“, rief Theresa fassungslos und vergaß nun vollkommen ihre Karten. „Warum denn das, um Himmels willen?“

„Wollte sie ihm vielleicht nicht helfen, seinen Ausbildungskredit abzubezahlen?“, meinte Cilia.

Doch Maizie schüttelte den Kopf. „Anscheinend hatte sich die Verlobte darauf verlassen, dass er ihr den gewohnten Luxus ermöglichen würde, meinte Nikki. Ihr Vater leitet nämlich eine renommierte Praxis in Beverley Hills und Ethan O’Neill sollte dort einsteigen.“

„Und das wollte er nicht“, schlussfolgerte Theresa.

„Der Junge ist mir jetzt schon sympathisch.“ Cilia nickte anerkennend.

Maizie strahlte über das ganze Gesicht. „Das habe ich mir auch gedacht.“ Nun wandte sie sich an Cilia: „Arbeitet Lizzie nicht halbtags für das Taxiunternehmen Chariot?“

Cilia nickte. „Das stimmt. Ruth sagte, Lizzie arbeitet weiter dort, weil sie während ihres Studiums zu den Kosten für ihr College beitragen will.“

„Aber warum fragst du, ob sie noch für Chariot arbeitet? Er ist Arzt, bestimmt hat er ein eigenes Auto“, sagte Theresa, die sofort eins und eins zusammenzählte.

„Oh, natürlich. Er hat es aus zweiter Hand. Sein Stolz hat es nicht zugelassen, dass seine Verlobte ihm ein Auto kauft, in dem sie sich gern gezeigt hätte.“

„Er wird mir immer sympathischer“, murmelte Cilia.

„Auf jeden Fall veranstalten Ethan und ein paar Freunde eine Party für einen anderen Freund, der bald heiratet“, fuhr Maizie fort.

Sie machte eine Kunstpause, sodass Cilia drängte: „Red weiter!“

„Die Gesetze gegen Trunkenheit am Steuer sind hier sehr streng, wie ihr wisst.“ Sie lächelte, denn nun verstanden ihre Freundinnen, worauf sie hinauswollte. „Nikki wird Ethan also empfehlen, ein Chariot-Taxi zu rufen, wenn er und seine Freunde von der Feier im Club nach Hause fahren wollen.“

„In welchem Club feiern sie denn?“, fragte Theresa interessiert.

„In einem dieser total angesagten Lokale. Sehr beliebt bei Junggesellen, die noch einmal richtig Party machen wollen, ehe sie ihrer Braut die Treue schwören.“

Theresa lachte. „Du musst mir nichts erzählen, Maizie. Ich weiß, was heutzutage bei einem Junggesellenabschied abgeht.“

„Natürlich.“ Maizie strich ihr über die Hand. „Dann lasst uns die Einzelheiten besprechen, bevor wir die Sache ins Rollen bringen, einverstanden?“ Sie schaute ihre Freundinnen abwartend an.

Ihre Freundschaft bestand schon seit der dritten Klasse, als sie und Cilia der siebenjährigen Theresa auf dem Schulhof aus der Klemme geholfen hatten. Diese war damals von einer Mädchen-Clique gemobbt worden, die sich das Recht herausgenommen hatten, die kleine Theresa zu schikanieren.

Maizie hatte sie alle mit Cilia als Rückendeckung in die Schranken gewiesen.

So war ihre bis heute andauernde Freundschaft entstanden. Sie hatten einander bei einigen mehr oder weniger erfreulichen Beziehungen begleitet, bis sie alle drei schließlich den Richtigen gefunden und geheiratet hatten.

Maizie, Theresa und Cilia hatten Kinder bekommen und miteinander die Freuden und Herausforderungen erlebt, die das Ganze mit sich brachte. Sie hatten einander außerdem getröstet, als zuerst Maizie, dann Cilia und schließlich auch Theresa den unfassbaren Schmerz beim Tod ihres Mannes hatten erleben müssen.

Sie waren ebenso da gewesen, um einander Mut zu machen und sich zu unterstützen, als eine nach der anderen nach dem Tod ihres Mannes den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt hatte, um für den Unterhalt der Familie sorgen zu können. Sie fühlten sich näher verbunden als Schwestern, weil sie zusammen schon so viel durchgemacht und gemeistert hatten.

„Du weißt, was erforderlich ist“, sagte Maizie zu Cilia. „Eine Auflistung der Interessen, mehrere Fotos und eine Zusammenstellung aller Informationen.“

Theresa nickte und grinste leicht. „Das Übliche halt.“

Maizie lächelte. Sie verstanden einander meistens ohne Worte.

Ihre Tätigkeiten spiegelten ihre persönlichen Interessen und Stärken wider. Maizie hatte sich auf Immobilienhandel spezialisiert und aus ihrem anfänglichem Eine-Frau-Büro ein florierendes Unternehmen gemacht. Theresa hatte ihre Vorliebe fürs Backen und Kochen genutzt und bot Catering für Partys und Zusammenkünfte an.

Cilia liebte Ordnung und das Organisieren. Dies hatte sie perfektioniert und daraus ein Geschäft gemacht. Diese Unternehmen gaben den Freundinnen ein Gefühl der Befriedigung.

Doch was ihre Herzen wirklich erfreute – und das ganz frei von finanziellen Interessen –, war das, was sie zum ersten Mal für ihre Kinder übernommen hatten: Sie hatten Partner für sie gesucht, weil die jungen Leute heutzutage viel zu beschäftigt waren.

Da diese Ehen so harmonisch verliefen, hatte Maizie mit ihren Freundinnen schließlich das Tätigkeitsfeld zu einem Hobby erweitert.

Nach und nach hatte es sich herumgesprochen, dass die engagierten Karrierefrauen auch ein Händchen dafür hatten, Partnerschaften zu vermitteln, und das Überraschende war, dass sich keines der Paare, die sie zusammengeführt hatten, bisher getrennt hatte.

Vielleicht lag es an den bisherigen Erfolgen, dass Maizie während der jetzigen Besprechung der Einzelheiten ein so gutes Gefühl hatte. Die Geschichte wiederholt sich, dachte sie.

Dr. Ethan O’Neill griff nach der laminierten Visitenkarte in seiner Jackentasche. Er wollte sichergehen, dass er die Nummer von Chariot dabei hatte. Wenn er seine Freunde anschaute, hatte er nämlich das Gefühl, dass sie ein Taxi dringend brauchen würden, wenn die Party zu Ende war.

Er selbst trank eigentlich nie viel. Während seiner Studienzeit hatte er oft den ganzen Abend vor einem Glas Bier oder Whiskey gesessen.

Doch Jimmy, Wayne und Pete hatten ihre Spezialgetränke vor sich und kippten ein Glas nach dem anderen. Joel, der Bräutigam, bevorzugte Tequila.

Ethan hatte den Eindruck, dass Joel seine Nervosität wegen der bevorstehenden Hochzeit bekämpfen wollte. Dabei fand diese doch erst in drei Wochen statt.

Bei der nächsten Runde wurde ihm bewusst, dass er viel öfter zahlte als die anderen. Doch wofür sollte er sein Geld noch ausgeben, jetzt, da Catherine mit ihm Schluss gemacht hatte?

Wenigstens hatte er noch seine Freunde, und die passten – egal, ob nüchtern oder betrunken – viel besser zu ihm als Catherine.

Seufzend griff er nach seinem Glas. Fast fünf gemeinsame Jahre, und nun das. Er fragte sich, ob sie ihn wenigstens vermisste.

„Möchten Sie nicht mal was Härteres trinken?“

Ethan blinzelte, als er merkte, dass der Barkeeper, ein glatzköpfiger Mann Mitte Vierzig, mit ihm sprach.

„Geht auch aufs Haus“, fügte der Mann mit einem strahlenden Lächeln hinzu.

„Nein, danke“, antwortete Ethan. „Aber ich glaube, meine Freunde nehmen gern noch ein Glas.“

„Dann sind Sie wohl der Fahrer?“, fragte der Barkeeper, während er den anderen einschenkte. „Ich sage es Ihnen ja nur ungern, aber wenn Sie in eine Kontrolle kommen, ist Ihr Alkoholspiegel wahrscheinlich trotzdem etwas zu hoch.“

„Kein Problem, ich habe schon vorgesorgt.“ Ethan schaute seine Freunde an, die immer lauter wurden. „Für uns alle.“

Der Barkeeper nickte. „Sie sind ein guter Freund.“

„Na ja, ich bin gerade einfach nur nicht so in Feierlaune“, gestand er.

„Ich will ja nicht neugierig sein, aber warum sind Sie dann hier?“

Ethan zuckte mit den Schultern. „Ich habe es versprochen, und der Bräutigam kann jede Hilfe gebrauchen.“

Harry, der Barkeeper, nickte. „Wie ich schon sagte, Sie sind ein guter Freund“, meinte er.

„Ja, so bin ich halt“, murmelte Ethan leise vor sich hin. „Ein netter Kerl.“

2. KAPITEL

Liz Bellamy fühlte sich, als ob sie fast im Schlaf fuhr. Am liebsten hätte sie kurz am Straßenrand angehalten, sich ausgeruht, danach Feierabend gemacht und wäre nach Hause gefahren.

„Elizabeth Bellamy, du bist nicht mehr so fit wie früher“, murmelte sie leise.

Das festzustellen, wenn man noch nicht mal dreißig war, war ganz schön traurig. Noch vor einiger Zeit hatte sie genug Energie für drei gehabt. Doch nun fühlte sie sich manchmal unfassbar schlapp.

Ich bin ja schließlich auch die ganze Zeit voll im Einsatz, gehe aufs College und habe dazu noch einen Job und manchmal sogar zwei.

Sie hatte vier Unterrichtseinheiten hinter sich, die letzte hatte beinahe doppelt so lange gedauert wie vorgesehen. Ihre Professoren hatten allesamt kein Ende finden können. Wie betäubt war sie aus dem College gewankt, doch ihr Tag war noch lange nicht zu Ende. Heute war nämlich einer der Abende, an denen sie für Chariot Taxi fuhr.

Die meiste Zeit über fand sie es ziemlich interessant, Menschen an ihr Ziel zu bringen. Manchmal machte es sogar richtig Spaß. An diesem Abend jedoch definitiv nicht.

Besonders der Fahrgast, dem in ihrem Wagen übel geworden war, hatte sie genervt. Eigentlich war sie ein mitleidiger Mensch, aber die Ursache war keine Krankheit gewesen, sondern er hatte einfach nur zu viel getrunken. Der Mann hatte eine laute, schneidende Stimme gehabt und nur dann geschwiegen, wenn er seinen Magen entleerte. Als sie an seinem Ziel angekommen waren, hatte er noch dazu über den Preis geschimpft, ihr das Geld hingeworfen und beim Aussteigen gemurmelt, dass sie dringend etwas gegen den ekligen Geruch im Fahrzeug tun müsse. Er hatte sich nur mühsam aufrecht halten können und war kurz darauf einer Frau in die Arme getorkelt.

Seine Frau, vermutete Liz beim Anblick ihres gequälten Gesichtsausdrucks. Sie hatte Mitleid mit ihr gehabt, als sie in Richtung einer Autowaschanlage davongefahren war.

Ich sollte Feierabend machen und heimfahren. Schließlich muss ich noch für einen Test lernen, dachte Liz. Sie wollte schlafen gehen, damit sie morgen recht früh und hoffentlich einigermaßen munter aufstehen konnte, um sich den anspruchsvollen Text noch einmal einzuprägen.

Liz war klar, dass sie sich nach Ansicht mancher Leute in einem Hamsterrad bewegte, doch es war ein selbst gewähltes Los, und wenn sie ihr Ziel irgendwann erreichte, war es das wert gewesen. Denn dann hatte sie den Abschluss, der ihr so wichtig war und würde lange Arbeitstage in einem Forschungslabor verbringen.

Dort würde sie dann hoffentlich eines Tages, wenn sie gut und zielstrebig war, der Menschheit einen großen Dienst erweisen können. Sie wollte es schaffen, dass Menschen nicht mehr an der Krankheit sterben mussten, die ihr Stiefvater gehabt hatte.

„Du hast deine Prioritäten gesetzt.“ Sie hielt an, als sie an eine Ampel kam, und runzelte dann leicht die Stirn. „Okay, Lizzie, du führst schon wieder Selbstgespräche. Zeit, Feierabend zu machen.“

Doch genau in diesem Moment begann das Handy, das sie nur für ihren Chariot-Dienst nutzte, in ihrer Tasche zu vibrieren.

„Ich habe Feierabend“, sagte Liz gequält in Richtung ihrer Tasche. „Jemand anderes soll diese Fahrt übernehmen.“

Doch das Handy klingelte weiter. Liz verdrehte die Augen.

„Okay, du hast gewonnen“, stieß sie hervor, zog es aus der Tasche und legte es auf die Ablage. „Hallo, hier ist Liz, Ihre Chariot-Fahrerin. Kann ich Sie irgendwo hinbringen?“ Sie hoffte, dass sich nur jemand verwählt hatte.

„Ja!“, rief Ethan erfreut. Er hatte gerade wieder auflegen wollen. „Meine Kumpel und ich möchten gern nach Hause gebracht werden“, erklärte er. Vielleicht hatte er doch mehr als sonst getrunken, denn die Stimme am anderen Ende war ihm praktisch engelsgleich erschienen.

Reiß dich zusammen, Ethan. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass Engel in Taxis herumfahren.

Meine Kumpel … oh je, lass es bleiben, warnte eine leise Stimme in Liz’ Kopf. Doch sie konnte das Gespräch jetzt nicht einfach beenden. Sie brauchte einen triftigen Grund, um eine Fahrt abzulehnen und den Anrufer an jemand anderen zu verweisen.

„Kumpel?“, wiederholte Liz argwöhnisch. „Wie viele denn genau?“

„Drei … und ich“, antwortete Ethan. „Eigentlich wären wir fünf gewesen, aber der fünfte ist gerade mit einem anderen Freund nach Hause gefahren.“

Ethan verschwieg, dass der andere Freund in Wirklichkeit eine exotische Kellnerin aus dem Club war, in dem sie gefeiert hatten. Joel würde wahrscheinlich keinen Wert darauflegen, dass dieses kleine Abenteuer die Runde machte, wenn er erst mal wieder nüchtern war.

„Vier?“, fragte Liz zweifelnd. „Im Fond haben nur drei Erwachsene Platz.“ Sie hoffte, dass der Mann den Wink verstehen und dankend ablehnen würde. Sie wollte schließlich nicht als unfreundliche Fahrerin gelten. Doch die Aussicht, vier verschiedene Ziele anfahren zu müssen, lockte sie um diese Uhrzeit überhaupt nicht.

Ethan lachte. „So erwachsen sind sie gar nicht.“ Dann dachte er plötzlich, die Fahrerin könnte vielleicht einen falschen Eindruck bekommen. „Keine Sorge, sie sind alle harmlos. Ich auch“, fügte er rasch hinzu. „Ich …“

„Gut zu wissen“, unterbrach ihn Liz. „Aber Sie wären trotzdem vier Erwachsene auf dem Rücksitz, und dafür ist der Wagen zu eng.“

„Und wenn einer von uns, ich zum Beispiel, auf dem Beifahrersitz Platz nimmt? Dann passt es doch, oder?“, fragte er. „Die anderen haben auch keine Beeinträchtigung, nur ich.“ Das ist unglücklich ausgedrückt, dachte er sofort und suchte nach passenderen Worten. „Ich meinte …“

Vielleicht sollte ich einfach so tun, als wäre die Verbindung abgebrochen, dachte Liz. „Nun, ich …“

Ethan hörte das Zögern und die Zweifel in ihrer Stimme.

Autor

Marie Ferrarella

Marie Ferrarella zählt zu produktivsten US-amerikanischen Schriftstellerinnen, ihren ersten Roman veröffentlichte sie im Jahr 1981. Bisher hat sie bereits 300 Liebesromane verfasst, viele davon wurden in sieben Sprachen übersetzt. Auch unter den Pseudonymen Marie Nicole, Marie Charles sowie Marie Michael erschienen Werke von Marie Ferrarella. Zu den zahlreichen Preisen, die...

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